01. Zeitloser Traum by ulimann644
Summary: Auf der Erde schreibt man Anfang Mai des Jahres 2101. Nach einem langen und zermürbenden Krieg gegen die Luzianer-Allianz, der von 2017 bis 2051 in weiten Bereichen der Milchstraße tobte, ist die DESTINY und ihre zusammengewürfelte Mannschaft in Vergessenheit geraten.
Erst im Frühjahr des Jahres 2101 finden Mitglieder des Terranischen Militärs Hinweise darauf, dass es in den vollkommen zerstört geglaubten Ruinen des ehemaligen Homeworld-Command doch noch Bereiche gibt, welche der Zerstörung durch die Luzianer-Allianz entgangen sind. Dort stellt man, neben alten Datenträgern, auch das annähernd unbeschädigte Kommunikationsgerät samt Kommunikationssteinen der Antiker sicher. Wenig später erhält Colonel des Terranischen Militärs, Christina Victoria Mitchell, an der Spitze eines gestrafften Platoons, grünes Licht für eine Aufklärungs- und Rettungs- und Forschungsmission.
Categories: Stargate Universe Characters: Camile Wray, Chloe Armstrong, Eli Wallace, Matthew Scott, Multi-Chara, Nicholas Rush, Own Character, Vanessa James
Genre: Adventure
Challenges: Keine
Series: SGU - Lebenslinien
Chapters: 9 Completed: Ja Word count: 32510 Read: 13827 Published: 20.11.21 Updated: 20.11.21
Abschied und Neubeginn by ulimann644
3

ABSCHIED UND NEUBEGINN


Für die terranischen Männer und Frauen des Elite-Bataillons standen die folgenden beiden Tage ganz im Zeichen der Untersuchung der DESTINY.
Für Nicholas Rush, Eli Wallace, Amanda Perry und Ginn hingegen bedeuteten diese Tage einen regen Informationsaustausch. Besonders mit Major Jan-Findus Nordqvist, First-Lieutenant Elena Sabatini und Colonel Christina Mitchell. Mitunter nahm auch Lieutenant-Colonel Kamarov an diesem Informationsaustausch teil, soweit es seine Dienstroutine an Bord erlaubte.
Besonders Eli und Amanda Perry zeigten sich betroffen, als sie von dem langen Krieg der Menschheit gegen die Luzianer-Allianz erfuhren. Nicholas Rush hingegen nahm die Informationen darüber eher mit dem emotional unbeteiligten Interesse des Gelehrten auf. Was Ginn dachte, zeigte sie kaum. Sie wurde jedoch auffällig still.
Spät, am Abend des zweiten Tages, betrat Elena Sabatini die Messe, wo zu dieser Zeit kaum etwas los war. Sie entdeckte Eli an einem der Tische, als sie sich am Nahrungssynthesizer ein Menü zusammenstellte. Dank dieser mitgebrachten Geräte gab es keine Versorgungsprobleme, was Lebensmittel betraf.
Als sie das Tablett aus dem Ausgabefach nahm, bemerkte sie, dass sich Ginn gerade, etwas kühl wie es schien, von dem jungen Mann verabschiedete, worüber sich dieser offensichtlich den Kopf zerbrach, denn er sah der Frau mit brennenden Augen nach. Sie beschloss, sich zu dem jungen Mann zu gesellen, der auf sie gerade etwas verloren wirkte.
„Hallo, Eli. Darf ich mich zu Ihnen gesellen?“
Eli schreckte aus seinen Gedankengängen auf und sah zu der Argentinierin auf. „Natürlich. Ich bin momentan nur etwas zerstreut müssen Sie wissen.“
„Damit komme ich klar“, wischte Elena Sabatini den schwachen Einwand zur Seite um unvermittelt auf den Punkt zu kommen. „Wie gehen Sie damit um, dass sich ihre Freundin nun im Körper einer anderen Frau befindet?“
Eli machte ein bezeichnendes Gesicht. „Es ist schräg. Dabei ist ihr momentanes Aussehen gar nicht mal das Problem. Ginn scheint sich verändert zu haben.“
Um einen Löffel ihrer Suppe herum, erkundigte sich Elena Sabatini: „Wundert Sie das etwa? Sie war neunzig Jahre lang in einem Computersystem gefangen. Jetzt, da sie wieder körperlich ist, muss sie damit leben, dass ihr Volk von unserem, nach einem langen und entsetzlichen Krieg, militärisch besiegt wurde. Sie hat bestimmt nicht damit gerechnet, für eine so lange Zeit außer Gefecht zu sein und vermutlich gehofft, dass unsere Volker einen Weg zu einer friedlichen Koexistenz finden werden.“
Eli nickte nachdenklich. „Wenn Sie es so sagen, dann scheint es wirklich nicht verwunderlich, dass sie etwas komisch ist.“
Für eine Weile blieb es still zwischen ihnen bevor Eli fragte: „Hat Colonel Mitchell schon etwas dazu gesagt, wann wir den Rest der Mannschaft aufwecken dürfen. Mir gefällt es nicht, sie noch länger in Stase zu lassen.“
Die junge Frau lächelte beruhigend. „Die Kommandantin will warten, bis eine Verbindung mit dem Sternentor auf Astolat möglich ist. Sie will wegen der Toten ein paar Worte zu ihnen sagen und sie im Anschluss in Richtung Heimat schicken. Zusammen mit jenen Männern und Frauen auf der DESTINY, die sich dazu entschließen, das Raumschiff zu verlassen und nach der langen Zeit endlich zur Erde zurückzukehren. Sie möchte, neben psychologischen Erwägungen, wohl auch aus logistischen Gründen heraus, diese Leute nicht länger hier behalten als unbedingt nötig.“
Eli machte eine etwas fahrige Geste. „Das kann ich verstehen. Einige der Leute an Bord der DESTINY haben sich nie mit dem Gedanken angefreundet hier zu sein.“
Mit erwartungsvoller Miene fragte Elena Sabatini: „Was ist mit Ihnen, Eli. Haben Sie sich bereits entschieden, ob Sie gehen oder bleiben?“
Eli lächelte schwach. „Ich habe immer von so etwas hier geträumt, Elena. Ich werde bleiben, falls mich Ihr Colonel nicht rauswirft.“
„Colonel Mitchell wird froh sein, wenn Sie bleiben“, prophezeite die Frau mit einem zufriedenen Lächeln. „Zumindest machte sie Vorhin so eine Andeutung. Sie möchte auch Doktor Rush und Amanda Perry hierbehalten.“
„Die beiden werden ganz bestimmt hierbleiben wollen“, erklärte Eli überzeugt.
„Was ist mit Ginn?“
Eli sah sein Gegenüber unsicher an. „Ich bin mir nicht mehr sicher, ob Ginn an Bord bleiben will. Ich glaube, sie will in Erfahrung bringen was aus ihrem Volk wurde. Sie hat das zwar nicht direkt gesagt, doch ich habe da ein ganz komisches Gefühl.“
Elena nickte nur und löffelte ihre Suppe zu Ende.
„Das wird für Sie nicht einfach werden, nehme ich an?“
Eli machte ein bezeichnendes Gesicht. „Ganz bestimmt nicht. Allerdings weiß ich auch nicht, ob es eine gute Idee wäre, wenn Ginn hier bliebe, ich aber dabei stets Lisa Park vor mir sehe. Ich denke, es wäre nicht dasselbe wie vorher. Außerdem scheint Ginn sauer zu sein, dass wir den Krieg gewonnen haben.“
Elena legte den Löffel in die leere Schüssel und trank einen Schluck von dem Fruchtsaft. Das Glas langsam abstellen meinte sie zweifelnd: „Denken Sie das wirklich? Aber Sie persönlich können doch nichts dafür.“
„Sie sucht vermutlich nur nach einem Ventil für ihre widerstreitenden Gefühle“, orakelte Eli düster. „Ich werde sie vermissen, falls sie geht.“
„Sie sind nicht allein, Eli“, versicherte die Argentinierin prompt und legte spontan einen Augenblick lang ihre Hand auf seinen Unterarm.
Eli lächelte verlegen und sagte: „Gut zu wissen. Bitte entschuldigen Sie mich, ich brauche jetzt etwas Abgeschiedenheit.“
„Muss das wirklich sein?“, hakte Elena Sabatini rasch ein. „Ich wollte in den letzten beiden Tagen nochmal zum Observationsdeck, aber ich habe es bisher nicht geschafft. Vielleicht möchten Sie ja mitkommen?“
Eli, der sich bereits erhoben hatte, sah die Frau überrascht an. Zuerst machte er ein Gesicht als wolle er ablehnen, doch dann meinte er: „Ja, warum nicht?“
Nachdem Elena das Geschirr in das Rückgabefach des Nahrungssynthesizers gestellt hatte, machten sie sich auf den Weg. Unterwegs murmelte Eli: „Das Gerät, das nur Energie und etwas willkürliche Materie braucht um Nahrung zu erzeugen ist eine tolle Sache.“
„Ja, aber wir hatten etwas Hilfe dabei. Die Datenbanken auf ATLANTIS enthielten Hinweise darauf, wie man so etwas konstruiert.“
Sie schwiegen bis sie das Observationsdeck erreichten.
Eli, der solche Ausblicke bereits einige Male erleben durfte, schmunzelte amüsiert, als Elena begeistert loslief und erst am Geländer abstoppte. Er folgte der Argentinierin langsamer und blieb neben ihr stehen.
Die DESTINY hatte die Außenzone der vor ihnen liegenden Spiralgalaxie noch nicht ganz erreicht. So lag die gesamte Galaxie, der sie sich, relativ betrachtet, von schräg oben näherten, quasi vor ihnen ausgebreitet.
Eli sah seine Begleiterin sinnend von der Seite an. Dabei spürte er ein seltsames Kribbeln im Magen, während er ihre Faszination registrierte. Leise sagte er schließlich: „Ist immer wieder ein toller Anblick. Ich habe das Ein- und Ausfliegen aus Galaxien jetzt bereits mehrmals beobachtet, aber daran gewöhnen werde ich mich nie. Wir haben Glück, dass die DESTINY gerade den Hyperraum verlassen hat. Offensichtlich um den Anflugkurs zu berechnen. Das geschah bei den letzten Malen ebenfalls.“
„Auf der Countdown-Uhr stand eine knappe Stunde, bevor ich zur Messe kam.“
Etwas verwundert sah Eli die Frau an. „Sie können die Antikersprache lesen?“
Elena Sabatini erwiderte den fragenden Blick des Mathematikgenies und lächelte nachsichtig. „Lesen, sprechen und schreiben. Die Sprache der Antiker gehört, seit einem halben Jahrhundert bereits, zu den Pflichtfächern an allen terranischen Schulen.“
„Verstehe.“
Für eine Weile blieb es still zwischen ihnen, bevor Eli sinnend meinte: „Woran ich mich auch erst gewöhnen muss ist, dass dieses Raumschiff kein besseres Wrack mehr zu sein scheint. Gestern habe ich einen längeren Rundgang gemacht und bemerkt, dass nicht nur sämtliche Schäden nicht mehr vorhanden sind, sondern dass die DESTINY jetzt auch über drei nagelneue Shuttles verfügt. Ich wüsste zu gerne, wann, wie und wo das passiert ist.“
„Freuen Sie sich doch einfach über den Umstand.“
Eli lächelte amüsiert, bei dieser Bemerkung. „Doktor Rush hat sich gar nicht gefreut, als er entdeckte, dass seine mathematischen Aufzeichnungen an den Wänden von einem der Gänge dafür nun nicht mehr da sind. Den markerschütternden Urschrei, als er das entdeckte, habe ich vermutlich verschlafen.“
Elena sah Eli fragend von der Seite an, bevor sie meinte: „Kein Wunder, dass der Doktor seither so finster aus der Wäsche guckt.“
„Der guckt immer finster aus der Wäsche.“
Eli nickte ernsthaft, bis die Miene seiner Begleiterin ihn zum Lachen reizte. „Na ja, ganz so schlimm ist er doch nicht.“
Der junge Mann wandte den Kopf ab und blickte wieder hinaus ins All, ohne wirklich etwas zu sehen. Schließlich stieß er sich entschlossen vom Geländer ab und sagte bestimmt: „Sie entschuldigen mich jetzt bitte, Elena. Es war ein langer Tag. Aber Sie müssen mir morgen unbedingt mehr von der Entwicklung auf der Erde erzählen.“
„Natürlich, Eli. Wir sehen uns also morgen?“
Elena beobachtete Eli dabei, wie er zustimmend nickte und nachdenklich davon schritt. Dabei überflog unbewusst ein Lächeln die geschwungenen Lippen der jungen Frau.

* * *


Zwei Tage später gab Colonel Christina Mitchell grünes Licht dazu, die Männer und Frauen, die sich noch in Stase befanden, aufzuwecken. Immer Abteilung für Abteilung, in Gruppen zu acht Leuten. Dadurch sollte zu viel Konfusion vermieden werden. Sie hatte Rush und Eli Wallace darum gebeten, beim Erwecken anwesend zu sein, damit die Wiedererweckten wenigstens zwei vertraute Gesichter sahen.
Die erste Gruppe bildeten die beiden einzigen lebenden Menschen, die sich in dieser Abteilung noch in Stase befanden. Matthew Scott und Chloe Armstrong.
Als die Beleuchtung innerhalb beider Kapseln wechselte, hoben sich gleichzeitig die Frontverkleidungen. Beinahe sofort öffneten beide Menschen die Augen. Etwas benommen wirkend kam Scott aus seiner Kapsel, während sich Chloe zuerst für einen Augenblick lang umsah, bevor sie ihm folgte.
Der First-Lieutenant kam sofort auf den Punkt, als er Eli erkannte und fragte: „Sind wir endlich am Ziel, Eli?“
Chloe räusperte sich auffällig, bevor Eli etwas erwidern konnte. Matthew Scott bemerkte in demselben Moment die Anwesenheit zweier Menschen, die er nicht kannte. Bei beiden erkannte er, dass sie eine Handwaffe an der Uniform trugen, wobei Genaueres, wegen der geschlossenen Halfter, nicht zu erkennen war. Ungläubig wieder Eli Wallace ansehend fragte er: „Wer sind diese Leute?“
Eli druckste herum, bevor er entschlossen erklärte: „Das sind Menschen von der Erde, Lieutenant. Von der Erde des Jahres 2101. Unser Schlaf hat etwas länger gedauert.“
„Haben die Ihnen das eingeredet?“, ereiferte sich Scott. „Wer sagt uns, dass die…“
„Sie hätten uns einfach getötet, wenn sie finstere Absichten hegen würden!“, fuhr Eli ihm in die Parade. „Diese Menschen sind, unter dem Kommando von Colonel Christina Mitchell, die freundlich Dame zu meiner Rechten, schon seit einigen Tagen hier. Über die Einzelheiten können wir später reden, jetzt nur so viel: Jeder, der es wünscht, hat die Möglichkeit zur Erde zurückzukehren. Na ja, zuerst zur Pegasus-Galaxie und dann zur Erde.“
Scott sah zur Seite und deutete auf die Kapsel, hinter der Colonel Young zu erkennen war. „Warum haben Sie ihn nicht zuerst erweckt, Eli?“
Noch während Matthew und Chloe auf eine Antwort warteten, trat Nicholas Rush, der seit der Wiedererweckung der beiden jungen Menschen unmerklich hinter der Konsole gekauert hatte, vor und sagte: „Es gab technisch Probleme. Colonel Young, TJ und Sergeant Greer haben es nicht geschafft.“
Tränen traten in Chloes Augen und auch Matthew Scott wirkte erschüttert. Verzweifelt sah der Lieutenant von Rush zu Eli, der bedauernd nickte. „Das ist nicht alles. Bei Park und Camile trat während des langen Schlafes der Hirntod ein. Rush und ich konnten jedoch die Bewusstseine von Ginn und Doktor Perry, mit Hilfe des Stuhls, in deren Körper übertragen.“
„Oh, mein Gott!“, entfuhr es Chloe und sie umklammerte den Unterarm des Lieutenants, den sie, nach der Ankunft auf diesem Raumschiff zu lieben gelernt hatte.
Erst jetzt trat die hochgewachsene Frau, die Eli als Colonel Mitchell vorgestellt hatte, hinzu und sagte: „Der Verlust tut mir sehr leid. Ich kann mir vorstellen, dass es nicht einfach zu verarbeiten ist, was Sie gerade erfahren haben.“
Christina Mitchell machte eine kleine Pause, bevor sie mit verändertem Tonfall erklärte: „Meine Leute haben, innerhalb der letzten Tage, das Sternentor der DESTINY an einige mitgebrachte Naquadah-Reaktoren neuester Fertigung angeschlossen. Die Energie reicht aus, um ein stabiles Wurmloch zum Stargate eines unserer Stützpunkte, in der Pegasus-Galaxie, zu etablieren. Von dort aus werden alle Rückkehrer zunächst nach ATLANTIS gebracht und von da aus geht es danach zur Erde. Ich würde gerne einige der Leute, wie Sie beide, Doktor Brody und Doktor Volker hierbehalten. Diese würden, in diesem Fall, als zivile Berater, den Terranischen Streitkräften unterstehen. Doch die Entscheidung darüber steht jedem der hier befindlichen Menschen natürlich frei.“
Scott sah bei den Worten der Kommandeurin fragend zu Chloe.
Die verstand die unausgesprochene Frage, sah kurz zu Eli und erklärte dann entschlossen: „Ich will nach Hause, Matt. Auch, wenn wir dort keinen mehr kennen.“
Danach zu Eli Wallace sehen, sagte sie traurig: „Es tut mir leid, Eli, aber ich wollte nie an Bord dieses Raumschiffes sein. Auch, wenn ich mich zuletzt als Teil dieser Crew gesehen habe, war es doch nie wirklich mein Zuhause.“
Noch während Eli die Freundin betroffen ansah, wandte sich Matthew Scott an Colonel Christina Mitchell. „Ich hatte einen Sohn auf der Erde. Vermutlich ist er bereits tot. Falls er jedoch noch lebt, wäre er 99 Jahre alt. Ich würde gerne wissen wollen, wie es ihm geht, falls das der Fall sein sollte. Das verstehen Sie sicher.“
„Natürlich. Trägt er ebenfalls den Namen Scott?“
„Nein, sein Name ist Matthew Balic. Er trägt den Nachnamen seiner Mutter.“
Die Augen der blonden Terranerin weiteten sich etwas. „Matthew Balic sagen Sie? Im Krieg gegen die Luzianer-Allianz kommandierte ein Colonel mit diesem Namen eines der drei zuerst in Dienst gestellten Trägerschlachtschiffe der CARTER-KLASSE. Im Jahr 2050 verteidigte er, an der Spitze eines terranischen Kampfverbandes, den Planet Langara gegen eine zahlenmäßig überlegene Raumflotte des Feindes. Er gilt heute noch als Kriegsheld. Wenn er es ist, dann lebt er noch. Er zog sich kurz nach dem Krieg ins Privatleben zurück und heiratete, einige Jahre später, eine Langaranerin. Nach meinen Kenntnissen bekleidete er dort, viele Jahre lang, ein hohes politisches Amt. Wenn es sich bei dieser Person um Ihren Sohn handelt, dann werden sie ihn bestimmt auf Langara finden, Lieutenant Scott.“
Die Augenlider des Lieutenants weiteten sich und mit einem vielsagenden Blick sah er zu Chloe. „Hast du das gehört? Das ist…“
Matthew Scott versagte die Stimme.
Eli konnte sich nur vage vorstellen, was in Scott vorgehen musste. Selbst er hatte den Worten des Colonels beinahe atemlos gelauscht. Nach einer Weile unangenehmen Schweigens deutete er mit dem Daumen über die Schulter und meinte: „Doktor Rush und ich sollten jetzt die Übrigen aufwecken. Denen steht die ganze Überraschung noch bevor. Geht mir bloß nicht durch das Sternentor, ohne dass ich Euch vorher verabschiedet habe.“
Chloe drückte sacht den Oberarm des etwas Beleibten. „Ganz bestimmt nicht.“
Eli sah den beiden nach, als sie Hand in Hand davon schritten, bis ihn die Stimme von Nicholas Rush in die Wirklichkeit zurückholte: „Kommen Sie, Eli. Wir wollen jetzt auch die übrigen Langschläfer wecken.“

* * *


Einige Stunden später standen alle Zivilisten im Torraum der DESTINY versammelt. Einigen von ihnen sah man deutlich an, dass sie die neue Lage noch gar nicht richtig erfasst hatten. Wie sollten sie das auch?
Die, wie man nun richtig sagen musste, ehemaligen Militärangehörigen der USA standen bei ihnen. Die meisten von ihnen hatten beschlossen ebenfalls zur Erde zurückzukehren. Nur eine Handvoll von ihnen, darunter Vanessa James, hatten sich dazu entschieden an Bord zu bleiben. Zusammen mit den Zivilisten Adam Brody, Dale Volker, Varro, und einer asiatisch aussehenden Doktorin der Biologie und Chemie auf der ehemaligen Ikarus-Basis, namens Andrea Fisher.
Zwischen den Menschen, die rechts und links der Bodenbeleuchtung Aufstellung genommen hatten, lagen drei Bahren. Inzwischen wussten die Anwesenden, um wen es sich bei den Leichen unter den Decken handelte und wodurch sie zu Tode gekommen waren.
Auf der umlaufenden Galerie hatte Colonel Christina Mitchell eine Ehrenwache antreten lassen. Sie selbst in halber Höhe auf einer der beiden Treppen zur Galerie, damit sie von den Anwesenden besser gesehen werden konnte. Zwei Stufen hinter der Terranerin standen Doktor Rush und Eli Wallace.
Die terranische Kommandeurin wartete bis Ruhe einkehrte. Schließlich räusperte sie sich und sagte mit klarer Stimme: „Bevor Doktor Rush und Mister Wallace eine Verbindung zu unserer Basis auf Astolat, in der Pegasus-Galaxie, herstellen werden, möchte ich die Toten ehren, die für mehr als ein Jahr lang ein Teil Ihrer Gemeinschaft gewesen sind. Ich kannte diese Menschen nicht, doch mir wurde gesagt, dass sie einen wesentlichen Anteil daran gehabt haben, dass die meisten von Ihnen noch leben. Einer der Toten trug dieselbe Last der Verantwortung, die auch ich heute trage. Da er sie unter sehr viel widrigeren Umständen trug, gilt ihm, wie den beiden anderen Toten und auch Ihnen, den Überlebenden, meine vollste Anerkennung und mein tief empfundener Respekt.“
Die Terranerin sah kurz zur Galerie und befahl: „Ehrengarde: Salutiert!“
Die angetretenen terranischen Soldaten nahmen Haltung an und salutierten, so wie es auch ihre Vorgesetzte in diesem Moment tat.
Die Militärangehörigen des Ikarus-Projektes folgte diesem Beispiel, während sich die Haltung der Zivilisten, mehr oder minder, straffte.
„Ehrengarde: Rühren!“
Die Soldaten beendeten den Salut und ein leises Raunen entstand unter den Anwesenden, das im nächsten Moment von Christina Mitchells Stimme übertönt wurde.
„Bitte machen Sie sich nun bereit. Die Leute, die die Bahren tragen, werden zuerst mit den Toten das Sternentor durchschreiten. Danach treten Sie, in der Reihenfolge, die Ihnen vor Ihrem Erscheinen hier genannt worden ist, durch das Sternentor. Sie werden auf der anderen Seite empfangen. Man wird sich dort um Ihr Wohlergehen kümmern, und Sie danach zur Stadt ATLANTIS bringen, von wo aus Sie letztlich in die Milchstraße, zur Erde, zurückkehren werden. Ich wünsche Ihnen Glück, Gesundheit und ein langes Leben.“
Sie schritt mit Rush und Eli Wallace die Treppe hinunter und nickte den beiden Männern zu, die sich zu den beiden Konsolen begaben. Ihre eigenen Leute wären ebenfalls dazu in der Lage gewesen, das Sternentor in der Pegasus-Galaxie anzuwählen. Die Terranerin wollte jedoch, dass die Menschen, die an Bord dieses Raumschiffs in eine andere Epoche verschlagen worden waren, sahen, dass ihre eigenen Leute den Weg nach Hause öffneten.
Mit einem metallischen Knarren setzte sich der gesamte Ring des Sternentores in Bewegung; etwas, dass die anwesenden Terraner in dieser Form nicht gewohnt waren. Nachdem Eli Wallace das Symbol für das neunte Chevron eingegeben hatte, bildete sich der beinahe vollkommen weiße Vortex. Einen Moment später leuchtete der Ereignishorizont so beruhigend, wie bei jeder normalen Verbindung, zu einem lokalen Tor in der Nähe.
Christina Mitchell gab ihrem Stellvertreter ein Zeichen und Oberstleutnant Kamarov begann mit der Koordination der Abreise.
Matthew Scott und Chloe Armstrong, die darum gebeten hatten als Letzte durch das Tor gehen zu dürfen, schritten zur Mitte des Torraumes hin.
Nach einem schnellen Blickwechsel mit Doktor Nicholas Rush entfernte sich Eli von seiner Konsole und schritt schnell auf die beiden zu.
Obwohl Eli auf Chloe zugegangen war, erreichte Scott ihn zuerst und er nahm den etwas Beleibten kameradschaftlich in den Arm. Ihm auf die Schulter klopfend meinte er: „Du hast die gesamte Zeit über jemanden gesucht. Ist es diese Schwarzhaarige? Wie war noch gleich der Name? Elena?“
Eli ging etwas auf Abstand und sah den Lieutenant unwillig an, während dieser grinste und meinte: „Komm schon, Eli, die steht auf dich.“
„Wir haben uns angefreundet“, wiegelte Eli schnell ab und Scotts Gesichtsausdruck war nur allzu deutlich zu entnehmen, was er von dieser Aussage hielt. Er trat zur Seite, um Chloe Platz zu machen.
Die junge Frau mit den langen, braunen Haaren umarmte Eli herzlich. Dabei flüsterte sie leise: „Es tut mir leid, dich hier zurückzulassen, Eli. Doch ich möchte endlich nach Hause. Ich denke, ich muss mir keine Sorgen um dich machen, denn Matt hat recht. Diese Elena mag dich, das merkt man. Also, vermassel das nicht, hörst du?“
Eli Wallace ließ Chloe widerstrebend los und grinste ob ihrer letzten Worte etwas verlegen. Dann meinte er: „Werde ich nicht. Ich werde trotzdem an Euch beide denken.“
„Und wir werden an dich denken, Eli.“
Für einen Moment erstarrte die Haltung des jungen Mannes und Chloe, die bemerkte, dass Eli an ihr vorbeisah, folgte seinem starren Blick. Sie sah gerade noch, wie sich Ginn, im Körper von Lisa Park, dicht vor dem Ereignishorizont des Sternentores stehend, abwandte und durch das Tor schritt.
Als Chloe Eli wieder ansah, bat dieser mit belegter Stimme: „Passt bitte auf sie auf.“
Es war Scott, der beruhigend antwortet: „Das werden wir. Ich verspreche es dir.“
Eli Wallace nickte dankbar. Er wandte sich ab und schritt wieder zurück zu seiner Konsole, um auch Rush die Gelegenheit zu geben, sich von Matt und Chloe zu verabschieden, wobei dessen Abschied deutlich kürzer ausfiel.
Als auch Rush wieder an seiner Konsole stand beobachteten er und Eli, wie die beiden Hand in Hand durch das Tor schritten und verschwanden.
Nicholas Rush sah zu Eli und erkundigte sich mit forschendem Tonfall: „Werden Sie damit klarkommen, dass Chloe nicht mehr an Bord der DESTINY ist?“
Eli Wallace erwiderte den Blick des Wissenschaftlers.
„Das werde ich, Doktor Rush.“
Der Wissenschaftler nickte zufrieden. „Sehr gut, Eli. Denn egal was diese Terraner auch immer können oder nicht können, ich vermute mal, dass wir Sie schon sehr bald in Höchstform brauchen werden.“
„Ganz der alte Optimist“, spöttelte Eli und wartete an der Konsole, bis der Ereignishorizont des Stargates hinter Matt und Chloe zusammenbrach. Danach folgte er Rush, denn Christina Mitchell hatte sie beide darum gebeten, sich nach der Verabschiedung der Kameraden und Freunde, mit ihr auf dem Observationsdeck zu treffen.
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