MSN Atlantis

Nervös klappte Elizabeth ihren Laptop auf, nachdem sie sich unter ihre Bettdecke gekuschelt hatte. Sie konnte es kaum noch erwarten online zu gehen und ihren Gedanken und Gefühlen freien Lauf zu lassen. Zu anstrengend war der heutige Tag wieder einmal gewesen und nun sehnte sie sich nur noch nach einem entspannenden Chat mit ihrem unbekannten Verehrer.
Es war toll, dass einer der Wissenschaftler auf die Idee gekommen war, über das Internet einen Messenger einzurichten, in dem man sich identitätslos bewegen konnte. Keiner musste seinen Namen, seine Position oder sonst irgendeine Information über sich preisgeben und darüber war Elizabeth sehr dankbar. Sie hatte sich anfangs dagegen gewehrt, doch nun fand sie es einfach nur herrlich online zu gehen und anonym all das los zu werden, was sie beschäftigte.
Der Messenger bestand aus einigen großen Chatträumen, doch dem war Elizabeth schnell entwichen, weil es ihr zu viel Hektik gewesen war und sie außerdem ziemlich rasch jemanden gefunden hatte, der sich mit ihr auf dem gleichen Level bewegte.
Nun wurden ihre stundenlangen entspannenden Diskussionen in einem privaten Chatraum abgehalten, der dem MSN Messenger auf der Erde nahe kam.
Mit einem vorsichtigen Tippen auf die Enter-Taste begann auch schon der Einwahlvorgang und ehe sie sich versah, war Liz online. Sie konnte kaum mit den Augen blinzeln, ehe die erste Nachricht hereinsummte. Mit einem zarten zufriedenen Lächeln auf den Lippen, ließ sich Elizabeth in ihr weiches Kissen sinken, bevor sie begann die ersten Zeilen zu lesen und darauf zu antworten.

- online -

Southern Comfort (22:26):
Guten Abend!…. Hab dich schon beinahe vermisst!
Red_Chick (22:26):
Hi! Oh danke, dass es nur beinahe war *g*
Southern Comfort (22:27):
Um ehrlich zu sein, hab ich dich ganz sehr vermisst, doch das erzähl ich dir nicht, denn sonst wirst du wieder eingebildet!
Red_Chick (22:28):
Was heißt hier ‚wieder eingebildet'?
Southern Comfort (22:28):
Hey, das war nur ein Scherz! Du weißt doch genau, dass ich es nicht so meine...
Red_Chick (22:29):
Ich weiß, tut mir leid! Ich hatte heute nur einen anstrengenden Tag.
Southern Comfort (22:29):
.. mein armer süßer Schatz *drück* Erzähl mal, was war denn so los bei dir?
Red_Chick (22:30):
Danke. Och nicht viel .. einfach nur viel um die Ohren, mehr nicht. Bei dir?
Southern Comfort (22:31):
Uhh.. mir war eher langweilig, hatte nichts zu tun … außer von dir zu träumen!
Red_Chick (22:31):
Von mir? *g* Na, dass du dir da mal nicht Alpträume einfängst.
Southern Comfort (22:31):
Jetzt sei nicht so … du weißt genau, was für eine umwerfende Frau du bist. Die Männer um dich herum haben bloß keinen Geschmack oder sind blind, da sie nicht auf dich achten.
Red_Chick (22:32):
Willst du mir jetzt schmeicheln? *g*
Southern Comfort (22:32):
Ich würde dir die Sterne vom Himmel holen würde, wenn du mich lassen würdest...
Red_Chick (22:32):
Ich weiß …. Es ist nur...
Southern Comfort (22:33):
Nur was?
Red_Chick (22:33):
Wenn du wissen würdest, wer ich wirklich bin … dann würdest du dir das alles ganz schnell überlegen!
Southern Comfort (22:34):
Gott, jetzt kommt das schon wieder … Hey, du bist für mich die perfekte Frau, egal wer du bist und wer du nicht bist! Wir chatten schon lange genug, sodass ich mich dazu in der Lage fühle, das zu sagen.
Red_Chick (22:35):
.. zu sagen...
Southern Comfort (22:35):
Iich meins auch so... Ich ...
Red_Chick (22:36):
-?-
Southern Comfort (22:36):
Ich weiß nicht, wie ich das sagen soll … Ich tu mich etwas schwer, meine Gefühle richtig auszudrücken...
Ich wollte eigentlich nur sagen, dass … dass noch nie zuvor eine Frau solche … Gefühle in mir ausgelöst hat wie du es tust *blush*
Red_Chick (22:37):
Oh...

--

Und da war Elizabeth schon wieder einmal.
Gefesselt von seinen Worten und unfähig weiter zu schreiben und ihm klar zu machen, dass sie die gleichen Empfindungen hatte. Es war alles eine komplizierte Sache und sie hätte sich niemals darauf einlassen sollen, doch dieser Kerl ging ihr mehr zu Herzen als sie ursprünglich beabsichtigt hatte.
Fast jedes Mal, wenn sie damit begannen zu schreiben, rutschten sie auf die ‚Gefühle-für-einander' Ebene ab und die Sache schmerzte. Southern Comfort wusste immer so … perfekte, herzerwärmende Dinge zu sagen, dass sich Elizabeth etwas überrumpelt fühlte. Klar, die Gespräche mit ihm waren angenehm und äußerst entspannend, doch die Tatsache, dass sie diesem Mann nie ‚begegnen' würde, tat weh.
Elizabeth wusste zwar, dass Southern Comfort sie unbedingt treffen wollte, doch dies ging ihr zu weit. Sie wollte keine Beziehung mit einem Expeditionsmitglied beginnen, egal wie sehr sie sich zu ihm hingezogen fühlte. Außerdem war da noch die Angst davor, wie er reagieren würde, wenn er Elizabeth Weir antraf und wahrscheinlich nicht die Frau, die er sich erwartet und erhofft hatte.
Es war schlicht und einfach zu kompliziert, um richtig real zu werden.
Auch wenn sich Elizabeth eingestehen musste, dass sie diesem Mann verfallen war, gab es ihr nicht den Mut, ihm in die Augen zu blicken. Jedes mal, wenn sie schon daran dachte ihn eines Tages zu treffen, wurde sie nervös. Sie konnte ihr Blut in ihren Adern rauschen fühlen, ihr Herz machte leichte Sprünge und Nervosität breitete sich aus.
Sie wusste nicht, wie dies möglich war, dennoch geschah es einfach mit ihr.
Elizabeth vermutete, dass Southern Comfort genauso fühlte, doch so ganz genau wollte sie es gar nicht wissen. Je mehr er auf seine Gefühle einging, desto mehr verschlug es ihr die Sprache und sie wusste nicht mehr, was sie entgegnen sollte.
Es klang so verrückt, doch es entsprach der Wahrheit. Sie hatte sich in einen Mann verliebt, den sie nicht wirklich kannte und der ihr die schönsten Dinge sagte. In einen Mann, der so … perfekt für sie schien und von dem sie für immer gehalten werden wollte.
Unsicher tippte sie leicht auf die einzelnen Buchstaben ihre Tastatur, ohne etwas zu schreiben. Es war, als würde man von einem Moment auf den anderen einen Riegel vorschieben, der ihr ganzes Gehirn lahm legte.

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Southern Comfort (22:43):
Bist du noch da?
Red_Chick (22:47):
Oh ja... Entschuldige! Ich bin nur etwas müde und unkonzentriert.
Southern Comfort (22:48):
Das ist schon okay. Vielleicht wäre es einfach besser, wenn du dich in dein Bett legen würdest und dich einmal richtig ausschläfst. Es würde dir mit Sicherheit gut tun! Wir können ja Morgen jeder Zeit weiterquatschen … ich werde auf dich warten!
Red_Chick (22:48):
Vielleicht hast du Recht...
Southern Comfort (22:49):
Nicht vielleicht, ich habe Recht!
Na komm, kuschele dich ins Bett und schlaf. Du wirst sehen, dass es dir dann morgen früh besser geht.
Red_Chick (22:49):
Aber...
Southern Comfort (22:49):
Nichts ‚aber'.
Red_Chick (22:50):
Na schön *hmpf* Ich leg mich schlafen!
Southern Comfort (22:50):
*grinst-zufrieden*
Dann wünsch ich dir 'ne angenehme Nacht und träum was Schönes ... (von mir oder so)
Red_Chick (22:51):
Danke, du auch. Gute Nacht, mein Kleiner! *g*
Southern Comfort (22:51):
Gute Nacht! *drück*

- offline -

Mit einem leisen Seufzer klappte Elizabeth den Laptop zusammen und schob ihn zur Seite.
All zu gern würde sie doch wissen, wer dieser attraktive Unbekannte war, doch etwas in ihrem Inneren hinderte sie daran, ihn nach seinem richtigen Namen zu fragen.
Wahrscheinlich würde dann auch ihre Welt zusammenbrechen, weil sie womöglich gar nicht mit dieser Person gerechnet hatte. Ein Beispiel dafür wäre McKay.
Wäre McKay Southern Comfort, würde Elizabeth es gar nicht wissen wollen, denn sie würde bloß im Erdboden versinken, vor laute Scham und Unwohlsein. Nicht dass sie etwas gegen McKay hatte, doch er war einfach nicht der Typ, der ihr Herz höher schlagen lassen würde… egal wie schön die Worte über MSN Atlantis auch sein mochten.
Elizabeth schüttelte sich leicht, um diesen ‚grauenvollen' Gedanken zu vertreiben, ehe sie sich vollends in ihr Bett kuschelte und sich die Decke bis zum Hals hinauf zog. Es dauerte auch nicht lange, bis sie träumerisch in tiefen Schlaf driftete, während wo anders in der Stadt noch hell die Lichter brannten.
Doch auch schon bald wurde es dort ebenfalls ruhig, nachdem harte Boots und eine dunkle Uniform den Boden mit einem lauten Knall berührt hatten, ehe sich ein träger, muskulöser Körper in seinem schmalen Bett niedergelassen hatte.

- Fin -