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Robin Hood von suehsi

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Robin & Marian


Lustlos stocherte John mit einem feuchten Stück Holz im Lagerfeuer herum, bevor er sich durch die Haare strich und das Holz auf ein brennendes klopfte, sodass die Funken flogen.
Er war so in Gedanken versunken, dass er gar nicht bemerkt hatte, wie sich Teyla neben ihn gesetzt hatte und ihn fragend musterte.
"Es ist wegen Elizabeth, nicht wahr?", brach sie dann die Stille des Waldes und riss John aus seinen Gedanken. Er blickte kurz zu ihr auf, wandte sich aber dann zurück ans Feuer.
"Wir finden sie, John!" Ihre Worte waren mild und beruhigend, doch John ließ das Gefühl von Schuld nicht los. Es war seine Schuld, dass sie fort war.
"Ich hätte bei ihr sein sollen!", murmelte er nach einer Weile und fing an, die Glut im Feuer hin und her zu schieben.
Teyla wusste, dass die Bindung von John und Elizabeth stärker und größer war, als sie beide wahrhaben wollten. Sie wusste, dass er Elizabeth mit seinem Leben beschützen würde, doch nun hatte er versagt und es nagte schwer an ihm.
"Es war nicht Ihre Schuld, John!", meinte sie sanft und legte ihre Hand auf seine Schulter.
"Doch, war es!", flüsterte John. "Ich hätte sie beschützen müssen!"
Er war Schuld. Er ganz alleine. Wäre er nicht so verbissen um sein eigenes Leben gerannt, hätte er sie schützen können.
"John!", begann sie wieder. "Wir finden sie!"
Sie schenkte ihm einen tröstenden Blick und John nickte dankend, doch er glaubte nicht daran, Elizabeth je wieder zu sehen.
Der Sheriff war ein kaltblütiger Mensch, welcher sie wie Tiere hatte jagen lassen. Wieso sollte Elizabeth dann noch am Leben sein? Er hatte den vierseitigen Holzgalgen im Hofe der Burg gesehen…
In seinen Augen konnte Teyla ablesen, woran er gerade dachte und es ließ ihr einen Schauer über den Rücken laufen. Sie war nicht tot! Elizabeth war geschickt im Verhandeln… vielleicht hatte sie etwas Zeit herausschinden können.
"Wissen Sie, was ich bereue?", fing John an und Teyla zog neugierig die Augenbrauen nach oben.
"Nein, was?", wollte sie wissen und sah John zu, wie er mit seinem Zweig Funken produzierte.
"Dass ich nie den Mumm dazu hatte, Elizabeth zu fragen, ob sie mit mir ausgehen will!"
Es herrschte einen Moment Stille und John dachte über seine Worte nach.
Ja, er bereute es.
Verdammt, er bereute es sogar mächtig.
Wieso war er immer so ein Idiot gewesen, der seinen Mund nicht hatte aufmachen können? Es hatte etliche romantische Momente gegeben, in denen er eine Chance ergreifen hätte können, doch der Feigling in ihm hatte jedes Mal gesiegt.
"Ich bin mir sicher, Elizabeth ist noch am Leben!", versicherte ihm Teyla. "Wenn wir sie gefunden haben, haben Sie immer noch die Chance, sie zu fragen!"
John konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
WENN sie sie überhaupt finden würden, dann wäre er bestimmt wieder zu schüchtern und könnte nicht über seinen großen, dunklen Schatten springen… das wusste er.
Es war in jeder Hinsicht hoffnungslos…

***

Stumm starrte Elizabeth auf ihre Hände, welche in Dreck und Staub gehüllt waren. Unbeabsichtigt kratzte sie sich kurz, woraufhin ihre Hand rötlich zu schimmern begann. Dem Jucken und Brennen nach wusste sie, dass sie gegen etwas hier im Raum allergisch war. Vermutlich war es das Heu, welches den kalten Boden des Verlieses bedeckte.
Ein leises Knacksen ließ Elizabeth von ihren Händen weg zur Kerkertür blicken. Hinter den dicken Holzbarren konnte sie Gisborne erkennen, welcher nur dastand und sie still beobachtete.
Einige Haarsträhnen hingen ihm ins Gesicht und er sah geschafft aus, als hätte er eine anstrengende Nacht hinter sich gehabt. Leise musterte er sie, wobei er mit einer Hand ein mit Essen gefülltes Tablett hielt.
Als er nicht zu sprechen begann, grinste Elizabeth verlegen, bevor sie langsam aufstand und zu den Zellenstäben ging. Sie hasste es, leise angestarrt zu werden. Es hatte etwas Beunruhigendes, Geheimes und Falsches.
Guy jedoch musterte sie nur weiterhin stumm, was Elizabeth noch unsicherer machte. Wieso sprach er nicht? Was wollte er?
Nervös strich sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Die Nacht im Kerker hatte ihr Erscheinungsbild drastisch verändert, da sie nun in Dreck gekleidet war und ihre Haare wild aus der Steckfrisur hingen.
Insgeheim war sie dafür dankbar, dass Guy nicht vor ihrer Türe herum spionierte und sie beobachten konnte. Außerdem hatte sie nun einige frei herumhängende Locken, mit welchen sie vor Nervosität spielen konnte.
Jedoch erst nach einigen in Schweigen gehüllten Sekunden ließ Guy seinen Blick von ihr ab und starrte kurz auf das Tablett.
"Ich… Ich dachte, Sie sind vielleicht hungrig!"
Dankbar nickte Elizabeth. Sie hatte schon seit Stunden nichts mehr gegessen und war nun heilfroh, dass Gisborne sie hier unten nicht vergessen hatte.
Vorsichtig versuchte Guy, den Teller zwischen den Stäbe hindurch zu schieben, was jedoch misslang und er Elizabeth kurz hilflos anguckte. Sie wollte gerade den Mund aufmachen, um etwas zu sagen, als Guy ihr den Rücken zukehrte, um die Kammer zu verlassen.
Zu Elizabeths Glück kam er jedoch wenige Sekunden später mit dem Kerkermeister zurück, welcher den Schlüssel in seinen Händen hielt.
"Fünf Minuten!", murrte dieser leise und Gisborne nickte, ehe er die schwere Zellentüre zur Seite schob. Er bezweifelte, dass Elizabeth einen Ausbruchsversuch wagen würde und hatte somit wenig Bedenken, die Türe offen zu lassen.
Schweigend überreichte er der schlanken Frau den Teller, welche sich rasch eine kleine Traube von der Platte nahm und sie in ihren Mund schob. Sie schloss kurz die Augen, während sie die Traube genoss, bevor sie dann zu ihm hochblickte und lächelte.
Gisborne war gerade dabei, ihr den Rücken zuzukehren, als er die Rötungen an Elizabeths Händen erblickte. Eifrig nahm er ihr den Teller aus den Händen, um ihn zur Seite zu legen.
Verblüfft blickte Elizabeth ihn an, doch als er ihre Hände in die seinen nahm und sanft über die Entzündung strich, wurde ihr klar, dass er die Allergie entdeckt hatte.
"Was ist passiert?", wollte er wissen, wobei seine Finger weiterhin sanft über die Rötung strichen. Unsicher wollte sie ihm ihre Hände entziehen, musste jedoch feststellen, dass Gisborne sie fest im Griff hatte.
"Es ist gar nichts!", meinte Elizabeth dann leise, während das Brennen auf ihren Händen stärker wurde. Besorgt musterte Guy sie, ehe er eine Hand hob und eine widerspenstige Haarsträhne hinter ihr Ohr stupste.
Gefühlvoll strichen seine Finger dann ihre bleiche Wange entlang, während er langsam einen Schritt näher trat.
"Es… Es ist gar nichts!", flüsterte Elizabeth erneut, als ihr Blick begann, zwischen seinen Augen und seinen Lippen hin und her zu springen. Sie wusste, was er im Schilde führte, doch Elizabeth hatte nicht den geringsten Willen, ihn davon abzuwehren.
Sie wusste, dass er der Einzige war, der sie hier lebendig herausholen konnte. Wenn ihre weiblichen Reize das Mittel zum Zweck waren, dann sollte dem so sein…
Guy zögerte kurz, bevor er dann seinen Kopf senkte, um ihr einen zarten Kuss auf die Lippen zu geben. Er war warm und liebevoll, ganz anders als Elizabeth es erwartet hatte und langsam begann sie auf seinen Kuss zu reagieren. Vorsichtig begann sie, mit der Zunge seine Lippen zu umspielen, was ihr ein Lächeln von Guy einbrachte, bevor er den Kuss intensivierte.
Guys Herz begann, laut zu pochen, als Elizabeth ihre Arme um seinen Nacken schlug und ihn fester an sich zog. Sie schien ihn ja doch nicht so zu verabscheuen, wie er vermutet hatte, was seine Gefühle kleine Saltos schlagen ließ.
Als sie sich von ihm gelöst hatte, blickte Guy sie mit verliebten Augen an, während er leise murmelte: "Alles wird gut werden… das verspreche ich!"
Mit diesen Worten ließ er dann ganz von ihr ab, um den Raum zu verlassen und um Robin Hood ein für alle Mal auszuschalten. Denn nur so konnte er Elizabeth aus den Händen des Sheriffs befreien, sie ehelichen und endlich ein glückliches Leben beginnen.

***

Rodney blinzelte, bevor er erneut ein Stechen in seiner Brust verspürte. Schon seit Minuten versuchte er, sich wieder in den Schlaf zu träumen, doch der Schmerz schien einfach nicht weniger zu werden, egal, wie sehr er versuchte sich auf etwas anderes zu konzentrieren.
Resignierend stöhnte Rodney auf, ehe er seine Augen öffnete und das Schlafen ein für alle Mal aufgab. Nachdem er sich jedoch an das bereits herrschende Tageslicht gewöhnt hatte, musste er feststellen, dass Ronon auf ihn hinabblickte.
Erschreckt keuchte Rodney, bevor er erneut einen Schmerz verspürte. Zu seiner Überraschung wurde dieser von Ronon verursacht, welcher ihn mit einem Holzstab anstupste.
"Sagen Sie, haben Sie noch alle Tassen im Schrank?", fauchte Rodney, als er vom Waldboden aufsprang, um sich Ronon gegenüber zu stellen.
"Yup!", meinte dieser jedoch nur karge und gab ihm erneut einen Stoß mit dem Stab, was Rodney zurückspringen ließ. Er genoss es offensichtlich, Rodney wie ein Spanferkel zu pieksen.
Mit rot angelaufenen Wangen riss ihm Rodney den Zweig aus den Händen. Er musterte die ‚Waffe' kurz, wobei er feststellen musste, dass Ronon das Ende zu einer Spitze geschnitzt hatte.
"Sie wissen wohl nicht, wie blöd dies hier hätte enden können, was?"
Grinsend schüttelte Ronon den Kopf. Es gab doch nichts Schöneres am Morgen, als Rodney zu nerven.
"Ich könnte erblinden!", begann Rodney, was Ronon leicht auflachen ließ.
"Was soll denn daran so witzig sein?", keuchte der Kanadier in Aufruhr. "Ein Pieks ins Auge und Boooom - blind!"
Manchmal hielt Rodney Ronon wirklich für einen zurückgebliebenen Höhlenmenschen, gerade eben hatte er bewiesen, dass er einer war. Ronon hatte überhaupt kein Feingefühl anderen gegenüber und wusste wohl auch nicht, wie gefährlich ein angespitzter Stab sein konnte. McKay war gerade dabei, sich aufzuplustern, als er John und Teyla nur einige Meter weit weg am Boden liegen sah.
Grimmig warf er Ronon einen dunklen Blick zu, bevor er sich die Blätter von der Jacke putzte, kehrt machte und zu John und Teyla nörgeln lief.
"Sheppard! Sie werden nicht glauben was Ron-"
"Pssst!"
Verdattert blickte Rodney John an, welcher ihn gerade unfreundlich ge-pst hatte.
"Heute haben wohl alle schlechte Manieren, was?", fauchte er, was dazu führte, dass Teyla sich umdrehte und ihm einen scharfen Blick zuwarf.
"Leise Rodney, Soldaten!", flüsterte sie und Rodney riss die Augen auf.
"Oh!", entwich es seiner Kehle, bevor er sich neben die Beiden auf den Hügel legte, um über die Kante zu schielen. Er konnte ein kleines Dorf am Rande der großen Wiese erblicken, durch welches gerade eine Gruppe von Soldaten schwirrte.
"Sie scheinen etwas aufzuhängen!", erklärte ihm John leise, woraufhin Teyla bestätigend nickte.
"Steckbriefe?", vermutete Rodney sofort, aber John zuckte mit den Schultern.
"Vielleicht!"
"Sollten wir es uns nicht näher ansehen?", fragte Ronon mit rauer Stimme, welcher neben Teyla Platz genommen hatte. Schweigend wechselte das Team Blicke, bevor sie sich alle langsam aufrichteten, um zum Dorf zu schleichen. Egal, was es war, es war bestimmt wert, gecheckt zu werden.

***

"Gisborne!", schrie der Sheriff quer durch den Innenhof der Festung, als er den dunkelhaarigen Mann und seine Männer hereinreiten sah.
"Mein ‚lieber' Gisborne!", keuchte er, wobei er die Treppen hinab eilte, um ihm entgegen zu kommen. Guy sah ihn musternd an, nachdem er vom Pferd gestiegen war, da sich der Sheriff erschöpft mit den Armen auf den Knien abstützte.
"Diese Folterungen bringen mich immer ganz außer Atem!", meinte der Sheriff, wobei er sich aufrichtete, sich über seinen edlen Mantel strich und Gisborne angrinste.
Schlagartig hatte Gisborne ein schlechtes Gefühl im Bauch. Etwas stimmte nicht, wenn der Sheriff ihn so fröhlich anblickte.
"Elizabeth!", keuchte Guy, woraufhin er zurückwich und den Sheriff drohend anblickte. Er hatte es doch wohl nicht gewagt, ihr - in seiner Abwesenheit - etwas anzutun, oder doch?
"Ah!", meinte der Sheriff, wobei er einen Finger in die Luft hielt. "Nun, was diese Sache angeht, Gisborne…"
Vorsichtig legte er Guy seine Hand auf den Rücken, während die Beiden langsam auf die Treppen im Vorhof zugingen.
"… Ich habe mir überlegt, ob wir diese freche Göre nicht vielleicht schon vor der Hinrichtung in den Hof bringen lassen sollen, sodass sie das Bauernvolk mit verrotteten Gemüse willkommen heißen kann!?"
Schlagartig blieb Guy stehen und betrachtete den Sheriff empört, welcher sich gerade vor Freude die Hände rieb. Der Gedanke daran, wie sie mit ekeligem Gemüse halb ‚gesteinigt' wurde, löste schiere Vorfreude in ihm aus.
"Na na na, Gisbornchen!", begann er dann in einem spöttischen Ton, als er Guys Gesichtsausdruck wahrnahm. "Wer wird denn da gleich so sauer und grimmig werden?"
Brodelnd blickte Gisborne ihn an.
"Sie wissen doch, dass ich nur scherze!"
Seine Stimme war sarkastisch und Guy wusste, dass ihm der Gedanke an eine leidende Elizabeth gefiel, egal, wie sehr er nun bemitleidend auftrat.
"Wissen Sie, ich verstehe nur nicht, was Sie an ihr finden…"
Guy wollte gerade den Mund aufmachen, als der Sheriff seinen Finger in die Höhe schnellen ließ.
"Nein, so spannend ist es auch wieder nicht!"
Gisborne nickte, bevor er mit einer Hand sein Schwert umklammerte und sich beim Sheriff mit "My Lord..." entschuldigte und davoneilte. Eifrig rannte er die Treppen hoch zum Eingang des Festungsgebäudes, von wo er dann in den Kerker eilen konnte, um seine Elizabeth zu sehen.
"Gisborne!"
Er konnte das Brüllen des Sheriffs noch in den dunklen Korridoren der Festung hören.
"Ich hoffe Ihr Plan funktioniert! Andererseits werde ich sie vielleicht doch vorzeitig in den Hof hängen lassen!"
Er konnte an der Stimmlage des Sheriffs erkennen, dass dieser es ernst meinte und so begann Gisborne heimlich zu beten, dass sein Vorhaben erfolgreich sein würde…

***

Wartend stand das Atlantis Team hinter einer Scheune, während John sich um die Ecke schlich, um eine der aufgehängten Nachrichten an sich zu bringen.
"Psst! Schritte!", murmelte Rodney, welcher sich nervös gegen die Scheunenwand presste. Mit zittrigen Fingern begann er langsam, seinen Bogen zu spannen, um sich gegen den Eindringling zu verteidigen.
Erschrocken sprang John zurück hinter die Scheune, als er Rodney erblickte, welcher mit gespanntem Pfeil und Bogen auf ihn zielte.
"McKay!", fauchte er wütend, woraufhin Rodney mit zitternden Händen den Bogen senkte.
"Mensch, sind Sie verrückt geworden?", wollte John wissen, welcher entsetzt den Kopf schüttelte.
"Was?", schnappte dieser. "Es hätte ja sein können, dass noch einer von den Soldaten um die Häuser schleicht!"
Stumm wechselten Ronon und Teyla Blicke, bevor sie zu kichern begannen. Die Soldaten waren schon seit einigen Minuten alle verschwunden. Da Rodney zu ängstlich war und sich hinter den Sträuchern des Waldes versteckt hatte, hatte er nicht mitbekommen, dass die Soldaten schon alle längst davon geritten waren.
"Was? Was gibt's da zu lachen?", schnaubte Rodney, während er die Gruppe betrachtete. "Haben Sie die mit den Schwertern nicht gesehen? Ritsch-Ratsch-Kopf-ab sage ich nur!"
Als Ronon sich wieder beruhigt hatte, gab er John einen kleinen Stoß, was diesen aufblicken ließ. Ernst sah ihn der Satedaner an, während er meinte: "Nicht lustig, Sheppard. McKay hat Recht. Die sind gefährlich hier mit ihren ‚Samurai'-Schwertern!"
Kurz hielten die beiden Männer inne, ehe sie in Gelächter ausbrachen. Ronon hatte erst neulich ‚Der letzte Samurai' auf DVD gesehen, was Teyla dazu brachte, die Augen zu verdrehen. Er und John saßen eindeutig zu viel vor der Glotze. Egal, um was es sich handelte, sie assoziierten immer etwas mit Filmen, unabhängig davon, ob Jahrhunderte zwischen den Ereignissen lagen und ob es sich um andere Kulturen handelte.
Rodney war gerade dabei, etwas zu sagen, als ihm Teyla ins Wort fiel.
"Vergessen Sie's, Rodney!"
In ihren Augen konnte er ablesen, dass er schleunigst still sein sollte, da die Beiden ihn sonst noch mehr auf die Palme bringen würden.
"Also, was steht auf dem Zettel?", wollte Teyla wissen und richte die Aufmerksamkeit der Gruppe auf die wichtigen Dinge im Leben.
Vorsichtig strich John über das braune Blatt Papier, ehe er zu lesen begann: "Liebe Bauern und Bürger von Caer Llanelli. Laut Gesetz … bla bla bla … findet die Hängung einer Eindränglerin, sowie zweier Landesverräter in der lokalen Festung statt. Diese köstliche Prozedur ist öffentlich und … bla bla … heute Abend kurz vor Sonnenuntergang… bla!"
"Köstliche Prozedur?", wiederholte Rodney, welcher John den Zettel aus den Händen riss, um nachzulesen. "Die spinnen doch!"
"Elizabeth!?"
Teylas Stimme war ruhig. Unsicher nickte John, welcher inständig hoffte, dass Elizabeth noch am Leben war. Ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen, als er daran dachte, dass sie wohlauf und gesund sein könnte. Wenn man die grauenvolle Nachricht über die Hängung vorerst ignorierte.
"Es ist eine Falle!", meldete sich dann Ronon zu Wort, welcher über Rodneys Schulter auf die Buchstaben schielte.
Schweigend ließ sich das Team Ronons Vermutung durch den Kopf gehen, ehe alle leise aufstöhnten. Er hatte vermutlich Recht.
Nein, er musste Recht haben. Sonst würde die ganze Sache hier keinen Sinn ergeben.
"Was machen wir jetzt?", bohrte Rodney nach, als er John den Zettel überreichte, welcher ihn vorsichtig zusammenlegte und ihn in seine Hosentasche schob.
"Wir laufen doch nicht absichtlich in eine Falle, oder?"
"Was bleibt uns übrig?", murmelte John. "Es ist die einzige Chance, die wir haben, um Elizabeth zu finden und zu befreien!"
Zustimmend brummte Ronon, woraufhin er an seinem Bogen herumzupfe und begann, in Richtung Wald und Festung zu laufen.
"Das ist doch verrückt!", murmelte Rodney, welcher Teyla hilflos anblickte. Sie zuckte hilflos mit den Schultern, ehe sie Ronon folgte.
"Verrückt und hoffnungslos…", meinte John, welcher Rodney auf die Schulter klopfte. "…aber unsere einzige Chance!"

***

Stolz setzte der Sheriff einen Schritt vor den anderen, während er den hölzernen Galgen umkreiste, welcher für gerade die Hängung vorbereitet wurde. Der Knecht war gerade dabei, die Schlingen zu binden. Grinsend stoppte der Sheriff und fuchtelte kurz mit der Hand in der Luft herum, als würde er etwas auf den Galgen werfen. Sobald er damit fertig war, klatsche er sich freudig in die Hände und grinste. Er konnte sich schon gut vorstellen, wie zorniges Bauernvolk mit faulendem Obst und harten Gemüse warf.
Gisborne, welcher von einem der Arkadengänge auf ihn hinunterblickte, konnte nur die Augen verdrehen. Bei jeder Hinrichtung freute sich der Sheriff als wäre es Weihnachten. Als der Sheriff Guy erblickte, grinste er breit und steckte einen seiner Daumen in die Luft, um Guy zu symbolisieren, dass hier unten alles nach Plan verlief.
Guy stöhnte kurz auf, bevor er sich von der Steinmauer abstieß und den Innenhof der Festung verließ. Er wusste, dass er eine Hinrichtung nicht vermeiden konnte, doch er konnte verhindern, dass er Elizabeth verlor…

***

"Und wie wollen wir sie befreien?", keuchte Rodney, welcher Probleme hatte mit der Schrittgeschwindigkeit der Anderen mitzuhalten. Bis zur Burg war es noch ein weiter Fußmarsch und um dort noch vor Anbruch der Dunkelheit anzukommen, war ein flottes Tempo vonnöten.
"Na, wie wohl?", fragte John sarkastisch und starrte Rodney an. Dieser zuckte nur verwirrt mit den Schultern, woraufhin John stehen blieb und beide Arme ausstreckte.
Fragend sahen ihn seine Gefährten an, was John leise aufstöhnen ließ.
"Na, im Robin-Hood-Stil!"
Verwirrt guckten sich Teyla und Ronon an, während Rodney nach Luft schnappte und seinen Bogen auf den Boden abstütze.
"Wie, im Robin-Hood-Stil?", bohrte McKay nach und wischte sich kurz Schweiß von der Stirn. "Sie mit Pfeil und Bogen vom Galgen schießen?"
An seiner Stimmlage konnte John erkennen, dass er scherzte, doch dieser schnipste mit den Fingern. Geschockt blickte Rodney sein Gegenüber an.
"Sie sind doch verrückt! Das wird sie umbringen!", brach es empört aus dem Wissenschaftler heraus, woraufhin sich Teyla und Ronon ins Gespräch einmischten.
"John?", murmelte Teyla verwirrt, die bis gestern noch nie etwas von Robin Hood gehört hatte.
"Robin war ein klasse Bogenschütze und in den Filmen ist es typisch für ihn, das Seil, an welchem die Galgenschlinge hängt, durchzuschießen und somit des Sheriffs Opfer zu befreien…"
"Ja, wie eben erwähnt: in den Filmen!", fiel Rodney John ins Wort. Rodney hatte bis zum vorherigen Tag noch keinen Bogen in den Hängen gehalten, geschweige denn, damit geschossen. Es war ja schon schwer, ein Haus oder einen dicken Baum zu treffen, also wie sollten sie bitte ein dünnes Seil durchschießen!?
Lächerlich.
Zu seiner Erleichterung teilten Ronon und Teyla seine Bedenken, da diese Sheppard anblickten, als würde er sie veräppeln.
"Was?", keuchte John, nachdem er mehrere Augenblick mit gerunzelten Stirnen und entwürdigenden Blicken angesehen wurde.
"Sagt nicht, einem von euch fällt etwas Besseres ein?" Provozierend plusterte er sich auf. "Soweit ich mich erinnere, liegen unsere Waffen in einer Scheune eines alten Mannes, welche sich einen Tagesmarsch in die falsche Richtung befindet…"
Teyla presste ihre Lippen zusammen, da er Recht hatte. Musternd betrachtete sie Rodneys Bogen, welcher sich unter seinem Gewicht mehr bog als es normal sein sollte.
Dieser Holzstab mit der Schnur schien wohl ihre einzige Waffe zu sein, mit welcher sie Schaden anrichten konnten.
Die Gruppe schwieg für einen Moment, da John eindeutig einen nachvollziehbaren Punkt hatte. Dennoch war es verrückt…
"Also…?", wollte Ronon die Details ihres Vorgangs wissen.
"Also: Wir schleicht uns als Bauern verkleidet in den Innenhof, wo sich Sie beide unters Volk mischen. Einer links, einer rechts, damit wir von allen Seiten rasch eingreifen können…", begann er, wobei er auf Rodney und Ronon deutete, ehe er einen kleinen Plan in die staubige Erde zeichnete.
"Teyla… Sie begeben sich hierher, auf die erste Ebene des Arkadenhofes, von wo aus Sie gute Sicht auf den Hof und den Galgen haben sollten. Ich positioniere mich hier, im Norden neben einem der Türme. Dort sind vermutlich einige Zinnen, hinter welchen ich mich verstecken kann, da ich von hier aus den Pfeil abfeuern werde…"
Vertieft hörte das Team ihm zu. Sie mussten sich eingestehen, dass sein Plan doch nicht so schlecht war, wie sie zuerst angenommen hatten. Das einzige Problem, auf welches sie stoßen würden, waren Wachen… und wütende Bauern… und die Tatsache, dass John sich in seiner Treffsicherheit überschätzte…

***

Lebhaftes Treiben herrschte in den Straßen von Caer Llanelli, was es für John und sein Team kaum notwendig machte, sich zu verkleiden. Die Gruppe hatte einfach ihre Mantelkapuze übergezogen und lief im hektischen Tumult unbemerkt herum.
Die Sonne war schon leicht rötlich angehaucht, was den baldigen Sonnenuntergang andeutete. Vermutlich hatten sie noch eine Stunde, bis völlige Finsternis hereinbrach, doch das Team hatte keine Minute zu verlieren.
Hastig eilten sie durch die engen verwinkelten Gassen, bis sie schließlich die großen Tore der Festung vor sich erblickten. Die Burg ragte beeindruckend über die mickrigen Bauernhäuser hinaus und war schon aus großer Entfernung zu sehen.
Vor dem offenen Tor der Festung patrouillierte eine Gruppe von neun Soldaten auf und ab, welche die passierenden Bauern kontrollierten, während zwei weitere von den angrenzenden Türmen hinunterschielten.
John biss sich auf die Lippen, als er sich gegen einen Holzpfahl neben der Schmiede lehnte. Er beobachtete den Arbeitsrhythmus der Wachen für eine Weile, ehe er die Augen kurz zusammenkniff und sich zu seinem Team wandte.
Planlos sahen diese den Colonel an, welcher noch zu überlegen schien, wie sie unbemerkt in die Festung kamen. Mit den kontrollierenden Wachen, welche offensichtlich nach ihnen suchten, gestaltete sich dies schwerer als erhofft.
"Schlagen Sie mich!", meinte er dann schließlich, wobei er den Satedaner neben ihm fordernd anstarrte. Ronon warf ihm einen verwirrten Blick zu, wobei er sich nicht vom Fleck bewegte.
"Schlagen Sie mich!", forderte John ihn erneut auf, doch Ronon schien auf seine Aufforderung schon wieder nicht zu reagieren.
Resignierend stieß sich John vom Pfahl ab.
"Sie suchen doch nach einer Vierergruppe richtig?"
"Richtig!", bestätigte Teyla, welche ihm noch nicht ganz zu folgen schien.
"Ein ‚Kampf' auf offener Straße würde Aufregung bei Passanten und die Aufmerksamkeit der Wachen erregen…"
Kurz leckte er sich über die Lippen, bevor er sich an Rodney und Teyla wandte.
"Früher oder später müssen die Wachen in den Streit eingreifen… Was euch Beiden eine gute Chance geben würde, die Kontrolle zu passieren…"
"Und wie kommen Sie und Ronon dann hinein?", unterbrach ihn Teyla, was ihr ein bloßes Schulterzucken einbrachte. So weit war er mit seinem Plan noch nicht…
"Mach dir darüber keine Sorgen!", murmelte dann Ronon, welcher Teyla einen beruhigenden Blick zuwarf. "… uns wird schon etwas einfallen!"
Er schien selbstsicher, was Teyla etwas die Spannung aus den Schultern nahm.
Ohne ein weiteres Wort zu sagen, hängte er sich den Bogen um die Schulter, ehe er - dem nichts ahnenden - Sheppard mit voller Wucht ins Gesicht schlug. Dieser taumelte geschockt einige Meter rückwärts, bevor er sich an seine blutende Nase griff. Sein Kopf dröhnte wie auf einem Karnevall.
"Sind Sie…?", begann er zu stammeln, während Ronon bedrohlich auf ihn zuging.
"Soll doch ‚echt' aussehen, oder?", knurrte Ronon, welcher sich vor John aufplusterte. Vielleicht war Johns Plan doch nicht so klug gewesen, wie dieser anfangs vermutet hatte…
Ronon nickte Teyla kurz zu. Diese packte Rodney am Arm und zog ihn Richtung Burgtor. Rodney bewegte sich jedoch nur langsam, da er mit offenem Mund Ronon anstarrte.
Als Ronon ausholte und John in den Bauch schlug, ließ eine Passantin vor Schreck einen Keramiktopf fallen, bevor sie laut zu kreischen begann.
Wie erwartet erregte dies die Aufmerksamkeit der Wachen, von welchen auch schon vier die Straße hinunterliefen. Es hatte sich bereits eine Schar von ‚Schaulustigen' um Ronon und John angesammelt, als die Soldaten bei ihnen ankamen.
Die Wachen musterten Ronon kurz, ehe sie ihren Kollegen am Tor zuwinkten, welche unverzüglich zur Verstärkung herunterrannten. Ronon war so groß und muskulös, dass sie gleich mehrere Männer benötigten, um diesen Kerl vom Kampf abzubringen und zu fesseln.

Teyla und Rodney schritten langsam auf das offene Tor zu, vor welchem sich nur noch zwei Soldaten aufhielten. Da diese vertieft auf das Treiben in der Gasse starrten, wanderte Teyla einfach an ihnen vorbei. Rodney zögerte einen Moment, wobei er nervös mit den Fingern spielte.
"Hey!", keuchte dann einer der Männer und packte McKay am Arm, welcher vor Schreck zu zittern begann.
"Wohin des Weges?", wollte der Mann mit rauer Stimme wissen, woraufhin Teyla auf ihn zuschritt, um seine Hand von Rodneys Arm zu nehmen. Sie lächelte freundlich.
"Hier findet doch heute eine Hängung statt… mein kleiner Bruder und ich hätten uns diese gerne angesehen!"
Empört warf ihr Rodney einen Blick zu. Kleiner Bruder?
Der Soldat musterte Teyla kurz, bevor er nickte.
"Wo ist euer Obst und Gemüse?", wollte dann der andere Soldat wissen, welcher Rodney genau beobachtete. Etwas war falsch mit ihm…
"Der Kerl seht mir nicht ganz richtig aus!", gab dieser dann von sich und empört Blickte Rodney zu ihm noch. "E-E-Er ist stumm!", warf Teyla ein und lächelte unsicher. "…Und er ist manchmal sehr verwirrt!" Den Mund verziehend sah Rodney sie an. Zuerst ein kleiner Bruder, dann stumm und nun geistig gestört!? Wie nett. "So…", grübelte der größer der Beiden, ehe er sich stramm vor ihnen hinstellte. Er hatte sich gleicht gedacht, dass dieser Typ etwas komisch war... "Zurück zum Obst…" "Meine Freundin hat einen Korb mitgebracht, von welchem wir etwas abhaben können!", log Teyla, während sie nach Rodney zitternder Hand griff. Sie wusste, dass er schlecht mit Lügen war.
"Haben Sie sie zufällig gesehen?", fragte Teyla, woraufhin sie die beiden Männer verführerisch anlächelte.
"Sie hat ein… braunes Kleid… und blonde lange Haare…"
Verwirrt zuckten die Soldaten mit den Schultern. Hier waren heute schon so viele Mädchen vorbeigelaufen, dass sie sich schon gar nicht mehr erinnern konnten. Als Teyla dem größeren der Beiden zuzwinkerte, schluckte dieser nervös.
"Ja… sie ist schon drinnen!", stotterte dieser dann, was ihm einen funkelnden, sowie dankbaren Blick von Teyla einbrachte. Sie machte einen kleinen Knicks, ehe sie den Beiden den Rücken zukehrte und in den Innenhof der Festung marschierte… Rodney mit sich schleppend.

"Dieser hinterhältige Bandit hat mein Messer geklaut!", schnaubte Ronon außer Rand und Band, während er von mehreren Soldaten davon abgehalten wurde, John erneut eine überzubraten.
"Lügner!", schrieh John, welcher nach einem Stein am Boden griff, um diesen nach Ronon zu werfen. Geschickt wich Ronon aus, im Gegensatz zu einem der Soldaten. Der Stein landete mit einem lauten Geräusch auf dessen Fuß.
"So, jetzt reicht es aber wirklich!", fauchte einer der Wachen, welcher einen Speer in der Hand hielt. "Führt beide ab, ehe sie sich die Köpfe einschlagen!"
Gewaltvoll wurden sie an den Armen festgehalten, bevor sie die Straße entlang zur Festung ‚eskortiert' wurden. Obwohl sie das erreicht hatten, was sie geplant hatten, leistete Ronon erheblichen Widerstand.
"Der Sheriff hat bestimmt noch eine Zelle im Kerker für… für euch Gesindel frei!", murrte der Mann mit dem Speer, da dieser Besseres zu tun hatte, als zwei betrunkenen Bauern beim Streiten zuzusehen.
Als sie das Tor passierten, nahmen einige der Männer wieder ihre ursprüngliche Wachposition ein, während John und Ronon von nur noch drei Männern abgeführt wurden. Ronon, welcher als erster das Tor durchschritt, drehte sich kurz zu Sheppard um, um diesem zuzuzwinkern. John jedoch war zu sehr damit beschäftigt, mit seinen Fingern auf seiner blauen Schwellung unter dem linken Auge herumzudrücken und nahm seinen Kollegen somit nicht wahr.
Genervt verdrehte Ronon die Augen, da John einer der größten Weicheier war, welche ihm je über den Weg gelaufen waren. Sogar Elizabeth Weir konnte manchmal mehr einstecken, als John Sheppard.
Als sie einen schmalen leeren Seitenkorridor entlangliefen, wusste Ronon, dass dies wohl ihre einzige Chance war, unbemerkt zu entkommen. Kurzerhand trat er dem Soldaten vor sich in die Kniekehle, was diesen wie einen Sack zu Boden sinken ließ. Kaum hatte dieser den Boden berührt, hatte Ronon auch schon dem Soldaten neben ihm einen Tritt in die Weichteile verpasst, sodass dieser ebenfalls die Erde küsste.
Verdattert und überrascht blickte John von seinen Fingern hoch, um festzustellen, dass Ronon auch schon den dritten und letzten Soldaten zunichte gemacht hatte.
"Waschlappen", murmelte Ronon, als er sich umdrehte, um die bewusstlosen Männer zu begutachten. Eifrig schnappte er sich eines der Schwerter, welche zur Ausstattung der Soldaten gehörte, um seine Fesseln durchzuschneiden.
John konnte noch immer nicht fassen, dass Ronon gerade drei Männer ohne seine Hilfe ausgeschaltet hatte und so stand er mit offenem Mund da, wobei er Ronon anstarrte. Dieser war gerade dabei, die Schwerter und Bögen der Soldaten zu stehlen.
"Kommen Sie?!", riss er Sheppard dann aus seiner Starre, wobei er ihm seine Ausrüstung vor die Nase hielt.
"Danke!", murrte John.
Ronon gab ihm einen Klaps auf den Rücken, was John schwer einatmen ließ. Er hatte für seinen Geschmack schon zu viele Schwellungen und Prellungen…
"Gern geschehen!"
Mit diesen Worten wandte sich der Satedaner von ihm ab, um seine Planposition einzunehmen. Nervös atmete John noch einmal tief durch, bevor er sich den Bogen um die Schulter hängte und den leeren Korridor vor sich hinabblickte. Er musste nur noch dort hinunterlaufen, dann die Wendeltreppe zum Turm hoch und seine Position einnehmen… und dann… dann konnte das ‚Abenteuer' beginnen.
Zitternd griff er nach der Pfeiltasche, während er den Plan in seinem Kopf noch einmal durchging. Teyla hier, Rodney da und Ronon dort. Seil durchschießen. Ronon packt Elizabeth, um zu flüchten. Weg rauskämpfen…
Verunsichert schluckte er, da ihm der Punkt mit dem ‚Seil durchschießen' ernsthafte Sorgen bereitete, bevor er seine Nerven sammelte und ebenfalls den schmalen Gang hinunterlief.

"Wie ist die Lage?"
Überrascht sprang Rodney zur Seite, als er warmen Atem an seinem Ohr verspürte. Zu seiner Erleichterung war es Ronon, welcher hinter ihm stand.
"Sagen Sie, sehe ich geistig hinterblieben aus?", schoss es aus Rodney, welcher Ronon mit großen Augen anblickte. Ronon grinste kurz, ehe er den Kopf schüttelte.
"Nein!", erwiderte er. Hätte er nun ‚Ja' gesagt, würde ihm Rodney sicher in den Ohren liegen.
"Sag ich doch…", murmelte Rodney, welche noch immer an vorhin denken musste. "Geistig hinterblieben, tzzz. Das ihr die Typen das Abgekauft haben…"
"Rodney!", warnte Ronon ihn, welcher sein Murmeln nicht ausstehen konnte. "Also? Lage?"
"Soweit, so gut!", begann McKay, nachdem er kurz tief ein und aus atmete. "Teyla ist in Position und wir auch. Wenn alles wie geplant läuft, sollte Sheppard schon bald am zweiten Wehrturm im Norden sein!"
Ronon nickte zufrieden, während er sich eines der drei Schwerter an seinem Gürtel richtete. Rodney überlegte kurz, ob er Ronon fragen sollte, woher er diese hatte, verwarf dann den Gedanken, da er es bereits ahnte. Es wäre nicht das erste Mal, dass Ronon jemanden bestohlen hatte.
Stillschweigend warteten die beiden Männer, bis sie Johns dunklen Haarschopf am oberen Wehrgang erblickten. Vorsichtig blinzelte dieser leicht über die Kante, wobei er ihnen zunickte. Alle waren in Position. Nun mussten sie nur noch auf den Sheriff und dessen Gefolge - inklusive Elizabeth - warten.

***

"Falls Sie ihn doch noch gefangen haben, dann ist das hier Ihre letzte Chance, Gisborne!", meinte der Sheriff, wobei er einen Schritt näher an Guy herantrat, um ihm sein Gesicht entgegen zu strecken.
Mit erwartungsvollem Blick sah ihn der Sheriff an, was Gisborne leise stöhnen ließ. Kurz musterte der Sheriff ihn, ehe er sich in die Hände klatschte.
"Was für ein Jammer!"
Guy konnte den Sarkasmus in seiner Stimme hören, als der Sheriff fröhlich den Arkadengang entlanglief, hin zu den Stufen, welche in den menschengefüllten Innenhof führten. Sein Gang erinnerte Gisborne an eine Ente, da der Sheriff genauso watschelte.
Eifrig rannte er die Stufen hinab in den Hof, wo er halbmittig stehen blieb, um die Menschenmenge zu begutachten. Viele der Bauern hatten zu seiner Freude Wurfmaterial mitgebracht, was den Sheriff freudig grinsen ließ.
"Was für ein prächtiger Tag für eine Hängung!", murmelte er, als sich Gisborne neben ihn stellte. Guy hatte die Arme hinter dem Rücken verschränkt, was ihn arrogant wirken ließ. Sein Blick schweifte durch die Bevölkerung, bis schließlich einer der Wachsoldaten auf ihn zuging und ihm ins Ohr flüsterte, dass Robin Hood noch nicht aufgetaucht sei.
Verstört schluckte Guy, da er erwartete hatte, Robin Hood vor Ort gefangen nehmen zu können. Als der Sheriff Gisbornes niedergeschlagenen Blick wahrnahm, gab er diesem einen freudigen Klaps auf den Rücken, ehe er sich umdrehte und schrie: "Bringt die Gefangenen!"
Wenige Augenblickte später wurde eine kleine Gruppe von Gefangenen in den Hof geführt. Es handelte sich um zwei junge Männer, sowie um Elizabeth.
Der Sheriff grinste breit, als die Gruppe die Stufen zum Galgen hoch geleitet und in Position gebracht wurde. Gisborne hingegen verdrehte es den Magen, als er Elizabeth auf der Plattform erblickte. Sie war bleich, wie der Tod selbst.
Gisborne fühlte einen schmerzhaften Stich in der Brust, da er versprochen hatte, sie zu beschützen. Er hatte ihr versprochen, dass alles gut werden würde und nun standen sie hier; im Angesicht des Todes.
"Ah, Priester!", kreischte der Sheriff und die unruhige Bauernmenge blickte auf. Eifrig eilte der Sheriff die Stufen hinab, um dem Priester auf die Schulter zu klopfen.
"Nicht zu viel blablah… Ja?", meinte er, wobei er den Gottesmann schief anlächelte. Er wollte endlich seine Hängung sehen, ohne einer langen Predigt und unnützem Tränendrücken davor. Der Pfarrer nickte, wobei er sich unruhig über seine braune Kutte strich, bevor er auf die drei zu Hängenden zuging.
Er war gerade dabei, seinen Rosenkranz in die Luft zu halten, als Gisborne seinen Blick vom Galgen abwandte und die Anzahl der anwesenden Wachen zu studieren begann.

***

"Sagen Sie mal, Ronon, haben wir den Kerl mit der schiefen Nase und den roten Haaren nicht schon einmal gesehen?", flüsterte Rodney seinem Nebenmann zu, als er die drei am Galgen betrachtete. "Er sieht irgendwie bekannt aus…!"
Ronon schmunzelte, als ihm plötzlich ins Gedächtnis schoss, dass Bran von seinem Sohn gesprochen hatte, welcher vom Sheriff gefangen genommen worden war.
"Ist das nicht Allan O'Corbly?", murmelte er dann und Rodney sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Na klar! Sie hatten doch versprochen, ihn aus der Festung zu befreien!
Rodney biss sich kurz auf die Lippen, da es hier eine leichte Planänderung gab, doch Ronon gab ihm einen kleinen Stoß.
"Machen Sie sich keine Sorgen. Ich schneid ihm einfach vom Seil, wenn ich Elizabeth herunterhole!"
Rodney nickte, wobei er sich seine Kapuze etwas mehr über den Kopf zog. Er blinzelte kurz nach Norden, um zu sehen, ob John bereits seinen Bogen gespannt und positioniert hatte.

Als der Pfarrer mit seiner Predigt fertig war, ließ der Henker Elizabeth auf ein kleines Pult steigen, ehe er ihr die Schlinge um den Hals legte. Sobald der Sheriff das Zeichen gab, würde dieser das Pult unter ihren Füßen wegstoßen und sie hängen lassen. So war es hier üblich.
Zwei weitere Henker ließen die anderen beiden ebenfalls auf ein Pult treten, ehe die Festung in Schweigen gehüllt war. Alles wartete auf nun auf des Sheriffs Zeichen.
Der Sheriff war gerade dabei, seine Hand zu heben und zu schreien "Hängt s--!", als Gisborne ihn zur Boden stieß, sein Schwert zog und wie ein Verrückter auf den Galgen zulief. Gewaltvoll und mit lautem Schreien stieß er jeden aus seinem Weg, welcher sich ihm in den Weg stellte, ehe die hölzerne Treppen zu Elizabeth hoch lief.
"Was zur Hölle…?"
Verwirrt blinzelte John über die Feder von seinem Pfeil hinunter in den Hof, um festzustellen, dass Gisborne Elizabeths Strick durchgeschnitten und sie am Arm gepackt hatte. Wie ein Verrückter schlug dieser mit seinem Schwert in der Luft herum, um Angreifer abzuwehren.

"Ergreift ihn!", kreischte der Sheriff durch das ausbrechende Chaos und die Wachen stürmten auf die Galgenplattform zu, nur um dort von einem wütenden Gisborne empfangen zu werden.
Verstört stammelte Elizabeth rückwärts, um sich gegen den Holzbalken zu lehnen. Die Soldaten wurden immer mehr und sie wusste, dass Gisborne keine Chance gegen sie hatte. Sie kniff die Augen zusammen, wobei sie panisch ihre letzten Worte flüsterte, als sie plötzlich eine kalte Hand am Handgelenk erfasste.
"Rodney!", keuchte sie leise, als sie den Wissenschaftler entdeckte, welcher in Lumpen gekleidet war. Hinter ihm konnte sie Ronon erkennen, welcher wie ein Wahnsinniger mit zwei Schwertern gegen die Soldaten kämpfte.
Zuversichtlich nickte ihr Rodney kurz zu, ehe sich auch dieser umwandte, um in den Schwerkampf verwickelt zu werden. Als sie alle Soldaten vom Plateau gestoßen hatten, sprang Ronon in die Menge, um die neuen Soldaten willkommen zu heißen.
"Hood!", schnaubte Gisborne, als er die rebellischen Männer vor ihm erblickte und erkannte. Hastig packte er Elizabeth am Arm und zog sie von der Plattform, hin zu einem Pferd, welches neben einem Strohballen stand.
Verwirrt blickte Elizabeth um sich, wurde aber von Gisborne auf das Pferd gesetzt. Eifrig nahm dieser hinter ihr Platz, ehe er die Zügel in die Hand nahm.
"Gisborne, Sie NARR!", schrie der Sheriff quer durch den nun in vollkommenen Chaos versunkenen Hof, als er Guy erblickte. Dieser warf ihm nur einen starren Blick zu, ehe er dem Pferd einen Klaps gab und sie rasch davon ritt.

"Hinterher!", keuchte Teyla, welche sofort dem Pferd hinterher rannte. Leider war das Pferd viel zu schnell und ehe sich Teyla versah, stand sie irgendwo in einer leeren Gasse in Caer Llanelli. Verwirrt sah sie sich um, allerdings deutete nichts darauf hin, in welche Richtung Gisborne mit Elizabeth verschwunden war.
Einige Fußschritte ließen sie nervös das Messer zücken, doch zum Glück waren es Rodney und Ronon, welche um die Ecke liefen. Hinter ihnen trat ein Mann um die Ecke, welchen Teyla jedoch nicht kannte.
"Wo sind sie hin?", keuchte Ronon und Teyla zuckte mit den Schultern, fixiert auf den Fremden. Ronon deutete dann auf diesen und meinte karg "Allan" woraufhin Teyla nickte.
"Also, wo sind sie hin?"
"Ich weiß nicht. Ich habe sie verloren!"
Verärgert strich sich Ronon durch sein Haar, während sich Rodney erschöpft gegen die kalte Hausmauer lehnte, um nach Luft zu schnappen. Nie wieder würde er mit Ronon gegen ‚hunderte' von mittelalterlichen Soldaten kämpfen…
"Was zur Hölle ist passiert?", ertönte dann Sheppards Stimme und das Team blickte hoch. Er hatte den Aufruhr verpasst, da er etwas länger vom Turm hinunter in den Hof benötigt hatte, als erwartet.
"Gisborne hat Elizabeth!" Rodneys Stimme war ein schwaches Keuchen und Stöhnen.
"Wir wissen nicht, wohin sie geritten sind!", ergänzte dann Teyla und John warf verärgert seinen Bogen gegen die Wand.
"Verdammt!", fluchte er. Er hatte alles so gut durchgeplant. Wenn dieser verdammte Gisborne nicht wäre, würden sie schon längst auf dem Weg zum Stargate sein…
Stargate.
John schnipste mit den Fingern. Das war es. Wo sonst würde er mit ihr hin reiten? Er hatte schließlich den Sheriff betrogen und war nun auf der Flucht. Das Gate war der einzige Weg, dem Sheriff zu entkommen.
"Was?"
"Das Stargate!", kam es auch nun von Rodney, wessen Wangen schon ganz rot angelaufen waren. Sheppard nickte, woraufhin er sofort seinen Bogen vom Boden aufhob. Wenn sie Elizabeth retten wollten, dann mussten sie Gisborne schnappen, bevor er das Gate erreichte…

***

Schwer atmend schleppte sich Rodney durch den Wald. Mit einem sachten Schnalzton schoss ihm ein Ast ins Gesicht, was Rodney dazu brachte, verärgert zu keuchen.
Abkürzung? Von wegen…
Stöhnend schleppte er sich quer durch die Sträucher, ehe seine Beine astfreien Boden berührten.
"Gleich dort hinten befindet sich der Steinring!", meinte Allan, welcher mit der Hand den schmalen Weg hinabdeutete. Rodney blickte sich kurz um und stellte fest, dass dies der Weg war, auf welchem sie vor einigen Tagen nach Caer Llanelli gekommen waren.
"Danke, Allan!", erwiderte John. Er klopfte dem jungen Mann dankbar auf die Schulter, ehe er sich seinen Bogen richtete und die Umgebung scannte.
"Von hier aus schaffen wir es alleine!"
Allan nickte. "Viel Glück!"
"Das werden wir brauchen!", murmelte Rodney kaum hörbar. Unruhig stupste er mit einem Bein Steine am Boden an. Er hatte auf keinen Schwertkampf mehr Lust, war müde und wollte endlich etwas essen.
Atlantis war nur einige Meter von ihnen entfernt und doch konnte er nicht dorthin zurückkehren, um sich seinen knurrenden Magen vollzuschlagen. Ja, er musste zugeben, dass das gebratene Eichhörnchen, welches er gestern zum Abendmahl gehabt hatte, gut gewesen war, doch der Nachschlag hatte einfach gefehlt.
Allan verabschiedete sich kurz und begann den Weg entlang zu laufen, bevor er stoppte, um sich umzudrehen.
"Sagt mal, wem hab ich eigentlich mein Leben zu verdanken?", wollte er wissen und starrte die Gruppe von Fremden an. John zögerte kurz, antworte aber dann mit einem kurzen "Robin Hood!".
"Halte dich von der Straße fern!", fügte Teyla noch hinzu, als Allan begann, langsam davon zu trotten, ehe er querfeldein zu wandern begann.
"Und vergiss nicht, deinem Vater einen schönen Gruß auszurichten…!"
Teyla sah ihm eine Weile nach, bevor sie sich zu John umdrehte, welcher die Stirn runzelte.
"Den hätten wir fast zu retten vergessen, was?"
Teyla begann zu grinsen, da John Recht hatte. Sie waren so mit Elizabeths Rettungsplan beschäftigt gewesen, dass sie beinahe das Versprechen an Bran vergessen hatten.
"Stellen wir Gisborne eine Falle?", kam es dann von Ronon, welcher sich mit einem seiner Schwerter spielte. Geübt schwang er mit ihm in der Luft herum, ehe er es in den Boden steckte und John fragend ansah.
Dieser überlegte kurz, bevor er mit der Hand eine abwehrende Geste machte.
"Naah. Den hauen wir schon irgendwie übers Ohr! Das Einzige, was wir tun müssen, ist warten!"

***

Warmer Wind strich durch ihr Haar, als das Pferd ein goldenes Kornfeld entlang ritt. Noch immer konnte sie nicht fassen, dass Rodney und Ronon sie hatten retten wollen. Dass sie überhaupt wussten, was mit ihr geschehen war, verwunderte sie.
Beruhigt ließ sie sich tiefer in den Sattel - und somit auch in Guys Arme - sinken. Obwohl sie das Team erneut aus den Augen verloren hatte, war sie glücklich. Sie war mit ihrem Leben davon gekommen, wobei sie wusste, dass sie mit Gisborne alleine fertig werden würde.
Sein Griff um ihre Hüfte wurde stärker, was Elizabeth aufblicken ließ. Sie befanden sich am Rande eines Waldes, als Guy ihr mit einer Hand liebevoll über den Bauch strich.
Er war gerade dabei, etwas zu sagen, als das Pferd aufscheute und beide vor Schreck fast aus dem Sattel fielen. Ruckartig stoppte das Ross.
"Hood!", keuchte Gisborne, als er Sheppard erblickte, welcher in der Mitte des Weges stand. Wo Sheppard auf einmal hergekommen war, wusste er nicht.
Erleichtert grinste Elizabeth, als sie John musterte. Er hatte einen großen blauen Fleck unter dem Auge, doch es schien ihm gut zu gehen.
Locker stand er breitbeinig auf dem Weg und begann, sich gemütlich am Kopf zu kratzen.
"Also, Gisborne…", begann er dann, wobei Guy neugierig eine Augenbraue nach oben zog. "Sie haben nun zwei Möglichkeiten. Nummer Eins: Sie lassen Elizabeth laufen und verschwinden, oder Nummer Zwei: Ich verhaue Sie und verschwinde dann mit ihr!"
Sarkastisch grinste Gisborne ihn an, da John nicht gerade so aussah, als könnte er ihn so einfach verprügeln. Eher im Gegenteil, John sah aus wie ein leichtes Opfer.
"Aus dem Weg!", erwiderte Gisborne ihm nach einer Weile und begann, an den Zügeln des Pferdes zu ziehen. John verhaarte jedoch in der Mitte des Weges und begann, sich leicht vorwärts zu beugen, fast so, als würde er sich vor ihm verbeugen.
Sofort begannen sich die Büsche rund um Guy zu bewegen, woraufhin der Rest des Teams mit gezogenen Waffen hervortrat.
Guy hätte es wissen müssen, dass sie ihn umzingelt hatten. Als ihn das Team jedoch nicht zu attackieren schien, gab Guy ein Stöhnen von sich.
John nickte daraufhin Ronon zu, welcher Guy als Antwort eines seiner Schwerter zuwarf.
"Der Bessere bekommt sie!"
Schockiert riss Elizabeth den Mund auf, da sie kein Handelsgut war, sondern ein menschliches Wesen.
Mit selbstsicherem Grinsen stieg Guy vom Pferd, um Johns Aufforderung anzunehmen. Ruhig zog Gisborne dann seine Klinge, ehe er sich kurz zu Elizabeth umwandte. Dieser Schwächling würde sie doch nie für sich gewinnen…
Schlagartig holte Guy mit dem Schwert aus, drehte sich um und schlug auf John ein. Überrascht riss dieser seine Klinge in die Höhe, um die Attacke abzuwähren.
Ein lautes ‚AAAAAHH' entwich seiner Kehle, als Guys Schwert eine Schnittwunde auf seiner Schulter kreierte. Guy begann, laut aufzulachen, ehe er erneute auf John einschlug.

Während die scharfen Klingen aufeinander prallten, half Ronon Elizabeth vom Pferd. Er nahm ihre Hand in die seine und zog sie zur Seite. Raus aus der Gefahrenzone, in welcher sich die beiden Wahnsinnigen schlugen.
"Alles in Ordnung?", wollte Rodney wissen, als er sich neben die Beiden stellte. Wortlos nickte Elizabeth, welche vertieft in den Schwertkampf war.

John konnte mit Gisborne kaum mithalten und somit bestand Johns einzige Chance darin, dessen Schwerthieben so lange auszuweichen, bis dieser müde wurde. Erst jetzt begriff er, dass es eine schlechte Idee gewesen war, den dunkelhaarigen Banditen zu einem Duell aufzufordern. Guy war viel zu schnell für ihn. Zu stark und zu erfahren.
Guys kaltes Lachen schallte durch den Wald, als John wie ein verletztes Kücken zu Boden fiel. Lässig lehnte sich Gisborne gegen sein Schwert. Er konnte ihn Elizabeth zuliebe nicht töten. Er wusste, dass sie ihn für immer hassen würde.
"Ist ‚Hood' doch nicht so stark, wie angenommen?"
John blinzelte erschöpft zu seinem Team hoch, Guy ignorierend. Zuversichtlich nickten ihm Rodney und Teyla zu, woraufhin John mit zitternder Hand nach seinem Schwert griff. Seine Hände waren blutig, genauso wie die Klinge des Schwertes.
Er atmete kurz tief ein und aus, bevor er auf die Beine sprang, um Guy anzugreifen. Rasch sauste Johns Klinge durch die Luft, doch Gisborne wehre ihn geschickt ab. Es war der Moment, als John Guy erneut attackieren wollte, in dem John über einen Ast stolperte, vorwärts fiel und Gisborne unabsichtlich die scharfe Klinge in den Bauch rammte.
Verwirrt blinzelte John vom Boden zu Gisborne hoch. Dieser starrte nur mit weit aufgerissenen Augen auf das Schwert, welches in seinem Bauch steckte. Es vergingen nur wenige Sekunden, bevor Guy schwer blutend auf den Boden sackte.
"GUY!", kreischte Elizabeth in schierem Terror, als sie die am Boden liegenden Männer erblickte.
Entsetzt lief sie zu Gisborne, um sich neben ihn auf den Boden zu knien. Seine Wunde war tief, da John das Schwert fast durch den Körper gestoßen hatte. Verunsichert biss sie sich kurz auf die Lippe, ehe sie die Klinge ergriff und die Waffe aus Guys Bauch zog.
Das Schwert gab einen leisen Ton von sich, als es auf den Waldboden neben Elizabeth aufschlug.
Währenddessen half Ronon John auf die Beine. Hastig strich sich dieser die Blätter von seinem Körper, ehe er Elizabeth neben Gisborne ansah. Was zur Hölle tat sie?
Mit schlechtem Gewissen leckte er sich über die Lippen, als er ihr dabei zusah, wie sie versuchte, Gisbornes Wunde abzubinden. Er hatte nie beabsichtig, Gisborne zu verletzten. Er hatte ihn einfach nur ein wenig ärgern und an einen Baum binden wollen…
"John!", flüsterte dann Teyla, was seinen Blick auf sie zog. "Huflaute!"
Augenblicklich zog John Elizabeth grob auf die Beine. Überrascht über die Rauheit seines Griffes begann sie, Widerstand zu leisten, doch sein Griff war zu fest.
"Elizabeth, der Sheriff ist auf dem Weg. Wir müssen hier weg!", schnaubte John. Er konnte nicht fassen, dass sie sich ihm widersetzte.
Ignorierend riss sie ihre Hand aus Johns und beugte sich zu Gisborne hinab, welcher vor Schmerz winselte.
"Geh!", flüsterte dieser mit kaum hörbarer Stimme, wobei er ihre Hand leicht drückte. Als Elizabeth sich nicht zu bewegen schien, nickte er ihr zu. Sie musste gehen. Der Sheriff durfte sie nicht in die Finger bekommen. Außerdem… außerdem hatte der Bessere gewonnen!
"John!", quietschte Teyla nervös. "Das Gate ist angewählt!"
Energisch zog John Elizabeth erneut hoch, um sie zum Stargate zu schleppen. Elizabeth bewegte sich nur langsam, da ihr Blick noch immer auf Gisborne fixiert war, welcher in der Mitte des Weges lag.
Genervt und verärgert verdrehte John die Augen. Wieso war der Kerl so wichtig? Konnte sie nicht sehen, dass die Zeit drängte? Als Guy außer Sicht war, wandte sich Elizabeth zu John, bevor sie ihm verärgert eine Ohrfeige verpasste. Verdattert blieb John stehen. Elizabeth hingegen wanderte mit tötendem Blick an ihm vorbei, hin zum Gate, John ignorierend.

***

Es war schon drei Tage her, seitdem das Team nach Atlantis zurückgekehrt war. Drei Tage, in welchen Rodney die Kantine leer gefuttert hatte und in welchen Ronon begonnen hatte, mit Pfeil und Bogen ernsthaft zu trainieren. Außerdem waren es drei lange Tage, in denen Elizabeth John um jeden Preis ignorierte. Sie hatte mit ihm kein einziges Wort gewechselt und John begann langsam, ein mulmiges Gefühl zu bekommen.
Verunsichert trat John auf den Balkon, um sich neben Elizabeth zu stellen. Stumm starrte sie aufs Meer, als wäre er gar nicht hier.
John verharrte einige Minuten stillschweigend neben ihr, ehe er es über sich brachte, den Mund zu öffnen.
"Es war ein Unfall!"
Er konnte in seinen Augenwinkel erkennen, dass Elizabeth spöttisch die Lippen verzog. Er wusste, dass sie sauer auf ihn war. Sie hatte es ihn drei Tage lang fühlen lassen. Sie hatte ihn ignoriert soweit wie möglich und wenn sie ihm dann einmal über den Weg gelaufen war, hatte sie ihn einfach gar nicht oder mit einem tötenden Blick angesehen.
Nur zögerlich formulierte sein Mund die Frage, welche ihn schon seit Tagen quälte.
"Liebten Sie ihn?"
Überrascht drehte sie sich zu ihm um. Sie konnte in seinen Augen sehen, dass ihn diese Frage schon seit einer Weile beschäftigt hatte. Er sah verwirrt und müde aus, als hätte er sich gequält.
Elizabeth holte kurz Luft, bevor sie ihm in die Augen blickte, den Kopf schüttelte und sich wieder dem Meer widmete. Zutiefst erleichtert ließ John ein lautes Seufzen aus.
Die beunruhigende Stimmung ließ John nervös von einem Bein auf das andere treten, immer überlegend, was er sagen sollte. Er wusste, dass er nichts sagen konnte, was sie dazu brachte, ihm zu verzeihen und doch hatte er das Gefühl, als müsste er sich rechtfertigen.
"Es… tut mir leid!", stotterte er. "Ich hatte es nicht beabsichtig, ihn zu verletzten. Wie gesagt, es war ein Unfall!"
Als Elizabeth weiterhin schwieg und mit ausdruckslosem Gesicht auf die Wellen blickte, leckte sich John nervös über die Lippen, ehe er ihr den Rücken zukehrte, um den Balkon zu verlassen.
"Sie können sich nur nicht damit abfinden, dass Sie dieses Mal nicht der Held waren, was?"
Es war mehr eine Aussage als eine Frage und verwirrt blieb John stehen.
"Sie konnten einfach nicht akzeptieren, dass er es war, der mir das Leben gerettet hatte, nicht Sie. Deshalb haben Sie ihn umgebracht!"
Ihre Anschuldigung brannte in Johns Gemüt, da er nicht fassen konnte, was sie da behauptete. Sie beschuldigte ihn an einem ‚Eifersuchtsmord'!?
Schockiert strich sich John durchs Haar. Das war doch lächerlich. Er war gestolpert, nichts weiter. Außerdem wussten sie nicht einmal sicher, ob Guy überhaupt tot war.
Je mehr John über ihre Anschuldigung nachdachte, desto zorniger wurde er. Was zur Hölle fiel ihr eigentlich ein, ihm so etwas zu unterstellen? Hatte sie noch alle Tassen im Schrank? Sah sie denn nicht, dass er sie einfach nur hatte nach Hause bringen wollen und dass es ein verdammter Unfall war?
Er kniff kurz die Augen zusammen. Das hier war keinen Streit wert…
"Ich haben Ihnen gesagt, dass es ein Unfall war!"
Seine Stimme war rau und unfreundlich.
Spöttisch drehte sich Elizabeth zu ihm um. "Wir beide wissen, dass Sie lügen. Also machen Sie mir nichts vor!"
Verletzt schluckte er, bevor er so gleichgültig wie möglich mit den Schultern zuckte. Es herrschte für eine Weile Stille, bevor John sich ihrer Aussage stellte.
"Vielleicht haben Sie in einem Punkt Recht…", begann er und Elizabeth zog wartend eine Augenbraue nach oben.
"Ja, ich war eifersüchtig… aber nicht darauf, was Sie mir unterschieben!"
Nervös starrte er auf seine Schnürsenkel. Er hatte zuvor noch nie bemerkt, dass sie weiße Punkte hatten…
"Ich habe auf dem Planeten begriffen, was Sie mir bedeuten. Habe verstanden, dass Sie der einzige Grund waren, warum ich nach Atlantis gekommen bin…"
Elizabeth blinzelte überrascht.
"Ich… ich muss Tag und Nacht an Sie denken!", gab er dann zu und wartete auf eine Reaktion von ihr. Als keine kam, fuhr er fort: "Elizabeth… Ich… Es tat weh, Sie mit ihm zu sehen! … Ich… Würden Sie mit mir ausgehen, wenn ich Sie fragen würde!?"
Er konnte für einen Moment nicht fassen, dass dies gerade aus seinem Mund gekommen war, blickte sie jedoch hoffnungsvoll an. Geschockt wich Elizabeth seinem Blick aus.
Verstehend nickte er, strich sich zitternd vor Enttäuschung durchs Haar und begann, langsam auf die Türe zuzugehen. Der Korb schmerzte… mehr als er erwartet hatte.
"Vielleicht ein anderes Mal, John!", flüsterte Elizabeth und John lauschte. "Aber nicht jetzt… hier… unter diesen Umständen!"
Ihr Blick galt noch immer dem Meer und so nickte John noch einige Male stillschweigend, ehe er den Balkon endgültig verließ.

- Fin -
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