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Die Reise (3) - Die letzte Reise von Manuela

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Vorwort

Vorher sollten 'Die Reise' und 'Die Reise (2)' gelesen werden....
Achtung: Bei dieser FF handelt es sich um eine Übersetzung aus dem englischen! Original-Titel ist „The Final Journey“ von „BeeBee“.
Die Reise (3) - Die letzte Reise


„Daniel Jackson.“
„Hi, Daniel, ich bin es, Sam.“
„Sam, hi, wie läuft es?“ Daniel lehnte sich entspannt in seinem Stuhl zurück, froh, von seiner alten Freundin zu hören.

Sam rief nicht oft während des Tages an. Ihre Arbeit beim Pentagon hielt sie auf Trab und normalerweise reservierte sie ihre Anrufe für während der Nachmittage oder am Wochenende, wenn sie wusste, dass Jack und Daniel zu Hause sein würden.

„Ich hatte einen seltsamen Anruf“, sagte Sam, setzte fort, bevor Daniel einen Kommentar abgeben konnte. „Von Beth Ogden.“
Daniel hatte diesen Namen irgendwo schon einmal gehört. Er zerbrach sich den Kopf, bis Sam ihn erinnerte.
„Die Kuratorin, mit der wir in New York gesprochen haben.“

Daniel erinnerte sich. Beth Ogden war die junge Assistentin des Kurators, die Sam die Erlaubnis gegeben hatte, die Inschriften an den Wänden des Tempels von Dendur zu kopieren. Inschriften, die schließlich dazu führten, dass SG-1 noch einmal für eine außerweltliche Mission zusammenkam und Daniel den Aufenthaltsort eines weiteren Systemlords herausfand, der später von den vereinten Streitkräften des SGC und der Tok’ra vernichtet wurde.

„Was wollte sie von dir?“ fragte Daniel, überrascht, dass die Frau überhaupt herausgefunden hatte, wie sie Sam kontaktieren konnte.
„Tatsächlich bist du es, den sie will, Daniel.“
„Mich? Wieso?“
Daniel war noch verblüffter. Er hatte vor ein paar Monaten nicht mehr als einige Worte mit der Frau gewechselt. Wieso wollte sie jetzt mit ihm sprechen?
„Ich bin nicht sicher, Daniel“, gab Sam zu. „Ich muss nächste Woche nach New York zu einem Meeting und ich habe ein Treffen mit ihr arrangiert.“
„Du findest es heraus und lässt es mich wissen?“ bat Daniel.
Er war sehr neugierig, warum Beth Ogden mit ihm reden wollte. Alles, was in Verbindung mit seiner Entdeckung des Textes an der Tempelwand geschehen war, war streng geheim. Auf keinen Fall konnte sie etwas herausgefunden haben, insofern war Daniel sicher.
„Ich verspreche es.“

Nachdem sie sich nach Daniels allgemeinem Gesundheitszustand erkundigt und gefragt hatte, wie es Jack und allen anderen im SGC ging, legte Sam auf, versprach vorher noch, sofort anzurufen, sobald sie mehr wusste.

Daniel konnte sich nicht auf seine Arbeit konzentrieren, sein Geist driftete zur ägyptischen Ausstellung in New York und zu der Kurator-Assistentin dort. Schließlich gab er seine Versuche einer Übersetzung auf, drehte seinen Computer ab und rollte seinen Stuhl herum und aus seinem Büro.

Daniels Bürotüre wurde immer offen und fixiert gehalten, sodass er seinen Rollstuhl nach seinem Willen hinaus- und hineinmanövrieren konnte, ohne warten zu müssen, bis jemand die Tür für ihn öffnete. Das bedeutete, dass er sich mit all dem Lärm aus dem Korridor abfinden musste. Doch es war ein kleiner Preis, der für die Unabhängigkeit bezahlt werden musste, sich frei im SGC bewegen zu können.

„Hey, Jack, was tust du?“ erkundigte sich Daniel, während er seinen Stuhl in Jacks Büro rollte.
„Meine Memos lesen“, antwortete Jack, erleichtert wegen der Ablenkung. Er schob den Stapel Papiere zur Seite. „Was kann ich für dich tun, Dr. Jackson?“
Daniel löste seinen Griff um den Steuerknüppel, gab jeden Versuch auf, seinen elektrischen Rollstuhl weiter in Jacks Büro hinein zu bewegen. Der Boden war übersäht mit Stapeln Papierkram, um die sich jemand kümmern sollte, Handbüchern zum Lesen, Berichten zum Schreiben und Müll, der den Eimer verpasst hatte.

Jack bemühte sich sehr, zu Hause sauber und ordentlich zu sein. Er wusste, es war für Daniel wichtig, in der Lage zu sein, sich leicht in ihrem Haus herumzubewegen, doch hier – in seinem eigenen Büro – ließ er sein chaotisches Selbst sich frei entfalten.

Daniel zuckte zusammen, als Jack einen Stapel Papiere aus dem Weg kickte und der umkippte, sich über den Büroboden verteilte.
„Entschuldige, tut mir leid“, entschuldigte sich Jack, beugte sich hinunter und hob alles auf, warf den durcheinandergewürfelten Haufen auf einen in der Nähe stehenden Aktenschrank.
„Sam hat gerade angerufen“, erläuterte Daniel, ließ seinen Rollstuhl behutsam ein wenig vorrollen, damit Jack die Bürotüre schließen und ihnen ein gewisses Maß an Privatsphäre bieten konnte.
„Sam? Wieso?“ wollte Jack wissen, neugierig, was so wichtig war, dass es nicht warten konnte, bis sie am Nachmittag zu Hause wären.

Daniel erklärte das Wenige, was er wusste. Jacks Augenbrauen zogen sich zusammen, während er versuchte, einen logischen Grund für Beths Wunsch zu finden, Daniel zu treffen.
„Sie kann doch nichts von alldem hier wissen, oder?“ meinte Daniel, wedelte mit seiner Hand, umschloss das SGC als Ganzes.
„Wahrscheinlich hat sie einen Blick auf dich geworfen und sofort erkannt, dass du ein intergalaktischer Reisender bist“, witzelte Jack.
„Und ich nehme an, das ist mein Raumschiff“, gab Daniel sarkastisch zurück, blickte zu dem Rahmen seines Stuhles hinunter.

Jack betrachtete seinen Partner liebevoll. Umgeachtet des schwachen Körpers – zusammengesunken in dem elektrischen Rollstuhl – war Daniel in Jacks Augen noch immer so attraktiv wie eh und je. Er liebte jeden Zentimeter seines praktisch nutzlosen Körpers, seinen noch immer rasiermesserscharfen Verstand, seine Entschlossenheit, sich von der Multiplen Sklerose nicht sein Leben zerstören zu lassen. Und am allermeisten liebte er die Tatsache, dass Dr. Daniel Jackson ihn ebenfalls liebte, aus vollem Herzen und mit all seiner Seele.

Jack lachte. „Er schlägt auf jeden Fall ein Mutterschiff“, scherzte er, während Daniel sich bemühte, ernst zu bleiben.
„Ja, falls ich einem Goa’uld begegne, bitte ich ihn einfach, still zu stehen, während ich ihn überrolle“, lächelte Daniel, seine blauen Augen funkelten.
„Bist du bereit, nach Hause zu fahren?“ fragte Jack, prüfte seine Uhr und erkannte, dass sie es für den Tag gut sein lassen konnten, wenn sie das wollten.
„Warum nicht“, stimmte Daniel zu. „Die Übersetzung für SG-6 kann bis morgen warten.“ Er packte den Steuerknüppel, bereit, aus Jacks Büro hinaus und zum Fahrstuhl zu rollen. „Wir können einen netten, romantischen Abend vor dem Kaminfeuer verbringen“, wisperte er über seine Schulter, während Jack seine Bürotüre abschloss und seinem Partner den Korridor entlang zum Lift folgte.
„Klingt gut für mich“, stimmte Jack zu, holte Daniel ein und wanderte neben ihm, bis sie den Fahrstuhl erreichten.

Während sie auf die Ankunft der Kabine warteten, grüßte der medizinische Leiter der Basis die beiden Müßiggänger. „Was glaubt ihr eigentlich, dass ihr beide hier tut?“ rief sie, näherte sich dem Paar.
„Abhauen“, antwortete Jack, lächelte Janet an.
„Gut für euch“, lächelte sie zurück.

Es war gut, das Paar glücklich und zufrieden zu sehen. Sie hatten beide eine Menge durchgemacht. Und die Ereignisse vor ein paar Monaten, als sich Daniels Zustand nach seinem außerweltlichen Ausflug verschlechtert hatte, hatten ihnen wochenlange qualvolle Arbeit verschafft. Glücklicherweise waren keine der Probleme permanent gewesen. Und mit geänderter und erhöhter Medikamentengabe und einer speziellen Diät, die Janet im Internet gefunden hatte, war Daniel physisch nun in besserer Verfassung, als er es lange Zeit gewesen war.

Natürlich, er war praktisch bewegungslos, unfähig, ohne Hilfe zu stehen oder zu gehen. Und selbst mit Unterstützung war er auf ein kraftloses Schlurfen für ein paar Schritte reduziert, bevor seine schwachen Beine einknickten. Er war zu schwach, um mehr zu tun, als seinen elektrischen Rollstuhl mit einem Steuerknüppel zu bewegen und seine linke Hand war noch immer die schwächere der beiden. Doch selbst sie war kräftiger, als sie es früher gewesen war. Mit seiner guten rechten Hand war Daniel nun in der Lage, selbst Papiere aufzuheben, einen Stift zu halten – vorausgesetzt es war ein dicker – und allein zu essen. Die Nackenmuskulatur, die nach ihrer Rückkehr von dem Planeten so große Sorgen bereitet hatte, war wieder im Normalzustand und die Kopfstütze für seinen Stuhl, die Jack in großer Eile gekauft hatte, war im Besenschrank weggeschlossen.

Janet betrachtete das Paar liebevoll, während sie gemeinsam den Fahrstuhl betraten. Sie hatte sich vor langer Zeit an den Gedanken gewöhnt, dass Colonel Jack O’Neill und Dr. Daniel Jackson ein Paar waren, und die beiden zählten zu ihren engsten Freunden. Es war schön, sie so glücklich zusammen zu sehen, trotz Daniels Behinderung. Als sich die Fahrstuhltüren schlossen, flüsterte sie ein leises Gebet, dass die Dinge noch für eine lange Zeit so weiter gehen würden.


oooooOOOooooo


Sobald Daniel vom Van ausgeladen worden und er ins Haus gerollt war, kehrte er zum Thema des Anrufes zurück, den er von Sam erhalten hatte.
„Keinen Sinn, sich deswegen Sorgen zu machen, Daniel“, riet Jack. „Sam wird mehr herausfinden, wenn sie sich mit der Frau trifft und es dich dann wissen lassen.“
Daniel nickte, bewegte sich dann in Richtung Küche. „Also, was gibt’s zum Mittagessen?“ wollte er von Jack wissen.
„Lassen wir uns was liefern, was meinst du?“ schlug Jack vor. Er mochte die Idee, mit Daniel auf der Couch zu kuscheln viel lieber, als sich am heißen Herd abzumühen.
„Von mir aus gern“, lächelte Daniel, las Jacks Gedanken mit Leichtigkeit.

Später an diesem Abend saßen die beiden nebeneinander auf der Couch, ein Feuer prasselte im Kamin und der Fernseher flimmerte. Das war die Tageszeit, die Jack und Daniel am liebsten hatten. In dem flackernden Licht zusammensitzend, konnten sie die Realitäten ihres Lebens vergessen. Jack konnte den Stress und die Anspannung seines Jobs als Air Force Colonel und Hauptpfleger von Dr. Daniel Jackson vergessen. Und Daniel konnte für eine Zeitlang vergessen, dass er behindert war und solche Pflege benötigte. Sie genossen ihre gemeinsame Freizeit, es war ein kostbares Geschenk, eines, für das sie beide dankbar waren.

„Ich kann nicht aufhören, über Beth Ogden nachzudenken“, murmelte Daniel, starrte in das Feuer.
Jack beugte sich vor und pflanzte einen Kuss auf Daniels Kopf, der mit seinem Kopf auf Jacks Schulter ruhend dasaß. „Du findest es früh genug heraus“, prophezeite er.
Daniel nickte gähnend.
„Bereit fürs Bett?“ Jack warf einen Seitenblick auf seine Uhr.
„Wenn du es bist“, gab Daniel zurück.
Er war erschöpft. Obwohl seine Multiple Sklerose im Moment unter Kontrolle war, ermüdete er noch immer rasch, und ein Tag im SGC laugte ihn normalerweise total aus.

Jack löste sich vorsichtig von Daniel und stand auf, nachdem er sich vergewissert hatte, dass Daniel sicher auf der Couch positioniert war. „Umsetzen in den Stuhl oder tragen?“ fragte Jack.
In den Stuhl zurückzukehren schien sehr mühsam für den kurzen Weg von der Couch zum Schlafzimmer und Daniel wollte sich das nicht antun.
„Tragen, denke ich“, stimmte er zu, erlaubte Jack, seinen schwachen Körper hochzuheben.
Mit seiner guten Hand um Jacks Nacken gelegt, ließ er sich ins Schlafzimmer tragen und auf dem Bett ablegen.

Ihre Abendroutine war schnell erledigt. Jack ließ Daniel bequem im Bett liegend zurück, während er Feuer, Licht und Schlösser kontrollierte, bevor er neben seinem Partner unter die Decke glitt.
„Schlaf gut, Daniel“, orderte Jack, lehnte sich hinüber, um seinen Liebsten zärtlich zu küssen.
Daniels Augen schlossen sich bereits, als er murmelte: „Liebe dich, Jack.“
Jack lächelte, griff aus und schaltete die Nachttischlampe ab. In vier Stunden würde er aufwachen, um Daniels Position zu verändern und Druckstellen zu vermeiden. Er benötigte dafür mittlerweile keinen Wecker, es war in seine Routine eingeprägt und er verschlief nie. Dr. Daniel Jackson war sein Pflegling, vollkommen von ihm abhängig und er würde ihn niemals enttäuschen.


oooooOOOooooo


In den folgenden Tagen versuchte Daniel, Sams bevorstehendes Treffen mit Beth Ogden zu vergessen. Er konzentrierte sich auf seine Übersetzungsarbeit, besuchte Physio- und Hydrotherapie-Stunden, lebte im Großen und Ganzen sein Leben. Von Zeit zu Zeit kehrte sein Geist zu seinem Besuch in New York zurück und er versuchte vergeblich, sich an das Gesicht der Kurator-Assistentin zu erinnern. Seine Begegnung mit ihr war kurz gewesen, um es milde auszudrücken, und er war zu dem Zeitpunkt ziemlich abgelenkt gewesen.

Das Telefon auf seinem Schreibtisch klingelte und er drückte den Knopf der Freisprecheinrichtung. „Daniel Jackson.“ Er wartete.
„Daniel, ich bin es, Sam.“
Endlich Neuigkeiten. Daniel hatte gewusst, dass heute der Tag war, an dem sich Sam mit Beth Ogden traf und er hatte ihren Anruf erwartet.
„Sam, was ist passiert, was weiß sie, was wollte sie?“
„Langsam, Daniel!“ lachte Sam.
„Entschuldige.“ Daniel verbiss sich seine Ungeduld. „Erzähle.“
„Ich traf Dr. Ogden ...“, sie pausierte und korrigierte sich, „... Beth wie geplant“, erklärte Sam. „Wir gingen in ein Café außerhalb des Museums. Sie ist wirklich nett, Daniel, du würdest sie mögen“, plapperte sie.
„Sam!“ Daniels Verärgerung war selbst über die Entfernung spürbar.
„Entschuldige. Sie sagt, nachdem wir sie verlassen haben, untersuchte sie den Tempel selbst und betrieb dann ein paar Nachforschungen in den Museums-Archiven.“
„Und?“ Daniel wäre frustriert herumgehüpft, wenn ihm das möglich gewesen wäre.
„Und sie fand ein paar im Keller weggesperrte Artefakte, die augenscheinlich in oder beim Tempel gefunden worden waren.“
„Welche Art Artefakte?“ Daniel erregte sich immer mehr.
„Dinge, die niemand identifizieren konnte, seltsame Objekte, von denen zu der Zeit gedacht wurde, sie wären von keinerlei archäologischer Bedeutung und die gemeinsam mit dem Tempel verpackt und zum Museum geschickt worden waren.“
„Hast du sie gesehen, hat sie sie gesehen?“ wollte Daniel wissen, sein Geist raste.
„Sie hat sie gesehen und nach ihrer Beschreibung klingen sie sehr verdächtig nach einem Goa’uld-Gedankenwandler und einem Heilgerät, Daniel.“ Sam ließ die Bombe platzen und wartete auf Daniels Reaktion.
„Mein Gott!“ war alles, was Daniel herausbrachte.
„Tatsächlich“, stimmte Sam zu.

„Was machen wir jetzt?“ Es juckte Daniel, die Objekte zu sehen, mit Beth Ogden zu sprechen und selbst die Archive zu durchforschen.
„Beth würde dich noch immer gerne wiedersehen, Daniel. Denkst du, der General wäre einverstanden, wenn du und Jack nach New York kommt?“ Sam pflanzte die Saat einer Idee in Daniels Geist.
„Ich frage ihn auf jeden Fall“, meinte Daniel. „Überlass das mir und ich rufe dich wieder an. Ich gehe davon aus, du hast eine Telefonnummer von Dr. Ogden?“

Nachdem Sam Daniel versichert hatte, dass sie Beth jederzeit erreichen konnte, wenn es nötig wäre, verabschiedeten sie sich. Dann drückte Daniel sofort den Knopf an seinem Telefon, der ihn mit General Hammond verbinden würde und bat um ein dringendes Gespräch.


oooooOOOooooo


„Denken Sie, diese Dr. Ogden stellt ein Sicherheitsrisiko für das SGC dar?“ wollte der General von Daniel wissen, nachdem ihm die Dinge erklärt worden waren.
„Das denke ich nicht, Sir“, meinte Daniel, „aber sie ist eine sehr intelligente Frau und wusste offensichtlich, dass es da etwas Interessantes an dem Tempel gab, was sie zu den Nachforschungen veranlasste, nachdem wir weg waren.“
„Glauben Sie, eine Reise nach New York, um herauszufinden, was sie entdeckt hat, wäre sinnvoll?“ setzte der General fort.
Daniel nickte. „Ja, Sir. Wenn es dort Goa’uld-Artefakte gibt, müssten wir sie hierher bringen und es wäre interessant zu wissen, was sie sonst noch entdeckt hat.“
„Schaffen Sie den Trip, Doktor?“

General Hammond warf dem Archäologen einen besorgten Blick zu, wie er so in seinem elektrischen Rollstuhl saß. Er erinnerte sich nur zu gut, wie lange es gedauert hatte, bis Daniel seinen Weg zu seinem jetzigen Stadium zurück erkämpft hatte. Seine letzte Reise nach New York und die außerweltlichen Aktivitäten hatten tiefe Spuren hinterlassen. Hammond zögerte, Daniels empfindliche Gesundheit weiterem Stress auszusetzen, indem er ihn zwang, irgendeine Art von Aktivitäten zu unternehmen, die einen weiteren Rückfall in seiner Verfassung bewirken könnten.

„Mir geht es gut, General“, beharrte Daniel.
„Ich spreche mit Colonel O’Neill und Dr. Fraiser, bevor ich irgendwelche Entscheidungen treffe“, beschloss der General, versuchte, Daniels enttäuschtes Gesicht zu ignorieren.
„General ...“, setzte Daniel zu einem Protest an, wurde jedoch sofort gestoppt, als der General seine Hand hob.
„Dr. Jackson“, sagte er, lächelte dem jungen Mann zu, „mein Leben wäre nichts mehr wert, wenn ich mich entweder mit Colonel O’Neill oder Dr. Fraiser anlegen würde.“
Daniel lächelte zurück. „Bitte plädieren Sie in meinem Interesse, General“, scherzte er, umklammerte den Steuerknüppel und bewegte sich zur Tür.
General Hammond erreichte sie zuerst und hielt sie auf, während Daniel seinen Stuhl hinaus in den Korridor manövrierte.
„Ich werde mein Bestes tun, Sohn“, versicherte ihm der General, beobachtete Daniel freundlich lächelnd, während der zum Fahrstuhl rollte.


oooooOOOooooo


„Oh, Herrgott noch mal, Daniel, nicht schon wieder!“ stöhnte Jack, als Daniel seinen Wunsch, nach New York zu fliegen, äußerte.
„Jack, bitte! Ich muss Dr. Ogden und diese Artefakte sehen“, bettelte Daniel. „Und ich muss herausfinden, was sie weiß.“
„Kann Sam das nicht übernehmen?“, fragte Jack, wusste sehr gut, dass Daniel entschlossen war zu fliegen, ohne Rücksicht auf die möglichen Risiken für seine Gesundheit.

Daniel machte sich nicht die Mühe zu antworten, er hob bloß eine Augenbraue in Jacks Richtung und diese Augenbraue sprach Bände. Daniel wusste, dass Jack ihm nichts abschlagen konnte und dass Jack nach einer Menge Seufzen, Jammern und Brüllen kapitulieren würde. Und dann – vorausgesetzt, er konnte Janet mit genügend Süßholzraspeln überreden – konnte Daniel Pläne für seine Reise nach New York schmieden.

„Daniel, du lernst es nie“, stöhnte Janet Fraiser, als sie den Vorschlag hörte.
Sie blickte zu Jack, der schützend hinter Daniels Stuhl stand. Der hob nur seine Schultern und Janet wusste, dass er bereits besiegt worden war. Also bildete sie das letzte Hindernis zwischen Daniel und seiner Reise. Sie seufzte und starrte ihren Freund an.

Sie wollte in der Lage sein, ihn alles tun zu lassen, was er wollte, wann er es wollte. Doch sie hasste es, diejenige zu sein, die danach die Teile aufsammeln musste. Sie war es, die ihn in der Krankenstation festhalten musste, die ihn beobachten musste, während er darum rang, wenigstens den Anschein von Stärke und Bewegungsfähigkeit in seinem schwachen Körper zurückzuerhalten. Janet wusste, dass in diesem schwachen Körper ein starker Geist steckte. Und sie wusste, dass sie nicht diejenige sein würde, die ihn davon abhielt zu tun, was immer er fertig brachte, so lange er noch fähig war, es zu tun.

„Okay, ich gebe auf“, sagte sie.
Daniel seufzte erleichtert.
„Du darfst fliegen – und ich wiederhole ... nur dann – wenn du meine Befehle punktgenau befolgst“, setzte Janet mit ihrer strengsten Stimme nach.
„Danke, Janet.“ Daniel grinste den medizinischen Offizier glücklich an.

Er würde ihren Befehlen sorgfältig lauschen, ergeben versprechen, sie zu befolgen und dann Jack mit Drohungen und Schmeicheleien dazu bringen, ihn genau das tun zu lassen, was er wollte ... wie üblich.

Janet und Daniel hatten bei vielen Gelegenheiten ihre Geweihe gewetzt und beide wussten genau, was geschehen würde, sobald Daniel die Erlaubnis erhielt, nach New York zu fliegen. Janet Fraiser und Jack O’Neill würden die Teile aufsammeln und Daniel wieder zusammensetzen.

„Colonel O’Neill, ich vermute, Sie werden Dr. Jackson auf seiner Wahnsinnsfahrt begleiten?“ Janets Augen trafen auf die des Colonels.
„Das tue ich ganz bestimmt“, antwortete Jack. „Er geht nirgendwo hin, ohne dass ich an seiner Seite stehe.“
Daniel stöhnte. Er war schlicht und einfach der Gnade des Colonels und der Ärztin ausgeliefert. Ein gewinnendes Lächeln und ein Paar tiefblauer Augen waren seine einzige Verteidigung, um nicht für den Rest seines Lebens in Watte gepackt zu werden.


oooooOOOooooo


Daniel saß da und sah zu, wie Jack ihre Taschen für die Reise packte. Alles war arrangiert worden und Jack und Daniel würden am nächsten Morgen abfliegen. Sie hatten im selben Hotel gebucht, in dem Daniel beim letzten Mal gewohnt hatte, als er mit Sam dort gewesen war. Zumindest wusste er, dass die Einrichtungen brauchbar waren.

Sobald die Taschen fertig gepackt waren, beaufsichtigte Daniel Jack, der einige Akten und Papiere sortierte, die Daniel benötigte und sie in die passenden Mappen ordnete. Während er Jack beobachtete, verbiss sich Daniel das bekannte Gefühl der Frustration und totalen Hilflosigkeit.

Manchmal konnte er es beherrschen, doch bei anderen Gelegenheiten – während sein physischer Körper langsam in ein infantiles Stadium zurückfiel – fand sich Daniel von der selben wütenden Frustration gepackt, die den Wutanfall eines Zweijährigen nährt. Der einzige Unterschied zwischen den beiden – wusste er – war, dass die Entwicklung eines Zweijährigen dadurch stimuliert wird, wo hingegen der selbe Wutanfall in Daniel bloß bewirkte, dass es ihn auseinander riss. Die Feststellung Das kann ich alleine wurde immer weniger zu einer Tatsachenbeschreibung oder einer Möglichkeit als zu einem unerreichbaren Verlangen. Er konnte nicht mehr länger auf Übung macht den Meister zählen, wie er es in seiner Kindheit getan hatte. Anstrengung und Willenskraft hatten ihren Sinn verloren, doch das Sehnen nach persönlicher Unabhängigkeit blieb am Leben und wach in diesem verkrüppelten physischen Körper. Myelin verschwindet, Nerven schließen kurz, Muskeln verkümmern. Doch das Gehirn – durchlöchert von sklerotischen Flecken – jammert weiter Das kann ich alleine.

Während Daniel Jack beobachtete, schrie ihm sein Geist zu, selbst durch die Papiere zu stöbern, die Artikel nach denen zu durchforsten, die er benötigte. Aber sein Körper blieb bewegungslos im Stuhl sitzen und er musste sich – wieder einmal – zwingen, ruhig zu bleiben und sein Los zu akzeptieren.

„Bist du okay?“ fragte Jack plötzlich, bemerkte, wie still Daniel geworden war.
Daniel war nicht wirklich der Meister im Verbergen seiner Gefühle und Frustrationen, wie er dachte, und Jack erfasste mit Leichtigkeit die Stimmungsschwankungen seines Partners.

Jack O’Neill hatte auf eine Art seinen Frieden mit Daniels Körper geschlossen, die Daniel nicht besaß. Seit sie Liebhaber geworden und bevor Daniels Symptome aufgetreten waren, liebte Jack jeden Zentimeter von Daniels Körper. Nun, wo sein Partner sehr wenig selbst tun konnte, war Jack gerne bereit, Lotion einzureiben, Nägel zu schneiden, Socken auf gummiartige Füße zu ziehen und Katheterbeutel zu wechseln. Seine Hilfsdienste – Fähigkeiten, kombiniert mit Sinnlichkeit – versicherten Daniel, dass er noch immer geliebt wurde. Jacks aufmerksame und liebevolle Anwesenheit versorgte Daniel mit Beweisen gegen die Abneigung, mit der er sich nur allzu bereitwillig selbst begegnete.

„Mir geht’s gut“, gab Daniel zurück, schenkte Jack ein knappes Lächeln. Er atmete tief ein. Er fühlte sich vielleicht wie in einem Wutanfall, doch in den meisten Fällen konnte er dem Impuls nicht nachgeben.
Verdammt, dachte Jack, bemerkte Daniels Anspannung, entschied jedoch, sie zu ignorieren. „Brauchst du die?“ erkundigte sich Jack, legte einen Stapel Papiere auf Daniels Knie.
Daniel verankerte den Stapel mit seiner linken Hand, blätterte dann mit seiner guten rechten Hand. Jack beobachtete ihn stolz.

Es war noch gar nicht so lange her, dass Daniel nicht einmal diese einfache Aufgabe erledigen hätte können. Vor seiner außerweltlichen Reise war seine rechte Hand schwächer geworden, bis er nicht mehr in der Lage war, auch nur ein Blatt Papier ohne beträchtliche Mühe hochzuheben. Nun, mit der veränderten Medikamentengabe und zusätzlichen Physiotherapie-Stunden, hatte es eine leichte Verbesserung gegeben. Und es war diese Verbesserung, die Daniel die Fähigkeit gab, die Papiere durchzublättern.

Während Jack Daniel zusah, dachte er zurück zu einer Zeit, als Daniel – obwohl er bereits an den Symptomen der Multiplen Sklerose litt – Sprache benutzte, um abzuleugnen, sie zu haben. Die linke Hand arbeitet nicht mehr wurde lieber benutzt als meine linke Hand. Es war, als ob Daniel seinen Kummer im Zaum hielt, indem er sich von seinem zerstörten zentralen Nervensystem distanzierte. Schließlich hatte ihn sein Psychologe dazu gebracht zu erkennen, dass er mit diesem Verhalten gleichzeitig jede Möglichkeit der Selbst-Liebe verhinderte und allmählich schulte sich Daniel, von meinen Händen, meinen Beinen zu sprechen, übernahm damit Verantwortung für sie.

Diese Zeit lag nun hinter ihnen, im Großen und Ganzen akzeptierte Daniel seine Behinderung und die Einschränkungen, die sie bewirkte. Er war mit seinem Körper eher im reinen und genoss normalerweise das Wenige, was er jeden gottgegebenen Tag schaffen konnte. Im vollen Wissen, dass es an irgendeinem Morgen unausweichlich weniger sein würde.

Daniel hob seinen Kopf von den Papieren, bemerkte, dass Jack ihn beobachtete.
„Was?“ fragte er neugierig.
„Nichts, Daniel, bewundere bloß den Ausblick“, gestand Jack.
Daniel bedachte ihn mit einem Blick, doch insgeheim beruhigte es ihn zu wissen, dass Jack ihn immer noch attraktiv fand, obwohl Gott weiß, warum, dachte er.

Wann immer er sich im Ganzkörperspiegel in ihrem Schlafzimmer sah, war er entsetzt von dem verkrümmten Körper, der zusammengesunken im Stuhl saß. Jack weigerte sich, das zu sehen. Wie auch immer, er sah den anderen Daniel Jackson und in seinen Augen war Daniel wunderschön. Jack war immer unterstützend, ermutigend und liebevoll und durch ihn fand Daniel ein gewisses Maß an Selbst-Akzeptanz und Stolz. Daniel sah sich nicht länger als sexuellen Menschen, aber dank Jacks anerkennendem Verhalten war seine Selbstachtung nicht vollkommen in den Keller gerutscht, und Daniel konnte versuchen, die meiste Zeit seine Behinderung als Teil seines Selbst anzunehmen, nicht perfekt, aber normal und etwas Spezielles.

„Fertig damit?“ fragte Jack schließlich, als Daniel aufhörte, durch die Papiere zu blättern und sich seufzend in seinem Stuhl zurücklehnte.
„Ja, die können bitte alle in die Tasche“, sagte Daniel, erlaubte Jack, den Stapel zu übernehmen.
„So, hast du alles, was du brauchst?“ wollte Jack wissen, steckte die Papiere in eine Aktentasche, verschloss sie und stellte sie zu ihren anderen Taschen in den Flur.
„Ich denke schon.“ Daniel ließ seinen Blick über die restlichen Bücher und Papiere gleiten, die auf dem Kaffeetisch verteilt lagen, um sicher zu gehen, dass er nichts vergessen hatte.
„Wir sollten früh schlafen gehen“, schlug Jack vor. „Morgen ist ein langer Tag.“
Daniel nickte zustimmend.

Er wollte unbedingt nach New York fliegen und Dr. Ogden treffen, gleichzeitig hatte er jedoch Angst, dass er es physisch nicht schaffen könnte. Er würde lieber sterben, als seine Sorgen vor Jack oder Janet zuzugeben. Aber er wusste, wie viel sein letzter kleiner Ausflug ihn gekostet hatte und er hatte Angst, falls er irgendeine seiner derzeitigen Fähigkeiten verlieren würde, er sie nie wieder zurückerhalten könnte. Im Moment liefen die Dinge gut für das Paar, ihr Leben war wohlgeordnet und verlief ruhig. In der Vergangenheit hatten sie oft über Kündigung gesprochen und was sie danach tun würden, doch Daniel wollte seine Arbeit im SGC nicht aufgeben. Diese Arbeit bedeutete ein Mindestmaß an Normalität in seiner Existenz. Und Jack, der bereitwillig alles aufgeben würde, um sich den ganzen Tag um Daniel zu kümmern, tat weiterhin, was immer sein Partner wollte.
Verdammt, er hat so wenig von seinem Leben, ich kann ihn nicht zwingen, etwas davon aufzugeben, dachte Jack.

Und so ging das Leben weiter, Daniel bemühte sich, weiter zu arbeiten und Jack half ihm auf jede mögliche Art und Weise. Liebe hatte einen Weg gefunden und würde es auch weiterhin tun.


oooooOOOooooo


Am folgenden Morgen kamen sie gut voran und checkten eine gute Stunde vor ihrem Abflug auf dem Flughafen ein. Das war das erste Mal, dass Jack selbst mit Daniel reiste. Und nun sah er aus erster Hand, wie schwierig es für Daniel war, sich der Obsorge von Fremden zu überlassen.

Selbst mit Jacks beruhigender Anwesenheit spürte Daniel die steigende Anspannung, während er von seinem eigenen Stuhl in einen manuellen Rollstuhl gehievt und sicher darin angeschnallt wurde. Er konnte Jack niemals erklären, wie sehr ihm die Unfähigkeit, auch nur die kleinste Sache für sich zu tun, entsetzte, sobald ihm seine eigenen Räder abgenommen worden waren. Er konzentrierte sich darauf, tief durchzuatmen und versuchte, das Gefühl im Zaum zu halten. Es war nicht gut für ihn, erkannte er, wenn er sich so fühlte, denn jede Art von Stress neigte dazu, seine Gesundheit anzugreifen.

„Okay?“ unterbrach Jack seine Gedanken.
„Mir geht’s gut“, murmelte Daniel seine stereotype Antwort, doch er täuschte Jack nicht, der Daniels Stirnrunzeln sah und die Art und Weise, wie er seinen Kiefer verkrampfte.
„Schau, wir haben mehr als eine halbe Stunde, bevor sie uns an Bord bringen“, erinnerte ihn Jack. „Wieso suchen wir nicht ein Geschenk für Sam aus?“
Daniel schaffte ein schwaches Lächeln. Er wusste, Jack versuchte alles, um ihn von seiner derzeitigen misslichen Lage abzulenken. Genauso wusste er, dass er es Jack schuldete zu versuchen, ruhig zu bleiben.
„Warum nicht“, stimmte er zu. „Was schwebt dir vor?“
„Parfüm ist immer gut“, schlug Jack vor.
Als Daniel sein Einverständnis nickte, löste Jack die Bremsen an dem Stuhl und schob Daniel in Richtung Läden.

Es funktionierte, das Paar verbrachte eine fröhliche halbe Stunde mit der Auswahl von Parfüm für Sam und Janet. Es war Daniels Idee, etwas für Janet mitzubringen. Als eine Art von Dankeschön für ihre Erlaubnis, fliegen zu dürfen und als Entschädigung für die Probleme, die er wahrscheinlich verursachen würde, wenn sie zurückkamen.

Schließlich waren die Geschenke ausgesucht, eingepackt und bezahlt. Gerade, als das Paar auf dem Weg zur Abflughalle war – Jack schob den manuellen Rollstuhl und Daniel umklammerte die Geschenke-Schachteln auf seinen Knien – wurde ihr Flug aufgerufen.
„Das sind wir, Daniel“, sagte Jack, blickte hoch, um die Monitoranzeige zu kontrollieren. „Bist du bereit?“
„Wie ich nur sein kann“, lächelte Daniel.
Er wirkt viel weniger angespannt, dachte Jack, während er seinen Partner anlächelte. Es ist verblüffend, was ein bisschen Einzeltherapie bewirken kann.

Die Anspannung wuchs erneut, während Daniel ins Flugzeug verladen und ohne Zeremoniell in seinen Sitz gehievt wurde. Jack konnte nur vermuten, welchen Stress die Reise für Daniel bedeutete. Wenn das Gefühl zu beobachten, wie der Mann, den er liebte, wie irgendein Stück Frachtgut herumgereicht wurde, auch nur ein Vorgeschmack auf das war, was Daniel durchmachte, war es nach Jacks Meinung ein Wunder, dass Daniel überhaupt bereit war, mit dem Flugzeug zu reisen.

„Okay?“ erkundigte sich Jack, nachdem Daniel in seinen Sitz gesetzt und angegurtet worden war.
Daniel nickte – vertraute seiner Stimme nicht – und starrte betont neugierig aus dem Fenster, zwang die Tränen zurück.
Jack griff aus und tätschelte Daniels Hand. Es war ein schwacher Trost, aber das beste, was er im Moment anbieten konnte.
Daniel drehte seinen Kopf und lächelte Jack dankbar an, seine blauen Augen noch immer glänzend von ungeweinten Tränen. „Danke fürs Mitkommen“, sagte er einfach.
Jack hob Daniels Hand an seine Lippen und küsste sie. Es war ihm gleichgültig, wer sie sah, Daniel brauchte nach seiner Prüfung eine liebevolle Berührung und Jack O’Neill würde seinen Liebsten nicht leiden lassen, wenn er etwas dagegen tun konnte. Daniels Lächeln weitete sich, während Jack die schlaffe Hand losließ.
„Colonel O’Neill!“ tadelte er.
„Dr. Jackson?“ gab Jack zurück, blinzelte seinem Partner zu, bevor die Stewardess erschien, um ihre Sicherheitsgurte zu überprüfen und die Getränkebestellung anzunehmen.


oooooOOOooooo


Endlich war es überstanden, sie hatten den Flug und die Taxifahrt zum Hotel hinter sich gebracht, und nun seufzte das Paar erleichtert, nachdem der Hotelpage sein Trinkgeld entgegengenommen und die Zimmertüre hinter sich geschlossen hatte.
„Gott sei Dank ist es vorbei“, sagte Daniel, bewegte seinen Stuhl zum Fenster, um den Anblick des Central Park zu bewundern.
Jack kam heran und stellte sich hinter ihn, ließ seine Hände auf Daniels Schultern ruhen. „Wieso setzt du dich dem aus?“ fragte er.

Daniel war bei drei oder vier Gelegenheiten geflogen, seit er an einen Rollstuhl gefesselt war, allerdings niemals gemeinsam mit Jack. Dies war das erste Mal, dass Jack mit eigenen Augen den Stress und die Anstrengung der Reise gesehen hatte und er bewunderte Daniels Durchhaltevermögen, in seinem Zustand weiterhin reisen zu wollen.

„Ich muss es tun“, meinte Daniel einfach.
Jack nickte verstehend, keine Erklärung war zwischen den Männern nötig. Jack wusste, dass sich Daniel nach Unabhängigkeit und Normalität sehnte. Und solange er es noch fertig brachte, würde er sich nach seinen Limits strecken.

„Bett“, befahl Jack, nachdem die Taschen ausgepackt waren.
„Um drei Uhr nachmittags?“ stöhnte Daniel.
„Daniel, ich bin hier, damit ich mich um dich kümmere. Wir wollen keine Widerholung deines letzten Ausfluges. Du wirst tun, was ich sage und wann ich es sage, verstanden?“
„Ja, Sir!“ Daniel hob seinen guten Arm zu einem schlampigen Salut.
Er wusste es besser, als mit Jack O’Neill zu argumentieren und – er gab es vor sich selbst zu – er wollte keinen Rückfall in seiner Verfassung. Er würde brav sein, er würde tun, was man ihm sagte.
Es gibt für alles ein erstes Mal, dachte er, sah zu, wie Jack die Bettedecken zurückschlug.


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Jack und Janet hatten darauf bestanden, dass sich Daniel einen vollen Tag Zeit nahm, bevor er sich mit Dr. Ogden treffen würde. Deshalb war ihr erstes Gespräch in zwei Tagen geplant, was Daniel Gelegenheit gab, auszuruhen und sich von dem Flug zu erholen.

Jack verlangte, dass sie ihr Frühstück im Bett einnahmen. Dann ignorierte er vollkommen Daniels Betteln, in den Park oder in ein Museum zu gehen, rief stattdessen einen Physiotherapeuten an, den Janet empfohlen hatte. Joe kam in ihr Hotelzimmer und unterzog Daniel einigen sanften Übungen, um die Anspannung der Reise zu vertreiben, ohne ihn jedoch allzu sehr zu ermüden. Er endete mit einer entspannenden Massage.

Nachdem Joe gegangen war, sah Jack fern, während Daniel döste. Jack war entschlossen, Daniel in der selben Verfassung nach Hause zu bringen, in der er weggefahren war, wenigstens nicht in schlechterer. Und es gab keine Hoffnung, dass es ihm jemals besser gehen würde. Er beobachtete Daniel während dieser schlief, verblüfft über sein Glück, den Rest ihres Lebens gemeinsam verbringen zu dürfen.

Von Zeit zu Zeit fragte sich Jack, wie es gewesen wäre, wenn Daniel nicht Multiple Sklerose entwickelt hätte. Würden sie noch immer als Partner zusammen leben? Hätten sie die selben einfachen Freuden genossen? Irgendwie bezweifelte er es. Auf eine Art hatte Daniels Krankheit sie zusammengebracht. Und obwohl er alles dafür eintauschen würde, damit Daniel wieder fit und gesund sein könnte, akzeptierte er Daniels Behinderungen. Ohne sie hätte er vielleicht Daniel nicht mehr in seinem Leben. Und deshalb – obwohl es wie eine seltsame Art wirkte, das zu betrachten – war die Multiple Sklerose ein kostbares Geschenk.

Daniel blinzelte und öffnete seine blauen Augen, sah Jack, der ihn beobachtete anstatt den Fernsehschirm.
„Habe ich geschlafen?“ fragte Daniel, klang überrascht.
„Gut zwei Stunden, Dannyboy“, erklärte ihm Jack.
„Darf ich jetzt aufstehen?“ Daniel hatte die Therapiesitzung und insgeheim auch den Schlaf genossen. Doch nun wollte er in seinen Stuhl zurück und ein wenig herumkundschaften.
„Wieso duschen wir nicht und ziehen uns um und versuchen dann dieses italienische Restaurant im nächsten Block?“ schlug Jack vor, jetzt, wo Daniel geruht hatte.
„Klingt gut für mich“, war Daniel einverstanden, erleichtert, dass Jack ihn nicht zwang, die ganze Zeit im Bett zu bleiben.

Jack duschte, wusch Daniel und zog ihn an, bevor er es ihm in seinem Stuhl bequem machte und er sich rasch selbst anzog.
„Bereit, die Stadt unsicher zu machen?“ fragte er, betrachtete den gutaussehenden jungen Archäologen vor ihm.
Daniel lächelte und bewegte seinen Stuhl zur Tür, wusste, dass Jack sie geöffnet haben würde, wenn er sie erreichte. Er ließ den Steuerknüppel los und wartete, während Jack die Tür abschloss. Dann wanderte das Paar zum Fahrstuhl.


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Sie genossen eine gute Mahlzeit. Pasta, Kerzenlicht und Chianti, alles verband sich zu einem perfekten Abend. Daniel war froh, geschlafen zu haben. Er wäre ansonsten viel zu müde für diesen Abend im Restaurant gewesen.

Sein ganzes Leben drehte sich nun um Dinge, die er tun oder nicht tun konnte, und er musste jede Tätigkeit abwägen, bevor er sie ausführte. Sollte er seine Zähne selbst putzen und dann unfähig sein, seinen Arm genug zu heben, um zu frühstücken? Sollte er darauf beharren, mit Jacks Hilfe aufzustehen und in die Dusche zu schlurfen, wenn er Stunden später total erschöpft wäre? Oder sollte er Jack erlauben, ihn aus seinem Stuhl auf den Duschhocker zu hieven? Die einfachste Tätigkeit musste überdacht werden, bevor sie unternommen oder als Dummheit beiseite geschoben werden konnte. Das war ein Teil der Krankheit, den Daniel hasste, die Konsequenzen der Multiplen Sklerose immer im Vordergrund seines Geistes zu haben. Sehr selten war er in der Lage, seine Behinderung länger als ein paar Minuten zu vergessen.

Zum Glück für das Paar war dieser Abend einer dieser kostbaren wenigen Momente. Sobald er in das Restaurant manövriert und am Tisch positioniert worden war, konnte Daniel für eine Weile vergessen. Sein rechter Arm war stark genug, um die Löffel voll Pasta zu seinem Mund zu heben. Von Zeit zu Zeit platzierte Jack einen Trinkhalm in Daniels Weinglas und hob es an seine Lippen, ohne darum gebeten werden zu müssen, so stark war die Bindung zwischen ihnen. Sie plauderten und lachten gemeinsam, zwei Menschen, verliebt in ihr Leben und ineinander, ihrer Beziehung sicher.

Nachdem Jack die Rechnung bezahlt hatte, wanderten sie langsam zu ihrem Hotel zurück.
„Das war großartig“, sagte Daniel, bewegte seinen Stuhl vorsichtig den Gehweg entlang, jedoch – nach Jacks Meinung – gefährlich nahe am Gehsteigrand.
„Bist du betrunken, Daniel?“ lachte Jack, als Daniel kurzsichtig den Rand betrachtete, bevor er davon wegrollte.
Daniel kicherte. In diesen Tagen trank er selten Alkohol, nur zu besonderen Gelegenheiten. Und er fühlte sich ein wenig beschwipst.
„Mein Gott, was würde Janet sagen!“ stöhnte Jack, während Daniel erneut den Steuerknüppel verschob und den Gehweg entlang rollte.
„Shhh.“ Daniel ließ den Steuerknüppel los und hob einen zitternden Finger an seine Lippen. „Sie könnte uns hören“, kicherte er erneut.

Nun hatte Jack ein Problem. Daniels Rollstuhl war so gebaut, dass er zwei Kontrollmöglichkeiten hatte und von Benutzer oder Pfleger bewegt werden konnte. Doch Daniel hasste es mehr als alles andere, wenn irgend jemand seinen Stuhl anschob. Jack respektierte das, deshalb würde er auf keinen Fall die Kontrollen lösen und Daniel zum Hotel zurückschieben. Er würde Daniel das ganze Manövrieren überlassen müssen und einfach hoffen, dass er keine Dummheiten machte, die ihn herausfallen ließen.

Er tadelte sich selbst, weil er Daniel mehr als ein Nippen am Chianti gestattet hatte, doch er hatte nicht die Tatsache bedacht, dass Daniel nicht mehr das Weintrinken gewöhnt war und dass die frische Abendluft, kombiniert mit Daniels Alkohol-Intoleranz, ihn beschwipst machte.

Es war eine langsame Reise zurück zum Hotel, Daniel bestand darauf, in regelmäßigen Abständen anzuhalten, um die Sterne anzustarren. Endlich erreichten sie die Hotellobby und Jack eilte zum Fahrstuhl, bevor irgend jemand sehen konnte, dass sein Kumpan nicht ganz nüchtern war. Als der Fahrstuhl ankam, bewegte sich Daniel in die Richtung, verschätzte sich jedoch mit der Entfernung und krachte in den Blumentopf zwischen den beiden Fahrstuhlkabinen.
„Ups!“ kicherte er, reversierte seinen Stuhl leicht und nahm einen zweiten Anlauf zur offenen Fahrstuhltüre.
„Oh, Herrgott noch mal!“ ächzte Jack, griff hinüber und schubste Daniels Hand vom Steuerknüppel. „Lass mich.“
Daniel warf Jack einen verletzten Blick zu, ließ Jack jedoch seinen Stuhl in die Liftkabine manövrieren, weg von den neugierigen Augen in der Hotellobby.

Sobald sich die Türen geschlossen hatten, drehte sich Jack zu Daniel um.
„Gnade dir Gott, wenn du jemals wieder mehr als ein alkoholfreies Bier anrührst“, sagte er, während Daniel versuchte, sein Gesicht in den Schoß seines Liebhabers zu schmiegen.

Es dauerte eine Weile, bis Jack Daniel endlich in ihrer Suite hatte, ausgezogen, Katheter-Beutel gewechselt und im Bett. Zu dem Zeitpunkt, als er alles erledigt hatte, war er erschöpft. Er entkleidete sich rasch und glitt neben seinem Partner ins Bett. Er betrachtete Daniel im schwachen Licht der Nachttischlampe. Sein Liebster schlief, lange, dunkle Wimpern ruhten auf seinen erhitzten Wangen. Jack schüttelte verärgert seinen Kopf und schaltete das Licht aus. Eines war sicher, das Leben wurde niemals langweilig, wenn Dr. Jackson in der Gegend war.


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Daniel stöhnte, als Jack die Vorhänge zurückzog und den morgendlichen Sonnenschein in ihr Zimmer einließ.
„Kopfschmerzen, Daniel?“ erkundigte sich Jack.
„Mmm, ein bisschen“, gab Daniel zu, spähte in Jacks Richtung, bevor er seine Augen wegen der Sonnenstrahlen wieder schloss.
Er lag ein paar Minuten da, lauschte auf Jacks Bewegungen im Raum, versuchte, seine Kopfschmerzen durch Willenskraft zu vertreiben.

„Bereit?“
Daniel öffnete seine Augen einen Spaltbreit, sah Jack über ihm stehen, bereit, ihn in eine sitzende Position zu heben. Daniel nickte und mit Hilfe von Jacks oft trainierten Fähigkeiten saß er bald gegen einen Stapel Kissen gestützt.
„Hier.“
Jack reichte Daniel eine Handvoll Pillen. Nachdem Daniel sie in seinen Mund geschmissen hatte, hielt Jack ein Glas Wasser und steckte den Trinkhalm zwischen Daniels Lippen.
„Tylenol?“ fragte Daniel, hoffte, dass Jack diese Schmerzstiller seinem Drogencocktail beigefügt hatte.
„Ein paar“, beruhigte ihn Jack, während er seinen Partner nach irgendwelchen unerwünschten physischen Veränderungen absuchte.
„Danke.“ Daniel schloss seine Augen wieder, wartete, dass die Wirkung der Medikamente einsetzte.
„Dir ist schon klar, dass du letzte Nacht hättest verhaftet werden können, nicht wahr?“ sagte Jack streng.
Daniels blaue Augen sprangen auf. „Verhaftet? Weswegen?“
„Trunkenheit am Steuer fürs erste“, erklärte Jack, verbiss sich ein Lachen bei Daniels Gesichtsausdruck.
„Sehr komisch. Kann ich duschen?“ versuchte Daniel, das Thema zu wechseln.
„Lass den Pillen Zeit zum Wirken“, schlug Jack vor. „Sollen wir Frühstück bestellen?“
„Bloß Kaffee“, murmelte Daniel, sein Magen rotierte bei dem Gedanken an Essen.
„So bestimmt nicht, Daniel“, widersprach Jack, griff nach dem Telefon und bestellte Croissants, Kaffee und Obstsaft.

Jack rumorte im Zimmer herum, räumte auf, während Daniel sich entspannte, als die Medikamente begannen zu wirken. Als das Frühstück ankam, fühlte sich Daniel ein bisschen besser und brachte es fertig, ein Croissant zu knabbern, bevor er den Saft und die Kaffeekasse leerte.
„Jetzt besser?“ lächelte Jack seinen Partner an.
„Dusche?“ bettelte Daniel, gab das Lächeln zurück.

Jack zog die Bettdecken weg, hob Daniels Beine über die Bettkante und stützte seinen Partner in eine sitzende Position, bis Daniel sein Gleichgewicht fand und sich aufrecht halten konnte, während Jack den Rollstuhl in Position stellte. Sobald Jack Daniel in den Stuhl umgesetzt hatte, konnte er sich ins Badezimmer bewegen und mit Jacks Hilfe auf den Stuhl in der Duschkabine wechseln. Jack zog Daniel die Trainingshose aus, entkleidete sich selbst und drehte den Wasserhahn auf, nachdem er in die Kabine getreten war. Jack wusch sich selbst und Daniel, schlüpfte dann in einen Bademantel, bevor er ein Handtuch über Daniels Stuhl ausbreitete und seinen Partner wieder hinein hob.

Das war ihre tägliche Routine, tagein und tagaus. Daniel hatte schon vor langer Zeit jedes Verlegenheitsgefühl wegen seines Körpers und dessen Funktionen verloren. Er hatte Jack und verschiedenen anderen Pflegern vor Jahren die Kontrolle überlassen. Sich zu weigern, hätte eine verminderte Lebensqualität bedeutet. Zuerst hatte er sich geschämt, Jack und manchmal Sam zu erlauben, ihn an- und auszuziehen und sich um seine Körperfunktionen zu kümmern. Doch nun war es einfach normal und Daniel hatte es geschafft, diese Kontrolle mit einer gewissen Leichtigkeit aufzugeben.

Nachdem Jack Daniel abgetrocknet und gepudert und sich um seinen Katheter gekümmert hatte, wartete er, während Daniel seine Kleider auswählte. Dann steckte er schlaffe, gummiartige Gliedmaßen geschickt in Hose und Sweater.

In den letzten Monaten waren Schuhe zu einem Problem geworden. Obwohl Jack Socken über seine Füße ziehen konnte, fand Daniel Schuhe unbequem. Die Krämpfe in seinen Beinen hatten seine Füße einwärts verdreht und die schwache Blutzirkulation und Bewegungslosigkeit ließen seine Füße anschwellen. Außer, wenn es absolut notwendig war, zog es Daniel vor, wann immer möglich ohne Schuhe auszukommen.
„Es ist ja nicht so, als ob ich irgendwohin ginge“, argumentierte er und Jack hatte schließlich zugestimmt.
Sie schlossen einen Kompromiss mit einem Paar Extra-Socken, wenn Daniel hinausging.

Jack war nicht sicher, wie Daniel zu dieser Gelegenheit über Schuhe dachte. Er zog warme Socken über Daniels Füße und hob dann seinen Kopf, blickte seinen Partner an. „Schuhe?“ erkundigte er sich, wartete auf dem Boden zusammengekauert, dass Daniel sich entschied.
„Nein.“

Mit diesem einen Wort anerkannte Daniel seine Behinderung und akzeptierte sie stillschweigend. Dr. Ogden würde ihn nehmen müssen, wie er war, keine Vorspiegelung einer Normalität würde ihre Meinung über ihn ändern, entschied er. Sie würde ihn als das sehen, was er war, ein nutzloser Krüppel in einem Rollstuhl. Es würde an ihm liegen – nachdem sie das erste Treffen hinter sich gebracht hatten – sie zu überzeugen, dass, obwohl sein Körper nutzlos war, er noch immer einen scharfen Verstand besaß. Welche Meinung sie nach ihrem ersten Zusammentreffen von ihm haben würde, hing von ihr ab.

Jack nickte verstehend. Er zog Daniel ein zweites Paar Socken über und positionierte Daniels Füße auf der Fußstütze des Stuhles. Dann stand er auf, winselte, als seine Knie protestierten.

Jack ließ Daniel durch seine Papiere blätternd zurück, kleidete sich rasch an und rasierte sich. Als er ins Schlafzimmer zurückkehrte, hatte Daniel die Papiere über dem Tisch ausgebreitet und war darin vertieft.
„Na schön, ich bin fertig“, verkündete Jack, als Daniel seinen Kopf hob, seinen Partner anblickte. „Hast du es bequem?“

Obwohl die Zerstörungen seiner Krankheit Daniel paralysierten, hatte er noch immer Berührungs- und Schmerzempfinden. Es war wichtig, dass er gemütlich in seinem Stuhl saß, sodass Druckstellen vermieden wurden und er sich auf andere Dinge als seine Unbequemlichkeiten konzentrieren konnte.

„Heb mich nur ein wenig höher und dann zieh bitte meinen Sweater runter.“
Jack positionierte sich hinter Daniels Stuhl, legte seine Arme unter Daniels und um seine Brust und hob Daniels Körper von dem Stuhl hoch. Sobald Daniels Hinterteil wieder auf dem Schaffell-Kissen ruhte, war es bequemer. Dann schob Jack Daniel sanft nach vorn, hielt ihn mit einem Arm fest und strich den Sweater glatt. Als Daniel wieder an der Rückenlehne des Stuhles ruhte, gab es keine störenden Falten, die ihn irritierten würden.
„Okay?“ prüfte Jack, nachdem Daniel sich eingerichtet hatte.
„Fein, danke.“
„Gehen wir?“
Jack hielt die Türe auf, während Daniel sich in den Hotelflur hinausmanövrierte. Zu einem Treffen, das sein Leben verändern würde.


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Sam hatte arrangiert, dass Jack und Daniel sich mit Dr. Ogden in einem Restaurant in der Nähe treffen würden. Sie hatte es bei ihrem letzten Besuch ausgekundschaftet. Es war so ausgestattet, dass sie frei sprechen konnten, ohne zu riskieren, belauscht zu werden. Ein weiteres Plus war die ausreichende Zutrittsmöglichkeit für Daniels Stuhl und es lag nahe genug am Hotel, damit Jack und Daniel gehen konnten, anstatt die Mühsal des Ein- und Aussteigens mit einem Taxi auf sich nehmen zu müssen.

Als sie sich dem Restaurant näherten, hielt Jack an und legte seine Hand auf Daniels Schulter. Daniel ließ seinen Steuerknüppel los und blickte Jack fragend an.
„Denk daran, Daniel, verrat nicht zu viel, spiel es einfach cool.“
Daniel starrte Jack böse an. „Sehe ich dämlich aus?“ gab er zurück und fügte hinzu: „Okay, sag nichts.“
Jack lachte und tätschelte Daniels Schulter. „Du weißt, was ich meine“, sagte er.
Daniel nickte und gemeinsam näherten sie sich der Eingangstüre des Restaurants und ihrem Treffen mit Dr. Ogden.

Elizabeth Ogden war früh beim Restaurant eingetroffen. Sie wollte es sich schon vor ihrem Treffen gemütlich machen. Um die Wahrheit zu sagen, fühlte sie sich ein bisschen nervös wegen des Treffens mit Dr. Jackson. In den Monaten seit ihrer Begegnung hatte sie im Internet gesurft und alte Journale durchforscht, um mehr über ihn herauszufinden. Bei ihrem kurzen Zusammentreffen hatte der Mann im Rollstuhl sie fasziniert. Sie konnte sich an seine durchdringenden blauen Augen erinnern und war von seiner Präsenz gefangengenommen worden.

Nun saß sie an ihrem Tisch, wartete auf seine Ankunft. Ihre Hände waren um ihr Glas mit Mineralwasser verkrampft in einem Versuch, ihr Zittern zu stoppen und ihr Herz hämmerte. Du benimmst dich wie ein Schulmädchen, tadelte sie sich selbst, atmete tief durch und beobachtete ängstlich die Türe.

Nach ein paar Mal falscher Alarm öffnete sich die Türe und Beth Ogden sah auf, erblickte einen großen, grauhaarigen Mann die Türe aufhalten, damit Dr. Jackson seinen Stuhl in das Restaurant bewegen konnte. Ein paar Köpfe drehten sich nach dem seltsamen Paar um, das sich seinen Weg zum Tisch bahnte.
Okay, es geht los, sagte sich Beth, stand auf und bereitete sich darauf vor, sich wieder mit Dr. Daniel Jackson vertraut zu machen.

„Dr. Ogden?“ Daniel ließ den Steuerknüppel los und reichte ihr seine Hand zum Gruß, lächelte die junge Frau, die vor ihm stand, schüchtern an.
„Ja, es ist mir ein Vergnügen, Sie wieder zu sehen, Dr. Jackson“, nickte Beth, gab das Lächeln zurück.
„Colonel Jack O’Neill“, sagte Jack, streckte seine Hand aus, sein Gesicht ernst.

Er wollte herausfinden, was diese junge Frau wusste und was sie wollte, bevor er sein Verhalten ihr gegenüber entspannte. Beth schüttelte seine Hand. Sie fühlte, dass hinter dem mürrischen Äußeren ein netter Mann steckte.
„Freut mich, Sie kennen zu lernen, Colonel“, sagte sie.
„Wollen wir uns setzen?“ unterbrach Daniel ihre gegenseitige Taxierung, lächelte wehmütig bei der Bemerkung, die er gerade gemacht hatte.
Die beiden anderen konnten sich sehr wohl setzen, er hatte diese Möglichkeit nicht, er verbrachte sein Leben auf seinem nutzlosen Hintern sitzend. Dr. Ogden setzte sich und nippte ihr Wasser, nur Jack bemerkte die Ironie in Daniels Worten und lächelte kurz in seine Richtung.

Ein Kellner, der in der Nähe gestanden hatte, näherte sich, um ihre Bestellung entgegenzunehmen. Nachdem das erledigt war, eröffnete Jack O’Neill die Konversation.
„Also, Dr. Ogden, Sie denken, sie haben etwas gefunden, an dem wir interessiert sein könnten?“

Während die Unterhaltung fortschritt, erwärmte sich Jack für die junge Frau. Sie erinnerte ihn stark an Daniel, als sie sich kennen gelernt hatten. Voller Enthusiasmus und Aufregung bei jedem neuen Fund.

Beth Ogden hatte tatsächlich ein Goa’uld-Handgerät und ein Heilungsgerät in den Tiefen des Museums ausgegraben. Und sie war intelligent genug, zwei und zwei zusammenzuzählen. Sie wusste, dass die Geräte außerirdischen Ursprungs waren und sie fand bei ihren Recherchen heraus, dass Dr. Daniel Jackson von der akademischen Gemeinschaft verhöhnt worden war, wegen seiner sonderbaren Theorie, dass Außerirdische die Pyramiden gebaut hätten. Sie vermutete – da er nun eine ziemlich wichtige Position in der US Air Force innehatte – dass seine Theorien nicht vollkommener Quatsch waren. Und sie war aufgeschlossen genug, mehr über seine Arbeit hören zu wollen. Und über die seltsamen Geräte, die sie gefunden hatte.

Sie bestellten eine weitere Runde Getränke, dann etwas zu essen und noch immer sprachen sie. Zumindest übernahmen Beth und Daniel den größten Teil der Unterhaltung, während Jack sich zurücklehnte und das Paar beobachtete. Von Zeit zu Zeit nippte er an seinem Getränk und hielt Daniels, sodass Daniel während einer Pause in der Konversation seinen Drink durch einen Trinkhalm saugen konnte.

Jack überlegte – während er Daniel beobachtete, der lebhaft mit seiner archäologischen Freundin sprach – dass Daniel es vor einigen Jahren total beschämend gefunden hätte, durch einen Strohhalm zu trinken, oder vor völlig Fremden gefüttert zu werden. Während der Jahre hatte er es fertiggebracht, all diese kleinen Unbequemlichkeiten in den Hintergrund seines Geistes zu schieben. Nun bemerkte er das mitleidige Starren der Menschen an den Nachbartischen kaum noch.

Nach ein paar Stunden schlug Jack vor, für heute Schluss zu machen und ein weiteres Treffen für den folgenden Tag zu vereinbaren, wenn Sam herüberfliegen und sich ihnen anschließen konnte. Daniel und Beth trennten sich nur widerwillig, doch Jack wusste aus Erfahrung, wie sehr diese Dinge Daniels kleine Energiereserven erschöpften, und er wollte ihn so rasch wie möglich ins Hotel zurückschaffen.

Nachdem sie Beth Lebewohl gesagt und ein Treffen für den nächsten Tag am selben Ort arrangiert hatten, hielt Jack die Türe des Restaurants auf, während Daniel sich durchmanövrierte und auf den Gehweg hinausrollte.
„Ich freue mich, Sie wiederzusehen“, sagte Beth, schüttelte Daniels Hand, bevor sie Jacks Blick traf und ihm ihre Hand hinstreckte. „Danke, dass Sie uns reden ließen, Colonel“, meinte sie, riskierte ein kleines Lächeln zu dem grimmig dreinblickenden Mann, der sie und Daniel überragte.
Zur ihrer Überraschung grinste er zurück.
„Das Vergnügen war ganz auf meiner Seite, Dr. Ogden“, sagte er, schüttelte warmherzig ihre Hand, bevor er sie losließ und sich zu seinem Begleiter umwandte. „Okay, Daniel, abmarschbereit?“ fragte er.

Nach einem letzten Gruß drehte Daniel seinen Stuhl in die Richtung des Hotels, Jack wanderte neben ihm.
„Das lief gut“, kommentierte Daniel, während er dahinrollte.
„Sie ist ein schlaues Mädchen“, antwortete Jack.
„Genau die Art Mensch, die wir im SGC brauchen“, meinte Daniel.
„Vielleicht.“

Jack war vorsichtiger als Daniel. Oberflächlich betrachtet schien sie die ideale Person zu sein, um im SGC zu arbeiten. Intelligent, offen für neue Ideen und voller Enthusiasmus.

„Probleme?“ wollte Daniel wissen, wunderte sich, dass Jack so zurückhaltend war.
„Die Air Force müsste ein paar Dinge überprüfen, bevor wir irgendeine Annäherung machen können“, erinnerte Jack Daniel.
Daniel nickte verstehend, gähnte dann herzhaft.
„Bett, Dr. Jackson“, orderte Jack, als sie sich dem Hoteleingang näherten.
„Ich streite bestimmt nicht“, sagte Daniel, „ich bin zerschlagen.“

Jack war besorgt. Obwohl Daniel in letzter Zeit physisch mobiler schien, ermüdete er viel leichter. So lange sie in ihrer normalen Routine steckten, schienen die Dinge gut zu laufen. Doch das kleinste Ereignis außerhalb dieser Routine erschöpfte Daniel für den Rest des Tages total. Janet hatte Jack erklärt, dass das bloß ein weiteres Symptom der Multiplen Sklerose wäre, mit dem sie sich abfinden mussten.

Bald hatte Jack Daniel ins Bett gesteckt und der schlief innerhalb von Minuten tief und fest, ließ Jack Zeit, General Hammond zu kontaktieren und von der Situation in Kenntnis zu setzen. General Hammond folgte Jacks Empfehlungen, veranlasste die notwendigen Überprüfungen und versprach, es Jack wissen zu lassen, sobald er Resultate hatte.

Jack legte den Hörer auf, setzte sich auf die Bettkante und betrachtete Daniel. Jack liebte es, Daniel beim Schlafen zuzusehen. Wenn Daniel im Bett lag, konnte Jack vergessen, dass sein Partner behindert war, konnte den Rollstuhl vergessen, die zerstörten Gliedmaßen und den immer präsenten Katheter. Er konnte Daniel beobachten und sich erinnern, wie er gewesen war ... jung, fit, enthusiastisch und voller Leben. Jack liebte Daniel, er würde ihn lieben, egal, was auch immer die Multiple Sklerose seinem Körper antat. Er liebte ihn für seinen Geist genauso wie für seinen Körper – einst muskulös und voller Spannkraft und nun schwach, schlaff und ausgezehrt. Die Verwüstungen, welche die Krankheit bei seinem Liebsten verursacht hatten, stießen Jack nicht ab. Aber er müsste lügen, wenn er zugeben würde, dass er manchmal wünschte, er könnte den alten Daniel Jackson zurück haben, was immer es kosten würde.

Daniel schlief bis zum späten Nachmittag. Jack war hungrig, wollte ihn jedoch nicht wecken, begnügte sich damit, mit leisem Ton fernzusehen, bis Daniel erwachte.
„Jack?“
„Gut geschlafen?“ Jack schaltete die Nachttischlampe ein und betrachtete seinen Partner.
Daniel blinzelte in das Licht und spähte auf die Uhr. „Wie spät ist es?“ wollte er wissen.
„Etwa halb acht. Hast du Hunger?“ Jack erhob sich und wanderte zu Daniels Seite des Bettes, damit er ihm helfen konnte, sich aufzusetzen.
„Verhungere“, meinte Daniel, während Jack die Kissen um ihn stopfte, die ihn aufrecht hielten.
„Okay, sehen wir uns die Speisekarte an.“
Jack griff nach der Karte und das Paar wählte eine Mahlzeit, die in ihr Zimmer gebracht werden sollte.

Daniel schlug nicht einmal vor, aufzustehen und zum Essen auszugehen, was Jack ganz richtig als ein Zeichen sah, dass er sich nicht besonders wohl fühlte. Jack spürte ein besorgtes Verkrampfen. Er wusste, dass es keine gute Idee gewesen war, Daniel die Reise zu erlauben. Er hoffte bloß, dass er die Auswirkungen minimieren konnte, die der Trip für Daniels empfindliche Gesundheit bedeuten würde.

Nachdem sie die Mahlzeit gegessen hatten – vielmehr hatte Jack seinen Anteil gegessen und Daniel hatte herumgestochert – schlief Daniel wieder ein und Jack, besorgt wegen der Erschöpfung seines Liebhabers, ließ einen Anruf zu Janet Fraiser ins SGC durchstellen.

„Vergewissere dich, dass er isst und trinkt und sich gut ausruht“, wies Janet an.
Sie wusste genauso gut wie Jack, dass Daniel für diese Reisen physisch nicht wirklich bereit war. Doch keiner der beiden hatte das Herz, diesen blauen Augen etwas abzuschlagen.


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Am folgenden Morgen, nach einem ausgiebigen Schlaf, schien Daniel kräftiger. Jack bestand darauf, dass er sein Frühstück im Bett aß und sich von Jack in die Dusche und wieder heraus heben ließ.
„Ich bin kein Baby, Jack“, protestierte Daniel, als Jack ihn zurück ins Schlafzimmer trug und ihn auf dem Bett deponierte, um ihn abzutrocknen und anzuziehen.
„Du musst deine Energie bewahren, Daniel“, erinnerte ihn Jack, rieb Salbe in Daniels wunden Hintern und seine Fersen.

Daniels mangelnde Mobilität machte Wundliegen zu einem echten Problem und Jack behielt ein aufmerksames Auge auf den Druckstellen, um zu verhindern, dass sich offene Stellen bildeten.

„Wann landet Sams Flug?“ wechselte Daniel das Thema.
Er hasste es zuzusehen, wie Jack mit seinen schlaffen, gummiartigen Gliedmaßen rang. Der Anblick seines eigenen Körpers entsetzte ihn und er zog es vor, nicht zu viel Zeit damit zu verbringen, ihn anzustarren.
„Sie sagte, sie würde so um halb zwölf im Hotel ankommen“, murmelte Jack, konzentrierte sich darauf, Daniels Beine in seine Hose zu fädeln.
„Ich bleibe nicht so lange im Bett“, verkündete Daniel, forderte Jack heraus, ihm zu widersprechen.
„Okay“, antwortete Jack gelassen, während er Daniels Hose fertig zuknöpfte und ein Paar Socken holte.
Daniel hob eine Augenbraue, überrascht, dass er so leicht gewonnen hatte, aber erleichtert über die Tatsache.

Während Jack seine verdrehten Füße in die Socken stopfte, fühlte sich Daniel plötzlich glücklich. Er war mit dem Mann zusammen, den er liebte, seine beste Freundin würde in Kürze eintreffen und er hatte jemanden kennen gelernt, die mit etwas Glück bald eine Arbeitskollegin werden könnte.

Jack war überrascht, Daniel summen zu hören. Er riskierte einen raschen Seitenblick und lächelte in Daniels Gesicht. Es kam nicht oft vor, dass man von Daniel sagen konnte, er sähe glücklich aus. Das war eine dieser Gelegenheiten und Jack setzte seine Arbeit mit den Socken fort, zufrieden, seinem Partner zuzuhören.

Zu dem Zeitpunkt, als Sam ankam, saß Daniel behaglich in seinem Stuhl und Jack hatte das Zimmer aufgeräumt. Sie begrüßte ihre Freunde, nahm das Parfüm in Empfang und dankte ihnen überschwänglich, versprühte es freigiebig, bis sich Jack beklagte, dass er wie ein Blumengarten riechen würde. Dann fragte Sam, wie das Treffen am Vortag gelaufen war. Daniel erstattete enthusiastisch Bericht, bis Jack das Paar erinnerte, dass es Zeit war, zu ihrem zweiten Gespräch aufzubrechen.

Dieses Mal prüfte Jack das Wasser, um zu sehen, ob Dr. Ogden interessiert wäre, für das SGC zu arbeiten. Es war eine schwierige Unterhaltung. Er musste versuchen herauszufinden, ob sie an einem Job interessiert wäre, ohne ihr konkret etwas über diesen Job zu erzählen.

Nachdem sie es sich in dem Restaurant gemütlich gemacht und ihre Bestellung aufgegeben hatten, überließ Jack Daniel und Sam den Großteil der Unterhaltung, während er Dr. Ogden verstohlen beobachtete, zu ermessen versuchte, wie ihre Reaktion auf sein Angebot ausfallen würde. Von Zeit zu Zeit warf er eine Frage ein, die mitten in der Konversation ohne weitere Analyse akzeptiert und beantwortet wurde. Am Ende der Mahlzeit wusste Jack, dass er – vorausgesetzt, General Hammond bestätigte ihre Sicherheitsfreigabe – in der Lage wäre, Dr. Beth Ogden ein Angebot zu machen, das sie sich in ihren wildesten Träumen nicht vorstellen könnte.

Die drei Freunde verabschiedeten sich von Beth Ogden und vereinbarten eine Kontaktaufnahme innerhalb der nächsten paar Tage, um die Artefakte ins SGC verschicken zu lassen.
„Also?“ meinte Sam, sobald sie in der Privatsphäre ihres Zimmers waren. „Was denkst du?“
Jack kickte seine Schuhe von seinen Füßen, legte seine Beine auf den Kaffeetisch und lehnte sich in dem bequemen gepolsterten Stuhl zurück.
„Jack!“ stöhnte Daniel verärgert.
„Okay, okay.“ Jack hielt ergeben seine Hände hoch. „Ich denke – vorausgesetzt wir kriegen das Alles klar vom General – wir könnten ihr einen Posten im SGC anbieten.“
Sam und Daniel lächelten einander zu. Sie mochten beide Beth Ogden und wussten, sie wäre ein Gewinn für das SGC.
„Ich kann es nicht erwarten, ihr Gesicht zu sehen, wenn du ihr sagst, was sie tun wird“, sagte Sam.
„Wenigstens denkt sie nicht, ich bin ein totaler Spinner“, murmelte Daniel bitter.

Jack und Sam sahen ihren Freund überrascht an. Sie hatten nicht bemerkt, wie sehr es noch immer an Daniel nagte, dass die akademische Gemeinschaft dachte, er hätte sich von der Archäologie zurückgezogen, weil er wegen seiner Theorien über Außerirdische verhöhnt worden war.

„Deine Zeit wird kommen, Daniel“, versprach Jack seinem Partner. „Wenn das Stargate erst der Öffentlichkeit bekannt wird, bist du der Held des Tages.“
„Ha!“ schnaufte Daniel.

Er hatte einige Jahre mit seinem Geheimnis gelebt und realistisch betrachtet erwartete er nicht, noch am Leben zu sein, wenn die Air Force endlich beschließen würde, das Geheimprojekt tief im Cheyenne Mountain offen zu legen.

„Okay“, sagte Jack, „was machen wir, bis wir vom General hören? Wie lange kannst du bleiben, Sam?“
„Ich muss Montag wieder in Washington sein“, antwortete sie.
„Na schön, dann bleiben uns zwei Tage. Was willst du unternehmen, Daniel?“ fragte Jack.
„Du meinst, du lässt mich etwas unternehmen?“ kommentierte Daniel. „Ich muss nicht in diesem Zimmer eingesperrt bleiben, ans Bett gefesselt?“
„Schlecht gelaunt, Danny, ganz schlecht gelaunt.“ Jack wedelte seinen Finger vor Daniel, der schmollend in seinem Stuhl saß. „Ich denke, du bist vielleicht ein wenig übermüdet.“
„Wieso steckst du mich nicht ins Bett, Jack?“ fauchte Daniel.
Jack und Sam wechselten Blicke. Es war offensichtlich, dass Daniel physisch und mental erschöpft war und vorsichtige Behandlung brauchen würde.

„Wieso machst du nicht ein Schläfchen, Daniel?“ schlug Sam vor. „Und dann könnten wir vielleicht dieses italienische Restaurant probieren, in dem ihr vorgestern wart.“
„Großartige Idee!“ warf Jack ein, hoffte, dass Daniel einverstanden wäre.
„Glaube ich auch“, nickte Daniel.

Er wusste, er war vollkommen ausgelaugt und hasste sich selbst, weil er seine Freunde angegiftet hatte, aber er hatte Angst. In letzter Zeit ermüdete er viel rascher und es entsetzte ihn, dass sein empfindlicher Halt an Gesundheit und Mobilität entgleiten könnte. Er versuchte verzweifelt, das vor Jack und Janet zu verbergen. Es machte keinen Sinn, entschied er, ihnen größere Sorgen als nötig zu bereiten. Und überhaupt ... da gab es ohnehin nichts, was sie dagegen tun könnten.

Daniel ließ sich von Jack und Sam entkleiden und vom Rollstuhl ins Bett legen. Nachdem er seine Medikamente genommen hatte, machte er es sich dankbar unter den Decken gemütlich, während sich seine schmerzenden Gliedmaßen allmählich entspannten und er in den Schlaf glitt.

Jack und Sam saßen in der anderen Ecke des Zimmers – Vorhänge geschlossen – und unterhielten sich flüsternd, um Daniel nicht zu stören. Jack war scharfsinniger, als Daniel es ihm zugestehen wollte, und er wusste sehr gut, dass Daniel in letzter Zeit viel rascher müde wurde. Er gestand Sam seine Ängste ein. Es war schön, mit jemandem frei über seine Gefühle und Sorgen sprechen zu können. Obwohl sie nichts tun konnte, um zu helfen, fühlte er sich nach ihrem Gespräch besser.

Daniel schlief sechs Stunden und erwachte erfrischt. Er quälte Sam, einen Tisch zu bestellen und nervte danach Jack, ihn aus dem Bett zu holen. Um 9.00 Uhr war er geduscht, angezogen und saß in seinem Stuhl, wartete geduldig, während Jack und Sam sich hastig fertig machten. Endlich war das Trio auf dem Weg.

„Keine Wiederholung deines letzten Besuchs, Daniel“, warnte Jack seinen Partner, als sie sich dem Restaurant näherten.
„Wieso? Was ist passiert?“ fragte Sam neugierig.
„Sag nichts, Jack“, bettelte Daniel, doch Jack war entschlossen, Daniel zu hänseln.
„Trunkenheit am Steuer eines Rollstuhles“, verkündete er.
Sams Augenbrauen hoben sich und Daniel stöhnte.

Glücklicherweise standen sie bereits am Restaurant-Eingang, weswegen weitere Nachforschungen über das Ereignis eingestellt wurden. Sie machten es sich an ihrem Tisch bequem und lasen hungrig die Speisekarte.


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Am folgenden Morgen erhielt Jack einen Anruf von General Hammond, der ihm mitteilte, dass sämtliche Überprüfungen einwandfrei zurückgekommen waren und dass Jack hiermit autorisiert wurde, Dr. Ogden einen Posten im SGC anzubieten.
„Wie bringen wir ihr die Neuigkeit bei?“ wollte Jack von Daniel wissen, nachdem er den Hörer aufgelegt hatte.
„Vielleicht wäre es das beste, wenn ich es mache“, schlug Daniel vor. „Ich kann über die Artefakte reden, die sie gefunden hat, sie an den Text am Tempel im Museum erinnern und dann allmählich das Gespräch auf meine merkwürdigen Theorien über die Pyramiden und Außerirdischen bringen.“
„Dann erzählst du ihr vom SGC und erschlägst sie mit dem Jobangebot, tolle Idee“, meinte Jack, erleichtert, dass er die Dinge nicht erklären musste.
„Wo sollen wir es machen?“ fragte Daniel.

Das Restaurant war ein bisschen zu öffentlich für diese Art von Gesprächen und sie konnten nicht riskieren, dass sie jemand im Museum belauschte.

Jack überlegte. „Warum bitten wir sie nicht, hierher zu kommen?“ schlug er vor, umfasste ihr Hotelzimmer mit einer Hand.
„Du musst ein wenig aufräumen“, gab Daniel zu bedenken, ließ seinen Blick über die Stapel medizinischer Ausrüstung und Medikamente schweifen, die ihn überallhin begleiteten.
„Okay, du rufst Sam an und siehst, wann sie Zeit hat, und dann kontaktierst du Dr. Ogden und machst die Arrangements, während ich aufräume“, meinte Jack.

Das Treffen wurde schließlich für diesen Nachmittag vereinbart. Nachdem Daniel alle Anrufe erledigt hatte, ruhte er zufrieden im Bett, während Jack sich geschäftig im Zimmer bewegte, aufräumte und das meiste des medizinischen Zeugs im Schrank verbarg. Es war nicht so, dass es im Weg war, doch sensibel für Daniels Gefühle, verstand Jack, dass Daniel keine unnötigen Beweise seiner Behinderung ausgestellt haben wollte. Deshalb wurden Medikamente, Lotionen und Katheterbeutel aus dem Blickfeld geräumt.

Nach einem leichten Mittagessen half Jack Daniel beim Duschen und Anziehen. Sobald Daniel bequem in seinem Stuhl saß, rief Jack nach jemandem, der das Bett machte und die Handtücher wechselte, bevor Dr. Ogden und Sam eintreffen würden.


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Zu sagen, Beth Ogden wäre von Daniels Enthüllungen und seinem Angebot überrascht gewesen, wäre eine Untertreibung. Sie hörte verblüfft zu, während Daniel ihr vom SGC und dem Stargate erzählte. Auf Jacks Anweisung hin ging er nicht zu sehr ins Detail, nur für den Fall, dass sie das Angebot ausschlagen würde. Insgeheim war er entzückt, weil er wenigstens einem Menschen zeigen konnte, dass seine Theorien vor all diesen Jahren korrekt gewesen waren.

Beth bat um Zeit, um das Angebot zu überdenken und sie versprach, Daniel zu kontaktieren, sobald sie eine Entscheidung getroffen hatte. Sam, die wusste, dass sie einen frühen Flug am nächsten Morgen erwischen musste, verabschiedete sich von Beth und schärfte ihr ein, sorgfältig über das Angebot nachzudenken.

„Also, was denkst du?“ meinte Jack, nachdem Beth gegangen und die Freunde allein waren.
„Ich denke, sie nimmt den Job an“, sagte Daniel zuversichtlich.
„Was macht dich so sicher, Daniel?“ fragte Sam ihren Freund.
Er lächelte. „Kein Archäologe, der sein Geld wert ist, könnte so einem Angebot widerstehen“, sagte er einfach.

Er behielt recht. Später an diesem Abend rief Beth Ogden Daniel an und akzeptierte das Jobangebot. Innerhalb von wenigen Monaten hatte sie sich in ihrem neuen Büro im SGC eingelebt und Daniel übernahm freudig die Aufgabe, sie mit ihrer Arbeit und dem Leben im SGC vertraut zu machen.


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Beth war absolut fasziniert und stürzte sich in die Arbeit wie eine Ente ins Wasser. Anfangs verbrachte sie den Großteil ihrer Zeit mit Daniel, während er sie in die Geschichte des SGC und die Typen der Artefakte einführte, die sie fanden. Danach wurde sie mit SG-2 bekannt gemacht und ging mit ihnen auf ein paar Missionen. Im ersten Moment ein wenig ängstlich, gewöhnte sie sich bald an die außerweltlichen Reisen und wurde zu einem beliebten Mitglied jedes Teams, das sie ausborgte.

Daniel war erfreut, dass alles so gut lief. Es war nett, jemanden zu haben, mit dem er über seine Arbeit sprechen konnte, jemanden, der seinen Enthusiasmus verstand, jemanden, mit dem er Ideen wälzen konnte. Beth war die perfekte Kollegin, sie teilte ihre Erfahrungen – daheim und außerweltlich – mit Daniel, gab ihm das Gefühl, ein Teil aller Ereignisse im SGC zu sein.

Daniels und Beths Versunkenheit in ihre Arbeit bedeutete, dass Jack sich entspannen und sich seiner eigenen Arbeit widmen konnte, sobald er Daniel sicher im SGC abgeliefert hatte. Er musste sich keine Sorgen machen, dass Daniel langweilig war oder dass er sich allein abmühte. Obwohl Daniel unnachgiebig darauf bestand, dass Beth lediglich eine Arbeitskollegin wäre und deshalb keinerlei Pflichten betreffend seiner persönlichen Pflege hätte, wusste Jack, dass Beth ihn im SGC überallhin begleiten würde, wenn es notwendig wäre. Und sie würde Jack oder Janet rufen, falls er Hilfe bei seinen physischen Bedürfnissen brauchte. Das Äußerste, was Daniel ihr erlaubte, für ihn persönlich zu tun, war, seinen Kaffeebecher zu halten, während er trank. Eine Aufgabe, die Beth gern übernahm. Sie mochte Daniel Jackson, sie bewunderte seinen Intellekt, sie war von Ehrfurcht erfüllt wegen der Tatsache, dass er das Stargate geöffnet hatte und – viel wichtiger – sie mochte ihn als Mensch.


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Für acht glückliche Monate liefen die Dinge gut und Jack fing gerade an, wegen Daniels Gesundheit und ihres gemeinsamen Lebens ein bisschen selbstzufrieden zu werden, als die Dinge begannen, falsch zu laufen.

Das erste Anzeichen einer Verschlechterung von Daniels Gesundheitszustand war das allmähliche Nachlassen der Kraft zuerst in seiner linken Hand und Arm und dann – noch alarmierender – in seiner Nackenmuskulatur. Jack grub die Nackenstütze für den Rollstuhl aus dem Schrank und befestigte sie wieder an Daniels Stuhl. Das, gemeinsam mit einem etwas stärker geneigten Winkel zum Stuhl, versorgte Daniel mit der Unterstützung seiner versagenden Muskeln, um seinen Kopf hoch zu halten. Daniel versuchte, nicht zu sehr über diese Verschlechterung nachzugrübeln und behielt eine positive Einstellung wegen der Dinge, die er noch immer tun konnte. Wie auch immer, schließlich setzte sich die Verschlechterung fort und der Verlust des Gebrauches seiner rechten Hand und Arm war ein verheerender Schlag für Daniel und Jack.

Zuerst war es bloß eine Schwäche. Anstatt seinen Stuhl nach seinem Willen bewegen zu können, fand Daniel heraus, dass sein Arm nach ein paar Stunden von der Armstütze glitt. Selbst, wenn Jack ihn wieder positionierte, sodass Daniel den Steuerknüppel halten konnte, hatte er nicht die Kraft, seine Hand dort zu halten und sie fiel schlaff in seinen Schoß. Sie schnallten sein Handgelenk an der Armstütze seines Stuhles fest und das funktionierte eine kurze Zeit, bis es Daniel unmöglich war, auch nur seine Finger länger als ein paar Minuten um den Steuerknüppel geschlungen zu halten. Daniel war am Boden zerstört, befand er sich jetzt in der Lage, die er am meisten gefürchtet hatte. Totale Abhängigkeit von anderen.

Janet und Jack probierten alle Arten von verschiedenen Hilfsmitteln, um es Daniel zu ermöglichen, seinen Stuhl auf andere Weise zu bewegen. Sie versuchten einen Schlauch, der durch ein kompliziertes Netz von Drähten und Elektroden verbunden und so konstruiert war, dass der Benutzer den Stuhl durch Saugen und Blasen manövrieren konnte. Das war ein kurzlebiger Erfolg. Jack witzelte, dass es Daniel zumindest stumm hielt, da er nicht zur selben Zeit seinen Stuhl bewegen und reden konnte. Doch dieser Witz schlug zurück, als es nach ein paar Monaten offensichtlich wurde, dass Daniel auch nicht genug Kraft hatte, diese Methode anzuwenden.

Es brach Jacks Herz, Daniel in einem solchen Stadium zu sehen. Für eine Weile ließ sich Daniel von Jack aus dem Bett und in den Stuhl heben. Sobald er es sich darin bequem gemacht hatte, war er jedoch unfähig, irgend etwas anderes zu tun, als da zu sitzen und zu beobachten, was um ihn herum vorging. Er war für die kleinsten Handgriffe vollkommen von Jack oder einem seiner anderen Freunde oder Pfleger abhängig. Er konnte nicht ans Telefon gehen, sich von einem Ort zum anderen bewegen, nicht mal selbst seine Nase putzen. Er fand es absolut frustrierend, in dieser Position zu sein. Obwohl er wusste, wie sehr Jack ihn liebte und dass er alles für ihn tun würde, hasste sich Daniel, weil er seinen Partner in eine solche Situation brachte.

Er flehte Jack an, ihn in ein Pflegeheim zu geben. Er argumentierte, nachdem er völlig nutzlos wäre, könnte er genauso gut dasitzen und wie all die anderen Heimbewohner aus dem Fenster starren, anstatt Jacks Zeit zu verschwenden.

Anfangs sprach Jack vernünftig mit ihm, flehte ihn an, doch nicht solche Dinge zu sagen. Er sagte ihm, wie sehr er ihn liebte, versprach ihm, für immer für ihn zu sorgen. Während die Zeit verging, wurde es schwieriger und Janet musste Jack anbetteln, ein ständiges Pflegeteam anzustellen, um ihm zur Seite zu stehen.
„Du hilfst Daniel nicht, wenn du dich krank machst“, erinnerte sie ihn eines Tages, als sie ihr Haus betrat und die Küche mit schmutzigen Töpfen vollgestellt fand, Stapel von Schmutzwäsche und Staub überall.
„Ich kann mich alleine um ihn kümmern“, knurrte Jack, stur wie immer.
„Kannst du auch“, stimmte Janet zu, „aber wieso stellst du nicht jemanden ein, der die Hausarbeit übernimmt, den Einkauf, die Wäsche?“

Endlich erklärte sich Jack einverstanden. Er beharrte darauf, Daniels erster Pfleger zu bleiben, ließ jedoch ein Team Angestellte in ihr Haus, um all die anderen notwendigen Arbeiten zu erledigen. Das spielte ihn frei, um sich auf die Bedürfnisse seines Partners zu konzentrieren.

Zuerst ging Daniel weiterhin zur Arbeit ins SGC. Da gab es nicht viel, was er tatsächlich tun konnte, doch sobald er vor dem Computer positioniert saß, half ihm Beth Ogden oder eines der anderen Mitglieder der archäologischen Abteilung. Sie holten Texte für Daniel auf den Schirm zum Übersetzen oder brachten Artefakte, um sie zu begutachten. Und seine Expertise und sein Wissen über die Goa’uld waren immer geschätzt.

Während Daniels Zustand sich verschlechterte, fuhr er immer weniger zum Cheyenne Mountain. Seine Sehschärfe wurde schwächer, sodass er nicht mehr den Text auf dem Computerschirm sehen konnte. Er wurde rasch müde. Sich am Beginn des Tages gut zu fühlen, war keine Garantie, dass dieses Gefühl andauern würde. Normalerweise saß er zur Mittagszeit unbequem in seinem Stuhl zusammengesunken und war erleichtert, wenn Jack ihn heraushob, Salbe in seinen schmerzenden Körper rieb und es ihm im Bett gemütlich machte.

Jack konnte sehen, wohin das führte und wartete jeden Morgen ängstlich, ob Daniel aufstehen wollte. Schließlich kam der Tag, an dem Daniel erschöpft seinen Kopf schüttelte.
„Was hat das für einen Sinn?“ fragte er, fixierte traurige blaue Augen auf seinem Partner. „Ich bin in dem Stuhl ohnehin nutzlos, da kann ich auch gleich hier bleiben.“

Jacks Herz brach, das war’s, wusste er, der Anfang vom Ende. Wenn Daniel die Fähigkeit und den Willen verloren hatte, die Multiple Sklerose zu bekämpfen, würde ein stetiger Abstieg beginnen.

Jack versuchte, es zu überspielen, tat sein möglichstes, um seine Stimme fest zu halten und um den Kloß in seiner Kehle herum zu sprechen, während er nickte.
„Okay, also ein Tag im Bett“, sagte er, strich die Decken glatt.
Er hob seine ängstlichen, braunen Augen, um Daniels blauen zu begegnen und ein wissender Blickwechsel ging zwischen den Liebenden hin und her. Beide wussten, was die Weigerung aufzustehen bedeutete. Das Urteil hatte nun seit Jahren über ihnen gehangen. Sie hatten die Krankheit gemeinsam bekämpft und hatten immer gewusst, dass das Ende irgendwann kommen musste.
„Vielleicht morgen?“ sagte Jack, während er Daniel mit einem Stapel Kissen stützte.

Aber morgen kam nie und der elektrische Rollstuhl setzte Staub an, da Daniel ihn niemals wieder benutzte. Jack wollte nicht, dass sich Daniel isoliert fühlte, im Schlafzimmer gefangen, er wollte, dass er weiterhin ein Teil des Haushaltes blieb. Er veranlasste, dass die Türe ins Schlafzimmer verbreitert wurde, damit das Spezialbett, das Janet für Daniel organisiert hatte, um Wundliegen zu vermeiden, mit minimaler Störung von einem Zimmer ins andere geschoben werden konnte. Jack kündigte trotz Daniels Protesten im SGC und verbrachte seine Tage mit seinem Partner. Zweimal täglich erschien eine Schwester, um Daniel zu baden und sich um seinen Katheter zu kümmern. Und den Rest der Zeit tat Jack, was notwendig war, fütterte seinen Partner, las ihm vor, verabreichte Medikamente, wechselte wenn nötig seine Position und massierte die schlaffen Gliedmaßen, die von Krämpfen zerstört worden waren.

Janet Fraiser war ein regelmäßiger Besucher im Haus. Sie wollte Daniel untersuchen, aber – genauso wichtig – wollte sie sich vergewissern, wie Jack damit umging. Sie wusste, dass er und Daniel akzeptiert hatten, dass sie nicht mehr viel Zeit hatten, doch sie wusste auch, dass Daniel Jackson mental ein viel stärkerer Mensch war, als man es von ihm erwartete. Sie hatte oft mit ihm über die ultimative Prognose seiner Krankheit gesprochen und er war mit sich schon lange im reinen. Janet war weniger sicher, ob sich Jack im selben Stadium der Akzeptanz befand. Sie wusste, wie sehr er Daniel liebte, wie sehr sich sein Leben um seinen Partner drehte und sie verzweifelte, wenn sie darüber nachdachte, wie er damit fertig würde, wenn Daniel gegangen war.

Als Daniel schwächer wurde und öfter schlief, kontaktierte Janet Sam in Washington und schlug vor, dass sie einfliegen und ihre Freunde besuchen sollte.
„Was versuchst du zu sagen, Janet?“ fragte Sam, ihre Hand zitterte, während sie den Hörer hielt.
Janet wusste, es hatte keinen Sinn, wie die Katze um den heißen Brei zu schleichen. „Ich weiß nicht, wie lange Daniel noch hat“, erklärte sie. „Ich denke einfach, es wäre eine gute Idee für Jack und Daniel – und für dich – wenn du sie besuchen würdest.“
Sam konnte kaum sprechen. Das war der Moment, den sie gefürchtet hatte. „Ich organisiere die Dinge von hier aus und fliege, sobald ich kann“, versprach sie, unfähig, mehr zu sagen, da ihre Stimme brach.
Sie legte den Hörer auf und starrte ihre bebenden Hände an, bevor sie ihren Kopf hineinsinken ließ und schluchzte.

Sie weinte um Daniel Jackson, der niemals in seinem ganzen Leben etwas Böses getan hatte, der mutig mit den Herabwürdigungen umgegangen war, welche die Multiple Sklerose auf ihn gehäuft hatte und dessen Freundschaft sie mehr als alles andere schätzte.
Sie weinte um Jack O’Neill, ihren Freund und Daniels Lebenspartner. Sie wusste, wie hart Daniels Tod ihn treffen würde. Sie war nicht sicher, ob er stark genug sein würde, mit dem Verlust umzugehen.
Sie weinte um sich selbst. Sie liebte Daniel wie einen Bruder. Da hatte immer eine besondere Bindung bestanden. Auf einer intellektuellen Ebene war er ihr Seelengefährte. Es gab niemals irgendetwas Sexuelles zwischen ihnen, sogar bevor Jack und Daniel ihre Gefühle füreinander akzeptiert hatten. Doch das Band, welches das Paar unauflösbar verbunden hatte, konnte nicht so leicht durchtrennt werden und Sam wusste nicht, wie ihr Leben ohne Daniel darin weitergehen sollte.


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„Wie geht es ihm?“ waren Sams erste Worte, als sie Janet am Flughafen gegenüberstand.

In der Vergangenheit war es immer Jack gewesen, der sie abgeholt hatte, manchmal mit Daniel an seiner Seite in seinem Stuhl. Nun spürte sie den ersten Schlag des Verlustes, als die kleine Ärztin vor ihr stand.

„Er wird schwächer“, antwortete Janet, „aber er freut sich, dich zu sehen.“
Sam lächelte müde, Tränen überfluteten ihre traurigen Augen.
„Na, na“, tadelte Janet. „Daniel braucht nicht jemanden, der um ihn heult“, erinnerte sie Sam. „Wisch dir deine Augen und deine Nase ab und setz ein tapferes Gesicht auf.“
Sam nickte, vertraute ihrer Stimme nicht. Janet legte einen Arm um ihre alte Freundin und führte sie aus dem Flughafengebäude zum Auto.

Als sie beim Haus ankamen, warf Sam wortlos ihre Arme um ihren ehemaligen kommandierenden Offizier und drückte ihn an sich.
„Hey, Sam, heb dir das für Daniel auf“, witzelte Jack.
Sam blickte in sein angespanntes Gesicht. Er lächelte zu ihr hinunter, doch sie bemerkte, das Lächeln erreichte nicht seine braunen Augen.
„Wie geht es ihm, Jack?“ fragte sie ängstlich.
„Komm und sieh selbst“, schlug Jack vor, deutete auf das Bett, das neben dem Fenster positioniert stand.

Sam trat zu dem Bett und lächelte. „Hey, Daniel“, flüsterte sie, beugte sich vor und küsste ihn warmherzig, bevor sie sich auf die Bettkante setzte und ihren alten Freund genau betrachtete.
„Hey“, wisperte Daniel zurück, lächelte zu Sam hinauf.
Er liebte es, sie zu sehen, sie strahlte etwas aus, ein gesundes Glühen, um das er sie beneidete. Sie sah so voller Leben aus und dafür liebte und hasste er sie.

Sam war entsetzt. Daniels Verfassung hatte sich sehr verschlechtert, seit sie ihn das letzte Mal vor ein paar Monaten gesehen hatte. Keines der zahlreichen Telefongespräche, die sie geführt hatten, hätte sie darauf vorbereiten können, wie er jetzt aussah.

Daniel saß unterstützt im Bett. Kissen umgaben ihn, um ihn sicher festzuhalten, das Summen des Motors, der die Bewegung der Druckmatratze des Bettes kontrollierte, war eine Konstante im Hintergrund. Daniel war blasser und dünner, eine Nasenkanüle lief von seiner Nase über seine Ohren und hinunter zu der Sauerstoff-Flasche auf dem Boden. Sam konnte den Katheterschlauch unter der Bettedecke hervor zu einem Behälter auf dem Boden gehen sehen und eine Infusion versorgte Daniel mit den lebenswichtigen Nährstoffen, die er nicht mehr zu sich nehmen konnte, da er an allem ersticken würde, was nicht sorgfältig püriert war.

Sam strich eine Haarsträhne aus Daniels Stirn. Sein Haar war länger, bemerkte sie. Nicht so lang wie damals, als sie einander das erste Mal getroffen hatten, aber länger, als er es eine Zeitlang getragen hatte.
„Wie war der Flug?“ fragte Daniel, pausierte, um Luft in seine Lungen zu zwingen.
„Das übliche“, antwortete Sam, nahm Daniels näheste Hand in ihre. „Aber das ist nicht wichtig, wie geht es dir?“
Daniel schloss für einen Moment seine Augen, holte dann Luft, bevor er diese berühmten blauen Augen auf ihr fixierte. „Ich muss mit dir sprechen“, keuchte er, „später.“
Sam nickte. „Ich bin hier, wann immer du bereit bist“, versprach sie.
Daniel schien damit zufrieden und schloss seine Augen.

Sam wartete, bis seine Atmung gleichmäßig wurde und sie sicher sein konnte, dass er schlief, bevor sie seine Hand wieder auf das Bett legte und vorsichtig aufstand. Sie drehte sich um, fand Jack im Türrahmen stehend.
„Er schläft jetzt eine Weile“, meinte Jack. „Warum setzen wir uns nicht auf die Veranda?“

Nachdem Jack sich vergewissert hatte, dass die diensthabende Schwester wusste, wo er sich befand und sie bei Daniel blieb, führte er Sam auf die Veranda und sie sanken in die Korbstühle.
„Oh, Jack!“ Sam griff aus und nahm Jacks wettergegerbte Hände in ihre kleineren, weicheren.
Jacks Augen füllten sich mit Tränen, die er vor seinem Partner niemals zulassen würde. Sam ließ seine Hände nicht los, während auch ihre Tränen frei fielen.

Endlich hoben die beiden ihre tränenüberströmten Gesichter und blickten einander an. Sie lachten, während sie ihre Hände lösten und über ihre Augen wischten.
„Was für ein Paar“, schniefte Sam. „Was würde Daniel von uns denken?“
Jack schüttelte seinen Kopf, traute sich nicht zu sprechen. In diesen Tagen lagen seine Emotionen viel zu nahe an der Oberfläche. Es hatte ihn viel Mühe gekostet, jedermann davon zu überzeugen, dass er noch immer ein harter Air Force-Colonel war.

Sam fand ein Taschentuch und putzte ihre Nase. „Wie wirst du damit fertig?“ fragte sie ihren ehemaligen kommandierenden Offizier.
„Tue ich nicht“, gab Jack zu. „Das ist bloß eine Fassade. Ich zerbreche, ich kann mir ein Leben ohne ihn nicht vorstellen.“
Sam nickte zustimmend. Da gab es nichts, was sie sagen konnte, um den Mann, der ihr gegenüber saß, zu trösten. Nichts, das sie sagte, würde das Unvermeidbare ihrer Leben ändern. Daniel starb und da gab es keine verdammte Sache, die einer von ihnen dagegen unternehmen konnte.

„Weißt du, worüber er mit mir reden will?“ fragte Sam, wechselte das Thema.
„Keine Ahnung. Du kennst Daniel“, antwortete Jack, schüttelte seinen Kopf. „Er hat ein As im Ärmel, aber er verrät nichts.“
Sam lachte. „Das klingt nach Daniel, warten, bis er eine Bombe platzen lassen kann.“
Jack lachte betrübt. „Das ist mein Junge“, sagte er, seine traurigen braunen Augen trafen auf die genauso traurigen blauen Sams.

Sam und Jack saßen bis Sonnenuntergang auf der Veranda, sie teilten Erinnerungen an Daniel, sprachen über glücklichere Zeiten gemeinsam als SG-1 und diskutierten, wann und wie sie Teal’c erreichen sollten.

Während sie plauderten, fing Jack an, sich ein wenig besser zu fühlen. Er fühlte sich nicht mehr ganz so allein in seiner Trauer. Sam und Daniel hatten sich immer nahe gestanden und ihre Anwesenheit bedeutete ein gewisses Maß an Trost für Jack.

Während sie gemeinsam dasaßen, erschien die Schwester ruhig in der Tür. „Dr. Jackson ist jetzt wach“, verkündete sie dem Paar.

Jack sprang sofort auf seine Füße und eilte ins Haus zurück, während Sam und die Schwester mitleidige Blicke wechselten, bevor sie ihm folgten.

„Hey“, sagte Jack, nahm Daniels Hand und lehnte sich über das Bett, um seinen Partner zärtlich zu küssen.
„Hey“, wisperte Daniel, gab Jacks Lächeln zurück. Er warf einen Blick an Jack vorbei. „Ist Sam noch hier?“ fragte er ängstlich.
„Ich bin hier, Daniel“, sagte Sam, nahm Daniels andere Hand und lächelte ihrem Freund zu.
„Gut.“

Daniels Augen glitten wieder einmal zu und Sam warf Jack einen besorgten Blick zu.
„Er schläft sehr vier“, flüsterte Jack eine Erklärung.
Sam nickte und sah sich nach einem Stuhl um. „Ich setze mich zu ihm, ruh du dich ein wenig aus“, orderte sie, während die Schwester einen Stuhl heranschob, damit Sam Daniels gelähmte Hand nicht loslassen musste.

Jack trieb sich unsicher am Fußende des Bettes herum. Er hasste es, von seinem Geliebten getrennt zu sein und zog es vor, auf der Couch oder in einem Stuhl zu schlafen, damit er in Daniels Nähe sein konnte, für den Fall, dass er erwachte.
„Jack, du brauchst Ruhe, du weißt, das könnte eine ganze Weile so weitergehen“, gab Sam Janets Sorgen über Jacks Angewohnheit wieder, seine eigene Gesundheit zu vernachlässigen.
Nach kurzem Überlegen nickte Jack. „Ruf mich, wenn du mich brauchst“, bettelte er, beugte sich vor und küsste Daniel zärtlich auf die Stirn, bevor er widerwillig zur Tür ging.
„Geh schon“, verscheuchte ihn Sam aus dem Zimmer, wendete dann all ihre Aufmerksamkeit Daniel zu.

Während Sam dasaß und Daniels Hand hielt, bewegte sich die Schwester stumm im Raum, überprüfte Schläuche und Monitore, glättete die Bettdecken und machte Eintragungen in Daniels Kartei. Schließlich waren all ihre Aufgaben erledigt und sie wendete ihre Aufmerksamkeit der jungen Frau zu, die neben ihrem Patienten saß.
„Kann ich Ihnen was zu trinken bringen, Major?“ erkundigte sie sich. „Für gewöhnlich mache ich mir um diese Zeit selbst etwas.“
Sam blickte zu der Schwester auf, nahm sie zum ersten Mal zur Kenntnis. „Sie sind Schwester Phillips aus dem SGC“, meinte Sam, überrascht, ein bekanntes Gesicht zu sehen.
„Ja, Major. Dr. Fraiser dachte, Daniel würde es vorziehen, bekannte Gesichter um sich zu sehen.“
Sam nickte zustimmend. „Ich hätte liebend gern eine Tasse Tee“, gab sie zu.
Schwester Phillips lächelte und ging in die Küche, während Sam bei Daniel sitzen blieb.

Kurze Zeit später saßen die beiden Frauen zusammen, umfassten dampfende Teetassen, während Daniel schlief.
„Schläft er viel?“ fragte Sam leise.
„Ja, Dr. Fraiser musste seine Medikation erhöhen, um seine Krämpfe zu mildern, und unglücklicherweise ist das eine der Nebenwirkungen“, erklärte Schwester Phillips.
„Hat er Schmerzen?“ setzte Sam fort, wollte unbedingt Daniels Verfassung begreifen.
„Nicht wirklich. Daniels Medikamente werden durch eine Pumpe in regelmäßigen Abständen verabreicht und die Schwestern und Colonel O’Neill behalten ihn genau im Auge, um nachzusetzen, falls und wenn es nötig ist.“

Die beiden saßen eine Weile stumm da, nippten an ihrem Tee und beobachteten Daniel. Schließlich brach Sam das Schweigen.
„Wie wird Colonel O’Neill damit fertig?“ wollte sie wissen.

Sie wusste, Jean Phillips würde ihr eine ehrliche Antwort geben. Sie hatte einige Jahre für das SGC gearbeitet und kannte Daniel Jackson und Jack O’Neill von ihren regelmäßigen Besuchen in der Krankenstation über die Jahre hinweg.

„Es ist hart für ihn“, erklärte die Schwester, „aber er wird damit fertig ... im Moment.“
„Aber ...?“ Sam spürte, da war mehr.
„Er ist Dr. Jackson verschworen. Ich weiß nicht, wie er es bewältigt, wenn alles vorbei ist.“
Sam kannte die Wahrheit dieser Bemerkung. „Na schön, ich werde für ihn da sein“, sagte sie entschlossen.

Und in dieser Sekunde wusste sie, dass ihr Leben und ihre Arbeit in Washington beendet waren. Sie würde in den Cheyenne Mountain zurückkehren, es war das mindeste, was sie für ihre beiden Freunde tun konnte.

„Gut.“ Jean Phillips verstand, was Sam sagen wollte und war insgeheim entzückt. Sie wusste, Jack O’Neill hatte immer für den blonden Major geschwärmt. Und falls ihm irgendjemand helfen konnte, den Verlust seines Partners zu bewältigen, dann wäre es Sam Carter.

Daniel erwachte in den frühen Morgenstunden. Jean Phillips hatte ihren Dienst um Mitternacht beendet und war von einer SGC-Schwester abgelöst worden, die Sam noch nicht kennen gelernt hatte. Sobald die Übergabe beendet war, tätschelte Jean Sams Schulter.
„Cathy ist eine der besten“, erläuterte sie, blickte zu der jungen Schwester, die ihre Karteien ausfüllte.
„Danke, Jean ... für alles“, antwortete Sam.

„Sam?“ flüsterte Daniel, während das gedämpfte Licht seine Freundin auf seiner Bettkante sitzend zeigte.
„Hi, Daniel.“ Sam beugte sich vor, damit er ihr Gesicht sehen konnte, ohne sich bewegen zu müssen.
„Ich muss mit dir sprechen, du musst etwas für mich tun“, wisperte er, zog Luft in seine schwachen Lungen.
„Streng dich nicht an, Daniel“, bettelte Sam, blickte zu Cathy, die aufmerksam am Fußende des Bettes stand.
Cathy trat an die Seite des Bettes und erhöhte die Sauerstoffzufuhr durch Daniels Nasenkanüle. Dann trat sie zurück in den Schatten, gab dem Paar ein wenig Privatsphäre.

Es dauerte eine Weile, bis Daniel Sam genau erklärt hatte, was er von ihr wollte. Sie flehte ihn an, aufzuhören ... sie nicht darum zu bitten ... sie nicht zu einem Vermittler zu machen. Daniel war so überzeugend wie immer. Seine blauen Augen bettelten sie an, ihm zu helfen, seine Wünsche zu erfüllen, Jack zu überreden, bei seinem Plan mitzumachen.

Endlich nickte Sam. „Ich tue mein bestes, Daniel, das verspreche ich“, sagte sie und bei diesen Worten entspannte sich Daniel und schloss seine Augen.
„Ich wusste, ich kann mich auf dich verlassen“, flüsterte er, bevor er in einen erschöpften Schlaf glitt und Sam zurückließ, die sich fragte, wie zum Teufel sie die Dinge für Jack erklären sollte.


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„Er will WAS?!“ brüllte Jack, als Sam ihm ihre Unterhaltung mit Daniel erläuterte.
Sam wiederholte Daniels Bitte, während Jack ungläubig seinen Kopf schüttelte. Sie hatte gewusst, dass es schwierig werden würde, doch sie hatte Daniel versprochen, es zu versuchen. Nun wartete sie geduldig, bis Jack aufhörte, brüllend auf und ab zu marschieren, bevor sie einen neuen Anlauf nahm.

Endlich sank Jack auf die Couch und ließ seinen Kopf in seine Hände sinken. „Er hört nie auf, mich zu verblüffen“, gestand er Sam ein.
„Er schien ziemlich entschlossen“, gab Sam zu bedenken.
„Oh, das bezweifle ich nicht“, lachte Jack, schüttelte verwirrt seinen Kopf. „Also, was tun wir?“

Jack hatte eine Ahnung gehabt, dass Daniel etwas vorhatte, als er Jack anflehte, Sam anzurufen. Er wusste, Daniel wollte sie nicht bloß für eine rührende Szene am Sterbebett. Doch in seinen wildesten Träumen hätte er sich niemals vorstellen können, was genau Daniel geplant hatte.

„Wir versuchen, seinen Wunsch wahr werden zu lassen“, stellte Sam ruhig fest. „Ich erledige ein paar Telefonate.“
Während Sam ins Büro ging, um zu telefonieren, fuhr sich Jack mit den Fingern durch seine grauen Haare und holte tief Luft, bevor er ins Schlafzimmer ging, um nach seinem Partner und Liebhaber zu sehen.
Die Schwester beendete gerade ihre Arbeit, Daniel für den bevorstehenden Tag vorzubereiten. Nachdem sie ihn gewaschen, seinen Katheter und die Infusion gewechselt und die Kissen aufgelockert hatte, die Daniels gelähmte Gliedmaßen stützten, überprüfte sie ihre Kartei und vergewisserte sich, dass die richtigen Medikamente in die Pumpe eingesetzt worden waren. Dann warf sie Jack ein Lächeln zu, sammelte ihre Unterlagen ein und setzte sich zum Fenster, um die notwendigen Eintragungen zu erledigen, bevor Jean Phillips zur Übergabe erschien.

Jack wusste, er hatte nur kurz Gelegenheit, die Dinge mit Daniel zu diskutieren. Die Behandlungen der Schwester erschöpften ihn und er würde bald wieder schlafen.
„So, Daniel“, sagte Jack, setzte sich auf die Bettkante und nahm Daniels Hand in die seine.
Daniel wartete. Er vermutete, dass Sam mit Jack gesprochen hatte und nun war er der Gnade seines Partners ausgeliefert.
„Bist du sicher, du weißt, was du tust?“ fragte Jack. „Bist du sicher, dass du erkennst, was das zur Folge hat, was es bedeutet?“ Jack tat sein möglichstes, seine Stimme gleichmäßig zu halten, doch in seinem Hals bildete sich ein Kloß und er schluckte hart.
Daniel begegnete Jacks Blick, seine blauen Augen entschlossen. Für einen Augenblick – als sich ihre Augen trafen – wurde Jack zu den vielen anderen Gelegenheiten in der Vergangenheit zurückgeführt, wenn Daniel gegen jede Chance starrköpfig auf seiner Meinung beharrt hatte. Eine Zeit, als Daniel ein fitter und gesunder junger Mann war. In den Jahren hatten Jack und viele andere Menschen im SGC begreifen müssen, dass Dr. Daniel Jackson normalerweise recht hatte.

„Ich weiߓ, gab Daniel zu.
„Wieso, Daniel ... wieso?“ drängte Jack auf mehr Informationen.
Daniel atmete tief ein. „Ich will nach Hause, Jack, nur noch einmal“, wisperte er, seine blauen Augen unentwegt auf Jacks braune gerichtet, beide Sets schwammen in unvergossenen Tränen.
Jack nickte, streichelte weiterhin Daniels Hand.

Das absolut Schlimmste in diesem Stadium von Daniels Krankheit war nach Jacks Meinung die Tatsache, dass Daniel unfähig war, irgendeinen physischen Kontakt mit seinem Partner zu initiieren. Jack vermisste die Berührung von Daniels Hand so sehr. Er wusste, das war nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was er durchmachen würde, wenn Daniel gegangen sein würde. Und er wusste nicht, ob er ein Leben ohne seinen Partner ertragen konnte.

„Wo ist Sam?“ wollte Daniel wissen.
„Telefoniert“, antwortete Jack, ließ Daniel wissen, dass die Räder in Bewegung gesetzt worden waren, um Daniels letzten Wunsch zu erfüllen.
„Danke“, flüsterte Daniel, bevor er in einen tiefen Schlaf fiel.

Jack blieb zurück, streichelte Daniels unbewegliche Hand und saugte das Gesicht seines Freundes, Partners und Geliebten in sich auf, so lange er es noch konnte.


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Es dauerte eine Weile, alles zu regeln, aber mit der vereinten Hilfe von Sam, Jack, Janet, General Hammond und der Air Force waren die Pläne endlich geschmiedet. Dr. Daniel Jackson würde nach Hause zurückkehren ... nach Ägypten.

Jack und Daniel wussten beide, dass es nur ein Hinflug sein würde. Daniel klammerte sich mit seinen Fingerspitzen am Leben fest und die Reise nach Luxor – gleichgültig, wie gut arrangiert – würde einfach zu viel für seinen schwachen Körper sein.

Letztendlich wurde vereinbart, dass neben Jack die Gruppe aus Sam, Janet, Jean Phillips – Daniels Lieblingsschwester – und Teal’c bestehen würde. Sam hatte es endlich geschafft, mit Hilfe der Tok’ra den Jaffa zu erreichen und er fühlte sich gleichzeitig betrübt und geehrt durch Daniels Bitte, sich ihnen anzuschließen.

Daniel und Jack diskutierten die Reise oft, während die Arrangements getroffen wurden. Daniel wusste, dass das Ende nahe war und er wollte an dem Ort sterben, wo er geboren worden war. Das Land, in dem er aufgewachsen war, das Land, das sein Leben geformt hatte. Während einer ihrer bittersüßen Konversationen wollte Daniel Jack zu verstehen geben, dass er ihn nicht zurückwies, weil er nach Ägypten gehen wollte, doch das war der Ort, wo er hingehörte. Der Sand, die Hitze, die magische Atmosphäre seines Geburtsortes riefen ihn ein letztes Mal.

„Ich liebte Abydos, weil es mich an Ägypten erinnerte“, erklärte Daniel. „Meine Zeit dort mit Sha’uri war eine der glücklichsten meines Lebens“, meinte er, versuchte, Jack nicht zu verletzen.
Jack hatte immer gewusst, wie sehr Daniel seine Frau geliebt hatte und er hatte ihm diese Liebe niemals übel genommen.
„Aber ich wurde in Ägypten geboren, es formte mein Leben“, erläuterte Daniel. „Ich gehöre in die Wüste und sie gehört zu mir.“

Jack verstand endlich, nahm Daniel in seine Arme und drückte ihn an sich. „Ich liebe dich, Daniel, aus vollem Herzen und mit meiner ganzen Seele“, wisperte Jack in das Ohr seines Liebsten. „Ich will dich nicht verlieren, aber wenn du das wirklich willst, dann tue ich alles, was in meiner Macht steht, um es geschehen zu lassen“, versprach er.
„Ich liebe dich auch, Jack“, gab Daniel zurück.

Er hätte alles gegeben, um seinen Arm um Jack legen und ihn an sich drücken zu können, doch er musste sich damit zufrieden geben, in Jacks Umarmung zu liegen, seine paralysierten Glieder trugen die Erinnerung an viele solcher Umarmungen in der Vergangenheit.

Sam zog alle Register und hatte mit General Hammonds Hilfe schließlich einen Flug und die Unterbringung in einer Privatklinik in Luxor arrangiert. Janet und Jean Phillips trafen all die notwendigen Vorkehrungen, um die medizinische Ausrüstung verfügbar zu haben – jederzeit ... während des Fluges und im Krankenhaus, sobald sie eintrafen. Die Tok’ra hatten Teal’c verständigt und er würde am folgenden Tag durch das Stargate eintreffen. Alles war schließlich bereit für die Reise und alles, was sie nun tun konnten, war, die Details zu kontrollieren und noch einmal zu kontrollieren und auf die folgende Morgendämmerung zu warten, damit Daniel seine letzte Reise antreten konnte.

Sam verbrachte die Nacht in Janets Haus, um Jack und Daniel etwas Zeit an ihrem letzten Abend allein zu Hause zu geben. Cathy war die diensthabende Schwester und sie zog sich taktvoll auf die Veranda zurück, wo sie sich in einen der Korbstühle setzte und ein Magazin las, ein Ohr auf das Haus gerichtet, für den Fall, dass sie gebraucht würde.

Daniel hatte darum gebeten, ins Schlafzimmer geschoben zu werden. Nachdem dieses Manöver erledigt war, zog Jack die Vorhänge zurück, sodass Daniel – richtig positioniert – ein letztes Mal den Sonnenuntergang und das Erscheinen der Sterne beobachten konnte.

Das Paar saß eine Weile still da, betrachtete den Farbenwechsel am Himmel, bis das Zimmer im Dunkel lag. Dann entzündete Jack die Kerzen, die überall im Raum aufgestellt waren, um eine angenehme Atmosphäre zu erzeugen, die sie gemeinsam genießen würden.
„Leg dich zu mir“, flüsterte Daniel, als Jack zu seinem Stuhl neben dem Bett zurückkehren wollte.
Jack nickte und bewegte Daniels gelähmten Körper zärtlich zu einer Seite des Bettes, schaffte auf diese Art Platz für sich, um sich neben seinen Partner zu legen. Nachdem er die zahlreichen Kissen zurechtgelegt hatte, hob er Daniel leicht an, damit er ihn in seinen Armen wiegen konnte und Daniel seufzte erfreut, als er sicher von Jacks Armen umschlossen wurde.

Sie lagen eine Weile da, erfreuten sich einfach an der Nähe des anderen. Jack streichelte Daniels Haar mit einer Hand, die andere behielt einen festen aber zärtlichen Griff um den schlaffen Körper in seinen Armen bei.
„Du musst dich immer an diese Nacht erinnern“, sagte Daniel plötzlich zu Jacks Überraschung. „Versprochen?“
„Versprochen“, nickte Jack, beugte sich vor und pflanzte einen Kuss auf Daniels Kopf.
„Du weißt, ich muss das tun, nicht wahr?“
„Shh, sprich nicht“, meinte Jack, während Daniel um Atem rang.
„Ich muss, Jack. Ich muss ...“ Er pausierte, zog Sauerstoff in seine geschwächten Lungen.
„Daniel, ich weiß alles, was es über dich zu wissen gibt. Du bist mein Seelengefährte, mein Geliebter, mein Partner, mein Alles ...“ Jacks Stimme brach, als er die Tränen schluckte, die nicht zu vergießen er Daniel versprochen hatte.

Daniel blieb einen Moment stumm, kämpfte um Kontrolle über seine Atmung. Jack holte ein paar Mal tief Luft und versuchte, seine Emotionen im Zaum zu halten.
„Ich will nur, dass du weißt ...“, setzte Daniel erneut an.
„Daniel, ich weiߓ, flüsterte Jack, wollte Daniel zur Ruhe zwingen.

Am folgenden Tag würde es eine lange und anstrengende Reise geben und Jack wollte Daniel lebend nach Ägypten bringen. Daniels Entschlossenheit, lange genug am Leben zu bleiben, um zum Land seiner Geburt zurückzukehren, hatte eine große Rolle in seiner Fähigkeit gespielt, das letzte Stadium seiner Krankheit zu bekämpfen. Janet hatte oft mit Jack gesprochen, während Daniels Krankheit über die letzten paar Monate fortgeschritten war, und er wusste, dass Entschlossenheit allein seinen Liebhaber nicht viel länger am Leben halten würde. Nun, wo er sich selbst eingestanden hatte, dass Daniel sterben würde, war er entschlossen, ihn nicht gehen zu lassen, bevor er seinen letzten Wunsch erfüllt hatte, die Rückkehr nach Ägypten.

„Jack, bitte hör zu“, bettelte Daniel.
Er wusste, er hatte nur noch wenig Zeit, und sobald er die Reise angetreten hatte, würde sich sein Zustand rasch verschlechtern. Er musste heute Nacht alles sagen, um sicher zu gehen, dass Jack wusste, wie er sich fühlte und was er sich für die Zukunft seines Seelengefährten wünschte.
„Okay. Ich höre zu“, kapitulierte Jack, ließ Daniel sprechen.
Daniel atmete tief ein. „Ich will nicht, dass du trauerst, Jack“, flüsterte er. „Ich kenne dich, du machst dich fertig, was du hättest tun sollen, um die Dinge zu ändern.“ Daniel verstummte, zog Luft in seine Lungen, bevor er fortsetzte: „All das Was wäre wenn macht keinen Unterschied“, keuchte er, bemühte sich um Jacks Verständnis. „Ich will, dass du dich an all die guten gemeinsamen Zeiten erinnerst, die wir hatten. Dass du dich erinnerst, wie sehr ich dich liebe.“
„Daniel ...“, unterbrach Jack, Tränen bildeten sich in seinen traurigen braunen Augen.
„Nein, Jack, lass es mich beenden“, verlangte Daniel schwach. „Ich möchte, dass du Lebewohl sagst und mir alles Gute wünscht. Wir wussten beide, dass das irgendwann passieren musste und wir wussten beide, es würde nicht einfach sein, uns voneinander zu verabschieden.“
Jack vertraute seiner Sprache nicht. Seine heißen Tränen tropften leise und sanft in Daniels Haar und Jack küsste sie weg.

„Bedauerst du irgend etwas, Jack?“ fragte Daniel plötzlich.

Jack dachte einen Moment nach. Bedauerte er, Daniel Jackson jemals kennen gelernt zu haben? Nein. Bedauerte er Daniels Krankheit? Er hasste, was sie seinem Partner angetan hatte, aber bedauern ... wahrscheinlich nicht. Der lange und langsame Abstieg seiner Gesundheit, den die Multiple Sklerose verursacht hatte, hatte die beiden Männer nur einander näher gebracht.

„Nur, dass wir nicht genug Zeit zusammen hatten“, gab Jack schließlich zu.
„Für immer wäre nicht lange genug für mich gewesen“, flüsterte Daniel.
„Tust du’s?“ wollte Jack wissen.
„Irgendwas bedauern? Nicht wirklich.“ Daniel überlegte einen Moment, fügte dann hinzu: „Ich bedaure, dich nicht halten zu können, deine Wange streicheln, deine Lippen berühren ...“

Jack hob Daniels schlaffe, nutzlose Hand und hielt sie zärtlich in seiner, strich damit langsam seine Wange auf und ab und über seine Lippen. Daniel seufzte erfreut, als Jack ihre Position veränderte, damit er Daniels anderen Arm um seinen Körper legen konnte. Er hielt ihn eng an sich gedrückt, wie Daniel es getan hätte, wäre er dazu in der Lage gewesen. Sie lagen still beisammen, beide genossen diese vergängliche Nähe.

Während der Abend der Nacht wich und die Kerzen im Zimmer runterbrannten, sprachen Jack und Daniel die Worte der Liebe, die so oft in diesem Raum gesprochen worden waren. Zeit hatte keine Bedeutung, während die beiden Männer ihre letzten gemeinsamen Stunden teilten. Die Nacht schritt fort, Daniel schlief und Jack betrachtete intensiv das Gesicht seines Partners, das Gesicht, das er niemals vergessen würde.

Cathy stand stumm im Türrahmen zu einem Zeitpunkt während dieser langen, bittersüßen Nacht, wartete auf die Erlaubnis, um die Pumpe zu adjustieren, die Daniels Medikamente zuführte. Als Jack sie heranwinkte, tat sie still, was nötig war, bevor sie auf Zehenspitzen in die Küche ging, um ihre Nachtwache mit den beiden Männern fortzusetzen.

Als der Morgen herandämmerte, legte Jack zärtlich einen schlafenden Daniel auf das Bett und erhob sich, streckte seine schmerzenden Gliedmaßen. Er blickte auf seinen schlafenden Partner hinab, nahm den Anblick dieses wunderschönen Gesichtes in sich auf, bevor er die Kerzen ausblies und das Schlafzimmer verließ, bereit, sich dem Tag zu stellen, vor dem er sich so lange Zeit gefürchtet hatte.

Während Jack duschte, sich rasierte und anzog und sich eine rasche Tasse Kaffee genehmigte, übernahm Cathy Daniels Fürsorge. Zu dem Zeitpunkt, als Jack mit einer Tasse Kaffee für Daniel zurückkam, hatte Cathy ihren Patienten gewaschen und rasiert. Nachdem alle Notwendigkeiten, wie Druckstellen, Katheter, Infusion und Medikamente behandelt worden waren, saß Daniel nun aufgerichtet inmitten eines Stapels Kissen, lächelte müde, als Jack das Zimmer betrat. Jack hielt die Tasse, während Daniel langsam das lauwarme Gebräu durch einen Trinkhalm nippte. Beide Männer erkannten, dass heute ein Tag der letzten Male sein würde.

Cathy machte die notwendigen Eintragungen in Daniels Kartei, danach packte sie ihre Tasche und machte sich bereit, seine Pflege an Jean Phillips zu übergeben.
„Cathy, danke für alles“, murmelte Daniel, entließ den Trinkhalm als Zeichen für Jack, dass er mit seinem Kaffee fertig war.
„Es war mir eine Freude, Daniel“, brachte Cathy heraus, bevor die Tränen zu fließen begannen. Sie beugte sich hinunter und umarmte ihren Patienten warmherzig, drehte sich dann um, um Jacks Hand zu schütteln.
Jack stellte die Kaffeetasse auf den Nachttisch und stand auf. Ein Handschlag war ein zu formelles Lebewohl für jemanden, der so viele Stunden ihres Lebens in den letzten Wochen mit ihnen geteilt hatte. Jack zog Cathy in eine Umarmung und sie – obwohl überrascht – reagierte herzlich. Sie hatte gelernt, diese beiden Männer zu lieben, ihren Mut und ihr Durchhaltevermögen zu bewundern. Sie würde beide vermissen.

Sie trennten sich, als Jean Phillips das Schlafzimmer betrat, Cathy wischte ihre Augen und gewann ihre Fassung lange genug zurück, um die normale Übergabe professionell zu erledigen. Als sie zum letzten Mal die Türe des Hauses hinter sich schloss, schickte sie ein stummes Gebet zurück, dass Jack und Daniel ihren Frieden am Ende ihrer sehr unterschiedlichen Reisen finden würden.

Der Morgen verging in einem Durcheinander aus Aktivitäten. Sam und Janet trafen kurz nach Jean Phillips ein und verbrachten ein paar Stunden damit, das Gepäck zu überprüfen. General Hammond lieferte Teal’c persönlich im Haus ab. Während Teal’c von Janet und Sam willkommen geheißen wurde, nutzte der General die Gelegenheit, sich persönlich von Daniel zu verabschieden. Jack wartete vor der Tür, um den Männern ihre Privatsphäre zu lassen.

General Hammonds Augen waren feucht, als er das Schlafzimmer verließ. Er schüttelte Jacks Hand, vergewisserte sich, dass alles in Ordnung war und verließ die Gruppe.

Jack umarmte Teal’c herzlich und führte ihn ins Schlafzimmer, um Daniel zu begrüßen. Es war ein ergreifendes Wiedersehen. Der Archäologe und der Jaffa hatten eine lange Geschichte der Freundschaft und Konflikte, doch über die Jahre waren alle vergangenen Schmerzen vergessen und vergeben worden und nun fühlte sich Teal’c geehrt, Dr. Daniel Jackson Freund zu nennen und Daniel seinerseits bezeichnete Teal’c als einen seiner engsten Freunde.

Schließlich traf der Krankenwagen ein und es wurde Zeit, zum Flughafen aufzubrechen, zu dem Privatflugzeug, das die Air Force für diese traurige letzte Reise zur Verfügung gestellt hatte. Daniel wurde von liebenden Händen vorsichtig aus dem Bett auf die Trage gehoben. Umgeben von Kissen und eingehüllt in warmen Decken wurde er zum letzten Mal aus seinem Heim gerollt. Jack ging so nahe er konnte neben Daniel, während Jean, Sam und Janet sich um die medizinische Ausrüstung kümmerten, die ihren Freund umgab und Teal’c die Verantwortung übernahm, das Heim abzuschließen, das Jack und Daniel so viele glückliche Jahre geteilt hatten.


oooooOOOooooo


Es war eine anstrengende Reise und Daniel verfiel zusehends auf dem Weg, zuerst zum Flughafen, dann an Bord des Flugzeuges und endlich mit dem Krankenwagen zu der Privatklinik in Luxor.

Zu dem Zeitpunkt, als sie ihn in der Klinik untergebracht hatten, war Daniel vollkommen erschöpft. Janet war besorgt genug wegen seiner physischen Verfassung, um seine Medikation zu erhöhen und zu veranlassen, dass ein Wiederbelebungsgerät greifbar war. Sobald Daniels dringendste Bedürfnisse befriedigt waren, erklärte Sam Jack, dass ein angrenzender Raum für sie zur Verfügung stand, in dem sie etwas Schlaf nachholen konnten.
„Ich lasse ihn nicht allein, Sam, nicht jetzt“, sagte Jack fest, zog einen Stuhl heran und setzte sich auf seinen üblichen Platz an Daniels Seite.

Sam wusste es besser, als zu streiten. Die beiden hatten nur noch so wenig Zeit zusammen, dass jeder Moment kostbar war. Sie nickte. „Ich bin nebenan, falls du mich brauchst“, erinnerte sie ihren ehemaligen kommandierenden Offizier, bevor sie leise die Zwischentüre öffnete und sie fixierte.

Als Jack Daniels bleiche Hand nahm, öffnete der seine blauen Augen und starrte Jack an. „Sind wir in Ägypten?“ flüsterte er.
„Ja, wir sind in der Klinik in Luxor.“ Jack beugte sich vor, streichelte Daniels Gesicht. „Du hast es geschafft, Daniel, du bist zu Hause.“
„Gut“, seufzte Daniel und schloss wieder einmal seine Augen.
Janet trat näher an das Bett heran und kontrollierte die Monitore.

Jack hob fragende Augen zu ihrem Gesicht, als sie die Überprüfung beendete und die notwendigen Eintragungen in der Kartei machte. „Nun?“ fragte er.
„Er ist sehr schwach“, flüsterte Janet zurück, bestätigte, was Jack bereits wusste.
„Ist das Boot gebucht?“ Jack wollte sicher sein, dass alles für Daniels letzte Reise am folgenden Tag an Ort und Stelle war. Nichts durfte schief gehen, es blieb keine Zeit für Fehler oder Verzögerungen.
„Sam vergewissert sich gerade“, erklärte Janet, blickte zum angrenzenden Zimmer, wo sie Sam leise ins Telefon sprechen sah.
Das Paar wartete mit Daniel, bis Sam ins Zimmer zurückkehrte.
„Alles ist für morgen, 4.00 Uhr nachmittags arrangiert“, bestätigte sie.

Es war also alles geregelt, Jack hatte nun nichts mehr zu tun, als zu warten. Und egal, was alle anderen dachten, er würde mit Daniel warten, seine Seite nicht für einen Moment verlassen. Janet, Sam und Jean wussten das und waren bereit, diese letzten paar Stunden so stressfrei wie möglich zu machen. Teal’c – der seine Gefühle noch nie offen zeigen konnte – übernahm es, bei der Tür zu Daniels Zimmer Wache zu stehen. Es war das mindeste, was er für seinen alten Freund tun konnte ... seine letzten Stunden so friedlich wie möglich zu machen.

Daniel schlief beinahe den ganzen Tag und bis tief in die Nacht hinein. Janet und Jean beobachteten ununterbrochen seinen Zustand, beide hatten Angst, dass die Reise seine letzten Reserven physischer Stärke aufgefressen hatte und dass er irgendwann ihre Aufmerksamkeit benötigen würde.

Dieser Zeitpunkt kam knapp vor Sonnenaufgang, als Janet und Jean – alarmiert von einer Unregelmäßigkeit in Daniels flacher Atmung – zum Bett eilten, während Jack hilflos aufblickte.

Jean hob rasch den Kopfteil des Bettes, während Janet die Nasenkanüle wegriss und durch eine Sauerstoffmaske ersetzte. Janet hielt die Maske und flüsterte Jean hastige Instruktionen zu, die passende Medikamente in Daniels Infusion injizierte. Nach ein paar angstvollen Momenten entspannten sich die drei Zuseher, weil Daniels Atmung gleichmäßiger wurde, sein Herzschlag und Blutdruck sich stabilisierten.
„Was ist los?“ wollte Jack schließlich flüsternd von dem medizinischen Team wissen.
„Er stirbt, Jack“, war die einzige Antwort, die Janet geben konnte.

Jack war am Boden zerstört, er hatte Daniel fest versprochen, dass er seine letzten Wünsche wortgetreu erfüllen würde. Er würde seine Seite der Abmachung einhalten und Daniel musste einfach das selbe tun. Jack beugte sich über das Bett und sprach leise in Daniels Ohr.
„Stirb mir jetzt nicht weg, Daniel, hörst du? Wir haben eine Abmachung, du musst dich daran halten, hörst du mich?“ flüsterte Jack seinem Geliebten eindringlich zu.

Da kam keine Reaktion von dem komatösen Patienten, Jack hatte auch nicht wirklich eine erwartet. Janet, Jean, Sam und Teal’c standen zu Tränen gerührt daneben, als Jack Daniel befahl, weiter zu atmen. Wenn er es für irgendjemand fertig brachte, wussten sie alle, dass Daniel sein möglichstes tun würde, alles zu tun, worum Jack ihn bat.

Während der gesamten frühen Morgenstunden und in die Hitze des Morgens hinein erinnerte Jack Daniel immer wieder daran zu atmen. Mehrere Male stockte Daniels Atmung, doch mit der Hilfe des medizinischen Teams und Jacks beständiger Ermutigung kämpfte Daniel Jackson darum, am Leben zu bleiben.

Als die Nachmittagssonne ihren Weg über den blauen ägyptischen Himmel genommen hatte, erklang ein leises Klopfen an der Tür. Sam öffnete, sah Teal’c dort mit dem medizinischen Team stehen, die behilflich sein würden, Daniel zum Fluss zu bringen.

Es war eine langsame und bedrückte Reise, niemand sprach, als Daniel sanft in den wartenden Krankenwagen gehoben und vorsichtig zum Flussufer gefahren wurde. General Hammond hatte gute Arbeit geleistet und es zuwege gebracht, einen kleinen Abschnitt des Flussufers absperren zu lassen, sodass niemand ihre Durchfahrt stören würde. Janet und Jean lösten geschickt all die Schläuche und Kabel und halfen Jack, Daniel in seine alte abydonische Robe zu kleiden, dann überwachten sie sein Ausladen aus dem Krankenwagen.

Eine traurige Gruppe versammelte sich am Ufer des Nil, um ihrem Freund und Kollegen zum letzten Mal Lebewohl zu sagen. Daniel hatte in den letzten Tagen von jedem dieser guten Freunde persönlich Abschied genommen, und als sie ihn das letzte Mal küssten, bekam Daniel ihre Tränen und Liebkosungen nicht mit.

Endlich war es Zeit und Teal’c hob Daniels zerbrechlichen Körper vorsichtig von der Trage und legte ihn sanft auf die Matratze, die auf dem Boden der Felucca ausgebreitet worden war. Das Boot wartete darauf, Daniel auf seine letzte Reise mitzunehmen. Mit Jack als seinen einzigen Begleiter.

Als Jack in das kleine Boot kletterte und Daniel in seine Arme nahm, war er sich der betrübten Gruppe am Ufer bewusst. Er nickte dem Bootsmann zu und die Felucca segelte ruhig vom Ufer weg, als eine sanfte, warme Brise das Segel einfing und sie auf den Nil hinausglitten.

Es war wunderschön. In diesen Momenten – während er in der Felucca saß und Daniel festhielt – konnte Jack sehen, warum Daniel Ägypten so sehr liebte. Abgesehen von dem leisen Plätschern des Wassers gegen die Bordwand und dem gelegentlichen Ruf eines Vogels aus dem Schilf war es absolut still. Während sie langsam Richtung Westufer segelten, begann die Sonne ihren bedächtigen Abstieg über dem Tag der Könige.

„Daniel?“ wisperte Jack.
Er wollte, dass Daniel ein letztes Mal aufwachte, sich bewusst wurde, dass Jack sein Versprechen gehalten hatte. Er sollte den Sonnenuntergang sehen, den Nil, das Westufer. Und er sollte Jack eine Chance geben, noch einmal in diese blauen Augen zu blicken, bevor sie sich für immer schlossen.

Als ob er spürte, dass seine Reise beinahe zu Ende war, flatterten Daniels blaue Augen auf und er starrte in Jacks besorgtes Gesicht. „Sind wir da?“ hauchte er, seine Stimme so schwach, dass sich Jack vorbeugen und anstrengen musste, die Worte zu verstehen.
„Schau.“
Jack veränderte Daniels Position in seinen Armen, damit er gegen Jacks Brust gelehnt sitzen konnte, sein Kopf auf Jacks Schulter gebettet. Gemeinsam beobachteten sie das dunkle Rot der Sonnenscheibe, die sich langsam nach Westen bewegte.

Sie saßen stumm da, das Plätschern des Nils gegen das Boot das einzige Geräusch. Alles, was gesagt werden musste, war bereits gesagt worden, und so wartete das Paar, genoss ihre letzten gemeinsamen Momente. Als die Scheibe hinter den zerklüfteten Bergen des Tales der Könige versank, seufzte Daniel.

Jack saß, hielt Daniel in seinen Armen, bis die Sonne vollkommen verschwunden war und Dunkelheit den Nil wie eine Decke überzog. Der Bootsmann, der im Heck kauerte, entzündete eine Laterne und wartete geduldig auf Instruktionen.

Jack wusste, dass Daniel tot war. Sie waren Seelengefährten. Als Daniel seinen letzten Atemzug hinausgeseufzt hatte, hatte Jack den physischen Schmerz in seinem Herzen gespürt. Als die kühle Abendbrise Jack leicht erzittern ließ, wusste er, dieser Moment konnte nicht ewig weitergehen, er würde die Anweisung geben müssen, zum Ufer zurück zu segeln, wo seine Freunde auf sie warteten. Er wäre freudig mit der Felucca gesegelt, Daniels Körper in seinen Armen wiegend ... bis in alle Ewigkeit, wenn es möglich gewesen wäre.

Er holte tief Luft und legte Daniels Körper zärtlich auf die Matratze. Als er seinen Liebsten mit einer Decke verhüllen wollte, bemerkte er eine einzelne Träne, die in der Ecke eines von Daniels geschlossenen Augen glitzerte. Er beugte sich vor und fing die kostbare Flüssigkeit mit seiner Fingerspitze, hob sie vorsichtig zu seinem Mund und schluckte sie. Ein Teil von Daniel und nun auch ein Teil von ihm. Seine Tränen fielen still und tropften auf die Decke, die seinen Partner verhüllte, und endlich erlaubte ihnen Jack zu fallen. Er weinte um das, was er verloren hatte, um den Menschen, der Daniel Jackson gewesen war, um all die glücklichen Zeiten, die sie gemeinsam verbracht hatten und um all das Herzeleid, das Daniel in seinem zu kurzen Leben erlitten hatte.

Schließlich – ausgepumpt und erschöpft – nickte Jack dem Bootsmann zu, der die Felucca langsam in die Richtung des Ufers wendete, wo besorgte Freunde warteten, um Daniels Körper in Empfang zu nehmen und Jack zu trösten.

Während sie zurücksegelten, blickte Jack hinauf in den dunklen Nachthimmel. Die Sterne – heller, als er sie je zuvor gesehen hatte – schienen aufgeregt zu glühen und zu funkeln. Daniel Jackson, Sohn der Wüste, Ehemann von Sha’uri und Seelengefährte von Jack O’Neill, war wieder einer von ihnen.

ENDE
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