Stargate Fanfic Login
HilfeImpressumLexikon
Erweiterte Suche

Kerker & Drachen von Christian

[Reviews - 0]   Drucker Inhaltsverzeichnis

- Schriftgröße +
Kapitel Bemerkung: (c) www.stargate-atlantis-pandora.de
Kerker & Drachen


Jack fühlte sich unwohl in seiner Haut. Er hatte furchtbare Gefahren überstanden und war sehr oft nur knapp mit dem Leben davon gekommen. Er hatte die halbe Galaxis bereist und selbsternannten Göttern frech ins Gesicht gelacht. Und jetzt das ...

"Haben Sie sich schon für eine Charakterklasse entschieden, Sir?"

"Sam, wir sind privat hier. Irgendeine Chance, daß Sie das ‚Sir' weglassen und mich Jack nennen?"

Sie warf ihm einen dieser Nichts da!-Blicke zu und hakte noch einmal nach: "Nun?"

Entnervt legte Jack das AD&D-Spielerhandbuch aus der Hand. Daniel nahm es freudig entgegen und begann sofort begeistert darin herumzublättern. Warum habe ich mich nur darauf eingelassen?

Um Cassie einen Gefallen zu tun, natürlich. Das Mädchen hatte es sich in den Kopf gesetzt, einen Rollenspielabend mit ihren Freunden von SG-1 zu veranstalten. Und weil sie nicht völlig unvorbereitet an die Sache herangehen wollten (eine Berufskrankheit der Special Forces, dachte Jack grimmig), hatte das Team an diesem Abend einen der Erholungsräume mit Beschlag belegt, um die ganze Sache ein wenig zu üben. Cassies Mutter Janet Frazier hatte zwei Spielerhandbücher und ein paar Charakterbögen mitgebracht und gemeinsam schritten sie zur Tat.

"Ich habe mich entschieden", sagte Teal'c. "Ich werde die Rolle eines stolzen Kriegers spielen, der auszieht, um sein Volk vor der Unterdrückung zu befreien."

"Nein, nein, Teal'c", wandte Daniel ein. "Das ist ein Rollenspiel! Du mußt nicht dich selbst spielen. Du kannst alles mögliche spielen. Darin liegt der Reiz!"

"Ich verstehe", antwortete Teal'c.

"Ich hab das Spiel damals auf der High School gespielt," berichtete Sam. "Das war eigentlich ganz lustig. Ich denke, ich werde wieder einen elfischen Krieger-Magier spielen. Die fangen zwar schwach an, werden später aber richtig hart."

Daniel sah unglücklich von seinem Buch auf: "Ich weiß nicht. Die Charakterklassen gefallen mir alle ganz gut. Einen Krieger? Oder doch lieber einen Magier oder Priester? Oder gar einen Dieb? Keine leichte Entscheidung."

"Das ist doch alles Unsinn!" beschwerte sich Jack und riß Daniel das Buch aus der Hand. "Ich meine, was ist das für eine Welt, wo man als Beruf Dieb erlernen kann? Du stellst dich auf die Straße und sagst: Hey Leute, ich bin ein Dieb! Und einen Moment später findest du dich im Knast wieder!"

"Haben Sie sich endlich entschieden, Colonel?" Janet, die mit der undankbaren Aufgabe des Spielleiters bedacht worden war, wurde langsam ungeduldig.

"Ich glaube, ich spiele einen Dieb", antwortete Jack grimmig.

"Teal'c?"

"Wenn ich Daniel Jackson richtig verstanden habe, kann ich eine jede Rolle spielen, die mir in den Sinn kommt."

"Richtig."

"Dann möchte ich gerne einen alten, schwachen Bettler spielen."

"Blödsinn! Du mußt schon aus den Charakterklassen in diesem Buch auswählen!" sprach Jack dazwischen.

"Dr. Frazier, ist das korrekt? Ich hatte den Eindruck, man kann eine beliebige Rolle spielen."

"Äh, ja, Teal'c. Aber warum möchten Sie ausgerechnet einen Bettler spielen?"

Teal'cs Augen nahmen einen verträumten Ausdruck an: "Ich sah einmal auf Chulak einen altersschwachen Mann, der sein Geld mit Betteln verdiente. Ich fragte mich damals, wie es wohl sei, ein solches Leben zu führen."

"In Ordnung. Meinetwegen dürfen Sie einen Bettler spielen. Aber der ist dann wirklich schwach."

Teal'c nickte bestätigend: "Das ist mir klar, Dr. Frazier. Ich möchte außerdem, daß er gesprächig ist, denn ich sah einmal ..."

"Das geht in Ordnung, Teal'c. Einen gesprächigen alten Bettler. Haben Sie sich ebenfalls entschieden, Daniel?"

Daniel rutschte nur unruhig auf seinem Stuhl hin und her, und Sam sprach für ihn: "Wir brauchen noch eine Priester, um unsere Wunden zu heilen. Wie wär's mit einem Priester, Daniel?"

"Hm. Na gut." Daniel rutschte weiter unruhig auf seinem Stuhl herum. "Aber ich möchte eine Priesterin spielen."

"Was?" Jack starrte den Archäologen voller Abscheu an. "Warum um alles in der Welt willst du eine Frau spielen, Danny-Boy?"

"Ich möchte halt", maulte Daniel. "Aber wenn ihr nicht woll ..."

"Nein, das geht schon in Ordnung, Daniel", sagte Janet und warf Jack einen zornigen Seitenblick zu. "Jeder darf spielen, worauf er Lust hat."

"Wie wär's mit Poker?" fragte Jack griesgrämig.

"Sir, wir tun das für Cassie, schon vergessen?" erinnerte ihn Sam. "Außerdem haben wir in letzter Zeit viel zu viel Poker gespielt. Es wird Zeit für eine Abwechslung."

Jack brummelte nur eine unverständliche Antwort.

"Also, Leute", wandte sich nun Janet an die ganze Gruppe. "Kommen wir zu den Namen. Welche Namen sollen Ihre Charaktere tragen?"

"Meiner heißt Jack", sagte Jack mit einem unverschämten Grinsen in Richtung Sam. "Und ich möchte während des Spiels mit meinem Charakternamen angesprochen werden!"

"Gut, Jack, das ist eine gute Idee. Also, ab jetzt werden nur noch die Charakternamen verwendet! Teal'c, wie soll Ihr Charakter heißen?"

"Lodd. So hieß nämlich der Bettler, der ..."

"In Ordnung. Daniel?"

"Keira vom Stamm der Ortopaer."

"Sam?"

"Farnion Gipfelstürmer."

"Igitt, das hört sich ja an wie ein Kerl!" sagte Jack.

"Ja richtig. Weil er ein Kerl ist."

"Waaaas???" entsetzt wandte sich Jack an Janet. "Daniel spielt eine Frau und Sam einen Kerl? Sie müssen etwas unternehmen, Doktor!"

"Nicht doch, Jack. Wie ich schon sagte: Jeder wie er mag. Außerdem ist Daniel ab jetzt Keira und Sam heißt Farnion."

"Hm", murmelte Jack mit finsterer Miene. "Es sollte eine Regel geben, die das verbietet."

"Können wir jetzt anfangen?" maulte Daniel.

"Ich würde ebenfalls vorschlagen, daß wir nun beginnen." ergänzte Teal'c.

"Also gut", sagte Janet. "Ihr befindet euch in der Hafenstadt Tirama. Es ist früher Morgen und der Wind weht kühl und trägt den Geruch von Salzwasser mit sich ..."

***

Der Tag hatte so gut begonnen! dachte Farnion Gipfelstürmer verdrossen. Er war zusammen mit Jack dem Dieb und Keira vom Stamm der Ortopaer in der Hafenstadt Tirama angelangt. Dort hatten sie den alten Bettler Lodd aufgelesen, der sich als äußerst gesprächiger Begleiter erwies. Für den Lohn einer Kupfermünze hatte er sie durch die ganze Stadt geführt und mit den örtlichen Begebenheiten vertraut gemacht. Dabei waren sie auf einen Auftraggeber gestoßen, der sie um einen Botengang zur Insel der Amazonen bat. Lodd hatte mit dem Auftraggeber verhandelt und diesen förmlich an die Wand geredet, bis er bereit war, ihnen 100 Goldmünzen für die Erfüllung des Auftrags zu zahlen. Dann waren sie aufgebrochen.

Auf der Insel der Amazonen hatten sie die Botschaft überbracht. Dann unternahm Jack der Dieb den äußerst dummen Versuch, die Amazonenkönigin zu beklauen und wurde prompt gefaßt (obwohl er sich heftig zur Wehr setzte). Nun wurde er im Palast der Königin gefangengehalten und mußte die Schikanen der Amazonen über sich ergehen lassen, während seinen treuen Gefährten einen Plan ausheckten, ihn zu befreien.

"Ein direktes Vorgehen dürfte sich als fruchtloses Unterfangen herausstellen", sagte Lodd, der sich immer mehr zum Anführer der Gruppe mauserte. "Ich schlage daher die Durchführung eines gewitzten Plans vor. Wie wäre es, wenn wir uns als Amazonen verkleidet in den Palast schleichen und dort den Aufenthaltsort von Jack dem Dieb in Erfahrung bringen. Vielleicht gelingt es uns sogar, Kontakt mit ihm aufzunehmen, um gemeinsam einen Fluchtplan zu ersinnen. Auf jeden Fall müssen wir große Vorsicht walten lassen. Keira hat natürlich einen Vorteil, weil sie eine Frau ist, während Farnion und ich uns besser zurückhalten."

So ging das schon den ganzen Tag. Der alte Bettler redete wirklich wie ein Wasserfall, aber er hatte auch gute Ideen. Als Elf trug Farnion natürlich weibliche Züge und konnte sich von seiner Statur her leicht als Frau verkleiden - nur seine langen Ohren mußte er verborgen halten. Lodd würde entsprechend seiner Statur ein altes Großmütterchen spielen und auch mit dieser Verkleidung keine Schwierigkeiten haben. Also besorgten sie die Verkleidungen (daß sie stehlen mußten, um einen Dieb zu befreien, ließ sich nicht gerade einfach mit ihrem Gewissen vereinbaren) und schlichen sich in den Palast.

Dort fanden sie Jack den Dieb im Schlafgemach der Königin wieder, wo er ihr allem Anschein nach zu Diensten sein mußte. Irgendwie schien er aber Gefallen an seiner Situation gefunden zu haben, und begann sogar um Hilfe zu schreien, als ihn seine Begleiter mit Gewalt entfernen wollten. Farnion Gipfelstürmer sah keine andere Möglichkeit, als ihn von hinten niederzuschlagen und über die Schulter zu werfen. Gemeinsam rannten sie um ihr Leben, dicht verfolgt von der Palastgarde der Amazonenkönigin und erreichten in letzter Sekunde ein Schiff, daß gerade den Hafen der Amazoneninsel verließ. Wohlbehalten schafften sie es zurück nach Tirama und heimsten ihre Belohnung ein.

***

"Das war doch gar nicht so schlecht", grinste Jack. "Naja, abgesehen davon, daß ich von irgend so einem dahergelaufenen Elfen niedergeschlagen wurde."

"Es war die einzige Möglichkeit, Sir", verteidigte sich Sam. "Sie haben uns da in eine ganz schön schwierige Situation gebracht."

"Schon gut, Carter, es war ja nur ein Spiel. Obwohl ich feststellen mußte, daß Dr. Frazier große Freunde daran zu haben schien, die Amazonenkönigin darzustellen ..."

Janets Gesicht lief rot an.

"Ich verzeichne ebenfalls eine große Genugtuung", sagte Teal'c, "und freue mich bereits jetzt auf unseren Abend mit Cassandra."

"Ich bin zwar noch nicht so ganz zufrieden mit meinem Charakter", wandte Daniel ein, "aber das Spiel hat mir auch Spaß gemacht. Jederzeit wieder!"

"Pokerabend adé!" murmelte Jack. "Hey, kann man dieses Spiel eigentlich auch um Geld spielen?"

ENDE
Du musst login (registrieren) um ein Review abzugeben.