Bungee Jump

Vorsichtig blinzelte Rodney über das Geländer des Balkons und erneut lief ihm ein Schauder über den Rücken. Sie standen am höchsten Balkon des Towers, wo John und Lorne alles für Bungee Jumps präpariert hatten. Die Beiden waren etliche Male schon hier runter gesprungen, doch für Rodney sollte es das erste Mal sein.
Nervös musterte Rodney den tiefen Abgrund.
Mindestens hundert Dinge konnte er jetzt schon sehen, worauf er aufschlagen oder in Stücke gerissen werden konnte. Oder was wäre, wenn er an einem der vielen Balkons mit dem Fuß hängen blieb? Oder wenn Sheppard einfach das Seil nicht richtig befestigt hatte? - Er würde am Boden zerschmettert werden wie eine kleine faulige Tomate.
Angst und Panik stiegen in Rodney hoch. John hatte doch einen an der Schüssel, wenn er meinte, er sollte da runter springen.
"So, Rodney, jetzt nur noch den einen Karabiner hier einhängen und dann kann's losgehen!", meinte John und packte Rodney von hinten am Geschirr, um den letzten Sicherheitshaken zu befestigen. Kaum hatte sich dieser eingeklickt, klopfte John ihm ermutigend auf den Rücken und grinste. "Wird schon schief gehen!"
Ängstlich sah Rodney zu ihm hoch, wobei er nervös schluckte. Er sprang da sicher nicht runter. Er wollte nicht. Er konnte nicht.
Es war bestimmt 10.000 Meter hoch und außerdem gab es zu viele Hindernisse, auf dem Weg nach unten, dass Rodney sicher war, er würde es nicht überleben.
Rodneys Magengrube begann sich zu wenden und zu drehen und er wurde ganz bleich im Gesicht. Ja, er war ein Hasenfuß und das musste er vor seinen Freunden nicht verstecken.
"I-I-Ic..hh!", fing er an zu stottern, während er seinen Blick nochmals auf den Abgrund richtete. Er konnte jetzt schon sehen, wie es schwarz vor seinen Augen wurde und wie ihn stechender Schmerz durchbohrte. Er würde sterben.
"Rodney, mach dir nicht in die Hosen!", murmelte John, wobei er versuchte, seinen Freund zu packen,um ihn zum Sprungbrett zu schieben. Rodney war aber schwerer zu bewegen,als er gedacht hatte.
"Rodney!", warnte John und gab ihm einen auffordernden Blick. Es konnte doch nicht so schwer sein, da runter zu hüpfen…
McKay hatte vor Angst seine Hände zur Brust hochgezogen und diese so verkrampft, dass sie zu schmerzen begannen. Schlagartig atmete er ein und aus. Er konnte da nicht runter. Es war so verdammt hoch und zu gefährlich.
"Weißt du, Rodney, dass ich gestern Elizabeth dazu gebracht hab, da runter zu hüpfen!", begann John ihn vorsichtig zu necken, um seine Motivation zu heben.
Neugierig riss Rodney die Augen auf und blickte John an. "Elizabeth?"
Stumm nickte John und deutete mit dem Finger auf das Sprungbrett, dass Rodney nun endlich machen sollte. Es war zwar Quatsch, dass Elizabeth gesprungen war, doch für Rodney war es genug Motivation, um über seinen verängstigen Schatten in die Tiefe zu springen und seinem besten Freund zu vertrauen.
Rodney atmete tief ein und aus, bevor er zögerlich auf das Brett zuging. Wenn Elizabeth das konnte, dann konnte er es auch. Er war schließlich ein Mann, ein richtiger noch dazu. Langsam stieg er die Stufen hoch, bis er auf dem langen Brett angelangt war. Es sah aus wie ein Sprungbrett im Freibad, außerdem wackelte es auch so und Rodney bekam erneut Panik. Hatte er nicht erwähnt, dass er Höhenangst hatte?
Er konnte da einfach nicht runter springen.
Rodney wollte gerade kehrt machen und das Handtuch werfen, als er John auf der Sprungplattform sah. Er würde ihn doch nicht runter schubsen, oder?
McKay konnte schon die morgige Schlagzeile vor seinen Auge sehen: Wissenschaftler von Freund in den Tot gestoßen!
Unruhig begann Rodney mit einem der vielen Bändchen des Sprunggeschirrs zu spielen, da ihm diese ganze Aktion gar nicht gefiel. Wieso hatte er nur so eine große Klappe haben müssen? Wieso hatte er gemeint, dass jedes kleine Mädchen einen Bungee Jump machen konnte??
John sah ihn auffordernd an und Rodney blickte nach unten.
Er würde ihn schon nicht töten wollen, dafür kannte er John zu gut, außerdem hat Elizabeth es auch geschafft. Wieso war er also dann so feige? Er hatte sich selbst in diese Situation reingeritten, also musste er diese auch meistern…
Oooh, verdammt!
Selbstsicher nahm er noch einen letzten Atemzug, ehe er sich umdrehte und das lange Brett entlang schritt, bis er an der Kante des tiefen Abgrundes stand.
"Fertig?", bohrte John nach, welcher ihn von sicherem Plateau aus beobachtete.
"Fertig!", murmelte Rodney in seinen Hemdkragen und John begann laut zu zählen.
"Eins…Zwei…!"
John wollte gerade Luft holen um "Drei!" zu sagen, als die beruhigende Stille von einem lauten "AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHHHHHRRRRRRR!" durchbrochen wurde, da sich Rodney in die Tiefe stürzte wie ein selbstmörderischer Lemming.

- Fin -