Was passiert mit Rodney? by Jasada
Summary: Rodney verhält sich merkwürdig...
Categories: Stargate Atlantis Characters: John Sheppard, Rodney McKay
Genre: Angst, Slash
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 11809 Read: 2705 Published: 23.01.11 Updated: 23.01.11
Story Notes:
Short-Cut: Rodney verhält sich merkwürdig...
(Fortsetzung von: Aus dem Ruder gelaufen... & Der Dschungelplanet)
Spoiler: 2. Staffel
Charaktere: McKay/Sheppard
Kategorie: Angst, Slash
Rating: PG-13
Author's Note: Dies ist eine Stargate-Atlantis-FF.
Widmung: Ich danke meiner Betareaderin Antares, die sich glücklicherweise dieser Geschichte angenommen hat.
Disclaimer: Alle Charaktere und sämtliche Rechte an Stargate Atlantis gehören MGM/UA, World Gekko Corp. Und Double Secret Production. Diese FanFic wurde lediglich zum Spaß geschrieben und nicht um Geld damit zu verdienen. Jegliche Ähnlichkeiten zu lebenden und toten Personen ist zufällig und nicht beabsichtigt. Alle weiteren Charaktere sind Eigentum des Autors.
Feedback: Ich bitte um reichlich Feedback. Freue mich auf positive Meinungen, werde aber auch negative Kritik annehmen, sofern sie konstruktiv ist.
Jasada001@t-online.de

1. Kapitel 1 by Jasada

Kapitel 1 by Jasada
Was passiert mit Rodney?


Es war zwar noch früh am Morgen, aber die Sonne tauchte bereits die ersten Türme von Atlantis in ein ganz zartes, rotes Licht. Einer dieser Strahlen drang auch schräg durch das Fenster in Rodneys Zimmer und schien John so unglücklich ins Gesicht, dass er davon geweckt wurde.
Blinzelnd sah John zum Fenster und seufzend wurde ihm bewusst, dass er sein eigenes Quartier aufsuchen sollte, da ihre nunmehr 6-monatige Beziehung immer noch ein gut gehütetes Geheimnis war, von dem nur sein Team und Dr. Carson Beckett wussten.

Rodney hatte ihm einen Arm um die Taille geschlungen und lag so dicht hinter ihm, dass er auf angenehme Weise dessen Atem im Nacken fühlte. Sie schliefen beide nackt und er spürte, dass sich Rodneys Genitalien an seine Pobacken drückten, was ihm durchaus gefiel, aber für ein sofortiges Aufstehen relativ kontraproduktiv war. So rückte er widerstrebend etwas von seinem Freund ab, um einige Zentimeter zu gewinnen und drehte sich in Rodneys Armen um. Nun konnte er seinem Liebhaber ins Gesicht schauen.

Gott, wie sehr er diesen Mann liebte! Seit sie eine Beziehung eingegangen waren, hatte Rodney sein Verhalten ihm gegenüber offiziell kaum geändert, denn wenn es anders gewesen wäre, hätte es den anderen Mitgliedern der Atlantis-Expedition auffallen können. Insgesamt betrachtet, war sein und Rodneys Verhältnis und ihr Umgang miteinander aber freundlicher und vertrauensvoller geworden, auch wenn Rodney weiterhin manchmal nervig und ziemlich anstrengend sein konnte. Sie neckten sich oft und er genoss ihre "Streitgespräche". Er wollte es auch nicht anders haben. Denn gerade diese vielschichtige und gar nicht so leicht händelbare Persönlichkeit des Wissenschaftlers hatte auf ihn von Anfang an anziehend gewirkt, auch wenn er zuerst nur Rodneys Freundschaft gesucht hatte. Nie hätte er geahnt, dass sich daraus im Laufe der Zeit eine Beziehung entwickeln könnte.
Wenn sie alleine in einem ihrer beider Quartiere waren, erkannte er Rodney in/im? positivem Sinne kaum wieder. Er war sanft und zärtlich beim Sex. Inzwischen hatte er auch die letzten Unsicherheiten hinter sich gelassen und übernahm zunehmend auch mal den aktiven Part.

Seine Gedanken wurden unterbrochen, als Rodney erwachte und Johns Blick von den wunderschönen blauen Augen gefesselt wurde.
"Guten Morgen, Rodney!", flüsterte John, während er die rechte Hand hob und seinen Freund im Nacken kraulte.

"Ich bin keine Katze!", erwiderte Rodney schief grinsend, räkelte sich aber dennoch unter diesen Streicheleinheiten. Er warf einen müden Blick auf den Wecker und zog missbilligend die Augenbrauen zusammen.

"Ich weiß, es ist noch viel zu früh um aufzustehen, aber ich muss zurück in mein Quartier!", kam John dem zu erwartenden Vorwurf zuvor.

"Hm!" Der leise Laut wurde von einem resignierten Nicken begleitet.

John beugte sich leicht vor und überbrückte so die wenigen Zentimeter zwischen ihnen. Sanft küsste er Rodney auf die weichen Lippen, aber bevor der Kuss leidenschaftlich werden konnte, brach John ihn mit einem Seufzen ab.

Rodney sah leicht enttäuscht John hinterher, der sich erhoben hatte und ins angrenzende Bad ging. Nur zu gerne würde er mit John nach dem Aufwachen noch etwas Zeit im Bett verbringen. Einfach nur so beieinanderliegen ohne diese Hektik, die meist ihre Tagesabläufe begleitete, oder noch besser ... erneut mit ihm schlafen. Aber das war einfach unmöglich. Auch wenn er sich nach nunmehr 6 Monaten hätte daran gewöhnen müssen, dass sie sich früh morgens abrupt trennen mussten, fiel es ihm nicht unbedingt leichter, als zu Anfang ihrer Beziehung. Es war einfach eine Notwendigkeit, die sie beide akzeptieren mussten. Es hatte Zeiten gegeben, als er dachte, dass es John nicht so viel wie ihm selbst ausmachen würde, sich morgens in sein eigenes Quartier stehlen zu müssen. Er nahm es so cool; so cool, wie John auf fast alle Menschen wirkte, denen er begegnete. Aber sie hatten gemeinsam gelernt, miteinander zu reden, so dass sie inzwischen noch besser als früher wussten, wie sie tickten. So hatte er erfahren, dass John nicht weniger mit der Situation haderte als er, sondern es nur besser verbergen konnte.

Rodney lauschte den Geräuschen aus dem Bad. John benutzte das WC, putzte sich die Zähne und begann zu duschen. Der Gedanke an Johns nackten, muskulösen Körper unter der Dusche machte ihn derart an, dass er prompt eine körperliche Reaktion darauf spürte. Er rollte sich auf den Bauch, verhedderte sich dabei in der Decke, was eine zusätzliche Reibung auf seiner Erektion bedeutete und vergrub mit einem Stöhnen sein Gesicht im Kissen.
Er wusste aus Erfahrung, dass keine Chance bestand, die farbenprächtigen Bilder aus seinem Kopf zu bekommen, es sei denn, dass John sich seiner erbarmen würde oder dass er sich unter eine kalte Dusche stellen würde. Wobei die zweite Alternative nicht sehr verheißungsvoll klang. Auch sah er nicht ein, warum er selbst Hand anlegen sollte, wenn er doch einen heißen Typen als Freund an seiner Seite hatte.

John kam frisch geduscht und mit einer Shorts bekleidet aus dem Bad. Als er zu Rodney sah, der sich in die Kissen drückte und leise stöhnte, ahnte er was Sache war.
Ungeachtet dessen, dass er eigentlich in sein Quartier zurückkehren sollte, legte er sich kurzentschlossen neben Rodney auf das Bett und begann ihn auf dem Rücken zu streicheln. Rodney hob den Kopf und sah ihn fragend an, wobei sich das Blau seiner Augen intensiviert hatte. Das war immer so, wenn er erregt war und John fand das jedes Mal faszinierend.

Ohne auf die stumme Frage einzugehen, drehte er Rodney auf den Rücken, strich ungeduldig die Decke zur Seite und sah sich mit dem bereits voll erigierten Penis konfrontiert. Ohne zu Zögern beugte er sich vor und umschloss den Schaft mit dem Mund, während seine Hände auf Wanderschaft gingen. John saugte und leckte voller Hingabe Rodneys Penis und fuhr mit seiner Zunge die komplette Länge auf und ab. Der Körper unter ihm zitterte voller Lust und das leise Stöhnen war Musik in seinen Ohren.

"John!" Rodneys Stimme war nur ein Hauch.

"Rodney?" John unterbrach kurz sein Tun, um zu antworten.

"Das ist gut!", flüsterte Rodney, mehr brachte er nicht zustande.

John erhöhte das Tempo und mit Johns Namen auf den Lippen kam sein Freund. John schluckte das Sperma und spürte, wie sich Rodney langsam unter ihm beruhigte, nachdem der Orgasmus ihm die Erlösung aus der sexuellen Spannung gebracht hatte. Er rutschte höher und küsste Rodney auf die Lippen, tastete sich mit seiner Zunge in den Mund vor und an Rodneys Zähnen entlang. Rodneys Zunge begegnete seiner und sie vertieften den Kuss. Atemlos lösten sie sich nach einer Weile voneinander. John wollte aufstehen, als er auf das Bett zurückgezogen wurde.

"Was ist mit dir?", fragte Rodney und fuhr demonstrativ mit der rechten Hand leicht über den dünnen Stoff der Shorts zwischen Johns Beinen. Dort bestätigte eine harte Erektion, dass die vorangegangenen Aktivitäten nicht spurlos an John vorübergegangen waren.

"Keine Zeit mehr!", erwiderte John, selbst nicht sehr von seinen eigenen Worten überzeugt. ) Er wollte die Hand auf seinem Unterleib wegschubsen, als er sich plötzlich auf dem Rücken widerfand.
"Hey!", rief er überrascht und starrte hoch in Rodneys grinsendes Gesicht. Das Training mit Ronon brachte anscheinend bereits Ergebnisse und John war darüber sehr erfreut. Rodneys Körper war deutlich straffer geworden und außerdem kannte der Wissenschaftler inzwischen einige Verteidigungsgriffe.

"Nicht so schnell, Colonel! Jetzt bist du dran!"

"Lass mich, ich ...!", versuchte John tapfer seinen Freund zu überreden, dass es besser wäre, wenn er jetzt gehen würde, bevor auf den Gängen reger Betrieb herrschen würde. Doch er wurde unterbrochen.

"Jooohn!", dehnte Rodney seinen Namen, wie er es oft tat, wenn er drohte, die Geduld zu verlieren. "Du brauchst es ... jetzt! Lass es mich tun!"

"Okay!", gab John schließlich nach. Rodney streichelte immer noch seinen Penis und er wollte den Blow-Job in diesem Moment mehr als alles andere. Er war sich nicht mal sicher, ob eine kalte Dusche ausreichen würde, um sein brennendes Verlangen zu löschen.

Die Shorts fielen zu Boden und Rodneys geschickte Zunge verwöhnte ihn auf sanfte und erregende Weise. Rodney konnte ihn tiefer in seinem Mund aufnehmen, als je ein anderer Mann zuvor und dieses Gefühl, bis zur Wurzel in die warme und feuchte Höhle zu stoßen, war einfach nur göttlich! Es dauerte nicht lange und Rodneys besonderes Talent warf ihn über die Klippe. Sein Orgasmus war heftig und entspannte ihn, so dass er befriedigt für einige Minuten in den Kissen liegen blieb. Rodney drängte sich mit seinem ganzen Körper an ihn und er schlang einen Arm und ein Bein um seinen Liebhaber.

Nachdem sich ihr Puls beruhigt hatte und die angenehme Trägheit nach dem Orgasmus verflogen war, sprang John hastig auf. Er war nun spät dran und würde sich irgendwie ungesehen in sein Quartier stehlen müssen. Aber die morgendlichen Zärtlichkeiten waren es auf jeden Fall wert gewesen.
Nachdem er sich angezogen hatte, gab er Rodney noch einen sanften Kuss.
"Schlaf noch ein bisschen! Aber sei rechtzeitig im Gateraum. Wir haben einen Planeten zu besuchen!"

"Ja, ja! Ich werde pünktlich sein!", versicherte Rodney und ignorierte Johns skeptischen Blick.

Minuten später betrat John ungesehen sein Quartier.

* * *


Draußen auf der freien Ebene hatte er die Hitze kaum ausgehalten, aber hier, im Schutz des dichten Waldes, war es schattig und angenehm kühl. Aufatmend wischte er sich mit einem Taschentuch über das Gesicht.
Warum musste das Stargate auch so weit entfernt von der Energiequelle stehen, die sie mit einem Malp auf diesem Planeten geortet hatten? Er hasste diese ewig langen "Spaziergänge", auch wenn er inzwischen, zusammen mit John, regelmäßig durch die Gänge von Atlantis joggte und seine Kondition verbessert hatte. Er hatte darauf bestanden, den Jumper zu nehmen. Aber John war der Ansicht gewesen, dass ein Jumper unnötig sei und Teyla und Ronon hatten ihm zugestimmt. Rodney fand es mehr als ungerecht, dass seine Meinung einfach übergangen worden war.

"Hey, Colonel!", rief er nach vorne.

John verdrehte zwar die Augen, blieb aber stehen und wandte sich um. Manchmal benahm sich Rodney wirklich kindisch, besonders wenn er schlechte Laune hatte. Hinter ihm blieben nun auch die anderen stehen. Ronon, der die Nachhut bildete, brummte etwas Unverständliches und warf einen genervten Blick in Richtung des Wissenschaftlers. Auch wenn er sich im Laufe der Zeit mit dem ungewöhnlichen Mann angefreundet hatte und aufgrund seiner technischen Kenntnisse und Fortschritte im Kampftraining Respekt für ihn entwickelt hatte, konnte Rodney einem manchmal den letzten Nerv rauben.

"Was gibt's Rodney?", fragte John und ignorierte die förmliche Anrede. Wenn Rodney einen auf beleidigt machen wollte ... bitte schön!

"Ich müsste mal in die Büsche!"

"Dann tu dir keinen Zwang an ... aber beeil dich!", erwiderte John und sah Rodney hinterher, als dieser zwischen den Bäumen verschwand.

Es vergingen 5 Minuten und langsam wurde John ungeduldig. Noch einmal 5 Minuten später begann er sich ernsthaft zu sorgen, so dass er sich an sein Team wandte und mit den Worten: "Ich sehe mal nach ihm!", dort in den Wald eindrang, wo Rodney verschwunden war.
"Rodney! Hey, McKay!", rief er nach wenigen Metern, doch er bekam keine Antwort. Er wusste, dass Rodney ihm auf jeden Fall antworten würde, denn die Verhaltensregeln, die aus Sicherheitsgründen für die Missionen aufgestellt worden waren, würde er immer einhalten.
"Rodney, wo bist du?" Johns Sorge wurde mit jeder Sekunde und jedem Meter größer. Konnte Rodney ihm nicht antworten weil er verletzt und bewusstlos war? Oder was war sonst Schreckliches passiert? Nachdem er die nähere Umgebung vergeblich abgesucht hatte, rief er Teyla und Ronon hinzu, um ihn bei der Suche zu unterstützen.

* * *


Rodney öffnete die Augen, tastete vorsichtig nach seiner rechten, stark schmerzenden Schulter und biss stöhnend die Zähne aufeinander. Aber auch der Rest seines Körpers tat ihm weh. Mit Sicherheit hatte er nicht nur leichte Prellungen abbekommen.
Ächzend richtete er sich etwas auf. Lehmige Wände nahmen fast sein ganzes Blickfeld ein und auf dem Boden lagen Zweige mit dichtem Laubwerk. "Falle" - lieferte sein Kopf sofort das richtige Wort. Verwirrt sah er nach oben. Wie hatte er diese Grube nur übersehen und hineinfallen können? Fluchend stand er auf und langte mit den Armen nach oben. Seine Hände berührten zwar den Rand seines Gefängnisses, aber es gab nichts, woran er sich hätte festhalten können.
Als er Johns Stimme hörte, schlug er sich mit der Hand gegen die Stirn. Mann, wie hatte er vergessen können, sich sofort seinem Team bemerkbar zu machen.
"Hier bin ich! Helft mir!", rief er so laut er konnte.

"Rodney, wo genau bist du?", kam prompt die Antwort Johns zurück.

"In einer Grube oder Falle!", schrie er und warf, hoffend, dass John es sehen konnte, einige Zweige nach oben über den Rand.

* * *


Erleichtert vernahm John Rodneys Stimme und wandte sich in die Richtung, aus der sie gekommen war.
Als einige Zweige mehrere Meter vor ihm in die Luft flogen, musste er trotz seiner Sorge leicht grinsen. Als er an der Grube ankam, kniete er am Rand nieder, beugte sich etwas nach vorne und erblickte Rodney, der zu ihm aufsah. Erleichtert konnte er außer einer kleinen Schramme im Gesicht keine offensichtliche Verletzung erkennen. In Rodneys Haar steckten ein paar Blätter und seine Uniform war etwas verschmutzt.
"Bist du verletzt?", fragte er.

"Ich habe starke Schmerzen in der rechten Schulter! Hol mich hier raus!"

"Ja, gleich!" Teyla und Ronon traten neben John und sahen nun ebenfalls in die Grube.

John griff nach Rodneys unverletztem Arm und mit Hilfe von Ronon zog er seinen Freund aus dem Loch.

Der Wissenschaftler grub zur Unterstützung seine Absätze in die Lehmwand und halb kletternd und halb gezogen schob er sich über den Rand.
"Warum immer ich?", fragte Rodney und sah John empört an.
"Vielleicht weil du immer derjenige bist, der den Kopf so voller anderer Dinge hat, dass er nicht mehr auf den Weg achtet. Aber tröste dich, Daniel Jackson geht es bei SG-1 ebenso! Also bist du da nicht alleine!", erwiderte John.
"Das soll mich wirklich trösten, oder was?", fragte Rodney und warf John einen schiefen Blick zu.

"Yep!" John lächelte versöhnlich.

Rodney lächelte nun auch, aber plötzlich stieß er einen Schmerzensschrei aus, denn während er mit John gesprochen hatte, untersuchte Ronon seine Schulter.
"Hey, Ronon! Nicht so grob! Das tut weh!", jammerte der Wissenschaftler.

"Ich weiß! Aber ich musste herausfinden, ob die Schulter ausgekugelt ist oder nicht! Wenn es so gewesen wäre, hätte ich sie sofort wieder einrichten können! Aber sie ist nur stark geprellt oder gezerrt. Dr. Beckett wird das genau sagen können, wenn wir nach Atlantis zurückgekehrt sind!"

"Na schön! ... Danke!"

Da Rodney durch Dr. Beckett untersucht werden musste, brachen sie die Mission ab und verschoben die Suche nach der Energiequelle auf diesem Planeten auf einen späteren Zeitpunkt.

Auf dem Rückflug diskutierten sie dann, dass es anscheinend intelligentes Leben auf diesem Planeten geben musste, da sich diese Falle, in der wahrscheinlich Tiere gefangen werden sollten, ja nicht von alleine gegraben hatte.

* * *


Dr. Carson Beckett untersuchte den Wissenschaftler eingehend und legte im Anschluss McKay, dem Rest von Sheppards Team und Dr. Weir das Ergebnis dar: "Rodneys Schulter ist stark gezerrt und das schmerzt natürlich sehr. Es wird 2-3 Wochen dauern, bis er sie wieder uneingeschränkt bewegen können wird. Solange ist jede Außenmission gestrichen. Daneben hat er ein paar kleinere Prellungen. Den Kratzer im Gesicht habe ich geklammert und es wird nicht mal eine Narbe zurückbleiben!"

Rodney lag mit niedergeschlagenem Gesichtsausdruck im Bett. Es war gerade mal etwa drei Monate her, als er durch die Raubkatze angegriffen worden war und für seine Begriffe unendlich lange Zeit auf der Krankenstation hatte zubringen müssen. Mal ganz abgesehen von den langen Wochen, die er danach nur bedingt arbeitsfähig war, und die ihn in seinen Forschungen weit zurückgeworfen hatten. Das brauchte er wirklich nicht schon wieder.

Nachdem die anderen ihm gute Besserung gewünscht hatten und gegangen waren, blieb John noch zurück und setzte sich auf den Rand des Bettes. Da nur Carson anwesend war, brauchte er sich für einen Augenblick nicht zurückzuhalten.
"Hey, warum siehst du so traurig aus?" John strich Rodney mit den Fingern seiner rechten Hand sanft über die Wange.

"Weil ich schon wieder verletzt wurde! Vielleicht bin ich einfach nicht dafür geschaffen, durch das Tor auf fremde Welten zu gehen!", erwiderte der Wissenschaftler leise.

"Tu das nicht, Rodney!", verlangte John und starrte seinen Freund leicht verärgert an.

"Was denn?" Rodney runzelte verwirrt die Stirn.

"Dich selbst schlecht machen! Natürlich bin ich darüber nicht begeistert, wenn du verletzt wirst, denn ich bin dein Partner und mache mir Sorgen um dich! Aber du gehörst genauso zum Team wie Teyla und Ronon! Du bist ein vollwertiges Mitglied, auf das wir nicht verzichten können und wollen! Verstanden?"

"Aber …"

"Nichts aber! Ich meine jedes einzelne Wort!" Dabei schaute Sheppard ihn so intensiv an, dass Rodney gar nicht anders konnte und ihm glauben *musste*.

"Okay!" Rodney lächelte nun und war erleichtert.

* * *


Vier Tage später ... abends

Dr. Beckett war froh, dass er Rodney nun wieder aus der Krankenstation entlassen konnte, denn langsam raubte ihm der Wissenschaftler den letzten Nerv mit seinem Gezeter. Er hatte ihn eine Weile hierbehalten, damit Rodney sich nicht überanstrengen würde, aber jetzt war auch seine Geduld erschöpft.

"Ich sage nicht `Auf Wiedersehen!´ ", sagte Carson grinsend und Rodney drehte sich an der Tür noch einmal um.

"Auf Nimmerwiedersehen!", rief Rodney und grinste ebenfalls.

In seinem Quartier warf er sich aufs Bett und gab sich seinen Gedanken hin. In den letzten Tagen hatte er sich irgendwie unausgeglichen gefühlt. Mal war er gut gelaunt gewesen und in der nächsten Minute dann hatte er sich genau gegensätzlich verhalten. Er entschied für sich, dass es sich nur um eine vorübergehende Phase handelte und ging ins Bad, um sich zu waschen. Aufgrund des Stützverbandes für seine Schulter konnte er leider nicht duschen.
Knapp fünfzehn Minuten später kam er wieder aus dem Bad. Er setzte sich nur mit einer Shorts bekleidet auf das Bett und arbeitete etwas mit dem Laptop. Noch war er nur bedingt arbeitsfähig und Carson hatte ihm eingeschärft, dass nur leichte Tätigkeiten genehmigt waren.
Sollte er sich nicht daran halten würde es nur länger dauern, bis er wieder mit seinem Team fremde Planeten erforschen konnte.

Als es klopfte, rief er "Herein!" und sah neugierig zur Tür. Es war John und er freute sich, seinen Freund wieder zu sehen, auch wenn dieser ihn zuletzt am Morgen besucht hatte.
"Ist alles glatt gegangen?", fragte er, da John mit Teyla, Ronon und Radek Zelenka unterwegs gewesen war. Sein Stellvertreter in der wissenschaftlichen Abteilung begleitete das Team während seiner Genesung.

"Ja, alles okay! Wir konnten neue Handelspartner gewinnen und werden neben Getreide neue Sorten an Früchten tauschen können", erwiderte John und setzte sich zu Rodney auf das Bett.
Er nahm dem Wissenschaftler den Laptop aus den Händen, auch wenn dieser protestierte.

"Hey, was soll denn das? Ich wollte noch diesen Bericht lesen!"

"Das kannst du doch morgen noch lange genug, wenn ich unterwegs bin, um die neuen Piloten einzuweisen!", meinte John, während er eine Hand auf Rodneys Oberschenkel legte und mit der anderen sanfte Kreise auf dessen Rücken beschrieb. Verwundert nahm er zur Kenntnis, dass sich Rodney versteifte, aber leider nicht an der richtigen Stelle.

"Ich habe starke Kopfschmerzen, John! Können wir das verschieben?" Rodney war klar, was sein Freund von ihm wollte und rückte etwas von dem anderen Mann ab.

"Ja, natürlich!", erwiderte John. Trotzdem war er leicht enttäuscht, denn er hatte sich nach Rodneys Entlassung aus der Krankenstation den ganzen Tag darauf gefreut mit ihm zu schlafen. Aber vielleicht fühlte sich Rodney einfach noch nicht gut genug.
"Kann ich denn wenigstens bei dir übernachten?", fragte er, da er die Nähe zu dem Wissenschaftler vermisst hatte.
"Na gut!"

John schien es, als wenn Rodney es nicht recht wäre, wenn er heute Nacht bei ihm blieb. Sein Stolz ließ ihn denken: `Na, dann eben nicht´, wollte ihn einen Rückzieher machen und aus Rodneys Quartier marschieren lassen. Aber im Grunde seines Herzens wollte er heute nicht alleine bleiben. Er suchte Rodneys Wärme.
"Bist du sicher? Wenn nicht, dann gehe ich!", fragte er nach einem kurzen Moment des Zögerns.

"Doch, doch ... das ist schon okay!", versicherte Rodney und lächelte leicht.

* * *


Als John am nächsten Morgen in Rodneys Quartier erwachte, war er durch die Wärme und Nähe seines Freundes dermaßen erregt, dass er begann, seinen Freund trotz der frühen Stunde zu streicheln ... in der Hoffnung auf eine Runde morgendlichen Sex.

"Hey!", kam es knurrend unter der Decke hervor und seine Hand wurde weggeschoben.

John ließ sich erstmal nicht abschrecken, da Rodney morgens oft ziemlich schlechtgelaunt sein konnte. Seine Zärtlichkeiten hatten bisher aber noch immer ein Lächeln auf Rodneys Gesicht gezaubert.

"Lass mich schlafen, verdammt!", wurde John regelrecht angegiftet.

Resignierend zog er sich zurück, setzte sich auf und ging mit seiner fast schmerzhaften Erektion frustriert seufzend ins Bad. Unter der Dusche begann er sich selbst zu streicheln und stellte sich vor, dass es Rodneys talentierte Finger wären, die ihn massierten. Es dauerte nur wenige Minuten und er kam mit einem leisen Stöhnen. Sein Körper war nun befriedigt, aber sein Kopf sah das etwas anders. Er fragte sich kritisch, ob er der sexuellen Seite ihrer Beziehung zu viel Bedeutung beimaß, wenn er es nach nur wenigen Tagen der Abstinenz dermaßen nötig hatte. Schließlich kam er zu dem Schluss, dass dies nicht der Fall war. Ebenso wichtig waren ihm ihre Gespräche und die kleinen Dinge, die sie zusammen unternahmen, auch wenn sie hier in Atlantis in der Auswahl eingeschränkt waren. Rodney übte eben einfach eine unglaubliche Anziehungskraft auf ihn aus und der Sex mit ihm war sehr leidenschaftlich. John musste vor sich selbst zugeben, dass er scheinbar fast süchtig danach war.

Er zog sich an und verließ das Quartier ohne noch einmal mit Rodney zu sprechen, der sich tief in die Bettdecke vergraben hatte. Er gönnte ihm den Schlaf und tröstete sich mit dem Gedanken, dass sein Freund am Abend sicherlich besser gelaunt wäre.

* * *


Dr. Weir machte ihm aber einen Strich durch die Rechnung, da sie seinem Team kurzfristig einen Einsatz aufgedrückt hatte, der eine Übernachtung auf dem anderen Planeten einschloss. Sie sollten ein befreundetes Volk besuchen, das Probleme mit dem Grundwasserförderungssystem hatte und bei dieser Gelegenheit die neuen Handelsverträge abschließen.
Da Rodney die Technik installiert hatte, war er neben Dr. Zelenka bei der Besprechung anwesend, auch wenn Dr. Beckett ihn noch nicht gesund geschrieben hatte. Bis die Schulter verheilt wäre, würde es noch bis zu 2 Wochen dauern.
John, der gedacht hatte, dass Rodney trotz ärztlichen Verbots unbedingt mitkommen wollte, wurde überrascht, da der Wissenschaftler nicht einmal danach gefragt hatte, ob er mitgehen durfte.

Bevor John mit seinem Team aufgebrochen war, hatte er noch mit Rodney gesprochen, der bester Laune gewesen war und bestätigte, dass die Kopfschmerzen verschwunden waren. So konnte John beruhigt auf die Mission gehen, auch wenn es ihm schwer fiel, Rodney zurückzulassen.

* * *


Kaum war sein Freund aufgebrochen verschwand Rodney im Labor und nach kurzer Zeit war er völlig in seiner Arbeit vertieft. So vergaß er das Mittagessen und am frühen Nachmittag knurrte sein Magen. Da er seinen Arbeitsplatz nicht verlassen wollte, griff er in eine Schublade in seinem Schreibtisch, in der er einen kleinen Vorrat an Schokoriegeln bereit liegen hatte.

Fast alle Wissenschaftler wussten davon, aber niemand würde sich jemals trauen, eine der bunt verpackten Süßigkeiten zu entwenden. Sie waren fest davon überzeugt, dass Rodney die Anzahl der Riegel immer genau im Kopf hatte und keiner von ihnen wollte herausfinden, wie ihr Chef auf einen "Diebstahl" reagieren würde.

"Na, Sie stopfen sich ja immer noch das süße Zeug rein? Ich dachte Sie trainieren?"

Radek Zelenka wandte den Kopf zu Dr. Kavanagh herum, der in diesem Moment das Labor betrat und schüttelte unbewusst mit dem Kopf. Dieser Idiot musste sich aber auch immer mit Rodney anlegen, obwohl er es besser wissen müsste, denn der Chef der wissenschaftlichen Abteilung saß eindeutig am längeren Hebel und hatte eine scharfe Zunge. Abgesehen davon kannte Radek niemanden in Atlantis, der für den von Neid zerfressenen Mann bei einem Streit Partei ergreifen würde.
Sein Blick wanderte zu Rodney, gespannt, was der andere Mann erwidern würde.

"Ah, Dr. Kavanagh! Möchten Sie auch einen Schokoriegel? Ich habe hier welche mit Nuss oder mit Marzipan!" Rodney drehte sich mit zwei Riegeln in der Hand zu Kavanagh um.

Die drei Wissenschaftler, die sich neben Rodney, Kavanagh und Radek derzeit im Labor befanden, hielten regelrecht den Atem an und es wurde schlagartig still.

Radek starrte überrascht zu Rodney, denn er wollte seinen Ohren nicht trauen. Oder war es eine rein rhetorische, sarkastisch gemeinte Frage gewesen? Aber sein Tonfall hatte neutral, ja fast freundlich geklungen!

Selbst Kavanagh hatte es die Sprache verschlagen, so verblüfft war er über die Reaktion von Dr. McKay.
"Nuss?", kam es zögerlich aus dem Mund des Wissenschaftlers und der entsprechende Riegel wurde ihm im nächsten Augenblick entgegengestreckt. Er nahm ihn und beobachtete, wie Dr. McKay sich abwandte und wieder auf altbekannte Manier auf die Tasten seines Laptops einhämmerte. Kavanaghs Blick wanderte von Radek zu den Gesichtern der anderen und sah in ihren Mienen seine eigene Überraschung über das Verhalten ihres Chefs gespiegelt. Noch nie hatte Dr. McKay einen seiner heißgeliebten Schokoladenriegel an einen seiner Mitarbeiter verschenkt.

* * *


Ein Tag später ...

Dr. Radek Zelenka saß mit Dr. McKay beim Essen und unterhielt sich angeregt mit ihm, wenngleich die Diskussion wieder und wieder ins Wissenschaftliche abglitt. Radek war ehrlich erstaunt gewesen, als Rodney ihn vor einer halben Stunde eingeladen hatte, mit ihm die Mittagspause zu verbringen. `Warum nicht´, hatte er sich gedacht und so waren sie zusammen in der Kantine gelandet. Es war schon ziemlich spät für ein Mittagessen und so war in dem großen Raum nicht viel los. Sie saßen am großen Panoramafenster und fachsimpelten, während sie sich das Essen - es gab heute irgendein Geflügel vom Festland und Kartoffeln - schmecken ließen.
Radek konnte sich kaum erinnern, Rodney jemals so, so … er suchte in Gedanken nach dem passenden Wort … so friedlich gesehen zu haben. So gar nicht genervt, aufgeplustert, hibbelig oder aufbrausend. Auch der Vorfall gestern im Labor mit der Schokolade! Der Wissenschaftler runzelte bei diesen Gedanken irritiert die Stirn. Wirklich merkwürdig!

Nach dem letzten Bissen legte Rodney das Besteck zur Seite und mit den Worten: "Ich hole mir jetzt mal einen Nachtisch. Wollen Sie auch etwas?", stand er auf und verharrte kurz neben dem Tisch, auf Radeks Antwort wartend.

"Nein, danke! Ich bringe nichts mehr runter!"

"Okay!", sagte Rodney und ging mit seinem Tablett zur Theke. Nur wenige Augenblicke später kehrte er an den Tisch zurück und widmete sich dem Kuchen.

Radek war erneut in Gedanken über Rodney versunken und hatte gar nicht darauf geachtet, das Rodney an den Tisch zurückgekehrt war. Ein lautes Atemholen … nein, vielmehr Keuchen, ließ ihn aufschrecken und besorgt musterte er Rodney, der ihm mit bleichem Gesicht gegenübersaß und verzweifelt nach Luft rang. Langsam rötete sich das Gesicht und Radek öffnete einen Kanal an seinem Headset und alarmierte Dr. Beckett, der versprach, sofort zu kommen.

Zusammen mit einem anderen Wissenschaftler half er Rodney, sich auf den Boden zu legen und drehte ihn auf die Seite, während ein junger Soldat seine Jacke unter Rodneys Kopf platzierte. Mehr konnten sie im Moment nicht tun.
Radek konnte sich das Ganze nicht erklären und starrte, wie auch die anderen Personen in der Kantine, für einige Augenblicke auf den anderen Mann. Dann fiel sein Blick plötzlich auf das zur Hälfte aufgegessene Stück Kuchen und ihm blieb fast das Herz stehen. Zitronenkuchen!
"Wieso haben Sie den Kuchen gegessen? Sie sind doch allergisch gegen Zitrusfrüchte und für den Kuchen ist frisch gepresster Zitronensaft verwendet worden. Das wissen Sie doch!", wandte er sich an Rodney, sich gleichzeitig bewusst machend, dass dies wohl ein ungeeigneter Zeitpunkt für seine Frage war.
Ängstlich beobachtete Radek, wie Rodney nur noch röcheln konnte und schrie in sein Headset: "Dr. Beckett! Rodney hat Zitronenkuchen gegessen! Er bekommt keine Luft mehr!"

"Ich bin so gut wie da!", drang die gehetzte Stimme aus dem winzigen Kopfhörer.

Nur einen Augenblick später rannte Dr. Carson Beckett zur Tür herein. Da die Ursache der Beschwerden klar war, hatte der Arzt bereits die Diagnose parat, die er nach einem kurzen Blick auf die Symptome bestätigt sah: Ein anaphylaktischer Schock. Sofort gab er Adrenalin, da der Blutdruck sehr stark abgesunken war, während sein Assistent intratracheal eine doppelte Dosis physiologische Kochsalzlösung gab.
Nachdem Rodney stabilisiert worden war und leichter atmen konnte, legten sie ihn schnell auf die mitgebrachte Trage und brachten ihn in die Krankenstation, wo sie die weitergehende Behandlung mit Cortison und Antihistaminika durchführten.

Kurz darauf kam Dr. Weir in die Krankenstation und wartete, bis der Arzt Zeit für sie hatte.
"Wie geht es ihm?", fragte sie besorgt und warf einen Blick auf Rodney, der nun ruhig atmend in einem der Krankenbetten lag.

"Er hatte einen anaphylaktischen Schock, da er, obwohl er es besser wissen müsste, ein Stück Zitronenkuchen gegessen hatte. Die allergischen Reaktionen kamen sehr schnell und heftig, aber wir haben sie in den Griff bekommen. Ich denke, dass ich ihn über Nacht zur Beobachtung hierbehalte und morgen Mittag entlasse, wenn seine Werte okay sind!"

"Gut!" Dr. Weir war deutlich erleichtert.

"Können Sie sich vorstellen, warum er das getan hat?", fragte Carson Beckett mit sorgenvoller Miene.

"Nein, Sie?"

Der Arzt schüttelte ratlos den Kopf. "Ich denke, wir werden warten müssen, bis er aufwacht! Dann können wir ihn selbst fragen!"

Dr. Weir nickte. "Geben Sie mir Bescheid, wenn etwas ist oder wenn er aufwacht?"

"Natürlich!", versicherte Carson und sah ihr nachdenklich hinterher. `John wird nicht gerade begeistert sein´, dachte er noch, bevor er sich seinen Aufgaben zuwandte.

* * *


John und sein Team kehrten am späten Nachmittag planmäßig zurück. Der Colonel wunderte sich als Dr. Weir sofort auf ihn zukam und an ihrer Miene konnte er erkennen, dass etwas passiert sein musste.

"Gehen wir in mein Büro?" Der Tonfall stellte klar, dass es sich nicht um einen Vorschlag handelte. "John! Was hatten Sie in der letzten Zeit für einen Eindruck von Rodney? Ist Ihnen irgendetwas Besonderes aufgefallen?", fragte Dr. Weir, kaum dass sie das Büro betreten hatten.

"Warum?" In John stieg Sorge um seinen Freund hoch.

"Mich hat es gewundert, dass er ohne Diskussion in Atlantis geblieben ist! Dann war da der eher witzige Vorfall im Labor und ...", erzählte Dr. Weir.

"Welcher Vorfall?", unterbrach John seine Vorgesetzte.

Dr. Weir berichtete über die Begebenheit im Labor, die Dr. Zelenka zum Besten gegeben hatte und John musste trotz seiner Sorge kurz schmunzeln.
"Aber das ist noch nicht alles. Rodney liegt derzeit auf der Krankenstation und ..." erneut wurde sie unterbrochen.

"Was ist passiert?" John wich das Blut aus dem Gesicht und er wollte schon aufspringen, aber Dr. Weir machte eine beruhigende Geste.

"Er ist derzeit stabil und es geht ihm schon wieder besser. Er hat am späten Mittag ein Stück Zitronenkuchen gegessen und ..."

"Er hat was?", rief John und es hielt ihn nicht mehr auf seinem Stuhl.

"Colonel! Wenn Sie mich nicht ständig unterbrechen würden, könnte ich Ihnen berichten was vorgefallen ist! Und jetzt setzen Sie sich wieder!", sagte Dr. Weir energisch und sie klang leicht genervt.

"Entschuldigen Sie bitte!"

"Schon gut! Also, er war am späten Mittag mit Radek zum Essen in der Kantine. In dem Kuchen, den er zum Nachtisch hatte, war frischer Zitronensaft enthalten und durch seine Allergie bekam er einen Anaphylaktischen Schock, den Dr. Beckett sofort behandelt hat. Es geht ihm soweit wieder gut, aber er muss noch zur Beobachtung bis morgen Mittag in der Krankenstation bleiben!"

"Haben Sie ihn schon gefragt, warum er den Kuchen gegessen hat? Normalerweise flippt er doch schon aus, wenn es nur im Ansatz nach Zitrusfrüchten riecht!" John war fassungslos. Was war los mit seinem Freund?

"Nein, Dr. Beckett meinte, dass sich Rodney erstmal richtig ausruhen sollte. Aber ich denke, jetzt könnten wir es mal riskieren, ihn zu besuchen!"

* * *


John stürmte voller Sorge in die Krankenstation, auch wenn Dr. Weir ihm gesagt hatte, dass es Rodney wieder ganz gut ging. Die merkwürdigen Begebenheiten, die ihm vorhin erzählt worden waren, beunruhigten ihn.
Rodney teilte nie seine heißgeliebten Schokoriegel und die Sache heute Mittag! Da war er direkt versucht, Rodneys Ablehnung gegen seinen Verführungsversuch mit einzureihen, aber das wäre völlig übertrieben. Rodney hatte starke Kopfschmerzen gehabt und wie er am frühen Morgen manchmal drauf war, wusste er auch nur zu gut.

Rodney war wach und sah ihnen entgegen. "John! Dr. Weir!", begrüßte er sie.

John setzte sich auf einen Stuhl neben das Bett, während Dr. Weir neben ihm stehen blieb.
"Wie geht es dir?", fragte John.

"Gut!"

"Wieso hast du den Kuchen gegessen?", stellte John die Frage, die ihn beschäftigte, seitdem er zurückgekommen war.
"Ich mag Zitronenkuchen!", kam die lapidare Antwort und Rodney sah ihn völlig gelassen an, was John langsam wütend machte.

"Du bist allergisch gegen Zitrusfrüchte, Rodney! Was hast du dir dabei gedacht? Willst du dich umbringen, oder was?" Unter Johns Sorge mischte sich eine gehörige Portion Ärger.

"Allergisch?", fragte der Wissenschaftler und sah ihn mit großen Augen an.

John wechselte einen verunsicherten Blick mit Dr. Weir, die sich bisher zurückgehalten und John das Reden überlassen hatte.

"Rodney, wissen Sie das nicht mehr?", fragte nun Dr. Weir und Rodney wandte sich ihr zu.

"Nein! Wie kann das sein?", war die ängstliche Antwort. Dann kam ihm wohl ein Gedanke und er wurde bleich. "Verliere ich wieder mein Gedächtnis?" Rodney sah hilfesuchend zu Dr. Beckett, der auf der anderen Seite des Bettes stand.

"Nein, keine Angst! Das denke ich nicht! Du hast dein Gedächtnis wieder erlangt und ich kenne keinen Fall, in dem das nicht von Dauer war. Wir können aber trotzdem einige Untersuchungen machen, um dies auszuschließen!", schlug Carson vor.

Rodney nickte nur und für einen Moment war es still in dem Raum, denn nicht nur Rodney war beunruhigt.

* * *


Am nächsten Mittag wurde Rodney aus der Krankenstation entlassen. Von dem Allergieschock hatte er sich erholt und auch die Untersuchungen waren abgeschlossen.
Dr. Beckett hatte keine Ursache dafür gefunden, dass der Wissenschaftler seine Allergie vergessen hatte und so waren sie alle im Moment ratlos. Doch da es Rodney gut ging, gab es keinen Grund ihn in der Krankenstation zu behalten.

* * *


Einige Tage später ...

John war den ganzen Tag auf dem Festland unterwegs gewesen und ging nach seinem kurzen Bericht an Dr. Weir sofort in sein Quartier, um zu duschen.
In den letzten Tagen war mit Rodney alles in Ordnung gewesen, so dass man fast vergessen konnte, dass überhaupt etwas Besorgniserregendes vorgefallen war.
John machte sich zwar immer noch Sorgen, wollte aber die Normalität aufrechterhalten, solange es keinen weiteren Zwischenfall geben würde. Er hatte bisher keinen weiteren Versuch unternommen mit Rodney zu schlafen, da er durch dessen Verhalten leicht verunsichert war, aber seine Sehnsucht nach Intimität konnte und wollte er nun nicht mehr ignorieren.

John klopfte an die Tür und Rodney rief "Herein!"

"Hallo, John!", wurde er begrüßt.

"Hi, Rodney!" John setzte sich auf das Bett und sah seinem Freund zu, wie dieser gerade Hose und Shirt auszog. Der Anblick von Rodney, halbnackt in Boxershorts, war erregend.

"Hast du es so eilig? Nun ja, ich habe nichts dagegen!", grinste John und war dabei, sich voller Vorfreude ebenfalls das Shirt auszuziehen, als er Rodneys Stimme gedämpft durch den Stoff hörte.

"Was denkst du, was du da tust?", fragte Rodney neugierig.

"Mich ausziehen? Das tut man normalerweise, wenn man miteinander ins Bett geht!", meinte John in leicht spöttischem Ton, zu sanft um verletzend zu sein, nachdem er sich aus dem Shirt befreit hatte.

"Wer hat denn was davon gesagt, dass wir miteinander ins Bett gehen?"

"Ich dachte, weil du dich ausziehst ...", John stockte. Er war verwirrt und frustriert, fuhr sich mit den Händen fahrig durch die Haare.

"Ich ziehe mich aus, weil ich duschen will! Ich habe nämlich keine Lust auf Sex!"

Das war deutlich und John blieb fast die Luft weg, so kalt war der Tonfall gewesen.
"Wieso?", flüsterte er.

"Was ist das denn für eine blöde Frage? Seit wann muss man es begründen, wenn man keine Lust hat! Das ich keine Lust habe ist doch die Begründung!", referierte Rodney und lief unruhig auf und ab.

"Wir haben schon seit knapp zwei Wochen keinen Sex mehr gehabt! Hast du denn kein Verlangen?", wunderte sich John.

"Nein!", war die kurze Antwort.

John fühlte einen Stich in seinem Herzen, auch wenn dafür eigentlich kein Grund bestand. Immerhin definierte er seine Beziehung mit Rodney nicht über den Sex, aber er machte Spaß und bisher waren sie sich im sexuellen Bereich immer einig gewesen. Das Rodney ihn nach dieser Zeit der Enthaltsamkeit nicht wollte, warf ihn erstmal aus der Bahn. Aber er würde es akzeptieren ... akzeptieren müssen, auch wenn es ihm nicht gefiel.

"Okay, wenn du wirklich nicht willst?", versuchte er es ein letztes Mal.

"Nein!", Rodney schüttelte vehement den Kopf.

John zog sein Shirt wieder an, erhob sich vom Bett und trat zu seinem Freund. Er wollte ihm einen "Gute-Nacht-Kuss" auf die Lippen tupfen, aber Rodney drehte den Kopf leicht zur Seite, so dass er nur die Wange traf. Diese weitere Abweisung sorgte erneut für einen Stich in Johns Herzgegend, denn er verstand es einfach nicht.
"Was ist eigentlich los mit dir, Rodney? Vor zwei Wochen warst du doch nicht so ... so ..."

"Ja, wie denn? Wie bin ich denn?", wurde er von Rodney in aggressivem Tonfall unterbrochen. Mit in die Hüften gestemmten Armen starrte ihn sein Freund zornig an.

John wusste nicht, warum Rodney sich so verhielt und er trat zwei Schritte zurück.
"So abweisend?", bot John vorsichtig an. Der Wissenschaftler blieb stumm und so ging John zur Tür.
"Weißt du, dass du mir weh tust?", flüsterte John und drehte sich noch einmal um.

"Nur weil ich nicht mit dir schlafen will?", schrie Rodney wutentbrannt.

"Nein, das ist es nicht! Weil du mich ohne Grund zurückstößt, als wären wir kein Paar, sondern zwei Fremde!", erwiderte John in normaler Lautstärke, um den Streit nicht noch mehr ausarten zu lassen.

"Vielleicht sind wir das ja nicht?"

"Was?", fragte John, im ersten Moment nicht wissend, was Rodney meinen könnte. Doch im nächsten Augenblick stieg ein erschreckender Verdacht in ihm hoch.

"Vielleicht sind wir ja kein Paar!"

"Nein, nein! Was du da sagst ergibt keinen Sinn!" John verstand die Welt nicht mehr. Es schien ihm, als würde ihm der Boden unter den Füßen weggezogen. Das war nicht Rodney! Das konnte nicht Rodney sein! Irgendetwas lief hier erschreckend falsch. John rief sich auch alle anderen merkwürdigen Zwischenfälle der letzten Wochen ins Gedächtnis zurück und wusste keine Antwort.

"Ich möchte, dass du mein Quartier verlässt!"

"Ist das dein letztes Wort?", fragte John resignierend.

"Ja!"

In seiner Verzweiflung hätte er Rodney am liebsten an den Armen gepackt und geschüttelt, um den falschen Rodney zu vertreiben, aber stattdessen drehte John sich wortlos um und ging.

* * *


John war nach dem Verlassen von Rodneys Quartier direkt zur Krankenstation gegangen, da sich dort einer der wenigen Menschen aufhielt, die über seine intime Beziehung Bescheid wussten.
Auch wenn er mit Carson nicht so gut befreundet war, wie es zum Beispiel Rodney war, mochte er den Schotten. Da John sich inzwischen fast sicher, dass das Problem medizinischer Natur war, wollte er auch Carsons medizinischen Rat einholen. Er brauchte jetzt jemanden zum Reden, da er aufgrund Rodneys eiskalter Ablehnung verletzt war, auch wenn er zu der Meinung gekommen war, dass dieser nichts dafür konnte.
Carson war anwesend und als John zum Ausdruck brachte, dass er alleine mit ihm reden wollte, bot ihm der Arzt einen kleinen Spaziergang an.

Carson war ein aufmerksamer Zuhörer und unterbrach die Ausführungen des Colonels nicht ein einziges Mal, zumal es ihm nicht verborgen blieb, dass John es nicht gerade leicht fiel, mit ihm über seine Beziehung zu sprechen. Als John verstummte brauchte er einen Moment zum Nachdenken. Rodneys Gefühlsschwankungen, das Vergessen seiner Allergie und das wütende Ablehnen der Zärtlichkeiten des Colonels! Natürlich konnte er neue Tests machen und dadurch abklären, ob es in den vergangenen Tagen Veränderungen zu den vorangegangenen Ergebnissen gab. Sollte dies nicht der Fall sein, dann wusste er vorerst auch nicht weiter. Carson schüttelte unbewusst mit dem Kopf, psychische Erkrankungen waren immer am schwierigsten zu diagnostizieren.

"Doktor?", machte sich John bemerkbar, der aus einem der großen Fenster in die Dunkelheit gestarrt hatte und in diesem Augenblick auf die Kopfbewegung des Arztes aufmerksam geworden war.

"Ich habe gerade überlegt, dass ich die Tests wiederholen werde und wenn wir Glück haben, gibt es Veränderungen zu den alten Ergebnissen! Dann habe ich endlich einen Ansatz, der mir hilft herauszufinden, was mit Rodney los ist."

"Das heißt also erneut Blutuntersuchungen, EKG, ein CT usw.?", zählte John auf.

"Aye! Ich werde gleich morgen früh mit Dr. Weir sprechen und das entsprechende veranlassen. Ich tue was ich kann, um Rodney …" Carson stockte kurz, " … und Ihnen zu helfen!"

Der mitfühlende Blick des Arztes, der auf ihm ruhte, tat ihm irgendwie gut und John schenkte Carson ein kleines Lächeln.
"Ich weiß!"

* * *


Am nächsten Morgen ...

Rodney war bereits lange wach und grübelte über den vergangenen Abend nach. Was hatte er getan? Er seufzte und schloss die Augen bei dem Versuch, die Szene aus seinem Kopf zu verbannen ... vergeblich. Er wusste, dass er sich bei John entschuldigen musste, denn er hatte seinen Partner tief verletzt. Doch wie sollte er das anstellen?

Als er sich geduscht und angezogen hatte machte er sich auf den Weg zu Johns Quartier. Es war früh genug, dass dieser wohl noch nicht seinen Dienst angetreten haben würde.
Unruhig von einem Fuß auf den anderen tretend und darüber grübelnd, wie er sich John gegenüber verhalten sollte, stand er einen Moment vor der Tür, bevor er zaghaft klopfte.

Die Tür öffnete sich und John stand vor ihm. Sein Freund sah müde aus, mit dunklen Ringen unter den Augen. Seinetwegen. Rodney schluckte hart. John zeigte kaum eine Reaktion auf seine Anwesenheit.
"Darf ich, ... darf ich reinkommen?", fragte er stotternd.

Wortlos trat John zur Seite und gab Rodney damit zu verstehen, dass er hereinkommen sollte.
Er hatte in der Nacht trotz des Gespräches mit Carson kaum Schlaf gefunden und war entsprechend müde. Er war froh, dass sein Freund zu ihm gekommen war, hielt sich aber zurück, um zu sehen, was dieser zu sagen hatte.
Während sich John auf das Bett setzte, wählte Rodney den Stuhl gegenüber.

"John, ich möchte mich bei dir entschuldigen. Es tut mir alles so Leid. Was ich gestern Abend gesagt habe ist nicht das, was ich in Wahrheit über uns denke. Es mag komisch klingen, aber ich war nicht ich selbst. Ich weiß, dass ich mich in der letzten Zeit merkwürdig verhalten habe. Anders als sonst. Ich ... ich ..." Hilflos stockte Rodney und sackte auf dem Stuhl regelrecht zusammen. Seine Entschuldigung hatte sich in seinen Ohren ziemlich armselig angehört und wie würde John reagieren?

John stand auf, ging vor dem Stuhl, auf dem Rodney saß, in die Hocke und nahm dessen Hände in seine. Rodney sah auf und ein zaghaftes Lächeln zeigte sich auf seinen Lippen.
John beugte sich etwas vor und küsste ihn sanft auf den Mund.

"Rodney, ich bin dir nicht mehr böse. Sicher haben deine Worte mich verletzt, aber als ich näher darüber nachgedacht und nachdem ich mit Carson geredet hatte, war mir klar geworden, dass du nicht du selbst bist. Ich weiß, dass du unter normalen Umständen so etwas nie zu mir sagen würdest. Auch dein allgemeines Verhalten in der letzten Zeit gibt mir zu denken. Es muss etwas mit dir passiert sein und Carson wird dich heute Morgen nochmal untersuchen. Wir hoffen, dass er diesmal etwas findet, damit wir dagegen angehen können."

John hatte die Verzweiflung in Rodneys Gesicht gesehen, die sich bei seinen Worten langsam in Erleichterung verwandelte.

"John!", seufzte Rodney und ließ sich in Johns Umarmung sinken. Es tat gut, in diesem Moment von dessen starken Armen gehalten zu werden.

* * *


John und Dr. Weir hatten sich neben Rodneys Bett versammelt und warteten auf die Untersuchungsergebnisse, die Carson in wenigen Minuten darlegen wollte.

Rodney saß in Freizeitkleidung auf dem Bett und war nervlich ziemlich angespannt. Als Carson aus dem Nebenraum kam, hatte er die volle Aufmerksamkeit der Anwesenden.

"Wir wissen nun, was mit Rodney los ist. Eine außerirdische Lebensform in mikroskopischer Größe ist in seinen Kopf eingedrungen und hat sich an der Gehirnhaut angeheftet. Wir haben sie bei der ersten Untersuchung nicht gefunden. Da es keine Reaktion des körpereigenen Immunsystems gegeben hatte, vermute ich, dass sie sich als menschliche Zelle getarnt hat. Warum sie diese Tarnung aufgegeben hat, weiß ich nicht. Die Lebensform gibt chemische Substanzen ab, die uns völlig unbekannt sind. Ich weiß nur, dass dadurch verschiedene Bereiche des Gehirns beeinflusst werden. Es handelt sich augenscheinlich um einen Parasiten, der sich Rodney als Wirt ausgesucht hat. Dadurch ist Rodneys merkwürdiges Verhalten zu erklären. Wir werden ihn mit Medikamenten behandeln, die den Parasiten hoffentlich abtöten werden."

Für einige Augenblicke herrschte Schweigen.

"Und was passiert mit Rodney, wenn es nicht möglich ist, den Parasiten zu töten?", kam es leise von John.

"Ich weiß es nicht!", antwortete Carson ehrlich.

Rodney sagte gar nichts dazu und auch sein typisches Jammern, welches diesmal sogar gerechtfertigt gewesen wäre und niemanden genervt hätte, blieb aus.

"Geben Sie Bescheid, wenn Sie etwas brauchen! Und halten Sie mich auf dem Laufenden!", sagte Dr. Weir zu dem Arzt.
"Natürlich, Dr. Weir!"

"Rodney, Sie schaffen das! Dr. Beckett wird nicht aufgeben, bis Sie wieder gesund sind!", wandte sie sich an den Patienten.
Die fehlende Reaktion auf ihre Worte nahm sie mit einem leisen Seufzen zur Kenntnis, strich dem Wissenschaftler kurz über den Arm und verließ die Krankenstation.

Nachdem Carson im Nebenraum verschwunden war, um die erste Injektion vorzubereiten, stand John alleine neben dem Bett, auf dem sein Freund immer noch saß.
"Was ist los? Und damit meine ich nicht, dass du da einen Parasiten im Kopf hast!"

"Was meinst du denn?"

"Du bist so ruhig! Das kenne ich so gar nicht von dir!"

"Das liegt vielleicht daran, huh?" Rodney tippte sich an den Kopf.

"Ach so! Aber wenn du glaubst, du hast jetzt einen Freifahrtschein, um ungestraft allerlei Unsinn anstellen zu können, dann muss ich dich enttäuschen. Ich werde dich nicht mehr aus den Augen lassen, damit du brav bleibst! Nachts musst du aber in der Krankenstation übernachten, da ich selbst auch mal schlafen muss!"

"Ich brauche aber keinen Babysitter, der mir auf dem Fuß folgt ... auch wenn ich gerne Zeit mit dir verbringe und ..."

"Rooodneeey!"

"Okay, okay!", gab Rodney nach, denn wenn John seinen Namen auf diese Weise in die Länge zog, war das ein Zeichen, dass er langsam die Geduld verlor.

In diesem Moment kam der Arzt wieder zu ihnen und verabreichte Rodney die erste Injektion.
"Das wiederholen wir heute und morgen zweimal pro Tag und werden übermorgen eine neue Untersuchung durchführen. Ich hoffe, dass das Medikament anschlägt und den Parasit abtötet."

* * *


Am nächsten Tag, gegen Mittag

Rodney arbeitete im Hauptlabor an seinem Laptop und war sich Johns Anwesenheit überdeutlich bewusst. Seit gestern morgen war ihm sein Freund nicht mehr von der Seite gewichen und so sehr er ihn liebte, langsam nervte es ihn, dass John ständig gelangweilt über seine Schulter hinweg auf den Bildschirm vor ihm starrte. Nicht zu reden von den ungefragten und seiner Meinung nach unprofessionellen Kommentaren.

"Musst du nicht mal im Kontrollraum nach dem Rechten sehen, oder so?", fragte er leicht unwirsch und wedelte mit den Händen in Richtung Tür.

"Nein!"

Rodney seufzte, schloss für einen Moment die Augen und atmete tief ein und aus.
"Du kannst mich ruhig ein paar Minuten alleine lassen! Was heißt alleine? Bin ich ja gar nicht!" Rodney vollführte eine weitschweifende Bewegung mit den Armen und zeigte auf die drei anderen, an ihren Arbeitsstationen arbeitenden Wissenschaftlern.

John traf ein bittender Blick und schließlich gab er nach. Rodney verhielt sich bisher vorbildlich und hatte keine merkwürdigen Verhaltensweisen an den Tag gelegt, zumindest nicht eigenartiger als vor dem Befall durch einen Parasit.
"Okay! Ich werde mal zu Dr. Weir gehen und ihr persönlich berichten, dass mit dir im Moment alles okay ist. Und danach lese ich in Ruhe die Berichte von gestern, die ich mir noch nicht angeschaut habe! Tu mir den Gefallen und bleib hier im Labor!"

"Ja, ja! Wo soll ich denn hingehen, huh?" Bereits durch seine Arbeit abgelenkt achtete er nicht weiter auf John, der sich daraufhin zurückzog.

Rodney arbeitete etwas mehr als eine Stunde konzentriert, als eine Wissenschaftlerin das Labor betrat und auf ihn zukam.
"Können Sie sich das mal anschauen, Dr. McKay?", fragte sie und hielt ihm ein kleines Pad mit technischen Daten entgegen.

"Aber natürlich, Dr. Wilson!", erwiderte Rodney freundlich. Einige Augenblicke befasste er sich mit dem Inhalt des Pads, als er plötzlich aufsah. "Wie geht es Ihnen eigentlich? Gefällt es Ihnen auf Atlantis? Sie sind erst vor etwa vier Wochen hier angekommen, nicht wahr?"

Verwirrt, dass Rodney sie zum ersten Mal mit ihrem Namen angesprochen und als Mensch und nicht nur als Untergebene wahrgenommen hatte, bekam sie zuerst keinen Ton heraus.
Rodneys auffordernder Blick und das freundliche Lächeln lösten sie schließlich aus der Starre.
"Oh, mir geht es gut und die Arbeit macht mir Spaß! Wann hat man denn schon die Gelegenheit an solch einem besonderen Projekt teilzunehmen? Und ja, ich bin vor fast fünf Wochen mit der Daedalus gekommen. Ähm, ... was ist denn nun mit den Daten? Sind meine Berechnungen korrekt?"

"Oh ... ähm ... ja, ja! Alles okay! Das haben Sie sehr gut gemacht! Übrigens, ich finde Sie sehr attraktiv und vielleicht könnten wir mal ..."

"Rodney!" John, der das Schauspiel seit ein paar Minuten beunruhigt von der Tür aus beobachtet hatte, traute seinen Augen nicht, packte ihn am Arm und zog ihn zur Seite.
"Es tut mir leid. Er ist zurzeit nicht er selbst!", sagte er zu der jungen Wissenschaftlerin, die zugegebenermaßen wirklich hübsch war. Er reichte ihr das Pad.

"Ich weiß nicht, was daran so schlimm sein soll! Ich fand, er war sehr nett zu mir!", meinte sie im Hinausgehen.

"Eben!", knurrte John und verließ, mit Rodney im Schlepptau ebenfalls das Labor in Richtung Krankenstation.

"Gehen wir zur Krankenstation?"

"Jep!"

"Wieso? Mir geht es gut! Dr. Wilson hat es doch gefallen, wie ich mit ihr gesprochen habe! Was ist daran falsch?"

"Ich will dich ja nicht schocken, aber du stehst auf Männer!"

"Uups!?", kicherte Rodney und schien sich köstlich zu amüsieren.

"Okay! Du hattest deinen Spaß! Was ist jetzt mit dieser Frau?", fragte John und versuchte das `Verhör´ ernsthaft weiterzuführen.

"Sie ist hübsch, findest du nicht?"

"Wolltest du ein Date von ihr?", fragte John zweifelnd.

"Hm ... ich denke schon!" Schulterzuckend hob Rodney in einer hilflosen Geste die Hände.

John packte ihn kopfschüttelnd erneut am Arm und ging mit ihm weiter den Flur entlang zur Krankenstation. Über sein Headset bat er Dr. Weir zu ihnen zu stoßen.

"Was soll ich hier? Was kann Carson denn tun?", fragte Rodney wenig später und ließ sich nur widerwillig durch die Tür schieben.

Carson hatte Rodneys Worte gehört und kam ihnen neugierig, aber auch besorgt entgegen.
"Ist etwas passiert?"

"Ja, das würde ich auch gerne wissen!", kam es von der Tür und Dr. Weir betrat den Raum. Die Bitte des Colonels in die Krankenstation zu kommen hatte sie sehr beunruhigt, da er keine Angaben über den Grund genannt hatte und so hatte sie sich beeilt.

John berichtete mit wenigen Worten von dem Zwischenfall.

"Das ist wirklich merkwürdig!", murmelte Carson, der ja von Rodneys Vorliebe für Männer wusste.
Dr. Weir bezog die Äußerung des Arztes auf den Umstand, dass der Wissenschaftler mit seinen untergebenen Wissenschaftlern einen eher kühleren und manchmal auch rüden Umgangston pflegte.
"Ich frage mich, warum diese Auswirkungen nur so sporadisch auftreten? Nun, ich bin froh, dass Rodney sich nicht ständig abnormal verhält, aber ich wüsste gerne woran das liegt!"

"Ich kann nur vermuten, dass der Parasit normalerweise nur Tiere befällt und mit der menschlichen Physiologie nicht völlig kompatibel ist. Wenn dem so wäre, haben wir vielleicht aufgrund dessen eine größere Chance ihn mit den Medikamenten abzutöten, da ihn die Bemühungen, den Wirt in seinem Sinn zu beeinflussen, schwächen! Ich hoffe, die morgige Untersuchung wird uns Aufschluss darüber geben, ob es funktioniert!", antwortete Carson.

"Warum können wir die Untersuchung nicht auf heute vorverlegen?", fragte John ungeduldig.

"Wir müssen dem Medikament etwas Zeit lassen, um seine Wirkung entfalten zu können! Es ist kein Wunderheilmittel!", sagte Carson.

* * *


Die Zeit bis zur nächsten Untersuchung zog sich wie Kaugummi in die Länge. Zum einen für John, da er endlich wissen wollte, ob Carson seinem Freund helfen konnte und zum anderen auch für Rodney, der zwischen seinen Launen hin und her schwankte. Außerdem war es nicht sehr förderlich, wenn man sich mit einer hübschen jungen Dame verabreden wollte, dass der eigene Freund einen auf Schritt und Tritt verfolgte.

Rodney fühlte sich sehr merkwürdig. Er war sich seiner Gefühle für John deutlich bewusst, aber dennoch zog es ihn irgendwie zu Dr. Wilson, aber John hinderte ihn erfolgreich daran, ihr zu begegnen. Auch über sein Headset konnte er keinen Kontakt mit ihr aufnehmen, da John es ihm abgenommen hatte.

Am späten Abend standen sie zusammen auf einem der Außenbalkone und Rodney sprach mit John darüber.
"Das alles ist sehr verwirrend und ich würde sonst was dafür geben, endlich wieder normal zu sein!", meinte Rodney zum Schluss.

"Ich weiß! Geht mir genauso! Ich vermisse dich!"

"Wieso? Wir sind doch den ganzen Tag zusammen!", fragte Rodney. Sein Blick wanderte vom Sternenhimmel zu John.

"Schon! Aber nicht so, wie ich es gerne hätte! Du willst dich nicht von mir küssen lassen ... von Sex gar nicht zu reden!"

"Oh!" Betreten schweigend senkte Rodney den Kopf und betrachtete eingehend den Fußboden.
"John, ich ... ich bin mir meiner Gefühle für dich bewusst, aber andererseits werde ich von dem Gedanken an Zärtlichkeiten zwischen uns im selben Maß abgestoßen, wie ich in Bezug auf Dr. Wilson davon angezogen werde. Und das, obwohl ich weiß, dass ich auf Männer stehe! Es ist alles so verdreht! Es tut mir leid! Ich ..." Rodney stockte.

"Schon gut! Ich weiß, du kannst nichts dafür. Ich habe Vertrauen in Carson und wir packen das schon! ... Okay, ich denke mal, ich liefere dich bei Carson ab!", sagte John leise, aber bestimmt.

* * *


Am nächsten Morgen ...

Nach der erneuten Untersuchung wertete Dr. Carson Beckett die Ergebnisse aus.
"Es gibt Anzeichen dafür, dass der Parasit durch die Medikamente geschwächt wird. Somit habe ich die berechtigte Hoffnung, dass wir ihn abtöten können. Wir werden die Therapie in gleicher Weise fortsetzen!"

"Das hört sich doch gut an!", sagte Rodney und sah in die Runde.

"Ja, das finde ich auch!" John drückte ungesehen von Dr. Weir Rodneys Hand. Langsam kam sein Optimismus zurück, den er in den letzten Tagen so ziemlich verloren hatte.

* * *


Am Abend ...

John und Rodney saßen im Aufenthaltsraum und spielten, wie einige andere Mitglieder der Expedition auch, eine Partie Schach.
Der Wissenschaftler war im Moment leicht im Vorteil. Er spielte gerne mit John, da dieser ein mehr als akzeptabler Gegner war. Er war zwar nicht so gut wie Radek Zelenka, aber trotzdem war er eine Herausforderung für ihn. Vor allem machte es ihm Freude zu sehen, dass sein Freund einiges auf dem Kasten hatte. John war ein kluger Kopf, darauf bedacht, dass fremde Menschen, denen er begegnete, dies nicht sofort erkannten und ihn somit zum Teil deutlich unterschätzten.

"Hier Kavanagh! Dr. McKay, hören Sie mich?", kam es aus seinem Headset und Rodney knurrte unwillig, da er eigentlich nicht gestört werden wollte, es sei denn, es handelte sich um einen Notfall. Seine Hand fuhr zum Mikrofon und schaltete das kleine Gerät ein.
"Ja! Was gibt es denn?", fragte Rodney genervt. Er war am Zug und seine Hand schwebte über der Spielfigur seiner Wahl.

"Können Sie ins Hauptlabor kommen? Ich habe die Ergebnisse, die Sie wollten!"

"Okay, ich komme kurz vorbei!" Rodney deaktivierte das Mikrofon und wandte sich an John.
"Ich komme gleich wieder, okay?", fragend sah er seinen Freund an, während er bereits aufgestanden war.

"Wenn es denn unbedingt sein muss!", seufzte John.
"Bis gleich!", rief Rodney und verschwand durch die Tür. Nur wenige Minuten später stand er vor Kavanagh.
"Also, zeigen Sie es mir! Ich habe nicht viel Zeit, denn der Colonel wartet auf mich. Wir spielen Schach."

Kavanagh hob kurz die Augenbrauen. Zum einen, da Dr. McKay sein Schachspiel der Arbeit vorzog, was für ihn keineswegs typisch war ... eher im Gegenteil, Arbeit war Dr. McKays Leben. Und zum anderen weil er mit dem Colonel spielte, der doch kein adäquater Spieler für den Wissenschaftler war.
"Warum spielen Sie denn nicht mit einem guten Spieler, wie zum Beispiel mit Dr. Zelenka? Der Colonel ist doch keine Herausforderung!"

Rodney kniff bei diesen Worten wütend die Augen zusammen und der Zorn kroch in ihm hoch. "Colonel Sheppard ist ein ausgezeichneter Spieler und ich wage zu behaupten, dass er besser ist als Sie!"

"Sheppard? Besser als ich? Hören Sie, ich bin Wissenschaftler und habe studiert und außerdem ..." Kavanagh fühlte sich in seiner Ehre gekränkt und achtete nicht auf seine Worte, die aus ihm heraussprudeln wollten. Doch bevor er sich noch mehr reinreiten konnte, wurde er unterbrochen.

"Halten Sie den Mund und reden Sie nicht über Dinge, von denen Sie keine Ahnung haben!", schrie Rodney den anderen Mann an, da dieser Schleimscheißer nicht so über John reden sollte. Er wusste, dass Kavanagh an dem Klischee festhielt, dass die Mehrheit der Angehörigen des Militärs nicht gerade überdurchschnittlich klug seien, denn er hatte feststellen müssen, dass sein Untergebener auf die in Atlantis stationierten Marines mit Arroganz herab sah.

Plötzlich durchzuckte ihn ein schrecklicher Schmerz, der unter seiner Schädeldecke pulsierte und wie tausend Nadelstiche auf ihn einwirkte.

"McKay?" Kavanagh sah, wie Rodney auf einen Schlag bleich wurde und sich mit beiden Händen an den Kopf fasste.

Rodney wurde von einem starken Schwindel erfasst, der übergangslos in einer dunklen Leere mündete.

Bevor Kavanagh helfend zugreifen konnte, sackte Rodney zusammen und fiel zu Boden. Sofort rief Kavanagh die Krankenstation zu Hilfe.

* * *


John wartete zusammen mit seinem Team auf Dr. Beckett, der im Nebenraum immer noch die notwendigen Untersuchungen durchführte.

Nachdem er über sein Headset über Rodneys Zusammenbruch informiert worden war, hatte die in den letzten Stunden unterdrückte Sorge um seinen Freund neue Nahrung bekommen. Die am Morgen aufgekeimte Hoffnung, dass die Medikamente rasch wirken würden, war nach und nach unter der Angst, die ihm den Hals zuschnürte, erstickt worden.

Teyla strich ihm tröstend über den Arm und er hob den Kopf. "Rodney ist stark. Wir müssen nur an ihn glauben ... und an Dr. Beckett!"

John nickte und wollte etwas erwidern, als er dadurch abgelenkt wurde, dass der Arzt den Raum betrat.

Aller Augen richteten sich erwartungsvoll auf ihn und Carson lächelte zögerlich.
"Rodney ist wieder wach und es geht ihm soweit gut. Die heftigen Schmerzen sind auf ein erträgliches Maß abgesunken, welche ich mit leichten Schmerzmitteln behandelt habe. Der Parasit in seinem Kopf wird immer schwächer. Er wird eindeutig durch die Medikamente abgetötet und ich bin der Auffassung, dass er in seinem Todeskampf bewusst oder unbewusst diese Schmerzen und den Zusammenbruch verursacht hat. Um sofort auf Veränderungen in seinem Gesundheitszustand reagieren zu können, muss Rodney hier in der Krankenstation bleiben, bis wir den Parasiten gänzlich unschädlich gemacht haben."

"Kann der Parasit Rodney mit in den Tod reißen?" John hatte kurz überlegt, ob er diese Frage stellen sollte oder nicht. Er war zu dem Schluss gekommen, dass er es wissen musste, dass er nicht den Kopf in den Sand stecken konnte.

Es schien, ob bei dieser Frage alle Personen im Raum den Atem anhielten.

Carson schluckte hart, denn auf diese Frage hatte er mit Besorgnis gewartet.
"Wir wissen fast gar nichts über diese Lebensform, so dass es nicht ausgeschlossen ist. Ich und mein Team überwachen Rodney rund um die Uhr und werden tun was wir können, damit es nicht dazu kommt!"

* * *


Vier Tage später, morgens

John saß mal wieder neben dem Bett, in dem Rodney lag. Nachdem Rodney sich zwei Tage lang relativ normal verhalten hatte und keine weiteren gesundheitlichen Probleme aufgetreten waren, war er vorgestern regelrecht ausgeflippt. John hatte fassungslos und voller Angst seinen Freund beobachtet, der in seinen Wutanfällen herumgeschrien und wild um sich geschlagen hatte. Aufgrund dieses Verhaltens, welches ihn selbst und auch andere Personen verletzen konnte, musste Rodney an seinem Bett angeschnallt werden. Mit Beruhigungsmitteln hatten sie ihn schlussendlich ruhig gestellt.
Gestern hatte Carson dann endlich mitgeteilt, dass der Parasit vollständig abgetötet worden war. Dies war an sich eine freudige Nachricht gewesen, die aber dadurch getrübt wurde, dass Rodney gleichzeitig in ein Koma gefallen war, aus dem er bisher noch nicht wieder erwacht war.

Die ledernen Fesseln waren schon vor einigen Stunden entfernt worden und nun hieß es nur noch warten. Warten darauf, dass Rodney aufwachen würde.
Noch am Morgen hatte Carson eine erneute Untersuchung angeordnet, denn er wollte den Parasiten so engmaschig wie möglich beobachten. Zwar war er offensichtlich tot, aber immer noch wussten sie kaum etwas über diese Lebensform und Carson wollte sichergehen, dass dieses Ding nicht nur "tot spielte".

John seufzte, strich einmal kurz über Rodneys Hand und begann seinem Freund von dem heutigen Tag zu erzählen. Ihm kam es vor wie ein Déjà-vu-Erlebnis, da er schon wieder mal darauf warten musste, dass Rodney aus einem Koma erwachen würde. Den Gedanken daran, dass er vielleicht nie wieder aufwachen würde, schob er ganz weit weg, da ihm sonst die Kraft fehlen würde, den Alltag zu meistern.

"Hey, Rodney! Habe ich dir schon erzählt, dass ich Ronon heute zum ersten Mal im Training geschlagen habe?"

"Du lügst mich an!", kam es leise aus den weißen Kissen und ein Husten erklang.

"Rodney! Du bist wach!", rief John und lächelte Rodney zu. "Carson!", brüllte er in Richtung des Bereitschaftraumes. Doch bevor der Doktor hinzukommen konnte, beugte er sich herab und küsste Rodney sanft auf die Lippen.
"Ich habe dich wieder! Gott sei Dank!", flüsterte John und drückte Rodneys Hand.

Der Arzt kam in diesem Moment an das Bett und John wich etwas zur Seite, um ihm Platz zu machen.
Carson ging einige kleine Tests durch, die man routinemäßig durchführte, wenn ein Patient aus dem Koma erwachte.
"Alles soweit okay, Rodney! Ich kann dir sagen, dass der Parasit tot ist und du in ein Koma gefallen warst! Ich behalte dich noch bis morgen früh zur Beobachtung hier und dann kannst du die Krankenstation verlassen!"

"Danke, Carson!", sagte Rodney erleichtert.

"Gern geschehen! Das ist mein Job!", erwiderte Carson.

* * *


Das Summen der Tür weckte John und ließ ihn genervt aufstöhnen. Sein Blick fiel auf den Wecker neben seinem Bett, der ihm anzeigte, dass es gerade auf Mitternacht zuging. Eine Uhrzeit, die ungeeignet für alles war, egal was auch immer.
"Wenn es kein absoluter Notfall mit den Wraith oder Genii ist, bin ich nicht zu sprechen!", schrie er und zog sich das Kissen über den Kopf.

"John!", klang es gedämpft durch die Tür und er meinte Rodneys Stimme zu hören. Doch das konnte eigentlich nicht sein, da dieser erst am nächsten Tag aus der Krankenstation entlassen werden sollte.

John quälte sich aus dem Bett, während er schon gedanklich den Türöffner betätigte und tatsächlich stand Rodney vor ihm.
"Rodney, wenn nicht Atlantis in den nächsten zehn Minuten zu explodieren droht oder eine ähnlich gravierende Katastrophe passiert ist, dann erwürge ich dich!", zischte John halbtot vor Müdigkeit. In den letzten Tagen, während sein Freund im Koma lag, hatte er vor Sorge kaum Schlaf gefunden und nun, wo er sich endlich mal beruhigt ausschlafen *könnte*...

Rodney starrte in das müde und deutlich verärgerte Gesicht seines Freundes und musterte die zerzausten Haare. Sein Blick wanderte nach unten, verharrte für einen Moment auf dem nackten, äußerst attraktiven Oberkörper und kehrte zu den grün-grauen Augen zurück.
"Es ist ein absoluter Notfall!"

John vernahm den heiseren Tonfall, sah den hungrigen Blick in den blauen Augen und wusste sofort, was das für ein Notfall war. Ein erwartungsvolles Kribbeln lief durch seinen Körper und er wurde schlagartig hellwach.
"Und da kann nur ich helfen? Warum wendest du dich ausgerechnet an mich und nicht an Zelenka oder Dr. Weir?", fragte er scheinheilig.

Rodney bemerkte sehr wohl das Blitzen in Johns Augen und ihm war bewusst, dass er mitspielte.
"Es brennt und nur du kannst das Feuer löschen!" Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen kam er sich völlig bescheuert vor. Das hatte sich komplett idiotisch angehört … das passte einfach nicht zu ihm! Doch dann musste er auf einmal lachen und gleichzeitig mit ihm lachte auch John und das Eis war gebrochen.

"Komm rein, bevor wir die Aufmerksamkeit auf uns ziehen!" John zog Rodney am Ärmel in sein Quartier und schloss die Tür.
Mit leicht zittrigen Fingern begann er Rodneys Hemd aufzuknöpfen. Viel zu lange war es her, dass sie sich so nahe gewesen waren und jetzt, als es endlich wieder so weit war, fühlte er sich ein bisschen so, als wäre es das erste Mal.

Rodney durchlief ein Schauer, der sich von seinem Nacken über den Rücken nach unten ausbreitete, als Johns Finger seine Haut an der Brust berührten. Johns Hände fuhren über seinen Brustkorb nach oben zu den Schultern und schoben dabei sein Hemd nach hinten und es fiel unbeachtet zu Boden.
Johns Küsse auf seinen Lippen und seinem Hals ließen Rodney leise aufstöhnen. Seine Hände streichelten nun seinerseits Johns Brust, wanderten nach unten und glitten problemlos unter den locker auf der warmen Haut liegenden Bund der Boxershorts. Seine Finger umschlossen den bereits halb erigierten Penis und Johns Stöhnen begleitete seine zärtlichen Bemühungen.

"Du hast eindeutig zu viel an", flüsterte John und nestelte an Rodneys Gürtel. Nur wenig später rutschte die Hose zu Boden und Rodney stieg aus ihr heraus. Ihre beiden Boxershorts folgten dem gleichen Weg, so dass sie sich völlig nackt gegenüberstanden. Auf einmal gab es für sie kein Halten mehr und sie wussten, dass das erste Mal in der heutigen Nacht nicht langsam und zärtlich sein würde. Hungrig nach dem Gefühl weicher Lippen küssten sie sich bis zur Atemlosigkeit und fahrige Hände fuhren ziellos über nackte Haut. Sie ließen sich auf das Bett fallen und innerhalb kürzester Zeit waren sie beide dermaßen schmerzhaft erregt, dass sie sich gegenseitig rasch zum Höhepunkt brachten, um die unerträgliche Spannung abzubauen.

Einige Minuten vergingen, ehe Rodney sich aufsetzte und John mit sich zog.
"Komm, wir gehen duschen!"

In der Dusche nahm Rodney das Duschgel und wusch seinen Freund mit zärtlichem Streicheln. Er teilte Johns Lippen mit der Zunge und erforschte leidenschaftlich seinen Mund. Johns Stöhnen vermischte sich mit dem seinen und Schauer der Lust liefen durch seinen ganzen Körper. Der Orgasmus vor wenigen Minuten hatte nicht annähernd sein Bedürfnis nach Sex gestillt; er war wie ein Aperitif vor dem eigentlichen Dinner gewesen. Jetzt wollte er ihr Zusammensein so richtig auskosten. Seine Finger strichen sanft über Johns Hoden und fuhren die ganze Länge seines Penis entlang, der erneut deutliches Interesse an diesen Aktivitäten zeigte.

"Oh, Rodney!", flüsterte John ihm zu und leckte mit der Zunge über Rodneys Ohr.
Dessen Finger schickten feurige Flammen der Lust durch seinen gesamten Körper und er wollte jetzt mehr ... er wollte in ihm sein.
"Rodney, Bett?!", seufzte er, zu mehr Worten nicht fähig.

Rodney sagte zwar nichts dazu, aber er stellte die Dusche ab, sie trockneten sich gegenseitig flüchtig ab und kehrten ins Bett zurück.
"Diesmal langsam und zärtlich, ja? Ich möchte es genießen!", bat Rodney und erkannte die Antwort bereits in Johns Augen, die ihn mit einem liebevollen Ausdruck ansahen.

"Auf jeden Fall!", antwortete John und dann sprach lange niemand mehr.

Ende

Diese Geschichte wurde archiviert am http://stargatefanfic.de/viewstory.php?sid=724