Was wenn….? by Chaya93
Summary: Sie wusste ganz genau, wer da hinter ihr stand, und warum er nichts sagte. Weil sie zwei verletzte Seelen waren, die gelegentlich die Anwesenheit des anderen brauchten.
Categories: Stargate SG-1 Characters: Cameron Mitchell, Samantha Carter (SG-1)
Genre: Friendship, UST
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 1917 Read: 2511 Published: 05.01.11 Updated: 05.01.11
Story Notes:
Anmerkung: Sie lag schon eine ganze Weile bei mir rum… jetzt hab ich beschlossen, dass sie fertig ist ;) – Freue mich auf Feedback =)

1. Kapitel 1 by Chaya93

Kapitel 1 by Chaya93
-+-+-+-+-+ Was wenn….? +-+-+-+-+-+


Was, wenn sie jetzt einfach ihre warme Winterjacke auszog und sie fein zusammengefaltet in den nassen, kalten Schnee legte?
Was, wenn sie sich danach auch ihrem dicken Pulli entledigte und ihn neben der Jacke positionierte?
Was, wenn danach auch das dünne Top, das sie noch über ihrem BH trug, in dem kalten Schnee landete?
Was, wenn sie auch ihre Hose, die Schuhe, und die Mütze nicht anbehalten wollte?
Was, wenn sie sich einfach der tröstenden Kälte des ersten Schnees diesen Jahres hingeben wollte? Der Schnee, der sich so weich und beinahe liebevoll um ihren ausgezehrten Körper schmiegte, der ihr immer wieder leise einreden wollte, dass sie sich vor nichts zu fürchten brauchte, dass er ja hier war und auf sie aufpassen würde, dass ihr nichts passiert.
Was, wenn sie das alles glauben würde?



Ein leises Seufzen entwich ihren Lippen, als sie auf den Schnee hinab blickte. Sie wusste, dass es falsch war, wusste, dass sie ihre Kleidung anbehalten musste, wusste, dass ihr der Schnee keineswegs freundlich gesinnt war, sondern nur darauf wartete, ihr die Wärme zu entziehen.
Aber trotzdem gelang es ihr nicht sich diesem Bann, der von dem kühlen Nass ausging, zu entziehen. Sie konnte es nicht… warum nur hatte sie nicht die Kraft sich zu befreien?

Mit einem leisen, kaum hörbaren Schluchzen ließ sie sich auf die Knie fallen und vergrub ihre Hände in dem kalten Schnee, der auf ihren warmen Händen sofort zu schmelzen begann und als Wasser zurück auf den Boden tropfte, wo er sofort wieder zu gefrieren begann. Geistesabwesend fuhr sie mit dem Zeigefinger durch den Schnee, malte etwas, von dem sie selbst nicht wusste, was es werden sollte.
Mit Tränen in den sonst so fröhlich strahlenden Augen blickte sie auf, sah der Sonne zu, wie sie sich für die Nacht zurecht machte und den Himmel um sie herum in ein helles Rot tauchte.
Sie schloss für einige Sekunden die Augen, versuchte sich zu sammeln und die Kälte zu ignorieren, die langsam von ihren Beinen Besitz ergriff. Tief atmete sie ein und aus. Erst dann traute sie sich wieder die Augen zu öffnen. Sie sah auf den Boden, wollte wissen, was sie gemalt hatte. Ob es eine Bedeutung hatte, oder ob es nur wirre Striche waren, die sich zu keinem bestimmten Muster zusammenfügen ließen. Letztendlich war es ihr egal, doch zumindest wollte sie es wissen.
Sie atmete scharf aus, als sie erkannte, was sie unbewusst in den Schnee gezeichnet hatte: Ein trauriges Smiley…
Erschrocken blickte sie auf, als sie Schritte hörte, die immer näher kamen. Mit einer schnellen Bewegung verwischte sie das Smiley und bedeckte die Stelle, an der es sie vor wenigen Sekunden noch so traurig angeblickt hatte, mit frischem Schnee. Danach fuhr sie sich mit beiden Händen über die Augen, um auch ihre eigene Traurigkeit wegzuwischen. Sie fuhr sich durch das blonde Haar, schüttelte einmal heftig den Kopf und schon standen ihre kurzen Haare frech, wie eh und je nach allen Seiten ab. Nur ihre hübschen, blauen Augen, die so viel Schmerz und unendliche Traurigkeit ausstrahlten, wollten nicht so ganz in das Bild passen.

Das knirschende Geräusch schwerer Soldatenstiefel auf dem Schnee wurde immer lauter. Wie weit war der andere entfernt? Vier Meter, fünf? Sie wusste es nicht und es war ihr auch egal. So, wie ihr in letzter Zeit so vieles einfach egal war. Mit einem Mal verklangen die Schritte hinter ihr. Sie wollte sich umdrehen, wissen, warum dieser Jemand hinter ihr stehen geblieben war und trotzdem nichts sagte. Doch sie tat es nicht.
Sie wusste ganz genau, wer da hinter ihr stand, und warum er nichts sagte. Weil sie zwei verletzte Seelen waren, die gelegentlich die Anwesenheit des anderen brauchten. Es gab nur einen kleinen Unterschied: Er kam damit klar, er hatte es schon einmal geschafft sich aus seiner Lage zu befreien und er tat es wieder, er schaffte es erneut, hatte die Zeit der Qualen schon hinter sich. Bei ihr war das alles anders…

Plötzlich spürte sie eine Hand auf ihren Schultern, die ihr für den Moment jeden Halt gab den sie brauchte. Der die Kälte des Schnees überhaupt nicht mehr so reizvoll erschienen ließ. Sie konnte fast spüren, wie er sich hinter sie kniete. Sein warmer Atem kitzelte an ihrem nackten Hals.
„Hey“, ertönte nun endlich seine Stimme. Er sprach leise und ruhig.
„Hey“, antwortete sie ihm, blickte ihn allerdings nicht an. Zu sehr war sie in ihrer Traumwelt verloren, sodass sie gar nicht merkte, dass er wieder aufgestanden war und sich neben sie in den Schnee gesetzt hatte.
Mit der linken Hand hielt er ihr einen Pappbecher hin, aus dem es verführerisch dampfte. Tief nahm sie den Geruch frisch gebrühten Kaffees in sich auf. Sie lächelte ihn an, als er ihr den Becher in die Hand drückte und an seinem eigenen Kaffee nippte.

So unauffällig, wie möglich betrachtete Cameron, wie Sam im Schnee saß. Ihre Hose war durch den Schnee fast vollkommen durchnässt, sodass er nur hoffen konnte, dass sie sich keine Erkältung holte. In letzter Zeit hatte er immer häufiger bemerkten müssen, dass Sam… anders war. Sie verhielt sich anders, immer seltener fand er ein Lächeln auf ihrem wunderschönen Gesicht, immer häufiger distanzierte sie sich von ihren Freunden um alleine zu sein. Fast jedes Mal fand er sie dann auf dem Cheyenne Mountain, wo sie einfach dasaß und der Sonne zusah, wie sie unterging.
Zu gerne würde er wissen, was ihr so zu schaffen machte, dass sie nicht einmal mit ihm reden, dass sie sich nicht von ihm helfen lassen wollte. Und das, obwohl er eigentlich gedacht hatte, dass sie Freunde waren. Klar, sie kannten sich erst seit ein paar Monaten, doch das reichte ihm voll und ganz aus, schließlich hatten sie schon sehr viel zusammen durchmachen müssen. Er würde seine Probleme sofort mit Samantha Carter teilen, weil er wusste, dass sie ihm zuhören würde und vielleicht sogar eine Lösung für ihn hatte. Es machte ihn traurig, dass sie nicht so über ihn dachte.

„Cam?“
„Hmhm?“
„Was tust du hier oben?“, fragte Sam, ohne ihren Gesprächspartner anzusehen. Stattdessen widmete sie sich wieder ausgiebig dem Schnee, der einerseits so verdammt kalt war und ihre Hose schon fast komplett durchnässt hatte, auf der anderen Seite aber so viel Geborgenheit und Wärme ausstrahlte, dass sie sich gar nicht entscheiden konnte, ob er jetzt gut oder schlecht war. Vielleicht sollte sie es ausprobieren, sich einfach fallen lassen und sehen was passiert. Vielleicht war er wirklich so liebevoll, wie sie dachte, dann würde es ein sehr schönes Erlebnis werden, und wenn nicht… dann würde sie sich einfach wieder aufsetzen und weitermachen, wie bisher.
„Ich bringe dir Kaffee.“, meinte Cameron nüchtern. Was hätte er auch sagen sollen? Dass er sich Sorgen um sie machte und er nicht wollte, dass sie hier alleine war? Vermutlich wäre dies das Beste gewesen, doch es zu denken war eine ganz andere Sache, als es auch tatsächlich auszusprechen.
„Das hast du ja jetzt.“
„Hmhm.“

Und wieder schwiegen sie. Nippten an ihrem Kaffee. Schwiegen weiter.
Sam hatte wieder angefangen Smileys in den Schnee zu malen. Doch dieses Mal waren sie weder traurig, noch fröhlich. Sie hatten keinen besonderen Ausdruck irgendeines Gefühls – und vielleicht hatte Sam den auch nicht.
Cam wusste nicht so recht, was er tun sollte. Sollte er hier bei Sam bleiben und ihr dabei zusehen, wie sie Smileys in den Schnee malte, oder sollte er wieder verschwinden und sie sich selbst überlassen? Er seufzte. Wenn er diese Entscheidung doch aus rein objektiver Sicht betrachten könnte… doch das konnte er nicht. Nicht mehr. Es war einfach zu viel passiert…

Er fuhr sich mit der Hand durch das Haar, in dem sich mittlerweile schon ein paar Schneeflocken verfangen hatten. Cam hatte es gar nicht mitbekommen, dass es leicht zu schneien begonnen hatte, als plötzlich ein unterdrücktes Husten neben ihm erklang.
Besorgt blickte er zu Sam, die nun die Beine an ihren Körper gezogen und ihre Hände fest um den mittlerweile fast leeren Kaffeebecher geschlungen hatte. Cam ließ seinen Blick ernst über ihren Körper schweifen und erkannte so, dass sie immer wieder unkontrolliert zitterte.
„Sam. Lass uns reingehen, ok? Du bist vollkommen durchnässt.“
Sie schüttelte den Kopf „Nein, ich will noch nicht rein. Ich… nur noch ein paar Minuten, ok. Ich… ich komm dann schon.“

Nach einem resignierenden Seufzer nickte Cameron schließlich. Er wusste, dass er Sam zu nichts zwingen konnte und das wollte er auch nicht. Aber er würde sich auf keinen Fall alleine lassen, das war sicher. Also blieb er hier neben ihr sitzen, auch wenn es ihm mittlerweile verdammt kalt war. Doch das war nur ein temporäres Gefühl, das würde vorübergehen, wenn er sie endlich überreden konnte wieder mit ihm ins Warme zu gehen.
Unmerklich rutschte er näher an Sam heran und konnte ihr Zittern schon beinahe physisch fühlen. Verdammt, warum hatte sie sich nicht wenigstens eine Decke mitgenommen und warum zum Teufel hatte er selbst auch nicht daran gedacht?
Allen vorhandenen Mut zusammennehmend legte Cam schließlich seinen Arm um ihre Schultern. Erschrocken stellte er fest, dass ihr ganzer Körper verspannt war, als er sie berührte. Nicht zum ersten Mal an diesem Tag fragte er sich, was zum Teufel mit Sam los war, als sie urplötzlich in seine Arme fiel und sich an seiner dicken Jacke festklammerte. Liebevoll zog er sie ans sich und hielt sie fest. Ganz fest.
„Oh Gott, Cam“, sagte sie leise und schluchzte.
„Ist gut, Sam. Ist gut“, redete er leise auf sie ein und strich ihr immer wieder beruhigend über den Rücken, während er sie einfach im Arm hielt. Er wusste nicht, warum sie weinte, er wusste nicht, warum sie sich plötzlich dazu entschlossen hatte ihm zu vertrauen. Aber es machte ihm nichts aus. Es war ihm einzig und alleine wichtig, dass sie es getan hatte.
Mitchell zog sie noch ein klein wenig enger an sich heran, roch ihr Parfüm, fühlte ihr blondes Haar, das ihm auf der nackten Haut kitzelte.
Eine ganze Weile, die ihm wie eine halbe Ewigkeit vorkam, saß er da, hielt sie einfach nur im Arm, strich ihr von Zeit zu Zeit über das vom Schnee feucht gewordene Haar.



Nach einiger Zeit hob Samantha schließlich den Kopf, lockerte ihren Griff um Cams Jacke und schlang ihre Arme stattdessen um ihn und lehnte ihren Kopf gegen seine starke, vom Krafttraining gestärkte Schulter.
„Danke“, murmelte Sam leise und schloss erschöpft die Augen, die vom Weinen noch immer leicht gerötet waren.
„Wofür? Das ist doch selbstverständlich“, meinte Cam und lachte leise.
„Trotzdem. Danke.“
Cameron nickte und legte seinen Arm um Sam, zog sie noch enger an sich, um seine eigene Körperwärme noch weiter mit ihr teilen zu können.
Sanft nahm er ihre Hände in die seinen und fühlte, sie sie langsam etwas wärmer wurden.
Das war zwar nicht alles, aber es war genug.
Zumindest für den Moment.

- ENDE -
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