Schrecken by Olli
Summary: Albträume, die wahr werden.
Categories: Stargate SG-1 Characters: Daniel Jackson (SG-1), Jack O’Neill (SG-1), Janet Fraiser, Other Character, Samantha Carter (SG-1)
Genre: Action, Friendship, General
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 2471 Read: 2318 Published: 19.10.11 Updated: 19.10.11
Story Notes:
Besten Dank an Aisling für das Beta.

1. Kapitel 1 by Olli

Kapitel 1 by Olli
Schrecken


Janet schreckte aus dem Schlaf hoch, als sich eine Hand über ihren Mund legte. Für einen Augenblick starrte sie mit weit aufgerissenen Augen in die Dunkelheit. Dann erkannte sie im schwachen Licht der Straßenbeleuchtung, das durch die Vorhänge ins Schlafzimmer fiel, einen vertrauten Umriss.

„Schhhhhhhh“, zischte Sam, als sie ihre Hand zurückzog. „Leise“, flüsterte sie.

„Wa…?“

„Da sind Männer vor dem Haus.“

Janet versuchte den Schlaf fortzublinzeln. „Männer…? Aber…?“

„Keine Zeit für Erklärungen. Wir holen Cassie und verschwinden“, flüsterte Sam.

Innerhalb von Sekunden war Janet hellwach und schlug die Bettdecke zurück. Sie kannte Sam gut genug, um ihr in diesen Dingen blind zu vertrauen. Sam war bereits geduckt zur Tür geschlichen und Janet machte es ihr nach. Nur mit einem Nachthemd bekleidet schlich sie in Richtung von Cassies Zimmer. Sam hatte sich bereits neben der Tür hingehockt. Sie griff nach Janets Hand und zog sie zu sich herunter bis Janet Sams warmen Atem an ihrer Wange spürte. „Ich passe auf, hol Cassie… und sorg dafür, dass sie leise bleibt.“

Janet nickte, obwohl es im Flur noch dunkler war, als im Schlafzimmer und Sam die Bewegung höchstwahrscheinlich gar nicht gesehen hatte. Sie schlich die wenigen Schritte zur Tür zu Cassies Zimmer und drehte vorsichtig am Türknauf, der sich glücklicherweise völlig geräuschlos bewegte. Sam kümmerte sich um diese Dinge, seit sie bei ihr eingezogen war. Janet schlüpfte ins Zimmer. Sie wusste nicht, was das alles zu bedeuten hatte. Sie hatten schon im Bett gelegen, als Sam einen ihrer plötzlichen Einfälle gehabt hatte und sie unbedingt noch mal an den Computer im Arbeitszimmer im Erdgeschoss wollte. Das musste schon vor Stunden gewesen sein und Sam hatte sich mal wieder in der Arbeit verloren. Zum Glück sagte sich Janet, denn wenn Sam nicht wach gewesen wäre…

Janet legte Cassie die Hand auf den Mund – was ihre Adoptivtochter aber nicht weckte. Janet musste unwillkürlich lächeln, seit einiger Zeit waren die Albträume verschwunden und Cassie schlief die Nächte durch. Janet hoffte, dass diese Nacht nichts daran ändern würde. Vorsichtig rüttelte sie an der Schulter des Mädchens.

„Mmmmpf.“ Cassie wachte auf und starrte ihre Mom an.

„Keine Angst, Schatz. Ich bin es. Wir müssen leise sein.“

Cassies Augen weiteten sich aber dann nickte sie tapfer. Instinktiv schien sie die Anspannung ihrer Mutter zu spüren. „Komm.“ Sie griff nach Cassies Hand und führte sie hinter sich zur Tür. Auf dem Flur hockten sich die beiden neben Sam hin. In der Dunkelheit bemerkte Janet nur schemenhaft wie Sam kurz über die Wange des Kindes strich. „Cassie, da sind fremde Männer am Haus. Ich glaube, sie wollen uns was antun, deshalb schleichen wir uns raus, okay?“ Sam hatte sich entschieden, Cassie die nackte, brutale Wahrheit nicht zu verschweigen. Auch sie hatte ein Recht zu wissen, was sie erwarten könnte…

Cassie sagte nichts, sondern nickte nur. Janet drückte beruhigend ihre Hand.

„Wir gehen ganz leise die Treppe runter, dann nach links durch die Küche und raus zur Hintertür, okay?“, fuhr Sam leise fort.

„Okay“, wisperte Janet.

„Ich gehe vor und sehe mich um. Janet, zähl bis dreißig, dann kommt ihr nach.“

Zur Bestätigung drückte sie kurz Sams Hand.

Sam schlich gebückt zur Treppe. Janet zählte, stand auf und schob Cassie hinter sich. Sie spürte, wie sich ihre Tochter an ihren Arm klammerte. Langsam folgten sie Sam. Auf der Treppe machten ihre nackten Füße kein Geräusch aber in der Dunkelheit war Sam nirgends zu sehen und für einen Augenblick krampfte sich Janets Herz vor Sorge zusammen. Am Fuß der Treppe tauchte sie plötzlich wieder auf. Janet seufzte lautlos vor Erleichterung und folgte mit Cassie an ihrem Arm Sam in die Küche. Sie war drei Schritte vor ihnen und hatte die Hintertür fast erreicht, als plötzlich ein Blitz zuckte und für einen Moment den Himmel erhellte. Der Wetterbericht hatte für diese Nacht ein schweres Gewitter vorhergesagt aber es schien noch weit entfernt über den Rockies zu sein. Was Janet viel mehr Sorgen machte, war der große, bullige Schatten auf der hinteren Veranda, der im Licht des Blitzes für einen Moment zu sehen gewesen war. Janet reagierte ohne nachzudenken und drückte Cassie gegen die Küchenzeile. Sie drehte sich um und beugte sich beschützend über ihre Tochter. Sam hatte den Schatten auch gesehen und war stocksteif stehen geblieben. Dann begann sie, sich in einem scheinbar unendlich langsamen Tempo rückwärts zu bewegen, bis sie die Kücheninsel erreicht hatte und von draußen nicht mehr zu sehen war.

Für einen Moment hörte Janet das leise surrende Geräusch, das immer entstand, wenn eine Küchenschublade aufgezogen wurde, gleich danach glaubte sie, ein kaum wahrnehmbares metallisches Klappern zu hören. Kurz darauf war Sam zurück und drückte Janet den Griff einer großen, schweren, gusseisernen Bratpfanne in die Hand. Janet starrte darauf. Sam fasste sie an der Schulter und drängte sie und Cassie langsam in Richtung des kurzen Flures zum Wohnzimmer und zur Treppe zurück. Endlich hockten sie alle drei in relativer Sicherheit unter der Treppe. Sam lehnte sich vor und flüsterte kaum wahrnehmbar in Janets Ohr. „Der Kerl auf der Veranda hatte eine MP. Keine Chance, dass ich da was tun kann. Wir müssen vorne raus.“

„Und wenn vorne auch jemand mit einer MP steht?“

„Unwahrscheinlich. Das wäre im Licht der Straßenbeleuchtung zu gut sichtbar. Ein Nachbar könnte es sehen.“

„Sam, was…?“ Bevor Janet den Satz beenden konnte, zuckte Sams Kopf herum, sie starrte in die Finsternis. „Jemand ist im Haus.“

Janets Magen krampfte sich zusammen.

„Bleib hier“, damit war Sam verschwunden.

Janets Hände krampften sich um den Griff der Pfanne und auf einmal war sie froh, sich an etwas festhalten zu können. Angestrengt starrte sie in die Dunkelheit, gleichzeitig lauschte sie auf jedes Geräusch. Sie nahm nicht das Geringste wahr, weder von Sam noch von dem Eindringling. Janet wartete, es schien schon eine halbe Ewigkeit her zu sein, seit Sam verschwunden war… oder war sie gerade erst fortgeschlichen? Janet hatte jedes Zeitgefühl verloren. Sie begann sich zu fragen, was sie tun sollte? Was wäre, wenn Sam nicht zurück kam? Wie sollte sie Cassie mit einer Bratpfanne gegen automatische Waffen verteidigen? Sie sollte etwas tun… aber was? Sam nachschleichen und Cassie allein lassen? Oder Sam im Stich lassen und versuchen, ihre Tochter aus dem Haus zu bringen? Sie liebte Sam und Cassie von ganzem Herzen aber Sam war erwachsen und eine fähige Soldatin… Cassie war ein Kind… ihre Tochter… Ein Klumpen stieg Janets Kehle hinauf aber ihre Entscheidung war klar. Gerade wollt sie sich in Bewegung setzen als sie einen dumpfen Schlag hörte. Janet kniff die Augen zusammen in der Hoffnung, dadurch mehr erkennen zu können. Plötzlich ertönten die Geräusche eines Kampfes. Klatschende Laute wie von Faustschlägen auf Haut und Stoff, stöhnen und schmerzerfülltes Keuchen. Ein dumpfer Aufprall, wie von etwas Schwerem, das zu Boden fiel. Janet wusste nicht, was sie tun sollte, Sam kämpfte ganz offensichtlich mit dem Eindringling. Ein Blitz zuckte und erhellte für einen Augenblick das Wohnzimmer. Es war genug Licht für Janet, um zwei Körper zu erkennen, die sich auf dem Boden wälzten. Sam und der Angreifer rollten ins Wohnzimmer. Janet erkannte im fahlen Licht der Straßenbeleuchtung, das durch das Fenster fiel, wie Sam über dem Angreifer kniete. Mit der Linken drückte sie ihn zu Boden, die Rechte riss sie hoch und ließ sie dann blitzschnell auf den Angreifer hinunterschnellen. Für einen Augenblick glaubte Janet etwas metallisch aufblitzen zu sehen. Ein feuchtes „Tschak“ ertönte und der Angreifer stöhnte auf, er gab gedämpfte, röchelnde Laute von sich, als ob ihm jemand eine Hand auf den Mund presste. Sam riss ihren Arm nochmals in die Luft und stach noch einmal zu, der Angreifer verstummte. Sam blieb für einen Augenblick auf der Leiche sitzen, ihre Schultern sackten nach unten und ihr Kopf sank an ihre Brust. Janet starrte sie an.

Sam erhob sich langsam, für einen Moment blickte sie sich suchend um, dann bückte sich kurz. Gleich darauf war sie wieder unter der Treppe und hockte sich neben Janet. Es schien, als müsse sie sich regelrecht dazu zwingen sie anzusehen. „Da müssen noch mindestens drei sein“, flüsterte sie. „Bring Cassie zur Vordertür raus, ich gebe euch Deckung.“ Sie hielt eine schallgedämpfte Pistole hoch, die der Angreifer beim Kampf hatte fallen lassen.

„Sam… Du… Du kommst mit… oder?“

„Niemand wird euch was tun, das lasse ich nicht zu.“ Sam legte ihre Hand in Janets Nacken und zog sie an sich. Der Kuss war kurz aber intensiv, fast sofort löste sich Sam wieder von Janet. „Geh. Bring Cassie hier raus.“ Sam drehte sich um und verschwand wieder in der Dunkelheit.

Janet blickte ihr für einen Augenblick nach. Sie musste die Tränen ebenso wie den Klumpen in ihrer Kehle hinunterschlucken. Dann griff sie entschlossen nach Cassies Hand und zog sie auf die Beine. In der anderen Hand hielt sie noch immer die Pfanne. An der Haustür ließ sie Cassie für einen Augenblick los, um die Tür zu öffnen. Sie trat nach draußen und wollte sich gerade nach ihrer Tochter umdrehen, als sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrnahm. Ohne nachzudenken schlug sie mit der Pfanne zu wie mit einem Baseballschläger. Sie traf den Mann an der Brust und die Wucht des Aufpralls erschütterte ihre Arme bis ins Mark. Der Angreifer ging zu Boden aber er schien von außerordentlicher Kondition zu sein. Fast sofort versuchte er, wieder auf die Beine zu kommen. Janet sah nur eine Möglichkeit, sie packte die Pfanne mit beiden Händen riss sie hoch über den Kopf und ließ sie mit aller Gewalt auf den Angreifer niedersausen. Ein Geräusch ertönte wie eine Mischung aus feuchtem Klatschen und dem Knirschen von Kieseln. Für einen Moment saß der Mann völlig reglos auf dem Boden, dann kippte er langsam nach hinten, schlug auf die Veranda auf und rührte sich nicht mehr. Janet blickte für einen Augenblick mit weit aufgerissenen Augen auf den Angreifer.

„Mom?“, wisperte Cassie plötzlich und riss Janet damit aus ihrer Starre.

Sie griff wieder nach Cassie und rannte einfach los. Ihre Füße klatschten auf dem Beton der Garagenauffahrt. Sie hatte gerade die Straße erreicht, als starke Scheinwerfer sie in gleißendes Licht tauchten. Janet kniff die Augen zusammen und sah schattenhafte Gestalten auf sich und Cassie zustürzen. Verzweiflung ergriff sie, wenn sie die Angreifer lange genug aufhalten konnte, damit wenigstens Cassie entkommen konnte… Sie riss wieder die Pfanne in die Luft, „Lauf weg, Cassie!“, schrie sie und stürzte sich auf den nächsten Schatten aber noch bevor sie zuschlagen konnte, schloss sich eine eisenharte Faust um ihre Handgelenke, gleichzeitig schlang sich ein Arm um ihre Hüften und sie spürte, wie sie von den Füßen gehoben und an einen muskulösen Körper gepresst wurde. Sie schrie und trat nach dem Mann aber es war nutzlos.

„Doktor Fraiser! Sie sind außer Gefahr! Doktor Fraiser, ich bin es.“

„Wa…?“ Janet spürte, wie sie weggetragen wurde, aus dem grellen Licht heraus. Sie blinzelte und endlich erkannte sie, wer sie festhielt. „Teal’c?“

„Ja, Doktor Fraiser.“

Wie in Trance sah sich Janet um. Gleich neben ihr stand Daniel, er hielt die zitternde und weinende Cassie auf seinen Armen. Überall waren Männer und Frauen in Kampfanzügen und mit M16-Gewehren, Colonel O’Neill stürmte an der Spitze von SG-3 auf den Eingang ihres Hauses zu. „Woher…? Wieso wussten Sie…?“

Sanft stellte Teal’c Janet wieder auf den Boden. „Captain Carter hat per E-Mail einen Notruf an das SGC geschickt. Major Davies hat uns informiert und Verstärkung geschickt“, erklärte der große Jaffa.

Daniel ließ Cassie herunter, die sich weinend in Janets Arme warf. „Mommy, Mommy“, schluchzte sie.

Janet drückte sie an sich und strich ihr beruhigend über das Haar. „Ist schon gut, Kleines“, murmelte sie immer wieder. „Alles wird gut, alles wird gut. Sam wird nichts…“

Auf einmal ertönten Schüsse. Automatische Waffen ratterten und Janet und Cassie wurden von Teal’c und Daniel blitzschnell hinter eines der Einsatzfahrzeuge befördert und zu Boden gedrückt. Genauso plötzlich wie sie begonnen hatte, hörte die Schießerei wieder auf. Einen Moment später erklang Colonel O’Neills Stimme über Funk. „Situation unter Kontrolle.“

Kurz darauf kam Sam aus dem Haus. Sie war noch immer barfuß und trug nur T-Shirt und Shorts. Sie lief über die Straße und schloss ihre Arme um Janet und Cassie. Janet war es völlig egal, als Sam sie impulsiv vor den Augen ihres Teams und so vieler anderer küsste. Nach einem Augenblick wurden sie von einem verlegenen Räuspern unterbrochen. „Ahm, Carter? Vielleicht sollten wir den Doc, Cassie und Sie erstmal ins SGC bringen“, erklärte Colonel O’Neill.

Langsam löste sich die Familie voneinander. „Das wäre wohl das beste“, stimmte Janet zu.

Sam zeigte deutlich ihre Verlegenheit. „Schon eine Ahnung, wer die waren, Sir?“, versuchte sie abzulenken.

O’Neill zuckte mit den Schultern. „Ich glaube, den Kerl auf der Veranda, mit dem eingeschlagenen Schädel, habe ich schon mal gesehen. Wenn ich mich recht erinnere, in Begleitung von Senator Kinsey.“

„Kinsey!“, zischte Sam.

„Mistkerl!“, brach es aus Janet heraus.

„Ich bin mir sicher, er wird eine Möglichkeit finden, sich da wieder rauszureden“, warf Daniel ein.

„Wie auch immer, wir werden uns das merken. Gute Arbeit Carter, wie Sie die beiden Kerle erledigt haben.“ O’Neill gab ihr einen anerkennenden Knuff auf den Oberarm.

„Ahm, ich habe nur den Kerl im Wohnzimmer… Der andere, das…“

„Das war ich“, sagte Janet leise. „Er war auf einmal da und… Cassie war direkt hinter mir… Ich… Ich habe einfach reagiert…“

„Du hast getan, was notwendig war, Jan.“ Sam legte ihr den Arm um die Schultern und zog sie noch einmal an sich.

„Kommen Sie, Doc. Sie sollten sich was anderes anziehen“, sagte O’Neill leise und deutete auf Janets Nachthemd.

Erst jetzt bemerkte sie die roten Spritzer darauf. Als die ersten dicken Regentropfen auf sie niederprasselten, ließ sie sich wie betäubt von Sam zu einem Rettungswagen führen.

Ende
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