What We Are by Trevelyia
Summary: [Wraith, Krashty (Halbwraith), OC] Caytha lebt als Krashty unter den Wraithanbetern auf einem Hive der Wraiths, spürt allerdings schon lange, dass sie nicht dorthin gehört.
Categories: Stargate Atlantis Characters: Own Character, Wraith
Genre: General
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 10 Completed: Nein Word count: 20365 Read: 61737 Published: 22.02.15 Updated: 05.05.16
Kapitel VI: Hierarchien by Trevelyia
Kapitel VI: Hierarchien

Quaras Worte entsprachen der Wahrheit, in den darauf folgenden Nächten schreckte Caytha mehr als einmal aus Träumen auf, deren Bilder noch Stunden in ihrem Kopf verweilten.
Jede Nacht kehrte sie im Traum in das Labor zurück, allerdings variierte die mentale Kontrolle von Nacht zu Nacht. Doch am Ende erwachte die Krashty stets mit rasendem Puls und zwiespältigen Gefühlen. Sie gab sich alle Mühe, Quaras Ratschlag zu beherzigen, sich ihren Gedanken nicht zu verwehren, doch zu oft streckte die Angst ihre Klauen nach ihr aus. Wenngleich Caytha das Gefühl überkam, mit jedem Mal weniger verängstigt aufzuwachen.

Am Tage verfluchte sie die nächtlichen Störungen, benötigte all ihre Wachsamkeit und durfte sich nicht ablenken lassen. Corvin suchte am vierten Tag nach Caythas Ankunft ihr Quartier auf, musterte sie eine Weile lang mit Argwohn in den grünen Augen, er schien spüren zu können, dass etwas in seiner Tochter sich veränderte.
Dennoch gab er keinen Kommentar dazu ab, sprach mit ruhiger, neutraler Stimme.
„Die Königin schickt mich um dein Training zu überwachen. Ab heute wirst du täglich im Nahkampf unterrichtet, eine Schulung deiner Fähigkeiten ist dringend erforderlich, willst du der Königin angemessen dienen können.“

Mit einem Schlag hellwach richtete die Krashty sich auf, hatte es satt, untätig herum zu sitzen. Quara, Elrin und Vantos glänzten meist nur durch Abwesenheit, von den anderen Halbwraith und Wraithanbetern wollte niemand etwas mit ihr zu tun haben, Langeweile war ein stetiger Begleiter geworden.
„Bitte folge mir.“
Noch immer erschien es Caytha seltsam, derart höflich angesprochen zu werden, Höflichkeit war keine Eigenschaft, mit der sie einen Wraith beschrieben hätte. Corvin führte sie durch das Hive, als zweiter Commander genoss er beinahe uneingeschränktes Ansehen, Soldaten, Wissenschaftler, niedere Commander, sie alle wandten den Blick gen Boden, sobald Corvin in Sichtweite kam. Auch Caytha spürte die Blicke der Wraith erst dann, wenn ihr Vater um eine Ecke gebogen oder durch eine Tür geschritten war.

Am Ziel ihres Weges offenbarte sich ein großer, leerer Raum, nun, er war nicht völlig leer, in der Mitte erhob sich ein Podest gen Decke, ragte höher auf als die Krashty selbst es war.
„Einer der zahlreichen Übungsareale“, erklärte Corvin, betätigte einen unscheinbaren Schalter an der Wand und augenblicklich lag der Raum in grellem Licht da. Geblendet bedeckte Caytha mit der Hand ihre Augen, verglichen mit dem üblichen, gedämpften Licht des Hives glich dieses den Strahlen einer gleißenden Sonne. Es dauerte eine Weile, bis ihre Augen sich an diese neue Helligkeit gewöhnten.

„Wie viel Erfahrung besitzt du im Kampf?“
Die Stimme des Wraith zog ihre Aufmerksamkeit auf sich, Corvins Anwesenheit war wesentliche angenehmer als die, aller anderen Wraith, denen die Krashty bisher begegnet war, sie fühlte sich weder bedroht, noch eingeschüchtert, war nicht nervös.
„Nicht allzu viel. Einer der Menschen unterrichtete mich ein wenig, allerdings wohl kaum ausreichend.“ Nial zeigte ihr die ein oder andere Technik, doch er war kein Gegner für sie, als Krashty war sie stärker, gewandter, ahnte jede seiner Bewegungen voraus.
„Nun gut, dann also von Beginn an.“

Zwei Stunden später sank Caytha keuchend auf den Boden des Trainingsraumes, Schweiß lief ihr in Strömen über den gesamten Körper, Arme und Beine schmerzten furchtbar und das, obwohl Corvin sie nicht einmal frontal angriff. Der Wraith stand nicht die Spur erhitzt neben ihr, blickte nachdenklich auf sie hinab.
„Das war…“, begann er, aber Caytha erkannte den seltsamen Klang seiner Stimme, winkte ab.
„Gib dir keinerlei Mühe, ich weiß selbst, wie miserabel meine Leistung war.“
„Dem ist nichts hinzuzufügen“, etwas beleidigt war sie angesichts dieser Worte dennoch, „tägliches Training ist unabdingbar. Vorerst wirst du nicht aktiv an den Aufträgen der anderen Höheren teilnehmen, du würdest sie nur aufhalten und unnötig in Gefahr bringen.“
Sie grollte leise, wusste aber, dass Corvin erneut Recht hatte, erwiderte nichts.
Wieder bedachte der zweite Commander sie mit einem nachdenklichen Blick, dann bot er ihr seine Hand dar, zögerlich griff sie danach. Kraftvoll und ohne die Spur einer Anstrengung zog der Wraith sie auf die Beine, nie zuvor ließ die Krashty die Berührung eines Wraith derart freiwillig zu, wich dem Blick ihres Vaters jedoch aus.
„Wir setzten diese Einheit morgen fort.“

~**~

Den Höheren standen eigene Baderäume zur Verfügung, mussten sie nicht mit den gewöhnlichen Krashty oder Wraithanbetern teilen. So nutzen also lediglich Elrin, Quara und Vantos ein geräumiges Badezimmer, welches von nun auch von Caytha verwendet wurde.
Dunkle Fragmente aus einem kühlen, glatten Material bedeckten Boden und Wände, einzelne Vorrichtungen an der Decke spendeten auf Knopfdruck angenehm warmes Wasser und selbst eine riesige, tief in den Boden eingelassene Badewanne gab es.
Jegliches Schamgefühl war den drei anderen Höheren fremd, Caytha hingegen wuchs unter Menschen auf, zögerte, ehe sie ihre Kleidung ablegte.
Elrin, Vantos und Quara achteten nicht sonderlich auf sie, routiniert entledigten sie sich ihrer gesamten Kleidung, stellten sich unter die Brauseköpfe und schalteten das Wasser ein. Vantos schien eine besondere Vorliebe für die dunkle Wanne zu hegen, ein ums andere Mal zog der das Bad einer Dusche vor.
Caythas Augen huschten verstohlen über die Körper der anderen Krashty, sie alle wiesen etliche, helle Narben auf, ihre eigene Haut schien dagegen makellos, nie war sie so schwer verletzt gewesen, dass eine Spur davon auf ihrem Körper verblieben wäre.

Nach ihrem Training mit Corvin war das Bad verlassen, zum ersten Mal ließ auch Caytha sich heißes Wasser in das riesige Becken ein, glitt vorsichtig in die Wanne. Nie zuvor hatte sie etwas derartig entspannendes erlebt, völlig zufrieden lehnte sie sich zurück, genoss die wenigen, friedvollen Augenblicke.

Der nächste Tag begann mit Schmerzen. Sämtliche Muskeln protestierten ob der gestrigen Anstrengung, stöhnend quälte die Krashty sich aus ihrem Bett, jede noch so kleine Bewegung rief neue Schmerzen hervor. Minuten verstrichen, ehe sie vollständig angekleidet war, Wraithanbeter mussten ihre Kleidung reinigen, ein Luxus, an den Caytha sich rasch gewöhnte.

Wieder spürte sie Corvins Anwesenheit, ehe der Wraith in ihr Quartier trat, im Gegensatz zu ihrem letzten Treffen dominierte ein harter, verschlossener Ausdruck seine Züge, argwöhnisch musterte sie ihren Vater.
Irgendetwas veränderte sich seit gestern, sie runzelte die Stirn, wusste nicht, was es war. Corvin hingegen schien ihr von sich aus keinerlei Auskunft erteilen zu wollen, raschen Schrittes schlug er den Weg zur Übungshalle ein. Kein Wort sprach er zu seiner Tochter, hielt den Blick nach vorn gerichtet, seine Miene noch immer verschlossen. War diese Abneigung ihrem Verhalten geschuldet? Wohl kaum, Caytha war sich nicht bewusst, etwas zu tun, was die Missgunst Corvins auf sich ziehen konnte.

Dann, etliche Schritte von der Tür zum Trainingsraum entfernt, wusste sie, weshalb ihr Vater derartig verstimmt war. Deutlich spürte sie die Präsenz des ersten Commanders, schon seit ihrer Ankunft wusste sie, dass der erste und zweite Commander einander abgrundtief hassten.

Ihre eigenen Gefühle bezüglich des ersten Commanders waren von verworrenerer, zwiespältigerer Natur. Noch immer erschauderte die Schwarzhaarige beim Gedanken an ihr letztes Zusammentreffen, seiner Anwesenheit in ihrem Geist, der ausgeübten, mentalen Kontrolle. Obgleich die Furcht nicht völlig verschwand, war es ihr zugleich, als erkenne ein kleiner Teil ihres Selbst die Macht des Commanders an, bewunderte ihn gar ob seiner Fähigkeiten. Eindeutig einer jener Gedanken, die am Rande ihres Bewusstseins, stets verborgen von dem Wraithanteil der Krashty genährt wurden. Eingebungen, die Caytha sich selbst nicht eingestehen wollte, zu pervers schien ihr deren Ausrichtung.
Mit aller Kraft verwehrte sich jedes bisschen ihrer menschlichen Seite derlei Gedanken, war allerdings nicht stark genug, dem Wraith in ihr unterlegen.

„Caytha?“, Corvins sprach so leise, es war kaum noch etwas des Vielfachklangs in seiner Stimme verblieben, eindringlich streifte sein Blick die Augen seiner Tochter, schien erneut ihre Zerrissenheit zu spüren.
„Es bleibt dir keine Wahl“, seine Miene wurde einen Moment lang sanft, nun lag Bedauern darin, „verzeih, wenn ich seine Anwesenheit nicht verhindern kann.“
Die Krashty holte tief Luft, straffte die Schultern und gab sich jede Mühe, Unsicherheit und Nervosität von ihrem Gesicht zu tilgen.

Reglos wurden sie vom ersten Commander empfangen, seine Augen blitzten gefährlich und wurden schmal, Abscheu zeichnete seinen Blick. Corvin tat sein Bestes, derlei stumme Provokation ungeachtet zu lassen, obgleich sein Kiefer sich verspannte, stur wandte er sich Caytha zu. Auch mit größter Anstrengung gelang es Caytha nicht, das Verhalten ihres Vaters zu imitieren, ein Blick des ersten Commanders genügte, brachte ihre Selbstbeherrschung zum Einsturz, nur einen Sekundenbruchteil huschten ihre Augen zu dem Wraith herüber, ihre Blicke trafen sich. Der Commander zeigte ihr gegenüber weniger Hass und Abscheu, zweifelsohne bargen seine Augen noch etlichen Spott, obgleich auch unverhohlene Neugier aus seiner Mines sprach. Zweifelsohne wusste er, wie zwiespältig Caytha auf ihr letztes Treffen reagierte, wie mehr und mehr Gedanken in ihr aufkamen, mit denen die Krashty nicht umzugehen wusste.

Ein warnendes Grollen seitens Corvin riss Caytha in die Realität zurück, nahm, noch immer abgelenkt, eine der Verteidigungspositionen ein, die sie während ihres ersten Trainings erlernte. Grade setzte Corvin sich in Bewegung, wollte den ersten, noch schwachen Angriff ausführen, die Krashty zum Ausweichen zwingen, als die Stimme des ersten Commanders ihn unterbrach.
„Wartet.“

Augenblicklich erstarrte Corvin, sein Körper verspannte sich, ganz langsam wandte er den Kopf, sein Atem ging schwer, es kostete ihn viel Kraft, seine Wut zu zügeln.
„Was gibt es, Commander?“, zischte er, Kälte lag auf jeder Silbe, sein Hass zeichnete lediglich ein Grinsen auf die Züge des anderen Wraith.

„Mir scheint, als sei Euer Training nicht wirkungsvoll genug, welchen Effekt hat es, Milde walten zu lassen? Kein Feind wird ihr gegenüber je zögerlich sein, sich zurückhalten. Auf Wunsch der Königin führe ich nun diese Übungsstunden.“

Es war, als griffe eine kalte Hand nach Caythas Herzen, sie keuchte leise auf.

Corvin hingegen lachte kalt und freudlos.
„Der erste Commander schert sich um die Belange einfacher Krashty? Die Königin dürfte dem wohl kaum zugestimmt haben!“
Das Grinsen des ersten Commanders wurde noch gehässiger, mit fließenden, raubtierhaften Bewegungen kam er näher.
„Zweifelsohne ist sie keine gewöhnliche Krashty“, während dieser Worte streifte sein Blick den Caythas, ihr Herz raste nun, wieder kam ihr der unpassende Gedanke, wie elegant die Bewegung des Wraith waren, mit welcher Mühelosigkeit er sich bewegte. Wütend und überrascht zugleich schüttelte sie den Kopf, als könne sie [so] derlei ungewohnte, erschreckende Gedanken auf diese Art vertreiben.
„Zum einen ist sie Eure Tochter“, Corvin schob sich vor Caytha, wollte sie mit seinem Körper abschirmen, doch der andere Wraith schlich im Kreis um sie herum, verweilte einige Augenblicke neben der Halbwraith, „zum anderen scheint sie mir gegenüber nicht abgeneigt“, sein Grinsen wurde, sollte dies überhaupt möglich sein, noch kälter, zugleich flackerte einen Wimpernschlag lang Gier in seinem Blick.

Schwerlich zu entscheiden, wen diese Worte härter trafen, Caytha drehte den Kopf zur Seite, schloss die Augen, wollte den Anblick des ersten Commanders nicht länger ertragen, wenngleich ihr nichtmenschlicher Teil zusehends danach verlangte.
Corvin schien sich kaum noch beherrschen zu können, seine Kieferknochen knackten, einzig sein untergeordneter Rang hielt ihn noch von einem Angriff ab.

„Tretet zurück, Commander“, der Wraith verlieh dem letzten Wort den Klang einer Beleidigung, sah mit Befriedigung, wie Corvin seinem Befehl nachkam, nachkommen musste. Caytha warf ihrem Vater einen hilflosen Blick zu, wusste, dass ihr nicht geholfen wäre, würde er sich dem direkten Befehl widersetzen.
Mit Absicht wartete der erste Commander, bis Corvin zur Wand zurückgewichen war, fixierte nun die Schwarzhaarige in voller Konzentration.

Stocksteif stand sie da, noch immer hob und senkte ihr Brustkorb sich in rasendem Tempo, spürte, wie die Präsenz des Wraith zu ihrem Geist vordrang. Einen panischen, endlosen Augenblick lang glaubte sie, er wolle erneut mentale Kontrolle ausüben, seine Mundwinkel zuckten amüsiert, als ihm diese Regung nicht verborgen blieb. Doch er triezte sie nur ein wenig, sah mit Vergnügen, wie sehr seine mentale, aber auch körperliche Anwesenheit sie aus der Fassung brachte.
Sein Angriff erfolgte im Bruchteil einer Sekunde.
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