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Ein stiller Beobachter von moth-to-flame

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Ein stiller Beobachter


Da ist er also wieder. Voller Vorfreude lausche ich dem Geräusch des näher kommenden Trucks. Was für eine Abwechslung zu dem ewigen Vogelgezwitscher, dem nervigen Plätschern des Teiches und dem aufdringlichen Wind, der durch die umstehenden Bäume fegt! Ich freue mich jedes Mal, wenn ich sein Auto höre. Er - das ist mein...wie soll ich sagen...Erbauer, Teilzeit-Bewohner...Besitzer! Ein Soldat, ein AirForce Colonel. Ein Mann, der in seinem Leben schon einiges mitgemacht hat. Und ich darf voller Stolz sagen, dass ich ihm ein Fels in der Brandung bin, eine starke Schulter, an die er sich lehnen kann, wenn es ihm schlecht geht.
Eigentlich bin ich nichts weiter als eine Blockhütte. Aber für ihn bin ich eine Oase, ein Reservat der Ruhe, eine Insel der Entspannung...ich bin der Ort, an den er geht, wenn das Leben ihm zuviel wird und er eine Ablenkung davon braucht - normalerweise.
Früher kam er immer mit seiner Frau und seinem Sohn her. Das waren lustige Zeiten. Charlie war ein aufgeweckter kleiner Junge, obwohl es mich auch manchmal genervt hat, wenn er mit seinem stumpfen Taschenmesser irgendwelche kryptische Zeichen in mein Holz geritzt hat!
Es wurde viel gelacht, Jack und Sara, wie seine Frau hieß, waren glücklich. Sie kamen zwar nicht oft, aber sobald Jacks Arbeit für die AirForce es zuließ, war ich das Ziel für ihre Wochenenden. Ich erinnere mich gerne daran.
Dann kam die Zeit nach dem Tod seines Sohnes. Es war schrecklich. Ich habe buchstäblich mit ihm geleidet, als er einsam und verlassen am Steg saß und trübsinnig auf das Wasser stierte. Damals kam er oft zu mir. Manchmal sogar vier oder fünf Tage hintereinander. Er selber würde es zwar nie zugeben, aber er hat viel geweint. Er sah schrecklich aus, aß nichts, schlief nicht und lief den ganzen Tag mit dieser ausdruckslosen Miene herum. Wenn man ihm in die Augen sah, spiegelte sich darin seine verletzte Seele. Ich weiß nicht, ob er je eingesehen hat, dass er nicht die Schuld am Tod seines Sohnes hat. Es war ein schrecklicher Unfall, er hat ihn hart gemacht. Vielleicht ein wenig zu hart. Seitdem ist Jack nämlich ein anderer Mensch. Ich habe ihn nie wieder so lachen gehört wie damals, mit Charlie.
Nun ist er ein Meister darin, seine wahren Gefühle hinter einer Maske zu verstecken und nach außen hin immer den gefassten und hartgesottenen Soldaten zu mimen.
Ich hatte ihn schon fast aufgegeben. Aber wider Erwarten wurde es Irgendwann besser. Er kam zwar nicht mehr so oft zu mir, vielleicht, weil er so viele glückliche Erinnerungen mit mir verband. Aber wenn er herkam, dann war er zwar immer noch traurig und alleine, aber nicht mehr ganz so ausgezehrt und hoffnungslos wie in der Zeit nach Charlies Tod. Er entdeckte immerhin ein neues Hobby! Das Fischen. Jedes Mal, hatte er seine Angelausrüstung dabei und saß den lieben langen Tag auf dem Steg und hielt die Rute ins Wasser. Ob er wohl wusste, dass es in diesem Teich keinen einzigen Fisch gibt?
Aber auch diese Besuche waren selten geworden. So selten, dass ich jedes Mal fast aus meiner hölzernen Haut fuhr, wenn ich das bekannte Geräusch seines Wagens die unbefestigte Straße herauf hören konnte. Und je mehr Zeit verging, desto mehr Lebensmut hatte er wieder gesammelt.
Manchmal konnte ich sogar beobachten, wie er - in Gedanken versunken - vor sich hinpfiff. Ab und zu hatte er auch diesen verklärten Ausdruck auf dem Gesicht. Und dieses mysteriöse Lächeln...konnte ich mir nie so recht erklären, obwohl es mir Hoffnung machte. Hoffnung, dass Jack wieder lernen würde, das Leben zu lieben. Dass er die Schickschalsschläge, die es ihm bereitet hatte, vergessen und in eine bessere Zukunft blicken konnte.
Irgendwann realisierte ich, dass er sich er sich verliebt hatte. Dass sich sein Herz nach jemandem verzehrte...
Seine Arbeit bei der AirForce hat ihm immer schon Beständigkeit und Auftrieb gegeben. Aber ich glaube jetzt, mittlerweile ist da auch noch etwas anderes, das ihn stärkt.
Jedenfalls sind schon wieder mehrere Wochen vergangen, seit er mir das letzte Mal einen Besuch abgestattet hat. Deshalb freue ich mich jetzt umso mehr, als sein dunkelgrüner Truck aus dem Schatten der Bäume auftaucht und vor meiner Tür parkt.
Was ist das? Ich meine...WER ist das? Er hat jemanden bei sich! Eine Frau! Eine Frau? Eine blonde, überaus gut aussehende Frau mit klugen, blauen Augen. Ich recke meinen Kamin so gut es geht, um sie genauer sehen zu können. Jack steigt aus. Auch er sieht erholt aus. Und er grinst über beide Ohren. Er ist glücklich! Er umrundet den Wagen und öffnet seiner Begleiterin die Beifahrertür. Was für ein Gentleman...
Die Frau sieht sich staunend um und lächelt. "Es ist wirklich wunderschön hier, Jack.", sagt sie. Das macht ihn, aber auch mich stolz. Er nimmt ihre Hand und verbeugt sich übertrieben vor ihr, als würde er eine Prinzessin aus ihrer Kutsche komplimentieren. Die Frau kichert und umarmt ihn ausgelassen.
"Und, bereust du jetzt, dass du nicht schon viel früher mit mir hergekommen bist?", fragt Jack. Seine Augen...seine Augen...haben noch nie so geleuchtet wie heute. Ich habe ihn überhaupt noch nie so gesehen. Und plötzlich weiß ich, dass sich meine Vermutung bestätigt hat. Er ist verliebt! Und zwar in diese Frau hier. Offensichtlich mit Haut und Haaren. Neugierig schaue ich zu, wie die beiden sich küssen. Leidenschaftlich, hungrig, als hätten sie Jahre darauf gewartet, es tun zu können. Beide haben die Augen geschlossen und geben sich einander in völligem Vertrauen hin. Es ist unglaublich, welche Energie von ihnen auszugehen scheint. Mein eigenes Inneres zieht sich zusammen, so empfinde ich mit ihm. Es tut so gut, ihn glücklich zu sehen. Und ich spüre - so sicher, wie ich noch nie etwas gespürt habe - dass da etwas ganz Besonderes zwischen ihnen ist. Etwas, das ihnen nichts und niemand auf der Welt nehmen könnte...
Endlich lassen sie voneinander ab - atemlos und mit geröteten Wangen. Sam holt Gepäck aus dem Auto, während sich Jack an meiner Tür zu schaffen macht.
Wenig später sitzen die beiden einträchtig am Steg. Jack erklärt Sam die Kunst des Angelns. Sie kichert und macht sich über seinen Enthusiasmus lustig. Jack versucht, sie von der Ernsthaftigkeit dieses Unterfangens zu überzeugen. Aber selbst ich sehe, dass es zwecklos ist. Schließlich schmeißt er die Angel hin und kommt auf sie zu.
"Sam! Hör endlich auf zu kichern, sonst...", droht er gespielt und grinst über beide Ohren. Seine Stimme hat einen verheißungsvollen Unterton und klingt so ganz anders, als alles, das ich je von ihm gehört habe. Sam...so heißt sie also. Sie kichert natürlich trotz seiner 'Warnung' wieder. Ehe ich es mich versehe, hat er sie gepackt und kitzelt sie. Könnte ich es, würde ich vor so viel kindischem Getue meinen Kopf schütteln. Sam gewinnt die Oberhand und im nächsten Augenblick liegt Jack im Wasser. Sam kriegt sich vor Lachen nicht mehr ein, als Jack mit einem missmutigen Gesichtsaudruck schließlich auftaucht. Bei Sams Ausgelassenheit beginnt schließlich auch er, herzhaft zu lachen. Ich muss ebenfalls schmunzeln. Dieses Lachen...es ist das Lachen, das ich vor so langer Zeit von ihm gewöhnt war.
Ich sehe mich um. Und zum ersten Mal seit vielen Jahren wird mir bewusst, wie schön es hier ist. Ich spüre einen vollkommen Frieden in mir. Ein Gefühl, das mir Jack mit dem heutigen Tag geschenkt hat. Die Vögel gehen mir nicht mehr auf die Nerven - sie singen! Sie singen ein wunderschönes Lied. Selbst der Wind, der die Äste der Bäume zum Ächzen bringt, erzählt eine eigene Geschichte. Ich bin glücklich!
Mittlerweile hat Jack seine Begleiterin zu sich ins Wasser gezogen. Die beiden plantschen übermütig. Plötzlich halten sie inne und sehen sich mit diesem durchdringenden Blick an, der einen wohlig erschaudern lässt. Sie versinken in einem leidenschaftlichen Kuss.
Nach schier endlosen Minuten, geflüsterten Worten und ausgetauschten Zärtlichkeiten schleppen sie sich endlich aus dem Wasser. Die Kleider hängen nass an ihren Körpern und schon geht das Gelächter wieder los. Jack macht aber auch ein zu komisches Bild. "Du siehst aus wie ein begossener Pudel!", presst Sam hervor und prustet. Jack mimt den Beleidigten. "Ein Pudel?", hakt er nach und hebt seine Arme. Wasser tropft aus den Ärmeln seines Shirts. Ich sehe den Ausdruck in seinen Augen. Er begehrt sie mit jeder Faser seines Körpers. Seine sonst so wachen Augen mustern ihren nassen Körper. Verlangen und Lust spiegelt sich in ihnen. Auch Sam muss diesen Ausdruck gelesen haben, denn nun kommt sie auf ihn zu und presst ihren Körper gegen den seinen. Jack lächelt sie verliebt an. Ich kann kaum glauben, wie sehr er sich seit seinem letzten Besuch bei mir verändert hat...
Es ist eine Seltenheit, Jack O'Neill ein Lächeln zu entlocken. Aber diese Frau ringt ihm mit Leichtigkeit eines nach dem anderen ab. Ich komme langsam zu dem Schluss, dass Jack seinen Seelenpartner gefunden hat. Und ich gönne es ihm von Herzen. Er hat lange genug danach gesucht.
Die Nacht ist sternenklar. Es gibt hier in Minnesota wirklich viele schöne Nächte. Aber ich kann mich nicht an eine einzige erinnern, die so viel Zauber geborgen hatte, wie die heutige. Die Sterne scheinen sich besonders viel Mühe zu geben, ihr Licht in die Schwärze des Himmels zu schicken. Der Mond erhebt sich über die kleineren Lichter wie ein König über seine Untertanen und taucht meine schöne Umgebung in einen fast magisch anmutenden Schein. Ein nächtlicher Wächter, dessen fahles Licht sich in der Oberfläche des kleinen Sees spiegelt.
Nach einem romantischen Abend waren meine zwei Besucher früh ins Bett gegangen. Ich selbst sollte meine Gedanken lieber weiterhin auf das berauschende Ambiente hier konzentrieren. Und weniger auf die Vorgänge in meinem Inneren. Die Geräusche, die aus meinem einzigen Schlafzimmer dringen, habe ich ebenfalls schon lange nicht mehr gehört. Ich bemühe mich, wegzuhören. Aber es ist gar nicht so leicht. Andererseits: Wer sollte es mir schon übel nehmen? Schließlich bin ich ja nur eine Blockhütte...

"Jack?", fragt Sam mit rauchiger Stimme und kuschelt sich noch enger an den nackten Körper neben ihr. "Hm?", antwortet dieser schläfrig und öffnet die Augen. Sams Augen funkeln im schummrigen Licht des Mondes. Ihre Lippen umspielt ein mysteriöses Lächeln. Sam streicht sanft über seinen Oberkörper und atmet den männlichen Duft ein, der ihre Sinne schon so lange Zeit berauscht. "Es ist wirklich wunderschön hier.", flüstert sie schließlich. "Ich weiß", gibt er zur Antwort und umarmt sie noch fester. Eine Weile liegen die beiden schweigend nebeneinander und in Jacks Kopf spielen sich die Ereignisse des Tages noch einmal ab. Bis zu den letzten zwei Stunden, die die beiden ausschließlich damit verbracht hatten, sich leidenschaftlich zu lieben. Sein Herz schmerzt, aber nun nicht mehr vor Traurigkeit und verlorener Hoffnung, sonder vor Glück. Plötzlich kichert Sam. "Was ist?", fragt Jack sofort und grinst unwillkürlich. "Ach nichts.", behauptet Sam. Ihre Stimme klingt äußerst amüsiert. Jack
knabbert an ihrem Ohrläppchen. "Sag schon.", haucht er und lässt seine Zunge lasziv über ihre Wange streifen. Sam erschaudert. "Es klingt wahrscheinlich absurd, aber ich fühle mich beobachtet.", sagt sie schließlich leise und lacht gedämpft. Jack stimmt ein. "Ich kann dir versichern, hier ist niemand, der uns beobachten könnte. Wir sind allein. Du, ich, Minnesota und das Haus.", versichert er ihr und küsst ihre Schläfe. Sam fängt seine Lippen in einen verspielten Kuss ein. "Das Haus?", fragt sie. Jack murmelt seine Zustimmung und spürt neues Verlangen in sich aufsteigen, sie ganz zu besitzen. Plötzlich hört auch er ein Geräusch, das wie ein zufriedenes Seufzen klingt und nicht von ihnen beiden stammt. Aber das muss Einbildung sein, denn außer den üblichen nächtlichen Geräuschen der Umgebung, die durch das geöffnete Fenster dringen - und ihrer beider Atem - ist die Stille und Friedlichkeit beinahe vollkommen.

~end~
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