Message

Wo immer er auch hinkam, er hatte das Gefühl von jedem komisch angesehen zu werden und er wusste einfach nicht wieso.
Hatte er irgendetwas Falsches an? Oder war ihm plötzlich ein zweiter Kopf gewachsen?
Soweit er es überblickte war mit seiner Kleidung alles in Ordnung und auch einen zweiten Kopf konnte er beim besten Willen nicht entdecken. Doch warum starrten ihn dann alle so seltsam an? Es schien, als wären sie belustigt und wenn er ihre Blicke erwiderte, senkten die Meisten grinsend den Kopf.
Es war nicht normal, es war gewiss nicht normal und doch wollte ihm einfach nicht bewusst werden, weswegen die Anderen sich so seltsam verhielten.
Auf die Frage, wieso sie ihn so komisch ansahen, hatte ihn eine Gruppe von 3 Frauen nur kichernd angeblickt und sich dann entfernt, ohne ihm seine Frage zu beantworten.
Es musste einen Grund geben und nicht zum ersten Mal schaute er verstohlen an sich herunter, ohne einen möglichen Grund für dieses seltsame Benehmen der anderen Expeditionsmitglieder zu entdecken.
Es machte ihn so langsam wahnsinnig, seine Nerven spannten sich immer mehr an und seine Laune sank gefährlich in Richtung Nullpunkt.
Frustriert machte er sich auf den Weg zum Gateraum und hoffte, dass Elizabeth ihm erklären konnte, was auch immer er anscheinend nicht wusste, beziehungsweise was auch immer er anscheinend nicht sehen wollte.

***

"Okay, ist mir ein zweiter Kopf gewachsen, oder habe ich zwei verschieden farbige Socken an, oder noch etwas vom Frühstück zwischen den Zähnen hängen?", fragte er ohne Gruß, als er Elizabeths Büro betrat.
Diese blickte auf und zu seinem unermesslichen Missfallen zierte auch ihren Mund ein belustigtes Lächeln.
"Was ist denn los?", wollte sie wissen und stellte ihm somit eine Gegenfrage.
"Überall wo ich hingehe starren mich die Leute komisch an und ich weiß nicht wieso", teilte er ihr mürrisch mit und nun grinste sie wirklich.
Prima! Also wusste sie anscheinend auch etwas, das ihm entgangen war und er warf ihr einen beleidigten Blick zu.
"Was?", fragte sie, behielt das Lächeln allerdings bei, weswegen er mürrisch das Gesicht verzog.
"Weißt du etwas, dass ich nicht weiß?" John blickte sie genervt seufzend an und sie stand von ihrem Platz auf, um ihn herausfordernd anzuschauen.
"Sagen wir mal so: Direkt kannst du für diese Blicke nichts", meinte sie und man konnte ihm ansehen, dass er mit diesen Worten nichts anzufangen wusste. "Indirekt allerdings schon", fuhr sie fort und erntete einen weiteren verwirrten Blick seinerseits.
"Wieso indirekt? Was hab ich getan?", wollte er wissen und wieder schlich sich ein Grinsen auf Elizabeths Gesicht.
Sie blickte ihn einen Moment an, schüttelte dann kurz den Kopf und er hätte schwören können, dass eine leichte Röte ihre Wangen überzog.
Schließlich hob sie ihren Blick wieder und zog demonstrativ den Reisverschluss ihrer Jacke nach unten. Als diese auseinander klaffte spürte er, wie ihm der Kiefer nach unten sackte und er konnte sich nicht entscheiden, ob er wütend sein oder ob er einem aufsteigenden Lachkrampf nachgeben sollte.
Elizabeth trug ein weißes Hemd in dessen Mitte sein Kopf gedruckt war und als wäre dies nicht schon schlimm genug, stand neben seinem Gesicht deutlich zu lesen 'I love Shep'!
Nun wurde ihm alles klar und der Grund, warum ihn alle verstohlen grinsend angeblickt hatten, war nun auch ihm verständlich.
"Ich dachte …", fing John an, musste allerdings wieder stoppen, da ihn sein Gesicht auf Elizabeth Shirt zu sehr ablenkte. Er würde gerne wissen, wie sie auf diese Idee gekommen war und was sie dazu veranlasst hatte, dieses Motiv zu tragen. All das würde er sie wohl noch fragen müssen, doch davor musste er erst noch zum wesentlichen zurückkommen und so strengte er sich an und ignorierte ihr Shirt so gut es ging.
"Ich dachte, wir wollten unsere Beziehung langsam und vorsichtig öffentlich machen", gab er zu Bedenken und erinnerte sich nur zu gut an ihr letztes Gespräch, das darüber gehandelt hatte.
"Na ja, ich hab es doch vorsichtig und langsam verbreitet", meinte Liz grinsend und blickte kurz auf ihr Shirt hinunter. Sie fand es gelungen und statt die Beziehung mit Worten öffentlich zu machen, hatte sie es nun per Shirt-Message getan, was nicht unbedingt unauffälliger war, ihr allerdings weniger Nerven abverlangte, als ein langsames herantasten an eine in der Öffentlichkeit stehenden Beziehung.
"Langsam und vorsichtig … deswegen grinst mich auch jeder an, dem ich begegne", stellte John ironisch fest und hatte die anfängliche Überraschung mittlerweile überwunden. "Du hast es schnell und brutal gemacht."
Auf Atlantis konnte man Geheimnise schlecht vorsichtig und langsam verbreiten, es war möglich, allerdings nicht, wenn man Elizabeth Weir hieß, die Leiterin dieser Expedition war und auch noch ein so auffälliges Shirt trug.
Elizabeth Shirt Nachricht hatte sich aller Wahrscheinlichkeit nach wie ein Lauffeuer verbreitet und inzwischen gab es sicher kaum jemanden, der noch nicht davon wusste. Es war einfach zu auffällig.
Seine Mundwinkel zuckten und er konnte sich ein aufsteigendes Grinsen nicht verkneifen. "Du bist wirklich unmöglich", meinte er nach einem weiteren Blick auf ihr Hemd.
"Ich finde die Idee gut", beharrte Liz auf ihrer Entscheidung und strich sich über ihre Message. "Allerdings hat sie einen Nebeneffekt, den ich nicht erwartet hatte", fügte sie nachdenklich hinzu und runzelte die Stirn.
"Und der wäre?", wollte John wissen und warf ihr einen fragenden Blick zu.
"Nun ja … ich gestehe dir hier auf diesem Shirt meine Liebe … allerdings steht nichts dabei, was darauf hindeutet, dass du sie erwiderst und so wurde ich bereits von einer vorlauten Wissenschaftlerin gefragt, wie es denn um deine Gefühle bestellt ist", erklärte sie und sah ihn mit funkelnden Augen an, die ihn nichts Gutes erahnen ließen.
"Soll heißen?", fragte er und versuchte das Misstrauen zu unterdrücken, was nicht so einfach war, da er Elizabeth inzwischen gut genug kannte, um zu wissen, dass sie auf irgendetwas hinzielte.
Ohne zu antworten zog sie ein weiteres weißes Shirt unter dem Schreibtisch hervor und laut seufzend erkannte er ihr Gesicht darauf, dicht neben einem Schriftzug der verkündete: ‚I love Weir'
"Das ist nicht dein Ernst!", entgegnete er entgeistert, als sie ihm das Stück Stoff zuwerfen wollte.
"Hey, ich habe meine Liebe zu dir öffentlich gemacht und jetzt bist du dran", sagte sie und grinste ihn frech an, bevor sie ihm das Shirt zuwarf und er sich wohl oder übel in sein Schicksal fügen musste.

Fin