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INIMIGO - Durch die Augen des Feindes (1) von moth-to-flame

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1. Kapitel

Es war so ruhig. Eine beinahe vollkommene Stille. Nur der Gesang einiger Vögel und die Brise, welche sanft durch die Baumwipfel strich, waren Indizien dafür, dass die Zeit nicht angehalten hatte. Wie ein Wispern klang das Rascheln der Blätter im Windhauch, und Daniel fragte sich, was sie sich wohl erzählen würden, wenn sie es könnten. Er lauschte noch ein paar Sekunden, bevor er seinen Blick von den Baumkronen wieder abwärts richtete.

Er hatte sich vom Team abgesondert, um ein dringendes Geschäft zu verrichten. Doch die Stille hier im dichteren Wald hatte ihn gefesselt und er hatte einige Minuten hier verweilt, um sie zu genießen. Er beobachtete, wie ein Eichhörnchen eilig von einem Ast zum nächsten sprang. Als Daniel einen Schritt zurück machte, zuckten die dicht behaarten Öhrchen des Tieres kurz, es schenkte ihm noch einen abschätzenden Blick und verschwand dann laut klickernd in den dichteren Regionen des Baumes.

Daniel lächelte vor sich hin und beschloss fast ein wenig widerwillig, sich auf den Rückweg zum Waldrand zu machen, bevor Sam oder gar Jack auf die Idee kamen, ihn zu suchen.

Seine Sorge war unbegründet. Weder Jack noch Sam hatten seine Abwesenheit überhaupt bemerkt. Selbst Teal'c schien nur am Rande mitzubekommen, dass der Archäologe sich wieder zu ihnen gesellt hatte.

Sam saß auf einem Stein, hatte ihren Laptop auf dem Schoß und starrte konzentriert auf den Bildschirm. Teal'c stand halb gebückt hinter ihr und ließ sich irgend etwas Wissenschaftliches erklären. Jack hockte einige Meter weiter am Boden und putzte seine Waffe. Auch er war ziemlich vertieft in seine Tätigkeit.

Seufzend näherte sich Daniel und ließ sich neben Jack auf den erdigen Boden plumpsen, sodass eine kleine Wolke aufstob. Wortlos sah er dem älteren Mann dabei zu, wie er polierte, als existierte dafür eine eigene Kunst.

"Daniel! Sie machen mich nervös!", herrschte ihn Jack nach einer Weile an. Seine Putzbewegungen wurden schneller. Nur weil er neben ihm saß?

"Kann es sein, dass Sie 'etwas' gereizt sind, Jack?", fragte Daniel.

"Ja das bin ich. Und wissen Sie was, Sie sind der Grund dafür!", kam es wieder vom Colonel.

"Ach tatsächlich.", erwiderte Daniel kühl.

"Tatsache. Aber ich gewöhne mich langsam daran, mich von Ihnen von einem eintönigen Planeten zum nächsten schleppen zu lassen. Ein paar Stunden in der Gegend herum sitzen und sich langweilen.", sagte Jack und legte eine 'Polierpause' ein, um Daniel zu mustern.

Hatte Daniel gerade richtig verstanden? Jack gab ihm die Schuld daran, dass er sich fadisierte? Es war schließlich nicht seine Entscheidung gewesen, auf diesen Planeten zu gehen. Und es war nicht sein Verdienst, dass es hier keinerlei Anzeichen auf eine Zivilisation gab!

"Was wollen Sie, Jack?! Jaffa-Truppen, massenweise Goa'uld Ha'tacs und Systemlords, die Sie anschnauzen können? Es war Hammonds Entscheidung, einen Schwerpunkt auf bereits besuchte Planeten zu legen, nicht meine!", schrie Daniel und seine Beherrschtheit war vergessen.

"Ach, wirklich!?. Aber das ist nicht unser Job! Dafür gibt es schließlich andere SG-Teams. Wenn Sie dem General diese idiotische Idee nicht vorgeschlagen hätten...", begann er.

"Wenn ich es nicht getan hätte, würde ich jetzt gar nicht hier sein!", unterbrach ihn Daniel aufbrausend.

Mittlerweile waren auch Sam und Teal'c auf die Streiterei aufmerksam geworden und verfolgten die Konversation angespannt. Keiner der beiden brachte den Mut auf, sich einzumischen.

"Was soll das denn nun wieder heißen, Daniel!", rief Jack genervt, aber immerhin hatte Daniel jetzt seine volle Aufmerksamkeit. Sam beobachtete ihren CO. Seine Augen hatten sich in kleine Schlitze verwandelt und mit ein wenig Fantasie war es gar nicht schwer, sich vorzustellen wie rote Blitze daraus hervorschossen. Seine Wangen glühten rosig, dass ihm der Kragen bald endgültig platzte. Daniel hatte ebenfalls einen hochroten Kopf und fuchtelte mit seinen Händen wild in der Luft herum, als könnte er so seine Argumente untermalen.

"Das soll heißen, dass mich Hammond vor die Wahl gestellt hat. Entweder SG1 übernimmt auch solche Expeditionen, oder ich werde einem anderen Team zugeteilt... Oder noch schlimmer, ich darf überhaupt keine Reisen durch das Gate mehr machen.", antwortete der Wissenschafter etwas gefasster.

Jacks verärgerter Gesichtsausdruck verformte sich und zeigte plötzlich Überraschung. Auch Sam horchte auf und war kurz davor, etwas einzuwerfen.

Aber Jack nahm ihr das Sprechen ab.

"Warum sollte er das tun?", fragte er skeptisch, aber immer noch mit scharfe Unteron.

"Ganz einfach. Überlegen Sie mal, welche Missionen SG1 in letzter Zeit ausgeführt hat. Und dann sagen Sie mir, in wie vielen davon ein ausgebildeter Soldat nicht brauchbarer gewesen wäre als ein Zivilist wie ich, der zufällig einen Doktor in Archäologie hat.", erklärte Daniel.

Jack wurde nachdenklich.

Daniel hatte recht. In letzter Zeit hatte SG1 Daniels linguistische, anthropologische, archäologische...was auch immer - Kenntnisse wirklich nur in Ausnahmesituationen benötigt.

Auch Sam und Teal'c kamen ins Grübeln. Das war ihnen gar nicht aufgefallen. Daniel war schließlich von Anfang an eine unverzichtbares Mitglied vom Flagschiff aller SG-Teams...ihn jetzt so zu hintergehen, war seltsam, sollte nicht ein triftiger Grund dahinterstecken...

"Die Kulturen auf anderen Planeten sind zwar manchmal irdischen sehr ähnlich, die ich kenne, aber meistens kann ich mit den fremden Sprachen und Schriften erst nach eingehendem Studium etwas anfangen. Das könnte ich genauso gut vom SGC aus machen. Ich spreche fließend Goa'uld, aber das tut Teal'c auch. Was kann ich sonst noch, sagt es mir!", sagte Daniel leise. Seine Stimme hatte einen traurigen Tonfall angenommen. Er sah abwartend in die Runde. Fast defensiv verschränkte er die Arme und biss sich auf die Unterlippe.

***

Daniels Worte ergaben durchaus Sinn. Alles, was er gesagt hatte, stimmte. Er könnte vieles seiner Arbeit auch auf der Erde machen. Vielleicht sogar besser, weil ihm in der Basis die bessere Ausrüstung zur Verfügung stand. Dutzende Bücher, Computer oder das Internet konnte man nicht einfach mit durch das Sternentor nehmen. Und ein Soldat könnte mehr Sicherheit für das gesamte Team bedeuten und auch besser dafür sorgen, dass Artefakte unbeschadet auf die Erde gelangten.

Aber Schriftzeichen übersetzen war noch lange nicht alles, was Daniel Jackson für SG1 tat.

Jack wollte gerade über seinen eigenen Schatten springen und endlich laut aussprechen, wie viel er von Daniel hielt. Wie sehr sich seine Einstellung zu dem Wissenschafter geändert hatte, seit sie zusammen das erste Mal durch das Stargate nach Abydos gegangen waren. Wie schnell Daniel ein Teil seiner Weltanschauung geworden war...fast ein Familienmitglied, genau wie Sam und Teal'c.

Daniel hatte sich verändert. Auch wenn es ihm selbst vielleicht nicht aufgefallen war. Aus dem tollpatschigen Wissenschafter, der scheinbar nur Augen für kryptische Schriftzeichen und uralte Bauten hatte, war, ob er es gewollt hatte oder nicht, ein Held geworden. Und einer der mutigsten Männer, die Jack kannte. Er hatte gelernt, mit einer Waffe umzugehen, auch wenn er sie am Anfang verabscheut hatte. Er hatte getötet und Jack könnte schwören, ein teuflisches Blitzen in Daniels Augen gesehen zu haben, wenn sie wieder einmal einen Goa'uld erledigt hatten. Er hatte sich im Kampf um die Erde Dutzend Male behauptet. Doch nicht nur sein kämpferisches Können, sondern auch seine brillanten Ideen hatten seinem Team das ein oder andere Mal aus der Patsche geholfen. Wenn Daniel die Person wäre, für die er sich hielt, wäre er längst tot. Und er wäre nicht Mitglied von SG1.

***

Doch als O'Neill dazu ansetzte, das dem jüngeren Mann von Angesicht zu Angesicht zu sagen, war er weg. Jack sah Daniels Schatten gerade noch im Wald verschwinden. Fragend sah er zu Sam, die aufgestanden war und Anstalten machte, ihm zu folgen. "Lassen Sie ihn. Er braucht jetzt ein bisschen Zeit für sich selbst.", bestimmte er ruhig, fast traurig. Sam hielt sofort inne.

"Glauben Sie, dass Hammond das wirklich so sieht?", fragte sie und setzte sich wieder. Jack wiegte langsam den Kopf.

"Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Hammonds Meinung von Daniel ist. Nicht nach allem, was wir ihm zu verdanken haben. Diese Aufforderung kam sicher von jemandem, der nur in seine Akte sieht und Daniels 'Titel' liest. Der keine Ahnung davon hat, wer Daniel wirklich ist.", knurrte er zwischen zusammengebissenen Zähnen. Sam nickte, genau so etwas hatte sie sich auch gedacht. Und sie konnte die Wut ihres Vorgesetzten gegen diese Männer sehr gut verstehen.

"Daniel Jackson ist es wert, ein Mitglied dieses Teams zu sein.", trug Teal'c bei.

"Ja das ist er, und ich wollte es ihm auch gerade sagen.", seufzte Jack. Sam sah ihn überrascht an. Jack zuckte die Schultern. Was, glaubte sie etwa nicht, dass sogar er mal nett zu jemandem sein konnte?

weiter: Kapitel 2
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