Uncertain by anja25ive
Summary: Plötzlich erkennt Teyla, dass Michael seine Erinnerungen nicht verloren hat und nun fragt sie sich, für welche Seite er sich entscheiden wird …
Categories: Stargate Atlantis Characters: Michael, Teyla Emmagan
Genre: UST, Vignette
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 1909 Read: 3464 Published: 19.12.10 Updated: 19.12.10
Story Notes:
Spoiler: Season 3

A/N: Die Geschichte spielt nach 'Undecisive', doch ist es absolut nicht nötig sie zu kennen, da sich diese kleine Geschichte auch so versteht.










1. Uncertain by anja25ive

Uncertain by anja25ive
Er hatte seine Erinnerung wieder. Ich wusste nicht wieso, ich wusste nicht warum, aber in diesem Augenblick, in dem er seine Waffe zog und mich mit seinen blauen Augen ansah, wusste ich, dass er nichts vergessen hatte. Er wusste, dass er ein Wraith war. Er wusste, was wir getan hatten - er wusste, was ich getan hatte. Es war diese kleine Veränderung in seinen Augen, diese Fremde, diese Leere, dieser stille Vorwurf, den er mir machte. Und da war sie wieder, diese Unsicherheit, diese Frage, die mich nicht mehr losgelassen hatte, seitdem wir ihm das zweite Mal das Serum verabreicht hatten. Ich konnte mir immer wieder sagen, dass es richtig war, dass wir alles taten, um eine ganze Galaxie zu retten, doch jetzt, als er vor mir stand, spürte ich, wie stark diese Zweifel in mir waren.
Für einen kurzen Augenblick schloss ich meine Augen, wich seinem Blick aus, der mich so eindringlich ansah, als suchte er nach einer Erklärung für das, was ich getan hatte. Doch wie viel von Michael war noch da? Wie viel von dem Wraith, der er einst war, stand mir jetzt gegenüber? Fragen, diese unglaublich vielen Fragen, die mich nicht mehr losließen und ich wusste, dass Michael irgendwann die Antworten einfordern würde. Antworten, die ich ihm nicht geben konnte. Vielleicht war jetzt der Zeitpunkt, wo wir hier in diesem unerforschten Raum in Atlantis festsaßen, nachdem eine Explosion alle Eingänge blockiert hatte.
"Was hast du vor?", fragte ich schließlich und durchbrach diese beklemmende Stille, die uns so fest umhüllte. Würde er mich töten? Würde er sich an mir rächen für das, was ich zugelassen hatte? Er musste es nur tun und konnte jedem erzählen, dass die Explosion mich getötet hatte. Doch egal, wie groß die Anspannung in meinem Körper war, egal, wie sehr mich diese erdrückende Enge belastete, ich zweifelte daran, dass er mich töten würde. Ich wusste nicht, woher dieser Glaube kam, aber ich trug ihn in mir und es war das einzige, was mir versicherte, dass ich Michaels Vertrauen zurückgewinnen konnte. Sein Vertrauen zurückgewinnen? Ich wusste nicht einmal, ob ich es wirklich verloren hatte. Noch immer stand er mir gegenüber, besah mich mit diesem Blick, der mich für eine Sekunde glauben ließ Schmerz darin zu erkennen.
"Warum hast du es getan?", hallte seine Stimme durch den dunklen Raum, ließ mich für einen Moment zusammenzucken, weil sie so laut und kräftig klang.
"Wir haben es zum Wohle der …."
"Warum hast du es getan?"
Er war wütend. Doch der Zorn konnte die Verzweiflung, die in seiner Stimme mitschwang, nicht verstecken. Zuviel hatten wir ihm angetan, zuviel hatte ich zugelassen, obwohl ich wusste, dass es richtig war. Diese Entscheidung war richtig gewesen und dennoch fühlte es sich immer noch so falsch an. Ich hatte ihm genommen was er war, hatte ihm seine Identität genommen, hatte ihm seine Vergangenheit genommen, ohne ihm die Wahl zu lassen.
"Ich musste es tun, um ganze Völker zu retten", verteidigte ich die Entscheidung, die wir getroffen hatten. Ich verteidigte sie, weil ich wusste, wie wichtig sie war, wie viel sie an Bedeutung in sich trug. Menschen konnten in Frieden leben, mein Volk konnte in Frieden leben. Generation für Generation konnte ohne Angst heranwachsen, doch die Frage, ob wir das Recht hatten uns zu einer höheren Macht aufzuspielen, schwebte wie das Schwert des Damokles über mir.
"Du hast mir genommen was ich bin."
Schwer schwebte der Vorwurf in dem dunklen Raum, ließ das Mitgefühl immer langsamer zum Schuldgefühl werden. Schuld! Ich fühlte mich schuldig, weil ich einem Wraith das genommen hatte, was er war. Nein! Ich fühlte mich schuldig, weil ich Michael genommen hatte, was er war. Es war ein Unterschied - es war für mich ein Unterschied. Er war nicht irgendein Wraith, er war nicht irgendjemand. Er war jemand, dem ich vertraute, der mir nah stand.
Jetzt, wo ich diesen Gedanken zum ersten Mal laut dachte, überraschte er mich. Es sollte mich erschrecken, es sollte mich entsetzen, vielleicht sollte es mir sogar Angst machen, aber nichts dergleichen geschah, denn zu sehr war das Verständnis für Michael bereits in mir gewachsen.
"Ich dachte, du wärst anders", sprach er weiter, als ich noch immer schwieg, weil ich ihm nichts sagen konnte, was all das ungeschehen machen würde. Und seine Worte trafen mich. Sie trafen mich, weil sie mich ebenso überraschten wie die Tatsache, dass ich ihm vertraute. Wie viel hatte schon zwischen uns bestanden? Wie viel hatte uns bereits verbunden, bevor ich ihm wieder alles genommen hatte?
"Nur durch das, was wir getan haben, sind wir sicher vor den Wraith", sagte ich schließlich und trat einen Schritt näher. "Es war nie meine Absicht dich zu verletzen."
Jedes Wort, das über meine Lippen rann, meinte ich ehrlich, meinte ich so, wie ich es sagte. Ich wollte ihm nicht das nehmen, was er war, wollte ihm seine Identität nicht nehmen, aber es hatte keine andere Wahl gegeben. Kein schwarz oder weiß, kein gut oder böse, kein ja oder nein. Der Weg hatte in nur eine Richtung geführt und ich hatte mich entschieden ihn zu gehen.
"Zweimal! Zweimal habt ihr mir ein Leben gegeben, dass nicht meines ist."
Seine Stimme hatte längst an Wut und Zorn verloren. Die Verzweiflung war deutlicher zu hören. Der innere Kampf zu akzeptieren, was er jetzt war oder das zurückgewinnen, was er einst gewesen war, war deutlich zu spüren. Zum ersten Mal begriff ich, dass ich diese letzte Hürde war. Ich begriff es in dem Moment, als er seine Waffe senkte und auf mich zu trat. Ich musste nur einen Atemzug tun und ich konnte ihn berühren. Doch alles was ich tat, war ihn anzusehen - ihm gegenüber zu stehen und in seine Augen zu blicken. Diese Augen, die mich ansahen und fast verzweifelt nach einem Zeichen suchten, dass das hier das Leben war, das er leben sollte. Konnte ich ihm diesmal diese Entscheidung abnehmen? Konnte ich mich diesmal über alle Mächte hinweg setzen, um ihm zu sagen, welches Leben das richtige für ihn sein würde? Ich konnte es nicht. Ein drittes Mal konnte ich nicht diese Schuld auf mich nehmen, ein drittes Mal konnte ich nicht in seine Augen sehen und den stillen Vorwurf ertragen. Ich würde ihn akzeptieren, egal was er sein würde, ein Wraith oder ein Mensch. Für mich würde er immer Michael bleiben.
"Es tut mir leid", hüllte ich zum ersten Mal meine Schuld in Worte, gestand sie ein, ließ sie ihn wissen, doch noch immer haftete die Unsicherheit an ihm. Aber wie konnte er nicht unsicher sein, ich hatte ihn bereits zweimal hintergangen, hatte zweimal dieses schwache Band der Freundschaft zwischen uns missbraucht. Alles was ich hatte, waren diese Worte, die nichts anderes waren als aufrichtig und ehrlich. Mehr konnte ich ihm nicht bieten, mehr konnte ich ihm nicht sagen, um ihm vielleicht die Entscheidung abzunehmen, die er jetzt treffen musste.
"Wie kann ich ein Leben führen, das mir nicht gehört?", durchbrach er wieder die Stille, die meine Worte ausgelöst hatten.
"Es ist dein Leben. Wir haben dir nur eine andere Möglichkeit gegeben."
Es war eine Lüge. Wir hatten es ihm nicht gegeben, wir hatten es ihm aufgezwungen, aber all das, was er in den wenigen Monaten getan und erlebt hatte, war sein Leben. Das war nichts, was wir ihm aufgezwungen hatten. Es war nichts, was wir ihm aufdiktiert hatten. Jede Entscheidung, jeden Schritt, jede Tat war von ihm allein bestimmt. Und jede Erinnerung, die ich mit ihm teilte, war keine, die ich ihm eingeredet hatte.
"Ich habe nie danach gefragt", antwortete er mir und ich spürte, dass er diesen inneren Kampf nicht so einfach zu Ende bringen konnte. Er hatte ein anderes Leben geführt, war ein Wraith gewesen und diese Vergangenheit besaß er noch immer. Doch jetzt hatte er eine neue Gegenwart, eine, die er ebenfalls nicht vergessen konnte - vielleicht wollte er sie auch nicht vergessen.
"Wer willst du sein?", stellte ich schließlich die Frage, die ihm auf der Zunge lag. Die Frage, die er sich nicht stellen konnte, weil er nicht wusste, welche Entscheidung er treffen sollte. Woran hielt er sich fest? Hatte er soviel gewonnen, dass er Angst hatte es zu verlieren?
Alles was er tat, war mich anzusehen, als hätte er die Worte nicht verstanden, die über meine Lippen gekommen waren. Er sah mich an, als wäre ich der einzige Punkt in seinem Leben, der sich nicht verändert hatte, als wäre ich der Punkt, um den sich alles drehte.
"Diesmal werde ich dir die Entscheidung nicht abnehmen", erklärte ich und vernahm die Erleichterung, die durch meinen Körper fuhr. Ich hatte mich von der Bürde befreit, hatte die Last, die so schwer auf meinen Schultern lag, abgeworfen. Jede Wahl, die er treffen würde, würde ich ohne Angst akzeptieren. Wraith oder Mensch? Tod oder Leben? Ich hatte keine Angst davor zu sterben, nicht hier und nicht jetzt. Vielleicht starb ich sogar durch seine Hand, doch diese Frage konnte nur er selbst beantworten.
Im nächsten Moment zuckte ich zusammen, als er seine Hand hob und sanft meine Wange berührte. Es war, als gehörte diese kleine Geste nur uns allein, als würde diese Geste alles zwischen uns zum Ausdruck bringen. Es waren keine Worte nötig, keine Erklärungen mussten abgegeben waren. Es war nur diese einfache Geste, diese sanfte Berührung. Ich schenkte ihm ein Lächeln, ein Lächeln, das ihm sagen sollte, dass ich ihn verstand, dass ich es akzeptierte, dass ich ihm bereits jetzt verziehen hatte. Dann schloss ich meine Augen, hielt für einen Moment die Luft an, als er die Berührung löste und alles was ich im nächsten Moment spürte, war ein warmer Schmerz. Ein Schmerz, der sich langsam von mir löste, als ich das Bewusstsein verlor.
Ich blinzelte, als ich die Augen öffnete und versuchte mich zu orientieren. Wo war ich? Was war geschehen? Wie war ich hier gelandet? Langsam kam die Erinnerung zurück, langsam wusste ich wieder, was geschehen war und bevor ich wirklich erkannte, dass ich auf der Krankenstation war, drang eine vertraute Stimme an mein Ohr.
"Teyla."
Ich war überrascht, als ich meinen Kopf zur Seite drehte und ihn neben dem Bett stehen sah, auf dem ich lag. Hatte er sich nicht gegen das Leben als Mensch entschieden? Hatte er nicht den Schuss abgegeben? Den Schmerz hatte ich gespürt, diesen warmen Schmerz, der sich langsam durch meinen Körper gezogen hatte, bis sich diese Dunkelheit um mich gelegt hatte. Dann war die Erinnerung wieder da. Er hatte nicht auf mich gezielt, hatte den Abzug seiner Waffe nicht gedrückt. Der Raum war in sich zusammengestürzt, hatte mich unter schwerer Last begraben. Jetzt stand er hier, war noch immer Michael und er hatte mein Leben gerettet. Plötzlich wurde mir bewusst, warum er diese Wahl getroffen hatte. Warum er jetzt hier stand und mir dieses kleine, kaum merkliche Lächeln schenkte. Erneut hatte ich darüber entschieden, welches Leben er lebte, doch diesmal hatte ich mich nicht über ihn hinweggesetzt.

ENDE
Diese Geschichte wurde archiviert am http://stargatefanfic.de/viewstory.php?sid=91