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Desire against all odds von suehsi, Anyana

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Kapitel 3


Eigentlich hatte John mit einer Umarmung, einem Liebesgeständnis oder sonst irgendeiner freudigen Antwort von Elizabeth gerechtet. Der Schlag ins Gesicht überrumpelte ihn.
Geschockt griff er sich instinktiv an die linke Wange und starrte die Braut mit weit aufgerissenen Augen an. Der Schock über ihre Reaktion saß tief.
Am liebsten hätte Elizabeth ein ‚Ich hasse dich‘ oder ‚fahr zur Hölle‘ gesagt und sie musste sich eingestehen, dass sie selbst von ihrem Schlag überrascht war. Verdattert blinzelte sie einige Augenblicke, während sie ihr sprachloses Gegenüber betrachtete. Der Captain war weiß wie Kreide und sie selbst war über ihre primitive Reaktion geschockt. Sie sammelte sich so schnell sie konnte und warf voller Wucht den kleinen Strauß Sommerblumen in ihren Händen zu Boden. Wutentbrannt drehte sich Elizabeth um und rannte ohne ein weiteres Wort den Korridor der Kirche entlang und hinaus ins Freie. Worte konnten sie von ihrer Scham, die sie gerade verspürte, nicht mehr retten. War sie wahnsinnig geworden?
Von dieser Reaktion ebenfalls überrascht sah John ihr mit offenem Mund nach. Er wollte ihr folgen, wurde aber von James am Arm gepackt und zurückgehalten. James Ryan war in ebenso schlechter Verfassung wir Captain Wakeham und er hatte nicht vor, seinem Vorgesetzten noch eine Chance zu geben, seiner Braut hinterher zu jagen. Hätte ihn Elizabeth nicht schon geschlagen, hätte er spätestens jetzt eine von James aufs Auge bekommen, denn der Stallarbeiter war sauer wie eine Zitrone.
Johns Wange glühte und als er sich umsah, trafen ihn die entgeisterten Blicke der Dorfbewohner. Erst jetzt bemerkte er, dass das ganze Dorf Zeuge ihrer Auseinandersetzung und seiner Abfuhr gewesen war. Beschämt kehrte John der Gruppe den Rücken zu, woraufhin Miss Caldwell sich ein süffisantes Schmunzeln nicht verkneifen konnte.

***


2. September 1822, Barmwell House

Mit einer einzelnen gelben Heckenrose, welche ihm McKay hatte diskret zukommen lassen, stand Captain Wakeham nervös vor der bescheidenen Holztür des Barmwell-Hauses. Er versuchte mehrfach, an die Tür zu klopfen, doch immer wieder verließ ihn der Mut. So starrte er weiterhin auf die geschlossene Tür, ohne dass er einen Schritt weiterkam.

Im Innern des Hauses stand Kate am Fenster neben der Eingangstüre und beobachtete den verunsicherten Captain, welcher mit erhobener Hand dastand, aber sich nicht zu bewegen schien.
„Hat er sich schon bewegt?“, wollte ihr Vater wissen, ehe er seine Zeitung zur Seite legte und zu ihr ans Fenster trat. Über ihren Kopf hinweg sah er ebenfalls auf den erstarrten Besucher.
„Er steht da, als wäre er eine Salzsäule“, antwortete sie schmunzelnd und schob sich noch dichter ans Fenster. „Er hat irgendwas in der Hand“, begann Kate, worauf ihr Vater ebenfalls neugierig an der Gardine zupfte.

Im Augenwinkel bemerkte Captain Wakeham auf der anderen Seite der Eingangstüre eine leichte Bewegung, worauf er den Kopf zum Fenster neben der Türe drehte. Ein leises Kichern, gefolgt von einem tiefen Brummen, durchdrang die dünne Holztür, was ihn realisieren ließ, dass seine Anwesenheit entdeckt worden war. Nervös leckte er sich über die Unterlippe und atmete noch einmal tief durch, bevor er entschlossen an die Tür klopfte.
Einen Sekundenbruchteil später wurde diese bereits von Kate Barmwell geöffnet.
„Captain! Was für eine wundervolle Überraschung!“, begrüßte sie ihn mit einem breiten Lächeln.
„Miss Barmwell, es ist mir wie immer eine Ehre, Sie zu sehen“, antwortete er mit einem leichten Zittern in der Stimme.
Für einen kurzen Moment herrschte Stille, während Kate ihn mit erwartungsvollem Blick musterte. Als sie jedoch keine Erklärung für seinen Besuch bekam, brach ihre Neugierde das Schweigen.
„Kann ich Ihnen helfen, Sir?“
„Äh,... ich bin gekommen, um mit Miss Elizabeth zu sprechen“, erwiderte er etwas unsicher. „Ist sie zu sprechen?“
Während er sprach, wurde Kate’s Gesicht ernst und sie schüttelte den Kopf.
„Nein. Leider musste sie heute nach Foxley Capes, um dem Schneider zu helfen“, antwortete sie ihm, woraufhin John einen erleichterten Seufzer von sich gab und sich durch die Haare strich.
„Würden Sie ihr bitte mitteilen, dass ich hier war?“, bat er Kate, worauf diese ihm zunickte. „Und bitte überreichen Sie ihr diese von mir.“ Gefasst reichte er Kate die gelbe Heckenrose, welche die junge Frau an sich nahm und ein weiteres Mal nickte. Captain Wakeham verbeugte sich zum Abschied freundlich und verließ schnellen Schrittes und ohne ein weiteres Wort das Grundstück. Mitfühlend sah ihm Kate hinterher, ehe sie die kleine Blume in ihren Händen musterte. Grinsend stellte sie fest, dass es dieselben Rosen waren, welche Magistrat McKay ihr bei seinem Besuch vor zwei Tagen mitgebracht hatte.

***


3. – 6.September 1822, Barmwell House

In den folgenden Tagen besuchte Captain Wakeham mehrmals die bescheidene Behausung der Barmwells, ohne jedoch Elizabeth je anzutreffen.

***


8. September 1822, Drayton Abbey

Jennifer Caldwell war gerade dabei, sich ein weiteres Stück ihres Kuchens in den Mund zu schieben, als sie energisch nach Luft schnappte und ihren Blick auf Captain Wakeham an seinem Schreibtisch richtete.
„Haben Sie schon die Neuigkeiten von Foxley Capes gehört?“, fragte sie unschuldig.
„Nein“, erwiderte ihr Evan Wakeham und legte sein Buch auf den kleinen Beistelltisch neben sich. „Was gibt es denn Neues?“
„Carson Beckett hat es geschafft, die Hand des Schmieds zu retten, ohne diese amputieren zu müssen...“, begann sie aufgeregt. „Und ich habe gesehen, wie Euer Stalljunge James um die Küchenmagd von Magistrat McKay herumgeschwänzelt ist.“
Etwas desinteressiert wanderte Evan’s Blick zu dem seines Bruders, welcher nicht von dem Brief, den er gerade verfasste, aufsah.
„Ach ja, nächste Woche kommt der Zirkus nach Oxford. Werdet Ihr hingehen?“, fuhr sie unbeirrt fort, bekam aber als Antwort nur ein Kopfschütteln von Evan. Ihr Blick wanderte erneut zu John, welcher sich weiterhin auf seine geschäftlichen Belange konzentrierte.
Leise räusperte sie sich, bevor sie ihren Kuchenteller anhob und rasch hinzufügte: “Übrigens, Captain Wakeham, Ihre Miss Barmwell hat Foxley Capes verlassen, um eine Position als Gouvernante in Schottland anzunehmen.“ Zufrieden, diese Nachricht endlich losgeworden zu sein, grinste sie und schob sich ein weiteres Stück Kuchen in den Mund.
John’s Kopf schoss hoch und erschüttert über diese Nachricht drehte er sich zu ihr um.
„Wann?“, war das einzige, was über seine Lippen kam. Auch Evan sah sie mit weit aufgerissenen Augen an.
„Vor ein paar Tagen schon. Im Dorf wird darüber gemunkelt, dass diese rasche Abreise mit Ihrer peinlichen Auseinandersetzung in der Kirche zu tun hat.“
Gehässig grinsend genehmigte sie sich ein weiteres Stück Kuchen, während die beiden Männer sich gegenseitig ungläubig anblickten.
„Ich fand ihr Verhalten von Anfang an sehr respektlos. Wie unverschämt muss man sein, um sich einem so stattlichen Mann wie Ihnen gegenüber so einen Ton herauszunehmen. Wenn man von solch niedriger Herkunft ist, sollte man seinen Platz in der Gesellschaft kennen und wissen, wie man sich zu verhalten hat.“ Beifall heischend sah sie in die Runde, doch keiner der Männer erwiderte etwas.
„Aber zum Glück waren Ihre Gefühle für diese Person ja nur ihrer Fantasie entsprungen. Miss Barmwell hat sie an der Nase herumgeführt, nur weil sie mit der Position als Ihre Gattin geliebäugelt hatte. Doch anscheinend hat sie ihre Meinung jetzt geändert und Sie herzlos abserviert“, bohrte Jennifer weiter in John’s gepeinigtem Herz. „Zum Glück hat sie ihre Ränkespiele aufgegeben und Ihnen bleibt eine große Peinlichkeit erspart.“
Entschlossen, dem Ganzen ein Ende zu machen und seinen Bruder vor weiteren Attacken zu bewahren, stand Evan nun auf und trat zu ihr. Dann zog er sie fast grob von ihrem Stuhl.
„Miss Caldwell, es wird spät und ich denke, Sie machen sich jetzt besser auf den Heimweg, bevor Ihr Vater sich Sorgen macht“, meinte er beherrschte und geleitete die verblüffte junge Frau zur Tür der Bibliothek. „Harold, bitte bereite eine Kutsche für Miss Caldwell vor. Sie möchte sich auf den Heimweg machen.“
„Jawohl, Sir“, antwortete der Dienstbote und deutete Jennifer, ihm voran zu gehen.
Ohne einen weiteren Blick wandte sich Evan um und ging in die Bibliothek zurück, während die gerade entlassene Jennifer Caldwell ungläubig auf die nun geschlossene Tür starrte und dann widerstrebend dem Dienstboten folgte.

Evan hatte kaum die Mitte des Raumes erreicht, als John von seinem Tisch aufsprang und seinen Bruder verzweifelt ansah.
„Was soll ich jetzt tun?“, wollte er mit bebender Stimme wissen. Sein Bruder sah ihn mitfühlend an.
„Finde sie!“
„Wie?“
Evan überlegte kurz, wobei er den Raum mehrfach auf- und abschritt. Schließlich blieb er wieder mitten im Raum stehen.
„McKay“, war alles, was er von sich gab. Ohne ein weiteres Wort wusste John, was sein Bruder meinte und nickte, ehe er mit großen Schritten die Bibliothek verließ und in Richtung der Ställe rannte.

***


9. September 1822, Barmwell House

Erfüllt von freudiger Erwartung, Kate Barmwell wieder zu sehen, klopfte Magistrat McKay an die Tür des Barmwell-Hauses. Kurz darauf wurde diese geöffnet und er sah sich einer mehlbestäubten Kate Barmwell gegenübersah.
„Rodney! Ähm, ich meine Magistrat McKay...“, stotterte sie verblüfft und sah ihn verlegen an. „Sie müssen meine Aufmachung entschuldigen, aber ich bin gerade dabei, Brot zu backen.“
Mehlstaub bedeckte das Oberteil ihres verschlissenen Kleides und selbst im Gesicht hatte sie einige weiße Flecken. Darunter konnte er die leichte Röte ihrer Verlegenheit sehen. Trotzdem erwärmte sich sein Herz und ein Lächeln legte sich auf sein sonst ernstes Gesicht.
„Aber nicht doch, meine Liebe. Sie haben keinen Grund zu falscher Bescheidenheit. Über ihren Liebreiz müssten Sie sich doch schon längst bewusst sein.“
Mit funkelnden Augen bewunderte er ihre anmutende Gestalt.
Das laute Knarren eines Bodenbrettes unterbrach die schweigende Bewunderung der beiden.
„Herr Magistrat, welch Freude, Sie wieder zu sehen“, ertönte die Stimme von Jonas Barmwell. „Was führt Sie in unsere bescheidene Behausung?“
McKay räusperte sich.
„Ich bin im Auftrag von Captain Wakeham gekommen. Es geht um Ihre Tochter Elizabeth...“, begann er.
„Kommen Sie doch herein. Wir wollen das nicht hier zwischen Tür und Angel besprechen“, bot der Ältere ihm an, worauf der Magistrat eintrat und ihm in das Wohnzimmer folgte. Dort bot ihm Jonas einen Platz in der Nähe des Feuers an und setzte sich selbst in seinen Sessel.
„Nun, Herr Magistrat, worum geht es?“
Ehe McKay antworten konnte, trat Kate dicht neben ihn und bot ihm ein Sitzkissen an. Als er dieses ergriff, berührten sich ihre Finger und er konnte die Sanftheit und Wärme ihrer Haut spüren. Nur mit Mühe gelang es ihm, sich von ihr los zu reißen und ein leises „Danke“ zu murmeln. Dann wandte er sich wieder Jonas Barmwell zu, welcher ihn nach wie vor mit hochgezogener Augenbraue ansah.
„Wie Sie bereits wissen, hegt Captain Wakeham Gefühle für Miss Elizabeth. Mit Entsetzen musste dieser gestern feststellen, dass sie uns verlassen hat.“
Erneut tauchte Kate neben ihm auf und bot ihm dieses Mal eine Tasse Tee an. Auch diese nahm er mit einem dankenden Lächeln an.
„Und was ist das Problem dabei?“, wollte Jonas wissen. „Captain Wakeham weißt sehr genau, dass meine Tochter diese Gefühle nicht erwidert.“
McKay runzelte die Stirn.
„Nun ja, Mister Barmwell, in Bezug auf Liebe sind wir alle gegen unser Herz und dessen Wünsche machtlos. Der arme Captain findet es schwer, die Entscheidung Ihrer Tochter zu akzeptieren.“
Jonas nickte schweigend.
„Ich bitte Sie, seinem leidendem Herz noch etwas Hoffnung und ihm die Möglichkeit zu geben, Miss Elizabeth von der Aufrichtigkeit seiner Gefühle zu überzeugen.“
Erwartungsvoll endete der Magistrat und sah Jonas an, welcher unentschlossen wirkte.
„Bitte, Vater“, drängte ihn Kate. Nach einer weiteren kurzen Stille nickte Jonas schließlich.
„In Ordnung. Helfen wir dem Glück etwas auf die Sprünge. Wir wissen alle, wie stur Elizabeth manchmal sein kann.“
Kate’s jubelndes Quietschen ließ McKay’s Herz höher schlagen.

***


15. September 1822, Schottland, außerhalb von Paisley

Mit kräftigen Hüben pumpte Elizabeth Wasser aus dem kleinen Steinbrunnen, welcher sich am Rand des Gutshofs befand. Das Quietschen der herumrennenden Kinder, welche einem kleinen Schwein hinterher jagten, ließ sie vom Holzeimer aufblicken. Dann ging ihr Blick über den Hof hinweg, hinüber zum Herrenhaus, welches das Gut und die umgebenden Felder prachtvoll beherrschte.
Eine Hand, die sich fest um eine ihrer Pobacken legte, riss sie aus ihren Gedanken und ließ sie herumfahren. Wie erwartet trafen ihre Augen auf das schwammige Antlitz ihres Herrn.
„Na, du Bauernschlampe, träumen wir schon wieder in den Tag hinein, anstatt zu arbeiten?“, fauchte er sie mit rauer Stimme an und ließ seine Hand von ihrem Hinterteil über ihre Hüfte wandern. Dann zog er sie grob an sich, während seine andere Hand sich in ihrer Brust vergrub. Elizabeth entfuhr ein Schrei und sie versuchte sich von ihrem Peiniger zu befreien. Doch anstatt von ihm weg zu kommen, presste er sie noch enger an sich und rieb seinen Unterleib wollüstig an ihrer Taille.
„Wollen wir doch mal sehen, ob wir keine sinnvollere Beschäftigung für dich finden, als Wasser zu holen!“, knurrte er und sein warmer, modrig-riechender Atem beschleunigte sich, als sich sein hungriger Blick in den Ausschnitt ihres Mieders versenkte.
„Lassen Sie mich los!“, keuchte sie empört und schlug mit beiden Fäusten gegen seinen Brustkorb. Doch wie so oft in den vergangenen Tagen hatte sie auch dieses Mal keinen Erfolg, sich gegen seine Übergriffe zu wehren. Als eine seiner Hände seinem Blick in ihr Mieder folgte, hob sie die Hand und ohrfeigte ihn so fest sie konnte. Mit einem lauten Knall trafen ihre zarten Finger auf die teigige Haut ihres Gegenübers. Erstaunt über die Wucht dieses Schlages ließ er sie los, als er nach hinten taumelte. Elizabeth zögerte keine Sekunde und rannte Richtung Herrenhaus, doch sie schaffte es nur wenige Schritte weit. Der selbstgerechte Gebieter packte sie gewaltvoll am Handgelenk und sie wurde ruckartig zurückgerissen. Dann warf er sie grob zu Boden und stürzte sich auf ihre schmächtige Gestalt. Sein massiger Körper drückte sie fest auf den unebenen Kieseluntergrund, woraufhin ihre Schläfe unsanft gegen einen der größeren Steine prallte. Ein Schmerzensschrei entfuhr ihrer Kehle. Im selben Moment spürte sie bereits seine schwieligen Hände unter ihrem Kittel ihre Hüften hinauf grabschen. Während er sie weiterhin am Boden festhielt, öffnete er sich seinen Hosenlatz. Kreischend und mit fest zusammen gepressten Augen sah sie dem kommenden Horror entgegen.
Plötzlich wurde der massige Leib von ihrem zarten Körper gerissen.
„Ich bringe Sie um!“, hörte Elizabeth eine bekannte Stimme schnauben. Verwirrt öffnete sie ihre Augen wieder und erblickte einen rasenden Captain Wakeham, der gerade dabei war, ihren Herren über den Steinboden zu schleifen. Als er genügend Abstand zwischen Elizabeth und ihren Peiniger gebracht hatte, riss er ihn hoch und begann auf ihn einzuschlagen. Obwohl sich der Bauer wehrte und auch einige Treffer in John’s Gesicht landeten, hatte er gegen die Wut des Captains keine Chance. Schließlich sackte der Fiesling ohnmächtig zu Boden und John wandte sich endlich der verstörten Elizabeth zu. Dieses saß zitternd und mit blutendem Gesicht auf dem harten Untergrund und sah verwirrt auf den am Boden liegenden Bauern.
„Elizabeth?“, versuchte John ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Verdattert musterte sie ihn. „Alles in Ordnung?“
„Nein“, war ihr schwache Antwort, dann erschlaffte ihr Körper.
Ohne weiter darüber nach zu denken, hob er sie hoch und verließ mit ihr in den Armen stumm den Gutshof.

***


15.September 1822, Schottland, Paisley, Gasthaus

Behutsam tupfte John die kaum noch blutenden Wunde an Elizabeth’s Schläfe.
„Brauchen Sie und Ihre Frau noch etwas?“, fragte ein junges Mädchen, welche dabei geholfen hatte, Elizabeth Wunden zu versorgen.
„Nein, danke. Du kannst jetzt gehen“, entließ er sie mit einem Kopfschütteln.
„Wie Ihr wünscht, mein Herr. Ich hoffe, Ihre Frau erholt sich schnell von ihrem Reitunfall.“ Mit diesen Worten schloss sie die Tür hinter sich und ließ John alleine an Elizabeth’s Krankenbett zurück.

Ein leises Stöhnen ließ John aus seinen Gedanken aufschrecken. Er saß jetzt bereits mehreren Stunden an ihrem Bett und hoffte, dass sie bald wieder zu Bewusstsein kam. Als er die leichte Bewegung ihrer Finger zwischen seinen Händen spürte, suchte er in ihrem Gesicht nach einem Anzeichen des Erwachens. Ihre Lider begannen zu flattern und schließlich blinzelte sie.
„John?“ Ihre Stimme war brüchig und kaum zu verstehen. „Was ist passiert?“
„Der Bauer hat dich bedrängt. Erinnerst du dich daran?“
Elizabeth schloss kurz die Augen, als sie nachdachte. Sie schluckte kurz und nickte dann.
„Er...“
„Er wird dir nie wieder wehtun!“, beteuerte John und drückte ihre Hand liebevoll.
„Danke!“, flüsterte sie.
„Ich wüsste nicht, wofür. Schließlich war ich an der Situation nicht ganz unschuldig.“ Zärtlich strich er ihr eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht, was sie dazu brachte, ihn zu betrachten. Das Grün seiner Augen wurde durch die Kratzer und die bläulich-schimmernde Schwellung unterhalb seines Auges verstärkt.
Langsam hob sie ihre Hand und strich vorsichtig mit den Fingerspitzen über die Beule in seinem Gesicht.
„Tut es sehr weh?“, wollte sie wissen. John schüttelte den Kopf.
„Es ist nichts im Vergleich zu den Qualen, die ich in den letzten Tagen gelitten habe, als du fort warst.“ Sein Blick senkte sich. „Ich weiß, dass du meine Gefühle nicht erwiderst, doch ich konnte dich einfach nicht loslassen.“
„Ich habe nie behauptet, dass ich deine Gefühle nicht erwidere“, widersprach sie irritiert, worauf John den Kopf wieder hob und sie ansah.
„Du hast gesagt, dass du mich hasst.“
„Nur wer liebt, kann auch hassen“, belehrte sie ihn schmunzelnd. Sie konnte geradezu sehen, wie der Hoffnungsschimmer in seinen Augen zum Leben erwachte.
„Heißt das, du liebst mich?“
Elizabeth sah John lange an.
„Ja!“, hauchte sie und erlöste ihn damit von seinen Qualen.
„Genug, um den Rest deines Lebens mit mir verbringen zu wollen?“, wollte er wissen, während er eine Schatulle aus seiner Tasche zog und ihr entgegen hielt.
Als Antwort zog sie ihn nur zu sich und ihre Lippen trafen sich zum von ihr langersehnten Kuss.

***


1. Oktober 1822, Drayton Abbey

Das Klappern der Pferdehufe ließ Evan von seinem Champagnerglas aufblicken und aus dem Fenster schauen. Gerade als die Kutsche zum Halten kam, trat er in die Vorhalle, um die Neuankömmlinge zu begrüßen.
„Gibt es einen bestimmten Grund, dass ich hierher eingeladen wurde?“, fragte Jennifer Caldwell kurz darauf, als der Diener sie eingelassen und ihren Umhang an sich genommen hatte.
Evan schenkte ihr ein bezauberndes und geheimnisvolles Lächeln. Aufgeregt drehte sie sich zu ihrem Vater um, welcher ihr zustimmend zu zwinkerte. Nervös strich sie sich das neue Samtkleid glatt und hakte sich bei ihrem Vater unter. Gemeinsam folgten die beiden Evan in den Ballsaal.
„Ich habe dir doch gesagt, dass er mich heiraten wird“, murmelte sie aufgekratzt, während sie den prunkvollen Korridor entlang schritten.
Als sie den Ballsaal betraten, erblickte Jennifer zielsicher die Barmwell-Schwestern und ihre Laune verschlechterte sich dramatisch. Arrogant und mit erhobenem Haupt schwebte sie an den beiden Bauernmädchen vorbei und stellte sich neben ihren Captain. Dieser nickte ihr freundlich zu und hob sein Champagnerglas.
„Meine verehrten Gäste, ich begrüße Sie alle herzlich zu dieser kleinen Feierlichkeit und möchte mich für ihr zahlreiches Kommen bedanken. Wir sie alle wissen, hat eine bestimmte Dame mein Herz erobert“, begann er in die Runde zu sprechen und warf Jennifer einen vielsagenden Blick zu. Diese wurde noch aufgeregter und ihre Augen leuchteten förmlich.
„Wir haben uns heute hier versammelt, um meine Verlobung zu feiern.“ Die Stimmung im Saal war gespannt und Jennifer stand kurz davor, vor Stolz zu platzen.
„Meine Damen und Herren, ich darf ihnen die zukünftige Mrs. John Wakeham vorstellen...“ Er machte eine kleine Kunstpause und wie erwartet machte Jennifer einen Schritt in seine Richtung.
„Miss Elizabeth Barmwell!“
Jennifer hielt mitten in der Bewegung inne und blickte auf Elizabeth, die mit schüchternem Lächeln zu John trat.
„WAS????“, kreischte Jennifer empört durch den Saal und alle Augen richteten sich auf sie. „Du willst diesen Bauerntrampel heiraten???“
John’s Blick verfinsterte sich und bedrohlich trat er auf Jennifer zu, welche vor Schock zu hyperventilieren begann.
„Ich will derartige Beleidigungen gegenüber meiner zukünftigen Frau nie wieder hören!“, schnaubte er. Jennifer wollte noch etwas erwidern, doch Carson Beckett ging dazwischen.
„Ich kümmere mich um das arme Ding.“, meinte der Doktor und zog mit einem entschuldigenden Blick die hysterische, junge Frau aus dem Saal.
„Lasst uns anstoßen auf die zukünftige Mrs. Wakeham...“, brachte Evan einen Toast aus und hob das Glas.
„Sowie auf die zukünftige Mrs. Rodney McKay“, fügte der Magistrat hinzu und drückte Kate sanft an sich, welche vor Freude leise quietschte.
Für einen Augenblick durchzog Stille den Raum, doch dann stimmten alle ein und gratulierten den Brautpaaren.

ENDE


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