Summary: 'Definitiv der beste Urlaub aller Zeiten', entschied John, ließ sich lächelnd in die Kissen sinken und beschloss, das Bett für den Rest des Tages nicht mehr zu verlassen (Future Fic, John/Teyla)
Categories: Stargate Atlantis Characters: John Sheppard, Other Character, Teyla Emmagan
Genre: Humor, Romance, Vignette
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 1 Completed: Ja
Word count: 3929 Read: 2563
Published: 14.11.18 Updated: 14.11.18
1. Alice und das Meer by Nyada
Alice und das Meer by Nyada
Alice und das Meer
by Nyada
John Sheppards letzter freier Tag begann verregnet. Bereits in den Abendstunden hatte sich der Himmel über Southampton zugezogen, und als John gegen acht Uhr morgens die Augen aufschlug, zog eine Regenfront über die Küstenstadt hinweg. Er hörte wie die dicken Tropfen auf das Dach niederprasselten und wie der Wind den Regen gegen die Fensterscheiben peitschte und durch jede Ritze des alten Strandhauses pfiff.
Gähnend rollte sich John langsam von der Seite auf den Rücken und tastete vorsichtig mit der Hand nach der neben ihm liegenden Person, doch seine Finger griffen ins Leere, das Bett war verlassen, die Decke zurückgeschlagen, das Laken… kalt. Verwundert setzte sich John auf, rieb sich die Augen und ließ seinen Blick durch das geräumige Schlafzimmer schweifen. Die Gardinen zur Meerseite waren aufgezogen, und die Tür zum Flur stand einen Spalt weit offen, der Duft von frisch aufgebrühtem Kaffee wehte herein.
John schlug die Bettdecke zurück und schwang seine langen Beine über die Bettkante. Er streckte die Arme über dem Kopf aus, reckte sich und lockerte gerade seine steife Nackenmuskulatur, als sich die Schlafzimmertür plötzlich ein Stück weiter öffnete. Ein zerzauster, dunkelbrauner Lockenkopf erschien, und das Gesicht des Kindes, das neugierig in den Raum hineinspähte, hellte sich auf, als es ihn auf der Bettkante sitzen sah.
„Daddy!“ Ein Strahlen breitete sich auf dem ausgeschlafenen Kindergesicht aus, und Johns eigene Müdigkeit verflog von einer Sekunde zur nächsten, als seine kleine Tochter mit ihrem heißgeliebten Plüschhasen, ‚Mr. Hopps‘, unterm Arm das Schlafzimmer betrat.
„Guten Morgen, mein Engel“, begrüßte er sie und winkte sie zu sich. „Hast Du gut geschlafen?“, fragte er sie, nachdem er sie hochgehoben hatte, schlang seinen Arm um ihren zarten Körper und vergrub seine Nase in ihren weichen Locken, die auch heute Morgen wieder angenehm dufteten.
„Daddy… nicht!“ Seine Tochter quiekte vergnügt, als er übertrieben an ihr zu schnüffeln begann und seinen warmen Atem in ihren Nacken blies. „Das kitzelt“, kicherte sie und fing an, sich zu winden. „Das kitzelt, Daddy! Aufhören!“
„Aufhören?“, wiederholte John grinsend. „Wieso sollte ich aufhören?“, überlegte er laut und tippte sich mit dem Zeigefinger ans Kinn. „Hhm…“
„Daddy, du kitzelst mich“, japste seine Tochter und wand hilflos kichernd ihren Oberkörper hin und her. Ihre dunkelbraunen Engelslocken standen ihr zerzaust vom Kopf ab, und ihre Wangen waren gerötet. Ihre haselgrünen Augen, die sie von ihm geerbt hatte, glänzten. Er kitzelte sie mit den Fingern in Höhe ihres Zwerchfells, bis ihr zarter Brustkorb sich schnell hob und senkte, erst dann ließ er von ihr ab, zog sie behutsam wieder in seine Arme und küsste ihre geröteten Wangen.
„Alles okay?“, fragte er, strich ihr eine besonders widerspenstige Haarlocke aus der Stirn und küsste sie noch einmal. Seine Tochter nickte atemlos und kuschelte sich an ihn.
„Liest Du mir etwas vor, Daddy?“, gluckste sie und klimperte mit den Wimpern, die ihre großen haselgrünen Augen umrahmten. John, der bereits ahnte, was ihn erwartete, seufzte und verdrehte innerlich die Augen.
„Alice?“, fragte er. Eigentlich war es keine Frage, sondern vielmehr eine Feststellung, denn er wusste bereits, wie die Antwort seiner Tochter lautete.
Und tatsächlich bestätigte sie freudig, „Alice“, griff nach dem Buch, das auf seinem Nachttisch neben dem Bett lag, und hielt es ihm erwartungsvoll unter die Nase. John seufzte noch einmal und ergab sich seinem Schicksal.
„Okay, dann komm her“, sagte er, nahm das Buch in die Hand, schlug die Bettdecke beiseite und klopfte mit der Handfläche auf die Matratze. Die Miene seiner Tochter hellte sich auf, und flink wie ein junges Wiesel schlüpfte sie kichernd unter die dünne Bettdecke.
John wartete geduldig, bis sie eine angenehme Position gefunden hatte und sich eng an ihn kuschelte, ihren Plüschhasen fest an ihre Brust gepresst.
„Also gut“, meinte John, lehnte sich zurück, legte einen Arm um ihre Schulter, zog sie an sich und begann zu lesen…
Im Gegensatz zu ihm hatte seine Tochter ihre anfängliche Begeisterung für die Geschichte von Alice im Wunderland noch nicht verloren und hing wie gebannt an seinen Lippen. Seit er das Buch vor einem Monat zufällig in der Bibliothek von Atlantis entdeckt und seiner Tochter mitgebracht hatte, war Alice im Wunderland ihre Lieblingsgeschichte und sie bestand seit diesem Tag unermüdlich darauf, sooft es ging daraus vorgelesen zu bekommen. John glaubte inzwischen, jede Zeile des Buches auswendig zu können, doch sein jüngster Spross erwies dem Namen der Familie Sheppard wirklich alle Ehre und blockte alle Überredungsversuche konsequent ab. Sein Mädchen war stur, genau wie ihr, und hatte mit ihren gerade einmal vier Jahren bereits ihren ganz eigenen Kopf, den sie auch meistens durchsetzte.
Du hast selbst Schuld, wenn Du Dich immer wieder von ihr um den Finger wickeln lässt, pflegte seine Frau zu sagen, und obwohl John wusste, dass sie Recht hatte, fiel es ihm schwer, ‚nein‘ zu seiner Tochter zu sagen. Vermutlich würde ihn diese Einstellung eines Tages noch in Teufels Küche bringen, doch das war ihm egal. Er liebte seine kleine Tochter und war bereit alles zu tun, damit sie glücklich war.
Und so kam es, dass er kurz nach acht, am Morgen seines letzten freien Tages, mit ihr in seinem Bett lag und ihr zum gefühlt einhundertsten Mal aus Alice im Wunderland vorlas, während sie sich an ihn kuschelte und ihm aufmerksam zuhörte.
„‘O Maus, weißt Du, wie man aus diesem Teich herauskommt? Denn ich bin es leid, hier herumzuschwimmen‘“, las er vor und blätterte die Seite um, wurde jedoch kaum, dass er dies getan hatte, von der zarten Stimme seiner Tochter unterbrochen.
„Nein“, sagte sie, schob ihre kleine Hand unter seine und blätterte zurück. „Das war falsch“, tadelte sie ihn. „Lies die Stelle noch einmal richtig vor, Daddy.“
John seufzte innerlich auf.
„Du meinst die Stelle mit dem kleinen Mädchen, das von den Zehen bis zur Nase zugedeckt wird?“, fragte er seine Kleine, die vergnügt gluckste, als ihr Vater ihr die Bettdecke bis an ihre Nasenspitze hochzog. Sie kicherte, strampelte sich wieder frei und tippte mit dem Finger auf das Buch.
„Nein, die ‚Trink-mich‘-Stelle, Daddy“, sagte sie, und John tat, wie ihm geheißen und blätterte gehorsam ein paar Seiten zurück.
„‘Was für ein ulkiges Gefühl‘, sagte Alice‘“, begann er vorzulesen. „‘Anscheinend schiebe ich mich jetzt zusammen wie ein Fernrohr. Und so war es in der Tat: Sie war höchstens noch eine Spanne groß und ihre Miene hellte sich auf, als ihr einfiel, dass sie jetzt durch die kleine Tür passte, um in den herrlichen Garten zu gelangen. Vorher aber wartete sie noch eine Weile ab, ob sie nicht noch weiter am Schrumpfen war; dieser Gedanke beunruhigte sie etwas, ‚denn es könnte ja passieren‘, sagte sich Alice, ‚dass ich am Ende völlig ausgehe wie eine Kerze. Wie ich dann wohl aussähe?`“
John unterbrach die Lektüre, um eine imaginäre Kerze auszupusten.
„Aber Daddy-“ Seine Tochter schüttelte mit dem Kopf und blickte tadelnd zu ihm auf-„das gilt nicht, sich einfach Sachen auszudenken.“
„Der Mann, der die Geschichte geschrieben hat“, erklärte John, „hat sich das auch alles ausgedacht. Er hieß Lewis Caroll.“
„Die ganze Geschichte?“, fragte seine Tochter, wobei ihre Augen größer und größer wurden. „Auch Alice?“, flüsterte sie.
„Nun ja…“ John zögerte, denn er erinnerte sich, dass Lewis Carolls Figur Alice ein wahres Vorbild gehabt hatte, aber er war sich aber nicht sicher, wie er dies einer Vierjährigen erklären sollte. „Einen Großteil hat er sich ausgedacht“, antwortete er daher, woraufhin seine Tochter energisch mit dem Kopf zu schütteln begann.
„Nein“, tönte sie im Brustton der Überzeugung. „Das ist doch Quatsch, Daddy!“ Nachdenklich runzelte sie die Stirn, eine Geste, die sie sich- wie John amüsiert und stolz zugleich feststellte- von ihm abgeguckt hatte.
„Daddy?“, fragte sie auf einmal.
„Ja, Prinzessin?“, erwiderte John und streichelte über ihre weichen Locken.
„Meinst Du, es hat Alice Spaß gemacht, kleiner zu werden?“
John dachte kurz über die Frage seiner Tochter nach und meinte dann: „Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Würde es Dir denn Spaß machen?“
Sie schüttelte den Kopf. „Aber nein, Daddy“, antwortete sie, „ich will doch größer werden. So groß wie Du, Daddy“, verkündetet sie.
„Ich glaube nicht, dass Du das willst, mein Schatz“, schmunzelte John und tippte ihr spielerisch an die Nasenspitze. „Es reicht, wenn Du genauso hübsch wie Deine Mommy wirst.“
Seine Tochter kicherte kokett, und John begann sich zu fragen, ob sie später einmal wirklich aussehen würde wie ihre wunderschöne Mutter. Apropos, dachte er und wandte sich an seine Tochter.
„Weißt Du, wo Mommy ist?“
„In der Küche“, kam die Antwort von seinem Sohn, der in diesem Augenblick das Schlafzimmer betrat. Genau wie seine jüngere Schwester trug er noch immer seinen Pyjama und tapste barfuß über die blanken Holzdielen. „Sie ist in der Küche und macht Frühstück“, erklärte er, kletterte mühelos über die Fußbank auf das Bett und ließ sich im Schneidersitz am Fußende nieder. Er runzelte die Stirn und warf seinem Vater einen besorgten Blick zu. „Vielleicht solltest Du mal nach ihr sehen. Sie wirkt… verzweifelt.“
„Verzweifelt?“, wiederholte John amüsiert und fragte sich, wo sein sechsjähriger Sohn diesen Ausdruck schon wieder aufgeschnappt hatte.
„Ja… verzweifelt“, erwiderte der Junge und neigte seinen Kopf zur Seite, so, wie es seine Mutter auch immer zu tun pflegte, wenn sie über etwas nachdachte.
„Ich soll also mal nach ihr sehen?“, fragte John, und wieder nickte sein Sohn. „Okay“, sagte er, legte das Buch beiseite und zog seine Beine unter der Bettdecke hervor, „dann werde ich das lieber gleich tun, oder was meint ihr?“
„Aber Du wolltest mir doch etwas vorlesen, Daddy!“, protestierte seine Tochter augenblicklich und schob die Unterlippe vor.
„Dein Bruder kann die Geschichte doch weiterlesen“, schlug John vor, beugte sich zu ihr herab und drückte seine Lippen sanft auf ihre Stirn.
„Aber er kann das nicht so gut wie Du“, widersprach sie ihm, und Tränen begannen ihre Augen zu füllen.
„Dann musst Du ihm zeigen, wie es richtig geht“, entgegnete John ruhig und reichte seinem Sohn das Buch.
„Ja, zeig es mir“, meinte dieser, schlüpfte neben seine kleine Schwester unter die Bettdecke und öffnete das Buch an der Stelle, die John mit einem Lesezeichen markiert hatte. Seine Schwester schniefte und gab sich zuerst untröstlich, doch als ihr Bruder zu lesen begann, beruhigte sie sich etwas. Keine zehn Sekunden später unterbrach sie ihm zum ersten Mal und wies ihn an, die Stelle noch einmal richtig vorzulesen.
„Nein, nochmal“, rief sie und schüttelte mit dem Kopf. „Das war falsch!“
„Das war richtig“, erwiderte ihr Bruder, doch sie zeigte sich uneinsichtig, tippte mit dem Finger auf die Zeile und befahl mit fester Stimme:
„Nochmal richtig lesen!“
Schmunzelnd schlüpfte John aus dem Schlafzimmer und trat hinaus in den Flur. Sein Blick fiel auf die breite Fensterfront, und wie jedes Mal blieb er kurz stehen und ließ die atemberaubende Aussicht einen Moment lang auf sich wirken. Das Haus seines Großvaters war in unmittelbarer Nähe des Ozeans, auf einer kleinen Landzunge, errichtet worden, und es war nur ein kurzer Fußmarsch bis zum Strand von Southampton.
John kannte das Haus und die Umgebung wie seine Westentasche, da er während seiner Kindheit fast jeden Sommer mit seinen Großeltern in diesem Haus verbracht hatte. Er erinnerte sich gern an die unbeschwerte Zeit, die immer eine willkommene Abwechslung und die einzige Möglichkeit gewesen war, seinem strengen Vater und seinem eintönigen Zuhause für einige Wochen zu entkommen. Johns Großvater hatte nie verstanden, warum Patrick seine Söhne so autoritär erzog, und er hatte seinen beiden Enkelsöhnen während ihres Aufenthalts Dinge erlaubt, die ihnen ihr Vater mit Sicherheit verboten hätte.
Noch heute, fast zwanzig Jahre nach seinem Tod, vermisste John seinen gutmütigen Großvater. Phillip Sheppards warmherziges Wesen hatte immer im kompletten Gegensatz zu dem herrischen Auftreten seines Sohnes Patrick gestanden, und John fragte sich, wie zwei Männer, die einander eigentlich so nahe sein sollten, so unterschiedlich gewesen waren.
Im selben Gedankengang fiel ihm dann aber meistens wieder ein, dass auch seine Beziehung zu seinem Vater alles andere als rosig gewesen war….
Nichtsdestotrotz hatte ihm sein alter Herr das zweistöckige, mit blaugrauen Holzschindeln verkleidete Haus seines Großvaters in Southampton hinterlassen. Vermutlich war es als letzter Versuch gedacht gewesen, seinen vergrellten Sohn zu besänftigen- John würde die wahren Beweggründe seines verstorbenen Vaters nie erfahren, und eigentlich war es ihm auch egal.
Kopfschüttelnd verdrängte er die Gedanken und setzte sich wieder in Bewegung. Er wollte seinen letzten Urlaubstag nicht mit unnötigen Grübeleien vergeuden, sondern ihn mit seiner Frau und seinen Kindern verbringen, schließlich wusste er nicht, wann er wieder die Gelegenheit dazu bekommen würde.
Seit Atlantis‘ Rückkehr in die Pegasusgalaxie vor über zwei Jahren waren insbesondere die Urlaubsregelungen drastisch verschärft worden, und John konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal eine unbeschwerte Zeit mit seiner Familie genossen hatte. Es erschien ihm wie eine Ewigkeit…
Als John kurz darauf die geräumige, lichtdurchflutete Küche betrat, die sich ihm Erdgeschoss des Hauses befand, bot sich ihm ein wahrhaft seltenes Bild. Er blieb in der Tür stehen und beobachtete amüsiert, wie seine Frau mit Rührschüssel und Kochlöffel bewaffnet durch die Küche wirbelte. Es war über die Grenzen ihrer eigenen vier Wände auf Atlantis bekannt, dass sich die Kochkünste seiner Frau auf das Nötigste beschränkten; gerechterweise musste John eingestehen, dass sie sich im Laufe der letzten Jahre wirklich verbessert hatte. Dennoch zogen sowohl er als auch die Kinder das Essen des lantianischen Küchenpersonals vor, und seine Frau fügte sich meistens ohne Kommentar, denn sie wusste selbst, wie es um ihre Kochkünste bestellt war.
Heute Morgen schien sie jedoch ein festes Ziel vor Augen zu haben, denn als John sich abwartend gegen den Türrahmen lehnte und die Arme vor der Brust verschränkte, stellte sie die Schüssel beiseite und beugte sich über ein aufgeschlagenes Kochbuch, das auf der Arbeitsfläche lag. Ihr Finger glitt an den Zeilen entlang, und John konnte sehen, dass sie angestrengt die Stirn runzelte und die Lippen aufeinanderpresste.
Es dauerte nicht lange und ein in der Tat sehr verzweifelt klingender Ausruf rutschte über die Lippen seiner Frau.
„Das kann doch nicht so schwer sein!“, schimpfte sie, trat einen Schritt zurück und fasste ihr langes Haar zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammen. John verkniff sich nur mit Mühe ein lautes Lachen, als sie die Hände in die Hüften stemmte und sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht pustete. Kopfschüttelnd stieß er sich vom Türrahmen ab und schlenderte um die Kücheninsel herum, stellte sich unmittelbar hinter sie und schlang die Arme um ihre Taille.
„Was… Oh!“ Seine Frau zuckte erschrocken zusammen, entspannte sich aber sogleich wieder, als er ihr Haar zur Seite schob und ihren entblößten Nacken küsste. „John, musst Du mich so erschrecken?“, schimpfte sie halbherzig und neigte ihren Kopf.
„Man erzählt sich im Obergeschoss, dass Du hier unten am ‚verzweifeln‘ seist“, erwiderte er und begann etwas aufdringlicher auf sich aufmerksam zu machen und nippte zärtlich an ihrem Ohrläppchen, was seine Frau aber ohne ein Wort über sich ergehen ließ.
„Torren“, seufzte sie und schüttelte lächelnd mit dem Kopf. „Hat er Dich etwa geweckt?“
„Nein, nein“, beruhigte John sie. „Ich war schon wach, keine Sorge. Charin ist ihm zuvorgekommen“, berichtete er, und Teyla schmunzelte.
„Alice?“
„Alice“, bestätigte er augenverdrehend, legte sein Kinn auf ihrer Schulter ab und schob seine Hand unter ihr weitfallendes Seidenpyjamaoberteil. Teyla seufzte und schmiegte ihre Wange an seine.
„Guten Morgen, erst einmal“, flüsterte John, und ein Lächeln legte sich auf seine Lippen, als er die zarte Rundung ihres Bauches erfühlte. Er küsste ihren Hals und strich liebevoll mit der Hand über die sanfte Wölbung.
„Guten Morgen“, erwiderte Teyla lächelnd und legte ihre Hand auf seine.
„Wie fühlst Du Dich heute Morgen?“, fragte er.
„Besser“, antwortete sie und glitt mit den Fingern über seinen Handrücken. „Es geht mir heute sehr viel besser.“
„Das ist schön“, sagte John und spreizte seine Finger über ihrem Bauch. Zu wissen, dass tief in ihr, sicher verborgen sein Kind heranwuchs, erfüllte ihn mit Staunen und Ehrfurcht. Sein Herz flatterte jedes Mal vor Aufregung, wenn er daran dachte, dass ihre Familie schon sehr bald ein weiteres Mitglied bekommen würde. Sie wussten es bereits seit einigen Wochen und hatten beschlossen, ihr kleines Geheimnis während des Familienurlaubes mit ihren Kindern zu teilen.
„Denkst Du, wir sollten es ihnen heute sagen?“, fragte Teyla, die wie immer genau wusste, woran er gerade dachte. „Ich glaube nämlich, dass Torren bereits etwas vermutet.“
„Wieso nicht“, entgegnete John achselzuckend und presste seine Lippen an ihren empfindlichen Hals. „Allzu lange werden wir es nicht mehr geheimhalten können“, raunte er und knabberte spielerisch an ihrem Ohrläppchen.
„Was soll das denn bedeuten?“, empörte sich Teyla, drehte sich um und verpasste ihm einen leichten Stoß in die Magengegend. John verzog das Gesicht und stolperte einen Schritt zurück.
„Nichts, das bedeutet rein gar nichts“, beteuerte er grinsend, trat vor sie und legte seine Hände an ihren Bauch. „Ich wollte damit nur sagen, dass ich es kaum erwarten kann, dass Du wieder-“
Seine Frau bedachte ihn eines warnenden Blickes.
„Bring den Satz zu Ende, und ich werde dafür sorgen, dass der Rest dieser Schwangerschaft für Dich die Hölle wird, John Sheppard!“
Johns Mundwinkel zuckten nach oben, und er presste seinen Mund auf ihren.
„Wie gesagt, ich kann es kaum erwarten“, flüsterte er und ließ seine Lippen zärtlich über ihre gleiten. Dann machte er einen Schritt zurück und sah sich in der Küche um, die weniger schlimm aussah als er befürchtet hatte.
„Ich wollte Frühstück machen“, erklärte Teyla, als sie seinen Blick bemerkte, und runzelte die Stirn. „Du hast während dieser Woche so viel für mich und die Kinder getan, da dachte ich mir-“
Die Lippen ihres Mannes landeten wieder auf ihren.
„Geh zu den Kindern“, sagte er, küsste sie auf die Stirn und schob sie dann sanft in Richtung Tür. „Ich mach‘ das schon.“
„Ja, aber-“ Die Athosianerin sah sich in der Küche um und schüttelte mit dem Kopf. „Ich kann Dir doch helfen, John. Ich könnte den Tisch decken“, schlug sie vor, doch ihr Gegenüber verneinte ruhig.
„Geh zu den Kindern ins Schlafzimmer“, wiederholte er und fügte, als sie ihn fragend ansah, augenzwinkernd hinzu: „Ich hab‘ da eine Idee…“
ooOOoo
„Nein, das war falsch! Lies es noch einmal!“
„Ich habe es richtig vorgelesen!“
„Nein, hast Du nicht! Du hast es falsch vorgelesen.“
„Habe ich gar nicht!“
„Hast Du wohl!“
„Hab‘ ich gar nicht!“
„Hast Du wohl, hast Du wohl, hast Du-“
„Hey, hey, jetzt ist aber mal gut hier!“, setzte John dem hitzigen Hin und Her zwischen seinem Sohn und seiner Tochter ein Ende, als er zwanzig Minuten später das Schlafzimmer betrat, ein großes, voll beladenes Tablett balancierend. Teyla sprang vom Bett auf, als sie ihn hereinkommen sah, doch er bedeutete ihr mit einer Kopfbewegung, dass sie sich wieder hinsetzen sollte.
„Torren, leg das Buch jetzt bitte weg“, wies er seinen Sohn liebevoll an und stellte das Tablett kurz ab und wartete, bis sich seine Familie geordnet hatte. Ein Schmunzeln stahl sich auf seine Lippen, als er sah, wie Charin über ihren Bruder kletterte und ihren Plüschhasen, ‚Mr. Hopps‘, zwischen sich und ihre Mutter setzte. Teyla strich lächelnd über Charins weiche Locken und blickte dann wieder besorgt zu ihm herüber.
„John, soll ich Dir nicht doch helfen?“, fragte sie ihn.
„Nein, das geht schon“, winkte er ab, hob das Tablett, das mit Sirup getränkten Pancakes, kleinen Sandwiches und frischem, geschnittenem Obst beladen war, auf das Bett und reichte jedem einen Teller. Erst als seine Familie versorgt war, nahm er sich selbst etwas und schlüpfte neben Torren mit den Beinen unter die Bettdecke.
John seufzte zufrieden, lehnte sich gegen das gepolsterte Kopfteil des Bettes, trank einen Schluck Kaffee und beobachtete seine Familie. Vor gar nicht mal allzu langer Zeit hatte er eine Szene wie diese nicht für möglich gehalten, und jetzt erschien es ihm wie das Normalste auf der Welt den Morgen mit seiner Familie im Bett zu verbringen.
Charin plapperte ohne Punkt und Komma, während Torren schweigend sein Frühstück verputzte und hin und wieder zu seiner Mutter hinüberspähte, deren Hand auf ihrem Bauch lag. Über die Köpfe der Kinder hinweg sah John seine Frau an, und als sie bemerkte, dass er sie beobachtete, schenkte Teyla ihm warmherziges Lächeln und nickte ihm zu. Wieder einmal staunte John, wie wunderschön sie war, selbst nach all diesen Jahren. Ihre braunen Augen funkelten, und ihr Haar glänzte im Licht der Sonne, die sich über dem Meer Stück für Stück durch die Regenwolke kämpfte. Im Gegensatz zu seiner Wenigkeit schien die Zeit an ihr spurlos vorbeigegangen zu sein; sie war noch immer genauso wunderschön wie an dem Tag, an dem sie sich zum ersten Mal begegnet waren.
Wieder huschte Torrens Blick zu seiner Mutter, und wieder nickte Teyla ihm zu. John verdeutlichte ihr lächelnd sein Einverständnis und stellte seine Tasse beiseite. Als er sich räusperte, zuckten die Augen seiner Kinder zu ihm hinauf, und eine erwartungsvolle Stille legte sich über sie. Torrens braune Augen funkelten, und Charin knabberte aufgeregt auf ihrer Unterlippe und hielt ‚Mr. Hopps‘ fest umschlungen.
In diesem Moment begriff John, dass sie es wussten. Sein Sohn begann zu strahlen, noch bevor er überhaupt ein Wort gesagt hatte, und seine Tochter beugte sich über den Bauch ihrer Mutter und übersäte ihn mit leichten Küssen.
„Hab Dich lieb, Baby“, zwitscherte sie und presste sich kichernd die Hand vor den Mund. Teyla lächelte gerührt, lehnte sich hinab und küsste ihre Tochter auf die Stirn.
Definitiv der beste Urlaub aller Zeiten, entschied John, ließ sich lächelnd in die Kissen sinken und beschloss, das Bett für den Rest des Tages nicht mehr zu verlassen.
Und genau das tat er. Umgeben von den Menschen, die er am meisten liebte, verbrachte John Sheppard seinen letzten freien Tag im Bett, und als es schließlich Abend wurde und die Dunkelheit sich über das Land legte, schliefen sie alle friedlich nebeneinander ein, Arm in Arm.
Bester Urlaub… aller Zeiten, dachte John, als er am Ende eines langen, schönen Tages erschöpft, aber überglücklich seine Augen schloss…
Ende
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