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Anführer von JolinarJackson

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Vorwort

Diese Fanfiction enthält massive Spoiler für die Episode "Justice"!
Anführer


Er hatte viele Dinge getan, die er nicht tun wollte.

Ein Leben lang war er der gehorsame Soldat gewesen und es hatte ihn weit gebracht.

Doch in letzter Zeit bröckelte die saubere Fassade der Institution, an die Everett glaubte, seit er 19 Jahre alt war. Es war nicht nur O’Neill – der General wirkte selbst eher wie ein Spielball zwischen IOA und Präsident – es war auch alles, was hier passierte, an Bord der Destiny.

Er hatte Menschen getötet in seinem Leben als Soldat. Im Krieg oder in einer Situation, in der sein eigenes Leben auf dem Spiel stand. Oder auf Befehl hin, mit dem bitteren Nachgeschmack auf der Zunge, dass er das Falsche getan hatte. Aber er hatte nie gemordet. Bewusst einen Menschen angesehen und ihn mit einer Bewegung zum Tode verurteilt.

Er hatte keinen Abzug gedrückt. Er hatte sich nur umgedreht und war gegangen.

Das Ergebnis war dasselbe.

Everett hatte Rush getötet. Der Wissenschaftler lag irgendwo auf einem Sandplaneten und verhungerte, verdurstete, ohne die Chance, jemals auf die Destiny zurückzukehren …

Everett stöhnte auf und drückte die Handballen in seine Augen, versuchte, die Übelkeit hinunter zu kämpfen, die bei dem Gedanken hochkam.

Was für ein Anführer war er eigentlich? So wollte er Konflikte in Zukunft lösen?

Was Rush getan hatte, war falsch gewesen. Aber das machte Everetts Tat nicht richtig. Seine Frau Emily wäre so enttäuscht von ihm. Er war auf Rushs Level gesunken und er konnte nicht mal behaupten, dass er es zum Wohle der Gemeinschaft getan hatte. Rush war wichtig für sie gewesen. Er hatte die Destiny am besten verstanden und am meisten über die Antiker gewusst, die Sprache beherrscht wie kaum ein anderer an Bord.

Rush war tot.

“Colonel.“

Everett blickte auf, die Ellbogen auf seinen Schreibtisch gestützt, und erkannte Eli in seiner Tür. Er räusperte sich. “Was gibt’s?“

“Ich habe mich gefragt …“

Eli trat ein, als Everett ihn näher winkte, blieb ein paar Schritte von seinem Schreibtisch entfernt stehen und vergrub die Hände in den Taschen seiner Jacke.

“… ob Sie irgendetwas über das Raumschiff raus gefunden haben.“

“Nein“, sagte Everett rasch und warf Eli ein kurzes Lächeln zu, das nicht erwidert wurde.

Eli hatte Rush gemocht – wenigstens zu ihm als brillanten Wissenschaftler aufgeblickt. Sie hatten einander erstaunlich nahe gestanden, wenn man bedachte, dass Rush ein manipulativer Mistkerl und Eli ein netter Junge war. Rush schien Eli tatsächlich gemocht zu haben.

Und Everett hatte ihn umgebracht.

“Die Lawine … Dr. Rush hat mir etwas über das Schiff sagen wollen, als sie runterkam. Also …“ Er räusperte sich wieder. “Nein.“

Der Junge starrte ihn an.

“Sonst noch was, Eli?“, fragte Everett ungeduldig.

“Nein“, antwortete er, “nur … gute Besserung.“

Everetts Finger strichen über das Pflaster an seiner Stirn. “Danke.“

Eli wandte sich ab und war schon an der Tür, als er sich wieder umdrehte. “Eins noch. Wie konnten Sie entkommen?“

Er wusste es.

Everett schluckte. “Das sagte ich doch … Dr. Rush …“

Eli nickte zögerlich. “Sicher. Aber haben Sie nicht versucht, ihm zu helfen? Er kann nicht … er kann nicht gleich tot gewesen sein. Die Steine dort waren nicht so groß.“

Eli wusste es.

Natürlich. Everett kannte seine Akte. Der Junge war nicht dumm – alles andere als das. Manchmal vergaß Everett diese Tatsache, wenn Eli seinen Befehlen gehorchte wie ein braver kleiner Soldat, der er eigentlich nicht war, oder wenn er seine KINO-Aufnahmen verteidigte.

Tatsächlich war Eli ein mathematisches Genie. Logisches Denken lag ihm. Everett und Rush hatten sich gehasst, das war allgemein bekannt gewesen. Rush hatte Everett eine Mordanklage angehängt. Everett hatte das herausgefunden.

Und er kam alleine von einem Planeten zurück, auf dem nur noch er und Rush gewesen waren. Man musste kein Genie sein, um nicht zumindest zu vermuten, dass mehr vorgefallen war als eine Steinlawine. Die anderen vermuteten möglicherweise nichts, weil sie Rush gehasst hatten.

Aber Eli … Eli durchschaute ihn.

“Er ist blöd gefallen, Eli. Ich hatte keine Zeit mehr. Die Zeit lief mir davon.“

Eli senkte den Blick. Er wandte sich ab.

“Eli …“, sagte Everett. Der junge Mann blieb stehen und drehte sich wieder zu ihm um. Sein Gesichtsausdruck zeigte nur eine Spur Trauer, dominiert von viel Unsicherheit und vor allem Enttäuschung.

Everett wusste nicht, wie er es schaffte, dass Menschen ihn immer wieder so ansahen. Sein Vater, als er verkündet hatte, er würde nicht Medizin studieren, sondern zum Militär gehen. TJ, als er ihr sagte, dass er seine Frau nicht verlassen könne. Emily, als er ihr sagte, dass er für eine Weile nicht mehr nach Hause kommen konnte – zumindest nicht als der Mann, an den sie gewöhnt war.

Und nun Eli.

“Ich weiß nicht, was ich dir sagen soll.“ Er seufzte. “Es tut mir leid.“

Eli nickte.

“Bist du … bist du sonst in Ordnung?“, fragte Everett und Eli starrte ihn scharf an.

“Ja.“ Er ließ ein hilfloses Lachen hören. “Wie könnte ich nicht? Jeder hier … lügt und ist zu beschäftigt damit, selbst gut dazustehen, um sich um so etwas wie eine Gemeinschaft zu kümmern, ich meine … wir hatten eine Gerichtsverhandlung noch bevor wir irgendeine Art von … friedlicher Zusammenkunft hatten. Meine Mom glaubt, ich bin zu beschäftigt, um sie zu besuchen. Das Schiff fällt auseinander. Und der einzige, der es versteht, ist nicht hier. Und nun scheinen alle zu denken, bloß, weil ich die meiste Zeit mit Rush verbracht habe, bin ich der Experte für die Destiny, weshalb natürlich alle mit ihren Fragen zu mir kommen und ich kenne die Antworten nicht. Und jeder hier lügt.“ Eli zog die Schultern hoch und blickte Everett fest in die Augen. “Jeder.“ Damit wandte er sich ab und ging.

Everett hörte seine Schritte verhallen und fragte sich, wieso er Elis Vertrauen so leichtfertig weg geworfen hatte.

ENDE
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