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Diplomat von JolinarJackson

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Diplomat


Wenn sie die Kantine betrat, sah sie verängstigte Menschen.

Sie saßen zusammen an den Tischen und sprachen miteinander, einige von ihnen lächelten oder lachten, aber sie waren verängstigt. Camile kannte die Zeichen. Während Becker ihre Ration vorbereitete, ließ sie ihre Augen durch den Raum gleiten. Eine Gruppe Zivilisten, unter ihnen Brody und Franklin, saß zusammen und diskutierte Rushs Unwillen, mit ihnen zusammen zu arbeiten gerade laut genug, dass Rush sie hören konnte. Der konzentrierte sich jedoch voll auf Eli direkt neben ihm und die Bilder, die die KINO-Fernbedienung ihnen zeigte. Seine Schüssel stand vergessen vor seinen auf dem Tisch verschränkten Armen. Eli löffelte seine Ration noch mit einer Hand, während die andere das KINO bediente.

Chloe saß allein an einem Ecktisch und hörte Musik. Drei Soldaten hatten sich mit Lt. James um einen Tisch geschart und bemühten sich scheinbar vergeblich, sie beim Pokern zu schlagen.

“Entschuldigung, Ma’am.“ Beckers Stimme riss Camile aus ihren Betrachtungen. Er hielt ihr die Schüssel hin.

“Danke“, murmelte sie und setzte sich an einen nahen, bisher leeren Tisch. Diese Menschen wirkten nicht verängstigt, aber sie waren es.

Camile hatte auch nie verängstigt gewirkt, als sie mit 17 mit ihren Eltern an einem Tisch saß – das gestrige Date mit Kelly Gillian im Kopf, aber von dem Quarterback der Highschool schwärmend, um ihre Mutter glücklich zu machen. Sie hatte auch nicht verängstigt gewirkt, als sie ihren Eltern schließlich die Wahrheit gesagt hatte. “Ich bin lesbisch.“ Die drei Worte hatten im Raum gehangen, attackiert von ungläubigen, verletzten und enttäuschten Blicken ihrer Eltern, bis sie sich abgewendet hatte, um zu gehen. Seitdem sprach sie nicht mehr mit ihnen.

“Es ist kaum zu übersehen, nicht wahr?“, fragte Colonel Young und setzte sich ihr gegenüber.

Camile blickte ihn kurz an, dann starrte sie in ihre Schüssel. “Was meinen Sie?“, fragte sie.

“Angst“, antwortete Young und begann, die halbflüssige Masse in sich hinein zu löffeln, die das Militär Nahrung nannte, “Wir haben wieder eine Katastrophe in einer langen Reihe überstanden und alle fragen sich, wann das nächste Problem auftritt.“

Camile nickte nachdenklich.

Young nickte subtil in Rushs und Elis Richtung. “Ich glaube, er wird es auslösen.“

Camile hob die Augenbrauen. “Ich nehme an, Sie meinen Rush.“

“Sicher“, antwortete Young, “Ich habe Eli auf meiner Seite. Er hat versprochen, für mich auf Rush zu achten.“

Camile lächelte. “Colonel, ich bezweifle, dass Eli auf irgendeiner Seite steht.“

Der junge Mann schien von all den Lagern, die sich an Bord gebildet hatten, überfordert zu sein. Er ging auf jeden offen zu.

Camile hatte das früh verlernt. Für die Regierung zu arbeiten hatte ihr lange Zeit das Gefühl gegeben, nicht offen über ihre Sexualität reden zu können. Also hatte sie geschwiegen. Erst in den letzten paar Jahren hatte sie angefangen, nicht zu lügen, wenn jemand fragte, ob sie einen Freund hatte. Es hatte sie beim ersten mal viel Überwindung gekostet, Sharon zu einem Empfang mitzubringen, aber sie hatte es getan. Seitdem schien ihre Karriere zum Stillstand gekommen zu sein. Aber es hatte ihre Beziehung stärker gemacht und das war Camile wichtiger.

“Sie unterschätzen den Jungen“, meinte Young.

Camile kratzte den letzten Rest ihrer Ration aus der Schüssel und antwortete: “Ich glaube, Sie sind derjenige, der ihn unterschätzt. Eli steht nicht auf Seiten.“

“Seine Akte zu kennen macht Sie nicht allwissend.“

Camile schüttelte den Kopf und stützte die Ellbogen auf den Tisch. “Er war bei mir und hat gefragt, ob er Probleme bekommen könnte, wenn er die Bitte eines leitenden Offiziers ignoriert.“

“Tatsächlich?“, fragte Young.

“Er wollte wissen, ob Spionage ihn in Schwierigkeiten bringt.“

Young lachte.

Camile blieb ernst. “Ich finde Ihren Führungsstil fragwürdig, Colonel.“

“Womit wir wieder beim Thema wären“, seufzte Young.

Camile hob die Augenbrauen. “Rush gehört zu den Zivilisten. Eli gehört zu den Zivilisten. Beide fallen unter meine Autorität.“

“Seit wann?“, fragte Young.

“Seit die Zivilisten mit ihren Problemen zu mir kommen.“ Camile lehnte sich vor und sprach leiser: “Sie steuern direkt auf ein Problem zu, Colonel, und sie sind unfähig es zu sehen. Sie haben diese Situation zu einer militärischen gemacht, als sie das Kommando übernommen haben, und die Zivilisten fühlen sich übergangen.“

“Camile, es ist Ihre Aufgabe, diese Probleme zu klären. Sie sollten die Brücke zwischen dem Militär und den Zivilisten schlagen.“

“Schwer, wenn unser selbst ernannter Anführer mir nicht zuhört.“

Young kniff die Augen zusammen und Camile konnte sehen, dass sie ihn wütend gemacht hatte.

“Und nun wollen Sie das Kommando übernehmen, um das zu ändern? Ich würde gerne sehen, wie Sie Rush unter Kontrolle halten.“

Camile gab zu, dass es Young vielleicht nur gut meinte. Aber sie hörte sich die Beschwerden der Wissenschaftler über die Soldaten an. Über Rempeleien und abfällige Bemerkungen, für die zumeist Sgt. Spencer verantwortlich war.

Young wollte vielleicht die Kontrolle über die Situation haben, aber wer wurde schon darauf vorbereitet, einen Trupp Überlebende auf einem maroden Schiff durch die Galaxie zu führen – ohne Wissen über das nächste Ziel oder wie lange es dauerte, bis sie nach Hause zurückkehren konnten?

Sie beneidete ihn nicht um seinen Posten. Aber sie glaubte dennoch, dass man es besser machen könnte. Dass sie es besser machen könnte. Immerhin ging es hier nicht um das Militär, sondern um Menschen und mit Menschen kannte sie sich aus. “Seit wann haben Sie Rush unter Kontrolle?“

Young nickte resignierend. “Der Mann bedeutet eine Menge Arbeit. Aber ich bleibe dran.“

“Wir sollten das Kommando teilen.“

“Ich behalte das Kommando“, sagte Young fest, “So wenig es Ihnen gefällt, wir befinden uns in einer lebensgefährlichen Situation. Das Militär muss die Kontrolle behalten und die Zivilisten beschützen.“

Camile lachte und stand auf. “Glauben Sie mir. Das wird Ihnen leid tun. Früher oder später werden die …“ Sie deutete auf Franklin und Brody, die nun alleine waren, aber noch mit gedämpften Stimmen sprachen und Rush finstere Blicke zuwarfen. “… nicht mehr planen, wie sie ohne Rushs Einmischung arbeiten können. Sondern eher, wie sie sich gegen das Militär behaupten.“ Sie wandte sich ab und machte sich auf den Weg nach draußen.

“Camile“, sagte Young und sie drehte sich zu ihm um. “Wir reden später weiter“, sagte er beinahe streng, “Das Thema ist noch nicht beendet.“

Sie nickte und verließ die Kantine. “Noch lange nicht“, murmelte sie.

ENDE
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