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The Return of Joe von Christian

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Vorwort

Spoiler: "Invasion - Kampf um die Erde" und "2001", Anspielungen auf "Matrix" und "Stadt der Engel"

Anmerkung: Dies ist in gewisser Weise die Fortsetzung der Geschichte "Joe strikes back", die man jedoch nicht unbedingt gelesen haben muß, um "The Return of Joe" zu verstehen.
Kapitel Bemerkung: (c) www.stargate-atlantis-pandora.de
The Return of Joe



All what we see or seem, is but a dream within a dream.
- Edgar Allan Poe



Prolog: Joe, der Held

Das letzte was Joseph Faxon, Botschafter der Erde, sah, bevor ihn Borren von hinten niederschlug, war Major Carter, die rückwärts durch den blau glänzenden Ereignishorizont zurück zur Erde stürzte - in Sicherheit, wie er hoffte.

Als er wieder die Augen aufschlug, spürte er zuerst den fürchterlichen Schmerz, der sich von seinem Hinterkopf ausgehend in den ganzen Körper ausbreitete und sein Gesichtsfeld mit einem leuchtenden Flimmern hinterlegte. Vorsichtig tastete er nach der gewaltigen Beule. Und wunderte sich gleichzeitig, dass er noch am Leben war.

Er befand sich noch immer auf dem Ernter. Ausgestreckt vor ihm lag Borren, ob tod oder nur bewusstlos, das konnte Joe nicht erkennen. Und zwei andere Leute waren da. Menschenähnlich. Blaue Hautfarbe. Bewaffnet mit Zat'nt'kels. Sie lächelten freundlich auf ihn hinab.

"Herzlichen Glückwunsch, Joe!", sagte der eine von ihnen. "Du bist nun ein Held."

***

Joe hielt den Kühlbeutel fest gegen seinen Hinterkopf gedrückt und sah sich nachdenklich um. Sie befanden sich nun an Bord eines Raumschiffs. Zielort unbekannt.

"Wer seid ihr eigentlich? Und warum habt ihr mich gerettet?"

"Wir sind vom Samantha-Kult", sagte der größere von den beiden, ein Bär von einem Mann, der Joes Kopf mit einer Hand hätte zerquetschen können. "Ich bin Stalker. Und mein Boss hier ist der Hohe Priester des Samantha-Kultes."

"Wir haben dich gerettet, weil du uns würdig erscheinst", fuhr der Hohe Priester fort. "Du hast dein eigenes Leben in Gefahr gebracht, um ein anderes zu retten. Und nicht nur irgendein anderes Leben, sondern das von Samantha Carter."

"Und wohin sind wir jetzt unterwegs, wenn ich fragen darf?"

Seine ‚Retter' blickten sich an und grinsten.

"Das hängt ganz von dir ab", sagte Stalker geheimnisvoll.

***

Der Hohe Priester hatte sich mit Joe in die Kapitänskajüte des Raumschiffs begeben und auf gemütlichen Polstersesseln Platz genommen. Im Hintergrund prasselte sogar ein Kaminfeuer und machte die Wohnzimmer-Illusion damit perfekt.

"Ich weiß, dass du eine Frage im Kopf hast, die dir keine Ruhe lässt", begann der Hohe Priester. "Es ist die Frage, die dich letztlich hierher geführt hat, auch wenn du dir dessen noch nicht bewusst bist. Du kennst die Frage."

"Was ist der Samantha-Kult?"

"Möchtest du wissen, was genau er ist?"

Joe nickte.

Und der Hohe Priester holte zwei Kapseln hervor: "Unglücklicherweise ist es sehr schwer, den Samantha-Kult zu erklären. Jeder muß ihn selbst erleben. Aber vorher muß ich dich vor die Wahl stellen: schluckst du die rote Kapsel, wirst du all das hier vergessen und wohlbehalten zur Erde zurückkehren. Schluckst du dagegen die blaue Kapsel, wirst du in die tieferen Mysterien eingeführt, allerdings gibt es dann kein Zurück mehr."

Entschlossen griff Joe nach der blauen Kapsel: "Darf ich fragen, was da drin ist?"

"Ja."

Schweigen.

"Verstehe. Kann ich ein Glas Wasser haben?"

***

Joe fühlte sich mulmig. An seiner Kopfverletzung konnte das jedoch nicht liegen, denn diese hatte sich innerhalb der letzten fünf Minuten fast von selbst geheilt.

"Was geschieht mit mir?"

"Die Substanz in der Kapsel bereitet deinen Körper auf die Aufgabe des kontrollierten Quantenspringens vor."

"Quantenspringen?"

"Ja, genau. Kennst du dich ein bißchen mit Quantenmechanik aus?"

"Nein, nicht wirklich."

"Ich auch nicht. Alles was ich weiß, ist daß die Position eines kleinsten Teilchens unbestimmt ist, bis es gemessen wird. Bis dahin hat es die Möglichkeit, an jedem beliebigen Ort des Universums zu existieren. Die Wahrscheinlichkeit nimmt zwar mit der Entfernung drastisch ab, aber sie sinkt niemals auf Null."

Joe stellte fest, daß seine Haut allmählich eine bläuliche Färbung annahm. "Und wir machen das selbe mit unserem ganzen Körper?"

"Mehr als das, mein Freund. Wir werden das Multiversum bereisen!"

"Das Multiversum? Was soll das denn sein?"

"Das wirst du schon sehr bald herausfinden."



Szene 1: Am Anfang von allem

Wir befinden uns im Innern der Gefängniszelle eines Goa'uld-Raumschiffs. Anwesend sind Jack O'Neill, Daniel Jackson, Samantha Carter und Teal'c. Sie liegen auf dem Boden und scheinen bewußtlos zu sein. Gerade kommt Jack wieder zu sich. Er hält sich den schmerzenden Schädel.

Teal'c: "O'Neill."

Jack: "Teal'c! Ich kann nichts sehen."

Teal'c: "Ich bin ebenfalls blind. Das geht vorrüber."

Jack: "Was zum Teufel war das?"

Teal'c: "Eine Goa'uld-Schockgranate. Obwohl äußerst schmerzhaft, sind die Wirkungen zeitlich begrenzt."

Jack: "Schön das zu hören."

Jack tastet nach Major Carter, die reflexartig seine Hand ergreift und hineinbeißt.

Jack: "Auuuutsch!"

Sam: "Colonel? Tut mir leid, aber es ist so dunkel."

Jack: "Schon gut ... Keine schlechte Reaktion."

Daniel: "Es ist nicht dunkel, wir sind blind. Und wir haben versagt."

Jack: "Schon gut, was soll's, Daniel. Wir waren schon in schlimmeren Situationen als in dieser hier."

Teal'c: "Meines Wissens nicht."

Jack: "Danke, Teal'c."

Daniel: "Sie machen sich bereit, die größten Städte auf der Erde zu vernichten. Sie tun es vom Weltraum aus, damit wir sie nicht erreichen können."

Jack: "Daniel."

Daniel: "Jack, ich habe das hier schon mal erlebt. Ich bin Zeuge davon geworden."

Jack: "Daniel! Bleiben Sie cool! Sie haben es schon mal erlebt und es ÜBERlebt. Wir haben ... einfach einen schlechten Tag erwischt."

Sam: "Colonel, ich glaube ich fang an allmählich wieder etwas zu sehen."

Teal'c: "Auch meine Seefähigkeit kehrt zurück."

Jack: "Genau das wollte ich jetzt hören. Carter? Wenn irgendjemand hereinkommen sollte ... beißen Sie ihm in die Hand!"

Samantha Carter gibt ein Kichern von sich und ihr strahlendes Lächeln erfüllt den Raum, aber niemand ist da, um es zu sehen - oder vielleicht doch?

Sam: "Ja, Sir."


~~~~

"Was ist das?", fragte Joe.

"Wir befinden uns im Jahr 1998 an Bord von Apophis Schiff, der zur Erde unterwegs ist, um ihre Bewohner zu versklaven und für ihre Anmaßung zu bestrafen."

"Ich erinnere mich. SG-1 hat die Invasion im letzten Moment verhindert. Ist diese Szene nachgestellt?"

"Nein, wir sind tatsächlich anwesend."

"Aber sie können uns nicht sehen, weil sie geblendet wurden?"

"Nein. Sie können uns überhaupt nicht sehen."

"Also können wir zwar in die Vergangenheit reisen, aber diese nicht beeinflussen?"

"Doch, können wir schon. Aber dann würden wir sie verändern. Und das ist nicht das Ziel dieser Reise."

"Was ist eigentlich das Ziel dieser Reise? Und warum beginnen wir sie ausgerechnet hier?"

"Das Ziel ist es, dir den Samantha-Kult zu erklären. Und wir beginnen hier, weil der Samantha-Kult hier geboren wurde."

"Ich verstehe kein Wort."

"Ich weiß. Gedulde dich noch eine Weile. Bald wirst du es verstehen."



Szene 2: Joe gegen den Reaktor

Zwei Männer mit blauer Hautfarbe schleifen einen dritten Mann, der wie eine entstellte Version von Joe aussieht, den Gang eines Asgard-Schiffes entlang. In der Ferne ist ein dumpfes Wummern zu hören.

"Wer zur Höllle seid ihr?", fragt die Joe-Version.

"Dein schlimmster Alptraum," antwortet einer der beiden.

"Sam ist tot. Ihr Versager habt zu gelassen, daß sie stirbt! Hm ..." Joe muß stutzen. "Ich war mit ihr verschmolzen. Wieso lebe ich noch?"

"Du hast die 30 Minuten Verzögerung vergessen, bis sich das Gerät in deinem Herzen aktiviert und es aussetzen läßt. Soll sehr schmerzhaft sein."

"Und wo bringt ihr mich hin?"

"Wir sind zu dem Schluß gekommen, daß es noch schmerzhafter geht. Und das wollen wir uns nicht engehen lassen," sagt der eine der beiden.

"Deshalb werden wir dich in den Reaktor schmeißen," sagt der andere.


~~~~

"Das sind Stalker und du", stellte Joe fest. "Und ihr seid gerade dabei, mich fertigzumachen. Und Sam ist tod?"

"Eine gute Zusammenfassung."

"Sind wir gerade in die Zukunft gereist?"

"Nein, in ein Paralleluniversum. Der Begriff ‚Zeit' tritt beim Quantenspringen stark in den Hintergrund. In Wirklichkeit reisen wir von einer möglichen Realität zur anderen."

Joe schüttelte sich vor Widerwillen. Es war nicht gerade ein angenehmes Gefühl, sich selbst in dieser Lage zu sehen: "Und was für eine Realität soll das hier sein?"

"In dieser Realität bist du ein ziemlicher Mistkerl. Du hast Sam entführt und wir haben sie aus deinen Klauen befreit."

"Befreit? Ich dachte sie wäre gestorben?"

"Nein. Stalker und ich führten einen Quantensprung durch, um sie zu retten. Die Realität teilte sich in zwei Möglichkeiten. In der einen gelang es dir, sie zu töten. Das ist die Realität die du gerade siehst. In der anderen Realität konnten wir sie dagegen retten und dich überwältigen."

"Wow. Das ist ... ungewöhnlich. Also besteht die Aufgabe des Samantha-Kultes darin, Sam zu beschützen?"

"Ja. Sie ist unsere Göttin des Sonnenschein-Lächelns. Wobei die Bezeichnung ‚Göttin' natürlich nur im übertragenen Sinne gilt. Wir glauben nicht wirklich, daß sie gottgleiche Fähigkeiten besitzt."

"Sonnenschein-Lächeln?", fragte Joe leicht pikiert.

"Ja. Findest du das etwa unpassend?"

"Nein, nein, ganz und gar nicht! Ihr Lächeln hat durchaus etwas ..."

"... göttliches?"

Die Verlegenheit zeichnete sich deutlich auf Joes Gesicht ab: "Naja. Eigentlich schon. Aber daß sich zwei erwachsene Männer wie wir so offen darüber unterhalten, findest du das nicht ein bißchen ... extrem?"

"Schon möglich. Aber du liebst sie doch, oder?"

"Ja", antwortete Joe wie aus der Pistole geschossen. "Es ist nur so, daß ich normalerweise nicht so offen in diesen Sachen bin. Aber wenn du es so genau wissen willst: Ich hab mich vom ersten Augenblick an in sie verliebt."

"Ich weiß. Das gilt für alle Mitglieder des Samantha-Kultes. Ist quasi das Aufnahme-Kriterium."

"Und du bist der Hohe Priester von diesem Haufen Verrückter?"

"So ist es. Ich habe den Kult ins Leben gerufen."

"Und warum?"



Szene 3: Die äußere Wahrheit

Wir befinden uns in einem mit aufgeregten Stimmen erfüllten Raum. Ein junger Mann und eine junge Frau haben die Arme umeinander geschlungen und lassen sich in dieser Pose photografieren. An der Wand im Hintergrund prangt ein aufgedrucktes SGC-Logo. Schließlich trennen sich der Mann und die Frau voneinander - beinahe etwas widerwillig, könnte man meinen.

"Thank you", sagt die Frau lächelnd.

"No, I thank you", erwidert der Mann ebenfalls mit einem Lächeln und während er sich dem Ausgang zuwendet, läßt sich die Frau mit anderen Leuten photografieren.


~~~~

"Und wohin hat es uns jetzt verschlagen?" Joe machte einen zunehmend verwirrten Eindruck.

"London, November 2000. Eine Fan-Convention einer Fernsehserie namens ‚Stargate SG-1'."

"Eine Fernsehserie?"

"Science Fiction."

"Du meinst so wie Star Wars?"

"Ja genau."

"Der Mann da, der sich gerade hat photografieren lassen, der sieht dir sehr ähnlich!"

"Gut erkannt", der Hohe Priester lächelte in sich hinein. "Man könnte sagen, wir haben sehr viel gemeinsam."

"Und die Frau sieht Major Carter sehr ähnlich."

"Ihr Name lautet Amanda Tapping. Sie spielt in der Fernsehserie den Charakter Samantha Carter."

Joe rieb sich die Schläfen: "Was ist das hier? Noch ein Parallel-Universum?"

"Ja", der Hohe Priester nickte. "In dieser Realität ist das, was du und ich als real empfinden, nichts weiter als eine fiktive Fernseh-Serie. Der junge Mann, den du gerade gesehen hast, ist mein Schöpfer. Er hat mich als fiktiven Charakter erschaffen, was es mir ermöglicht, mit anderen fiktiven Charakteren wie dir und Samantha zu interagieren."

"Soll daß heißen, du und ich sind gar nicht real? Mein Job, mein Leben, das Stargate-Projekt und selbst Samantha Carter sind nichts als Fiktion?"

Der Hohe Priester lächelte: "Diese Frage kann ich dir nicht beantworten. Sie hat etwas damit zu tun, was du als Realität akzeptierst. Wenn du unter Realität das verstehst, was du anfassen, was du sehen, hören, schmecken und riechen kannst, dann ist Realität nichts weiter als elektrische Signale, interpretiert von deinem Gehirn."

"Ich glaube nicht, daß das hier real ist."

"Dann dürfte dich die nächste Szene überraschen."



Szene 4: Die innere Wahrheit

Ein Mann sitzt an einem Schreibtisch und telefoniert.

"Hallo Frank. Ich sollte dich wegen dieser neuen Rolle zurückrufen ..."

" ... Stargate? Aber da hab ich schon mitgespielt ... Ja, Joe ... Soundso. Aber der Charakter ist gestorben. Naja, verschollen eher. Aber ..."

"... ja, den Spruch habe ich auch schon mal gehört. Gott segne die Science Fiction! Also ist Joe wieder im Geschäft? Und wann ist der Termin?"

"... Ob ich interessiert bin? Natürlich bin ich interessiert!"


~~~~

"Das bin ja ich!", rief Joe.

"Nein", erwiderte der Hohe Priester. "Das ist Christopher Cousins, der dich in der Fernsehserie darstellt."

"Was???" Joe geriet ins Wanken. "Das ... das kann unmöglich wahr sein!"

"Was kann unmöglich wahr sein? Die Realität?"

"Aber ... das ist nicht die Realität, wie ich sie kenne!"

"Wie ich schon sagte, besteht das Multiversum aus mehr als einer Realität. Aber welcher Realität willst du den Vorzug geben? Deiner eigenen? Oder irgendeiner anderen?"

"Sag du es mir!", forderte Joe.

"Die Antwort ist einfach. Es gibt keine endgültig wahre Realität. Sie ist immer nur das, was du als real akzeptierst. Indem ich dich auf diese Reise mitnehme, gebe ich dir die Möglichkeit, hinter diesen Vorhang zu blicken. Den Schleier zu lüften."

"Und was erwartet mich am Ende der Reise? Der Wahnsinn?"

"Was dich am Ende der Reise erwartet, weiß ich auch nicht. Vielleicht Weisheit? Vielleicht Erleuchtung? Vielleicht aber auch nur der Beginn einer neuen Reise."

Schweigen.

"Ich kann nicht wieder zurück, oder?"

"Wenn du es könntest, würdest du es wollen?"



Szene 5: Der Kampf

Zwei verfeindete Gruppen stehen sich an der Lichtung eines Waldes gegenüber. Die eine Gruppe ist zahlenmäßig unterlegen und besteht aus Männern und Frauen in braunen Roben, die mit großen Äxten bewaffnet sind und von blauhäutigen Menschen angeführt werden. Die andere Gruppe besteht zum größten Teil aus Frauen, allesamt in abgerissenen Klamotten und mit einem irren, zombiehaften Blick im Gesicht, angeführt durch kreischende Ikonoklastinnen, die mit ihren Lästerschriften in der Luft herumfuchteln. Beide Gruppen rufen sich gegenseitig Schmähungen zu.

Irgendwann reichen die Worte nicht mehr aus, und es müssen Taten folgen. Die Zombies wanken auf die Axtkämpfer zu, die ihre Waffen bereithalten und eine Lobeshymne an die Göttin des Sonnenschein-Lächelns anstimmen. Schließlich haben sich die Kontrahenten erreicht und es kommt zu einem Gemetzel, bei dem selbst gestandene Herr der Ringe-Veteranen angewidert wegschauen würden.


~~~~

"Was geht denn hier vor sich???", fragte Joe völlig entgeistert.

"Der Kult hat Freunde und Feinde. Zu seinen Freunden zählen unter anderem die Tok'tok'ra, zu den Feinden vor allem die NoRomos, die JD und die Minions of the She-Beast. In der Schlacht, deren Zeugen wir gerade werden, geht es gegen die Minions."

"Jedi? Wieso sind die Jedi eure Feinde?"

"JD! Das ist eine Abkürzung und steht für Jack-Danielites. Das She-Beast ist ein JD, und ihre Minons sind normale Menschen, die von ihren Lehren vergiftet wurden und nun ein trostloses Leben als willenlose Zombies führen müssen."

"Und die NoRomos?"

"Das sind Nicht-Romantiker, die um jeden Preis verhindern wollen, daß Personen wie Samantha Carter jemals so etwas wie ein Liebesleben entwickeln."

"Solche Leute gibt es?", Joe war entsetzt, "Das ist ja schrecklich!"

"Naja ...", und hier verriet der Hohe Priester zum ersten Mal so etwas wie Unsicherheit, "es ist gar nicht mal so sicher, ob NoRomos überhaupt existieren. Ich selbst habe zum Beispiel lange Zeit geglaubt, daß die NoRomos nur eine Tarnorganisation sind, hinter der sich in Wirklichkeit die JD verbergen. Und das hat sich zum größten Teil auch als wahr erwiesen. Aber es genügt nicht, um alle NoRomo-Erscheinungen zu erklären."

"Wieso sollten sich die JD als NoRomos tarnen?"

"Weil sie Slasher sind."

"Slasher?"



Szene 6: Seltsame Anwandlungen

Das schummerige Licht des Morgens dringt bereits durch die Jalousien, als sich die beiden verschwitzten Körper endlich voneinander trennen und eine Weile atemlos nebeneinander daliegen. Jack starrt zur Decke seines Schlafzimmers und versucht zu begreifen, was in dieser Nacht geschehen ist. Es ist schwierig in Worte zu fassen - und er ist ohnehin nicht gerade der beste, wenn es darum geht, die passenden Worte zu finden.

Der kleine, matt glänzende Körper neben ihm wendet sich herum und große glänzende Augen mustern ihn.

"Wie war ich, Jack?", fragt Daniel.


~~~~

"Igitt!", Joe verzog angewidert das Gesicht, "ich habe ja nichts gegen Homosexualität, aber das hier widerspricht allem, was ich über Colonel O'Neill und Daniel Jackson zu wissen glaubte."

"Es widerspricht auch in jeder Hinsicht dem wahren Ich dieser beiden Menschen. Und genau aus diesem Kontrast ziehen die Slasher ihre heimliche Freude. Es geht ihnen nicht um rechtschaffene Ziele wie die Gleichberechtigung homosexueller Paare. Statt dessen ergötzen sich sich daran, heterosexuelle Menschen miteinander ins Bett zu stecken."

"Aber warum?"

"Ich weiß es nicht, aber das ist auch nicht so wichtig. Tatsache ist, daß die JD Slasher sind, die es vor allem auf die Paarung Jack/Daniel abgesehen haben. Und das macht sie zu natürlichen Feinden des Samantha-Kultes."

"Wie das?"

"Weil wir unserer Göttin jeden Wunsch von den Augen ablesen. Und das ist gar nicht so schwer, denn man kann ihren Wunsch tatsächlich in ihren Augen erkennen."

"Was für ein Wunsch?"



Szene 7: Triumph

Eine einsame Insel fliegt heran. Auf ihr sehen wir Samantha Carter und Jack O'Neill. Während Sam am Stargate herumfummelt, liegt Jack in einer Hängematte und macht sich einige Notizen.

"Was machen Sie da, Sir?"

"Ich notiere mir, was wir alles für unseren Aufenthalt benötigen. Schließlich können wir uns immer noch Dinge schicken lassen, auch wenn wir selbst nicht von hier weg kommen. Sie wissen schon: Zivilkleidung, Angelausrüstung, Stereoanlage, einen Grill. Und Barbecue-Sauce! Die ist das wichtigste."

Sam stemmt ihre Hände in die Hüften: "Das ist wieder so typisch!"

"Was?" Jack liefert eine ziemlich schlechte Vorstellung eines zu unrecht Beschuldigten. "Glauben Sie, ich werde die nächsten drei Monate, die wir in dieser traumhaften Umgebung verbringen MÜSSEN, als Militäroperation durchführen?"

"Warum nicht?" Sam tritt sehr nah an ihren Colonel heran und schaut ihn herausfordernd an. "Sie könnten mir zum Beispiel helfen, das Stargate wieder in Betrieb zu nehmen!"

"Ich dachte, es würde so oder so hundert Tage dauern, bis es sich wieder aufgeladen hat."

"Ja, aber möglicherweise gelingt es mir, die Auflade-Zeit zu verkürzen!"

"Und was hätten wir davon?"

"Das ist doch klar, Sir! Je früher sich das Stargate aufgeladen hat, desto eher können wir hier weg!"

Jack hat Sam an den Schultern ergriffen und schüttelt sie durch: "Sam!"

Einen Moment lang zögern beide und die Luft beginnt spürbar zu knistern. Und dann ist der Moment auch wieder vorbei.

"Sam", sagt Jack, "warum entspannen Sie sich nicht einfach ein bißchen und akzeptieren unseren Aufenthalt hier als Tatsache? Ist das ein so unerträglicher Gedanke, in meiner Gesellschaft ein paar Monate auf einer einsamen Insel zu verbringen?"

"Nein", antwortet Sam kleinlaut. "Aber die Welt braucht uns ..."

"Die Welt kann auch gut mal ein paar Monate auf uns verzichten! Wir haben hier hundert Tage. Verstehen Sie? Hundert Tage! Das ist wie ein Zeichen. Wir sollten es genießen. Ich ... ich meine ..." Doch das was Jack gerne sagen würde, geht ihm nicht so einfach über die Lippen.

"Jack." Sam versucht sich von ihm zu lösen, aber der Versuch scheitert an ihrer eigenen Dickköpfigkeit. "Es ist nicht gut, wenn wir ... Du weißt, was wir damals entschieden haben ... Ich möchte nicht, daß die alten Wunden wieder aufbrechen ..."

"Ja." Niedergeschlagen senkt Jack den Kopf. Die alten Wunden waren bereits wieder aufgebrochen. Und zwar so unvermittelt, daß er sich nicht mehr dagegen wehren konnte. "Es ist nur so ... so ungerecht. Ich möchte doch nur, daß wir glücklich sind."

Sam greift ihm unters Kinn und hebt es an, bis ihre Augen auf einer Höhe sind. "Ich weiß, Jack. Das weiß ich doch."

Der Kuß alleine scheint bereits hundert Tage anzudauern.


~~~~

Joe setzte sich in den Sand und sah Sam und Jack mit einer Mischung aus Freude, Neid und Niedergeschlagenheit zu. "Das wußte ich nicht."

Der Hohe Priester setzt sich neben ihn: "Aber du hast es geahnt."

"Natürlich habe ich es geahnt! Ich bin Botschafter. So einen Job bekommt man nicht, wenn man nicht ein bißchen Menschenkenntnis mit einbringt."

Der Hohe Priester klopfte Joe mitfühlend auf die Schulter: "Mach' dir nichts draus, bei mir war es damals genauso. Menschen wie wir müssen ihren Triumph darin suchen, daß die Person, die wir über alles lieben, den Menschen ihrer Träume gefunden hat, auch wenn wir selbst es nicht sind."

"Und was ist, wenn ich mich nicht so einfach damit abfinden will?", wollte Joe wissen.

"Du kannst dich an deine Version erinnern, die ihr unrühmliches Ende im Reaktor fand?"

"Ja, lebhaft!"

Der Hohe Priester sagte nichts, sondern beschränkte sich auf eine vielsagende Geste.

"Das also ist die Aufgabe des Samantha-Kultes", stellte Joe fest. "Ihr versucht Sam und Jack zusammenzubringen und kämpft gegen alle, die das zu verhindern versuchen, seien sie nun Jedis oder Slasher oder NoRomos oder getarnte Slasher oder was auch immer."

"Ja. Allerdings muß ich sagen, daß sich unser Feindbild in letzter Zeit gewandelt hat. Nach Daniel Jacksons Tod haben sich die JD so gut wie aufgelöst ..."

"Daniel Jackson ist tod?"

"Naja. Er ist ‚auf eine höhere Bewußtseinsebene aufgestiegen' ... für die meisten Leute ist das gleichbedeutend mit Tod."

"Die JD sind also am Ende", faßte Joe zusammen, "Vor wem müssen wir uns dann in Acht nehmen?"

Der Hohe Priester seufzte. "Das ist genau das Problem! Nach dem Wegfall eines Großteils der Slasher dachte ich, die Zahl der NoRomos würde sinken, aber das ist offensichtlich nicht der Fall. So wie es aussieht, sind die NoRomos so etwas wie die Dunkle Materie des Fandoms. Niemand kann sie sehen, und trotzdem ist ihre Wirkung gewaltig. Insgeheim verdächtige ich ja die Air Force hinter dieser Verschwörung, aber auch die reicht nicht aus, um das Phänomen gänzlich zu erklären."

"Wir kämpfen im Moment also gegen einen Feind, den wir nicht sehen können?"

"So ist es", ein gefährliches Glitzern erschien in den Augen des Hohen Priesters, "aber wenn die Aufgabe leicht wäre, hätte man irgendwelche Waschlappen mit damit vertraut, und nicht den Samantha-Kult!"

Joe nickte nachdenklich: "Und wo wird uns dieser Kampf hinführen?"



Szene 8: Das Ende?

Minnesota in der Zukunft. Blauer Himmel. Strahlender Sonnenschein. Vor ihr den Hügel hinab kann Sam den leuchtend blauen See ausmachen, neben ihr sausen die grünen Wälder vorbei. Sie strengt sich nicht weiter an, sondern läßt ihr Fahrrad einfach den Hang hinunter rollen. Der warme Fahrtwind streift durch ihre lockere Kleidung und gibt ihr ein Gefühl der Freiheit, das sie noch nie gefühlt hat. Sie hat alles, was sie sich immer gewünscht hat und der Mann ihrer Träume, mit dem sie eine wunderbare Nacht verbracht hat, wartet in einer Hütte am See auf sie.

Langsam nimmt sie die Hände vom Lenker und streckt sie zu beiden Seiten von sich, wobei sie die Augen schließt und ihren Körper wie eine Feder nach hinten spannt. Die Illusion des Fliegens ist so perfekt, daß sie das Gefühl hat, jeden Moment abzuheben.

Plötzlich hört sie vor sich ein ohrenbetäubendes Knacken, gefolgt von einem lauten Quietschen und einer noch lautstärkeren Kollision. Erschrocken schießen ihre Hände zum Lenker zurück und sie macht eine Vollbremsung. Noch während sie bremst, fährt sie an der Szene am rechten Waldrand vorbei: ein gut verborgener Waldweg, auf dem ein voll beladener Holz-LKW steht, der wohl gerade auf die Straße fahren wollte - wenn in dem Moment nicht ein Baum in den Weg gestürzt und seiner Fahrt ein abruptes Ende bereitet hätte.

Während Sam wendet und den Hügel wieder hinauf zum Geschehen fährt, läuft ihr ein eiskalter Schauer den Rücken hinab. Wäre der LKW nicht so abrupt gestoppt worden, wäre sie mit großer Wahrscheinlichkeit unter seine Räder geraten ...

Am Ort des Geschehens angekommen sieht sie, daß dem Fahrer offenbar nichts passiert ist. Er ist ausgestiegen und hat sich einer Gestalt zugewendet, die nahe beim Stumpf des umgestürzten Baums liegt. Bei der Gestalt handelt es sich um einen jungen Mann, der die Axt, mit der er den Baum gefällt hat, immer noch fest umschlossen hält. Er ist über und über mit Holzsplittern bedeckt und ein großes Holzstück ist ihm direkt durch den Leib gestoßen worden. Überall ist Blut.

"Splitterbruch", sagt der Holzfahrer mit zitternder Stimme. "Das kann bei größeren Bäumen wie dem hier schon mal passieren. Er wußte wohl nicht, daß man dem Stamm aus dem Weg gehen muß, wenn er umstürzt. Armer Kerl."

Sam beugt sich zu dem Sterbenden hinab: "Halten Sie durch, ich hole Hilfe!"

"Nein!", der Mann hat ihre Hand ergriffen und hält sie fest. Er lächelt trotz seiner Schmerzen: "Trauere nicht um mich. Es ist alles in Ordnung. Ich wollte es so."

"Aber warum?", fragt Sam mit Tränen in den Augen.

Die Frage wird ihr nicht beantwortet. Der Mann ist gestorben.

~~~

"Das ist ...", begann Joe den Satz, ohne jemals ein passendes Adjektiv zu finden.

"Das ist mein Lieblings-Ende", sagte der Hohe Priester, "wie findest du es?"

"Es ist gruselig. Ich verstehe es nicht. Warum mußtest du sterben?"

"Es gibt Szenen, die so dramatisch sind, daß sie geradezu nach Blut lechzen. Ein Leben für ein Leben."

"Aber du bist noch am Leben!"

"Richtig. Beim Quantenspringen wird nicht nur die Zeit unwichtig, sondern mit ihr auch die Verkettung von Ursache und Wirkung. Die Dinge geschehen nicht, weil sie durch irgendeine Ursache ausgelöst werden. Statt dessen GESCHEHEN sie einfach."

"Ich würde lügen, wenn ich behauptete, das zu verstehen."

"Das ist auch nicht einfach zu verstehen", erklärte der Hohe Priester. "Ich habe dir ja schon erklärt, was der Samantha-Kult ist und wofür wir kämpfen."

"Ja. Und das verstehe ich auch."

"Gut. Nun gibt es aber eine tiefere Wahrheit, die alles, was ich dir bis jetzt erzählt habe, unwichtig macht."

"Und wie lautet diese Wahrheit?"

"Das Multiversum ist unendlich."

"Ja und?"

Der Hohe Priester schüttelte den Kopf. "Nein, nein, du verstehst mich nicht! Ich meine UNENDLICH. Weißt du wie groß die Zahl UNENDLICH ist?"

"Ziemlich hoch?"

"Unermeßlich hoch! In der Tat ist sie mit keiner Zahl zu vergleichen, die du dir vorstellen kannst. Mehr noch, sie ist mit überhaupt keiner Zahl zu vergleichen! Wenn ich sage, das Multiversum ist unendlich, dann meine ich damit, daß im Multiversum JEDE mögliche Szene existiert."

"Das würde bedeuten, jede Art von Realität ist gleichberechtigt?"

Der Hohe Priester nickte. "Ganz genau!"

"Aber in diesem Fall würde es sich nicht lohnen, für irgendeine Sache zu kämpfen! Weil ja ohnehin jede Möglichkeit existiert! Es würde genausoviele Realitäten geben, in denen Sam glücklich mit ihrem Jack zusammen ist wie es Realitäten gäbe, in denen das nicht der Fall ist!"

"Ja. Jetzt hast du es verstanden."

"Aber warum gibt es dann den Samantha-Kult?"

"Ganz einfach. Weil der Weg das Ziel ist! Zu sagen ‚Es existiert ohnehin jede Realität, also können wir doch gleich die Hände in den Schoß legen' ist irreführend. Denn irgendjemand muß in all diesen Realitäten EXISTIEREN und sie GESCHEHEN lassen. Und das ist der Samantha-Kult! Wo immer es die Liebe zu Samantha Carter gibt, da ist auch der Samantha-Kult anwesend und läßt diese Liebe geschehen!"

"Das macht sie in der Tat zu einem sehr besonderen Menschen."

"In der Tat! Aber nur für uns. Denn weil das Multiversum unendlich ist, gibt es natürlich für jede Person einen Kult. Auch einen Joe-Kult. Und einen Hoher Priester-Kult."

Joe lachte: "Den würde ich gern mal kennenlernen, den Joe-Kult!"

"Vielleicht wirst du das, aber möglicherweise auch nicht, denn die Kulte sind geheim und am geheimsten sind sie natürlich gegenüber der Person, der sie sich gewidmet haben."

"Schade." Joe blickte sich um. Sie standen immer noch am Wegesrand in Minnesota. Inzwischen war auch Jack hinzugekommen, der seinen Arm tröstend um die weinende Sam gelegt hatte. Joe seufzte laut: "Zur Liebe gehört auch der Schmerz."

"Ja." Der Hohe Priester lächelte versonnen. "Hier endet unsere Reise. Und wie ich schon sagte, ist sie nur der Beginn einer neuen, größeren Reise in Diensten des Kultes."

"Eine Frage habe ich aber noch", erinnerte sich Joe.

"Nur heraus damit."

"Wenn das was du mir gerade dargelegt hast die Wahrheit ist, was ist dann mit den Naturgesetzen, nach denen die Wissenschaftler forschen? Ist das alles sinnlos?"

"Nein. Das was ich dir gesagt habe, ist nur die zugrundeliegende Wahrheit, die die Existenz wie ein Mantel umgibt. Das endgültige Geheimnis ist damit noch nicht gelüftet."

"Was in einem unendlichen Multiversum auch sehr schwierig werden dürfte."

Der Hohe Priester nickte. "Ja, aber es gibt Leute wie Samantha, die ihr Leben der Erforschung dieser Geheimnisse gewidmet haben. Und wenn es einen Menschen gibt, der auf diesem Gebiet durchschlagende Ergebnisse erzielen kann, dann ist sie es, findest du nicht?"

Aber Joe merkte, daß da noch etwas war, mit dem der Hohe Priester nicht so ohne weiteres herausrücken wollte, also fragte er: " Und was hältst du persönlich für die wichtigste Wahrheit im Kern aller Dinge?"

Der Hohe Priester lächelte, und für einen Moment erschien es, als würde in seinem Gesicht eine Sonne aufgehen.

"Die Liebe."



--- Ende ---

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