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SG Atlantis: Pandora von Christian

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Kapitel 4: Die Kuppeln von Atlantis


--- Irgendwo anders, 27. Januar 2002 ---


Das Urprinzip, auf dem sich alle Existenz gründet, ist die Ungerechtigkeit. Von dem Moment an, als das erste Teilchen bei der raschen Expansion des Universums nach dem Urknall kein passendes Anti-Teilchen mehr vorfand, um gemeinsam zu Energie zu verschmelzen, pflanzte sie sich unaufhaltsam durch alle Ebenen des Seins voran. Wie dieses allererste Teilchen, dem die Ungerechtigkeit einer dauerhaften Existenz wiederfuhr, sind auch alle anderen Geschöpfe dazu verdammt, einsam und verlassen durch das Universum zu streifen, auf der Suche nach einem Widerpart, den es nicht gibt. Voller Abscheu blicken sie auf die Ungerechtigkeit herab und verkennen dabei, dass sie die alleinige Ursache ihrer Existenz ist.

Altean wußte das, aber trotzdem tat er etwas sehr menschliches. Er sagte: "Das ist nicht fair!"

Nachdem das Licht verblaßt war, hatten sie sich auf einer anderen Plattform stehend wiedergefunden, umgeben von einem dichten, düsteren Dschungel. Die Geräusche um sie herum zeugten von einer regen Aktivität der Dschungelbewohner. Eine große Würgeschlage beobachtete sie träge von einem Ast aus und entschied dann, dass diese Mahlzeit die Mühe nicht wert war.

"Wo sind wir? WO sind wir?", wollte Zak wissen.

Altan setzte sich an den Rand der Plattform: "Keine Ahnung. Nicht in Atlantis, wie ihr seht."

"Dann laß uns gleich noch mal beamen!"

"Nutzlos." Altean deutete mit einer resignierten Handbewegung auf die Plattform. Ein tiefer Riß hatte sie glatt in zwei Teile gespalten. Der Riß sah alt aus, offenbar war er schon vor einer Ewigkeit entstanden und hatte die Plattform unbrauchbar gemacht.

"Dann müssen wir eben einen anderen Weg finden."

"Das ganze wäre nicht passiert, wenn du den Transmiter-Schlüssel richtig bedient hättest!"

"Wie bitte?!? Ich hab genau getan, was du gesagt hast!"

"Du bist viel zu schnell gesprungen, Mon-Kai! Ich hatte die Zahlen noch gar nicht vollständig ausgesprochen!"

"Hey, sag mal, was meinst du eigentlich mit ...?"

"Leute!", unterbrach ihn Larrissa. "LEUTE! Könnt ihr den Streit für einen Moment sein lassen und euch umschauen?"

"Oh." Erst jetzt bemerkten Zak und Altean die Gestalten, die sich aus der Dunkelheit geschält hatten. Es waren mindestens zwei Dutzend, bewaffnet mit urtümlichen Speeren und Schilden. Menschen, soweit man das erkennen konnte, auch wenn sie ihre Gesichter hinter großen, wild bemalten Masken verborgen hatten. Sie kamen aus allen Richtungen und machten nicht den Eindruck, als wären sie zu Verhandlungen aufgelegt.

Langsam zogen Zak, Larrissa und Altean ihre Waffen und stellten sich Rücken an Rücken. "Habt ihr irgendeine brillante Taktik auf Lager, die uns vor dem Kochtopf bewahren könnte?", fragte Zak, erhielt aber keine verwertbare Antwort.

Einer der Wilden zeigte plötzlich auf Zak und rief: "Ile Matau tos Masimasi ! Il careca to Amyiett Pouvour! Il Cacador Matau Pouvour! Potador da Povour! Potador da Povour!"

Die Krieger warfen ihre Waffen fort und knieten angstvoll nieder.

"Äh ... wie?"

"Sie haben das Amulett erkannt und ehren dich als Träger der Macht ... Und als großen Fischjäger."

"Fischjäger?"

Altean deutete auf das Goldfischglas, das Zak seit ihrer Flucht aus San Francisco keine Sekunde aus der Hand gelegt hatte.

"Aber das ist bloß ein Goldfisch!"

Altean zuckte nur mit den Achseln.

Zak ging auf die Wilden zu, die angstvoll vor ihm zurückwichen und dabei versuchten, ihre knieende Haltung beizubehalten.

"Das ist mein Goldfisch! Sie heißt Susi! Goldfisch! Susi!"

"Cacador Matau Pouvour Suhsi!"

Die Eingeborenen wirkten noch eingeschüchteter. Altean mußte Zak zurückhalten: "Willst du sie völlig in Angst und Schrecken versetzen?"

"Äh ... was? ... wie?" Zak merkte, wie die Situation langsam seiner Kontrolle entglitt.

"Suhsi bedeutet in ihrer Sprache soviel wie ‚Zorn'. Du hast ihnen gerade gesagt, dass sie den Zorn der Götter auf sich herabgerufen haben!"

"Du verstehst ihre Sprache?", sagte Larrissa.

"Es ist die Sprache der Menschen, mit denen wir damals in Kontakt waren. Leicht verändert und mit stark vereinfachtem Satzbau. Also wo immer wir hier sind, es hat etwas mit Atlantis zu tun." Und an die Wilden gewandt sagte Altean laut: "Nil Suhsi Cacador Matau Pouvour! Nil Suhsi! Tell ite Grandua Maltori! Nil Suhsi!"

Die Krieger erhoben sich langsam und nahmen ihre Masken ab. Daruter wurden ganz normale Menschen sichtbar, etwas kleingewachsen und sichtlich nervös. Einer von ihnen, anscheinend der Anführer deutete in eine Richtung des Dschungels, wo sich kaum sichtbar ein Pfad abzeichnete: "Ite Grandua Maltori!"

Altean nickte: "Sie bringen uns zu ihrem Häuptling."


--- Atlantis, 27. Januar 2002, 19:00 Uhr Ortszeit ---


Auf dem Weg zum Dorf der Eingeborenen kamen sie immer wieder an Ruinen vorbei, die offenbar antikischem Ursprungs waren, denn Altean wurde immer stiller und nachdenklicher, während seine Miene allmählich einen sehr düsteren Ausdruck annahm. Am Anfang hatte ihn Zak noch mit Fragen bombardiert, die sich vor allem um die geheimnisvolle Bedeutung des Amuletts drehten, doch Altean erwies sich als ausgesprochen stur.

Schließlich gab Zak es auf und konzentrierte sich statt dessen auf die Umgebung. Offensichtlich waren sie in einem Dschungel unterwegs, aber auf welchen Erdteil es sie diesmal verschlagen hatte, konnte er nicht erkennen. Die Wahrheit dämmerte ihm erst, als sie das Dorf erreichten.

Als der Dschungel sich lichtete und das dichte Blätterdach über ihnen aufriß, um den Blick auf den offenen Himmel freizugeben, hatte Zak zuerst das Gefühl, irgendetwas würde mit seinen Augen nicht stimmen. Brauchte er eine Brille? Doch nein, es war alles normal, wenn man berücksichtigte, dass es nicht der Himmel war, den er da sah, sondern das Meer - zurückgehalten von einer gewaltigen Glaskuppel.

Nun wußte er, wie Susi in ihrem Goldfischglas die Welt um sie herum wahrnahm, und es war keine angenehme Erfahrung. Eine zentnerschwere Last schien plötzlich auf seiner Brust zu lasten und ihm den Atem zu nehmen. Er begann hin und her zu wanken wie ein Schiff in einem Orkan, und Larrissa hielt ihn besorgt an der Schulter fest: "Alles in Ordnung, Zak?"

Der Moment ging so schnell vorbei wie er gekommen war und Zak stand wieder gerade, leicht beschämt über seinen Schwächeanfall: "Danke. Es geht schon wieder. Der Anblick war ..."

"... ungewöhnlich?", vollendete Larrissa den Satz und mußte lächeln. Auch Zak lächelte nun. Es war wohl am besten, wenn sie sich daran gewöhnten, von einer erschreckenden Situation in die nächste zu stolpern. Für den Moment zumindestens war Zak sehr froh, dass er nicht allein in diesem Schlamassel steckte, sondern seine seltsamen Erfahrungen mit einem einigermaßen normalen Menschen wie Larrissa teilen konnte. Und das er jemanden wie sie als "normal" einstufte, sagte schon einiges über seinen aufgewühlten Gemütszustand aus.

Das Dorf vor ihnen machte im Angesicht der seltsamen Umgebung einen sehr vertrauten Eindruck. Dicht aneinandergedrängt standen die Schilfhütten beieinander, und ließ die zwar praktisch veranlagte, aber wenig fortgeschrittene Baukunst ihrer Bewohner erkennen. Die Siedlung umfaßte wohl an die hundert Hütten, die sich um eine Handvoll größerer Steingebäude ringten - Steingebäude, die sich wohl schon seit einigen Epochen an diesem Ort erhoben, denn auch sie boten den typisch archaisch-futuristischen Eindruck der Antiker-Architektur: ein Wechselspiel aus kantigen und runden geometrischen Formen, das sich der menschlichen Vorstellungskraft entzog.

Und schon hatten sie das Dorf betreten und wurden von einer Welle aus Sinneseindrücken überrollt: Spielende Kinder, seltsam geformte Haustiere, die wie urzeitliche Versionen von Schweinen und Hühnern aussahen, mißtrauisch dreinblickende Erwachsene, die ihrem Tagewerk nachgingen, und einige Alte, die sie mit unverhohlener Neugier anstarrten. Über dem ganzen lag eine exotische, nicht immer angenehme Geruchswelt, die Zak jedoch von seinen Reisen in ferne Länder gewohnt war.

Langsam kämpfte sich ihre Gruppe bis zu dem größten der Steingebäude vor. In der Nähe des Eingangsportals erblickten sie eine Gruppe von Menschen, deren wettergegerbte Haut in Pelze gekleidet war. Ihre Ähnlichkeit mit Eskimos war so frappierend, dass Zak instinktiv nach Hundeschlitten Ausschau hielt und ein wenig enttäuscht war, als er keine vorfand. Was hatten diese Leute im Dschungel zu suchen?

"An jedem anderen Tag hätte mich das gewundert", sagte Larrissa trocken.

Sie traten in die Kühle des Hauptgebäudes, das nach typischer Antiker-Manier durch floureszierende Leuchtstäbe erhellt wurde und den Blick auf einen aus Tropenhölzern errichteten Trohn freigab. Auf dem Trohn saß ein ein erhaben wirkender Eingeborener. Zu seiner rechten standen zwei weitere Männer. In Uniformen!

Fast augenblicklich brach ein Tumult los.

"Colonel?"

"Halt! Keine Bewegung! Laß deine Hände da wo ich sie sehen kann!"

"Beruhig dich, Jack!"

"Kein Grund zur Aufregung. Ich werde niemandem etwas zu leide tun."

Einer von den uniformierten Männern hatte seine Maschinenpistole erhoben und sie auf Altean gerichtet, während ihn der andere mit mäßigem Erfolg zurückzuhalten versuchte. Altean hatte sich in die Situation gefügt und rührte sich nicht von der Stelle, während Larrissa wie gebannt auf den Mann mit der Maschinenpistole blickte.

"Sir! Nicht schießen!", rief Larrissa. "Ich kann alles erklären ... glaube ich."

"Loyd? Corporal Lody?", Jack O'Neill starrte Larrissa überrascht an, hielt seine Waffe jedoch weiterhin auf Altean gerichtet. "Was machen Sie denn hier?"

"Ich bin inzwischen Sergeant, Sir. Sergeant außer Dienst, um genau zu sein."

O'Neill grinste: "Sie sind es wirklich, was? Kaum zu fassen. Aber dann sollten Sie sich bewußt sein, dass der Begriff ‚außer Dienst' für Leute wie uns niemals gilt."

"Natürlich, Sir. Wegen damals ..."

"Vergessen Sie's. Erklären Sie mir lieber, was Sie hier tun! Und dazu noch in Begleitung eines Goa'uld."

"Das ist ein Mißverständnis ...", begann Altean.

"Ein Mißverständnis? Du kannst froh sein, dass Teal'c nicht hier ist, ich wüßte nämlich nicht wie ich ihn hätte zurückhalten sollen. Das einzige Mißverständnis, das ich hier sehe, ist die Tatsache, dass du im Gegensatz zu den offiziellen Verlautbarungen noch am Leben bist ... Tanith!"

"Vielleicht kann ich dieses Mißverständnis aufklären?", bot sich Zak an.

"Und wer sind Sie?"

"Zak McKracken. Sensations ... ähm ... populärwissenschaftlicher Journalist."

"Angenehm", sagte Jack. "Ich bin Colonel Jack O'Neill, US Air Force. Darf ich fragen, wieso Sie einen Goldfisch dabei haben?"

"Ähm ... das ist eine lange Geschichte", antwortete Zak verlegen.

"Ihnen ist klar, dass dieser Umstand nicht gerade zu ihrer Glaubwürdigkeit beiträgt?"

"Und?", fragte Zak zornig. "Was soll ich nun Ihrer Meinung nach tun? Das Goldfischglas beiseite legen? Meiner Wege gehen, als wär nichts passiert? Glauben Sie, das wäre so einfach? Glauben Sie das?!?"

"Reizen Sie ihn nicht, Sir!", riet Larrissa dem Colonel. "Er hat einen unangenehmen Tag hinter sich."

"Das habe ich auch", erwiderte O'Neill grimmig. "ein halbes Dutzend meiner engsten Mitarbeiter ist tot, ein weiteres Dutzend liegt schwer verletzt auf der Intensiv-Station. Und ich will jetzt endlich wissen, was hier gespielt wird und welche Rolle dieser Goa'uld" - er deutete auf Altean - "in dieser Angelegenheit spielt."

"Ich berufe mich auf mein Recht als Gastgeber und bitte um Ruhe", sagte der Häuptling. Und obwohl seine Stimme von einem kleinen Übersetzungsgerät an seiner Hüfte übertragen wurde, trug sie große Autorität in sich. Sofort verstummten alle Anwesenden und blickten ihn an.

"Ich verbiete den Einsatz von Waffen in diesem Gebäude. In diesem Dorf."

"Aber ..."

"Kein aber! Wer nicht gewillt ist, sich meinen Bedingungen zu beugen, muß das Dorf verlassen. Auf der Stelle!"

Einige Wachen, die sich bis jetzt im Hintergrund gehalten hatten, traten hervor. Sie schienen zwar nur mit Speeren bewaffnet zu sein, aber wie sicher konnte man sich in dieser Hinsicht sein bei Leuten, die eine ehemalige Siedlung der Antiker bewohnten?

O'Neill ließ seine Waffe sinken und durchbohrte Altean statt dessen mit Blicken.

Mit ruhiger Stimme fuhr der Häuptling fort: "Ich schlage vor, dass jede hier anwesende Gruppe kurz erklärt, wer sie ist und was sie hierher geführt hat. Danach werden wir beraten, was zu tun ist. Als Gastgeber werde ich beginnen.

Ich bin Konsuatl Rogulan, Häuptling der Kuppel des Nebels. Mein Volk bewohnt diesen Ort seit den tiefsten Tiefen der Vorzeit und hat unseren Ahnen immer Ehre erwiesen. Von den Götterboten, die uns hierher brachten, berichten nur die ältesten Legenden. Diesen Legenden zufolge verließen uns die Götterboten, um an einer großen Schlacht im Himmel teilzunehmen. Die Aufgabe unserer Ahnen und jeder nachfolgenden Generation bestand darin, das Land zu pflegen und zu behüten, bis sie dereinst zurückkehren werden.

Doch der Keim des Bösen war bereits gesäht und eines Tages brach er in Form der grausamen Silbermenschen hervor. Es folgte ein blutiger Kampf und viele unserer Ahnen starben. Dennoch gelang es einem von ihnen, dem Kortoil-Athan, tief in das Nest der Silbermenschen einzudringen, wo er von der Silbernen Urmutter zu einer Prüfung herausgefordert wurde. Es war eine Prüfung der Willenskraft und Entschlossenheit, und Kortoil-Athan bestand sie, auch wenn er dabei sein Leben verlor. Durch seinen Erfolg wandte sich die Silberne Urmutter von den Silbermenschen ab und wir konnten sie besiegen. Der Tempel der Urmutter aber wurde verschüttet und niemand weiß heute mehr, wo er einst gelegen hat.

Seitdem lebt das Volk der Kuppel des Nebels in Frieden und treibt Handel mit den Bewohnern der anderen Kuppeln."

Damit beendete der Häuptling seinen Monolog und deutete auf einen in Pelze gekleideten Mann, der bis dahin stumm im Hintergrund gewartet hatte: "Nun wirst du sprechen, Goran von der Kuppel der Kälte!"

Der Mann trat vor - er war ein Riese von mehr als zwei Metern Größe - und sah sich prüfend im Raum um: "Wie ihr wißt, Konsuatl, bin ich nicht für mein Talent bekannt, große Reden zu führen, doch werde ich mich euren Wünschen beugen. Mein Name ist Goran von der Kuppel der Kälte. Das Volk der Kälte lebt einundzwanzig Stadien von hier. Auch wir ehren unsere Ahnen und leben in Frieden mit unseren Nachbarn, auch wenn einige uns als grob und ungeschliffen empfinden mögen. Auch wir erzählen unseren Kindern die Legende von Kortoil-Athan und dem Kampf gegen die Silbermenschen. Ich weiß nicht viel von der Welt der Vorzeit, doch von der Wahrheit der Legende bin ich nun überzeugt, denn die Silbermenschen sind zurückgekehrt! Sie haben mein Volk angegriffen. Viele sind gestorben und die Überlebenden flohen zu anderen Kuppeln. Mit großer Trauer muß ich berichten, dass Häuptling Kah'oulfatl tod ist, gefallen im Kampf gegen die Silbermenschen!

Ich bin hier, um eine Allianz zu bilden und den Kampf zu den Silbermenschen zurückzutragen! Die Kuppel der Kälte muß wieder meinem Volk gehören! Ein Ruf wird laut. Noch sprechen ihn wenige Zungen aus, doch schon bald wird er immer lauter und lauter erschallen. Es ist der Ruf nach dem neuen Kortoil-Athan! Denn hat er nicht versprochen zurückzukehren, wenn er wieder gebraucht wird?"

Damit schien Goran seinen Monolog für beendet zu halten und trat zurück in den Schatten.

"Nun ist es an dir zu sprechen, Colonel O'Neill", sagte der Häuptling.

Der Colonel trat vor und blickte mit einem nervösen Lächeln in die Ruhe: "Naja, ich bin ja eigentlich auch kein Freund großer Reden, aber das hier wird etwas komplizierter. Ich bin Colonel Jack O'Neill, US Air Force. Diese ... Kuppeln hier, die liegen am Grunde eines Ozenas, den wir Atlantik nennen. Ein Land, das an diesen Ozean angrenzt, nennt sich Amerika. Von dort stamme ich. So gesehen könnte man uns durchaus als Nachbarn bezeichnen!

Nun ja, wo war ich stehen geblieben? Ach ja, die Silbermenschen! Wir nennen sie ‚Sentinel', was soviel bedeutet wie ‚Wächter'. Wir hatten auch Besuch von den Brüdern, haben sie aber besiegt. Das war jetzt nicht herablassend gemeint gegenüber unserem Freund Goran hier. Es ist einfach so. Naja, und jetzt sind wir hier, weil dies der Ort ist, von dem die Sentinel stammen. Wir vermuten, dass wir dafür verantwortlich sind, dass die Sentinel erwacht sind. Eine unserer ... Gelehrten hat unser Stargate - ich glaube ihr nennt es in euren Legenden ‚Tor des Himmels' - nun, jedenfalls hat sie das Tor aktiviert. Ich meine, es war natürlich auch vorher in Betrieb, aber nicht so richtig. Und jetzt ... jetzt ist es vollständig aktiv."

Jack warf seinem Begleiter einen Blick zu und als dieser nickte, setze er seine Vortrag fort.

"Also, was wir nicht tun können, ist das Tor wieder abzuschalten. Deshalb müssen wir irgendwie mit den Sentinels fertig werden. Über den Kortex-Athen wissen wir leider nichts, aber wir haben die Waffen und die Mittel, um die Sentinel zu bekämpfen. Wir können euch helfen!

Ja, das war's dann auch von meiner Seite ..."

Der Häuptling wandte sich an Larrissa, Zak und Altean: "Wer wird für eure Gruppe sprechen?"

Die drei blickten sich an. "Laßt mich reden", sagte Altean. Die anderen nickten.

Dann trat Altean vor und man konnte die Aura der Autorität, die ihn umgab, fast körperlich spüren.

"Ich bin eine Geist-Kopie von Primus-Pontifex Altean, dritter Sohn vom Selchai-Kluster, gebannt in einen speziell präparierten Symbionten, der im Innern des Menschen ruht, der gerade zu euch spricht. Ich weiß dass dieser Mensch zuvor von einem Wesen heimgesucht worden ist, welches einige von euch als Goa'uld kennen, doch ich versichere euch, dieses Wesen ist nun unschädlich gemacht.

Ich bin der Erbe der Götterboten!"

Ein ungläubiges Raunen ging durch den Raum, das erst verstummte, als der Häuptling ärgerlich auf die Lehne seines Trohns schlug: "Jede Gruppe hat das Recht, frei zu sprechen! Fahre fort, Primus-Pontifex Altean!"

"Wir, die ihr Götterboten nennt, sind das Volk der Antiker. Wir haben die Kuppeln von Atlantis gebaut, wir haben das Tor zum Himmel gebaut, und auch die Silbermenschen oder Sentinels, von denen ihr sprecht, haben wir gebaut."

"Dann sagt uns, wie wir sie besiegen können!", rief Goran.

"Darauf wollte ich gerade hinaus, Mon-Kai!", erwiderte Altean zornig. "Die Antiker haben Atlantis erbaut, und noch mindestens zwanzig andere Siedlungen auf der ganzen Welt. Wir waren wenige, also haben wir uns der Dienste der primitiven Ureinwohner sowie einiger künstlicher Wesen bedient. Auch unsere Wachen bestanden aus künstlichen Wesen. Für die Kontrolle dieser Wesen ist auf jedem Planeten einer von uns zuständig, der auch als ‚Nexus' bezeichnet wird. Der Nexus ist ständig mit seinen Untergebenen in Kontakt. Zu erklären wie das funktioniert, ist viel zu kompliziert für euch. Es genügt zu wissen, dass die Kontrolle der Sentinels durch den Nexus unfehlbar ist."

"Wohl nicht unfehlbar genug ...", murmelte Jack.

Altean warf ihm einen bösen Blick zu und wandte sich dann an den Häuptling: "Alle meine Vorsprecher hatten das Recht, ohne Unterbrechung zu reden, und das fordere ich nun auch für mich ein!"

"Jeder, der dich ab nun unterbricht, wird von dieser Besprechung verwiesen. Fahre fort, Primus-Pontifex Altean."

"Die Kontrolle der Sentinels durch den Nexus ist unfehlbar. Sollte der Nexus jedoch eines plötzlichen, gewaltsamen Todes sterben, gehen die Sentinels automatisch in einen Verteidigungsmodus über, der den Schutz der Antiker und ihrer Einrichtungen, sowie die schnellstmögliche Ernennung eines neuen Nexus beinhaltet. Sollte innerhalb einer Dekade kein neuer Nexus gefunden sein, gehen die Sentinels in den sogenannten Kampfmodus über. Was dieser Kampfmodus genau beinhaltet, weiß ich nicht, denn soweit ist es in der gesamten Geschichte meines Volkes niemals gekommen.

Es gibt nur eine einzige Erklärung für das derzeitge Verhalten der Sentinels: sie befinden sich im Kampfmodus. Und das kann nur bedeuten, dass alle Antiker auf dieser Welt von einem Moment auf den anderen verschwunden und nicht mehr zurückgekehrt sind."

Eine Stille breitete sich im Raum aus. Schließlich trat Goran vor: "Darf ich sprechen?"

Der Häuptling nickte.

"Dieser Mensch", Goran deutete auf Altean, "redet Unsinniges. Zuerst behauptet er ein Götterbote zu sein, obwohl er doch offensichtlich ein Mensch ist. Dann berichtet er von Dingen, die keinen Sinn ergeben. Die Götterboten personifizieren das Gute, während die Silbermenschen für alles Schlechte stehen. Wie kann er behaupten, die Silbermenschen wären von den Götterboten gemacht worden? Und schlimmer noch, er behauptet sogar die Silbermenschen wären der Kontrolle der Götterboten entschlüpft, um danach viele unseres Volkes zu töten. So etwas hätten die Götterboten niemals zugelassen!

Meine Rat lautet daher: Hört nicht weiter auf die Stimme des Lügners Altean, sondern laßt uns statt dessen mit Kolnel Oneil beraten, wie wir die Silbermenschen vernichten können!"

"Ich verlange überhaupt nicht von dir, dass du mir glaubst, Mon-Kai", erwiderte Altean mit eisiger Stimme. "Das wäre wohl auch zuviel erwartet." Er schüttelte zornig den Kopf. "Hört ruhig auf das, was euch Colonel O'Neill zu erzählen hat. Mit seiner Hilfe werdet ihr die Silbermenschen bestimmt in die Flucht schlagen. Aber wenn ihr außerdem auf meinen Ratschlag hört, könnte es uns vielleicht sogar gelingen, das Übel bei der Wurzel zu packen und herauszureißen!

Ich schlage deshalb vor, dass wir eine Expedition zu dieser Kuppel der Kälte unternehmen und die Silbermenschen mit Gorans Kriegern und O'Neills Waffen in Schach halten. Dann werde ich mit Hilfe dieser beiden Menschen hier", er deutete auf Larrissa und Zak, "die Silberne Urmutter aufsuchen und diesem Spuk ein für allemal ein Ende bereiten."

"Reden!", rief Goran, "dieser Mensch kann nichts weiter als Reden schwingen! Nicht einen einzigen Beweis für seine Worte hat er uns bis jetzt geliefert!"

"Das ist richtig", gab Altean zu und ließ bekümmert den Kopf hängen. "Ich kann euch keine Beweise liefern. Ich weiß ja selbst nicht, was meinem Volk widerfahren ist. Aber ...", er blickte auf, und das alte Feuer war in seine Augen zurückgekehrt (man konnte sogar einige Blitze hervorschießen sehen), "... ich kann euch den Kortoil-Athan präsentieren, der euch von der Silbernen Urmutter erlösen wird!"

"Und wer soll das sein?", fragte der Häuptling.

Altean deutete auf Zak: "Er ist es!"

"Was? Ich?"

"Zeig ihnen dein Amulett!"

"Aber ich ..."

"Zeig es ihnen einfach!"

Zak holte das Amulett hervor und hielt es hoch. Ein Raunen ging durch die Menge.

"Er ist ein Träger der Macht!", rief Goran.

Altean nickte: "Ganz genau. Er ist der neue Kortoil-Athan, und ich werde ihm den Weg zur Silbernen Urmutter weisen. Dort wird er der Prüfung ausgesetzt und sie mit meiner Hilfe bestehen. Das ist unser Schicksal. An das Schicksal glaubst du doch, Goran?"

Goran und Altean tauschten zornige Blicke aus. Jedem im Raum war klar, dass es sich hier um ein Duell der Willenskraft handelte, und alle warteten gespannt auf das Ergebnis.

Schließlich schlug Goran die Augen nieder: "Ich erkläre mich einverstanden. Wir werden gemeinsam mit Oneil zu den Kuppeln der Kälte ziehen und der Kortoil-Athan wird sich der Prüfung stellen. Dann werden wir ja sehen."

"Auch ich bin einverstanden", fügte Häuptling Konsuatl hinzu. "Colonel O'Neill?"

O'Neill nickte: "Waffen, Leute und Ausrüstung können morgen hier sein. Für einen erfahrenen Krieger dürfte eine kurze Einführung in die Handhabung dieser Waffen genügen. Danach können wir aufbrechen und den Sentinels in den Hintern treten."

"Damit ist es also beschlossen", verkündete Konsuatl. "Wir werden uns morgen zur Mittagsstunde hier versammeln und über die Details beraten. Unsere heutige Unterredung ist damit beendet!"


--- Atlantis, 27. Januar 2002, 22:00 Uhr Ortszeit ---


Der Häuptling hatte alle Gäste unter den Schutz seines Dorfes gestellt und jeder Gruppe eine Hütte als Unterkunft für die Nacht zugewiesen. Zuvor bewies das Volk der Kuppel des Nebels jedoch seine Gastfreundschaft, indem reichhaltige, exotische Speisen aufgetragen wurden. Am Lagerfeuer stellte sich auch bald eine gelöste Stimmung ein, ein kurzer Moment des Aufatmens und Ausruhens, den sie alle dringend nötig hatten. Während sich Larrissa in einer dringenden Angelegenheit an den Colonel gewandt hatte, saß Zak bei Altean und beobachtete den Antiker mit gemischten Gefühlen.

"Dir ist schon klar, dass ich nicht zum Kämpfer tauge?"

Altean nickte: "Das ist mir klar. Du hast Mut, das weiß ich. Aber ein Kämpfer bist du nicht."

"Wieso hast du mich dann zum Kortoil-Athan ernannt?"

"Das liegt doch auf der Hand: mit dir als Gallionsfigur wird es mir gelingen, zu diesem verrückt gewordenen Zentralcomputer vorzudringen, den die Eingeborenen ‚Silberne Urmutter' nennen, und ihm hoffentlich begreiflich machen, dass es auf diesem Planeten nichts gibt, was er fürchten muß."

"Du benutzt mich also für deine Zwecke?"

"Ja. Aber es sind gute Zwecke, vergiß das nicht! Es geht darum, viele Menschenleben zu retten. Ich weiß nicht wie weit die Sentinels gehen würden, aber unter Umständen retten wir damit diesen ganzen Planeten."

"Klar, kein Problem. Als typischer Vertreter einer minderwertigen Rasse werde ich mich gerne von deiner gottgleichen Weisheit führen lassen."

"Danke", sagte Altean mit einem Lächeln, "ich weiß es zu würdigen."

"Sag mal, bist du eigentlich so arrogant, oder tust du nur so?!?"

"Ich tue nur so."

"Aha. Gut ..."

Sie schwiegen und lauschten dem Zirpen des Dschungels, dem Knistern des Lagerfeuers und den gedämpften Unterhaltungen um sie herum.

"Mir fällt auf, dass die Leute hier so gut wie keinen Fisch essen", Zak hielt eins seiner Fleisch-Spießchen hoch. "Was mir eigentlich ganz gelegen kommt. Seit ich Susi habe, esse ich nicht mehr so gerne Fisch."

Altean lächelte. "Dieser Goldfisch bedeutet dir wohl sehr viel?"

"Oh ja! Es ist jedesmal ein trauriger Abschied, wenn ich wieder an irgendeinen entfernten Winkel der Erde reise und Susi zuhause zurücklassen muß. Schon seltsam, dass sie ausgerechnet auf dieser verrückten Reise dabei ist."

"Ja."

"Aber trotzdem wundere ich mich, dass die Eingeborenen keinen Fisch essen. Ich meine ... sie haben das Meer doch jeden Tag vor Augen!" Er warf einen mulmigen Blick zu der großen dunklen Glaskuppel hinüber.

"Ja", erwiderte Altean versonnen, "aber das Meer ist an dieser Stelle 15.000 Meter tief. Die Fische die in dieser Tiefe leben, sind als Nahrungsmittel nicht besonders gut geeignet. Es ist schon schwer genug, ein lebendes Exemplar zu fangen. Deshalb waren sie auch alle so beeindruckt von dir."

"Ich frage mich schon die ganze Zeit, warum hier unten die Sonne scheint."

"Oh, das tut sie nicht", erwiderte Altean. "Das Licht ist eine besondere Eigenschaft des großen Kraftfelds, das die Kuppeln von Atlantis überspannt. Diesem Kraftfeld verdanken wir es auch, dass die Kuppeln nicht einfach vom Wasserdruck zerquetscht werden." Auch Altean sah nun zu der inzwischen dunklen Glaskuppel hinüber. "Im Moment befinden wir uns im Nachtzyklus, aber morgen früh wird die ‚Sonne' pünktlich wieder aufgehen."

"Das ist sehr schade", sagte Zak mit einem Gähnen, "ich glaube ich könnte vierzig Stunden am Stück schlafen. Ich weiß gar nicht mehr, wann ich das letzte Mal geschlafen habe!"

"Ich fürchte, so viel Ruhe wird uns nicht vergönnt sein. Glücklicherweise bin ich als Symbiont in der Lage, das Schlafbedürfnis meines menschlichen Körpers auf wenige Stunden zu reduzieren."

Zak zuckte nur mit den Achseln: "Na und? Das beeindruckt mich gar nicht. Es gibt nichts schöneres, als lange auszuschlafen. Leider wirst du das nie kennenlernen mit deinem ultra-effektiven Symbionten."

"Oh, in meinem alten Körper war ich durchaus in der Lage, die Freuden einer längeren Ruhephase zu genießen."

"Vermißt du ihn manchmal? Ich meine deinen alten Körper. Vermißt du ihn?"

Altean zögerte kurz. Hatte ihn die Frage etwa in Verlegenheit gebracht? Doch dann erwiderte er im gewohnt überheblichen Gesprächston: "Mein alter Körper war natürlich besser als dieses schwächliche Exemplar von einem Menschen, aber humanoid genug, dass die Umstellung nicht allzu schwer fällt."

"Wie meinst du das, ‚humanoid genug'?"

"Naja, als planetarer Antiker war ich zwei Meter neunzig groß und besaß zwei Armpaare, eins für Aufgaben, die viel Kraft erfordern, und das andere für filigranere Tätigkeiten. Jede Zelle meines Körpers war durch eine Quillidrium-Karbonit-Verbindung verstärkt und zahlreiche Nano-Implantate erleichterten sämtliche Prozesse des Lebens."

"Wow."

"Das war es doch, was du wissen wolltest, oder?"

"Das schon ... aber da ist noch etwas anderes, das mich noch mehr interessiert."

Altean rollte mit den Augen. "Ohje, die Fragestunde ist wieder eröffnet."

"Ich denke, das ist mein Recht als typischer Vertreter einer minderwertigen Rasse!"

Altean seufzte. "Also gut, stell deine Frage!"

"Es geht um Nexus."

"Ich habe dazu alles gesagt was ich weiß", entgegnete Altean ärgerlich. "Offensichtlich ist der Nexus der Erde gestorben, ohne einen Nachfolger zu bestimmen, und nun spielen die Sentinels verrückt."

"Das ist nicht der Nexus den ich meine. Ich spreche von dem Kerl, der auf Kerguelen hinter uns her war. Den hast du doch auch Nexus genannt!"

"Ja, das ist richtig! Den habe ich völlig vergessen!" Altean sprang auf die Füße. "Wie konnte ich nur! Schnell, komm mit! Wir müssen Larrissa finden!"

Und damit war er auch schon losgeeilt und ließ einen völlig verdatterten Zak zurück.

***

"Ich hatte einfach Angst", sagte Larrissa traurig. "Das werde ich mir nie verzeihen können."

Der Colonel legte beruhigend seine Hand auf ihre Schulter: "Ich weiß. Wir machen alle Fehler."

"Aber durch meinen Fehler sind Leute gestorben!"

"Auch das kommt vor", sagte O'Neill mit sanfter Stimme. "Ich erwarte gar nicht von Ihnen, dass Sie sich das verzeihen. Aber sie müssen darüber hinweg kommen."

"Das habe ich versucht! Aber es war nicht möglich, solange ich jeden Tag mit Gesichtern konfrontiert wurde, die mich an den Vorfall erinnerten. Also habe ich mich versetzen lassen."

"Aber einfach so sang- und klanglos? Sie haben ja noch nicht mal eine Abschiedsparty gegeben! Und dabei sind die Abschiedspartys bei der Elften legendär!"

Larrissa lächelte müde: "Stimmt, Sir."

"Die Leute mochten Sie sehr. Besonders Eddy ... für ihn war es besonders schwer. Ich glaube, Eddy war richtig verliebt in Sie."

"Eddy war der Hund vom Kommandanten, Sir!"

"Ja, genau. Eine echt treue Hundeseele."

Larrissa lachte. Wie sehr sie den Humor dieses Mannes vermißt hatte, wurde ihr erst jetzt bewußt.

"Jemanden wie Sie könnten wir echt gut gebrauchen", fügte O'Neill hinzu.

Larrissa hielt inne. Also darauf wollte er hinaus!

"Nein, Sir. Das ist vorbei."

"Ich rede gar nicht von der Elften, Sergeant. Ich rede von dem hier," O'Neill deutete auf die Umgebung. "Und das ist nur der Anfang! Die Sterne hier auf dem Aufnäher sind nicht nur Zierde! Wir sind die Tau'ri und haben uns da draußen in der Galaxie schon einen Namen gemacht. Reizt Sie das denn gar nicht?"

"Wird das ein Werbegespräch, Colonel?"

O'Neill lachte. "Klingt es so für Sie? Naja ... denken Sie einfach darüber nach. Vielleicht haben wir ja auch eine Verwendung für Ihre komischen Freunde. Solange ich Teal'c davon abhalten kann, Tanith oder Altean oder wie auch immer er nun heißen mag den Hals umzudrehen. Und dieser Zak McKracken, was für ein Typ ist das eigentlich?"

Larrissa lächelte: "Ich habe keinen Schimmer, Sir. Aber er ist nett."

"'Nett'? Er ist ‚nett'? Seid wann haben Sie denn was für nette Typen übrig?"

In diesem Moment stieß Altean zu ihnen, und Jack mußte mit Gewalt den instinktiven Griff zu seiner Waffe - die er gar nicht bei sich trug - unterdrücken. Der Außerirdische machte einen gehetzten Eindruck: "Es tut mir leid euch zu stören, aber es gibt etwas sehr wichtiges zu erledigen!"

"Und was wäre das zu dieser späten Stunde?", wollte Larrissa mit einem Blick auf die Uhr wissen. Sie stutzte, als sie bemerkte, dass die Uhr bereits Mitternacht anzeigte, aber da fiel ihr ein, dass die Uhr ja immer noch der brasilianischen Zeitzone entsprach. Bei der Geschwindigkeit, mit der sie sich seitdem um den Globus bewegt hatte, wäre ein Umstellen auch sinnlos gewesen.

"Die Peilsender!", sagte Altean. "Ich habe die Peilsender vergessen! Sehr peinlich für jemanden mit einem eidetischen Gedächtnis. Ich fürchte die lange Zeit im Stasisbehälter hat mir doch mehr abverlangt als ich dachte."

"Altean! Komm endlich zu Sache!"

"Erinnerst du dich an die Sender, von denen ich dir erzählt habe? In deiner Kleidung? Wir müssen sie sofort finden und unschädlich machen."

"Ja, richtig! Wo könnten sie verborgen sein?"

"Praktisch überall. Am besten ziehst du sofort alles aus und ich werde es Zentimeter für Zentimeter untersuchen."

"Wie bitte?", der Colonel zog eine Augenbraue hoch.

"Ach so, ihr Menschen hab ja ein Problem mit der Nacktheit."

"Kein Problem", erwiderte Larrissa spöttisch. "Ich werde mich einfach in der Hütte da hinten umziehen. Und sie besorgen mir in der Zwischenzeit neue Klamotten, Colonel!"

"Jawohl, M'am."

***

Auf der Suche nach Altean und Larrissa stieß Zak auf den jungen Begleiter des Colonels.

"Verzeihung, wir sind uns noch nicht vorgestellt worden. Ich suche die anderen aus meiner Gruppe."

"Ich habe sie nicht gesehen. Für eine Gruppe macht ihr einen ziemlich zusammengewürfelten Eindruck. Ihr seid immer zu dritt unterwegs?"

"Naja, eigentlich haben uns die Ereignisse erst in den letzten Tagen zusammengeführt."

"Das ist ein interessantes Amulett, das du da trägst!"

"Ja. Das Auge des Ra. Ich habe es von meiner Tante."

"Catherine Langford. Du bist der Neffe von Catherine? Wie geht es ihr?"

"Im Augenblick ganz gut. Sie steckt auch in diesen Ereignissen mit drin, aber nicht so tief wie ich. Du kennst sie?"

"Wir sind uns schon einmal begegnet. Und auch das Amulett ... weckt Erinnerungen. Sehr viele Erinnerungen. Erinnerungen sind wichtig. Ich hoffe du weißt das."

"Ja, ich glaube schon."

"Dieses Amulett ist ebenfalls sehr wichtig. Sehr viel wichtiger als Altean denkt. Wann immer du glaubst, die Wahrheit über das Amulett erfaßt zu haben, mußt du dir im klaren sein, dass es noch vieles gibt was du nicht verstehst, und das meiste davon hat mit dem Amulett zu tun."

"Ja, gut. Ich muß jetzt meine Begleiter suchen."

‚Was für ein seltsamer Mensch', dachte Zak, und setzte die Suche nach Larrissa und Altean fort.

***

Das erste was Zak sah, als er in die Hütte trat, war Larissa, die sich ein Kleidungsstück der Eingeborenen um die Hüfte wickelte. Das zweite war Altean, der mit einem Messer in Larrissas alten Sachen herumstocherte.

"Störe ich?"

"Keineswegs", grinste Larrissa ihn an. "Du kannst mir mit dieser komischen Toga hier helfen. Ich glaube nicht dass ich sie richtig angelegt habe."

"Was macht er da?"

"Ich suche die Sender", sagte Altean ohne aufzuschauen. "Da!" Er zog einen kleinen metallischen Gegenstand hervor und hielt ihn Larrissa unter die Nase. Larissa nahm ihn entgegen und stieß einen leisen Pfiff aus.

"Das ist ein erstklassiges Stück Militär-Technologie! So etwas kann man nicht im Elektronik-Laden um die Ecke kaufen."

Altean nahm es ihr aus der Hand und hielt es mit Daumen und Zeigefinger hoch. Ein Zischen. Ein kurzer Blitz. Rauch qualmte auf.

"Er ist zerstört. Ein Problem weniger."

Zak hatte große Augen: "Wie hast du das gemacht?"

Altean sah ihn unbewegt an: "Zauberkraft."

"Hey! Dieser Sender war gut und gerne 10.000 Dollar wert. Auf dem Schwarzmarkt das fünfzigfache!", wandte Larrissa ein.

"Das gleiche gilt für die anderen sieben, die ich noch aufspüren werde", erwiderte Altean trocken. "Und ich werde sie alle zerstören. Sie funktionstüchtig zu halten, ist viel zu gefährlich für uns!"

"Aber die stammen doch von der Bruderschaft, oder? Glaubst du, die können uns hier unten am Meeresboden aufspüren?"

"Nein", Altean schüttelte den Kopf, "aber Taniths Ex-Auftraggeber könnte es."

"Der Mann, den du Nexus genannt hast!"

"Genau der. Seine Technologie wäre durchaus in der Lage, die Wanzen aufzuspüren. Schließlich hat er uns auch auf Kerguelen Island erwischt."

"Dann haben wir keine Sekunde zu verlieren", sagte Larissa. "Verbrenn' die Klamotten!"

Altean sah sie seltsam an: "Ja, du hast recht." Er griff nach der Kleidung und seine Hände glühten auf. In Sekundenbruchteilen stand der Stoff in hellen Flammen und verbrannte mit so heißer Flamme, dass nicht einmal Asche zurückblieb.

"Damit kannst du echt im Variete auftreten", sagte Zak. "Wie wär's mit folgender Schlagzeile: ‚Das Atlantis-Phänomen: Kontrollierte spontane Verbrennung!' Wir könnten Millionen scheffeln."

"Sehr komisch."

"Du mußt echt mal an deinem Humor arbeiten, Altean!"

"Und du mußt an deinen Witzen arbeiten, Mensch!"

"So", sagte Larrissa, "nun da die Gefahr vorrüber ist, kannst du mir vielleicht mal erklären, was es mit diesem Ex-Auftraggeber namens Nexus auf sich hat."

Altean zuckte mit den Achseln. "Er ist tatsächlich ein Nexus. Ich habe ja schon erzählt, dass der Nexus alle Sentinels auf einem Planeten kontrolliert. Es ist den Sentinels verboten, ihren Planeten zu verlassen."

"Warum das?"

"Weil es einen sehr unangenehmen Vorfall mit reproduzierfähigen Sentinels gab, die unsere Kampfraumschiffe bemannten. Wir bezeichneten diese Sentinels als Replikatoren. Die Replikatoren dienten uns in einem Krieg gegen eine sehr gefährliche Rasse, aber danach wurden sie selbst zu einer Plage, die wir nur schwer unter Kontrolle bringen konnten. Deshalb wurde entschieden, keine weltraumgestützten Sentinels mehr einzusetzen. Offensichtlich wurde dieses Verbot unterlaufen, denn Taniths Ex-Auftraggeber weist alle Anzeichen eines Replikator-Nexus auf. Mehr kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen, dazu muß ich mich tiefer in den Goa-Uld versenken, der immer noch in diesem Körper steckt."

Larrissa und Zak sahen sich an und blickten dann sprachlos in Richtung Altean.

"Was gibt es da zu glotzen?", fragte dieser gereizt.

"Die Puzzelteile fallen allmählich an ihren Platz", murmelte Larrissa.

"Ich weiß nicht, inwieweit man der Bruderschaft oder meiner Tante glauben kann, aber man hat uns dort einiges über die jüngere Geschichte der Milchstraße erzählt", erläuterte Zak. "Kennst du zufällig die Asgard?"

Altean nickte. "Ja, eine sehr vielversprechende junge Rasse."

"Das war einmal! Inzwischen sind sie die älteste Rasse, zu der die Menschheit Kontakt hat. Sie sind arg dezimiert worden durch einen schrecklichen Feind."

"Was für ein Feind?"

"Replikatoren!"

"Ja, das ergibt Sinn. Die Replikatoren sind wirklich äußerst gefährliche ..."

"Altean! Verstehst du denn nicht??? Es könnte sehr gut sein, dass die Replikatoren auch für den Untergang der Antiker verantwortlich sind!"

Altean stand ganz still, und man konnte sehen, wie es in seinem Gesicht arbeitete.

"Ja", sagte er schließlich, "das könnte sein. Und wenn das stimmt, dann stecken wir alle in größter Gefahr!"


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