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Der Wächter von Athor

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Vorwort

: 1) So, hier ist sie, meine erste Atlantis-Story. Ich bin gespannt, wie sie euch gefällt. Ein wenig Abenteuer gepaart mit ein bisschen Hurt/Comfort, so sollte für jeden etwas dabei sein. *schmunzel*
2) Sie kollidiert vielleicht an der ein oder anderen Stelle mit der Folge: Before I sleep. Als ich diese Folge jedoch richtig sah, war diese Story schon zu drei Viertel geschrieben und wegwerfen wollte ich die Idee nicht.
3) Zum Schluss noch einen ganz lieben Dank an meine Betareaderin Antares.
Der Wächter


Es war klar, dass die Wraith kommen würden. Es war nur eine Frage der Zeit und diese galt es sinnvoll zu nutzen.

Fieberhaft wurde ein Ort zur möglichen Evakuierung von Atlantis gesucht. Doch eine Welt zu finden, die Platz, Nahrung und Schutz für mehr als 140 Menschen bot, war ein sehr schwieriges Unterfangen, wie Sheppard und sein Team bald feststellen mussten.

Während er, Ford und Teyla in Betracht kommende Welten erkundeten, suchte McKay mit seinem Wissenschaftsteam innerhalb Atlantis nach einer Lösung.

Emsig studierten sie die alten Texte und Datenbanken der Antiker nach Hinweisen auf ein verborgenes Verteidigungssystem.


***********


Es war in den frühen Morgenstunden, als Rodney über eine interessante Passage in einem nur bruchstückhaft erhaltenem Bericht stieß: der Schutz der Hohen, ... im Glanz des Walls, ... kein Feind kann sich ihrer bemächtigen ...

Aufregung erfasste ihn. Sollte dies der Vorteil sein, nach dem sie so verzweifelt gesucht hatten? Er machte sich einen Ausdruck und lief durch die um diese Zeit noch leeren Flure der schlummernden Stadt.

Als er in dem beschriebenen Sektor ankam sah er sich suchend um. Irgendwo hier, in diesem ehemaligen Labor der Antiker, musste sich der angegebene Wandschrank befinden. Nach einigen Minuten erfolglosem Suchens gab er auf. Er war sich sicher, die Wand mit dem dahinter verborgenen Schrank gefunden zu haben. Sein künstlich injiziertes Gen konnte den Mechanismus zum Öffnen der Türe jedoch nicht aktivieren.

Rodney schnaubte genervt die Luft aus. Ihm würde nichts anderes übrig bleiben, als Major Sheppard zu holen. Verdammt, diese Entdeckung stand ihm zu! Wieso hatte er dieses blöde Gen nicht von Geburt an? Er würde es wenigstens zu nutzen und zu schätzen wissen. Okay, dachte Rodney einlenkend, ärgern brachte nichts. Eilig machte er sich auf den Weg zum Quartier des Majors.


**********


Als die Beleuchtung seiner Wohnräume anging, schreckte John Sheppard aus dem Schlaf. „Was zum Teufel...? McKay?! ... Wie kommen Sie? ...“
„Es ist wichtig, Major“
„Das sollte es auch lieber sein“, grummelte John und rieb sich verschlafen die Augen.
„Ich glaube, ich habe eine Lösung für unser Problem gefunden.“
John konnte die Aufregung des Wissenschaftlers deutlich heraushören, trotzdem fragte er: „Sie glauben? Und dafür wecken Sie mich mitten in der Nacht? McKay, was ist mit Ihnen los?“ Demonstrativ ließ John sich zurück ins Kissen fallen und zog die Decke wieder um sich. Ein kurzer Gedanke seinerseits und das Licht war aus.
„Schließen Sie die Tür leise, wenn Sie gehen, Rodney!“, murmelte er noch und war wieder bereit zum Einschlafen.

McKay konnte es für einen Augenblick nicht fassen. Warum war ausgerechnet der Major der Träger des Gens, bei dem die Begabung am Ausgeprägtesten war? Was hatte er verbrochen, um so gestraft zu sein?

Während ihm wütend diese Überlegungen durch den Kopf schossen, bemühte er sich krampfhaft, das Licht wieder anzuschalten. Dummerweise harmonierten seine aufgebrachten Empfindungen und die daraus querlaufenden Gedanken nicht mit der empfindlichen Antiker-Technologie. Mühsam zwang Rodney sich zur Ruhe. Der nächste Versuch gelang und die Beleuchtung ging an.

„Überstrapazieren Sie ihr Glück nicht, Rodney!“, empfahl Sheppard mittlerweile gereizt klingend und rührte sich dabei keinen Millimeter.
„Sie verstehen nicht, Major. Ich brauche Sie, um das Artefakt, das ich gefunden habe, ausprobieren zu können.“ McKay zögerte, doch dann überwand er sich: „Bitte John, Sie wissen, ich würde es selber machen. Ich habe es bereits versucht, aber es funktioniert bei mir nicht. Ich bin ehrlich gesagt noch nicht mal in der Lage diesen verfluchten Schrank zu öffnen, in dem das Ding sein soll“, gestand er frustriert.

John stutzte und provokant wiederholte er: „Sie wollen sagen, Sie brauchen mich, Rodney?“
McKay schluckte: Gott, bei nächster Gelegenheit würde er es dem Major zurückzahlen, ihn so betteln zu lassen. Aber jetzt galt es erst einmal, ihn soweit zu bringen mitzukommen.
„Ja, ich brauche Sie! – Zufrieden?“, presste er sichtlich beherrscht hervor.
„Also, geht doch“, grinste Sheppard und setzte sich auf. Rodney beobachtete ihn dabei.

Wenige Minuten später gingen sie zusammen zurück zu Rodneys Labor. Auf ihrem Weg berichtete McKay was er entdeckt hatte. Am Ende räumte John halbwegs überzeugt ein: „Das klingt tatsächlich interessant. Wollen wir hoffen, dass es uns weiterhilft. Wir könnten etwas Hilfe dringend gebrauchen.“
„Ich bin davon überzeugt, Major“, erwiderte der Wissenschaftler aufgeregt und deutete auf die Wand, hinter der er den verborgenen Schrank vermutete.
„Und was soll geschehen, wenn ich das Ding aktiviere?“, fragte John nun interessiert und öffnete ohne große Anstrengungen das Versteck.

Kurz kniff Rodney die Augen zusammen, als John ihm unbewusst die Leichtigkeit, mit der er seine Fähigkeiten beherrschte, demonstrierte.
„Das, hmm, weiß ich nicht so genau“, gestand er zögernd ein. „Der Text ist da nicht so genau. Aber es sollte gigantisch sein, jedenfalls den Überlieferungen nach.“ Schnell blickte McKay zur Seite.
„Sie wissen also nicht genau was passiert und trotzdem wollen Sie, dass ich das Ding zum Funktionieren bringe?“ Skepsis lag in Sheppards Blick.

„Major, ich würde es nicht riskieren, wenn ich mir nicht sicher wäre. Der Text war zwar nicht vollständig, aber die Teile, die ich übersetzt habe, sprechen eindeutig von einem Mittel der Verteidigung. Wir wissen beide, was die Wraith anrichten, wenn sie uns hier schutzlos erwischen.“ Sein Gesicht hatte diesen belehrenden Ausdruck angenommen.
„Also gut, McKay“, stimmte John nachdenklich zu.
„Aber nur fürs Protokoll ...“ John machte eine kleine Kunstpause bevor er fortfuhr: „Wir sind nicht schutzlos, wir sind nur nicht genügend bewaffnet.“
„Das sind Haarspalterein; Major“, entgegnete der Wissenschaftler ungeduldig. „Können wir jetzt endlich anfangen?“

John nickte und nahm das Artefakt in seine Hand. Im ersten Moment geschah gar nichts und McKay verzog enttäuscht das Gesicht.
„Sie müssen sich mehr anstrengen, Major“, spornte er Sheppard gereizt an.
„Machen Sie es doch, wenn Sie so schlau sind“, knurrte John zurück, griff aber dennoch fester zu. Er schloss die Augen und versuchte erneut, eine Verbindung mit dem Stück Technologie herzustellen. Plötzlich bemerkte er ein Kribbeln in der Handfläche.

McKay beobachtete Sheppard angespannt. Ihm fiel eine kleine Regung in Johns Gesicht auf, bevor dieser unvermittelt zusammenbrach. Erschreckt stürzte Rodney zu dem am Boden Liegenden.
„Major? Sheppard!“, panisch rüttelte er den bewusstlosen Mann, bekam aber keine Reaktion.
„Mist!“, fluchte er laut und rannte zum Kommunikationsystem.
„Krankenstation, McKay hier. Ich habe einen Bewusstlosen in dem Labor des Ostsektors und geben Sie Doktor Beckett Bescheid, wir benötigen ihn hier. Major Sheppard ist nach der Berührung eines Artefaktes ohnmächtig zusammengebrochen.“

Rodney ging zurück zu seinem Teamgefährten und kniete sich besorgt zu ihm nieder.
„Verdammt John, machen Sie schon. Kommen Sie gefälligst wieder zu sich.“ Er fühlte, ob er einen Puls spüren konnte und als dies der Fall war, klopfte er ihm vorsichtig auf die Wange. Doch nichts geschah und so starrte er hilflos auf seinen reglos daliegenden Freund. Er war erleichtert, als Carson und seine Helfer nach einigen Minuten das Labor betraten.

Nach einer kurzen ersten Untersuchung ließ Beckett den Major auf die Krankenstation bringen. Auf dem Weg dorthin unterrichtete Rodney ihn so gut es ging, über das, was vorgefallen war. Wobei die Informationen, die er geben konnte, nur spärlich waren, da er sich selbst nicht genau erklären konnte, was eigentlich geschehen war.

Keuchend erreichte McKay mit dem Doktor und dessen Team den medizinischen Bereich. Während Beckett mit dem Major hinter den Türen des Untersuchungsraumes verschwand, lehnte Rodney sich völlig außer Atem mit dem Rücken an die Wand. Langsam glitt er zu Boden. Bei nächster Gelegenheit würde er Fords Trimm-dich-Angebot annehmen, dachte er erschöpft und rieb sich mit einem Taschentuch über die verschwitzte Stirn.

Die Wartezeit kam ihm schier endlos vor. Es dauerte nach seinem Empfinden eine halbe Ewigkeit, bis Beckett aus dem Notfall-Bereich zu ihm trat.
„Und?“, fragte Rodney hoffnungsvoll und erhob sich.
„Es tut mir Leid.“ Carson schüttelte bedauernd den Kopf. „Äußerlich können wir keine Verletzungen feststellen. Aber dennoch ist der Major in ein tiefes Koma gefallen. Wir bringen ihn erst einmal in den Intensivbereich und behalten ihn sicherheitshalber unter ständiger Monitorüberwachung.“

McKay nickte stumm. Er fühlte sich wie betäubt und dies alles erschien ihm unwirklich.
„Rodney, hattest du von Dr. Weir die Erlaubnis zu diesem Experiment?“ Becketts eindringlicher Tonfall riss den Wissenschaftler aus seiner Lethargie.
„Es war keine Zeit, es war schließlich mitten in der Nacht“, antwortete McKay schnippisch. Er wusste, er hatte falsch gehandelt und genau dieses schlechte Gewissen verleitete ihn zu einer schrofferen Antwort, als beabsichtigt. „Elisabeth braucht schließlich ihren Schlaf“, fügte er bereits ein wenig gedämpfter hinzu.

Mitleidig schaute der Doktor den Wissenschaftler an: „Gott, Rodney. Das gibt Ärger“, sprach er bekümmert aus, was er dachte. „Lass dir am Besten schon mal etwas Gutes einfallen. Es sollte auf jeden Fall überzeugender klingen, als das von eben“, riet Carson seinem Freund. „Dann gehe ich jetzt mal und informiere sie. Das wird ihr nicht gefallen!“ Unbehaglich schüttelte er den Kopf.

Bevor der Doktor verschwinden konnte hielt Rodney ihn am Arm zurück: „Carson, kann ich zu ihm?“ Kurz schaute Beckett ihn prüfend an, doch dann nickte er zustimmend.
„Sag der Schwester, dass es in Ordnung geht und dass ich dich geschickt habe.“
Dankbar nickte der Wissenschaftler ihm zu, dann machte sich Beckett auf, zu Doktor Weirs Quartier.

McKay setzte sich unterdessen an das Bett des Majors. Still und nachdenklich betrachtete er den schlafend wirkenden Mann. Was zum Teufel war nur schief gegangen? Immer wieder stellte er sich dieselbe Frage.


**********


Irritiert schaute John sich um. Wo war McKay und wieso hatte er das Licht in dem Labor ausgemacht? Sein Versuch, die Beleuchtung wieder zu aktivieren, schlug fehl und eine steile Falte bildete sich auf seiner Stirn.

Was war hier los? Wieso hatte McKay ihn alleine gelassen und warum erinnerte er sich nicht daran, dass der Wissenschaftler den Raum verlassen hatte? Suchend wanderte sein Blick umher. Draußen vom Flur fiel ein seltsamer, schwacher Lichtschein herein.

Vorsichtig näherte John sich der Tür. Misstrauisch peilte er auf den Gang. Der Flur war leer. Nur das absonderliche Licht war an dessen Ende zu sehen. Leise schlich Sheppard über den Korridor. Der Schein wurde intensiver mit jedem Schritt den er sich ihm näherte.

Vor einem weiteren Laboratorium blieb er stehen. Scheinbar hatte er den Ursprungsort des merkwürdigen Phänomens gefunden. Der jetzt gleißende Lichtschein, der aus dem Labor kam, sprach jedenfalls dafür. Da alles ruhig und kein alarmierender Laut zu hören war, betrat John zögerlich das Zimmer und war augenblicklich geblendet.

Nachdem seine Augen sich an die ungewohnte, grelle Helligkeit gewöhnt hatten konnte er in deren Zentrum das Gesicht einer Frau ausmachen.

„Wer sind Sie? Und was machen Sie hier?“ Schneidend klang seine Stimme durch den Raum. Doch auch für ihn war das Unbehagen, das aus ihr heraus zu hören war, deutlich erkennbar.

„Ich bin die, die du gerufen hast“, lautete die rätselhafte Antwort.
„Ich? Ich wüsste nicht, wie ich das gemacht haben sollte?“
„Du hast das Artefakt für die Transformation benutzt“, erklärte die Aufgestiegene geduldig.
„Oh!“, entschlüpfte es John, als er begriff, was die Frau meinte.
„Okay, wir wissen jetzt also, wie ich sie gerufen habe. Aber wer sind Sie? Und noch wichtiger, wo kommen Sie überhaupt her und was wollen Sie hier?“, angespannt beobachtete er auf die Erscheinung.
„Du bist zu mir gekommen. Dies ist der Ort über den ich wache.“ Sie machte eine alles umfassende Handbewegung und John blickte sich verwirrt in dem Labor um. Ihr nächster Satz übertraf jedoch alle seine Vorstellungen.
„Ich bin Atlantis“, stellte sich die Unbekannte ihm endlich mit Namen vor.
Erstaunt riss John die Augen auf und starrte sie ungläubig an.


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Elisabeth war, genau wie Carson befürchtet hatte, nicht gerade erfreut über Rodneys Handeln gewesen. Unmittelbar nachdem sie Beckett in Kenntnis gesetzt hatte, war Dr. Weir in die Krankenstation gekommen und hatte sich selbst ein Bild von der Lage gemacht. Anschließend hatte sie Rodney in ihr Büro gebeten.

Dabei ging es Elisabeth gar nicht darum, dass Rodney das Gerät noch in der Nacht durch den Major hatte ausprobieren lassen. Schließlich war er der führende Wissenschaftler in diesem Bereich und die Zeit drängte. Doch als Leiterin der Mission wollte sie wenigstens bei Fundstücken die von solch einer Bedeutung für sie alle sein konnten informiert werden.

Unmittelbar nach dieser Unterredung hatte sich Rodney sein Laptop aus seinem Labor geholt und war auf die Krankenstation zurück gekehrt. Er wollte versuchen, die fehlenden Textbausteine in der Datenbank der Antiker zu finden.

McKay war in seinem Stuhl am Bett seines Teamkameraden ein wenig eingeduselt. Als das vormals gleichmäßige Pipsen der Maschine sich veränderte und der Alarm losging, schoss er aufgeschreckt von seinem Sitz hoch. Sheppards Augenlider zuckten und sein Körper bebte.

Beckett rannte herbei und nach einem kurzen Blick auf den Monitor wandte er sich dem Major zu. Die heraneilenden Schwestern drückten McKay vom Bett weg und schlossen die Vorhänge darum. Mechanisch ging Rodney rückwärts und zog sich in eine ruhige Ecke zurück. Er konnte nicht fassen was hier geschah.

Nach all den Fundstücken, die er Sheppard zum Ausprobieren im Laufe der Zeit vorgelegt hatte und die sich allesamt als harmlos erwiesen hatten, war er unvorsichtig geworden. Arrogant war er davon ausgegangen, dass dem Major schon nichts passieren würde, hatte dessen Bedenken einfach beiseite gewischt. Er hatte nur ihren Vorteil gesehen, eventuell endlich eine Waffe zur Verteidigung gegen die Wraith zu haben und hatte sich dabei nur auf bruchstückhafte Informationen gestützt. Er war unvorsichtig und überheblich geworden. Er hätte den Text besser studieren müssen, versuchen müssen, die fehlenden Teile in der Datenbank zu rekonstruieren. Er hätte die Bedenken des Majors ernst nehmen sollen. Er hätte ....
Alles Hadern half nicht mehr. Rodney atmete tief durch. Der Schaden war bereits geschehen. Jetzt war es nur noch wichtig, dem Major so schnell wie möglich zu helfen.

Eine halbe Stunde später trat Carson hinter dem Vorhang hervor. Flink lief Rodney im entgegen: „Und? Was ist mit ihm?“, fragte er atemlos vor Besorgnis.
„Keine Ahnung, was ich davon halten soll“, gab der junge Arzt zu. „So etwas habe ich noch nie gesehen“
„Was? Wie meinst du das?“ Angespannt blickte Rodney den Doktor an.
„Das EEG des Majors zeichnet eine rege Hirntätigkeit auf. Es wirkt fast, als ob er sehr intensiv träumt. Sein Körper befindet sich jedoch weiterhin in einem komatösen Zustand.“ Becketts Ratlosigkeit war ihm anzumerken.
„Das ist aber doch nicht gefährlich, oder?“ Aus zusammengekniffenen Augen blickte der Wissenschaftler hoffnungsvoll seinen Freund an.

„An und für sich nicht“, bestätigte dieser. „Das Erlebte ist allerdings so intensiv, dass sich die Herzfrequenz und der Blutdruck drastisch erhöht haben. Dies kann ein Körper nur über einen begrenzten Zeitraum verkraften. Wenn dieser Zustand zu lange anhält kommt es zum Kollaps“, führte der Doktor seine Befürchtungen für Rodney näher aus. Als er McKays geschockten Gesichtsausdruck bemerkte, beeilte er sich, mit seinen Ausführungen fort zu fahren. „Wir waren gezwungen, den Major zusätzlich zu seinem Koma zu Sedieren und zu Intubieren und haben dadurch die Situation wieder unter Kontrolle bekommen.“ Rodney atmete erleichtert durch.
„Jedoch ist das kein Dauerzustand. Wir müssen so schnell wie möglich eine Lösung für das Problem finden. Wie kommst du mit dem Text weiter?“ Becketts Blick ging zu Rodneys Notebook.

„Nicht gut. Ich kann einfach die fehlenden Stücke nicht finden. Die Datenbank der Antiker ist riesig und es könnte Tage dauern, bis wir auch nur ansatzweise wissen, wo die entsprechenden Bausteine abgeblieben sein könnten“, berichtete Rodney frustriert.
„Tage?“, wiederholte Carson entsetzt. „So lange verkraftet sein Körper diese Belastung auf keinen Fall.“
McKays Verstand arbeitete fieberhaft. „Vielleicht könnte ich ein Suchprogramm installieren?“, überlegte er laut. „Wenn ich ... Ich glaube, ich weiß, wie wir schneller an die Informationen kommen. Ich muss zu Zelenka“, rief Rodney aufgeregt und stürzte auch schon zur Tür hinaus.
Der Doktor sah im Kopf schüttelnd hinterher. Hoffentlich hatte Rodney Erfolg, denn ansonsten befürchtete Carson für John Sheppard das Schlimmste.


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John war sich nicht sicher, was passiert war. Eben unterhielt er sich noch mit dieser Frau und im nächsten Moment hatte er das Gefühl gehabt zu fallen. Dann war alles schwarz um ihn herum geworden und von da an wusste er nichts mehr.

Als er jetzt wieder zu sich kam, befand er sich alleine in dem Labor. Wie zuvor war das Licht abgeschaltet und nur der helle Schein von draußen wies ihm den Weg zu der Fremden. Ein wenig steif erhob er sich und machte sich auf die Suche, nach der Quelle des Lichts.

„Ah, hier bist du!“, begrüßte er die ihm nun bereits bekannte Erscheinung, als er den Raum mit dem Transporter für diese Ebene betrat.
„Sie versuchen dir zu helfen“, antwortete die Frau, ohne auf seine Bemerkung einzugehen.
„Wer probiert mir zu helfen?“, fragte John irritiert und musterte die vor ihm befindliche Frau. Doch auch diese Frage blieb unbeantwortet.

„Gut, da du mir dazu anscheinend nichts sagen möchtest ... Fangen wir also nochmals von vorne an.“ John bemühte sich, ein bisschen Ordnung ins Chaos zu bringen.
„Du sagtest mir, du wärest Atlantis. Was heißt das? Ich meine, ist das dein Name oder steckt da mehr dahinter?“ Neugierig lag Johns Blick auf der wabernden Gestalt.

„Ich bin Atlantis!“, wiederholte die Frau geduldig. „Ich bin das, was ihr wohl als die Seele der Stadt beschreiben würdet. Ich bin die Wächterin. Ich halte die Stadt am Leben. Ich wurde zurückgelassen, um ihre Rückkehr zu erwarten.“
„Du meinst, du warst die ganzen Jahrtausende hier alleine?“ John verzog erstaunt das Gesicht.
„Nicht ständig, aber doch die längste Zeit“, bestätigte Atlantis ihm geheimnisvoll.
„Wow, ein ganz schön einsamer Job“, entfuhr es John spontan.
„Wir erleben und empfinden die Dinge nicht so wie ihr“, versicherte sie John und es klang, als ob sie ihn damit beruhigen wollte.
„Moment mal!“, rief John Sheppard, als er über ihre Worte nachgedacht hatte. „Dann warst du es, die die Lichter angeschaltet hat, als wir die Stadt betraten. Und du warst es auch, die die Stadt abgeriegelt hat, als dieser Nanitenvirus sich drohte auszubreiten“, schlussfolgerte John weiter.
„Ja“, nickte Atlantis. „Bei eurer Ankunft dachte ich, sie kämen zurück.“
Sheppard überlegte einen kurzen Moment, dann verstand er plötzlich, was sie meinte.
„Du glaubtest, wir wären die Antiker!“ Abermals nickte die Frau zustimmend.
So langsam gab alles einen Sinn, dachte John. Doch war diese Aufgestiegene wirklich der Schlüssel zu ihrem Problem?

„Doch dann habe ich festgestellt, dass ich mich getäuscht hatte“, unterbrach Atlantis die Gedankengänge des Majors.

„Richtig. Wir sind zwar von der Erde“, berichtete John, „aber wir sind bereits die nächste Evolutionsstufe. Die Antiker starben vor Tausenden von Jahren aus.“ John hoffte, dass er die Geschichte noch richtig zusammenbrachte. Denn wenn er ehrlich war, hatte er Rodney bei seinen Geschichtsstunden über die Antiker und deren Schicksal auf der Erde nie so genau zugehört. Ein Umstand, den er gerade heftig zu bedauern anfing.
„Nachdem deine Leute auf die Erde kamen, vermuten wir, dass eine Krankheit unter ihnen ausbrach und sie nicht in der Lage waren, sich selbst zu heilen“, erzählte er die wenigen Einzelheiten, an die er sich noch erinnern konnte. Er glaubte noch so etwas im Ohr zu haben, dass Rodney von einer eingefrorenen Frau berichtet hatte, die sie im antarktischen Eis gefunden hatten, die später aber an irgendeiner fremdartigen Krankheit gestorben war.

„Sie kehren demnach also nicht zurück“, fasste Atlantis das Gehörte zusammen. Resignation trat auf ihr Gesicht, jedoch nur für einen kurzen Augenblick. „Doch wie dem auch sei, meine Aufgabe endet hier.“

„Moment, was heißt das jetzt wieder?“, warf John rasch ein. „Deine Aufgabe ist überhaupt nicht beendet. Du bist die Wächterin der Stadt!“, stellte Sheppard nochmals klar. „Die Wraith stehen kurz davor uns anzugreifen. Wir brauchen dich!“

Eindringlich schilderte der Major der Aufgestiegenen ihre Lage. Er erzählte ihr von den geweckten Wraith und der Bedrohung für die Stadt und deren Menschen. Er hatte das dringende Gefühl, sie überzeugen zu müssen und eine innere Unruhe ergriff ihn.

Noch während Sheppard mit ihr redete begann die Erscheinung allmählich zu verblassen und ein Anflug von Panik überkam ihn: „Nein, geh nicht!“ Entsetzen lag in seiner Stimme, die ihm selbst seltsam fremd und lallend erschien.

„Nicht ich bin es, die geht“, beruhigte ihn die Hohe.
„Sie versuchen dir zu helfen. Wehr dich nicht dagegen.“

John wusste nicht, wovon Atlantis sprach. Alleine auf den Sinn ihrer Worte zu achten, beanspruchte scheinbar unendlich viel Kraft. Ein unnatürliches Schlafbedürfnis hatte sich seiner bemächtigt. Sheppard hatte keine Ahnung wie es geschehen war, aber er realisierte plötzlich, dass er auf dem Boden lag.

Die Struktur von Atlantis verschwamm immer mehr vor Johns Augen und es war ihm nicht länger möglich, einen klaren Gedanken zu fassen. Verzweifelt kämpfte der Major gegen die drohende Bewusstlosigkeit an, doch Sekunden später musste er erkennen, dass es sinnlos war. Qualvoll erkannte Sheppard, dass er nun ihren Weggang nicht mehr verhindern konnte.

Doch irgendwie schien Atlantis zu wissen, was in ihm vorging.
„Ich werde warten“, war das Letzte was John wahrnahm.


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Dieses Mal hatte Doktor Beckett sofort eingegriffen, als der Alarm losging. Er bemerkte Johns Widerstand und spritzte nochmals das Sedativ nach. Er tat dies ungern, da er bereits früher als erwartet dazu gezwungen war, aufgrund der rapiden Veränderung die Major Sheppard durchmachte. Die Wirkung der ersten Behandlung hatte nicht so lange angehalten, wie normalerweise erwartet. Er fragte sich, was John wohl gerade durchmachte. Sein Allgemeinzustand verschlechterte sich jedenfalls zusehends.


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McKay war währenddessen in seinem Labor und brütete über den Fragmenten der Datenbank. Es war ihm größtenteils gelungen, sie zu rekonstruieren. Alles was fehlte, war dieser kleine, aber entscheidende Abschnitt, an dem er nun schon seit Stunden arbeitete.

Endlich tauchten die Wörter aus der Tiefe des Speichers auf. Aufgeregt überflog er die Zeilen. Entsetzt keuchte er auf: „Oh Gott!“
Wenn das, was hier geschrieben stand wahr war, dann hatte er einen großen Fehler gemacht. Plötzlich ergab auch die rege Gehirntätigkeit des Majors einen Sinn. Eilig schnappte sich der Wissenschaftler den Ausdruck und rannte los. Er durfte keine Zeit verlieren, oder Sheppard war für sie unwiederbringlich verloren.


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Widerstrebend öffnete John die Augen. Er schätzte mal, dass sich so jemand fühlen musste, der eine Kollision mit einem Zug gehabt hatte. Schwerfällig setzte er sich auf.

„Du bist wieder wach“, stellte Atlantis ruhig fest. Wie versprochen hatte sie auf Sheppards Erwachen gewartet. „Wie geht es dir?“

Unsicher blickte John sich um. Die Frau schimmerte in einem sanften Lichtschein.

„Nicht so gut, wenn ich ehrlich bin.“ John Sheppard stöhnte leise, als er taumelnd aufstand.
„Dir bleibt nicht mehr viel Zeit“, erklärte Atlantis, während sie ihn bei seinen Bemühungen vernünftig Fuß zu fassen, beobachtete. „Wir müssen den Wechsel vollziehen.“

„Entschuldige, aber ich kann dir nicht ganz folgen. Von was für einem Wechsel sprichst du?“, fragte John verwirrt und war bemüht, dass Karussell in seinem Kopf zum Stoppen zu bringen.

„Der Tausch, für den du gekommen bist. Du bist zwar kein Antiker, aber du bist ihnen ähnlich. Du hast die Gabe. Deine Fähigkeiten werden dir helfen, deine Aufgabe zu erfüllen. Ich habe mit dem Rat der Hohen gesprochen und sie werden dich als meinen Nachfolger akzeptieren.“

Rat der Hohen? Meine Fähigkeiten? Aufgabe? Von was für einer Aufgabe sprach diese Frau?, rätselte John, verzweifelt bemüht ein wenig Klarheit in seine verworrenen Gedanken zu bringen. Ja, es ist meine Aufgabe die Stadt zu beschützen, ich bin der ranghöchste Offizier!, ging es ihm durch den Kopf. Aber, war es nicht auch ihre Sache, über die Stadt zu wachen? ... wachen ..., Wächter ...

Das Wort rief einen dunklen Erinnerungsfetzen in Sheppard hervor. Die Lösung lag ihm förmlich auf der Zunge. ...
„Moment, du sprichst doch nicht etwa davon, dass ich deine Stelle einnehmen soll?“, ungläubig schaute John die Aufgestiegene an.
Der Major war sich sicher, endlich erkannt zu haben, was Atlantis ihm sagen wollte. Doch so sehr es ihn zufrieden stellte, dass er schließlich dahinter gekommen war, so sehr alarmierte ihn, was dies bedeutete. Außerdem beunruhigte ihn die Tatsache, dass es ihm immer schwerer fiel sich aufrecht zu halten, einen klaren Gedanken zu fassen. Was geschah mit ihm?

„So stand es geschrieben“, bestätigte Atlantis und unterbrach John bei seinen Überlegungen.
„Das ist ein Missverständnis!“, rief Sheppard. „Wir dachten, das Gerät wäre eine Waffe gegen die Wraith! Die alten Texte waren nicht vollständig! Wir hatten keine Ahnung von der Bedeutung des Artefaktes!“ Es gelang ihm nicht, die Panik in seiner Stimme zu verbergen.


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Abermals schnellte der Blutdruck und der Puls des Majors in die Höhe. Carson seufzte. Es würde ihm nichts anderes übrigbleiben, als ihn erneut zu sedieren. Doch lange würde Sheppards Herz diese Belastung nicht mehr mitmachen. Seine Werte verschlechterten sich kontinuierlich. Er wurde schwächer.

Gerade als Beckett den Kolben der Spritze durchdrücken und das Serum in die Kanüle spritzen wollte, die in den Handrücken des Majors mündete, stürmte Rodney in die Krankenstation.

„Nein, Carson. Nicht!“, schrie McKay, als er sah, wie Beckett die Spritze setzte.
Erschrocken blickte der Arzt auf.

„Nicht, du darfst Sheppard auf keinen Fall weiter unter Narkose nehmen!“, stammelte der Wissenschaftler nach Atem ringend. Die Wegstrecke von seinem Labor zur Krankenstation war deutlich zu lang, um sie rennend zurück zu legen.

„Bitte?“ Carson blickte Rodney verständnislos an.

„Ich habe mich geirrt“, gab der Wissenschaftler zu. „Das Ding ist gar keine Waffe. Es löst den Wächter der Stadt ab.“ Aufgeregt wedelte McKay mit seinen Ausdrucken.
„Wen?“, fragte Carson Beckett erstaunt und stellte fest, dass Rodney wie gewohnt in Rätseln sprach.

„Die Stadt hat einen Wächter. Einen Aufgestiegenen. Normalerweise wurde dieser Wächter alle 1000 Jahre durch einen Antiker abgelöst. Dieser steigt auf und nimmt die Stelle des Aufpassers ein, während der ehemalige Wächter zum Rat der Hohen zurückkehrt“, versuchte Rodney seine Übersetzungen in Kurzform zu schildern.
„Ich nehme an, dass Major Sheppard im Moment eine Begegnung mit eben diesem Wächter hat! Das würde auch die erhöhte Hirntätigkeit erklären und dieser Aufgestiegene geht sicher davon aus, dass Sheppard seine Ablösung ist. Ich wette, der Major versucht gerade, ihn vom Gegenteil zu überzeugen. Wenn wir ihn retten wollen, müssen wir ihm die Gelegenheit bieten, dies auch zu Ende zu bringen.“ Rodney sah den Doktor eindringlich an.

Beckett schaute unentschlossen auf den Major. Rodneys Geschichte klang verrückt, überlegte er sich, doch andererseits spitzte sich die Lage zu. Zögernd ließ Carson die Spritze sinken.
„Ich hoffe, du behältst Recht, Rodney und wir machen das Richtige.“ Sorgenvoll glitt Carons Blick auf den Bewusstlosen.


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„Das ist unerheblich“, widersprach Atlantis ruhig John Sheppards letztem Einwand. „Der Rat hat beschlossen, dich als meinen Nachfolger zu akzeptieren. Dein Körper hat bereits mit dem Prozess des Wandels begonnen.“
„Was meinst du?“, fragte John irritiert.
„Das Gerät, das du berührt hast, hat dich nicht nur hierher gebracht. Es sorgt zeitgleich auch dafür, dass dein Geist sich von deinem Körper löst“, erläuterte die Erscheinung geduldig.
„Ah, und das bedeutet im Klartext?“ John empfand es als immer mühsamer, ihren Worten zu folgen. Eine Schwäche übermannte ihn, dann gaben seine Beine nach und er fand sich auf dem Boden kniend. Jeder Versuch, sich aufzurichten misslang und so blieb er einfach wo er war.

Atlantis Worte drangen wie durch Watte zu ihm durch und obwohl er die Antwort bereits befürchtet hatte, schockierte es ihn, sie ausgesprochen zu hören: „Dein menschlicher Körper wird sterben!“, lautete die sachliche und emotionslose Feststellung.

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Elisabeth und Rodney sahen sich besorgt an, als Carson hektisch nach dem Defibrillator rief. Schlagartig verstärkte sich die Aktivität der Schwestern hinter dem von Vorhängen geschützten Bereich, in dem sich der Major befand. Sie hörten wie das Piepsen der Maschine, die Johns Herzfrequenz kontrollierte, unregelmäßig wurde und schließlich in einen nervenaufreibenden Daueralarmton überging.


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Hilflos saß John mit dem Rücken an die Wand gelehnt. Mit letzter Kraft war es ihm gelungen, sich hierher zu robben und diese Position einzunehmen. Doch die Anstrengung hatte seine Reserven verbraucht. Er fühlte sich furchtbar und erschöpft. Er hatte nur noch den Wunsch, die Augen zu schließen und zu schlafen. Doch eine innere Stimme hielt ihn davon ab. Ermahnte ihn, dagegen anzukämpfen.

Doch wogegen sollte er kämpfen? Was war so gefährlich an einem bisschen Schlaf? Sein Verstand versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Sheppard spürte instinktiv, dass es da etwas Wichtiges gab, an das er sich erinnern sollte. Sein Erinnerungsvermögen schien jedoch nur noch aus Fragmenten zu bestehen, die einfach kein zusammenhängendes Bild ergeben wollten. Da war diese Frau, deren Stimme auch jetzt irgendwelche Worte zu ihm sprach.

Sein Körper wollte sich fallen lassen, in das warme Leuchten, das ihn umgab. Es schien so leicht zu sein, einfach nachzugeben und alles los zu lassen. Doch sein Geist weigerte sich aufzugeben, schrie ihn förmlich innerlich an und ermahnte ihn, weiter zu kämpfen. Doch wofür? Verzweifelt probierte er dahinter zu kommen.

Atlantis, ging es ihm durch den Sinn. Es hatte etwas mit der Stadt zu tun. Die Wraith. Das Gesicht von Steve tauchte vor ihm auf.
Die Wraith, sie würden kommen! Endlich hatte John einen Anhaltspunkt. Angestrengt grübelte er weiter: Atlantis ..., die Stadt ..., die Frau ..., der Wächter ... John fühlte, es war zum Greifen nahe und plötzlich schälte sich ein Gedankenblitz aus dem Wirrwarr: Er sollte der Wächter von Atlantis werden!

John Sheppard keuchte entsetzt auf, als er wieder begriff, worum es ging. Er verstärkte seine Bemühungen sich aufzusetzten, doch aller Anstrengung zum Trotz gelang es ihm nicht. Er fühlte eine lähmende Schwäche, die ihn immer mehr einzulullen schien und Panik überkam ihn.
„Nein!“, brach es leise aus ihm heraus. Sheppard wunderte sich selbst, wie kraftlos seine Stimme war. Eigentlich wollte er das Nein heraus rufen, doch selbst für seine Ohren blieb nicht mehr als ein Wispern davon übrig.
„Nein“, hauchte er nochmals, als er merkte, wie sein Körper wegdriftete und der vermeintliche Sturz ins Bodenlose folgte.

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Routiniert erteilte Beckett seine Befehle, als der Pulsschlag des Majors aussetzte und das Elektrokardiogramm die lebensbedrohliche Herzrhythmusstörung, das Kammerflimmern, verzeichnete. Sein Team war auf solche Situationen gedrillt. Schnell und mit geübten Griffen reichte das Krankenpersonal Carson was er brauchte, um die Reanimation Sheppards vorzubereiten und durchzuführen.


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Das gleichförmige und monotone Geräusch, welches die Nulllinie begleitete, kratzte an den Nerven von Elisabeth Weir und Rodney McKay. Angespannt lauschten sie auf die Laute, die aus dem geschützten Bereich zu ihnen drangen.

Elisabeth stand an die Wand gelehnt und hatte die Augen geschlossen. Ihr Gesicht wirkte verschlossen und spiegelte die Konzentration wieder mit der sie die Ereignisse verfolgte. Ihre Hände waren nervös ineinander verkrampft.

Rodney hingegen starrte wie ein hypnotisiertes Karnickel auf den geschlossenen Vorhang. Unfähig sich zu rühren, hämmerte sein Herz in wildem Stakkato. Es durfte so nicht enden. Verdammt, es konnte so nicht enden! Sie brauchten den Major. Er würde es sich nie verzeihen, wenn wegen seiner Arroganz ein Mensch zu schaden käme, insbesondere John Sheppard.
Wie sollten sie überleben, wenn er ihnen ihren einzigen Trumpf, im Kampf gegen die Wraith, genommen hatte? Niemand beherrschte die Technik der Antiker auch nur annähernd so gut wie John. Natürlich gab es ein paar Mitglieder seines Stabes, die auch mittlerweile ganz beachtliche Fortschritte erzielt hatten. Aber an die Natürlichkeit mit der John die Geräte bediente und zum „Leben“ erweckte, kamen sie längst nicht heran. Es gab keinen Zweifel darüber, starb John Sheppard, dann starben auch sie.

McKay verließ die Krankenstation. Er konnte dieses untätige Warten nicht mehr aushalten. Er musste einen Ausweg finden. Er hatte sie in dieses Schlamassel hinein befördert, also musste er sie auch wieder heraus holen.

Ein unbestimmter Gedanke führte ihn in das Labor, in dem sie am ersten Tag dem Hologramm dieser Frau begegnet waren. Atemlos kam er in dem verlassenen Bereich der Stadt an. Seit sie erkannt hatten, wie viel Energie die Aktivierung der Nachricht verbrauchte, hatten sie auf weitere Abspielungen verzichtet.

McKay stellte sich in die Mitte des Zimmers und räusperte sich.
„Hallo?“, rief er in den leeren Raum. Nichts tat sich. Er kam sich etwas albern vor, doch so schnell war er nicht zu entmutigen. Er war sich sicher, sie existierte. Die Informationen der Datenbank waren eindeutig gewesen.
„Hallo? Ich weiß, dass sie da sind.“
Stur probierte Rodney es erneut: “Hallo?“
Seine Stimme klang ungeduldig. Beinahe bettelnd fuhr er fort: „Sie müssen mich einfach anhören. – Bitte!“

Rodney war auf seine Knie gesunken, die Augen in Resignation geschlossen. Die Verzweiflung drohte ihn zu übermannen. Dies hier musste einfach funktionieren. Er hatte keine Ahnung, was er sonst noch machen konnte, um dem Major zu helfen. Mit leiser Stimme sprach er weiter: „Bitte, geben Sie mir die Chance, es Ihnen zu erklären. Es war alles meine Schuld...“

Er bemerkte nicht das warme Leuchten, dass den Raum erfüllte. Auch bekam er nichts von der Form annehmenden Gestalt mit, die langsam immer klarer sichtbar wurde. Erst, als die Stimme einer Frau erklang, hatte Rodney die Gewissheit, nicht länger alleine zu sein.

„Du bist der, den sie McKay nennen“, stellte die Erscheinung fest und Rodney fragte sich im Stillen, wie viel sie von ihrer Warte aus, von ihnen und ihrem Treiben in der Stadt, mitbekam.

„Das ist richtig“, bestätigte er. Beim Aufschauen wurde ihm klar, dass er immer noch kniete. So schnell er konnte erhob er sich. Es war Rodney unangenehm, dass die Frau ihn so am Boden gesehen hatte. Unbehaglich räusperte er sich, um den ihm peinlichen Moment zu überbrücken.

„Warum hast du mich gerufen?“ Die Augen des mit Licht umwobenen Gesichtes richteten sich starr auf Rodney. Sie strahlten dabei so eine große Intensität aus, dass er intuitiv weg sehen wollte. McKay widerstand jedoch diesem inneren Zwang.
„Ich möchte, dass du den Major gehen lässt!“, bemühte Rodney sich, sein Anliegen so ruhig wie möglich vorzubringen.
„Das kann ich nicht“ Das Gesicht von Atlantis verzog keine Miene.
„Du kannst ihn nicht für etwas verantwortlich machen, an dem ich die Schuld trage“, argumentierte der Wissenschaftler beharrlich.
„Die Frage der Schuld spielt hierbei keine Rolle. Der Major hat das Gerät der Transformation aktiviert. Er hat den Prozess der Wandlung in Gang gesetzt“, erklärte sie stoisch und nahezu regungslos.
„Aber doch nicht absichtlich!“, schrie Rodney. Seine mühsam aufrecht erhaltenen Geduld löste sich allmählich in Luft auf.
„Ich habe ihn gebeten, das Artefakt zu aktivieren. ... Ich meine, hätten wir gewusst, welchem Zweck es dient, hätten wir doch nie den Versuch unternommen, es zu benutzen.“ Rodney holte Luft: „Wir dachten, ... ich dachte“, korrigierte er sich, „wir hätten endlich ein Mittel zur Verteidigung gegen die Wraith gefunden!“

„Es ist nicht weiter von Belang, unter welchen Umständen es dazu kam, Doktor.“ Das Gleichmaß und die Interessenlosigkeit in ihrer Stimme, brachten Rodney fast zur Weißglut und er vergaß alle Vorsicht.

„Das ist sehr wohl von Belang!“ Rodney fuhr herum und riss frustriert die Arme hoch. „Hätte der Major gewusst, was er damit auslöst, hätte er den Transformator doch niemals angefasst. Er würde niemals freiwillig die Bevölkerung von Atlantis zurücklassen. Sie nie einfach schutzlos dem Angriff der Wraith aussetzen! Wenn du auf deiner Ablösung durch Major Sheppard bestehst, dann hättest du uns auch gleich im Meer ertrinken lassen können! Wofür uns erst retten, wenn du uns jetzt unserem Schicksal überlassen willst?“
Aus Rodney sprach der Zorn der Hoffnungslosigkeit: „Seit wann haben sich eure Gesetze dermaßen geändert? Ich dachte, ihr dürft Situationen nicht verändern? Ich dachte, ihr dürft keinen Einfluss nehmen? Wenn du dir unsere Ahnungslosigkeit zu Nutzen machst und für deinen Vorteil missbrauchst, brichst du dann nicht diese Regeln? Außerdem war ich immer der Meinung, dass derjenige, der aufsteigen soll, dies auch selbst wollen muss. Ich wette darauf, dass der Major mit deinem Vorhaben nicht einverstanden ist.“ McKay starrte die Frau herausfordernd an.

„Er hat das Gerät aktiviert und dadurch seinen Willen gezeigt.“ Stupide wiederholte Atlantis ihren Standpunkt. Rodneys seufzte genervt. Seine Rede schien für die Aufgestiegene völlig ohne Bedeutung zu sein. Dennoch hatte der Wissenschaftler das Gefühl, dass sich das Licht um die Gestalt herum verstärkt hatte. Es kam ihm greller vor, vielleicht war er doch auf dem richtigen Weg. Er konnte es nur hoffen.

„Klar“, entgegnete Rodney sarkastisch, „er hat den Willen gezeigt, alles zu tun, um die Stadt und uns zu beschützen. Das heißt noch lange nicht, dass er bereit war, an deine Stelle zu treten.“ McKay behielt die Erscheinung fest im Blick. Er wappnete sich innerlich bereits für die nächste Runde und kramte sich zurecht, was er noch vorbringen könnte, um sie von ihrem Vorhaben abzubringen.

Plötzlich hatte es jedoch den Anschein, als würde sie auf irgendetwas lauschen. Sie wirkte jedenfalls auf einmal sehr konzentriert und in sich gekehrt und nahm von Rodney keinerlei Notiz mehr. So schnell dieser Eindruck entstanden war, so schnell verschwand er auch wieder. Ihr Blick richtete sich wieder auf ihn und lange sah sie ihn schweigend an.

„Der Rat der Hohen hat deinen Bedenken zugestimmt, Doktor McKay.“ Eine kurze Pause folgte, bevor sie weitersprach: „Sie haben beschlossen, mich in meiner Aufgabe zu belassen und Major Sheppard zu euch zurück zu schicken. Der Rat sieht seine körperliche Anwesenheit bei euch mehr von Nöten an und entspricht daher deinem Begehren.“ Rodney atmete erleichtert aus.

„Doch wenn ein Weiterer von euch den Transformator benutzt, wird sich der Wandel vollziehen. Eure Unkenntnis ist hiermit abgegolten!“
Das Licht um die Frau war wieder milder geworden und in ein warmes Goldgelb übergegangen.

„Sicher“, versprach Rodney eilig und konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wer nach diesem Erlebnis freiwillig das Gerät aktivieren sollte.


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Carson setzte erneut die Paddles des Defibrillators an. Sein Team wechselte einen mitleidigen Blick. Längst war der Zeitraum, in dem eine Rettung möglich war, überschritten. Doch der Doktor war einfach nicht bereit, den Tod des Freundes zu akzeptieren.

„Aufladen auf 360 Joule“, wiederholte er bestimmt den Befehl, den er schon ein paar Sekunden zuvor gegeben hatte. Seufzend kam die Schwester der Aufforderung nach. Irgendwann musste Beckett schließlich die Aussichtslosigkeit seiner Bemühungen einsehen.

„Alles zurücktreten!“

Der Körper des Majors zuckte und hob sich, als der Energiestoß ihn durchströmte. Abermals tauschte Becketts Team Blicke aus. Nun musste Carson doch aufgeben! Plötzlich geschah das Unfassbare: Die Herz-Lungen-Maschine, die über mehrere Minuten verstummt war, begann vereinzelt zu piepsen. Ungläubig starrten die Umstehenden auf die Anzeige.

„Schnell aufladen, sonst verlieren wir ihn wieder“, rief Beckett aufgeregt. Erneut sandte er einen Stromstoß durch den Bewusstlosen. Abwartend behielt er den Monitor im Auge und atmete beruhigt durch. Der Sinusrhythmus stabilisierte sich. Carson konnte zwar nicht erklären was geschehen war, aber der Major war zurück.


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McKay saß am Bett des immer noch bewusstlosen Majors. Carson war nervös wegen einer möglichen Gehirnschädigung, die Sheppard aufgrund des langen Herzstillstandes und des damit verbundenen Sauerstoffmangels erlitten haben könnte. Doch Rodney wartete entspannt darauf, dass John wach wurde. Die Aufgestiegenen hatten den Major gewiss nicht gehen lassen, um ihn dann behindert zu ihnen zurück zu schicken. Soviel stand für den Wissenschaftler fest.

Nachdenklich ruhte Rodneys Blick auf dem nun friedlich daliegenden Mann.
Eines hatte ihn diese Geschichte allerdings gelehrt. Er würde das Leben des Majors nie wieder so leichtfertig aufs Spiel setzen. Die Stadt brauchte ihn – er brauchte ihn! Aber das wäre das Letzte, was er John gegenüber zugeben würde.

Vielleicht würde er in nächster Zeit ein wenig freundlicher zu Sheppard sein, ein bisschen weniger herablassend. Doch dazu musste der Major ja erst einmal wach werden und dann? .... Mal sehen.

„Uhhh, McKay, was ist passiert?“ John Sheppard sah sich irritiert um und rieb sich unbewusst über die Stirn. Das Letzte woran er sich erinnerte war, dass er sich in seinem Quartier zum Schlafen hingelegt hatte und nun befand er sich in der Krankenstation. Er hatte keine Ahnung, wie er hierher gekommen war.

„Sie hatten einen kleinen ... Unfall, Major“, beantwortete Rodney ausweichend Sheppards Frage.
„Einen Unfall?“, wiederholte John und griff sich abermals an den schmerzenden Kopf. „Von einem Unfall weiß ich nichts. Aber ich hatte vielleicht einen verrückten Traum ... Sie kamen übrigens auch darin vor, McKay!“

Rodney seufzte. Er konnte sich lebhaft vorstellen, dass er darin nicht so gut abgeschnitten hatte. Aber immerhin hatte er es geschafft, seinen Fehler wieder gut zu machen.

„Wirklich, Major? Ich denke, Sie sollten mir davon erzählen“, forderte Rodney seinen Teamführer auf und lehnte sich entspannt in seinem Stuhl zurück.

Das würde eine lange Geschichte werden, aber Rodney hatte das unbestimmte Gefühl, er wäre dem Major noch eine Kleinigkeit schuldig.

ENDE
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