How you remind me by Lenari
Summary: Ein Blick in die Zukunft und auf die Dinge, die nicht in den öffentlichen Unterlagen stehen. Ein junger Autor, der auf der Suche nach der Wahrheit über das SG-1-Team ist, und erkennt, dass manchmal die Suche schon das Ziel sein kann. Er erkennt, dass auch die Wahrheit zwei Seiten haben kann und dass man nicht immer an ihr festhalten muss, um eine Geschichte zu erzählen…
Categories: Stargate SG-1 Characters: Daniel Jackson (SG-1), Jack O’Neill (SG-1), Multi-Chara, Samantha Carter (SG-1)
Genre: Friendship, General, Romance, Slash
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 6 Completed: Ja Word count: 40455 Read: 31975 Published: 10.05.14 Updated: 10.05.14
Story Notes:
Die Idee zu dieser Story ist mir ganz spontan gekommen, wie eigentlich jede andere auch. Das Besondere ist nur, dass ich mir mit mir selbst nicht einig werden konnte, welches Paring - wenn überhaupt - ich ansetzen sollte. Begonnen habe ich sie als Skipper und bin dann auch zum Slasher geworden. Zum Ende von diesem Teil bin ich mir immer noch nicht ganz schlüssig, wie sie enden wird. Ich werde mich wohl selbst überraschen müssen.
Sie schlummerte auch lange Zeit auf meinem Rechner, obwohl ich sie eigentlich für eine gute Geschichte halte. Ganz objektiv gesehen natürlich. Max spiegelt viele meiner eigenen Ansichtsweisen wider, was einen Blick von außen auf die Charaktere des SG-1-Teams zulässt. Er verkörpert den Schreiber und Kritiker in mir, den Träumer und den Realisten. Er ist ein Mann, der sein Glück zu schätzen lernt, so wie auch ich es versuche. Ich hoffe auch, er spiegelt jeden Autor wider, der sich überlegt, wie es wäre, sich mit seinen Charakteren unterhalten zu können.
Also sagt mir doch einfach in einem kleinen Feedback, ob es mir gelungen ist.

1. Teil 1 by Lenari

2. Teil 2 by Lenari

3. Teil 3 by Lenari

4. Teil 4 by Lenari

5. Teil 5 by Lenari

6. Teil 6 by Lenari

Teil 1 by Lenari
How you remind me


Prolog


Das konnte nicht alles sein, da musste es noch mehr geben, dieser Tatsache war ich mir hundertprozentig sicher. Etwas anderes würde keinen Sinn ergeben. Etwas in den Unterlagen fehlte. So ausführlich die Berichte über die SG-1-Missionen auch waren, sie enthielten dennoch nicht die ganze Wahrheit. Es war etwas Wichtiges herausgelassen worden, etwas, dass ein ganz anderes Licht auf die Menschen dieses Teams werfen würde.

Besonders Colonel O’Neill ließ oft wichtige Fragen in seinen Berichten unbeantwortet. Vielleicht nicht für einen Militär, aber für einen studierten Sozialanalytiker wie mich schon. Ich kannte mich aus mit menschlichen Verhaltensmustern - das musste ich unweigerlich in meinem Beruf. Ich war Autor und dieses Projekt war wohl das Wichtigste, an dem ich je gearbeitet hatte - an dem ich jemals arbeiten würde. Es musste mir einfach gelingen die ganze Bandbreite der Geschehnisse einzufangen, so wie sie vor etlichen Jahren passiert waren.

Die letzten zwei Jahre waren die wohl mit Abstand aufregendsten und technologisch bahnbrechendsten Zeiten gewesen, seit… Es gab in unserer Geschichte nichts Vergleichbares. Es war so Vieles auf einmal geschehen, dass niemand daran gedacht hatte, all das aufzuschreiben. Sie meinten, dass die Berichte und Interviews ausreichen würden, doch dem war nicht so. Jetzt hatte man das auch auf den höchsten Ebenen begriffen.

Ich jedoch hatte es von Anfang an gewusst. Vielleicht hatte man gerade deswegen mich ausgesucht, ein Buch darüber zu schreiben, was sich im Cayenne-Mountain zugetragen hatte. Seit zwei Jahren hatte ich es mir zur Aufgabe gemacht, alles zusammenzutragen, was ich finden konnte. Schnell wurde mir klar, dass es nicht ausreichen würde, nur ein Buch zu schreiben. All die Informationen sprengten den Rahmen eines Buches - es musste eine ganze Reihe von Büchern erscheinen, eine Serie, die ich kaum alleine bewältigen konnte.

Doch ich würde mich der Herausforderung stellen. Das erste Buch sollte meinen Namen tragen und ich würde mein ganzes Herzblut hineinlegen. Es gab leider immer noch klaffende Lücken in meinen Aufzeichnungen, die es zu füllen galt und das konnte ich nur, wenn ich mit denen sprach, die alles hautnah miterlebt hatten. Also beschloss ich, SG-1 ausfindig zu machen und sie zu interviewen. Mehr als ablehnen konnten sie schließlich nicht.

Ich nahm jedoch nicht an, dass sie das tun würden, denn aus den Berichten war mir eines über diese Menschen klar geworden - die Wahrheit war für sie immer das Wichtigste gewesen und hatte zu jeder Zeit im Vordergrund gestanden. So leicht würde ich zumindest nicht aufgeben. Schon gar nicht bei Colonel Jonathan O’Neill, der wohl bedeutendsten Person des ganzen Komplexes. Vielleicht war deswegen gerade er es, den ich als Erstes aufsuchte.


Kapitel 1: Jack O’Neill Teil 1

- Montagnachmittag -


„Ich stehe vor der Hütte in Minnesota - dort, wo Colonel O’Neill etliche freie Minuten verbracht hatte und wo er heute noch lebt. Es hat fast eine Ewigkeit gebraucht, diesen Ort zu finden, doch manche Menschen würden selbst heute noch alles preisgeben, solange man das nötige Kleingeld und einen Führerschein hatte. Ich habe zufälligerweise einen Kurier abfangen können, der anscheinend die Einkäufe zu Jacks Hütte - ich hoffe, ich darf ihn so nennen - bringen wollte.

Meine Überredungskünste haben ihn schließlich dazu gebracht, mir den Einkauf zu überlassen und mir den Weg zu beschreiben. Ich werde mich darauf einstellen, dass mir schlimmstenfalls der Kopf abgerissen wird. Es ist schließlich allgemein bekannt, dass Colonel O’Neill ein sehr unliebsamer Zeitgenosse geworden ist. Er meidet andere Menschen, was schade ist, denn er hätte sicher eine Menge zu erzählen. Ich werde einfach mal mein Glück bei ihm versuchen. Vielleicht reicht ein erster Eindruck ja für den Anfang schon aus.“, sprach ich aufgeregt in mein Diktiergerät.

Ich steckte es in die Jackentasche und holte die Einkäufe aus dem Wagen. Innerlich betete ich, dass er mich nicht einfach erschießen würde und schaltete das Tonbandgerät wieder ein. Ein paar Aufnahmen mit seinem Sprachmuster wären sicher sehr hilfreich. Ein Freund von mir könnte sie bei Gelegenheit gleich analysieren lassen. Ich war zwar gut mit Worten, aber sicher nicht mit der Technik, die notwendig wäre, diese Worte auch zu Papier zu bringen.

Ich konnte mit bestimmter Sicherheit sagen, was einem Wildfremden fehlte, wenn er vor mir stehen würde, doch ich würde nie kapieren, wieso Computer immer ausgerechnet dann versagten, wenn es förmlich um meine Existenz ging. Ich nahm an, dass sie mich einfach nicht leiden konnten. Das beruhte ganz auf Gegenseitigkeit.

„Stellen Sie es auf den Tisch und verschwinden Sie wieder!“, rief mir eine raue Männerstimme zu.

Ich konnte niemanden sehen und ich war mir sicher, dass das so beabsichtig gewesen war. Er musste ganz in der Nähe sein und mich sehen können. Kurz sah ich mich um, dann stellte ich die Tüte mit den Lebensmitteln ab und folgte dem kleinen Trampelpfad, der hinter die rustikale Berghütte führte. Dort fand ich ihn schließlich. Er hatte mir den Rücken zugewandt und starrte auf die ruhige Oberfläche des angrenzenden Sees. Ich räusperte mich.

„Ich gebe kein Trinkgeld.“, kam es knapp von ihm. „Verschwinden Sie!“

„Könnten Sie mir ein paar Fragen beantworten, Colonel?“, kam ich ohne Umschweife zur Sache.

Er drehte sich zu mir um und musterte mich einige Augenblicke abschätzend, dann wandte er sich wieder ab.

„Ich gebe keine Interviews, also verschwinden Sie.“

Er war ziemlich rüde, musste ich feststellen, doch ich gab mich noch nicht geschlagen. So ein harter Brocken konnte er gar nicht sein, wie man sich erzählte. Aber in einem Punkt hatte er Recht, er hatte nie einem Reporter Rede und Antwort gestanden. Vielleicht wollte ich gerade deswegen, dass er bei mir eine Ausnahme machte. Mich mit ihm zu unterhalten, bedeutete alles für mich. Er war ein Held, er musste doch stolz auf das gewesen sein, was er erreicht hatte.

„Ich bin kein Reporter, ich bin Schriftsteller. Mein Name ist Maximilian Wilkins.“, erwiderte ich ungerührt.

Ich durfte keine Schwäche zeigen, vielleicht würde ihm das imponieren.

„Ich möchte ein Buch über das SG-1-Team schreiben und habe ein paar Fragen an Sie. Wenn Sie also…“

Er unterbrach mich schroff: „Schön für Sie, aber es interessiert mich nicht. Alles, was Sie brauchen, steht in den Missionsberichten. Lesen Sie es doch einfach nach. Ich habe Ihnen nichts zu sagen.“

„Die Berichte habe ich bereits gelesen, aber ich will nicht einfach nur wiedergeben, was dort schon steht, ich möchte - ich will, dass alles, was ich schreibe, der Wahrheit entspricht und Sie haben eine Menge weggelassen, wenn ich ehrlich sein soll. Es muss doch noch mehr gegeben haben als das.“, versuchte ich es erneut. „Ich hatte das Gefühl, dass Sie etwas sehr Bedeutendes ausgelassen haben, etwas über das Sie nicht reden durften oder es nicht konnten. Geschehnisse, die aus irgendeinem Grund verheimlicht wurden.“

„Alles, was Sie wissen müssen, steht in den Berichten, der Rest ist unwichtig, sonst wäre es in den Unterlagen vermerkt worden. Und wenn Sie jetzt nicht sofort mein Grund und Boden verlassen, werde ich Sie erschießen.“, gab Colonel O’Neill sichtlich gereizt zurück.

Er blickte mich jetzt abermals direkt an und ich wusste, dass er es ernst meinte. Diese Sache, dieses Etwas, dessen Bedeutung ich bis jetzt noch nicht kannte, schien ihn auch heute noch zu beschäftigen. Es musste einen wichtigen Teil seines Lebens ausgemacht haben und alles, was mit dem Stargate zu tun hatte, schien ihn daran zu erinnern.

„Ich werde gehen“, gab ich mich geschlagen, fügte jedoch noch hinzu: „aber ich werde wiederkommen. Sollten Sie bis dahin beschlossen haben, Ihre Meinung bezüglich eines Gesprächs geändert zu haben, rufen Sie mich an. Ich werde Ihnen meine Karte dalassen. Sie sollen nur wissen, dass ich kein Wort von dem veröffentlichen werden, was Sie mir erzählen würden, wenn Sie es nicht wollen.“

„Ich werde meine Meinung nicht ändern.“, blieb er stur.

Ich hatte vielleicht die heutige Schlacht verloren, aber noch lange nicht den Krieg. Ich würde ihm so lange auf die Nerven gehen, bis ich hatte, was ich wollte. Ein anderes Mal. Ich würde erst andere Quellen anzapfen und dann zu ihm zurückkehren. Vielleicht konnte ich bis dahin verstehen, warum er nicht darüber sprechen wollte oder konnte und ihn so aus der Reserve locken.

Abschließend entgegnete ich: „Und ich werde mein Vorhaben nicht aufgeben. Dieses Buch wird geschrieben werden, entweder mit Ihrer Sicht der Dinge oder ohne.“

Damit drehte ich mich auf dem Absatz um und verschwand. Auf dem Weg zum Wagen hinterließ ich meine Visitenkarte im Einkaufsbeutel sowie mein bisheriges Manuskript, wo beides wohl nicht so schnell verloren gehen würde. Vielleicht änderte das ja seine Meinung.


Zwischenspiel


Immer wieder hörte ich mir die Aufnahmen unseres kurzen Gesprächs an und es lag irgendetwas in seiner Stimme, dass ich nicht deuten konnte, aber was nichtsdestotrotz da war. Es war keine Verbitterung oder Trauer, mehr eine Art Enttäuschung über die Entwicklung der Dinge in den letzten drei Jahren. Genau konnte ich es jedoch nicht sagen. Ich musste die Spektralanalyse abwarten, die mein Freund hatte machen wollen.

Ich war Josh sehr dankbar dafür, dass er mich unterstützte. Ich wüsste nicht, was ich ohne meine besten Freunde anfangen würde. Sie waren einfach großartig und sie unterstützten mich in diesem Projekt, so gut sie eben konnten, auch wenn sie selbst sehr eingebunden waren. Wir waren auch ein Team, auch wenn wir nicht die Welt retteten - wir versuchten sie lediglich besser zu machen, aber das war nicht dasselbe.

Aber vielleicht musste das auch gar nicht sein, Hauptsache war doch, dass wir mit dem zufrieden waren, was wir erreicht hatten. Vielleicht sah es SG-1 damals genauso. Ein weiterer Punkt, den ich zu meiner ganzen Ansammlung an Fragen hinzufügte, während sich zwei schlanke Arme um mich schlangen und sich ein warmer, weiblicher Körper an mich schmiegte.

„Komm endlich ins Bett.“, bat Dana sanft und warf dabei einen Blick auf den Computerbildschirm vor mir, wo eine der vielen Seiten meines groben Entwurfs zu sehen war.

Je länger ich mir die Tonbandaufnahmen anhörte, desto mehr kam mir mein zuvor fast vollendetes Werk vor, als würde ich noch am Anfang stehen. So viele Fragen waren unbeantwortet, so viele Lücken noch zu stopfen und so viele Dinge noch zu sagen. Es war, als würde ich wieder ganz am Anfang stehen - es erinnerte mich an meinen Beginn, an die Zeit, in der es noch mehr ein Hobby gewesen war, über SG-1 zu schreiben, als ich mich lange Zeit nicht hatte dazu durchringen können, einen Grundpfeiler zu setzen.

An die denkwürdigen Augenblicke, in denen ich zu schreiben begann und nicht mehr damit aufhören konnte. Im Moment ging es mir ähnlich. Jack O’Neill ging mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Wie konnte ein Mann wie er nur so abweisend reagieren? Wie konnte er solch ein Leben führen wollen und das auch noch freiwillig?

„Ich komme gleich.“, versprach ich ihr und platzierte einen Kuss auf ihrer Wange.

Wir waren noch nicht lange verheiratet, kannten uns aber schon Ewigkeiten und erwarteten bald ein Kind. Wie ich Zeit für die Hochzeit und zum Babys machen gefunden hatte, war mir bis heute ein Rätsel.

„OK, aber beeil dich. Wir vermissen dich nämlich schrecklich.“, erwiderte Dana zärtlich und verließ mein Arbeitszimmer wieder.

Wir würden bald Zwillinge bekommen. Ich freute mich schon. Ich wollte bis dahin unbedingt das Buch fertig haben, um Zeit für meine Ehe und meine Kinder finden zu können. Dieses Ziel war nun in weite Ferne gerückt, aber es spielte auch nicht wirklich eine Rolle, wann das Buch erschien, nur das es das tat. Man sollte noch Jahrzehnte später wissen, was wirklich geschehen war.

Ich schaltete den Computer ab, nachdem ich meine Änderungen gespeichert hatte, legte die Kassette mit dem Gespräch mit Jack in die Schublade zu meiner Linken, wo auch alle anderen Informationen über das Stargateprogramm sowie Zeitungsartikel und Interviews abgelegt waren, und legte eine neue Kassette ein, die ich aus der rechten Schublade angelte. Drei Weitere steckte ich in meine Tasche, zusammen mit dem Diktiergerät. Morgen würde ich Doktor Samantha Carter besuchen. Vielleicht würde sie mir weiterhelfen können.

Sie war sicher aufgeschlossener als Colonel O’Neill und eher bereit, meine Fragen zu beantworten. Sie war Wissenschaftlerin und hatte schon einige Interviews über sich ergehen lassen. Ein Gespräch mit ihr würde mich sicher weiterbringen. Sich über Unbegreifliches den Kopf zu zermartern, war auf Dauer einfach nicht gesund. Ich löschte das Licht und beschloss, dass ich für den Rest der Nacht vollkommen meiner Frau gehören sollte, nicht aber meiner Arbeit. Ohne Dana hätten die vielen langen Nächte und der mangelnde Schlaf sich einfach nicht gelohnt.


Kapitel 2: Doktor Samantha Carter Teil 1

- Dienstagvormittag -


„Zweiter Versuch! Ich stehe vor Doktor Carters Labor und hoffe, dass sie da ist und auch mit mir reden wird. Wenn nicht, werde ich mich wohl an Doktor Jackson halten müssen, der auch hier arbeitet. Es ist ein Wunder, dass ich überhaupt hier hereingekommen bin, doch da mein Freund Josh eng mit Area 51 zusammenarbeitet, konnte ich einen VIP-Pass erhaschen. Man muss eben Kontakte haben, um im Leben vorwärts zu kommen. Ich bin heute noch froh, dass ich ihn hatte in Geschichte abschreiben lassen. Andernfalls würde ich jetzt in irgendeinem Militärgefängnis verhört werden. Ich darf nur nicht auffallen.“, notierte ich meine Gedanken auf dem Band und klopfte dann an die Tür.

Leider machte niemand auf. Sie schien also nicht da zu sein. Enttäuscht wandte ich mich ab, als ich beinahe mit jemand zusammengestoßen wäre. Es war Samantha. Sofort entschuldigte ich mich.

„Schon OK, ist ja nichts passiert.“, erwiderte sie freundlich.

Ich ließ immer mitlaufen. Der erste Eindruck könnte sehr wichtig sein, besonders, wenn man das Leben von jemand zu Papier bringen wollte.

„Wie es scheint, wollten Sie zu mir. Sie sind sicher ein Mitarbeiter von HolCom und wollen mit mir über den Kraftstein reden. Gehen wir doch erst einmal in mein Büro.“

WOW, Josh hatte mich sogar bei ihr angemeldet. Sicher, damit ich genügend Zeit hatte. Er war wirklich ein hervorragender Freund. Wir setzten uns an ihren Schreibtisch.

„Ehrlich gesagt, ich bin gar nicht von HolCom.“, gestand ich ihr.

Sie wollte ich nun wirklich nicht anlügen.

„Mein Name ist Maximilian Wilkins und ich bin Autor. Im Moment arbeite ich an einem Buch über SG-1 und wollte Ihnen gerne ein paar Fragen stellen, wenn es Ihnen keine Umstände macht.“

Sie erwiderte herausfordernd: „Ihnen ist schon klar, dass Sie sich mit diesem Verhalten strafbar machen, nicht wahr? Außerdem würde ein Anruf genügen, um den Sicherheitsdienst hier antanzen zu lassen.“

Ich konnte nur hoffen, dass sie lediglich versuchte, mich zu testen, sonst würde ich wirklich noch in einer Zelle enden.

„Ich denke doch, dass Sie ganz allein mit mir fertig werden können, Doktor. Darüber hinaus habe ich das Verfahren lediglich etwas abgekürzt, denn es hätte Monate gedauert, einen Termin zu bekommen und so viel Zeit habe ich leider nicht.“, entgegnete ich ehrlich. „Ich werde dieses Gespräch auch vertraulich behandeln. Nichts, von dem wird veröffentlicht, wenn Sie es nicht wollen. Es ist lediglich Recherche für mein Buch.“

„Sie gefallen mir.“, sagte sie schließlich. „OK, Sie können mir Ihre Fragen stellen, aber ich werde nur die beantworten, die ich für notwendig erachte. Ich habe mich um Wichtigeres zu kümmern, als einem Nachwuchsautor Rede und Antwort zu stehen.“

„Das verstehe ich gut.“, erwiderte ich nickend und begann.

Sie war zäher als ich gedacht hatte. Auch in ihrem Blick lag etwas, dass ich nicht deuten konnte. Das gleiche Etwas, dass auch Jack nicht zur Ruhe kommen ließ.

„Ich würde gerne etwas über Ihr erstes Treffen mit Colonel O’Neill und Doktor Jackson erfahren. Welchen Eindruck haben diese Männer auf Sie gemacht? Und Teal’c - was hielten Sie damals von ihm, als Sie ihm auf Chulak begegneten?“

„Das sind gleich eine ganze Menge Fragen, aber ich werde versuchen, diese zu beantworten.“, grinste sie.

Ich hoffte, dass Doktor Carter nach diesem Einstieg auftauen und etwas redseliger werden würde. Ich legte mein Tonband vor sie auf den Tisch.

„Es ist Ihnen doch Recht, wenn ich mitschneide, oder?“, fragte ich schnell noch, als ich ihren Blick bemerkte.

„Natürlich. Ich ahnte schon, dass Sie so etwas bei sich haben müssen. Immerhin besser als eine Videokamera. Mein Haar liegt heute überhaupt nicht.“

Wieder lachte sie kurz auf. Sie war halt auch bloß eine Frau, auch wenn sie beim Militär gewesen war.

„Sie waren meine Helden. Sie konnten unterschiedlicher nicht sein. Nichtsdestotrotz waren sie unzertrennlich. Sie haben immer versucht, mich zu beschützen, besonders vor anderen Männern, die mir schöne Augen machten.“, erzählte sie voller Stolz und lächelte leicht bei der Erinnerung an diese drei außergewöhnlichen Persönlichkeiten, die sie ihre Freunde nennen durfte.

Ich konnte mir gut vorstellen, wie es zwischen ihnen gewesen sein musste.

„Als ich Jack das erste Mal sah, war es einer dieser Momente, die man am Liebsten zurückdrehen würde. Ich hatte damals wohl keinen so guten Eindruck auf ihn gemacht, andererseits schien ich ihm imponiert zu haben. Ich sagte ihm immerhin die Meinung. Sarkasmus war immer eines seiner Stärken gewesen und er hatte einen guten Sinn für Humor. Selbst unsere außerirdischen Verbündeten hatten einen Narren an ihm gefressen.

Er fand immer einen Weg, uns Mut zu machen, wenn wir in brenzligen Situationen waren, aus denen wir keinen Ausweg mehr wussten. Er ist einer dieser Menschen, bei denen man sich das Vertrauen und den Respekt erst verdienen musste, der sich einfach leichter damit tat, Misstrauen zu zeigen. Außerdem redete er nicht gerne über sich, besonders nicht, wenn es um Persönliches ging.“

„Deswegen also keine Interviews.“, folgerte ich.

Sie erwiderte: „Reporter hat er noch nie sonderlich gemocht. Sie stellen einfach zu viele Fragen. Er kommt sich sicher immer wie in einem Verhör vor, was es meistens ja auch ist, oder?“

Sie grinste mich an, spielte auf die momentane Situation an. Ich nickte verstehend. Trotz allem war ich nicht bereit, die Hoffnung aufzugeben, er könnte in meinem Fall vielleicht mal eine Ausnahme machen. Ohne das Interview mit ihm würde ich mein Buch jedenfalls nicht so schreiben können, dass es mir auch nur annähernd zusagte. Es würde einfach etwas fehlen.

„Was ist mit Doktor Jackson?“, hakte ich nach.

„Daniel… er ist ein Weltverbesserer, jemand, der sich für andere aufopfert und immer nur das Gute in einem Menschen sieht. Es hat ihn innerlich zerfressen, wenn es ihm mal nicht gelang, eine nahende Katastrophe zu verhindern. Sein Humor war ziemlich trocken und sein brillanter Verstand arbeitete oft schneller, als sein Mund die Gedanken aussprechen konnte, die in seinem Geist herumschwirrten. Es gab Augenblicke, in denen er es uns einfach nur noch zeigen konnte und wer seine Gedanken nicht erahnen konnte, war so gut wie aufgeschmissen.

Ich hatte nie zuvor jemanden mit solch einer Leidenschaft seine Überzeugungen vertreten sehen, dass man ihm einfach nur zustimmen musste. In seiner Arbeit ging er so richtig auf, auch wenn ihm oft die nötige Zeit dafür fehlte. In diesem Punkt waren wir uns wohl am Ähnlichsten. Außerdem hatte er eine magische Anziehungskraft auf hilfebedürftige Frauen und weibliche Goa’uld.“, beantwortete Samantha meine Frage.

„Auch auf Sie?“

„Manchmal schon, aber ich habe ihn immer mehr in der Rolle meines großen Bruders gesehen. Wir sind beide Wissenschaftler und das verbindet. Ich war zwar auch Soldat, doch dadurch, dass ich auch seine Standpunkte verstand, schaffte ich es immer irgendwie, zwischen Jack und ihm zu vermitteln. Sie konnten manchmal wirklich gefährlich aneinander geraten. Ich hatte nie einen besseren Freund und aufopferungsvolleren Menschen als Doktor Jackson kennen gelernt. Er ist etwas Besonderes.“

In ihrer Stimme schwang etwas Zärtliches mit, dass ich aber noch nicht zu deuten wusste.

Ich hakte nach: „Und wie steht es mit Teal’c?“

„Unser großer Schweiger.“, lachte sie. „Er ist mein Held. Seine Stärke ist manchmal schon beängstigend gewesen, doch in ihm steckte auch soviel Sanftheit, wie in einem Teddybär. Er war ein fantastischer Zuhörer, aber vielleicht lag das auch einfach nur daran, dass er sowieso nicht viel sagte. Er redete nur, wenn er gefragt wurde oder wenn ihm etwas wichtig genug erschien, es loswerden zu müssen.

Er ist ein sehr leidenschaftlicher Mensch mit Prinzipien und Überzeugungen, die ihn unbesiegbar erscheinen ließen. Für die Freiheit seines Volkes hätte er wirklich alles getan. Loyal Freunden gegenüber, würde ihn wohl am Besten beschreiben und sein Stolz natürlich. Er hatte immer diese Jaffa-Rache-Nummern drauf, wie Colonel O’Neill das gern bezeichnete. Er hatte einfach noch ein paar Rechnungen offen, die es zu begleichen ging.“

„Fehlen nur noch Sie.“, meinte ich auffordernd.

„Was ich? Nein, ich kann mich nicht selbst beschreiben. Fragen Sie Daniel, der kennt meine Eigenheiten wohl am Besten. Ich würde mich wahrscheinlich nur negativ darstellen und nicht objektiv sein. Das würde Ihrem Buch sicher nicht helfen.“, wehrte sie vehement ab.

Ich beließ es dabei. Diese Antwort gab mir eh schon ein ungefähres Bild von ihr. Sie war bescheiden, soviel war klar. Sie blickte auf die Uhr.

„Oh, ich muss jetzt leider los, aber kommen Sie doch wieder. Sagen wir, übermorgen. Da habe ich den Tag über nichts besonderes vor.“, sagte sie entschuldigend und erhob sich.

Damit konnte ich vorerst leben. Ich hatte ja noch Doktor Jackson, den ich bis dahin löchern könnte.

„Ja, das wäre toll. Wie wäre es gegen Mittag. Wir könnten irgendwo etwas essen gehen, wenn es Ihnen nichts ausmacht, Mam.“, schlug ich vor, stand ebenfalls auf.

„Sicher, wieso nicht. Solange Sie das nicht für ein Date halten.“, witzelte sie ermahnend.

„Würde ich sicher, wenn ich nicht glücklich verheiratet wäre.“

„Gut, dann bis übermorgen. Sie können mich dann hier einsammeln.“

Wir verabschiedeten uns und ich machte mich auf den Weg zu Doktor Jacksons Büro, das fast am anderen Ende des Komplexes lag.


Kapitel 3: Doktor Daniel Jackson Teil 1

- Dienstag zur Mittagszeit -


Ich ging gerade durch den Park auf einen der anderen Eingänge zu, als jemand in mich hineinlief. Ich hatte ihn nicht kommen sehen. Schnell drehte ich mich zu ihm um und entschuldigte mich. Erst hinterher erkannte ich ihn: Doktor Jackson. Wenn ich an das Schicksal glauben würde, wäre ich jetzt sicher der festen Überzeugung, dass es sich um solches handeln würde.

„Oh nein, ich muss mich entschuldigen.“, wehrte er ab.

Er war bescheiden, kein Kotzbrocken, das würde mir sicher sehr helfen.

„Ich war mit meinen Gedanken ganz woanders.“

„Wir haben wohl beide nicht ganz auf unsere Umgebung geachtet.“, schloss ich einen Kompromiss und er nickte zustimmend. „Ist aber schon komisch, ich wollte gerade zu Ihnen, Doktor Jackson.“

„Ach wirklich? Worum geht es denn,…“

Er machte eine längere Pause. Ich hatte mich noch gar nicht vorgestellt.

Schnell sagte ich: „Ich bin Maximilian Wilkins. Ich würde Ihnen gerne ein paar Fragen zum Stargatecenter stellen, wenn Sie nichts dagegen haben. Es muss auch nicht jetzt sein, wann es Ihnen passt.“

Ich war nervös. Ich war nicht vorbereitet. Normalerweise passierte mir so etwas nicht. Ich war ein sehr strukturierter Mensch, der Überraschungen nicht gerade liebte. Ich war lieber auf alle Eventualitäten vorbereitet. Daniel sah auf die Uhr.

„Also, im Moment hätte ich Zeit.“, entgegnete er und setzte sich wieder in Bewegung, steuerte auf eine der vielen Bänke zu. „Machen wir es doch gleich hier. Ist eh viel schöner als in einem stickigen, kleinen Büro. Außerdem muss ich dringend was essen, sonst falle ich noch um.“

Er grinste. Ich setzte mich neben ihn und legte zuerst einmal mein Diktiergerät auf die Bank, um die Kassette zu wechseln. Ich wollte alle Gespräche einzeln haben, um eine bessere Übersicht zu haben.

„Zuerst einmal würde ich gerne wissen, wie Ihr Eindruck von Ihren Teamkameraden ist. Wie haben Sie Colonel O’Neill und die anderen gesehen?“, sprudelte es aus mir hervor.

„Keine ‚Beschreiben Sie es in drei Worten’ - Fassung.“, erwiderte Doktor Jackson und lachte auf.

Anscheinend besaß er wirklich einen sehr trockenen Humor. Das würde ich mir merken müssen. Das war wichtig für den Charakter.

Ich gab zurück: „Wenn Ihnen das mehr zusagt, nur zu. Aber Sie können auch so viele Worte benutzten, wie Sie wollen.“

Er packte einen Salat aus. Gesundes Essen war also für ihn wichtig. Ich würde daran denken.

„OK, fangen wir am Besten mit Jack an.“, begann er seine Ausführungen. „Ein verbohrter, sturer und sarkastischer Soldat. Aber auch ein außerordentlich guter Freund. Zuerst sind wir ganz schön aneinander geraten - wir waren uns halt nicht sehr ähnlich. Ich war für ihn ein Freak - aber mit der Zeit haben wir die Fähigkeiten des anderen schätzen gelernt. Manchmal konnte er schon ziemlich verletzend sein, wenn er wollte, aber oft kam es einfach nur durch den Job. Er war Soldat, er hatte keine Zeit für eine pazifistische Einstellung oder übertriebene Freundlichkeiten.

Er war auch kein großer Diplomat, aber er roch die bösen Jungs. Seine Menschenkenntnis hatte er wohl seinen Jahren in der Armee zuzuschreiben - er hatte sich nie geirrt. Ich denke, manchmal hätte er es sich gewünscht. Außerdem hatte er eine magische Anziehungskraft auf die meisten Waffen oder viel mehr auf das, was daraus abgefeuert wurde. Irgendwie biss er sich jedoch durch. Ihn hatte das Schicksal wohl am Meisten zugesetzt, als er seinen Sohn Charlie und seine Frau Sarah verlor. Ich konnte mich so ziemlich danach einreihen.

Sam war da unser Glückspilz. Sie wurde immer nur von irgendwelchen Außerirdischen infiziert. Sei es nun der Tok’ra Jolinar oder ein Energiewesen, dass ihren Körper übernommen hatte. Sie war auch eine der Wenigen, die mich verstehen konnte, auch wenn sie sich manchmal ziemlich zwischen Wissenschaft und Militär hin und her gerissen gefühlt haben musste. Vieles, was sie oder Jack taten, schien ihr nicht sehr zu gefallen.

Sie ist eine sehr leidenschaftliche Frau, die einen IQ hat, der jede Skala sprengt. Außerdem ist sie sehr hübsch. Sie hatte viele Verehrer, aber irgendwie verfolgte sie regelrecht das Pech. Jeder, der ihr schöne Augen machte, hatte die Angewohnheit zu sterben, bevor es hätte etwas Ernstes werden können. Aber wir alle hatten in privaten Dingen zurückstecken müssen, wenn wir unseren Job gut machen wollten.“

Daniel Jackson machte eine kleine Pause. Etwas in seiner Stimme hatte sich verändert. Sie klang irgendwie trauriger, als würden seine Gedanken bei diesen Worten um eine bestimmte Begebenheit kreisen. Er stocherte in seinem Salat, von dem er immer mal wieder einen Bissen genommen hatte. Da war es wieder, dieses Etwas, dass über allen Dingen wie ein Damoklesschwert zu schweben schien. Wenn ich nur endlich verstehen würde, um was es sich handelte. Das würde vieles einfacher machen.

Schließlich fuhr Doktor Jackson fort: „Dann wäre da noch Teal’c. Er hat nie sehr viel gesprochen, er dachte sich wohl lieber seinen Teil, besonders wenn es um Jacks sarkastische Bemerkungen ging. Das taten wir in diesem Fall aber alle so. Er ist sehr loyal, besonders Colonel O’Neill gegenüber. Kein Wunder, er war ja auch derjenige gewesen, er Teal’c erst auf unsere Seite geholt hatte. Ihm hatte Teal’c getraut und ich denke nicht, dass er es je bereuen musste.

Er ist sehr stolz und stark - ein Berg von einem Mann - jeder hatte sicher einen gewissen Respekt, wenn nicht sogar Furcht vor ihm. Er war Primus von Apophis gewesen und hatte meine Frau zu einem Goa’uld gemacht, sie später sogar getötet. Ich glaube, er hat es sich nie verziehen, auch wenn ich ihm nie deswegen Vorwürfe gemacht hatte. Er hatte keine andere Wahl gehabt, in beiden Fällen nicht. Vielleicht hatte es mit mir und Shau’ri einfach nicht sein dürfen.“, beendete Daniel fast melancholisch seinen Vortrag.

All diese Ausführungen hatte er mit ausschweifenden Gesten begleitet. Auch das musste ich mir für das Buch merken. Wahrscheinlich redete er immer viel mit den Händen, um seine gewichtigen Worte zu unterstreichen. Das war wohl typisch für einen Linguisten. Oft verhielt ich mich nicht anders, wie Dana mir mal verraten hatte. Eine meiner Vorzüge wie sie fand. Jetzt wusste ich wenigstens, wie er über seine Freunde dachte, fehlte nur noch der wirklich wichtige Teil, der mich auch viel brennender interessierte.

„Und wie würden Sie sich selbst einschätzen?“, hakte ich nach.

„Oh mein Gott, keine Ahnung.“, erwiderte er und rückte die Brille zurecht, die auf seiner Nase ruhte.

Das hatte er auch getan, als er sich bei mir entschuldigt hatte. Anscheinend tat er das immer, wenn er verlegen war.

„Ich kann mich doch nicht selbst einschätzen. Ich kann Ihnen sagen, dass ich früher ziemlich naiv und tollpatschig war, dass ich ziemlich schnell in meinen Erklärungen ausschweifen konnte und dass ich lieber meine Zeit bei Ausgrabungen verbrachte, als zu Hause, aber was das für mich heißt, müssten Sie doch eigentlich wissen.“

„Ich kann es mir denken.“, gab ich zurück. „Welche Ihrer vielen Missionen - und es waren eine ganze Menge - haben Sie am Meisten geprägt? Sein Sie ruhig so ausführlich wie Sie wollen.“

Daniel überlegte einen Augenblick.

Dann, nachdem er aufgegessen hatte - er hatte also auch Manieren - antwortete er: „Alle haben irgendwie mit dazu beigetragen, dass aus mir der Mensch wurde, der ich jetzt bin, selbst die Unspektakulären. Meine Teamkameraden haben mich am Meisten geprägt. Jack hat mir gezeigt, dass man nicht immer durch Verhandlungen erreichen konnte, was man wollte, und dass es wichtig ist, nicht jedem zu trauen, der sich dein Freund nennt.“

Jedes Mal, wenn er Colonel O’Neills Namen aussprach, senkte er seine Stimme um eine Nuance. Was das jedoch bedeute, konnte ich nicht einmal erahnen. War etwa etwas zwischen ihnen vorgefallen?

„Jackson setzte seine Ausführungen fort: „Sam hat mich gelehrt, dass man nicht immer versuchen soll, seine Ansichten stur durchzusetzen, besonders nicht, wenn es um militärische Köpfe ging oder Senatoren. Und Teal’c - er brachte mir bei, dass es manchmal auch einfach besser war, zu schweigen. Besonders, wenn Jack wieder seine berühmten fünf Minuten hatte. Die Menschen um mich herum haben mich mehr beeinflusst, als die Situationen, in denen wir uns befanden, auch wenn das meist die Auslöser für diese Veränderungen waren.

Am Meisten habe ich mich wohl nach meiner ersten Mission durchs Sternentor nach Abydos verändert. Aber nicht nur ich, auch Jack hat dieses Erlebnis geprägt. Es war ja auch überwältigend und nervenaufreibend gewesen. Das war das erste Mal gewesen, dass ich eine Waffe in der Hand gehalten hatte und damals war ich überzeugter Pazifist gewesen. Meine Einstellung zum Krieg und zur Gewalt hat sich nicht geändert - es ist auch weiterhin nicht akzeptabel, seinesgleichen zu töten - doch ich weiß jetzt auch, dass es manchmal einfach keinen anderen Weg gib.

Ich erinnere mich noch gut an den Tag, als ich Jack das erste Mal begegnete. Er war nicht sehr von mir angetan gewesen, aber das hatte auf Gegenseitigkeit beruht. Wir waren einfach zu verschieden und sind es auch heute noch. Damals hatte wir jedoch nicht den Respekt, den wir jetzt dem anderen entgegenbringen, und natürlich unsere tiefe Freundschaft. Es hat Jahre gebraucht bis er mir endlich richtig vertraute. Wir hatten ganz schön miteinander zu kämpfen, aber ich muss sagen, das war es wert.

Damals war da nicht viel von dem sarkastischen Colonel zu merken gewesen. Er war Mr. Korrekt, ein verbitterter, selbstzerstörerischer und soizitgefährdeter Soldat, der gerade seinen Sohn verloren hatte. Er stellte keine Fragen und hatte sogar vor, sich selbst mitsamt dem Planeten in die Luft zu jagen. Ich hingegen war ein Freak, wie Jack mich gerne betitelte. Ich war naiv und jung, wusste nicht, wie Krieg einen verändern konnte, doch ich musste es schnell lernen.“

Er lachte kurz spöttisch auf, als er sich daran zurückerinnerte. Mir fiel auf, dass er mehr über den Colonel redete als über die anderen Mitglieder seines Teams. Vielleicht, weil er das Stargatecenter von Anfang an mit ihm verbunden hatte. Sie hatten viel Zeit miteinander verbracht, nicht nur in beruflicher Hinsicht. Trotzdem wurde ich das Gefühl nicht los, dass da mehr war als bloße Freundschaft. Diesen Gedanken verwarf ich jedoch sogleich wieder. Ich würde doch nicht anders über Josh reden, wenn mich jemand nach meinen Freunden fragen würde. Den Großteil meines bisherigen Lebens assoziierte ich mit ihm, wieso sollte es Doktor Jackson da nicht anders in Bezug auf Jack O’Neill gehen?

„Ungewollt hatten wir eine Rebellion im abydianischen Volk angezettelt und seit diesem Tag sind wir für sie verantwortlich gewesen. Leider hatte ich sie trotz meiner überirdischen Kräfte nicht schützen können. Aber ich bin sicher, dort, wo sie jetzt sind, geht es ihnen sicher gut und sie sind frei.“

Er seufzte, als er sich an die erinnerte, die er verloren hatte. Abydos war vollkommen zerstört worden, bevor er zu SG-1 zurückkehrt war. Damals hatte er sein Gedächtnis verloren gehabt, doch es war schnell alles zurückgekommen. Sowohl Segen als auch Fluch.

Er kam aufs Thema zurück: „Jack und ich stritten unentwegt miteinander. Das wir uns nicht gegenseitig den Kopf eingeschlagen hatte, grenzte an ein Wunder. Ich wusste, manchmal war er drauf und dran gewesen, besonders in der ersten Zeit, als ich von Abydos zurück war. Ich wollte einfach nicht auf ihn hören, obwohl er im Grunde Recht hatte, auch wenn ich das ihm gegenüber nie zugegeben hätte. Zum Abschluss der Mission waren wir dann soweit, dass wir einander tolerierten, auch wenn wir uns nicht Freunde schimpfen durften.

Das hat noch etwas gedauert. Das erste Wiedersehen war deswegen auch ziemlich verkrampft gewesen, weil wir nicht so genau wussten, wie wir uns dem anderen gegenüber verhalten sollten. Sam war da ganz anders, sie hatte ich vom ersten Augenblick an gemocht, auch wenn sie unentwegt geplappert hatte. Sie war eben genauso überwältig gewesen, wie ich damals. Ich bin es heute noch, denn man muss einfach Ehrfurcht vor etwas haben, das so mächtig ist wie das Stargate.“

„Ja, sie ist eine außergewöhnliche Frau.“, stimmte ich ihm zu.

„Vor allem ist sie brillant. Sie hat uns mit ihren außergewöhnlichen, völlig hirnrissigen und extravaganten Ideen des Öfteren aus ausweglosen Situationen befreit und sah dabei immer blendend aus. Ich habe sie mal gefragt, was mir in meinem Leben nicht gefallen haben könnte und sie hatte mit meiner selbstlosen, mitfühlenden Art geantwortet, die mich von innen heraus aufgefressen hat.

Aber ich denke, dass ich mich schämen muss, es nie bei ihr versucht zu haben. Sie ist der Traum aller Männer, aber sie hätte wohl nie etwas mit mir angefangen. Unsere Freundschaft war ihr wichtiger. Außerdem wusste sie um Shau’ri und das hat alles von Anfang an verändert.“, erwiderte Doktor Jackson und zuckte gleichgültig mit den Schultern.

So tragisch schien er es doch nicht zu sehen. Er hatte sich damit abgefunden. Vielleicht hatte er auch nur darauf spekuliert, dass ich solch eine Frage hätte stellen wollen. Ich hätte vielleicht mit dem Gedanken gespielt, aber es wohl nie ausgesprochen. Katschreporter taten so etwas, doch ich wollte meine Seriosität nicht verlieren. Wenn es etwas in diese Richtung zu sagen gab, dann sollte es schon von der Person ausgehen, die ich interviewte. Ich hatte mir selbst untersagt, etwas in das Verhalten von Menschen hineinzuinterpretieren, was einfach nicht durch Fakten zu belegen war. Spekulationen lagen mir einfach nicht.

Daniel fuhr fort: „Es ist wirklich schade, dass sie nie mit einem ihrer Verehrer glücklich geworden ist. Sie haben sie immer auf tragische Art verlassen. Vielleicht sollte es einfach nicht sein. Das Schicksal hatte wohl nur einen Mann für sie bestimmt.“

„Haben Sie einen konkreten Verdacht?“, hakte ich nach.

Er war also ein Mann, der ans Schicksal glaubte, aber das schien auch nicht weiter verwunderlich, war er doch ein Jahr lang aufgestiegen gewesen. Ein Lichtwesen, das die Geheimnisse des Universums kannte.

Schnell fügte ich hinzu, als ich seinen bedenklichen Gesichtsausdruck bemerkte: „Sie brauchen es nicht zu sagen, wenn Sie nicht wollen.“

„Im Grunde wusste es jeder im Stargatecenter, aber keiner sprach offen darüber. Es hätte ihre Karrieren zerstört und wir brauchten sie beide. Sam und Jack sind sich über die Jahre sehr nahe gekommen. Er hätte alles für sie getan, wenn sie ihn nur darum gebeten hätte. Nur ihretwegen hat er sich überhaupt auf die Sache mit Kanaan eingelassen. Er wäre sogar für sie gestorben.

Es steht nicht in den Berichten, aber bei einer Mission, als uns die Manschetten angelegt worden waren und sie in dem Goa’uldraumschiff festgesessen hatten, war er nicht von ihrer Seite gewichen, obwohl sie ihn darum gebeten hatte. Ohne sie hätte sein Leben für ihn einfach keinen Sinn mehr gehabt. OK, wir wollten auch nicht gehen, als wir bemerkten, dass sie nicht hinter uns waren, aber zwischen ihnen war vom ersten Augenblick an mehr gewesen als nur Freundschaft.

Später hatte er sogar gestehen müssen, dass er mehr empfand, als er durfte und das, nachdem er wieder versucht hatte, sich für sie zu opfern. Glauben Sie an die Liebe auf den ersten Blick?“, berichtete Daniel mir.

Jetzt verstand ich, warum er es nie bei ihr versucht hatte. Er wusste, dass er gegen Jack keine Chance gehabt hätte, selbst wenn dieser Doktor Carter freiwillig aufgegeben hätte.

„Nein, eigentlich nicht.“, antwortete ich ehrlich.

Das war es also gewesen, was mir in den Berichten gefehlt, was mich so stutzig gemacht hatte. Da hätte ich auch selbst drauf kommen können. Es war doch offensichtlich. Allein, wie sie über Colonel O’Neill gesprochen hatte, wäre schon Anlass genug gewesen, solche Vermutung aufzustellen. Normalerweise erkannte ich es, wenn Menschen verliebt waren, wenn sie Gefühle für einen anderen hegten.

Der Schmerz in ihren Augen und in seiner Stimme hatte mein Urteilsvermögen getrübt. Ich hatte es einfach nicht erkannt, obwohl es vor mir gelegen hatte wie ein offenes Buch. Aber warum waren die beiden denn nicht nach ihrem Ausscheiden aus dem Militär zusammengeblieben und hatten sich endlich selbst eingestanden, dass da mehr war als bloße freundschaftliche Zuneigung? Das war doch entgegen jeder Logik.

„Jack auch nicht. Nichtsdestotrotz hat es ihn erwischt.“, erwiderte Doktor Jackson spöttisch. „Je länger sie zusammen waren, desto schwerer fiel es ihnen, sich zu verstellen. Nicht nur vor den anderen, auch vor sich selbst. Bei allem, was sie sagten oder taten, mussten sie aufpassen, dass sie dabei nicht zu weit gingen. Wenn die letzte Mission nicht gewesen wäre, dann...“

Er brach ab. Jetzt waren auch in seiner Stimme der Schmerz und die Trauer über einen schweren Verlust zu hören. Auch ihm schienen Erinnerungen an etwas Bestimmtes schwer zuzusetzen.

„Erzählen Sie mir bitte, was passiert ist, Doktor Jackson.“, bat ich zurückhaltend.

Vor den Kopf stoßen wollte ich ihn nämlich nicht. Ich hatte die meisten Missionsberichte gelesen, doch über die letzte Mission war keiner verfasst worden. Wenn doch, dann war er entweder unter Verschluss oder einfach nicht für Außenstehende gedacht. Es musste eine Menge nicht so gelaufen sein, wie es geplant gewesen war und gute Männer mussten ihr Leben dabei gelassen haben. Ich konnte gut nachvollziehen, dass es sie alle mitgenommen hatte.

Daniel berichtete: „Ich wünschte, ich wüsste, was damals passiert ist, aber ich war nicht dabei gewesen. Nur Sam und Jack wissen wirklich, was vor drei Jahren geschehen ist, doch beide haben sich geweigert, darüber zu reden oder gar einen Bericht zu verfassen. Sie wollten sich nicht einmal mit mir darüber unterhalten. Jakob Carter war an diesem Tag ums Leben gekommen, was uns alle sehr getroffen hat.

Als sie zur Erde zurückkehrten, waren sie kühl und distanziert, besonders Jack. Er erledigte alles Notwendige und zog sich nach Minnesota zurück. Sam stieg aus dem Militär aus, obwohl sie sich sonst eigentlich nichts anderes hatte vorstellen können. Sie haben sich die letzten drei Jahre nicht gesehen. Es gibt eine Menge ungesagter Dinge zwischen ihnen, doch ich habe es nie geschafft, sie zusammen zu kriegen, damit sie darüber sprechen konnten. Sie müssen sie schon selbst fragen, aber ich bezweifle, dass einer von ihnen darüber reden möchte.“

Ich nickte verstehend. Colonel O’Neill hatte so schon Vorbehalte gegen Menschen wie mich, auch wenn ich kein Journalist war, er würde wohl eher sterben, als mir etwas zu verraten. Nicht, dass ich es nicht trotzdem versuchen würde. Das Interview mit ihm war mir das Wichtigste, auch wenn ich am Meisten wohl von Doktor Jackson erfahren hatte. Ob Doktor Carter sich dazu durchringen könnte, es mir zu erzählen, war auch fragwürdig. Es handelte sich hier schließlich um den Tod ihres Vaters.

„Ich werde dennoch versuchen, sie soweit zu bringen.“, erwiderte ich überzeugt.

Daniel sah auf die Uhr.

„Ich muss jetzt leider gehen, aber wenn Sie noch mehr hören wollen, stehe ich Ihnen jederzeit zur Verfügung.“

Ich bat ihn um einen Termin in drei Tagen. Somit hatte ich morgen Zeit, noch einmal alles Gehörte durchzugehen und vielleicht Colonel O’Neill noch einmal zu besuchen sowie mir eine Reise nach Chulak zu buchen. Ich hoffte nur, dass sich mein Nachwuchs nicht gerade in diesen Tagen meldete. Das könnte eine Menge durcheinanderbringen.


Zwischenspiel


Lange Zeit hatte er mit sich selbst gehadert, ehe Jack O’Neill sich dazu durchrang, auch nur einen Blick in das Manuskript dieses Maximilian Wilkins’ zu werfen. Zuerst hatte er es wegwerfen, dann durch den Reißwolf jagen und letztendlich im Kamin verbrennen wollen, doch irgendetwas hatte ihn immer abgehalten. Er leugnete sich selbst gegenüber noch immer, dass es die reine Neugier gewesen war. Er begründete es viel eher damit, dass es hier schließlich um sein Leben ging und er wissen musste, was man über ihn schrieb. Lügen und Halbwahrheiten konnte er nicht leiden. Er wollte auch sichergehen, dass seine Freunde gut dabei wegkamen.

Zumindest redete er sich das ein. Nachdem er das erste Kapitel überflogen hatte, klappte er es wieder zu. Er hatte genug gelesen. Für den Anfang zumindest. Ihm hatte überhaupt nicht gefallen, was er gelesen hatte. Jack zählte nicht zu den Menschen, der viele Bücher las, aber meist lag das einfach daran, dass sie ihn nicht ansprachen. Schon nach den ersten paar Sätzen konnte er sagen, ob es ihm gefiel oder nicht. Dieses gefiel ihm eindeutig nicht. Er fragte sich fieberhaft, ob alles wirklich so unspektakulär begonnen hatte.

Ob es wirklich am Anfang nur eine dieser zufälligen und unbedeutenden Begegnungen gewesen war, wie man sie als Militär öfter erlebte. Da musste doch mehr gewesen sein. Ein aufkeimender Funken, der verriet, dass man diesen Menschen wiedersehen würde, der einen darauf vorbereitete, dass sich alles im Leben ändern würde - zum Besseren veränderte. Das konnte er nicht finden. Er glaubte, sich an ein unbestimmtes Gefühl der Dazugehörigkeit erinnern zu können, aber er war sich nicht sicher. Jack konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, was ihm damals durch den Kopf gegangen war.

Die Trauer über seinen Sohn hatte ihn sosehr eingenommen, dass sie alles andere überschattet hatte. Vielleicht hatte er auch nur dieses Manuskript zu lesen begonnen, um sich wieder daran erinnern zu können. Es war soviel Zeit vergangen und die Erinnerungen verblassten langsam aber sicher. Das taten sie irgendwann immer. Es kamen neue dazu und alte verschwanden. Hatte er wirklich bereits mehr vergessen, als ihm lieb war? Vieles war doch noch so klart vor seinem inneren Auge. Wie sie durch das Tor schritten, sich unterhielten, in seinem Haus saßen und Witze rissen. Aber das war schon lange vorbei.

Außer mit Daniel hatte Jack nur noch dürftigen Kontakt zu seinen früheren Freunden. Er hatte sich in seine Hütte zurückgezogen - sich förmlich in ihr verkrochen - und sich vor der Welt versteckt. Einerseits hatte er dem ganzen Rummel entgehen wollen, andererseits wollte er sich nicht mit den Geschehnissen der letzten Mission auseinandersetzen. Bis heute nicht. Er hatte nie mit jemandem darüber geredet, nicht einmal mit Daniel, mit dem er sonst alles besprechen konnte. Es hatte die letzten drei Jahre immer irgendwie zwischen ihnen gestanden. Sein Freund hatte nie etwas gesagt, aber das war auch nie nötig gewesen.

„Was liest du da?“, riss Jack O’Neill eine ihm wohlbekannte Stimme aus den Gedanken.

Als er aufsah, blickte er genau in das Gesicht von Doktor Jackson, welcher ihn abwartend von oben her musterte. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen und sein helles Haar glänzte in der Sonne. Einmal mehr wurde Jack klar, dass sie sich viel zu selten sahen, dabei könnte es viel öfter sein, er musste nur endlich aufhören, sich vor dem Leben zu verstecken. Aber dazu war er heute noch nicht bereit. Heute war es auch noch nicht nötig.

„Das hat mir so ein Reporter dagelassen.“, meinte Jack nur und reichte das Manuskript an seinen Freund weiter weiter.

Daniel blätterte darin herum, während er sich in den Gartenstuhl neben O’Neill sinken ließ. Er schien nicht überrascht. Wahrscheinlich war ihm das Gleiche geschehen.

Nachdenklich meinte Jackson schließlich: „Ja, Max ist auch bei mir gewesen. Wir haben uns ganz nett unterhalten. Er ist anders als die anderen Reporter. Er benutzt doch tatsächlich noch altmodische Diktiergeräte mit Kassetten. Ich wusste gar nicht, dass die noch hergestellt werden. Lass mich raten, du hast ihm gedroht, ihn zu erschießen, wenn er nicht wieder verschwindet.“

„Hättest du das auch getan, hätte er dir vielleicht auch bedrucktes Feuerholz geschenkt.“, erwiderte O’Neill abwertend.

„So schlecht?“, wollte Daniel abschätzend wissen.

Mit den Schultern zuckend meinte Jack: „Wer weiß. Hab nur kurz reingesehen.“

„Sah für mich eher wie lesen aus.“, stellte sein Freund besserwisserisch klar und fügte hinzu: „Soll ich es mir vielleicht mal anschauen?“

„Wenn du willst, aber verrat mir nicht, was passiert.“, entgegnete Jack sarkastisch und erhob sich aus seinem Stuhl.

Er brauchte dringend ein neues Bier und er würde seinem besten Freund bei der Gelegenheit auch eines mitbringen. Dieser hatte es sich bereits gemütlich gemacht und überflog einige Passagen des Manuskripts. Daniel davon wieder loszureißen, würde sicher nicht sehr einfach sein, aber er würde es schon irgendwie schaffen. Sie hatten immer nur sehr wenig Zeit für einander und er wollte sie nicht damit verschwenden, sich über ein unfertiges Buch oder einen Möchtegernautor zu diskutieren. Dafür fanden sie sicher ein besseres Thema.

weiter: Teil 2…


Teil 2 by Lenari
(Teil 2)


Kapitel 4: Doktor Janet Fraiser Teil 1

- Dienstagnachmittag -


Ich betrat eine kleine Praxis im Herzen von Memphis. Es war ein altes Gebäude - eines der Letzten, die noch in den USA existierten. Alles war erneuert worden, nachdem das Stargateprogramm der Welt bekannt gegeben worden war. Die hohen Tiere unseres Landes sahen das wohl als eine Art neue Ära an, die sie nach Außen hin sichtbar machen mussten.

Ihre Methode, Macht zu demonstrieren und anderen Ländern vor den Kopf zu stoßen, ohne dafür Rechenschaft ablegen zu müssen. Ich hielt das zwar für pure Zeitverschwendung und Idiotie, aber immerhin waren so für einige Zeit Arbeitsplätze geschaffen worden, anstatt alles ins Militär und in die Raumfahrt zu stecken. Das war nun nicht mehr vorrangig notwendig.

Die Erkenntnisse des Stargateprojekts hatten uns über zehn Jahre in unserer Entwicklung in die Zukunft katapultiert und langsam hatte man damit umzugehen gelernt. Immer wieder wurden Technologien anderer Völker missbraucht, aber das war doch schon immer so gewesen, man hatte das Machtspiel nur auf eine andere Ebene der Zerstörungskraft gebracht. Unsere Rasse würde es wohl nie lernen, aber vielleicht gab es irgendwo da draußen ja doch noch ferne Verwandte von uns, die den Sinn am Frieden erkannt und schätzen gelernt hatten.

Ich sah mich interessiert um, denn allein diese Praxis würde mir eine Menge über Doktor Fraiser erzählen. Wahrscheinlich hätte sie sich jede Praxis des Landes aussuchen können, hätte vielleicht sogar ein Krankenhaus leiten können, doch sie hatte sich für etwas Kleines und Unscheinbares entschieden. Das Rampenlicht interessierte sie anscheinend nicht. Sie war in diesem Punkt nicht anders als ihre Freunde.

Von Außen war das Haus nur in dem Maße renoviert worden, der nötig war, damit die Sicherheit gewährleistet wurde, doch von innen war alles saniert worden. Ihr Wartezimmer war nur spartanisch, jedoch auch gemütlich eingerichtet. Es verbreitete sogar eine gewisse Atmosphäre der Sicherheit. Sie wollte ihre Patienten wohl nicht unnötig beunruhigen. Nur warme Farben, die jedoch auch nicht zu grell erschienen.

Eine schwarze Sitzecke aus Leder, ein Glastisch und ein dunkler Schrank, dessen Spiegeltüren das Lampenlicht reflektierten. Es bewahrte die sterile Ordnung eines Wartezimmers, aber es ging nicht so weit, dass sich die Leute, die hierher kamen, sich abgelehnt oder sogar unerwünscht vorkamen. Sie hatte die richtige Mischung aus Berufs- und Privatbild betroffen - hier würde ich mich auch untersuchen lassen, wenn ich krank wäre.

Andererseits hatte ich schon immer eine gewisse Abneigung gegen Ärzte, also war ich auch ganz froh, dass ich nicht wegen meiner Gesundheit, sondern wegen meinem Buch hier war. Als Patient hätte ich auch einen zu schlechten Eindruck hinterlassen. Ich benahm mich dann nicht älter als fünf oder sechs, quengelte und verwehrte jegliche Art der Untersuchung. Ich hoffte nur, dass unsere Kinder nicht solche Quälgeister werden würden.

Eine Frau mittleren Alters - ihr hellbraunes Haar war zu einem Knoten zusammengebunden und ein schneeweißer Kittel hing locker über normaler Straßenkleidung - trat aus einer der drei Türen auf mich zu und reichte mir zur Begrüßung die Hand. Ich erkannte sie sofort, denn ich hatte ihr Foto in den Unterlagen schon mehrmals zur Hand genommen.

„Doktor Fraiser.“, sagte ich mit ruhiger Stimmlage und erwiderte den sanften Händedruck.

„So steht es an der Tür. Wie kann ich Ihnen helfen?“, entgegnete sie galant und mit einem zuckersüßen Lächeln auf den Lippen.

Sie war lebensfroh, davon war ich überzeugt, auch wenn die vielen Jahre im Stargateprogramm nicht spurlos an ihr vorübergegangen waren. Man sah ihr die vielen schlaflosen Nächte, die langwierigen und komplizierten Operationen sowie die endlosen Verluste an. Es spiegelte sich in ihren Augen wieder, dessen braune Iris im Augenblick hell leuchtete.

Ich stellte mich vor: „Mein Name ist Maximilian Wilkins. Ich würde mit Ihnen gerne über die Zeit im Stargatecenter sprechen.“

Sie wies mit der Hand in Richtung der Tür, aus der sie gekommen war, und setzte sich dann in Bewegung. Ich folgte ihr auf den Fuß.

„Normalerweise sind es Doktor Carter und Doktor Jackson, die mit dem Programm behelligt werden. Ich war nur die Ärztin.“, versuchte sie ihre Rolle herunterzuspielen.

Dennoch konnte ich sehen, dass sie sich geschmeichelt fühlte. Sie strich sich eine Strähne ihres sonst perfekt sitzenden Haares aus dem Gesicht und verbannte sie hinter ihr linkes Ohr. Daraufhin verkroch sich ihre zierliche Hand in die Tasche ihres Kittels.

„Und eine gute Freundin von SG-1, soviel ich mitbekommen habe.“

Ich schenkte ihr ein anerkennendes Lächeln, während ich die Tür zu ihrem Büro hinter mir schloss. Dieses war so ganz anders eingerichtet als der Warteraum. Wärme strahlte von den Wänden und erfüllte den ganzen Raum. Dunkle Erdfarben und Ebenholzmobiliar gaben dem Ganzen einen beruhigenden Touch. Kein Wunder also, dass sie einen großen Zulauf hatte, seit auch sie das Militär verlassen hatte.

Sicherlich hatte ihre Person im Stargateprogramm auch eine herausragende Position inne gehabt, sowohl als Ärztin als auch als Major. Darüber hinaus war sie eine gute Freundin von SG-1 gewesen. Einer der Hauptgründe, warum ich hier war, aber auch, um sie besser kennen zu lernen, damit auch ihr Beitrag am Gelingen all der unzähligen Missionen nicht in meinem Buch verloren ging.

„Für welche Zeitung arbeiten Sie?“, wollte Doktor Fraiser abschätzend wissen.

Sie war wohl noch misstrauischer, als es zuerst den Anschein gemacht hatte. Man konnte sich ja auch nie sicher sein, wie die Worte eines Menschen ausgelegt werden würden. Es gab genug Klatschblätter, die jede Persönlichkeit durch den Dreck zogen und Lügen über Lügen erfanden, nur um die Auflage zu erhöhen. Ich musste ihr also versichern, dass ich nicht solch ein Schmierenautor war. Ob das leicht sein würde, würde sich wohl erst hinterher herausstellen.

„Für keine. Ich bin Autor und habe die Chance erhalten, ein Buch über das Stargateprogramm und speziell das SG-1-Team zu schreiben. Eventuell sogar eine ganze Reihe. Ich würde mich freuen, wenn Sie mir Ihre Sicht der Dinge schildern könnten. Ich habe großes Verständnis dafür, wenn Sie sich lieber nicht äußern möchten, aber Sie wären mir eine große Hilfe.“

„Na dann, fragen Sie.“

Wir hatten platz genommen und ich holte mein Aufzeichnungsgerät aus der Tasche. Ich warf ihr einen fragenden Blick zu und sie gab mir mit einem Nicken ihr Einverständnis. Doktor Fraiser war wirklich eine sehr umgängliche Frau - es war kein Wunder, dass Colonel O’Neill und die anderen sie so sehr mochten.

Ich begann mit dem Üblichen: „Beschreiben Sie mir doch bitte, wie Sie SG-1 empfunden haben?“

„Als sehr zeitraubend.“, meinte sie amüsiert.

Diese freundschaftliche Zuneigung schien auf Gegenseitigkeit zu beruhen.

„Sie waren so ziemlich nach jeder Mission bei mir und das nicht nur zur Nachuntersuchung. Einer von ihnen hatte immer etwas. Sei es nun eine Schusswunde, einen außerirdischen Virus, einen Tok’ra, einen unsichtbaren Freund oder eine andere außerirdische Lebensform. Ich kann mich nicht erinnern, dass sie je ohne wenigstens einen Kratzer zurückgekehrt waren.“

Janets Blick verriet mir, dass sie an die vergangenen Jahre denken musste. Dieser war irgendwie verträumt und melancholisch. Ihr war auf jeden Fall damals nicht langweilig gewesen.

„Aber sie hatten es alle immer wieder zurück geschafft.“, bemerkte ich anerkennend.

Sie grinste und meinte sarkastisch: „Ab und an ist uns schon mal einer von ihnen abhanden gekommen, doch wir haben ihn immer wiedergefunden.“

„Nur einmal nicht.“

Ich wusste, dass diese Bemerkung gewagt war, dass sie mir das eben Gesagte übel nehmen und mich achtkantig hinauswerfen lassen könnte, aber ich wollte ihre Reaktion auf diese Erinnerung sehen, um auch sie richtig einschätzen zu können. Sie gehörte mit zum Team und musste ebenfalls charaktergetreu in meinem Buch dargestellt werden. Ich hatte sogar das Gefühl, dass ihre Rolle im Leben des SG-1-Teams weitaus wichtiger war und auch noch ist, als die Missionsberichte und medizinischen Unterlagen vermuten ließen.

„Sie spielen auf Daniels Tod an, nicht wahr?“

Doktor Fraiser blickte mir in wissendem Ernst entgegen. Nur in ihren Augen spiegelte sich die damalige Trauer über den Verlust eines guten Freundes - vielleicht sogar mehr - wider. Sie war eine sehr starke und selbstbewusste Frau, die sich in der Männerwelt zu behaupten gelernt hatte. Genauso schien sie aber auch eine überaus sanfte Seite zu besitzen, die sie jedoch nicht oft zeigte. Meine Frau Dana erinnerte mich irgendwie an sie.

„Wie haben Sie sich damals gefühlt?“, fragte ich monoton, aber auch mit einer seichten Stimme.

Ich wollte nicht unhöflich klingen, aber irgendwie musste ich eine gewisse Distanz wahren. Außerdem würde es ihr so womöglich leichter fallen, darüber zu reden, was damals geschehen war.

„Wie jemand, der einen guten Kollegen und Freund verliert. Am Zermürbendsten war wohl, dass wir uns nicht hatten sicher sein können, ob er wirklich für immer von uns gegangen war. Diese Aufstiegsnummer hatte uns allen sehr zugesetzt. Besonders Sam kam damit zum Anfang nicht klar. Sie hatte schließlich so etwas wie ihren Bruder verloren. Erst Jonas konnte sie wieder etwas ablenken. Sie mochten sich sehr.“, erklärte sie ruhig.

Etwas in ihrer Stimme sagte mir, dass sie etwas zu verschweigen versuchte. Nicht, was Sam und Daniel anging oder einen der anderen, sondern mehr ihre eigenen Gefühle. Ich sagte jedoch nichts dazu, ging einfach in der Fragestellung weiter. Es ging mich nichts an. Wenn da etwas war, würde sie es mir erzählen oder es lassen. Das war ihre Sache. Die nächste Frage würde mir den Verdacht sicher auch bestätigen oder ihn entkräften.

„Wie standen die anderen zu Jonas Quinn?“

Janet überlegte einen Augenblick und antwortete dann: „Teal’c hatte endlich einen Verbündeten gefunden. Sie freundeten sich sehr schnell an. Sam hatte wieder einen wissenschaftlichen Mitstreiter und Colonel O’Neill jemanden, auf dem er herumhacken konnte. Er war von dieser ganzen Sache zu Anfang nicht sehr angetan gewesen. Er hatte Jonas auch die Schuld an Daniels Tod gegeben. Nach und nach gewöhnten sie sich jedoch aneinander. Es muss genauso gewesen sein, wie früher mit Doktor Jackson. Jonas hatte sich erst beweisen müssen.“

„Also hatten Sie keine besondere Beziehung zu Jonas Quinn?“, hakte ich vorsorglich nach.

„Nur die Beziehung zwischen Ärztin und Patient.“, brachte sie die Sache auf den Punkt. „Sam und ich, wir waren wohl am engsten befreundet. Allem voran kam das durch Cassandra, meine Tochter, die ich vor Jahren adoptierte. Sie dürften diese Geschichte ja sicher kennen. Sam hätte meine Kleine gerne selbst behalten, wenn sie es gekonnt hätte, aber ihre Arbeit machte es ihr so gut wie unmöglich, sich auch noch um ein Kind zu kümmern, dass sich kaum in unserer Welt auskannte. Mittlerweile hatte sich das zwar alles geändert, aber der Anfang war für keinen von uns einfach gewesen. All die neuen Eindrucke. So etwas wächst einem schnell über den Kopf. Besonders in unseren Jobs.“

Doktor Fraiser schmunzelte beim Gedanken daran, wie sie ihre Tochter bekommen hatte. Das war einer er lichten Momenten in ihrem Leben gewesen und hatte ihren Kampf sicher wieder in ein gutes Licht gerückt, so dass es sich lohnte, nicht irgendwann aufzugeben.

„Aber Sie wollen sicher nichts von meiner äußerst begabten Tochter hören, oder? Sie sind vielmehr daran interessiert, wie SG-1 zueinander stand, nicht wahr Mr. Wilkins?“

„Max.“, erwiderte ich zuckersüß. „Im Grunde schon, aber es geht in meinem Buch, dass ich zu schreiben begonnen habe, nicht nur um die vier Helden von SG-1, sondern auch um die Personen, die ihnen Rückhalt gaben, die sie zu ihren Freunden zählten. Darunter auch Ihre Tochter und Sie sowie General Hammond, Colonel Davis oder natürlich auch Thor. Ich habe bereits um eine Unterhaltung mit ihm gebeten, welche mir leider verweigert geblieben ist.“

„Was erwarten Sie eigentlich, von ihm zu erfahren? Wie gut er Jacks sarkastische Witze fand?“

Irgendwie hatte sich das Blatt gewendet - jetzt stand ich bei ihr im Kreuzverhör, aber das war auch nur fair. Ich konnte schließlich nicht erwarten, dass sie mir all die Antworten auf meine Fragen so ohne weiteres überließ. Dazu war diese Frau viel zu clever. Sie wollte ihre Freunde sicher auch davor beschützen, dass Unwahrheiten über diese erzählt wurden oder gar Dinge, die niemanden etwas angingen. Privates, das über Freundschaft hinausging.

Ich antwortete: „Das wäre sicher auch sehr interessant, aber eigentlich ging es mir mehr darum, was Thor in ihm gesehen hatte. OK, ja, Colonel O’Neill stellt eine evolutionäre Erneuerung unserer menschlichen Rasse dar, aber da musste doch noch mehr sein. Seine Sicht der Dinge wäre mir natürlich auch sehr hilfreich.“

Ehrlichkeit war wohl das einzige, womit man dieser Frau entgegentreten konnte. Alles andere würde sie durchschauen. Sie besaß genug Menschkenntnis um eine Lüge auch als solche zu erkennen. Meiner Frau hatte ich auch nie etwas vormachen können.

„Ich kann ja mal versuchen, mit seinen Managern zu reden, vielleicht erreiche ich ja etwas.“, schlug sie mir vor und ich nahm das Angebot dankend an.

Ich war zwar nicht sehr überzeugt davon, dass sie etwas ändern konnte, aber wenn sie es versuchen wollte, sollte sie das tun.

„Es gibt Gerüchte über die letzte Mission von SG-1, aber nichts Konkretes. Wissen Sie vielleicht, was damals vorgefallen ist?“, wechselte ich das Thema.

Irgendwie interessierte mich die letzte Mission ganz besonders. Sie wühlte zu viele Fragen auf, um sie unbeachtet lassen zu können.

„Darüber kann ich Ihnen auch nichts sagen.“

Ich zweifelte keine Sekunde daran, dass Doktor Fraiser die Wahrheit sagte.

„Sam hatte sich geweigert, mit mir oder einem anderen darüber zu reden. Colonel O’Neill… Sie können sich sicher denken, wie er dazu stand, sich einem anderen Menschen anzuvertrauen.“

„Er hat nicht einmal mit Doktor Jackson gesprochen?“

„So weit ich weiß, nein. Daniel hatte es versucht, aber wohl nicht geschafft, zu Jack durchzudringen. Es muss für beide ganz furchtbar gewesen sein. Sie haben seit diesem Tag keine drei Worte mehr miteinander gewechselt. Sam hatte sich ganz in ihrer Trauer um ihren Vater verkrochen und er ist einfach verschwunden ohne sich von uns zu verabschieden.“

Janet seufzte. Ich warf einen Blick auf die Uhr. Sie wies mich schmerzlich darauf hin, dass ich langsam wieder nach Hause musste. Dana würde mich umbringen, wenn ich auch nur eine Sekunde zu spät zu der Babyparty kam, die sie vorbereitet hatte. Sie war schon wütend genug, dass ich es überhaupt vergessen konnte und sie mich extra noch einmal hatte erinnern müssen. Sie würde es mir nicht leicht machen, mir zu verzeihen.

„Ich muss jetzt leider gehen, aber ich habe mich sehr gefreut, dass Sie sich ein paar Minuten für mich Zeit genommen haben. Dafür bin ich Ihnen dankbar und Sie haben mir auch sehr geholfen.“, meinte ich bedauernd und erhob mich.

Sie tat es mir gleich und reichte mir die Hand.

„Mich hat es auch gefreut.“, erwiderte sie mit einem leichten Lächeln. „Kommen Sie doch bei Gelegenheit mal wieder, wenn Sie krank sein sollten oder so.“

„Danke für das Angebot, aber ich hoffe, dass das nie passieren wird. Lieber würde ich mich bei lebendigem Leib heuten lassen.“

Sie lachte auf und wünschte mir noch einen schönen Tag. Sie wusste anscheinend die Vorzüge von trockenem, sarkastischem Humor zu schätzen.


Kapitel 5: Colonel Paul Davis

- Mittwochabend -


„Mein Eindruck von O’Neill?“, wiederholte Colonel Davis die Frage nachdenklich. „Er war… ist ein bescheidener Mensch, der trotz seiner Erfolge immer auf dem Teppich geblieben ist. Ein Soldat eben, der keine Annerkennung verlangt. Er hat nur seinen Job gemacht. Man kann mit Recht sagen, dass er der Beste der Besten ist. Außerdem ist er witzig und charmant, unter der Voraussetzung natürlich, dass er einen leiden kann. Er ist eine eindrucksvolle Persönlichkeit und ich habe großen Respekt vor ihm. Mehr kann ich ihnen aber auch nicht erzählen.“

Paul Davis nahm einen Schluck von seinem Bier. Noch immer war er in Uniform, hatte aber seine Jacke abgelegt und die Krawatte gelöst. Dieser Mann verbrachte augenscheinlich den größten Teil seines Lebens bei der Arbeit. Er war ein wahrer Soldat. Respektvoll sprach er von seinem damaligen Kollegen und Vorgesetzen, wurde nicht wirklich wertend und vermied es, unschöne Dinge zu äußern. Er überlegte genau, was er sagen wollte, ehe er es aussprach. Kein Wort von ihm war irgendwie deplatziert oder undurchdacht. Paul hatte alles fest im Griff.

„Und Doktor Jackson? Wie haben Sie ihn eingeschätzt?“, fragte ich weiter.

Der Colonel antwortete ehrlich: „Ich kann mit Recht sagen, dass ich ihn unterschätzt habe. Bei unserem ersten Treffen wirkte er naiv und viel zu vertrauensselig für meinen Geschmack. Aber er konnte auch sehr direkt werden, auf eine diplomatische Art und Weise. Ich habe ihn immer als Gewissen von SG-1 gesehen. Er ist immer auf der Seite des Schwächeren gewesen. Viele Menschen hat der Krieg hart werden lassen, aber er hat sich seine sanfte Seite erhalten können. Das bewundere ich an ihm. Kurz gesagt, ist er durch und durch Optimist.“

„Doktor Carter hat sie sicher auch sehr beeindruckt, oder?“, hakte ich nach.

„Wenn ich ehrlich bin, dann habe ich sie er nach der Publikmachung des Stargateprojekts richtige kennengelernt.“, teilte er mir mit und behielt dabei immer diese ruhige sowie besonnene Art bei. „Sie ist… viel klüger als ich. Klüger als die meisten Menschen, die ich kenne. Da ich leider nur einmal das Glück hatte, mit ihr zu arbeiten, als das Stargatecenter noch eine Geheimbasis war, kann ich nicht viel über die damalige Samantha Carter sagen. Für sie empfinde ich natürlich ebensoviel Respekt wie für ihre früheren Teamkollegen.“

Dann wollte ich wissen: „Und Teal’c? Wie steht es mit ihm?“

„Angst einflößend beschreibt ihn wohl am Besten.“, lachte er auf.

Trotzdem verlor er nicht seine Professionalität. Davis war ein beeindruckender Mann. Er erinnerte mich leicht an Danas Vater, der auch immer korrekt und gradlinig gewesen war. Ich hatte seine Witze nie verstanden, wenn es überhaupt welche waren, aber er war immer gut zu seiner Familie gewesen und hatte alles getan, damit es ihnen gut ging. Er war ebenso vorausschauend gewesen. Der Colonel hätte sicher auch alles in seiner Macht stehende unternommen, um SG-1 zu unterstützen und sie vor den Politikern zu beschützen.

„Ja, ich hörte bereits von seinen hervorragenden Verhörkünsten.“, ging ich auf das kleine Geplänkel ein und versuchte so Colonel Davis dazu zu bringen, noch mehr über den Hünen zu erzählen.

„Und er musste nicht einmal was sagen. Das ist es auch, was ich an ihm am Meisten geschätzt habe, denke ich. Er hat nie lange Reden geschwungen oder ununterbrochen geplappert. Das war erfrischend. Wenn man wie ich den ganzen Tag mit Menschen zu tun hat, deren Beruf es ist, zu lamentieren, dann ist es erholsam, wenn man auch einfach mal nicht mit einem anderen reden muss. Ich bin ihm leider nur ein paar Mal begegnet, aber ich mochte ihn auf Anhieb. Seine Ehrlichkeit und seine Loyalität sind bewundernswert. Es ist gut zu wissen, dass es Leute wie ihn gibt, die nichts verheimlichen, die sich nicht verstellen.“

Ich konnte es kaum abwarten, auch mit Teal’c zu sprechen. So eine außergewöhnliche und vielschichtige Persönlichkeit musste ich einfach interviewen.

„Würden Sie sich als einen Freund von SG-1 bezeichnen?“, war meine nächste Frage.

„Nein, damals nicht. Für eine wirkliche Freundschaft hat es nie gereicht, weil ich die meiste Zeit im Pentagon verbracht habe, aber ich glaube, sie mochten mich. Zumindest Doktor Jackson. Jetzt liegt die Sache etwas anders. Ich verbringe mehr Zeit mit Sam und Daniel, was mich schon zu so etwas wie ihrem Freund macht. Jack O’Neill jedoch habe ich das letzte Mal vor drei Jahren gesehen. Er kam ins Büro von General Hammond geplatzt, überreichte diesem seine Kündigung und ging wieder. Das alles ohne ein Wort zu sagen.“

Jetzt wurde ich neugierig. Vielleicht hatte der Colonel ja etwas Genaueres gehört.

Also bohrte ich nach: „Wissen Sie vielleicht, was damals geschehen ist?“

„Niemand weiß das.“, antwortete er stoisch. Das mir diese Antwort nicht reichte, konnte er wohl in meinem Gesicht lesen, denn er fuhr fort: „Sie haben sich immer geweigert, einen Bericht zu verfassen und es hat auch niemand wirklich Wert darauf gelegt. Es ging alles so schnell, dass sich niemand um etwas Unwichtiges wie einen Bericht bemüht hat. General Hammond gegenüber soll O’Neill jedoch erwähnt haben, dass Jakob sich für sie geopfert hat, aber ich bin mir nicht sicher, inwieweit das der Wahrheit entspricht.“

Von ihm würde ich also auch nichts erfahren. Jack O’Neill würde ich als Quelle wohl auch vergessen können. Wenn Doktor Carter schon nicht darüber sprechen wollte, würde ich aus ihm erstrecht nichts herausbekommen. Wieso war dieser Mann auch nur ein so unverbesserlicher Sturkopf?

Ich widmete mich wieder Paul, indem ich weiterfragte: „Was war für Sie am Schwierigsten während Ihrer Zeit im Stargatecenter?“

„Dass ich während dieser Zeit nie durch das Stargate gegangen bin, schätze ich.“, antwortete Davis schmunzelnd. „Natürlich war die Geheimhaltung auch immer eines unserer Sorgenkinder, aber ganz persönlich hat es mich gewurmt, dass ich nie auf eine Mission hatte mitgehen können, die auf einen anderen Planeten führte. Ich war auf einem Goa’uld-Mutterschiff gewesen, doch das war auf der Erde abgestürzt. Und meine Kontakte mit Außerirdischen beschränkten sich auch nur auf den Cayenne-Mountain. Das war dann doch ziemlich frustrierend.“

„Kann ich gut verstehen.“

„O’Neill meinte mal zu mir: ‚Wer nicht durchs Stargate gehen will, ist bescheuert.’ Ich denke, er hatte vollkommen recht.“, zitierte der Colonel und nahm noch einen Schluck von seinem Bier.

Wir unterhielten uns noch eine ganze Weile über die guten alten Zeiten. Über seine Position und seine Aufgaben in Bezug auf das Stargate, über seinen Werdegang und über ganz banale Dinge, die so in unseren Leben passiert waren. Er vertraute mir an, dass er vor langer Zeit einmal verheiratet gewesen war, aber es nicht gehalten hatte, weil er immer so viel gearbeitet hatte. Ich erzählte von Dana, Josh sowie meinen Eltern. Er berichtete mir von seiner Schwester und wie er sich für den Militärdienst entschieden hatte. Eine ziemlich aufregende und bewegende Geschichte, die aber sicher nicht nur ihm passiert war. Sicher gab es ähnliche Fälle überall innerhalb des Militärs. Ich würde mich wohl mal darüber informieren müssen.


Kapitel 6: Doktor Samantha Carter Teil 2

- Donnerstagmittag -


„Hallo, Mr. Wilkins!“, begrüßte Samantha Carter mich, nachdem sie das kleine Cafe im Herzen Nevadas betreten hatte.

„Doktor.“, erwiderte ich höflich und erhob mich gentlemanlike, während sie mir gegenüber Platz nahm.

Sie sah wieder einmal umwerfend aus. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen und sie hatte ihr mittlerweile langes, blondes Haar hochgesteckt. Das brachte ihre strahlend blauen Augen nur noch mehr zur Geltung.

„Nennen sie mich Sam.“, bot sie mir freundlicherweise an.

Ich entgegnete: „Max!“

Wir bestellten etwas zu trinken und eine Kleinigkeit zu essen. Währenddessen holte ich mein Diktiergerät hervor und stellte es auf Aufnehmen.

„Wo waren wir stehen geblieben, Max?“, fragte sie ohne Umschweife, was darauf schließen ließ, dass sie auch ziemlich direkt sein konnte, wenn sie es wollte.

„Sie wollten mir von einigen Missionen erzählen.“, erinnerte ich sie.

„Richtig.“, stimmte sie mir zu und lächelte leicht. Sie überlegte einen Moment und fügte dann hinzu: „Da gab es so viele. Welche möchten Sie hören?“

„Die mit den Antikermanschetten und dem Goa’uldmutterschiff.“, gab ich ebenso direkt zurück.

Sam begann zu berichten: „OK. Anise hatte diese Manschetten mitgebracht und diese haben uns unglaubliche Fähigkeiten verschafft. Es gab nur einen Nachteil, sie machten uns auch unzurechnungsfähig. Sie hatten drogenähnliche Wirkung…“

„Das meine ich nicht. Erzählen Sie mir etwas, dass nicht in den Berichten stand. Doktor Jackson erwähnte einen Vorfall zwischen Ihnen und Colonel O’Neill, als Sie mit diesem im Mutterschiff festsaßen. Darüber würde ich gerne etwas hören.“, unterbrach ich sie vorsichtig.

Ich war nicht hier, um einen Missionsbericht zu hören, sondern die Wahrheit. An ihrem ärgerlichen Gesichtsausdruck konnte ich erkennen, dass ich zu forsch gewesen war. Ich hatte zuviel auf einmal gewollt. Das passierte mir immer wieder, wenn ich von etwas besessen war. Meine Obsessionen brachten mich schon manches Mal in die Situation, dass ich mich entschuldigen musste, weil ich meinem Gegenüber vor den Kopf gestoßen hatte.

„Glauben Sie nicht, dass das etwas zu privat ist?“, fragte sie brüskiert und verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust - zeigte mir so ihre Missbilligung für mein unziemliches Verhalten.

Ich rechtfertigte und entschuldigte mich sofort bei ihr: „Ich wollte Sie nicht vor den Kopf stoßen, wirklich nicht. Sie müssen es mir auch nicht erzählen.“ „Sie müssen aber auch verstehen, dass ich versuche, ein Buch zu schreiben, dass Sie als Menschen hervorhebt und nicht einfach die Missionsberichte wiedergibt. Es sollen auch die Schwächen hervorgehoben werden, die Hoffnungen und Wünsche Ihres Teams. Ich will Sie nicht idealisieren. Ich möchte, dass die Leser dieses Buches, Sie so sehen, wie Sie sind. Das heißt auch mit menschlichen Schwächen und Schicksalsschlägen.“

Ich hoffte, dass sie meine Beweggründe verstehen würde. Sie war eine leidenschaftliche Frau, die in ihrer Arbeit aufging, so hatte es mir Doktor Jackson zumindest geschildert, also hatte sie sicherlich Verständnis für meine ungeschickte Wortwahl. Wenn sie das Gespräch jetzt abbrechen würde, wäre das eine Katastrophe. Ohne ihre Sicht der Dinge lohnte es ebenso wenig das Buch zu schreiben, wie ohne Jack O’Neills Aussagen. Ich brauchte jeden einzelnen von ihnen, um mein Werk zu vollenden.

„Werden Sie es verwenden?“, hakte sie immer noch sauer, aber wieder etwas zugänglicher nach.

„Nein, nicht, wenn Sie nicht wollen. Es steht Ihnen frei, das Buch vorher zu lesen und Ihre Einwände werde ich kommentarlos annehmen, aber vielleicht hilft es mir, Ihre Persönlichkeit und Ihre Beziehung zu Colonel O’Neill besser zu verstehen.“

Ich hatte entschieden mit dem Kopf geschüttelt. Ich wusste, dass das Folgen haben könnte. Ich wollte es nur unbedingt wissen, sei es auch nur, um alles besser verstehen zu können. Ich wollte schließlich auch ihre empfindsame Seite schildern.

„Gut, denn das könnte nicht nur mich in ernste Schwierigkeiten bringen.“, wies Doktor Carter mich auf das Offensichtliche hin.

Ich schaltete das Diktiergerät aus. Integrität war mir sehr wichtig. Sie sollte mir vertrauen, denn nur so würde ich mehr erfahren. Vielleicht sogar, was auf der letzten Mission geschehen war.

„So, jetzt ist es vertraulich. Ich werde kein Wort über den Zwischenfall erwähnen.“, versicherte ich ihr und lächelte ihr freundschaftlich entgegen.

„Die Manschetten hatten ihre Wirkung verloren.“, begann Sam nach kurzem Zögern zu berichten. „Als ich zu mir kam, lag Jack am Boden. Ich rief ihn und er kam zu sich. Er versuchte, das Kraftfeld zu durchbrechen, aber es gelang ihm nicht. Ich bat ihn zu gehen, ich flehte ihn an, aber er wollte nicht. Damals sah ich das als Zeichen, dass er mehr für mich empfand als Freundschaft, aber so war es nicht. Das erfuhr ich aber erst viel später. Nicht, dass er mich nicht liebte, seine Gefühle für mich reichten nur nicht aus. Ich denke, wir hatten uns beide nur eingeredet, etwas für einander zu empfinden, damit wir nicht verletzt wurden.“

Sie klang traurig, als sie zu sprechen aufhörte. Ich wusste, was sie meinte. Auch ich hatte mich bereits in dieser Lage befunden. Das war vor Dana gewesen. Damals hatte ich mich in ein Mädchen verliebt - Jessica - und sie sich anscheinend auch in mich, doch irgendwann war uns klar geworden, dass unsere Gefühle für einander nicht mehr ausreichten. Wir hatten sie im Sand verlaufen lassen, ohne es gewollt zu haben. Es war einfach geschehen. Wir waren noch einige Zeit zusammengeblieben, weil wir Angst hatten, wieder allein zu sein und uns einsam zu fühlen.

Aber wir mussten nach vorne sehen, ob wir es wollten oder nicht. Wir hatten Freunde bleiben wollen, doch auch das hatte nicht funktioniert. Wir hatten uns bereits zu weit von einander entfernt. Sie lernte einen anderen Mann kennen und ich traf Dana wieder. Im Nachhinein war es richtig gewesen und die einzige Möglichkeit, wie unsere Leben verlaufen sollten, doch im ersten Moment hatte es dennoch wehgetan. Trennungen waren nie einfach und die Wahrheit war nicht immer in Watte gepackt. Sie schmerzte.

„Inwiefern?“, fragte ich vorsichtig nach, denn ich wollte sie unter keinen Umständen zu weiteren Erklärungen drängen.

„Solange wir den anderen wollten, brauchten wir uns nicht in andere Menschen verlieben und wurden nicht verletzt. Irgendwann hat er das eingesehen und aufgehört, an dem absurden Gedanken an eine Beziehung mit mir festzuhalten. Ich habe länger gebraucht, um es zu begreifen. Mir wurde es erst schmerzlich auf unserer letzten Mission bewusst.“, meinte sie ruhig.

Sam war immer noch gefasst. Sie war wirklich eine starke Persönlichkeit, aber die Erinnerungen taten ihr immer noch weh. Eine Liebe vergisst man nie ganz, egal wie sie auch endete. Sie gehört zu einem und sie prägt die Menschen. Sie ist sowohl gut als auch schlecht, denn in ihr vereinen sich soviel Gefühle wie nirgends sonst.

Ich hakte abwartend nach: „Was ist damals passiert?“

„Mein Vater ist gestorben, das ist passiert.“, antwortete Sam bissig.

Sie wollte nicht darüber reden, soviel war klar. Ihre Miene verfinsterte sich etwas, aber ich nahm nicht an, dass sie wütend auf mich war. Vielleicht auf meine Frage oder die Tatsache, dass sie überhaupt davon angefangen hatte, aber auch das war verständlich.

„Sie wollen nicht darüber reden. Das ist okay. Ich bin Ihnen sehr dankbar für Ihre Ehrlichkeit.“, beließ ich es dabei und wechselte geflissentlich das Thema: „Aber vielleicht möchten Sie mir von Ihrem Vater erzählen. Ich habe gehört, dass er ein großartiger Mann gewesen sein soll.“

„Das war er.“, bestätigte sie und ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie an Jakob Carter dachte - nur ihre Augen zeigten ihre tiefe Trauer über diesen Verlust. „Na ja, auch er war nicht immer perfekt, auch er hatte seine schwachen Momente, aber er war immer da, wenn man ihn brauchte. Die letzten Jahre, die wir zusammen verbrachten, waren die Besten. Er war die Art von Vater, die sich jedes Kind wünscht. Selmak hat ihm wirklich gut getan. Es ist nur traurig, dass es so enden musste. Ich vermisse ihn sehr.“

„Das kann ich gut nachempfinden.“, sprach ich aus tiefstem Herzen und musste sofort an meinen schmerzlichsten Schicksalsschlag denken.

„Haben Sie auch ein Elternteil verloren?“, wollte sie wissen.

Diese Frage war nur gerechtfertigt. Ich hatte etwas aus ihrer Gefühlswelt erfahren und jetzt sollte ich ihr auch etwas aus meinem Leben erzählen. Trotzdem war ich irgendwie nervös. Ich hatte nicht mit einer Wendung des Gesprächs in diese Richtung gerechnet, was mich ziemlich überrumpelte. Außer mit Dana und Josh hatte ich nie über diese schmerzvolle Zeit meines Lebens geredet. Jetzt verstand ich noch besser, warum sie vorhin so reagiert hatte, als ich sie nach dem Vorfall gefragt hatte. Dennoch war ich ihr eine Antwort schuldig.

„Nein, das nicht, aber meinen großen Bruder. Er starb an Krebs als ich sechzehn war. Er war mein Held und ist es auch jetzt noch. Sein Name war Dean.“, teilte ich ihr zögernd mit und es versetzte mir einen Stich.

Ich dachte immer noch jeden Tag an ihn, aber seinen Namen auszusprechen und über das zu reden, was mit ihm geschehen war, stellte eine ganz andere emotionale Größe dar. Es schmerzte und es brachte die Trauer in mein Herz zurück. Ob ich je ganz darüber hinwegkommen würde, wusste ich nicht, aber vielleicht durfte ich das auch gar nicht. Keinen Schmerz mehr zu fühlen, hieß ihn zu vergessen - aufzuhören ihn zu lieben - und das würde ich sicher nie.

„Tut mir sehr leid.“, sagte Doktor Carter mitfühlend.

Ich versuchte mich an einem Lächeln als ich fortfuhr: „Er hat meine Leidenschaft fürs Schreiben geweckt. Als ich klein war, hat er mir immer Geschichten vorgelesen und ich musste ihm versprechen, dass neue Geschichten erfinde, die ich dann ihm vorlesen kann.“

„Hat er je eine gehört?“

„Nein, aber meine Kinder werden sie hören und wer weiß, vielleicht hört er ja auch zu.“

Ich zuckte mit den Schultern. In diesen Dingen war ich ein Träumer. Ich glaubte nicht direkt an Gott, aber allein die Tatsache, dass es höhere Wesen - die Aufgestiegenen - gab, ließ mich hoffen, dass Dean auch noch irgendwo war. Es machte diesen Verlust erträglicher. Ihn in meiner Nähe zu wissen, ließ ihn mich nicht mehr allzu sehr vermissen. Außerdem war mir klar, dass er jetzt keine Schmerzen mehr hatte. Seine Leiden waren vorbei.

„Das ist ein schöner Gedanke.“, meinte Sam einfühlsam und hakte dann nach: „Wie alt sind Ihre Kinder?“

„Oh, minus ein paar Wochen, zumindest hoffe ich das. Ich würde gerne alle Recherchen abschließen, bevor sie auf der Welt sind, damit ich meiner Frau helfend unter die Arme greifen kann. Wir haben in den letzten Monaten sowieso schon zu wenig Zeit miteinander verbracht.“

Ich bereute die letzten Monate nicht, aber ich glaubte, dass Dana das etwas anders sah. Sie hatte sich nie beschwert oder mich beschuldigt, sie vernachlässigt zu haben, doch ich wusste, dass sie sich manchmal unbeachtet und ausgeschlossen fühlte. Ich steckte meine ganze Energie in meine Arbeit, so dass ich schon mal die Welt um mich herum vergessen konnte. Ich hatte es noch nicht einmal geschafft, das Kinderzimmer einzurichten. Das hatte ich immer verschoben und endlich dieses Wochenende machen wollen.

Neugierig fragte Sam weiter: „Wissen Sie schon, was es wird?“

Ihre Stimmung hatte sich wieder aufgehellt und auch vergaß für einige Zeit meine Trauer, als ich mit Freuden an die bevorstehende Geburt dachte, obwohl ein Kind fürs Erste auch gereicht hätte. Aber so sehr mich dieses Ereignis auch erfreute, soviel Angst machte es mir auch. Ich wäre für diese beiden Würmer verantwortlich und müsste ihnen ein Vorbild sein. Ich hoffte nur, dass ich dieser Herausforderung auch gewachsen wäre.

„Zwillinge. Ansonsten lassen wir uns überraschen.“, antwortete ich und wechselte dann das Thema, um nicht noch ganz unser eigentlich Hier sein aus den Augen zu verlieren: „Aber genug von mir. Wir sind ihretwegen hier.“

„In Ordnung, dann fragen Sie mich noch etwas, Max.“, erwiderte Carter lächelnd und nahm einen Schluck von ihrem Wasser.

„Ich würde gerne etwas über Ihre Erfahrungen mit Jolinar und den Tok’ra hören. Wie war das für Sie?“, stellte ich eine weitere persönliche Frage.

„Schmerzvoll und verwirrend.“, waren die ersten Worte, die ihr spontan auf diese Frage einfielen. „Einerseits war da ich - Samantha Carter - und andererseits Jolinar, die einen Mann über alles geliebt hat, den ich nicht einmal kannte. Lange Zeit konnte ich nicht sagen, welche Gefühle ich verspürte, ihre oder meine. Die Erinnerungen sind immer noch da, aber ich habe gelernt, ihre Empfindungen von meinen zu trennen. Es ist tröstlich zu wisse, dass sie nicht ganz gestorben ist, sondern ein Teil von ihr in mir weiterlebt.“

Samantha besann sich kurz, ehe sie fortfuhr zu berichten: „Die Tok’ra an sich waren nicht immer gute Verbündete. Es gab Ausnahmen, aber oft haben Sie uns mehr Ärger gemacht als Nutzen gebracht. Die Sache mit den Manschetten zum Beispiel, das Symbiontengift oder Jacks Erfahrung mit Kanaan. Sie waren oft sehr schwierig und unglaublich arrogant. Sie haben uns immer wie Kinder behandelt. Eigentlich hat das jede außerirdische Rasse getan. Das waren wir auch, zumindest was unser Wissen anging, und sind es auch heute noch.“

Die Berichte der einzelnen SG-1-Missionen sprachen für ihre Ausführungen. Mehr als einmal hatten sie die Tok’ra in Gefahr gebracht. Von Verbündeten oder gar Freunden war da sicher nicht die Rede gewesen.

„Vermissen Sie die Zeit im Stargatecenter?“

Diese Frage war nicht wirklich für das Buch wichtig, sie interessierte mich nur brennend. Wer so viele unglaubliche Abenteuer erlebt hatte und so viel Fantastisches sah, der konnte sicher nicht einfach so aufhören und es hinter sich lassen. Man musste die Aufregung und die Action doch vermissen.

„Manchmal.“, bestätigte Sam. „Wir spielen mit den gesammelten Daten und Erkenntnissen, aber es fehlt das Adrenalin, die Aufregung, wenn man durch das Tor zu einer fremden Welt aufbricht, und die Tatsache, dass wir Vier zusammen waren. Daniel sehe ich fast jeden Tag, mit Teal’c halte ich auch regen Kontakt und besuche ihn so oft es mir möglich ist, aber Jack… Es ist kompliziert.“

Da war sie wieder, die Trauer in ihren Augen. Was zwischen ihnen auch vorgefallen war, es nackte immer noch an ihr. Es war nicht nur die Tatsache, dass sie nicht mehr miteinander sprachen, sondern auch das, was damals gesagt worden war. Ich konnte mir nicht einmal im Ansatz vorstellen, was passiert sein musste, damit es zu solch einem Bruch in ihrer Freundschaft kam. Sie war doch bedingungslos gewesen. Ich konnte mir nicht vorstellen, was so schrecklich gewesen sein konnte. Colonel O’Neill hatte ihr sicher nicht absichtlich wehtun wollen.

„Ja, er ist ein komplizierter Mann.“, scherzte ich.

„Nein, nicht wirklich.“, erwiderte sie schmunzelnd. Doch als sie sagte: „Er kann nur nicht vergessen, das ist alles.“, wurde sie schlagartig wieder ernst.

„Da Sie mir ja nicht sagen wollen, was auf der letzten Mission geschah, werde ich den letzten Kommentar einfach mal ignorieren.“, kam ich ihr entgegen.

Ich würde sicher nicht weiter in der Wunde herumstochern. Ich sollte es wohl nicht erfahren, damit musste ich mich abfinden. Wieso sollten sie es mir auch erzählen, wenn sie nicht einmal mit ihren besten Freunden darüber reden konnten. Sie hatten mal alles geteilt, doch das war jetzt vorbei.

Als ich eine Weile keine Fragen mehr stellte, weil ich zu sehr in Gedanken gewesen war, fragte sie nach: „Waren das all Ihre Fragen, Max?“

Sie klang ein klein wenig enttäuscht, eventuell kam es mir aber auch einfach nur so vor. Sie hatte wohl nicht erwartet, dass ich mein ganzes Repertoire schon aufgebraucht hatte. So war es auch nicht. Wo sie eine Frage beantwortete, entstanden ein Dutzend neue. Ein Leben würde nicht ausreichen, sie zu beantworten. Aber sie konnten warten.

„Eine habe ich noch. Haben Sie es je bereut, die Stelle beim Stargatecenter angenommen zu haben?“, stellte ich ihr meine letzte Frage - eine der wohl Wichtigsten.

„Nicht einen Augenblick.“


Zwischenspiel


Jack O’Neill hatte gerade die letzte Seite des Manuskripts fertig gelesen und klappte das noch unvollständige Buch zu. So sehr er es auch versuchte, er konnte weder sich noch sein Team darin wiederfinden. Nicht, dass es schlecht geschrieben war, es war nur nicht ihre Geschichte. Es fehlte soviel. Jeden einzelnen Tag, seit er Daniel begegnet war, hatte sich in seinen Erinnerungen festgesetzt, doch das, was er da gelesen hatte, kam so gar nicht dem gleich, was sie erlebt hatten. Nichts, was diese Figuren von sich gaben, entsprach auch nur ansatzweise dem, was einer seiner Freunde gesagt hatte oder hätte.

Nicht einmal die Tatsache, dass dieses angebliche Werk noch nicht fertig war, stimmte ihn milder. Am Liebsten hätte er zum Hörer gegriffen und diesen Möchtegernautor zusammengestaucht. Aber dann hätte er auch zugeben müssen, dass er es gelesen hatte - alles. Seine Erzählung hatte einfach keine Tiefe. Mit SG-1 verbannt Jack Freundschaft, Liebe und Schmerz. Doch diese Charaktere besaßen nichts von alledem. Wahrlich, dieser Maximilian Wilkins hatte es versucht, aber es war ihm nicht gelungen. Diese vier Personen waren nicht sein Team. Sie waren Fremde - für ihn und untereinander.

Ein leises Brummen riss ihn aus seinen Gedanken. Als er die Quelle dieses Geräusches betrachtete, musste er schmunzeln. Daniel hatte sich auf der Couch zusammengerollt und schlief tief und fest. Das war eines der Dinge, das er in dem Buch vermisst hatte. Es war doch die Rede davon gewesen, dass Maximilian sie als Menschen darstellen wollte, warum dann nicht durch solch simple Dinge. Diese private Seite sollten die Leute von Daniel kennenlernen. Dass er im Schlaf leise vor sich hin murmelte, manchmal schnarchte, wenn ihn seine Allergie wieder einmal plagte, oder dass er auch in den unmöglichsten Positionen einschlafen konnte.

Die Alltäglichkeiten waren es doch, die sie menschlich machten. Sie waren nicht perfekt. Jack schon gar nicht. Vielleicht sollte er doch mal mit diesem Reporter reden? Daniel hatte ihm jedenfalls dazu geraten. Was könnte schon groß passieren? Er könnte das Gespräch jederzeit abbrechen, er könnte dafür sorgen, dass nichts von dem, was er erzählte, jemals verwendet werden würde. Er hatte Kontakte. Er könnte sogar verhindern, dass dieser Autor weiter an dem Buch schreiben dürfte. Außerdem hatte Maximilian Wilkins ihm auf gewisse Art imponiert. Seine Dreistigkeit hatte Jack gefallen. Es kam nicht oft vor, dass Menschen so ehrlich zu ihm waren.

Aber erst einmal würde er seinen Freund ins Bett bringen. Aus eigener Erfahrung wusste er, dass diese Couch sehr unbequem und schlecht für den Rücken war. Mal ganz davon abgesehen, dass sein Freund runterzufallen drohte. So witzig es sicher auch gewesen wäre, das mit anzusehen, Daniel wäre sicher sauer geworden. Also ergab Jack sich seinem Schicksal und weckte vorsichtig seinen besten Freund, nachdem er das Manuskript auf den Tisch gelegt hatte sowie aufgestanden war.

„Muss ich schon los?“ fragte Doktor Jackson verschlafen und rieb sich die Augen. Seine Brille hatte O’Neill schon vor Stunden in Sicherheit gebracht und reichte sie diesem jetzt.

„Nein, aber du solltest vielleicht ins Bett gehen, sonst schaffst du es morgen nicht einmal mehr ins Bad.“, erwiderte Jack ruhig und nahm auf dem niedrigen Sofatisch platz.

„Stört mich nicht.“, wehrte dieser ab und war bereits wieder dabei, die Augen zu schließen.

Jack entgegnete grinsend: „Dann warst du also nicht zum Frühstück verabredet?“

Sofort waren Daniels Augen wieder offen und blickten seinen Gegenüber irritiert an. Jack konnte sehen, wie es fieberhaft hinter der Stirn seines Freundes arbeitete. Dieser hatte das Treffen mit dem Reporter anscheinend schon vollkommen vergessen, dabei hatten sie sich erst vor einigen Stunden noch darüber unterhalten.

„Oh, richtig!“, fiel schließlich auch bei Doktor Jackson der Groschen.

Stöhnend und nur widerwillig erhob sich dieser und trottete in Richtung des einen Schlafzimmers. Jack blickte ihm kopfschüttelnd hinterher. Sein Freund war unverbesserlich, eines der Dinge, die er so an dem Archäologen mochte. Dieser ließ gerade die Tür hinter sich ins Schloss fallen. Jack war überzeugter als je zuvor, dass die Menschheit diese Seite seines Freundes kennenlernen musste. Allen voran Maximilian Wilkins. Entschlossen griff er zum Telefon, ehe er es sich noch einmal anders überlegen konnte.

weiter: Teil 3….


Teil 3 by Lenari
Teil 3


Kapitel 7: Jack O’Neill Teil 2

- Freitag in aller Herrgottes Frühe -


Ich hatte die halbe Nacht hindurch über der Auswertung der Sprachanalyse verbracht und bis jetzt half es mir kein Stückchen weiter. Es ergab nichts, was ich nicht schon wusste. Weder bei Colonel O’Neill, noch bei Doktor Carter oder Doktor Jackson. Josh hatte mir alles vorbei gebracht, als ich gerade nach Hause gekommen war. Auch er hatte übermüdet ausgesehen. Er musste sich für mich die Nacht um die Ohren geschlagen haben. Ich würde ihm bei Gelegenheit dafür danken. Mir würde schon etwas einfallen.

Als ich gerade auf die Uhr sah, war es drei Uhr morgens. Ich sollte wahrscheinlich ins Bett gehen, bevor meine Frau gar nicht mehr mit mir sprach und ich den Rest unserer Ehe auf dem Sofa verbringen konnte, aber ich wollte einfach noch nicht aufgeben. Ich hatte nur einen Tag, um das eben Erfahrene in meinem Buch so zu verarbeiten, dass es glaubwürdiger wurde.

Die Beziehungen untereinander, die Vorurteile der ersten Begegnung und all die Unterschiede, die sie so einzigartig machten. Ich musste aufzeigen, dass manche Begebenheiten einfach größer waren, als ein einfacher Mensch. Dass es Dinge im Universum gab, die wir erst noch begreifen lernen mussten. Sie hatten alle Vier Dinge gesehen, die unfassbar waren.

Doktor Jackson war aufgestiegen, hatte ein Jahr auf Abydos verbracht, war schon mehrmals dem Tod nur knapp entronnen und er hatte einen sehr wichtigen Menschen verloren: Seine Frau. Colonel O’Neill hatte mehr als einmal auf einem fremden Planeten festgesessen und nicht geglaubt, wieder nach Hause zu kommen, er war rasend schnell gealtert, war kurzzeitig Wirt für einen Tok’ra gewesen und war sogar geklont worden.

Teal’c hatte sich gegen den gestellt, den er mal seinen Gott genannt hatte, war der Begründer der Jaffa-Rebellion und hatte mit dem Verlust seines Symbionten zu kämpfen gehabt. Doktor Carter - damals noch Major - war von einer Tok’ra namens Jolinar befallen worden, hatte ihren Körper kurzzeitig an ein Energiewesen verloren und hatte all ihre Lieben im Laufe der Zeit sterben sehen. Sie waren alle vom Schicksal verstoßene Kinder gewesen, aber sie hatten überlebt, weil sie nicht einfach aufgeben konnten.

Das Läuten des Telefons riss mich aus den Gedanken, zog mich ins Nebenzimmer. Ich meiner Eile stieß ich mich an der Kommode und fluchte leise vor mich her. Dana hatte einen leichten Schlaf. Sie war sicherlich schon von dem Krach wach geworden. Ich würde also nach diesem Gespräch meine Arbeit niederlegen und zu ihr ins Bett kriechen müssen, wenn ich ihren Zorn nicht auf mich ziehen wollte. Wer konnte das um diese späte Nachtzeit noch sein?

„Wilkins.“, meldete ich mich knapp und fuhr mir mit der Hand übers Gesicht, um die Müdigkeit loszuwerden.

„Das Buch ist Müll.“, hörte ich eine dunkle Männerstimme am anderen Ende der Leitung sagen.

„Was?“, fragte ich verwirrt. Irgendwie stand ich noch auf der Leitung. Es war zu spät in der Nacht oder halt zu früh am Morgen, um richtig wach zu sein.

„Sie haben schon verstanden. Es ist Schrott. Es taugt nicht mal dazu einen Tisch am Wackeln zu hindern.“, beleidigte der Mann mein Werk weiter. Plötzlich fiel der Groschen. Mir wurde endlich klar, wer das am Telefon nur sein konnte. Von einem Moment auf den anderen war ich so gut wie wieder hell wach. Gähnen tat ich trotzdem.

Ich fragte, während ich mich halb auf die Kommode setzte: „Colonel O’Neill, sind Sie das?“

„Wer sonst, Sie Scherzkeks. Oder haben Sie noch einem anderen Ihr Manuskript überlassen?“, maulte dieser mich an. Irgendetwas schien ihn mächtig zu wurmen und das schien nicht wirklich mein Buch gewesen zu sein. Mehr die Tatsache, dass ich ihn wirklich dazu hatte bewegen können, sich durchzuringen und mich anzurufen.

„Nein, natürlich nicht.“, gab ich etwas durcheinander zurück. Ich war immer noch nicht ganz bei mir. Es war spät, ich schlief schon fast und in meinem Kopf schwirrte es. Das Buch nahm mich voll und ganz ein. Schließlich hakte ich nach: „Was gefällt Ihnen nicht?“

„Alles. Die Charaktere entsprechen nicht der Wirklichkeit, die Handlung ist undurchsichtig und die Zusammenhänge sind vollkommen aus der Luft gegriffen.“, zählte Jack auf. Das war dann so gut wie alles, was in dem unfertigen Werk bis jetzt vorhanden war. Wenigstens hatte er nichts von Rechtschreibfehlern erwähnt.

„Vielleicht sollten Sie dann in Ruhe mit mir darüber reden.“, schlug ich vor.

„Als ob Sie nicht schon längst mit den anderen gesprochen haben.“, wandte er ein. Er hatte wirklich eine ausgezeichnete Menschenkenntnis, das musste man ihm lassen. Aber das hätte sich wohl auch jeder andere zusammenreimen können, der auch nur etwas Grips besaß.

„Ich dachte schließlich, es interessiert Sie nicht.“, erwiderte ich lapidar.

„Tut es auch nicht.“, wehrte O’Neill ab.

„Und wieso rufen Sie dann an?“, fragte ich nach, versuchte dabei so verwundert wie möglich zu klingen.

Er würde es mir keine fünf Sekunden abkaufen. Ich war einfach ein schlechter Lügner. Aber bis jetzt hatte mir noch jeder gesagt, dass er etwas für Sarkasmus übrig hatte, also wieso es nicht einfach mal versuchen. Er hatte mein Werk und damit auch mich gerade bis aus Blut kritisiert, tiefer konnte ich seinem Ansehen also auch nicht mehr sinken.

Er gab zurück: „Um Ihnen zu sagen, dass das Buch nichts taugt.“

„Es ist aber schon mal ein guter Anfang, sonst hätten Sie es wohl kaum gelesen, Colonel.“, bemerkte ich grinsend.

Wieso konnte er nicht einfach zugeben, dass er mir bei meinem Buch helfen wollte, und diesen Affentanz endlich beenden. Ich wollte endlich ins Bett. Ich war hundemüde und vermisste den warmen, weichen Körper meiner Frau. Ich merkte noch rechtzeitig, wie meine Gedanken abzudriften begannen und riss mich zusammen.

„Mir war langweilig.“, konterte er defensiv.

Er war vielleicht einer der größten Helden dieses Jahrtausends, aber auch nicht mehr als ein sturer Esel, wie ich schon so viele in meinem jungen Leben getroffen hatte. Ich war mir auch fast sicher, dass er endlich seine Geschichte erzählen wollte und nur einen Vertrauensbeweis gebraucht hatte - etwas, dass ihm bewies, dass ich nicht einer dieser schmierigen Klatschkolumnisten war, sondern versuchte, ein ernstzunehmender Schriftsteller zu werden.

„Nein, Sie waren neugierig und jetzt, wo Sie wissen, dass Sie nicht so ganz positiv rüber kommen, wollen Sie mich kritisieren, bis ich es nicht mehr drucke.“, stellte ich richtig.

Auch ich hatte eine nicht zu verachtende Menschenkenntnis und darüber hinaus auch keine Angst vor ihm. Er war auch nur ein Wesen aus Fleisch und Blut. Zugegeben, eines mit einem verdammten Dickkopf, aber auch der war zu brechen, wenn man es nur richtig anstellte. Er war einer der Menschen, denen man erst vor den Kopf stoßen musste, bevor sie sich dazu durchrangen, sich mit einem vernünftig zu unterhalten.

„Ist nicht wahr!“, versuchte er sich herauszureden.

Ich hakte herausfordernd nach: „Was ist dann die Wahrheit?“

„Sie wollen meine ehrliche Meinung hören?“, wollte er vorsorglich wissen.

Das brachte mich zum Grinsen. Welchen Sinn hätte sonst dieses Gespräch um diese so unchristliche Zeit gehabt?

„Ja, deswegen bin ich doch zu Ihnen gekommen. Von niemand anderem kann ich sie erwarten.“, antwortete ich aufrichtig.

„Kennen Sie O’Malleys?“, fragte der Colonel ausweichend. Mir sollte es recht sein. Dann erfuhr ich eben erst bei einem Essen, was er mir zu sagen hatte. Ich hatte alle Zeit der Welt, wenn es um seine Meinung ging.

„Sicher!“, gab ich zurück.

Er bestimmte: „Sonntag um zwei. Ich werde keine Sekunde warten, also sein Sie pünktlich.“

„Werde ich.“, versprach ich, doch Colonel O’Neill hatte bereits aufgelegt.

Ich war immer noch verwirrt. Mit seinem Anruf hatte ich eigentlich nicht so früh gerechnet. In ein paar Tagen vielleicht, wenn überhaupt. Ich hängte den Hörer wieder ein und schüttelte den Kopf, um meine Gedanken frei zu bekommen. Heute Abend würde ich wohl keine klaren Zusammenhänge mehr erkennen, also beschloss ich, ins Bett zu gehen. Morgen oder heute, wie auch immer man das sehen wollte, hatte ich immer noch genug Zeit, die Aussagen und Analysen zu zerpflücken. Jetzt wollte ich nur noch zu Dana ins Bett.


Kapitel 8: Doktor Daniel Jackson Teil 2

- Freitagvormittag -


„Ich bitte vielmals um Entschuldigung.“, bat Doktor Jackson gestresst und rechtfertige sich auch sofort für sein Zuspätkommen:„Sie wissen gar nicht, wie schwer es ist, einen Platz bei den Asgard-Beam-Portalen zu bekommen. Ich musste fast eine Stunde anstehen.“

Erließ sich mir gegenüber auf die rot gepolsterte Sitzbank sinken, welche den kleinen Holztisch umschloss. Daniel hatte sich für einen dieser Pancake-Läden entschieden, die im Stil der Sechziger angelegt waren. Für mich jedoch zählte nur, dass es Kaffee gab und ich etwas in den Bauch bekam. Ich hatte doch glatt verschlafen und war auch erst vor einigen Minuten am Cafe angekommen. Jackson schien eine ebenso kurze Nacht wie ich gehabt zu haben, denn nun gähnte er herzhaft und bestellte erst einmal eine große Tasse, schwarzen Kaffee. Ich ließ auch noch einmal nachfüllen. Während ich ihm erklärte, dass ich ebenfalls zu spät gekommen wäre, studierte er interessiert die Speisekarte. Ich hatte bereits bestellt.

„Übrigens schönen Gruß von O’Neill.“, teilte Daniel mir ohne Umschweife mit.

Einen Moment blickte ich ihn verwundert an, doch dann fiel der Groschen. Er lebte in Nevada und seine Wohnung war nur zehn Minuten von diesem Lokal entfernt. Wieso also Asgard-Beamtechnologie benutzen? Er musste in Minnesota gewesen sein. Vielleicht war das nur Zufall. Eventuell aber auch nicht.

„Dann habe ich es Ihnen wohl zu verdanken, dass er mich um drei Uhr morgens angerufen hat.“, schlussfolgerte ich.

Einen Moment sah Doktor Jackson mich verwundert an, dann meinte er: „Davon weiß ich nichts, aber wenn er es getan hat, dann sicher nicht meinetwegen.“

Also hatte er O’Neill doch nicht überredet. Dann hatte ihn wirklich nur mein Manuskript überzeugt. Eigentlich ein ziemliches Armutszeugnis, denn er hatte es gnadenlos zerrissen und als Schrott bezeichnet. Wenn Jack nun nichts Positives daran fand, dann konnte ich auch genauso gut noch einmal von vorn beginnen oder es gar ganz lassen. Ich würde wohl bis Sonntag warten müssen, um zu erfahren, was ihm nicht gefiel.

„In den Berichten kam es immer so rüber, als hätten Sie großen Einfluss auf Ihn gehabt.“, stellte ich fest.

„Möglich, aber nur, wenn sein Gewissen das genauso gesehen hat.“, erwiderte Daniel amüsiert. „Ich habe vor ihm noch nie jemanden kennen gelernt, der gleichzeitig so einfach und so kompliziert war. Er überrascht einen immer wieder. Er sagt Dinge, die man nicht von ihm erwartet hat, und danach gleich wieder etwas, das so typisch für ihn ist. Ich werde bis heute nicht aus ihm schlau und das ist auch gut so.“

Jacksons Augen lachten, als er von O’Neill sprach. Da war soviel Freundschaft und Liebe für den ehemaligen Colonel, dass es mir fast die Sprache verschlug. Sie waren Brüder. Es bewegte mich sehr, zu sehen, wie nahe sie sich nach all der Zeit noch standen. Bei dem, was sie zusammen durchgemacht hatten, war das auch kein Wunder. Trotzdem ließ mich das unbestimmte Gefühl nicht los, dass da noch etwas war, dann Daniel mir etwas verheimlichte.

„Hat sich Jack O’Neill eigentlich sehr verändert, seit er das Stargatecenter verließ?“, war meine nächste Frage.

„Nein, eigentlich nicht.“, antwortete Doktor Jackson kopfschüttelnd. „Er hat sich nur nie viel aus Publicity gemacht und war lieber für sich allein. Es ist nicht so, dass er verbittert ist, wie die Medien es gerne darstellen wollen, er will nur nicht im Mittelpunkt stehen. Er ist sehr bescheiden. Er ist noch genauso sarkastisch, hilfsbereit und stur wie damals. Und er hat es immer noch nicht gelernt, über seinen eigenen Schatten zu springen. Es fällt ihm so unendlich schwer, über Gefühle und den ganzen Quatsch zu sprechen.“

„Besonders mit Doktor Carter, richtig?“, folgerte ich.

Jackson hätte nicht einmal antworten müssen, ich sah es in seinen Augen. Sie wurden traurig - irgendwie melancholisch. Sein bester Freund hatte nie auch nur eine Silbe über den Vorfall vor drei Jahren verloren und das schien alle sehr mitzunehmen. Ihr Team war daran zerbrochen. Sicher fühlte Daniel sich immer wie ein Verräter, wenn er mit Jack oder Sam zusammen war. Zumindest würde es mir so gehen, wenn zwei meiner besten Freunde nicht mehr mit einander reden würden. Dieser Zustand musste sich doch ändern lassen.

„Richtig!“, stimmte er zu. „Was auch immer genau passiert ist, Jack gibt sich daran die Schuld. Jakob war wie ein Bruder für ihn. Ihn sterben zu sehen, muss furchtbar für beide gewesen sein. Ich kann gut verstehen, warum Sie nicht darüber reden wollen.“

„Wo waren Sie zu dem Zeitpunkt?“, hakte ich nach.

Daniel überlegte einen Augenblick, bevor er zu berichten begann: „Teal’c und ich sind vorausgegangen, um uns ein Frachtschiff zu sichern. Wir hatten getrennt Sprengladungen angebracht, um gegebenenfalls die Raumstation der Goa’uld in die Luft jagen zu können, sollten wir das Symbiontengift verlieren oder gefangen genommen werden. Als wir Jack anfunkten, um zu hören, wie es bei ihnen gelaufen war, war er bereits auf dem Rückweg. Er sagte nur: ‚Nicht so gut.’ Als er eintraf, war Sam bewusstlos und Jakob verschwunden.

Jack befahl Teal’c zu starten und wir sind weggeflogen. Ich weiß auch noch, dass Jack noch mit Sam gesprochen hat, aber ich habe keine Ahnung worüber. Ich weiß nur, dass sie danach nicht mehr miteinander redeten und Jack das Stargate - Center verlassen hat. Das ist dann auch seit drei Jahren der neuste Stand der Dinge. Teal’c und ich hatten natürlich versucht, die beiden zusammenzubringen, aber leider war das schwieriger als vorher angenommen. Sam hatte sich in ihre Arbeit verkrochen und Jack hatte sich geweigert, seine Hütte in Minnesota zu verlassen.“

„Vielleicht bekomme ich es ja hin?“, überlegte ich laut. „Ich reise in ein paar Tagen nach Chulak, eventuell könnte ich Sie dazu bringen, mich zu begleiten.“

„Das könnte klappen.“, murmelte Jackson und ich konnte sehen, wie es hinter seiner Stirn zu arbeiten begann. „Wenn Sie Sam überreden, dann mache ich dasselbe mit Jack. Er ist sentimental, wenn es um Jahrestage geht. Er rastet immer aus, wenn ich unseren vergesse, auch wenn es dabei nur um den Tag unseres Kennenslernens geht. Wenn ich ihm glaubhaft verkaufen kann, dass wir Teal’c bereits zehn Jahre kennen, was auch ungefähr hinkommt, dann schaffe ich es vielleicht, ihn aus seiner Hütte wegzulocken.“

„Und wenn er die Finte durchschaut?“, fragte ich realistisch nach.

Daniel antwortete prompt: „Sage ich ihm einfach, dass wir vor- oder nachfeiern, weil Sam ja auch feiern wollte und die beiden ja nicht miteinander reden. Dann hat er auch gleich ein schlechtes Gewissen und willigt ein.“


Zwischenspiel Slash (als Skipper bitte beim nächsten Zwischenspiel weiterlesen)


„Oh man, die lügen ja ständig.“, platzte es auch schon aus Joshua heraus, kaum, dass wir an seinem Arbeitsplatz Platz genommen hatten.

Ich sah ihn verblüfft an und er zuckte nur unschuldig mit den Schultern. Manchmal vergaß ich, dass er keinen Gedanken für sich behalten konnte und von Diplomatie nicht gerade viel hielt. Sein Mund war oft schneller als sein Gehirn. So wusste ich wenigstens, woran ich war. Ich fand seine Offenheit sehr erfrischend, wenn man bedachte, mit welchen Schaumschlägern ich mich sonst so herumschlagen musste. Politiker konnten sehr anstrengend sein.

„Wie meinst du das?“, wollte ich wissen.

„Max, dir als Verhaltensforscher sollte das eigentlich aufgefallen sein.“, tadelte er mich kopfschüttelnd und öffnete einige Dateien auf seinem Computer.

Ich starrte auf eine Mischung aus Sprachmustern, Diagrammen und Analysen. Wirklich schlau wurde ich daraus jedoch nicht. Genauso gut hätte er mir eine Anleitung für eine Gehirnoperation zeigen können oder eine wirtschaftliche Marktanalyse. Das wusste Josh jedoch ganz genau.

Deswegen begann er im selben Atemzug auch bereits zu erläutern: „Hier, diese Ausschläge bedeuten, dass die Person lügt. Doktor Jackson hat die in fast jedem Satz. Nicht, dass er wirklich lügt, aber er verheimlicht was, soviel ist sicher.“

Ich für meinen Teil konnte nur einen von vielen Ausschlägen sehen, die sich sporadisch wiederholten. Dass es sich dabei um die grafische Darstellung eines Sprachmusters handelte, wusste ich lediglich, weil ich das schon öfter in verschiedenen Filmen gesehen hatte.

„Ach so, das habe ich mir auch schon gedacht. Lass mich raten, immer, wenn er O’Neills Namen ausspricht.“, winkte ich ab.

Das bewies mal wieder, dass mein Studium doch etwas gebracht hatte.

„Nein, dann siehst du solch einen Ausschlag. Er ist eindeutig verliebt.“, erwiderte Joshua besserwisserisch und wies mit dem Finger auf eine andere Kurve.

„Was?“, fragte ich irritiert. „Du musst dich irren.“

Mich hatte fast der Schlag getroffen. Dass sich mehr zwischen den beiden Männern abspielte, als einfache Freundschaft war mir klar gewesen, aber so weit wäre ich nicht gegangen. Zumindest nicht bei O’Neill. Es war allgemein bekannt, dass Militärs eine gewisse Abneigung zur Homosexualität besaßen. Erst recht in den eigenen Reihen. Jedoch erklärte dies einiges.

„Maschinen irren sich nicht, na ja, sollte das Programm wirklich einwandfrei funktionieren, und ich mache auch keine Fehler. Was auch immer er dir über die Beziehung zwischen Carter und O’Neill gesagt hat, es war so gut wie gelogen, denn es trifft vielmehr auf ihn und den Colonel zu.“, fuhr Joshua ungeirrt fort und öffnete eine weitere Analyse.

Alles war er sagte, konnte er mir auch belegen. Doch es waren noch lange keine stichhaltigen Beweise.

Leise murmelte ich vor mir hin: „Das würde so einiges erklären.“ und versuchte vergebens meine Gedanken zu ordnen.

„Viel wichtiger ist doch, wirst du es verwenden?“, fragte mein Freund neugierig und sah mich abwartend an.

„Ich weiß es nicht.“, antwortete ich ehrlich.

Konnte ich das denn einfach? Es ging hier schließlich um das Privatleben zweier sehr berühmter Leute, dass ich nicht in den Dreck ziehen wollte. Es würde auch ein schlechtes Licht auf den Rest der Air Force werfen. Andererseits wollte ich in meinem Buch doch ehrlich sein und Tatsachen schildern. Wie könnte ich dann diese Wahrheit verschleiern. Wiederum würde niemand mein Buch drucken, sollte ich diese pikiere Situation darin verarbeiten, und ich würde sofort das Vertrauen zu SG-1 verlieren, welches sowieso nur auf wackligen Beinen stand. Eine wirklich schwere Entscheidung. Eine, die ich sicher nicht treffen würde, bevor ich alle Seiten und die ganze Wahrheit kannte.

„Also, wenn du immer noch die ungeblümte Wahrheit schreiben willst, dann musst du es wohl tun.“, sprach er meine Gedanken aus.

„So werden Sie mich das Buch aber sicher nicht drucken lassen.“, erwiderte ich, um ihm mein Dilemma aufzuzeigen.

„Dann sag es Ihnen nicht.“, meinte Josh nur.

So etwas konnte nur von ihm kommen. Bei der Fülle an Menschen, die dieses Buch absegnen mussten, war das sicher nicht leicht. Außerdem hatte ich nicht vor, ein Buch zu schreiben, dass dann niemand lesen durfte. Ich hatte zuviel Zeit geopfert, meine Frau zu sehr vernachlässigt. Für Josh war leicht reden, wenn er drei Tage und Nächte durcharbeitete, störte das niemanden. Er hatte weder Frau noch Kinder. Er war einer dieser typischen Junggesellen. Ich jedoch hatte Verpflichtungen, die ich nicht so einfach ignorieren konnte, nur weil es mir gerade in den Kram passte.

„Das kann ich nicht. Sie vertrauen mir. Sie zu belügen wäre einfach nur falsch. Ich muss mir was anderes einfallen lassen.“, legte ich dieses brisante Thema erst einmal auf Eis.

„Heißt das, ich habe mir umsonst die Arbeit gemacht?“, wollte er entrüstet wissen und verzog schmollend das Gesicht, was mich sofort an die Geschichtsstunden während unserer Schulzeit erinnerte.

„Nein, ich bin dir natürlich sehr dankbar und ich kann sicher viel verwenden, nur eben das nicht.“, wandte ich ein und klopfte ihm anerkennend auf die Schulter.

„Das ist aber nicht Nichts!“, entrüstete er sich verständnislos. „Du musst sie zumindest darauf ansprechen. Sollte ich mich wirklich irren, dann kann ich dieses Programm vergessen. Das Pentagon verlässt sich darauf, dass es funktioniert. Ich meine, ich kann dir sogar sagen, wie er sich fühlte, während er nichts sagte.“

Joshua war neugierig. Zwischenmenschliche Beziehungen faszinierten ihn, er hatte nur nie viel Zeit dafür. Von Heirat hielt er nichts und seine längste Beziehung ging höchstens ein paar Monate. Ich machte mir schon gar nicht mehr die Mühe, die Namen seiner Eroberungen zu behalten. Andererseits hätte ich Dana ohne ihn bis heute noch nicht um ihre Hand gebeten und es wären auch nicht unsere Zwillinge unterwegs.

„Dann ist meine Arbeit nur ein Test für dich?“, stichelte ich voll gespielter Empörung.

„Klar! Ich helfe dir und du mir, so läuft das unter Freunden.“, antwortete Josh ehrlich und wedelte mit seiner Hand zwischen uns beiden hin und her.

Im nächsten Moment mussten wir beide lachen. Er hatte Recht. Genauso lief das zwischen Freunden und ich schuldete ihm noch so einiges. Ein paar kleine Opfer sollten da dann doch wohl drin sein, oder? Mehr als alles abstreiten konnten Doktor Jackson und Jack O’Neill nicht. Sicher würden sie dann auch nicht mehr mit mir reden, aber das Risiko sollte ich doch bereit sein, einzugehen, nicht wahr?

„Ich kann Doktor Jackson nicht einfach fragen, ob er mehr für seinen besten Freund empfindet, als Brüderlichkeit. Nicht ohne mir ganz sicher zu sein. Also, bist du dir sicher, dass sich dein Programm nicht irrt?“, fragte ich sicherheitshalber noch einmal nach.

„Wann habe ich mich schon mal geirrt“, begann Josh, bemerkte meinen skeptischen Blick und schickte sofort noch hinterher: „…wenn es um Computer ging?“

„Gut, dann frage ich ihn.“, versprach ich und betete, dass ich mir nicht gerade mein eigenes Grab geschaufelt hatte. Seufzend und voller Theatralik schickte ich hinterher: „Oh man, der Colonel wird mich sicher dafür umbringen. Tu mir einen Gefallen und kümmere dich um meine Frau.“

„Jetzt übertreibst du.“, lachte Josh und zündete sich eine Zigarette an.


Zwischenspiel Skipper (als Slasher bitte beim nächsten Kapitel weiterlesen)


„Und?“, fragte ich neugierig und ließ mich neben Joshua in einen Stuhl sinken. „Irgendwas Spannendes herausgefunden?“

Wir hatten es uns auf meiner kleinen Terrasse, welche sich hinter dem Haus befand, gemütlich gemacht. Zigarettenqual lag in der Luft, jedes Mal, wenn Josh an einer solchen zog. Eine Angewohnheit von ihm, an die ich mich mittlerweile gewöhnt hatte. Über Jahre hinweg hatte ich versucht, es ihm auszureden. Ohne Erfolg.

„Außer dass Doktor Carter in Jack O’Neill verliebt ist?“, wollte er grinsend wissen und drückte seine Zigarette im Aschenbecher aus.

„Ja, mal abgesehen, davon.“, bestätigte ich.

„Nicht viel.“, gab Josh zurück. „Sie sind alle nicht besonders glücklich und haben eine ganze Menge Schuldgefühle. Aber das wusstest du sicher schon.“

Ja, das wusste ich schon. Selbst ein Blinder würde es ihnen anmerken. Wenn ich nur wüsste, ob ich das ändern könnte. Doktor Jackson unterstützte zwar diesen waghalsigen Versuch, Carter und O’Neill wieder zusammenzubringen, aber ob es uns wirklich gelang, war fraglich. Ohne die Hilfe von Teal’c würde es uns sicher nicht gelingen. Am Montag würde ich sehen, wie begeistert er von mir war.

Nachdenklich erwiderte ich: „Wenn ich nur wüsste, was damals zwischen ihnen geschehen ist? Niemand wollte oder konnte mit mir darüber reden.“

„Ich habe leider auch nichts Näheres herausfinden können.“, erstickte Josh meine letzte Hoffnung im Keim und zuckte mit den Schultern. Wie hätte er mir dabei auch helfen sollen. Sein Programm konnte vieles, aber sicher keine Gedanken lesen. Jedenfalls jetzt noch nicht, aber bei seinem Erfindungsgeist war das nur eine Frage der Zeit.

„Trotzdem Danke.“ Ich klopfte Joshua freundschaftlich auf die Schulter und nahm einen Schluck von meinem kühlen Bier. Das würde wohl in nächster Zeit der letzte Männerabend gewesen sein, da war es nur fair, nicht weiter über die Arbeit zu reden.

Als hätte er meine Gedanken gelesen, fragte er: „Wo ist eigentlich deine hübsche Frau?“

Suchend schweifte sein Blick durch den kleinen Garten und dann hinüber zum Haus.

„Bei einer Freundin. Sie veranstalten eine Babyparty. Dieser Abend gehört ganz uns Männern.“, winkte ich ab und hielt ihm meine Bierflasche entgegen. Er stieß mit mir an, dass das Glas leicht erklang.

„Darauf trinken wir.“, prostete er mir zu und nahm einen großen Schluck. Mit einem Blick gen Himmel meinte er dann plötzlich: „Übrigens, ich habe dein Buch gelesen.“

„Wirklich?“, hakte ich ungläubig nach. Josh war eigentlich keine Leseratte und von Unterhaltungsliteratur - wie er alle Bücher nannte, auf denen nicht ‚Fachliteratur’ geschrieben stand - hielt er herzlich wenig. Ich fühlte mich deswegen doch geehrt, auch wenn ich immer noch nicht genau wusste, wie er an das Manuskript gekommen war. Das würde wohl auch Joshuas Geheimnis bleiben. Ich hatte es ihm angeboten, aber er hatte es sich nie geholt.

„Klingt fast so, als würdest du mir das nicht zutrauen?“, meinte er mit gespielter Entrüstung und verzog schmollend das Gesicht. Ich musste unwillkürlich grinsen. Er war ein schlechter Schauspieler.

„Doch, natürlich. Ich war nur überrascht. Du reagierst normalerweise allergisch auf Lektüre, die nichts mit deiner Forschung zu tun hat.“, erwiderte ich ehrlich und er konnte nur zustimmend nicken.

„Ich war neugierig.“, verteidigte er sich schließlich noch.

Neugierig hakte ich nach: „Und?“

„Der Colonel hatte Recht.“, meinte Joshua mit ernstem Blick. Wenn das schon von ihm kann, dann konnte es nur stimmen. Ich musste mich also noch mehr anstrengen. Mein Freund war schließlich ein ziemlich schlechtes Publikum und Jack O’Neill war auch nicht leichter zufrieden zu stellen. Am Liebsten hätte ich gefragt, was ihm konkret nicht gefallen hatte, doch das würde ich nicht heute Abend tun. Die Arbeit konnte auch bis morgen warten.

Seufzend ließ ich mich tiefer in meinen Liegestuhl sinken und voller Theatralik schickte ich hinterher: „Wenn selbst du das schon sagst, kann ich auch gleich aufgeben und mich von der nächsten Brücke stürzen. Kümmre dich bitte um Dana und die Zwillinge.“

„Jetzt übertreibst du aber.“, lachte Josh und zündete sich eine neue Zigarette an.


Kapitel 9: General George Hammond

- Freitagnachmittag -


„Danke, dass Sie sich heute für mich Zeit genommen haben. Ich bin Ihnen dafür wirklich dankbar.“, bedankte ich mich bei General George Hammond nachdem ich mich vorgestellt und er mich hereingebeten hatte. Wir setzten uns an einen Tisch im Wohnzimmer seines Hauses und ich legte meine Unterlagen auf den Tisch.

„Doktor Carter hat mich überredet.“, meinte er leicht lächelnd.

„Dann muss ich mich wohl auch bei ihr bedanken.“, erwiderte ich und packte auch mein Diktiergerät aus. Vorsorglich hakte ich nach, als ich des Generals Blick bemerkte: „Es macht Ihnen doch nichts aus, oder?“

„Nein, nein.“, winkte er ab und lehnte sich etwas in seinem Stuhl zurück. „Ich hörte auch, dass Sie Jack zu einem Interview überreden konnten. Meinen Respekt.“

Ich wehrte ehrlich ab: „Na ja, es ist nicht wirklich ein Interview, viel mehr eine Art Standpauke. Er zerreißt mein Buch in der Luft bevor ich es fertig geschrieben habe und ich versuche mich vergebens zu rechtfertigen.“

Ich wusste wirklich noch nicht, was ich von dem Treffen mit O’Neill zu erwarten hatte, aber damit würde ich mich befassen, wenn es soweit war. Im Moment konnte ich sowieso nichts ausrichten und hellsehen hatte ich noch nicht gelernt. Ich musste diese Begegnung wohl oder übel auf mich zukommen lassen.

„So grausam ist er nicht.“, versuchte der General mich zu beruhigen und ich hätte ihm gern geglaubt.

„Nur ehrlich.“, entgegnete ich realistisch. Allein diese Tatsache konnte bereits mein Selbstvertrauen und meine Arbeit an dem Buch zerstören. Also versuchte ich nicht daran zu denken und wechselte schnell das Thema: „Aber nun zu Ihnen. Erzählen Sie mir doch etwas über Ihre Zeit im SGC. Welche Eindrücke konnten Sie von den dort arbeitenden Personen sammeln?“

„Dass ich die meiste Zeit überflüssig war.“, scherzte Hammond ausgelassen. „Jeder hat seinen Job ausgezeichnet erledigt, es gab nie viel zu meckern. Alles in allem war es der beste Posten, den ich je hatte. Bei so einem Stab aber auch nicht weiter verwunderlich.“

Ich konnte richtig sehen, wie die Erinnerungen in sein Bewusstsein zurückkehrten und ihn mit auf eine Reise in die Vergangenheit nahmen. Ich beneidete ihn dafür. Er hatte mit den Besten der Besten zusammenarbeiten dürfen. Es muss eine tolle Zeit gewesen sein.

„Und SG-1?“, hakte ich ermunternd nach.

„Sie waren das Flaggschiff und sind Menschen, denen ich bedingungslos vertraue. Sie würden niemals einen Mann zurücklassen, egal welcher Spezies er angehört.“, berichtete George Hammond mit vor Stolz geschwelter Brust. Dennoch musste er eingestehen: „Ich muss aber auch zugeben, dass ich es nicht immer einfach mit ihnen hatte. Besonders nicht mit Jack.“

„Ich hörte bereits, dass er sich mit Diplomatie ziemlich schwer tat.“, sagte ich ruhig.

„Das ist noch untertrieben. Außerdem schaffte er es nie rechtzeitig, seine Berichte abzugeben, handelte auf eigene Faust, missachtete Befehle, wenn sie ihm nicht passten, und scheute sich auch nicht davor, jedem die Meinung zu sagen, wenn er es für angebracht hielt.“ Ich konnte mir richtig vorstellen, wie der General jedes Mal den Kopf geschüttelt hatte, wenn eines dieser Dinge geschah. Ich hätte nicht mit ihm tauschen wollen.

„Klingt wie der perfekte Soldat.“, scherzte ich.

Mit einem Lächeln erwiderte Hammond: „Ich muss zugeben, er hatte meistens recht und wenn ich nicht der Kommandeur des Programms gewesen wäre, hätte ich ihm gern öfter offen zugestimmt.“

„Doktor Jackson hat Ihnen sicher auch so manche schlaflose Nacht bereitet, nicht wahr?“, fragte ich weiter. Mich interessierte des Generals Sicht auf alle Mitglieder des Stargateprogramms, vorrangig jedoch auf das SG-1-Team.

„Er hatte ein Talent dafür, sich in Gefahr zu bringen, wenn man so will. Mit Ausnahme von Doktor Carter habe ich lange keinen so brillanten Menschen mehr getroffen. Daniel ist ein leidenschaftlicher Verfechter der Menschenrechte, ein Pazifist und Menschenfreund. Ohne seine Sicht der Dinge wären einige Missionen sicher katastrophal verlaufen.“, teilte Hammond mir offen mit und es kam mir fast vor, als würde er von seinem Sohn reden. Irgendwie waren es die Soldaten seines Kommandos auch.

„Und ohne Carters Köpfchen wären wir nicht mehr hier.“, fügte ich hinzu.

„Stimmt genau. Ich kann mir bis heute nicht erklären, wie sie es immer wieder geschafft hat, sich solch verrückte Pläne auszudenken, die darüber hinaus noch funktionierten.“, fuhr er ehrfurchtsvoll fort.

Ich hakte interessiert nach: „Und Teal’c?“

„Er war immer auf O’Neills Seite, was wenig erstaunlich ist, besitzen sie doch dieselben charakterlichen Grundzüge. Er war immer loyal und ehrlich, wenn auch sehr schweigsam. Manchmal kam es einem schon so vor, als müsste man ihm jedes Wort aus der Nase ziehen. Aber auf seine Stärke und Weisheit hätte ich nicht verzichten wollen.“

Teal’c war nicht nur dem Colonel charakterlich ähnlich, sondern auch dem General. Sie waren alle drei Soldaten, da war es wohl wenig verwunderlich. Viele Männer in ihren Positionen wiesen dieselben Charakterzüge auf, das hatte ich bereits während meines Grundstudiums gelernt. Nur Frauen bildeten oft genug eine Ausnahme, aber davon gab es auch nicht sehr viele in hohen Positionen, selbst heute noch nicht.

„Es war sicher sehr schwer ihn vor all den Organisationen zu beschützen, die ihn zu gern untersucht hätten.“, hakte ich weiter nach.

„Nachdem der Präsident erst einmal überzeugt war, war das eigentlich meine kleinste Sorge. Am meisten Probleme machte die Geheimhaltung. Die Menschheit war damals noch nicht bereit, obwohl ich gern mal dem einen oder anderen die Meinung gesagt und ihn durchs Stargate gejagt hätte. Einigen Politikern hätte dies sicher gut getan.“, schilderte George Hammond und lachte, als er sich vorstellte, welche Gesichter diese bestimmten Politiker gemacht hätten.

„Das hat sich leider nicht sehr geändert.“, musste ich zugeben. Der General nickte zustimmend.

Dann fragte er: „Gibt es noch etwas, dass Sie wissen möchten?“

„Vorerst nicht, aber ich würde mich freuen, wenn Sie mich nach Chulak begleiten würden. Es wäre doch sicher auch für Sie eine willkommene Überraschung das alte Team mal wieder vollständig versammelt zu sehen.“, lud ich ihn ein. Ich hielt es nur für fair, ihn an unserem Erfolg - zumindest hoffte ich, dass es einer werden würde - teilhaben zu lassen.

„Glauben Sie wirklich, dass Sie das hinbekommen?“, hakte George Hammond skeptisch nach.

„Doktor Jackson hat mir bereits seine Unterstützung zugesagt. Ich dachte, ich könnte vielleicht auch mit Teal’cs und Ihrer rechnen.“, antwortete ich ehrlich.

„Das können Sie.“, bestätigte er.


Kapitel 10: Jack O’Neill Teil 3

- Sonntagmittag -


Als ich die Tür zu O’Malleys öffnete und eintrat, saß der ehemalige Colonel bereits an der Bar und trank ein großes, helles Bier. Ich hoffte inständig, dass er noch nicht lange wartete und nicht allzu sauer war. Ich hatte mich beeilt, aber meine Frau hatte mich einfach nicht gehen lassen wollen. Sie hatte etwas von einem schlechten Gefühl gesagt und dass ich sie nicht alleine lassen sollte. Also musste ich erst warten bis Josh bei uns war. Ein Glück für mich, dass ich mich immer auf ihn verlassen konnte.

„Hallo.“, begrüßte ich O’Neill, nachdem ich an die Bar getreten war, und reichte ihm die Hand.

„Sie kommen zu spät.“, sagte er nur, ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen. Das Gespräch fing nicht gerade gut an und es würde für mich sicher auch nicht viel besser werden. Jack war ein komplizierter Mann, egal wie einfach gestrickt er auch auf den ersten Blick schien.

Ich versuchte mich zu rechtfertigen und den Schaden zu begrenzen, indem ich erwiderte: „Tut mir wirklich leid, aber…“

„Ist mir egal.“, unterbrach er mich einfach und nahm einen Schluck seines Biers - leerte das Glas in einem Zug und bestellte ein neues.

„Okay, dann fangen wir am besten gleich an.“, kam ich zum eigentlichen Grund unseres Hier seins und holte das Diktiergerät aus der Jackentasche. Wieder fragte ich: „Macht Ihnen doch nichts aus, oder?“

„Zuerst einmal, ich bin viel witziger, als Sie geschrieben haben.“, kam O’Neill ohne Umschweife zur Sache. Er hatte wohl nur darauf gewartet, dass ich es hervorholte. Er wollte wohl, dass ich es auch ja nicht vergaß. Wie könnte ich. Er war schließlich auch viel direkter und unhöflicher, als ich ihn beschrieben hatte, aber das würde ich ihm sicher nicht auf die Nase binden. Er schien so schon nicht gut auf mich zu sprechen zu sein - oder er wollte es einfach nur nicht.

„Ist notiert.“, meinte ich nur knapp. Ich hätte ihm wohl kaum widersprechen können.

Als nächstes kritisierte Jack: „Und was Carter angeht, haben Sie ihre Brillanz und ihren Mut nicht annähernd rübergebracht.“

„Mal ganz abgesehen von ihrer Schönheit.“, fügte ich hinzu, um ihm zu zeigen, dass ich ihm da durchaus zustimmte.

„Genau.“, bestätigte er etwas irritiert. Er hatte wohl nicht mit solch einer Aussage gerechnet. Sein Gesicht spiegelte sofort sein Mistrauen mir gegenüber wider. Schnell fügte er mit erhobenem Zeigefinger hinzu: „Und Daniel ist…“

„… nicht annähernd so naiv, wie ich ihn dargestellt habe, sowie viel leidenschaftlicher und sturer, als ich dachte.“, fiel ich ihm ins Wort und sprach wohl annähernd seine Gedanken aus. Die Tatsache, dass ich mich selbst kritisierte, ärgerte ihn, denn das hatte er doch tun wollen. Manchmal war Angriff die beste Verteidigung und in meinem Fall bewahrten mich meine Eingeständnisse vor einer großen Blamage und der Zerstörung meines Selbstbewusstseins. Außerdem hatte er mit jedem Wort recht, da gab es also nicht viel entgegenzusetzen.

„Richtig.“, stimmte O’Neill mir missmutig zu, warf aber sofort noch hinterher: „Teal’c sagt auch viel zu viel.“

„Er ist der einzige, mit dem ich bis jetzt noch nicht sprechen konnte.“, verteidigte ich mich indirekt.

„Dann sollten Sie keine Antworten erwarten.“, erwiderte Jack ruhig. Der Barkeeper brachte das neue Glas Bier und ich bestellte mir einen Kaffee. Es war noch zu früh am Morgen, um ihn mit Alkohol zu beginnen.

Schließlich ergab ich meinem Schicksal und hakte nach: „Was passt Ihnen noch nicht?“

„Der Anfang.“, platzte es sofort aus O’Neill heraus, als hätte er nur auf diese Frage gewartet. „Er ist langweilig, zu lang gezogen und viel zu verkrampft. Er braucht mehr Action, einen Vorgeschmack auf das, was noch kommt. Schmeißen Sie die Leser doch einfach unvorbereitet in das Stargateuniversum. Jeder weiß doch, wer wir sind, Sie müssen es ihn nicht wirklich noch mal unter die Nase reiben.“

„Wie wäre es mit der Sprengung eines Mutterschiffs?“, schlug ich scherzeshalber vor.

„Sehen Sie, Sie sind doch nicht ganz so hoffnungslos.“, entgegnete er mit sarkastischem Grinsen. Ich könnte schwören, dass das fast so etwas wie ein Kompliment gewesen war. Er fand meinen lapidar dahergesagten Vorschlag sogar gut und je länger ich darüber nachdachte, desto besser fand ich ihn selbst auch.

„Ich könnte es genauso gut in einem Paralleluniversum spielen lassen und Sie gleich zu Beginn erschießen lassen, dann stelle ich Sie wenigstens nicht falsch dar.“, erwiderte ich zynisch, um ihm zu beweisen, dass nicht er allein diese Art der Unterhaltung gepachtet hatte und es durchaus noch Menschen gab, die guten Sarkasmus zu schätzen wussten.

„Witzig.“, meinte er nur mit einem aufgesetzten Lächeln, ehe er konterte: „Außerdem würden Sie mich falsch darstellen, wenn ich einfach so sterben würde.“

„Dann erzählen Sie mir doch von sich.“, forderte ich ihn heraus. Vielleicht schaffte ich es ja so, ihn aus der Reserve zu locken. Ich musste ihn nur mit seinen eigenen Waffen schlagen. Leider war das einfacher gesagt, als getan.

„Ich gebe keine Interviews.“, wehrte der ehemalige Colonel ab und trank von seinem Bier, während ich meinen Kaffee bekam.

Also stellte ich deutlich klar: „Wie soll ich Sie richtig beschreiben, wenn ich nichts von Ihnen weiß. Was Ihre Vergangenheit angeht, hüllen Sie sich in Schweigen, ich weiß nicht, wie Sie sich in bestimmten Situationen fühlen und ich kann auch nicht sagen, wie ich Ihren speziellen Humor darstellen soll, wenn Sie nicht vernünftig mit mir reden.“

Ich war schon ziemlich gespannt darauf, wie er auf meine anklagenden Worte reagieren würde. Sicher hatte er auch dafür eine passende Antwort parat.

„Mit den anderen haben Sie sich doch auch unterhalten und die haben Sie trotzdem nicht getroffen.“, konterte Jack fast sofort und schaffte es gleichzeitig, mein Werk erneut schlecht zu machen. Er war wirklich gut in diesem Spiel. Das bedeutete aber noch lange nicht, dass ich aufgeben würde.

„Das weiß ich, aber ich bin bereits dabei, das zu ändern.“, stellte ich grinsend richtig. Dann fügte ich frustriert hinzu: „Ich versuche, die besondere Chemie zwischen Ihnen einzufangen, doch es gelingt mir nicht. Es wäre sehr hilfreich, wenn ich Sie alle auf einmal interviewen könnte.“

Ich konnte nicht sagen, ob er diesen Trick durchschaute, aber da er von Natur aus misstrauisch zu sein schien, war die Wahrscheinlichkeit, dass er nicht darauf hereinfiel, sehr groß.

„Ich werde Ihnen nicht sagen, was auf der letzten Mission passiert ist und ich werde sicher keine Party in meiner Hütte veranstalten.“, wehrte er sofort ab. Damit hatte ich ja bereits gerechnet.

Sofort stellte ich richtig: „Ersteres wusste ich das und was die Party angeht, die steigt bei Teal’c. Doktor Jackson kümmert sich bereits um alles. Es ist nur schade, dass wir zweimal feiern müssen.“

Vielleicht half es ja, ihm ein schlechtes Gewissen einzureden. Zumindest würde es Doktor Jackson dann einfacher haben, ihn weich zu kochen. Sam wusste auch bereits von der Party. General Hammond würde sie begleiten. Vorher war aber noch eine Menge zu erledigen. Ich musste unbedingt vorher noch ein Interview mit Teal’c machen und ich befürchtete stark, dass O’Neill mit seiner Vermutung Recht behalten würde. Ich musste mir unbedingt einen Verbündeten suchen und Hammond sowie Daniel fielen vorerst aus. Aber auch dieses Problem würde sich irgendwie lösen lassen, da war ich mir sicher.

„Zweimal?“, fragte Jack verwundert.

„Na, weil Sie nicht mit Doktor Carter reden.“, erwiderte ich, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt, als wären sie nie die besten Freunde gewesen. Das würde an ihm nagen, soviel war sicher.

„Sie meinen Major Carter.“, berichtete er mich.

Ich erklärte so unbeteiligt wie möglich: „Sie ist nicht mehr beim Militär, wussten Sie das nicht. Sie hat gleich nach Ihrem Verschwinden ebenfalls gekündigt. Sie ist jetzt Zivilistin.“

„Hat Daniel gar nicht erwähnt.“, murmelte er vor sich hin und leerte sein Glas. Plötzlich klingelte mein Handy. Ich fischte es aus der Jackentasche und klappte es auf, um zu sehen, wer mich anrief. Es war Josh. Es musste wichtig sein, sonst würde er nicht stören. Außerdem war er bei meiner Frau. Vielleicht war Dana etwas zugestoßen. Auch mich überkam auf einmal ein ungutes Gefühl.

„Entschuldigung, ich muss da rangehen.“, meinte ich schnell und hatte auch schon die Taste zum Abnehmen gedrückt. Am anderen Ende hörte ich meinen Freund aufgeregt stammeln. „Was?... Bin gleich da!“

Ich klappte das Handy wieder zu und suchte schnell meine Sachen zusammen. O’Neill sah mir einfach nur dabei zu.

„Ich muss los. Meine Frau bekommt jetzt die Babys.“, erklärte ich ihm schnell und durchsuchte meine Taschen nach dem Autoschlüssel. Ich vergaß einfach immer wieder, wo ich sie hin tat. Aber wieso ausgerechnet jetzt? Aufgebracht murmelte ich vor mich hin: „Wo ist denn nur dieser beschissene Autoschlüssel?“

„Ich fahre.“, meinte Jack plötzlich, leerte sein Glas, zahlte, erhob sich und zog den Autoschlüssel seines Wagens aus seiner Jacke. Bevor ich etwas Brauchbares hätte erwidern können, zog er mich mit sich aus dem Lokal.

weiter: Teil 4

Teil 4 by Lenari
Teil 4


Zwischenspiel Slash (als Skipper bitte beim nächsten Zwischenspiel weiterlesen)


Nachdem Jack O’Neill das Krankenhaus verlassen hatte, war er zu Doktor Daniel Jackson gefahren. Er wollte noch nicht nach Hause und er musste auch ganz dringend mit seinem Freund reden. Dieser war ziemlich überrascht über Jacks plötzliches Auftauchen, freute sich jedoch und ließ ihn hinein. O’Neill war noch nie bei ihm in der Wohnung gewesen und sah sich nun genau um.

„Nett hast du’s hier.“, meinte er schließlich und ließ sich auf der Couch nieder. Eine Weile sagten sie gar nichts. Daniel verschwand kurz in die Küche und kam mit zwei Tassen Kaffee wieder. Eine davon reichte er Jack, mit der anderen setzte er sich neben diesen auf das Sofa.

Schließlich brach Jackson mit den Worten das Schweigen: „Ich habe gehört, was passiert ist.“

„Neuigkeiten sprechen sich schnell rum.“, erwiderte O’Neill seufzend.

Er stellte seine Tasse auf den kleinen Tisch vor sich, ohne auch nur davon genippt zu haben. Er wirkte angespannt, nachdenklich und ausgelaugt. Irgendetwas nagte an ihm, das spürte Daniel genau, er wusste nur nicht, ob er auch erfahren würde, was.

„Alles klar?“, fragte Jackson dennoch. Er legte seinem Freund eine Hand aufmunternd auf die Schulter, wandte sich ihm zu, um ihn besser ansehen zu können. Einen Augenblick starrten sie sich einfach nur gegenseitig an.

„Sicher.“, antwortete O’Neill schließlich einsilbig und Daniel wusste sofort, dass es gelogen war.

„Jack, ich kenn dich besser. Mir kannst du’s doch sagen. Ich verrat’s auch keinem.“, versuchte der Archäologe ihn zu ermuntern, sich ihm anzuvertrauen.

Nach kurzem Zögern gab Jack nach und fragte anschuldigend: „Wieso hast du nicht gesagt, dass Carter kein Militär mehr ist?“

„Hätte das was geändert?“, hakte Doktor Jackson ungerührt nach.

Innerlich jedoch fürchtete er sich vor der Antwort. Sam war immer ein Thema gewesen, dass zwischen ihnen stand, selbst noch zu der Zeit, als sie alle noch Freunde gewesen waren. Sie hatten alles geheim halten müssen, weil Jack nicht gewollt hatte, dass ausgerechnet sie es erfuhr. Allein ihretwegen versteckten sie sich noch heute. Sie konnten nicht vernünftig über sie reden, ohne zu streiten anzufangen, und Daniel wusste nie hundertprozentig, ob Jack ihn mehr liebte als sie oder ob er nur die zweite Wahl war.

„Ich weiß es nicht.“, gab Jack ehrlich zu.

Er wollte seinen Freund nicht damit belasten, er wollte nicht, dass dieser sich ausgegrenzt fühlte, aber er konnte auch nicht offen mit ihm über seine Gefühle reden. Der Schmerz und die Schuldgefühle saßen einfach immer noch zu tief. Es fühlte sich für ihn immer noch so an, als hätte er sich erst gestern mit Carter gestritten, als hätte er ihr erst vor Stunden die Wahrheit gesagt und als würde sie gerade in diesem Moment zu ihm sagen, dass sie ihn nie wiedersehen wollte, dass sie ihn hasste und dass sie ihm nie verzeihen würde. Das mit Daniel zu teilen, wäre so, als würde er ihm verbieten, länger unparteiisch zu sein. Das konnte er seinem Freund unmöglich antun.

„Sams Karriere ist nicht wirklich das, was dich beschäftigt. Stimmt’s oder hab ich recht.“, orakelte Daniel einige Zeit später.

Er hatte aufmerksam Jacks Mienenspiel beobachtet, dessen traurige Augen und sein Unbehagen. Das war nicht einfach nur eine Art Schuldgefühl, weil Sam ihren Rang aufgegeben hatte. Dieser Schmerz saß viel tiefer. Aber auch er war es nicht, der O’Neill vorrangig beschäftigte.

„Richtig.“, pflichtete er seinem Freund bei. Wieder schwiegen sie eine Weile, ehe Jack die essentielle Frage aussprach, die ihm schon eine ganze Weile auf dem Herzen brannte: „Willst du eigentlich Kinder?“

Er hatte sie sich schon des Öfteren gestellt, aber immer sofort wieder verdrängt. Es hatte nicht gelohnt, darüber nachzudenken. Heute jedoch hatte er einen jungen Mann ins Krankenhaus gefahren, wo seine Frau Zwillinge erwartete. Es war alles gut gegangen und er hatte diese beiden, kleinen und schutzbedürftigen Menschen sehen können. Es hatte ihn an Charlie erinnert und wie er sich damals gefühlt hat. Ein Gefühl, dass sein Freund nie erleben würde - jedenfalls nicht mit ihm an seiner Seite. Das hielt Jack einfach nicht für fair. Er hatte sogar schon mit dem Gedanken gespielt,… Er wollte gar nicht darüber nachdenken.

„Willst du welche?“, stellte Daniel die ebenso folgenschwere Gegenfrage.

Auch vor dieser Antwort hatte er Angst. Auch diese Frage hatte er sich ab und zu gestellt. Für sich kannte er die Antwort, aber er wusste nicht, wie sein Freund das sah. Dieser hatte schon einmal einen Sohn gehabt, was es nicht leicht machte, zu erahnen, wie er empfand.

„Ich habe zuerst gefragt.“, wich O’Neill der Frage aus. Er musste erst sicher sein, was seine Frage betraf.

Er wagte es kaum, Daniel anzusehen, als dieser antwortete: „Ich würde nicht nein sagen, falls mir ein Kind in den Schoß fallen sollte, Jack, aber ich komme auch ganz gut ohne zurecht.“

Kaum hatten die Worte seinen Mund verlassen, lächelte er seinem Freund aufmunternd zu und drückte sanft dessen Hand, welche er zuvor ergriffen hatte. Ihm war nur wichtig, dass sie beide glücklich waren - zusammen. Sollte Jack wirklich Kinder wollen, würden sie das schon irgendwie hinbekommen, auch wenn das Versteckspiel zwangsläufig ein Ende haben müsste. Sie konnten immer noch eine Adoption oder Leihmutterschaft in Erwägung ziehen. Er würde für Jack alles tun, war aber auch gern einfach nur mit diesem allein.

„Fühlst du dich nicht manchmal einsam?“, wollte O’Neill verunsichert wissen. Er konnte irgendwie nicht glauben, dass Daniel die ganze Sache so locker sah.

„Nur, wenn du nicht da bist.“, erwiderte dieser ehrlich und strich Jack mit seiner freien Hand eine Strähne seines ergrauten Haares aus dem Gesicht.

Gleichzeitig lächelte er beruhigend und streichelte sanft über O’Neills Handrücken. Daniel wollte ihm einfach versichern, dass er seine Worte ernst meinte und er nichts mehr brauchte, um glücklich zu sein, als ihn allein. Dass er nicht mehr verlangte, als Jacks ungeteilte Aufmerksamkeit, um ein Leben in Zufriedenheit zu führen.

„Versuchst du etwa, dich einzuschleimen?“, fragte Jack gespielt argwöhnisch, ehe er auch zu lächeln begann.

Jetzt streichelte er seinerseits Jackson über die Wange und ließ dann seine Finger in dessen Nacken wandern, wo sie ihn sanft massierten. Einen kurzen Augenblick schloss Daniel die Augen und genoss die zärtliche Berührung seines Freundes. Dann öffnete er sie wieder und rutschte näher an seinen Freund heran, bis sich ihre Nasen fast berührten.

Hauchzart fragte er: „Kommt darauf an… Funktioniert’s?“, ehe er seine Lippen auf Jacks legte und ihn leidenschaftlich küsste.

Mehr gab es im Moment nicht zu sagen. Auch wenn Daniel seine Antwort noch nicht hatte, waren sie in ihrer Beziehung doch wieder ein Stück weit vorangekommen. Das war alles, was im Moment zählte. Alles Weitere würde sich hoffentlich bald klären. Daniel musste nur noch ein Weilchen warten.


Zwischenspiel Skipper (als Slasher bitte beim nächsten Kapitel weiterlesen)


Nachdem Jack O’Neill das Krankenhaus verlassen hatte, war er zu Doktor Daniel Jackson gefahren. Er wollte noch nicht nach Hause und er musste auch ganz dringend mit seinem Freund reden. Dieser war ziemlich überrascht über Jacks plötzliches Auftauchen, freute sich jedoch und ließ ihn hinein. O’Neill war noch nie bei ihm in der Wohnung gewesen und sah sich nun genau um.

„Nett hast du’s hier.“, meinte er schließlich und ließ sich auf der Couch nieder. Eine Weile sagten sie gar nichts. Daniel verschwand kurz in die Küche und kam mit zwei Tassen Kaffee wieder. Eine davon reichte er Jack, mit der anderen setzte er sich neben diesen auf das Sofa.

Schließlich brach Jackson mit den Worten das Schweigen: „Ich habe gehört, was passiert ist.“

„Neuigkeiten sprechen sich schnell rum.“, erwiderte O’Neill seufzend.

Er stellte seine Tasse auf den kleinen Tisch vor sich, ohne auch nur davon genippt zu haben. Er wirkte angespannt, nachdenklich und ausgelaugt. Irgendetwas nagte an ihm, das spürte Daniel genau, er wusste nur nicht, ob er auch erfahren würde, was.

„Alles klar?“, fragte Jackson dennoch. Er legte seinem Freund eine Hand aufmunternd auf die Schulter, wandte sich ihm zu, um ihn besser ansehen zu können. Einen Augenblick starrten sie sich einfach nur gegenseitig an.

„Sicher.“, antwortete O’Neill schließlich einsilbig und Daniel wusste sofort, dass es gelogen war.

„Jack, ich kenn dich besser. Mir kannst du’s doch sagen. Ich verrat’s auch keinem.“, versuchte der Archäologe ihn zu ermuntern, sich ihm anzuvertrauen.

Nach kurzem Zögern gab Jack nach und fragte anschuldigend: „Wieso hast du nicht gesagt, dass Carter kein Militär mehr ist?“

„Hätte das was geändert?“, hakte Doktor Jackson ungerührt nach.

Innerlich jedoch fürchtete er sich vor der Antwort. Sam war immer ein Thema gewesen, dass zwischen ihnen stand. Es hatte ihre Freundschaft belastet. Immer, wenn Daniel versucht hatte, etwas über diesen schwarzen Tag, über den Streit zwischen seinen beiden besten Freunden, herauszufinden, hatte Jack abgeblockt. Es hatte immer in einem Streit geendet.

„Ich weiß es nicht.“ gab Jack ehrlich zu.

Er wollte seinen Freund nicht damit belasten, er wollte nicht, dass dieser sich ausgegrenzt fühlte, aber er konnte auch nicht offen mit ihm über seine Gefühle reden. Der Schmerz und die Schuldgefühle saßen einfach immer noch zu tief. Es fühlte sich für ihn immer noch so an, als hätte er sich erst gestern mit Carter gestritten, als hätte er ihr erst vor Stunden die Wahrheit gesagt und als würde sie gerade in diesem Moment zu ihm sagen, dass sie ihn nie wiedersehen wollte, dass sie ihn hasste und dass sie ihm nie verzeihen würde. Das mit Daniel zu teilen, wäre so, als würde er ihm verbieten, länger unparteiisch zu sein. Das konnte er seinem Freund unmöglich antun.

Schließlich fügte O’Neill noch seufzend hinzu: „Vermutlich nicht.“

„Doch, das hätte es.“, erwiderte Daniel wissend. „Wann gibst du endlich zu, dass du sie liebst? Selbst jetzt noch.“

Er blickte O’Neill herausfordernd entgegen. Sie waren schon so lange Freunde, wieso konnte Jack nicht einmal ehrlich zu ihm sein, wenn es um das Thema Sam ging? Wieso konnte er es sich nicht selbst eingestehen, dass er sie liebte? Das würde so vieles einfacher machen, besonders den Versuch, sie wieder zu versöhnen.

„Was würde das ändern?“, wollte Jack gereizt wissen und sprang vom Sofa auf. Nervös tigerte er in Daniels Wohnung umher.

Dieser erhob sich und antwortete ebenso lautstark: „Eine Menge. Ihr könntet vielleicht wieder miteinander reden, wieder Freunde werden oder sogar mehr.“

Jackson war klar, dass diese Art mit seinem Freund zu reden, oft die Einzige war, die diesen auch dazu brachte, zuzuhören. Mit Jack war einfach nicht vernünftig zu reden, nicht wenn es um Gefühle oder Sam ging. Das eine schloss leider das andere nie aus, was es noch komplizierter machte. Daniel wollte doch nur, dass alles wieder so wurde wie früher. Vielleicht sogar noch besser. Er wollte seine Freunde endlich wieder glücklich vereint sehen. Er hätte schon viel früher versuchen sollen, sie an ein und denselben Ort zu holen, sie irgendwo einzusperren und erst wieder heraus zu lassen, wenn sie die Sache endlich geklärt hatten. Doch er hatte es nie getan. Diesmal würde er nicht kneifen.

„Nur weil ich etwas für sie empfinde, heißt das nicht…“, schrie Jack ihn an, brach dann aber mittendrin ab. Er wagte nicht, es auszusprechen, denn allein daran zu denken, schmerzte ihn. Er hatte es ihr gesagt und sie hatte nur erwidert, dass sie ihn hassen würde und ihn nie wiedersehen wollte. Es noch einmal zu hören, könnte er nicht ertragen.

Daniel beendete den Satz für ihn: „…das sie auch so fühlt?“

Seine Stimme war ruhiger geworden und er legte seinem Freund beschwichtigend die Hand auf die Schulter, bis dieser sich zu ihm umdrehte und ihm endlich wieder in die Augen sah. Sie waren voller Trauer und Schmerz.

„Das tut sie. Ich sehe es ihr an und ich sehe es dir an. Wann springt ihr endlich über euren eigenen Schatten und klärt die Sache? Ich erwarte ja nicht, dass ihr gleich heiratet, aber ihr könntet wenigstens wieder miteinander reden.“, redete Daniel eindringlich auf Jack ein. So versuchte er ihn davon zu überzeugen, dass es Zeit war, zu vergessen, was vor zehn Jahren passierte und endlich nach vorn zu sehen. Dass er endlich für seine Liebe kämpfen sollte. Wenn nicht jetzt, wann dann?

O’Neill versuchte sich zu rechtfertigen: „Ich weiß, dass unser Verhalten nicht fair dir gegenüber ist, aber…“

„Wovor hast du Angst, Jack?“, unterbrach Daniel ihn aufgebracht. Diese Frage war mehr als berechtigt.

„Dass Sam mich immer noch hasst.“, gab Jack kleinlaut zu und wandte den Blick von seinem Freund ab - richtete ihn auf den Fußboden. Er wollte nicht so gesehen werden. Er wollte nicht verletzlich und hilflos wirken. Sein Stolz verbot es ihm.

„Das hat sie nie getan und wenn ihr euch nur einmal vernünftig unterhalten hättet, wüsstest du das.“, stellte Daniel unmissverständlich klar.

Danach setzten sie sich wieder auf die Couch und tranken schweigend ihren bereits abgekühlten Kaffee. Niemand wusste mehr etwas zu sagen, aber allein sein wollte Jack im Moment auch nicht. Es gab einfach zu viel, über das er hätte nachdenken müssen.


Kapitel 11: Doktor Janet Fraiser Teil 2

- Montagmorgen -


Ich wusste, dass ich bei Teal’c Hilfe brauchen würde, also rief ich die Frau an, die mir als erstes in den Sinn kam: Janet Fraiser. Hoffentlich würde sie mir helfen, ihn zum Reden zu bewegen. Außerdem war sie auch eine gute Freundin des SG-1-Teams und hatte das Recht, bei der Wiedervereinigung dabei zu sein. Nach dem dritten Klingeln nahm sie den Hörer ab.

„Hier ist Maximilian Wilkins. Der Reporter. Erinnern Sie sich?“, erwiderte ich auf ihre kurze Begrüßung.

„Sicher.“, meinte sie freundlich und ich konnte förmlich sehen, wie sie über das ganze Gesicht strahlte. „Was kann ich für Sie tun?“

„Ich würde Sie gern um einen Gefallen bitten.“, blieb ich wagte.

Ich wollte nicht mit der Tür ins Haus fallen, da ich keinen schlechten und schon gar keinen verzweifelten Eindruck hinterlassen wollte. Außerdem sagte ihre nächste Reaktion einiges über die Ärztin und ihren Charakter aus, was sicher meinem Buch zuträglich wäre.

Sofort fragte Janet besorgt: „Ist etwas mit Ihrer Frau?“

Sie war ganz die Ärztin - ich hatte es auch nicht anders erwartet. Es war schön zu hören, dass sie sich noch an unser kleines Gespräch erinnerte. Sie hatte wirklich ein sehr gutes Gedächtnis. Sicher musste sie nicht einmal auf ein Krankenblatt schauen, um zu wissen, was ihren Patienten fehlte, egal wie viele sie im Augenblick auch behandelte. Sie war einfach eine bemerkenswerte Frau.

„Nein, ihr und den Kindern geht es gut. Es geht um SG-1.“, antwortete ich wage.

„Ich bin ganz Ohr.“, entgegnete sie neugierig und ich wusste sofort, dass sie alles stehen und liegen gelassen hatte, um mir ihre volle Aufmerksamkeit zu schenken.

Also begann ich auch ohne weitere Umschweife meinen Plan zu erläutern: „Ich brauche Ihre Hilfe, um Teal’c zu einem Interview zu überreden. Die Sache ist die…“

„Wann wollen Sie aufbrechen?“, unterbrach Doktor Fraiser mich, ohne auch nur meine weitere und sehr ausführlich ausgearbeitete Rede abzuwarten, die ich mir in Gedanken zurechtgelegt hatte.

Sie schien ebenso begeistert von einem Treffen mit dem Jaffa zu sein, wie ich. Zwar wusste sie noch nichts von meinem eigentlichen Plan, aber das konnte ich immer noch mit ihr besprechen. Am Besten im Beisein von Teal’c, so musste ich mich wenigstens nicht mehr wiederholen und sie würde sicher sehr hilfreich sein. Nicht nur um den Jaffa, sondern auch Sam zu überzeugen, dass es eine gute Idee war. Jetzt musste auch ich lächeln.

„Schon Donnerstagabend, wenn es Ihnen Recht ist.“, erwiderte ich zögerlich, denn das war ziemlich kurzfristig und ich wusste nicht, ob ihr Terminkalender dies zuließ.

Statt einer Antwort oder Entschuldigung kam lediglich die Gegenfrage: „Und Ihre Frau hat nichts dagegen?“

„Sie bleibt ein paar Tage bei meinen Eltern, die sich gut um sie kümmern werden. Sie hat also nichts dagegen.“, antwortete ich amüsiert, denn sie hatte anscheinend kein Wort unseres Gesprächs vergessen. Ehrlich fügte ich noch hinzu: „Außerdem habe ich das Gefühl, als wäre sie im Moment lieber mit den Babys allein.“

„Wenn das so ist: Holen Sie mich ab oder treffen wir uns am Gate?“, war ihre nächste Frage und in ihr verborgen lag die Zustimmung, dass sie mir bei meinem kleinen Problem helfen würde, so gut sie könnte.

„Donnerstagabend gegen sechs am Gate.“, legte ich entschlossen fest.

„Okay.“

Freudig verabschiedete ich mich: „Danke. Bis Freitag.“

„Bis dann.“, meinte auch Janet und legte auf.


Kapitel 12: Vice-President Robert Kinsey

- Dienstagnachmittag -


„Vice-President?“, platzte es überrascht aus mit heraus, als ich die Tür öffnete und der frühere Senator Robert Kinsey vor mir stand.

Ich war so verunsichert, dass ich nichts weiter herausbrachte und wie zur Litfaßsäule erstarrt dastand. Ich konnte es nicht glauben. Der Vice-President der Vereinigten Staaten von Amerika stand vor meiner Tür und ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Für mich war es wie ein Schlag ins Gesicht und ein merkwürdiger, unwirklicher Traum zugleich. Ich war auf solch ein Treffen nicht vorbereitet und das verunsicherte mich sehr.

„Maximilian Wilkins nehme ich an.“, entgegnete Kinsey distanziert und drängte sich an mir vorbei ins Haus.

Ich konnte nichts weiter tun, als ihm Platz zu machen und mich wieder zu sammeln. Mit dieser Situation musste ich so diplomatisch wie irgend möglich umgehen, denn einen Mann in seiner Position zu verärgern, konnte meine ganze Karriere zerstören. Ich ahnte auch bereits, wieso er hier war. Ich hoffte nur, mir würde nicht irgendwann der Kragen platzen. Meiner persönlichen Meinung nach war Kinsey eine Mistratte und ich hatte ihn auch nicht gewählt. Hoffentlich konnte ich ihn irgendwie höflich aber bestimmt abwimmeln.

„Soweit ich mich erinnern kann.“, erwiderte ich kurz angebunden und schloss die Tür, nachdem auch seine beiden Wachhunde mein Haus betreten hatten. Gerade heraus fragte ich: „Was kann ich für Sie tun?“

Mit einer Souveränität, wie sie wohl jeder erfolgreiche Politiker besaß, antwortete Kinsey: „Das sollte ich doch wohl eher Sie fragen. Ich war überrascht, als ich nicht von Ihnen hörte. Ich nehme doch stark an, dass Sie mich auch interviewen wollen.“

Er hatte sich aufgedrängt, ohne es so aussehen zu lassen. Am Liebsten hätte ich einfach nur nein gesagt. Nur dieses eine Wort, welches all mein Missfallen ausgedrückt hätte. Doch ich tat es nicht. Es stand einfach zuviel auf dem Spiel. Also versuchte ich es auf diplomatische Weise und versteckte meine Verneinung umständlich und so, dass er sie einfach geflissentlich übergehen könnte, was er sicher auch tun würde.

„Ich dachte, Sie hätten zu viel zu tun, als sich mit einer Nichtigkeit wie meinem Buch zu befassen.“

Sofort winkte Robert Kinsey ab: „Aber nicht doch. Für meine Wähler nehme ich mir immer Zeit. Außerdem bin ich ein Teil der Stargategeschichte.“

„Sicher, Vice-President, nur nehmen Sie in meinem Buch lediglich eine kleine Rolle ein. Zugegeben eine Entscheidende, aber sie ist eigentlich nicht der Rede wert.“, versuchte ich mich erneut aus der Affäre zu ziehen, doch auch diesmal war es nicht von Erfolg gekrönt.

„Aber Sie könnten sie immer noch ausweiten.“, erwiderte er anmaßend und verschaffte sich ebenso dreist Zugang zu meinem Wohnzimmer, wo er sich niederließ - seine menschlichen Schoßhunde immer an seiner Seite.

„Ich bin sicher, dass noch viel unausgeschöpftes Potential in Ihrer Figur liegt.“, schmeichelte ich ihm, auch wenn mir dabei fast das würgen kam.

Zu meinem Seelenfrieden konnte man diese Bemerkung sowohl positiv als auch negativ auffassen und ich könnte ihn immer noch als die Mistratte bloßstellen, die er nun einmal war. Trotzdem musste ich ihn irgendwie abwimmeln. Ich konnte mich nicht auch noch mit einem nach Publicity Süchtigen herumschlagen, wenn ich auch so schon alle Hände voll zu tun hatte.

Zuckersüß fuhr ich fort: „Wenn Sie sich schon die Mühe gemacht haben, mich in meinem bescheidenen Haus aufzusuchen, könnte ich Ihnen auch gleich ein paar Fragen stellen, sollten Sie noch Zeit dafür haben. Natürlich könnten wir auch einen anderen Termin ausmachen, wenn Ihnen das besser passt, Vice-President.“

„Jetzt passt mir ausgezeichnet.“, war Kinseys prompte Antwort.

Ich hatte auch nichts anderes erwartete. Er war es gewohnt, zu bekommen, was er wollte. Ich hatte keine andere Wahl als das zu akzeptieren und das Beste aus der Situation zu machen. Übergeben könnte ich mich schließlich später immer noch. Ich würde nehmen, was mir wichtig erschien und den Rest einfach aus meinen Unterlagen und meinem Verstand streichen. Mit Sicherheit würde ich mich nicht dazu bringen lassen, ihn in den höchsten Tönen zu loben. Er würde sich sicher bald selbst genug beweihräuchern.

„Was für ein Zufall, mir auch.“, tat ich erfreut und hoffte nur, dass diese Scharade ein baldiges Ende finden würde. Ich ließ mich in einen Sessel sinken und begann mit meiner ersten Frage…


Zwischenspiel Slash (als Skipper bitte beim nächsten Zwischenspiel weiterlesen)


„Und? Wirst du mich nun begleiten oder nicht?“, fragte Daniel hoffnungsvoll und drehte sich zu Jack, um ihn besser ansehen zu können.

Bereits die letzte halbe Stunde hatte er auf seinen älteren Freund eingeredet und zu überreden versucht. Dieser hatte noch kein Wort dazu gesagt. Jetzt jedoch wollte Jackson eine Antwort. Ein Nein würde er aber nicht gelten lassen, nicht nachdem, was er alles getan hatte, um Jack in die richtige Stimmung zu bringen, damit dieser ihm nicht widersprach. Erst hatte er ihn mit einem spontanen Besuch überrascht, dann hatten sie ein kleines Picknick gemacht und schließlich hatte Daniel sich sogar seines T-Shirts entledigt, nur um O’Neill milde zu stimmen.

Diese Taten mussten einfach von Erfolg gekrönt sein, alles andere würde seine Pläne total über den Haufen werfen. Natürlich gab es da auch noch den Plan B, welchen Jackson aber nur ungern ausführen wollte. Er erforderte massivere Maßnahmen in Form von Narkotika, Klebeband und Zwangsumsiedlung. Das wollte er seinem Kameraden nicht unbedingt antun, aber er würde auch nicht vor diesen Mitteln zurückschrecken, wenn es nicht anders ging. Verzweifelte Situationen erforderten manchmal auch verzweifelte Maßnahmen, das hatte Jack ihm schließlich so beigebracht.

„Wohin?“, fragte dieser abgelenkt und betrachtete dabei auch weiterhin gebannt Daniels angespannte Bauchmuskeln.

„Na zu Teal’c natürlich. Sag mal, hast du mir denn gar nicht zugehört?“, erwiderte Doktor Jackson leicht verärgert, obwohl er im Vorfeld bereits damit gerechnet hatte.

Mehr noch, genau diesen Effekt hatte er sich gewünscht, denn das würde Jack unaufmerksam genug machen, um die Lücken in seiner Ausrede zu kaschieren und seinen Freund davon zu überzeugen, dass es eine gute Idee wäre, Teal’c zu besuchen. Jetzt stellte sich nur noch die Frage, wer außerhalb des Schachfeldes der bessere Stratege war und wer vor allem besser bescheißen konnte. Wie hieß es doch so schön: Im Spiel und in der Liebe sind alle Tricks erlaubt. Daniel war bereit diesen Satz wörtlich zu nehmen und nichts unversucht zu lassen.

„Ich habe versucht, es nicht zu tun.“, antwortete Jack ehrlich, fügte jedoch sofort hinzu, als er Jacksons beleidigtes Gesicht sah: „Was? Du kannst nicht erwarten, dass ich dir zuhöre, wenn du mich gleichzeitig heiß machst.“

„Ich mache doch gar nichts.“, spiele Daniel den Ahnungslosen und drehte sich so zu O’Neill, dass sich seine Muskeln nur noch mehr anspannten - alles für einen guten Zweck verstand sich.

„Das ist es ja gerade.“, meinte Jack frustriert.

„Wie bitte?“, empörte sich Daniel und machte abermals ein gekränktes Gesicht. Dann ging er zu Stufe zwei über und schlug seinem Freund in verführerischem Ton vor: „Na schön. Schenk mir nur fünf Minuten ungeteilte Aufmerksamkeit und ich verspreche dir, ich werde den ganzen Abend nichts mehr tun.“

Begleitet wurden seine Worte von einem vielsagenden Blick und einem unverschämten Lächeln. Er hatte den Köder ausgeworfen, Jack hatte ihn wahrgenommen und jetzt hatte er seinen Freund schon so gut wie am Haken. Als nächstes musste er die Schnur nur noch einholen und O’Neill zappeln lassen. Normalerweise war Daniel ja kein Freund von solchen Anglermetaphern, aber heute erschienen sie ihm mehr als passend. Unter anderen Umständen hätte ihm der Ex-Colonel sicher zugestimmt.

„Mit Aufmerksamkeit meinst du zuhören, richtig?“, hakte dieser sicherheitshalber nach.

„Jack!“ Daniel machte ein ernstes Gesicht und sein Freund knickte sofort ein.

„Schon gut, das krieg ich hin.“, versicherte ihm dieser schnell.

„Okay, Teal’c hat mich zu einer kleinen Feier eingeladen und mich gefragt, ob du mitkommst. Sie findet bereits Freitagabend statt.“, erklärte Jackson ihm kurz und knapp und stellte dann die alles entscheidende Frage: „Also, hast du Lust?“

Jack druckste herum: „Wird Sam… ich meine, ist sie…“

Er wusste nicht, wie er es fragen sollte, ohne sich wie ein kompletter Vollidiot zu fühlen oder Daniel das Gefühl zu geben, sie würde ihm nichts mehr beziehungsweise zu viel bedeuten. An sie zu denken, schmerzte ihn und er fühlte sich noch nicht bereit, sie diesem Schmerz zu stellen.

„Sie kann Freitag nicht. Irgend so eine Vortragsgeschichte. Sie kommt dafür am Donnerstag.“, winkte der Archäologe ab und schenkte seinem Freund ein verstehendes Lächeln.

„Ich weiß nicht.“, zierte Jack sich weiter.

„Es ist Teal’c.“, stellte Daniel unmissverständlich klar und appellierte mit den nächsten Worten an O’Neills schlechtes Gewissen: „Du weißt schon, dass ist der große Schweiger, den du mal deinen Freund genannt hast. Er würde sich sicher riesig freuen, dich mal wieder zusehen.“

Seufzend gab Jack nach: „Also gut, aber nur, weil ich Teal’c nicht traurig machen möchte.“

Damit hatte Jackson seinen Freund am Harken, um bei der Metapher zu bleiben. Dafür hatte Jack sich aber auch eine kleine Belohnung verdient, ebenso wie Daniel selbst. Mit geschickten Fingern begann er langsam aber stetig die Knöpfe an Jacks Hemd zu öffnen.

„Und weil du mich liebst.“, fügte er gleichzeitig hinzu.

„Kommt darauf an… Sind die fünf Minuten um?“, fragte O’Neill hoffnungsvoll und schickte ein verschmitztes Lächeln hinterher.

„Gerade abgelaufen.“, bestätigte sein Freund und zog ihn zu einem sanften Kuss zu sich hinunter.


Zwischenspiel Skipper (als Slasher bitte beim nächsten Kapitel weiterlesen)


„He Sam.“, begrüßte George Hammond die junge Wissenschaftlerin und gebot ihr mit einer einladenden Handbewegung einzutreten.

„Hallo General.“, erwiderte sie die Begrüßung und schickte hinterher: „Sie wollten mich sprechen?“

Doktor Carter folgte ihrem ehemaligen Vorgesetzten in dessen Wohnzimmer und setzte sich auf die Couch. Ohne sie zu fragen, schenkte er ihnen beiden ein Glas gekühlten Eistee ein und reichte ihr eines der Gläser. Erst dann setzte er sich ihr gegenüber in einen Sessel und betrachtete sie einen Moment aufmerksam. Sie schien nervös, also schenkte er ihr ein beruhigendes Lächeln und sie entspannte sich ein wenig.

„Ich habe neulich mit Daniel gesprochen und er hat durchblicken lassen, dass er eine Party für euch geben möchte. Er wollte, dass ich dir bescheid sage. Sie findet übrigens bei Teal’c statt.“, kam auch der pensionierte General ohne Umschweife zum Punkt.

„Ach wirklich?“, hakte Samantha überrascht nach.

Sie hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit. Eine Party war ihr nicht in den Sinn gekommen. Damit ergaben sich für sie weitere Fragen. Na ja, eigentlich war es nur eine bestimmte und die hatte mit Jack O’Neill und seiner Anwesenheit zu tun. Wenn er auch kommen würde, wüsste sie nicht, ob sie zusagen könnte. Sie war noch nicht bereit, sich diesem Schmerz zu stellen. Er hatte sie zu sehr verletzt. Sie wusste auch nicht, ob ihr Herz es ertragen würde, ihn zu sehen und zu wissen, dass es nie wieder wie früher werden würde.

Hammond winkte lapidar ab: „Ehrlich gesagt, war es die Idee dieses Reporters, aber ich bin sicher, es wird nett.“

„Ich weiß nicht so recht.“, druckste Sam herum, denn sie hatte Angst die Frage auszusprechen und hoffte, der ehemalige General würde ihr Zögern richtig deuten und es ihr ersparen.

„Es wird sicher ein schöner Abend und Teal’c freut sich schon darauf, uns zu sehen. Daniel hat ihm bereits mitgeteilt, dass auch du kommen wirst.“, versuchte George sie erneut zu überzeugen, verlor jedoch wieder kein Wort über Jack.

„Es klingt wirklich verlockend, aber…“, wollte Sam schon erwidern und damit dankend ablehnen, doch Hammond unterbrach sie höfflich aber bestimmt.

„Wenn du dir Sorgen wegen Jack machst, er wird nicht kommen. Wie du dir sicher denken kannst, war er von dem Reporter nicht begeistert und als er erfuhr, dass dieser ebenfalls da sein würde, hat er dankend aber bestimmt abgelehnt.“

Doktor Carter fiel ein Stein vom Herzen und sie atmete innerlich auf. Hammond hatte ihr Zögern doch noch richtig gedeutet und sie dementsprechend beruhigt. Gelöst ließ sie sich in die weichen Sofakissen sinken und wagte sogar ein leichtes Lächeln. Sie war froh, sich darum keine Sorgen machen zu müssen, denn sie hätte Teal’c nur ungern abgesagt, wo Daniel doch bereits für sie mit zugesagt hatte. Wenigstens hatte er Jack nicht umstimmen können, nachdem er von dem Reporter abgeschreckt worden war. Ein Hoch auf die Pressefreiheit.

„Na ja, wenn das so ist, habe ich wohl keine andere Wahl. Ich komme gern.“, stimmte sie schließlich doch noch zu.

George konnte mit seiner Arbeit zufrieden sein und Daniel würde es sicher auch. Ein Versagen kam bei ihrem Vorhaben auch gar nicht in Frage. Hammond war sich sicher, dass der junge Wissenschaftler sicher auch nicht vor drastischeren Maßnahmen halt gemacht hätte, wenn es nötig gewesen wäre. Das war auch mehr als verständlich. Sie alle hatten diese Zerrissenheit und die mit Tabus behaftete Situation gründlich satt. Da war es kein Wunder, dass dieser Reporter ihnen einen Ausweg angeboten hatte, den sie unmöglich hätten ausschlagen können.

„Gut, ich hole dich dann am Freitag ab und wir reisen gemeinsam nach Chulak.“, meinte der pensionierte General hocherfreut und schickte eine weitere, bedeutete Frage hinterher: „Aber nun zu etwas viel wichtigerem: Wie geht es dir, Sam?“


Kapitel 13: Botschafter Jonas Quinn

- Mittwochmorgen -


„Danke, dass Sie sich für mich Zeit genommen haben.“, meinte ich nach der Begrüßung.

Jonas Quinn hatte mich am Gate empfangen und mir die Hand gereicht. Das Tor auf Kelowna stand ebenso wie unseres in einer großen, überdachten Anlage, ähnlich einem Flughafenterminal. Auf unseren beiden Welten hatte sich eine Menge geändert. Jonas Planet hatte einen ewig andauernden Krieg hinter sich und alle drei Großreiche arbeiteten endlich Hand in Hand sowie in Frieden. Das war allen voran Quinns Verdienst. Ohne seine Mitwirkung am Stargateprogramm auf der Erde hätte der Planet Langarra das sicher nicht überstanden.

„Es ist mir ein Vergnügen.“, erwiderte Jonas mit einem breiten Lächeln. Wir pflegten eine leichte Konversation, während wir in ein angrenzendes Restaurant schlenderten.

„Setzen wir uns doch.“, schlug Botschafter Quinn vor und ich stimmte ihm nickend zu.

Er war etwas älter als ich, also etwa Mitte dreißig und sein blondes Haar war länger als zu der Zeit, als er dem Stargateprogramm beigetreten war. Er hatte eine natürlich fröhliche Art, anscheinend immer ein Lächeln auf den Lippen und er beobachtete seine Umgebung sowie seine Gesprächspartner genau. Das war etwas, dass wir gemeinsam hatten. Im Augenblick versuchten wir uns gerade ein Bild von dem jeweils andren zu machen.

„Ich weiß nicht, wie viel Zeit Sie haben, deswegen würde ich gern sofort zum Wesentlichen kommen, Botschafter Quinn.“, kam ich ohne Umschweife zur Sache. Es war noch soviel zu erledigen und ich hatte nur noch so wenig Zeit.

„Nennen Sie mich doch Jonas.“, bot mir mein Gegenüber an.

„Gern. Ich bin Max.“, nahm ich sein Angebot dankend an. Eine Kellnerin kam an unseren Tisch und wir bestellten eine Kleinigkeit zu essen. Dann holte ich mein Diktiergerät hervor und schaltete es ein. „Also, erzählen Sie mir doch von Ihrem Jahr im Stargatecenter.“

Nach kurzer Bedenkzeit erwiderte Quinn: „Wie Sie sich sicher denken können, war Colonel O’Neill nicht sehr begeistert von mir. Er hatte mir die Schuld an Doktor Jacksons Tod gegeben und ich mir irgendwie auch. Aber das Jahr auf der Erde war für mich auch die wohl beste Zeit meines Lebens. All die Dinge, die lernen und meinem Volk vermitteln konnte, all die fremden Planeten und die unterschiedlichen Kulturen. Am Liebsten hätte ich nie damit aufgehört.“

„Aber Sie mussten sich entscheiden.“, stellte ich verstehend fest.

Ich konnte das gut nachvollziehen. Wenn ich an seiner Stelle gewesen wäre, hätte ich mich sicher auch nicht wieder davon loseisen können, um die Zeit mit Menschen zu verbringen, die sich nur streiten. Was konnte es schöneres geben als Menschen unterschiedlichster Herkunft zu beobachten und ihnen zu helfen?

„Glauben Sie mir, diese Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen. Doktor Jackson war zurückgekehrt und es war nur logisch, dass er seinen Platz zurückbekommt. Colonel O’Neill hätte nichts anderes zugelassen. Ich hingegen hätte mich am Liebsten geweigert. Aber mein Volk brauchte mich.“, erklärte Jonas sein Verhalten, obwohl ich doch eigentlich dasselbe getan hätte.

„Wie empfanden Sie die Mitglieder von SG-1 so?“, fragte ich weiter.

„Major Carter hat immer versucht, mir das Gefühl zu geben, am Geschehen im Stargatecenter beteiligt zu sein, selbst als ich noch nicht zum Team gehörte. Sie hat sich wohl gewünscht, ich könnte irgendwie die Lücke füllen, damit der Verlust nicht mehr so weh tut. Vielleicht wollte Sie aber auch einfach nur nett sein. Wer weiß.“, begann er als erstes von Samantha Carter zu erzählen.

Wahrscheinlich hatte er mit ihr einfach am Meisten zu tun gehabt. Sie war immer freundlich zu Fremden, das war auch mir schon aufgefallen. Sie hatte sich auch mir gegenüber sehr nett verhalten und ist mir offen entgegengetreten. Ich konnte gut verstehen, dass er sie mochte und auch, dass sich die beiden gut verstanden hatten. Bei einem fröhlichen Gemüt, wie Jonas es besaß, war es auch kein Wunder, dass sie ihn ebenso gern hatte.

„Fragen Sie sie doch einfach.“, schlug ich vor. „In drei Tagen treffen sich alle bei Teal’c auf Chulak. Wird sicher eine tolle Party. Kommen Sie doch auch. Colonel Davis ist sowieso die nächsten Tage hier, um den Bündnisvertrag zu besprechen. Ich bin sicher, dass es euch möglich sein sollte, ein paar Stunden frei zu machen. SG-1 würde sich sicher sehr freuen.“

Ich hielt es nur für fair, ihn ebenfalls einzuladen. Natürlich war das nicht ganz uneigennützig, denn umso mehr Leute da wären, umso schwerer würde es für die beiden Hauptpersonen werden, sich aus der Affäre zu ziehen. Sicher würde das Jack O’Neill auch davon abhalten, mir bei lebendigem Leib den Kopf abzureißen.

„Das werden wir vielleicht.“, sicherte Jonas mir teilweise zu.

„Gut.“ Ich schenkte ihm ein begeistertes Lächeln und kam wieder zum eigentlichen Thema meines hier seins:„Dann können wir ja jetzt mit Doktor Jackson weitermachen.“

Quinn erinnerte sich: „Mit ihm habe ich leider nicht so viel Zeit verbringen können. Aber er war mir von Anfang an sympathisch. Ich habe ihn für seinen Mut bewundert und wollte sein Werk unbedingt fortführen. Seinetwegen habe ich mein Volk verlassen und mich dem Stargatecenter angeschlossen. Am Besten erinnere ich mich an seinen speziellen Sinn für Humor, etwas, dass er mit Colonel O’Neill gemeinsam hatte.“

„Ja, das habe ich auch schon gemerkt.“, pflichtete ich ihm bei.

„Während Jacksons Aufstieg hat O’Neill so gut wie nie über ihn gesprochen. Es war sicher zu schmerzhaft für ihn, waren sie doch die besten Freunde. Ich denke, ich hätte mich an seiner Stelle auch als Störenfried und Lückenfüller gesehen.“, fügte Jonas nachdenklich hinzu.

Jack O’Neill hatte es ihm sicher nicht sehr leicht gemacht und ihn ziemlich hart rangenommen. Wenn ich bedachte, wie er mit mir umgesprungen war, konnte ich mir auch gut vorstellen, wie Quinn sich gefühlt haben musste. Dazu kam dann noch, dass er auf der Erde fremd war und alles hatte hinter sich lassen müssen. Einen guten Freund zu verlieren war hart und noch schwerer war es, zu akzeptieren, dass die Welt sich weiter drehte und irgendwann ein anderer seinen Job machen würde. Insofern konnte ich auch Jacks Haltung Jonas gegenüber verstehen. Es war für beide sicher nicht leicht gewesen.

„Aber er hat Sie letztendlich als Teammitglied akzeptiert.“, schlussfolgerte ich aus Botschafter Quinns Worten. Natürlich hatte ich die Missionsberichte gelesen, doch dort stand schließlich nicht drin, welche Meinung die Teammitglieder von einander hatten.

Realistisch stellte Jonas richtig: „Toleriert, sicher, aber insgeheim hat er immer gehofft, dass Doktor Jackson eines Tages zurückkehrt. Ich war im Vergleich mit einem Russen nur die bessere Wahl.“

„Welchen Eindruck hatten Sie von dem Colonel an sich?“, wollte ich wissen. Das war etwas, dass mich wirklich interessierte, auch wenn es Jonas Unbehagen zu bereiten schien.

„Er war und ist sicher immer noch ein sehr komplizierter Mann mit klaren Richtlinien.“, beschrieb er den ehemaligen Colonel sachlich. „Er hatte seine ganz eigene Art an Probleme heranzugehen und mit unseren Gegnern umzugehen. Sein Sarkasmus war sein unsichtbarer Schutzschild. Ich denke, anders wäre er wahrscheinlich schon vor langer Zeit verrückt geworden oder hätte längst den Kampf aufgegeben. Er hat das ganze Team über Wasser gehalten und war so etwas wie ein Fels in der Brandung. Ein richtiger Held, aber zu bescheiden, als das er es hätte zugeben können.“

„Und Teal’c? Er war sicher froh, dass er nicht mehr der einzige Außerirdische war?“, hakte ich nach und wechselte damit das Thema.

Es schien mir nicht angebracht, weiter über Jack zu reden, denn das schien meinen Gegenüber nachdenklich und bekümmert zu machen. Er hatte wohl nie ganz verkraftet, dass O’Neill ihn nicht als ebenso fähigen Mann anerkannt hatte wie Daniel. Ich empfand das hingegen nur als verständlich, schließlich hatte er mit Doktor Jackson weitaus mehr durchgestanden.

„Wir haben uns ganz gut verstanden, obwohl er nicht sehr viel geredet hat.“, antwortete er und das leichte Grinsen kehrte in sein Gesicht zurück. „Manchmal jedoch hat er meine Worte auch etwas zu ernst genommen. Zum Beispiel, als ich ihm vorschlug, dass wir zusammenhalten sollten. Er fasste es sofort als Vorschlag für eine Verschwörung auf. Aber er hat mich immer vor O’Neill verteidigt und mir Mut gemacht - auf seine ganz eigene Art.“

„Wie würden Sie die Beziehungen untereinander beschreiben?“, war meine nächste Frage. Wenn einer diese Verbindung objektiv und richtig beschreiben konnte, dann Jonas Quinn.

„Sie waren Freunde, aber das ist es nicht, was Sie meinen.“, entgegnete er wissend. „Ich persönlich hatte immer das Gefühl, als würden sie etwas verheimlichen, als gäbe es da etwas, über das niemand zu sprechen wagte. Ich habe viele Gerüchte gehört, aber ich glaube keines davon.“

„Was für Gerüchte?“, hakte ich neugierig nach.

Auch ich hatte das ein oder andere Gerücht gehört, aber nie eines davon geglaubt. Auch hatte ich da so meine eigenen Theorien und spekulierte damit, auf der Wiedersehensfeier Gewissheit zu erhalten, aber ich würde nie offen darüber reden. Das waren Dinge, die man lieber für sich behielt. Sie gingen auch niemand sonst etwas an.

Jonas antwortete: „Dass es eine verbotene Liebesbeziehung zwischen zwei Teammitgliedern geben würde. Ich persönlich habe nie etwas mitbekommen. Zugegeben, sie standen sich alle sehr nahe, aber ich empfand es immer mehr als geschwisterliche Zuneigung zueinander.“

Konnte er sich geirrt haben oder hatten sie es wirklich so gut verstecken können? Vielleicht hatte er es auch einfach nur fehl interpretiert. Aber wahrscheinlich war ich es auch, der sich komplett irrte und Joshs Gefühlserkennungsprogramm war wirklich nichts anderes als eine Ansammlung von Datenschrott. Ich würde es sehr bald erfahren. Um mir sicher zu sein, musste ich das Team erst zusammen erleben. Das war jedoch von allem am Schwierigsten zu bewerkstelligen.

Wir redeten noch eine ganze Weile über seine Zeit im Stargatecenter und die letzten Jahre auf Langarra. Jonas berichtete mir von den fortschritten, welche die jeweiligen Völker seines Planeten gemacht hatte und wie groß die Konflikte am Anfang gewesen waren. Auch schilderte er mir genau, wie Doktor Jackson gestorben und dann zu ihnen zurückgekehrt war. Aber auch über seine Reisen wusste er viel zu berichten. Besonders über seine kurze Zeit als Hellseher und seine Rückkehr nach Kelowna. Die Zeit raste nur so vor sich hin.

„Ich danke Ihnen sehr für Ihre Offenheit, Jonas, Sie haben mir sehr geholfen.“, bedankte ich mich nach fast die Stunden, in denen wir uns angeregt unterhalten hatten. Ich packte meine Sachen zusammen und bedankte mich, da ich wieder zurück auf die Erde musste. Außerdem wollte ich ihn nicht länger von seiner Arbeit abhalten. Als ich mich erhob, tat er es mir gleich.

„Es war mir ein Vergnügen, Max.“, versicherte er mir mit einem breiten Grinsen und einem festen Händedruck. „Schicken Sie mir ein Exemplar Ihres Buches, wenn es fertig ist.“


Weiter: Teil 5….


Teil 5 by Lenari
Teil 5


Kapitel 14: Master Teal’c Teil 1

- Donnerstag -


„Doktor Fraiser, schön Sie mal wiederzusehen.“, begrüßte der Jaffa seine alte Freundin gefolgt von einer leichten Verbeugung, kaum dass wir durch das Tor getreten waren.

„Die Freude ist ganz meinerseits, Teal’c.“, erwiderte sie erfreut und stellte mich dann vor: „Das ist Maximilian Wilkins. Er ist Reporter.“

„Freut mich sehr.“ Ich streckte Teal’c die Hand entgegen, doch er ergriff sie nicht.

Er starrte mich einfach nur an und schien abzuwarten, was ich als nächstes tun würde. Ganz offensichtlich traute er mir nicht, aber das war auch in Ordnung so. Es gab schließlich genug Menschen, die sie hatten reinlegen wollen. Ich hatte doch auch bereits damit gerechnet, dass es nicht leicht sein würde, ihn von meinen guten Absichten zu überzeugen.

Ich hoffte das Beste und erklärte mich kurz: „Ich schreibe gerade ein Buch über SG-1 und würde mich freuen, wenn ich Sie kurz interviewen könnte.“

„Ich habe mich auch interviewen lassen, ebenso wie Sam, Daniel, Paul, Hammond und sogar Jack.“, war Janet mir behilflich, als so gar keine Reaktion von dem Hünen kam. Ich war froh, sie mitgenommen zu haben. Abschließend versicherte sie: „Du kannst ihm vertrauen.“

„Ich verspreche, dass ich nichts verwenden werde, was Sie nicht wollen.“, legte ich hinzufügend Fürsprache für mich ab. Als immer noch keine Reaktion von Teal’c kam, fügte ich scherzend hinzu: „Und bevor Sie mich töten, sollte ich Ihnen vielleicht lieber erzählen, dass ich gerade erst Vater geworden bin und meine Familie mich braucht.“

„Er ist auch hier, weil er mit Daniels Hilfe Sam und Jack wieder zusammenbringen will. Wir hoffen auch auf deine Hilfe.“, schnitt Doktor Fraiser jetzt auch den zweiten und vielleicht wichtigeren Grund unseres hier seins an.

Der Jaffa hob nur eine Augenbraue, als würde er abwarten, was noch kam, als würde er auf einen Haken warten.

„Sie sagt die Wahrheit.“, meinte ich schnell und versuchte mich an einem aufrichtigen Lächeln.

Dann herrschte Stille. Wir musterten uns einfach nur gegenseitig. Meine Nervosität war Teal’c sicher nicht entgangen, aber ich hoffte auch, dass er meine Aufrichtigkeit bemerkt hatte. Ich konnte jetzt nur eines tun, seinem Blick standhalten und beten, dass er mir glaubte und uns helfen würde. Wenn er mir nicht vertraute, würde unser schöner Plan ins Wasser fallen, und das wollte ich unter keinen Umständen.

„Folgen Sie mir, Maximilian Wilkins.“, sagte der Hüne schließlich und wandte sich zum Gehen.

„Danke.“, entgegnete ich erleichtert und folgte ihm. An meiner Seite ging Janet Fraiser, welche mir ein aufmunterndes Lächeln schenkte.

Wir betraten nach einem Fußmarsch von einer Viertelstunde ein großes Steinhaus, in welchem Team jetzt lebte. Auch auf Chulak hatte sich seit seiner Rebellion viel geändert. Er war von einem Verräter, einem Ausgestoßenen zu einem Helden für sein Volk geworden. Wir setzten uns in eine gemütlich eingerichtete Ecke auf den mit Kissen bedeckten Boden. Ich holte mein Aufnahmegerät zur Hand und schaltete es ein.

„Also, welche Fragen haben Sie an mich?“, wollte Teal’c ohne Umschweife wissen. Er war direkt, das gefiel mir.

„Beschreiben Sie mir bitte Ihre Beziehung zu den anderen Mitgliedern von SG-1.“, antwortete ich und hoffte, dass mehr als nur ein Wort die Erwiderung sein würde.

„Wir sind Freunde.“, sagte der Jaffa nur.

Ich hätte mir schon etwas mehr erhofft, aber auch das, was er nicht sagte, verriet mir eine Menge über diesen Mann. Seine Freunde hatten nicht übertrieben, als sie ihn als schweigsam und äußerst wortkarg beschrieben hatten. Mir wurde bewusst, dass die Figur Teal’c in meinem Roman wirklich zu viel zu sagen hatte.

„Das weiß ich. Was ich meinte, war, wie schätzen Sie Ihre Freunde ein? Ihren Charakter, Ihre Stärken und Schwächen, Ihren Humor. Solche Dinge.“, versuchte ich meine Frage zu konkretisieren.

„Verstehe.“, erwiderte Teal’c angebunden. „Sie sind aufrichtige, loyale und außergewöhnliche Menschen.“

Seufzend wandte ich mich an Janet: „Oh man, Doktor Fraiser, würden Sie mir bitte helfen.“

Es war fast zum Verzweifeln. Ich hatte ja nichts gegen schweigsame Menschen, aber wenigstens während eines Interviews könnte er über seinen eigenen Schatten springen. Das war nun wirklich nicht zuviel verlangt. Er hatte doch schließlich zugestimmt.

Janet kam mir zu Hilfe: „Teal’c, ich denke, dass Max will, dass du ihm mehr von euch erzählst als dass, was in den Akten steht. Zum Beispiel, wie du die Zeit auf der Erde empfunden hast.“

„Ja, genau. Schildern Sie mir Ihre Sicht der Dinge.“, bestätigte ich erregt und fügte anregend hinzu: „Sie sind nicht von der Erde, dass muss also alles ziemlich befremdlich auf Sie gewirkt haben.“

„In der Tat.“, erwiderte Teal’c.

Wieder nur ein Satz. Noch so eine Antwort und ich würde vor Verzweiflung zu schreien anfangen. Das konnte doch nicht so schwer sein. Selbst eine meiner Fragen war schon länger als all seine Erwiderungen zusammengenommen.

„Und?“, hakte ich nach, versuchte noch mehr aus ihm herauszukitzeln.

„Ich habe mich angepasst.“

Ich vergrub genervt mein Gesicht in meinen Händen und dachte noch einmal über diese ganze Situation nach. So kamen wir einfach nicht weiter. Ich musste das irgendwie anders angehen, sonst würde ich mich noch mit ihm unterhalten, wenn meine Jungs bereits aufs College gingen.

„Vielleicht war ein Interview eine dumme Idee.“, beließ ich es schließlich vorerst dabei, schaltete mein Diktiergerät aus und fragte stattdessen „Würde es Ihnen was ausmachen, wenn ich Sie einfach morgen bei der Arbeit beobachte? Ich verspreche auch, nichts zu sagen.“

„Von mir aus.“, sagte Teal’c und erhob sich.

Vielleicht lernte ich so ja etwas mehr über den wortkargen Hünen, als nur die Tatsache, dass er sich nicht gern selbst reden hörte und grundsätzlich misstrauisch Menschen gegenüber war, die er nicht kannte.

„Danke.“

„Auf Wiedersehen, Maximilian Wilkins.“, verabschiedete er sich von mir und ließ mich mit Janet zurück.

„Das ist wohl nicht so gelaufen, wie Sie es sich vorgestellt haben.“, stellte sie nüchtern fest und schenkte mir ein zuversichtliches Lächeln, dass mich aufmuntern sollte.

Es funktionierte wenigstens teilweise.

„Jack O’Neill hatte mich bereits gewarnt, ich habe also nicht allzu viel erwartet. Aber ich konnte dennoch viel über ihn in Erfahrung bringen. Ich bin nicht umsonst Verhaltensforscher. Teal’c ist eine echte Herausforderung.“, blieb ich optimistisch und ehrlich.

Etwas mehr hatte ich mir schon erhofft, aber das würde sicher noch kommen.

„Es haben sich schon Bessere an ihm die Zähne ausgebissen.“, versuchte Doktor Fraiser mir Mut zu machen, was jedoch nicht von allzu viel erfolg gekrönt war.

Ich versicherte ihr zuversichtlich: „Die besaßen aber nicht meinen Ergeiz.“


Zwischenspiel Slash (als Skipper bitte beim nächsten Zwischenspiel weiterlesen)


Doktor Jackson zog Jack O’Neill mit sich, nachdem sie das Stargate auf Chulak verlassen hatten. Er wollte seinen Freund so weit wie möglich von der einzigen Fluchtmöglichkeit wegbringen, ehe diesem doch noch eine Entschuldigung einfiel. Außerdem würde auch Sam bald eintreffen und sie durften sich unter keinen Umständen hier begegnen. Es bestand zu große Fluchtgefahr. Er brauchte Teal’c, um die beiden in einen Raum zu bekommen. Mit Jack würde er allein nicht fertig werden.

Trotzdem konnte Daniel sich nicht verkneifen: „Ich glaube, dieser Reporter ahnt was.“

Irgendwie hoffte er auch, seinen ehemaligen Colonel so von ihrem eigentlichen Plan abzulenken und ihn in trügerischer Sicherheit zu wiegen. Außerdem reichte ein Schock pro Abend nun wirklich aus.

„Welcher Reporter?“, fragte Jack geistesabwesend.

Er grübelte zuviel nach, dass gefiel Jackson gar nicht.

„Max.“, antwortete dieser schnell und wurde noch etwas deutlicher: „Ich denke, er hat einen Verdacht, was unsere Art der Freundschaft betrifft.“

„Was?“, fragte O’Neill perplex und blieb stehen. Er war sichtlich aufgebracht. „Du machst Witze. Sag mir, dass du Witze machst.“

„Ich fürchte nicht.“, gab Daniel kleinlaut zu.

Er musste Jack dazu bringen, sich von der Stelle zu bewegen, vorzugsweise in Teal’c bescheidenes Haus. Also nahm er die Hand seines Kameraden, um diesen zu beruhigen und zu versichern, dass alles gut werden würde.

„Okay, wir gehen wieder.“, meinte O’Neill nur und wandte sich dem Tor zu.

Entschieden wehrte sich Jackson: „Kommt nicht in Frage.“ und hielt Jack mit aller Kraft davor zurück, auch nur einen Schritt zu machen.

Daniel war so weit gekommen, er würde jetzt sicher nicht aufgeben. Er zog O’Neill zu sich herum und ergriff dessen Schultern, so dass dieser sich nicht mehr von ihm abwenden konnte. Dann blickte der Archäologe ihm fest in die Augen. Er wollte sich nicht länger verstecken und schon gar nicht vor seinen Freunden. Ihm war egal, was andere dachten, Hauptsache sie waren zusammen und glücklich. Daniel fragte sich, warum Jack so eine Angst hatte, dass es herauskam. Ihm konnte doch nichts mehr passieren.

„Daniel, wenn er wirklich etwas ahnt, dann…“, begann O’Neill eindringlich, wurde aber mitten im Satz von Daniels Finger auf seinen Lippen unterbrochen.

„…wird er es sicher nicht verwenden.“, beendete dieser seinen Satz, auch wenn es nicht das Ende war, welches er hatte verwenden wollen. Sanft fügte Jackson hinzu: „Ich liebe dich, Jack, aber manchmal bist du ein richtiger Angsthase.“

Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen, als er Jack empört „Bin ich nicht!“ sagen hörte. Dieser verzog beleidigt das Gesicht, obwohl er genau wusste, dass sein junger Freund Recht hatte. Er hatte Angst. Nicht vor den Konsequenzen, sondern davor, es zuzugeben und endgültig zu machen. Aber hatte er das nicht bereits. Sie waren jetzt schon zwei Jahre zusammen, aber es konnte immer noch ernster werden. Vielleicht wurde es wirklich Zeit, dass er sich selbst überwandt und einen großen Schritt weiter ging. Er wünschte es sich doch selbst schon so lange.

„Dann entspann dich endlich. Er wird uns sicher nicht vor allen direkt darauf ansprechen.“, redete Daniel ihm gut zu und sein Lächeln wurde breiter.

„Und wenn doch?“, hakte Jack misstrauisch nach.

Man konnte schließlich nie wissen.

Doktor Jackson antwortete schelmisch: „Dann überlässt du mir das Reden, wie immer.“ und ergriff erneut O’Neills Hand, um ihre Verbundenheit zueinander zu verdeutlichen.

Jack drückte sie, um seine Zuneigung zu zeigen und ließ sich von Daniel weiter Richtung Haus ziehen.

„Sehr witzig.“, brummte Jack missmutig, konnte sich dann aber auch ein Lächeln nicht verkneifen.


Zwischenspiel Skipper (als Slasher bitte beim nächsten Kapitel weiterlesen)


„Sam, General Hammond, schön Sie beide zu sehen.“, empfing Doktor Fraiser ihre Freunde und früheren Arbeitskollegen am Sternentor.

Nachdem Daniel und Jack Teal’cs Haus betreten hatten, war sie losgegangen, um ihre blondhaarige Freundin abzufangen. Sam musste wenigstens in einer Sache vorgewarnt werden.

„Doktor Fraiser, es ist mir ein Vergnügen.“, erwiderte General Hammond ihren Gruß und reichte ihr die Hand. Als er ihren vielsagenden Blick bemerkte, fügte er schnell hinzu: „Die anderen sind drin, nehme ich an.“

„Ja, folgen Sie einfach dem Geruch von gebratenem Fleisch.“, bestätigte die junge Ärztin und wies in Richtung des Hauses, in dem sie alle den Abend verbringen würden. Auch Doktor Carter wollte sich in Bewegung setzen, doch Janet hielt sie zurück. „Kann ich dich noch kurz sprechen, Sam?“

„Sicher Janet, worum geht’s?“

Ohne Umschweife warnte Fraiser: „Um Max. Ich denke, er weiß, dass da mehr zwischen dem Colonel und dir war, als erlaubt.“

„Ich weiß nicht, was du meinst.“, spielte Sam die Ahnungslose.

Sie wollte nicht zugeben, was sie fühlte, denn es schmerzte zu sehr. Sie würde nie mit Jack zusammen sein können, genauso wenig, wie sie es je gewesen war. Sie hatte es versucht, hatte sich ihm genähert und ihm ihre Gefühle offenbart. Er hatte sie einfach weggestoßen und ihr damit unendlich wehgetan. Er war einfach aus ihrem Leben verschwunden und wollte anscheinend nicht zu ihr zurückkehren. Zwei Jahre hatte sie versucht, über ihn hinwegzukommen, ohne Erfolg. Sie wollte nicht mehr an ihn erinnert werden.

Janet redete verständnisvoll auf ihre Freundin ein: „Sam, ich bin deine Freundin, mir kannst du nichts vormachen. Ich war dabei, als ihr es zugegeben habt. Die Zatarkgeschichte, weißt du noch.“

Der jungen Ärztin war bewusst, wie schwer es Samantha fiel, über ihren früheren Vorgesetzten zu sprechen oder auch nur seinen Namen zu hören, aber sie musste es wissen. Wenn ein Reporter Vermutungen nachjagte, war das immer sehr viel schwerwiegender als wäre es nur ein albernes Gerücht im Umkleideraum der Basis.

„Aber es ist nie etwas passiert.“, rechtfertigte sich Doktor Carter sofort.

„Das weiß ich.“, beruhigte Doktor Fraiser sie sofort.

Sie machte ihr keine Vorwürfe, viel eher wünschte sie sich, dass sich endlich etwas änderte. Die beiden sollten sich nicht nur wieder vertragen, sondern auch endlich zueinander finden. Sie hatten beide soviel durchmachen müssen, da war es nur gerecht, wenn sie gemeinsam glücklich wurden.

Sam begann: „Glaubst du, er wird…“, brach dann aber doch ab.

Sie wollte gar nicht darüber nachdenken, was alles passieren könnte.

„Ich denke nicht. Zumindest nicht, ohne euch nicht vorher zu fragen.“, versicherte Janet ihr zuversichtlich.

Sie schätzte den Reporter nicht als so rücksichtslos ein, dass er sie damit einfach überfallen würde. Wahrscheinlich würde er nicht einmal ein Wort darüber verlieren, wenn sie nicht davon begannen. Außerdem konzentrierte sich jeder von ihnen erst einmal darauf, dass sich Sam und Jack überhaupt unterhielten und mit etwas Glück wieder zueinanderfanden. Alles weitere ließen sie auf sich zukommen. Das war auch gut so. Sie durften nicht zuviel erwarten, sonst würde es nur schiefgehen.

„Dann sollte ich mich wohl schon mal auf ein paar unangenehme Fragen einstellen.“, seufzte Carter wenig begeistert, war aber nicht bereit, sich davon abhalten zu lassen, ihren alten Freund Teal’c zu besuchen.

Auch das würde sie überstehen.

„Es wird schon alles gut gehen.“, machte Janet ihr und auch sich selbst Mut. Sie machten sich zusammen auf den Weg. Leise murmelnd, aber so, dass Samantha es nicht hören konnte, fügte sie hinzu: „Hoffe ich.“


Kapitel 15: SG-1-Team Teil 1

- Samstagabend -


„Carter.“, platzte es geschockt aus Jack O’Neill heraus, als er sie hinter Janet Fraiser durch die Haustür kommen sah.

Sie blieb wie angewurzelt stehen und starrte ihn an. Er erwiderte diesen Blick, war genauso fassungslos wie sie. Sam wollte etwas sagen, doch kein Wort wollte ihre Lippen verlassen. Es war totenstill geworden. Man wagte kaum zu atmen und jeder glaubte, dass man sein eigenes Herz im ganzen Raum schlagen hören konnte. Jack schluckte, sein Mund war trocken und seine Handflächen schwitzten.

Er fühlte sich unwohl in seiner Haut. Mit ihrer Anwesenheit hatte er nicht gerechnet. Es tat weh, sie zu sehen, denn sie war noch genauso, wie er sie in Erinnerung hatte. Das kurze, blonde Haar, die alabasterfarbende Haut und die ausdruckstarken, blauen Augen, in denen ebensoviel Schmerz zu erkennen war, wie in seinen.

Schließlich war O’Neill es, der als Erstes seine Stimme wiederfand und stammelte: „Ich sollte wohl besser gehen.“

Er hatte den Blick gesenkt, weil er es nicht mehr ertrug, ihr in die Augen zu sehen, und schritt auf die Eingangstür zu. Daniel hielt ihn geistesgegenwärtig am Arm zurück.

„Jack, geh nicht, bitte.“, flehte er ihn an.

So hatte Jackson sich das nicht vorgestellt. So durfte es nicht enden. Jack konnte nicht schon wieder weglaufen. Seine Freunde mussten endlich miteinander reden, selbst wenn er sie zu ihrem Glück zwingen musste. O’Neill wandte sich seinem Freund zu und starrte ihm wütend entgegen.

„Wieso sollte ich auf dich hören, du hast mich doch schon mal belogen.“, schrie er diesen zornig an und seine Stimme überschlug sich fast.

Im selben Augenblick wusste Jack, dass es nicht fair war, dass Daniel ebenso unter der Situation litt wie er, aber er war nicht bereit ausgerechnet jetzt darauf Rücksicht zu nehmen. Jackson hatte schließlich sein Vertrauen schamlos ausgenutzt, da hatte er seinen Zorn verdient.

„Wir haben es nur gut gemeint.“, versuchte Doktor Fraiser die Situation zu entschärfen und Daniel in Schutz zu nehmen.

Sie trugen alle die gleiche Schuld an der Situation und sie wollte nicht, dass Daniel all den Ärger abbekam. Das war nicht fair, auch wenn es hauptsächlich seine Idee gewesen war.

Jack blaffte sie ungehalten an: „Halt du dich da raus, Janet.“

„Jack, beruhig’ dich!“, bat Daniel ihn streng, versuchte dennoch, die Ruhe zu bewahren und nicht auch noch zu schreien anzufangen.

Das hätte alles nur noch verschlimmert. Er konnte nur versuchen die Situation zu retten. Aber Jack kümmerte sich nicht darum, was die anderen wollten, er hatte die Nase gestrichen voll. Er wollte nur noch verschwinden. Aber das war einfacher gesagt als getan, denn Teal’c stellte sich ihm in den Weg, noch bevor er die Tür erreicht hatte. An dem Hünen war kein Vorbeikommen, nicht einmal für O’Neill.

„Teal’c geh zur Seite.“, zischte dieser zornig und stemmte demonstrativ die Hände in die Hüften, was auch nicht viel half.

„Das kann ich nicht tun, O’Neill.“, entschuldigte sich der Jaffa und wich keinen Schritt zur Seite.

Teal’c tat das alles in dem Wissen, dass er seinen Freunden damit helfen würde. Es wurde Zeit, dass sie zur Vernunft kamen, ihre Zwistigkeiten ausdiskutierten und überwanden. Es herrschte schon viel zu lange Streit zwischen ihnen.

„Geh zur Seite.“, wiederholte O’Neill, diesmal jedoch bissiger.

Diesmal war es Daniel, der seinen Freund zu beruhigen versuchte, indem er ihn anflehte: „Redet doch wenigstens miteinander, Jack. Uns zuliebe.“

Doktor Jackson wollte seine Hand auf Jacks Arm legen, um ihn zu besänftigen, doch dieser schlug sie gereizt weg. Er war nicht bereit, sich zu beruhigen und vernünftig über alles zu reden. Er wollte wütend sein und verletzt, denn dann tat es einfach nicht so sehr weh und er musste sich nicht auf Sam konzentrieren, die immer noch da stand und in anstarrte. Nicht über sie nachzudenken und stattdessen zornig zu sein, war die einzige Möglichkeit, um nicht an den Tag vor zwei Jahren zu denken und zusammenzubrechen.

„Die ganze Sache geht euch aber nichts an, Daniel. Das hat nichts mit euch zu tun.“, wehrte O’Neill ab.

„Doch, genau das hat es.“, erwiderte Jackson jetzt ebenso ungehalten wie Jack zuvor. Er hatte seine Stimme nicht erheben wollen, doch wenn sein Freund nur so mit sich reden ließ, musste es einfach sein. Als der pensionierte Colonel etwas sagen wollte, fiel Daniel ihm sofort ins Wort und drohte ihm lautstark: „Du wirst jetzt nach nebenan gehen und dich gefälligst mit Sam unterhalten oder ich rede nie wieder auch nur ein Sterbenswörtchen mit dir.“

Seine Haltung und seine Stimme duldeten keine Widerrede und Jack wusste sofort, dass er keine Wahl hatte. Sein Freund würde die Drohung wahr machen und das wollte er nicht. Aber er wollte auch weiterhin wütend auf seine Freunde sein, er wollte nicht klein bei geben. Einen kurzen Augenblick entfachte ein innerer Konflikt, doch der war schnell von seinem Zorn gewonnen worden. Im Moment zählte für O’Neill nur, dass er schnellstmöglich dieses Haus verließ und endlich wieder für sich alleine war.

Deswegen konterte er eisig: „Fantastisch.“

Daniel schloss für einen kurzen Moment die Augen. Er konnte nicht fassen, dass Jack das wirklich gesagt hatte. Natürlich war es auf seine Wut zurückzuführen und auch auf die Tatsache, dass er sich verletzt und verraten fühlte, aber es versetzte Jackson dennoch einen Schlag ins Gesicht. Jetzt wollte er auch keine Rücksicht mehr nehmen und O’Neill zu überreden versuchen. Er zwang ihn einmal mehr zu seinem Glück.

„Teal’c.“, meinte er nur und sein alter Freund wusste sofort, was zu tun war.

Der Jaffa ergriff den Oberarm des ehemaligen Colonels und zog diesen mit sich. Sofort versuchte Jack sich loszureißen - jedoch vergeblich.

„Lass mich los, Teal’c!“, brüllte er den Hünen an, welcher nur noch fester zupackte und ihn mit bestimmter Stärke in einen Nebenraum führte. O’Neill fluchte, als ihn der Schmerz des Griffs erfasste: „Argh, verdammt.“

Mit einem gezielten Stoß von Teal’c wurde er in den angrenzenden Raum geschubst und kam dort in der Mitte strauchelnd zum Stehen. Sofort wandte er sich zu den anderen um und funkelte diese aus kalten Augen aufgebracht an. Einige von ihnen senkten bedrückt den Kopf, doch Daniel und Teal’c erwiderten seinen Blick mit derselben Standhaftigkeit und beugten sich seinem Willen nicht.

Der Jaffa wandte sich schließlich an die junge Wissenschaftlerin: „Samantha Carter.“ und wies mit der Hand zu dem Raum, in welchem O’Neill bereits stand.

Mehr musste er nicht sagen, denn seine Bitte war überdeutlich. Er wollte ihr nicht wehtun, aber er hätte auch bei ihr nachgeholfen, wenn es nötig gewesen wäre. Samantha zögerte, denn auch sie hatte Angst. Sie verstand sowohl Jacks als auch Daniels Reaktion. Sie wusste nur nicht, ob sie schon zu einem Gespräch mit ihrem ehemaligen Vorgesetzten bereit war. Es war soviel passiert und so viele Dinge standen unausgesprochen zwischen ihnen. Sie hatte ihr Herz ablenken und nicht mit Erinnerungen konfrontieren wollen, die es quälten.

„Bitte Sam.“, unterstützte Doktor Jackson seinen Jaffafreund und Carter setzte sich langsam in Bewegung, um ebenfalls das Zimmer zu betreten.

Vielleicht hatten ihre Freunde recht und es wurde Zeit, dass sie die Vergangenheit bewältigten und hinter sich ließen. Hinter ihr schloss sich die schwere Eisentür und schottete O’Neill und sie von den anderen ab.


Kapitel 16: Doktor Samantha Carter und Jack O’Neill Teil 1

- Samstagabend -


Sie waren allein, sahen sich nicht an und wussten auch nichts zu sagen. Es war, als stünde eine unsichtbare Mauer zwischen ihnen, die nicht zu durchdringen war. Sam wusste, wenn nicht bald einer von ihnen etwas sagen würde, würden sie morgen noch in diesem Raum festsitzen. Daniel würde sie nicht gehen lassen, ehe sie sich nicht ausgesprochen und wieder vertragen hatten. Das war leichter gesagt als getan, wenn man nicht wusste, wo man anfangen sollte.

„Haben Sie es gewusst?“, unterbrach Jack die unangenehme

Stille zwischen ihnen. Seine Stimme war eisig und es lief ihr eiskalt den Rücken hinunter. Sie spürte ganz deutlich seinen Blick auf ihrem Körper und das verstärkte den Schauer nur noch. Carter mochte es nicht, wenn er wütend war, denn das Braun seiner Augen veränderte sich und sie erkannte ihn kaum wieder. All die Wärme verschwand aus seinen Zügen und zurück blieb eine Eiseskälte.

„Nein.“, meinte sie nur und schüttelte den Kopf. Sam war ebenso hinters Licht geführt worden wie er, doch sie war ihren Freunden nicht wirklich böse. Das machte sie ihm dann auch mit ihrer nächsten Äußerung deutlich: „Aber ich muss zugeben, sie haben Recht.“

Jack wiederholte sich: „Es geht die anderen nichts an.“

Er wandte den Blick wieder ab, auch klang er nicht mehr wütend, sondern nur noch gekränkt. Er hatte schon immer seine eigene Methode gehabt, mit Problemen umzugehen, doch nichts schien für ihn mehr zu funktionieren. Dass er den ersten Schritt auf sie zu machen würde, konnte Carter nicht erwarten. Wenn jemand beginnen musste, dann sie, sonst würden sie sich ewig aus dem Weg gehen und das wollte sie nicht.

„Wir sollten reden, Jack.“, sagte sie schließlich und ihre Stimme klang tatsächlich gefasster, als sie angenommen hatte.

„Worüber? Sie haben doch schon alles gesagt.“, erwiderte O’Neill verletzt und blickte ihr in die Augen.

Doktor Carter sah erneut die Traurigkeit in ihnen und plötzlich wurde ihr bewusst, wie sehr sie ihn damals verletzt hatte. Sie, die sie soviel für ihn empfand, hatte seine Gefühle verletzt, obwohl sie doch eigentlich etwas anderes hatte erreichen wollen. Nie hatte sie geglaubt, dass er sich ihre im Zorn gesprochenen Worte so zu Herzen genommen hatte.

Er war nie der Typ gewesen, der sich seine Verletztheit hatte anmerken lassen und er hatte es immer vermieden, über seine Empfindungen zu sprechen. Aber das musste er im Augenblick auch nicht, denn Samantha erkannte alles, was sie wissen musste, in seinen Augen. Und noch etwas wurde ihr dabei bewusst: Sie hatte diesen Blick bei ihm schon einmal gesehen. Sie erinnerte sich noch ganz genau daran, was vor zwei Jahren wirklich geschehen war…


Kapitel 17: Doktor Samantha Carter und Jack O’Neill Teil 2

- Zwei Jahre zuvor -


Sie entfernten sich immer weiter von der Raumbasis. Noch immer sah Colonel O’Neill die Explosion vor seinem inneren Auge und spürte die Schickwelle, die durch den Rumpf des Al’keshs gejagt war. Eine halbe Stunde war es jetzt her, aber es fühlte sich für ihn immer noch wie ein schlechter Traum an. Sie waren mit einpaar Blessuren davongekommen, aber sie hatten auch einen schweren Verlust erlitten.

Immer wieder ging Jack die letzten Minuten vor der Explosion durch und überlegte, was er anders hätte machen können, kam aber zu keinem Ergebnis. Jakobs Tod hätte er auf keinen Fall verhindern können, auch wenn er es sich noch so sehr wünschte. Er hörte Daniel und Teal’c im Cockpit miteinander reden, verstand aber kaum ein Wort. Es war ihm auch egal. Sie wussten nicht, was passiert war, sie waren nicht dabei gewesen. Sie konnten nur spekulieren.

Jack würde es ihnen jedoch nicht erzählen. Das konnte er nicht, er hatte es Jakob versprochen. Er würde es nicht einmal Sam sagen können. Wie sollte er ihr beibringen, dass ihr Vater lieber einen qualvollen, aber schnellen Tod gestorben war, statt sich in aller Ruhe von ihr zu verabschieden, ehe er seinen letzten Atemzug getan hätte? Das konnte O’Neill ihr unmöglich antun. Sie würde es ihm nie verzeihen, dass er ihren Vater nicht aufgehalten hatte.

Ein leises Stöhnen drang an sein Ohr. Samantha Carter kam endlich wieder zu sich. Sie war schon vor einer Stunde von der Zat-Entladung getroffen worden und war seitdem ohnmächtig gewesen. Ihre Augenlider flatterten, bevor sie sie öffnete. Orientierungslos blickte sie sich um, ehe sie begriff, wo sie sich befand und ihr wieder einfiel, was geschehen war, bevor sie das Bewusstsein verloren hatte. Colonel O’Neill half ihr, sich aufzusetzen.

„He Sam, wie geht’s Ihnen?“, fragte Jack besorgt, versuchte sich seine Trauer aber nicht anmerken zu lassen. Er wusste jedoch sofort, dass ihm das nicht gelingen würde, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis Sam begriff, was passiert war. Dennoch zwang er sich zu einem leichten Lächeln.

Sich den schmerzenden Kopf haltend, wollte Major Carter wissen: „Was ist passiert?“

„Sie hat eine Zat-Entladung getroffen und die Goa’uld sind tot.“, antwortete O’Neill kurz angebunden. Er wollte ihr noch nicht die Wahrheit sagen. Das hätte Sam sicher noch nicht verkraftet.

„Wir haben es wirklich geschafft?“, wollte sie verwundert wissen.

Genauso wie Jack selbst, konnte auch sie es noch nicht glauben. Es war einfach unfassbar. Sieben Jahre haben sie gekämpft und endlich hatten sie es geschafft. Natürlich gab es immer noch einige, niedrige Goa’uld und viele Planeten mussten noch befreit werden, aber das war nur eine Frage der Zeit. Dem Colonel war es einerlei, es war ihm nicht mehr wichtig.

„Ja, es ist vorbei.“, bestätigte O’Neill. Er versuchte erneut zu lächeln. Plötzlich beugte sich Samantha zu ihm hoch und küsste ihn. Es war ein zärtlicher, fast schüchterner Kuss, voller Gefühl. Im ersten Augenblick wusste Jack nicht, wie er reagieren sollte.

Er war starr vor Schreck. Seine Augen weiteten sich und seine Gedanken rasten. Es war falsch, das war alles, was er wusste. Er durfte sie nicht ausnutzen, ihr nicht das Gefühl geben, dass er es auch wollte. Das war ihr gegenüber nicht fair, egal was er für sie empfand. Sam war verletzlich und angreifbar. Er könnte sich nicht verzeihen, wenn er es nicht sofort unterband. Sanft aber bestimmt schob Jack sie von ihm fort. Sie blickte ihn verständnislos an.

„Carter, was…“, begann Colonel O’Neill, brach dann aber ab. Er wusste nicht, was er dazu sagen sollte.

„Ich liebe dich, Jack.“, gestand Samantha Carter ihm stattdessen. Sie wollte ihn erneut küssen, doch er hielt sie auf Abstand. Er schüttelte den Kopf, gebot ihr so Einhalt.

„Carter, ich… ich kann nicht.“, brachte er zögerlich heraus. Er wusste nicht, wie er ihr sagen sollte, dass es nicht an ihr lag, sondern an den Ereignissen des Tages. Dass es nur an ihm lag, dass sie nicht auf diese Weise zusammen sein konnten.

Irritiert fragte Sam: „Wieso nicht?“

Sie konnte ihn nicht verstehen. All die Jahre hatte sie geglaubt, dass es genau das war, was er wollte, dass er sie lieben würde, dass er ihre Gefühle erwiderte. Sie verstand nicht, warum er sich jetzt, wo alles vorbei war, so gegen sie sperrte.

„Weil Jakob… Er ist... Es tut mir leid.“

Jack senkte seinen Blick. Er konnte es nicht ertragen, ihr in die Augen zu sehen. Er wollte den Schmerz darin nicht lesen. Sie würde ihn hassen, dass wusste er schon jetzt. Nicht nur, weil er es nicht verhindert hatte, sondern auch, weil er ihr nicht sagen konnte, wieso es geschehen war. Er hatte es Jakob versprochen. Seine Tochter sollte ihn als Helden in Erinnerung behalten, als der Soldat, der er war.

„Was?“, fragte Major Carter geschockt.

Colonel O’Neill erläuterte ihr: „Er hat das Symbiontengift freigesetzt, um uns Zeit zu verschaffen. Er hat es nicht überlebt.“

„Nein.“ Sam schüttelte entschieden den Kopf. Sie wollte seinen Worten keinen Glauben schenken. Es war zu schmerzvoll. Anklagend blickte sie Jack an und fragte ihn: „Wieso haben Sie ihn nicht aufgehalten?“

„Ich…“ Wieder unterbrach er sich selbst. Er hatte keine Antwort auf ihre Frage. Was hätte er auch sagen sollen? Dass ihr Vater sterben wollte, dass er ihn nicht hatte umstimmen können? Sie hätte ihm sicher kein einziges Wort geglaubt.

„Sie hätten das an seiner Stelle tun müssen.“, schrie sie ihren Vorgesetzten an und unterstellte ihm damit genau das, was er auch schon vermutet hatte. Sie gab ihm die Schuld am Tod ihres Vaters. Er konnte es ihr nicht einmal verübeln, denn er suchte die Schuld auch ganz allein bei sich.

„Ich weiß.“, erwiderte Jack nur, konnte sie aber immer noch nicht ansehen.

„Wieso haben Sie ihn nicht aufgehalten?“, fragte Samantha gerade heraus. Ihr Blick war durchdringend, O’Neill konnte ihn auf seiner Haut spüren, wie es sich in sein Innerstes bohrte und ihn von innen heraus zu zerstören begann.

„Er wollte, dass ich Ihnen sage, dass er sehr stolz auf Sie ist.“, versuchte O’Neill das Thema zumindest etwas zu wechseln. Im Moment wollte er sich einfach nicht mit seinen Schuldgefühlen auseinandersetzen, doch ihm war klar, dass ihm das nicht gelingen würde. „Es tut mir sehr leid, Sam.“

„Sparren Sie sich das, Colonel.“, bluffte die junge Wissenschaftlerin Jack an. All ihr Zorn auf ihn und all ihre Trauer um ihren Vater standen ihr ins Gesicht geschrieben. Aus ihr sprachen Verzweiflung und Schmerz. Mit zitternder Stimme hielt Sam ihm vor: „Sie hätten ihn aufhalten müssen. Sie hätten ihn nicht sterben lassen dürfen.“

„Carter, ich konnte ihn nicht…“, versuchte Colonel O’Neill sich zu rechtfertigen, doch er wurde von Samantha unterbrochen.

Diese schrie ihm entgegen: „Ich hasse Sie!“

Jack schloss einen kurzen Moment die Augen. Ihre Worte waren wie die Klinge eines Messers, das sich tief in sein Herz bohrte und immer wieder auf ihn einstach. Ihm blieb die Luft weg. Er wusste, sie konnte die Trauer in seinen Augen und auch auf seinem Gesicht sehen, aber er konnte den Blick nicht abwenden. Er konnte immer noch nicht fassen, was sie gesagt hatte. Es war fast so, als wäre er von einem Zug gestreift worden und als hätte er einen Schlag mitten ins Gesicht bekommen. Er kannte dieses Gefühl. Er hatte es schon einmal erlebt.

„Carter!“ Jack versuchte sie zu beruhigen, sie in die Arme zu schließen, doch sie entzog sich ihm. Tränen liefen ihr über die Wangen und sie konnte nicht aufhören zu schluchzen. O’Neill wollte sie doch nur trösten, doch sie ließ es nicht zu. Jeden Annäherungsversuch von ihm wies sie konsequent ab.

„Fassen Sie mich nicht an!“, drohte sie ihm und ihr Blick war eisig. Sie gab ihm die Schuld und sie ließ es ihn auch spüren. „Verschwinden Sie, ich will Sie nicht wiedersehen. Lassen Sie mich endlich allein.“

Jack wusste nicht, was er noch sagen sollte, also tat er das einzige, das ihm richtig erschien. Er erhob sich und verließ den Ringraum in Richtung Cockpit. Dort begegnete er Daniel, welcher schon zu einer Frage ansetzten wollte, doch mit einem vielsagenden Blick und einer abwehrenden Handbewegung brachte O’Neill ihn zum Schweigen. Es wurde schon genug gesagt.


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- Samstagabend -


„Was ich damals gesagt habe, habe ich nicht so gemeint. Ich war verletzt, ich hatte gerade meinen Vater verloren und Sie haben mich abgewiesen.“, entschuldigte Doktor Carter sich bei ihrem ehemaligen Vorgesetzten. Sie bereute zutiefst, was sie damals getan und gesagt hatte. Die letzten zwei Jahre hätten nicht passieren dürfen. Sie hätten schon längst miteinander reden müssen.

„Ich hatte nicht die Absicht, Ihnen wehzutun.“, versuchte Jack sich im Nachhinein zu rechtfertigen, auch wenn das in Sams Augen vollkommen überflüssig war. Sie hatte ihm längst verziehen, sie verstand nur nicht, warum er sich damals so verhalten hatte. Hatte er etwas geglaubt, sie würde es nicht verstehen, dass ihre Freundschaft nicht stark genug wäre, um alles zu überstehen?

Carter erwiderte verständnisvoll: „Sie haben es getan, weil Sie mich nie geliebt haben. Das kann ich Ihnen nicht übel nehmen.“

Sie hatte es immer geahnt, schon vor dieser verhängnisvollen Mission. Natürlich hatte sie es nicht wahrhaben wollen, aber die Anzeichen waren deutlich gewesen. Sein Benehmen ihr gegenüber hatte sich verändert und ihre Flirts waren weniger geworden. Er hatte sie losgelassen und sich jemand anderem zugewandt. Damals sicher noch nicht in dem Ausmaß wie heute - eventuell wusste diese Person noch nichts von ihrem Glück - aber es war zu spüren gewesen. Wie die Wellen, die ein Stein auf der Wasseroberfläche hinterlässt, nachdem er sie durchbrochen hat.

„Es ist nicht so, dass ich nichts für Sie empfinde, Carter, aber es gibt da jemand anderes. Schon damals, als Sie mich küssten, hatte ich mich für ihn entschieden.“, entschuldigte Colonel O’Neill sich erneut bei ihr. Er wollte, dass sie sein Verhalten verstand und es nicht als Ablehnung sah. Er erwiderte ihre Gefühle nur nicht auf die Weise, wie sie es sich damals gewünscht hatte.

„Daniel.“, war alles, was Samantha dazu sagen konnte.

Ihre Stimme war überraschend ruhig und auch innerlich war sie gelassen. Tief im Innern hatte sie immer gewusst, dass sie ihn nicht würde halten können. Dafür war einfach zuviel geschehen. Es war, als würde all die Anspannung von ihr abfallen, jetzt, da dieses Thema nicht mehr zwischen ihnen stand, es endlich zur Sprache kam. Es war wie eine unsichtbare Mauer, die nun vor ihren Augen zu Staub zerfiel und den Weg für etwas Neues freimachte.

„Woher…“, wollte Jack verwundert wissen.

Er hatte mit Vielem gerechnet, aber nicht damit, dass sie von seinen Gefühlen für ihren gemeinsamen Freund wusste und diese auch noch so leichtfertig akzeptierte. Sofort schossen unzählige Fragen durch seinen Geist. Woher wusste sie es? Hatte Daniel ihr etwas erzählt? Wenn ja, wieso wusste er davon nichts? Wieso hatte er nicht gesehen, dass sie es herausgefunden hatte? War es so offensichtlich gewesen?

„Ich habe es schon eine ganze Weile geahnt.“, beantwortete sie seine unausgesprochenen Fragen, so als hätte er sie ihr gestellt. Sie führte weiter aus: „Die Art eurer Freundschaft, euer wortloses Verständnis und eure ständigen Zwistigkeiten… Ich hätte wahrscheinlich sowieso nicht mithalten können. Es war nur eine Frage der Zeit, bis das passieren musste.“

Schließlich fragte Jack zögernd: „So offensichtlich?“

„Nur für jemanden, der euch wirklich kennt.“, antwortete Sam ruhig und schenkte ihm sogar ein leichtes, aufmunterndes Lächeln. So wollte sie ihm versichern, dass es niemand sonst mitbekommen hatte. Jack war schon immer sehr gut darin gewesen, seine Gefühle zu verstecken und Daniel… nun, er hatte wahrscheinlich keine Ahnung bis O’Neill es ihm endlich offenbart hatte.

„Wieso haben Sie mich dann geküsst und mir gesagt, dass Sie mich lieben?“, wollte der ehemalige Colonel irritiert wissen. Das ergab für ihn keinen Sinn. Wenn sie etwas ahnte, wieso ging sie dann das Risiko ein, so derbe verletzt zu werden? Sie hatte ihm ihr Herz damals vollkommen ausgeliefert.

Aber hatte er bei Daniel nicht dasselbe getan? Sicher, aber es war dennoch etwas anderes. Sam hatte Recht, ihre Beziehung war von Anfang an anders gewesen. Daniel und er - nichts hatte je zwischen ihnen gestanden oder würde es je wieder. Jack war nie wirklich Gefahr gelaufen, verletzt zu werden. Zwar kannte er Daniels Gefühle vor zwei Jahren noch nicht, aber er hatte sich auch nie davor gefürchtet, seinem Freund die Wahrheit zu sagen. Es war so selbstverständlich gewesen, dass es ihm im Nachhinein fast Angst machte.

„Weil ich wohl gehofft hatte…“, begann die junge Wissenschaftlerin, unterbrach sich dann aber selbst. Stattdessen fragte sie: „Wenn Daniel nicht gewesen wäre…“

Jack erwiderte ehrlich: „… wäre ich jetzt nicht hier.“

Es war nicht nur die Tatsache, dass Daniel ihm das Leben auf Abydos und auch unzählige Male später gerettet hatte. Allem voran war es wohl die Gewissheit, dass sie nicht zusammengekommen wären, egal was auch geschehen wäre. Sie waren nie wirklich für einander bestimmt gewesen. Sie hatten es sich nur eingeredet, um nicht verletzt oder enttäuscht zu werden. Es war nie wirklich Liebe gewesen.

„Bist du glücklich, Jack?“, hakte Samantha Carter nach. Sie musste es einfach wissen, auch wenn es ihr wehtun würde, denn das würde das letzte, verbliebene Fünkchen Hoffnung im Keim ersticken. Sie wusste nicht, ob sie schon bereit war, nach vorn zu sehen.

„Sehr.“ Ein leichtes Lächeln stahl sich auf Jacks Lippen als er an Daniel dachte. Er liebte ihn wirklich sehr. Er wäre nicht hier, wenn es nicht so wäre. „Und was ist mit dir?“

„Es wird besser.“, blieb Carter zuversichtlich und versuchte sich ebenhalls an einem Lächeln. O’Neill ließ sich geschafft und ebenso erleichtert auf eine Bank sinken, die am Fenster stand. Carter nahm neben ihm platz. Sie waren beide erledigt, aber es gab noch einige Dinge, die sie zu klären hatten.


weiter: Teil 6….



Teil 6 by Lenari
Teil 6


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- Samstagabend -


„Was ich damals gesagt habe, habe ich nicht so gemeint. Ich war verletzt, ich hatte gerade meinen Vater verloren und Sie haben mich abgewiesen.“, entschuldigte Doktor Carter sich bei ihrem ehemaligen Vorgesetzten. Sie bereute zutiefst, was sie damals getan und gesagt hatte. Die letzten zwei Jahre hätten nicht passieren dürfen. Sie hätten schon längst miteinander reden müssen.

„Das habe ich nie getan.“, versuchte Jack sich vehement zu verteidigen. Es war nicht so gewesen, dass er ihre Gefühle nicht erwidert hatte, es hatte einfach nur an der Situation gelegen. Er hatte sie nicht ausnutzen wollen.

„Und wieso haben Sie den Kuss dann nicht erwidert?“, wollte Samantha verwundert wissen.

Sie verstand ihn einfach nicht. Wenn er etwas für sie empfand, wieso zeigte er es dann nicht? Wieso kam sie nicht an ihn heran? Warum sagte er nicht einfach, was ihn belastete? Er war schon immer ein Rätsel für sie gewesen, aber an jenem Tag mehr denn je. Sie wurde das Gefühl nicht los, dass er ihr etwas verschwieg, das schon zwei Jahre an ihm nagte.

„Weil ich Sie nicht ausnutzen wollte, Carter. Weil ich Schuldgefühle hatte, weil…“ O’Neill unterbrach sich selbst. „Es gab so viele Gründe.“

Je mehr er preisgab, desto verletzlicher fühlte er sich. Gerade das wollte er verhindern. Er wollte nicht, dass ihm noch mehr Schmerz zugefügt wurde. Außerdem fand er einfach nicht die passenden Worte, Sam verständlich zu machen, warum er sie damals zurückgewiesen und den Kuss nicht erwidert hatte. Er wusste es ja selbst nicht. Immer wieder hatte Jack darüber nachgedacht, aber er war nie zu einem Ergebnis gekommen, dass ihn zufriedengestellte hätte.

Carter hakte zögernd nach: „Weil Sie mich nicht lieben?“

Sie fürchtete sich vor der Antwort, aber sie konnte auch nicht länger mit der Ungewissheit leben. Wie auch? Sie konnte nicht nach vorn sehen, wenn sie immer noch in der Vergangenheit feststeckte. Sie wollte endlich mit ihrem alten Leben abschließen, doch sie wollte auch, dass Jack ein Teil ihres neuen Daseins wurde. Sam wollte nicht länger alleine sein, sie wollte endlich eine Familie, vorzugsweise mit dem Mann, der ihr im Augenblick gegenüberstand.

„Das ist es nicht. Wirklich nicht.“, rechtfertigte sich der ehemalige Colonel prompt und fügte erläuternd hinzu: „Ich hatte auf einmal Angst, dass Sie mich hassen könnten. Ich wollte mich wohl einfach selbst schützen. Ich lag ja auch irgendwie richtig, mit meiner Sorge.“

Sie blickten sich in die Augen. Doktor Carter konnte darin nicht die geringste Spur einer Lüge erkennen. Er meinte jedes Wort so ernst, wie er es gesagt hatte. Aber sie erkannte noch mehr in seinen braunen Augen. Traurigkeit. Er trauerte der verlorenen Jahre hinterher, all dem, was er ihr nicht gesagt oder nicht für sie getan hatte. Wäre dieser eine Tag nicht gewesen, vielleicht hätten sie dann in Glück zusammen leben können.

„Heißt das…?“, begann sie ihre Frage, schnitt sich dann aber selbst das Wort ab. Sie konnte es nicht aussprechen. Es waren einfach zu große Worte.

„Vom ersten Augenblick an.“, bestätigte Jack. Er wusste auch so, was sie ihn fragen wollte. Zögernd gestand er ihr und auch sich selbst ein: „Je mehr ich für dich empfand, desto mehr tat es weh. Die letzten zwei Jahre waren die Schlimmsten seit langem. Es verging kein Tag, an dem ich nicht an dich denken musste.“

Das war mehr als Sam je zu Träumen gewagt hatte. Es war, als hätte sie ihr eigenes Herz sprechen hören, denn auch ihr war es so gegangen. Sie hatte jede Nacht von ihm geträumt, ihn immer mal wieder auf der Straße gesehen, wenn sie ihn besonders stark vermisste - immer in der Gewissheit, dass ihr Unterbewusstsein ihr einen Streich spielte und er es nicht wirklich war.

Sie hatte Daniel oft nach ihm fragen wollen, doch sie hatte immer wieder der Mut verlassen. Von allein hatte dieser jedoch keine Silbe über ihren Freund verloren. Er hatte es ihr einfacher machen wollen. Sam hatte nie verstanden, wie Daniel es ertragen hatte, seine Freundschaft sowohl zu Jack als auch zu ihr aufrecht zu erhalten, ohne auch nur ein Wort über den jeweils anderen zu verlieren. Viel mehr aber verwunderte sie, dass er nicht ausgeflippt war. Zumindest nicht ihr gegenüber.

„Wieso hast du dann nicht einfach mal angerufen?“, fragte Sam schließlich. Diese Frage hatte sie sich auch schon gestellt. Warum hatte sie nicht einfach zum Hörer gegriffen? Weil sie Angst hatte, dass er wieder auflegen würde? Oder weil er ihre Gefühle nicht erwidert hätte?

„Ich wollte… so oft.“, beichtete Jack und versuchte sich an einem leichten Lächeln. Richtig wollte es ihm aber nicht gelingen. Dann wurde er wieder ernst. Er trat einen Schritt an sie heran und legte seine Hände auf ihre Oberarme. Er musste es ihr jetzt sagen, er konnte es nicht länger für sich behalten. Sie musste es erfahren. Sanft gestand O’Neill ihr: „Ich liebe dich, Sam.“

„Ja, schon klar.“, witzelte sie und schenkte ihm eines ihrer strahlenden Lächeln. Dann küsste sie ihn. Diesmal wies er sie nicht zurück, sondern erwiderte diese Zärtlichkeit. In sie legte er all seine Gefühle, all die Dinge, die er ihr noch sagen wollte, die er nicht in der Lage war, ihr mitzuteilen, und all die Sorgen, die sich sofort in Rauch auflösten, kaum dass sie ihre Lippen berührten.

Nach einer Weile lösten sie sich wieder voneinander und nahmen auf einer Couch, die am Fenster stand, platz. Dabei ließen sie sich nicht aus den Augen und Jack ergriff, kaum dass sie saßen, ihre Hände und legte sie in seine. Sie waren beide von den Gefühlen für einander überwältigt und von ihrem Gespräch erledigt, aber es gab noch einige Dinge, die sie zu klären hatten.


Kapitel 18: Doktor Samantha Carter und Jack O’Neill Teil 3

- Samstagabend -


„Was ist damals wirklich passiert? Wieso musste mein Vater sterben, Jack?“, fragte Doktor Carter nach Augenblicken des Schweigens.

Sie musste es wissen und er wollte es endlich loswerden. Auch wenn er Jakob damals versprochen hatte, es nicht zu erzählen, wollte er es nicht länger für sich behalten. Sie hatte ein Recht darauf die ganze Wahrheit zu erfahren. Der Umstand seiner Heldentat würde seinen Tod nicht schmälern. Er war und blieb immer ein Held, der für seine Welt - sogar für das ganze Universum - gestorben war.

„Weil er schon so gut wie tot war.“, antwortete O’Neill ehrlich.

Er erinnerte sich noch genau an Jakobs Gesicht, als dieser ihm erklärte, wie es um seine Gesundheit stand. Jack hatte es kaum glauben können, aber General Carters Augen sagten ihm ganz deutlich, dass er nicht log. Sams Vater würde sterben, so oder so, und niemand könnte es mehr verhindern. Jakob allein konnte jedoch noch entscheiden, wie es zu Ende gehen würde und das hatte er auch getan.

Doktor Carter war irritiert, denn sie verstand nicht ganz, was Jack ihr sagen wollte. deswegen hakte sie nach: „Wie meinst du das?“

„Wir waren fast bei den anderen als die Jaffa plötzlich aufholten.“, begann O’Neill zu berichten. Es fiel ihm sichtlich schwer, aber er rang sich dennoch dazu durch. „Jakob hielt es für das Beste, das Gift freizusetzen. Du hättest ihn das aber nie tun lassen, also hat er dich außer Gefecht gesetzt.“

„Er hat auf mich geschossen?“, fragte Samantha perplex. Sie hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit. Obwohl sie es hätte ahnen müssen, denn sie kannte ihren Vater gut genug, um zu wissen, dass er dazu fähig gewesen wäre. Er hatte nie gewollt, dass sie mitbekam, wie er den Kampf gegen etwas verlor, dass man nicht einmal sehen konnte. Genauso wie damals den Krebs.

„Ja.“, bestätigte O’Neill ihr. Dann versuchte er es zu erklären: „Ich habe versucht, es ihm auszureden, aber er wollte nicht hören. Er sagte mir, dass er so oder so sterben wird. Selmak war schon sehr alt. Zu alt. Sie lag bereits im Koma und setzte auch schon Metastasen frei. Niemand hätte ihm mehr helfen können. Er wollte nicht, dass du ihn sterben siehst, und er wollte als Soldat sterben, im Kampf - nicht in einem Krankenhausbett.“

„Wieso hast du mir das nicht damals schon erzählt?“, hakte die hübsche Astrophysikerin nach, denn diese Frage spukte schon seit dem Beginn von Jacks Ausführungen durch ihren Geist.

Sie hätte ihn viel besser verstanden, hätte er es ihr einfach gesagt. Es hätte sie wahrscheinlich im ersten Moment noch trauriger gemacht, aber sie wäre sicher nicht so wütend auf ihren ehemaligen Vorgesetzten geworden. Vielleicht wären dann auch die letzten zwei Jahre nicht so für sie verlaufen. Aber sie konnten die Zeit nicht zurückdrehen, auch wenn sie es noch so sehr wollten. Sie war nur froh, dass ihre Aussprache nicht noch einmal solange gedauert hatte.

Jack stellte eine Gegenfrage: „Hättest du mir zugehört?“

„Wahrscheinlich nicht.“, erwiderte Sam aufrichtig.

Diese Frage war durchaus berechtigt gewesen. Sie wusste noch wie hilflos und verletzlich sie sich gefühlt hatte, wie sehr es wehgetan hatte und wie wütend sie gewesen war. Sie hatte nicht einmal zugelassen, dass er zu ihr durchdrang, wie hätte er es ihr da verständlich machen sollen. Sie wusste nur eins: Sie würde das nicht noch einmal zulassen.

„Ich habe dich vermisst.“, gestand sie ihm schließlich ungeniert und angstlos. Sie war einfach nur glücklich. Zum einen, weil sie Jack wiedergesehen hatte, zum anderen, weil er ehrlich zu ihr gewesen war und sie sich wieder versöhnen konnten. Sie war heilfroh, dass ihre Freunde sie angelogen hatten. Bei Gelegenheit musste sie sich bedanken.

„Ich weiß.“, witzelte O’Neill und schenkte ihr ein breites Lächeln. „Komm her!“

Er nahm sie schützend in die Arme und drückte sie fest an sich. Beide brauchten das jetzt ganz dringend. Sie hatten schon zu lange darauf verzichten müssen. Das würde ihnen nicht noch einmal passieren. Sie genossen den Halt des anderen, bis leise Worte zu ihnen hervordrangen, die ganz eindeutig von ihren Freunden hinter der Tür stammen.


Kapitel 19: SG-1-Team Teil 2

- Samstagabend -


„Was machen die denn so lange da drin?“, fragte Doktor Jackson neugierig und lauschte an der Tür, in der Hoffnung, irgendetwas zu verstehen. Leider war die schwere Eisentür Schallundurchlässig, so dass er nichts weiter verstand als die Unterhaltungen der anderen Gäste. Das nervte ihn, denn er war gespannt, ob sich seine beiden besten Freunde nach zwei Jahren endlich wieder vertragen hatten.

„Ist doch ein gutes Zeichen. Das bedeutet, sie reden endlich miteinander.“, versuchte Janet ihn zu beruhigen und ihn gleichzeitig von der Tür wegzuziehen. Sie persönlich hielt es für keine gute Idee, wenn Daniel ihren anderen Freunden hinterher spionierte. Dieser sah das aber ganz anders.

„Oder einer von beiden beseitigt grad eine Leiche.“, erwiderte er sarkastisch. Jeder im Raum fand, dass er eindeutig zuviel Zeit mit O’Neill verbrachte, denn er hörte sich oft wie eben dieser an. Aufgebracht nörgelte Jackson weiter: „Es ist auch so verdammt still, dass ich nichts hören kann.“

„Spionieren ist unhöflich, Daniel Jackson. O’Neill wird das gar nicht gefallen.“, versuchte jetzt auch Teal’c, ihn davon abzuhalten. In seinem Gesicht regte sich nichts, aber seine Augen tadelten den jungen Wissenschaftler ganz deutlich und drückten das Missfallen des Jaffas aus.

Daniel winkte ab: „Pst, ich versuche mich zu konzentrieren.“

„Komm schon rein, du Möchtegernspion, wir haben soweit alles besprochen.“, rief Jack O’Neill plötzlich und Jackson schrak förmlich von der Tür zurück.

Beleidigt verzog er das Gesicht und öffnete dann die Tür. Seine Neugier kannte keine Grenzen. Sofort musterte er seine beiden Freunde, um festzustellen, ob sie irgendwelche Blessuren oder andere Wunden hatten. Sie waren beide unversehrt. Also hatten sie sich wirklich ausgesprochen, wie Daniel erleichtert feststellte. Er atmete erleichtert auf und trat ganz in den Raum.

Absichernd fragte er nach: „Seit Ihr sicher?“

„Halt die Klappe und freu dich, Daniel. Dein Plan hat funktioniert.“, wies Jack ihn grinsend an.

Wie er seinem Freund danken würde, wusste er noch nicht, aber ihm würde schon etwas einfallen. Der Umstand, dass er wieder mit Sam sprach, war für seinen Kameraden sicher schon genug, aber nicht für ihn selbst. Er wollte zeigen, wie dankbar er war, wie viel ihm diese Zusammenführung bedeutete. Sein ganzes Leben würde sich verändern und er hatte vor, seine Freunde an diesen Erneuerungen teilhaben zu lassen. Er würde nicht mehr alleine sein, dafür würde er schon sorgen. Er würde sich nicht noch weitere zwei Jahre verkriechen.

„Und es ist wirklich alles in Ordnung?“, hakte Daniel abschätzend nach und musterte Jack eingehend. Etwas in dessen Blick machte ihn misstrauisch, aber er wusste nicht genau, was es war.

„Es wird.“, antwortete O’Neill ehrlich und lächelte. Auch Jackson musste grinsen. Es würde alles besser werden, soviel war sicher. Sie hatten das Schlimmste überstanden. Gemeinsam. Egal, was jetzt noch kommen würde, niemand könnte sie mehr trennen, soviel war sicher.


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„Ich lass euch allein.“, meinte Doktor Carter, als sie den Blickwechsel zwischen den beiden Männern bemerkte. Es sah so aus, als wäre sie im Moment überflüssig. Auch sie hatte einige Dinge zu klären. Sie war nur froh, dass ihre Freunde glücklich zu sein schienen. Wenn sie Jack schon verlieren musste, dann nur an ihren Archäologenfreund.

„Danke Sam.“, meinte O’Neill lächelnd und zwinkerte ihr zu, als sie sich noch einmal umdrehte, um einen letzten Blick auf ihre Freunde zu werfen und die Tür von außen zu schließen. Nun waren die beiden Männer allein.

Abschätzend hakte Daniel erneut nach: „Wirklich alles Okay?“

„Ich sollte eigentlich nicht mehr mit dir reden.“, stellte Jack beleidigt klar und wies anklagend mit dem Finger auf seinen Freund. Dann wurde er ausführlicher und drohte: „Du hast mich dreist belogen und hintergangen. Ich sollte dir den Kopf abreißen.“

„Du kannst mir stattdessen auch dafür danken.“, konterte Jackson herausfordernd und trat näher an seinen Kameraden heran. Übertrieben selbstbewusst fügte er hinzu: „Ein Kuss wäre wohl das Mindeste.“

„Wenn du etwas bekommst, dann einen Tritt in den Hintern.“, erwiderte Jack ernst und warf seinem Freund einen bitterbösen Blick zu. Dieser konnte jedoch nicht über den Ansatz eines Lächelns im rechten Mundwinkel seines Gesichts hinwegtäuschen, welches Daniel natürlich längst bemerkt hatte.

„Jetzt gleich oder später?“, wollte Doktor Jackson herausfordernd wissen und wackelte unverschämt mit den Augenbrauen, um die Zweideutigkeit in seinen Worten zu unterstreichen.

Jack verstand diesen Wink sofort und sein Lächeln wurde unwillkürlich breiter - erfasste jetzt auch seine Augen, die zu strahlen begannen und Daniel mitrissen. O’Neill nahm Jacksons Gesicht in seine Hände und zog ihn näher zu sich heran. Dann küsste er ihn sanft auf die vollen Lippen. Während sie ihre Zärtlichkeiten genossen, konnten sie das Herz des jeweils anderen schlagen spüren und Daniel merkte, wie Jacks Anspannung sich nach und nach löste und er endlich lockerer zu werden schien.

„Danke.“, meinte dieser schließlich voller Zufriedenheit und bettete seine Stirn an der seines Freundes.

So sahen sie sich einen Moment einfach nur in die Augen und sagten nichts. Es war auch nicht nötig. Sie hatten bereits alles mit dem Kuss besprochen. Sie waren sich über die Gefühle des anderen im Klaren und mussten sich auch nicht länger verstecken. Sie waren beide lange nicht mehr so glücklich gewesen. Ab heute würde nichts mehr zwischen ihnen stehen, zumindest hoffte Daniel das.

„Wirst du mir jetzt sagen, was passiert ist?“, fragte Doktor Jackson nach einer geraumen Zeit, wohl wissend, wie die Antwort ausfallen würde.

„Später, okay?“, vertröstete Jack O’Neill seinen Freund und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn.

Daniel gab sich damit zufrieden, wenigstens vorerst noch. Sie konnten auch noch morgen darüber reden, was geschehen war. Sie hatten noch den Rest ihres Lebens Zeit dafür. Nach und nach wurde nämlich beiden bewusst, dass sich eine ganze Menge ändern würde. Auch schon heute Nacht würde es Neuerungen geben. Sie wussten nicht so ganz, ob sie sich darüber freuen sollten, aber sie würden sie erst einmal voller Spannung erwarten.

Sie hatten gelernt, dass Veränderungen nicht immer etwas Schlechtes sein musste - ganz besonders Jack war jetzt davon überzeugt, dass es mehr Verbesserungen in seinem Leben geben musste, wenn er wahrhaftig glücklich werden wollte. Zwar wusste er noch nicht ganz genau, wie das aussehen würde, doch er wäre für alles offen. Es war auch ein guter Anfang, sich nicht mehr vor seinen Freunden zu verstecken. Egal wer noch anwesend war - Max den Reporter hin oder her.

„Wollen wir dann zu den anderen gehen?“, schlug Daniel Augenblicke später vor und blickte seinen Freund abwartend an. Er wollte ihm alle Zeit der Welt lassen, wenn es sein müsste.

„Ich will das hier nur noch einen Augenblick genießen.“, erwiderte Jack lächelnd und zog Jackson in eine richtige Umarmung. Sie atmeten den Duft des anderen tief ein und spürten ihre Herzen in Einklang schlagen. Es war ein perfekter Augenblick. Einer von vielen, wie beide hofften.

Schließlich unterbrach Daniel die Stille zwischen ihnen mit den Worten: „Ich kann mit Max reden, wenn du willst.“ und löste sich von seinem Freund, um ihm in die Augen sehen zu können.

„Nein, schon gut. Vielleicht ist es besser so.“, wehrte Jack ab und legte seine Hände auf Daniels Schulter. Dann drehte er ihn so herum, dass er ihn auf die Tür zuschieben konnte und nachdem sie offen war, auch hindurch.

„Auf jeden Fall.“, bestätigte Daniel mit einem zufriedenen Lächeln, das den ganzen Raum erhellte. Jack konnte nicht anders, als sich davon anstecken zu lassen.


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„Ich lass euch allein.“, meinte Doktor Carter, als sie den Blickwechsel zwischen den beiden Männern bemerkte. Es sah so aus, als wäre sie im Moment überflüssig. Auch sie hatte einige Dinge zu klären. Sie war nur froh, dass ihre Freunde glücklich zu sein schienen. Wenn sie Jack schon verlieren musste, dann nur an ihren Archäologenfreund.

„Danke Sam.“, meinte O’Neill lächelnd und gab ihr einen leidenschaftlichen, wenn auch kurzen Abschiedkuss. Dann zwinkerte er ihr spöttisch zu, als sie sich noch einmal umdrehte, um einen letzten Blick auf ihre Freunde zu werfen und die Tür von außen zu schließen. Nun waren die beiden Männer allein.

Vollkommen perplex fragte Daniel neugierig: „WOW, was war das denn?“ und starrte wie gebannt auf die geschlossene Tür.

Er konnte immer noch nicht ganz glauben, was er gerade gesehen hatte. Natürlich wusste er um die Gefühle der beiden, aber dass sie so schnell sein würden, hatte er nun wirklich nicht erwartet. Trotzdem freute er sich für seine Freunde und hoffte inständig, dass das - was immer auch zwischen ihnen war - halten würde.

„Wonach sah es denn aus?“, beantwortete Jack seine Neugierde mit einer Gegenfrage.

„Heißt das, ich darf gratulieren?“, wollte Jackson versichernd wissen.

„Noch nicht, aber vielleicht schon bald. Es gibt noch einiges zu klären.“, wandte O’Neill realistisch ein und holte so auch seinen Kameraden auf den Boden der Tatsachen zurück, ehe dieser noch die Zukunft plante, ohne Rücksicht auf die Wünsche seiner Freunde zu nehmen. Daniels reger Verstand drohte nämlich sehr oft mit im durchzugehen, wenn man ihn nicht rechtzeitig zu zügeln wusste.

„Wirst du mir jetzt sagen, was passiert ist?“, war die nächste Frage des jungen Wissenschaftlers. Er war zu neugierig, um sich in Zurückhaltung zu üben.

Er wollte endlich genau wissen, was vorgefallen war, aber er würde es notgedrungen auch verstehen, wenn Jack nicht ausgerechnet heute darüber reden wollen würde. Er konnte einen Tag warten, vielleicht sogar zwei. Hauptsache für ihn war es, dass sein Freund keine Geheimnisse mehr vor ihm hatte, jetzt wo die Sache zwischen Sam und ihm geklärt war. Daniel hatte ganz eindeutig was gut bei ihm, schließlich war das auch sein Verdienst gewesen. .

„Später, okay?“, vertröstete O’Neill ihn und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. Dann fügte er gespielt drohend hinzu: „Ach übrigens, wenn du noch einmal schnüffeln solltest, trete ich dir höchstpersönlich in den Hintern.“

„Ist gespeichert.“, bestätigte Daniel grinsend und steckte seinen Kameraden damit an. „Gehen wir zu den anderen?“

„Gib mir noch einen Augenblick.“

Der junge Archäologe fragte spöttisch: „Na, Angst dich der Welt zu stellen?“

„Ich will das hier nur noch kurz genießen, bevor ich von allen ausgequetscht werde.“, erwiderte Jack ehrlich. Daniel nickte nur und verließ den Raum.

„Ich habe sie gebeten, keine Fragen zu stellen. Wir schicken ihnen einfach später eine Rundmail und erklären uns.“, meinte dieser noch, bevor er die schwere Tür endgültig schloss.

„Klingt gut.“, sagte Jack in die Leere des Raumes und atmete einmal tief durch.

Er hatte sich lange nicht mehr so leicht, frei und unbeschwert gefühlt. Außerdem freute er sich seit langem wieder darauf, zu leben - etwas, dass er so lange Zeit vernachlässigt hatte. Dieser Fehler würde ihm nicht noch einmal passieren. Ab heute würde er alles genießen, was das Leben für ihn bereithielt. Das schwor er sich, ehe er zu seinen Freunden zurückkehrte.


Kapitel 20: Master Teal’c Teil 2

- Sonntagmorgen -


Es war ein atemberaubender Ausblick, den ich in diesen frühen Morgenstunden genoss. Von dieser Anhöhe aus konnte ich auf ein weites Tal voller Bäume blicken und am Horizont erstreckten sich gewaltige Berge, die von meinem Standpunkt aus zwar winzig wirkten, doch sicher kaum zu passieren waren. Unwillkürlich fragte ich mich, wie es wohl dahinter aussehen mochte und ob es dort jemanden gab, der ebenfalls die Höhenzüge bestaunte.

Die Sonne ging gerade auf und tauchte alles in ein rötlich-weißes Licht. Die Strahlen brachen sich an den Wolken, in den unzähligen Tautropfen, die an den Gräsern und Blüten hafteten, und ließen sie wie Diamanten funkeln. Es war ein Anblick, wie es ihn auf der Erde nur noch selten gab. Hier waren keine überfüllten Städte, keine Hochhäuser oder Leuchtreklamen, die die Natur verunstalten konnten. Hier war alles noch unberührt und frei.

Ich sog den frischen Duft der Morgenluft tief in meine Lungen und ließ ihn dort einen Moment verweilen. Auch ich begann mich freier und leichter zu fühlen - fast so, als könnte ich fliegen. Dieser Ausblick und die mich umgebende Stille machten alles soviel klarer, soviel einfacher. Alles schien auf einmal möglich zu sein. In diesem Augenblick war mir mehr denn je bewusst, dass ich lebte und es genoss. Das mein Leben perfekt war, selbst mit seinen Fehlern. Vielleicht sogar gerade deswegen.

Ich ließ den letzten Abend Revue passieren. Es war soviel geschehen, dass ich gar nicht wusste, wo ich anfangen sollte. Doktor Carter und Jack O’Neill hatten sich wieder versöhnt und Doktor Jackson war heilfroh darüber, dass sein Plan letztendlich doch noch funktioniert hatte. Ich hatte auch endlich die Bestätigung für meine Vermutungen erhalten, von denen ich nicht wusste, ob ich sie verwenden würde oder nicht.

SG-1 hatte weder zugestimmt noch abgelehnt. Ich konnte also nur raten, wie sie die Sache sahen. Sicher würde ich nichts tun, ohne sie noch einmal zu fragen. Ihr Vertrauen jetzt zu missbrauchen wäre einfach nur verachtenswert gewesen. Also so gar nicht meine Art. Ich hatte ihnen schließlich mein Wort gegeben und ich würde mich auch daran halten. Außerdem wollte ich ihr gerade erst zurückgefundenes Glück nicht durch so etwas schmälern.

Ich hatte auch viel über die einzelnen Teammitglieder und ihre Beziehungen zueinander herausgefunden. Sie waren durch ein stärkeres Band verbunden, als ich zuerst angenommen hatte. Oft verstanden sie sich einfach blind und hätten sicher die Sätze des anderen immer wieder selbst beenden können. Außerdem zogen sie sich gegenseitig auf, lachten miteinander, aber auch übereinander, und scheuten sich nicht davor, ihre Verbundenheit zu zeigen.

Kleine Berührungen und das Strahlen in ihren Augen sagten oft mehr als alle Worte der Welt es konnten. Sie waren nicht nur Freunde, sie waren auch eine große, glückliche Familie. Vielleicht waren sie auch mehr als das. Niemand, der nicht ähnliches durchgemacht hatte, konnte ermessen, wie viel sie einander bedeuteten. Ihr Verständnis ging tiefer und weit über bloße Freundschaft hinaus.

Nicht einmal Blutsbande konnten so stark sein, wie die Verbindung zwischen diesen außergewöhnlichen Menschen. Sie waren immer füreinander da und würden es auch immer sein. Zwei Jahre waren sie getrennt gewesen, doch es war mir vorgekommen, als hätte es ihren Gefühlen zueinander keinen Abbruch getan. Ganz im Gegenteil, es hatte sie nur noch verstärkt und gefestigt. Sie würden sich so schnell nicht mehr aus den Augen verlieren, soviel war sicher.

Ich war sogar etwas neidisch auf sie. Zugern hätte ich ebenfalls diese Erfahrung geteilt, wäre ein Teil ihrer Familie gewesen, aber das war nicht möglich. Ich war nur ein Außenstehender, ein Beobachter. Ich gehörte nicht zu ihnen und würde es auch nie. Aber das war auch in Ordnung. Ich hatte meine eigene Familie, besaß Freunde, die längst mehr als Brüder waren, und konnte mich auf die Menschen um mich herum immer verlassen.

Joshua war immer für mich da, in der letzten Zeit mehr denn je. Dana, meine Frau, hatte mir zwei wundervolle Söhne geschenkt und mir diese letzten Tage gelassen, um meinen Traum zu verwirklichen. Sie hatte mich immer unterstützt und sie würde es auch verstehen, wenn ich dieses Buch nie fertig stellen oder veröffentlichen würde. Ich würde für sie da sein, wie sie es für mich war.

Meine Eltern hatten mir immer den Halt gegeben, den ich brauchte. Ihnen verdankte ich soviel. Ohne sie hätte ich nie meinen Abschluss machen können, hätte nie diese einmalige Chance erhalten und wäre diesen außergewöhnlichen Menschen nie begegnet. Ich schuldete ihnen mehr, als ich zurückgeben konnte. Und dann war da noch mein Bruder Dean. Er war immer stolz auf mich gewesen, egal was ich auch getan hatte.

Immer hatte er versucht, das Positive zu sehen - war ein immerwährender Optimist gewesen. Sein Tod hatte mir gezeigt, wie vergänglich unser Leben doch war und wie wertvoll. Er hat mir beigebracht, nichts als selbstverständlich hinzunehmen und immer auf die zu achten, die ich liebte. So wie er es damals immer getan hatte. Ich hatte immer auf Dean zählen können. Er war nicht nur mein großer Bruder, er war auch mein Held.

„Maximilian Wilkins?“, riss eine dunkle Stimme mich aus den Gedanken.

Ich musste mich nicht umzudrehen, um zu wissen, wem sie gehörte. Ich hatte sie erst ein paar Mal vernommen, aber sie hatte sich ebenso in mein Gedächtnis gebrannt, wie die eines jeden hier. Diese Stimme strahlte Stärke und Mut aus, ein Verständnis über das Leben, dass nur mit der Weisheit des Alters kommen konnte. Einem Alter, das man ihrem Besitzer nicht ansah.

Mein Blick schweifte auch weiterhin über das Tal unter mir, als ich fragte: „Teal’c, was kann ich für Sie tun?“

„Ich schulde Ihnen Dank.“, erwiderte der Hüne und trat neben mich. Er genoss mit mir zusammen die Aussicht und obwohl ich ihn nicht ansah, spürte ich doch ganz instinktiv wie er im Inneren ruhiger wurde und all die Anspannung von ihm abfiel.

Er befand sich fast sofort in demselben Schwebezustand, in dem auch ich mich wiedergefunden hatte. Es war, als hätten wir einen Blick ins Paradies werfen können, wenn auch nur einen Wimpernschlag lang. Trotz allem hatten wir auch die schmerzliche Gewissheit, dass dieses Gefühl nicht ewig anhalten würde. Wir konnten es nur genießen, solange es anhielt, und versuchen, es nicht zu vergessen.

„Nicht der Rede wert. Ich habe gern geholfen.“, wehrte ich ab und lächelte leicht. Allein für diesen Anblick hatten sich alle Strapazen gelohnt, ebenso wie für die Gewissheit, dass ich dazu beigetragen hatte Menschen wieder zusammenzuführen, die niemals hätten getrennt werden dürfen.

„In zwei Jahren haben wir es nicht geschafft, Samantha Carter und O’Neill zur Aussprache zu bewegen.“, berichtete Teal’c und eine leichte Melancholie schwang in seinen Worten mit. Aber mir gebührte nun wirklich nicht der Dank für diese Tat. Ich hatte nur einen Anlass geboten, nicht mehr und nicht weniger.

„Das Meiste hat doch Daniel getan. Ich habe einfach nur einen guten Grund abgegeben.“, stellte ich unmissverständlich klar und wies damit seinen Dank vehement zurück. „Außerdem war es ja auch nicht ganz uneigennützig. Ich hoffe nur, dass mein Buch auch noch erscheinen wird.“

„Wieso sollte es das nicht?“, fragte der Jaffa verwundert. Ich wusste es selbst nicht so genau. Das Ziel schien auf einmal in so weite Ferne gerückt zu sein. Ich konnte praktisch noch einmal von vorn anfangen und wusste nicht, ob ich die Zeit dafür finden würde.

Nachdenklich erläuterte ich ihm: „Es ist soviel zu ändern und so wenig Zeit. Ich hatte meiner Frau versprochen, für unsere Kinder da zu sein und das Buch fertig zu haben, bevor sie auf der Welt wären. Ich habe es nicht geschafft.“

Ich hatte versagt. Darauf lief es für mich hinaus. Wenn ich nicht einmal eine mir selbst gesetzte Frist einhalten konnte, wie sollte ich dann erst in der Lage sein, SG-1 in der Weise darzustellen, dass es ihnen würdig wurde? Konnte man das überhaupt? Jetzt, wo ich sie kannte, fing ich da nicht an, sie zu Helden zu stilisieren? Und war es nicht genau das, was ich eigentlich hatte vermeiden wollen?

„Ihre Frau wird Verständnis haben, da bin ich sicher.“, riss Teal’c mich erneut aus meinen Gedanken. Sicher hatte er damit Recht, aber ich wollte ihr das nicht auch noch zumuten. Sie hatte für diesen Traum schon zu oft zurückstecken müssen. Selbst in diesem Augenblick.

„Ihr Wort in Gottes Ohr.“, seufzte ich voller Selbstzweifel.

„O’Neill sagte einmal zu mir, dass man nur dann verliert, wenn man es gar nicht erst versucht.“

Der Hüne sah mich bei seinen Worten nicht an, aber ich erkannte in seinem Profil all den Stolz und die Stärke, die einem diese Worte verleihen sollten. Unwillkürlich musste ich schmunzeln. Solche Worte aus Jacks Mund zu hören, war sicher ein kleiner Schock gewesen, wenn man bedachte, dass er seine Intelligenz sonst immer hinter sarkastischen Sprüchen versteckte.

„Er ist ein sehr kluger Mann.“, meinte ich nur.

„In der Tat.“, bestätigte er und fügte hinzu: „Ich wüsste noch mehr über ihn und die anderen zu berichten.“

Einen Moment konnte ich ihn nur perplex ansehen. Wenn es das war, was ich glaubte, dass es das war, dann hatte ich den Hünen schon wieder falsch eingeschätzt und musste meine Sicht von ihm erneut revidieren. Ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen, als ich an das bevorstehende Gespräch dachte.

Begeistert erwiderte ich: „Wenn das ein Angebot für ein richtiges Interview sein soll, nehme ich es dankend an.“


Epilog

Es war spät. In den letzten Wochen und Monaten hatte ich unentwegt an meinem Buch gearbeitet. Jetzt, wo ich beide Manuskripte so nebeneinander betrachte, wurde mir bewusst, dass ich es vollkommen geändert hatte. Fast mein ganzes Werk hatte ich umgeschrieben und ich war glücklich damit. Eigentlich war nur der Schluss als solches erhalten geblieben, der da lautete:

‚Es war ein zu schöner Tag, um ihn achtundzwanzig Stockwerke unter der Erde in einem stickigen Raketensilo zu verbringen. Viel schöner fand er es hier in seinem Garten, mit einem kalten Bier in der Hand und faul in einer Hängematte liegend. Die Person, die in seinen Armen lag, sich genüsslich an ihn kuschelte und vor Zufriedenheit seufzte, sah das ebenso.’

Joshua hatte mir eines seiner Spielzeuge überlassen. Man sprach hinein und es tippte es auf den Computer, beschrieb die Stimmung, in der man gesprochen hatte, und analysierte sogar Bewegungen, die man machte. Es war noch nicht ausgereift, aber es hatte mir dennoch geholfen, Wörter zu finden und Zeit zu sparen. Außerdem konnte ich mich zur gleichen Zeit wunderbar um meine Kinder kümmern, da ich beide Hände frei hatte. Im Augenblick schliefen sie tief und fest neben mir in ihren Kinderbetten, während ich auf den Computer starrte.

Irgendetwas fehlte noch. Dieses Gefühl wurde ich nicht los. Mein Werk an sich war perfekt - zumindest sah ich das so - aber trotzdem störte mich etwas daran. Es fehlte meine persönliche Sicht, meine Gründe, warum ich die Geschichte in dieser Form geschrieben hatte, und warum ich nicht mehr so erpicht darauf war, die reine Wahrheit zu schreiben. Also setzte ich mich an den Computer und begann zu tippen:


Vorwort

Ich widme dieses Buch meiner Frau Dana sowie meinen beiden Jungs Samuel Dean und Daniel Jonathan, die ich über alles liebe. Ein herzliches Dankeschön geht auch an Doktor Samantha Carter, Teal’c, Doktor Daniel Jackson und Jack O’Neill, ohne die dieses Buch niemals zu dem geworden wäre, was es jetzt ist. Sie waren so großzügig, mir die ungeschminkte Wahrheit über ihre Leben zu verraten und dafür bin ich ihnen unendlich dankbar.

Durch diese vier außergewöhnlichen Menschen weiß ich jetzt, dass es das Wichtigste ist, die Menschen, die man über alles liebt, festzuhalten, und dass man seine Freunde niemals als selbstverständlich hinnehmen sollte. Somit gilt mein Dank auch meinem besten Freund, meinem Seelenbruder Joshua, der immer an mich geglaubt hat. Ich bin sehr froh, dass du in Geschichte neben mir gesessen hast.

Daniel Jackson sagte während unseres ersten Gesprächs zu mir: „Die Menschen um mich herum haben mich mehr beeinflusst, als die Situationen, in denen wir uns befanden.“ Er hatte Recht. SG-1 hat auch meine Sicht der Dinge grundlegend verändert. Als ich zu schreiben begann, wollte ich so nahe wie irgend möglich an der der Wahrheit bleiben, doch mit der Zeit begriff ich, dass das der falsche Weg war, dieses Buch zu schreiben.

Die Wahrheit liegt auch immer stückweit im Auge des Betrachters - also mir - weshalb auch dieses Buch nicht immer den Tatsachen entspricht. Ich habe entschieden, mir meine eigene Meinung zu den Geschehnissen im Cheyenne-Mountain zu bilden, Dinge zu verändern, die mir nicht zusagten und all die vielen Fakten außer Acht zu lassen, die ich für unwichtig hielt.

In diesem Buch geht es nicht um einen intergalaktischen Krieg oder um Tatsachenberichte - es geht um menschliche Schicksale, wie sie es überall auf der Welt gibt, Held oder nicht. Dieses Buch handelt von einer außergewöhnlichen Freundschaft und wie sie das Wesen von den unterschiedlichsten Menschen verändern kann.

Die Charaktere meiner Hauptprotagonisten habe ich an die des SG-1-Teams angelehnt, doch sie sind nicht mit ihnen gleichzusetzen. Sie sind eigenständige Personen, mit eigenen Gefühlen und Handlungsweisen. Sie reagieren nicht immer wie ihre Vorbilder auf bestimmte Ereignisse, sie treffen nicht ähnliche Entscheidungen und sie machen nicht dieselben Fehler. Sie sind ein Team - eine Familie - wie ich sie mir vorstelle.

Ich habe auch mit voller Absicht viele Fragen in diesem Buch unbeantwortet gelassen, denn es gibt Dinge, die besser unausgesprochen bleiben, damit sie ihren Glanz und ihre Faszination nicht verlieren. Es muss immer noch Platz zum Träumen bleiben.


Er hatte während der letzen Monate erkannt, dass manchmal die Suche schon das Ziel sein konnte, dass auch die Wahrheit zwei Seiten hat und dass man nicht immer an ihr festhalten muss, um eine Geschichte zu erzählen…

Ende

© 2008 Lenari


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