01. Zeitloser Traum by ulimann644
Summary: Auf der Erde schreibt man Anfang Mai des Jahres 2101. Nach einem langen und zermürbenden Krieg gegen die Luzianer-Allianz, der von 2017 bis 2051 in weiten Bereichen der Milchstraße tobte, ist die DESTINY und ihre zusammengewürfelte Mannschaft in Vergessenheit geraten.
Erst im Frühjahr des Jahres 2101 finden Mitglieder des Terranischen Militärs Hinweise darauf, dass es in den vollkommen zerstört geglaubten Ruinen des ehemaligen Homeworld-Command doch noch Bereiche gibt, welche der Zerstörung durch die Luzianer-Allianz entgangen sind. Dort stellt man, neben alten Datenträgern, auch das annähernd unbeschädigte Kommunikationsgerät samt Kommunikationssteinen der Antiker sicher. Wenig später erhält Colonel des Terranischen Militärs, Christina Victoria Mitchell, an der Spitze eines gestrafften Platoons, grünes Licht für eine Aufklärungs- und Rettungs- und Forschungsmission.
Categories: Stargate Universe Characters: Camile Wray, Chloe Armstrong, Eli Wallace, Matthew Scott, Multi-Chara, Nicholas Rush, Own Character, Vanessa James
Genre: Adventure
Challenges: Keine
Series: SGU - Lebenslinien
Chapters: 9 Completed: Ja Word count: 32510 Read: 14350 Published: 20.11.21 Updated: 20.11.21
Story Notes:
Bei einem Konzept, wie diesem, bleibt es nicht aus, dass man nicht den Geschmack aller Leute treffen kann. Auch die angenommene Entwicklung bis 2101 ist dabei nur eine von vielen möglichen und unmöglich exakt vorhersehbar. Allerdings auch nicht kategorisch widerlegbar.
Für den Fanon dieser Serie habe ich - besonders, da der Fanon meiner SGA-Serie "Der Wraith-Krieg", was die Histore betrifft, hiermit übereinstimmen soll - einige Daten anpassen müssen. So habe ich auf diese Hausnummern von mehreren Millionen Jahren gepflegt gepfiffen und eine eigene Timeline der Ereignisse zurechtgebastelt, die (vielleicht nicht nur) mir logischer erscheint. Auch haben Widersprüche mit hineingespielt (angeblich startete Atlantis vor 5 Millionen Jahren zur Pegasus-Galaxie - da muss die Stadt aber verdammt haltbar sein) während die DESTINY (laut Kanon, denn das sagt Rush in der Serie aus) erst seit einer halben Million Jahre unterwegs (aber deutlich älter) ist.
So habe ich für meine Timeline einige Nullen weggelassen (auch, weil die DESTINY rein rechnerisch sonst geradezu hätte schleichen müssen, trotz einiger Jahrzehnte Aufenthalt PRO Galaxis, und wenn alle unter 500.000 Lichtjahre voneinander entfernt gewesen wären - was zu nah beieinander wäre, selbst bei einer Strecke von mindestens 10 Mrd. Lichtjahren).
In meiner Timeline empfingen die Antiker das Signal (aus SGU) deshalb vor rund 1. Million Jahren. Zwischen 550.000 und 600.000 Jahren starteten die DESTINY und deren Vorhutschiffe. Um 500.000 vor der Gegenwart startete ATLANTIS (bei bis zu 100.000 Jahren zeitlicher Differenz kann man Technik schon ordentlich weiterentwickeln IMO). Nach dem Kanon gab es zudem bis mindestens 10.000 Jahre vor der Gegenwart eine Menge nicht aufgestiegener Antiker (sonst hätte der Krieg gegen die Wraith nie stattgefunden - die Antiker sind also insgesamt wohl eher relativ spät aufgestiegen und nicht vor MILLIONEN Jahren).
Wer also diese Geschichte liest, der sollte bereit sein, einige wirklich unglaubwürdige zeitliche Abstände und Wahnsinns-Zahlen aus seinem Gedächtnis zu streichen und sich unvoreingenommen auf die Zeitlinie dieser Geschichte einlassen, die den Auftakt zur Serie SGU-LEBENSLINIEN bildet. Die Stimmigkeit solcher Zahlen wirkt sich bei einer TV-Serie, die oft primär über die Optik punktet, weit weniger aus, als bei einer geschriebenen Geschichte, die durch Stimmigkeit punkten sollte IMO. Also bei Reviews nicht Sprüche klopfen, wie: "Hey, du kennst dich Null aus!". Ich kenne mich aus - ignoriere aber gepflegt offensichtliche Klopper der Vorlage.
Prolog by ulimann644
Author's Notes:
STARGATE-UNIVERSE is a related Trademark by MGM
Original-TV Series created by Brad Wright and Robert C. Cooper
2011


Die sanft wirkenden, braunen Augen des etwas beleibten, jungen Mannes blickten leicht versonnen, aber auch sorgenvoll, hinaus ins Weltall. Wobei es das im Grunde nicht wirklich traf, denn zu sehen war hauptsächlich der Vortex des Hyperraumes.
Er hatte es niemandem gesagt, bevor Colonel Young, als Letzter von rund siebzig Personen an Bord der DESTINY, in eine der Stasiskammern getreten war und seinen eisigen Schlaf angetreten hatte. Ein Schlaf der mindestens drei Jahre dauern würde.
Eli Wallace hatte in den letzten zwei Jahren auch zuvor nie über das exakte Datum seines Geburtstages gesprochen. Obwohl ihm klar war, dass zumindest zwei Personen an Bord der DESTINY Bescheid wussten. Doch diese beiden Personen hatte er um Stillschweigen dazu gebeten. Beide hatten ihm ihr Wort gegeben und es auch gehalten. Heute war sein Geburtstag. Er war vor wenigen Minuten 27 Jahre alt geworden.
Der leise Seufzer des jungen Mannes erfüllte das Observationsdeck der DESTINY und klang in seinen Ohren unnatürlich laut, weil ansonsten beinahe vollkommene Stille herrschte. Nur ein kaum vernehmbares Summen ging von den uralten Aggregaten des Antiker-Forschungsraumschiffes aus. Ein Raumschiff von 778 Metern Länge und einer Breite über Alles von 548 Metern, bei einer maximalen Höhe über Alles von 120 Metern.
Die DESTINY sollte bereits seit rund fünfhunderttausend Jahren unterwegs sein. Ein Wunder dabei war zweifellos, dass die Technik nicht längst vollkommen versagt hatte. Natürlich war die lange Zeitspanne auch an diesem technischen Wunderwerk nicht spurlos vorübergegangen, was hauptsächlich der Grund dafür war, dass Eli Wallace die Chance, seinen 28. Geburtstag zu erleben, als eher gering ansah.
Dass eine der Stasiskapseln, die man für das Überleben der momentanen Besatzung der DESTINY benötigte, defekt war, hatte sich erst beim Aktivieren dieser Kapsel herausgestellt. Also musste eine Person freiwillig auf die Stasis verzichten.
Eli Wallace seufzte erneut und dachte in der dunklen Stille des Observationsdecks daran, dass seine Entscheidung derjenige zu sein, der wach zurückblieb, eine richtig gute Idee gewesen war. Zu seinem Leidwesen hatte er für seinen Geburtstag nicht einmal ein anständiges Bier, um darauf anzustoßen.
Er seufzte erneut und wandte sich von dem erhabenen Anblick außerhalb der DESTINY ab. Seit zwölf Tagen bereits arbeitete er wie ein Besessener daran, eine der defekten Kapseln zu reparieren. Bisher jedoch mit eher bescheidenem Erfolg. Dabei lief die Zeit, denn wenn er die Lebenserhaltung nicht in spätestens zwei Tagen deaktivierte, dann würde die restliche Energie des Raumschiffs nicht mehr ausreichen, um in den vorgesehenen drei Jahren die nächste Galaxie zu erreichen.
Da das Raumschiff bereits im Ruhezustand flog, beleuchtete Eli Wallace seinen Weg zurück zu einer der Schlafkammern mit einer Taschenlampe. Obwohl er sich sicher war, den Weg dorthin inzwischen auch blind finden zu können. Dabei grübelte er darüber nach, was werden würde, falls er wirklich keinen Weg finden sollte, die Kapsel, an der er arbeitete, rechtzeitig wieder in Gang zu bekommen.
Die Gedanken des einsamen Wanderers auf der DESTINY schweiften ab. Nachhause zu seinem Zimmer. Dort würde er vermutlich gerade entspannt in seinem Gamer-Sessel sitzen und eine Nachtschicht einlegen, wenn nur dieser lästige General der US-Air-Force nie vor seiner Tür aufgetaucht wäre. Er würde sich vermutlich mit einem Online-Rollenspiel die Nacht um die Ohren schlagen. Das war zwar nicht so interessant, wie die letzten zwei Jahre an Bord der DESTINY, aber dafür ging einem dabei auch nicht irgendwann die Luft aus.
Eli grinste schief bei diesem Gedanken. Nach drei weiteren Schritten blieb er so abrupt stehen, als sei er gegen eine unsichtbare Mauer geprallt.
Sessel! Natürlich! Warum hatte er nicht eher daran gedacht?
Eli wischte sich die rechte Hand an seinem zerschlissenen, roten T-Shirt ab. Danach nahm er die Taschenlampe in diese Hand und wischte mit der anderen über den Stoff des Shirts, bevor er sich umdrehte und in einen anderen Bereich des Raumschiffes schritt.
Leicht außer Atem kam er vor dem Schott des Repositoriums an, jenem Raum, der von den meisten Personen an Bord schlicht Stuhl-Raum genannt wurde. Im Licht der Notbeleuchtung aktivierte Eli das angeschlossene Interface und rief die Flussdiagramme auf. Es dauerte eine Weile, bis er die Daten gefunden hatte, die er suchte. Jene Daten, die bei der zweiten Nutzung des Stuhls durch Doktor Franklin aufgezeichnet worden waren. Als zunächst die Temperatur im Raum signifikant abgesunken und Franklin verschwunden war.
Eli war eben die Idee gekommen, sich statt in einer Stasiskapsel einzufrieren, diesen Prozess im Stuhl zu durchlaufen. Ohne dabei zu verschwinden, wenn er es verhindern konnte.
Es dauerte fast einen Tag lang, bis Eli sich sicher war, die damalige Fehlerquelle aus dem Programm eliminiert zu haben. Nach dem Verzehr einer seiner letzten Notrationen und einem anschließenden mehrstündigen Schlaf kehrte er in den Raum zurück. Mit einem flauen Gefühl in der Magengegend. Doch nun war es müßig sein Vorhaben zu bedauern, denn eine Alternative dazu gab es nun nicht mehr.
Zweimal kontrollierte er seine Eingaben. Dann atmete der junge Mann tief durch und setzte sich entschlossen in den Stuhl.
Automatisch verriegelte sich das Schott des Raumes. Beinahe gleichzeitig schwenkten die Bügel mit den Elektroden herum und Eli spürte einen leichten Druck an den Schläfen. Er glaubte, noch wahrzunehmen, wie die Luft um ihn herum eiskalt wurde. Im nächsten Moment schwanden ihm die Sinne und Schwärze umgab ihn.
Der Fehler im System, den Eli Wallace bei der Programmierung der Abschaltsequenz für die Lebenserhaltung auf der DESTINY übersehen hatte, war einerseits minimal und nicht ihm anzulasten, doch er hatte andererseits umfassende Auswirkungen auf das weitere Schicksal aller an Bord befindlichen Personen.

2051


Der Sieg gegen die Luzianer-Allianz war von der Menschheit der Erde unter schweren Verlusten errungen worden. Der Krieg hatte sich umfassend ausgeweitet, kaum dass die Gefahr durch die Wraith, in der Pegasus-Galaxie, gebannt werden konnte.
Raumflotten der Allianz und der Terraner hatten sich in weiten Teilen der Milchstraße bekämpft. Selbst bis zur Pegasus-Galaxie war der Konflikt zwischenzeitlich getragen worden. Am Ende hatte der Krieg auf beiden Seiten Verluste an Menschenleben gefordert, die in die Hunderte Millionen gingen. Ebenso Verluste an wertvollen und notwendigen Ressourcen.
So stand die irdische Menschheit zu Beginn des Jahres 2051 vor einem riesigen Scherbenhaufen. Doch die verbrecherisch agierende Luzianer-Allianz war zerschlagen und die Menschheit geeinter denn je. Wenn der Krieg überhaupt einen positiven Effekt gezeitigt hatte, dann den, dass die Terraner, unter der äußeren Bedrohung durch die Allianz, wirklich zu einem einzigen Volk zusammengewachsen waren. Mit einer stark angewachsenen Raumflotte überlegener Schlachtkreuzer und neu entwickelter Trägerschlachtschiffe. Diese Flotte war in der Lage, es auch mit zahlenmäßig stärkeren Gegnern aufnehmen zu können.
Mehrmals war, während der schrecklichen und von beiden Seiten mit aller Härte geführten, militärischen Auseinandersetzungen der letzten Jahrzehnte, das Hauptquartier des Homeworld-Command angegriffen und schwer beschädigt worden. Jedesmal hatten die Terranischen Streitkräfte es anschließend wieder neu errichtet. Dabei war jedoch eins in Vergessenheit geraten: Ein verschütteter Raum mit Antikersteinen.
Diese Runensteine dienten dazu, quasi mit der Seele einen distanzlosen Schritt an die entferntesten Orte zu machen, wenn es entsprechende Personen gab, die über ebensolche Steine und ein Aktivierungsgerät verfügten. Dabei waren selbst Milliarden von Lichtjahren kein Hindernis für eine solche Kontaktaufnahme. Zwei Personen wechselten dabei, solange diese Steine aktiviert blieben, die Körper. Was in einigen Fällen schon zu größeren Irritationen geführt hatte.
Im Jahr 2051 lag der besagte Raum, den man für den Empfang der Seelen von Personen auf der DESTINY genutzt hatte, unter dem neuen Fundament des aktuellen Hauptquartiers der Terranischen Raumflotte. In den Wirren des Krieges war dabei jenes Raumschiff in Vergessenheit geraten – und mit ihm zweiundsechzig Personen, die vor 40 Jahren ihren eisigen Schlaf angetreten hatten, der drei Jahre dauern sollte. Es gab, nach dem langen und verlustreichen Krieg auf der Erde, schlicht keinen lebenden Menschen mehr, der sich an sie und ihr ungewisses Schicksal hätte erinnern können.

2100


Die Kalkulations-Automatiken der DESTINY waren von den Antikern so konstruiert worden, dass sie, natürlich nur bis zu einem gewissen Grad, in der Lage waren eigenständige Entscheidungen zu treffen. Eine solche Entscheidung hatte die DESTINY getroffen, nachdem das Raumschiff die Galaxie hinter sich gelassen hatte, die von den robotischen Drohnen einer längst untergegangenen Zivilisation beherrscht wurde. Nachdem eindeutig klar war, dass für die in Stasis befindliche Besatzung des Raumschiffes weitaus geringere Nachteile entstehen würden – maschinelle Ausfälle nicht eingerechnet – als wenn das Raumschiff seinen Kurs unbeirrt fortgesetzt hätte, änderte das Raumschiff eigenmächtig den Kurs. Aus der Notwendigkeit heraus, dass das Raumschiff einer dringenden Überholung bedurfte.
Die Handlungen der momentanen Besatzung hatten, zu einem nicht unbeträchtlichen Teil, zu diesen Schäden mit beigetragen.
Beinahe zwei Milliarden Lichtjahre hatte die DESTINY zurückgelegt. Die Vorhut-Raumschiffe hatten vor ihrem Start den Auftrag erhalten, nicht nur Stargates zu bauen und entlang der programmierten Flugrute der DESTINY aufzustellen, sondern ihr Auftrag umfasste gleichfalls, alle 500 Millionen Lichtjahre eine Werftanlage zu errichten. Diese jedoch, aus Sicherheitsgründen, weit abseits der Flugrute.
Nach fünfhunderttausend Jahren trat nun zum ersten Mal der Fall ein, dass die DESTINY auf einen dieser Komplexe angewiesen war. Darum änderte die DESTINY im Jahr 2012 den Kurs, um den nächsten Werft-Komplex anzufliegen. Die Automatiken hatten errechnet, dass eine gewisse Strecke, bis zu diesem Komplex im freien Fall erfolgen musste, um die in Stasis befindliche Besatzung am Leben zu erhalten.
Die Verzögerung bis zur Wiederaufnahme der Mission war, nach den Begriffen der Automatiken, dabei vernachlässigbar. Sie rechneten dabei nicht den Faktor Menschlichkeit ein. Die Antiker hatten die Mission über solche Dinge gestellt.
Im Zuge seiner ursprünglichen Programmierung änderte die DESTINY die Programmierung zur Wiedererweckung von zweiundsechzig Menschen der Erde, die ein junger Mann namens Eli Wallace durchgeführt hatte und beschloss, die Wiedererweckung auf das Jahr 2101 zu verschieben. Die DESTINY errechnete dabei zwar die Wahrscheinlichkeit, dass die Änderung der Missions-Parameter bis zu fünf Menschenleben kosten würde, doch die Wahrscheinlichkeit für höhere Verluste, ohne diese Änderung, war signifikant größer.
Während auf der Erde das Jahr 2100 zu Ende ging, erreichte die DESTINY ihr Ziel. Niemand sah, wie das Raumschiff, an einem genau errechneten, zwischen drei Galaxien gelegenen, La-Grange-Punkt majestätisch in eine gewaltige Gitterstruktur einschwebte und zum Stillstand kam. Auf ein Prioritätssignal des Raumschiffes hin erwachte der Komplex zu maschinellem Leben von höchster Vollendung. In gut sechs Wochen würde das alte Raumschiff, innen und Außen, wieder in neuem Glanz erstrahlen.

2101


„Sind Sie wirklich sicher, dass es diesen Raum überhaupt gegeben hat? Ich halte das inzwischen für so etwas, wie einen Mythos!“
Der Lieutenant-Colonel, in der grauen Uniform der Terranischen Raumflotte, sah seine Begleiterin an und erwiderte: „Die Schallmessungen zeigen einen Raum unter dem Fundament an, Colonel. Außerdem entspricht die Position exakt jener, die ich durch meine historischen Recherchen ermittelt habe.“
Die schlanke Mittvierzigerin, die zusammen mit dem sechs Jahre jüngeren Mann in dem schmalen Raum stand, ignorierte die beiden Soldaten, die mit ihnen im Raum waren, und machte ein zweifelndes Gesicht. Dabei funkelten ihre grün-grauen Augen im Lichts der dämmerigen Beleuchtung, während sie den beiden einfachen Soldaten dabei zusah, wie sie mit Materieauflösern rasch einen Stollen von einem Meter Durchmesser in die Tiefe trieben.
Dieser Nebenraum lag auf der untersten Ebene des Hauptquartiers der Raumflotte und wurde normalerweise zur Ablage von Datenträgern genutzt. Vor einer Woche waren die Datenträger ausgelagert worden, nachdem Lieutenant-Colonel Kamarov unbeirrbar behauptet hatte, direkt unter dem Raum läge ein Raum des alten Hauptquartiers des ehemaligen amerikanischen Homeworld-Command. Das musste annähernd 80 Jahre her sein, denn im Jahr 2021 war das alte Gebäude, bei einem Angriff der Luzianer-Allianz, fast vollkommen zerstört worden. Davor war das Homeworld-Command in einem Bereich des Pentagon untergebracht gewesen. Dieses neue Gebäude war später auf den Ruinen des nachfolgenden Gebäudes, das später ebenfalls der Zerstörung anheimfiel, errichtet worden.
Bevor die rotblonde Frau wieder etwas sagen konnte, meldete einer der beiden Soldaten: „Wir sind durchgestoßen, Colonel Mitchell. Da unten scheint es wirklich einen größeren Hohlraum zu geben.“
Christina Victoria Mitchell sah zu Alexander Michail Kamarov und hob leicht ihre Augenbrauen. „So, so, der Raum ist also wirklich da. Wissen Sie zufällig auch, was wir dort unten finden werden, Lieutenant-Colonel?“
Umständlich nestelte der schwarzhaarige Stabsoffizier an der linken Brusttasche seiner schmutzabweisenden Uniformkombi und förderte einige Kunststofffolien zutage. Nachdem er eine von ihnen auseinandergefaltet hatte, erkannte Christina Mitchell auf ihr eine Art Bauplan. Mit einem unterdrückten Lachen erkundigte sie sich bei Kamarov: „Wirklich, Lieutenant-Colonel? Sie haben einen Spickzettel dabei?“
Der fast 1,90 Meter große Mann sah seine Vorgesetzte unwillig an. „Woher haben Sie denn diesen antiquierten Begriff, Colonel? Aber wenn Sie es genau wissen wollen: Ja, den Plan habe ich mir aus den Beschreibungen kürzlich gefundener Unterlagen zusammengesetzt. Wie genau dieser Plan ist, kann ich deshalb nicht sagen, doch es ist besser, als gar nichts zu haben.“
„Immer mit der Ruhe, Lieutenant-Colonel Kamarov“, beschwichtigte ihn die, weniger als eine Handbreit kleiner gewachsene, Frau britischer Abstammung. „Das sollte durchaus keine Kritik an Ihrer hervorragenden Vorarbeit sein.“
Der Lieutenant-Colonel schien das kleine Geplänkel bereits vergessen zu haben. Seine Vorgesetzte ansehend meinte er: „Lassen Sie mich zuerst hinuntersteigen, Colonel. Wenn die Lage sicher ist, dann rufe ich Sie.“
„Keine Alleingänge“, mahnte die Frau gutmütig und warf einen Blick zu den beiden Soldaten, die inzwischen ein Seil an einer der Wände gesichert und durch das Loch im Boden heruntergelassen hatten.
Alexander Kamarov aktivierte den kleinen aber leistungsstarken Helmscheinwerfer. Danach legte er sich fachmännisch das Seil um den Leib und verschwand gleich darauf in der Tiefe. Wenig später erklang ein leises Scharren aus dem Schacht.
„Ich bin unten, Colonel“, klang die Stimme des Mannes hohl aus dem Schacht. „Der Raum scheint nicht einsturzgefährdet zu sein, wie es aussieht. Dafür herrscht hier unten ein ziemliches Tohuwabohu. Ich denke Sie können gefahrlos folgen.“
„Schade, ich hatte mich schon so auf etwas Gefahr gefreut“, spöttelte Christina Mitchell von oben. Auch sie aktivierte nun ihren Helmscheinwerfer und seilte sich durch den Schacht nach unten ab. Sie ließ sich von dem Lieutenant-Colonel dabei helfen, über ein größeres Trümmerstück zu klettern, bevor sie sich genauer umsah.
Kamarov hatte nicht übertrieben. Hier unten herrschte tatsächlich ein ziemliches Durcheinander. Leitungen hingen aus der nur noch in Bruchteilen vorhandenen Verkleidung der Raumdecke. Abgeplatzte Deckenelemente und Schutt bedeckten den Boden des Raumes. An den Wänden befindliche Aggregate verrieten kaum noch deren frühere Funktion. Dazu kam ein leichter Modergeruch. Immerhin war dieser Raum annähernd 80 Jahre lang versiegelt gewesen. Ein unangenehmer Gedanke durchzuckte sie.
Der Lieutenant-Colonel sprach die insgeheime Befürchtung der Frau beinahe gleichzeitig aus. „Hoffentlich stoßen wir hier unten nicht auf irgendwelche Leichen. Ich wollte, wir hätten Waffen dabei.“
Die Erwiderung von Christina Mitchell klang seltsam dumpf. „Um damit was zu tun, Lieutenant-Colonel? Auf Leichen zu schießen? Der Raum war beinahe achtzig Jahre lang dicht. Alles, was hier mal gelebt hat, ist mittlerweile mausetot.“
„Ja, Sie haben natürlich recht, Colonel.“
Die beiden Offiziere der Terranischen Raumflotte sahen sich weiter um und nach einer Weile fragte Christina Mitchell neugierig: „Warum krauchen eigentlich wir zwei hier herum und überlassen das nicht dem Pionier-Korps des Heeres?“
„Weil die nicht wissen, was wir suchen und möglicherweise das Gerät beschädigen, welches ich hier unten vermute.“
„Ach ja, da war ja diese Geschichte mit den seltsamen Kommunikations-Steinen“, gab die Frau zweifelnd zurück. „Glauben Sie diese Geschichte wirklich?“
Der Lieutenant-Colonel grinste breit. „Ich fand die Bestätigung, dass es diese Technik tatsächlich gibt, in den Datenbanken von ATLANTIS.“
„Jetzt ist mir auch klar, warum sie mich so bedrängt haben, dorthin reisen zu dürfen. Es gibt also keinen Zweifel an der Existenz dieser Steine?“
Der Lieutenant-Colonel schüttelte den Kopf.
Einige Tische am Rande des Raumes erregten die Aufmerksamkeit des Belarusen. Er deutete auf einen der Tische und leuchtete gleichzeitig mit seinem Helmscheinwerfer dorthin. „Sehen Sie diesen rechteckige Gerät auf dem Tisch? Das könnte die Basiseinheit des Antiker-Langstreckenkommunikationsgerätes sein. Moment, ich habe hier eine Abbildung.“
Der Lieutenant-Colonel holte eine der anderen Folien aus seiner Uniformtasche und näherte sich dem langsam dem Tisch. Gefolgt von Christina Mitchell.
„Ja, das ist es.“
Der Lieutenant-Colonel flüsterte fast andächtig. „Bitte nicht anfassen, Colonel. Wir wissen nicht genau, ob und wie das Gerät arbeitet. Noch nicht.“
Die rotblonde Frau brummte eine Art Zustimmung. Etwas anderes hatte ihre Aufmerksamkeit erregt. Langsam schritt sie an dem Lieutenant-Colonel vorbei zu einer noch intakten Tür. Der Bereich schien die Verwüstungen besser überstanden zu haben. Neugierig las sie den Text auf der matten Scheibe der Tür. Sie hatte all die Zerstörungen, wie durch ein Wunder, überstanden.
„Ich habe das Büro von General Jonathan Jonah O´Neill gefunden“, sagte die Britin mit tonloser Stimme. „Er soll so eine Art Kriegsheld gewesen sein.“
„Brauchen Sie mich, Colonel? Wenn nicht, würde ich gerne das Gerät und die Steine, die ich eben auf dem Boden gefunden habe, sichern und zum Transport vorbereiten.“
„Machen Sie das, Lieutenant-Colonel. Ich komme hier allein zurecht.“
Die fast vollkommene Finsternis erzeugte in Christina Mitchell ein beunruhigendes Gefühl. Doch sie überwand es rasch und öffnete schließlich die Tür. Wobei sie sich dagegen werfen musste, als sie nach einem kleinen Stück plötzlich festsaß. Krachend sprang die Tür auf und über die Schulter hinweg meinte Kamarov: „Sie sind schuld, wenn ich hier unten einen Herzinfarkt kriege.“
Christina Mitchell gab nur ein Knurren von sich und wedelte mit der Linken eine feine Staubfahne zur Seite, die von der Decke rieselte. „Sind Sie etwa schreckhaft?“
Die hochgewachsene, athletisch wirkende Frau schritt behutsam in das Büro, dessen Tür sie zuvor brachial geöffnet hatte. Sie sah sich um. Als der Lichtkegel ihres Helmscheinwerfers auf ein zerfallenes Skelett in schwarzer Uniform fiel, gab sie einen spitzen Laut von sich. Gleich darauf hörte sie den Lieutenant-Colonel hämisch lachen.
„Ich habe nur laut genießt!“, rief die Frau erbost nach draußen. Dabei überwand sie gleichzeitig die kurzzeitige Starre, die sie ergriffen hatte. Näher an den verstaubten Schreibtisch tretend las sie den Namen auf der rechten Seite der Uniform.
„O´Neill“, murmelte die Frau leise vor sich hin. „Nun, damit hat sich Ihr Status als IM EINSATZ VERMISST wohl erledigt.“
„Mit wem reden Sie, Sir?“
„Mit einem Toten, Lieutenant-Colonel. Ich würde sagen, das hier im Sessel ist General Jack O´Neill, der seit dem zweiten Angriff der Luzianer-Allianz auf die Erde als vermisst gegolten hat. Aber das wird eine DNA-Analyse der sterblichen Überreste ergeben.“
Der Lieutenant-Colonel kam zu Christina Mitchell in das Büro und blieb neben ihr stehen. Für einen langen Moment sah er auf die stark verweste Leiche, bevor er meinte: „Ich schlage vor, wir nehmen das Antiker-Gerät und die Steine mit nach oben, Sir. Ein Aufklärungstrupp der Pioniere kann alle noch zugänglichen Bereiche sichern und alle Gegenstände bergen, die uns Aufklärung zu dem geben, was wir suchen.“
„Sie denken also, wir finden tatsächlich Hinweise darauf, dass es dieses Raumschiff der Antiker mit dem Namen DESTINY wirklich gegeben hat?“
„Ich bin sehr optimistisch“, erwiderte Kamarov mit fester Stimme. „Zumindest die Existenz des Antiker-Fernkommunikators scheint sich ja bewahrheitet zu haben. Damit könnte eine Mission zu diesem Raumschiff in greifbare Nähe rücken.“
„Abwarten, was das Oberkommando sagt, falls Sie Recht behalten“, dämpfte Christina Mitchell die Euphorie ihres Begleiters. „Kommen Sie, Lieutenant-Colonel. Überlassen wir den Spezialisten die Bergung und dann werden wir weitersehen.“
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