Regen by Chaya93
Summary: Sam trägt eine schwere Frage mit sich herum. Wird Jack ihr helfen können eine Antwort zu finden?
Categories: Stargate SG-1 Characters: Jack O’Neill (SG-1), Samantha Carter (SG-1)
Genre: Friendship, Hurt/Comfort
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 4538 Read: 2483 Published: 05.01.11 Updated: 05.01.11

1. Kapitel 1 by Chaya93

Kapitel 1 by Chaya93
Regen


Bist du glücklich, Sam?
[Jacob in Grace]

***

„Carter?“
„Hm?“
„Ist bei Ihnen alles in Ordnung?“
„Sicher. Warum sollte etwas nicht in Ordnung sein?“
„Es regnet.“, merkte O’Neill an und strich sich mit einer Hand betont lässig das nasse Haar aus der Stirn.
„Hab ich auch schon bemerkt.“, erwiderte Samantha Carter und schüttelte den Kopf, um ihre Haare ein wenig trockener zu bekommen. Allerdings hatte dies einen eher gegenteiligeren Effekt. Die zusätzlichen Wassertropfen landeten direkt auf O’Neills dunkelblauer Jeans.
„Und Sie sitzen mitten im Regen auf einer nassen Parkbank, haben keinen Schirm dabei und sind bis auf die Haut durchnässt.“, zählte Colonel O’Neill die Fakten auf.
„Haben Sie ein Problem damit, Sir?“, fragte Carter und blickte ihrem Gesprächspartner und Vorgesetztem zum ersten Mal in ihrer Unterhaltung direkt in die Augen.
„Allerdings.“
„So?“
„Ich habe nicht die geringste Lust mit einem niesenden Major auf Missionen zu gehen. Aber so wie Sie aussehen, habe ich die Befürchtung, dass sich ein Schnupfen wohl nicht mehr vermeiden lässt.“, grinste O’Neill und versuchte die Stimmung etwas anzuheben.
„Ich werde Sie schon nicht stören, Sir. Wenn ich doch mal niesen muss, dann werde ich mir das in Ihrer Gegenwart zu verkneifen wissen.“
„Nein, nein. Schon in Ordnung. Ich bin sicher Daniel hat noch ein paar Taschentücher für Sie übrig.“, scherzte O’Neill mit Sam. Dann deutete er auf den leeren Platz neben ihr auf der Parkbank und fragte: „Darf ich?“
„Sicher.“, kam die einsilbige Antwort.
Der Colonel setzte sich neben seinen Major. Dass er nun auch bis auf die Haut durchnässt war, schien er völlig zu ignorieren.
Eine ganze Weile herrschte bedächtiges Schweigen zwischen den beiden Soldaten. Nach einer halben Ewigkeit, in der beide nur in den Regen gestarrt hatten, meldete sich Sam mit dünner Stimme zu Wort.
„Sir?“
„Ja?“
„Warum sind Sie hier?“
„Darf ein Colonel denn nicht im Park spazieren gehen und sich ein wenig mit seiner Kollegin unterhalten?“, fragte er.
„Wie Sie schon sagten: Es regnet. Das tut es allerdings erst seit einer halben Stunde, woraus ich folgere, dass Sie eher aufgebrochen sein müssen, vor allem, da auch Sie keinen Regenschirm dabei haben. Außerdem sind Sie wirklich nicht der Typ, der an seinem freien Tag in einen Park geht. Deswegen würde ich sagen, dass Sie nicht zufällig hier sind. Worum geht es Ihnen wirklich?“
Colonel O’Neill nickte am Ende von Sams Erklärung und meinte daraufhin: „Ich mache mir Sorgen um Sie, Carter.“
„Sorgen, um mich? Warum das denn?“
„Ich kenne Sie jetzt seit beinahe sieben Jahren, Carter. Da werde ich ja wohl merken, wenn etwas nicht stimmt.“
„So, werden Sie das?“
„Ja, das werde ich, das habe ich und deswegen bin ich nun hier und sitze mit Ihnen zusammen auf einer schweinekalten Parkbank, bin nass bis auf die Haut und habe kalte Füße. Glauben Sie mir, so etwas mache ich gewiss nicht für jeden. Wie wäre es, wenn wir uns darauf einigen, dass Sie mir einfach erzählen, was Sie bedrückt und ich Ihnen zuhöre und vielleicht mit Rat und Tat zur Seite stehen kann, anstatt dass wir nur aneinander vorbeireden?“, schlug Jack vor und setzte eine ernste Miene auf.
„Sir. Es ist nichts. Mir geht es gut, wirklich.“, versuchte Carter ihrem Vorgesetzen zu versichern und lächelte ihn an. Das Lächeln wirkte künstlich.
„Ihr Lächeln erreicht vielleicht Ihren Mund, doch zu Ihren Augen dringt es nicht vor.“, meinte O’Neill.
„Sir?“, fragte Sam verwirrt.
„Was ich damit sagen will ist, hören Sie verdammt noch mal endlich auf sich selbst und allen anderen in Ihrer Umgebung etwas vorzumachen. Glauben Sie eigentlich selbst, was Sie mir hier erzählen, ich kann es jedenfalls nicht glauben. Wenn es Ihnen gut gehen sollte, Carter, warum lachen Sie dann nicht? Warum wollen Sie nach der Arbeit lieber nach Hause fahren, wo Sie alleine sind, anstatt mit Daniel, Teal’C und mir noch ins O’Malleys zu gehen? Es geht Ihnen nicht gut, und das wissen Sie auch. Ich möchte nur den Grund wissen.“

Sam blickte ihren Colonel einige Zeit an, dann senkte sie den Kopf und murmelte ein leises „Sie haben Recht, Sie haben einfach mit allem Recht.“
„Ich weiß. Darum möchte ich, dass Sie mit jemanden reden. Wenn ich nicht der Richtige dafür bin, dann reden Sie wenigstens mit Daniel oder mit Teal’C. Wenn es sein muss, können Sie ja auch mit General Hammond reden. Oder gehen Sie zu Dr. Fraiser. Nur vertrauen Sie sich endlich jemandem an.“
„Es ist nicht so, dass ich wirklich Probleme hätte, Sir.“
„Was ist es dann?“, fragte Jack und blickte seinem Major weiterhin in die Augen.
„Erinnern Sie sich daran, wie ich mit der Prometheus in dieser seltsamen Gaswolke gestrandet bin?“, fragte Sam.
„Ja. Sie haben mir davon erzählt.“
„Ich habe Ihnen aber nicht alles erzählt.“, beichtete ihm Sam. „Ich habe noch ganz andere Dinge erlebt und getan. Ich habe über Sachen geredet, die ich wahrscheinlich nie angesprochen hätte.“
„Was wollen Sie mir damit sagen?“, fragte O’Neill nun doch etwas verwirrt.
„Nun, es begann eigentlich alles damit, dass ich mit dem Kopf aufgeschlagen bin…“, begann Sam, wurde aber schon nach dem ersten Satz von O’Neill unterbrochen:
„Oh, ich sehe schon, das wird eine etwas längere Geschichte. Wie wäre es, wenn wir uns irgendwohin begeben, wo es wärmer und vor allem trockener ist?“
„Gute Idee, Sir.“
„Na kommen Sie. Ungefähr hundert Meter entfernt ist ein Café. Ich kenne den Besitzer ziemlich gut, ich glaube er kann uns sogar ein paar trockene Klamotten besorgen.“, meinte der Colonel und bot Sam eine Hand an.
Sam Carter ergriff sie dankbar und ließ sich von Jack auf die Füße ziehen.
Auf dem Weg zu dem kleinen Café wurde kein Wort gesprochen. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach und jeder war auf seine Weise froh, dass endlich geredet wurde.
Jack, weil er nicht sehen konnte, wie sich sein Major so sehr quälte und Sam, weil sie froh war, dass ihr Vorgesetzter sie so genau beobachtet hatte und ihm sofort aufgefallen war, dass etwas mit ihr nicht stimmte. Sie war so froh endlich mit jemanden sprechen zu können.

„So, da wären wir. Mal schauen, ob Billy da ist.“
„Billy?“
„Ja. Das ist ein alter Kollege. Wir waren mal zusammen in einem Afghanistaneinsatz, danach hatte er keine Lust mehr auf den Krieg und die Airforce und hat beschlossen ein Café aufzumachen. Ich bin öfter einmal hier, genau, wie viele anderen Soldaten auch. Die Stimmung ist einfach die beste in der Stadt.“
Der Colonel öffnete die Tür und blickte sich suchend in dem Raum um. Schließlich blieb sein Blick an dem Tresen hängen. Mit schnellen Schritten ging Jack auf ihn zu und zog Sam mit sich.
„Hey, Jonathan. Was treibt dich schon wieder hierher?“, fragte der füllige Mann hinter der Theke und begrüßte Jack mit einem freundschaftlichen Handschlag.
„Probleme.“, meinte O’Neill.
Billy hob fragend eine Augenbraue. „Du hast Probleme?“
„Nein, nicht ich. Carter hat Probleme.“, erklärte ihm Jack.
Billy lachte. „Du sprichst deine Freundin mit ihrem Nachnamen an? Mensch Junge, du hast aber auch schon mal bessere Zeiten erlebt.“
„Äh, sie ist nicht meine Freundin. Ich meine, sie ist meine Freundin, aber nicht so, wie du jetzt denkst.“
„Schon in Ordnung. So wie ihr ausseht, braucht ihr dringend trockene Klamotten… und einen ordentlichen Grog.“
„Da hast du verdammt Recht, Billy.“
„Wartet eine Sekunde. Ich habe leider nur Männerklamotten da, aber besser, als mit nassen Klamotten herumzurennen.“, meinte Billy und wandte sich an Sam.
„Klar, kein Problem... und vielen Dank!“

Als Billy in ein Hinterzimmer ging und sich nach trockenen Klamotten umsah, wandte Sam sich wieder an Jack und fragte:
„Wieso nennt er Sie Jonathan?“
„Tja, Sie müssen sich damit abfinden, dass ich nicht immer Jack war.“, lachte O’Neill. „Ich hasse es zwar, wenn er mich so nennt, aber dafür nenne ich ihn Billy. Eigentlich heißt er Bill, aber Billy kann er nun einmal nicht ausstehen. Wir hacken im Grunde ständig aufeinander herum, aber er ist ein herzensguter Mensch und ich kann ihn wirklich sehr gut leiden.“

„Das hört man doch immer wieder gerne.“, grinste Billy, als er wieder zurückkam. „Hier sind eure Klamotten. Ihr könnt euch auf den Toiletten umziehen. Die nassen Sachen könnt ihr mir geben. Ich hänge sie über die Heizung. Wenn ihr etwas länger hier bleibt, dann könnt ihr sie gleich wieder anziehen.“
„Super, Dankeschön.“, meinte Sam und schnappte sich den Kleidungsstapel, den Billy ihr hinhielt. Damit verdrückte sie sich auf die Damentoilette und schloss die Tür hinter sich.

Auch Jack schnappte sich einen der Kleidungsstapel und wollte sich nun ebenfalls auf die Toilette verdrücken. Allerdings wurde er von Billy aufgehalten.
„Jack. Wer ist die junge Frau eigentlich? Sie ist nicht deine Freundin, aber deine Freundin. Wer ist sie denn nun?“
„Halt fünf Minuten die Luft an, dann habe ich mich umgezogen und dann ist auch Carter wieder da. Dann können wir eine allgemeine Vorstellungsrunde veranstalten, wenn dir danach ist. Danach will ich aber gerne alleine mit ihr reden.“
„Schon klar, Probleme klären. Dann spring mal in die Klamotten, ich bin neugierig.“
Jack grinste und trat dann durch die Tür, auf der ein kleines Männchen prangte.

Nach drei Minuten fand sich Sam wieder an der Theke ein. Die Hose war ihr viel zu weit, das T-Shirt schlabberte nur so um ihren dünnen Körper und hing ihr beinahe in den Kniekehlen. Aber es war warm.
Da kam auch schon Billy mit einer großen Tasse zu ihr, aus der es verführerisch duftete.
„Hier meine Liebe. Trinken Sie erstmal was, um auch innerlich wieder etwas warm zu werden. So wie ich Jack kenne, braucht er wahrscheinlich noch etwas länger.“
Sam lachte und nahm ihm die Tasse aus den Händen. „Ja, so kenne ich ihn auch.“
„Ihr seid alle so nett zu mir.“, meinte Jack mit künstlichem Schmollen, als er sich neben Sam an die Theke stellte. Auch ihm waren die Klamotten viel zu weit. Von der Länge passten sie annähernd.
„Tut mir Leid, Sir.“
„Carter?“
„Ja?“
„Billy legt wert auf einen allgemeine Vorstellungsrunde.“, grinste Jack und zwinkerte ihr verschmitzt zu.
„Oh, okay…“
„Also, Carter: Das hier ist Billy. Ich hab Ihnen ja schon erzählt woher ich ihn kenne und was er so treibt. Billy, das ist Carter. Wir arbeiten zusammen, sie ist Astrophysikerin und so ganz nebenbei auch noch bei der Airforce.“
„Interessant. Ich dachte du hast etwas gegen Wissenschaftler.“, grinste Billy. „Hat Carter auch einen Vornamen?“
„Ja, hat sie.“, antwortete Sam, da es ihr langsam irgendwie etwas zu blöd wurde, wie die beiden Männer über sie redeten, während sie daneben stand.
„Darf man den auch erfahren?“
„Samantha.“
„Der Einfachheit halber aber auch Sam genannt.“, fügte O’Neill an.
„Dann darf ich Sie herzlich in meinem Café willkommen heißen.“, meinte Billy.
„Danke.“
„So, jetzt aber genug gequatscht. Jack, hier ist dein Grog! Ich habe euch ganz hinten einen Tisch reserviert. Er ist schön abgeschirmt, ihr könnt also über alle Top Secret Probleme reden. Oder auch nicht. Wie immer ihr wollt. Die Heizung hab ich übrigens auch etwas höher aufgedreht.“, erklärte Billy und ging voran in das hinterste Eck des Cafés. Das Licht wurde etwas schummrig, was allerdings weniger an der spärlichen Beleuchtung als an der Tatsache zu liegen schien, dass es immer dunkler wurde.
„Vielen Dank. Du hast was gut bei mir.“, meinte Jack und klopfte seinem Kumpel freundschaftlich auf den Rücken.
„Ich werde es mir merken.“

Nachdem Billy sie alleine gelassen hatte, nahmen die beiden Soldaten gegenüber Platz. Jack entfernte die Speisekarte, die in der Mitte des Tisches stand und den Sichtkontakt erschwerte.
Sam wärmte sich ihre kalten Hände an der halbleeren Tasse Grog, während Jack ein paar Schlücke aus seiner Tasse nahm und Sam geduldig ansah.
„Legen Sie los, wenn Sie bereit sind.“
„Na schön. Also wie gesagt, es begann alles damit, dass ich mir in der Prometheus den Kopf anschlug. Ich möchte nicht alles aufzählen, aber das Wichtigste war wohl, dass ich halluziniert habe.“
„Sie haben halluziniert?“, fragte O’Neill ungläubig. Sam Carter war eigentlich mehr dafür bekannt sich immer aufs Wesentliche zu konzentrieren.
„Ja. Ich habe meinen Vater gesehen. Er hat mir etwas erzählt, das mir… er wollte mir die Augen öffnen. Ich denke es hat geklappt, nur nicht ganz in dem Sinne, wie er es sich das vorgestellt hatte.“, versuchte Sam zu erklären, doch irgendwie wusste sie nicht so richtig, wie sie sich ausdrücken sollte.
„Was meinen Sie damit?“
„Ach, ich weiß auch nicht. Ich weiß nicht einmal genau warum ich Ihnen das alles erzähle.“
„Weil es Ihnen nahe geht, weil Sie mit jemandem endlich darüber reden wollen und, so wie es aussieht, weil Sie selbst nicht genau wissen, was Sie von der ganzen Sache halten sollen.“, meinte Jack. Und damit hatte er nicht einmal Unrecht. Sam wusste wirklich nicht, was sie von alle dem halten sollte.
„Ja. Sie haben Recht. Ach, ich weiß auch nicht. Wo soll ich nur anfangen?“
„Am besten am Anfang.“, schlug O’Neill vor und grinste sie an.
„Richtig.“, Sam lachte „Also, als erstes hat mich mein Dad gefragt, ob ich glücklich wäre.“
„Und Ihre Antwort hat er Ihnen nicht geglaubt, oder?“, vermutete Jack.
„Nein, nicht wirklich. Wissen Sie, er hat glücklich irgendwie auf eine spezielle Art gemeint. Ich habe ihm natürlich versichert, dass ich glücklich wäre, dass es in jenem Moment zwar etwas schwierig wäre, aber dass ich glücklich wäre. Das hat er mir nicht abgenommen. Er meinte ich wäre zufrieden, erfüllt, hätte alles im Griff. Und genau das wäre mein Problem.“
„Warum sollte das ein Problem sein?“
„Genau das gleiche habe ich ihn auch gefragt. Er meinte mir fehle etwas Wichtiges in meinem Leben. Ich meinte, dass ich Dinge gesehen hätte, die die meisten Menschen niemals zu Gesicht bekämen. Ich hätte ein unglaubliches Leben. Dad meinte aber, dass ich dennoch alleine wäre und er hatte Recht. Oder ich hatte Recht. Schließlich war er nur eine Manifestation meines Unterbewusstseins. Aber trotzdem… es hat mir zu denken gegeben.“, erklärte Sam mit monotoner und brüchiger Stimme.
„Ich weiß was Sie meinen. Ich weiß es wirklich. Als Soldat, noch dazu ein Soldat, der an einem höchst geheimen Projekt arbeitet, hat man meistens nicht die Zeit für eine Beziehung.“, meinte Jack.
„Ja, da haben Sie wirklich Recht. Trotzdem geht mir der letzte Satz meines Dads nicht aus dem Kopf.“
„Wieso? Was hat er gesagt?“, fragte O’Neill und blickte sie neugierig an.
„Ich erinnere mich noch genau an den Wortlaut. Er sagte zu mir es würde langsam Zeit werden, dass ich die Dinge loslasse, die mich davon abhalten, mein Glück zu finden. Ich würde es verdienen, jemanden zu lieben und geliebt zu werden.“
„Da hatte er auch Recht, oder Sie hatten Recht, wie auch immer Sie das jetzt drehen wollen. Aber ich verstehe nicht, warum Sie darauf so sehr herumnagen.“
„Sir, es ist so… Ich meine, er meinte ich solle loslassen…. Ich spiele mit dem Gedanken beim Stargate Center zu kündigen.“
„Was?“, fragte Jack verblüfft und blickte seinen Major geschockt an.
„Nein, Carter, Sie können nicht kündigen, wir brauchen Sie! Daniel und Teal’C. Janet und Hammond. Die ganze Wissenschaftsabteilung, einfach alle.“
„Was ist mit Ihnen?“
„Ich brauche Sie ganz besonders. Irgendjemand muss mich ja aus dem Schlamassel herausboxen, in den ich uns immer so schön hineinreite. Carter, hören Sie: Ich will nicht, dass Sie etwas überstürzen. Wenn das aber Ihre Entscheidung sein sollte, dann habe ich dafür auch durchaus Verständnis. Sie verdienen es verdammt noch mal geliebt zu werden. Nach alle dem, was Sie für die Erde getan haben.“
„Das habe ich mir auch gesagt, aber die Entscheidung ist so verdammt schwierig. Ich meine, ich weiß, dass ich gerne etwas mehr Freizeit haben möchte, aber ich weiß auch, dass ich im SGC arbeiten möchte. Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll.“
„Diese Entscheidung kann ich Ihnen nicht abnehmen Carter, das ist etwas, was Sie für sich entscheiden müssen. Ich für meinen Teil kann nur sagen, was ich persönlich denke. Und ich denke, dass SG-1 ohne Sie einfach nicht dasselbe wäre, verstehen Sie? Ein Teil würde fehlen, Sie würden fehlen. Ich weiß nicht, ob wir dann noch als so gutes Team unterwegs sein könnten. Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Wer weiß das schon. Letztendlich sollten Sie auf Ihr Herz hören, Carter. Es ist Ihre Zukunft. Nicht meine und nicht die von irgendjemand anderem.“, erklärte ihr Jack, noch immer erschüttert darüber, dass Sam möglicherweise in baldiger Zukunft nicht mehr als Soldatin beim SGC arbeiten würde.
„Ja, Sir.“
„Sam?“
„Huh?“, fragte Sam überrascht darüber, dass ihr Vorgesetzter sie plötzlich bei ihrem Vornamen ansprach.
„Wir sind nicht im Dienst.“
„Ich weiß, Sir.“
„Sagen Sie einfach Jack zu mir.“
„Äh, okay, Sir… äh Jack.“, stammelte Sam.

Nach einer Weile fragte Jack: „Sam? Haben Sie vielleicht Lust noch mit zu mir zu kommen. Dann müssen Sie nicht gleich nach Hause fahren, das Gästezimmer ist nicht belegt und ich habe noch ein paar kühle Bier im Kühlschrank. Ich glaube eine Fertigpizza müsste auch noch irgendwo im Gefrierfach herumliegen.“
„Sir, ich weiß nicht, ob …“
„Sam, ich heiße heute Jack. Außerdem ist es bei mir zuhause gemütlich. Ich habe vor kurzem einen Kamin einbauen lassen, wir könnten uns ein schönes Feuer machen und, naja, grillen können wir nicht, aber es ist schön warm und gemütlich.“
„Sie hatten mich schon bei Kamin, Jack.“, lachte Sam. Wenn es ein Geheimnis gab, das sie stets zu verbergen gewusst hatte, war es, dass sie Feuer jeglicher Art liebte. Sie mochte das Geräusch, wenn die Flammen hungrig an dem Holz emporzüngelten.
„Na schön, dann lass uns mal nachfragen, ob unsere Klamotten schon trocken sind.“, sagte Jack, stand auf und ging, dicht gefolgt von Carter, zu Billy an die Theke.

„Und Probleme gelöst?“, fragte dieser sofort, als er Jack kommen sah.
„Noch nicht ganz alter Junge. Andere Frage: Sind unsere Klamotten schon trocken?“, fragte Jack.
„Ich werde einmal nachsehen.“, meinte Billy und verschwand in dem Hinterzimmer, in dem er die Sachen über die Heizung gelegt hatte. Nach ungefähr einer Minute kam er wieder zurück.
„Tut mir Leid. Die sind noch ziemlich feucht. Wenn ihr jetzt schon los wollt, dann werdet ihr wohl mit meinen Klamotten auf die Straße müssen.“
„Da werden wir dann wohl nicht darum herum kommen. Könntest du die Kleidung in eine Tüte packen, dann hängen wir sie über dem Feuer auf.“
„Geht klar. So wie ich dich kenne, fallen sie dann zwar ins Feuer, aber für die junge Dame werde ich wohl noch eine Tüte auftreiben können.“, lachte Billy und zwinkerte Sam zu.
Wieder verschwand er im Hinterzimmer und kam kurz darauf mit einer dunkelroten Plastiktüte wieder heraus.
„So, da ist alles drin. Der Grog geht auf mich. Lasst euch mal wieder blicken. Ihr passt gut zusammen, ihr zwei.“, meinte Billy und reichte Jack die Tüte.
Sams und Jacks Gesichtsfarbe wechselte von blass zu rot und von rot wieder zu blass. Schließlich pendelte sie sich irgendwo dazwischen ein und beide hatten nur noch ziemlich rote Wangen.
„Ja. Mal sehen. Danke für den Grog.“, murmelte Sam und verließ beinahe fluchtartig das Café. Jack folgte ihr eilenden Fußes, nachdem er sich von seinem Kumpel verabschiedet hatte.

Mittlerweile hatte es aufgehört zu regnen, nur die zahlreichen Pfützen auf der Straße zeugten noch von dem Regen, der nachmittags niedergefallen war.
„Wie kommen wir jetzt zu Ihnen?“, fragte Sam und schlang ihre Arme um ihren Körper. Eine Gänsehaut hatte sich auf ihrer Haut ausgebreitet.
„Mit dem Auto. Es steht hier gleich um die Ecke. Von hier ist es vielleicht eine viertel Stunde bis zu mir.“
„Okay.“
Schweigend gingen die beiden Soldaten zu dem Pickup. Jack schloss beide Türen auf und öffnete Sam die Tür.
„Danke sehr.“, murmelte sie.
„Gerne.“
Auch O’Neill stieg in den Wagen und startete den Motor. Mit einem sanften Vibrieren startete der Motor und Jack lenkte das Auto auf die Fahrbahn.
Die gesamte Fahrt verlief schweigend. Als sie endlich vor Jacks Haus angekommen waren, kramte Jack noch ein wenig in der Tasche seiner Hose, die allerdings in der Plastiktüte steckte, weshalb sich die Suche nach seinem Haustürschlüssel als etwas schwierig gestaltete.
„Hab ihn.“, rief er plötzlich und Sam zuckte erschrocken in ihrem Sitz zusammen. Vorwurfsvoll blickte sie ihn an, worauf Jack ein entschuldigendes Grinsen aufsetze und sich aus dem Wagen schwang. Dieses Mal konnte er Sam die Tür nicht aufhalten. Sie kam ihm zuvor und stand schon auf der Straße, bevor er auch nur die andere Seite des Autos erreichen konnte.
Nun war es an O’Neill seinem Major vorwurfsvoll anzublicken. Sam hob lächelnd die Schultern und folgte ihrem CO, als er den schmalen Schotterweg zu seinem Haus ging. Er drehte den Schlüssel zweimal im Schloss und die Tür sprang auf. Ein angenehmer Duft von frisch gebackenem Kuchen wehte ihr entgegen.
Jack betätigte den Lichtschalter und nach einem kurzen Flackern wurde es hell im Gang.
Sam blickte sich neugierig um.
„Ich bereite schon mal den Kamin vor. Die Schuhe können Sie ruhig anlassen.“
„Nein, lieber nicht. Die sind total verdreckt.“, meinte Sam und streifte sich ihre leichten Turnschuhe von den Füßen. Nur mit Socken an den Füßen lief sie hinter Jack her.

„Sie sehen irgendwie seltsam aus, in den Sachen von Billy.“
„Ist es so schlimm? Ich bin froh, dass sie nicht schon auf dem Boden liegen, so weit, wie die sind.“, beschwerte sich Sam.
„Hm, warten Sie mal. Wenn Sie das Holz richtig aufschichten können, dann sehe ich mal nach, ob ich noch was Engeres im Schrank habe, ich bin ja nicht ganz so mollig, wie Billy.“
„Das ist doch nicht nötig, Jack. Wenn meine Sachen trocken sind, dann ziehe ich sowieso wieder die an.“
„Nichts da, Sie sollen sich wohl fühlen.“, entgegnete Jack und machte sich schon auf in sein Schlafzimmer.
Sam tat wie ihr geheißen und schon nach wenigen Minuten hatte sie es geschafft das Holz aufzuschichten und ein Feuer zu entfachen. Das helle Knistern war ein Wohlklang in Sams Ohren.

„Hier, probieren Sie das mal an.“, kam es von Jack, der gerade wieder ins Zimmer kam und Sam eine dunkelgraue Jogginghose hinhielt. „Ein anderes T-Shirt habe ich leider nicht gefunden.“
„Das macht nichts. Danke Jack.“
„Wenn Sie möchten, können Sie sich im Badezimmer umziehen.“
„Oh, nein, das mache ich schnell hier. Es ist ja nicht so, also ob Sie mich noch nie halbnackt gesehen hätten.“
„Ja… richtig. Ich werde… äh…“, obwohl Jack ganz genau wusste, wie Sam aussah, war es ihm doch etwas peinlich, dass Sam sich vor seinen Augen auszog. Ok, sie zog die Hose aus und hatte einen schwarzen Tanga an, doch das reichte aus. Es war ihm einfach unangenehm, schließlich war ihre Beziehung rein beruflich und rein freundschaftlich.
„Alles in Ordnung?“, fragte Sam, als sie sich die Hose angezogen hatte und Jacks monotonen Blick bemerkt hatte.
„Wie? Ja, äh, klar. Wollen Sie was trinken?“
„Nein, danke. Im Moment nicht. Vielleicht später.“
„Kommen Sie doch etwas näher ans Feuer. Sie haben ja noch immer Gänsehaut.“, forderte Jack sie auf und rutschte ein bisschen beiseite.
Sam ging auf die Einladung ein und setze sich neben ihn auf den Teppich, der vor dem Kamin ausgebreitet war.
Einige Zeit starrten sowohl Jack als auch Sam gedankenverloren in die hellen Flammen des Feuers. Fast schon fühlten sie sich wie auf einer gemeinsamen Mission, nur dass Daniel und Teal’C fehlten.

„Wollen Sie noch immer reden?“, fragte Jack und blickte Sam von der Seite her an.
Sam schüttelte den Kopf. „Nein, nein, ich denke ich habe mich entschieden.“, murmelte sie.
„Und?“, fragte Jack neugierig.
„Ich werde bleiben. Ich glaube ich habe gerade erfahren, dass es sehr viel mehr wert ist gute Freunde zu haben, die immer für einen da sind, als einen Freund zu haben, der vielleicht nach einer Zeit mit einem Schluss macht. Ich habe in Ihnen und allen anderen des Teams die besten Freunde gefunden, die ich jemals hatte.“
„Ich bin so froh, dass Sie sich dazu entschlossen haben zu bleiben. Ich hätte nicht gewusst, wie ich reagiert hätte, wenn Sie anders geantwortet hätten.“
„Ich auch nicht. Ich wüsste nicht, was ich getan hätte, wenn ich dem SGC den Rücken gekehrt hätte. Ich wüsste nicht einmal, womit ich mein Geld hätte verdienen sollte. Ich habe so viele Dinge gesehen, die einfach unglaublich waren. Die will ich beim besten Willen nicht missen. Genauso wenig, wie ich die Missionen und die Personen im SGC missen will. Es ist einfach alles perfekt. Genau wie es im Moment ist.“
„Da stimme ich Ihnen vollkommen zu.“
Wieder herrschte bedächtige Stille zwischen den Beiden.

„Sam? Wie fertig waren Sie wirklich, nachdem Sie von der Prometheus zurückgekehrt sind?“, fragte Jack neugierig.
„Sehr.“, gestand Sam.
„Warum haben Sie dann mit niemanden geredet?“
„Ich weiß nicht. Ich musste mir erst über einige Dinge klar werden, meine Tränen trocknen…“
„Sie haben geweint?“, fragte Jack verblüfft. Ein weiterer Punkt, der nicht zu Sam zu passen schien.
„Ja.“
„Warum habe ich nichts davon mitbekommen? Wie konnten Sie das so gut vor mir verbergen, ich bemerke doch sonst immer alles. Sie sind doch immer so stark.“
„Jeder hat seine schwachen Momente Jack. Auch ich.“
„Ich habe Sie aber noch nie weinen sehen.“, wandte Jack ein. Wohl wissend, dass man nicht alle Tränen sehen konnte.
„Es hat geregnet.“, meinte Sam nüchtern und hob die Schultern. Sie wollte jetzt nicht mehr darüber reden. Sie wollte einfach nur hier sitzen und den Moment genießen. Genießen, dass sie jemanden hatte, der für sie da war, genießen, dass sie ihr Problem endlich lösen konnte. Genießen, dass alles in Ordnung war, genau so, wie es jetzt war.

-Ende-
Diese Geschichte wurde archiviert am http://stargatefanfic.de/viewstory.php?sid=678