Auf Glatteis by Ziyal
Summary: Es gibt Dinge, bei denen auch ein John Sheppard machtlos ist.
Categories: Stargate Atlantis Characters: Carson Beckett, Elizabeth Weir, Evan Lorne, John Sheppard, Teyla Emmagan
Genre: General, Humor
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 1258 Read: 2753 Published: 20.10.11 Updated: 20.10.11
Story Notes:
A/N: geschrieben für den Adventskalender des fanficparadies.de und für Prompt #10 ‚glatt’ der ff25-2 Challenge auf fanfic_de. Vielen Dank an Bev für das schnelle und gute Beta.

1. Kapitel 1 by Ziyal

Kapitel 1 by Ziyal
Auf Glatteis


John Sheppard traute seinen Augen nicht, als er an diesem Adventsmorgen an das schwarze Brett trat.

„Was soll das heißen, die Eisfläche steht in den nächsten zehn Tagen nicht für Eishockey zur Verfügung? Wir haben in zwei Wochen DAS Spiel gegen die Europäer!“

„Das bedeutet, dass ihr euch einen anderen See für das Training suchen müsst“, erklärte Teyla, die sich zusammen mit Elizabeth neben ihm gestellt hatte. Seen waren aber Mangelware in dieser Gegend und er hatte keine Zeit, auf einem anderen winterlichen Planeten eine weitere Eisfläche spieltauglich herzurichten.



Angefangen hatte alles mit der Diskussion, wie man die perfekten Wintersportbedingungen auf MX3445 nutzen könne. Man einigte sich auf Eishockey und John ließ sich von Dr. Biro zu einer Wette hinreißen. Diese besagte, dass die Nordamerikaner es nicht schaffen würden, die Europäer im Eishockey zu schlagen. Elizabeth hatte das Ganze freudig unterstützt, weil das Spiel den perfekten Abschluss der Vorweihnachtszeit bildete und die zu erwartenden Wetteinsätze wunderbar für die Weihnachtstombola eingesetzt werden könnten. Die Daedalus brachte Ende November das Equipment mit (obwohl er sich fragte, wie Elizabeth das beim SGC durchgesetzt hatte) und sofort verfielen beide Seiten in geschäftiges Treiben.

John hatte sich anfänglich nicht viel bei dem spielerischen Wettbewerb gedacht, aber seit einer Woche beschlich ihn der Verdacht, dass die kleine Pathologin es faustdick hinter den Ohren hatte. Dr. Biro hatte schnell Verbündete in allen Expeditionsbereichen gefunden, aber John wusste leider nicht, wie weit ihre Verbindungen reichten. Es entwickelte sich ein verbissener Konkurrenzkampf. Hier ging es um die Ehre. Die Ehre des nordamerikanischen Eishockeys. Seine Ehre.

John zwangsverpflichtete alle Soldaten, die entweder schon mal auf Kufen gestanden oder einen Hockeyschläger in der Hand gehabt hatten. Es kostete ihn insgesamt einiges an Zeit und Nerven, die Männer auf dem Eis zum stehen zu bekommen und dann auch noch in die Lage zu versetzen, den Puck zu treffen. Der nerven aufreibendste Teil des Trainings bestand aber darin, Ronons Kraft soweit zu bändigen, dass er weder Löcher ins Eis hieb noch die Pucks ins Nirwana schoss. Langsam nahm auch die Anzahl kaputter Eishockeyschläger sowie der Marines mit blauen Flecken und Prellungen ab. Er gab alles und motivierte die Jungs immer wieder, aber über das gemeine Teich- Niveau schien sein Team nur schleppend hinaus zu wachsen.

Wenn sie jetzt das Training unterbrachen, könnte das fatale Folgen für ihr Punktspiel gegen die Auswahl der europäischen Missions-Länder haben – welche von Dr. Zelenka trainiert wurden, dem ausgebufften Fuchs. Keiner hätte gedacht, dass der kleine Wissenschaftler mal in der tschechischen U 21 Eishockey-Nationalmannschaft gespielt hatte und auch nicht, dass es offenbar in Nordeuropa zum guten Ton gehörte, im Winter Eishockey zu spielen. Zelenka kannte jedenfalls die Probleme nicht, die John hatte – und so konnten die Europäer in einem Testspiel seine Marines locker von Platz fegen.

Es stand außer Frage, dass die Nordamerikaner diesen Makel beseitigen mussten. Aber wie sollte er das schaffen, wenn er nicht trainieren konnte?



„Gibt es dafür einen triftigen Grund? Ich muss mit den Jungs trainieren!“

Elizabeth lächelte. „Weil wir jetzt dran sind.“

„Wir?“

Johns Verstand versuchte verzweifelt Elizabeth, Hockeyschläger, Puck und eine Eisfläche in Verbindung zu bringen, aber das Bild passte so gar nicht zusammen. Da fiel sein Blick auf den Stab, auf welchen sie sich sanft stützte. Er runzelte die Stirn. Das Ding sah aus wie ein Besen.

Besen? Damit konnte man kein Eishockey spielen. Irgendwas war hier ganz und gar nicht in Ordnung.

Sein Blick wanderte fragend an den beiden Frauen entlang und glitt dann an ihnen vorbei. Hinter ihnen standen etwa ein Dutzend Expeditionsmitglieder. Ganz am Ende der Schlange entdeckte er Major Lorne, der sich vom Eishockeytraining mit der fadenscheinigen Ausrede gedrückt hatte, der Databurst müsse vorbereitet werden. Albern. Wann war der schon mal Priorität gewesen?

„Was geht hier eigentlich vor?“, fragte er misstrauisch.

„Wir haben uns entschlossen, Carsons Angebot anzunehmen und eine alte schottische Wintersportart zu lernen“, erklärte Elizabeth.

„Und Dr. McKay hat sich netterweise bereit erklärt, ihn dabei zu unterstützen“, fügte Teyla hinzu. „Er sagte, Kanadiern liege das Gold im Blut.“ Sie klang irgendwie zu belustigt für seinen Geschmack.

In dem Moment kamen Beckett und McKay den Gang entlang geschlendert, beide in Fachsimpeleien vertieft. Sie hielten beide etwas in der Hand, das John im ersten Augenblick für Teekessel hielt.

Teekessel? Besen? Langsam beschlich ihn eine Ahnung und wurde zur grausamen Gewissheit. Johns Augen weiteten sich entsetzt.

„Rodney, Carson, das ist nicht Euer Ernst, oder?“

Arzt und Physiker lächelten ihn an. John spürte deutlich die Belustigung, die sich dahinter verbarg.

„Wenn schon so viele Leute Interesse an einer Sportart zeigen, in denen Kanada besser ist als ihr Amerikaner, kann ich doch nicht nein sagen“, erklärte McKay, sichtlich vergnügt.

„Und da es eine schottische Erfindung ist, muss ich natürlich dabei sein“, fügte Carson hinzu. „Außerdem habe ich es als Kind jeden Winter gespielt.“

„Und ich war kanadischer College Meister“. Rodney grinste inzwischen triumphierend. „Und ich sage nur: olympisches Gold 2006.“ Provozierend wippte auf seinen Fußballen vor und zurück und John verspürte den unmittelbaren Drang, McKay an die Gurgel zu gehen. Dieser schien die Gefahr zu spüren und die Gruppe zog zügig an ihm vorbei Richtung Hangardeck.

Als Lorne ihn passierte, verzog John das Gesicht.

„Auch Du mein Sohn Brutus?“

Der Major schaute ihn ein wenig gequält an. „Sorry, Sir, es hat nichts mit ihnen zu tun.“ Er schaute zu den Frauen hinüber, die ihn wissend anlächelten. John wurde das Gefühl nicht los, dass es ein mitleidiges Lächeln war. Dann folgten Lorne und Teyla den anderen, bis er mit Elizabeth alleine vor dem schwarzen Brett stand.

Resigniert seufzte er laut. Er sah seine Felle davon schwimmen, falls diese Unterbrechung zu der Katastrophe führte, die er befürchtete. Er korrigierte sich. Nicht falls, sondern wenn. Aber er hatte zumindest ein Recht darauf zu erfahren, warum ihm seine Freunde alle in den Rücken fielen.

„Also Elizabeth, warum unterstützt du die Europäer?“

Sie grinste vergnügt. „Caldwell hat einen Monatslohn auf euch gesetzt, weil er der Meinung ist, Nordamerika hätte gerade in Punkto Eishockey nichts zu befürchten. Das Geld könnten wir gut für die Weihnachtstombola gebrauchen.“

Ihr Lächeln nahm einen bösartigen Zug an.

„Außerdem hat er mit mir persönlich auch noch einmal gewettet, der aufgeblasene Kerl. Wenn er verliert, muss er einen Tag lang in der Messe bedienen – nur mit Schürze bekleidet.“

John war sprachlos. Menschliche Abgründe taten sich vor ihm auf. Er musste den Kopf schütteln, um dieses mentale Bild zu vertreiben.

Elizabeth tätschelte ihm die Schulter.
„Du wirst verstehen, dass die Ladies und ich alles daran setzen werden, dass er verliert. Nimm es nicht persönlich“, verkündete sie und zog pfeifend von dannen.

John war ernüchtert. Die Ehre der Nordamerikaner – seine Ehre - war wohl kaum noch zu retten. Er verlor nicht gegen einen kleinen tschechischen Physiker. Das allein wäre schon tragisch genug und er hoffte, dass dies nicht in die Annalen des SGC einging. Es reichte, dass es ihm selbst klar war. Nein. Sein Untergang waren lüsterne Frauen und Curling.

Aber was sollte er machen? Gegen höhere Gewalt war er einfach machtlos.

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