Aus dem Ruder gelaufen... by Jasada
Summary: Wissenschaft und Militär? Rodney fragt sich, wie das zusammenpassen kann!
Categories: Stargate Atlantis Characters: John Sheppard, Multi-Chara, Rodney McKay
Genre: Angst, Friendship, Romance, Slash
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 24650 Read: 2256 Published: 23.01.11 Updated: 23.01.11
Story Notes:
Short-Cut: Wissenschaft und Militär? Rodney fragt sich, wie das zusammenpassen kann!
Spoiler: 2. Staffel
Charaktere: McKay/Sheppard, Multi-Charakter
Kategorie: Angst, Friendship, Romance, Slash
Rating: PG-13
Author's Note: Dies ist meine erste Stargate-Atlantis-FF.
Ich danke meiner BetaReaderin Antares, die sich glücklicherweise dieser Geschichte angenommen hat.
Widmung: -
Disclaimer: Alle Charaktere und sämtliche Rechte an Stargate Atlantis gehören MGM/UA, World Gekko Corp. Und Double Secret Production. Diese FanFic wurde lediglich zum Spaß geschrieben und nicht um Geld damit zu verdienen. Jegliche Ähnlichkeiten zu lebenden und toten Personen ist zufällig und nicht beabsichtigt. Alle weiteren Charaktere sind Eigentum des Autors.
Feedback: Ich bitte um reichlich Feedback. Freue mich auf positive Meinungen, werde aber auch negative Kritik annehmen, sofern sie konstruktiv ist. - Jasada001@t-online.de

1. Aus dem Ruder gelaufen... by Jasada

Aus dem Ruder gelaufen... by Jasada
Aus dem Ruder gelaufen...


Das Meer lag ruhig unter ihm. Es war Abend und die tiefstehende Sonne berührte fast den Horizont. Es war von diesem Balkon aus ein phänomenaler Anblick und normalerweise hätte er ihm wenigstens einen Gedanken an Lichtbrechung und Prismen entlockt, doch heute würdigte er die rot und orange leuchtenden Farben keines Blickes. Rodney starrte auf das unter ihm schäumende Wasser und in seinem Kopf schlugen die Gedanken regelrecht Purzelbäume.

Er wusste nicht, womit er dieses Chaos verdient hatte… sein persönliches Chaos. Alles war noch in Ordnung gewesen, bevor sie diesen kleinen Waldplaneten besucht hatten. Teyla hatte ihnen den Besuch vorgeschlagen, um Tauschhandel zu betreiben. Das dort lebende Volk sei sehr friedlich und würde reiche Ernten einfahren. Und frische Lebensmittel waren auf Atlantis heiß begehrt.
Bis heute war er mit Teyla recht gut ausgekommen, auch wenn sie außerhalb der Missionen so gut wie nichts gemeinsam unternahmen. Am Anfang, als sie sich gerade kennen gelernt hatten, hatte er sie misstrauisch beäugt, doch inzwischen hatte sie ihn mit ihrer ausgeglichenen Art für sich eingenommen und er schätzte sie als ausgezeichnete Kämpferin.
Doch nach dem… Vorfall auf dem Planeten hatte sie ihn voller Unverständnis und auch Enttäuschung angesehen, was viel schlimmer war, als wenn sie ihn angeschrieen hätte.

Auch Ronon war wider Erwarten so etwas wie ein Freund für ihn geworden. Nie hätte er geglaubt, dass ein Krieger wie Ronon Sympathie für ihn entwickeln konnte. Er war zwar hundertmal intelligenter als der Satedaner, aber manchmal wünschte er, er hätte etwas von diesem Mann, wäre auch so körperlich fit und mutig wie er. Ronon hatte sogar begonnen ihm Unterricht in diversen Kampftechniken zu geben. Heimlich, versteht sich, da er es sich schon öfters ausgemalt hatte, wie er John überraschend auf die Matte schicken würde. Den Colonel so zu überlisten, war ein angenehmer Gedanke.
Bisher waren es erst drei Trainingseinheiten gewesen, aber immerhin, er war sicher, er hatte sich nicht allzu ungeschickt angestellt. Nun ja, das würden wohl auch die einzigen Übungsstunden für ihn bleiben, denn der Krieger war wütend auf ihn und Rodney hatte sogar einen Moment befürchtet, dass er ihn zusammenschlagen würde, wenn nicht… ja und so blieb nur noch John.
Mit John verband ihn, aus seiner Sicht jedenfalls, eine Freundschaft, die ihm manchmal unwirklich schien. Immerhin war er Wissenschaftler und John beim Militär und man wusste ja, was die beiden Berufsgruppen voneinander hielten. Er wusste, dass er kein einfacher Mensch war und so gestaltete sich der Aufbau von Freundschaften in der Regel ziemlich problematisch. In seinem Leben hatte er noch keinen echten Freund gehabt, meist waren es nur lockere Bekanntschaften gewesen. Aber trotz seiner Schwierigkeiten, soziale Kontakte zu pflegen, verbrachten er und John auch außerhalb der Missionen einen Teil ihrer Freizeit miteinander. Ihre ‚Streitgespräche' waren inzwischen schon legendär, aber diese Frotzeleien mit John gehörten einfach dazu, wie das Salz in der Suppe, und er würde es schmerzlich vermissen. Denn er war sich sicher, nach dem, was heute passiert war, würde John ihm die Freundschaft kündigen und ihn aus dem Team werfen. Das hatte er im Gefühl. In Johns Augen hatte die Flamme der Wut gelodert, doch er hatte ihn nur stumm angesehen.

Nach dem ‚Vorfall' waren sie vorsichtig bis zum Dorfrand gegangen, um zu sehen, ob sie den Einheimischen irgendwie Hilfe leisten konnten, aber die Wraith hatten ganze Arbeit geleistet. Alle waren tot oder durch die Wraith-Jäger an Bord geholt worden.
Auf dem Rückweg zum Stargate hatten sie alle geschwiegen, denn John wollte das Team erst mal nach Atlantis, in Sicherheit, bringen.

Rodney hob nun doch den Blick und starrte zum Horizont.
Er war nach der Rückkehr nach Atlantis sofort aus dem Kontrollraum gestürmt, ohne sich um die neugierigen Blicke der anderen Mitarbeiter zu kümmern. Auch Elizabeths Ruf war an ihm abgeprallt. Eine Stunde war dies jetzt her und der Colonel würde sicherlich schon bei Weir ‚gepetzt' und sein Verhalten auf dem Planeten detailliert wiedergegeben haben. Und danach hatte er sich bestimmt gleich auf die Suche nach ihm gemacht und wenn er ihn finden würde, würde er ihm eine gehörige Standpauke halten. Ihn beschimpfen, was für ein elender Feigling er doch wäre, nicht wert, in seinem Team zu sein.

Rodney seufzte. Aus Teylas Sicht musste es ganz genau so aussehen. Aber er konnte ihr ja unmöglich den wirklichen Grund nennen. Er konnte sich seine Unaufmerksamkeit ja kaum selber erklären. Er hatte gedacht, dass er sich, nach dieser scheinbar endlosen Zeit, von seiner Neigung losgelöst hätte. Schließlich war Lt. Colonel Samantha Carter der Traum seiner Wünsche… oder etwa nicht? Warum musste er ausgerechnet in der Pegasus-Galaxie feststellen, dass er immer noch auf Männer stand? Er hatte in seiner Jugend einige recht kurze Beziehungen mit Männern gehabt, bis er schlussendlich beschlossen hatte, diese Neigung hinter sich zu lassen, weil es seiner Karriere auch nicht eben förderlich war. Als wenn man das gekonnt hätte! Was für ein Schwachsinn! Bis heute hatte er es nur verdrängt, sonst nichts. Von ‚Hinter sich lassen' konnte keine Rede sein!

Nach ein paar Affären mit Frauen, die es mit ihm nicht lange ausgehalten hatten - wer konnte es ihnen verdenken, so selten wie er für sie Zeit hatte - war er immer nur alleine gewesen. So hatte er sich an die fixe Idee geklammert, dass er Sam Carter lieben würde. Das war sehr praktisch, da sie für ihn unerreichbar war und ihn - wenigstens manchmal - darüber hinwegtäuschen konnte, dass es niemanden in seinem Leben gab. Das hatte bisher auch ganz gut funktioniert, doch heute hatte er feststellen müssen, dass sich seine Gefühle nicht an seinen schönen Plan gehalten hatten. Rodney wusste nicht, wann es passiert war, aber er hatte am heutigen Tag ganz plötzlich erkennen müssen, dass es wieder jemanden gab, der in ihm Begehren weckte. Seine Gefühle waren sicher schon länger unter der Oberfläche vorhanden gewesen, aber er hatte es verdrängt… wollte nicht zulassen, dass seine Gefühle für Lt. Colonel John Sheppard die Oberhand gewannen und dann hatten sie es auf diese spektakuläre Weise doch getan. Verflixt schlechtes Timing.

"Rodney?"

Rodney zuckte zusammen und zog instinktiv den Kopf ein, drehte sich aber nicht um.
"Sheppard?", antwortete er leise.

"Wieso sind wir wieder beim Nachnamen? Drehen Sie sich um, wenn ich mit Ihnen spreche, Rodney!" Keine Reaktion von dem anderen Mann.

"Bitte!", fügte John hinzu.

Rodney war erstaunt über den relativ ruhigen Klang von Johns Stimme und konnte sich der Bitte seines Freundes - wenn er es denn noch war - nicht entziehen. Er drehte sich langsam um. Der Anblick des anderen Mannes, der unerreichbar für ihn war, erschien ihm fast zu viel und er musste schlucken.
"Was wollen Sie… John? Sie sehen doch, dass ich…" Sein Tonfall war ungehalten und er betonte besonders Johns Namen. Er flüchtete sich, wie so oft, wenn es um Gefühle ging, in seine herablassende, ruppige Art.

Der ruhige, ernste Blick füllte sich mit Wut. Sheppard unterbrach ihn, ehe er sich eine Ausrede zurecht legen konnte.
"Rodney! Sie wissen genau, weswegen ich Sie sprechen will! Jetzt machen Sie es mir doch nicht so schwer!"

"Schwer? Sie haben doch gar keine Ahnung! Ich will nicht darüber reden!" Rodney hob abwehrend die Hände, wandte sich ab und schickte sich an, den Balkon durch die Tür zu verlassen, vor der Sheppard nicht stand. Er wusste, es sah wie eine Flucht aus… und im Prinzip war es das auch. Er wollte nur hier weg, doch er kam nicht weit. John hielt ihn am Ärmel fest, drehte ihn zu sich herum und drängte ihn mit seinem Gewicht gegen die Brüstung des Balkons.

"Ich wollte mit Ihnen vernünftig über Ihr Verhalten auf dem Planeten reden. Es muss doch eine Erklärung geben. Ich werde nicht ruhig daneben stehen und mit ansehen, wie mein Team den Bach runter geht. Ich musste Ronon fast mit Gewalt daran hindern, auf Sie loszugehen. Dann ist da noch Teyla, die offensichtlich das Vertrauen in Sie verloren hat. Und ich muss sagen, dass ich überrascht bin, dass Sie Teyla nicht geholfen haben! Was war da los mit Ihnen?" Die letzten Worte schrie John schon fast, doch er versuchte sich trotz seiner Wut einigermaßen im Zaum zu halten, was in der Vergangenheit nicht immer von Erfolg gekrönt gewesen war.

Rodney konnte keinen klaren Gedanken fassen, denn John war ihm so nah… so nah, wie selten zuvor. Er fühlte den durchtrainierten Körper an seinem und atmete Johns Duft ein. John hatte wohl vorhin geduscht, denn der Duft eines frischen Duschgels mischte sich mit seinem natürlichem Geruch. Rodney genoss einerseits diese Nähe, wollte aber andererseits jede Berührung vermeiden, um sich selbst zu schützen.
"Was fällt Ihnen ein! Lassen Sie mich los, John!", schrie er und wand sich in dem festen Griff.

"Werden Sie mit mir reden?", fragte John, nun etwas ruhiger.

Rodney konnte dem Blick aus den grünbraunen Augen nicht standhalten und senkte den Kopf.
"Hm…"

John ließ ihn zögernd los und trat einen kleinen Schritt zurück.
"Wir haben Elizabeth einen wahrheitsgemäßen Bericht gegeben, wobei Ronon und Teyla den Hauptanteil hatten, da ich auf dem Planeten nicht alles mitbekommen habe, weil ich mit dem einen Wraith ziemlich beschäftigt war. Dr. Weir war bestürzt über die offensichtliche Anspannung im Team und sie hat es mir überlassen, das innerhalb des Teams zu klären. Rodney, was ist passiert?"

"Ronon und Teyla haben doch schon alles gesagt, was es zu sagen gab, nicht wahr? Weshalb sollte ich es dann wiederholen?", erwiderte Rodney und machte keinen Versuch, den sarkastischen Tonfall aus seiner Stimme herauszuhalten. Wenn er unsicher war, ging er meistens zum Angriff über, statt sich der Situation oder seinen Gefühlen zu stellen.

"Ja, das haben sie! Aber ich will hören, was Sie zu sagen haben!", hakte John nach.

"Ach, ja?", zischte Rodney und verschränkte demonstrativ die Arme vor seinem Körper.

"Ja! … Aber okay! Dann erzähle ich mal die Geschichte, wie ich sie bisher mitbekommen habe: Nach unserer Ankunft haben wir uns auf den Weg ins Dorf gemacht, aber nicht weit vom Tor gerieten wir in einen Hinterhalt der Wraith. Glücklicherweise hat Teyla die Anwesenheit dieser Kerle gespürt und so konnten wir uns wehren. Ein Wraith hat sich zum Ende des Gefechts von hinten an mich herangeschlichen und es war purer Zufall, dass ich über eine Wurzel gestolpert bin und im Moment des Schusses zu Boden fiel. Dann habe ich dieses Vieh erledigt. Und als ich dachte, alles wäre wieder in Ordnung, musste ich Ronon davon abhalten auf Sie loszugehen! Er und Teyla haben mir erzählt, dass Teyla im Visier eines Wraith stand und sie hätte keine Chance gehabt, dem Schuss zu entkommen… Rodney, Sie waren nicht in unmittelbarer Gefahr und hatten freies Schussfeld. Trotzdem haben Sie einfach nur dagestanden, ohne ihr zu helfen. Mensch, Rodney! Sie haben die Möglichkeit gehabt, ihr das Leben zu retten. Glücklicherweise konnte Ronon den Wraith noch rechtzeitig ausschalten, sonst wäre Teyla jetzt tot! Warum, Rodney?"

Rodney konnte die Mischung aus Ärger, Enttäuschung und Unglauben in Johns Augen ablesen. Er hatte John nicht enttäuschen, geschweige denn Teyla im Stich lassen wollen.
Am Anfang hatte er es für selbstverständlich empfunden, dass John ihn in sein Team geholt hatte. Immerhin war er hier das Genie und das Team ohne ihn doch absolut aufgeschmissen. Inzwischen war er stolz darauf, Mitglied des ‚Vorzeigeteams' von Atlantis zu sein und er wollte seine Mitgliedschaft rechtfertigen. Er wollte so mutig und stark sein wie John und Ronon… sich einfach gleichwertig fühlen. Das Schießtraining war dabei nur ein Schritt in Richtung auf dieses Ziel gewesen. Des weiteren hatte er Ronon um Einzelunterricht in seinen Kampftechniken gebeten… was ihm übrigens sehr schwer gefallen war, denn der Krieger erschien ihm oft ziemlich unnahbar. Auch wenn sie sich im Laufe der Zeit etwas angefreundet hatten, konnte er seine Befürchtung, dass Ronon sein Anliegen belächeln und nicht ernst nehmen würde, nicht ganz unterdrücken. Doch dies war zu seiner Erleichterung nicht der Fall gewesen. Ohne eine Waffe fühlte er sich sehr verletzlich und wie oft hatten sie ihre Waffen von diversen Gegnern abgenommen bekommen, so dass die Kenntnis von ein paar Nahkampftechniken nicht das Schlechteste war?

Doch all seine Bemühungen waren nicht gut genug gewesen. Als es darauf angekommen war, hatte er sich durch seine Gefühle ablenken lassen. Ja, er hatte gesehen, wie John von dem Wraith anvisiert worden war und in diesem Moment hatte ihn die unvorstellbare Angst gepackt, dass John sterben könnte. Auch wenn er keine Beziehung mit ihm hatte, wollte er ihn keinesfalls als Freund verlieren. Die Angst hatte ihn regelrecht gelähmt und er hatte nur Augen für John gehabt, so dass er seine Umgebung gar nicht mehr wahrgenommen hatte. Erst in dem Moment, als Ronon auf den Wraith geschossen hatte, war er ‚aufgewacht' und hatte die Situation in ihrem vollen Umfang erfasst. Dann hatte Ronon ihn von hinten gepackt und voller Zorn gegen einen Baum gedrückt. Rodney hatte höllischen Respekt vor dem Satedaner und er konnte von Glück sagen, dass John eingegriffen und Ronon zurückgezogen hatte. Wie sollte er John eine Erklärung für sein Verhalten liefern, ohne den wahren Grund zu offenbaren? Vielleicht hätte er in der letzten Stunde mal darüber nachdenken sollen, statt sich seinem Elend hinzugeben. Aber darin war er schon immer besonders gut gewesen… sich selbst zu bemitleiden war sein großes Hobby. So wie es aussah, wollte John ihn wohl nicht aus dem Team werfen, doch vielleicht wäre es am besten, wenn er John dazu bringen würde, genau dies zu tun? Es wäre sicher nicht gut für ihn, wenn er mit dem Mann, den er wie ein pubertäres Schulmädchen anhimmelte, so dass er darüber sogar seine Teamkameraden in Gefahr brachte und elementare Fehler beging, so viel Zeit wie bisher verbringen würde.

"Rodney! Ich warte!" Die ungeduldige Stimme Johns riss ihn aus seinen Gedanken.

"John, ich...!" Rodney verstummte und suchte fieberhaft nach einer Antwort.
"Verdammt, ich weiß nicht, warum ich so reagiert habe! Sagen Sie Teyla und Ronon, dass es mir Leid tut… und fertig!"

"Und fertig? Sagen Sie mal, haben Sie den Verstand verloren?" John starrte ihm ungläubig ins Gesicht, aber Rodney war inzwischen alles egal. Er wollte nur dieser unerträglichen Situation entfliehen.

"Ganz sicher nicht! Und ich verlasse das Team!" Rodney wollte nicht mehr auf den Rauswurf warten, der sicherlich auf ihn zukam.

"Wie bitte?" John blinzelte überrascht.

"Seien Sie doch froh, so müssen Sie sich nicht mehr mit mir herumschlagen. Ich denke, es ist so besser für das Team! Meine Entscheidung steht fest!" Erneut wollte Rodney den Balkon verlassen, aber John packte seinen Arm.

"Sie denken also, Sie können mich einfach so stehen lassen, nachdem Sie mir das gesagt haben?", fragte John und funkelte Rodney wütend an.

"Natürlich! Sie können mich nicht zwingen, im Team zu bleiben! Ich bin kein Soldat!", stieß Rodney hervor. Johns forschender Blick schien ihn zu durchbohren und bis auf den Grund seiner Seele zu schauen.

"Gut! Wie Sie wollen! Ich mache Ihnen einen Vorschlag! Aufgrund Ihrer Verbohrtheit werde ich Sie wirklich aus dem Team entfernen, aber nur für vorerst zwei Wochen! Vielleicht überdenken Sie in dieser Zeit Ihr Verhalten und erklären uns den Vorfall vom heutigen Tag. Ich glaube Ihnen nämlich nicht, dass Sie nicht wissen, warum Sie Teyla nicht geholfen haben. Das hatte einen Grund und ich hoffe, dass Sie darüber sprechen werden, denn ich möchte Sie spätestens nach Ablauf der zwei Wochen wieder in meinem Team haben. Und bei Teyla und Ronon müssen Sie sich schon persönlich entschuldigen. Sie denken doch nicht wirklich, dass ich das für Sie übernehme? … Also?"

Rodney riss seinen Arm aus dem nun etwas gelockerten Griff und rieb sich mit übertrieben schmerzverzerrtem Gesicht über den Unterarm.

"Kommen Sie! Das kann doch gar nicht wehgetan haben!", entrüstete sich John, ließ aber seine Arme unten und hielt einen kleinen Abstand zu Rodney ein.

Rodney schnaubte unwillig und kam auf Johns Frage zurück.
"Und danach? Was ist, wenn ich dann immer noch nicht reden will?"

John verdrehte seufzend die Augen.
"Das sehen wir dann! Ich möchte nur, dass Sie ernsthaft darüber nachdenken, ja?" Seine Stimme war leise geworden und er sah irgendwie müde aus.

Rodney sah dies genau und er wollte nicht weiter streiten. Es konnte ja nicht schaden, das Angebot anzunehmen und was in zwei Wochen wäre… wer wusste das schon?
"Okay! Ich nehme das Angebot an und werde darüber nachdenken! Gute Nacht, John!", erwiderte er versöhnlich und verließ nun endgültig den Balkon.

"Gute Nacht, Rodney!", rief ihm John hinterher. Inzwischen war die Sonne untergegangen und die Dunkelheit hatte die Vorherrschaft übernommen.
John blieb noch einen Moment stehen und sah zu den Sternen hinauf.
"Warum muss das Leben immer so kompliziert sein?", murmelte er.


* * *

1 Stunde später…

John lag in seinem Quartier auf dem Bett, konnte aber nicht einschlafen. Er hatte bis eben mit Elizabeth gesprochen und ihr von dem Gespräch mit Rodney berichtet. Die Leiterin der Atlantis-Expedition war, wie vorauszusehen, nicht begeistert darüber gewesen, dass er Rodney eigenmächtig zwei Wochen Pause vom Team gewährt hatte. Doch schlussendlich hatte sie eingesehen, dass eine vernünftige Zusammenarbeit innerhalb des Teams im Moment nicht möglich war. Ihre Arbeit war einfach zu gefährlich und die Teammitglieder mussten sich aufeinander verlassen können.

John gefiel es als Teamführer und auch als Rodneys Freund überhaupt nicht, dass er auf den Wissenschaftler verzichten musste.
Rodney war ein Genie und wichtig für das Team, auch wenn dieser anscheinend nicht so empfand. Wie oft hatte sein hervorragendes Verständnis für die Technik und sein umfangreiches Wissen die Lösung gebracht und das Team, sowie die Atlantis-Basis gerettet. Und davon abgesehen hatte er sich Johns Respekt erarbeitet, indem er in gefährlichen Situationen ab und zu einen Mut gezeigt hatte, den er dem anderen Mann am Anfang der Expedition nie zugetraut hätte. Für einen Wissenschaftler hatte sich Rodney im Laufe der Zeit sehr gut mit dem ansonsten aus Kämpfern bestehenden Team vereint.

Und Rodney war für ihn zu einem guten Freund geworden. Als er ihn kennen gelernt hatte, hatte er nur den maßlos arroganten und sehr abweisenden Mann gesehen. Trotzdem hatte Rodney für ihn vom ersten Augenblick an etwas Besonderes an sich gehabt, was sein Interesse geweckt und ihn schließlich zur Überzeugung gebracht hatte, dass es sich lohnen würde, diesen Mann als seinen Freund zu gewinnen. Er hatte vermutet, dass unter der äußeren Schale ein ‚anderes Wesen' zum Vorschein kommen würde und hatte sich nicht getäuscht.
So schätzte er sich glücklich, dass er neben Dr. Carson Beckett der einzige war, der eine engere Bindung zu dem Wissenschaftler hatte aufbauen können. Sicher, Rodney verstand sich mit Teyla recht gut und auch mit Ronon verband ihn eine lockere Freundschaft, was John immer noch wunderte, da der Krieger Rodney am Anfang überwiegend als nervig empfunden und oft belächelt hatte. Aber die Freundschaft, die Rodney und er hatten, war deutlich intensiver. Nur langsam hatte es sich entwickelt, dass Rodney ihn statt mit dem Rang oder Nachnamen mit seinem Vornamen angesprochen hatte. Rodney war vorsichtig, fast ängstlich gewesen, sich ihm gegenüber auch nur ansatzweise zu öffnen und er wusste noch nicht viel Privates über seinen Freund. Er war nicht nur froh, ihn im Team zu haben, sondern verbrachte sehr gerne auch einen Teil seiner Freizeit mit dem Wissenschaftler.

Aus diesen Überlegungen heraus war es für ihn eine unangenehme Überraschung gewesen, als Ronon ihm erklärt hatte, dass Rodney Teyla nicht zur Hilfe gekommen war. Das konnte er sich einfach nicht erklären, da der Wissenschaftler mehr als nur einmal seine Ängste überwunden und sich mutig der Gefahr gestellt hatte. Rodney musste einen guten Grund dafür gehabt haben… nur welchen? Hatte er als Teamführer versagt und Rodney zuviel abverlangt? War das Schießtraining nicht ausreichend gewesen? Hätte er ihm zusätzlich ein Kampftraining befehlen sollen?
John schüttelte diese Gedanken erst mal ab und beschloss nach Ablauf der zwei Wochen erneut darüber nachzudenken. Morgen würde er sich schweren Herzens überlegen müssen, welchen Wissenschaftler er vorübergehend in sein Team holen wollte.


* * *

4 Tage später…

Rodney saß im Labor an seinem Laptop und arbeitete. Zumindest wollte er arbeiten, denn er hatte in den letzten Tagen fast nichts Anderes getan. An Schlaf war kaum zu denken gewesen, da er sich nur unruhig im Bett herumgewälzt hatte und er war der Meinung, wenn er nicht schlief, konnte er genauso gut die Zeit nutzen und arbeiten. Entsprechend müde war er, aber noch hielten ihn die Unmengen an Kaffee aufrecht. Natürlich hatte er, um nicht aufzufallen, des Nachts mit dem Laptop in seinem Quartier gearbeitet. So hatte ihn bisher noch niemand auf seine Müdigkeit, die er nicht vollkommen verbergen konnte, angesprochen, aber er wusste, dass es nicht mehr lange so bleiben würde. Irgendwann in den nächsten Stunden würde er wohl bei der Arbeit einschlafen.

Doch im Moment arbeitete er nicht, sondern starrte nur blicklos auf das Display. Seine bleierne Müdigkeit ließ ihn kaum die Buchstaben auf dem Bildschirm erkennen. Erst vor einer Stunde hatte er sein Quartier verlassen… erneut ohne auch nur ein Auge zugetan zu haben.
Seine Gedanken in diesen vier Tagen hatten sich, neben der täglichen Arbeit, fast ausnahmslos um John gedreht.
Der Colonel hatte sich für Zelenka entschieden, der nun das Team begleitete und Rodney blieb stattdessen in Atlantis. Doch etwas irritierte Rodney: John wollte ihn weiterhin in seiner Freizeit treffen.
Er hingegen hatte beschlossen, Abstand von seinem Freund zu halten, da er nicht wusste, inwieweit oder wie lange er seine Gefühle im Zaum halten konnte, ohne sich zu verraten. Er wollte sich nicht selbst kasteien, indem er seine Freizeit mit dem Mann verbrachte, den er liebte, ohne diesen in einer Weise berühren zu können, die John sowieso niemals dulden würde.

So hatte er sich jedes Mal, wenn John sich verabreden wollte, eine Ausrede einfallen lassen, um diesen von sich fern zu halten. Er wusste nicht, ob John ihm glaubte oder ob er ahnte, dass er seine anderweitigen Verpflichtungen nur vorschob. Aber irgendwann würde John einsehen, dass es keinen Zweck hatte und ihn in Ruhe lassen.

"Rodney?"

Oh, wenn man vom Teufel spricht.
"Hm?"

"Was halten Sie von einem gemeinsamen Frühstück, Rodney? In… einer halben Stunde?", fragte John nach einem Blick auf die Uhr und trat neben den Wissenschaftler.

"Danke, ich habe schon etwas gegessen!", erwiderte Rodney kühl und sah nicht einmal auf. Er wusste, das war sehr unhöflich, aber es war ihm egal.

"So? … Wann denn?"

"Ist das denn in irgendeiner Weise von Bedeutung?", fragte Rodney unwirsch und begann auf die Tastatur des Laptop einzuhämmern.

"Seien Sie doch so nett und verraten Sie es mir!"

Rodney sah bei den ungewohnt gestochen klingenden Worten kurz auf.

"Vor einer halben Stunde etwa!", sagte Rodney ohne groß darüber nachzudenken. Vielleicht ging John dann endlich hinaus. Er wandte sich wieder dem Bildschirm vor ihm zu.

"Und Ihnen ist nichts Ungewöhnliches aufgefallen?" Diesmal war Johns Tonfall dermaßen merkwürdig, dass Rodney sich seufzend ganz zur Seite wandte und den Colonel ansah. Der Gesichtsausdruck seines Gegenübers war nicht zu durchschauen und Rodney wurde extrem unsicher. Das war immer so, wenn er eine Situation nicht im Griff hatte oder nicht wusste, was gespielt wurde.
"Nein! ... Wieso? … Sollte es…?" Rodney verstummte. Johns Augenbrauen waren bei seinen Worten nach oben gerutscht und für einen Moment sah er in seinen Augen Enttäuschung aufflackern… vielleicht hatte er sich aber auch geirrt.

"Dann sollten Sie sich mal von Dr. Beckett durchchecken lassen, Rodney, ob Sie was an den Augen haben, denn ich war vor zehn Minuten in der Kantine, um meinen ersten Kaffee zu holen, aber es hatte dort vor einer Stunde eine Überschwemmung gegeben, die bis eben noch nicht komplett beseitigt worden war. Heute morgen hat es noch gar kein Frühstück gegeben, da die Kantine geschlossen ist!"

Rodney starrte sein Gegenüber fassungslos an. Nicht nur, dass er todmüde und unglücklich verliebt war, nein, jetzt hatte John ihn auch noch bei einer Lüge erwischt. Es musste John nun klar sein, dass er nicht gewillt war, mit ihm seine freie Zeit zu verbringen. Rodney wusste im Moment nicht, ob das gut oder schlecht war.
"Es… es… es tut…", stammelte er und wurde von John unterbrochen, der ihn mittlerweile wütend anstarrte.

"Nein! Entschuldigen Sie sich nicht, Rodney! Wenn Sie keine Zeit mit mir verbringen möchten, dann hätten Sie es mir direkt sagen können! Ich nehme mal an, auch die anderen Verpflichtungen waren nur Ausreden? Ich dachte, wir wären Freunde, aber da war ich wohl auf dem falschen Dampfer, oder?" Bei seinen letzten Worten war John sehr laut geworden, doch er nahm keine Rücksicht darauf, dass sie zwar alleine im Labor waren, aber die Tür zum Flur offen stand, so dass sie jederzeit belauscht werden konnten.

Rodney wich ängstlich ein paar Schritte zurück, denn er hatte doch ziemlichen Respekt vor dem anderen Mann, wenn der in vollem Colonel-Modus war. So wütend hatte er John ihm gegenüber selten erlebt und das mochte schon etwas heißen. Er hatte John nicht so vor den Kopf stoßen wollen.
"Ich… ich…" Rodney versuchte nochmals sich zu entschuldigen, wurde aber erneut unterbrochen.

"Lassen Sie es! Ich verzichte auf halbherzige Entschuldigungen! Sie haben es geschafft. Ich werde nicht mehr fragen!" Johns Stimme war nun deutlich leiser und klang resigniert. Er wandte sich ab und ging zur Tür. Bevor er aber das Labor verließ, drehte er sich noch einmal um.
"Sie sollten sich endlich bei Teyla und Ronon entschuldigen! Ist nur ein gutgemeinter Rat!" Dann war John gegangen.

Rodney stand einen Moment wie angewurzelt auf dem Fleck, bevor er sich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch fallen ließ und sein Gesicht in den Händen vergrub. Eigentlich hätte er sich erleichtert fühlen sollen, da er erreicht hatte, was er wollte; John wollte seine Freizeit nicht mehr mit ihm verbringen! Aber seltsamerweise war dem nicht so, denn er fühlte sich furchtbar einsam. Er wusste, dass er seinen Freund sehr verletzt hatte. Wen hatte er denn jetzt noch? So ganz groß war seine Auswahl nie gewesen und dank seiner eigenen Schuld hatte er John vergrault, Teyla und Ronon waren von ihm enttäuscht beziehungsweise sauer auf ihn. Nur Carson war ihm als Einziger noch geblieben!

Wie sollte es bloß weitergehen? Da kam ihm ein Gedanke, der einen radikalen, aber eventuell sinnvollen Ausweg versprach: Der nächste Flug der Daedalus zur Erde fand in knapp vier Wochen statt…


* * *

John hastete derweilen durch die Gänge und betrat den ersten Balkon, an dem er auf seinem Weg vorbeikam. Es war ein wolkenverhangener Tag und der heftige Wind zerzauste seine Haare.
Er wusste nicht, welche Emotion die Oberhand hatte: die Wut über die dreiste Lüge oder die Enttäuschung darüber, dass Rodney, im Gegensatz zu ihm, anscheinend keinen Wert auf ihre Freundschaft legte. Dabei hatte er das Gefühl gehabt, dass sie sich gut verstanden und dass da im Laufe der Zeit etwas Besonderes zwischen ihnen entstanden war... eine gewisse Verbundenheit... ach, verdammt! John stieß heftig die Luft aus.

"Ich brauche ihn nicht! Soll er doch dahin gehen, wo der Pfeffer wächst!", knurrte er und verließ den Balkon in Richtung der Kantine. Er hatte Hunger und ein Blick auf die Uhr hatte ihm gezeigt, dass er noch schnell frühstücken konnte, bevor sein Dienst begann.
Wehe, wenn sie die Überschwemmung inzwischen nicht beseitigt hatten!


* * *

Noch mal 4 Tage später...


Auch in den letzten Tagen hatte Rodney nur wenige Stunden Schlaf gehabt und mehr oder weniger Tag und Nacht gearbeitet. An diesem Abend lag er auf dem Bett in seinem Quartier und versuchte mal wieder vergeblich ins Land der Träume hinabzugleiten.
Er seufzte und versuchte abzuschalten, doch es gelang ihm nicht. In den vergangenen Tagen hatte er niemanden aus seinem Team gesehen. Das mochte daran liegen, dass er ihnen aus dem Weg ging oder dass die Anderen ihn mieden... er wusste es nicht so genau.
Rodney hatte Johns Rat nicht befolgt... er konnte einfach nicht, denn wie sollte er Teyla und Ronon den Grund für seinen Fehler erklären? Einerseits wäre es ihm furchtbar peinlich und andererseits bestünde die Gefahr, dass John davon erfuhr.
Seine Idee, mit der Daedalus zur Erde zurückzukehren, war noch nicht vom Tisch und wenn er diese Option wahrnehmen sollte, wäre eine Erklärung für sein Verhalten sowieso unwichtig.
Aus diesem Grund hatte dieser Plan eine besondere Anziehung auf ihn. Doch ein Teufelchen in seinem Innern war der Meinung, dass dies die Flucht eines absoluten Feiglings wäre... eben typisch für ihn. Und hatte er nicht mit dieser Atlantis-Expedition seinem Leben eine andere Richtung geben wollen? Die Rückkehr zur Erde wäre seine ganz persönliche Niederlage, von der er sich niemals wieder erholen würde! Dieses Chaos der Gefühle ließ ihn frustriert aufstöhnen.
Noch hatte er sechs Tage Zeit bis die Frist von zwei Wochen abgelaufen wäre. Dann musste er eine Entscheidung getroffen haben.
Schließlich fielen ihm aufgrund bleierner Müdigkeit die Augen zu und er schlief ein...

Rodney schlug die Augen auf und streckte sich genüsslich im Bett. Er fühlte sich sichtlich erholt und wollte trotzdem nicht sofort aufstehen, da er es unter der Baumwolldecke viel zu gemütlich fand. Doch als sein Blick zufällig auf die Uhr fiel, schreckte er hoch. Es war schon fast Mittag und er wunderte sich, dass ihn bisher niemand vermisst hatte. Irgendwie war er darüber enttäuscht, denn er hätte nicht gedacht, dass die Anderen ihn so schnell abschreiben würden... Aber die würden schon sehen, was sie davon hatten, wenn er auf die Erde zurückgekehrt war und keiner mehr da war, der Atlantis retten würde. Für ihn stand es so gut wie fest, dass er in etwa 3 Wochen mit der Daedalus verschwinden würde und war es erst nur ein flüchtiger Gedanke gewesen, so setzte sich diese Idee immer mehr in ihm durch.

Bereits in der vergangenen Woche hatte er feststellen müssen, dass es ihn fast verzweifeln ließ, dass er nicht mit John zusammen sein konnte und ihn würde er auf jeden Fall schmerzlich vermissen... er konnte nur hoffen, dass es im Laufe der Zeit weniger wehtun würde. Nun ja, auch Carson würde ihm als guter Freund fehlen.
‚Oder du bleibst hier und stellst dich der Situation, statt wie ein verdammter Feigling das Weite zu suchen!'
"Nein!", knurrte Rodney und schob diese kleine Stimme in ihm, die sich einfach nicht vollständig verdrängen ließ, mühsam beiseite.
Er schüttelte vorerst diese unangenehmen Gedanken ab, sprang aus dem Bett, duschte und zog sich an. Schließlich wollte er sich nicht nachsagen lassen, dass er seine Arbeit vernachlässigen würde.

Rodney war schon auf dem Weg ins Labor, als ein lautes Grummeln ihn innehalten und die Richtung wechseln ließ. Er hatte Hunger und auch ein frischer Kaffee war nicht zu verachten, so dass er die Kantine ansteuerte.
Ein flüchtiger Blick in die Runde zeigte ihm, dass John und Elizabeth zusammen beim Mittagessen saßen. Als er sich etwas zu Essen und einen Kaffee genommen hatte, setzte er sich so weit wie möglich von den Beiden entfernt ans Fenster. Er hatte sich an dem kleinen Zweiertisch so platziert, dass er sie im Auge hatte und vor allem Johns Gesicht sehen konnte. Entweder waren Elizabeth und John wirklich so sehr in ihr Gespräch vertieft, dass sie ihn nicht bemerkt hatten. Oder, diese andere Möglichkeit kam ihm auch in den Sinn, die Beiden ignorierten ihn absichtlich.
‚Du solltest vielleicht mal Carson aufsuchen, du bist ja schon fast paranoid! Viel fehlt da nicht mehr!'
Rodney sah schnell in die Runde, aber keiner achtete auf ihn. Er atmete erleichtert aus, denn er hatte schon für einen Moment geglaubt, laut gesprochen zu haben!

Während er langsam die Kartoffeln und das Fleisch aß, wanderte sein Blick immer wieder zu John. Dieser machte irgendwie einen müden Eindruck auf ihn, auch wenn er sich lebhaft mit Elizabeth unterhielt. Rodney sah es an kleinen Anzeichen, immerhin kannte er den Colonel schon recht gut. Ob John ihn irgendwie vermisste? Nicht als Partner, das würde ja sowieso nie geschehen, aber zumindest als Teamkollege oder vielleicht sogar als Freund? John hatte sich immerhin große Mühe gegeben, mit ihm die knappe Freizeit zu verbringen, bis er ihn erfolgreich vergrault hatte.
Vielleicht war sein Plan, auf die Erde zurückzukehren, doch keine so gute Idee? Er würde John dann wahrscheinlich nie wiedersehen! Dieser Gedanke war so endgültig, dass es Rodney wie mit einem Messer ins Herz schnitt. Der Colonel würde hier in der Pegasus-Galaxie bleiben, denn so wie er ihn einschätzte, würde John Elizabeth und das Atlantis-Team nicht im Stich lassen. ‚Nicht so wie du!', stichelte seine innere Stimme.
Und ihm selbst würde nach seinem freiwilligen Ausscheiden aus dieser Expedition wohl keine Rückkehroption gewährt werden! Rodneys Plan kam so schnell ins Wanken, dass er es kaum fassen konnte. Hatte er nicht erst vor einer guten Stunde festgestellt, dass es das Beste für ihn wäre? Und kaum hatte er John von weitem einmal ins Gesicht geschaut, fiel alles wie ein Kartenhaus zusammen? ‚Jetzt reiß dich mal zusammen und denk' an die Konsequenzen! Wenn du nicht gehst, wirst du täglich mit John konfrontiert und du darfst ihn nicht so anfassen, wie du es gerne willst! Ist das vielleicht erstrebenswert?

In diesem Moment standen Elizabeth und John auf, brachten ihre Tabletts zur Theke und verließen gemeinsam die Kantine. Rodney sah ihnen noch hinterher und widmete sich dann seufzend dem Essen, das nun fast kalt geworden war.


* * *

Einige Momente zuvor...

Sie saß in einer Ecke der Kantine und tippte auf ihrem neuen Laptop, während sie eine Tasse heißen Kaffees in kleinen Schlucken trank. Sie war mit dem tragbaren Gerät noch nicht so richtig vertraut, doch die Grundlagen für das Erstellen eines Missionsberichtes hatte ihr Dr. Rodney McKay vor einiger Zeit bereits vermittelt. Er war zwar ein ungeduldiger Lehrer gewesen und sie hätte mit Sicherheit jemanden anderes gefunden, der ihr das Schreibprogramm gerne erklärt hätte, aber irgendwie mochte sie den selbstbewussten, ja eigentlich schon überheblichen Wissenschaftler.
Und am Ende hatte sie den Eindruck gewonnen, dass es ihm auch ein bisschen Spaß gemacht hatte, ihr etwas beizubringen.
Als sie mal wieder von dem Bildschirm aufgesehen hatte, war ihr McKay aufgefallen, der starr in eine Richtung sah und so war sie neugierig seinem Blick gefolgt. Den schmerzlichen Ausdruck in seinen Augen, als er Colonel John Sheppard beobachtete, hatte sie fast sofort bemerkt. Sie war die Anführerin ihres Volkes und in diesem Amt war es von Vorteil, vor allem bei Verhandlungen, wenn man sensibel genug war, um die Stimmungen seines Gegenübers deuten zu können, auch wenn eine undurchschaubare Maske aufgesetzt wurde.
Doch je länger McKay den Colonel anstarrte, umso weniger gelang es ihm wohl, seine Gefühle zu verbergen, denn sein Gesicht spiegelte Emotionen wider, die sie zwar unschwer ablesen konnte, aber erst nicht einordnen konnte.
Im ersten Moment dachte sie daran, dass McKay seinen Freund gewiss vermisste. Schließlich wusste sie um die besondere Freundschaft der Beiden, die sich zwar nur langsam, aber dafür kontinuierlich aufgebaut hatte. Der Colonel hatte einen nicht unerheblichen Teil seiner Freizeit mit dem Wissenschaftler verbracht.
Doch als sie genauer darüber nachdachte und McKay beobachtete, verriet ihr dessen offensichtlicher Schmerz, dass zumindest von McKays Seite aus mehr gewünscht war, als nur eine normale Freundschaft.
Und dann sah sie vollkommen klar und die Grübeleien über McKays fehlerhaftes, aber gleichzeitig auch merkwürdiges Verhalten, damals auf jener Lichtung, als es um Leben und Tod gegangen war, fanden in diesem Augenblick ein abruptes Ende.


* * *

Etwa eine halbe Stunde später...


Sie betrat das Labor und glücklicherweise war in diesem Moment nur eine Person anwesend.
"Dr. McKay? Kann ich Sie einen Moment sprechen?", fragte Teyla. Sie hatte mit sich gerungen, ob sie mit dem Wissenschaftler reden sollte und sie war zu dem Ergebnis gekommen, dass sie in dessen Sinne geradezu verpflichtet war.

"Oh, Teyla!", rief Rodney und fragte sich sofort, was die Athosianerin von ihm wollte. Seit dem Vorfall hatte sie keine zehn Worte mit ihm gewechselt.

"Haben Sie einen Moment Zeit? Es ist... wichtig!", sagte Teyla.

Rodney sah sie aufmerksam an und es schien ihm, als wäre es wirklich wichtig. Vielleicht könnte er sich ja bei dieser Gelegenheit endlich mal dazu aufraffen, sich zu entschuldigen?
"Okay! Aber nicht hier, ja? Zelenka kann jeden Moment zurückkommen!", erwiderte Rodney sofort, denn er wollte von dem kleinen Tschechen bestimmt nicht dabei überrascht werden, wie er sich durch eine längst überfällige Entschuldigung stammelte.

"Ist mein Quartier in Ordnung?", fragte Teyla.

"Ihr Quartier? ... Na ja, okay!", kam es zögernd von Rodney, denn er war noch nie in ihrem Quartier gewesen. Außerdem fühlte er sich immer unwohl dabei, als Mann in die Räume einer Frau eingeladen zu werden, da hatte sich seit seinen Studentenzeiten nichts dran geändert. Na gut, sie war eine schöne Frau, aber er stand nun mal auf Männer und... ‚Rodney, sei doch kein Idiot! Sie will doch nichts von dir, wenn sie Männer wie John haben kann, denn der steht ja auf schöne Frauen, so wie der immer mit dem weiblichen Geschlecht flirtet.'

"Ich gehe vor und Sie kommen in ein paar Minuten nach. Sie wissen doch, wo mein Quartier liegt?"

"Ja!", sagte Rodney und sah der jungen Frau nach, als sie mit anmutigen Schritten das Labor verließ.
Nach einer Weile schloss er den Laptop und machte sich auf den Weg.

An seinem Ziel angekommen, wusste er nicht, ob er wirklich hineingehen sollte. Ihm war klar, dass er nicht so lange vor Teylas Tür stehen bleiben sollte, sonst lief er noch Gefahr, gesehen zu werden. Also straffte er sich und klopfte leise an.
Fast sofort wurde die Tür geöffnet und die Athosianerin zog ihn am Ärmel nach drinnen.
Staunend sah er sich in dem Quartier um, das so gar keine Ähnlichkeit mit dem seinigen hatte. Teylas Raum sah sehr wohnlich aus und war in sanften Farben gehalten. Kerzen in unterschiedlichen Größen, ein ungewöhnliches Windspiel und zwei Wandteppiche mit Tiermotiven verschönerten das Quartier. Lange Stoffbahnen separierten das Bett vom Rest des Zimmers.
"Wow! Das sieht schön aus!", entfuhr es ihm ungewollt.

Teyla lächelte ihm zu, erfreut und auch etwas erstaunt, dass es ihm gefiel. Schließlich hatte sie gehört, dass McKays Quartier sehr spartanisch eingerichtet war und dass er keinerlei Dekoration, geschweige denn persönliche Dinge einsetzte, um es wohnlicher zu gestalten. Sie hätte erwartet, dass er ihre Einrichtung für kitschig und unpraktisch halten würde.
"Das freut und ehrt mich gleichzeitig. Setzen wir uns?", fragte sie und bot ihrem Besucher einen bequemen Korbstuhl an.

"Wo haben Sie denn den her?", fragte Rodney und ihm fiel sofort auf, wie abwertend das in Teylas Ohren klingen musste, obwohl ihm der Stuhl eigentlich gefiel.
"Ich meine... er gefällt mir und auf der Erde gibt es solche Stühle auch. Ich wollte nur wissen, wo man in dieser Galaxie so was bekommt."

"Mein Volk ist bekannt für diese Flechtkunst. Wir stellen nicht nur Möbel, sondern auch Körbe mit dieser Technik her... aber, ich möchte etwas Anderes mit Ihnen besprechen, Rodney! … Ich darf Sie doch mit Ihrem Vornamen ansprechen?"

Für einen Moment war er verwirrt, aber er sah keinen Grund, Teyla diese Bitte zu verweigern. Vielleicht würde es die Sache mit der Entschuldigung vereinfachen, da sie anscheinend nicht mehr so sauer auf ihn war.
"Das ist in Ordnung, Teyla! Um... um was geht es denn?" Jetzt wurde er nervös, da er nicht wusste, was ihn nun erwartete. Doch was dann kam, darauf war er in keiner Weise vorbereitet.

"Ich habe Sie vorhin in der Kantine gesehen, Rodney. Ich habe auch die Blicke beobachtet, die Sie Colonel Sheppard zugeworfen haben. Bitte betrachten Sie das jetzt nicht als eine anmaßende Einmischung in Ihr Privatleben, aber ich konnte die Trauer und das Verlangen in Ihren Augen nicht übersehen. Ich liege doch richtig, dass Sie Gefühle für Colonel Sheppard haben? Ich meine damit romantische Gefühle, Rodney!" Sie beobachtete seine Reaktion und wusste im selben Moment, dass sie Recht hatte.

Rodney hatte das Gefühl, als würde ein Zug über ihn hinwegfahren, so blieb ihm vor Entsetzen die Luft weg. War es so offensichtlich? Wussten es noch andere Mitglieder der Expedition? Würde sie es weitersagen? Nein, nein, versuchte er sich sofort zu beruhigen, dann hätte sie ihn jetzt nicht darauf angesprochen. Außerdem war sie eine vertrauenswürdige Person und wenn er sie bat, niemandem davon zu erzählen, würde sie das auch nicht tun.
Keuchend bekam er endlich wieder richtig Luft und trotzdem konnte er darauf noch nichts erwidern. Erst nach ein paar Minuten, während derer Teyla ihm nur beruhigend zulächelte, hatte er sich soweit gesammelt, dass er Worte formulieren konnte.
"Nein, ich... Sie... Sie liegen richtig, Teyla." Für einen Moment hatte er überlegt, es abzustreiten, aber das hatte wohl keinen Zweck. Er hatte schon in Erwägung gezogen, mit Carson zu sprechen, aber dies immer wieder verworfen. Damit hatte es sich wohl endgültig erledigt, denn da Teyla sowieso Bescheid wusste, sah er keinen Sinn darin, eine weitere Person einzuweihen.

"Möchten Sie darüber sprechen?", fragte Teyla in seine Gedanken hinein.

"Eigentlich nicht. Aber es muss wohl sein. Doch viel zu sagen gibt es nicht. Ich habe mich in einen Mann verliebt. Das an sich ist in unserer Gesellschaft schon schlimm genug, aber er ist auch noch beim Militär, wie Sie ja wissen. Und er ist an Männern in romantischer Weise nicht interessiert. Niemandem, auch Ihnen, wird nicht entgangen sein, dass er mit den schönen Frauen flirtet, sobald sich eine Gelegenheit ergibt. Das war's!" Er hob die Hände in einer abschließenden Geste.

"Sicher?" Teyla sah genau, dass da noch etwas war, dass McKay beschäftigte und sie ahnte schon, was es war. Sie schaute ihn aufmunternd an.

"Was... was denken Sie jetzt über... über mich?", stammelte Rodney verlegen, denn es war ihm schon unangenehm, mit Teyla über seine Neigung zu sprechen. Es war ihm schon immer schwer gefallen, über Gefühle zu sprechen und dieses besondere Thema hatte er niemals mit irgendjemandem diskutieren wollen. Aber Teyla hatte so eine ruhige und ausgeglichene Art. Sie hatte hohes Ansehen bei ihrem Volk und wurde geachtet, denn als Anführerin musste sie die Streitigkeiten schlichten und wenn nötig vermittelnd eingreifen. Irgendwie schien es ihm, als hätte sie für alles Verständnis.

Teyla hatte erwartet, dass Rodney Angst vor Zurückweisung hatte. Sie beugte sich etwas vor, streckte ihren Arm aus und legte McKay die Hand auf den Arm, der auf seinem Oberschenkel lag. Mit dieser Geste wollte sie ihm zeigen, dass seine sexuelle Orientierung für sie keine Rolle spielte.
"Rodney, ich denke jetzt genau dasselbe über Sie wie vor der Kenntnis Ihrer Gefühle Colonel Sheppard gegenüber. Warum sollte sich an meiner Meinung über Sie etwas ändern, nur weil Sie einen Mann lieben? Innerhalb meines Volkes habe ich noch keine gleichgeschlechtliche Liebe gesehen und von meinen Vorfahren ist auch nichts überliefert worden. Aber da wir regen Handel treiben und viele Völker kennen, ist mir diese Art der Liebe zwischen Männern, und auch Frauen, bekannt. Ihre Sorge ist also unbegründet." Teyla strich noch einmal beruhigend über McKays Arm und lehnte sich wieder in ihrem Stuhl zurück.

Rodney war durch Teylas Worte erleichtert und so konnte er sich etwas entspannen. Bis ihm einfiel, dass jetzt ein guter Zeitpunkt wäre, noch eine andere Sache zu erledigen, die er schon viel zu lange vor sich hergeschoben hatte.
"Ich... ich möchte mich entschuldigen, Teyla! Dafür, dass ich..."

Er wurde von Teyla unterbrochen. "Sie müssen sich nicht entschuldigen, Rodney! Ich bin nicht mehr sauer und kann mir denken, was..."

Doch Rodney fiel ihr ins Wort: "Doch! Ich entschuldige mich dafür, dass ich Ihnen nicht geholfen habe. Ich muss es Ihnen erklären. Das bin ich Ihnen schuldig. Ich... ich habe nur gesehen, dass John in Gefahr war, denn der Wraith hatte ihn von hinten ins Visier genommen. Ich will mich nicht selbst verteidigen und auf diese Weise meinen Fehler herunterspielen oder es beschönigen, aber ausgerechnet in diesem Moment wurde mir klar, dass ich ihn keinesfalls verlieren durfte. Das war ein so großer Schock für mich, dass ich sonst nichts Anderes um mich herum wahrnahm, bis es zu spät war. Ich war nicht mal in der Lage, John zu retten. Glücklicherweise ist er gestolpert und der Schuss ging fehl und Ronon konnte den Wraith ausschalten, der auf Sie zielte."
Rodney stoppte, in diesem Augenblick erkennend, dass er soviel in diesen paar Minuten an Persönlichem von sich preisgegeben hatte, wie noch nie zuvor. Seufzend und dem Blick Teylas ausweichend senkte er den Kopf und starrte auf seine Knie.

"Ich bin nicht mehr enttäuscht von Ihnen, weil ich den Grund jetzt kenne und Ihre Beweggründe nachvollziehen kann. Ich war vor allem deswegen wütend, weil Sie Ihr Verhalten nicht erklärt haben und so konnte ich Sie einfach nicht verstehen. Immerhin haben Sie bereits in der Vergangenheit Ihren Mut das eine oder andere Mal unter Beweis gestellt. Und Ihre Entschuldigung nehme ich gerne an!" Sie streckte ihm ihre Hand entgegen, eine Geste, die sie von den Menschen gelernt hatte. "Freunde?"

Rodney hatte bei ihren Worten den Kopf gehoben und nickte nun begeistert.
"Ja, Freunde!", bekräftigte er und schlug ein.

"Darf ich mit Ronon darüber sprechen? Er ist sehr wütend und..."

"Nein! ... Bitte nicht!", sagte Rodney und sah sie erschrocken an.

"Ich werde Ihrer Bitte entsprechen, wenn Sie das wirklich wollen. Das wissen Sie, oder?"

Rodney nickte.

Teyla lächelte bei diesem Vertrauensbeweis.
"Aber ich weiß, dass es in seiner Gesellschaft auch gleichgeschlechtliche Liebe gibt. Sie wird offiziell zwar nicht anerkannt, aber inoffiziell geduldet, sofern man sie nicht in der Öffentlichkeit zur Schau stellt. Er würde Verständnis haben und es würde seine Wut abflauen lassen. Bitte, Rodney! Lassen Sie mich mit ihm reden! Ich weiß, dass er Sie im Grunde recht gerne hat, auch wenn er es nicht so zeigt. Er gibt nicht jedem hier in Atlantis Einzelunterricht in seinem Kampfstil!"

"Sie wissen davon?", fragte Rodney unsicher.

"Ja, ich weiß darüber Bescheid, Rodney! Und ich finde es bewundernswert, dass Sie sich für das Team diese Fertigkeiten aneignen wollen, obwohl Sie ein Wissenschaftler sind, der das nicht müsste, da wir Krieger dafür da sind, Sie zu beschützen!"

Rodney konnte kaum glauben, was er da hörte. Teyla bewunderte ihn? Okay, als Genie mit dem absoluten Wissen über die Technik war das keine wirkliche Neuigkeit. Aber dieselbe Bewunderung für seine Bemühungen im Kampfsport zu erhalten, war etwas völlig Neues für ihn und kam überraschend, so dass er nichts zu sagen wusste.

"Rodney? Alles in Ordnung?", fragte Teyla besorgt, als McKay stumm blieb und recht verwirrt aussah.

Wie sollte sie auch wissen, dass dieses ganze Gespräch ihn nun völlig aus der Bahn geworfen hatte? Innerhalb einer halben Stunde hatte sich so einiges in seinem Kopf zurechtgerückt, was er bei diesem ausgewachsenen Chaos nicht erwartet hätte. Zwar hatte er damit nicht sein Problem mit den Gefühlen für John gelöst, aber er würde wenigstens mit Teyla und Ronon im Reinen sein, wenn er Atlantis verlassen würde. In diesem Augenblick erwachte eine Flamme der Freundschaft für Teyla, die er bisher so nicht empfunden hatte. Impulsiv beugte er sich vor und drückte ihr einen Kuss auf die Wange.
Doch im selben Augenblick wich er entsetzt zurück. ‚Was habe ich getan?'
Das war schon immer sein Problem gewesen; sobald er über Gefühle sprach oder gezwungen war, darüber nachzudenken, kam er ins Stottern und machte dämliche Sachen.

Teyla war erstaunt gewesen über diese spontane Geste und lachte leise, als sie McKays Entsetzen sah.
"Schon okay, Rodney! Sie wollten sich nur bedanken?", fragte sie betont freundlich, um ihm zu zeigen, dass alles in Ordnung war.

"Ja, danke!" Mehr brachte er nicht heraus.

"Darf ich es Ronon sagen?", kam Teyla auf ihre Frage zurück.

Rodney dachte noch eine Weile darüber nach. Im Prinzip würde er gern mit Ronon Frieden schließen und auch wieder mit ihm trainieren. ‚Warum? Du gehst doch bald zur Erde zurück?', fragte er sich selbst. ‚Nur für den Fall, dass ich diese Option doch nicht wahrnehme!, hallte die zögernde Antwort in seinem Kopf. Und außerdem, wenn Teyla mit Ronon sprach, brauchte er das schon mal nicht zu tun. Rodney begann sich für den Plan immer mehr zu erwärmen.
"Okay!", antwortete er leise, so dass Teyla es fast nicht hören konnte.

"Gut! Ich werde noch heute Abend mit ihm sprechen! Wahrscheinlich wird er dann auf Sie zukommen, Rodney! Keine Angst, er wird Sie nicht verachten oder gar an Außenstehende verraten. Er ist zwar ein harter Krieger, aber er würde für seine Freunde sterben und lässt niemanden im Stich. Auch Sie nicht, da bin ich sicher!"

"Sie beide werden es John aber nicht sagen! Das will ich keinesfalls!", forderte Rodney und sah sie ernst an.

"Nein, natürlich nicht! Wir beide werden Ihr Geheimnis in unseren Herzen verwahren! Das müssen Sie schon selbst mit Colonel Sheppard klären! … Wenn Sie dazu bereit sind!"

‚Das wird wohl nie passieren!', dachte Rodney traurig.
"Danke nochmals!", sagte er und stand auf.

Teyla erhob sich ebenfalls, um ihn aus ihrem Quartier zu geleiten. Doch bevor er die Tür öffnen konnte, nahm sie seine Hände in die ihren.
"Ich möchte, dass Sie wissen, dass Dr. Zelenka zwar ein netter Mensch ist, aber ich vermisse Sie in unserem Team, Rodney! Und wenn Sie mit mir reden wollen, können Sie das zu jeder Zeit tun!", versprach sie dem Wissenschaftler und lächelte ihm zu.

"Danke!" Rodney erwiderte das Lächeln und verließ nun endgültig den Raum.


* * *

Am späten Abend saß Rodney in der Kantine und nahm nun erst das Abendessen zu sich, da er vorher keine Zeit gehabt hatte. Zu dieser späten Stunde waren nicht viele Personen anwesend und es war ihm auch ganz lieb so, denn er genoss die Ruhe. Gedankenverloren sah er aus dem Fenster, neben dem er saß, obwohl es bereits dunkel war und es somit draußen nichts Fesselndes zu sehen gab.
In der Scheibe spiegelte sich plötzlich eine hohe Gestalt und er wandte sich um. Ronon stand neben seinem Tisch, anscheinend hatte er sich leise angeschlichen.

"McKay! Morgen früh um 08:00 Uhr im Trainingsraum!"

Rodney wollte schon gegen die frühe Uhrzeit protestieren, beschloss dann aber, nur stumm zu nicken.

"Und seien Sie pünktlich!", sagte der Satedaner und stiefelte davon, ohne eine weitere Antwort abzuwarten.

Ronons Tonfall war ziemlich ruppig gewesen, aber Rodney wusste, dass die ‚Einladung' des Kriegers bedeutete, dass er nicht mehr wütend auf ihn war und dies hatte er nur Teyla zu verdanken.
Mit einem kleinen Lächeln um die Lippen beendete er seine Mahlzeit. Heute würde er mal ausnahmsweise früh zu Bett gehen.


* * *

3 Tage später...


John saß beim Frühstück, aber er hatte keinen Appetit, so dass er eigentlich nur im Essen herumstocherte. Er war müde, da er in der letzten Zeit schlecht schlief und aus irgendeinem Grund war er oft schlechtgelaunt.
Konnte es daran liegen, dass er Rodney vermisste? Er war ein guter Freund, sein bester Freund hier auf Atlantis, mit dem er immer gerne seine Freizeit verbracht hatte, bis Rodney dem so plötzlich einen Riegel vorgeschoben hatte. Aber sollte das wirklich ausreichen, damit er sich so schlecht fühlte?
War Rodney wirklich nur jemand für ihn, mit dem er rumhängen und Zeit totschlagen konnte? Dann könnte er ihn doch einfach durch Beckett ersetzen. Aber noch während John diesem Gedanken nachhing, war ihm klar, dass das mit Rodney etwas Anderes war als mit Carson. Etwas Anderes als mit jedem hier auf Atlantis.

Ob er es wollte oder nicht, er sollte sich vielleicht langsam mal mit dem Gedanken anfreunden, dass da etwas mit seinen Plänen schief gelaufen war und er wieder auf dem besten Weg war, sich selber Schwierigkeiten zu bereiten. Er war schon immer bisexuell gewesen, doch irgendwann hatte er herausgefunden, dass es ihm besser gefiel, mit einem Mann zusammenzusein als mit einer Frau. Da Homosexualität aber beim Militär nicht gerne gesehen war, hatte er seine Neigung unterdrückt und mit fast jeder hübschen Frau geflirtet, der er begegnet war. Doch bei keiner hatte sein Herz so richtig eine Rolle gespielt und die Beziehungen hatten nie lange gehalten. Was sein Unterbewusstsein suchte, konnte ihm anscheinend nur ein Mann geben, doch die letzte Beziehung mit einem Mann war schon lange her, da war er gerade mal 22 Jahre alt gewesen. Nach 2 Jahren war sein Partner bei einem Einsatz gestorben und er hatte sehr um ihn getrauert.
Auch hier, bei der Atlantis-Expedition, hatte er ausnahmslos mit den Frauen geflirtet und kaum einen der Männer näher an sich herangelassen.
Rodney hatte er unter anderem als Freund akzeptiert, weil er sicher war, dass er sich in den überheblichen Wissenschaftler, der auch optisch nicht sein Typ war, nie verlieben könnte.
Doch jetzt sah es fast so aus, als ob er für Rodney mehr empfinden konnte, als nur Freundschaft.
John schob diesen unerwünschten Gedanken sofort beiseite und widmete sich lieber dem Bericht, den er während des Essens studieren wollte.


* * *

Derselbe Tag, früher Abend...


Rodney schloss mit einem Seufzen den Laptop. Gerne hätte er weiter in der Datenbank gestöbert, aber sein Magen meldete sich schon seit Stunden, da er bereits das Mittagessen hatte ausfallen lassen. Als er abrupt aufstand, musste er sich an der Schreibtischkante festhalten, da ihm leicht schwindlig wurde. Niemand nahm seine Anfälle so ganz ernst. Alle hielten ihn für einen Schauspieler und dabei wurde ihm manchmal wirklich schlecht vor Hunger. Hastig kramte er in einer der beiden Schubladen und beförderte einen Schokoriegel zu Tage, dessen glänzende Hülle er aufriss und genussvoll hineinbiss. Ah, war der gut!

"Fresssack!", murmelte Kavanagh, der in diesem Moment ins Labor trat.

Rodney verzog das Gesicht, denn er konnte den anderen Wissenschaftler auf den Tod nicht leiden und er hatte gehört, was Kavanagh von sich gegeben hatte. Wahrscheinlich war es sogar seine Absicht gewesen, dass er es hören konnte.

"Haben Sie was gesagt, Kavanagh?" Rodney war sowieso schlecht gelaunt und da kam ihm Kavanagh gerade recht.

"Nein!", sagte der andere Mann nur, war aber zusammengezuckt.

‚Hat der feige Idiot etwa gedacht, dass ich es kommentarlos schlucke?' In Rodney stieg der Zorn hoch.
"Haben Sie schon die Leitungen in der Zugangsröhre A34-D56 überprüft? Ich meine mich zu erinnern, dass ich Ihnen heute Mittag diesen Auftrag erteilt habe!"

"Ich weiß nicht!", kam es zögernd.

"Wie, Sie wissen es nicht?", Rodney wandte sich jetzt vollkommen Kavanagh zu.

"Ähm, ich... ich hab' es Dr. Sprout übertragen. Ich wollte, dass sie mehr Erfahrung in diesem Bereich sammelt und..."

Dr. Sprout war mit dem letzten Nachschub von der Erde gekommen und noch nicht mit allen Antiker-Systemen vertraut.
Rodney trat auf Kavanagh zu und sah ihm wütend in die Augen.
"Sagen Sie mal, spreche ich eine Fremdsprache? Ich hatte Ihnen einen Auftrag erteilt, der von großer Wichtigkeit ist, auch wenn Sie diese Arbeit als mühselig und langwierig empfinden. Wenn diese Leitungen nicht 100%-ig funktionieren, verlieren wir unseren Schild! Sie werden sofort Dr. Sprout ablösen und die Arbeit selbst durchführen! Ist das klar?"

"Ja!", zischte Kavanagh mit zurückgehaltener Wut.

"Und lassen Sie sich von Dr. Sprout helfen! Da kann sie wirklich etwas lernen!", sagte Rodney, bevor er sich auf den Weg in die Kantine machte.
Er war kaum ein paar Schritte gegangen, als er gerufen wurde.

"Dr. McKay?"

Rodney drehte sich herum und sah einen Sergeant auf sich zukommen, dem er im Augenblick keinen Namen zuordnen konnte.
"Ja?"

"Dr. Weir möchte Sie sprechen!"

"Gut! Sagen Sie ihr, dass ich in einer halben Stunde..."

"Sofort, Doktor!"

"Ich wollte..."

"Dr. McKay! Sie hat ausdrücklich gesagt, dass Sie umgehend in ihr Büro kommen sollen!", unterbrach ihn der Sergeant erneut und Rodney gab auf.

"Okay, okay!" Rodney wandte sich ab und schlug nun die Richtung zum Kontrollraum ein.
Dort angekommen, stieg er die Stufen zu den oberen Räumen hinauf und klopfte an die Tür zu Dr. Weirs Büro.

"Herein!"

"Elizabeth! Sie wollten mich sehen? Dauert es lange, denn ich wollte..."

"Rodney! Nehmen Sie doch Platz. Ich habe etwas Wichtiges mit Ihnen zu besprechen!"
"Okay!" Rodney setzte sich auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch und sah die Leiterin der Expedition neugierig an.

"Dr. Zelenka ist leider krank geworden. Vor einer Stunde hat er über Halsschmerzen und leichtes Fieber geklagt. Inzwischen hat er sehr hohes Fieber und Kreislaufprobleme. Dr. Beckett sagt, dass Dr. Zelenka ein paar Tage ausfällt und so brauche ich Sie in Colonel Sheppards Team..."

"Was? ... Ich kann nicht..." Rodney bemerkte, wie unhöflich er war und fügte noch hinzu:
"Entschuldigung!"

"Schon gut, Rodney! Das M.A.L.P. hat uns von dem Planeten MR-387-45 sehr interessante Bilder gesendet. Es sind halbverfallene Ruinen eines Antikeraußenpostens zu erkennen und wenn wir Glück haben, dann..."

"Antikeraußenposten?" Rodney rutschte auf seinem Stuhl vor. "Dann gibt es dort ein ZPM, funktionsfähige Drohnen oder ähnlich Nützliches. Das ist wundervoll. Perfekt. Ich...." Rodney hatte begonnen, sich begeistert auszumalen, welche Schätze er dort finden könnte, als er Dr. Weirs ärgerliches Gesicht sah, da er sie erneut unterbrochen hatte. Er verstummte sofort und erleichtert nahm er zur Kenntnis, dass sie zu lächeln begann.

"Ich weiß Ihren Enthusiasmus zu schätzen und gehe davon aus, dass Sie an dieser Mission morgen früh teilnehmen werden?" Sie öffnete die rechte Schublade, holte ein paar Bilder hervor und schob sie ihm über die blankpolierte Tischplatte zu.

Rodney nahm die Bilder in die Hand und betrachtete sie aufmerksam.
"Das sieht nicht schlecht aus. Die äußeren Gebäude sind zwar fast komplett verfallen, aber das Hauptgebäude ist noch recht gut erhalten. Ich vermute mal, dass ein Teil des Komplexes unterirdisch sein wird, es sei denn, es war ein kleiner Außenposten."

"Morgen früh um 09:00 Uhr geht es los. Halten Sie sich bereit!"

"Natürlich!", erwiderte Rodney und verließ euphorisch das Büro. Mit viel Glück gab es dort ein ZPM. Das konnten sie gut gebrauchen. Aber auch ein paar Drohnen würden sehr nützlich sein, abgesehen von den sonstigen Geräten oder Waffen, die sie dort finden könnten.


* * *

Erst später, als er nach dem Abendessen im Bett lag, kam ihm der Gedanke, dass er morgen mit John würde zusammenarbeiten müssen. Glücklicherweise hatte er wenigstens mit Teyla und Ronon keinen Ärger mehr. So musste er sich nur darauf konzentrieren, mit John auszukommen oder anders gesagt, so wenig wie möglich mit ihm zu sprechen.
Schließlich schlief er ein.


* * *

Der nächste Morgen, 09:00 Uhr


Rodney eilte durch die Gänge. Obwohl er lange vor dem Wecker aufgewacht war, würde er zu spät kommen. Lange hatte er grübelnd im Bett gelegen, wie er John begegnen sollte: so gut es ging Abstand halten oder die Gelegenheit nutzen und sich mit ihm versöhnen? Denn auch wenn es ihm unendlich schwer fiel, wollte er in zweieinhalb Wochen als Passagier die Daedalus betreten und zur Erde zurückkehren. Und es wäre vielleicht eine gute Idee, sich mit dem Colonel insoweit auszusprechen, dass sie als Freunde auseinander gehen konnten. Rodney wollte nicht, dass John ihn nur als Verräter an ihrer Freundschaft in Erinnerung behielt.

Andererseits, wie sollte er John das alles erklären, ohne seine wahren Gefühle zu offenbaren? Schließlich kam er zu dem Schluss, dass dies nicht möglich war und so war er wohl gezwungen, ohne eine Versöhnung zu gehen.
Über diesen Überlegungen hatte er die Zeit vergessen und nach einem Blick auf die Uhr wusste er, dass er zu spät kommen würde.

Als er den Gateraum betrat, sah er Teyla und Ronon vor dem Stargate warten. John schien noch nicht anwesend zu sein und Rodney wollte bereits aufatmen, dass er nicht der Letzte war, als eine vertraute Gestalt oben auf der Treppe auftauchte.

John fixierte ihn, während er die Stufen hinuntereilte und als er bei ihnen unten angekommen war, zischte er: "Sie sind zu spät, McKay!", und stiefelte an ihm vorbei auf das Tor zu, wo sich in diesem Moment der Ereignishorizont stabilisierte. Rodney hatte gar nicht registriert, dass der Anwahlvorgang bereits in vollem Gange gewesen war, so hatte er sich auf John konzentriert.

Rodney war klar, dass John nicht gut auf ihn zu sprechen war, aber dass der Colonel ihn wie früher mit seinem Nachnamen angesprochen hatte, traf ihn trotzdem sehr. Seufzend folgte er Teyla und Ronon, die bereits durch das Tor gegangen waren.


* * *

John trat als Erster durch das Tor und stand auf einer Wiese, deren Gräser und Blumen kniehoch wuchsen. Bäume gab es in der unmittelbaren Umgebung nicht, aber dafür einige Sträucher. Er nahm seine P-90 fester in die Hand und sah sich aufmerksam um. Außer den Ruinen, die sich in einiger Entfernung erstreckten, waren keine Gebäude zu sehen.
Die angenehmen Temperaturen, der blaue Himmel mit den weißen Schäfchenwolken und auch der strahlende Sonnenschein konnten Johns Laune nicht verbessern. Als ihm Elizabeth gestern Abend von Zelenkas Krankheit berichtet hatte, war ihm sofort klar gewesen, wer ihnen als Ersatz zugeteilt werden würde und da ihm Protest nichts genutzt hätte, hatte er es widerstandslos akzeptiert. Davon abgesehen, war Rodney für diesen Antikertechnik-Job wirklich am besten geeignet, auch wenn der Tscheche ebenfalls einiges draufhatte. Immerhin hatte er Rodney und Cadman aus dem Wraith-Dart herausgeholt. Doch eines war klar, Zelenka war nicht so ein Genie wie Rodney.

Trotzdem war er nicht erfreut gewesen, dass Rodney sie begleiten würde. Sein Team war durch den Wissenschaftler auseinandergerissen worden; es fehlte der Zusammenhalt und das Vertrauen. Dies konnte für das Team sehr gefährlich werden, wenn Probleme auftreten sollten. Sorgen machte ihm auch die Frage, wie Teyla und Ronon auf die unverhoffte Zusammenarbeit mit Rodney reagieren würden.
Doch war das der einzige Grund? Er hatte seine Gefühle für Rodney nicht weiter analysiert, hatte sich geweigert, mehr als Freundschaft hinein zu interpretieren. Aber auch diese Freundschaft existierte nicht mehr, denn Rodney hatte sich von ihm abgewandt.
Ihm war klar, dass sie sich eigentlich mal aussprechen müssten, aber andererseits... was gab es denn noch zu besprechen? Rodney wollte ihn nicht als Freund und Punkt! Und genauso würde er Rodney behandeln... Er würde Rodneys Freundschaft nicht länger hinterherlaufen.

Teyla und Ronon traten hinter ihm aus dem Stargate und einige Augenblicke später auch Rodney.
"Gut! Gehen wir!", rief John und ging vorneweg. Teyla und Rodney folgten, während Ronon die Rückendeckung übernahm.
Bis zu den ersten Ruinen war es nicht weit, doch sie hielten sich dort nur solange auf, bis sie das Terrain gesichert hatten. Ihr Ziel war das Hauptgebäude, welches glücklicherweise noch am besten erhalten war. Nach einigem Suchen fanden sie einen Eingang, aber der Öffnungsmechanismus war offensichtlich defekt, denn er reagierte nicht auf ihr Antikergen.

Rodney schaute sich um, dann entdeckte er, wie er gehofft hatte, direkt neben dem Eingang ein Panel. Er öffnete eine Klappe in der Wand und sah sich den Schaden an. Anscheinend hatte ein Kurzschluss das System beschädigt und er würde den Mechanismus überbrücken müssen.

"Dauert das noch lange, McKay?", fragte John etwa 15 Minuten später ungeduldig. Er schaffte es einfach nicht, seine schlechte Laune zu ignorieren und fand, dass Rodney das perfekte Ziel war; der Wissenschaftler hatte es schließlich nicht anders verdient. Im Unterbewusstsein war ihm klar, wie kindisch sein Verhalten war, aber etwas in ihm hatte die Kontrolle übernommen.

"Wenn Sie mich nicht ständig mit Ihrer dummen Fragerei stören würden, könnte ich schon längst fertig sein, Colonel!", erwiderte Rodney und warf John einen giftigen Blick zu.

"Ich werde ja wohl mal fragen dürfen, wie lange das hier noch dauert? Dann könnten wir es uns hier draußen ja so richtig gemütlich machen, campen... mit Lagerfeuer und so!", rief John sarkastisch und starrte Rodney wütend an.

"Seit ich an der Überbrückung arbeite, haben Sie mich alle paar Minuten gefragt, wie lange es noch dauert und ich sage Ihnen nun zum letzten Mal: Es dauert so lange, bis ich fertig bin und es geht bestimmt schneller, wenn Sie mich nicht dauernd unterbrechen!", knurrte Rodney und arbeitete weiter.

John setzte gerade dazu an, eine passende Antwort zu geben, als er Teylas und Ronons Blicke sah, die zwischen ihm und McKay hin und herwanderten. Schlagartig wurde ihm bewusst, wie unprofessionell er sich verhielt. Er war der Teamführer und sollte aus diesem Grund ein Vorbild für seine Leute sein. So schluckte er seine geplante Erwiderung hinunter und schwieg, auch wenn es ihm schwer fiel.

Wenige Augenblicke später öffnete sich die Tür zu dem Gebäude.

"Voilà! Sehen Sie, wenn Sie mich in Ruhe arbeiten lassen, dann klappt es!", triumphierte Rodney und ließ dem Colonel den Vortritt, damit dieser den Gang hinter dem Eingang sichern konnte.


* * *

Mehrere Stunden später war klar, dass sie dieses Mal nicht fündig werden würden. Nachdem sie die Anlage betreten hatten, waren zwar die Notbeleuchtung und die Lebenserhaltungssysteme automatisch aktiviert worden. Auch hatten sie den Kontrollraum recht schnell gefunden, aber McKay konnte trotz größter Anstrengungen keine Energie in die anderen Systeme leiten. Die Displays und Arbeitsstationen blieben dunkel und stumm. Nach einer Weile hatten sie das ZPM aufgespürt, aber seine Energie war fast erloschen. McKay konnte aber durch das Bündeln der letzten Energiereserven doch noch eine Station in Betrieb nehmen und das Inventar des Stützpunktes auflisten: Nichts! Keine Waffen oder andere Antikergeräte, die es zu suchen lohnen würde.

"Ich hätte niemals gedacht, dass ich einmal sagen würde, dass wir hier ganz schnell weg müssen, denn wenn es um Antikertechnologie geht, na ja... ihr wisst schon. Die Notfallbeleuchtung und die Lebenserhaltung werden bald versagen. Ich schätze mal, dass in spätestens einer halben Stunde auch die letzten Systeme ausfallen!"

"Okay! Ihr habt McKay gehört! Wir gehen!", rief John und marschierte los.

"Ähm, Sheppard?", rief Rodney und hob, wie in der Schule, den Arm mit erhobenem Zeigefinger.

"Was denn noch? Ich dachte, wir haben es eilig?", fragte John ungeduldig.

"Hier lang!", erwiderte McKay, leistete sich ein hochmütiges Grinsen und deutete auf den gegenüberliegenden Gang. John in diesem Moment ärgern zu können, tröstete ihn etwas darüber hinweg, dass sie nicht, wie gehofft, fündig geworden waren.

John runzelte die Stirn und am liebsten hätte er dem überheblichen Wissenschaftler die Meinung gesagt, aber er befürchtete, dass Rodney Recht hatte. Schulterzuckend deutete er Rodney an, er solle voran gehen.
"Na dann los, Sie Pfadfinder! Zeigen Sie uns den Weg!", stichelte John und im Stillen hoffte er, dass Rodney den falschen Weg nahm. Irgendwie konnte er seine kindische Ader im Moment nicht zurückhalten, wenn es um Rodney ging und es reizte ihn ungemein, mit ihm zu streiten.

Rodney warf ihm nur einen bösen Blick zu und betrat den spärlich beleuchteten Gang.
Er wusste, dass John hinter ihm war und er spürte fast, wie sich dessen Blicke wie Nadeln in seinen Rücken bohrten. Natürlich war dies Einbildung, aber er fühlte sich trotzdem unwohl. Wie konnte das alles dermaßen aus dem Ruder laufen, wo er diesem Mann doch Gefühle entgegenbrachte, wie noch keinem zuvor? Es wurde wirklich Zeit, dass er Atlantis verließ und somit eine gewisse Ruhe in sein und Johns Leben zurückbrachte.

Etwa zwanzig Minuten später traten sie aus dem Gebäude und blickten sich völlig überrascht um. Während sie den Außenposten der Antiker erkundet hatten, hatte sich der Himmel zugezogen und dunkle Wolken wurden von dem heftigen Wind vorangetrieben. Außerdem regnete es wie aus Eimern.

"Oh, nein! Das darf doch nicht wahr sein!", stieß Rodney hervor und wich unwillkürlich zwei Schritte zurück. Der Weg zum Tor war nicht sehr weit, aber trotzdem würden sie in dem strömenden Regen vollkommen durchgeweicht werden und das hatte ihm noch gefehlt, nachdem dieser Ausflug so enttäuschend verlaufen war.

"Sie werden doch keine Angst vor etwas Regen haben, McKay? Oder laufen Sie ein, wenn Sie nass werden?" John konnte es einfach nicht lassen; es war wie ein Zwang, der ihn mit Rodney auf Konfrontationskurs brachte.

"Pfff... schließen Sie nicht von sich auf andere, Sheppard. Ich habe nur keine Lust, mir wieder eine Erkältung einzufangen. Aber was rede ich, gehen Sie doch munter voran, Colonel!", erwiderte Rodney und eine schwungvolle Armbewegung unterstrich seine Aufforderung.
"Oder haben Sie Angst um Ihre Frisur?", fügte er mit einem kurzen Blick auf die mühevoll frisierten Haare hinzu. Sie sahen gewollt durcheinander aus, aber er wusste, dass John gewöhnlich einige Zeit vor dem Spiegel verbrachte, um es auch so wirken zu lassen.

John kniff die Augen zusammen... das konnte er eigentlich nicht auf sich sitzen lassen, aber statt Rodney eine entsprechende Antwort zu geben, stapfte er in den immer noch strömenden Regen hinaus.
Nachdem die Angelegenheit anscheinend geklärt war, folgten ihm Teyla und Ronon erleichtert.
"Ich dachte schon, wir wollten hier... campen!", griff Teyla mit einem frechen Grinsen Johns Worte von vorhin auf und schaute Ronon dabei an. Der Satedaner zeigte eines seiner seltenen Lächeln.

Rodney folgte seinen Teamkollegen als Letzter, während sie im Laufschritt dem Tor zustrebten.
Er war in Sekunden bis auf die Haut durchnässt und konnte den Schnupfen schon regelrecht fühlen, der sich seines Körpers bemächtigen würde. Er fühlte sich jetzt schon elend, bevor er richtig krank geworden war.
Er sah in dem strömenden Regen, der fast wie ein grauer Vorhang vor ihm hing, kaum noch die Umrisse von Ronon und wollte, um aufzuholen, sein Tempo beschleunigen, als er einen heftigen Schlag in seinem rechten Oberschenkel spürte. Er kam ins Stolpern, wollte sich noch fangen, aber sein kraftlos gewordenes Bein trug sein Gewicht nicht mehr und Rodney schlug hart auf dem Boden auf, ohne eine Chance gehabt zu haben, sich richtig abzustützen.

Der Sturz presste ihm die Luft aus den Lungen und er konnte im ersten Moment nicht atmen, geschweige denn nach seinen Freunden rufen. Und als er endlich wieder Luft in seinen Lungen hatte, ließ ihn der pulsierende Schmerz, der von seinem Oberschenkel in seine rechte Seite und nach unten in seinen Fuß auszustrahlen schien, nur aufkeuchen. Hatte er vorhin noch gedacht, er würde sich elend fühlen? Rodney hätte darüber gelacht, wenn er nicht aufgrund des in ihm wütenden Feuers die Zähne hätte zusammenbeißen müssen.

Er wollte eigentlich nicht nachsehen, was da gerade passiert war, aber sein Blick wanderte wie von einem Magneten angezogen nach unten. In seinem Oberschenkel steckte ein Pfeil. Ha, ein Pfeil! Also waren es zum Glück keine Wraith. War er schon im Delirium, wenn er einen Pfeil in seinem Bein als Glück ansah? ‚Das ist aber eine Menge Blut!', dachte Rodney und ihm wurde furchtbar schlecht bei dem Anblick. Er sammelte all seine Kraft und schrie laut nach Hilfe: "John! Hilf mir!"


* * *

Einige Momente zuvor....

Ronon spürte einen kurzen, scharfen Schmerz an seinem Arm und blieb abrupt stehen. Erstaunt warf er einen Blick auf die leicht blutende Schramme und erkannte, dass ihn anscheinend irgendein Geschoss gestreift hatte.
"Sheppard! Wir werden angegriffen!", brüllte er warnend und einen Augenblick später schon hörte er Rodneys Hilferuf.
"McKay braucht Hilfe!", rief Ronon und rannte zurück. Er musste nicht weit laufen, bis er einen Körper am Boden liegen sah. Er kniete sich neben McKay, der offensichtlich bewusstlos war. Ronon besah sich die Verletzung und erkannte sofort, dass der Wissenschaftler bereits viel Blut verloren hatte, als er Schritte hörte. Der Krieger wirbelte herum, bereit, sich und seinen Freund zu verteidigen, aber es war nicht notwendig, denn Teyla und Sheppard waren bei ihnen angelangt.

John starrte entsetzt auf den verletzten Rodney hinunter und dann wieder in den dichten Regen. Er konnte ihre Gegner nicht ausmachen und das machte ihn mehr als nervös.
"Ich schätze, wer zum Teufel die auch immer sein mögen, die haben eher einen Glückstreffer gelandet, als gezielt geschossen! Wir müssen hier weg, solange es noch so stark regnet. Es gibt hier kaum Deckung und wenn die Sicht erst besser geworden ist, stehen wir hier wie auf dem Präsentierteller!" John streifte bei diesen Worten den blutigen Kratzer auf Ronons Arm mit einem kurzen Seitenblick. Er hoffte, dass ihre Angreifer tatsächlich genauso wenig sahen, wie sie selbst.

"Er hat viel Blut verloren und deshalb dürfen wir den Pfeil im Moment nicht herausziehen!", sagte Ronon, bückte sich und hob McKay mit Sheppards Hilfe auf seine Schulter, während Teyla mit der Waffe im Anschlag die Umgebung im Auge behielt, auch wenn sie zugegebenermaßen nicht viel sehen konnte.
Die letzten Meter zum Tor konnten sie unbeschadet hinter sich bringen und John wählte die Atlantis-Basis an.
Erleichtert sah er, wie sich der Ereignishorizont stabilisierte.
"Hier Sheppard! Wir brauchen Dr. Beckett im Kontrollraum!", rief er in sein Headset, während Ronon mit Rodney und Teyla voranging und sie vor seinen Augen durch das Tor verschwanden. Das Sirren und ein Luftzug dicht an seinem Ohr zeigten ihm, dass ihre Gegner noch nicht aufgegeben hatten. Er beeilte sich, seinen Freunden sofort zu folgen.

Als er in Atlantis aus dem Tor trat, sah er gerade noch, wie Ronon Rodney sanft auf dem Boden ablegte. Dr. Weir kam in diesem Moment die Treppe herunter und nur wenige Augenblicke später eilte Dr. Carson Beckett mit einem der Pfleger und einer transportablen Krankenliege herbei.
John half Ronon, Rodney auf die Liege zu heben und wollte dem Arzt auf die Krankenstation folgen. Sein Freund... ehemaliger Freund... ach, egal. Sein Freund sah so bleich aus und das viele Blut! Verdammt! Rodney würde doch nicht sterben, oder? Er hatte schon oft Schwerstverletzte und auch Tote gesehen, es sollte ihm nicht so viel ausmachen. Aber es war nun mal eine Tatsache, dass es für jedermann schwer war, wenn es um Menschen ging, mit denen man befreundet war. Und für ihn, das musste er sich endlich mal eingestehen, war Rodney mehr als nur ein Freund... er brach diese Gedanken ab, denn er hörte Elizabeth seinen Namen rufen.

"John! Warten Sie!"

John warf der Liege noch einen kurzen Blick hinterher und wandte sich um.
"Was ist denn? Ich will zu Rodney in die Krankenstation gehen!", erwiderte er ungeduldig.
Zwar konnte er im Moment nichts für seinen Freund tun, aber das war ihm egal. Er hatte einfach nur das Bedürfnis, bei ihm zu sein.

"John, das kann ich gut verstehen! Aber ich würde vorschlagen, dass Sie, Teyla und Ronon erst mal trockene Kleidung anziehen, sonst bekommen Sie noch eine Erkältung oder Schlimmeres!", sagte Dr. Weir mit freundlicher Stimme und John sah an sich herunter. Er und auch seine Freunde waren völlig durchnässt. Das hatte er über seiner Sorge um Rodney ganz vergessen.

"Ronon, Sie gehen anschließend zu Dr. Beckett in die Krankenstation und lassen die Wunde verarzten. Und Sie, John, kommen mit Teyla zu mir und erstatten Bericht!" Als Dr. Weir sah, dass der Colonel zu einer Erwiderung ansetzte, sah sie ihn streng an.
"Ich denke nicht, dass Sie in den nächsten Stunden etwas für Rodney tun können! Sie würden Dr. Beckett vermutlich nur im Weg rumstehen! Ich möchte nur einen kurzen, vorläufigen Bericht. Es wird nicht lange dauern!"

John seufzte und gab sich geschlagen: "Okay, Teyla und ich kommen nachher in Ihr Büro!"


* * *

15 Minuten später...


John hatte kurz geduscht und sich umgezogen und traf Teyla auf dem Gang.
"Teyla, würden Sie schon mal vorgehen und Dr. Weir besänftigen? Ich muss vorher kurz bei Rodney vorbeischauen und sie wird darüber nicht erfreut sein!"

Teyla sah den Hundeblick aus den grünbraunen Augen und konnte ihm diese Bitte nicht abschlagen. Gleichzeitig dachte sie an ihr Gespräch mit Rodney und sie wünschte sich für ihn, dass Sheppards Sorge um den Wissenschaftler nicht nur von Freundschaft geprägt war.

"Keine Sorge, Colonel Sheppard! Ich werde mit Dr. Weir sprechen und ihr versichern, dass Sie bald erscheinen werden."

"Danke, Teyla! Sie sind wundervoll!" Sheppard lächelte ihr dankbar zu und sie sah ihm hinterher, als er in Richtung Krankenstation davoneilte.


* * *

John betrat die Krankenstation, durchquerte ohne nach rechts und links zu sehen den Raum und warf sofort einen Blick in den Nebenraum... den OP-Saal. Dr. Carson Beckett kümmerte sich mit zwei Assistenten um Rodney. Er seufzte und da er hier sowieso nichts tun konnte, außer die Ärzte in Ruhe arbeiten zu lassen, drehte er sich um und sah jetzt erst Ronon auf einem der Betten im vorderen Bereich sitzen. Seine Wunde am Arm war bereits versorgt worden und da er hoffte, dass der Satedaner ihm etwas über Rodneys Zustand sagen konnte, setzte er sich neben ihn.

Ronon ahnte die Frage Sheppards schon, bevor dieser sie aussprechen konnte, denn die Sorge des Colonels konnte er problemlos von dessen Gesicht ablesen. Er selbst war auch um McKay besorgt, denn irgendwie mochte er den Wissenschaftler, der ihn am Anfang des Kennenlernens ziemlich genervt hatte. Inzwischen hatte er auch so etwas wie Respekt vor ihm, denn er war einerseits in technischen Dingen wirklich ein Genie und andererseits stellte er sich im Nahkampftraining gar nicht mal so schlecht an.

"Die Krankenschwester hat mich informiert, während sie meine Wunde genäht hat. Dr. Beckett hat den Pfeil entfernt und McKay hat viel Blut verloren, da der Pfeil eine der Hauptarterien verletzt hat. Die Schwester meinte, dass die vorrätigen Blutkonserven ausreichen dürften, um den Verlust auszugleichen, aber McKay hatte während der Operation einen Herzstillstand. Der Doc konnte ihn wiederbeleben, aber er ist noch nicht außer Lebensgefahr."

"Danke, Ronon!", sagte John nur und schweigend blieben sie nebeneinander sitzen und warteten. Ihm war für einen Moment der Schreck in die Glieder gefahren, als er von dem Herzstillstand erfahren hatte. Dass Rodney noch nicht über den Berg war, ließ ihn frösteln. Wenn er ganz ehrlich zu sich selber war, musste er einräumen, dass er sich nicht vorstellen konnte, wie es wäre, wenn Rodney sterben würde. ‚Mal nicht den Teufel an die Wand! Er wird leben und Punkt!'

Die Zeit zog sich wie Kaugummi und sein Blick wanderte ständig zur Uhr an der gegenüberliegenden Wand.

"Colonel Sheppard! Ich warte in meinem Büro auf Sie! Sind Sie aufgehalten worden?", tönte es aus seinem Headset und John erstarrte. ‚Verdammt, den Bericht bei Dr. Weir hab' ich ja komplett vergessen!'
"Entschuldigung! Ich komme sofort!", antwortete er und sprang vom Bett.
"Ich muss zu Dr. Weir!", murmelte er und Ronon nickte ihm zu. John rannte hinaus und erreichte in Rekordzeit das oberhalb des Kontrollraumes liegende Büro.

Dr. Weir saß hinter dem Schreibtisch, auf einem Stuhl davor hatte Teyla Platz genommen. Beide Frauen sahen ihm entgegen, die eine fragend, die andere neugierig. Teyla wollte sicherlich wissen, wie es Rodney ging.

"Schön, dass Sie sich nun doch dazu entschlossen haben, an unserem kleinen Gespräch teilzunehmen, John!", sagte Dr. Weir und da sie bei der Anrede seinen Vornamen benutzte, konnte sie nicht allzu sauer sein. "Was gab es so Wichtiges?"

"Es tut mir Leid", beteuerte John erneut und sah von Dr. Weir zu Teyla. "Ich habe die Zeit vergessen."

Plötzlich kam Dr. Weir ein Gedanke, ‚wo' Sheppard die Zeit vergessen hatte. Sie seufzte. "Würden Sie uns dann wenigstens über Rodneys Zustand berichten?", fragte sie nun deutlich freundlicher. Sie wusste ja, wie eigensinnig John manchmal sein konnte und wenn es um seine Freunde ging... nun ja, sie hatte beschlossen, über sein Verhalten hinwegzusehen.

John berichtete, was Ronon ihm erzählt hatte und dass sie jetzt einfach abwarten mussten, bis Dr. Beckett ihnen Näheres sagen konnte.

"Danke, John! Aber jetzt möchte ich endlich wissen, was da draußen passiert ist!", verlangte Dr. Weir.

"Okay! Auf dem Planeten war schönes Wetter. Wir gingen in das Hauptgebäude, fanden aber leider nur ein fast leeres ZPM und auch sonst wurden wir in Bezug auf Waffen oder Ähnliches nicht fündig. Nach ein paar Stunden verließen wir das Gebäude und es goss in Strömen, so dass man kaum die Hand vor Augen sehen konnte. Wir machten uns auf den Weg zum Tor, als Ronon plötzlich rief, dass wir angegriffen werden und dass Rodney Hilfe bräuchte. Als Teyla und ich bei Ronon ankamen, sahen wir Rodney verletzt auf dem Boden liegen und Ronon selbst hatte glücklicherweise nur einen Kratzer am Arm. Nichts Schlimmes, auch wenn es genäht werden musste. Ich habe den sofortigen Rückzug befohlen. Und da sind wir!" John verschränkte die Arme vor seiner Brust und demonstrierte damit, dass von seiner Seite alles gesagt war.

Dr. Weir warf einen Blick zu Teyla, die Johns Ausführungen nickend zustimmte.

"Colonel Sheppard hat alles gesagt, was wichtig ist, Dr. Weir!"

"John, wer waren die Angreifer?", fragte Dr. Weir.

"Wir wissen es nicht! Keiner von uns hat einen von ihnen sehen können. Keine Ahnung, warum die uns überhaupt angegriffen haben, da wir niemanden provoziert haben. Das Einzige, was ich mir vorstellen kann ist, dass das Betreten des Gebäudes verboten ist und wir haben damit ein Gesetz gebrochen. Doch es gab keinerlei Hinweise auf irgendein Verbot. Ich weiß nicht, warum die verdammten Kerle Rodney angeschossen haben!", erwiderte John und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht.

Dr. Weir aktivierte ihr Headset, da sie mit der Krankenstation sprechen wollte.
"Dr. Weir hier! Ich wollte nachfragen, ob die Operation von Dr. McKay beendet ist?", fragte sie und lauschte der Person am anderen Ende.
John und Teyla warteten unterdessen gespannt auf die Antwort.

Schließlich beendete Dr. Weir das Gespräch und seufzte.
"Die Schwester hat gesagt, dass die Operation noch eine Weile andauern wird. Wir müssen Geduld haben! Sie können gehen!"

John war leicht enttäuscht, denn er hatte darauf gehofft, dass der Arzt selbst schon Auskunft über Rodneys körperlichen Zustand erteilen könnte. Da er sich im Moment sowieso auf nichts Anderes konzentrieren konnte, beschloss er auf die Krankenstation zurückzukehren.


* * *

Als John die Krankenstation betrat, war Ronon zu seinem Erstaunen immer noch anwesend und so warteten sie gemeinsam und schweigend auf das Ende der Operation.

Irgendwann rollten die beiden Assistenzärzte die Krankenliege mit Rodney herein, lagerten ihn vorsichtig auf eines der Betten im hinteren Bereich des Raumes und schlossen einige Apparate an ihn an, die sofort anfingen leise zu piepen.

Einen Moment später trat Dr. Beckett an Rodneys Bett heran, prüfte die Vitalwerte und setzte sich dann auf einen Stuhl neben dem Bett.

John wechselte einen Blick mit Ronon; der Arzt hatte sie beide wohl nicht bemerkt.
Carson sah ziemlich mitgenommen aus, wie John feststellte, aber das war ja kein Wunder... Rodney war ein guter Freund des Arztes.

"Carson?", sprach John den Arzt an, der beim Klang seines Namens den Kopf hob, der in seinen Händen geruht hatte, wobei die Ellenbogen auf den Oberschenkeln abgestützt gewesen waren.

"Ah, Colonel Sheppard! Ronon! Sie wollen sicherlich wissen, wie es Rodney geht?", begrüßte sie der Arzt und nickte ihnen müde, aber freundlich zu.

"Carson, ist es wirklich okay, wenn wir Sie so überfallen?", fragte John unsicher und musterte das erschöpfte Gesicht des Arztes.

"Aye! Ich weiß doch, dass Sie mit Rodney befreundet sind und jetzt, wo das Schlimmste vorbei ist, habe ich ja genügend Zeit, mich etwas auszuruhen. Ich werde mich im Bereitschaftsraum etwas hinlegen und versuchen zu schlafen. Aber jetzt zu Rodney: Der Pfeil, den ich entfernt habe, hat eine Hauptarterie verletzt, wodurch es zu der enorm starken Blutung gekommen ist. Daraus resultierte eine körperliche Schwäche und es drohte ein Kreislaufversagen. Während der Operation kam es dann zu einem Herzstillstand, aber wir konnten Rodney wiederbeleben. Die Arterie habe ich genäht und die Ein- und Austrittswunden habe ich geschlossen. Er bekommt weiterhin noch Infusionen und Blutkonserven. Ich halte ihn für einige Tage im künstlichen Koma, damit sein Körper ausreichend Zeit hat, sich zu regenerieren. Sie kennen doch Rodney, wenn er jetzt wach wäre, könnte er kaum ein paar Stunden still liegen, geschweige denn ein paar Tage. Er ist jetzt zwar relativ stabil, aber ich kann noch nicht mit gutem Gewissen behaupten, dass er sicher über den Berg ist. Es kann immer zu Komplikationen kommen, besonders nach solch einer Verletzung und anschließendem Herzstillstand. Deshalb werden wir auch rund um die Uhr über ihn wachen!", erklärte Carson.

Ronon wechselte mit Sheppard einen fragenden Blick, als der nickte, warf er noch einen besorgten Blick zu Rodney und verabschiedete sich dann von dem Arzt.
"Geben Sie gut auf McKay acht, Dr. Beckett, Colonel Sheppard!"

"Natürlich!", erwiderte der Arzt und wandte sich Rodney zu, in der Annahme, dass seine beiden Besucher jetzt gehen würden.
Ein leises Räuspern ließ ihn sich umdrehen und er sah sich Colonel Sheppard gegenüber, der, offensichtlich nervös, von einem Fuß auf den anderen trat.

"Carson, dürfte ich etwas bei Rodney bleiben? ... Bitte!"

Carson musterte sein Gegenüber und beschloss, dem Colonel ein paar Minuten zu geben.
"Aye, aber nur kurz, ja?"

"Danke, Carson!", erwiderte John und während der Arzt sich in den Bereitschaftsraum zurückzog, ließ sich John auf dem Stuhl neben dem Bett nieder, auf dem kurz zuvor Carson gesessen hatte.

John saß schweigend neben dem Bett und betrachtete sorgenvoll Rodneys bleiches Gesicht, während er seinen Gedanken nachhing. Jetzt, wo er so etwas wie eine ‚Ruhephase' hatte, ging ihm alles Mögliche durch den Kopf. Und je mehr er darüber nachdachte, desto merkwürdiger kam ihm eine Sache vor. Teyla und Ronon hatten sich auf ihrem so schiefgelaufenen Ausflug seltsamerweise recht gut mit Rodney verstanden!
Hieß dass, dass der Wissenschaftler ihnen erklärt hatte, warum er Teyla nicht geholfen hatte? Und hatte er sich vielleicht sogar auch entschuldigt? Wut auf Rodney wollte in ihm aufflackern, dass dieser augenscheinlich nur mit ihm nicht gesprochen hatte, dann überlegte er weiter. Ob sein Freund Angst vor seiner Reaktion gehabt hatte? Dachte Rodney wirklich, er würde ihn verurteilen...? Ja, und für was eigentlich?
John war nun wirklich unruhig und wollte endlich wissen, was der Auslöser für dieses Chaos war... er fragte sich, wann alles so aus dem Ruder gelaufen war? Vor einigen Wochen war ihre Freundschaft noch in bester Ordnung gewesen und wenn ihm jemand diese Ereignisse vorhergesagt hätte... er hätte ihn gnadenlos ausgelacht! Eine innere Unruhe ergriff ihn und er beschloss, Teyla und Ronon auf den Zahn zu fühlen.

"Ich bin bald zurück, Rodney!", murmelte er an seinen Freund gewandt, ungeachtet der Tatsache, dass dieser ihn nicht hören konnte.


* * *

Sein erster Weg führte John zu Ronon, den er im Übungsraum beim Training fand.
"Hey, Ronon!", grüßte er den Satedaner freundlich und der Krieger nickte ihm kurz zu. Ronon war ganz auf seine Übungen konzentriert und so setzte sich John auf eine Bank an der Wand und wartete geduldig, dass Ronon für ihn Zeit hatte.

Schließlich war Ronon mit seinem Training fertig, wischte sich mit einem Tuch den Schweiß von der Stirn und setzte sich neben dem Colonel auf die Bank.
"Sheppard! Was gibt es? Ich würde jetzt gerne duschen!", fragte er leicht ungeduldig, als Sheppard beharrlich schwieg.

John schreckte auf, war er doch in Gedanken gewesen und hatte überlegt, wie er an die Sache herangehen sollte. Schlussendlich hatte er sich für die direkte Variante entschieden.
"Mir ist aufgefallen, dass Sie sich mit Rodney wieder gut verstehen! Hat er sein Verhalten erklärt und sich entschuldigt?", fragte er.

Ronon blinzelte kurz und sah ihn entrüstet an.
"Man hat mich gebeten, Stillschweigen darüber zu bewahren und ich werde McKays Gründe für sein Verhalten nicht weitererzählen, denn dann würde ich meine Freunde enttäuschen. Sie müssen das mit McKay selbst klären. Gehen Sie zu ihm und fragen Sie ihn!" Er hatte durch Teyla McKays Beweggründe erfahren und so konnte er McKay verstehen und sein Verhalten nachvollziehen. Teyla war auf jeden Fall eine exzellente Fürsprecherin gewesen.

John strich sich durch die ohnehin leicht zerzausten Haare, die er nach dem Duschen nicht wie gewohnt frisiert, sondern nur leicht mit dem Handtuch trockengerubbelt hatte, und verzog leicht verärgert das Gesicht bei dieser Abfuhr. Doch auch wenn ihm die Antwort nicht gefiel, schätzte er die Integrität des Kriegers, der Rodneys Privatsphäre achtete. Andererseits ging es hier um Rodneys Fehlverhalten auf einer Mission und nicht um eine private Angelegenheit.

"Ronon? Rodney ist auf der Krankenstation und mit Sicherheit die nächsten Tage nicht in der Lage mit mir zu sprechen!" John wollte nicht weiter denken... dass er vielleicht nie wieder mit Rodney sprechen konnte.

"Nein, Sheppard! Von mir erfahren Sie nichts! Ich gehe duschen!" Ronon stand auf und ließ keinen Zweifel daran, dass für ihn das Gespräch beendet war.

John blieb noch sitzen, als der Satedaner schön längst zur Tür hinaus war und starrte deprimiert auf seine Stiefel. Jetzt blieb nur noch Teyla, aber er ahnte es bereits; eigentlich konnte er sich den Weg sparen, denn sie würde genauso wenig verraten wie Ronon. Er fühlte sich irgendwie ausgeschlossen... fast so, als wenn sich sein Team gegen ihn verschworen hätte und Wut wollte in ihm aufkeimen, dass Rodney Teyla und Ronon mehr vertraute als ihm. Was hatte Rodney seinen Freunden nur mitgeteilt? Private Neugierde und sein Verlangen als Teamführer, den Sachverhalt aufzuklären, hielten sich die Waage. Er seufzte, straffte sich aber und stand auf. Er beschloss, einen neuen Versuch zu wagen und diese Angelegenheit mit Rodney selbst zu klären, auch wenn er auf das Gespräch einige Zeit warten musste. Sein Freund konnte ihm ja hier in der Pegasus-Galaxie - in Atlantis - nicht weglaufen... dachte er.


* * *

Vom Trainingsraum führten ihn seine Füße automatisch in die Krankenstation zurück und er schlich leise an dem Bereitschaftsraum vorbei, in dem Carson immer noch schlief.
John lächelte der Krankenschwester zu, die im Moment die Stellung hielt und bot ihr an, für eine Weile auf Rodney aufzupassen. Dankend nahm sie das Angebot an, blieb aber in der Nähe, falls es zu Komplikationen kommen sollte.

John nahm auf dem Stuhl Platz, ergriff impulsiv Rodneys Hand und drückte sie sanft.
"Du wirst wieder gesund! Wir brauchen dich doch, um den Wraith gehörig in den Hintern zu treten! Und außerdem... untersteh dich, mich hier alleine zurückzulassen! ... Hörst du?", flüsterte er, ohne eine Antwort zu erwarten. Immer mehr fühlte er seine Zuneigung für Rodney an die Oberfläche wandern und es fiel ihm von Tag zu Tag deutlich schwerer, diese zu unterdrücken. Im Grunde seines Herzens wusste er, dass er sich in den Wissenschaftler verliebt hatte, doch sein Verstand wollte es noch nicht wahrhaben.

Gegen Mitternacht konnte John seine Müdigkeit nicht mehr ignorieren und er begab sich, nachdem er die Nachtschwester informiert hatte, in sein Quartier. Obwohl ihm fast die Augen zufielen, gelang es ihm nicht, gleich einzuschlafen, sondern er wälzte sich in seinem Bett hin und her... zu groß war seine Sorge um Rodney.


* * *

Der nächste Tag begann mit einer guten Nachricht. Nachdem Dr. Weir bei Dr. Beckett angefragt hatte, ob es in Ordnung ginge, wenn sie selbst und das ganze Team von Colonel Sheppard einen Krankenbesuch machten, hatte der Arzt nichts dagegen einzuwenden gehabt.

So hatten sie sich gemeinsam in die Krankenstation begeben und Carson erklärte ihnen, dass die Nacht ohne Probleme vergangen sei und er die berechtigte Hoffnung hatte, dass Rodney wieder ganz gesund werden würde. Es war nur eine Frage der Zeit, denn bei einem guten Heilungsverlauf könnte er den Wissenschaftler bereits in zwei Wochen entlassen. Doch er würde noch lange nur mit Krücken gehen können, bis die Verletzung im Oberschenkel ausgeheilt sein würde.
Das künstliche Koma wollte der Arzt aber noch für drei Tage aufrecht erhalten, damit Rodney, der bekanntermaßen sehr hibbelig war, still lag und sein Körper sich in Ruhe erholen konnte.

John fiel bei diesen Worten ein Stein vom Herzen und er wünschte sich nur noch, endlich mit Rodney reden zu können, um ihre unerträgliche Situation zu bereinigen.


* * *

Neben Zelenka, der erst in zwei oder drei Tagen wieder einsatzfähig sein würde, war nun auch Rodney außer Dienst. Dr. Weir hatte Colonel Sheppards Team von allen Missionen außerhalb von Atlantis freigestellt, bis Zelenka sie wieder begleiten konnte.

John besuchte Rodney morgens und abends und erzählte ihm von seinem Alltag, auch wenn sein Freund es wahrscheinlich nicht hören und natürlich keine Antwort geben konnte.

Am vierten Tag nach Rodneys Verletzung brachen John, Teyla, Ronon und Zelenka auf, um einen Planeten zu besuchen, mit dessen Bewohnern sie bereits regen Tauschhandel betrieben.

Am späten Nachmittag kehrten sie nach Atlantis zurück und kaum waren sie durch das Tor gekommen, hörten sie Dr. Weir schon rufen, während sie die Treppe herunter kam.

"Ist etwas passiert?", fragte John, hoffend, dass es Rodney gut ging, denn seine Sorge galt zuerst seinem Freund.

"Es ist alles in Ordnung, John! Ich möchte Ihnen nur mitteilen, dass Dr. Beckett Rodney heute Mittag aus dem Koma geholt hat. Ich habe ihn schon besucht und es geht ihm den Umständen entsprechend gut. Er ist noch geschwächt und schläft viel, aber ich bin mir sicher, dass er morgen bereits wieder nach seinem Laptop ruft!" Dr. Weir lächelte bei ihren letzten Worten und auch die Anderen mussten bei der Vorstellung eines nach seinem Laptop schreienden Rodney grinsen, zumal Dr. Carson Beckett diesen auf jeden Fall für die nächsten Tage verweigern würde.

"Haben wir schalldichte Kopfhörer im Gepäck?", fragte John in die Runde und die Anderen, insbesondere Teyla und Ronon sahen ihn neugierig an.
"Na, für Carson, natürlich! Oder meint ihr, er würde einen lautstark meckernden Rodney länger als eins, zwei Stunden ertragen?"

Dr. Weir schüttelte seufzend den Kopf und warf John einen halbherzig strafenden Blick zu.
"Jetzt machen Sie sich doch nicht ständig über Rodney lustig, John! Wir können froh sein, dass er noch lebt!"

"Natürlich sind wir froh! Aber trotzdem dürfen wir doch einen Witz machen, oder? Rodney an meiner Stelle würde es mir gleichtun! ... Aber lassen wir das mal beiseite! Können wir ihn besuchen?", stellte John die Frage, die ihm unter den Nägeln brannte.

"Ja! Aber nicht in Gruppen, denn wie gesagt, Rodney ist noch etwas schwach und ziemlich müde! Einigen Sie sich mit der Reihenfolge und dann gehen Sie einfach zu ihm! Er freut sich bestimmt, Sie zu sehen!", erwiderte Dr. Weir und nickte ihnen zu, bevor sie sich abwandte und über die Treppe in ihr Büro zurückkehrte.


* * *

Teyla und Ronon hatten ihm unerwartet kampflos den Vortritt gelassen, obwohl sie eher das Recht gehabt hätten, Rodney als erstes zu besuchen. Immerhin hatten sie sich mit Rodney versöhnt, während er sich in der letzten Zeit, wenn sie aufeinander getroffen waren, mit ihm nur gestritten hatte.

Nervös betrat er die Krankenstation und durchquerte den Raum, bis er im hinteren Bereich Rodney sah, der mit geschlossenen Augen im Bett lag und anscheinend schlief.
Während er noch am Überlegen war, ob er nicht lieber wieder gehen sollte, bevor er seinen Freund aufwecken würde, öffnete Rodney seine Augen und der Blick aus den blauen Augen traf ihn unerwartet.

Rodneys Gesicht verschloss sich, als er ihn sah und der Wissenschaftler wandte den Kopf ab.
John seufzte.
"Hey, Rodney!" Keine Reaktion.
"Rodney, ich bin froh, dass Sie noch leben und Sie werden bald wieder gesund sein!", startete John einen zweiten Versuch.

"Ist das wichtig?", kam es leise von Rodney.

"Natürlich ist das wichtig! Wie kommen Sie auf die Idee, dass das nicht wichtig ist! Ich will Sie wieder in meinem Team haben... wissen Sie noch? ... Unsere Abmachung? Die zwei Wochen sind vorbei!"

Rodney drehte sich abrupt zu ihm und verzog schmerzerfüllt das Gesicht... anscheinend war es Zeit für eine neue Dosis Schmerzmittel.
"Das ist es, was Sie wollen? Das ich wieder in Ihr Team komme? ... Ich weiß, die zwei Wochen sind vorbei! Hier ist meine Entscheidung: Ich komme nicht mehr zurück in Ihr Team!" Rodney hatte seine Stimme erhoben, sich halb aufgerichtet und atmete schwer.

John entging das völlig, denn er war von dieser Antwort regelrecht geschockt... sie kam wie aus der Pistole geschossen, so als hätte sich Rodney schon längst entschieden.
"Was? Nein, das lasse ich nicht zu... ich..." John war nun auch etwas lauter geworden, von dieser Situation vollkommen überrumpelt.

"Sie können es nicht verhindern und mir auch nicht ausreden! Gehen Sie jetzt!", unterbrach Rodney den Colonel. Er keuchte jetzt regelrecht und John wurde endlich darauf aufmerksam.

"Rodney, ich..."

"Gehen Sie!", schrie Rodney und rang vergeblich nach Luft.

"Carson! Kommen Sie!", schrie John panisch, voller Angst, sein Freund würde ersticken.

"Was haben Sie getan?", rief Dr. Beckett, schubste John unsanft beiseite und bemühte sich um den Wissenschaftler, gab ihm ein leichtes Beruhigungsmittel, so dass sich Rodney langsam beruhigte und schließlich wieder Luft bekam.

"Es tut mir Leid! ... Das... das wollte ich nicht!", stammelte John und starrte hilflos in Rodneys von der Anstrengung gerötetes Gesicht, welches sich von dem blütenweißen Kissen abhob.

Carson schnappte sich wütend den Ärmel seiner Jacke und zog ihn von dem Bett fort, außer Hörweite, in den vorderen Bereich.
"Sagen Sie mal, haben Sie den Verstand verloren? Was sollte das denn eben?", fauchte der Arzt unerwartet aggressiv. So hatte John Beckett noch nicht erlebt.

"Es tut mir Leid, Carson! Ich weiß nicht, was da mit mir durchgegangen ist! Ich... ich war nur völlig geschockt, dass Rodney nicht mehr in mein Team zurückkehren will!", erwiderte John geknickt. Nichts lag ihm ferner, als dafür verantwortlich zu sein, dass es seinem Freund schlechter ging.

"Bei allem Verständnis für Ihre Situation, Colonel Sheppard! Ich möchte nicht, dass Sie Rodney noch einmal besuchen, es sei denn, er wünscht es!"

John schluckte hart, denn Dr. Becketts Anordnung war wie ein Schlag in die Magengrube. Ein Blick in die entschlossenen Augen des Arztes zeigte ihm, dass jeglicher Widerspruch zwecklos war.
John nickte stumm und verließ die Krankenstation.


* * *

Später, in der Stille seines Quartiers, ließ er den Vorfall noch einmal Revue passieren.
Dr. Weir hatte natürlich davon erfahren und sie hatte ihm eine Gardinenpredigt gehalten, die eigentlich gar nicht notwendig gewesen war, da er sich schon selbst genügend Vorwürfe machte.

Rodney dermaßen aufzuregen, obwohl dieser gerade aus dem künstlichen Koma geholt worden und entsprechend in seiner Konstitution angegriffen war, konnte man nur als verantwortungslos bezeichnen. Gar nicht davon zu reden, dass er seinen Freund fast umgebracht hätte. Wer wusste schon, wie Rodneys Körper so einen Anfall verkraften konnte und inwieweit es ihn in der Heilung zurückwarf?
Hätte er gewusst, dass sich sein Freund dermaßen aufregen würde, hätte er ihre Abmachung, die Rückkehr ins Team betreffend, nicht erwähnt.
Auch wenn es ihn schmerzte... er konnte Carsons Entscheidung, ihn der Krankenstation fern zu halten, verstehen.

Dr. Weir war gleichermaßen überrascht und betrübt gewesen, als John Sheppard ihr mitgeteilt hatte, dass Rodney nicht mehr in sein Team zurückkehren wollte. Sie hätte Rodneys Position in ihrem Flagteam nur sehr ungern mit einem der anderen Wissenschaftler besetzen müssen, da die Mitglieder aufeinander eingespielt waren und sich dieses Team bisher bestens bewährt hatte.
Sie hatte John versichert, dass sie mit Rodney in Ruhe darüber sprechen wollte, wenn es diesem besser ging, denn vielleicht handelte es sich nur um eine Kurzschlusshandlung, da Rodney sich in dem Moment von John bedrängt gefühlt hatte.


* * *

Rodney war sehr darüber enttäuscht, dass John bei seiner Frage nur an die Rückkehr in das Team dachte und mit keiner Silbe erwähnte, dass er sich als Freund über Rodneys beginnende Gesundung freute. Er hatte sich nun endgültig entschieden, mit der Daedalus auf die Erde zurückzukehren. Carson hatte ihm gesagt, dass er, wenn er sich an die ärztlichen Anweisungen hielt, bald die Krankenstation verlassen durfte; natürlich mit Krücken, denn die endgültige Heilung würde noch deutlich länger dauern. Und so versuchte er seine Arbeitswut und Unruhe zu zügeln, bis ihm Carson endlich erlauben würde, etwas mit seinem Laptop zu arbeiten.


* * *

Es kam endlich der Tag, an dem Rodney die Krankenstation verlassen durfte. Carson hatte ihn am Mittag noch mal untersucht und mit reichlich Ermahnungen und Verhaltensregeln versorgt.
Der Arzt hatte ihm unmissverständlich klar gemacht, dass er den Wissenschaftler sofort ‚einkassieren' würde, wenn ihm zu Ohren kommen sollte, dass Rodney zuviel arbeitete. Er sollte sich ausruhen und dem Bein die Zeit für die Heilung geben. Außerdem war für jeden Tag ein leichtes Aufbautraining, insbesondere für die Beine, vereinbart worden.

Rodney wusste, dass er Carson gegenüber nicht fair gehandelt hatte, indem er ihn nicht in seinen Plan, am morgigen Tag in die Daedalus zu steigen, eingeweiht hatte.
Rodney hatte noch niemandem davon erzählt, denn er wollte erst am nächsten Morgen die Katze aus dem Sack lassen und sich von seinen Freunden in allerletzter Sekunde verabschieden.
Keinesfalls wollte er den Anderen viel Zeit lassen, um ihre Überredungsversuche zu starten, da er sowieso nicht nachgeben würde.
Außerdem wollte er keine langen Abschiedsszenen, sondern einfach gehen und das Kapitel ‚Atlantis' endgültig schließen.
Ein bisschen graute ihm vor dem nächsten Tag, wenn er an die Reaktionen seiner Freunde dachte. Und John... na ja, der dachte doch sowieso nur an sein Team. John würde sich mit Zelenka schon zusammenraufen, denn ihm war klar, dass der Tscheche nicht nur sein Nachfolger als Chef der wissenschaftlichen Abteilung werden würde, sondern dass John ihn auch in seinem Team haben wollte. Schließlich war Radek Zelenka nach ihm der fähigste Wissenschaftler hier.

Diese düsteren Gedanken abschüttelnd, setzte er sich auf die Bettkante und angelte nach den Krücken, die neben dem Bett an der Wand lehnten. In den letzten drei Tagen hatte Carson mit ihm jeden Tag eine halbe Stunde geübt, wie man sich am besten mit diesen Dingern fortbewegte, aber er hatte sich noch nicht richtig mit ihnen angefreundet und so lag sein Blick missmutig auf den Gehhilfen.

In diesem Moment öffnete Dr. Weir die Tür zur Krankenstation und kam geradewegs auf ihn zu. Neugierig sah er ihr entgegen, nicht wissend, was die Leiterin von Atlantis von ihm wollte.
"Elizabeth! Was gibt es denn?", fragte er unsicher. Er würde ihr morgen erklären müssen, dass er Atlantis verließ und es tat ihm von Herzen leid, dass er sie so vor den Kopf stoßen würde. Er mochte sie wirklich... als Mensch und als Leiterin dieser Mission, denn sie machte hier einen sagenhaft guten Job. Sie war immer nett und aufrichtig mit ihm gewesen und sie jetzt so zu hintergehen, tat ihm weh.

"Hallo, Rodney!" Dr. Weir zog einen Stuhl heran und setzte sich.
"Wie geht es Ihnen? Ich habe gehört, dass Dr. Beckett Sie vor einer halben Stunde entlassen hat", fragte sie und sah ihn aufmerksam an.

Rodney fragte sich, ob Dr. Weir sich nur über sein Wohlbefinden erkundigen wollte oder ob da noch etwas Anderes war, aber er konnte an ihrem Gesicht nichts ablesen.
"Mir geht es gut! Wenn man von den Krücken absieht, die ich noch eine ganze Weile ertragen muss. Ich denke, ich habe einfach nur Glück gehabt, dass die Angreifer in diesem Unwetter so schlecht zielen konnten, nicht wahr?"

"Ich würde gerne mit Ihnen etwas besprechen. Wäre das okay, Rodney?", stieß Dr. Weir langsam zu ihrem Anliegen vor.

"Hm, kommt darauf an!", erwiderte Rodney vorsichtig und ihm wurde irgendwie schlecht, obwohl er noch gar nicht wusste, worum es sich handelte.

"Colonel Sheppard hat mir erzählt, dass Sie ihm gegenüber erwähnt haben, nicht mehr in sein Team zurückkehren zu wollen! Ist das richtig?"

Ein riesiger Knoten schien sich in Rodneys Brustkorb zu sammeln und schnürte ihm die Luft zum Atmen ab. Keuchend holte er Luft und versuchte sich selbst zu beruhigen. ‚Du musst es ihr ohnehin sagen! Statt morgen früh geschieht es eben jetzt! Reiß dich zusammen und sag es ihr! Spätestens jetzt kannst du es nicht mehr verheimlichen!'
Dr. Weir sah ihn aufmerksam, aber auch mit einem freundlichen, ja sogar warmen Ausdruck in ihren Augen an. Er seufzte, denn sein großes ‚Talent', seine Mitmenschen und vor allem seine wenigen Freunde zu enttäuschen und zu vergraulen, hatte ihn erneut eingeholt.

"Ja!", antwortete er und senkte den Blick, unfähig ihr weiterhin in die Augen zu sehen.

"Warum?"

"Das war noch nicht alles, Elizabeth! Ich... ich werde...", Rodney stockte, sah sich versichernd um, dass sie alleine waren und räusperte sich.
"Ich werde morgen Mittag mit der Daedalus zur Erde fliegen und nicht mehr zurückkommen!", fuhr er dann schnell fort und starrte weiter nur auf seine Schuhe. Er hörte Dr. Weirs überraschtes Aufkeuchen und dann war da erst einmal nur Stille.

"Rodney? ... Warum?", fragte Dr. Weir. Es fehlten ihr im Moment die Worte, um auszudrücken, was sie empfand.

"Ich... ich habe meine Gründe und die sind rein privater Natur und ich werde diese nicht erläutern! ... Es tut mir Leid, dass ich Sie nicht früher informiert habe, aber ich konnte nicht. Ich wusste nicht, wie ich es erklären sollte und..." Rodney verstummte und hob nun doch zaghaft den Blick. Er konnte ihr die Bestürzung ansehen und seufzte erneut.

"Seit wann haben Sie diesen Plan?", fragte Dr. Weir und sie konnte Rodney in die Augen sehen, da er endlich den Kopf gehoben hatte. Sie glaubte zu erkennen, dass es ihm nicht leicht fiel, diese Entscheidung getroffen zu haben. Das machte die ganze Situation aber nicht einfacher.

"Ich denke schon seit ein paar Wochen darüber nach und Sie können sicher sein, dass ich mir diese Sache gründlich überlegt habe. Elizabeth, nichts was Sie sagen könnten, würde mich umstimmen, so dass ich Sie bitte, meine Entscheidung zu akzeptieren. Ich werde es morgen den Anderen mitteilen und mich kurz verabschieden, denn ich möchte keine langen Abschiedsszenen!"

Dr. Weir seufzte und nach kurzem Nachdenken nickte sie, denn sie spürte instinktiv, wann sie verloren hatte. Rodney würde im Bezug auf die Atlantis-Expedition eine große Lücke hinterlassen, die Dr. Zelenka trotz seiner umfassenden Kenntnisse nicht hundertprozentig würde schließen können. Abgesehen davon, dass seine Freunde ihn mit Sicherheit nicht gerne ziehen ließen... sie eingeschlossen.
"Ich kann nur sagen, dass ich Ihre Entscheidung sehr bedauere und wenn es etwas gäbe, was Sie umstimmen könnte... ich würde es tun! Ich habe Sie als Chef der wissenschaftlichen Abteilung zu schätzen gelernt und wir alle hier in Atlantis verdanken Ihnen nicht nur einmal unser Leben. Aber das ist es nicht alleine... auch als Freund werde ich Sie vermissen, Rodney! ... Auch wenn Sie mich manchmal auf die Palme gebracht haben!" Dr. Weir lächelte, um Ihre letzten Worte abzumildern.

Rodney schluckte und er wusste, warum er sich am liebsten einfach an Bord der Daedalus schleichen würde. Mit diesen gefühlsbetonten Momenten der zwischenmenschlichen Beziehungen konnte er einfach nicht gut umgehen.
"Ich werde Sie auch vermissen, Elizabeth!" Zu mehr war Rodney nicht fähig, aber an dem etwas wehmütigen Lächeln Dr. Weirs erkannte er, dass er nicht mehr zu sagen brauchte. Sie verstand ihn auch ohne viele Worte.

"Ich kann Ihnen abschließend nur versichern, dass Sie jederzeit, wenn Sie es sich anders überlegen sollten, mit einem der Routineflüge der Daedalus nach Atlantis zurückkehren können! Sie sind hier immer willkommen, Rodney!", betonte Dr. Weir und erhob sich von ihrem Stuhl. Sie sah ihn einen Moment an, als wenn sie noch etwas sagen wollte, doch dann verließ sie ohne ein weiteres Wort den Raum.


* * *

Später, in seinem Quartier, welches er mit Hilfe der Krücken aufgesucht hatte, begann er seine wenigen Habseligkeiten zusammenzupacken... es war nicht viel, da er nichts Nennenswertes an privaten Dingen von der Erde mitgebracht hatte. Viele Mitglieder der Expedition hatten im Laufe der Zeit kleine Artefakte gesammelt, die sie auf den Missionen gefunden hatten und in ihren Quartieren als Dekoration verwendeten, da sie nicht nützlich, sondern nur hübsch anzusehen waren. Er hatte nichts dergleichen getan, doch eine einzige Sache würde er mit zur Erde nehmen.
Rodney holte seinen Schatz aus der Schublade, hinkte zum Bett und ließ sich auf den Rand der Matratze fallen. Ausgiebig betrachtete er eine Seite nach der anderen, bis er schließlich bei einem Bild hängen blieb. Grünbraune Augen blitzten ihn vergnügt an und das Lächeln war einfach nur als umwerfend zu bezeichnen. Rodney seufzte und verlor sich in seinen Gedanken...


* * *

John stand mal wieder auf einem der Balkone und dachte über Rodney nach. Er war geschockt. Rodney würde gehen?
Er hatte erfahren, dass Rodney an diesem Tag die Krankenstation verlassen durfte und wollte sich endlich bei seinem Freund für sein Verhalten entschuldigen, da Carson ihm nun nicht mehr verbieten konnte Rodney zu treffen. Er hatte die Tür schon halb geöffnet, als er Dr. Weir bei Rodney am Bett hatte sitzen sehen. Um die Beiden in ihrem Gespräch nicht zu stören, hatte er sich gerade zurückziehen wollen, als er Rodneys Entscheidung, Atlantis zu verlassen, vernommen hatte! Er war noch so lange vor der Tür stehen geblieben, um zu hören, dass private Gründe vorlagen, die Rodney nicht preisgeben würde und war dann schnell davon gegangen.

Und nun stand er hier... einerseits mit seinen Gefühlen für Rodney, die er nicht haben wollte und andererseits mit der Gewissheit, seinen besten Freund nicht verlieren zu wollen. Wie viel würde er von sich preisgeben müssen, um Rodney zu veranlassen, hier zu bleiben? Und würde es überhaupt reichen? ... Wenn er doch nur wüsste, warum sein Freund gehen wollte, dann könnte er in seiner Argumentation irgendwo ansetzen! ... Verdammt!

Plötzlich kam ihm ein Gedanke: Vielleicht würde Rodney in Atlantis bleiben, wenn er glaubhaft versicherte, dass er ihn ausdrücklich als Freund wiederhaben wollte und zusätzlich auf seine Rückkehr ins Team verzichtete? ‚Aber Rodney hat dich doch als Freund von sich gestoßen!'
Egal, es war seine einzige Chance! Er konnte doch nicht von Liebe sprechen, zumal dies nichts bewirken würde, denn Rodney erwiderte diese Gefühle nicht!
An diesem Punkt seiner Überlegungen angelangt, kehrte er dem Balkon den Rücken und machte sich auf den Weg zu Rodneys Quartier.


* * *

John rannte fast den Flur entlang und als er vor Rodneys Tür angelangt war, klopfte er kurz.
Als keine Reaktion kam, versuchte er es noch einmal und klopfte etwas heftiger. Schließlich verlor er die Geduld und öffnete mit dem Antikergen die Tür. Er trat ein und hörte die Dusche rauschen. Unentschlossen verharrte er einen Augenblick in der Mitte des Raumes und gerade als er beschlossen hatte, lieber später wiederzukommen, wurde bereits die Dusche abgestellt und Rodney erschien in der Tür zum Bad.
McKay hatte sich nur ein Badetuch lose um die Hüfte geschlungen und sah so heiß aus, dass John schwer schlucken musste. Diesen Anblick konnte er leider nur für einen Moment genießen, denn Rodney erstarrte, sah ihn entsetzt an und verschwand wieder im Bad. John konnte das Bild eines halbnackten Rodneys nicht aus seinem Kopf verbannen. Außerdem war ihm aufgefallen, dass sein Freund zwar nicht dünner, sein Körper aber insgesamt straffer geworden war und das machte ihn in seinen Augen noch attraktiver.
Entschlossen verbannte er diese Gedanken, denn Rodney durfte von seinen Gefühlen nichts merken und eine eindeutige Beule in seiner Hose war da nicht gerade förderlich.

John hatte sich gerade gefangen und setzte sich auf das Bett, als die Tür zum Bad erneut geöffnet wurde und Rodney ins Zimmer trat, diesmal mit Shorts und T-Shirt bekleidet.

"Wie kommen Sie dazu, einfach hier einzudringen und meine Privatsphäre zu missachten?", zischte Rodney, während er langsam zu dem Stuhl am Schreibtisch hinkte und sich setzte. Es war ihm furchtbar peinlich, dass John ihn halbnackt gesehen hatte. Nicht nur, dass er vor dem Mann gestanden hatte, den er begehrte... nein, er fühlte sich dazu auch körperlich unzureichend, wenn er sich mit den durchtrainierten Marines oder mit Ronon und John verglich.
"Es tut mir Leid... ehrlich Leid! Ich weiß, es ist ein schlechter Anfang für ein vernünftiges Gespräch, aber ich bitte Sie, mich anzuhören, Rodney!", erwiderte John und schaute seinem Freund offen ins Gesicht. Er erkannte zum einen Abwehr, aber andererseits auch Neugier.

"Okay! Reden Sie!", antwortete Rodney nach einem Moment des Überlegens knapp. Seine Neugier hatte gesiegt, denn er wollte schon wissen, was John zu sagen hatte.

"Ich habe lange Zeit geglaubt, dass wir beide gute Freunde sind, bis Sie mich von sich gestoßen haben... ohne dass ich wusste, welche Gründe dafür vorlagen. Ich mag Sie, Rodney, und würde gerne weiterhin Ihr Freund sein. Irgendetwas ist vollkommen schief gelaufen und ich bin bereit, die letzten Wochen zu vergessen. Ich bestehe auch nicht mehr darauf, dass Sie in mein Team zurückkehren. Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen, denn ich habe für einige Augenblicke an der Tür zur Krankenstation gelauscht und so erfahren, dass Sie Atlantis verlassen wollen... ich weiß, das war nicht okay, aber ich habe es nun mal gehört. Und wie gesagt, ich will Sie als Freund nicht verlieren, Rodney! Und natürlich würde ganz Atlantis Sie auch als Wissenschaftler sehr vermissen. Es wäre eine Lüge, würde ich etwas anderes behaupten! Denken Sie über Ihre Entscheidung noch einmal nach!"

Rodney war versucht, seinen Entschluss tatsächlich zu ändern, denn Johns Augen zeigten ihm, dass dies keine leeren Worte gewesen waren und er hätte liebend gerne seine Freundschaft mit John erneuert. Doch er musste zur Erde und eine räumliche Trennung von dem Objekt seiner Begierde vollziehen, um vielleicht irgendwann darüber hinwegzukommen, dass seine Gefühle nicht erwidert wurden.

"Nein, meine Entscheidung steht fest! Ich habe meine privaten Gründe, die es mir unmöglich machen, meine Arbeit hier fortzusetzen. Ihre Entschuldigung nehme ich an und wir können gerne als Freunde Lebewohl sagen, aber ich bleibe nicht hier!", sagte Rodney mit fester Stimme und es fiel ihm schwer, sich nicht in Johns Arme zu werfen und sich trösten zu lassen. Er senkte den Kopf, um seinen Freund nicht mehr ansehen zu müssen.
"Bitte geh und lass mich alleine!", flüsterte er.

John registrierte wohl die vertrauliche Anrede, doch das war im Moment nebensächlich. Er konnte es einfach nicht fassen: Rodney ließ sich nicht umstimmen! Was sollte er nur tun? Fahrig fuhr er sich mit den Händen durch das ohnehin zerzauste Haar. Wie sollte er ohne Rodney leben, wenn er ihn nicht wenigstens als Freund an seiner Seite wusste?

Rodney starrte noch immer auf den Boden und wartete darauf, dass John sein Quartier verließ, doch der Colonel rührte sich nicht. Rodney hob schließlich den Kopf und sah erstaunt, dass ein trauriger, ja schmerzlicher Ausdruck in Johns Augen lag. Es tat ihm weh, seinen Freund so zu sehen und er musste daran denken, dass sie ja ein schönes Gespann waren, so wie sie beide hier saßen und sich, salopp gesagt, selbst bemitleideten. Irgendwie tat es ihm trotzdem gut, dass er sehen konnte, dass John ihn vermissen würde. Rodney seufzte.

John stemmte sich vom Bett hoch, starrte Rodney einen Moment an und ging dann langsam, seine Beine fühlten sich wie Mehlsäcke an, zur Tür.
"Gute Nacht, Rodney!"

"Gute Nacht, John!", erwiderte Rodney und starrte lange zur Tür, auch als diese sich schon hinter John geschlossen hatte.


* * *

John hatte sich in den Trainingsraum begeben und versuchte sich mit Sit-Ups etwas abzureagieren. Er konnte jetzt nicht in die Stille seines Quartiers gehen, denn er würde heute Nacht sowieso keinen Schlaf finden.

Er blieb aber nicht lange alleine, denn Teyla und Ronon kamen herein, um miteinander zu trainieren. Sie grüßten ihn und wollten beginnen, als er seine Bitte kundtat.
"Teyla! Ronon! Ich könnte eine gute Runde Nahkampftraining gebrauchen! Wie sieht es aus?"

Teyla musterte den Colonel und sie erkannte, dass etwas nicht stimmte. Sie wechselte einen bedeutungsvollen Blick mit Ronon und der Krieger nickte ihr unmerklich zu.

"Ich werde später wiederkommen und mit Sergeant Lorne trainieren!", sagte Ronon und ließ sie mit John Sheppard alleine.

Teyla ging in Ausgangsposition und forderte den Colonel mit einer Handbewegung auf, sie anzugreifen.
Nach einer Weile war sie sich sicher, dass etwas absolut nicht stimmte. Sheppard machte unnötige Fehler, so dass sie mehrfach seine Deckung durchbrechen konnte und wenn er sie angriff, dann dermaßen unkonzentriert, dass sie keine Schwierigkeiten hatte, sich zu verteidigen.
Schließlich ging sie auf Abstand, gab ihre Kampfposition auf und setzte sich auf die lange Bank an der Wand. Da Sheppard es ihr so leicht gemacht hatte, war sie zwar kaum ins Schwitzen gekommen, aber trotzdem griff sie nach ihrem Handtuch und trocknete die wenigen Schweißperlen ab.

"Was?", fragte John und sah ratlos zu Teyla, die den Übungskampf vorzeitig abgebrochen hatte.

"Setzen Sie sich, bitte?"

John folgte der Aufforderung und nahm neben der Athosianerin Platz.

"Sie haben etwas auf dem Herzen!" Der Tonfall sagte ihm, dass es sich nicht um eine Frage handelte, sondern um eine Feststellung.
Er wollte abwiegeln, sagen, dass alles in Ordnung wäre, aber das würde sie ihm ohnehin nicht glauben. Außerdem war sie vertrauenswürdig und eine gute Freundin. Ihr warmherziges Lächeln ließ ihn zögern. Wie lange hatte er seine Gefühle alleine mit sich herumgeschleppt... er wollte nicht mehr... es war einfach zuviel. Rodney würde gehen. Teyla hatte mit ihrer Frage und ihrer Einfühlsamkeit etwas in ihm angestoßen...

"Teyla, ich... ich sage Ihnen jetzt etwas, das muss unter uns bleiben. Das müssen Sie mir versprechen!", bat er eindringlich. Teyla nickte ihm zu.

"Natürlich, John!", wählte sie die persönliche Anrede.

"Es geht um Rodney und ich... ich..." John verstummte, denn er bekam die entscheidenden Worte nun doch nicht über die Lippen.

"Sie lieben Rodney?", half Teyla ihm aus, da sie glaubte zu wissen, was John sagen wollte.

John fielen fast die Augen aus dem Kopf und er starrte Teyla an, als wäre ihr ein zweiter Kopf gewachsen.
"Was?", krächzte er fassungslos. Wie konnte sie das wissen? Hatte er sich irgendwie verraten?

"Lieben Sie ihn?", hakte Teyla nach. Nur wenn John ihr dies persönlich bestätigen sollte, würde sie, zu Rodneys Wohl, ihr Versprechen brechen und dem Colonel mitteilen, dass seine Gefühle erwidert wurden.

Teyla machte es ihm leicht, denn er musste ihr gegenüber nicht einmal das Wort ‚Liebe' in den Mund nehmen, was er wohl nie über sich bringen würde.
"Ja!", sagte er leise und betrachtete angelegentlich seine Stiefel.

"Er Sie auch!"

Es dauerte einen Moment, bis diese drei Worte bei John angekommen waren und sein Gehirn den richtigen Schluss gezogen hatte.
"Rodney liebt mich?"

"Ja, er hat es mir vor ein paar Wochen gesagt. Aber sagen Sie ihm nicht, dass Sie es von mir wissen, ja?", bat Teyla.

"Danke und ja!", war alles, was John erwiderte. Er sprang plötzlich auf und rannte hinaus.
In seinem Quartier duschte er schnell, zog sich um und sprintete über den Flur, um so schnell wie möglich zu Rodney zu kommen. In diesen Minuten hatte er nur einen Gedanken: ‚Rodney liebt mich! Er liebt mich!' Johns Herz schien zu zerspringen vor Freude... er konnte es kaum gauben und hoffte, dass es kein Traum war. Er hatte sich immerhin schon mehrfach gezwickt und sein Arm tat inzwischen weh.

Dann stand er vor Rodneys Quartier...


* * *

Mit einem ungesund schnellen Puls verharrte John für einen Moment vor der Tür und sah nach rechts und links... der Flur war leer. Tief einatmend hob er den Arm und klopfte... Stille.
Auch ein erneutes Klopfen brachte nicht den gewünschten Erfolg. John vermutete, dass Rodney in seinem Quartier saß und niemanden sehen wollte.
"Rodney, mach auf!", rief er verhalten, schließlich wollte er nicht nach Rodney schreiend auf dem Flur erwischt werden. Keine Reaktion. War etwas passiert? War Rodney vielleicht wegen seines verletzten Beins gestürzt und hatte sich den Kopf angeschlagen? Lag er bewusstlos hinter dieser Tür und benötigte Hilfe?
Aus diesen Überlegungen heraus verschaffte er sich, wie nur wenige Stunden zuvor schon einmal, mit dem Antikergen Zutritt zu dem Quartier.
John trat ein und sah sich um... mit einem Blick erkannte er, dass Rodney nicht hier war. In dem kleinen Bad, das sah er durch die offene Tür, war sein Freund ebenfalls nicht. Wo konnte er bloß stecken?
Johns Weg führte ihn zuerst in das Labor, denn er traute Rodney zu, dass er sich über die Anweisungen von Dr. Beckett hinwegsetzte und sich in dieser Nacht ein letztes Mal vor seiner Abreise in die Arbeit stürzte.
Dort war aber nur noch Dr. Zelenka, der sich über den späten Besuch wunderte, ihm aber auch keine Auskunft über Rodneys Verbleib geben konnte.
Vielleicht war Rodney in der Kantine, überlegte John, denn nicht selten hatte er mitten in der Nacht den Wissenschaftler auf der Suche nach einer Tasse Kaffe dort angetroffen... doch als er in die Kantine trat, war dort niemand! Wo war Rodney?
John runzelte die Stirn und starrte nachdenklich durch die breite Glasfront der Kantine in die Nacht hinaus. Es war heute ein sonniger Tag gewesen und auch die Nacht versprach ruhig zu bleiben. Die Sterne funkelten am klaren Himmel und das Meer lag glatt wie ein Spiegel unter der riesigen Stadt.
Ungeduld kam in ihm auf, denn er wollte endlich mit Rodney über ihre bisher nicht existente Beziehung sprechen... er wollte ihm seine Gefühle gestehen und ihn lächeln sehen. Sie hatten beide in der letzten Zeit viel zu selten gelacht... was aber auch kein Wunder war. Er wusste, wie sehr er selbst in den vergangenen Wochen gelitten hatte und Rodney musste es ebenso ergangen sein. John hoffte, dass er es schaffen würde, seine Gefühle irgendwie glaubhaft rüberzubringen. Er versuchte sich mit der Tatsache zu beruhigen, dass er Rodney gegenüber im Vorteil war, da er von dessen Zuneigung zu ihm wusste.

Plötzlich hatte John eine ziemlich genaue Ahnung, wo sein Freund stecken könnte!

* * *

Die Krücken standen neben der Tür an der Wand und Rodney lehnte, um das verletzte Bein zu entlasten, an der Balustrade des Balkons.
Er starrte hinaus in die Nacht und wehmütig gestand er sich ein, dass er sogar dieses Meer, auf dem Atlantis wie eine Insel ruhte, vermissen würde. Und das, obwohl er mit einem der Jumper auf dem Grund des Meeres gestrandet war. Er war sicher, dass sein Geist sich mit Carters Projektion davor schützen wollte völlig auszurasten... oder war seine Kopfverletzung Schuld daran gewesen? - Na egal, er hatte dort einfach nicht alleine sein wollen, während er sich dem Tod entgegengestellt hatte. Und John hatte ihn schließlich gerettet! Okay, Zelenka war daran maßgeblich beteiligt gewesen, aber John hatte ihn in keiner Minute aufgegeben. Verdammt... immer wieder kamen seine Gedanken zu John zurück... wie ein Fluch oder Bumerang.

Rodney war hierher auf seinen Lieblingsbalkon gekommen, um dem Quartier zu entkommen, das ihn zu erdrücken drohte.
Er wollte sich hier von Atlantis verabschieden... er hatte sowieso nicht einschlafen können, da die Angst vor der Reaktion seiner Freunde am morgigen Tag langsam konkreter wurde und ihn nicht mehr losließ. Er konnte nur hoffen, dass er sich auf der Erde von diesem ganzen Chaos erholen und langsam eine gewisse Normalität erreichen würde.
Tief atmete er die frische Luft ein und genoss den leichten Wind, der in diesem Moment aufgekommen war und durch seine Haare fuhr.

Das Geräusch der sich öffnenden Tür ließ ihn erschrocken herumfahren und Rodney sah John auf den Balkon hinaustreten.
"Was wollen Sie hier?", fragte er ungehalten, da er keinesfalls mit John alleine sein wollte. Er wandte sich abrupt ab und starrte auf das Wasser. Rodney konnte es nicht ertragen in Johns grünbraune Augen zu sehen, denn er wollte nicht schwach werden und seine Entscheidung in letzter Sekunde revidieren. Inzwischen war er emotional so angegriffen, dass nur Johns Anblick genügte, um einen fast körperlichen Schmerz in seinem Innern auszulösen, so sehr wollte er ihn. Aber war er erst mal auf der Erde, dann würde er John wohl kaum wiedersehen und mit der Zeit würde es mit Sicherheit weniger wehtun. Diesen Gedanken hatte er in den letzten Stunden zu seinem persönlichen Mantra gemacht.

"Ich wollte mit dir sprechen, Rodney", sagte John mit sanfter Stimme, trat näher und ignorierte die abweisende Körperhaltung des Wissenschaftlers, indem er sich neben ihm an die Brüstung lehnte.

"Ich aber nicht mit Ihnen!", knurrte Rodney und zwang sich geradeaus zu schauen, was ihm zu seinem Leidwesen sehr schwer fiel.

John wusste jetzt nicht so genau, wie er vorgehen sollte. Er konnte doch nicht einfach ‚Ich liebe dich' sagen, oder? Abgesehen davon, dass er diese Worte wohl kaum herausbekommen würde... da war noch eine Hemmschwelle, die er noch nicht überwunden hatte.
"Ich mag dich, Rodney! Geh nicht!", bat John und legte ihm die Hand auf den Arm. Er war richtiggehend stolz auf seine Worte, denn in seinen Ohren klang das schon mal nicht schlecht.

Er spürte, wie Rodney bei der Berührung zusammenzuckte und den Arm zur Seite riss, um seine Hand wie ein lästiges Insekt abzuschütteln.

"Ich werde gehen!", blieb Rodney stur und weigerte sich standhaft, auch nur einen kurzen Blick auf John zu riskieren. Vielleicht sollte er zu seinem Quartier zurückkehren, aber so langsam wie er mit den Krücken war, hatte er wohl keine Hoffnung, John zu entkommen.

Wenn er nicht gewusst hätte, dass Rodney Gefühle für ihn hatte, hätte es John sehr geschmerzt, so abgekanzelt zu werden. Immerhin waren sie doch einmal gute Freunde gewesen.
John musste frustriert feststellen, dass er so nicht weiterkam, wobei ihm natürlich auch sein eigenes ICH im Wege stand.
Es konnte doch wohl nicht wahr sein, dass sie beide etwas füreinander empfanden und hier dermaßen… ‚rumeierten'. Das war das erste Wort, das ihm in den Sinn kam, aber es war in seiner Unvollkommenheit wohl symptomatisch für ihre Situation. Verzweiflung begann sich in ihm breit zu machen...
In Rodneys Gesicht lag trotz seiner Sturheit ein dermaßen einsamer und verlorener Ausdruck, dass John impulsiv nach Rodneys Arm griff, seinen Freund nah zu sich heranzog und bevor dieser in irgendeiner Weise reagieren konnte, nahm er dessen Lippen in Besitz.
John durchfuhr es wie ein Stromstoss und er vertiefte den Kuss.

Rodney stand regelrecht unter Schock. Johns Lippen waren warm und sanft und für einen Augenblick genoss er den Kuss. Für einen Moment sagte er sich, dass das wie ein Abschiedsgeschenk war, das er nicht ablehnen konnte. Doch dann kam er zu dem Schluss, dass John ein übles Spiel mit ihm trieb, denn er konnte sich nicht im entferntesten vorstellen, dass John seine Gefühle erwidern würde.
Er stieß John vor die Brust und wich hinkend ein paar Schritte zurück.
"Verdammt, was sollte das denn? Was für ein Blödsinn ist das?", schrie Rodney und starrte John voller Wut an. Da half es nicht gerade, dass ein nicht geringer Teil in ihm nur zu gerne eine Wiederholung wollte. Er konnte diese penetrante Stimme nicht zum Schweigen bringen, die ihm einflüsterte, dass der Kuss doch genau das war, was er sich die ganze Zeit gewünscht hatte. Auch nicht sehr hilfreich war dabei, dass seine Lippen angenehm prickelten.

John wusste, wann er die Karten auf den Tisch legen musste, denn in der Verfassung, in der sich Rodney befand, halfen keine Anspielungen und selbst ein Kuss brachte nicht die gewünschte Reaktion. Er wollte keinesfalls, dass die ganze Situation noch weiter eskalierte und so sprang er über seinen Schatten...
"Rodney, hörst du mir zu? Es ist wichtig!", beschwor er seinen Freund.

Rodneys Wut ließ nach, denn zu seinem Erstaunen sah er in Johns Augen eine ungeahnte Verletzlichkeit, die ihn tief berührte und er musste hart schlucken.
"Was sollte das eben?", fragte er heiser und gab mit seinen Worten zu verstehen, dass er zuhören würde.

"Es war kein Blödsinn! Bitte glaube mir! Ich habe dich geküsst, weil ich... weil... ja, weil ich starke Gefühle für dich habe! ... Ähm... ja... romantische Gefühle!" So, es war heraus, auch wenn er die berühmt berüchtigten drei Worte nicht gesagt hatte. John konnte nur abwarten, denn jetzt lag es an Rodney, was als nächstes passieren würde.

Rodney starrte sein Gegenüber an und versuchte seine durcheinander wirbelnden Gedanken irgendwie zu ordnen, doch sein sonst so geniales und analytisch funktionierendes Gehirn ließ ihn treulos im Stich.
Hatte John eben tatsächlich gesagt, dass er Gefühle für ihn hegte oder hörte er jetzt schon Stimmen, die ihm die Erfüllung seines größten Wunsches vorgaukelten?
Er hatte in der letzten Zeit sehr gelitten und seelischen Schmerz erduldet und konnte nicht glauben, dass sich in diesem Augenblick, wo er der Meinung gewesen war, dass sein Leben komplett den Bach runter ging, das Blatt so plötzlich und unerwartet wenden würde.
Rodneys Puls raste vor Aufregung und er hatte das Gefühl, gleich ohnmächtig werden zu müssen.
Sein Blick verfing sich in Johns grünbraunen Augen und sie ließen ihn nicht mehr los. John hatte ihn noch nie so voller Wärme und Aufrichtigkeit angesehen… auch wenn er selbst im Moment neben sich stand und kaum klar denken konnte - eines wusste er mit Sicherheit: John trieb hier gewiss kein Spiel mit ihm… es war ihm ernst.
Rodneys Kehle war wie zugeschnürt und er musste schwer schlucken. Was sollte er nun sagen? Was konnte er Passendes erwidern, ohne wie ein völliger Idiot dazustehen?
‚Natürlich, dass du ihn liebst! Mann, wie kann man nur so blöd sein?'

"Ich… John, ich…", krächzte Rodney und verfluchte innerlich seine Unfähigkeit, sich dieser veränderten Situation umgehend anzupassen und hob in einer hilflosen Geste die Hände.

John wusste, dass Rodney zwar in den wissenschaftlich-technischen Bereichen ein Genie war, aber wenn es um Gefühle ging, noch etwas Nachhilfe benötigte. Er wollte es seinem Freund etwas erleichtern und trat nah an ihn heran. Mit langsamen Bewegungen, um Rodney nicht zu erschrecken, schlang er seine Arme um die Taille des anderen Mannes und küsste ihn auf den Mund.
Erst spürte er keine Reaktion, doch nach wenigen Sekunden fühlte er Rodneys Nachgeben und mutiger werdend stupste er mit seiner Zunge gegen die geschlossenen Lippen und bat sanft um Einlass, der ihm auch gewährt wurde. Rodney schmeckte nach Schokolade, die er kurz zuvor gegessen haben musste und nach… ja, nach Rodney eben und er konnte nicht genug davon bekommen. John schämte sich etwas dafür, aber er hätte nicht gedacht, dass der manchmal etwas verklemmte und spröde Wissenschaftler so gut küssen konnte, doch er tat es und John genoss den Kuss so sehr, dass er ein leises Stöhnen nicht zurückhalten konnte.
Er löste sich etwas von Rodney, um sie beide zu Atem kommen zu lassen, beendete aber nicht die lockere Umarmung.

Schwer atmend musste sich Rodney erst einmal etwas sammeln, denn der Kuss hatte ihn ganz schön aus der Bahn geworfen. Nie hätte er gedacht, dass John zu küssen so… so - er suchte nach einem passenden Wort - so fantastisch war. Das leichte Kribbeln auf seiner Haut ebbte nur langsam ab und im Übrigen schien ein Schwarm Schmetterlinge in seinem Bauch zu tanzen. Er konnte es nicht fassen, dass John in ihn verliebt war... es war einfach nur unglaublich und ohne lange darüber nachzudenken, ergriff er Johns Jackenaufschläge und zog ihn nahe zu sich heran... sein Gesicht in dessen Halsbeuge vergrabend.

"Verdammt, John, ich…! ... Du bist mir wichtig! Ich… ich liebe dich!", flüsterte Rodney an Johns Ohr und war sehr stolz darauf, dass er es endlich geschafft hatte, seine Gefühle in Worte zu kleiden, auch wenn er John dabei nicht hatte ansehen können.

Bei Rodneys Worten lief ein Zittern durch Johns Körper... glücklich darüber, dass diese Worte ihm galten. Unbeherrscht drückte er Rodney noch enger an sich, als wollte er ihn nie mehr loslassen. Er liebte Rodney ebenfalls, aber es gab da Dinge in seiner Vergangenheit, die es ihm schwer machten, diese drei kleinen Worte auszusprechen. Und darum wollte er es ihm durch seine Gesten einfach zeigen und konnte nur hoffen, dass Rodney ihn verstand.

"Ist dir kalt?", fragte Rodney, der das Zittern natürlich bemerkt hatte, da sie immer noch eng umschlungen auf dem kleinen Balkon standen.

John nickte, im ersten Moment eigentlich nur, um keine weitschweifende Erklärung abgeben zu müssen, aber dann fühlte er tatsächlich den kühlen Hauch des stärker werdenden Windes auf seinem Rücken, der im extremen Kontrast zu der wohltuenden Wärme an seiner Brust stand.

"Gehen wir hinein?" Rodneys blaue Augen sahen ihn fragend an und John stellte fest, dass er sie noch nie so strahlend gesehen hatte… nicht einmal, als sie ein gängiges ZPM gefunden hatten - und das wollte schon etwas heißen! John musste bei diesem Gedanken lächeln und erntete dafür einen leicht misstrauischen Blick.

"Was ist?", fragte Rodney verunsichert, denn er bezog es natürlich sofort auf sich. Er würde noch lange nicht sicher sein und viel Zeit brauchen, um nicht der Versuchung zu erliegen, in jede Geste etwas Negatives hineinzudeuten.

"Ach, nichts Besonderes! Ich dachte nur daran, dass du nicht einmal bei dem Fund eines funktionierenden ZPMs so glücklich ausgesehen hast!", antwortete John ehrlich, griff nach den Krücken, die er Rodney reichte und zog seinen Freund behutsam mit sich zur Tür, die sich vor ihnen öffnete und den Weg ins warme Innere freigab.
"Gehen wir zu dir oder zu mir?", fragte John betont flapsig und wartete geduldig auf eine Antwort, während sie langsam in Richtung der bewohnten Sektoren gingen.

"Ähm… was?" Rodney warf ihm einen unsicheren Blick von der Seite zu und John wusste genau, was sein Freund dachte.

"Keine Panik, Rodney! Wir werden uns viel Zeit lassen… solange, wie du brauchst! Ich dachte nur, wir könnten uns vielleicht etwas unterhalten!", versicherte John und setzte seinen Hundeblick auf, mit dem er fast jeden einwickeln konnte.

"Okay! Wir können reden… bei mir, denn mein Quartier ist näher!", sagte Rodney.

John spürte auf ihrem Weg zu den Quartieren Rodneys merkwürdige Blicke und als sie vor dessen Tür standen, hielt er es nicht mehr aus.
"Was ist denn, Rodney? Du schaust mich dauernd so an!"

"Ähm… können wir neben dem Reden auch etwas kuscheln... und vielleicht küssen?", flüsterte Rodney John zu und dessen offensichtliche Überraschung spiegelte sich bei ihm selbst wider. Er hätte nicht gedacht, dass das ‚Kuscheln' einmal in seinem Leben eine Rolle spielen würde. Bisher waren seine Beziehungen eher als unterkühlt zu bezeichnen gewesen. Er und seine jeweiligen Partner hatten nicht das Bedürfnis verspürt, einander wirklich nahe zu sein... in jeder Hinsicht. Oder hatte er es einfach nur unterdrückt, um nicht das Gefühl haben zu müssen, etwas Wichtiges zu versäumen?

John hätte nicht gedacht, so etwas von Rodney zu hören... zumindest nicht in diesem frühen Stadium ihrer Beziehung. Außerdem hatte er den Wissenschaftler nicht für einen ‚Kuscheltyp' gehalten. Doch schließlich musste er grinsen… offensichtlich war für seinen verklemmten Wissenschaftler noch nicht Hopfen und Malz verloren.
"Aber sicher doch… alles was du willst, Rodney!", erwiderte John und zog seinen Freund durch die inzwischen offene Tür…


* * *

Drei Monate später...


John öffnete seine Augen und warf verschlafen einen kurzen Blick auf die Uhr neben dem Bett. Es war eigentlich viel zu früh, um aufzustehen, aber zu dieser Uhrzeit war auf den Fluren kaum etwas los und er wollte keinesfalls dabei beobachtet werden, wie er aus Rodneys Quartier kam, um zu seinem eigenen zurückzukehren.
Er und Rodney hatten beschlossen, dass außer Teyla und Ronon, die es ohnehin wussten, lediglich ihr gemeinsamer Freund, Dr. Carson Beckett, über ihre Beziehung informiert werden sollte. Dieser hatte es recht gut aufgenommen, denn er war ein offener Mensch, der niemanden so ohne weiteres verurteilte und als er im Laufe der Zeit sehen konnte, wie glücklich Rodney war, freute er sich mit den beiden Männern.
Johns Blick wanderte auf die andere Seite des Bettes und fiel auf das völlig entspannte Gesicht seines schlafenden Geliebten. Er genoss das besondere Gefühl von nackter Haut auf seiner und die Nähe des warmen Körpers, denn Rodney hatte einen Arm um seine Taille gelegt und ein Bein hatte sich mit den seinen verschlungen.

John lächelte in Erinnerung an die vergangene Nacht... sie war etwas ganz Besonderes gewesen, denn Rodney hatte eine letzte, noch existierende Grenze überschritten, indem er ihm erlaubt hatte, ihn zu nehmen. Er hatte es nicht vermisst, in Rodney zu sein, denn der Sex mit ihm war in allen Aspekten erfüllend. Aber dieser Vertrauensbeweis bedeutete ihm sehr viel, denn er nahm ihn nicht als selbstverständlich hin.

Inzwischen hatte er Rodney noch viel besser kennen gelernt... seine Persönlichkeit und... seinen Körper. Es hatte ziemlich lange gedauert, aber der Wissenschaftler hatte ihm einiges von seinen früheren Partnern erzählt und da Rodney nicht leichtfertig mit diesen Dingen umging, war John erfreut gewesen, dass ihm solch ein Vertrauen entgegengebracht wurde. In seinen Beziehungen, zumindest was die männlichen Partner anging, war Rodney meistens am empfangenden Ende gewesen und seine Bedürfnisse waren beim Sex unterdrückt und hinten angestellt worden. So war es kein Wunder, dass die Beziehungen nicht lange gehalten hatten.

Früher hatte John vermutet, dass es an Rodneys egozentrischem Verhalten gelegen hatte, dass dieser Schwierigkeiten mit der Gefühlswelt hatte, aber das war es offensichtlich nicht alleine.
In John kroch regelmäßig Ärger hoch, wenn er an all die Idioten dachte, die nicht erkannt hatten, was für ein wundervoller Mann Rodney war, der so viel Liebe schenken konnte. Sie hatten ihn einfach nicht verdient. Eigentlich sein Glück, denn so hatte er seine Chance bekommen.

Sein Freund war beim Sex sehr leidenschaftlich und oft musste John an den Wissenschaftler denken, den er zufällig in der Basis in der Antarktis kennen gelernt hatte. Niemals hätte er gedacht, dass eine Beziehung mit Rodney so erfüllend sein würde.
Die Gedanken an die letzte Nacht ließen Erregung in ihm aufkommen, aber er musste doch gleich aufstehen! John seufzte, denn manchmal wünschte er sich, dass alle hier in Atlantis Bescheid wussten, denn dann könnte er mit Rodney gemeinsam ein größeres Quartier beziehen und einfach liegen bleiben bis der Wecker klingelte. Und sie müssten sich nicht vor den Anderen verstellen und ihnen reine Freundschaft vorspielen.
Vielleicht... irgendwann... John wusste, dass sie dieses Versteckspiel nicht auf Dauer durchstehen würden!

Impulsiv strich er mit einer Hand durch Rodneys zerzaustes Haar und beugte sich etwas vor, um Rodney sanft auf den Mund zu küssen, zu verlockend waren die weichen Lippen des geliebten Mannes.
Als er sich wieder zurückzog, hörte er ein leises Murmeln, das sich so in etwa wie ‚will schlafen' anhörte und John lächelte. Er pustete seinem Freund ins Ohr, wanderte küssend den Hals hinunter, verharrte an der Halsbeuge und leckte dort spielerisch über die empfindliche Haut. Er spürte, wie sich die Muskeln unter ihm anspannten und Rodney langsam endgültig erwachte.

"Ach, John!", murrte Rodney mit geschlossenen Augen leise, gerne hätte er noch weitergeschlafen, denn die wenigen Stunden in der Nacht waren bei weitem nicht ausreichend, um ihn richtig munter werden zu lassen. Aber es war ihm nicht wirklich ernst mit seinem doch eher zaghaften Protest. Vielmehr genoss er die kleinen Zärtlichkeiten, hatte er sie doch viel zu lange schmerzlichst vermisst.
Die letzte Nacht war wunderbar gewesen... wie immer, wenn sie Sex hatten. Aber er hatte eine neue Erfahrung gemacht, indem er John ihn penetrieren ließ und dabei trotzdem vollauf befriedigt worden war. Das war in seinen gleichgeschlechtlichen Beziehungen nicht so gewesen. Seine Partner waren nur auf Ihre Bedürfnisse konzentriert gewesen und so hatte er sich am empfangenden Ende nie so richtig wohl gefühlt.

Er öffnete schließlich doch die Augen und sah in das geliebte Gesicht seines Freundes.
"Guten Morgen, Colonel Sheppard!", flüsterte er und lächelte spitzbübisch.

"Guten Morgen, Dr. McKay!", erwiderte John lächelnd und verlor sich fast in den leuchtend blauen Augen seines Gegenübers. Seine Gefühle für Rodney waren so intensiv, dass er sich ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen konnte.
"Rodney?"

"Hm?", kam es leise zurück und Rodney sah John fragend an.

"Ich liebe dich!" John seufzte erleichtert und beobachtete aufmerksam Rodneys Gesicht, welches zuerst Überraschung und schließlich ein glückliches Lächeln zeigte. Er hatte in den vergangenen Wochen sehr wohl bemerkt, dass Rodney leicht enttäuscht darüber war, dass er diese Bezeugung seiner Liebe bisher nicht über die Lippen gebracht hatte, auch wenn sein Freund nie etwas gesagt hatte.
Sicher hatte er Rodney seine Gefühle mit Taten und Gesten gezeigt und dieser hatte sie sehr wohl verstanden. Und jetzt war es ihm nun endlich möglich gewesen. In seiner Vergangenheit hatte er die Personen, denen er seine Liebe gestanden hatte, jedes Mal wieder verloren und es irgendwann als schlechtes Omen gesehen.

Johns Geständnis zu diesem Zeitpunkt überraschte Rodney und er riss die Augen weit auf.
Eigentlich maß er diesen Worten keine große Bedeutung bei, denn auch wenn er selbst viel beschäftigt war und zwischen dem Labor und den Missionen pendelte, hatte John immer Zeit gefunden, ihm seine Liebe zu zeigen... und sei es nur mit einem Schokotörtchen, wenn er mal wieder im Stress war oder mit einem Picknick auf dem Festland. Er war sehr glücklich in seiner Beziehung mit John und nur manchmal - in seltenen stillen Momenten - hatte er sich gewünscht, dass John seine Liebe auch in Worten ausdrückte, denn bisher hatte keiner seiner Ex-Freunde je ‚Ich liebe dich' zu ihm gesagt.
"Ich dich auch, John!", erwiderte Rodney zärtlich und beugte sich vor, um John zu küssen.

Nach einigen Minuten löste er sich widerwillig von Johns Körper, denn es wurde wirklich Zeit, dass sein Freund in sein Quartier zurückkehrte. Sie waren beide mit dieser Situation nicht zufrieden, aber noch waren sie nicht so weit, um ihre Beziehung offiziell zu machen, besonders deshalb, da John dem Militär angehörte und sicherlich Ärger bekommen würde. Sollte Caldwell davon Wind bekommen, würde John sicherlich degradiert werden und, nach einem sehr hässlichen Verfahren, in hohem Bogen aus dem Militärdienst fliegen, denn auch wenn Dr. Weir ihnen Rückendeckung geben würde, wovon Rodney übrigens vollkommen überzeugt war, würde dies nicht viel nutzen. John müsste zur Erde zurückkehren und er selbst würde ihn natürlich begleiten und... Rodney stoppte sich selbst, denn er wollte sich dieses Szenario gar nicht näher ausmalen.

"John, du musst aufstehen!", sagte Rodney und unterstrich seine Aufforderung, indem er sich aus den Decken schälte und auf den Rand des Bettes setzte.

John genoss einen sehr netten Ausblick auf Rodneys nackte Rückansicht und als sich der andere Mann erhob, um ins Bad zu gehen, konnte er wieder mal feststellen, dass das Kampf- und Ausdauertraining mit Ronon langsam seine Wirkung zeigte. Der Bauch war inzwischen flach und der ganze Körper insgesamt straffer geworden. John hatten die kleinen Pölsterchen noch nie gestört, aber jetzt war Rodney so heiß wie noch nie. ‚Ich glaube, ich muss auf dich aufpassen, mein Freund! Nicht, dass du mir von einem Anderen ausgespannt wirst', dachte John und musste grinsen, denn er wusste ganz genau, dass er in dieser Hinsicht nichts zu befürchten hatte... so viel Selbstbewusstsein hatte er. Außerdem waren sie füreinander bestimmt, das spürte er irgendwie... tief in seinem Inneren.

John sprang mit dem Gedanken aus dem Bett, dass er vielleicht noch Zeit hätte, unter der Dusche... so auf die Schnelle...

"Hey, John!", kam es entrüstet von Rodney.

Kurze Zeit später drang nur das Rauschen des Wassers und heiseres Stöhnen aus dem Bad...

Ende
(Fortsetzung: Der Dschungelplanet)
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