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INIMIGO - Durch die Augen des Feindes (1) von moth-to-flame

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2. Kapitel

Daniel verlangsamte seine Schritte. Er glaubte nicht, dass Jack zugelassen hatte, dass Sam ihm folgte. Wenn er auch manchmal ein unausstehliches Arschloch war, er wusste, wie peinlich es war, wenn eine Frau einen Mann weinen sah. Genau das tat Daniel Jackson im Augenblick nämlich gerade. Er lehnte sich taumelnd gegen einen Baumstamm und schluchzte leise vor sich hin. Seltsamerweise wendete sich sein Hass weder gegen O'Neill noch Hammond. Er wusste durchaus, dass solch ein Ultimatum niemals vom General kommen würde. Nicht freiwillig. Er hasste diese Männer, die hinter dem Stargate-Kommando standen...die Leute, die irgendwo in einem verrauchten Büro im Pentagon saßen und die Fäden zogen. Als wäre er nur eine Marionette, die nach deren Belieben ihre Kunststückchen vorführte. Aber im tiefsten Inneren verstand er den Willen dieser Männer sogar. Er wusste, dass er als Zivilist den Militärs nie das Wasser reichen konnte, auch wenn er sein Bestes gab. Für die zählten nur der militärische Rang und die Anzahl von Sternen auf einer unbequemen und absolut lächerlich aussehenden Uniform. Manchmal fragte er sich, was er alles schon durch seine Erfahrungen mit dem Sternentor verloren hatte...was es ihm genommen hatte. Und warum er überhaupt noch weiter machte. Bisher hatte er geglaubt, er würde es tun, weil er es gut machte. Weil er Menschenleben rettete, dazu beitrug, seinen Planeten vor außerirdischem Diktat durch die Goa'uld zu bewahren. Ein Stück einer Rache für seine Frau zu bekommen. Aber da war er sich nicht mehr so sicher. Er hatte auch zuweilen gehofft, er könnte irgendwann Sarah aus den Fängen des Feindes retten, aber wie sollte ein Verlierer wie er es war so etwas schaffen?

Manchmal fühlte er sich wie Clark Cent. Ein ungeschickter Journalist, in seiner 'Freizeit' Superheld , vergöttert von der Masse, geliebt von einer bildhübschen Frau, die er zudem jeden Tag bei der Arbeit sah. Welche aber nur den Helden in ihm liebte...und da holte ihn die Realität wieder ein. Er konnte die Rollen nicht tauschen. Er blieb Clark Cent. Sein Leben lang.

Aber daran würde sich auch nichts ändern, wenn er hier herumstand und heulte wie ein Baby, dem man den Schnuller weggenommen hatte.

Er sollte wirklich zu den anderen zurückgehen. Sie waren die Letzten, die etwas dafür konnten. Auch wenn Jack manchmal Worte sagte, die verletzten. Daniel wusste, dass auch dieser Mann einen weichen Kern hatte. O'Neill hatte in seinem Leben schon Einiges mitgemacht und hatte eine Art Mauer um sich herum gebaut. Daniel konnte ihn gut verstehen, wenngleich er es niemals schaffen würde, sich durch solch eine Mauer ausreichend zu schützen. Er fragte sich, ob ein Jack O'Neill auch einmal das heftige Verlangen spürte, von einem geliebten Menschen einfach in den Arm genommen und getröstet zu werden. Oder einfach nur mal alleine in einem Zimmer saß und weinte? Das konnte er sich nicht vorstellen. Er bewunderte den Colonel. Er war ein Held. Ein Held mit einer Schwäche für einen gewissen blondhaarigen Major. Aber trotzdem ein Held.

Daniel wischte bei diesem Gedanken die Tränen aus den Augen und blinzelte ein paar Mal heftig.

***

Als er sich die Umgebung das erste Mal bewusst ansah, bemerkte er, dass der Wald längst nicht mehr so dicht war wie am Anfang seiner 'Flucht'. Etwa fünfzig Meter vor ihm sah er ein Gebäude. Oder das, was davon nach jahrzehntelanger Verwitterung noch übrig war. Ein paar Baumstämme versperrten ihm den Blick. Aber es war niedrig und fast vollständig mit Pflanzenwuchs bedeckt. Durch die wenigen Stellen, wo die Ranken der wuchernden Gewächse es noch nicht verdeckten, sah man, wie das Sonnenlicht sich auf der Oberfläche des tempelartigen Gebäudes brach und gleißendes Licht erzeugte. Die wenigen Sonnenstrahlen, die es durch die Baumkronen bis zur goldenen Verzierung des Tempels schafften und reflektiert wurden, bewerkstelligten es, dass sich im Umkreis von mehreren Dutzend Metern der Wald merklich aufhellte. Es war ein gewaltiger Anblick und Daniel wünschte sich, die andern könnten das sehen, was er gerade wahrnahm. Vor allem Sam, ihr hätte es bestimmt gefallen.

Er überlegte kurz, dem restlichen Team Bescheid zu sagen, aber die Aura des Tempels übte eine fast magische Anziehungskraft auf ihn aus. Langsam ging Daniel näher an das geheimnisvolle Bauwerk heran. Als er nur noch wenige Meter von den Grundmauern entfernt war, wurde das Licht so hell, dass der Wissenschafter die Hände vor seine Augen halten musste, um überhaupt etwas erkennen zu können.

"Wow!", entfuhr es ihm. Er umrundete den Bau und entdeckte auf der Rückseite eine etwa 2 mal 2 Meter große Stelle, die nicht mit Pflanzen bewachsen war. Hunderte verschiedener Schriftzeichen waren in das immer noch nichts an seinem Glanz verlorene Gold gearbeitet worden. Daniel fragte sich, wie alt dieser Tempel wohl sein mochte und berührte andächtig einige der Hieroglyphen. Bei genauerem Betrachten stellte er fest, dass er fast alle davon kannte. Es waren tatsächlich echte Hieroglyphen - die heilige Schrift der alten Ägypter. Daniels Miene verfinsterte sich. Diese Goa'uld waren wirklich überall. Sie waren wie eine Seuche.

Dennoch bemühte er sich, die ihm bekannten Zeichen in eine sinnvolle Reihenfolge zu bringen. Wenn er schon mal hier war, konnte er wenigstens herausfinden, was sich in diesem Tempel befand.

Er nahm sich vor, wenn er ergründen sollte, wie diese 'Tür' sich öffnen ließ, würde er die anderen holen. Ganz bestimmt.

***

Fieberhaft übersetzte Daniel Zeile für Zeile und wahr erstaunt, wie leicht es ihm fiel. Seine rechte Hand streifte immer wieder über die Symbole, als könnten seine Fingerkuppen dabei helfen, das Geschriebene zu verstehen. Bis jetzt wusste er schon, dass nur ein bestimmter Wortlaut die Tür öffnen würde. Dazu gab es unter dem eigentlichen Text eine Art Alphabet, indem alle Buchstaben des Altägyptischen aufgeführt waren, und die man scheinbar hineindrücken konnte. Damit wollte der Archäologe jedoch warten, bis er sicher war, den richtigen Code enträtselt zu haben. Die zum Großteil fehlenden Vokale dieser alten Sprache hatten Daniel am Anfang seiner Karriere immer wieder verwirrt, aber mittlerweile war ihm das Ägyptische wie eine zweite Muttersprache geworden.

Binnen kürzester Zeit hatte er mittels mehrerer versteckter Hinweise im Text herausgefunden, welche Buchstabenfolge er drücken musste, um Zugang zum Tempel zu bekommen.

Ächzend und unsagbar langsam verschob sich die schwere Tür nach links und gab eine schmale Öffnung frei. Daniel stand immer noch mit ausgestreckten Händen da und beobachtete das Ganze mit wachsendem Staunen.

***

Das Innere war dunkel. Selbst das draußen so helle Licht vermochte nur einen kleinen Bereich um den Eingang zu erhellen. Ein Winkel seines Verstandes sagte ihm, er solle spätestens nun zum Team zurückkehren und zusammen mit ihnen hierher zurückkommen. Ohne Taschenlampe würde er ohnehin nicht viel erkennen können. Doch selbst wenn er es gewollt hätte, er konnte dem Tempel nicht den Rücken zuwenden. Es war als stünde er in seinem Bann. Als sein Körper die Öffnung fast gänzlich ausfüllte, wirkte der Raum noch bedrohlicher und Daniel verspürte den innerlichen Drang, schnellstens so weit wie nur möglich wegzulaufen. Doch sein Körper gehorchte den Befehlen des Gehirns nicht mehr, sondern ließ in ganz in den Raum eintreten. Mit langsamen, unsicheren Schritten trat er immer weiter in die Finsternis. Plötzlich schloss sich hinter ihm die Tür. Nun war die Dunkelheit absolut. Sein Bewusstsein schrie, aber seine Lippen verließ kein einziger Ton. Er verspürte Angst. Dieser Ort war unheimlich und er glaubte, ein Wispern zu hören, das sich an den für ihn unsichtbaren Wänden des Raumes brach und folglich noch furchteinflößender klang.

weiter: Kapitel 3
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