Grüße zum Valentinstag by Jolli
Summary: Der Valentinstag und seine Folgen…
Categories: Stargate Atlantis Characters: Elizabeth Weir, John Sheppard, Rodney McKay
Genre: Romance
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 4280 Read: 2362 Published: 16.02.11 Updated: 16.02.11
Story Notes:
Short-Cut: Der Valentinstag und seine Folgen…
Spoiler: 3. Staffel
Charaktere: McKay/Weir, Sheppard
Kategorie: Romance
Rating: PG-13
Author's Note: -
Widmung: -
Disclaimer: MGM Television Entertainment
Feedback: Jolli

1. Kapitel 1 by Jolli

Kapitel 1 by Jolli
Grüße zum Valentinstag


Unsicher wanderten Elizabeths Finger den Umschlagrand entlang. Im Grunde tat sie ja nichts Verbotenes, aber gerade sie musste auf Geheimhaltung achten. Dabei wusste sie, dass man sie sicher schon mit wachsamen Augen beobachtet hatte, um sofort beim kleinsten Verdacht die Gerüchteküche zum Brodeln zu bringen.
In den vergangenen zwei Jahren war ihr das natürlich nicht entgangen. Deshalb hatte sie beschlossen, dieses mal besonders früh aufzustehen.
Eigentlich wirkte es überhaupt nicht passend, kitschige Herzgirlanden und grauenhafte Amorfiguren mitten in einer Antikerstadt zu platzieren. Aber es gab nun mal Expeditionsmitglieder, denen lag einfach sehr viel daran, den Valentinstag zu feiern. Selbst diejenigen, die aus Ländern kamen, in denen dieser Tag nicht so bedeutungsvoll, waren inzwischen von diesem Fieber erfasst worden.
Die Athosianer schüttelten noch immer verständnislos den Kopf, wenn jedes Jahr ein regelrechter Ansturm auf Blumen vom Festland ausbrach. Die Daedalus war von ihrer letzten Reise mit kistenweisen Grußkarten zurückgekommen. Und auch die Cafeteriaangestellten legten sich immer wieder ins Zeug, um allerhand Süßigkeiten zu zaubern. Den wenigsten war das wirklich ernst. Vieles wurde auch aus reiner Freundschaft verschickt oder es verlief sich einfach wieder im Sand, weil die Grüße nicht von dem oder der Angebeteten erhört wurden.
Für viele war es aber auch einfach nur lästig. Entweder weil sie selbst keine Lust hatten sich an diesem Blödsinn zu beteiligen, oder weil sie schlichtweg leer ausgingen, was wohl sehr deprimierend sein musste.
Daran dachte Elizabeth auch, als sie an diesem Morgen unterwegs war. Sie hatte es bisher vermieden eine Valentintagskarte zu schreiben, eben aus jenem Grund, dass man ihr sofort wieder irgendwelche Liebschaften angedichtet hätte.
Vorsichtig lugte sie um die Ecke, um sich zu vergewissern, dass niemand im Gang war, in den sie einbog. Zufrieden stellte sie fest, dass die Luft rein war. Sie schlich weiter und musterte aufmerksam die Türen um sich herum, die zu den einzelnen Quartieren führten. Nicht allein, dass sie befürchten musste, dass sich jederzeit eine von ihnen öffnen könnte und jemand heraustrat. Sie suchte auch nach der richtigen Tür, vor der sie ihre Post abladen konnte. Tatsächlich entdeckte sie bereits einige Umschläge vor den einzelnen Türen. Manche schlicht, andere in einem furchtbaren rosa und teilweise sogar grauenhaft parfümiert.
Elizabeth schüttelte unmerklich den Kopf. Manche übertrieben es wirklich.
Sie kam zum Stehen, als sie bemerkte, dass sie ihr Ziel erreicht hatte. Leicht daran zu erkennen, dass es eine jener Türen war, vor denen sich noch keine Grußkarten häuften:
Es war die Tür zu Rodney McKays Quartier. Der kanadische Astrophysiker war zweifellos eines der wichtigsten Mitglieder in ihrer Expedition. Aber obwohl er hier viele Freunde gefunden hatte, haftete ihm noch immer der Ruf an, eine schwierige Persönlichkeit zu haben und oft unausstehlich zu sein. Frauengeschichten waren ihr bisher noch nicht zu Ohren gekommen und sie hatte auch das Gefühl, dass er sich nicht sonderlich viel aus dem Valentinstag machte.
Wahrscheinlich war das auch der Grund, warum keiner ihm eine Karte schrieb. Natürlich hätte er das niemals zugegeben, aber Elizabeth wusste es trotzdem und irgendwie tat er ihr deshalb leid. Ob es ihm nun etwas bedeutete oder nicht, zu den wenigen zu gehören, die keinen netten Gruß an diesem Tag bekamen, musste auch für ihn frustrierend sein.
Deshalb hatte Elizabeth beschlossen, es dieses Jahr anders zu machen. Der Hauch eines Grinsens lag auf ihrem Gesicht, als sie den Umschlag vor seine Tür legte. Nur ein lieb gemeinter Gruß, ohne auf mehr anspielen zu wollen. Sie hatte die Karte noch nicht mal unterschrieben. Er brauchte nicht zu wissen, von wem es war. Hauptsache sie konnte ihm eine kleine Freude machen, denn diese hatte er zweifellos verdient.
Verwundert sah sie auf, als sie ein Geräusch hörte, bis ihr klar wurde, dass es von der anderen Seite der Tür kam. Erschrocken wandte sie sich um und eilte bis zur nächsten Biegung, um sich hinter ihr zu verstecken. Besser Rodney erwischte sie nicht auch noch auf frischer Tat. Aber etwas Gutes hatte es. Jetzt konnte sie auch gleich beobachten, ob ihr die Überraschung gelungen war.
Tatsächlich dauerte es nur einen kurzen Augenblick, ehe sich die Tür öffnete und ein recht grimmig dreinblickender Rodney zum Vorschein kam. Der Kanadier war ein typischer Morgenmuffel. Meist taute er erst nach einem ordentlichen Frühstück mit einer Tasse Kaffee richtig auf. Als er allerdings den Umschlag vor seinen Füßen fand, veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Verwundert bückte er sich und hob das gute Stück. Noch wirkte er recht kritisch und er sah sich kurz um, als überlegte er, ob sich jemand einen Scherz erlaubt hatte. Eilig ging Elizabeth ein Stück zurück. Der Kanadier hatte eine sehr gute Beobachtungsgabe und hätte sie sicher schnell entdeckt, wenn sie nicht vorsichtig war.
Als sie es wagte wieder um die Ecke zu blinzeln, hatte er inzwischen bereits den Umschlag geöffnet. Gespannt biss sich Elizabeth auf die Unterlippe, während sie zusah, wie er aufmerksam die Zeilen las, die sie niedergeschrieben hatte. Was, wenn es gar nicht die gewünschte Wirkung haben würde? Vielleicht freute er sich auch gar nicht drüber. Vielleicht war es ihm ja nur lästig, jetzt auch noch mit solchen Karten zugemüllt zu werden.
Aber ihre Befürchtungen betätigten sich nicht. Im Gegenteil! Je weiter er las, desto mehr hellte sich seine Miene auf, bis schließlich ein Strahlen auf seinem Gesicht auftauchte, das Elizabeth noch nie zuvor bei ihm gesehen hatte. Seine Augen hafteten erstaunlich lange auf der Karte. So viel hatte sie doch gar nicht geschrieben. Las er es womöglich ein zweites Mal, um sicher zu gehen, dass er sich nicht täuschte?
Als er jedenfalls wieder aufsah, konnte sie selbst aus der Entfernung deutlich sehen, wie sehr er sich über diese Karte freute und unwillkürlich musste sie schmunzeln. Es kam selten genug vor, dass Rodney diese Seite an sich offenbarte. Er zeigte sonst nie jemandem, welche Sorgen ihn beschäftigten oder, dass er auch in der Lage war, sich über solche Kleinigkeiten zu freuen.
Aber gleichzeitig spürte Elizabeth einen leichten Stich in ihrer Brust, als ihr bewusst wurde, dass der hauptsächliche Beweggrund für sie gewesen war, dass sie Mitleid mit ihm gehabt hatte. Doch wieso war sie vorher nie auf die Idee gekommen, ihm einfach so eine Karte zu schreiben? Einfach nur, weil er ihr im Laufe der Zeit zu einem vertrauten Freund geworden war.
Zufrieden damit, dass ihre Aktion erfolgreich gewesen war und dennoch ein wenig enttäuscht über sich selbst, wandte sie sich schließlich um und lief den Gang hinunter. Sie beschloss, nicht weiter darüber nachzudenken. Es war schließlich nur ein Tag im Jahr, in denen alle so verrückt spielten. Schon morgen würden alle wieder normal sein, auch sie selbst. Hoffte sie zumindest.

Elizabeths Weg führte sie in ihr Büro, wo sie erst einmal ein paar Akten aufarbeiten wollte, bevor die Stadt endgültig zum Leben erwachte und der Trubel wieder losging. Doch als sie eintrat, traf sie fast der Schlag.
Wo sie hinsah fand sie Blumen, Pralinenschachteln und stapelweise Briefe und Karten.
"Oh…mein…Gott", stammelte sie nur, während sie sich fassungslos einen Weg zu ihrem Schreibtisch bahnte. Jedes Jahr wurden es mehr angebliche Liebesbezeugungen, sodass sie gar nicht mehr wusste, was sie damit machen sollte. Sie würde Stunden, wenn nicht Tage dafür brauchen, wenn sie alles lesen wollte. Dabei war so gut wie nichts davon ernst zu nehmen.
"Oho, Fanpost?", hörte sie plötzlich eine Stimme hinter sich.
Überrascht wandte sie sich um und entdeckte einen grinsenden Colonel John Sheppard, der lässig im Rahmen ihrer Tür lehnte. Elizabeth wusste nicht recht, ob sie das Grinsen erwidern sollte oder nicht. Schließlich war sie nicht sonderlich begeistert davon, fast in Valentinstagsgrüßen zu ersticken und sich dann auch noch anhören zu müssen, wie er sich darüber lustig machte.
Sheppard löste sich von der Wand und trat ein paar Schritte ein. Und mit Blick auf das bunte Durcheinander an Geschenken meinte er frech: "Expeditionsleiter müsste man sein."
Elizabeth fixierte ihn kritisch.
"Sagen Sie jetzt nicht, Sie wären leer ausgegangen."
So war es nun mal. Je bekannter man war, desto mehr Post bekam man bei solchen Gelegenheiten. Ob es nun der Valentinstag war oder Weihnachten - zum Glück hatte sie es bisher noch immer geschafft, ihren Geburtstag geheim zu halten - man wurde geradezu damit überschüttet. Und da Sheppard ohnehin ein unverbesserlicher Sunnyboy war, war anzunehmen, dass die Zahl seiner Grußkarten nicht kleiner war.
"Brauchen Sie Hilfe?", fragte er herausfordernd, während er an einem Strauß athosianischer Blumen roch, die Rosen ähnelten. Es hatte eigentlich alles damit begonnen, das er ihr in ihrem ersten Jahr bereits eine anonyme Grußkarte geschrieben hatte, sie ihm aber sehr schnell auf die Schliche gekommen war. Schon dort hatte er aber klargestellt, dass seine Absichten rein freundschaftlicher Natur gewesen waren, was sich seither auch nicht geändert hatte. So kam er jedes Mal vorbei, um zu sehen, wer dieses Mal sein Glück bei der Expeditionsleiterin versuchte.
"Wenn Sie mir sagen, wo ich damit noch hin soll", antwortete sie seufzend auf seine Frage. Es war schließlich noch früher morgen und ihr Büro sah schon aus wie ein Postlager. Nicht auszudenken, was im Laufe des Tages noch alles dazukommen würde.
Sheppard ging aber nicht auf ihre Bemerkung ein, sondern begann völlig hemmungslos damit ein paar Karten zu überfliegen, die herumlagen.
"Kaum zu glauben, wer Ihnen alles schreibt. Franco von der Cafeteria hat Ihnen sogar eine Torte gebacken. Oh, und Dr. Parrish spricht Ihnen seine größte Bewunderung aus."
Elizabeth hörte ihm nur am Rande zu. Es störte sie nicht, dass er ein bisschen herumschnüffelte, schließlich nahm sie eigentlich auch nichts davon ernst. Stattdessen überlegte sie, wie sie die Sachen am geschicktesten in einem ihrer Lagerräume unterbringen konnte. Und wenn sie alle Süßigkeiten essen wollte, die man ihr von Herzen geschenkt hatte, dann würde sie bald aussehen wie eine übergroße Billardkugel.
Dessen ungeachtet schnappte sich Sheppard das nächste Kärtchen.
"Na, was sagt man denn dazu? Sogar unser werter Dr. McKay hat Ihnen geschrieben."
Augenblicklich wirbelte Elizabeth herum.
"Wie bitte?"
Sofort eilte sie zu Sheppard, ohne darauf zu achten, dass sie einen Stapel Briefe umwarf, und riss ihm die Karte aus der Hand, um sie selbst durchzulesen.
"Woher wollen Sie das denn wissen? Die Karte ist ja gar nicht unterschrieben", bemerkte sie kritisch, ohne aufzusehen.
"Na, sehen Sie sich die Handschrift an! Die gehört eindeutig Rodney", beharrte Sheppard.
Elizabeths Augen verengten sich kurz, während sie die Schrift genauer betrachtete.
"So eindeutig ist das nun auch nicht", gab sie mürrisch zurück.
"Glauben Sie mir ruhig! Die Karte ist von ihm."
Sheppard war sich seiner Sache völlig sicher und je länger Elizabeth die Zeilen las, desto klarer wurde ihr, dass er Recht hatte. Die Schrift war zwar verstellt worden, aber wenn man genau drauf achtete, dann erkannte man sehr wohl, dass es von Rodney geschrieben worden war.
Verblüfft ließ sie die Karte sinken. War das Zufall?
"Was schreibt er denn so?", wollte Sheppard neugierig wissen und startete einen Versuch die Karte zurück zu ergattern. Aber Elizabeth zog sie eilig zurück und grinste den Colonel schief an.
"Ich glaube, Sie haben genug mit Ihren eigenen Liebesbezeugungen zu tun."
Mürrisch zog Sheppard eine Grimasse, ehe er sich geschlagen gab.
"Schon gut, schon gut. Sagen Sie mir nur Bescheid, wenn Sie einen Packesel brauchen, der den ganzen Kram in den Ozean wirft", entgegnete er herausfordernd, was Elizabeth aber schlicht dazu brachte eine Augenbraue hochzuziehen. Mehr Worte waren auch nicht mehr nötig. Mit einer vieldeutigen Geste und einem spitzbübischen Grinsen verabschiedete sich der Colonel und schlenderte aus dem Büro. Elizabeth sah ihm noch einen Moment hinterher, ehe ihr Blick wieder auf die Karte in ihrer Hand wanderte. Vielleicht würde doch nicht alles wieder so schnell zur Normalität zurückkehren.

Bei dem Chaos in ihrem Büro war sowieso nicht mehr an Arbeit zu denken und so entschloss sich Elizabeth zunächst mal zu einem gemütlichen Frühstück. Mit vollem Magen sah die Welt sicher schon ganz anders aus.
Doch kaum, dass sie die Cafeteria betreten und sie sich an der Theke bedient hatte, blieb ihr Blick an einem Tisch hängen. Mitten in all der Menschen um ihn herum, die sich Küsschen und Geschenke verteilten, saß Rodney McKay und manschte in einer Schüssel Cornflakes herum. Ohne noch weiter nachzudenken, hielt sie das Tablett fest in beiden Händen und ging auf ihn zu.
"Ist hier noch frei?", fragte sie höflich.
Der Kanadier hob langsam den Kopf und schaute sie mit großen Augen an, ehe er stumm nickte. Elizabeths freundliches Lächeln verblasste nicht eine Sekunde, als sie sich ihm gegenüber setzte und anfing ihren Toast mit Marmelade zu bestreichen.
"Und haben Sie heute auch schon Post bekommen?", fragte sie schließlich, als er keine Anstalten machte, eine Konversation zu beginnen. Sie konnte das getrost fragen, solange sie die Antwort kannte. Sonst hätte sie diese Frage sicher nicht gestellt, schließlich wollte sie nicht auch noch auf Dingen herumreiten, die ihm ohnehin schon unangenehm waren.
"Allerdings", gab er knapp zurück, ohne den Blick aus seiner Schüssel zu nehmen. Die Freude über die Karte hatte offenbar nicht sehr lange angehalten. Wahrscheinlich störte ihn die Knutscherei an den Tischen um ihn herum, was sie ihm auch nicht verdenken konnte.
"Wissen Sie von wem?", bohrte sie neugierig nach, einfach um herauszufinden, wie er über ihre Karte dachte und ob er vielleicht einen Verdacht hatte.
Rodney sah sie von unten herauf an und ließ sich erstaunlich lange Zeit, um den letzten Löffel Cornflakes zu kauen und schließlich herunterzuschlucken, bis er antwortete: "Nein, ich weiß es nicht."
Ohne es sich anmerken zu lassen, prüfte Elizabeth kritisch, ob er vielleicht log. Aber er schien tatsächlich nicht zu ahnen, dass die Karte von ihr gewesen war und das beruhigte sie doch etwas.
"Was ist mit Ihnen?", fragte er eilig, um ihr keine Gelegenheit zu geben, etwas darauf zu erwidern. Elizabeth holte tief Luft und fing an, an ihrem Toast zu knabbern.
"Mehr als mir lieb ist", antwortete sie dann seufzend.
"Wenn Sie mich fragen, ist das ohnehin ein totaler Blödsinn. Heute schwören sich die Leute noch ewige Liebe und in spätestens einer Woche ist sowieso wieder alles aus", knurrte Rodney schließlich.
Elizabeth sah ihn erstaunt an. Sie hatte eigentlich gehofft, ihm mit ihrer Karte den Tag etwas erträglicher zu machen, aber seine Laune schien dennoch einen Tiefpunkt zu durchlaufen.
"Verstehe ich es damit also richtig, dass Sie heute niemandem eine Karte geschrieben haben?", hakte sie dann nach.
Sie hatte es sich einfach nicht verkneifen können. Sie wollte einfach auf Nummer sicher gehen.
Der Kanadier wich ihrem Blick aus und tat so, als fordere es seine ganze Aufmerksamkeit in den durchgeweichten Cornflakes zu rühren. Das war keinesfalls ein gutes Zeichen. Er schien keinen Hunger zu haben und der Kaffee neben ihm war inzwischen kalt geworden, weil er ihn nicht angerührt hatte.
"Ganz genau", antwortete er wie aus der Pistole geschossen. Aber daran, wie seine Ohren anfingen rot zu glühen, erkannte sie deutlich, dass er log. Also hatte Sheppard doch recht gehabt.
"Aber interessiert Sie es denn gar nicht, wer Ihnen geschrieben hat?", wollte sie dann wissen, in der Hoffnung, ihn wenigstens ein klein wenig aus der Reserve zu locken.
Für einen kurzen Moment fürchtete sie, er würde dadurch nur noch grimmiger werden. Doch stattdessen sah er auf und das mit einem müden Blick, der fast schon ein wenig Traurigkeit widerspiegelte.
"Es spielt doch sowieso keine Rolle", entgegnete er leise. "Ich habe schon lange aufgehört, mir falsche Hoffnungen zu machen. Es gibt nun mal Dinge, die bleiben unerreichbar."
Elizabeth starrte ihn fassungslos an, unfähig etwas zu sagen. Sie hatte ihn noch nie so reden hören, schon gar nicht, wenn es um ein solches Thema ging. Sie war sogar so verdattert, dass sie nicht einmal ein Wort herausbrachte, als sie verfolgte, wie er sein Tablett packte und aufstand.
"Ich muss los. Auf mich wartet noch ein halbes Dutzend Artefakte, die ich untersuchen muss."
Er wartete gar nicht erst auf eine Reaktion von ihrer Seite, sondern machte umgehend kehrt und ging davon. Elizabeth schaute ihm nur sprachlos hinterher. Es war nicht nur allein die Tatsache, dass sie von Rodneys Verhalten überrascht war. Vielmehr hallten seine Worte in ihrem Kopf wieder und es kam ihr ein Gedanke, der sie einfach nicht mehr losließ.
Ihr Blick wanderte zum Fenster hinaus auf den sonnenbeschienenen Ozean. Was hatte er damit gemeint, mit den Dingen, die unerreichbar waren?

Glücklicherweise fanden sich im Laufe des Tages ein paar freundliche Helfer, die ihr das Büro wenigstens soweit von der ganzen Post befreiten, dass sie wieder arbeiten konnte - - obwohl sich das als sehr schwierig erwies, wenn ständig neue Grußkarte hinzukamen.
Aber obwohl Elizabeth versuchte, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren, ging ihr die Sache mit Rodney nicht mehr aus dem Kopf. Immer wieder glaubte sie seine Worte in ihrem Kopf zu hören und vor ihrem inneren Auge sah sie noch immer dieses Strahlen in seinem Gesicht, als er die Karte gefunden hatte.
Was ist eigentlich los mit dir?, schimpfte sie mit sich selbst. Aber es gelang ihr einfach nicht, sich zu konzentrieren.
Resigniert hob sie den Blick vom Laptop und grübelte vor sich hin. Ihr war etwas eingefallen und das beschäftigte sie sehr. Was, wenn…
Sie beschloss, sich endlich Gewissheit zu verschaffen. Kurzerhand klappte sie den Laptop zu und verließ ihr Büro. Schnurstracks führte sie ihr Weg zum nächsten Transporter und von dort direkt in ihr Quartier.
Sie wusste genau, wonach sie suchte. Einige Schubladen zog sie zwar vergeblich auf, aber schließlich wurde sie fündig. Im Nachhinein musste sie sich eingestehen, dass ihr die Post am Valentinstag doch nicht ganz so ohne Bedeutung war. In den letzten beiden Jahren hatte sie eine Hand voll der schönsten Grußkarten aufgehoben, ohne je herausgefunden zu haben, von wem sie stammten. Nun war ihr allerdings eine Idee gekommen und so blätterte sie die Karten durch, bis ihr zwei von ihnen in die Hände fielen, nach denen sie gesucht hatte. Eilig holte sie Rodneys Karte heraus und verglich sie mit den beiden.
Kein Zweifel, dieselbe Handschrift.
Elizabeth merkte gar nicht, dass ihr der Mund leicht offen stand, während sie unablässig von einer Karte zur nächsten blickte und immer wieder die Zeilen las.
Sie waren nicht außerordentlich poetisch oder einwandfrei perfekt. Aber trotz der simplen Worte, waren es wunderschöne Zeilen, die dafür sprachen, wie viel dem Verfasser an ihnen gelegen hatte.
Fassungslos sah sie auf.
Sie hatte sich schon damals gefragt, wer derjenige gewesen war, der solche Karten schrieb und ob er tatsächlich ernste Absichten hatte. Nun wusste sie, um wen es sich handelte und je länger sie darüber nachdachte und sich alles noch einmal in Erinnerung rief, was heute passiert war, da sah sie es auf einmal ganz klar.
Rodney war wirklich in sie verliebt.

Elizabeth merkte, dass sie nervös war. Die ganze Zeit über hatte sie es vor sich hergeschoben, aber jetzt gab es keine Entschuldigung mehr. Sie hatte mit Absicht so lange gewartet, weil sie genau wusste, dass Rodney um diese Zeit noch immer arbeitete, aber seine Kollegen sicher längst im Bett waren.
Das war eine Angelegenheit, die sie gerne unter vier Augen besprechen wollte und dafür boten sich nicht sehr viele Momente. Wenn sie sich also jetzt nicht dazu durchrang, würde sie nie reinen Tisch machen können.
Als Elizabeth einen vorsichtigen Schritt in das Labor setzte, stellte sie fest, dass ihr Plan nicht ganz aufgegangen war. Rodney war zwar als einziger noch hier, aber auch er war inzwischen über seinem Labortisch eingeschlafen.
Unschlüssig kam sie näher, nicht sicher, ob sie einfach wieder gehen oder ihn wecken sollte. Beides schien ihr irgendwie keine gute Lösung zu sein und so blieb sie fürs erste einfach neben ihm stehen.
Er hatte den Kopf auf seinen linken Arm gelegt, während der rechte wohl inzwischen heruntergerutscht sein musste, denn er hing kraftlos herunter, was dem Ganzen wohl keine günstige Schlafposition verlieh. Aber Rodney schien von alldem nichts zu merken. Inzwischen war auch Elizabeth klar geworden, dass der Kanadier einen sehr kurzen, aber dafür extrem tiefen Schlaf hatte.
Mit einem leichten Lächeln auf dem Gesicht griff sie nach seiner Hand und legte sie zurück auf den Tisch, wo er sie umgehend zu sich zog und dann ruhig weiterschlief. Elizabeths Blick hingegen fiel auf etwas, das neben ihm am Boden lag und so bückte sie sich, um es aufzuheben. Im Schein der Tischlampe, die das einzige Licht spendete, erkannte sie schnell, dass es sich um die Karte handelte, die sie ihm an diesem Morgen vor die Tür gelegt hatte.
Nachdenklich blickte sie sie an, ohne sie wirklich zu registrieren. Hatte sie sie wirklich nur geschrieben, weil er ihr Leid getan hatte? Oder hatte sie womöglich völlig unbewusst einen anderen Grund gehabt? Rodney bedeutete diese Karte jedenfalls sehr viel, das wusste sie, auch ohne es von ihm zu hören. So viel, wie er sich vermutlich wünschte, dass er ihr bedeuten konnte.
Lautlos legte sie die Karte zurück auf den Tisch und ging dann in die Hocke, wodurch sie auf selber Höhe wie er war. Es war ein ungewohnter Anblick ihn so ruhig und friedlich daliegen zu sehen, wo er doch eigentlich ein Mensch voller Energie war.
Ein leises Seufzen, holte sie aus ihren Gedanken und sie merkte, dass Rodney für einen kurzen Augenblick zusammengezuckt war. Ganz automatisch fragte sie sich, was er wohl träumte und sie hob langsam ihre Hand, um ihm dann beruhigend durch die Haare zu streichen.
Seltsam, irgendwie sah sie den Kanadier seit heute von einer ganz anderen Seite.
Sie behauptete von sich, ein guter Menschenkenner zu sein, dabei hatte sie ihn bisher gar nicht wirklich gekannt. Nicht die Seite von ihm, die er immer zu verstecken versuchte.
Auch ohne es bewusst zu registrieren, schien er ihre Nähe zu spüren und auch sie selbst merkte auf einmal, wie gern sie ihm diese menschliche Wärme gab.
So kam es, dass sie einfach bei ihm blieb und ihm weiterhin sanft über den Kopf strich, selbst als sie plötzlich merkte, wie er langsam wach wurde. Ein kleiner Teil ihres Verstandes riet ihr, schnell die Hand zurückzuziehen und aufzustehen. Aber diese mahnende Stimme verstummte schnell. Sie stand zu dem, was sie tat, wie auch zu ihren Gefühlen.
Schweigend beobachtete sie, wie er leicht den Kopf hob und dann unbeholfen versuchte, den Schlaf aus den Augen zu reiben. Sie gab ihm geduldig Zeit, zuerst in die Realität zurückzukehren, bevor sie etwas sagte.
Tatsächlich dauerte es einen Augenblick, bis ihm klar wurde, dass er nicht allein war. Verschlafen blinzelte er sie an, ehe er ein leises "Elizabeth?" murmelte, als glaubte er, noch immer zu träumen.
Elizabeth lächelte nur. Sie hatte schon befürchtet, er würde nervös werden, wenn er sie plötzlich entdeckte, aber stattdessen blieb er erstaunlich ruhig. Fast so, als fiele es ihm noch immer schwer wach zu bleiben.
"Was tun Sie hier?", fragte er dann leise mit rauer Stimme.
Eine verdammt gute Frage, die sie ihm vor einer Stunde sicherlich nicht hätte beantworten können. Aber in der Zwischenzeit war ihr einiges klar geworden.
Sie schaute ihm lange in seine blauen Augen, von denen sie erst heute gemerkt hatte, welche Ausstrahlung sie besaßen. Dann aber fasste sie sich ein Herz und entgegnete: "Ich wollte Ihnen etwas sagen."
Der Kanadier runzelte verwunderte die Stirn.
"Und was?"
Die Antwort, die sie ihm gab, war einfach und sagte dennoch mehr aus, als es Worte hätten tun können. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, ehe sie sich zu ihm lehnte und ihn küsste. Sie spürte, wie er im ersten Moment vor Schreck zurückzucken wollte, bis er schließlich den Kuss erwiderte.
Ja, sie hatte auch sich eingestehen müssen, dass sich in ihr längst Gefühle für ihn entwickelt hatten, ohne dass sie es gemerkt hatte. Nun erst, da sie wusste, dass es ihm nicht anders ging wie ihr, da war sie sich dessen bewusst geworden. Schade nur, dass erst ein solcher Tag dazu nötig war, um ihr das klar zu machen.
Langsam löste sie den Kuss und erkannte voller Freude in seinem Gesicht wieder das Strahlen, dass ihr so sehr gefiel.
"Vieles scheint unerreichbar, wenn man es nicht wagt den ersten Schritt zu machen", sagte sie leise und griff damit den letzten Satz auf, den er an diesem Morgen zu ihr gesagt hatte.
Rodney entgegnete nicht darauf. Er schien im Moment viel zu glücklich zu sein, um irgendetwas zu sagen.
Es war zweifellos der verrückteste Valentinstag gewesen, den Elizabeth je erlebt hatte. Aber er endete bei weitem auch als einer der schönsten. Sowohl für sie, als auch für Rodney.


- ENDE -
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