[SGA] The core by Ailya
Summary: Das Universum... Eine Ansammlung von Dunkelheit, Kälte und unglaublicher Leere. Im unendlichen Raum ist man allein, oder? Ein scheinbarer Glücksfall entpuppt sich für John Sheppard und sein Team, als ihr wohl größtes Abenteuer... und bringt unerwartete Wendungen mit sich.
Categories: Stargate SG-1, Stargate Atlantis Characters: Multi-Chara
Genre: Action, Angst, Romance, Torture / Gewalt
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 66 Completed: Ja Word count: 269524 Read: 525123 Published: 24.01.11 Updated: 14.09.11
Call of the Artemis by Ailya
„ Es wird schon alles gut gehen“, richtete Jennifer Keller ihre mehr oder weniger tröstenden Worte an den vor ihr sitzenden Colonel, der vollkommen abwesend über ihre Schulter starrte. Seine Mundwinkel hingen nach unten, seine Lippen hatte er fest aufeinander gekniffen, sein Gesicht wirkte emotionslos. Nur seine Armmuskeln waren angespannt und seine Finger hatten sich in den Matratzenstoff der Patientenliege gekrallt.
„ Woher wollen Sie das wissen?“, fragte er sie, ohne seinen Blick abzuwenden um ihr ins Gesicht zu sehen. Nein, er saß einfach nur da und starrte, so wie er es schon in den letzten zehn Minuten getan hatte.

Jennifer seufzte. Sie hatte gehofft, dass er ihr diese Frage nicht stellen würde, denn sie hatte keine Antwort darauf. Es war einfach nur ein Gefühl, dass ihr sagte, dass alles gut gehen würde. Nur bezweifelte sie, dass sich Col. Sheppard damit zufrieden geben würde. In den vier Wochen, die sie nun schon auf Atlantis war und Carson Beckett assistierte, hatte sie gelernt, dass der Colonel ein Mann mit einem ziemlich trockenen Humor und einem angeborenen Misstrauen war. Es war bei aller Liebe manchmal nicht leicht, ihn für eine Sache zu begeistern.
„ Carson ist ein gute Arzt“, erwiderte sie ihm und wandte sich wieder seinem Bein zu. Vorsichtig fasste sie eine kleine spitze Scherbe und zog sie aus der noch immer blutenden Wunde heraus.
„ Auch der beste Arzt kann irgendwann einmal versagen“, grummelte der Colonel zurück und es erschien Jennifer fast so, als legte sich ein Schatten über sein Gesicht.
„ Sie bezweifeln, dass Carson nichts unversucht lassen wird?“, fragte sie ihn vorsichtig und tupfte mit einem in Jod getränkten Wattebausch an der Wunde entlang.
Der Colonel verzog das Gesicht- die erste wirkliche Regung seit zehn Minuten. „ Auch er kann es nicht verhindern, wenn es zu spät ist.“
„ Wer sagt Ihnen, dass es zu spät ist?“

Jennifer hätte sich am liebsten für diese Bemerkung selbst einen Klaps auf den Hinterkopf gegeben, doch der finstere Blick des Colonels war schon Strafe genug und versetzte ihr einen herben Schlag in die Magenkuhle.
Schnell senkte sie den Blick. „ Verzeihen Sie, ich wollte nicht…“
„ Sind wir hier fertig?“, fiel ihr der Colonel ins Wort.
Sie nickte. „ Ja, ich bin fertig.“ Sie ließ die Pinzette und die letzte Glassscherbe sinken. „ Sie sollten das Bein nicht allzu stark belasten und wenn Ihnen die Wunde am Kopf Probleme bereitet, dann…“
„ Danke, Doc. Ich werd’ schon zurecht kommen.“

Mit einem furchtbar schlechten Gefühl beobachtete sie den dunkelhaarigen Soldaten, wie er von der Patientenliege kletterte, nach seinem Uniformhemd griff und es sich mit ein paar geschickten Bewegungen überzog. Seine Miene war noch immer unverändert und zeigte keinerlei Emotionen, doch man musste keine besonderen Menschenkenntnisse haben, um zu erkennen, dass in ihm ein erbarmungsloser Kampf der Emotionen und Gefühle herrschte. Sie versuchten einander habhaft zu werden, sich gegeneinander aufzuspielen. Sie versuchten einander so weit zu reizen, dass sie aus der inneren Hülle nach außen brachen.
Jennifer wusste aus Erfahrung, dass selbst der härteste Soldat dem Druck, seine Gefühle zu unterdrücken, nicht ewig standhalten konnte- irgendwann wurde auch der widerspenstigste Geist gebrochen! Es war ein Kampf, den man nur verlieren konnte…

Col. Sheppard war ein guter Soldat, hatte sie sich sagen lassen. Man hatte ihr von den unzähligen Missionen und Einsätzen erzählt, die er und sein Team in dieser unwirklichen Galaxie bereits bestritten hatten. Für manche war er ein Held, für andere ein Vorbild… doch im Großen und Ganzen war er auch nur ein Mensch aus Fleisch und Blut, der bei weitem nicht jeder Prüfung standhalten konnte- egal, wie sehr er es auch versuchte.
Flink knöpfte er seine Uniform zu, ohne dabei zu ihr aufzusehen- vielleicht war es auch besser so.
Dennoch verspürte Jennifer den Drang, dem Soldaten etwas Aufmunterndes zu sagen, obschon ihr letzter Versuche mehr als in die Hose gegangen war.

„ John?“, rief sie ihn, als er daran war sich umzudrehen und sie hinter sich zurück zu lassen. Er verharrte in seiner Bewegung und drehte sich halb zu ihr um. Auch wenn er ihr nicht ins Gesicht sah, schenkte sie ihm einen warmen Blick. „ Es tut mir leid, wenn ich eben ein bisschen… taktlos rübergekommen bin. So meinte ich das nicht.“
„ Sie müssen sich nicht entschuldigen“, murmelte der Soldat als Erwiderung. „ Es ist nicht Ihre Schuld.“ Er setzte an, ihren Blick zu erwidern, schien es sich dann aber anders zu überlegen und ging.
„ John“, hielt Jennifer ihn zurück und zuckte überrascht zusammen, als er sich dieses Mal zu ihr umdrehte und sie ansah. „ Man unterschätzt oft den Lebenswillen von Babys- sie sind zäher, als man vermutet. Also falls… nun ja… ich…ich wollte nur sagen, dass es vielleicht noch nicht zu spät ist.“
Er schien über ihre Worte nachzudenken, ehe er in ein langsames Nicken einstimmte und ein zögerliches Lächeln über seine Lippen huschte. „ Danke… Jennifer.“
Die blonde Ärztin erwiderte ihm nichts, sondern lächelte nur und nickte zaghaft.

„ Jennifer?“ Carson Becketts warme Hand legte sich auf ihre Schulter und sie drehte sich zu dem Schotten um; sie hatte ihn nicht kommen hören. Er sah erschöpft aus, aber dennoch war da nichts, was sie beunruhigt hätte. Ein kleines Lächeln lag auf den Lippen ihres Kollegen. Er hielt ihren Blick noch für ein paar Sekunden, ehe er seinen Kopf leicht neigte und ein leichtes Nicken in die Richtung von Col. Sheppard andeutete. „ Bist du fertig?“
„ Ja.“ Jennifer nickte und schenkte Carson ein mildes Lächeln, welches dieser prompt erwiderte. Die neugewonnene Offenheit zwischen ihr und dem schottischen Mediziner war wirklich toll- die verzwickte Situation hatte sie beide nur noch enger zusammengeschweißt und es war eine Freundschaft entstanden, die sie nicht missen wollte.

Carson räusperte sich, ehe er den Colonel mit einer Handbewegung bedeutete ihm zu folgen: „ Vielleicht sollten Sie mit mir kommen, mein Junge.“
Besorgnis blitzte in den haselnussfarbenen Augen des Soldaten auf und er schluckte einmal. „ Carson…“
„ Sie ist wach und möchte Sie sehen“, antwortete der Mediziner voller Milde auf seine unausgesprochene Frage. „ Ich würde gerne mit Ihnen und Teyla reden, wenn Ihnen das recht ist.“
Es war nicht zu übersehen, dass Col. Sheppard mit seiner Fassung zu kämpfen hatte, und sein Nicken fiel unsicherer aus, als man es von ihm gewohnt war. Er sah kurz über seine Schulter und traf Jennifers Blick, hielt ihn für einige Sekunden.
Jennifer war überrascht, wie viele Emotionen sie in diesen wenigen Augenblicken in seinen Augen zu sehen glaubte; Angst vor dem Ungewissen, Nervosität, aber andererseits auch eine gewisse Erleichterung. Sie setzte zu einem freundlichen Lächeln an und wandte sich dann ab- sie hörte, wie die beiden Männer gingen, wie die dumpfen Schritte sich immer weiter entfernten und immer leiser wurden, schließlich von dem Lärm übertönt wurden.

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Ein erleichtertes Seufzen stahl sich über Elizabeths Lippen, als sie sowohl ihren Chefwissenschaftler als auch Mike Branton und Samantha Carter wohlbehalten im Maschinenraum auffand. Sie musste eingestehen, dass sie sich wirklich Sorgen gemacht hatte- sogar um Rodney…

„ Elizabeth, da sind Sie ja!“, begrüßte sie der Kanadier, halb unter einer Konsole verschwunden. Ein leicht zynischer Ton überlagerte seine Stimme und ein genervter Ausdruck zierte sein Gesicht. Ja, ihm ging es gut- mit Ausnahme einer kleinen Schramme an der Stirn. „ Wir haben uns hier schon Sorgen um Sie gemacht!“
„ Geht es Ihnen gut?“, fragte Dr. Branton sie und ein schelmisches Lächeln zog sich über seine Lippen. Er verdrehte seine hübschen braunen Augen kurz, realisierte ihr damit, wie sehr er es doch hasste, sie in anderer Leute Gegenwart zu siezen.
Elizabeth erwiderte sein Lächeln. „ Mir geht es gut, danke der Nachfrage. Und wie fühlen Sie sich?“
„ Kopfschmerzen… und Sie werden es nicht glauben, aber ich habe schrecklichen Appetit auf einen Blaubeermuffin.“ Rodney robbte unter der Konsole hervor, rappelte sich auf und klopfte sich den Staub von seiner Uniform.
„ Ich denke, Dr. Weir meinte Dr. Branton“, lächelte Col. Carter und blinzelte den Kanadier über den Rand ihres Tablettlaptops amüsiert an.

Elizabeth konnte sich ein Schmunzeln einfach nicht verkneifen, als Rodney sie leicht verwirrt ansah, dann die Augenbrauen hochzog und mit gespielter Gelassenheit meinte: „ Als ob mir das nicht aufgefallen wäre. Natürlich hat sie Branton gemeint, aber…“
Er verbringt eindeutig zu viel Zeit mit Col. Sheppard, schien Col. Carters Blick Elizabeth sagen zu wollen und sie bedachte sie blonde Wissenschaftlerin mit einem für Rodney unmerklichen Nicken, ehe sie die Arme vor ihrem Oberkörper verschränkte und Rodney mit hochgezogenen Augenbrauen ansah.
„ Ich weiß, was Sie sagen wollen, Elizabeth“, erwiderte dieser, „aber geben Sie mir noch ein kleines bisschen Zeit, damit ich mich vergewissern kann.“
„ Wollen Sie mir damit sagen, dass Sie nicht wissen, was passiert ist?“, fragte sie ihn.
Rodney kräuselte seine Lippen und schnappte nach seinem Tablettlaptop, das nicht unweit von ihm lag. „ Ich kann Ihnen nicht viel sagen, nur, dass wir früher als erwartet aus dem Hyperraum gefallen sind.“
Elizabeth runzelte die Stirn. „ Definieren Sie „früher“, Rodney.“
„ Genau kann ich das nicht sagen…“- Er kratzte sich am Hinterkopf- „… aber ich schätze mal zwei, drei Wochen.“
„ Zwei, drei Wochen?“ Elizabeth schloss ihre Augen und holte einmal tief Luft, ehe sie sich wieder in der Lage fühlte den Kanadier anzusehen und über das von ihm Gesagte nachzudenken. Ein nachdenklicher und zugleich besorgter Ausdruck zog sich über ihr Gesicht. „ Warum so früh?“
„ Das wissen wir nicht“, antwortete Col. Carter.
„ Es kann mit dem Hyperraumgenerator zusammenliegen oder mit dem Antrieb“, merkte Mike an und runzelte die Stirn.
„ Oder es liegt an etwas anderem“, fügte Rodney hinzu und zuckte mit den Schultern. „ Wir wissen nur, dass wir zu früh aus dem Hyperraum gefallen sind, aber nicht, warum. Es kann an allem möglichen liegen. Es kann auch ein Fehler im System sein.“
„ Sie meinen eine Art „Wackelkontakt“?“, fragte Elizabeth.
„ Das ist jetzt zwar sehr unwissenschaftlich ausgedrückt, aber im Großen und Ganzen… ja.“ Rodney nickte.

Elizabeth sah zwischen den drei Wissenschaftlern hin und her, ehe ihr Blick wieder an Rodney hängen blieb. „ Bekommen Sie das wieder hin?“
„ Es wird schwer, wenn nicht sogar unmöglich, genau zu bestimmen, wie es zu diesem Fehler gekommen ist“, meinte Col. Carter.
Rodney grinste süffisant. „ He, ich bin Dr. Rodney McKay, ich schaffe Dinge, die als unmöglich gelten, in weniger als ein paar Minuten und…“
„Ich habe versucht, nicht Ihr Ego zu füttern Rodney, ich habe einfach nur gefragt, ob Sie es wieder hinbekommen!“, tadelte Elizabeth ihn. „ Kann ich mich auf Sie verlassen?“
„ Oh… ja“, antwortete Rodney nach einer Weile und nickte verlegen. „ Geben Sie mir eine Stunde.“
„ Okay.“ Elizabeth stemmte sich mit den Handballen von dem Tisch weg, gegen den sie sich gelehnt hatte. „ Ich geben Ihnen eine Stunde- Col. Carter und Dr. Branton werden Ihnen behilflich sein.“
„ Aber…“, protestierte Rodney mit weit aufgerissenen Augen und sein Gesicht errötete leicht.
„ Das Letzte was wir jetzt gebrauchen können, ist ein Schiff mit einem defekten Antrieb“, mahnte die Expeditionsleiterin ihn. „ Ich denke, dass ist Grund genug, um mit anderen zusammenzuarbeiten, Rodney. Und wenn Sie…“
„ Dr. Weir, bitte kommen Sie unverzüglich in den Torraum“, knackte es plötzlich aus ihrem Headset und ließ sie zusammenfahren. Sie bedachte Rodney noch tadelnden Blickes, ehe sie sich daran machte, den Funkspruch zu erwidern.
„ Was gibt es, Sergeant?“
„ Das Tor hat sich angewählt und wir haben eine stabile Verbindung“, kam die Antwort wenige Sekunden blechern aus dem kleinen Lautsprecher. „ Und da ist etwas, was Sie und Col. Sheppard sich vielleicht mal ansehen sollten.“
Elizabeth nickte. „ Okay, geben Sie dem Colonel Bescheid. Ich bin gleich da“ Weir Ende.“

„ Das Tor hat sich angewählt, meinten Sie?“, fragte Col. Carter nachdem Elizabeth die Funkverbindung zum Torraum beendet hatte.
„ Sergeant Volker sprach von einer stabilen Verbindung… ja“, erwiderte ihr die Expeditionsleiterin nickend und zog dann misstrauisch ihre Augenbrauen zusammen. „ Woran denken Sie, Colonel?“
Samantha zog ihre Schultern zusammen. „ Es ist nur eine Frage, aber… warum sollte sich das Gate anwählen, wenn wir zu früh aus dem Hyperraum gefallen sind? Für mich ergibt das keinen Sinn.“
„ Vielleicht hat das Schiff die Adresse angewählt“, mutmaßte Mike.
„ Das Schiff soll den Planeten angewählt haben?“, wiederholte Rodney seinen Kollegen stirnrunzelnd und meinte dann frech: „ Das ist das Naivste, was ich in den letzten Wochen gehört habe! Die Artemis ist ein Schiff… und keine zweite Ausgabe von R2D2!“
„ Wäre so etwas überhaupt möglich?“, fragte Elizabeth.
„ Theoretisch…“, murmelte Mike.
Rodney schnalzte laut mit der Zunge. „ Nehmen wir für einen wahnsinnigen Moment lang mal an Sie hätten Recht…theoretisch ist alles möglich, aber wie hätte das Schiff das machen sollen? Mal eben im Adressbuch nachschlagen und den nächstbesten Planeten anwählen?“ Der Kanadier schüttelte nur mit dem Kopf. „ Sie müssen sich doch selbst eingestehen, dass das absoluter Blödsinn ist.“
Elizabeth teilte die Meinung des Physikers nicht und ein schneller Blick zu Mike und Col. Carter verriet ihr, dass die beiden ebenfalls mehr als skeptisch waren. Sie machte einen kleinen Schritt auf Rodney zu. „ Überprüfen Sie das für mich.“
„ Was?“ Rodney sah sie überrascht an. „ Sie glauben doch nicht wirklich, dass…“
„ Überprüfen Sie es, Rodney“, wiederholte Elizabeth sich in fester Tonlage und legte den Blick ihrer grünen Augen auf den Kanadier. „ Das ist keine Bitte.“
„ Elizabeth…“
„ Tun Sie es einfach! Wie Sie das anstellen, ist mir egal, nur tun Sie es!“

Die Expeditionsleiterin war leicht ärgerlich über Rodneys scheinbare Unfähigkeit zu Kooperation, als sie sich umdrehte, auf den Korridor hinaustrat und den Maschinenraum mit eiligen Schritten hinter sich ließ. Sie hatte wahrlich Besseres zu tun, als sich mit Rodney zu streiten! Zumal dieses Unterfangen auch meist keinen Sinn hatte. Rodney konnte unnahbar sein, wenn es für ihn darum ging, eine andere Meinung zu akzeptieren. Manchmal konnte er etwas anstrengend sein…

Sie war noch nicht einmal bis zum Ende des Korridors gekommen, als sie eine Stimme zurückrief. Sie drehte sich um und sah Mike den dunklen Korridor entlang joggen.
Er lächelte, als er sie einholte. „ Erwartest du noch immer meine Antwort?“
Elizabeth erinnerte sich an Sergeant Volkers Funkspruch und seufzte einmal kurz. „ Mike, ich…“
„ Ich wollt’ dir nur sagen, dass es mir auch gut geht.“ Seine braunen Augen strahlten und mit einem Lächeln auf den Lippen beugte er sich vor und küsste sie zärtlich.
„ Danke, dass du mir extra hinterher gelaufen bist, nur um mir das zu sagen“, schmunzelte Elizabeth.
„ Beruhigt?“, fragte Mike.
„ Ungemein“, antwortete sie, verzog ihr Gesicht dann zu einer leidigen Grimasse. „ Tut mir leid, aber ich muss jetzt los…“
Mike seufzte theatralisch, grinste dann aber. „ Ich versteh’ schon- du musst mal wieder die Welt retten!“
Elizabeth stimmte in sein Lächeln ein und gab ihm einen Kuss auf seine Wange. „ Nun übertreib’ mal nicht gleich.“ Mit einem Augenzwinkern verabschiedete sie sich von ihm und lief eiligen Tempos durch den Korridor, bog galant um die Ecke.
Sie spürte Mikes Blick noch einige Momente lang in ihrem Nacken, hörte dann jedoch, wie er leise lachte und dann zum Maschinenraum zurückging. Sie blieb stehen und spähte um die Ecke herum, starrte ihm hinterher, bis er in den Maschinenraum einbog.

Um ein Haar hätte sie vergessen, warum sie eigentlich gegangen war, doch ein Funkspruch erinnerte sie. „ Dr. Weir?“
„ Ich komme sofort, Sergeant“, erwiderte sie dem jungen Mann und setzte sich nach einem letzten geradezu sehnsüchtigen Blick gen Maschinenraum wieder in Bewegung.

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„ Das diesige Gefühl in Ihrem Kopf wird bald verschwinden“, beruhigte Carson sie und schenkte ihr ein wirklich aufrichtiges Lächeln; kleine Lachfältchen bildeten sich um seine stahlblauen Augen herum und seine Lippen kräuselten sich. Er fasste hinter ihren Kopf, rückte ihr Kissen so zurecht, dass sie sich bequem dagegen lehnen konnte. „ Ich habe Ihnen ein leichtes Mittel gegen die Kopfschmerzen gegeben. Keine Sorge… auch die werden bald besser werden.“
Man konnte auf die freundliche Art des Arztes nur mit einem Lächeln reagieren… und so lächelte Teyla.

Sie fühlte sich noch immer etwas schwindelig und wirr, und ihre Gedanken schwirrten ohne jegliches System durch ihren Kopf, aber sie vertraute Carson. Mit Sicherheit würde es bald besser werden. Er hatte schließlich keinen Grund sie anzulügen…
Mit einem leisen Seufzen lehnte sich Teyla in das Kissen und schloss für einen kurzen Augenblick ihre Augen; sie hoffte so, ihre Gedanken ordnen zu können… kam aber nach nur wenigen Augenblicken zu dem Schluss, dass das eine im Moment unüberwindbare Aufgabe war, und öffnete ihre Augen wieder.
Carson war noch immer da, stand vor ihr und lächelte sie aus vollem Herzen an. Er wirkte gelassen und kein bisschen angespannt… vielleicht ein gutes Omen und sie konnte den nervösen Händedruck an ihrer rechten Hand ignorieren…
John saß neben ihr, hielt ihre Hand und starrte Carson ebenso erwartungsvoll an, wie sie es tat- nur mit dem feinen Unterschied, dass er nervöser zu sein schien, als sie. Aus irgendeinem Grund verspürte sie keine Nervosität und saß ganz ruhig da.
Sie sah zu John, der sich ein schwaches Lächeln abrang, als er ihren skeptischen Blick bemerkte, und ihre Hand tätschelte. Vielleicht war ihm auch alles irgendwie zu viel geworden; Teyla bemerkte den kleinen Cut an seiner Schläfe und sein zerrissenes Hosenbein, unter dem eine säuberliche Naht hervorblitzte. Und seine müden Augen…

Carson räusperte sich und als sie zu ihm aufblickte, war sein Lächeln verschwunden. Er wirkte ernster und gefasster, professioneller…aber dennoch immer noch wie der Carson Beckett, den sie kannte- freundlich und aufmunternd.
„ Ich wünschte, es wäre nicht so weit gekommen“, begann er und ließ seinen Blick zwischen John und ihr hin und her schweifen, fixierte sich dann schließlich aber auf sie- und plötzlich war ihre Gelassenheit verschwunden und kalter Angstschweiß trat auf ihre Stirn.
Sie schluckte und wollte mit dem Kopf schütteln, doch irgendwie konnte sich der Befehl dazu nicht durch ihren in Watte gepackten Verstand kämpfen- blieb irgendwo auf halber Strecke liegen. Nein, dachte sie und spürte, wie ihre zitternden Finger beschützend über ihren Bauch glitten. Nein, bitte nicht.

Carsons Gesichtausdruck war nicht leicht zu deuten und das machte Teyla nur noch nervöser… und auch ängstlicher. Plötzlich hatte sie das Gefühl, dass sich zwei mächtige Pranken sich um ihren Hals legten und mit aller Kraft zudrückten. Ihr Magen krampfte sich zusammen.
Carson schien ihre Nervosität zu spüren und machte einen Schritt nach vorne, griff nach ihrer Hand. Nun hatte sie an jeder Hand jemanden hängen- John rechts, Carson links. Irgendwie ein beklemmendes Gefühl und auf einmal wünschte sie sich nichts sehnlicher, als dass Carson endlich mit der Wahrheit herausrückte. Sie wollte es wissen…

„ Teyla, Sie hatten eine Blutung in der Gebärmutter…“, schleuderte Carson ihr die Wahrheit um beide Ohren- und es war noch schlimmer, als sie erwartet hatte; ihr Herz stockte für einen kurzen Moment, nur um dann in wahnsinniger Geschwindigkeit Blut und Adrenalin durch ihren Körper zu pumpen… und endlich schaffte es auch der Befehl „Kopfschütteln“ durch die Barrikade.
„ Und…was genau heißt das?“, erhob John nach scheinbar nicht enden wollenden Augenblicken seine Stimme und er drückte ihre Hand noch fester. Man konnte den Kloß in einem Hals förmlich hören.
„ In einem solchen frühen Stadium einer Schwangerschaft können häufiger Komplikationen auftreten“, meinte Carson und ließ Teylas Hand wieder los, trat einen Schritt zurück. „ Blutungen- selbst von solch geringem Ausmaß- können schwere Schäden für das Ungeborene nach sich ziehen, aber…“ Er versetzte sich in ein kurzes Schweigen.

Teyla konnte nicht mehr. Sie verkrallte ihre Finger in das Bettlaken der Patientenliege, um nicht geradewegs nach hinten zu kippen. Einerseits hing sie regelrecht an Carsons Lippen und andererseits fürchtete sie sich vor dem Aufprall- die Wunde an ihrem Hinterkopf hatte genäht werden müssen!
Geradezu panisch versuchte sie etwas in dem Gesicht des Mediziners zu lesen. Irgendetwas, was ihr die Wahrheit ein kleines bisschen verständlicher machte. Sie erwartete einen traurigen Blick und ein „Tut mir leid“… und demnach überraschte es sie, als Carson wieder anfing zu lächeln.
Sie stutzte einen Augenblick lang, versuchte dieses plötzliche Lächeln zu verstehen, und dann hellte sich ihr Gesicht auf.
„ W…wirklich?“, presste sie mühsam hervor. Das Glucksen, das sich in ihrer Kehle zusammengebraut hatte, brach als Lachen über ihre Lippen, als Carson nickte.
„ Es ist alles in Ordnung.“ Seine Worte waren wie Balsam für ihre Seele und ließen die große Last, die sich auf ihre Schultern gelegt hatte, verschwinden.
„ Wirklich?“, wiederholte sich Teyla.
Und wieder nickte Carson und erfreute sie mit seinem gutmütigen, friedfertigen Lächeln.
„ Heißt das…“ Die Worte des Arztes schienen nun auch bei John angekommen zu sein, und auch wenn er einen skeptischen und leicht ungläubigen Ausdruck auf seinem Gesicht hatte- er lächelte, lächelte ein Lächeln voller Glück.
Carson schob sein Kinn leicht nach vorne, was sein Lächeln und das Glitzern seiner Augen nur noch verstärkte. „ Ihr Baby ist eine richtige Kämpfernatur. Ich muss zugeben, dass es mich überrascht… aber es ist völlig in Ordnung, als wäre nie etwas passiert.“
John lachte auf und drückte einen Kuss auf ihre Hand. „ Da kommt es voll und ganz nach seiner Mom.“

Teyla sah zu ihm auf. Sein Gesichtsausdruck verriet Freunde und Erleichterung und Zufriedenheit- er fühlte sich genauso, wie sie. Ein warmes Lächeln lag auf seinen Lippen und ein leises Funkeln ließ seine haselnussfarbenen Augen förmlich strahlen. Sein Händedruck war fest, zeugte ebenfalls von Erleichterung.
„ Und, ist das Baby jetzt noch…“ John brachte seinen Satz nicht zu Ende, sondern vollendete ihn mit einer schnellen Handbewegung, die aber nicht falsch gedeutet werden konnte.
Carson räusperte sich und wandte sich mit wissendem Blick an Teyla. „ Sie sollten es in den nächsten Tagen ruhig angehen lassen. Es können immer noch Komplikationen auftreten. Wir müssen sicher gehen, dass Sie die Schwangerschaft halten können. Das heißt keine Trainingseinheiten! Wenn ich Sie auch nur einmal beim trainieren erwische...“ Er hob warnend den Finger, doch er lächelte nebenbei.
„ Und was ist mit...?" John machte eine umständliche Handbewegung. „ Sie wissen schon...Sex?", fragte er, woraufhin Teyla ihn mit halb offenem Mund anstarrte und Carson einem amüsierten Schmunzeln verfiel.
„ Sex während der Schwangerschaft schadet weder der Mutter noch dem Kind“, antwortete der Schotte.
„ Oh, okay, ja." Johns Wangen nahmen zwar einen leichten Rotton an, aber grinste.
Carsons Lächeln verrutschte um einige Millimeter, doch noch immer war da dieser freundliche Ausdruck in seinem Gesicht und seine Stimme war warm, als er meinte: „ Ähem, ich werde mal nach Dr. Keller und Dr. Hadley sehen, wenn Sie nichts dagegen haben.“ Er ging mit einem Lächeln, machte dann aber nach wenigen Meter Halt und wandte sich noch einmal um. „ Lassen Sie sich Zeit.“
Dann ging er.

Kaum war er gegangen, stemmte sich Teyla mit ihren Händen von der kratzigen Matratze der Patientenliege ab- sie hatte wahrlich genug von dem ganzen Liegen-, wurde aber wieder zurück in die Kissen gedrückt, als John ihr Gesicht mit beiden Händen umfasste und ihre Lippen mit einem Kuss bedeckte, der mehr verriet als nur Leidenschaft- da war Erleichterung, unglaubliche Erleichterung und auch Freude.
Teyla lächelte, als sich ihre Lippen voneinander lösten und nach Luft schnappten, und schlang ihre Arme um seinen Nacken, zog ihn zu sich heran und lehnte ihre Stirn gegen seine.
„ Ich hatte Angst“, gestand John, berührte mit seinen Lippen sanft ihre Nasenspitze und glitt mit seiner Hand über ihren Unterleib, gab sich für einen kurzen Moment stiller Bewunderung hin.
„ Ich hatte auch Angst“, wisperte Teyla zurück und sie hatte sich wirklich gefürchtet! Sie erinnerte sich nicht mehr an viel- die Kopfschmerztabletten hatten sie fertig gemacht. Da waren nur noch schwache Erinnerungen. Sie erinnerte sich, wie sie sich im Bad übergeben hatte, wie die Wände angefangen hatten zu wackeln. Sie erinnerte sich an ihren Sturz und an den furchtbaren Schmerz. Dann war da nichts als große Dunkelheit und Angst und noch etwas, was sie aber nicht wirklich einzuordnen vermochte- es waren unscharfe Bilder, die starke Emotionen bei ihr hervorriefen. Sie hörte auch eine Stimme, eine ihr sehr bekannte Stimme, die mit ihr redete. Es klang wie ein Versprechen. Doch was versprach die Stimme ihr? Sie wusste es nicht, sie konnte sich nicht erinnern.

John lachte und riss sie aus ihren Gedanken. Er hatte seine Stirn noch immer gegen ihre gelehnt, betrachtete sie eingehend und hatte einen Arm um ihre Hüfte geschlungen. „ Wir müssen verrückt sein. Ein Baby… hier!“
Sie runzelte die Stirn. „ Du meinst, dass wir uns falsch entschieden haben?“
„ Nein.“ Er schüttelte mit dem Kopf. „ Nein, wir haben alles richtig gemacht, okay? Wir bekommen ein Baby… und verdammt ja, ich freu’ mich! Ich werde Dad und ich freu’ mich wirklich! Nur…“- Er seufzte schwer und nahm ihr Gesicht wieder zwischen seine Hände und hob es an, sodass sie ihm in die Augen sehen musste- „… es ist gefährlich hier. Das heute hat mir gezeigt, wie gefährlich.“
Teyla schmunzelte. „ Du machst dir Sorgen.“
„ Ich will nicht, dass so etwas noch mal passiert, Teyla“, erwiderte John. „ Hör zu: Ich halte das nicht für einen Fehler. Ich freu’ mich auf das Baby, nur ich…“
Gerührt lehnte sie ihren Kopf gegen seine Schulter. „ Ich weiß, was du sagen willst und du sollst wissen, dass ich verstehe.“
„ Wirklich?“ John hob die Augenbrauen. „ Normalerweise haben die meisten Leute Probleme mich zu verstehen.“
„ Ich werde auf mich und auf das Baby aufpassen“, versprach Teyla ihm mit einem Lächeln. „ Du musst dir keine Sorgen machen.“
John war nicht glücklich mit dieser Antwort. Skeptisch runzelte er die Stirn und schürzte die Lippen. „ Ich hab’ trotzdem das Gefühl, dass jeden Moment was Schlimmes passiert.“
„ John, hier ist Elizabeth. Sie sollten in den Torraum kommen und sich etwas ansehen!“

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„ Sind das die Bilder von dem Planeten?“, fragte Elizabeth mit zittriger Stimme und schluckte den Ekel runter.
„ Ja, Ma’am.“ Sergeant Ernest Volker- ein junger Mann Mitte zwanzig mit strubbligen blonden Haaren und rehbraunen Augen- nickte. „ Sie sind soeben eingetroffen.“
„ Okay.“ Elizabeth betrachtete die Videoübertragung mit einer Mischung aus Ekel und Trauer. Sie war dermaßen versunken, dass sie nicht merkte, wie sich John ihr eiligen Schrittes näherte und ein entsetztes „ Oh, mein Gott“ verlauten ließ, kaum dass er einen Blick auf den Bildschirm erhascht hatte.
„ Was zur Hölle ist das?“, fragte er mit verzogener Grimasse.
Elizabeth seufzte und wandte ihren Blick von dem Bildschirm ab, sah stattdessen ihn an. „ Ich will, dass Sie und Ihr Team sich das ansehen. Es scheint mir, als hätte uns das zu interessieren.“

TBC
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