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Der Zweck heiligt die Mittel (?) von Faith

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Vorwort

Diese Geschichte spielt nach "Michael".
Der Zweck heiligt die Mittel (?)


Der Schnee lag wie eine weiße, wattige Decke auf dem West-Pier. Unaufhörlich türmten sich weiße, kleine Kristalle übereinander. Eines griff ins andere.
Stumme Verständigung. Selbst hier, viele tausend Lichtjahre von der Erde.
So einfach. So großartig.
Langsam begann er zu frieren. Carson klopfte seine Schuhe ab und betrat den dunklen, warmen Raum. Die Athosianer hatten bewusst diesen ort gewählt, etwas abseits vom Getümmel des Gateraumes, für ihre Gebetsraum. Auch jetzt, wo die Athosianer längst das Festland bewohnten, besuchten einige Expeditionsteilnehmer noch immer gern diesem Raum um zur Ruhe zu kommen, zu beten oder zu meditieren. Nu das flackernde Licht der Opferkerzen und das feiner Glimmen der Räucherstäbchen, deren Rauch in kleinen, hellen Fahnen zur Zimmerdecke stieg, erhellte den Raum. Carson kam oft her, um allein zu sein.
So wie heute. Er konnte niemandem ins Gesicht sehen, schon längst nicht in den Spiegel. Carson hatte Gott gespielt und versagt. Er war grandios gescheitert. Er hatte ein Monster geschaffen.
Dr. Frankenstein.
Nein, Dr. Frankenstein hatte noch Glück gehabt, doch Carsons Monster war kein verschmustes, großes Kind.
Nein, sein Igor war ein wahres Monster, das nur noch eines wollte: sie alle vernichten!
Wie hatte er es so weit kommen lassen können?
„Nur wer Profil zeigt, hinterlässt Spuren“, hatte sein Mentor Dr. Powell immer gesagt.
Warum hatte er nicht auf ihn gehört und sich auf dieses wahnwitzige Experiment eingelassen? Was war nur in ihn gefahren?
Waren seine Werte so austauschbar geworden?
Seufzend setzte sich Beckett vor dem Opferstab. Hoffentlich konnte ihm Gott, Allah oder irgendjemand dafür verbeben, was er Michael angetan hatte. Carson konnte es jedenfalls nicht. Und Michael würde es auch nicht können, das wusste er. Michael Kenmore – ein Kunstprodukt, Ausdruck menschlicher Vermessenheit.
Ein Wraith in menschlichem Körper. Wahnwitz der Wissenschaft.
Sie hatten ihm alles genommen: das physische Erscheinungsbild, die Ehre, die Erinnerung.
Sie hatten gehofft mit neuer Identität und neuer Umgebung würde sich alles ändern, besser werden, doch das war ein Irrtum.
Sie hatten ihn betrogen und er fand es heraus.
Sie hatten ihn gefangen und verweigerten ihm die Freiheit.
Sie hatten ihn zum Menschen gemacht, verweigerten ihm aber Menschlichkeit.
Das Experiment war zum Scheitern verurteilt und er hätte es wissen müssen! Doch er hatte nicht aufhören können, hatte sich sosehr Erfolg gewünscht, dass er nicht sah was vor seiner Nase geschah und das hatte einem Menschen das Leben gekostet.
Er schlug sich die Hände vor das Gesicht, als könne er die Schuld fortwischen, wie einen Fleck, doch die Last auf seiner Seele blieb.
Wie könnte er jemals wieder nach Hause zurückkehren?
Widersprach nicht alles, was er getan, hatte dem Hippokratischen Eid?
Was würde seine Mutter sagen?
Leise quietschend öffnete sich die Tür. Jemand trat unschlüssig ein.
Ein unbeholfenes Räuspern.
„Ähm, Carson?“, Rodney wusste nicht wo er seine Hände lassen sollte und steckte sie kurzerhand in die Hosentaschen.
Beckett drehte sich um.
Unschlüssig wanderte McKays Blick durch den Raum. „Ganz schön dunkel hier“, meinte er nach einigem Schweigen.
Beckett nickte nur.
„Ähm“, setzte der Wissenschaftler wieder an: „ äh, ich dachte schon dass Sie hier sind… ähm, schön ruhig.“
„Alles in Ordnung, Rodney?“, fragte Carson irritiert.
„Tja, also, ähm, das wollte ich Sie eigentlich fragen. Nicht auf der Krankenstation, keine weißen Mäuse quälen“, er grinste unbeholfen.
„Nun, was ich sagen wollte, und ich denke, da spreche ich für alle, obwohl ich na ja, natürlich nicht Gedankenlesen kann oder so, was ich persönlich sowieso für Humbug halte, na ja, ich wollte nur, dass Sie wissen, dass wir, also ich zumindest, nicht glaube, dass es Ihre Schuld war, was Michael getan hat. Ich mein’ er ist ein Wraith. Aber einen Versuch war’s Wert, ganz ehrlich. Ich meine, na ja, ich denke ... wir alle wollen schließlich Ford zurück.“
Carson nickte wieder: „Ja, das stimmt.“
Ein Lächeln glitt über sein Gesicht. Aiden. Er hatte den Jungen sofort ins herz geschlossen. Ein großartiger Kerl, den er sich immer als kleiner Bruder vorgestellt hatte. Eigentlich war er jedermanns kleiner Bruder gewesen, mit den großen, braunen Augen, die stets neugierig in die Welt geschaut hatten und dem herzlichen Lächeln.
Sie alle kämpften für seine Genesung, jeder wollte ihn zurück und alle waren bereit Opfer zu bringen. „Wir haben einfach zuviel gewollt“, sah Carson ein.
Rodney stimmt ihm zu: „Wir konnten nicht wissen was passieren würde und wer werden aus diesem Fehler lernen.“
„Das werden wir müssen“, sagte Carson gequält.
Er wollte Rodney zu gerne glauben, dennoch konnte er Michael entsetztes Gesicht nicht vergessen.
Diese Augen, die zu schreien schienen ‚ Warum habt ihr mir das angetan?’.
Doch auch Rodney hatte Recht. Sie kämpften. Sie kämpften in einem aussichtslosen Kampf gegen einen übermächtigen Feind um einen guten Freund.
Nicht, dass das alle Mittel und Wege rechtfertigte, aber vielleicht würde das kommende Generationen besänftigen, wenn sie über sie urteilten.
Vergeben konnten sie nicht, doch vielleicht verstehen.
„Wissen Sie, Rodney, ich denke wir sollten etwas essen gehen“, sagte Carson schließlich.
„Eine ausgezeichnete Idee“, stimmte der Wissenschaftler zu. Dann lief er plappernd voraus, während Carson noch einen letzten Blick in den Gebetsraum warf.
Noch immer flackerten die Kerzen und verbreiteten Dämmerlicht, wartend auf den nächsten sorgenbeladenen Besucher.
Carson seufzte. Möge Gott ihm verziehen, er konnte es nicht.

-Ende-
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