Pathways by Xily
Summary: Als Dr. Liliana Swain nach Atlantis kommt, sieht John sich mit seiner Vergangenheit und damit verbundenen Erinnerungen konfrontiert, die er lieber vergessen hätte.
Categories: Stargate Atlantis Characters: Elizabeth Weir, John Sheppard, Multi-Chara, Own Character
Genre: Friendship, Romance
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 27738 Read: 2725 Published: 23.12.10 Updated: 23.12.10

1. Kapitel 1 by Xily

Kapitel 1 by Xily



Short-Cut: Als Dr. Liliana Swain nach Atlantis kommt, sieht John sich mit seiner Vergangenheit und damit verbundenen Erinnerungen konfrontiert, die er lieber vergessen hätte.
Spoiler: 2. Staffel
Charaktere: Sheppard/Weir, Multi-Charakter, OC
Kategorie: Friendship, Romance
Rating: PG-13
Author's Note: Keine Ahnung, wie ich damals auf diese Idee kam, aber irgendwie hatte ich wohl Lust, mal wieder etwas Längeres zu schreiben :D Außerdem dichte ich John immer wieder gern einiges in seiner Vergangenheit an und ein paar Dinge in der FF sind - wenn auch nicht ganz so extrem - aus meinem Leben gegriffen *lol*
Widmung: Für Nin, die sofort wusste, woher der Name Liliana Swain stammt *lol* Und für Sühsi und Anyana :D
Disclaimer: MGM Television Entertainment
Feedback: Ja, bitte :D feff@gmx.de

Pathways


Es war noch früh am Morgen, als John Sheppard pfeifend durch den Korridor in Richtung Kantine lief, um den Tag mit einem ordentlichen Frühstück zu beginnen.
Die Sonne war eben erst aufgegangen und wieder einmal fragte er sich, wie er zu dieser Zeit bereits so fit sein konnte, da dies sonst eher selten der Fall war.
Er nickte grüßend einem Wissenschaftler zu, der ihm mit hektischen Schritten entgegenkam und leise pfeifend betrat er die Kantine, die selbst zu dieser noch relativ frühen Zeit gut gefüllt war.
Ein schneller Blick durch den Raum zeigte ihm, dass auch Elizabeth hier war und lächelnd stellte er sich an die Theke und entschied sich für einen Kaffee und eine große Portion Rührei.
Bewaffnet mit seinem Frühstück lief er um die Tische und Stühle herum, ehe er sich ohne zu Fragen zu Elizabeth an den Tisch setzte.
Mehr überrascht als genervt blickte sie auf und schüttelte aufgrund seines schelmischen Grinsens nur lächelnd den Kopf.
Er wusste sehr genau, wie wenig sie es mochte, wenn er sie auf diese Weise störte und gerade deswegen tat er es.
"Guten Morgen", grüßte er sie schließlich und gab ihr einen schnellen Kuss, ehe er den Blick auf seinen üppig gefüllten Teller richtete, von dem ein angenehmer Duft ausging.
"Das ist Ansichtssache", meinte sie leise und als er sie fragend ansah, deutete sie nur auf die vielen Berichte, die neben ihrem Tablett lagen und auf einiges an Arbeit hinwiesen.
"Viel zu tun?", erkundigte er sich trotz des Berges an Berichten und trank einen Schluck des heißen Kaffees.
"Die Lageinspektion der Stadt stand an und aus diesem Grund habe ich hier von jedem Bereich eine Meldung, was wir alles von der Erde herbringen lassen sollten."
"Fehlt soviel?"
"Laut den Berichten, ja", meinte sie und es schwang ein genervter Tonfall mit, den er durchaus nachvollziehen konnte.
Das Leben auf Atlantis war nie einfach gewesen und nicht zum ersten Mal bewunderte er die Arbeit, die sie hier tat und die sie auch mehr als gut bewältigte.
"Wieso bist du eigentlich schon wach?", fragte sie dann und blickte ihn neugierig an, was er mit einem Schulterzucken und einem Lächeln quittierte. Sie bezog sich darauf, dass das Team die nächsten Tage frei hatte und es noch recht früh war, eine eher untypische Zeit, zu der er sonst nur selten aufstand.
"Ich dachte mir, ich leiste dir beim Frühstücken Gesellschaft", meinte er und sie sah ihn mit einem Lächeln an, das ihm zeigte, dass sie ihm nicht wirklich glaubte.
"Ich konnte nicht mehr schlafen", sagte er dann wahrheitsgemäß und widmete sich seinem Rührei, das er möglichst noch essen wollte, solange es warm war.
"Gibt es sonst noch etwas Neues?", fragte er, nachdem er das Rührei probiert hatte und deutete auf die vielen Berichte.
Sie nickte und nahm sich einen der Berichte, den sie wohl erst gelesen hatte, da er relativ weit oben auf dem Stapel lag.
"Stargate Command schickt uns noch zusätzliches Personal", sagte sie schließlich und er zog fragend die Augenbraue nach oben.
"Wozu brauchen wir zusätzliches Personal?"
"Es sind vorwiegend Wissenschaftler, die dabei helfen sollen, die Stadt und die Technik zu erkunden."
"Haben wir nicht schon genug Wissenschaftler?", fragte er und verzog das Gesicht, als sie ihn mahnend ansah.
Abwehrend hob er die Hände. "Schon gut…wer kommt alles?"
Elizabeth reichte ihm den Bericht und seufzend nahm er ihn entgegen. Es waren verschiedene Namen gelistet und während er sie mehr oder weniger überflog, vernichtete er nebenher einiges von dem Rührei auf seinem Teller.
"Und das sind alles Wissenschaftler?", fragte er und sie nickte, während sie bereits den nächsten Bericht in der Hand hielt.
Gemächlich las er weiter, ehe er an einem Namen hängen blieb, der ihn erstarren ließ.
"Liliana Swain?", fragte er und sie blickte anhand der Ungläubigkeit in seiner Stimme auf.
"Du kennst sie?", hakte sie nach und legte den Bericht beiseite und sah ihn überrascht an. Sie hätte nicht erwartet, dass er einen der Namen kennen würde, da er nie jemand gewesen war, der allzu viel mit Wissenschaftlern zu tun hatte.
"Ja…", meinte er langsam und hatte den Blick immer noch auf den Namen gehaftet.
"…ich kenne sie von früher", fuhr er ausweichend fort und irritiert blickte sie von dem Bericht zu ihm und wieder zurück.
Was hatte ihn an dieser Frau so verwirrt und welche Beziehung hatte er zu ihr gehabt?
Schlagartig stieg ein unwohles Gefühl in ihr auf, als sie daran dachte, dass diese Frau hierher nach Atlantis kommen würde und er sie zu kennen schien.
Als er weiter nichts sagte, griff sie nach seinem Arm und endlich sah er sie an.
"Alles in Ordnung?", fragte sie nach und er nickte abwesend, ehe er leicht den Kopf schüttelte und sie nun mit weitaus klareren Augen ansah.
"Ja, ich hatte nur nicht damit gerechnet, hier Jemanden zu kennen", erklärte er und legte den Bericht beiseite.
"Kanntest du sie gut?", fragte sie und versuchte, den neugierigen und alarmierenden Tonfall aus ihrer Stimme heraus zu halten.
"Nein, wir waren nur Bekannte", sagte er und senkte den Kopf, griff nach seiner Gabel und lud sich eine Portion Rührei darauf.
Das unwohle Gefühl in Elizabeth verstärkte sich, als er nichts mehr sagte und sie auch nicht wieder ansah, aber sie beließ es dabei, auch wenn sie sich sicher war, dass er etwas verschwieg; etwas, was mit dieser Frau zu tun hatte.

Der Tag war relativ schnell vergangen und so sank die Sonne bereits am Horizont hinab und die Nacht hüllte Atlantis nach und nach in einen dämmrigen Schimmer, aber John war mit den Gedanken woanders, als dieses Naturschauspiel zu bewundern.
Er hatte die freie Zeit genutzt, um alles zu erledigen, was nicht mit Arbeit zu tun hatte und doch hatte ihn der Gedanke an Liliana nicht mehr losgelassen.
Wieso kam sie nach Atlantis? Und wusste sie, dass auch er hier sein würde? Sie war eine Frau, die sich immer genau informierte und er nahm an, dass sie daher sehr genau wusste, dass er sich hier befand. Vermutlich hatte sie sich über jede Person informiert, die hier auf Atlantis war und wenn dem so war, wieso kam sie her, mit dem Wissen, dass es auf jeden Fall Diskussionen und vermutlich sogar Streit geben würde?
All die letzten Male, in denen er sie gesehen hatte, hatte es keine Situation gegeben, bei der sie nicht aneinander geraten waren und er bezweifelte, dass es anders sein würde, wenn sie hier stationiert war.
Er musste sich eingestehen, dass er nicht besonders erfreut darüber war. Weder sich mit ihr die altbekannten Diskussionen zu geben, noch sie hier zu haben.
Sie würde es ihm mit Sicherheit nicht leicht machen und das Leben in der Pegasus Galaxie war bereits schwer genug und da brauchte er nicht noch eine Frau hier, die in seiner Vergangenheit eine zentrale Rolle gespielt hatte.
Seufzend strich er sich durch die Haare und stieß sich vom Geländer ab, verdrängte den Gedanken daran, dass die Ruhe wohl bald zu Ende sein würde.

~*~*~


Die Tage zogen dahin und weder Elizabeth noch John hatten Liliana Swain noch einmal erwähnt, auch wenn sich Elizabeth hatte zurück nehmen müssen.
Diese Ungewissheit lastete schwer auf ihr und bisher hatte es solche Geheimnisse nicht zwischen ihnen gegeben, was die Last nur noch verstärkte.
Sie wollte ihn nicht ausfragen, wenn er ihr durch all die kleinen und wohl eher unbewussten Zeichen klar gemacht hatte, dass er nicht darüber reden wollte. Es war seine Vergangenheit und was er ihr darüber erzählte und was nicht, war alleine seine Entscheidung und auch, wenn es ihr schwer fiel, mahnte sie sich, es zu akzeptieren.
Es war noch früh am Morgen, als sie nun zusammen mit ihm in ihrem Büro saß und die Routinepläne der nächsten Wochen durchging.
Nach wie vor gab es innerhalb der Stadt genug Aufgaben, die getan werden mussten und die die Einteilung von Teams erforderten.
Normalerweise tat John diese Arbeit gern, aber im Moment war in seinem Bewusstsein konstant das Wissen, dass bald auch Liliana auf diesen Listen stehen wurde und er hatte sich immer noch nicht an diesen Gedanken gewöhnt und war sich relativ sicher, dass es auch noch seine Zeit brauchen würde.
Er wusste nicht genau, wann sie hier ankommen würde, da zwar die Daedalus auf dem Plan stand, aber die Liste und die Bekanntgabe, dass noch weitere Wissenschaftler kommen würden, erst vor Kurzem erfolgt war.
Die Möglichkeit, dass Liliana bereits mit diesem Flug hier sein würde, bereitete ihm Kopfzerbrechen und alles in ihm hoffte, dass dem nicht so war.
Gleichzeitig war ihm bewusst, dass es nie einen richtigen Zeitpunkt für ihr Aufeinandertreffen geben würde und auch wenn er es gerne hinausgezögert hätte, war es vielleicht tatsächlich besser, wenn er es schnell hinter sich brachte.
In seinen Gedanken versunken bemerkte er nicht, dass Elizabeth ihm immer wieder kurze Blicke zuwarf, da sie ihm ansehen konnte, dass er im Moment ganz woanders war und sie ahnte, wo genau das war.
Sie versuchte, den Knoten aus ihrem Magen zu vertreiben und an etwas anderes zu denken, was sich als schwer erwies, solange er sich im selben Raum wie sie befand.
Auch sie hatte sich bereits gefragt, ob die Wissenschaftlerin mit diesem Flug hier ankommen würde, oder ob es erst noch einige Wochen dauern würde, ehe sie auf Atlantis eintraf.
Natürlich hätte sie nachfragen können, aber irgendetwas hatte sie bisher davon abgehalten und diese Tatsache machte ihr immer wieder bewusst, wie wenig sie die Situation mochte, in der sie sich im Moment befand.
Beinahe schon dankbar blickte sie auf, als Schritte erklangen und schließlich Rodney McKay den schmalen Weg zu ihrem Büro entlang gelaufen kam.
Er machte einen leicht gestressten Eindruck und sie warf ihm einen fragenden Blick zu, als er näher kam und ihr grüßend zunickte.
Auch John hatte den Kopf gewandt und warf Rodney einen ironischen Blick zu.
"Haben Sie es auch endlich geschafft?", fragte er beiläufig und McKay schnaubte.
"Haben Sie eine Ahnung, wie viel es im Moment zu tun gibt?", fuhr er auf und stockte, als Elizabeth mahnend die Hand hob und so schluckte er den Rest hinunter, auch wenn John noch ein funkelnder Blick im Rücken traf.
"Ja, das weiß ich und jeden Tag bin ich froh, kein Wissenschaftler zu sein", setzte John noch nach und bekam ebenfalls einen eindeutigen Blick von Elizabeth, auf den er lediglich mit den Schultern zuckte, was so viel hieß wie: ‚Er hat's nicht anders verdient'.
"Sie…", begann nun wieder McKay und seine Stimme hatte deutlich an Lautstärke zugenommen, was Elizabeth dazu bewog, dem Wissenschaftler den benötigten Bericht in die Hand zu drücken, woraufhin dieser in seiner erst angefangenen Wuttirade stockte und ihm nach einem schnellen Blick wieder einzufallen schien, weswegen er eigentlich hier war.
Da er den Großteil der Untersuchungen leitete, bei denen die einzelnen Technologien von Atlantis untersucht wurden, hatte er die Liste der neu hinzukommenden Wissenschaftler angefordert, auch wenn er sie sich durch die ganze Arbeit erst jetzt ansehen konnte.
Auch Elizabeth hielt es für vorteilhaft, wenn Rodney ungefähr wusste, wer kommen würde, da sie sich sicher war, dass er einige der Wissenschaftler bereits kennen würde.
Anscheinend hatte sie hierbei Recht gehabt, da er die Liste durchging und immer wieder nickte.
"Sie kennen einige der Wissenschaftler?", fragte sie daher nach und Rodney blickte auf.
"Oh ja, einige auch persönlich. Jayden Dean, Michael Tylor, Daniel Smith, Kaylee Miller, Liliana Swain. Alles großartige Wissenschaftler", zählte er auf und Elizabeth Blick fuhr zu John, als Lilianas Name genannt wurde.
Dieser war in seiner Bewegung, den Bericht auf den Schreibtisch zurück zu legen, erstarrt und auch sein Blick fiel auf sie, eine Geste, die ihr komischerweise unangenehmer war, als wenn er sie nicht angesehen hätte.
Er sah ihr nur kurz in die Augen und dann senkte er den Blick, ehe er den Bericht auf der Tischplatte ablegte und den nächsten in die Hand nahm.
Elizabeth ignorierte den stechenden Schmerz, der sie durchzog und wandte zu McKay, der sich wieder der Liste in seiner Hand zugewandt hatte.
"Ich hoffe, Sie sind mit der Auswahl von Stargate Command zufrieden", sagte Elizabeth und Rodney nickte abwesend.
Ihr lagen einige Fragen auf der Zunge, aber sie hielt sich zurück und fragte sich nicht zum ersten Mal, wieso es sie derart belastete. Auch sie hatte ihre Vergangenheit und nicht alles davon war John bekannt, wie auch? Es gab Sachen, die sie situationsbedingt erzählte, oder auch spontan und doch konnte man niemals alles wissen und nur, weil nun jemand nach Atlantis kam, der zu Johns Vergangenheit gehörte, sollte dies kein Grund für sie sein, dass sie sich nun all diese Gedanken machte.
Gleichzeitig war ihr unterschwellig mehr als klar, dass sie genau wie jeder andere Mensch wohl in dieser Situation auch Probleme damit hatte, dass es sich um eine Frau handelte und dass er keinen Schritt auf sie zuging, um ihr zu erklären, wer sie für ihn gewesen war.
Elizabeth wusste all das, was in ihrem Lebenslauf stand, aber mehr auch nicht und sie gestand sich ein, dass ihr das nicht wirklich reichte.
"Eine gute Liste", riss Rodney sie aus ihren Gedanken und sie blickte fragend auf.
"Wenigstens weiß Stargate Command, wer im wissenschaftlichen Bereich…" Er stockte kurz, als Elizabeth die Hand hob und ihr Head-Set aktivierte, ehe er leise weiter sprach und sich jetzt mehr an Sheppard richtete. "…gut ist und wer nicht."
John nickte lediglich abwesend und das auch nur mehr Anstandshalber. Er hatte den Blick auf den Bericht in seiner Hand gerichtet und nahm auch nur am Rande wahr, dass Elizabeth etwas durch ihr Head-Set bestätigte.
"Wann kommen die eigentlich hier an?", erkundigte sich McKay, bevor er den Bericht wieder auf Elizabeths Schreibtisch legte.
"Wie es scheint…jetzt", antwortete sie und John versteifte sich merklich, ehe er den Kopf hob und auf ihren Blick traf.
"Jetzt?", fragte er langsam nach und sie nickte.
"Jetzt. Caldwell landet die Daedalus auf dem Hangar." Sie stand auf und legte ihrerseits ihren Bericht auf den Tisch, bevor sie um den Schreibtisch herum lief und dann stehen bleib, um sich zu den beiden Männern herum zu drehen, die noch keinen Schritt in Richtung Ausgang getan hatten.
"Begleiten Sie mich?", fragte sie und deutete in Richtung Türe.
"Natürlich", meinte Rodney sofort und setzte sich in Bewegung, um seine neuen Kollegen zu begrüßen und - so vermutete Elizabeth - um auch gleich festzulegen, dass er hier ohne Zweifel der genialste Wissenschaftler war.
John hingegen hatte sich nicht erhoben und sie sah ihn fragend an. "Alles in Ordnung?"
Ihre Stimme schien ihn aus seinen Gedanken zu reißen und er blickte auf.
"Ja", meinte er und sah ihr an, dass sie ihm die Antwort genauso wenig glaubte, wie er selbst. Nichts war in Ordnung und nun, wo die Daedalus landete, würde sich sicherlich auch vorerst nichts daran ändern.

Elizabeth kannte John inzwischen lange genug, um zu sehen, dass dieser in seinen Gedanken versunken war und zu gerne hätte sie gewusst, an was er im Moment dachte.
War es Liliana? Sie verachtete sich selbst dafür, dass sie immer wieder diese Gedanken hatte, aber sie konnte es auch nicht einfach abstellen und hoffte, dass sich nun, wo die Daedalus und somit auch die Wissenschaftler und Liliana da waren, alles klären würde und sie nicht mehr raten musste, woher John die Wissenschaftlerin letztendlich kannte.
"Es wird sicher interessant werden", meinte Rodney, der vor ihnen lief und dem man eindeutig ansehen konnte, wie gespannt er war.
Elizabeth erwiderte nichts darauf und John schwieg, schien immer noch in sich versunken zu sein und sie war froh und auch erleichtert, als endlich die Türen zum Hangar erschienen und sie nicht mehr schweigend nebeneinander her laufen mussten.
Rodney rieb sich die Hände, als sich die Türen öffneten und sie eintraten. Die Daedalus stand hoch und eindrucksvoll vor ihnen und wie immer überkam Elizabeth ein Staunen, als sie sich der Größe des Schiffes bewusst wurde.
Sie wandte den Kopf, als sie Caldwell auf sich zukommen sah und lächelte ihm grüßend zu.
"Dr. Weir", grüßte er sie und nickte auch zu John und Rodney, die den Gruß erwiderten.
"Wie war der Flug?", fragte sie und erinnerte sich noch allzu gut daran, wie es gewesen war, als sie sich so lange auf der Daedalus befunden hatte. Sie eignete sich nicht besonders gut für so lange Reisen, aber Caldwell schien es nichts auszumachen.
"Ereignislos", meinte er daher und sie lächelte über den trockenen Ton ihres Gegenübers. Flüge von dieser Dauer konnten langweilig sein und sie wusste, dass er der Typ Mann war, der ab und zu ein Abenteuer brauchte und Problemen nicht einfach aus dem Weg ging.
"Wir hatten Sie erst in einigen Tagen erwartet", meinte sie schließlich und wurde abgelenkt, als mehrere Personen aus der Daedalus kamen. Verwundert sah sie einen kleinen Jungen, der im Hintergrund blieb und sich mit den Offizieren unterhielt, als eine kleine Gruppe auf sie zusteuerte. Es waren Männer und Frauen in verschiedenen Altersgruppen und Elizabeth nahm an, dass es sich um die neuen Wissenschaftler handelte.
Caldwell wandte ebenfalls den Kopf und deutete dann mit einer Handbewegung auf die herannahende Gruppe.
"Ihr Zuwachs", meinte er und bestätigte somit Elizabeth' Vermutung.
"McKay", erklang eine tiefe Stimme mit einem eindeutig spöttischen Ton und Elizabeth blickte zu dem hoch gewachsenen Mann, zu dem sie gehörte.
"Smith", war die ebenso spöttische Antwort und die beiden Männer gaben sich die Hand, was Elizabeth ins Gedächtnis rief, dass Spott oftmals in wissenschaftlichen Kreisen kein Zeichen für Antipathie, sondern eher für Sympathie war.
"Schön habt ihr es hier", meinte der Mann, als er einen schnellen Blick durch den Hangar und aus den großen Fenstern warf und McKay nickte bestätigend.
"Jaaa, Sie können sich glücklich schätzen hier arbeiten zu dürfen", meinte er und wieder war der leicht spöttische Tonfall vernehmbar, der Smith amüsiert lächeln ließ.
"Glauben Sie mir, Dr. Mckay, das tun wir alle", erklang eine helle Stimme und die Frau stellte sich neben Smith, ehe sie McKay und Elizabeth die Hand gab und John lediglich mit einem Blick taktierte.
Dieser hatte sich merklich neben Elizabeth angespannt und irritiert blickte sie zu ihm auf und registrierte verblüfft den kalten Blick, mit dem er die junge Frau ansah. Diese quittierte die deutliche Abneigung allerdings nur mit einer hochgezogenen Augenbraue und einem spöttischen Ausdruck in den Augen, was zu Elizabeth' Verwunderung nur noch beitrug.
Sie ließ ihren Blick über die Wissenschaftlerin wandern und nahm die blonden Haaren und die modische Kleidung in sich auf. Sie schätzte sie auf Anfang 30 und blickte auf, als sich die Frau vor ihr aufrichtete und die Hände hinter dem Rücken verschränkte.
"John", meinte sie und ihre Stimme klang ebenso eisig wie Johns, als dieser lediglich "Liliana" darauf erwiderte und Elizabeth wusste nicht, was sie davon halten sollte.
Sie hatte nicht erwartet, dass das Verhältnis der Beiden derart kalt war und ihr Blick wanderte von John zu Liliana und wieder zurück. Sie sahen sich nach wie vor an, aber aus beiden Augenpaaren sprach eindeutig die Abneigung.
Elizabeth Neugierde stieg und unweigerlich fragte sie sich, was in der Vergangenheit zwischen ihnen geschehen war, das diese Abneigung erklärte.
"Sie kennen sich?", fragte nun McKay überrascht, da auch er die Spannung wahrgenommen hatte, die zwischen John und Liliana herrschte. Durch einen schnellen Blick konnte Elizabeth sehen, dass auf den meisten Gesichtern leichte Irritierung zu sehen war und wohl keiner wirklich wusste, worum es hier eigentlich ging.
"Ja…von früher", war Lilianas karge Antwort und Johns Lippen verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln, was die Wissenschaftlerin ignorierte.
Stattdessen drehte sie sich zu Elizabeth und lächelte; ein Lächeln, das dieses Mal ehrlich und freundlich war.
"Dr. Weir. Es freut mich, hier zu sein und ich hoffe, dass wir Sie unterstützen können."
Neben Elizabeth erklang ein leises Schnauben und sie warf John einen warnenden Blick zu. Sie konnte nicht verstehen, was zwischen den Beiden war, aber sie nahm sich vor nicht voreingenommen zu sein und so erwiderte sie das Lächeln der jungen Frau.
"Es freut mich ebenfalls und ich nehme an, dass sich Dr. McKay freuen würde, Ihnen Atlantis und die wissenschaftlichen Bereiche zu zeigen."
Rodney nickte begeistert und auch auf den Gesichtern der Wissenschaftler zeigte sich deutliches Interesse.
"Fangen wir damit an, dass ich Ihnen zeige, wo mein privater Arbeitsbereich ist…", begann McKay und Elizabeth verdrehte amüsiert die Augen, als sich die kleine Gruppe in Richtung Ausgang bewegte und Rodneys Stimme leiser wurde.
"Ich vermute mal, dass das einige Zeit dauern wird", meinte Caldwell und auch in seiner Stimme klang deutlich Amüsement mit.
"Das wird es", bestätigte Elizabeth lächelnd und mit einem Nicken signalisierte sie ihm, ebenfalls in Richtung Ausgang zu gehen.
Aus den Augenwinkeln sah sie, dass John ihnen folgte und mit einem unguten Gefühl bemerkte sie, dass er wieder in seine Gedanken versunken war und dieses Mal war sie sich ziemlich sicher, in welche Richtung diese gingen.

Es war später Abend, als Elizabeth nach einem langen Arbeitstag zurück ins Quartier kam und erleichtert einatmete, als sich die Türen hinter ihr schlossen und sie hoffentlich für die nächsten Stunden all die Probleme und wartende Arbeit hinter sich lassen konnte.
John saß auf der Coach und erleichtert und erfreut zugleich bemerkte sie, dass er sie mit diesem speziellen Lächeln ansah, das nur ihr gehörte und das sie nicht mehr gesehen hatte, seit er wusste, dass die Daedalus und somit auch Liliana Swain kommen würden.
Umso schwerer fiel es ihr nun ihre Jacke auszuziehen und sich gegenüber von ihm auf den Sessel zu setzen, ehe sie ihn mit ernstem Blick ansah.
"Willst du mir jetzt endlich erzählen, woher du sie kennst?"
Sie musste nicht erklären, wen sie meinte, da das Lächeln augenblicklich von seinem Gesicht verschwand und durch die Abneigung ersetzt wurde, die sie heute schon zur Genüge gesehen hatte.
"John, was…" Sie beendete den Satz nicht, da er nur die Hand hob und sie stockte, während sie ihm einen fragenden Blick zuwarf.
"Ich kenne sie einfach nur von früher", meinte er und ein frustriertes Seufzen entwich ihr, da sie diesen Satz bereits gehört hatte und er absolut nichts aussagte.
"Und was genau ist passiert, dass du sie mit dieser…Abneigung behandelst?", fragte sie und dieses Mal war es er, der leise seufzte und sich schließlich zurück gegen die Coach lehnte.
"Falls es dir nicht aufgefallen ist, diese Abneigung besteht auf beiden Seiten", meinte er und sie verdrängte den aufsteigenden Schmerz und die Wut darüber, dass er nicht auf sie zuging und es ihr anscheinend auch nicht erklären wollte.
"Doch, das ist mir aufgefallen, aber ich habe keine Erklärung dafür."
In ihrem Satz schwang deutlich die offene Frage mit, aber er schwieg kontinuierlich und die Stille zog sich in die Länge, ehe sie es nicht mehr aushielt und aufstand.
"Rede mit mir, wenn du bereit dazu bist", meinte sie und war sich bewusst, dass ihre Stimme die aufwühlenden Gefühle, die in ihr brodelten, ausdrückte, aber es war ihr egal.
Sie hatte all die letzten Tage geschwiegen und gewartet, dass er ihr eine Erklärung geben würde, aber das war nicht passiert und wie es aussah, hatte er auch nicht vor sie aufzuklären.
Es war seine private Angelegenheit, aber immerhin führten sie eine Beziehung und die Tatsache, dass er sich ihr nicht anvertraute, tat mehr weh, als Elizabeth angenommen hatte.
Sie drehte sich herum und steuerte das Schlafzimmer an, als sie aus dem Augenwinkel sah, dass er aufstand, aber sie ignorierte es.
"Elizabeth…" Sie reagierte auch dieses Mal nicht, sondern ging ins Schlafzimmer und schloss die Türe hinter sich, ehe sie tief einatmete und versuchte, wieder ruhiger zu werden.
Er wollte ihr keine Erklärung geben und das musste sie akzeptieren, auch wenn sich alles in ihr dagegen wehrte und sie die Enttäuschung nicht einfach verdrängen konnte.
Sie zuckte zusammen und drehte sich in Richtung Kommode, weg von der Türe, die soeben geöffnet wurde und einige Sekunden lang sagte keiner von Beiden etwas. Die Spannung zog sich in die Länge und die Stille lag schwer im Raum.
"Liz…", erklang dann leise seine Stimme und sie hörte, wie er langsam auf sie zukam.
Sie verschränkte die Arme und drehte sich zu ihm herum, sagte aber nichts und sah ihn lediglich fragend an.
"Es tut mir Leid." Sie hatte mit vielem gerechnet, aber nicht mit einer Entschuldigung und ihr fragender Blick verwandelte sich in einen überraschten.
"Was tut dir Leid?" Beinahe hätte sie noch ein ‚Dass du mir nicht vertraust?' daran gesetzt, aber sie wollte nicht mit diesem Aspekt in die Unterhaltung gehen.
"Liliana und ich…" Er stockte und atmete tief durch, ehe er sie mit einem langen Blick ansah. "…wir waren ein Paar, mehrere Jahre lang."
Sie war nicht sonderlich überrascht über diese Beichte, da sie insgeheim bereits damit gerechnet hatte, aber trotzdem konnte sie nicht verhindern, dass ein kurzer Stich der Eifersucht durch ihren Körper kroch.
Diese Frau hatte ihn auf der gleichen Ebene gekannt, wie Elizabeth auch und nun befand sie sich auf Atlantis, direkt in der Nähe und greifbar für all die Erinnerungen, die sie wohl miteinander geteilt hatten.
"Wieso hast du es mir nicht gesagt?", fragte sie dann leise und er zuckte mit den Schultern.
"Es ging nicht gut und wir verstehen uns auch nicht besonders." Er ignorierte das leicht ironische Nicken ihrerseits und fuhr weiter. "Ich wollte nicht über etwas reden, was für mich keine Bedeutung mehr hat."
Elizabeth seufzte leise und sah ihn dann lange an. "John, wenn es keine Bedeutung mehr für dich hätte, dann hättest du mit mir darüber gesprochen und dir heute nicht dieses kleine Machtspiel mit ihr geleistet."
Sie setzte sich auf das Bett und schüttelte dann leicht den Kopf. "Du hättest es mir sagen sollen", wiederholte sie und er nickte.
"Ich weiß und das tut mir Leid." Der Ausdruck in seinen Augen war ehrlich und auch wenn sie noch gerne mehr Fragen gestellt hätte, so schwieg sie, da sie im Moment zufrieden damit war, dass er wenigstens einen kleinen Schritt auf sie zugegangen war.
"Nächstes Mal würde ich gerne vorgewarnt werden", meinte sie mit einem neckenden Tonfall und war froh über das kleine Grinsen, welches in seinem Gesicht erschien.
Zumindest war das hier überstanden und sie stand auf und genoss die Wärme seines Körpers, als er sie umarmte und zu sich zog.

~*~*~


Der nächste Tag hatte sich mit strahlendem Sonnenschein angekündigt und die Temperaturen waren dementsprechend angenehm, als Rodney McKay die Kantine betrat und mit freudig wartendem Magen in Richtung der Theke ging.
Wie üblich entschied er sich für eine große Tasse Kaffee, für ein Croissant und zusätzlich für eine Portion Rührei, die den Teller großzügig ausfüllte.
Der Duft stieg in seine Nase und sein Magen signalisierte ihm, wie hungrig er war und so warf er einen schnellen Blick über die gut gefüllte Kantine, ehe er die junge Frau, ansteuerte, die in der Nähe der Fenster saß und sich ebenfalls ihrem Frühstück gewidmet hatte.
"Guten Morgen, Dr. Swain", grüßte er sie und sie blickte mit einem Lächeln auf.
"Dr. McKay. Setzen Sie sich", bat sie und er kam ihrer Aufforderung nach, setzte sich und stellte das Tablett ab.
"Haben Sie sich schon eingelebt?", fragte er, ehe er einen genüsslichen Schluck seines Kaffees trank.
Sie lachte leise und tat es ihm gleich, bevor sie schließlich antwortete. "Mehr oder weniger. Es ist alles noch etwas fremd, aber ich freue mich schon, Atlantis zu erkunden und all die verschiedenen Technologien zu erforschen."
Er grinste, da er diesen Enthusiasmus von sich selbst kannte und bereits wusste, wie interessant Atlantis war.
"Sie werden nicht enttäuscht werden", meinte er und sie lächelte.
"Das hoffe ich."
Rodney nickte und aß eine große Gabel des Rühreis, welches wie immer lecker schmeckte und so wurde die erste Gabel schnell durch eine zweite ersetzt.
Er sah aus dem Augenwinkel zwei vertraute Personen und blickte auf, als er John und Elizabeth ausgemacht hatte, die an der Theke standen.
"Ah, Atlantis Traumpaar", meinte er mit leicht zynischem und typischem Rodney-Tonfall, auch wenn er es liebevoll meinte, was sein Lächeln deutlich zeigte.
Er nickte den Beiden zu und bemerkte daher nicht, wie entsetzt Liliana aussah, als sie realisierte, was genau er meinte.
"Sie sind ein Paar?", fragte sie und versuchte, ihre Überraschung nicht allzu deutlich zu zeigen.
"Ja…oh, das wussten Sie nicht?", fragte er und stockte einen Moment, da er die Spannung zwischen Liliana und John bei der Ankunft der Daedalus bemerkt hatte und nicht wusste, ob er nun etwas Falsches gesagt hatte.
"Nein, das wusste ich nicht." Liliana wich Rodneys Blick aus und schaute nach unten auf ihren Teller, um ihre Gedanken zu sammeln. Es war nicht sonderlich verwunderlich, dass er eine neue Beziehung eingegangen war und es stand ihr auch nicht zu, ein Urteil darüber zu fällen.
Rodney hingegen blickte wieder zu John und Elizabeth und da sie in aller Regel meistens zusammen frühstückten winkte er sie zu sich, woraufhin sich Elizabeth zu John drehte und diesen fragend ansah.
John hatte Liliana bereits erkannt und war nicht sehr von der Vorstellung angetan, dass er mit ihr frühstücken sollte, aber er konnte es auch nicht ablehnen, da er bereits wusste, wie schnell die offensichtliche Abneigung zwischen ihm und Liliana die Runde gemacht hatte.
Er ignorierte die fragenden und auch überraschten Blicke, als er zusammen mit Elizabeth zu dem Tisch von Rodney und Liliana lief. Diese hatte sich nach Rodneys Handbewegung herum gedreht und John konnte auf ihrem Gesicht die gleiche Freude erkennen, die auch er empfand.
"Guten Morgen", grüßte Elizabeth die Beiden und setzte sich neben die Wissenschaftlerin, was John mit einem erleichterten Atemzug quittierte, ehe er sich neben McKay niederließ.
Er nickte Rodney zu und ließ Liliana bewusst aus, was diese ignorierte und stattdessen Elizabeth' Gruß erwiderte.
"Finden Sie sich bereits zurecht?", fragte Elizabeth an Liliana gewandt und umfasste die warme Tasse, die angenehm ihre kalten Hände erwärmte.
"Es wird sicherlich noch ein paar Tage dauern, aber verlaufen habe ich mich noch nicht", erwiderte Liliana lächelnd und sah bewusst nicht in Richtung John, da sie sich vorstellen konnte, wie er spöttisch die Augen verdrehte.
"Atlantis ist eine große Stadt", meinte Elizabeth amüsiert und Rodney nickte sofort.
"Und größtenteils auch noch gar nicht erforscht."
"Das zu ändern wird dann wohl in meinen Aufgabenbereich fallen", sagte Liliana und musste zugeben, dass sie sich bereits darauf freute.
"Wenn McKay mitbeteiligt ist, kann zumindest dabei nichts schief gehen", meinte John, ehe er in sein Sandwich biss und den stechenden Blick ignorierte, den Liliana ihm zuwarf.
"Es freut mich, dass ich mit jemandem zu tun haben werde, der von seinem Fachgebiet eine Ahnung hat."
Rodney schien erfreut zu sein, aber Elizabeth nahm den Seitenhieb deutlich wahr und auch John wusste nur zu gut, dass dieser Kommentar lediglich dazu diente es ihm auf gleiche Weise zurückzugeben.
"Mich beruhigt es, das wenigstens einer Ahnung auf seinem Gebiet hat."
"Und mich beruhigt es, dass es hier jemanden gibt, der dafür sorgt, dass all die durch dich verursachten Probleme beseitigt werden", kam sofort die konternde Antwort.
Inzwischen war es offensichtlich, um was es in diesem Gespräch ging und Elizabeth fing Rodneys fragenden und auch verblüfften Blick auf, den sie allerdings nur mit einem Schulterzucken quittieren konnte.
Bereits gestern war es unübersehbar gewesen, aber es nun auf diese Weise mitzuerleben war neu für sie und sie fragte sich, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn sie ihm gestern all die Fragen gestellt hätte, auf die sie noch eine Antwort haben wollte.
Vielleicht hätte sie dann diesen kleinen verbalen Kampf besser verstanden, aber so war sie genauso unwissend wie Rodney und folgte dem Schlagaustausch mit Interesse und doch auch mit Unglauben darüber, dass sich zwei Menschen auf einem so niedrigen Niveau streiten konnten. Sie kannte diese Seite an John nicht und in dem Moment, als sie diesem Gespräch ein Ende bereiten wollte wandte sich Liliana an Rodney.
"Sie wollten mir noch die Technologie zur Holographie zeigen."
McKay nickte, auf seinem Gesicht zeigte sich immer noch die Überraschung, aber er stand auf und nahm sein Tablett, während Liliana es ihm gleich tat.
"Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag, Dr. Weir."
Elizabeth nickte ihr zu und sah dann John mit einem fragenden Blick an.
"Ich war mir nicht bewusst, dass ich es mit Kindern zu tun habe", meinte sie angesäuert und als John etwas erwidern wollte hob sie die Hand und war froh, als er daraufhin auch tatsächlich nichts sagte. Ihre Verblüffung war in Wut umgeschlagen und sie wusste nicht wirklich, wie sie darauf reagieren sollte.
"Du hast mir gesagt, dass ihr euch nicht versteht und das kann ich auch verstehen, selbst wenn ich nicht weiß, wieso es damals zur Trennung kam. Aber ich werde nicht akzeptieren, dass sich der militärische Kommandant mit einer Wissenschaftlerin auf dieses Niveau begibt."
Ihr war der Appetit vergangen und so stellte sie ihre Tasse neben den Teller mit dem unangerührten Croissant.
"Denk über meine Worte nach", meinte sie und stand auf, ohne auf seinen Protest zu hören und verließ mit schnellen Schritten die Kantine.

Ihre Wut hatte sich nur leicht gemindert, als sie einige Minuten später bei ihrem Büro angekommen war und überrascht sah, dass Colonel Caldwell auf sie zukam und dann grüßend lächelte.
"Dr. Weir. Ich war gerade in Ihrem Büro", meinte er und deutete auf die verschlossene Türe.
"Ich war frühstücken", erklärte sie entschuldigend und nickte dann in Richtung ihres Raumes.
"Wollten Sie etwas mit mir besprechen?", fragte sie, als sie die Türen des Büros öffnete und nach Caldwells bestätigendem Nicken schließlich eintrat.
"Wir werden übermorgen wieder zur Erde zurückfliegen. Ich wollte Sie fragen, ob Sie etwas brauchen, das ich Ihnen beim nächsten Besuch mitbringen soll", sagte er und setzte sich nach ihrer Aufforderung hin auf einen der Stühle, die vor ihrem Schreibtisch standen.
Sie nickte und überflog ihren Schreibtisch mit einem Blick, ehe sie den Bericht gefunden hatte, den sie suchte.
"Das hier ist eine Liste der Dinge, die aus allen Bereichen zusammen getragen worden sind", meinte sie und gab es ihm.
Er warf nur einen schnellen Blick darauf, bevor er schließlich nickte und dann wieder zu ihr blickte.
Sie konnte sehen, wie er einen Moment zögerte und fragend sah sie ihn an.
"Sie haben sicher auch bemerkt, dass sich Sheppard nicht … sehr gut mit Dr. Swain versteht…" Er ließ den Satz unbeendet und brauchte auch gar nicht mehr zu sagen, als er den Ausdruck auf Elizabeth' Gesicht sah. Es war eine Mischung aus Wut, Unbegreifen und Humor.
"Wissen Sie etwas darüber?", hakte er daher nach und sie nickte nur seufzend. Sie wusste, dass er teilweise aus Neugier fragte, aber sie kannte ihn inzwischen gut genug, um zu wissen, dass er sich auch aus Interesse an Atlantis danach erkundigte. John hatte eine leitende Position inne und da sie vermutete, was Caldwells Bedenken waren, konnte sie nach den Ereignissen beim Frühstück nur zustimmen.
"Laut John gab es einmal eine Beziehung zwischen ihnen", erklärte sie daher und er nickte.
"Das hatte ich vermutet."
"Ich weiß nicht, wieso es in die Brüche ging, aber die Nachwirkungen haben Sie gestern gesehen und heute Morgen kam es zum verbalen Schlagabtausch."
Sie nickte nur, als er sie ungläubig ansah und zuckte dann mit den Schultern. "Ich verstehe es auch nicht", meinte sie nachdenklich und erinnerte sich nur allzu deutlich an die Sätze, die gefallen waren und die sie nicht an Erwachsene erinnerten. Sie konnte es wirklich nicht verstehen und wusste auch nicht, wie sie etwas an der Situation ändern konnte.
"Wie ich sagte, wir werden übermorgen zurückfliegen und wenn Sie es für nötig halten, dann würde ich Dr. Swain wieder zurück zur Erde nehmen."
Verblüfft sah sie ihn an, da sie mit so etwas nicht gerechnet hatte. Seine Worte zeigten ihr, dass er sich bereits seine Gedanken darüber gemacht und auch die Konsequenzen davon gezogen hatte.
Sie musste sich eingestehen, dass eine leise Stimme in ihr zustimmte und es begrüßen würde. Es wäre sehr viel einfacher, wenn die Wissenschaftlerin nicht mehr hier war, aber es wäre nicht richtig, diese Entscheidung zu treffen. Nicht in der Position, in der sie war. Nicht als Freundin von John Sheppard.
"Darüber habe ich noch nicht nachgedacht und ich denke, dass ich nicht geeignet dafür bin, diese Entscheidung zu treffen."
Da ihre Beziehung mit John bekannt war nickte Caldwell lediglich, da er bereits vermutet hatte, dass sie sich so entscheiden würde.
"Ich werde abwarten und wenn es sich nicht bessert werde ich mit Beiden sprechen."
"Ich hoffe, Sie haben Glück", meinte er und sie nickte, während sich ein ironisches Lächeln auf ihr Gesicht schlich.
"Das hoffe ich auch", sagte sie und nickte. Sie hoffte es wirklich, da das Leben auf Atlantis bereits kompliziert genug war und sie sich mit so etwas nicht auch noch beschäftigen wollte.
Zumal sie es auch nicht ansatzweise nachvollziehen konnte und nicht wusste, wie sich diese private Angelegenheit auf das Arbeitsverhältnis der Beiden auswirken würde.
"Gab es sonst noch Probleme?", fragte Caldwell und bezog sich auf die anderen Wissenschaftler, die ebenfalls ins Team hinzugekommen waren.
"Ich habe nichts gehört und laut Dr. McKay fügen sich alle hervorragend ein", berichtete sie und ihr Gegenüber nickte zufrieden.
Vor Elizabeth' innerem Auge liefen die einzelnen Gesichter der Wissenschaftler ab und da sie ein hervorragendes Namensgedächtnis hatte, konnte sie bereits jedem Gesicht den korrekten Namen zuordnen.
Sie schreckte auf, als sie sich daran erinnerte, dass auch ein kleiner Junge dabei gewesen war, sie diesen aber nicht mehr gesehen hatte und daher auch nicht wusste, zu wem er gehörte.
"Colonel, wer war dieser kleine Junge, der gestern neben dem Hangar stand?", fragte sie daher sofort und Steven sah sie überrascht an.
"Das ist Dr. Swains Sohn. Ich dachte, dass wüssten Sie."
Sie starrte ihn einige Sekunden lang nur an und wusste nicht, was sie von dieser Information halten sollte.
Lilianas Sohn? Augenblicklich erschien John in ihren Gedanken und sie fragte sich, ob der Junge der Grund dafür war, dass sich die Beiden nicht verstanden.
Ihr Magen zog sich zusammen und eine schleichende Kälte überkam sie, als sich eine weitere Frage in ihrem Kopf bildete, auf die sie eigentlich nicht näher eingehen wollte.
War John der Vater?

Es war später Nachmittag, als sich Liliana auf dem Weg zu ihrem Quartier befand und sie war froh, wenn sie endlich dort sein würde, da auch dieser Tag voller Informationen und neuer Technologien gewesen war, die sie erst einmal verarbeiten musste.
Es war genauso anspruchsvoll, wie sie es angenommen hatte und sie war glücklich darüber, dass sie sich letztendlich dafür entschieden hatte, die Stelle auf Atlantis anzunehmen und hierher zu kommen.
Ihre wissenschaftliche Ader war begeistert und laut Rodney McKay gab es immer wieder Dinge, die völlig neu für sie waren und sie freute sich bereits darauf, diese zu untersuchen und die verschiedenen Funktionen herauszufinden.
Erschrocken zuckte sie zusammen, als ein Schatten neben ihr erschien und sie dadurch aus ihren Gedanken gerissen wurde.
Ihr Blick fiel auf das Gesicht von John Sheppard und wie üblich drückte dieses die bereits gewohnte Abneigung aus und sie seufzte vernehmlich, als er sich ihrem Schritt anpasste und mit ihr den Korridor entlang lief.
"Was willst du?", fragte sie ohne wirkliches Interesse und wie üblich fiel sie genauso schnell wie er in die altbekannte Abneigung zurück.
"Es geht nicht darum, was ich will. Es geht darum, was du hier willst."
Er sah sie eindringlich an und auch, wenn sie ahnte, worum es hier wirklich ging, warf sie ihm lediglich einen fragenden Blick zu.
"Wie meinst du das?", fragte sie und genoss den Funken Wut, der über sein Gesicht huschte.
"Das weißt du. All die Jahre haben wir es bis auf einige Ausnahmen geschafft uns aus dem Weg zu gehen. Was willst du also hier?"
Als sie die Kälte in seiner Stimme vernahm, die all ihre Gespräche bekleidete, musste sie die Schuldgefühle, die trotz der vielen Jahre immer noch vorhanden waren, zurück halten und die Mauer, die sie um sich herum aufgebaut hatte, mit eisigem Willen konstant halten.
"Es war ein Angebot und ich habe es angenommen", sagte sie und beschleunigte ihren Schritt, wollte nur in ihr Quartier und somit weg von ihm. Es war ein langer und anstrengender Tag gewesen und normalerweise war sie bestens vorbereitet und auch gestärkt auf die kleinen spitzen Gespräche mit ihm, aber heute war ihr nicht danach.
Natürlich ließ er sie nicht entkommen und hielt mühelos mit ihr Schritt.
"Es hat sicherlich auch andere Angebote gegeben", hielt er dagegen und bezog sich indirekt auf ihre Karriere, die in den letzten Jahren steil nach oben gegangen war.
"Das hat es, aber du kennst mich, ich entscheide mich immer für das Beste."
Der Seitenhieb saß, das konnte sie in seinen Augen sehen und neben dem Triumphgefühl erschien wie immer auch ein Funke von Schuld, selbst wenn sie diesen in jahrelangem Training sehr schnell wieder verdrängen konnte.
"Es sollte mich nicht wundern, dass du dich nicht geändert hast." Seine Stimme klang hart und kalt, auch er hatte bestens gelernt, seine Gefühle in sich zu verschließen, wenn er mit ihr zu tun hatte und mit einem letzten, abneigungsvollen Blick wandte er sich ab und lief in die entgegen gesetzte Richtung davon.

~*~*~


Es war zwei Tage später, als sich John zusammen mit Elizabeth im Gateraum befand und sich vor ihnen das Wurmloch etablierte. Die Rückkehr eines Teams stand an und jedes Mal, wenn John den blauen Ereignishorizont sah, kam in ihm der Wunsch nach Missionen und Endeckungsreisen auf.
Vorläufig standen für sein Team keine Missionen an und das weitestgehend deswegen, weil McKay und er mit der Erkundung von Atlantis beschäftigt waren.
Die Stadt war größer, als er es je für möglich gehalten hatte und jeden Tag gab es neue Technologien, von denen sie erst den Verwendungszweck herausfinden mussten, ehe sie sie nutzungsbedingt gebrauchen konnten.
Er hatte Liliana seit ihrem Gespräch nicht mehr gesehen und war darüber auch mehr als froh. Sie gehörte zwar ebenfalls zu denjenigen, die die noch unbekannten Bereiche von Atlantis durchforschten, aber ihr Team war in einem anderen Bereich stationiert und somit außer Reichweite.
Seine Gedanken richteten sich wieder auf das Hier und Jetzt, als Major Lorne mit seinem Team durch das Wurmloch kam und ihm grüßend zunickte.
"Major, schön Sie wieder heil hier zu haben", meinte er und Lorne grinste.
"Schön, wieder heil hier zu sein", sagte er und nickte Elizabeth zu, die sich zu den beiden Männern gesellte.
"Wie war die Mission?", fragte sie und blickte fragend zu den großen Säcken, die die Offiziere durch das Tor brachten.
"Wir haben das Getreide für die Athosianer bekommen und das Volk hat angeboten auch weiterhin mit uns zu handeln", berichtete er und Elizabeth nickte zufrieden. Teyla würde sich freuen und die Ernte für das nächste Jahr war somit gesichert.
"Keinerlei Probleme?"
"Nein, Ma'am. Wir wurden freundlich aufgenommen und gut untergebracht."
"Das ist schön zu wissen", meinte Elizabeth lächelnd und auch die beiden Männer wussten, wie wichtig solche Freundschaften in Zeiten des Krieges waren.
"Was haben wir verpasst?", fragte Lorne, als sich das Wurmloch wieder schloss und sich das Team auf Nicken Lornes auf den Weg zu den Quartieren machte, um zu duschen und sich umzuziehen.
"Die Daedalus war vor zwei Tagen hier und wir haben Verstärkung durch weitere Wissenschaftler bekommen", berichtete Elizabeth und sah mit Absicht nicht in Johns Richtung. Seit dem Vorfall beim Frühstück hatten sie nicht mehr darüber gesprochen, aber es lag trotzdem noch zwischen ihnen. Schwer und erdrückend und Elizabeth war sich bewusst darüber, dass sie das nicht ewig vor sich her schieben konnten, aber sie wusste nicht, wie sie auf ihn zugehen sollte und auch nicht, wie sie es klären konnte.
Unter anderen Umständen hätte sie als Leiterin dieser Expedition beide verwarnt, aber durch ihre Beziehung zu John war das nicht so einfach. Wenn sie mit Liliana redete, würde sie das auch mit John tun müssen und wenn sie Einen verwarnte, würde sie das selbstredend auch mit dem Anderen machen müssen.
Noch dazu lag immer noch die Ungewissheit schwer auf ihr, ob John der Vater von Lilianas Kind war und ob er überhaupt von dem Jungen wusste. Auch dies war ein Aspekt, den sie nicht immer unausgesprochen lassen konnte, aber auch hierbei wusste sie nicht, wie sie ihn darauf ansprechen sollte.
"Verstärkung ist immer gut", meinte Lorne, der von den internen Problemen noch nichts wusste und John nickte nur, auch wenn er auf gewisse Verstärkungen lieber verzichtet hätte.
Er wurde abgelenkt und blickte auf den Boden, als ein kleiner blauer Ball neben seinem Fuß zum liegen kam und überrascht ging er in die Hocke, um ihn aufzuheben.
Sein Blick wanderte fragend zu Elizabeth, die ebenfalls überrascht aussah und so sah er in die Richtung, aus der der Ball gekommen war.
Elizabeth versteifte sich, als sie den kleinen Jungen vom Hangar an der Treppe stehen sah und automatisch wanderte ihr Blick zu John, der nun irritiert und verblüfft auf den Jungen starrte.
"Ist das deiner?", fragte er und zögerlich nickte der Junge, kam aber nicht näher.
Elizabeth' Blick wanderte von John zu dem Jungen und wieder zurück, aber auf Johns Gesicht zeigte sich kein Erkennen und normalerweise hätte sie Erleichterung darüber empfinden sollen, aber nichts dergleichen setzte ein.
"Du solltest aufpassen, wo du damit spielst", meinte John nachgiebig und wieder nickte der Junge, war aber viel zu eingeschüchtert, um näher zu kommen und sich den Ball zurück zu holen.
"Seit wann haben wir Kinder auf Atlantis?", fragte John leise und wandte sich zu Elizabeth, die ihn nur schweigend ansah und nicht wusste, wie sie ihm sagte sollte, wessen Sohn er da vor sich hatte.
Er wollte sich gerade wieder zu dem Jungen drehen, als eine Stimme erklang, die ihm nur allzu bekannt vorkam.
"Jayden?"
Keine Sekunde später kam Liliana um die Ecke und atmete erleichtert ein, als sie ihren Sohn an der Treppe stehen sah.
Aus dem Augenwinkel bemerkte sie die kleine Gruppe, die neben dem Tor stand und ihr Körper versteifte sich, als sie registrierte, dass John den Ball ihres Sohnes in der Hand hielt.
"Das ist dein Sohn?", brach es aus John heraus und man konnte deutlich den Unglauben darin hören.
Augenblicklich löste sich Lilianas Starre und sie ging zu ihrem Sohn, strich ihm kurz durch das Haar und sah schließlich provokant zu John.
"Ja, das ist mein Sohn", meinte sie lediglich, aber Elizabeth hörte, dass hier im Moment nur die Mutter sprach und nicht die Frau, die sonst die Differenzen mit John ausfocht.
"Du solltest besser auf ihn aufpassen. Atlantis ist nicht ungefährlich", antwortete John und auch wenn seine Stimme eisig war, so hielt er sich weitestgehend in Anwesenheit des Jungen zurück.
Als er wieder zu ihm blickte war nichts mehr von der Kälte zu sehen, mit der er Liliana bedacht hatte.
"Hier", meinte er zwinkernd und warf dem Jungen den Ball zu, den dieser auch prompt mit einer Hand fing und lächelte. "Danke", kam die leise Antwort und Liliana ging vor ihm in die Hocke.
"Jay, findest du den Weg zurück ins Quartier?", fragte sie und Jayden nickte.
"Gehst du zurück und wartest dort auf mich?"
Wieder nickte Jay und Liliana strich ihm noch einmal durch die Haare, ehe sie ihn gehen ließ und Jayden in Richtung Korridor rannte, während er den Ball neben sich her prellte.
Sie atmete tief durch, ehe sie sich wieder zu John drehte und sich bewusst ihr Dankeschön verkniff.
Sekunden lang sagte keiner etwas und die Beiden sahen sich nur schweigend an, ehe John letztendlich die Arme verschränkte und sie mit leicht spöttischem Blick ansah.
"Was sagt Marc dazu, dass du hier bist und er den Jungen nicht mehr sehen kann? Hast du dich hierbei auch für das Beste entschieden?"
Er wusste nicht, was genau es war, aber er konnte sehen, dass er sie damit getroffen hatte, da sie leise nach Luft schnappte und eine Traurigkeit in ihre Augen trat, die er dort schon lange nicht mehr gesehen hatte.
Es dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, ehe sie sich wieder unter Kontrolle hatte und nichts mehr in ihren Augen erkennbar war, aber trotzdem hatte er es gesehen.
"Marc ist tot", sagte sie leise und der eisige Tonfall ihrer Stimme ging auf seinen Körper über und floss langsam durch seine Adern, als er sich ihrer Worte bewusst wurde.
Er spürte, wie ihn langsam der Schock überkam und das musste sie erkannt haben, da sie ihn kalt ansah und sich dann schließlich umdrehte, um in die Richtung zu laufen, in der ihr Sohn verschwunden war.
"Lil…Liliana!", rief er ihr hinter her, aber sie blieb nicht stehen und so folgte er ihr.
Elizabeth blieb mit Lorne zurück und sie wusste nicht, was hier eben passiert war, aber als sie John hinter her blickte, wie er die Treppen hoch lief, um Liliana einzuholen, überkam sie ein Gefühl der Einsamkeit.
Egal, was alles zwischen den Beiden vorgefallen war, es gab immer noch eine Verbindung zwischen ihnen und auch wenn die Beziehung bereits Jahre zurück lag und Elizabeth wusste, dass diese Gedanken absurd waren, konnte sie nicht verhindern, dass ein lähmendes Gefühl in ihr empor kroch, als sie sich mit der Möglichkeit konfrontiert sah, dass sie ihn womöglich verlieren würde.

"Bleib stehen…Lil!" John hatte sie eingeholt und griff nach ihrem Arm, um sie festzuhalten und ihr nicht wieder die Möglichkeit zu geben davon zu laufen.
"Nein, John!" Sie hatte sich nicht wie sonst unter Kontrolle, sondern es schwang eindeutig Wut in ihrer Stimme mit und als sie den Kopf drehte, konnte er wieder die Traurigkeit in ihren Augen sehen, die sie noch vor wenigen Sekunden verdrängt gehabt hatte.
"Es tut mir Leid", meinte er und sie gab lediglich ein Schnauben von sich.
"Das ist mir egal, John!" Sie versuchte sich von ihm loszureißen, aber er hielt sie fest und lockerte nur etwas den Griff um ihren Arm, um ihr nicht wehzutun.
"Das habe ich nicht gewusst!", meinte er entschuldigend und sie schloss die Augen und atmete tief durch, versuchte wieder ruhig zu werden, da sie wusste, dass er sie nicht los lassen würde und sie somit auch nicht entkommen konnte.
Sie wollte ihm nicht in die Augen blicken, wollte nicht das Mitleid darin erkennen, wollte nicht an den Schmerz erinnert werden, der immer noch allzu deutlich präsent war.
"Hätte es einen Unterschied gemacht, wenn du es gewusst hättest", fragte sie kalt und öffnete die Augen, hatte sich wieder soweit unter Kontrolle, dass er nichts aus ihrem Blick lesen konnte.
Er schwieg und sie sah ihn mit einem herausfordernden Blick an.
"Ich weiß es nicht", gab er schließlich zu und sie nickte, da sie diese Antwort erwartet hatte. Zu lange gab es schon diesen Kampf zwischen ihnen und nicht zum ersten Mal fragte sie sich, ob es nicht hätte anders laufen können. Wenn sie den Mut gehabt hätte, ihm die Wahrheit zu sagen und es nicht so lange hinauszuzögern, bis er es auf brutale Weise herausfinden musste.
Es war einer der seltenen Momente, in denen sie ihn nicht hassen konnte, in denen ihr klar wurde, dass nicht sie das Opfer war. Sie hatte den Grundstein dieses Krieges gelegt und er hatte weitergemacht, nur das konnte sie ihm wirklich vorwerfen.
"Wie ist es passiert?", fragte er leise und sie spürte, wie die Verzweiflung in ihr aufstieg, wie all die Trauer drohte aus ihrem Verließ auszubrechen und sie brauchte einige Sekunden, um all die Gefühle in den Griff zu bekommen. Unter keinen Umständen wollte sie ihm zeigen, wie nahe es ihr ging, wie sehr sie litt und wie sehr es immer noch schmerzte.
"Interessiert dich das wirklich?", fragte sie und er zuckte zurück, ein deutliches Zeichen dafür, dass sie ihn damit getroffen hatte.
"Lil, er war mein bester Freund", sagte er leise und dieses Mal war es an ihr zurückzuzucken. Ja, Marc war sein bester Freund gewesen. Bis zu dem Zeitpunkt, wo sie einen Fehler gemacht und somit alles zerstört hatten.
"Er war auf einem Einsatz und wurde erschossen." Die Worte klangen seltsam hohl in ihren Ohren und sie distanzierte sich innerlich davon, um nicht daran zu zerbrechen.
Sie musste stark sein, nicht für sich, aber für Jayden. Sie hatte ihren Mann verloren und er seinen Vater und sie konnte es sich nicht leisten, dass er auch noch seine Mutter verlor.
John schluckte und brauchte einen Moment, ehe er "Wie lange ist das her?" fragen konnte. In all den Jahren hatte er Liliana und Marc weitestgehend aus seinen Gedanken verdrängt, bis auf die wenigen Ausnahmen, wo sie aufeinander getroffen waren. Er hatte es vermieden sich zu erkundigen, was die Beiden taten und seit er hier auf Atlantis war, hatte er auch nicht mehr die Möglichkeit dazu gehabt.
"4 Monate. Ich konnte nicht dort bleiben. Also überlege dir nächstes Mal, wieso ich soweit von der Erde weggehe, bevor du mir vorwirfst, ich wäre eigennützig."
Mit diesen Worten riss sie sich aus seinem Griff und drehte sich herum, um zu ihrem Sohn zu gehen.
John hielt sie nicht auf, blickte ihr aber hinter her und fühlte Mitgefühl in sich aufsteigen, das erste Mal überhaupt, seit dem Moment, wo er aufgehört hatte sie zu lieben.

John stand einige Minuten still und alleine im Korridor und in seinem Kopf wiederholten sich die Sätze, wiederholte sich der Schmerz darüber, dass Marc tot war und gleichzeitig mischte sich das Mitgefühl dazu, dass sie ihren Sohn alleine großziehen, dass der Junge ohne Vater aufwachsen musste.
Das war das Letzte gewesen, was er erwartet hatte und eine ironische Stimme in ihm sagte leise, dass dieses Mitgefühl nicht angebracht war, dass sie es nicht verdient hatte. Sie hatte ihm mehr wehgetan, als sie vermutlich je wissen würde, aber trotzdem konnte er ihr in diesem Moment nichts mehr nachtragen und tief durchatmend drehte er sich herum und sah Elizabeth an dem Übergang zum Gateraum stehen.
"Liz." Seine Stimme klang überrascht und sie lächelte ihm leicht entgegen, auch auf ihrem Gesicht zeigte sich Mitgefühl und er fragte sich unweigerlich, was sie alles von dem eben stattgefundenen Gespräch mitbekommen hatte.
"Es tut mir Leid", meinte sie leise und kam langsam auf ihn zu.
"Was tut dir Leid?"
"Dass du einen Freund verloren hast."
John wandte den Blick ab und nickte. Trotz der Tatsache, dass er mit Marc vor Jahren die Freundschaft beendet hatte, tat es immer noch mehr weh, als er gedacht hätte.
Elizabeth blieb vor ihm stehen und auch wenn sie ihn gerne berührt hätte, tat sie es nicht, da sie im Moment nicht wusste, wie es zwischen ihnen aussah. Sie wusste nicht, inwieweit es sich auf ihre Beziehung auswirken würde und diese Ungewissheit lastete schwer auf ihr.
"Was ist passiert, John? Was ist geschehen, dass du sie so sehr hasst?"
Es war genau die Frage, von der er gewusst hatte, dass sie kommen würde und er war sich bewusst, dass er ihr eine Antwort schuldete. Sie hatte ihm so viel gegeben und er hatte sie in den letzten Tagen ausgeschlossen, hatte sie ausgegrenzt und trotzdem stand sie nun vor ihm.
"Liliana und ich waren 3 Jahre ein Paar, als ich sie und Marc zusammen erwischt habe."
Er brauchte nicht weiter erklären, bei was er sie erwischt hatte und ihr Herz zog sich schmerzvoll und voller Mitgefühl zusammen, als sie daran dachte, wie sehr er gelitten haben musste.
"Von diesem Tag an habe ich mit keinem der Beiden mehr gesprochen und seitdem herrscht dieser…"
"Kleinkrieg?", fragte sie leise und er lächelte ironisch, nickte aber.
"Auch das tut mir Leid", meinte sie dann leise und berührte ihn nun doch, strich ihm über den Arm und griff nach seiner Hand.
"Das muss es nicht, Liz. Wäre das nicht passiert, dann wäre ich nicht hier her gekommen und…" Er stockte kurz, ehe er ihre Hand drückte und lächelte. "Und ich hätte dich nicht kennen gelernt."
Auch sie lächelte nun und ließ sich in seine Arme ziehen, genoss es, die Wärme zu spüren, die er ausstrahlte.
Endlich hatte er mit ihr gesprochen und sie fühlte die Erleichterung, die in ihr aufstieg, da er sich nicht mehr vor ihr verschloss, sondern sie an seinen Gedanken teilhaben ließ.
"Ich habe sie gehasst, wirklich gehasst", flüsterte er und zog sie enger an sich, umschlang ihren Körper und wärmte sie.
"Das ist verständlich", meinte sie ebenso leise und strich ihm beruhigend über den Rücken und durch die Haare.
"Ich habe sie gehasst, aber ich wollte nie, dass es so endet."
"Das weiß sie, John."
"Ich hoffe es", sagte er und schloss die Augen, war froh, dass sie hier bei ihm war und ihn nicht alleine gelassen hatte.

~*~*~


Der nächste Morgen kündigte sich mit warmen Temperaturen an, obwohl die Sonne noch nicht einmal aufgegangen war und es versprach ein warmer Tag zu werden.
John wurde nur langsam wach und hielt die Augen geschlossen, um noch etwas die Ruhe zu genießen, da auch dieser Tag mit Sicherheit ereignisreich werden würde und Ereignisse in Kombination mit Rodney bedeuteten meistens Stress.
Er lächelte, als sich neben ihm etwas bewegte und er die Haare von Elizabeth an seinem Hals spürte.
"Morgen", meinte sie leise und gähnte, ehe sie sich wieder an ihn kuschelte und die Wärme genoss, die er ausstrahlte.
"Morgen, gut geschlafen?", fragte er und strich ihr über die Haare, die sich aufgrund ihrer Nickbewegung hin und her bewegten.
Sie streckte sich und richtete sich dann auf, um ihm in die Augen sehen zu können.
"Und wie hast du geschlafen?", erkundigte sie sich langsam und er wusste, worauf sie sich bezog.
Der gestrige Tag war aufwühlend gewesen und er hatte die Angewohnheit diese Dinge mit ins Bett zu nehmen. Er konnte sie nicht einfach hinter sich lassen, wie es mit Sicherheit für ihn und seine Nachtruhe besser gewesen wäre.
Daher antwortete er auch lediglich mit einem "Es geht." Sie wusste, wie es gemeint war und dass er zwar geschlafen hatte, dies aber nicht ruhig und erholsam und deswegen strich sie ihm tröstend über den Brustkorb.
"Meinst du, ich sollte noch einmal mit ihr reden?", fragte er nachdenklich und auch wenn Elizabeth damit gerechnet hatte, dass er das Thema nicht einfach fallen lassen konnte, so war es doch etwas, was sie nicht zwangsläufig mit ihm im Bett besprechen wollte. Allerdings würde sie ihn auch nicht in dieser Situation alleine lassen und sie hatte gesehen, wie sehr es ihn mitnahm.
"Rede mit ihr, wenn du denkst, dass es dir hilft", sagte sie leise und er lächelte, da sie ihm eine typisch diplomatische Antwort gegeben hatte.
"Ich sollte dich so etwas nicht fragen", meinte er dann und zog sie enger an sich.
"Und wieso nicht?" Sie zwickte ihm in die Seite, als keine Antwort kam und da er an dieser Stelle kitzelig war, entlockte sie ihm damit ein kurzes Lachen.
"Ich frage dich, ob ich mit meiner … Ex-Freundin sprechen soll", erklärte er und sie zuckte mit den Schultern, während das Lächeln aus ihrem Gesicht verschwand und durch einen ernsteren Gesichtsausdruck ersetzt wurde.
"Ich vertraue dir."
Es waren nur drei Worte, aber er fühlte trotzdem, wie viel sie ihm bedeuteten und so strich er ihr sanft über den Rücken und drückte sie an sich.
"Das kannst du auch", meinte er leise und sie lächelte, ehe sie sich vorbeugte und ihm endlich einen Guten-Morgen-Kuss gab.

Etwa zur gleichen Zeit hatte Liliana Jay aus dem Bett geholt und der Junge zog sich nun unter Protest an.
"Wieso, Mom? Du wirst doch sowieso nicht da sein." Der Satz war ohne jegliche Hintergedanken gesagt worden, aber Liliana fühlte einen dumpfen Schmerz in sich aufsteigen, da er in seiner kindlichen Quengelei die Wahrheit gesagt hatte. Sie ging vor ihrem Sohn in die Hocke und sah ihm in die Augen.
"Es tut mir leid, mein Schatz. Ich weiß, dass ich dir gesagt habe, dass ich oft bei dir sein werde, aber im Moment wird mir noch alles gezeigt und danach werden wir mehr Zeit füreinander haben, versprochen!" Sie gab ihm einen Kuss auf die Stirn und war erleichtert, als Jay nickte und auch schon wieder lächelte. Es war nach Marcs Tod nicht leicht gewesen, weder für ihn noch für sie, aber er hatte sich tapfer gehalten und sie nahm sich vor, ihr Versprechen so schnell wie möglich wahr zu machen.
Sie konnte ihn nicht jeden Tag so lange alleine lassen und auch wenn in ein paar Tagen einige Kinder der Athosianer zu Besuch kommen würden, war das eben erst in ein paar Tagen und so lange war er noch alleine.
"Versprich mir, dass du nur die Bereiche erkundest, die ich dir erlaubt habe, in Ordnung?" Es war mehr eine rhetorische Frage, aber Jay nickte und zog sich sein Cappy über den Kopf.
"Wir sehen uns heute Abend und essen zusammen!", meinte sie und strich ihm durch die verwuschelten Haare, ehe sie sich verabschiedete und an die Arbeit machte.

Es war tatsächlich ein warmer Tag geworden und als sich John zusammen mit Elizabeth auf dem Weg zur Kantine befand stand die Sonne hoch am Himmel und schickte ihre Strahlen hinab auf die Stadt.
Wie John bereits vermutet hatte war auch dieser Morgen recht stressig gewesen und auch wenn wieder ein weiterer Bereich der Stadt abgedeckt worden war, so gab es noch genug Räume, die sie nicht kannten und die mit Sicherheit ebenfalls einiges an neuen Technologien beinhalten würden.
"Ich bin wirklich froh, wenn wir endlich jeden einzelnen Raum der Stadt kennen", meinte er und Elizabeth lächelte amüsiert.
"Findest du es so schrecklich?" Sie wusste sehr gut, dass er ein Freund solcher Entdeckungstouren war, da es immer etwas Neues gab, dass sie fanden und es somit auch nie langweilig wurde. Daher wunderte es sie auch nicht, als er den Kopf schüttelte und grinste.
"McKays Gesichtsausdruck, wenn er irgendein frisch gefundenes Objekt in den Händen hält, ist den Aufwand wert."
Sie schüttelte nur lächelnd den Kopf, musste aber zugeben, dass Rodney wirklich immer aus dem Häuschen war, sobald etwas gefunden wurde.
Sie wollte gerade etwas darauf erwidern, als ihr Head-Set knisterte und die Stimme von Rodney erklang.
"Wenn man vom Teufel spricht", meinte sie zu John und betätigte ihr Set.
"Was gibt es, Rodney?", fragte sie, während die Beiden weiter den Korridor entlang liefen.
"Können Sie in Labor 2 kommen? Zelenka glaubt, die Funktion eines der neu gefundenen Objekte zu kennen und möchte es testen." Man konnte seiner Stimme anhören, wie wenig begeistert er von der Tatsache war, dass es Zelenka und nicht er selbst war, der die Funktion herausgefunden hatte.
"Unterwegs", meinte sie und schloss den Kanal, ehe sie John einen bedauernden Blick zuwarf.
"Rodney möchte eins der Objekte testen", erklärte sie und John verdrehte die Augen.
"Er hat ein wundervolles Timing", brummte er und Elizabeth nickte breit lächelnd über den wenig begeisterten Gesichtsausdruck ihres Gegenübers.
"Möchtest du mitkommen?", fragte sie, da er mit Sicherheit trotz allem neugierig sein würde.
Er enttäuschte sie nicht, da er nickte und so bogen sie um die nächste Ecke, um das Mittagessen durch einen Besuch im Labor einzutauschen.

Es herrschte reger Betrieb, als Elizabeth und John wenige Minuten später das Labor betraten und sich nach Rodney umsahen. Der Wissenschaftler stand zusammen mit Zelenka in der Ecke des Raumes und beide diskutierten miteinander, wie üblich unter dem Einsatz weit reichender Gesten.
Elizabeth warf John einen amüsierten Blick zu und musste grinsen, da dieser so aussah, als wäre er am liebsten wieder aus dem Labor gelaufen, aber er riss sich zusammen und folgte ihr.
"Rodney, Radek", grüßte Elizabeth die beiden Männer, die sich in ihrer Diskussion unterbrechen ließen und aufblickten. Sie starrten die Neuankömmlinge einen Moment irritiert an, ehe Zelenka lächelte und sie begrüßte.
"Schön, dass Sie gekommen sind", meinte er und Rodney nickte sofort zustimmend.
"Also, um was für eine Technologie handelt es sich?" Die so wichtig ist, dass das Mittagessen ausfallen muss., dachte John noch bei sich, sagte es aber nicht laut, da er sehr genau wusste, wie laut der Protest werden würde. Er hatte zwar für wissenschaftliche Aspekte nicht sehr viel übrig, war aber trotzdem immer neugierig auf die Technik der Antiker.
"Wir glauben, dass wir es mit einem Objekt zu tun haben, dass die Energie um sich herum sammelt und es mit einer Druckwelle wieder abgibt. Je mehr Energie es einzieht, desto stärker wird die Druckwelle", erklärte Zelenka begeistert und Rodney nickte auch hierbei kräftig mit.
"Eine Druckwelle?", hakte Elizabeth nach und sah in zwei nickende Gesichter.
"Und wie möchten Sie das nun testen?"
"Wir haben im hinteren Teil des Labors…", Rodney deutete auf die eben erwähnte Stelle. "…leere Versorgungskisten aufgestellt. Wir wollen mit einer leichten Druckwelle beginnen und testen, wie stark diese ist."
"Auf geht's", meinte John, der sich von der offensichtlichen Begeisterung der Wissenschaftler hatte anstecken lassen und so zuckte er nur entschuldigend mit den Schultern, als Elizabeth ihn leicht überrascht anblickte.
Rodney und Zelenka ließen sich nicht zweimal auffordern und so liefen sie mit schnellen Schritten zu den Kisten, vor denen in einigen Metern Entfernung ein kleiner Tisch aufgebaut worden war, auf dem ein röhrenförmiges Objekt lag, das John noch nie gesehen hatte und bei dem es sich höchstwahrscheinlich um die Technologie der Antiker handeln musste.
"Wie regulieren Sie die Stärke der Druckwelle?", fragte John, als er sich zusammen mit Elizabeth zu den Wissenschaftlern am Tisch gesellt hatte.
"Wir glauben, dass es sich mit der Dauer, in der das Gerät Energie aufnimmt, regeln lässt. Je schneller man den Knopf zur Auslösung betätigt, desto schwächer die Druckwelle", erklärte Rodney und John nickte lediglich, während er sich vorsichtshalber sein "Sie glauben?" verkniff.
"Alle aus dem Weg", forderte Rodney mit einer breiten Armbewegung auf, bevor sich Zelenka und er über das Gerät beugten.
Es erklang ein Piepsen und ein Summen schien durch den Raum zu fahren, als die Beiden das Objekt aktivierten und John daraufhin wieder zu den Versorgungskisten blickte.
Er erstarrte, als er einen nur allzu bekannten kleinen Ball sah, der hinter den Kisten hervorrollte und augenblicklich von einer Hand wieder eingefangen wurde.
"Stopp!"
Rodney und Zelenka schreckten durch die laute Stimme auf und auch Elizabeth blickte erschrocken zu ihm.
"Stoppt das Gerät", forderte John die beiden Männer auf, ehe er zu den Kisten lief und das Gesicht verzog, als sich das Summen kontinuierlich verstärkte.
"Es lässt sich nicht ausschalten", meinte Rodney, dessen Stimme inzwischen deutlich an Lautstärke zugenommen hatte, um das immer kräftiger werdende Summen zu übertönen.
"Gehen Sie da weg!", rief der Wissenschaftler ihm zu, aber John ignorierte es und blickte hinter die Kisten, sah Jayden dort sitzen, der ihn mit großen und ängstlichen Augen anblickte.
"Colonel! Gehen Sie weg da!", schrie jetzt Zelenka, als sich das Summen zu einem ohrenbetäubenden Kreischen änderte und John überlegte nicht lange, schnappte sich den Jungen und schubste ihn von den Kisten weg. Das letzte, was er vernahm, war Elizabeths Stimme, die "John!", rief, ehe ihn die Druckwelle traf und er das Bewusstsein verlor.

Das stetige Piepsen des Herzmonitors zerrte an Elizabeth' Nerven, als sie neben Johns Bett saß und er blass und immer noch bewusstlos vor ihr lag.
Beckett war schnell gekommen, nachdem ein medizinisches Team in das Labor beordert worden war, aber bis jetzt hatte der Arzt noch nicht sagen können, ob die Bewusstlosigkeit durch die Druckwelle und den folgenden Aufschlag verursacht worden war, oder ob nicht doch das Antikergerät dafür verantwortlich war.
Carson war nach raschen Untersuchungen wieder verschwunden und Elizabeth wusste, dass er alles daran setzte, schnell die Ergebnisse zu bekommen, um somit sagen zu können, was genau John fehlte.
Die Vitalfunktionen waren stabil und auch sonst war er mit einigen Prellungen davon gekommen und Elizabeth hoffte, dass er bald wieder das Bewusstsein erlangen würde.
Jayden war seit dem Vorfall nicht mehr von Johns Seite gewichen und so stand der Junge auch jetzt gegenüber von Elizabeth am Bett und sah auf John hinunter. Elizabeth konnte in seinem Gesicht nicht sehen, was er dachte, aber Carson hatte den Jungen auf Schocksymptome untersucht und ihn vorsichtshalber hier behalten.
Sie wusste, dass sie mit Liliana darüber reden musste. Atlantis war keine Stadt für ein Kind und auch wenn sie sehr gut nachvollziehen konnte, dass die Wissenschaftlerin nicht 24h am Tag auf Jayden aufpassen konnte, so musste trotzdem sichergestellt werden, dass er sich und andere nicht noch einmal in Gefahr brachte.
Sie blickte auf, als sich die Türe zu Carsons Büro öffnete und der Arzt ihr zulächelte, während er näher kam. Er warf einen schnellen Blick auf die Monitore, aber nach wie vor waren die Vitalzeichen stabil und im normalen Bereich, was Carson erleichtert feststellte.
"Wissen Sie schon mehr, Carson?", fragte Elizabeth, die sich angespannt aufgerichtet hatte und auch Jay blickte mit großen Augen zu Beckett.
"Tut mir Leid", meinte der Arzt entschuldigend und sah Enttäuschung in beiden Augenpaaren, denen er lieber eine positive Nachricht überbracht hätte.
"Die Ergebnisse sind noch nicht da, aber die Vitalzeichen des Colonels sind normal und nichts deutet auf eine schlimmere Verletzung hin."
"Hoffentlich wacht er bald wieder auf", murmelte Jayden leise und sowohl Carson als auch Elizabeth sahen zu dem Jungen.
Beckett hatte inzwischen ebenfalls von dem gespannten Verhältnis zwischen John und Dr. Swain gehört und war nur umso mehr überrascht gewesen, als der Junge nicht mehr von Johns Seite wich.
"Das wird er bestimmt", meinte er und Jayden nickte, blickte aber nicht auf, sondern sah weiterhin auf das Bett und die darauf liegende Person hinunter.
Die kleine Gruppe schreckte in der Stille hoch, als eilige Schritte vor der Krankenstation erklangen und Sekunden später die Türe geöffnet wurde und Liliana eintrat.
Sie sah sich mit hastigem Blick in der Krankenstation um und atmete erleichtert ein, als sie ihren Sohn sah.
"Jay!"
"Mom!" Der Junge sprang auf und lief zu seiner Mutter, die ihn sofort an sich zog und umarmte, nachdem sie sich mit einem schnellen Blick versichert hatte, dass er nicht verletzt war.
"Es tut mir so Leid, Mom, wirklich!", sprudelte Jay hervor und Liliana nicke abwesend, während sie ihn sachte von sich schob.
"Was ist passiert?", fragte sie schließlich und blickte von John zu Elizabeth und Carson, die nach wie vor neben dem Bett standen.
"Rodney und Dr. Zelenka testeten eine der Technologien, die eines der Teams von den Erkundungstouren mitgebracht hat. Als John den Jungen bemerkte und aus der Gefahrenzone zog, wurde er von der erzeugten Druckwelle getroffen und gegen die Wand geschleudert", erklärte Elizabeth und Lilianas Augen weiteten sich. Sie sah wieder zu John und presste dann die Lippen aufeinander. Er hatte ihren Sohn gerettet und mit dieser Erkenntnis stieg Wut in ihr auf, dass Jayden sich und andere mit seinem Ungehorsam in Gefahr gebracht hatte.
"Du warst in den Labors?", wandte sie sich daher an ihren Sohn, der den Kopf senkte und betreten zu Boden blickte.
"Ja, Mom."
"Jay, ich habe dir gesagt, dass du nicht in die Labore gehen sollst!" Ihre Stimme klang eindringlich und Jayden nickte.
"Ja, Mom."
"Wieso hast du es gemacht? Du weißt, dass es gefährlich ist."
Der Junge sagte nichts, sondern blickte weiterhin starr vor sich auf den Boden und Liliana seufzte.
"Geh ins Quartier, Jay, wir reden nachher darüber."
Es war eine direkte Aufforderung und so nickte er und drehte sich in Richtung Türe, ehe er stehen blieb und zu seiner Mutter aufblickte.
"Er wacht doch wieder auf, oder?"
Liliana schluckte schwer, als sie die Angst in den Augen ihres Sohnes sah und wusste, dass Jay in diesem Moment an seinen Vater dachte und so konnte sie nur Nicken, ehe Jayden erleichtert einatmete und dann mit einem letzten Blick zu John die Krankenstation verließ.
Kaum hatten sich die Türen geschlossen wandte sich Liliana wieder zu Elizabeth und Carson.
"Es tut mir sehr Leid."
"Sie müssen besser auf ihn aufpassen, Dr. Swain", meinte Elizabeth und versuchte, einen neutralen Ton zu treffen, um keinen Vorwurf daraus zu machen, auch wenn die Angst um John immer noch dumpf in ihr pochte. Liliana nickte und seufzte dann leise.
"Ich weiß, ich habe ihm gesagt, von wo er sich fern halten soll. Wie es scheint, hat er sich nicht daran gehalten." Sie sah immer noch aufgewühlt aus, genau so, wie Elizabeth sich im Moment fühlte und urplötzlich spürte sie Mitgefühl für die Wissenschaftlerin in sich aufsteigen. Liliana hatte ihren Mann verloren und nun sah sie der Gewissheit ins Auge, dass sie vielleicht auch beinahe ihren Sohn verloren hätte.
"Jayden ist nichts passiert, aber es hätte anders ausgehen können und aus diesem Grund ist es wichtig, dass er sich nur in sicheren Bereichen aufhält."
Liliana nickte wieder und ihr Blick fiel auf John, der immer noch regungslos auf dem Bett lag.
"Wird es ihm gut gehen?", fragte sie und ihre Stimme hatte nicht wie sonst den klaren Tonfall. Jetzt zitterte sie, aber Liliana war es egal, ob sie vor diesen Leute Schwäche zeigte oder nicht. Egal, wie lange sich John und sie bereits stritten und egal, welche Worte gefallen waren, sie wollte auf keinen Fall, dass er starb und als sie den Kopf hob und in Elizabeth' Augen blickte sah sie die gleiche Angst darin, die sie daran erinnerte, in welcher Beziehung diese Frau zu John stand.
"Die Chancen stehen gut, dass es ihm besser gehen wird", meinte Carson und die ruhige Stimme des Arztes sorgte dafür, dass Liliana erleichtert nickte.
"Sagen Sie mir Bescheid, wenn er wach wird, bitte?", wandte sich Liliana an Elizabeth und diese nickte.
"Das werde ich."
"Danke." Liliana lächelte leicht und blickte dann noch einmal zu John, ehe sie Elizabeth und Carson zunickte und anschließend die Krankenstation verließ.
"Möchten Sie über Nacht hier bleiben?", fragte Carson Elizabeth, als sich die Türe wieder geschlossen hatte und sie nickte.
"Ich werde Ihnen nachher eine Kleinigkeit zu essen bringen lassen", meinte Carson und Elizabeth sah dankend zu ihm, was dieser lediglich lächelnd abwinkte.
"Ich möchte morgen nicht mit zwei Patienten da stehen", zwinkerte er und ließ Elizabeth schmunzelnd zurück.

~*~*~


Es dauerte einen Moment, ehe John aus den Tiefen des Schlafes erwachte und es vergingen weitere Sekunden, bevor er langsam seine Augen öffnete.
Der Nebel vor seinen Augen verschwand nach und nach und er atmete tief durch, als er vorsichtig den Kopf drehte und stöhnend die Augen schloss, als ein stechender Schmerz hinter seiner Stirn explodierte.
Was war passiert? Wieso lag er auf der Krankenstation? Fragen über Fragen stiegen in ihm auf und er musste kurz überlegen, ehe sich die Erinnerungen ihren Weg an die Oberfläche schlängelten und er sich an den Test erinnern konnte und ebenso an Jay, der direkt mittendrin gewesen war.
Zusammen mit den Erinnerungen an Jayden setzte er sich ruckartig auf und bereute es sofort, als alles vor seinen Augen verschwamm und er sich abstützen musste, um nicht einfach zurückzufallen.
Ein leises Stöhnen links von ihm ließ ihn den Kopf drehen und erst jetzt sah er Elizabeth, die neben ihm am Bett saß und langsam erwachte.
Sie öffnete die Augen und blinzelte noch etwas verschlafen, bevor sich ein kleines Lächeln auf ihre Lippen schlich.
"Du bist wach", meinte sie leise und richtete sich auf, verzog einen Moment das Gesicht, als ihre Muskeln protestierten und zu schmerzen begannen.
"Wie lange war ich weg?", fragte er und beugte sich zu ihr, gab ihr einen warmen Kuss und strich ihr die verwuschelten Haare aus dem Gesicht.
"Gut einen Tag", war die Antwort und dieses Mal verzog John das Gesicht.
"Was ist mit Jay?", erkundigte er sich dann sofort und Sorge stieg in ihm auf, was Elizabeth ihm deutlich in den Augen ablesen konnte. Beruhigend griff sie nach seiner Hand und drückte sie.
"Ihm geht es gut, dank dir."
Er atmete erleichtert aus und nickte. Das Wichtigste war, dass Jay nichts passiert war und mit einer kurzen Bestandsaufnahme seiner selbst konnte er mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass auch er bald wieder auf dem Damm sein würde.
"Wann kann ich hier raus?"
Elizabeth lächelte reflexartig, da sie mit dieser Frage bereits gerechnet hatte; John war einfach kein Freund von Krankenstationen, aber sie konnte das nicht entscheiden und so wie sie Carson kannte, würde John nicht sofort hier hinaus spazieren dürfen.
"Das weiß ich nicht", meinte sie daher mit einem kaum hörbaren Necken in der Stimme, welches ihm trotzdem auffiel und ein ‚Hmpf' die Antwort war.
Mit einem schnellen Blick auf die Uhr stellte sie fest, dass ihre Schicht in ein paar Minuten anfangen würde und erleichtert dankte sie innerlich John, dass er passend wach geworden war.
"Das musst du nachher Carson fragen, ich muss in den Kontrollraum", meinte sie lächelnd und stand auf, strich sich durch die Haare und versuchte, ihre zerknitterte Kleidung etwas zu glätten. Die Dusche würde heute Morgen ausfallen müssen, aber das konnte sie zur Mittagszeit in Ruhe nachholen.
"Viel Spaß", sagte sie grinsend und küsste ihn, ehe er mit einem passenden - gespielt gekränkten - Tonfall antworten konnte.

Es war inzwischen Nachmittag geworden und wie üblich fing John sich an zu langweilen, da es auf der Krankenstation nun einmal nichts gab, mit dem er sich beschäftigen konnte.
Das stetige Piepsen des Monitors fing an, an seinen Nerven zu zerren und nachdem er sich zwangsläufig mit Däumchen drehen abgegeben hatte, war er kurz davor, einfach die Krankenstation zu verlassen und wenigstens die Zeit zu genießen, die Carson brauchen würde, um zu bemerken, dass er nicht mehr da war.
Er kannte die Vorschriften, aber den Absatz, dass der Patient zur Überwachung bleiben sollte, übertraf sein Verständnis und sowohl Carson als auch Elizabeth wussten das.
Er war kein einfacher Patient und würde es mit Sicherheit auch niemals werden.
Um seine Situation noch unerträglicher zu machen schien es im Moment einfach keine weiteren Patienten zu geben. Die Krankenstation war leer und somit gab es Niemanden, mit dem er sich hätte unterhalten können, geschweige den Jemanden, der sein Leid der Langeweile mit ihm teilte.
Carson hatte sich nicht dazu überreden lassen ihm ein paar Zeitschriften zu bringen und selbst als er nach Berichten gefragt hatte, war es stets bei einem Kopfschütteln geblieben.
Die Stunden waren nur langsam verstrichen und als er auf die Uhr schaute, konnte sich John nur unter Mühe ein Aufstöhnen verkneifen. Es war noch nicht einmal Nachmittag und das bedeutete, dass er noch einige Zeit warten musste, ehe er am nächsten Morgen endlich die Krankenstation verlassen durfte.
Bis dahin gab es wohl nichts, mit dem er sich die Zeit vertreiben konnte und das war ein deprimierender Gedanke, da er schlicht und einfach Langeweile bedeutete.
Er sah dem Minutenzeiger dabei zu, wie er unaufhaltsam weiter wanderte und doch zeigte die Beobachtung John nur auf höhnende Weise, wie langsam die Zeit verging.
Eine weitere Minute war vergangen und doch hielt er weiterhin den Blick auf die Uhr gerichtet, als er eine Bewegung aus den Augenwinkeln heraus wahrnahm und den Kopf drehte; in freudiger Erwartung auf irgendwelche Ablenkung, egal welcher Art.
Erstaunt zog er die Augenbrauen nach oben, als er sah, wer sein Besucher war - Jayden.
Der Junge versteckte sich halb hinter der Tür und lugte dahinter hervor, schien nicht so recht zu wissen, ob er näher kommen, oder lieber wieder verschwinden sollte.
"Komm her, Kleiner", rief John ihm zu und der Angesprochene zuckte zusammen, gehorchte dann aber und kam mit hinter dem Rücken verschränkten Armen näher.
"Wo ist deine Mom?", fragte er, als der Junge bei ihm angekommen war und auf den Stuhl kletterte, der neben seinem Bett stand.
"Arbeiten, sie weiß nicht, dass ich hier bin", murmelte Jay und John vermutete, dass daher der leicht schuldbewusste Blick kam, mit dem Jayden hier herein gelaufen war.
"Nun ja, wir müssen es ihr ja nicht unbedingt sagen", schlug er vor und fing sich einen leuchtenden Blick seines Gegenübers ein.
"Hier ist es so langweilig, dass ich über jede Ablenkung froh bin", meinte John und Jay grinste.
"Ich hasse Krankenstationen. Ich mag keine Ärzte."
Unweigerlich musste John ebenfalls grinsen, da die Aussage von ihm hätte sein können und gleichzeitig fragte er sich, wie Liliana es handhabte, wenn der Junge einmal krank war.
"Ich mag sie auch nicht besonders…dir geht es gut?", fragte er dann und musterte Jayden mit einem schnellen Blick, aber er schien keine ernsthaften Verletzungen von dem kleinen Zwischenfall davon getragen zu haben.
Das Nicken bestätigte seine Vermutung und Jay rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her.
"Es tut mir leid", sprudelte es dann aus ihm heraus und John grinste amüsiert.
Er wusste noch aus eigener Erfahrung, wie unangenehm es war, wenn man sich entschuldigen musste und daher hatte er durchaus Mitleid mit dem Kleinen.
"Es ist nichts ernsthaftes passiert", winkte er daher ab. "Nur solltest du nächstes Mal aufpassen, wo du spielst!"
Jay nickte nachgiebig, da seine Mutter ebenfalls dasselbe gemeint hatte und doch war Atlantis eine große Stadt und es gab viel zu entdecken, auch wenn man ihm gesagt hatte, von wo er sich fern halten sollte. Nur machte das Verbot diese Bereiche eben noch interessanter.
"Es macht keinen Spaß immer alleine alles zu entdecken. Kann ich nicht mit euch mitgehen?", fragte Jay und stellte somit die Frage, die er auch schon zig Mal an seine Mutter gerichtet hatte.
"Ich denke nicht, dass deine Mom so begeistert davon wäre. Es kann sehr gefährlich sein. Und außerdem bist du noch…" Er wurde von Jayden unterbrochen, der frustriert den Kopf auf die Hand stützte und murmelte: "Jaja…und außerdem bin ich noch zu jung, ich weiß."
John versuchte sein Grinsen zu unterdrücken, da er wohl das Gleiche wie Liliana gesagt hatte und Jay schien davon wenig begeistert zu sein, was er auch durchaus nachvollziehen konnte.
"Wenn ich groß bin werde ich auch Soldat, so wie Sie und Daddy", erzählte Jay, der seinen Missmut bereits vergessen zu haben schien und John versteifte sich, was der Junge allerdings nicht mitbekam.
"Kannten Sie meinen Dad?"
Große Kinderaugen blickten ihn an und John brauchte einen Moment, ehe er schließlich nickte.
"Ja, ich kannte deinen Vater…er war ein guter Mann."
Während er die Worte aussprach wurde ihm bewusst, dass er sie auch vollkommen ernst meinte. Egal, was alles vorgefallen war, Marc war jeher jemand gewesen, auf den er sich hatte verlassen können, bis zu dem Moment, wo all die Jahre der Freundschaft an einem Tag ausgelöscht worden waren und selbst jetzt tat dieser Gedanke noch weh.
Jayden nickte nur, erwiderte aber nichts und auch wenn John gerne etwas gesagt hätte, um den Jungen zu trösten, so wusste er nicht was.
"Hey, soll ich dir zeigen, wie man Carson ärgern kann?", schlug John plötzlich vor und hatte somit sofort die Aufmerksamkeit von Jay, der ihn gespannt ansah und nichts war mehr von der Traurigkeit in seinen Augen zu sehen.
"Siehst du die Unterlagen auf dem Tisch?", fragte er und bekam ein eifriges Nicken zur Antwort.
"Bring sie mir und dann basteln wir Papierflieger."

"Es war die Idee des Jungen", meinte John am Abend, als Carson erneut nach seinen Vitalzeichen sah und immer noch keine Anstalten machte, wieder ein normales Gespräch mit ihm zu führen.
"Sicher, Colonel", war der einzige Kommentar, der deutlich ausdrückte, dass Beckett ihm nicht glaubte und John seufzte.
"Ach, kommen Sie, Doc. Hier ist es stinklangweilig."
"Und deswegen kommen Sie auf solche Ideen?"
John zuckte nur mit den Schultern und Carson schüttelte den Kopf. Innerlich war er nicht mehr wirklich wütend. Nachdem sich die erste Wut gelegt hatte, war sie durch Amüsement ersetzt worden, aber das wollte er dem Colonel noch unter keinen Umständen zeigen.
"Morgen werden Sie entlassen…und dürfen ihre Flieger mitnehmen", meinte Carson und ein Lächeln zuckte um seinen Mund, was John allerdings nicht sehen konnte, da er lediglich erleichtert einatmete.
"Ich werde sie durch das Stargate schicken. Vielleicht kann jemand etwas damit anfangen", überlegte er und dieses Mal konnte Beckett das Lächeln nicht mehr verbergen.
Er hätte wissen müssen, dass John nicht einen Tag ruhig im Bett liegen und sich ausruhen würde, immerhin hatte er das noch nie getan. Die Idee mit den Papierfliegern war allerdings neu und Carson nahm sich vor nächstes Mal alle Unterlagen außer Reichweite des Colonels zu deponieren.
"Werden Sie die Nacht überstehen, ohne auf weitere solcher Ideen zu kommen?", fragte Beckett freundlich, als er den Monitor endlich abstellte und John einen Moment die Augen in seliger Ruhe schloss, als das Piepsen verstummte.
"Ich denke schon", zwinkerte er dem Arzt zu und amüsiert wandte sich Carson ab, wollte gerade zurück in sein Büro gehen, als er Liliana am Eingang der Krankenstation stehen sah.
"Guten Abend", grüßte er und John drehte aufgrund dieser Worte den Kopf und schaute überrascht zu der Besucherin.
"Guten Abend", erwiderte Liliana den Gruß, während sie irritiert die vielen Papierflieger musterte, ehe sie dann mit verschränkten Armen langsam näher kam.
Sie warf einen schnellen Blick zu John, der sie immer noch ansah und dann blickte sie wieder zu Beckett, der verstehend die Arme hob.
"Ich bin schon weg", meinte er und verschwand in seinem Büro, um hinter sich die Türe zu schließen.
Als Liliana einige Sekunden nichts sagte, blickte John sie fragend an.
"Was machst du hier?", fragte er in neutralem Tonfall, um dieses Gespräch in ruhigen Bahnen zu beginnen und nicht gleich eine neue Auseinandersetzung heraufzubeschwören.
"Ich wollte mich bei dir bedanken…dass du Jay gerettet hast. Das war sehr nett von dir."
Sie sprach langsam und er konnte ihr ansehen, dass es ihr nicht leicht fiel, die Worte überhaupt auszusprechen.
In den ganzen letzten Jahren war nie ein freundliches Wort zwischen ihnen gefallen und es war bestimmt nicht einfach jetzt damit anzufangen.
"Du musst dich nicht dafür bedanken. Ich bin froh, dass es dem Jungen gut geht", sagte John und meinte es vollkommen ernst. Er mochte den Jungen und war erleichtert gewesen, als er gesehen hatte, dass ihm nichts passiert war.
"Trotzdem…vielen Dank."
John sah sie einen Moment stumm an und nickte dann schließlich. Er rechnete es ihr hoch an, dass sie hier her gekommen war und urplötzlich stieg wieder Mitgefühl in ihm auf.
"Lil…es tut mir wirklich leid, was passiert ist", sagte er daher leise und konnte in ihren Augen sehen, dass sie sehr genau wusste, auf was er die Worte bezog.
Schmerz zeigte sich darin und als er noch etwas sagen wollte, hob sie die Hände und stoppte ihn damit.
"Sag das nicht."
Verwundert sah er sie an. "Es ist die Wahrheit", meinte er ehrlich und sie schloss einen Moment die Augen.
"Ich will das nicht", erwiderte sie einige Sekunden später und sah ihn wieder an.
"Was willst du nicht?" John blickte sie irritiert an und sie seufzte leise, versuchte den Schmerz, der wieder in ihr aufgestiegen war, zu verdrängen und ihm nicht zu zeigen, wie sehr sie immer noch darunter litt.
"Dein Mitgefühl."
Die zwei Worte überraschten ihn noch mehr und für einen Moment konnte er sie nur ansehen.
"Lil, ich…" Wieder stoppte sie ihn, indem sie erneut die Hand hob und er sah sie fragend an, sagte aber nichts mehr und tat ihr den Gefallen.
"Nein, John. Ich will das Mitgefühl nicht, ich will nicht, dass du mich jetzt anders behandelst, nur weil du weißt, was passiert ist. Das möchte ich nicht."
Als er etwas darauf erwidern wollte, kam sie ihm zuvor.
"Ich bin dir wirklich dankbar, was du für Jay getan hast und ich wünsche dir gute Besserung."
Mit diesen Worten drehte sie sich herum und ließ einen überraschten und irritierten John Sheppard zurück, der ihr lediglich nachblickte, als sie mit zügigen Schritten die Krankenstation verließ.

Als Elizabeth kurze Zeit nach ihrer Schicht die Krankenstation betrat, blieb sie verwundert an der Eingangstüre stehen und sah sich in dem großen Raum um.
Es war nicht besonders schwer zu erraten, wer für die vielen Papierflieger verantwortlich war und ihr amüsierter Blick wanderte zu John, der in seinem Bett lag und zu schlafen schien.
Anscheinend war die Langeweile durchgekommen und er hatte nach einer Ablenkung gesucht und offensichtlich auch gefunden.
Sie wusste nicht, ob sie Lachen oder ihm Vorträge halten sollte, auch wenn dies ein Aspekt an ihm war, den sie so sehr liebte.
Mit leisen Schritten lief sie in Richtung des Bettes und achtete darauf, auf keinen der gut gefalteten Papierflieger zu treten, um nicht unnötigen Lärm zu machen.
Sie sah Carson durch das Glasfenster des Büros und auch der Arzt musste sie gesehen haben, da er ihr zuwinkte und dann durch die Türe kam, um sie lächelnd zu begrüßen.
"Interessante Dekoration", meinte sie zwinkernd und deutete dabei auf die vielen Flieger, was Carson nur mit einem halben Stöhnen quittierte.
"Drei Mal dürfen Sie raten, wer dafür verantwortlich ist", sagte er und sie konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
"Eine Lehre für das nächste Mal", erwiderte sie mitfühlend, auch wenn sie innerlich hoffte, dass es lange Zeit kein nächstes Mal geben würde.
"Die Lehre habe ich schon gezogen. Ab sofort werden die Unterlagen außer Reichweite der Patienten aufbewahrt." Sie lachte leise und sah dann in Johns Richtung, der immer noch mit geschlossenen Augen da lag und anscheinend nicht wach geworden war.
"Wie geht es ihm?", fragte sie und wandte sich wieder an Beckett.
"Abgesehen von der Langeweile, sehr gut. Offen gestanden ist er nicht der Einzige, der sich darauf freut, morgen aus der Krankenstation zu kommen." Er grinste und zuckte entschuldigend mit den Schultern, was wiederum Elizabeth zum Grinsen brachte, da sie sich gut vorstellen konnte, dass das Arbeitsklima sehr viel angenehmer war, wenn man keinen Patienten hatte, den die Langeweile plagte.
"Vielen Dank, Doc", kam es leise und noch etwas verschlafen aus Richtung des Bettes und als Elizabeth zu ihm blickte hatte er die Augen geöffnet und funkelte gespielt beleidigt in die Richtung des Arztes.
Dieser sah ihn nur entschuldigend an, auch wenn beide wussten, dass es durchaus ernst und ebenso freundschaftlich gemeint gewesen war.
"Hey, wie geht es dir?", fragte Elizabeth, als sie näher kam und aus dem Augenwinkel sah, wie Carson sie alleine ließ.
"Ich sterbe vor Langeweile", meinte er und zog sie zu sich, um ihr einen langen und warmen Kuss zu geben, ehe er sie wieder los ließ und sie sich aufrichtete.
"Wie ich sehe hast du doch eine Beschäftigung gefunden", hielt sie dagegen und deutete auf die Masse an weißen Papierfliegern.
John zuckte nur mit den Schultern und grinste. "Es war die Rache dafür, dass ich hier festsitze."
Sie sah ihn einen Moment still an, ehe sie dann grinsend den Kopf schüttelte.
"Carson hat es nicht leicht mit dir", meinte sie und er nickte zustimmend, ein amüsiertes Funkeln in den Augen.
"Morgen ist er mich los", sagte er und fing ihre Hand ein, um sie zu sich auf das Bett zu ziehen.
Sie setzte sich an die Bettkante und musterte ihn mit einem schnellen Blick. Die Blässe war aus seinem Gesicht gewichen und er sah allgemein sehr viel besser aus, als es gestern noch der Fall gewesen war, wie sie erleichtert feststellte.
"Rodney lässt Grüße ausrichten", fiel ihr dann plötzlich wieder ein und erstaunt sah er sie an.
"Wirklich?" Er hatte nicht damit gerechnet, da der Wissenschaftler ansonsten nicht unbedingt der Typ dafür war, der sich um die sozialen Aspekte kümmerte.
Elizabeth nickte. "Das Team hat weitere Bereiche abgedeckt und einige interessante Dinge gefunden."
Unweigerlich fühlte John die Sehnsucht nach diesen Erkundungen in sich aufsteigen und verfluchte die Tatsache, dass er sich den Tag über hier langweilen durfte, während sein Team die unbekannten Bereiche von Atlantis durchkämmte.
"Rodney hat das Team von Liliana angefordert. Heute waren beide Teams bei der Erkundung zusammen unterwegs", erzählte sie und war automatisch bei Liliana auf den Vornamen gekommen, da sie mit der Wissenschaftlerin bis jetzt größtenteils auf privater Ebene zu tun gehabt hatte.
John schien über diese Verlauf nicht besonders begeistert zu sein und sie sah ihn fragend an, als sie sein Missfallen bemerkte.
"Was hat McKay als Begründung angegeben?", fragte er, als ihm ihr Blick auffiel.
"Er hält es für besser, sich direkt vor Ort auf die Meinung weiterer Wissenschaftler beziehen zu können."
John schnaubte nur und Elizabeth blickte ihn irritiert an. Nach dem Vorfall mit Liliana hatte sie angenommen, dass er besser auf sie zu sprechen sein würde, aber wie es schien war dem nicht so.
Als Frau nahm sie die Reaktion mit gewisser Erleichterung wahr, aber als Kommandantin war es etwas, dass ihr durchaus Sorgen bereiten könnte, da sie in dieser Position immer noch die Hoffnung hatte, dass sich das private Verhältnis nicht auf die Arbeitsstruktur auswirken würde.
"Möchtest du die Teams wieder umstellen?", fragte sie daher, aber er schüttelte den Kopf.
"Und mir dadurch McKays Ärger zuziehen? Auf keinen Fall."
Eine kleine Stimme in Elizabeth hätte es lieber gesehen, wenn er die Teams wieder umgestellt hätte, aber gleichzeitig wusste sie, dass Rodney das nicht einfach so hinnehmen würde und auf die Differenzen konnte sie dann doch gut und gerne verzichten.
"Hat Carson gesagt, ob du Morgen wieder an den Erkundungen teilnehmen darfst?"
Er sah sie ruckartig an und ein kurzer Schimmer der Verzweiflung huschte über sein Gesicht, was sie amüsiert beobachtete. Anscheinend hatte er sich noch keine Gedanken darüber gemacht, aber es war gut möglich, da er zwar die Krankenstation verlassen konnte, das aber nicht zwangsläufig bedeutete, dass er wieder voll einsatzfähig war.
Mit einem kleinen Grinsen beugte sie sich zu ihm. "Das solltest du ihn vielleicht noch fragen", meinte sie neckend und gab ihm einen weiteren Kuss.
"Das werde ich…später", gab er zurück und zog sie wieder zu sich.

~*~*~


Es war noch früh am Morgen, als Elizabeth nach einem kurzen Frühstück zurück in ihr Quartier lief, um dort die liegen gebliebenen Berichte nachzuarbeiten. Offiziell hatte sie noch keinen Dienst und konnte die Arbeit daher genauso gut im Quartier verrichten.
Der Kaffee schlug langsam an und sie fühlte sich lebendiger, als noch vor einigen Minuten, wo sie zusammen mit Rodney gefrühstückt hatte.
Dieser beharrte immer noch auf die neue Teamzusammenstellung und nachdem John ihr versichert hatte, dass er nichts dagegen sagen würde, hatte sie McKay die Bestätigung dafür gegeben.
Sie streckte sich noch einmal, als sie bei ihrem Quartier angekommen war und dieses auch gleich betrat.
Überrascht blieb sie an der Türe stehen, als sie die vielen Papierflieger sah, die sich auf der Coach tummelten.
"Morgen", kam es von der rechten Seite und ein breit lächelnder John Sheppard kam ihr aus dem Bad entgegen. Seine Haare waren noch feucht, was ihr zeigte, dass er wohl soeben geduscht hatte. Sie wurde mit einem langen Kuss begrüßt und sein Körper strahlte noch die Hitze der Dusche aus.
"Morgen", gab sie immer noch leicht irritiert zurück und deutete dann fragend auf die Flieger.
"Nun ja, Carson weigerte sich, sie auf der Krankenstation zu behalten, also habe ich sie mitgenommen." Er grinste sie an und unweigerlich musste sie Lachen, weil er sie mit diesem unschuldigen Blick ansah, bei dem sie nie auf längere Zeit sauer sein konnte.
"Und du musstest sie in unser Quartier bringen?", fragte sie amüsiert und setzte sich ans Ende der Couch, das noch einigermaßen Papierfliegerfrei war.
"Ich werde sie durch das Stargate schicken", meinte er schulterzuckend und sie schüttelte grinsend den Kopf. Er war unmöglich, aber genau dies war eine Seite an ihm, die sie so sehr liebte und die sie auch nicht missen wollte.
"Was hat Carson bezüglich der Erkundungen gesagt?", fragte sie nach einigen Sekunden und er lächelte zufrieden, was ihr schon Antwort genug war.
"Ich soll mich zurückhalten, aber es spricht nichts gegen einen Einsatz."
Sie konnte ihm ansehen, wie erleichtert er darüber war und in Anbetracht dessen, dass sie es ebenfalls nicht mochte, wenn sie sich ausruhen sollte, konnte sie ihn gut verstehen.
"Ich war gerade mit Rodney frühstücken, das Team bricht in zwei Stunden auf", erzählte sie ihm und er nickte.
"Ich nehme nicht an, dass er die Teams von selbst wieder gelöst hat?"
Sie schüttelte nur den Kopf und John verzog das Gesicht.
"Das verspricht ein Spaß zu werden", murmelte er und sagte sich gleichzeitig, dass er sich dadurch nicht die Vorfreude nehmen lassen sollte. Es war ein großes Team und man konnte sich aus dem Weg gehen, was er mit Sicherheit auch tun würde, nach all dem, was sie ihm gesagt hatte.
"Sie war gestern bei mir", meinte er dann plötzlich, da er das Bedürfnis hatte, ihr davon zu erzählen und irritiert sah Elizabeth ihn an.
"Wer? Liliana?" Ihr Magen zog sich zusammen, als er nickte und sie wieder die Traurigkeit in seinen Augen erkennen konnte.
"Sie hat sich dafür bedankt, dass ich Jay gerettet habe", erzählte er und sie nickte verwundert, da dies etwas war, mit dem sie in so einer Situation rechnete, allerdings war sie sich nicht sicher gewesen, ob Liliana das auch wirklich tun würde.
"Das ist nett von ihr", meinte sie daher und dieses Mal nickte er, ehe er leicht ironisch die Augenbrauen nach oben zog.
"Sie will kein Mitleid von mir."
Wieder sah sie ihn überrascht und auch verwundert an und fragte sich unweigerlich, wie das Gespräch gestern verlaufen war. Über was hatten die Beiden gesprochen?
"Hat sie gesagt wieso?"
"Sie sagte, sie will nicht, dass ich sie anders behandele, jetzt, wo ich weiß, was passiert ist."
Auch wenn Elizabeth nicht unbedingt damit gerechnet hatte, musste sie innerlich zugeben, dass sie die Frau verstehen konnte. Jahrelang hatte es keinen freundschaftlichen Aspekt zwischen ihnen gegeben und das wollte sie nicht ändern, nur weil jetzt Mitgefühl mit im Spiel war.
"Kannst du sie nicht verstehen?", fragte sie langsam und sah ihn ernst an.
"Kannst du sie denn verstehen?", kam die Gegenfrage und Elizabeth atmete tief durch, da Johns Stimme deutlich ausdrückte, dass er es nicht konnte.
"Ich kann es nachvollziehen, ja." Zusammen mit diesen Worten konnte sie nicht verhindern, dass auch bei ihr ein Stich von Mitgefühl aufstieg, aber sie verbannte es aus ihrem Gesichtsausdruck, als John sie einen Moment nur ansah und sie die stumme Frage in seinen Augen erkennen konnte.
"Sie hat ihren Mann verloren, John. Und jedes Mal, wenn du ihr jetzt mit einer Freundlichkeit entgegen kommst, die ihr in all den Jahren nicht hattet, erinnerst du sie konstant daran, was sie verloren hat."
Er schloss die Augen und sie konnte sehen, dass er ihre Worte begriff, dass er nun verstehen konnte, inwiefern er ihr damit wehtat, aber gleichermaßen war das Mitgefühl für sie da und das konnte er nicht einfach so abstellen.
"Also soll ich sie wie früher behandeln? So, als wüsste ich nicht, dass Marc gestorben ist?", fragte er und trotz des Verstehens schwang ein Hauch von Unglaube darin mit.
"Wenn es das ist, was sie möchte, dann ja."
Er brummte nur und zeigte ihr damit, dass er es zwar verstand, aber nicht unbedingt guthieß.
"Was ist mit dem, was ich möchte?", fragte er plötzlich und sah sie wieder an.
"Was ist, wenn ich diesen ewigen Krieg leid bin?"
"Bist du es denn leid?", fragte sie und hielt ihre Stimme neutral und diplomatisch, um die Situation nicht noch komplizierter zu machen, als sie es ohnehin schon war.
"Ich habe einmal gedacht diese Wut auf sie würde nie vergehen, aber genau genommen existiert sie schon eine ganze Weile nicht mehr. Es ist reine Gewohnheit, wie wir miteinander umgehen und genau das bin ich leid."
"Dann hast du dir einen schlechten Zeitpunkt ausgesucht, um ihr das zu sagen", meinte Elizabeth leise und er nickte nur, während sie die Ironie auf seinem Gesicht erkennen konnte.
"Sie würde mir nicht glauben."
"Vermutlich nicht, nein", bestätigte sie und er seufzte nur missmutig, weswegen sie nach seiner Hand griff und die Wärme genoss, die sie ausstrahlte.
"Das heißt aber nicht, dass sie dir niemals glauben wird."
Er drückte ihre Hand und lächelte leicht, dankte ihr dafür, dass sie mit ihm darüber redete und sich nicht abwandte, auch wenn er das durchaus in der Position, in der sie sich befand, verstanden hätte.
"Lust auf ein zweites Frühstück?", fragte er nach einem Moment der Stille und sie lachte leise, weil er dieses Talent, plötzlich von einem Thema auf ein völlig anderes zu kommen, immer so unvermittelt einsetzte, dass er sie damit überrumpelte.
"Nichts einzuwenden", meinte sie und musste zugeben, dass eine weitere Tasse Kaffee keinesfalls Schaden konnte.
"Auf geht's", sagte er lächelnd und zog sie von der Coach hoch, um dann zusammen mit ihr das Quartier zu verlassen.

Es war kurze Zeit später, als John zusammen mit Elizabeth, frisch gestärkt vom Frühstück, den Gateraum betrat, von dem aus die Teams mit dem Transporter in die unteren, noch unbekannten Bereiche von Atlantis gelangten.
McKay und die Wissenschaftler waren schon dort und Rodney schien bereits ungeduldig zu sein, was auch der Blick bestätigte, mit dem er John anfunkelte.
Dieser ignorierte es wohlweißlich und nickte stattdessen Teyla und Ronon zu, die ebenfalls anwesend waren und ihn nun ihrerseits grüßten.
Liliana stand neben Rodney, allerdings grüßte sie ihn nicht, sondern sah ihn nur einen Moment an, die altbekannte Abneigung in den Augen und um seine Lippen zuckte ein ironisches Lächeln, als er es ihr gleichtat und sie ignorierte.
"Na endlich", erklang es leise neben John, als sich dieser neben McKay stellte.
"Ungeduldig?", fragte er süffisant zurück und Rodney brummte nur, was John dazu brachte die Augen zu verdrehen.
Er warf Elizabeth einen hilflosen Blick zu, aber diese zuckte nur dem Schultern und wünschte ihnen viel Spaß, ehe sich die Truppe in Richtung Transporter bewegte und die Erkundungstour fortsetzte.

*~*~*


Der nächste Tag kündigte sich mit ersten Sonnenstrahlen an, die durch die Jalousie schienen, als Elizabeth langsam wach wurde und die Augen öffnete. Sie blinzelte einige Male und streckte sich dann, bevor sie sich zu dem warmen Körper neben sich drehte.
Sie streichelte John über den Bauch und blickte dann hoch, nur um überrascht festzustellen, dass er die Augen geöffnet und in Richtung Decke gerichtet hatte.
"Warum bist du schon wach?", fragte sie leise und kuschelte sich an ihn. Sie mussten heute beide erst später arbeiten und normalerweise war dann immer sie es, die zuerst wach wurde. Zudem die Erkundungstouren recht Zeit fordernd und somit anstrengender waren, als ihre Büroarbeit.
"Ich konnte nicht mehr schlafen", meinte er ebenso leise und zog sie zu sich ran. "Und wie hast du geschlafen?"
"Ganz gut", gähnte sie und grinste ihm zu. "Und selbst?"
Sie richtete sich auf und stützte sich auf einem Ellenbogen ab, um ihn besser ansehen zu können. Sie mochte es, wie er aussah, wenn er erst vor kurzem wach geworden war. Seine Augen wirkten schläfrig und seine Haare waren noch verwuschelter als sonst. Alles in allem sehr sexy, musste sie sich eingestehen und in dieser Eingebung gab sie ihm einen warmen Kuss auf den Mund.
Er legte seine Hand auf ihren Hinterkopf und behielt sie auch dort, als sie sich wieder aufrichtete.
"Du siehst müde aus", stellte sie fest, da es doch tiefer zu gehen schien, als sie normale Schläfrigkeit, die sie sonst in seinen Augen fand.
"Ich habe nicht gut geschlafen."
"Wieso nicht?", fragte sie und zog die Augenbrauen nach oben, da es sonst sie war, die mit Schlafproblemen zu kämpfen hatte.
Einen Moment sah er sie still an, bevor er seufzte und sich ebenfalls leicht aufrichtete, indem er sich auf die Kissen legte und gegen das Kopfteil des Bettes lehnte.
"Ich denke in letzter Zeit immer wieder daran, dass Liliana Mutter geworden ist und…" Er stockte und sah sie wieder nachdenklich an.
"Und dass du der Vater hättest sein können?", setzte sie seinen Satz fort, als ihr klar wurde, auf was er abzielte. Es war kein abwegiger Gedanke, immerhin waren sie lange Zeit ein Paar gewesen und mit Sicherheit hätten sie irgendwann an Kinder gedacht.
Es wunderte sie nur, dass er nicht schon früher mit ihr geredet hatte, immerhin war Liliana nun bereits einige Zeit da und seine erste Begegnung mit Jayden lag nun auch schon ein paar Tage zurück.
Er nickte nur und zuckte dann mit den Schultern. "Wir haben nie direkt über Kinder gesprochen, aber ich wusste, dass sie irgendwann einmal welche haben wollte. Hätten wir uns nicht getrennt, dann wäre ich vielleicht inzwischen schon Vater. Jayden ist ein guter Junge und Marc hat ganze Arbeit geleistet", grinste er leicht und lehnte seinen Kopf zurück an die Wand.
"Wünscht du dir, dass du Jaydens Vater wärst", fragte sie nach einem Moment der Stille vorsichtig, da sie nicht wusste, ob sie die Antwort überhaupt wissen wollte. Immerhin würde das bedeuten, dass er auch die Trennung von Liliana bereute, egal, welcher Grund letztendlich damals dazu geführt hatte.
Wieder folgte diese Stille und Elizabeth fühlte sich unwohl, da sie nicht wusste, was folgen würde.
Wie sollte sie damit umgeben, wenn er es wirklich bereute? Gab er damit nicht auch gleichzeitig indirekt zu, dass er immer noch etwas für Liliana empfand?
Sie schluckte krampfhaft und sah ihn an. Sein Blick wirkte nach wie vor nachdenklich und sie war sich nicht sicher, wie sie das deuten sollte.
"Marc ist Jaydens Vater und das ist auch gut so", fing er langsam an und trotz dieser Aussage blieb die Anspannung in ihr.
"Liliana und ich hätten mit Sicherheit einmal Kinder gehabt, aber es ist anders gekommen und ich bereue es nicht, da ich ansonsten wohl nie von Atlantis erfahren hätte."
Es schwang wirklich keine Reue in seinen Worten mit und Elizabeth entspannte sich etwas, auch wenn sie kurz tief Luft holte, bis sie den Mut hatte, ihre nächste Frage zu stellen.
"Hättest du gerne Kinder?"
Sie spürte, wie nun er sich neben ihr anspannte und einen Moment sagte keiner von Beiden etwas.
Sie hatten nie über Kinder gesprochen, aber immerhin war nun das Thema darauf gefallen und es interessierte sie, wie er darüber dachte.
"Früher habe ich immer gedacht, dass ich einmal Vater werde, aber mein Leben ist immer so verlaufen, das Kinder nicht hinein gepasst haben."
"Und jetzt?"
Er sah sie kurz an und plötzlich wünschte sie sich, dass seine Antwort Ja heißen würde. Sie hätte nie gedacht, dass sie einmal so denken würde, da auch in ihr Leben bisher nie Kinder gepasst hatten und sie daher nach ihrer Ankunft auf Atlantis auch keinen Gedanken mehr daran verschwendet hatte.
Nun aber wünschte sie sich, dass sich daran etwas änderte und so lag ihr fragender Blick auf ihm.
Es war wohl ein Thema, über das Männer nicht gerne redeten, aber seine Antwort kam erstaunlich schnell.
"Ja, ich hätte gerne Kinder." Er sah sie ernst an und sprach dann weiter. "Nach der Trennung von Liliana habe ich nicht mehr daran gedacht, aber du hast mir gezeigt, dass es diese Möglichkeit wieder gibt und auch, wenn Atlantis nicht unbedingt der beste Platz dafür ist, gibt es bereits Kinder hier und ich mag den Gedanken, dass du Mutter meiner Kinder wirst." Er grinste sie bei den letzten Worten frech an und sie sah ihn tadelnd an, auch wenn Wärme in ihr aufstieg und sie nicht genau wusste, was sie darauf erwidern sollte.
Ja, sie hätte auch gerne Kinder und so wie sie bei ihm, hatte er ihr die Hoffnung daran zurückgegeben und dieses Wissen war ungeheuer belebend und sie lächelte, bevor sie sich wieder zu ihm lehnte und küsste.
Ihre Arbeit und die Erkundungstouren standen erst später an und bis dahin waren es noch einige Stunden, in denen sie tun konnten, was sie wollten.

~*~*~


Die Tage gingen nun schnell ineinander über und jeden Tag gab es neue Bereiche, die entdeckt und auch sofort von den ganzen Wissenschaftlern auf Atlantis in Beschlag genommen wurden, sobald bestätigt war, dass es keine erkennbare Gefahr gab.
John hatte sich zwangsläufig an die Tatsache gewöhnt, dass Liliana mit von der Partie war. Anfangs hatte er krampfhaft versucht ihr aus dem Weg zu gehen und er kannte sie lange genug, um zu wissen, dass sie das ebenfalls getan hatte.
Inzwischen war es ihm egal, ob er neben ihr lief, wenn sie neue Räume betraten. Sie mussten nicht miteinander reden, es war eine stillschweigende Vereinbarung, sich nicht wie die kleinen Kinder zu benehmen und er war dankbar dafür, da er froh über einige Tage der Ruhe war, in denen er sich nicht nonstop verbalen Konterungen gegenüber sah. Es war eine angenehme Abwechslung, auch wenn die Spannung zwischen ihnen nicht verschwunden war, aber das war etwas, womit er ohne Probleme leben konnte.
"Laut der Sensoren gibt es dort vorne drei weitere Räume", meldete McKay, der auf das kleine Gerät in seiner Hand schaute und das Schlusslicht der Gruppe bildete.
Es zeigte die bereits erforschten Räume an und die Umrisse von denen, die vor ihnen lagen, aber noch nicht erkundet worden waren.
"Größe der Räume?", fragte John und McKay drückte einige Tasten, ehe er sich wieder an den Fragenden wandte.
"Zwei kleine und einen größeren."
John nickte und deutete auf Teyla, Ronon und vier Wissenschaftler, die zu den kleinen Räumen gehen sollten.
"Wir nehmen uns den großen vor", sagte er und McKay nickte, ehe er zusammen mit Liliana und zwei weiteren Männern hinter John herlief.
"Was wir da drin wohl finden werden?", fragte McKay und John kannte diesen Tonfall gut genug. Rodney konnte es mal wieder kaum erwarten und dies verhieß erfahrungsgemäß nichts Gutes.
"Rodney, Sie halten sich zurück!", warnte er daher und der Wissenschaftler schnaubte nur. Es war bisher zu keinem größeren Unfall gekommen, auch wenn es durchaus einige kleinere Zwischenfälle gegeben hatte, an denen größtenteils Rodney selbst Schuld war, aber es war immerhin nichts passiert, redete er sich gut zu.
"Lebenszeichen?", fragte John routinemäßig, als sie vor dem Raum standen und Rodney schüttelte den Kopf.
"Nichts."
John nickte zufrieden und winkte dann die beiden Männer zu sich, ehe sie zusammen den Raum betraten und Rodney und Liliana ihnen folgten.
Das Licht ging wie in allen Räumen vorher durch John automatisch an, als sie ihn betraten und die Neuankömmlinge kniffen kurz die Augen zusammen, bevor sie sich dann umsahen.
Der Raum unterschied sich nicht viel von all den anderen, die sie bereits gefunden hatten und John atmete beruhigt aus. Einerseits war es immer eine Erleichterung, wenn sie Räume nacheinander abhakten und als ungefährlich einstufen konnten, aber trotzdem blieb eine leichte Enttäuschung darüber zurück, nichts gefunden zu haben.
"Rodney?", fragte er ebenfalls aus Routine heraus und wartete auf die Antwort.
"Diese Konsole hier ist etwas anders aufgebaut, als die anderen", meinte der Angesprochene, der sich sofort an die Kontrolltafeln begeben hatte.
"Anders? Wie meinen Sie das?", erkundigte sich Liliana, als sie neben John vor der Konsole stehen blieb und zu dem Wissenschaftler blickte.
"Die Kontrollfunktionen gleichen sich nicht. Die hier ist für etwas anderes zuständig", meinte er und drückte die Taste, die zur Übersicht führen sollte.
Diese hier tat es allerdings nicht, da sofort ein lautes Piepsen erklang und im Nächsten Moment beobachtete er die erschrockenen und überraschten Gesichter von John und Liliana, als diese fielen und verschwanden.
"Wa-?", kam es aus Rodneys Mund und er rannte zu der Stelle, an der die Beiden gestanden hatten.
"Was ist passiert?", fragte er Sergeant Louis, der ebenfalls sofort zu der Konsole gerannt war und auf den Boden blickte.
"Sie sind durch eine Luke gefallen", erklärte er und untersuchte den Boden, wo nichts mehr darauf hindeutete, dass sich hier eine Luke befunden hatte.

"Colonel? Können Sie mich hören?", dröhnte es aus Johns Head-Set und er brauchte einen Moment, ehe er wieder klar denken konnte und die Stimme als die von Rodney identifizierte.
Sein Kopf pochte und er stöhnte leise, als er sich auf den Rücken drehte und langsam aufstand. Seine Muskeln protestierten schmerzhaft und doch schien nichts gebrochen zu sein, worüber er mehr als froh war.
Sein Blick fiel auf Liliana, die sich gerade neben ihm auf dem Boden aufrappelte und sich ebenfalls den Kopf hielt.
"Alles in Ordnung?", fragte er besorgt, ehe er ihre Hand ergriff, sie vorsichtig hochzog und stützte, als sie leicht schwankte.
"Ich glaube schon", murmelte sie und tastete ihren Kopf ab, der bereits eine beträchtliche Schwellung vorwies und auch der Rest ihres Körpers schmerzte von dem Sturz.
"Wo sind wir?", fragte sie und sah sich in dem kleinen Raum um. Er war vollkommen leer und der einzige Zugang schien an der Decke zu liegen, durch die sie gefallen waren.
"Colonel? Hier ist McKay, können Sie mich hören", erklang es wieder, ehe John auf die vorherige Frage antworten konnte.
"Wir hören Sie. Wo sind wir?", fragte John und sah sich ebenfalls in dem kleinen Raum um, der keinen brauchbaren Ausgang zu haben schien.
"Wir vermuten, dass Sie sich direkt unter uns befinden. Sie sind durch eine Art Luke gefallen, aber die hat sich wieder geschlossen und wir wissen noch nicht, wie wir Sie dort herausholen können."
"Na wunderbar", murmelte John und Liliana wirkte ebenfalls nicht besonders begeistert in Anbetracht der Tatsache, dass sie wohl noch etwas in diesem Raum festsitzen würden.
"Wir suchen nach einer Lösung."
"Das will ich hoffen", meinte John und beendete den Funkkontakt, in der Hoffnung, dass McKay seine Genialität auspacken und sie möglichst schnell retten würde.
Jetzt, wo der Kontakt beendet war, wurde er sich erst bewusst, wie abgeschottet sie hier wirklich waren, da es unangenehm ruhig war und die Stille zog sich spannungsgeladen in die Länge.
Unruhig lief er in der kleinen Kammer umher und auch Liliana schien sich nicht sonderlich wohl damit zu fühlen, hier mit ihm alleine festzusitzen.
"Tja…sieht nicht so aus, als ob wir etwas tun könnten", meinte er ironisch und sie nickte seufzend, strich sich die Haare aus dem Gesicht und ließ sich langsam an der Wand hinunter gleiten, um die Zeit wenigstens im Sitzen vergehen zu lassen.

Währenddessen war das Team oberhalb der Beiden damit beschäftigt, nach einer Lösung zu suchen, auch wenn McKay inzwischen wusste, dass die Technik der Antiker oftmals so kompliziert war, dass es durchaus etwas dauern konnte, ehe er die Schalttafeln vor sich so bedienen konnte, dass es zu keiner Katastrophe kam.
"McKay an Weir", betätigte er sein Head-Set und wartete auf die Antwort.
"Was gibt es, Rodney?", erklang es sofort und er atmete tief durch, um den nächsten Satz in einem Rutsch von sich zu geben.
"Sheppard und Dr. Swain sind in einem Raum unter uns gefangen. Ich versuche, die Beiden zu befreien."
Die Tatsache, dass er selbst daran nicht ganz unschuldig war, verschwieg er wohlweißlich.
"Was ist passiert?" Die Stimme von Elizabeth klang besorgt und Rodney spürte, wie leichte Nervosität in ihm aufstieg, wie es immer der Fall war, wenn es um seine Freunde ging.
"Sie sind bei der Erkundung dieses Raumes durch eine Luke gefallen. Die hat sich wieder geschlossen und ich bin dabei, das zu ändern", meinte er, während sein Blick über die Schaltflächen huschte.
"Halten Sie mich auf dem Laufenden", sagte Elizabeth, bevor sie den Kontakt beendete und Rodney tief durchatmete, da er sehr genau wusste, dass sie sich Sorgen machen würde.
"Haben Sie es mit der Taste versucht, die die Luke geöffnet hat?", fragte einer der Wissenschaftler und McKay nickte.
"Es tut sich nichts und wir wissen auch nicht, für was die Antiker diesen Raum benutzt haben", meinte er nachdenklich, ehe er einige der Tasten drückte und wartete.
Es tat sich nichts und so aktivierte er sein Head-Set.
"Colonel?"

"Wir sind noch da", meinte John, der sich inzwischen ebenfalls auf den Boden gesetzt hatte und kurz davor war Däumchen zu drehen.
Es war nicht seine Vorstellung einer Erkundungstour und noch dazu war er kein Fan von engen Räumen, was er allerdings keinesfalls gegenüber McKay zugeben würde.
"Ich probiere verschiedene Tastenkombinationen aus. Melden Sie sich, wenn sich etwas tut."
"Werde ich", bestätigte John und blickte zu der Luke an die Decke, in der Hoffnung, dass diese sich bald öffnen würde.
Es vergingen einige Sekunden, ehe es in seinem Head-Set wieder knisterte.
"Und?", erklang McKays Stimme und John warf einen schnellen Blick zu Liliana, die den Kopf schüttelte und damit ebenfalls bestätigte, dass sich nirgends etwas getan hatte.
"Nichts."
Es ertönte ein Brummen und John konnte sich trotz der Situation ein Grinsen nicht verkneifen, da er sich gut vorstellen konnte, wie McKay vor der Konsole stand und die Stirn runzelte.
"Jetzt?"
"Wieder nichts." John stand auf und blickte erneut an die Decke, aber es bewegte sich nichts und das Gefühl der Enge wurde langsam stärker.
Wieder vergingen die Sekunden, als plötzlich ein Zischen erklang und der Boden vibrierte.
"McKay!", rief John und sah aus dem Augenwinkel, wie sich Liliana unsicher umblickte, um die Quelle des Vibrierens zu suchen.
"Was haben Sie gedrückt?"
"Nur eine weitere Tastenkombination. Tut sich etwas?", fragte der Wissenschaftler und John verlor beinahe das Gleichgewicht, als aus dem Vibrieren ein Rucken wurde und der Boden unter seinen Füßen nass wurde.
"Wo kommt das Wasser her?", fragte Liliana, die inzwischen aufgestanden war und zu ihm ging. Ihr Blick huschte über den Boden und ein mulmiges Gefühl stieg in ihm auf, als das Wasser weiter stieg und langsam ihre Schuhe umspülte.
"Und ob sich etwas tut. Hier kommt Wasser rein."
"Wasser?", kam die erstaunte Antwort zurück und John verdrehte die Augen.
"Ja, Wasser. Und es steigt, McKay. Sie sollten sich beeilen", meinte er und warf einen Blick zu Liliana, die weiterhin das Wasser anstarrte, das unaufhaltsam stieg.
"Das kann doch wohl nicht so schwer sein", meinte sie angespannt und nahm das unangenehme Gefühl wahr, als das Wasser in ihre Schuhe lief, die Socken sich vollsogen und Kälte durch ihre Füße aussandte. Wieso war das Wasser nur so kalt?
"Er tut sein Bestes", meinte John beruhigend, auch wenn er ebenfalls die Anspannung fühlte, die kontinuierlich zusammen mit dem Wasserspiegel in ihm aufstieg.
"Rodney?", fragte er in sein Head-Set und lief einige Schritte umher, um seine kalten Füße zu bewegen. Das Wasser umspielte ihre Unterschenkel und John warf einen verzweifelten Blick nach oben.
"McKay!"
"Jaja, ich arbeite schon daran", kam die patzige Antwort zurück und doch kannte er den Wissenschaftler inzwischen gut genug, um zu wissen, dass dies lediglich Nervosität und auch Sorge war.
"Arbeiten Sie schneller."

Die Minuten gingen ineinander über und Rodney spürte, wie sich sein Körper jede Sekunde, die verging, mehr und mehr anspannte.
Er konnte sich vorstellen, wie sich John und Liliana im Moment fühlen mussten, da er selbst einmal im Jumper eingeschlossen gewesen war und miterlebt hatte, wie das Wasser stieg und stieg und der Körper kontinuierlich an Temperatur verlor, während der Wasserspiegel immer näher kam.
Hilflosigkeit und Angst waren damals seine Begleiter gewesen und er war sich sicher, dass dies bei John und Liliana nun nicht anders war. Er kannte das Gefühl, wenn man der Tatsache ins Auge blicken musste, dass man knapp vor dem Ertrinken war.
Durch dieses Wissen hämmerte er so schnell es ging auf der Konsole herum, aber nichts schien zum erwünschten Erfolg zu führen und die Sorge, die nicht nur er empfand, sondern auch alle Anwesenden und auch Elizabeth, machte es ihm schwer sich zu konzentrieren.
"Wie geht es Ihnen?", fragte er in das Head-Set, während sich seine Aufmerksamkeit trotz allem weiterhin auf die Konsole richtete, die weitere Codes anzeigte, von denen allerdings keiner der richtige zu sein schien.
"Was denken Sie wohl, wie es uns geht?", kam die gereizte Antwort zurück und die Spannung in Rodney stieg.
"Wie hoch ist das Wasser?"
"Bis zum Brustkorb. Ich schlage vor, Sie konzentrieren sich wieder darauf, uns vor dem Ertrinken zu bewahren", meinte John und Rodney nickte, drückte die Lippen aufeinander und beschleunigte sein Tempo.

"John?", fragte Liliana nach weiteren Minuten mit hustender Stimme und ebenso wie sie hatte er damit zu kämpfen, an der Oberfläche zu bleiben und nicht unterzugehen.
Das Wasser stieg immer höher und die Kälte hatte sich inzwischen durch seinen gesamten Körper gezogen, schien seine Muskeln zu lähmen und jede Bewegung zu erschweren.
"Was ist?" Er schluckte Wasser und hustete und ging einen Moment unter, ehe er wieder an die Wasseroberfläche kam und den Kopf schüttelte, um klar zu sehen.
"Es tut mir leid!" Ihre Stimme klang leise, aber John hatte die Worte genau verstanden und sah sie fragend an. Für was wollte sie sich entschuldigen?
Ihre Augen blickten ihn ernst an und der Schmerz darin zeigte ihm nur allzu deutlich, für was sie sich entschuldigte.
"Wieso tust du das?", hakte er schwer atmend nach, während er mit den Armen ruderte und das immer weiter steigende Wasser verfluchte.
Ihr verwirrter Blick fiel auf ihn, woraufhin er nur spöttisch die Augenbrauen nach oben zog.
"Wieso entschuldigst du dich für etwas, was dir in all den Jahren nie Leid getan hat?"
"So wie es aussieht, werden wir in wenigen Minuten tot sein, also dachte ich mir, dass ich wenigstens das klären könnte", meinte sie und hustete, als Wasser in ihren Mund lief und sie kräftiger strampeln musste, um oben zu bleiben.
Das Wasser stieg und stieg und die Decke kam unangenehm näher, was ihr nur zeigte, dass sie bald ertrunken sein würden, wenn McKay es nicht schaffte, sie aus diesem Raum zu holen.
"Und du meinst, mit einer Entschuldigung ist es getan?"
"Was willst du sonst noch haben? Ich kann dir nicht mehr anbieten, John", keuchte sie, als sie das Gesicht in Richtung Decke wandte, um dem umher schwappenden Wasser zu entgehen.
"Es tut mir leid und das meine ich ernst. Ich wollte dir nie weh tun, das wollten wir Beide nicht. Ich entschuldige mich nicht für meine Gefühle, aber ich habe eingesehen, dass ich falsche Entscheidungen getroffen habe und das tut mir leid."
Johns Sicht war durch das Wasser getrübt, welches immer wieder in seine Augen spritzte, aber er kannte sie lange und gut genug, um an ihrer Stimme zu hören, dass sie es wirklich ernst meinte.
Er wusste nicht, was er daraufhin erwidern sollte, da es jeher das gewesen war, was er hören wollte. Er wollte, dass sie einsah, dass sie ihm wehgetan hatte, dass es nicht richtig gewesen war und nun, wo er all das hatte, war er nicht sicher, wie er darauf reagieren sollte.
"Ich habe dir einmal angeboten diesen Krieg zu beenden, das wolltest du nicht", hielt er ihr vor, während er einen verzweifelten Blick in Richtung der Luke warf. Wenn McKay nicht bald etwas einfiel, dann würden sie in diesem Raum ertrinken und John war nicht besonders angetan von dieser Vorstellung.
Das Wasser war eiskalt und seine Lippen zitterten, als er sich weiterhin an der Oberfläche hielt. Auch Lilianas Lippen waren blau angelaufen und sie brauchte einen Moment, ehe sie wieder sprechen konnte.
"Du hast es aus Mitleid getan, John! Jedes Mal, wenn du mit mir geredet hättest, wäre mir bewusst geworden, dass Marc tot ist!" Die letzten Worte schrie sie beinahe und er hörte den Schmerz heraus, konnte die Tränen in ihren Augen sehen und alles in ihm zog sich schmerzhaft zusammen.
Er hatte einmal geglaubt, dass nichts mehr weh tun würde, als der Verrat, den sie ihm angetan hatte, aber dies hier musste viel schlimmer sein und dafür hatte sie sein Mitgefühl.
"Egal, was du glaubst, Lil, ich habe es nicht aus Mitleid getan. Ich habe es getan, weil es mir gezeigt hat, wie kurz das Leben ist. Ich will mich nicht ewig mit dir streiten. Ja, du hast falsche Entscheidungen getroffen und du wirst deine Gründe gehabt haben. Ich kann dich nicht dafür verurteilen, weil du jemand Anderen geliebt hast und wenn ich mir Jayden ansehe, dann wird mir klar, dass nicht alles falsch gewesen ist!"
"Ja, das Leben ist kurz und wenn wir hier nicht bald gerettet werden, dann wird Jay niemanden mehr haben!"
Ihre Stimme brach und sie schlug mit aller Kraft gegen die Wand, verfluchte den Raum, verfluchte das Wasser und verfluchte auch McKay, weil er es nicht schaffte, einen Ausweg für sie zu finden.
Sie saßen hier fest, sahen dem Tod ins Gesicht und mit einem stechenden Schmerz wurde ihr bewusst, dass ihr Sohn außer ihr keinen hatte und dass er völlig allein sein würde.
Tränen sammelten sich in ihren Augen und liefen ihre Wangen hinunter, vermischten sich mit dem Wasser, als sie wieder gegen die Wand schlug und den Schmerz ignorierte, der zischend ihren Arm hinauf lief.
"Lil, hör auf", rief John, der die Verzweiflung auf ihrem Gesicht sah und vermutete, dass sie an dasselbe dachte, wie er. An Jay.
Sie schien ihn nicht zu hören, oder reagierte nicht darauf und keuchend mobilisierte er die letzten Kräfte, um zu ihr zu schwimmen und ihre Hände zu packen.
Sie sah ihn wütend an, aber er hielt sie weiterhin fest, als sie versuchte sich zu befreien.
"Damit hilfst du keinem, Lil. Noch sind wir nicht tot, also verbrauche deine Kraft nicht dadurch, dass du gegen etwas schlägst, was sowieso nicht nachgeben wird."
Sie zerrte weiterhin an ihren Händen und machte es ihm somit schwerer, sie beide an der Oberfläche zu halten und schließlich ließ er sie los.
Liliana atmete schwer, aber sie tat das, was er gesagt hatte, auch wenn die Wut nach wie vor durch ihren Körper zischte.
Sie wollte hier nicht sterben. Wollte nicht sterben mit der Gewissheit, dass sie ein Kind zurückließ, das dann Niemanden mehr hatte und in einer Galaxie saß, wo jeder und alles fremd war. Das hatte Jay nicht verdient und der Schmerz stieg ins Unermessliche.
Sie wurde abgelenkt, als ein starker Sog ihre Füße packte und sie kurzerhand unter Wasser gezogen wurde.
Sekunden später kam sie hustend wieder hoch und sah in Johns Gesicht, dass er dasselbe gespürt hatte und verwirrt durch die sich spiegelnde Wasseroberfläche schaute.
"Was ist das?", hustete sie und er zuckte ahnungslos mit den Schultern, ehe auch er mit einem erschrockenen Gesichtsausdruck unter Wasser gezogen wurde.
Er strampelte, um wieder hochzukommen und was er sah, ließ das Blut in seinem Körper voller Adrenalin noch schneller fließen.
Der Boden des Raumes öffnete sich leicht und unter ihnen erstreckte sich die unendliche Tiefe des Ozeans und der dadurch entstehende Sog würde sie brutal unter Wasser ziehen, wenn McKay es nicht endlich schaffte, diese verdammte Luke zu öffnen.
Schwer atmend kam er wieder an die Oberfläche und blickte zu Liliana, die es schwer hatte nicht unterzugehen, da der Sog immer stärker wurde.
"Der Boden öffnet sich", rief er ihr zu und er sah die aufsteigende Angst in ihren Augen.
"Der Sog wird uns runter ziehen, versuch so tief Luft zu holen, wie du kannst."
Die Worte klangen seltsam hohl in seinen Ohren, da er sich ziemlich sicher war, dass sie es, egal wie viel Luft sie in die Lungen bekamen, nicht schaffen würden. Der Raum befand sich in der Mitte von Atlantis und sie würden eine lange Strecke tauchen müssen, ehe sie wieder an die Oberfläche kommen konnten. Eine zu lange Strecke, wie er sehr genau wusste.
Die Kälte des Wassers spürte er kaum noch, stattdessen herrschte Angst in ihm und er strampelte so hart er konnte. Hier zu sterben war nicht sein Ziel, aber es schien ausweglos zu sein und einige Sekunden später sah er, wie Liliana wieder unter Wasser gezogen wurde und nicht mehr auftauchte.
Auch er spürte den stärker werdenden Sog und hustete, als ihm wieder Wasser ins Gesicht spritzte. Seine Muskeln schmerzten und er atmete tief durch, ehe er jegliche Muskelarbeit einstellte und sofort unter Wasser gezogen wurde. Es hatte sich ein Strudel gebildet und er entdeckte Liliana, die dadurch in Richtung Ausgang gezerrt wurde. Sie wurde durch das Wasser geschleudert und mit angstvollem Blick sah er, wie sie hart mit dem Kopf an die Wand schlug und dann bewusstlos zu werden schien.
Nein!, schrie alles in seinen Gedanken, als auch er erfasst wurde und den Druck des Strudels spürte, der ihn in die eisige Kälte der Tiefe zog.

*~*~*


Mit einem Ruck setzte er sich auf und schnappte hektisch nach Luft, die sofort schmerzvoll in seine Lunge strömte und diese weitete.
Stöhnend hielt er sich den Brustkorb und ließ sich zurücksinken, als auch schon vier Hände auf seinem Körper lagen und ihn sanft, aber bestimmt zurück drückten.
"Alles in Ordnung, Colonel", vernahm er die beruhigende Stimme von Carson und er hielt die Augen geschlossen, versuchte, ruhig und gleichmäßig zu atmen, auch wenn jeder Atemzug schwervolle Wellen durch seinen Körper schickte.
"Du bist in Sicherheit", sagte nun Elizabeth, die an der anderen Seite des Bettes stand und einen sorgenvollen Blick auf John hinab warf. Sie hatte Ängste ausgestanden und war erleichtert gewesen, als McKay ihr endlich gemeldet hatte, dass die Beiden in Sicherheit waren, wenn auch recht angeschlagen.
Carson ließ währenddessen seinen prüfenden Blick über Johns Person wandern. Er hatte überall Prellungen und Beckett nahm an, dass sich auch noch die ein oder andere Zerrung melden würde.
"Was…was ist passiert?", fragte John und schluckte, hatte Mühe, überhaupt ein Wort zu formulieren.
Vorsichtig öffnete er die Augen und blickte zu Carson, der mit ernstem Blick auf ihn hinab sah. Auch Elizabeth hatte diesen Blick und doch konnte er deutliche Erleichterung in ihren Augen sehen.
Sie strich ihm sanft über den Brustkorb und umfasste dann seine Hand, die sie warm und sicher umschloss.
"Können Sie sich erinnern, was passiert ist?", erkundigte sich Carson, ehe er die Vitalzeichen seines Patienten überprüfte.
John ließ alles über sich ergehen und kramte in seinen Erinnerungen, die ihm deutlich zeigten, dass er nur knapp dem Tod entkommen war. Kälte strich durch seinen Körper, als er wieder das eiskalte Wasser zu spüren schien und erschaudernd schüttelte er den Kopf. Er klammerte sich an Elizabeths Hand und sie setzte sich auf den Stuhl neben seinem Bett, strich ihm sanft die noch leicht feuchten Haare aus dem Gesicht.
"Was ist mit Liliana?", fragte er dann leise und sah wieder vor sich, wie sie mit dem Kopf hart gegen die Wand gestoßen und unaufhaltsam in Richtung der Tiefe gezogen worden war.
"Sie liegt im Nebenraum, sie lebt", sagte Carson und John schloss die Augen, ließ die Information in sich eindringen und nickte dann erleichtert.
Er drückte wieder Elizabeths Hand und war froh ihre Nähe zu spüren, auch wenn sie ihn weiterhin mit beunruhigtem Blick musterte.
"Wie geht es ihr?"
Carson blickte schnell zu Elizabeth und dieser Blickwechsel gefiel John nicht besonders. Abwartend sah er die Beiden an.
"Sie ist noch bewusstlos und hat sich das Schlüsselbein und einige Rippen gebrochen. Ich kann noch nicht sagen, wie sich der Sauerstoffmangel ausgewirkt hat. Sie hat eine Gehirnerschütterung und eine ziemlich große Beule."
"Sie war länger unter Wasser als ich", meinte John und Carson nickte. "Sie wurde unter Wasser gezogen und ich folgte ihr nach einigen Sekunden. Durch den Strudel ist sie mit dem Kopf gegen die Wand geprallt."
"Das erklärt die Gehirnerschütterung", meinte Carson und Elizabeth nickte.
"Wird sie wieder aufwachen?", fragte John nach einem Moment der Stille und wusste nicht, ob er die Antwort überhaupt hören wollte.
"Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen, wir müssen abwarten, wie sich die Werte in der Nacht entwickeln, ehe ich etwas sagen kann."
John schluckte wieder und nickte nur, ehe er den Kopf wandte und in Richtung der Decke starrte.
Sie lebten noch, diese Erkenntnis stieg langsam in ihm auf, aber er konnte sich nicht wirklich darüber freuen. Den Tod wünschte er Liliana auf keinen Fall und er hatte gesehen, wie sie gekämpft hatte - für Jay.
Er hoffte nur, dass sie bald aufwachen und ihren Sohn in die Arme nehmen konnte.
"Wie fühlst du dich?", drang die weiche Stimme von Elizabeth an sein Ohr und er drehte den Kopf, sah in ihre Augen, die ihm sofort Zuversicht und Hoffnung gaben.
"Ich fühle mich etwas schwach und ich nehme an, dass ich morgen jeden Muskel in meinem Körper spüren werde."
"Das werden Sie vermutlich schon heute Nacht tun", meinte Carson und John grinste leicht, trotz der Situation.
"Sie sind soweit stabil und dürfen die Krankenstation verlassen. Ich gebe Ihnen noch ein leichtes Schmerzmittel und wenn die Schmerzen heute Nacht schlimmer werden, dann kommen Sie bitte sofort wieder her", ordnete er an und sowohl John, als auch Elizabeth nickten.
Carson warf noch einen schnellen Blick auf seinen Patienten und nickte dann, ehe er sich verabschiedete und in Richtung des Nebenraums lief, in dem Liliana lag.
"Ich bin froh, dass du noch lebst", sagte Elizabeth leise und das leichte Zittern ihrer Stimme zeigte John deutlich, wie sehr sie sich Sorgen gemacht hatte.
Zärtlich drückte er ihre Hand und zog sie dann an sich, um ihre warmen Lippen auf seinen zu spüren. Die Kälte wich nach und nach aus seinem Körper und mit einem erleichterten Ausatmen schmiegte er sich an sie. Er lebte und die Erleichterung darüber wärmte ihn, als er Elizabeth wieder los ließ und sich vorsichtig aufsetzte. Er blieb einen Moment sitzen und Elizabeth stützte ihn, bis sein Kreislauf wieder soweit hochgefahren war, dass er aufstand und sie an sich zog.
Die Kälte drang durch ihre Kleider, aber es störte sie nicht und sie drückte sich noch fester an ihn.
Einige Minuten blieben sie stillschweigend so stehen und genossen es einfach nur den Körper des Anderes zu spüren.
"Ich muss zu Jay", meinte John dann plötzlich und Elizabeth sah überrascht zu ihm hoch.
"Willst du ihm sagen, was passiert ist?", fragte sie sanft und legte ihm die Hand auf den Rücken, strich beruhigend auf und ab. Sein Hemd war immer noch nass und sie wusste, dass er sich so schnell wie möglich umziehen sollte, bevor er sich eine Unterkühlung holte.
"Ja, ich sollte es ihm sagen, ehe er es von jemand Anderem erfährt."
Er lächelte schwach und sie spürte, wie die Liebe in ihr aufstieg, als er nass und zitternd vor ihr stand und sie gab ihm einen warmen Kuss, ehe sie ihm durch die Haare strich.
"Du solltest dir erst etwas anderes anziehen", schlug sie vor und das Klappern seiner Zähne war Antwort genug.
"Danach kannst du immer noch zu ihm gehen."
Er nickte nur und drückte ihren warmen Körper an sich, als sie sich auf den Weg zum Quartier machten.

John hatte sich beeilt und so stand er kurze Zeit später vor dem Quartier, das Liliana mit ihrem Sohn bewohnte.
Er war sich nicht sicher, was genau er sagen sollte, aber Jay würde bald nach seiner Mutter fragen und möglicherweise würde es Liliana helfen, wenn ihr Sohn an ihrem Bett saß und sie unterstützte.
Tief durchatmend drückte er den Klingelknopf des Quartiers und wenige Sekunden danach öffnete sich die Türe, enthüllte einen etwas zerzaust aussehenden Jungen.
"Hallo, Jay", grüßte John sein Gegenüber und musste sich trotz der ernsten Situation ein Lächelnd verkneifen, da die Haare von Jayden in alle möglichen Richtungen abstanden und ihm das seltsam vertraut vorkam.
"Colonel", rief der Junge erfreut aus und trat beiseite, damit John das Quartier betreten konnte.
"Wie geht es dir?", fragte John und Jay zog die Schultern hoch.
"Es ist etwas langweilig, keiner hat Zeit für mich", war die Antwort und John lächelte entschuldigend. Die Erkundungsmissionen forderten viel Personal und es war nicht immer einfach sich um einen wissbegierigen Jungen zu kümmern.
Zumal man auf Atlantis nicht einfach losspazieren konnte, immer noch gab es Bereiche, die unerforscht und gefährlich waren und das hatte er immerhin erst am eigenen Leib erfahren müssen.
"Jay…", begann er wieder und anhand des seltsamen Tonfalls blickte der Junge alarmiert auf.
"Was ist?", fragte er zaghaft und wollte die Antwort eigentlich gar nicht wissen. John hatte nicht mehr das humorvolle Glitzern in den Augen, jetzt konnte man deutlich etwas Sorgenvolles darin erkennen und Jay wusste inzwischen gut genug, dass dies selten etwas Gutes bedeutete.
"Bei unserer Erkundungstour heute gab es einen Unfall."
Angst blitzte in Jays Augen auf und sofort sprach John weiter. "Deine Mutter lebt, aber sie wurde verletzt und wird jetzt auf der Krankenstation behandelt."
Er konnte sehen, wie der Junge die Informationen verarbeitete und doch war immer noch die Angst in seinen Augen zu sehen.
Verständlich für John, da Jay bereits seinen Vater verloren hatte und er konnte sich nicht vorstellen, wie sich sein Gegenüber nun fühlen musste; mit der Gewissheit, dass der zweite Elternteil nun verletzt auf der Krankenstation lag.
"Sie lebt, Jay, das ist das Wichtigste!", wiederholte er, ehe er sich zu Jay neigte und dieser die Arme um ihn schlang.
"Wird sie wieder gesund?", murmelte Jayden und drückte sich an John, der etwas hilflos dastand, dem Jungen dann aber vorsichtig über das Haar strich.
"Carson kümmert sich um sie. Wenn du möchtest, können wir sie besuchen gehen", schlug er vor und Jayden nickte, wirkte wieder einigermaßen gefasst und ließ John los.
"Jetzt?"
"Natürlich." John nickte in Richtung Ausgang und Jayden lief neben ihm her, als sie aus dem Quartier in Richtung Krankenstation gingen.

Die Krankenstation lag in dämmrigem Licht und John blinzelte einen Moment, ehe er Carson in dessen Büro sah und Jay sanft an den Schultern in Richtung des Arztes schob.
Beckett vernahm die leisen Schritte und hob den Kopf, lächelte dem Jungen dann aufmunternd entgegen und kam den beiden Neuankömmlingen entgegen.
"Können wir zu Liliana?", fragte John und nickte in Richtung des Jungen, der Beckett mit großen und ängstlichen Augen ansah.
"Natürlich, sie liegt im Nebenzimmer", meinte Carson zu dem Jungen und dieser nickte, löste sich von John und lief in Richtung des genannten Ortes.
"Wie geht es ihr?", fragte John leise und sah Jay nach, wie er langsam die Türe öffnete und dann hindurch huschte. Er würde schnell nachkommen müssen, da er es nicht für besonders klug hielt, wenn der Junge alleine mit seiner Mutter in einem Zimmer war und sah, wie sie verletzt auf dem Bett lag.
"Noch nicht besser, wir müssen abwarten", sagte Carson und seine Stimme klang bedauerlich. Er hatte die junge Wissenschaftlerin sehr gemocht und es war nie leicht einen Kollegen in der Krankenstation zu haben und nicht zu wissen, ob diese Person überleben würde. Schwerer wurde es dann noch, wenn diese Person ein Kind hatte und Carson betete inständig, dass es Dr. Swain schaffen würde.
John nickte nur und seine Miene schien nachdenklich und betrübt, was Carson wieder daran erinnerte, dass sich ganz Atlantis fragte, was genau zwischen den Beiden früher einmal vorgefallen war.
"Wir sollten nach Jay sehen", meinte Carson dann schließlich und John nickte erneut.
"Ja, das sollten wir", sagte er und zusammen gingen die beiden Männer in den Nebenraum.
Jay hatte es sich auf dem Stuhl neben dem Bett seiner Mutter gemütlich gemacht und hielt ihre Hand.
Es war ein einprägendes Bild und John holte tief Luft, bevor er sich hinter den Jungen stellte und ihm die Hände auf die Schultern legte.
"Sie muss wieder gesund werden", flüsterte Jay und sah Carson bittend an, auch wenn dieser nur mit den Schultern zucken konnte. Er bedauerte, dass es nicht in seiner Macht stand, er konnte nicht viel mehr tun, als er schon getan hatte und wie so oft erschien es ihm einfach nicht richtig. Er war Arzt, er sollte den Menschen helfen können, aber wie er in jahrelanger Erfahrung gelernt hatte, war das leider nicht immer so einfach.
"Gib deiner Mutter Zeit, damit sie sich ausruhen kann", meinte John und strich Jay sanft über die Haare.
Er brauchte nur Jay ansehen und die Wut von damals war verschwunden. Er hatte immer gewusst, dass Liliana gerne Kinder gehabt hätte, aber durch seinen Dienst beim Militär war er der Ansicht gewesen, dass es nicht passte und doch war er jetzt fast schon froh, dass es anders gekommen war. Er hatte mit der Vergangenheit abgeschlossen und eben deswegen lag seine Hoffnung nun darin, dass Liliana wieder gesund werden würde.
Auf ein Nicken hin in Richtung Tür von Carson sah er Elizabeth näher kommen, die sich leise zu ihnen stellte und einen fragenden Blick zu Beckett warf, der nur den Kopf schüttelte und damit zeigte, dass es keine Besserung gab.
Carson deutete in Richtung Türe und die Drei gingen ein paar Schritte zur Seite und sahen den Arzt dann fragend an.
"Jay kann über Nacht nicht hier bleiben…", ließ er den Satz offen und John brauchte einen Moment, um zu begreifen, worauf Carson hinaus wollte. Fragend sah er Elizabeth an, da er sich nicht sicher war, was sie davon halten würde, Lilianas Sohn im eigenen Quartier übernachten zu lassen.
Er setzte zu einer Antwort an, aber Elizabeth kam ihm zuvor. "Er kann bei uns schlafen", sagte sie und John sah sie überrascht, aber auch erleichtert an.
Sie zog nur die Augenbraue nach oben, was ihm signalisierte ‚Was hast du denn gedacht?' und er grinste leicht.

Es war später Abend, als sie Jay endlich ins Bett bringen konnten, da der Junge noch lange bei seiner Mutter hatte bleiben wollen.
Elizabeth saß auf der Coach und hoffte, dass Jayden die Nacht gut durchschlafen würde, da er auf dem Rückweg von der Krankenstation kaum noch die Augen hatte offen halten können.
Es war ein anstrengender Tag für ihn gewesen und sie hoffte, dass es Morgen bereits gute Meldungen gab, die ihn beruhigen würden.
Sie blickte auf, als John aus dem Gästezimmer trat und leise die Türe schloss.
"Schläft er?", fragte sie ebenso leise und er nickte, bevor er näher kam und sich über das Gesicht strich. Auch er war müde, da er noch jeden einzelnen Knochen in seinem Körper spürte und laut Carson würde das wohl auch noch einige Tage anhalten.
"Er ist ins Bett gefallen und sofort eingeschlafen", sagte er gähnend und beugte sich dann zu ihr hinunter, um sie zu küssen.
"Danke", sagte er flüsternd, nachdem sie sich wieder voneinander gelöst hatten und sie sah ihn fragend an.
"Wofür?"
"Dass Jayden hier schlafen kann", erklärte er mit einem Schulterzucken und sie blickte ihm ungläubig entgegen.
"Was hast du denn erwartet?", fragte sie und ihre Augen wurden schmal. John war zu müde, um es genau zu bemerken und so zuckte er nur wieder mit den Schultern. "Es ist nicht unbedingt die Norm, dass man das Kind einer Exfreundin bei sich schlafen lässt", versuchte er zu erklären.
"Und es wäre unmenschlich es in so einer Situation nicht zu tun", meinte sie fest und er sah sie lange an, ehe er sich wieder zu ihr beugte und sie küsste.
"Deswegen liebe ich dich", sagte er schlicht und zog sie hoch in seine Arme.

*~*~*


Auch am nächsten Tag, als John sich bei Carson nach Lilianas Befinden erkundet hatte, hörten die Sorgen nicht auf. Liliana ging es kaum besser und zwar war Jay für den heutigen Tag gut aufgehoben, aber er würde mit Sicherheit am Abend nach seiner Mutter fragen und John wünschte sich, dass er bessere Nachrichten hatte, als die, die es im Moment gab.
Carson hatte zwar betont, dass auch diese geringfügige Besserung ein Schritt in die richtige Richtung war, aber John konnte darauf nicht bauen.
Es war frustrierend und er hätte nicht gedacht, dass er sich einmal wieder solche Sorgen um Liliana machen würde, aber er tat es und er hoffte inständig, dass sich im Lauf des Tages Lilianas Zustand bessern würde.
Da sein Dienst noch nicht begonnen hatte, lief er in Richtung der Kantine, wo er frühstücken konnte. Wenn er Glück hatte, würde auch Elizabeth noch dort sein und da er sie nur kurz am Morgen gesehen hatte, beschleunigte er seinen Schritt und kurze Zeit später betrat er die gut gefüllte Kantine und hielt nach Elizabeth Ausschau, während er zur Theke lief.
Er entdeckte sie an einem der hinteren Tische, die nahe der großen Fenstern standen und sie lächelte ihm entgegen, als sie ihn bemerkt hatte.
Wärme stieg in ihm auf und er war dankbar, dass es sie gab und nachdem er sich für ein Sandwich, ein Glas Orangensaft und eine Tasse Kaffee entschieden hatte, suchte er sich seinen Weg durch die vielen Tische und Stühle und stellte sein Tablett gegenüber von Elizabeth auf den Tisch.
"Noch einmal guten Morgen", meinte er neckend und gab ihr einen langen Kuss, ehe er sich dann setzte.
"Wie geht es Liliana?", fragte sie und er blickte auf. Wieder einmal wurde ihm bewusst, wie gut sie ihn kannte und doch sah er nicht einen Funken Missbilligung in ihren Augen.
Dieses Vertrauen freute ihn und erfüllte ihn mit Stolz.
"Es geht ihr nicht viel besser, aber Carson hält die Tatsache, dass sich die Werte nicht verschlechtert haben, für ein gutes Zeichen." Er zuckte mit den Schultern, da er sich in medizinischen Sachen nicht sehr gut auskannte.
Elizabeth nickte, fühlte aber ein wehmütiges Gefühl in sich aufsteigen, da sie gehofft hatte, dass es der jungen Wissenschaftlerin besser ging. Nachdem sie Jay die Nacht über im Quartier gehabt hatten und sie gesehen hatte, wie sehr der Junge an seiner Mutter hing, konnte sie nur hoffen, dass es ihr bald besser ging.
"Ich hoffe für Jay, dass es ihr bald besser geht", meinte sie und John nickte.
"Er hat schon seinen Vater verloren, er muss nicht auch noch die Mutter verlieren." Johns Stimme klang leise und Elizabeth nahm an, dass er sich an all die Sachen erinnerte, die ihn mit Liliana und Marc verbanden.
Egal, was passiert war, es gab mit Sicherheit immer noch eine Bindung zwischen ihnen und Elizabeth hatte Zeit gebraucht, um das zu akzeptieren und inzwischen konnte sie keinen Groll mehr gegen Liliana hegen.
"Ich hätte nie gedacht, dass es soweit kommt", meinte John nachdenklich und Elizabeth sah ihn fragend an.
"Dass ich einmal dasitze und mir Sorgen um sie mache", erklärte er leicht sarkastisch und sie lächelte über den Tonfall.
"In all den Jahren hattet ihr auch noch nie ein Verhältnis, das auf einer gewissen Akzeptanz basiert", meinte sie und er grinste leicht. Damit hatte sie recht und er musste sich eingestehen, dass dies ein gutes Gefühl war. Er hatte sie weitestgehend aus seinen Gedanken gestrichen gehabt, aber nun konnte er endlich die Erinnerungen kommen lassen, ohne dabei ein unwohles Gefühl haben zu müssen.
Sie war hier, sie war wieder Bestandteil seines Lebens und nach all dem Krieg und den Anfeindungen, war dies etwas, auf das er durchaus stolz sein konnte.
Zusammen mit diesen Gedanken erinnerte er sich an etwas, das er eigentlich McKay hatte fragen wollen.
"Wie sind wir gerettet worden?", richtete er die Frage dann an Elizabeth und blickte sie an. Er konnte sich nicht mehr genau erinnern und Rodney hatte er seit dem Unfall nur kurz gesehen und keine Zeit gehabt, von ihm diese Informationen zu holen.
"Es war knapp, aber Rodney hat die Tastenkombination noch gefunden. So, wie er es erklärt hat, scheint sich in diesem Moment der ganze Prozess umgedreht zu haben und der Sog richtete sich nach innen, in den Raum hinein. Er vermutet, dass die Antiker diese Technik als Druckausgleich benutzt haben, aber wofür, wissen wir noch nicht."
Er nickte nachdenklich und fragte sich, ob Rodney die tatsächliche Funktion noch finden würde, oder ob auch das eines von vielen Dingen blieb, die sie wohl nie erfahren würden.
"Sehen wir uns nach deinem Dienst?", fragte er, als er bemerkte, wie sie auf ihre Uhr sah. Ihr Dienst fing gleich an und er war froh, dass er sie wenigstens für die paar Minuten noch erwischt hatte.
"Auf jeden Fall", meinte sie lächelnd und stellte ihre leere Kaffeetasse auf sein Tablett, was er mit einer hochgezogenen Augenbraue und einem tadelnden Blick quittierte.
"Bis heute Abend", sagte sie und gab ihm noch einen Kuss, ehe sie die Kantine verließ und in Richtung ihrer Büros lief.

*~*~*


Es vergingen zwei weitere Tage und John befand sich gerade in Elizabeths Büro, um die liegen gebliebenen Berichte mit ihr durchzugehen und um neue zu verfassen, die der erst kürzlich gelandete Caldwell mit zu Erde nehmen würde, als sich die Türe öffnete und ein völlig aufgeregter Jay hinein gerannt kam.
"Sie ist wach, John, sie ist wach", rief er mit einem begeisterten Grinsen im Gesicht und John sah ihn einen Moment nur irritiert an, bis ihm bewusst wurde, was Jay meinte.
"Deine Mom ist aufgewacht?", fragte er und Jay nickte und das Grinsen wollte nicht aus seinem Gesicht verschwinden.
"Gerade eben", berichtete der Junge und John legte seinen Bericht zur Seite und blickte zu Elizabeth, die ebenfalls ein Lächeln im Gesicht hatte und ihm zuzwinkerte, ehe sie aufstand und dem Jungen über das Haar fuhr.
"Du solltest zu deiner Mutter gehen, sie wird sich bestimmt freuen, dich zu sehen", meinte sie und Jay nickte.
"Kommt ihr mit?", fragte er beinahe zaghaft und blickte von einem zum anderen.
In den letzten zwei Tagen hatte er weiterhin im Quartier der Beiden geschlafen und es war eine gewissen Bindung entstanden. Jetzt, wo er endlich die Gewissheit hatte, dass seine Mutter überleben würde, wollte er gemeinsam mit ihnen hingehen.
"Ich denke, das lässt sich einrichten", meinte John und sah dann zu Elizabeth, um sicher zu gehen, dass ihr das auch recht war.
Sie nickte und er stand lächelnd auf und zusammen liefen sie dem Jungen hinterher, der sich mit eifrigen Schritten in Richtung Krankenstation aufmachte.

Durch Jays Antrieb brauchten sie nicht besonders lange, ehe sie durch die Türen zur Krankenstation traten und nach Beckett Ausschau hielten.
Dieser schien sie gehört zu haben, da er aus seinem Büro kam und auf die Neuankömmlinge zutrat.
"Wir wollen zu meiner Mom", sagte Jay fröhlich und Carson lächelte, da er den Übermut des Jungen sehr gut verstehen konnte.
"Sie liegt immer noch im Nebenzimmer, es geht ihr sehr viel besser", informierte der Arzt und zusammen gingen sie in das genannte Zimmer.
"Mom", rief Jay und lief zu seiner Mutter ans Bett, die noch etwas erschöpft aussah, aber ihren Sohn sofort in die Arme schloss. Sie drückte ihn fest an sich und strich Jay sanft über die Haare, während sie es genoss, ihren Sohn wieder in die Arme nehmen zu können.
"Wie geht es dir, Mom?", fragte er und hob den Kopf von ihrer Schulter.
"Besser", sagte Liliana und lächelte ihn aufmunternd an. "Und wie geht es dir? Es kommt mir so vor, als wärst du einige Zentimeter gewachsen." Sie zwinkerte ihm zu und er stieß ein kindliches Kichern aus, ehe er seine Mutter wieder umarmte.
"Du hast uns ganz schöne Sorgen bereitet", meinte John, als er näher kam und Liliana blickte ihn an und im ersten Moment sah er einen zynischen Ausdruck in ihren Augen, ehe sich dieser verzog und sie ihn anlächelte. Es musste wohl erst einige Zeit vergehen, bis sie völlig normal miteinander umgehen konnten, dachte er leicht sarkastisch. Es war aber immer noch besser, als diesen Krieg weiterzuführen und aus diesem Grund würde er auch an sich selbst arbeiten müssen.
"Danke", sagte sie schließlich zu ihm und dieses Mal ging es sehr viel leichter über ihre Lippen, als es beim letzten Mal der Fall gewesen war, nachdem er Jay gerettet hatte.
"Ich habe nicht sehr viel getan", meinte er schulterzuckend, aber lächelte trotzdem.
Sie blickte ihn noch einen Moment an, bevor sie anschließend in Richtung von Carson sah.
"Wie lange muss ich noch hier bleiben?", fragte sie und Beckett grinste leicht, da dies immer die erste Frage war, die ihm seine Patienten stellten.
"Ich hätte Sie noch gerne 1-2 Tage zur Überwachung hier und wenn sich bis dahin alles stabilisiert hat, dürfen Sie die Krankenstation wieder verlassen."
Er sah ihr an, dass ihr das nicht Recht war, als sie zu ihrem Sohn blickte und zu überlegen schien, wo er bis dahin bleiben sollte.
"Jay war die letzten Tage bei Colonel Sheppard und Dr. Weir im Quartier", erzählte Carson und Liliana blickte überrascht und auch leicht schockiert auf. Ihr Blick wanderte zu John und Elizabeth, die beide jeweils etwas unangenehm berührt nickten.
Liliana brauchte einen Moment, ehe sie diese Information aufgenommen hatte, da dies das Letzte war, was sie erwartet hatte.
Sicher, sie hatte mit John eine Aussprache gehabt, aber das setzte noch lange nicht voraus, dass er ihren Sohn in seinem Quartier aufnahm.
"Vielen Dank", sagte sie daher erneut und ihr Blick wanderte vornehmlich zu Elizabeth, da der Dank besonders ihr galt. Liliana konnte sich gut vorstellen, dass es für sie keine leichte Situation gewesen war und aus diesem Grund wusste sie das noch mehr zu schätzen.
Elizabeth lächelte nur und Liliana tat es ihr gleich, ehe sie wieder zu ihrem Sohn blickte, der weiterhin auf ihrem Schoß saß und inzwischen interessiert auf die Schaltflächen blickte, die bis dato ihre Vitalzeichen aufgezeichnet hatten.
"Die Besuchszeit ist hiermit beendet", sagte Carson schließlich in einem lockeren Tonfall, da er sehen konnte, dass Liliana etwas blass im Gesicht geworden war und er ihr möglichst viel Ruhe geben wollte.
"Darf ich noch etwas bleiben?", fragte Jay sofort und richtete seine Aufmerksamkeit auf den Arzt, den er nun mit bittenden, großen Augen anblickte.
"Aber nicht mehr lange", meinte Beckett und Jay nickte begeistert.
"Er ist bei uns gut aufgehoben", sagte John und Liliana blickte lächelnd auf. Sie war sich sicher, dass dies auch zutraf, es fiel ihr trotzdem schwer sich vorzustellen, dass sie die nächsten Tage noch ohne ihren Sohn auskommen musste.
"Das weiß ich", meinte sie und sah noch einmal zu Elizabeth, die sich mit einem Lächeln verabschiedete und dann zusammen mit John die Krankenstation wieder verließ.

*~*~*


Epilog

Liliana zögerte, als sie drei Tage später auf den Balkon trat, an dessen Ende John Sheppard am Geländer stand.
Sie wusste nicht genau, was sie ihm sagen sollte, aber es war ihr klar, dass er - nach all dem, was passiert war - ein Recht hatte es von ihr zu hören.
Sie ging langsam auf ihn zu, doch wie immer hatte er sie gehört und drehte sich herum. Sein irritierter Blick amüsierte sie, da er ihr nur allzu deutlich zeigte, dass er mit dieser Begegnung nicht unbedingt gerechnet hatte.
"Hallo", grüßte sie leise und stellte sich neben ihn.
"Hallo…wie geht es dir?", fragte er, da er sie seit seinem letzten Besuch auf der Krankenstation nur sehr kurz gesehen hatte.
"Es geht mir gut, danke." Sie schwieg einen Moment und klammerte die Hände ans Geländer, blickte in die Ferne und war sich sehr wohl bewusst, dass er sie fragend anblickte.
"Ich werde gehen", sagte sie schließlich und sah wieder zu ihm auf. Die Überraschung spiegelte sich sofort in seinem Gesicht und er öffnete den Mund, um sie nach dem Warum zu fragen, aber sie kam ihm zuvor.
"Es ist das Beste."
"Für wen?", fragte er beinahe provokativ und lehnte sich gegen das Geländer.
"Du hast alles daran gesetzt hier her zu kommen und jetzt willst du wieder gehen?!"
"Ich habe eine Chance ergriffen, John, aber ich glaube nicht mehr, dass es die Chance war, die ich wirklich wollte."
Sie klang wehmütig und er blickte sie nur an, wartete, bis sie weiter sprach.
"Es war keine leichte Zeit für mich, bevor ich hier her kam. Ich dachte, das hier wäre die perfekte Abwechslung für Jay und mich. Etwas völlig anderes. Ich konnte nicht mehr in dem Haus bleiben, John, alles erinnerte an Marc, also entschied ich mich hierfür. Es ist eine tolle Stadt, voller Möglichkeiten."
"Wieso willst du das aufgeben?", fragte er und wusste nicht einmal, wieso es ihn derart traf, dass sie jetzt gehen wollte.
Anfangs hatte er nicht einmal gewollt, dass sie einen Fuß in die Stadt setzte, aber jetzt, wo sie gehen wollte, erschien es ihm irgendwie nicht richtig.
"Weil mir klar geworden ist, dass ich etwas ruhigeres möchte."
Sie musste trotz der ernsten Situation ihr amüsiertes Lächeln unterdrücken, als sie den Ausdruck in Johns Gesicht bemerkte.
"Sieh mich nicht so an, ich habe mich verändert. Ich habe einen Sohn und Atlantis erscheint mir nicht der richtige Ort für ihn, um hier groß zu werden."
"Trotzdem bist du mit ihm hergekommen", stellte er fest und sie nickte leicht.
"Damals war ich mir auch sicher, dass es die richtige Entscheidung ist, aber nach dem, was alles passiert ist, bin ich mir nicht mehr sicher. Ich möchte nicht, dass mein Sohn als Waise aufwachsen muss, wenn mir etwas passiert. Und Atlantis ist um einiges gefährlicher, als wenn ich meine Arbeit auf der Erde wieder aufnehme."
Er schwieg, da er ihr im Stillen zustimmen musste. Atlantis war gefährlich, es gab kaum eine Zeit, wo nichts los war und wahrscheinlich hatte sie auch Recht, was Jay betraf. Atlantis mochte eine aufregende Stadt sein, für jeden Wissenschaftler ein ideales Arbeitsfeld, aber nicht die perfekte Stelle, um ein Kind aufwachsen zu lassen, wenn man stattdessen die Möglichkeit hatte, auf der Erde zu leben.
"Wann gehst du?", fragte er schließlich und sagte sich, dass er ihre Entscheidung akzeptieren musste. Noch vor ein paar Wochen hätte er freudig zugestimmt, wenn sie ihm mitgeteilt hätte, dass sie gehen wollte, aber jetzt hatte er nur das Gefühl, dass er etwas verpasste, wenn sie ging. Sie waren noch keine Freunde, nein, aber sie hätten es mit Sicherheit werden können.
"Morgen. Caldwell fliegt zurück zur Erde und hat angeboten, uns jetzt schon mitzunehmen."
Morgen würde sie also verschwunden sein. Er wusste nicht genau, was er davon halten sollte und sah sie daher nur schweigend an.
"Ich bin dir sehr dankbar, was du alles für uns getan hast", sagte sie stattdessen und lächelte leicht.
"Im Endeffekt war es richtig, hier her zu kommen. Es hat mir gezeigt, dass ich Prioritäten setzen muss und im Moment ist mein Sohn das Wichtigste. Ich bin trotzdem froh, mit der Gewissheit zu gehen, dass es hier Menschen gibt, auf die ich mich verlassen kann."
Sie sprach ernst und er schluckte, da er wusste, wie wahr ihre Worte waren. Die Vergangenheit war abgeschlossen und er wusste, dass auch er sich immer auf sie würde verlassen können.
"Ich hoffe, du findest auf der Erde das, was du brauchst", sagte er und öffnete die Arme, um sie zum Abschied zu umarmen.
Sie folgte seiner Einladung und schlang ihrerseits die Arme um ihn.
"Das werde ich sicher. Pass auf dich auf." Er nickte und drückte sie ein letztes Mal an sich, bevor er sie wieder los ließ.
"Richte auch Dr. Weir ein Danke von mir aus, John. Sie hat sehr viel für uns getan und ich weiß das in ihrer Position zu schätzen. Es war sicher nicht einfach für sie."
"Ich richte es ihr aus…alles Gute."
Sie lächelte. "Dir auch." Einen Moment blieb sie noch stehen, ehe sie sich dann umwandte und mit langsamen Schritten den Balkon verließ.
Das Wissen, dass sie sich nach all den Jahren mit ihm ausgesprochen hatte, schien eine große Last von ihren Schultern zu nehmen und sie war froh über die Entwicklung, die alles seit ihrer Ankunft auf Atlantis genommen hatte.
Sie ging mit einem ruhigen Gewissen und das war etwas, was ihr enorm viel bedeutete.

*~*~*


Es war noch früh am Morgen, als John vom Fenster seines Quartiers aus beobachtete, wie die Daedalus startete und Kurs in Richtung Erde hielt.
Er hatte sich noch von Jay verabschiedet und musste sich eingestehen, dass der aufgeweckte Junge ihm fehlen würde, aber auf der Erde würde es ihm wahrscheinlich besser gehen, als in einer Stadt, die sich Millionen von Lichtjahren entfernt im Weltall befand.
In all der Zeit, die Liliana nun hier gewesen war, war ihm bewusst geworden, dass es nur gut war, wenn man mit seiner Vergangenheit Frieden schloss und es hatte ihm auch gezeigt, wie froh er war, dieses Leben hier auf Atlantis zu haben.
Er brauchte nur hinter sich ins Bett zu schauen, wo Elizabeth lag und noch schlief, um zu wissen, dass er seinen Platz gefunden hatte und er wünschte Liliana, dass ihr das auch gelingen würde.


THE END
Diese Geschichte wurde archiviert am http://stargatefanfic.de/viewstory.php?sid=309