Terreas by Lenari
Summary: Ein tot geglaubter Tok’ra kehrt zurück und stellt mit seinem außergewöhnlichen Wirt die Gefühlswelt des SG-1 Teams auf den Kopf, doch er bringt auch schlimme Nachrichten, ein Angriff auf die Erde steht bevor und am Ende geht es ums nackte Ãœberleben.
Categories: Stargate SG-1 Characters: Multi-Chara, Tok’ra
Genre: Action, Drama, Friendship, General, Romance
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 11 Completed: Ja Word count: 61755 Read: 72647 Published: 30.04.13 Updated: 30.04.13
Story Notes:
Euch ist beim Lesen sicher aufgefallen, dass Martouf noch lebt und diese Maschine dennoch schon bekannt ist. Ich habe einfach mal beschlossen, dass es sich um eine andere, alternative Realität handelt (meine Realität) und in dieser lebt Martouf halt noch.

1. Kapitel 1 by Lenari

2. Kapitel 2 by Lenari

3. Kapitel 3 by Lenari

4. Kapitel 4 by Lenari

5. Kapitel 5 by Lenari

6. Kapitel 6 by Lenari

7. Kapitel 7 by Lenari

8. Kapitel 8 by Lenari

9. Kapitel 9 by Lenari

10. Kapitel 10 by Lenari

11. Kapitel 11 by Lenari

Kapitel 1 by Lenari
Terreas


Als Lian Harper wieder zu sich kam, dröhnte ihm der Schädel. Irgendetwas war passiert, nur was? Langsam kamen die Erinnerungen zurück. Er war auf diesem fremden Planeten gewesen, zusammen mit den anderen Mitgliedern seines Teams und dort war er mitten in einen Krieg geraten. Geschosse flogen nur so durch die Luft und schlugen immer wie-der kurz neben ihnen in den Boden. Sie hatten keine Möglichkeit, sich gegen die Gleiter zu wehren. Lian hatte bei einem Verwundeten gehalten, der hinter einem massiven Felsen gelegen hatte. Dieser bat ihn mit letzter Kraft darum, auf einen gewissen Terreas aufzupassen. Auch wenn Lian nicht wusste, wer das war, versprach er dem Sterbenden trotzdem, es zu machen, denn er konnte nicht mehr für ihn tun. Dann durchzuckte ihn plötzlich ein stechender Schmerz, wie er nie zuvor einen verspürt hatte, als ob irgendetwas in seinem Kopf wüten würde. Das Letzte, an das er sich erinnern konnte, war eine Hand auf seiner Schulter und das ihn irgend jemand in die Höhe riss. Jetzt lag er auf der Krankenstation des Stützpunktes, auf dem er stationiert war, und starrte an die Decke. Trotz seiner Kopfschmerzen war es ihm lang nicht mehr so gut gegangen. Lian fühlte sich, als könnte er Bäume ausreißen. Seit sie auch bei ihm TXP, ein tödliches bioge-netisch verändertes Gen, Virus hatten, hatte er nicht mehr so viel Kraft in sich verspürt. Dieses Gen trug jeder Soldat und Wissenschaftler seines Volkes als Folge eines Experimentes der Goa’uld in sich. Bei den Meisten seiner Art ist es inak-tiv, doch vor ein paar Monaten hatte dieses begonnen, Lians Körper neu zu programmieren. Es bewirkt eine Mutation der DNS, was die Zurückbildung der inneren Organe oder eine körperliche und geistig Überlastung hervorrufen konnte. Bei ihm war Letzteres der Fall, denn seine Gehirnkapazität lag schon bei fünfundzwanzig Prozent über den Normalwer-ten. Diese Belastung würde sein Gehirn jedoch beim stetigen Ansteigen nicht mehr lange durchhalten und irgendwann überlastet werden. Wie bei einem Computer würde die Überlastung einen Kurzschluss verursachen, der zum Tod führen würde. Keiner konnte ihm sagen, wie lange er noch genau zu leben hatte und ein Heilmittel gab es auch noch nicht, doch sie schätzten die Lebenserwartung noch auf circa ein halbes Jahr. Zu wenig Zeit für Lians Geschmack, um sie zu vergeuden. Sein Volk wäre sicher im Stande gewesen, ein Heilmittel zu finden, doch dieser Planet war noch zu unter-entwickelt, als das er sich auch nur im Entferntesten an gentechnische Versuche wagen würde.
Außerdem würde so jeder merken, wer Lian wirklich war, ein Tobin, jemand, der schon längst hätte sterben sollen. Aufgrund von TXP hatte sein Volk sich selbst umgebracht, denn sie waren verrückt geworden. Erst töteten sie ihre Kin-der, dann ihre Verwandten und zu guter Letzt sich selbst. Unser Planet wurde für alle Zeit verbannt. Deswegen wollte Li-an auch unbedingt ins Havensgate, eine militärische Bezeichnung für das Reisen zu anderen Welten. Er wollte sie wie-der neu programmieren und er wollte vor seinem Tod noch einmal seinen Planeten sehen, sein altes Haus betreten, die Leichen seiner Eltern und seiner älteren Geschwister begraben, um sich dann selbst umzubringen, denn dazu würde TXP ihn in seiner Einsamkeit zwingen. Wenn er schon sterben musste, dann wenigstens dort, wo auch sein Volk starb. Dazu brauchte er jedoch ein funktionierendes Raumschiff, welches er sich nur von den Goa’uld holen konnte. Als er sich erhob, wurde ihm noch einmal für einige Augenblicke schwarz vor Augen, doch das verflog schnell wieder. Oft genau hatte er diesen Anflug von Schwäche in der letzten Zeit gehabt, dass er sich schon richtig daran gewöhnt hatte, einen Moment ruhig stehen zu bleiben, um dieses Gefühl abzuschütteln. Er beschloss etwas spazieren zu gehen und der Wald in der Nähe des Stützpunktes war dafür am Besten geeignet. Noch immer hatte er das Gefühl, dass irgendetwas mit ihm nicht stimmte. Noch immer rumorte es in seinem Kopf, noch immer fühlte er diesen Schmerz in seinen Gliedern, beson-ders aber in seinem Schädel und noch immer glaubte er, dass da noch jemand war, jemand, den er nicht sehen konnte, aber der dennoch da zu sein schien. Draußen war es sommerlich warm, untypisch für die sonst so verregneten Herbst-tage, doch Lian war das ganz recht so. Regen löste bei ihm immer Depressionen und Übellaunigkeit aus, zum Leitwesen der anderen Soldaten dieses Stützpunktes und seinen besten Freunden. Ein leichter Wind wehte durch die Baumkronen, wirbelte schon heruntergefallene Blätter für kurze Zeit wieder auf, zehrte an Lians Kleidung und trug seine Kopfschmer-zen für einige Sekunden davon. Das Gesicht des Mannes kam ihm wieder in den Sinn und seine Bitte hallte ihm nur so durch den Kopf. Lian fühlte sich wie ein dreckiger Lügner, obwohl er wusste, dass er nichts weiter für ihn hatte tun kön-nen. Wenn er nur diesen Terreas kennen würde, hätte er sich wenigstens auf die Suche nach ihm machen können, doch so waren ihm die Hände gebunden. Er haste es, hilflos zu sein und mit ansehen zu müssen, wie andere leiteten, denn das war schlimmer als alle körperlichen Schmerzen, die ihm je zugefügt wurden.
Mach dir keine Gedanken, du hast dein Versprechen gehalten. Du hast mich gerettet und du hast mich da raus geholt. Ich bin dir sehr dankbar dafür , sagte plötzlich eine Stimme in seinem Kopf. Einen Moment glaubte er, es sich eingebildet zu haben, da es normalerweise unmöglich war, dass er Stimmen ohne eine Gestalt wahrnahm, doch irgend-etwas sagte ihm, dass dem nicht so war.
„Wer bist du?“, fragte er laut. „Und wo bist du?“
Du weißt wer ich bin und auch wo ich bin , antworte die Stimme wieder. Er hatte sie sich wirklich nicht einge-bildet. Suchend sah er sich um, doch war niemand zu sehen. Plötzlich wurde ihm klar, was auf dem Planeten wirklich mit ihm passiert war. Ein Goa’uld hatte Besitz von ihm ergriffen, wenn auch nicht für jeden offensichtlich, nicht einmal für ihn.
Erstens bin ich kein Goa’uld, sondern ein Tok’ra und Zweitens habe ich nicht Besitz von dir ergriffen, sondern le-diglich versucht zu überleben , stellte Terreas richtig. Du hast schließlich dein Einverständnis gegeben, also rege dich jetzt nicht auf.
„Ich wusste doch nicht, dass er einen ... wie auch immer meinte. Ich dachte, es handle sich um sein Kind oder ir-gendetwas Ähnliches. Aber doch kein machthungriger Parasit.“, entgegnete Lian aufgebracht.
Du solltest dich nicht zu doll aufregen, sonst kann ich dir nicht helfen oder willst du an dieser Krankheit sterben? Sie ist mir zwar vollkommen neu, aber ich denke, ich kann sie zum Stillstand bringen. Wenigstens das kann ich als Dank für dich tun , meinte die Stimme in Lians Kopf ruhig.
„Und wenn ich das gar nicht will. Ich habe mich damit abgefunden, zu sterben, außerdem habe ich keine Lust mit Schwindelattacken und dröhnenden Kopfschmerzen mein Leben zu fristen.“ Er fuhr sich durchs Haar. „Oh man! Jeder, der mich sieht, wird mich für total durchgeknallt halten. Ich führe schließlich so etwas wie Selbstgespräche. „
Wenn du mich zu den Tok’ra zurückbringst, suche ich mir einen anderen Wirt, das verspreche ich dir. Ich muss ih-nen sowieso Bericht erstatten, die Goa’uld werden sehr bald angreifen , bat Terreas ihn.
Lian überlegte kurz und fragte dann: „Wie?“
Die Tauri können uns dabei behilflich sein. Sie wissen, wie man mit den Tok’ra in Verbindung tritt. Leider wird ihr Stargate durch eine Iris geschützt. Wir bräuchten also ein Signal eines der SG-Teams. Sie bereisen die Welten so wie ihr. Ich kenne die Koordinaten ihrer Heimatwelt, doch weiß ich nicht, auf welchen Planeten sie sich momentan aufhalten, doch sicher können uns das die Askard oder Tolaner sagen.
„Dann sollte ich wohl mit meinem Vorgesetzten reden, wenn der das nicht alles auf meine Krankheit oder den hirnris-sigen Plan eines Goa’uld schiebt.“

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Fünf Wochen später. Samantha Carter lag hellwach in ihrem Bett und starrte an die Decke. Ein Alptraum hatte sie wie schon so oft aus dem Schlaf gerissen und die Erinnerung daran ließ sie nicht mehr einschlafen. Sie wusste, dass es sich bei den Träumen um Jolinars Vermächtnisse hielt, doch es kam ihr vor, als wäre es ihr selbst widerfahren. Als hätte sie selbst ihre erste große Liebe auf diese tragische Weise durch die Goa’uld verloren, als wäre sie Jolinar selbst gewe-sen, als wäre sie Lantaschs Gefährtin seit über 900 Jahren und als würde sie noch heute an ihrem Schmerz über ihren Verrat an ihm leiden. Jolinar hatte eine Nacht mit einem anderen Mann über sich ergehen lassen, um entkommen und wieder mit Lantasch Zusammensein zu können. Doch etwas war anders als sonst, denn zum ersten Mal hatte Samantha von einem anderen Mann geträumt, einen, den sie vorher noch nie gesehen hatte. Auch er war mit Jolinar sehr innig gewesen, doch auf mehr emotionaler Weise. Sie fühlten sich nicht körperlich zueinander hingezogen, doch auch sie lieb-ten einander. Ein Name schoss Sam durch den Kopf: Terreas. Sie wusste zwar nicht, wer das genau war, doch der Na-me war sicher der eines Tok’ra, denn normale Menschen lebten nicht auf deren Stützpunkten, außer sie waren Wirte für verwundete Tok’ra. Major Carter musste herausfinden, welche Beziehung Jolinar zu Terreas hatte und sie kannte nur ei-nen, der ihr mehr über ihn erzählen konnte und das war Lantasch selbst. Sie wollte Martouf zwar nicht wehtun, indem sie die alte Wunde wieder aufriss, doch sie würde keine Ruhe finden, solange sie keine Antworten bekam. Doch vor Son-nenaufgang würde sie keine Gelegenheit haben, General Hammond um diesen gefallen zu bitten, deswegen versuchte sie wenigstens noch etwas zu schlafen. Nach einer halben Stunde gab sie diesen Versuch jedoch wieder auf. So zog sie sich an und ging etwas im Stützpunkt umher in der Hoffnung, ihr würde etwas einfallen, mit dem sie sich beschäftigen konnte. Sie betrat ihren Arbeitsplatz, doch nichts reizte sie so, dass sie daran herumbasteln wollte. Auf dem Flur begeg-nete sie Colonel Jack O’Neill, welcher anscheinend auch nicht schlafen konnte, obwohl er übermüdet aussah. Er lief wie immer mit den Händen in den Hosentaschen durch die Gegend.
„Jack, kannst du auch nicht schlafen?“, fragte sie mit ihrem typischen Lächeln auf den Lippen.
„Nicht im Geringsten. Ich habe wieder so ein ungutes Gefühl in der Magengegend, dass heute gar kein guter Tag ist, um uns auf eine Mission zu schicken oder es liegt einfach an dem Planeten, auf den wir gehen wollen.“, meinte er nüch-tern.
„Vielleicht hast du auch einfach bloß Hunger? Lass uns was essen gehen, ich sterbe, wenn ich nicht bald etwas zu beißen kriege.“, wandte Samantha ein und ging gefolgt von Jack O’Neill Richtung Cafeteria.
„Was ist los, Carter?“, fragte Jack nach einer geraumen Zeit. Er spürte, dass irgendetwas mit ihr nicht stimmte. Sam sah immer wieder das Gesicht dieses Mannes vor sich und wusste einfach nicht, wo sie ihn gefühlsmäßig einordnen soll-te. Sie stocherte in ihrem Salat umher und sah gedankenverloren Nichts. Durch seine frage kehrte sie in die Wirklichkeit zurück.
„Nichts, was soll schon los sein?“, versuchte Sam sich rauszureden, wusste jedoch, dass es nicht funktionieren wür-de.
„Ich kenne dich, Carter, du kannst mich nicht anlügen. Also, wieso bist du schon so früh wach?“, entgegnete O’Neill.
„Ich hatte einen Traum. Eher eine Erinnerung von Jolinar. Sie zeigte mir ein Gesicht, dass ich nicht einordnen kann. Ich glaube jedoch, dass Lantasch und Martouf mir da weiterhelfen können. Ich weiß nur, dass er ein Tok’ra sein muss. Sobald hell wird, habe ich vor, den General zu fragen, ob wir ihnen nicht eine Nachricht schicken könnten.“, erzählte Jack ihr, glaubte jedoch nicht, dass er sie verstehen würde. Zu ihrer Überraschung tat er es doch.
„Ich finde auch, dass sie in diesem Fall mit Martouf reden sollten, doch passen sie auf, dass sie keine alten Wunden wieder aufreißen. Er sieht Jolinar in ihnen, Carter, wenn sie ihn jetzt auch noch mit ihren Erinnerungen konfrontieren, kann es sein, dass er glaubt, sie sei nicht wirklich tot.“, wies Jack Samantha auf die Risiken hin.
„Sie ist auch nicht wirklich tot. Ich habe doch ihre Erinnerungen in mir. Solange ich lebe, kann sie nicht tot sein.“, wandte Sam ungläubig ein.
„Sie ist es aber. Dass die sich überhaupt an diesen Mann erinnern können, ist ein Wunder. Ich verstehe ja, dass sie immer noch über ihren Verlust trauern, aber das gibt ihnen nicht das Recht, auch ihm Leid zuzufügen. Können sie sich denn nicht mehr Ne’thu erinnern. Als sie Martouf sagten, dass Jolinar mit einem anderen schlief, nur um diesen Planten verlassen zu können, hätte es ihm fast das Herz gebrochen.“
„Und was würden sie an meiner Stelle tun?“. Hakte sie nach.
„Ich würde die ganze Sache auf mich beruhen lassen.“, antwortete er so erst, wie es nur selten bei ihm vorkam. Cas-sandra hatte Recht behalten, er war klüger als er meistens tat. „Aber ich bin ja nicht sie. Sie müssen selbst entscheiden, ob sie das Risiko eingehen wollen oder nicht. Diese Entscheidung kann ich ihnen nicht abnehmen, Carter und ich kann ihnen auch nicht befehlen, es zu unterlassen. Das ist ganz allein ihr Problem.“ Jack erhob sich und verließ die Cafeteria. Mehr als ihr davon abraten, konnte er sowieso nicht.

~~~

Auch Lian Harper erwachte wie jeden Abend schweißgebadet. Seit er Terreas in sich trug, hatte er nicht mehr ruhig schlafen können. Es war für ihn ein Wunder, dass er die Augen überhaupt noch offen halten konnte. So viele neue Erin-nerungen strömten Tag und Nacht auf ihn ein. Terreas hatte ein aufregendes, aber auch sehr schmerzvolles Leben hin-ter sich. Erst verlor sein Wirt seine Eltern, dann gerieten sie in Gefangenschaft und zu guter Letzt stand er fast vor sei-nem endgültigen Tod, durch einen Goa’uld Namens Terok. Er konnte sich zwar befreien, doch sein Peiniger lebte weiter und folterte andere unschuldige Menschen, Goa’uld und Jaffa. Sein Wirt, welcher Terreas fast 200 Jahre beschützt hat-te, starb jedoch kurz darauf an seinen Verletzungen und Terreas flüchtete sich zu dem Mann, dem Lian auf diesem Pla-neten helfen wollte und ihm versprach, auf den Tok’ra zu achten. Meist riss Lian die Erinnerung an die Folter aus dem Schlaf. Die ungeheuren nicht enden wollenden Schmerzen brannten in jedem Winkel seines Körpers. Das Atmen fiel Li-an immer noch schwer, obwohl er schon lange in seinem Bett saß und in die Dunkelheit des Raumes starrte. Seine Au-gen hatten sich bereits an die Dunkelheit gewöhnt und konnte die vertrauten Umrisse seines Quartiers wahrnehmen. Auch Lian hatte schon eine Menge erlebt, wie sein ganzes Volk von den Replikatoren vernichtet wurde, wie nur Joey und er durch ein selbstgebautes Havensgate entkommen konnten und wie seine Eltern starben, bei dem Versuch, das Wurmloch aufrecht zu erhalten. Dann musste er seine Kindheit in Armut verbringen und konnte niemanden sagen, wer er war oder gar, was mit den Tobin passierte. Als er alt genau war, wurde er Soldat, der Beste seines Jahrganges, der jüngste Soldat, der ins Havensgate-Kommando aufgenommen wurde und Letztendlich bildete er zusammen mit Joey, einem weiteren Soldaten und einer Archäologin HG-1. Tristen und Romy wurden seine besten Freunde und er verließ sich ganz auf sie, auch wenn es etwas gedauert hatte, sich an sie zu gewöhnen. Sie waren auch die Einziegen, die Joey und sein Geheimnis kannten. Joey, die sich schon immer mehr für Technologien begeistert hatte, wurde angeworben, als sie etwas erfand, dass die Tobin schon vor zwei Jahrzehnten erfunden hatten, ein Anti-Schwerkraft-Modul, auf wel-chem die unterirdischen Hochgeschwindigkeitszüge fuhren, welche die einzelnen Städte verbanden. Zwei Jahre nach seiner Rekrutierung, also vor knapp vier Monaten, war TXP dann auch bei ihm ausgebrochen und wahrscheinlich wäre genau das eingetreten, was er eigentlich geplant hatte, doch Terreas hatte das verhindert, indem er Lian zu seinem Wirt machte. Zwar konnte Terreas die Mutation stoppen, doch nicht rückgängig machen, so plagten ihn weiter die migränear-tigen Anfälle, die ihn nicht mehr klar denken ließen und immer dann auftraten, wenn er sie am Wenigsten gebrauchen konnte. Dieser Schmerz war genauso unerträglicher wie der, den Terreas während seiner Folter ertragen musste.
„Was habe ich nur getan, dass man mich so bestraft?“, fragte Lian in die Dunkelheit des Raumes, redete jedoch zu Terreas. Er hatte sich immer noch nicht daran gewöhnt, dass er mit ihm auch lediglich gedanklich reden konnte. Der Ge-danke allein war Lian unangenehm, ihm reichte die Tatsache, dass er ihn nicht sah.
Es liegt allein an deinem Unterbewusstsein. Es ist so aktiv, dass es mir schwer fällt, meine Gedanken und Erinne-rungen zurückzuhalten. Es versucht auch mein leben nachträglich zu verarbeiten, deswegen raubt dir dieses Ereignis den Schlaf , antwortete die Stimme in seinem Kopf.
„Das war eine rein rhetorische Frage!“, gab Lian genervt zurück. Er stand auf und lief im Zimmer umher. Es machte ihn nervös, untätig Rumzustehen und nichts tun zu können, um Terreas helfen zu können, besonders mit dessen Wissen in seinem Kopf. Am Anfang wollte er ebenfalls Terreas loswerden, doch langsam hatte er sich daran gewöhnt, dass ihm dauernd jemand dreinredete, den kein anderer außer ihm sehen konnte und auch Terreas schien sich an seinen neuen Wirt gewöhnt zu haben, denn Lian war ein außergewöhnlicher Mensch. Dennoch hatte er das Gefühl, dass etwas abso-lut unwiderruflich schief gehen würde. Für morgen stand ein Spaziergang durchs Havensgate an, was Lian noch nervö-ser machte, als er es sowieso schon war. Jedes Mal, wenn er einen neuen Planten betrat, hoffte er dort auf die Tauri zu treffen oder wenigstens auf Sokar, mit dem er noch eine Rechnung offen hatte, da dieser für den Tod seines ganzen Volkes verantwortlich war. Müde versuchte er wenigstens noch etwas Schlaf zu bekommen.

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Die Alarmsirene hallte im Stargatecenter wieder, so wie so oft, wenn sich das Stargate von außen aktivierte. Saman-tha stand nervös im Kontrollraum und wartete auf die Bestätigung, dass es sich um ein Signal der Tok’ra handelte und die Iris wieder geöffnet wurde. Als dann endlich der Befehl dazu kam, rannte sie sofort in den Stargateraum, um Martouf zu begrüßen. Sie hatten nur drei Stunden Zeit, bis sie zur nächsten Mission aufbrachen und diese wollte Major Carter auch voll ausnutzen. Zu ihrer Überraschung war Martouf nicht allein. Niemand anderer als ihr Vater Jakob Carter war seine Begleitung. Glücklich über diese Fügung fiel sie ihm um den Hals und drückte ihn fest an sich. Zu selten sah sie ih-ren Vater seit er den Tok’ra angehörte, aber immer noch besser, als wäre er jetzt tot.
„Dad, schön das du auch gekommen bist.“, sagte sie lächelnd.
„Ich werde doch keine Gelegenheit auslassen, meine Tochter sehen zu können. Außerdem hat Selmak etwas mit Jack zu besprechen.“, gab er zurück und gab ihr einen väterlichen Kuss auf die Wange.
„Schön dich zu sehen, Samantha.“, begrüßte Martouf sie, gab ihr jedoch nur die Hand, obwohl er sie am liebsten auch umarmt und fest an sich gedrückt hätte. Ihr ging es ähnlich, doch wusste sie, dass es nicht ihre Gefühle waren, denn sie hegte solche Gefühle für jemand anderen. Sie kamen die riesige Eisentreppe herunter, wo Jack bereits auf sie wartete. Wieder begrüßten sie sich, wenn auch nicht so herzlich wie zwischen Samantha und ihrem Vater. Dann trenn-ten sich ihre Wege. Jack und Jakob Carter gingen in den Besprechungsraum und Samantha und Martouf begaben sich in Richtung Ausgang, um etwas spazieren zu gehen, während sie sich unterhielten.

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„Bevor wir zur eigentlichen Sache kommen, möchte ich dich gern etwas fragen.“, sagte Jack kaum das Sam und Martouf außer Hörweite waren.
„Worum geht es denn, Jack?“, fragte Jakob, welcher schon ahnte, dass es um seine Tochter ging.
„Denkst du, Martouf und Lantasch vertragen es, wenn sie mit Jolinars Tod konfrontiert werden? Ich weiß, wie es ist, immer wieder mit dem Tod eines geliebten Menschen konfrontiert zu werden und mein Sohn ist schon länger tot als Joli-nar. Noch einmal könnte ich mich mit der ganzen Sache nicht auseinandersetzen.“, schilderte er Jakob Carter sachlich. Schon allein der Gedanke daran, brach Jack fast das Herz, doch das ließ er sich nicht anmerken.
„Ich weiß, was sie meinen, doch Martouf ist stark genug, um damit fertig zu werden. Lantasch wird das vielleicht an-ders sehen, doch dieser kann sich ja dann zurückziehen. Auch Selmak trauert noch heute über ihren Tod, doch lang nicht so stark, wie der Tok’ra, der sie liebte.“, entgegnete Jakob genauso sachlich. In ihm jedoch sah es wüst aus. Er musste an seine Frau denken, wie sie auf dem Operationstisch lag, bleich und ohne Leben, unten in der Leichenhalle des Krankenhauses. Er wollte sie wachrütteln, sie anflehen, die Augen zu öffnen, ihn nicht allein zu lassen, doch er stand nur da und starrte sie fassungslos an. Noch kurz davor hatte er nicht wahr haben wollen, dass es sich doch um seine geliebte Frau und Mutter seiner zwei Kinder handeln könnte. Er hatte nur kurz genickt, als der Arzt fragte, ob es seine Frau sei und sei dann gegangen. Erst auf dem Flur hatte er seinen Tränen freien Lauf gelassen. Er wollte nicht, dass er sie so sah, selbst nach ihrem Tod nicht.
„Auch wenn es um einen anderen Mann geht. Sam sagte, Jolinar hatte Gefühle für einen anderen Tok’ra, wüsste je-doch nicht, was für welche. Ich mach mir Sorgen, dass einer von beiden etwas erfährt, was der andere vielleicht nicht hören will. Weiß Selmak davon vielleicht irgendetwas?“ Jakob Carter senkte kurz den Kopf und sah Colonel O’Neill dann mit kurz aufleuchtenden Augen an.
Mit vertraut verzehrter Stimme antwortete jetzt Selmak: „Jolinar verbrachte sehr viel Zeit mit einem Tok’ra namens Terreas und seinem Wirt Dantis bevor sie Lantasch besser kennen lernte. Mir war keine Beziehung zwischen ihnen be-kannt, was ihre Gefühle Martouf gegenüber bestätigen, dennoch waren sie ein ausgezeichnetes Team. Sie schafften, was sie sich in den Kopf setzten. Als er starb, war sie nicht mehr die Selbe, sie war leichtsinnig und unvorsichtig, ganz gegen ihre Natur. Sie schien ihn irgendwie ersetzten zu wollen. Er war ihnen sehr ähnlich Colonel.“
„Und sie sind sich sicher, dass er tot ist. Er kann sich doch auch einen anderen Wirt gesucht haben.“, hakte Jack un-gläubig nach. Er hatte wieder dieses ungute Gefühl in der Magengegend und er konnte ihm trauen.
„Er wurde von dem Goa’uld Terok zu Tode gequält. Er stand damals in Ra’s Diensten, bevor er zu Cronos wechselte. Er schaffte es zwar, Ra gegen Cronos aufzulehnen, doch das kostete ihn das Leben.“
„Ra hatte einen Sargopharg. Wer sagt, dass er nicht wiedererweckt wurde oder entkommen konnte?“
„Unmöglich, denn Ra brauchte zu dieser Zeit keinen Sargopharg, denn er war der oberste Systemlord und niemand anderes hätte es gewagt, ihn anzugreifen, ohne all die anderen gegen sich zu haben. Den Sargopharg hatte er auf sei-nem größten Schiff und dieses schwebte um seinen Heimatplaneten Abydos.“, erklärte Selmak, dann übernahm Jakob Carter wieder seinen Körper.
„Dennoch kann Selmak sich nicht sicher sein. Ihr habt euch schließlich auch schon oft genug aus brenzligen Situati-onen retten können, doch wir Tok’ras denken anders als ihre Wirte und übernehmen in solchen Situationen meist die Kontrolle. Sollte Terreas es dennoch geschafft haben, zu entkommen, ist es dennoch so gut wie unmöglich, dass er fast dreihundert Jahre später noch lebt.“, fügte Jakob hinzu.
„Wenn das so ist, brauche ich mir ja keine Sorgen zu machen. Also warum bist du hier?“, wechselte Jack O’Neill das Thema, da er nicht mehr aus Selmak oder Jakob herausbekommen würde.

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Samantha Carter und Martouf gingen schon eine Weile spazieren, eher er endlich fragte: „Worum geht es? In deiner Nachricht sagtest du nur, ich solle kommen.“
„Es geht um Jolinar. Ich hatte gestern Abend einen Traum, ein von Jolinars Erinnerungen. Es ging um einen Tok’ra: Terreas. Ich würde gerne wissen, was für eine Beziehung zueinander hatten.“, antwortete sie zögernd. Martouf senkte seinen Kopf und als er ihn wieder hob, glühten seine Augen kurz auf. Lantasch hatte die Kontrolle übernommen.
„Das hat dich nicht zu interessieren. Vergiss diesen Traum.“, gab er leicht gereizt zurück.
„Wieso?“
„Weil ich es dir sage. Sie sind tot, lass es auf sich beruhen.“, schrie er sie jetzt an.
„Das kann ich nicht! Ich muss einfach wissen, was zwischen ihnen war.“, blieb Sam hartnäckig.
„Das Jolinar sich in dich geflüchtet hat, gibt dir noch lange kein Recht, dich weiter wie ihr Wirt zu verhalten.“ Noch einmal senkte er den Kopf, dann war Martouf wieder er selbst. „Er hat recht, Sam, es ist so schon schwer genug für uns, also belass es dabei. Davon wird keiner von beiden wieder lebendig.“ Er wandte sich um und ging. Sie rief ihm noch hin-terher, doch er hörte einfach weg. Zu aufgebracht war er, um mit ihr vernünftig hätte reden können. Er hatte schon bei-nahe den Schmerz überwunden, da sprach sie den Namen wieder aus und all die Gefühle und Vorwürfe kamen wieder hoch. Lantasch hatte sich die Schuld an ihrem Tod gegeben, weil er nicht bei ihr gewesen war, weil er sie nicht hatte ret-ten können und weil er sie nicht davon abgehalten hatte. Martouf hatte erst versucht es ihm auszureden, doch auch ihm ging es nicht anders mit Jolinars Wirtin, die er ja geliebt hatte. Samantha sah ihr sehr ähnlich und die Tatsache, dass er Jolinar noch immer in ihr spüren konnte, machte es noch schwerer zu akzeptieren, dass sie tot war, dass beide nicht mehr am Leben waren. Wäre es eine andere Erinnerung gewesen, hätte er vielleicht noch mit ihr darüber reden können, so wie er es kurz nach Jolinars Tod konnte, doch da es um Terreas und sie ging, konnte er es einfach nicht. Terreas und sein Wirt Dantis waren Martoufs und Lantaschs beste Freunde gewesen. Er konnte sich noch genau an Dantis erinnern, an seinen Sarkasmus, Zynismus und auch seine Ernsthaftigkeit, wenn es um die Goa’uld ging. Er erinnerte ihn sehr an Colonel Jack O’Neill, war die Traurigkeit in seinen Augen meist noch erdrückender als die in Jacks. Irgendetwas war in seinem Leben passiert, worüber niemand etwas wusste, sogar Jolinar war ratlos, auch wenn ihre Wirte Geschwister wa-ren. Wann sich dieser Schicksalsschlag vollzogen hatte, konnte keiner sagen, doch damals war er noch ein normaler Junge gewesen. Wahrscheinlich hatte es etwas mit seinen Eltern zu tun gehabt, doch war Martouf sich in dieser Sache nicht ganz sicher. Als sie Wirte wurden, waren diese nämlich schon lange tot gewesen und Dantis hatte Roshan alleine großziehen müssen. Terreas war auch so etwas wie Jolinars Bruder gewesen, sie starben bei einer Mission in einer von Sokars Raumflotten, die sich für den Kampf gegen Apophis’ Streitmacht bereithielten. Diese wurde vollkommen zerstört und niemand hätte aus dieser Situation je entkommen können. Es war eine Selbstmordmission gewesen, die dazu dien-te, den Tok’ra auf Apophis Schiff das Leben zu retten, indem es von innen heraus zerstört wurde, nachdem Apophis Flotte zerstört worden war. Jeder Tok’ra hatte sich bis zu diesem Zeitpunkt auf einen fernen Planten abgesetzt oder war in Transportschiffen geflüchtet, die für die Sensoren unsichtbar waren. Doch das hatte Martouf Samantha alles nicht sa-gen können, denn so hätte sie auch einen Teil von sich verloren und sicher wäre die Trauer über diesen Verlust noch schrecklicher für sie gewesen. Eher ließ er sie in Ungewissheit.

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Joey Bexter kam aufgeregt in Lian Harpers Zimmer gerannt. Welcher gerade wieder am Einschlafen gewesen war. Sofort war er wieder hell wach.
„Ich hab es geschafft, Lian. Ich habe es geschafft.“, redete sie hektisch, packte seine Hand und zog ihn aus dem Bett.
„Ganz ruhig, Joey.“, beschwichtigte dieser Sie. „Sag mir doch erst einmal, worum es geht.“ Für seinen Geschmack hatte sie um diese Urzeit viel zu viel Elan.
„Um was wohl. Um das kleine Gerät, mit welchem wir durch das Stargate der Tauri kommen. Um was wohl sonst.“, fuhr sie ihn aufgebracht. Seiner Schätzung nach hatte sie höchstwahrscheinlich zwei volle Kannen Kaffee intus oder sie war Schwanger, doch ihre Stimmungsschwankungen waren nicht zu überhören. Er betete, dass es sich um Ersteres handelte, denn dann musste er es nur diese Nacht ertragen und nicht ganze neun Wochen, obwohl er sich auf ein Baby gefreut hätte, sie sich jedoch nicht.
„Hatte das denn nicht noch bis morgen Zeit.“, fragte Lian verschlafen und gähnte herzhaft. Dafür bekam er von ihr ei-nen Schlag auf den Hinterkopf.
„Wer wollte denn unbedingt zu den Menschen, ich oder du?“, entgegnete sie gereizt.
„Im Grunde Terreas. Jetzt wo ich eh wach bin, zeig es mir halt.“ Sie gingen in ihr Labor zurück und Joey streifte sich das gerät über den Arm. Es passte genau und Lian ahnte bereits, dass sie das auch nicht ändern würde.
„Wenn du es mit ausprobieren willst, musst du mich anfassen.“, meinte sie jetzt wieder ganz ruhig.
Lian nahm sie in die Arme und fragte verführerisch: „Ungefähr so?“
„Noch etwas fester.“, gab sie zurück, zog seinen Kopf näher heran und presste ihre Lippen an die Seinigen. Er ließ es genießend über sich ergehen. Ihre linke Hand griff an seinen Arsch und die andere streichelte sanft seinen Nacken. Als sie sich schwer atmend wieder lösten, befanden sie sich nicht mehr in Joeys Labor sondern in Tristens Quartier, wel-cher durch deren wildes geknutscht aufgewacht war.
„Könnt ihr das nicht in euren Quartieren machen? Müsst ihr das ausgerechnet in meinem tun und mich dann auch noch beim Schlafen stören. Ich habe gerade von einer Superblondine geträumt.“, fauchte er sie verschlafen an, drehte sich um und zog sich die Decke über den Kopf. Sowohl Lian als auch Joey konnten sich das Lachen nicht verkneifen.
„Entschuldige, wir sind schon weg.“, kicherte sie, zog Lian wieder näher an sich, küsste ihn diesmal jedoch zärtlich und zog ihn zurück durch die Wand. Auf der anderen Seite lösten sie sich wieder.
„Ich könnte mich daran gewöhnen, so mit dir durch Himmelstore zu reisen.“, meinte er verliebt und gab ihr noch ei-nen Kuss.
„Aber so können wir nun wirklich nicht durch das Tor reisen. Wenn Ben das mitbekommt, sind wir geliefert. Dann bleibt keine andere Wahl, als das einer von uns aussteigt, doch wir beide lieben unseren Job zu sehr, als das wir das Ri-siko eingehen würden.“, gab sie ernst zurück.
„Wie klug du doch bist. Weiß du eigentlich, dass mich das am Meisten antörnt?“, bemerkte Lian beiläufig und wiegte sie leicht in seinen Armen hin und her. „Am Liebsten würde ich es jetzt mit dir auf diesem Schreibtisch tun.“, flüsterte er Joey ins Ohr und drückte sie ganz fest an sich, als wäre es das letzte Mal, dass er sie so berühren konnte.
„Dafür haben wir leider keine Zeit mehr, was sehr schade ist, denn mich überkam gerade genau derselbe Gedanke.“
„Wir werden eine lange Zeit dann keine Gelegenheit mehr dazu haben. Ungefähr zwei drei Tage.“, versuchte er es erneut, sie umzustimmen. Diesmal schien es zu klappen.
„Dann sollten wir zusehen, dass wir die Tür verriegeln und den Schreibtisch frei räumen.“
„Du nimmst dieses Gerät ab und ich übernehme den Rest.“, entgegnete Lian schnell, gab ihr einen flüchtigen Kuss und war auch schon an der Tür.

weiter: Kapitel 2
Kapitel 2 by Lenari
Kapitel 2

„Es ist soweit.“, bemerkte Joey Bexter als sie gemeinsam vor dem Tor standen. Sie fühlte sich unwohl, als würde noch etwas passieren, dass nicht passieren durfte, als würde sie ihn dieses Mal wirklich verlieren. Doch sie hatte dieses Gefühl immer, wenn sie gemeinsam durch das Havensgate schritten, doch heute war es noch schlimmer als sonst, denn heute waren Tristen und Romy nicht dabei, heute waren sie auf sich gestellt, heute war nur sie da, die auf ihn Acht ge-ben konnte. Am Liebsten hätte sie die ganze Sache abgeblasen, doch sie wusste, wie wichtig die Sache für Terreas war und wie wichtig sie auch für Lian geworden war. Sie konnten ihre Informationen einfach nicht zurückhalten. Sie mussten es den Menschen sagen. Noch heute. Sofort. Sie durften keine Zeit verlieren.
„Sieht so aus. Angst?“, fragte Lian Harper und sah zu ihr hinüber.
„Etwas. Und du?“
„Nicht solange du meine Hand nicht loslässt.“ Er sah sie noch einmal ermutigend an, ergriff ihre Hand und schritt mit ihr durch den Ereignishorizont. Ein zog erfasste sie. Seit langem hatte sie ihn nicht mehr so intensiv gespürt wie beim ersten Mal, doch jetzt war da dieses Gefühl, dieses Chaos, die nichtvorhandene Kontrolle, die Hilflosigkeit. Sie wurde einfach mitgezogen, als Geist ohne Körper, um dann auf der anderen Seite des Sternentores wieder zusammengesetzt zu werden. Als sie endlich wieder ihren Körper spüren konnte, standen sie vor der geschlossenen Iris des Havensgate der Erde, was hier auch als Stargate gezeichnet wurde. Eindutzend Marines standen mit erhobenen Waffen vor ihnen und oben im Kontrollraum konnte man schemenhaft Umrisse anderer Menschen ausmachen. Wieder machte sich dieses Gefühl in ihr breit. Instinktiv drückte sie ihre Hand fester um die von Lian, der so ihre Anspannung noch intensiver spüren konnte. Sie sah zu ihm, sein Blick verriet ihr, dass alles gut werden würde, wenn sie ihm nur vertraute und weiß Gott, sie vertraute ihm, mehr als sie jemand anderem vertraut hätte. Schon als Kinder hatte sie all seine Worte geglaubt und nie hatte er es gewagt, sie anzulügen oder es gar zu brechen. Ich fühlte mich gleich etwas wohler.
Aus dem Lautsprecher ertönte eine etwas verzehrte Männerstimme, die im militärischen Ton fragte: „Wer sind sie und was wollen sie hier.“ Im gleichen Moment glitt eine schwere Stahltür auf und ein älterer, aber immer noch wirklich gut aussehender Mann kam in den Raum. Er hatte die Hände in den Taschen vergraben, sah uns aufmerksam an, mus-terte uns mit seinen Augen, schätzte uns ein und blieb letztendlich vor uns stehen. Er war immer noch weit genug ent-fernt um im Notfall in Deckung zu gehen oder uns gar an ihn rankommen zu lassen, aber näher als die Männer mit den Waffen. Herausfordernd sah er uns an. Er wartete anscheinend auf eine Antwort auf die frage, die uns von der Lautspre-cherstimme gestellt worden war. Ich musterte ihn ebenso abschätzend. Er musste bereits um die vierzig sein älter je-doch nicht, er war durchtrainiert, das erkannte ich sofort an seiner Haltung, denn obwohl er lässig dastand, war eine ge-wisse militärische Haltung darin zu erkennen, ähnlich der von Lian. Er sah wirklich umwerfend aus, was Joey dazu führ-te, anzunehmen, dass er sicher verheiratet war. Plötzlich versteifte sich Liam neben ihr. Sie wusste sofort, was los war. Er hatte einen Anfall. Das passierte in letzter Zeit immer öfter, es war also abzusehen gewesen, dass es unter dieser Anspannung wieder geschah. Er versuchte es zu unterdrücken, doch es war wie immer stärker als er. Zuerst sank er einfach nur in die Knie, was die Marines sofort noch mehr anspannte, dann fasste er sich an den Kopf, als würde dieser jeden Moment zerspringen und begann vor Schmerzen zu winseln. Das alles geschah im Bruchteil einer Sekunde.
Sofort rief sie beschwichtigend: „Nicht schießen, er hat nur einen seiner Anfälle.“ Joey kniete sich hin und versuchte ihn ruhig zu halten, ihn zu beschwichtigen, ihm gut zuzureden. „Ganz ruhig, alles wird gut! Ich verspreche es dir.“
„Ruft einen Arzt!“, wies Colonel O’Neill einen der Soldaten an, der sich sofort auf den Weg machte. Ohne zu zögern ging Jack auf beide zu. Er wusste nicht wieso, aber in ihren Augen konnte er sehen, dass er nichts vor ihnen zu befürch-ten hatte, dass er ihnen trauen konnte. Auch sie mussten Vieles durchgemacht haben, vielleicht sogar noch mehr als er.
„Colonel O’Neill, bleiben sie, wo sie sind!“, befahl die Lautsprecherstimme, doch er ignorierte General Hammonds Anweisung einfach.
Er kniete sich neben Joey und fragte sanft: „Was hat er?“
„Kopfschmerzen!“, meinte Lian sarkastisch.
„Er braucht ein starkes Schmerzmittel, sonst wird er überleben. Ich habe eines in meiner Tasche, wenn sie es raus-holen würden, könnte ich...“, antwortete sie, doch sie hielt inne, als er bereits seine Hand in ihre Jackentasche gesteckt und das kleine Fläschchen mit den Pillen hervorgeholt hatte. „Danke!“ Sie gab Lian Zeit von den weißen Pillen und die-ser wurde sofort etwas ruhiger, doch die Schmerzen schienen immer noch unerträglich zu sein. Jetzt sah O’Neill den man zum ersten Mal richtig an, nachdem er die meiste Zeit nur Joey gemustert hatte. In dessen Augen konnte er das Gleiche lesen wie in ihren und das bestätigte ihm, dass er ihnen wirklich trauen konnte, auch wenn Vorbehalte blieben. Doch es war noch etwas in ihnen, eine Art Angst, aber nicht davor zu sterben, sondern hier oder an einem anderen frem-den Ort zu fallen. Auch Jack wollte am Liebsten auf der Erde zu Grunde gehen, als auf irgendeinem Planeten oder Goa’uldraumschiff.
„Wo bleibt der Arzt?“, hakte Jack lauthals nach.
„Ich bin schon da, Colonel.“, gab Doktor Fraiser zurück und zwei Sanitäter hievten den sich noch immer vor Schmer-zen windenden Lian auf eine Barre und dann gab sie ihm erst einmal ein Schlafmittel, bevor man ihn auf die Krankensta-tion brachte.
„Ich werde nicht mitgehen können, oder?“, fragte sie zögernd.
„Nein, das kann ich nicht zulassen, noch nicht. Aber sie wird gut für ihn sorgen und wenn es irgendwelche Fragen oder Warnungen gibt, die sie loswerden wollen, ich leite es gerne weiter.“
„Sagen sie ihr, dass sie es nicht aufhalten oder gar rückgängig machen kann, was da mit ihm passiert. Wir waren viel weiter entwickelt und wir konnten es auch nicht. Sein Name ist Lian und trägt einen Tok’ra namens Terreas in sich. Wenn er aufwacht wird er nur mit mir oder einem Tok’ra reden und sollten sie seinem Symbionten wehtun, auf welche Art und Weise auch immer, wird Lian sie töten. Im Grunde ist er ein netter Kerl, nur hat er sich manchmal nicht unter Kontrolle. Sie sagen mir doch Bescheid, wenn er aufwacht, nicht wahr Colonel?“, gab sie sachlich, aber dennoch mit ei-ner Spur Sorge in der Stimme zurück.
„Jack! Nennen sie mich Jack.“ Er hielt ihr die Hand entgegen und sie ergriff sie.
Sie lächelte leicht und entgegnete: „Josephin Bexter, Doktor der Astrophysik, Biogenetik, Anthropologie und Medizin. Aber sie können mich getrost Joey nennen.“
„Ihnen ist klar, dass ich ihnen jetzt Handschellen anlegen und sie in eine kleine, dunkle Arrestzelle sperren muss, vorausgesetzt, sie sind kein Tolaner, Nox oder eine andere menschenähnliche Spezies mit der wir schon das Vergnügen hatten.“
„Wir hatten wahrscheinlich noch nicht das Vergnügen und wir würden an ihrer Stelle genauso handeln, wenn wir sie nicht schon erschossen hätten.“, gab sie zurück und streckte ihm bereitwillig ihre Hände entgegen. Joey wurden vorsich-tig von ihm Handschellen angelegt und so gingen sie in Richtung Arrestzelle gefolgt von vier schwer bewaffneten Mari-nes. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er mit seinen unprofessionellen Verhalten die ganze Basis in Gefahr gebracht hatte, doch aus einem unempfindlichen Grund hatte er einfach getan, was er hatte tun müssen. Es konnte einfach nicht sein, dass sie ihm etwas vormachte, dazu war er sich zu sicher und auch sein Frühwarnsystem hatte bei ihnen nicht an-geschlagen, so wie es das bei Fremden sonst immer tat. Nachdem er sich von ihr verabschiedet hatte, machte er sich auf den Weg zu Doktor Fraiser, um ihr all das mitzuteilen, was Joey ihm gesagt hatte.

~~~

Lian Harper lag angekettet in einem Krankenhausbett und schien zu schlafen. Er war an verschiedene Geräte ange-schlossen, die entweder piepten, schnarrten oder irgendetwas ausdruckten. Das man dabei überhaupt schlafen konnte, war ein Wunder. Sicher war es das Schlafmittel, welches Fraiser ihm verpasst hatte, daran beteiligt. Jack konnte das nur recht sein.
Als sie ihn bemerkte, begrüßte sie ihn knapp und dachte laut: „Das kann doch unmöglich stimmen. So etwas ist voll-kommen unmöglich, außer vielleicht...“, den Rest murmelte sie nur nach vor sich hin und Jack war sich sicher, dass er es sowieso nicht verstanden hätte. Er räusperte sich und trat an sie rann. Wenig interessiert starrte er noch einmal auf die Monitore, welche die Gehirnströme zu messen schienen.
„Es ist wahr.“, bemerkte er beiläufig. „Joey... ähm... ich meine Doktor Bexter sagte mir, dass es eine Krankheit sei, die wir unmöglich heilen können, da ihre Zivilisation es auch nicht konnte und diese ist viel weiter entwickelt als unsere. Aber sie sollten sich keine Gedanken machen, ihr Patient trägt einen Tok’ra in sich, der diese Krankheit weitgehend im Griff hat. Solange sie diesem keine Schmerzen zufügen, wird der Wirt alles machen, was sie sagen.“
„Und sie glauben ihr das mit dem Tok’ra?“, hakte Fraiser ungläubig nach. Beim Gedanken daran, einen Menschen mit Symbionten in seinem Gehirn zu behandeln, ohne zu wissen, ob dieser gut oder böse war, bereitete ihr Bauch-schmerzen.
„Sie lügt nicht, da bin ich mir sicher. Versprechen sie mir, dass sie es vorerst für sich behalten. Ich weiß, dass sie es dem General sagen müssen, aber kein Wort zu Carter oder Martouf. Versprechen sie es mir, Doc.“
„Wie sie wollen, auch wenn ich nicht ganz verstehe, wieso nicht.“
„Das werden sie schon noch. Sobald er aufwacht und es ihm besser geht, werden die Marines vor der Tür ihn in eine Arrestzelle befördern.“ O’Neill verließ den Raum und sie machte sich wieder an die Arbeit, um die Ursache dieser Krank-heit zu finden. Er musste Samantha aufspüren, bevor ein anderer es tat und sich verquatschte. Darüber hinaus stand er noch unter Zeitdruck, denn in einer knappen Stunde würde die Besprechung beginnen und bei dieser wollte er unter kei-nen Umständen fehlen. Auf dem Weg nach oben begegnete er Martouf, welcher irgendwie geistesabwesend vor sich hin starrte.
„Wo ist Carter!“, fragte Colonel O’Neill schnell.
„Noch draußen. Sie wollte doch tatsächlich etwas über Terreas wissen.“, meinte er immer noch ganz in Gedanken versunken, wobei er Jack nicht einmal eines Blickes würdigte.
„Ich weiß. Danke!“ O’Neill lief nach draußen. Ein leichter Wind wehte, die Sonne schien warm vom Himmel herunter. Ein perfekter Tag für ein Picknick, dachte Jack und machte sich auf die Suche nach Sam. Er fand sie ein paar hundert Meter weiter am Fuß des Creek-Mountian. Sie sah in den Himmel, schien nachzudenken oder sich einfach nur von den Wolken und vom Wind davontreiben zu lassen. Wie gerne würde Jack das jetzt auch tun, wie gerne wären seine Gedan-ken einfach davongeglitten, doch er musste sich immer wieder aufs Neue zusammennehmen, konnte sich nicht gehen lassen, nicht jetzt, nicht hier und schon gar nicht während sie dabei war. Diese Blöße konnte er sich keinesfalls geben. Er musste hart vor ihr sein, seine Gefühle tief in seinem Inneren vergraben, durfte nicht zulassen, dass sie sich noch nä-her kamen. Nicht körperlich, sondern geistig. Sie durfte nicht noch mehr über ihn erfahren, wusste schließlich schon viel zu viel über seine Empfindungen. Es würde ihm schon schwer genug fallen, ihr zu sagen, was während ihrer Abwesen-heit geschehen war, wer sich auf der Krankenstation befand, wem sie außer Martouf noch das Herz brechen würde, wem sie es im Moment gerade brach. Nimm dich zusammen und tu, wozu du hergekommen bist. Sie muss es wissen, sie muss es erfahren. Sie hat ein recht dazu, befahl er sich in Gedanken selbst, wurde wieder diszipliniert, militärisch, kühl und sachlich. Er sperrte seine Gefühle und Zweifel weg, etwas, dass er am meisten an sich hasste.

~~~

Major Carter hatte sofort gespürt, dass er in der Nähe war, sein Aftershave hätte sie überall wieder erkannt. So leise er auch gewesen war, sein Duft hatte ihn letztendlich doch verraten. Sie genoss diesen Geruch von Männlichkeit, Stärke und Ehrgeiz noch einen Moment, ließ sich noch einmal fallen und sah ihn dann an. Sie sagte nichts, wusste nicht, was sie hätte sagen sollen. Es war doch schon alles zwischen ihnen gesagt worden. Er hatte sie gewarnt, sie hatte nicht auf ihn gehört und wie immer hatte er in solchen Situationen Recht behalten. Irgendetwas war dennoch anders an ihm. Sei-ne Haltung glich mehr der eines Kartoffelsacks als der eines Soldaten und in seinen Augen spiegelte sich Unsicherheit wieder. Aber nur für einen Bruchteil einer Sekunde, dann sagten sie so etwas wie: Oh Gott, ich wünschte, ich hätte un-recht gehabt. Doch auch dies verschwand wieder und dann war da wieder der Colonel, den sie kannte, aufrechte Hal-tung, starrer Blick und unvorhersehbares Auftreten.
„Ich muss mit ihnen reden, Major!“, brach Jack nun endlich die Stille zwischen ihnen. Er nannte sie Major, was meist nichts erfreuliches bedeutete.
„Ich wüsste nicht, worüber wir reden sollten, Sir!“, entgegnete sie sachlich und mit einer Kälte in der Stimme, die sich selbst nie zugetraut hätte.
„Gut, dann hören sie einfach nur zu. Während sie spazieren waren, berichtete ihr Vater mir, dass ein Angriff auf un-sere geliebte Erde von Tanit geplant wird. Außerdem erhielten wir unangemeldeten Besuch von einem weiteren Tok’ra und seiner Begleitung, die einem Volk angehört, das mal wieder viel weiter entwickelt ist als wir. Kurzum alles läuft wie-der einmal vollkommen schief.“, fasste er kurz zusammen und fuhr dann fort: Aber das ist nicht der eigentliche Grund, warum ich hier bin. Es geht um ihre Erinnerung. Sein Name war Terreas, richtig?“
„Das hatten wir doch schon. Sie hatten Recht, wollten sie das hören? Ich gebe ja zu, dass ich einen Fehler gemacht habe, dass ich es auf sich hätte beruhen lassen sollen, aber ich konnte einfach nicht und ich bereue meine Entscheidung auch nicht. Also fangen sie nicht schon wieder mit ihrer Moralpredigt an, das kann ich im Moment nicht gebrauchen.“, fuhr Sam ihn aufgebracht an.
„Habe ich auch nicht anders erwartet. Darum geht es aber nicht. Terreas, er ist hier. Er ist der unangemeldete Be-such.“, machte Colonel O’Neill ihr klar. Er hatte sich vor sie in die Knie gehockt und sah ihr nun tief in die Augen. Sie konnte sehen, dass er es ernst meinte, dass er wirklich davon überzeugt war und dennoch konnte sie es nicht glauben. Martouf hatte doch gesagt, dass er tot sei und auch er hatte nicht gelogen, dass wusste sie. Vielleicht schwindelte der Goa’uld selbst.
„Das ist unmöglich, Terreas ist tot. Martouf sagte mir das.“, entgegnete Samantha ungläubig und schüttelte verzwei-felt den Kopf. Sie verstand die Welt nicht mehr. Erst sagte man ihr gar nichts und hielt ihr auch noch eine Predigt und jetzt war das auf einmal alles vergessen.
„Das ist schon möglich, doch ich habe ihn selbst gesehen und ich habe mit seiner Begleitung gesprochen. Ich glaube ihr, sie lügt nicht. Terreas lebt, vielleicht wissen es die Tok’ra nur nicht.“ Jack lächelte jetzt leicht, was ihr wenigstens wieder etwas Kraft gab, dennoch war das alles ziemlich verwirrend.
„Wieso hat er denn nicht versucht, direkt mit den Tok’ra Kontakt aufzunehmen, wieso mit uns?“, hakte sie nach.
„Sie sind hier das Genie, sagen sie es mir, Carter.“, gab Jack sarkastisch zurück. Jetzt musste auch Sam lächeln.
„Vielleicht sind sie ja wie so oft mit ihrer Basis umgezogen, wäre doch eine Möglichkeit und als Terreas zurückkehrte, waren sie fort oder es ging ihm dort gut, wo er war und begann ein neues Leben, obwohl ich nicht glaube, dass er das Jolinar angetan hätte.“, folgerte sie, hielt Ersteres jedoch für wahrscheinlicher.
„Auch wenn du mich dafür hassen wirst, werde ich dir jetzt den Befehl erteilen müssen, dich von ihm fernzuhalten, bis er dich sprechen will.“, meinte er hart, wusste jedoch, dass genau dieser Ton angebracht war.
„Das können sie nicht von mir verlangen, Colonel. Sie wissen, wie viel mir das bedeutet, dass ist es unbedingt wis-sen muss.“, gab Sam zurück und erhob sich.
„Setzten sie sich wieder hin, Major, ich bin mit meiner Predigt noch nicht fertig und sie werden sie sich diesmal anhö-ren und danach meine Befehle befolgen, auch wenn sie ihnen nicht passen. Das Überleben der ganzen Menschheit hängt davon ab.“ Als sie seiner Aufforderung nicht nachkam, fasste O’Neill sie unsanft am Arm und zog sie zu sich her-um, zwang sie, ihn anzusehen, ihm zuzuhören, sich ihm zu beugen. Während sie sich schweigend ansahen, löste er seinen Griff etwas, doch hatte bereits seine andere Hand ihren linken Arm fest im Griff. Sie wollte sich losreißen, sich aus seinen Armen befreien, ihm nicht mehr in diese wundervollen Augen sehen, nicht mehr diesen Duft in ihrer Nase kribbeln spüren und nicht mehr seinen Atem auf ihrem Gesicht fühlen, doch er ließ nicht von ihr ab, sah sie nur an, bis sie es aufgab, sich seinem Willen beugte und ruhig wurde. „Ich weiß wie sehr ihnen das missfällt, doch ich will nicht, dass ihnen etwas zustößt. Wir wissen nicht, wozu sein Wirt in der Lage und seine Begleitung hatte uns davor gewarnt, ihm auf irgendeine Art und Weise weh zutun. Sie würden Terreas damit Schmerzen zufügen. Gib mir etwas Zeit und ich verspreche dir, er wird mit dir reden oder es wenigstens mir oder Joey... ähm... Doktor Bexter sagen. OK?“, fuhr er ruhig und sachlich fort.
„OK!“, gab sie kleinlaut zurück. „Wenn ich wenigstens wüsste, was ich für ihn empfinde, was sie für ihn empfand. Es ist so vertraut, aber gleichzeitig auch so fremd. Ich will mir doch nur darüber im Klaren sein, dass es wie bei Martouf nicht meine Gefühle sind, sondern ihre.“ Jack legte seine rechte Hand an ihre Wange und zog die verwirrte Samantha Carter an sich. Diese wusste nicht mehr weiter, ihre Gefühle wirbelten durcheinander. Da war Martouf oder auch Lan-tasch, welche Liebe in ihr weckten, die eigentlich Jolinar gehörte, jetzt Terreas, für den sie nicht wusste, was sie emp-fand und dann noch Jack, der mehr war als ein Freund, ein Teamkollege. Sie musste sich eingestehen, dass sie ihn lieb-te, wie sie noch nie zuvor einen Menschen geliebt hatte und ihn jetzt so nah an ihrem Körper zu spüren, machte sie fast wahnsinnig. Sie wollte ihm sagen, was sie fühlte, wie sehr sie ihn wollte, wie sehr sie ihn jede Nacht vermisste allein in ihrem großen Bett wie sehr sie es hasste, nicht bei ihm sein zu können. Sam kamen die Tränen. Obwohl sie nicht wei-nen wollte, konnte sie es doch nicht verhindern. Jack sollte nicht sehen, wie aufgewühlt, durcheinander und verletzlich sie in Wirklichkeit doch war, versuchte deswegen die Tränen zurückzuhalten, Haltung zu bewahren und Stärke zu zei-gen, doch das machte es nur noch schlimmer. Die ersten Tränen kullerten aus ihren Augen, als würde Jacks Schulter sie magisch anziehen. Sie fühlte sie so geborgen und sicher, so unbeschwert, als wäre sie für einen Moment kein Soldat mehr, sondern nur eine ganz gewöhnliche Frau mit ganz gewöhnlichen Ängsten.
„Es wird alles gut, versprochen.“, redete Colonel O’Neill ihr ermutigend zu und sah ihr wieder in die verweinten Au-gen. Samantha war so wunderschön, sie hatte so zarte haut, war so zerbrechlich, auch wenn man es ihr meist nicht an-sah und jetzt wo sie weinte, hätte er ihr am Liebsten allen Schmerz mit einem Kuss vom Herzen genommen, doch wuss-te er im selben Augenblick, dass er das nicht konnte, nicht ohne sich zu verraten. Doch die Erkenntnis kam einen Bruch-teil einer Sekunde zu sät, er hatte seine Lippen bereits an ihre Stirn gesetzt und ihr sanft einen Kuss gegeben. Diese Geste hatte er hatte er das letzte Mal bei Sarah angewandt, kurz nach Charlies Tod. Nie hatte er außer ihr eine andere Frau so geküsst und er wusste, dass er außer diesen beiden Frauen nie eine andere so geküsst hätte. Er hatte Sarah schließlich über alles geliebt und sehnte sich jetzt danach, Samantha seine Liebe zu gestehen. Als Jack sie wieder an-sah, hatte sie ihre umwerfenden blauen Augen geschlossen, ein Anblick, der ihm ein Lächeln auf die Lippen zauberte. „Versprechen sie mir, nicht eher zu ihm zu gehen, ehe ich es ihnen erlaube, Carter!“
„Ich verspreche es ihnen, Colonel.“, antwortete sie wieder
Ganz ruhig und wischte sich die Tränen von den Wangen, faste sich, wurde wieder Soldat und vergrub ihre Gefühle wieder tief in sich. Jack tat das Gleich.
„Gut, dann sollten wir jetzt reingehen und mit unseren Gästen reden. Sie übernehmen Joey, sie wird sie mit ihrer Er-findung sicher ablenken können. Die Besprechung beginnt in einer Dreiviertelstunde. Seien sie pünktlich.“
„Ja Sir!“
Jakob Carter und Martouf fanden sich kurz darauf bei General Hammond ein. Beide waren von seinem Adjutanten aufgefordert worden, sofort in dessen Büro zu kommen. Sie begrüßten sich kurz und nahmen dann Platz.
„Also George, worum genau geht es? Um die Besucher oder den Angriff.“, fragte Carter geradeheraus.
„Um beides. Dieser Lian, er will nur mit einem Tok’ra reden.“, meinte er sachlich.
„Wo ist da das Problem? Wir sind doch beide Tok’ra.“, hakte Martouf nach.
„Er will mit Jolinar reden, was die Sache kompliziert macht, denn ihr wisst schließlich, dass sie tot ist. Das bedeutet, einer von euch wird mit ihm reden müssen und ihm die schlechte Nachricht unterbreiten. Ihr solltet jedoch vorsichtig sein, denn sein Wirt ist stärker als ein Unas.“
„Wie heißt dieser Tok’ra, George?“, fragte jetzt Selmak mit der ach so vertrauten Goa’uldstimme.
„Er behauptet Terreas zu sein, der Bruder von Jolinar. Von Colonel O’Neill weiß ich, dass Major Carter diesen Na-men kennt und dass Jolinar eine starke Bindung zu ihm hatte. Wie kommt es, dass er nicht um ihren Tod weiß?“, antwor-tete General Hammond wieder in diesem militärischen Ton, dass es Martouf eiskalt den Rücken runter lief. Doch dass war nicht der einzige Grund für diese körperliche Reaktion, auch der Name des Tok’ra spielte dabei eine entscheidende Rolle. Er dachte noch bis vor ein paar Minuten, sein Freund wäre tot, umgekommen bei einem Selbstmordkommando und nun waren sie nur einige hundert Meter voneinander getrennt. Terreas hatte einen neuen Wirt, denn Dantis war alles andere als ein Herkules gewesen und mit einem Unas konnte man ihn schon gar nicht vergleichen.
Selmak ergriff das Wort: „Wir nahmen an, er sei tot. Er hatte sich freiwillig für eine Mission gemeldet, die nur eine ge-ringe Chance für das eigene Überleben aufzeigte. Als wir nach drei tagen nichts von ihm hörten, verlegten wir unseren Stützpunkt und erklärten ihn offiziell für tot. Bis jetzt entsprach dies auch immer der Wahrheit. Aus irgendeinem Grund, hatte er die Rückkehr verweigert.“
„Wenn das so ist, finden sie heraus, was passiert ist und was er weiß. Besprechung ist einer Dreiviertelstunde. Sie können jetzt gehen.“ Martouf verließ schnell den Raum, er musste raus aus diesem Büro, diesem Stützpunkt, weg von diesem Planeten. Am Liebsten wäre er sofort durch das Stargate zurückgekehrt, doch er konnte nicht, wollte er doch ge-nauso gerne herausfinden, was geschah, dass Terreas nicht zu ihm und Jolinar zurückgekommen war. Auf dem Flur be-gegnete er abermals Colonel O’Neill, welcher ihn jedoch nicht beachtete. Er schien vollkommen in Gedanken versunken, stürmte zielstrebig an Martouf vorbei, als wüsste er genau was er tun musste, als wäre das die einzige vernünftige Lö-sung, die dem Chaos hier noch Ordnung eintrichtern konnte, doch konnte Martouf nicht einmal erahnen, was es war. So verbissen und konzentriert hatte er den Colonel sonst nur in Kampfeinsetzen erlebt, jedoch nicht, wenn es darum ging, wirklich einen plan auszuhecken. Das hatte er immer den anderen überlassen, Carter, Daniel Jackson, Teal’c oder den Tok’ra, wenn diese etwas damit zu tun hatten.
„Was hat er vor?“, fragte Jakob Carter neben Martouf und sprach exakt seine Gedanken aus. Er hatte gar nicht be-merkt, dass sein Freund neben ihm stand, bis er seine Worte gehört hatte. Unwissend und irgendwie gleichgültig zuckte Martouf mit den Schultern und ging, wieder hatte sich der Wunsch nach frischer Luft in ihm geregt und er hatte keine an-dere Wahl als ihm nachzugehen.

~~~

Major Samantha Carter spürte immer noch Colonel Jack O’Neills Lippen auf ihrer Stirn, als dieser schon längst ge-gangen war. Es war so ein merkwürdiges Gefühl gewesen, als er ihr diesen Kuss gegeben hatte, irgendwie vertraut, doch bereitete es ihr auch Unbehagen. Das durfte zwischen ihnen nicht passieren, mit diesem Kuss war er zu weit ge-gangen. Er hatte eine unsichtbare Grenze überschritten. Sie wusste, er wollte sie bloß trösten und weiß Gott, er hatte es geschafft, doch war sie jetzt verwirrter denn je. Denn jetzt ahnte sie, dass sie auch ihm wehtun würde, wenn sie mit Ter-reas redete. Sie hatte ihm ja auch versprochen, nicht mit ihm zu reden, obwohl sie im ersten Moment nicht daran ge-dacht hatte, dies auch wirklich einzuhalten. Ihr kamen jedoch schon Zweifel und zu guter Letzt hielt sie ihr versprechen und ging statt in Lians und Joeys Arrestzelle. Diese saß auf dem Bett, hatte den Kopf auf die Hände gestützt, schluchzte leise und selbst als Samantha hereintrat, sah sie nicht auf. Sie musste eine Menge durchgemacht haben und jetzt auch noch diese Tortour. Sam setzt sich ihr gegenüber, wartete ab, bis sich die Frau etwas beruhigt und sich die Tränen ab-gewischt hatte und sie daraufhin ansah. Ein leichtes Lächeln lag auf Samanthas Lippen, obwohl ihr auch eher nach Wei-nen zumute war.
„Hallo, ich bin Samantha Carter.“, begrüßte sie Joey aufmunternd.
„Josephin Bexter, freut mich.“ Sie gaben sich die Hand und sahen sich dann wieder nur abschätzend an.
„Ich hörte, sie sind auch Doktor der Astrophysik.“, brach Samantha das Schweigen.
„Unter anderem. Wenn ich sie mir so ansehe, ist es kein Wunder, dass der Colonel so nett zu mir war. Er scheint viel von weiblichen Wissenschaftlern zu halten, besonders wenn sie dazu noch gut aussehen.“, bemerkte Joey spöttisch. Sie kannte die Menschen gut, wusste in ihren Augen, ihrer Körpersprache zu lesen. Ihr Gegenüber war nicht nur eine brillan-te Physikerin, sondern auch hervorragender Soldat und doch eine sensible Frau. Sie war leicht durcheinander und bei Jacks Namen flammte es in ihren Augen kurz auf, was andere wahrscheinlich nicht bemerkten. Sie war stark, strahlte großes Vertrauen aus, Gutmütigkeit und Verständnis, doch war sie nicht hier, um ein frauliches Gespräch zu halten, sondern um mehr über das Gerät an Joeys Arm zu verfahren, sonst hätte sie nicht von ihrem Titel gesprochen, sondern von Lian angefangen. Die Röte in Carters Gesicht war ihr auch nicht entgangen, wie auch, denn eine Tomate war blass gegen sie. Jetzt zeichnete sich auch ein Lächeln auf Joeys Gesicht ab.
„Wenn ich sie verlegen gemacht habe, tut es mir leid, ich sage nur stets, was ich denke. Und in diesem Fall glaube ich, dass Jack sich zu Frauen hingezogen fühlt, die nicht nur klüger sind als er, sondern auch eine echte Herausforde-rung für jeden echten Mann darstellen. Sie sind so eine Frau Samantha, ob sie das wollen oder nicht und deswegen ist er auch so besessen von ihnen. Passen sie also auf, dass sie ihm nicht wehtun, ich weiß, er würde es nicht verkraften, nicht noch einmal.“, fügte Joey kurze Zeit später hinzu.
„Hat er ihnen etwa von Charlie und seiner Frau erzählt?“, hakte Samantha ungläubig nach, obwohl sie eigentlich nicht weiter darüber reden wollte, ging es doch um Jack und seine Gefühle.
„Nein, aber man sieht ihm das Leid an, das er durchgemacht haben muss.“ Joey wechselte das Thema, als Saman-tha nichts entgegnete, sondern nur irgendwie verstehend und mit Schuldgefühlen beladen nach unten blickte. „Aber ge-nug von ihm, sie wollen ja schließlich nicht über Jack reden, sondern über das Gerät an meinem Arm. Im Grunde zerlegt es uns genau wie das Stargate in einzelne Atome, doch auf eine andere Art und Weise. Sie werden in eine andere Pha-se verschoben, was es einem ermöglicht, sich durch feste Materie zu bewegen.“
„Aber der Energieaufwand wäre unvorstellbar, mal ganz abgesehen von der Instabilität. Das Risiko wäre viel zu groß, vorausgesetzt man versorgt es mit genügend Energie.“, wandte Samantha ein. Nun war sie wieder gefasst, hatte die Sa-che mit Jack vergessen oder verdrängt, wie auch immer, dachte nicht mehr über Martouf und Terreas nach, war wieder Soldat und Wissenschafter. Sie hatte diese Technologie schon bei Tolanern gesehen, doch auch da war ihr das alles unbegreiflich gewesen. Sie wollte es verstehen, doch konnte sie es nicht.
„So habe ich anfangs auch gedacht, als Lian mich darum bat, einen Weg zu finden, durch eure Iris zu gelangen, oh-ne im ganzen Universum verstreut zu werden. Das Konzept, die Theorie und der Weg der Umwandlung, das stand alles schon fest, da unser Volk schon lange an solch einer Erfindung herumexperimentiert hatte, ich musste es nur noch in ei-ner handlichen Form umsetzten. Zuerst klärte ich die Energiefrage, indem ich alles aus Naquada herstellte, welches es auf unserem Planeten in Hülle und Fülle gibt. Wie du weißt, erhöht es alle nur möglichen Energieformen um ein Vielfa-ches. Dadurch brauchte ich nur noch einen Energieverstärker und eine Energiequelle, die nicht allzu groß war, aber dennoch genug Saft lieferte. Dazu ist nichts weiter als die kalte Fusion erforderlich, die ihr anscheinend noch nicht erfun-den habt, nach allem, was ich gesehen habe. Das lässt sich jedoch ändern, ich werde es ihnen einfach zeigen. Die In-stabilität ist natürlich immer noch vorhanden, doch ich konnte die Gefahr auf ein Minimum reduzieren. Das jedoch war ein Vorgang, den ich ihnen jetzt nicht erläutern kann, das wäre einfach zu zeitaufwendig und das richtige Anschauungs-material besitze ich auch nicht. Dazu müssten wir schon auf meinen Planeten zurückreisen.“, entgegnete Joey sachlich und irgendwie gelangweilt, da sie die Lösung schon gefunden hatte und es keine Herausforderung mehr für sie darstell-te. Samantha jedoch war vollkommen fasziniert von den Ausführungen, die Joey gemacht hatte und es juckte bereits in ihren Fingern, denn sie wollte das gerät sofort in ihrem Labor untersuchen, es auseinander nehmen, es studieren und nachbauen, wie ein kleines Kind es mit Bausteinen tat.
„Kann ich es mir ansehen?“, fragte Samantha Carter etwas zu aufgeregt und schallte sich sofort dafür.
Joey, die wusste, wie sie fühlte, ignorierte diesen Anflug von Euphorie einfach und entgegnete: „Ich würde es ihnen gern zur Verfügung stellen, doch ich kann es ohne medizinischen Eingriff nicht entfernen. Tut mir leid. Doch ich könnte ihnen zeigen, wie es funktioniert. Sagen sie mir, wo sie hin wollen und ich bringe sie auf dem Schnellsten Weg hin.“
„Auf diesem Deck liegen die Quartiere von SG-1.“, überlegte Samantha laut. „Wieso machen wir es uns nicht in mei-nem Quartier gemütlich und essen eine Kleinigkeit. Ich hoffe, sie mögen kalte Pizza.“
„Klingt verlockend, aber vorher würde ich gern noch in Jacks Quartier vorbeischauen. Man erfährt viel über einen Mann, wenn man sieht, wie er lebt.“, meinte Joey und stand auf.
„Wieso eigentlich nicht. Er müsste jetzt nicht dort sein. Wie ich ihn kenne, sitzt er nebenan und redet auf ihren Beglei-ter ein. Ich würde auch gern wissen, wie es bei ihm aussieht.“, stimmte Samantha zu.
„Sie arbeiten schon so lange mit ihm zusammen und waren noch nie in seinem Quartier?“, hakte Joey verwundert nach.
„Nein, er hatte es immer geschafft, genau das zu unterbinden.“
„Tja, jetzt kann er es nicht mehr verhindern, selbst wenn er abschließt.“ Joey grinste bis über beide Ohren, ergriff Samanthas Hand und zog sie durch die Wand.


weiter: Kapitel 3
Kapitel 3 by Lenari
Kapitel 3

Samantha Carter sah in sein Quartier und da war, lief auf und ab, rieb sich verzweifelt die Stirn, versuchte sich krampfhaft zu konzentrieren, was ihm jedoch nicht gelingen wollte. Sofort trat sie wieder in ihr Quartier zurück.
„Er ist da drin. Wenn er mich gesehen hat, rastet er aus.“, meinte sie verunsichert.
„Mach dir keine Gedanken. Er wird uns nicht sehen können. Dafür sorge ich schon. Hier, diese Platinen bewirken ei-ne räumliche Verschiebung, wie bei den Reetou. Man heftet sie sich einfach an die Kleidung und wird unsichtbar. Klasse was, habe ich selbst erfunden, na ja einer meines Volkes hat die Grundlagen dafür gelegt, aber ich habe es perfektio-niert.“ Sie klebte Sam eine der Platine auf den Arm und sich daraufhin die andere.
„Sag mal, woher kommt ihr eigentlich?“, hakte Sam neugierig nach.
„Meinst du den Planeten, wo wir aufgewachsen sind, oder den, wo wir geboren wurden?“, antwortete Joey mit einer Gegenfrage.
„Gibt es da einen Unterschied?“
„Ja, natürlich. Der Planet auf dem wir geboren wurden hieß Tobin, doch wir machten einen großen Fehler und zer-störten uns selbst. Ich und Lian waren die einzigen, die durch ein selbstgebautes Havensgate oder Stargate, wie ihr es nennt, entkommen konnten. Lians Vater hatte es gebaut, schaffte es jedoch bloß lang genug stabil zu halten, dass zwei Kinder oder ein Erwachsener es hindurch schafften. Er wählte uns. Wir kamen auf einem Planeten, der nicht sehr fort-schrittlich war, also suchten wir so lange, bis wir den Richtigen gefunden hatten und uns in dessen System eingliederten. Es war ein Paradies. Keine Kriminalität, keine Armut, kein Leid und kaum tödliche Krankheiten. Ich liebe diesen Planeten und Lian auch, doch gibt er es nicht zu. Er würde lieber wieder nach Tobin zurück und dort sterben, als ewig auf Eden zu bleiben. Irgendwie kann ich ihn verstehen, aber zurückgehen würde ich trotzdem nicht.“, berichtete sie verträumt, in Er-innerungen schwelgend.
„Eden. So nannten die Christen das Paradies, in dem wir früher lebten, bis Adam und Eva, die ersten Menschen, von einem Apfel aßen und deswegen verbannt wurden. Die durften das nämlich nicht. Könnte glatt bedeuten, dass wir von eurem Planeten verbannt wurden, weil wir etwas unrechtes getan hatten und uns dann auf der Erde breit machten.“, dachte Samantha laut.
„Alles ist möglich, dass solltest du langsam wissen. Und jetzt lass uns sehen, was er macht, ich bin schon ganz neu-gierig, aber nicht reden, denn hören kann er uns immer noch.“ Sie traten wieder durch die Wand. Jetzt saß Jack auf dem Bett und starrte auf ein Foto. Samantha löste ihre Hand aus Joeys und trat näher an ihn heran. Sie musterte ihn. Ihr fiel seine gekrümmte Haltung auf, da war wieder kein militärisches Wesen in ihm, sondern nur ein Mann, der viel zu viel durchgemacht hatte. Als Erstes fiel ihr Blick auf den Bilderrahmen und darin befindliche Foto seines Sohnes Charlie. Sie fragte sich, warum er sich selbst quälte indem er sich das ansah, konnte ihre Augen jedoch auch nicht davon lossagen. Er war ein wirklich fröhlicher junge gewesen und sah seinem Vater richtig ähnlich. Das gleiche Lächeln, die gleichen fun-kelnden Augen, voller Leben und sogar der gleiche schmale Mund mit den markanten Zügen. Etwas Nasses fiel auf die Glasscheibe des Rahmens.
Tränen, schoss es ihr durch den Kopf. Samantha sah sofort auf. Er weinte. Wahrlich Jack O’Neill, der Mann, der sonst alle Gefühle in sich begrub, weinte. Seine Hände zitterte, das viel ihr erst jetzt richtig auf, jetzt, wo er das Bild zur Seite legte und seinen Kopf in diese bettete. Noch nie hatte sie ihn weinen sehen und schon gar nicht so unerbittlich. Im Grunde hatte sie erst ein einziges Mal einen Mann so verzweifelt gesehen und war ihr Vater nach dem Tod ihrer Mutter, seiner Frau. Er hatte sie so geliebt, wie er nie zuvor oder danach eine Frau geliebt hatte. Sie hatte sich immer ge-wünscht, dass ein Mann für sie genauso empfand, doch es war nie so weit gekommen. Einkleiner Trost für sie war es, dass sie einen Mann so lieben konnte. Den Mann vor ihr. Jack O’Neill! Immer mehr Tränen flossen aus seinen Augen, wie Wasserfälle, die einfach nicht versiegen wollten. Samantha sah in ihm nur ein unschuldiges Kind, geläutert von der Welt, von seiner Vergangenheit und bestraft mit seiner Zukunft, die sicher noch mehr Leid und Schmerz mit sich bringen würde. Auch ihr standen schon die Tränen in den Augen. Sie wollte ihn trösten, ihn umarmen, ganz fest an sich drücken, so wie er es getan hatte, doch sie konnte nicht, nicht so. Er würde sie dafür hassen, dass sie solch einen Verrat an sei-ner Privatsphäre begangen hatte, aber sie konnte ihn auch nicht so verzweifelt sitzen lassen. Sie musste durch die Tür treten, sichtbar und das so schnell wie möglich, denn er brauchte sie, auch wenn er es nicht zugeben wollte. Samantha Carter kehrte zu Joey zurück, ergriff ihre Hand und diese verstand sofort. Sie gingen zurück durch die Wand, Sam nahm die Platine wieder vom Arm und stürmte aus dem Raum, wobei ihr bereits eine Träne über die Wange rann. Sie atmete vor Jacks Tür noch einmal tief durch und öffnete dann die Tür....

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Samantha setzte sich neben ihn, sah ihn nur an, sah ihm in die verweinten Augen, immer noch liefen tränen seine Wangen hinunter. Sie griff nach dem Bild, legte es auf den Nachtisch, verkehrt herum, damit man das fröhliche grinsen des Jungen nicht mehr sehen konnte und wartete. Sie konnte ihn nicht in die Arme nehmen, so wie er es getan hatte. Das war unmöglich. Doch sie konnte schweigen, ihm durch ihre Nähe Trost spenden, mit dem Gedanken, dass er nicht alleine war, dass er nicht als Einziger jemanden verloren hatte. Sie konnte nur warten, dass er sich ihr anbot, sich in ihre Arme warf, denn nur so konnte er seinen Stolz bewahren und würde sich nicht wie sie etwas unbehaglich fühlen, ehe die Linderung einsetzte.
„Er war meine Schuld.“, gestand er mit zitternder Stimme. „Sein Tod war meine Schuld. Ich habe ihn umgebracht.“
„Das hast du nicht, Jack. Glaub mir, es war nicht deine Schuld. Niemand hat Schuld. Es war ein tragischer Unfall...“, versuchte Sam es ihm auszureden.
„Woher willst du das wissen?“
„Weil ich dich Jack. Ich weiß, dass du nie absichtlich jemandem wehtun würdest. Und schon gar nicht, wenn du ihn liebst.“, gab sie schluchzend zurück. Seine Tränen flossen wieder stärker, er ließ es zu, ließ seinen Kopf ihn ihren Schoß sinken, weinte wieder unerbittlich, saugte ihre zarten Berührungen in sich auf, schöpfte Trost aus ihnen, atmete ihren Duft tief ein, filterte alle Kraft, die darin verborgen war, sammelte neue Energie, um seine Gefühle wieder unter Kontrolle zu bekommen, sie wieder in seinem Inneren zu verschließen, nur um sie dann in Momenten wie diesen wieder geballt hervorbrechen zu lassen. Er war müde, so müde. Konnte nicht mehr weinen, nicht mehr nachdenken, nicht mehr han-deln. Er ließ seine Seele baumeln, ließ sich gehen, wurde ganz ruhig, wollte nur schlafen, doch ein Ticken in seinem Kopf ließ das nicht zu.
Tick. Tack. Tick. Tack. Er warf einen flüchtigen Blick auf ihre Uhr, noch knapp 20 Minuten bis zur Bespre-chung, zu wenig Zeit, um zu schlafen, sich weiter gehen zu lassen. Er musste doch etwas tun, musste das Chaos besei-tigen, musste wieder Ordnung schaffen, musste die retten, die er liebte, die Erde, seine Familie, seine Freunde, seine Kameraden. In Wirklichkeit wurde jedoch nur r gerettet und das von der Frau, die er am meisten liebte und die das nie erfahren würde, denn das würde alles ändern, würde alles nur noch mehr verwirren, würde endgültig Chaos in sein Le-ben bringen, Chaos, dass nicht mehr verschwinden würde. Jack erhob sich. Langsam, aber er erhob sich. Samantha sah ihm in die Augen. Es waren bezaubernde Augen, voller Leben, voller Gefühl und voller Verständnis. Oh, er liebte diese Augen, würde am Liebst immer in sie sehen, sich in ihnen verlieren. Sie zogen ihn förmlich an, mehr als das Stargate es tat, für diese Augen hätte er alles aufgegeben, sogar das Stargate, doch tat er es nicht, denn er war sich ihrer Gefühle nicht sicher, selbst jetzt nicht.
Colonel O’Neill riss sich zusammen, versteckte das Kind wieder in sich, wurde wieder Soldat und fragte: „Wollten sie etwas Bestimmtes?“
„Im Grunde wollte ich nur endlich einmal ihr Zimmer sehen, Jack!“, antwortete sie mit ihrem typischen Carter-Lächeln und das war nicht einmal gelogen. Zum ersten Mal bemerkte er, dass sie ihn nicht wie sonst Sir oder Colonel nannte, sondern Jack. Wie oft hatte er sich danach gesehnt, seinen Namen aus ihrem Mund zu hören und jetzt war es ihm erst gar nicht aufgefallen.
„Du hast es gesehen und was machst du jetzt, Samantha?“, hakte er nach. Auch er nannte sie jetzt beim Vornamen und Duzte sie, so wie er es schon vorher unwillkürlich getan hatte.
„Fragen, ob sie sich nicht noch ein bisschen mit mir austoben wollen.“ Er sah sie mit großen Augen an, denn die Be-merkung war ganz eindeutig zweideutig.
„Ich fühle mich geschmeichelt, Major, aber ich denke doch, dass wir die Vorschriften einhalten sollten.“ Sie verstand erst nicht ganz, warum er so verlegen herumdruckste, doch dann wurde ihr klar, was sie da eigentlich gesagt hatte und eine leichte Schamesröte stieg ihr ins Gesicht.
Schnell stellte sie stotternd klar: „Ich meine Sport, ...Sir. Joggen oder etwas anderes, ...was sie wollen. Natürlich bleibt das, ...was sie gerade gedacht haben, außen vor.“
„Wenn das so ist, gerne. 10 Minuten Laufen könnten mir jetzt gut tun. Einmal um den Berg und wieder zurück?“, frag-te er sarkastisch. Jetzt wusste sie, dass es ihm wieder gut ging, dass er wider der war, denn sie kannte, ihn den sie sich verliebt hatte, nicht, dass er der andere Jack nicht auch gefallen hatte.
„Klingt hervorragend, Sir.“ Ihr typisches Carter-Lächeln kehrte auf ihre Lippen zurück und die Röte verschwand. Noch einmal sahen sie sich schweigend in die Augen, dann wandte sie sich um und ging nach draußen, gefolgt von Jack O’Neill immer Richtung Fahrstuhl. Bei diesem hatte das Ticken in seinem Kopf wieder angefangen, welches ihn daran erinnerte, dass die Besprechung bald anfangen würde. Er ignorierte es einfach.

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Selmak und Lantasch betraten Lian Harpers Arrestzelle. Dieser sah sie kurz an und wandte seine Aufmerksamkeit wieder der gegenüberliegenden Wand zu, die er in der Dunkelheit der Zelle eigentlich nur erahnen konnte. Er hatte zu-gelassen, dass man ihn einsperrte, ihm Handschellen anlegte, ihm seine Fragen nicht beantwortete und jetzt kamen sie nicht einmal seiner Bitte nach und holten Jolinar auf diesen gottverdammten Planeten.
Menschen , dachte er verachtend oder war es doch Terreas, wahrscheinlich sogar beide. Schon, es waren Tok’ra und einen von ihnen kannte er gut, den anderen vielleicht auch, doch war sein Wirt ihm unbekannt und sie waren auch nicht Jolinar von Malkshur. Ihm sollte es egal sein. Er würde nicht mit ihnen reden, auch wenn Joey für immer be-leidigt wäre. Schon gar nicht mit Martouf würde er auch nur ein Wort wechseln, denn auf diesen hatte Terreas einen un-bändigen Hass, welcher sich auf Lian übertrug.
„Terreas, freut mich, dich wieder zu sehen. Ich bin es, Selmak.“, begrüßte er Lian mit typischer Goa’uldstimme. Lian ignorierte ihn einfach. „Wir müssen dir etwas mitteilen, das dir nicht gefallen wird. Jolinar von Malkshur kann nicht hier sein, weil sei fast drei Jahren tot ist.“ Im ersten Moment hielt Lian das alles für einen schlechten Scherz, doch als er in das starre und fast sogar traurige Gesicht Selmaks blickte, wurde ihm schlagartig klar, dass es der Wahrheit entsprach. TOD! Nein, sie darf nicht tot sein. Lantasch hätte das verhindern müssen. Er hat sie im Stich gelassen. Er hatte mir ver-sprochen, auf sie acht zu geben. Er hat es nicht gehalten, wütete Terreas in Lians Kopf. Dieser bekam davon Kopf-schmerzen, deshalb versuchte er ihn zu beruhigen, ihm seinen Schmerz und seinen Zorn zu nehmen, doch es gelang ihm nicht. Immer mehr Macht bekam Terreas über Lians Körper, der noch zu geschwächt war, um sich wirklich wehren zu können, bis der Tok’ra den Körper ganz unter Kontrolle hatte.
„Ihr habt sie sterben lassen!“, rief Terreas anklagend, sprang auf, sprengte die ketten und stürzte sich auf Martouf. Lians Hände legten sich um den Hals seines Opfers und er konnte es nicht verhindern, konnte Terreas nicht davon ab-halten, ihn nicht bezwingen. Selmak versuchte Martouf zu helfen, doch er stieß ihn weg, an die gegenüberliegende Wand. Lian wusste, er musste es anders versuchen, musste auf Terreas einreden, so wie er es bei ihm immer getan hat-te. Er hoffte, er fand die richtigen Worte.
Vorher jedoch sprach Martouf keuchend: „Verzeih mir!“ Terreas hielt kurz inne, die Chance für Lian, ihn von einer Dummheit abzuhalten.
Terreas, hör auf! Du bist im gleichen Maße schuld und du weiß das. Tu es nicht, bat Lian ihn in Gedanken. Jolinar kannte das Risiko genau wie ihr. Sieh ihn dir doch an, ein Teil von ihm ist mit ihr gestorben. Er hat sie geliebt verdammt und sie liebte ihn. Deine Beziehung zu ihr ist mit seiner nicht zu vergleichen, auch wenn sie genauso stark war. Niemand von euch hätte es verhindern können, da bin ich mir sicher. Terreas, denk nach. Wir sind nicht wegen Jolinar hier, son-dern wegen den Tauri. Lass es gut sein, wenigstens für den Moment. Für Rache haben wir hinterher noch Zeit. Ter-reas ließ von Martouf ab und setzte sich wieder aufs Bett. Er wurde ganz ruhig, wusste er doch, dass Lian Recht hatte. Er zog sich zurück, überließ Lian wider die Kontrolle über seinen Körper und verschloss sich ganz in sich selbst. Den-noch schoss immer wieder das Wort TOD durch Lians Gedanken und er spürte immer noch Terreas Trauer tief in sich.
„Wie?“, fragte Lian benommen.
„Jolinar rettete ihrem Wirt, Major Doktor Samantha Carter das Leben, indem sie das ihre opferte.“, antwortete Sel-mak, da weder Lantasch noch Martouf es fertig brachte. Dieser hatte sich wieder aufgerappelt und hatte sich nun eben-falls Lian gegenüber hingesetzt. „Sie ist Mitglied von SG-1 und Tochter meines Wirtes.“
„Lass mich mit deinem Wirt reden.“, bat Terreas immer noch ruhig. Selmak senkte den Kopf und überließ Jakob Carter wieder die Kontrolle.
„Was willst du wissen?“, fragte dieser in einem typisch militärischen Ton, der Lian verriet, dass auch Selmaks Wirt einmal ein Soldat gewesen sein musste.
„Wie genau ist sie gestorben und was hatte sie dazu gebracht, das Leben ihrer Tochter höher anzusetzen als ihr ei-genes?“
„Sie wurde von einem Goa’uld angegriffen und hätte Jolinar sich nicht geopfert, wären beide gestorben. Ohne Sa-mantha gäbe es weder SG-1 noch diesen Wirt, geschweige denn diesen Planeten und somit keine Chance die Goa’uld ein für alle mal zu vernichten. Sie ebnete die Grundlage der Tok’ra-Mensch-Koalition, als sie mich und Selmak vor dem Tod errettete. Sie half uns, den Zusammenschluss von Apophis und Hero’ur zu vereiteln und mich aus Ne’thu zu befrei-en, indem wir Jolinars Erinnerungen nutzten, die noch vereinzelt in Samantha vorhanden sind. Ich hoffe, das bestätigt dir, dass ihr Tod es Wert war und sie hat ihn selbst gewählt. Ich bin ihr für das leben meiner Tochter und das meines ei-genen sehr dankbar und halte ihren Namen in Ehren und Selmak sieht das genauso.“, berichtete er kalt, doch konnte diese Fassade Lian nicht täuschen. Er war ihr Vater und ihr überleben wäre für ihn immer die richtige Option, wenn es noch um ein anderes ging. Etwas in Jakobs Ausführungen hatte jedoch seine Neugierde geweckt. Sie konnte sich an etwas erinnern, vielleicht sogar an Terreas selbst, was diesem wenigstens etwas Trost gespendet hätte. Ihm blieb also keine andere Wahl, als wenigstens zu fragen.
„Kann sie sich an Terreas erinnern?“, hakte er nach.
„Ja!“ Lantasch hatte die Kontrolle übernommen. „Deswegen bin ich hier. Sie fragte erst heute Morgen nach dir. Sie kann sich nicht an alles erinnern oder nicht darauf zurückgreifen, doch sie weiß, dass Terreas hier ist und sie würde sich sicher gerne mit ihm unterhalten, auch wenn mir das nicht passt. Sie wollte wissen, welche Gefühle sie füreinander heg-ten.“ Lian schwieg. Er ließ Terreas erst über alles nachdenken, alles realisieren und verdauen. Dieser überließ Lian die Entscheidung und zog sich wieder zurück. Er wollte die ganze Sache nur noch vergessen. Lian kannte seinen Symbion-ten gut und hatte schon so etwas vermutete, was ihm die Entscheidung erleichterte.
„Ich rede mit ihr, später! Vorher sollte ich euch lieber erklären, wieso wir hier sind. Ich erwarte jedoch eine Gegenleis-tung.“, sagte Lian jetzt wieder vollkommen gefühllos.
„Welche?“, fragte Jakob Carter.
„Ein Transportschiff, wenn wir zurück sind und Colonel O’Neill als neuen Wirt für Terreas. Soviel sollten ihnen die In-formationen und unsere Hilfe schon Wert sein.“, stellte Lian seine Bedingungen.
„Das Transportschiff kann ich ihnen besorgen, doch was Colonel O’Neill angeht, dieser wird sich nicht auf den Deal einlassen. Er hat nicht vor Wirt für irgendeinen Symbionten zu werden, dazu hasst er sie zu doll. Terreas muss also mit einem anderen Vorlieb nehmen.“
„Über diesen Punkt gibt es keine Verhandlung. Colonel O’Neill und niemand sonst. Aber das klären wir später noch. Wann beginnt die Besprechung?“
„In 20 Minuten.“, entgegnete Lantasch.

~~~

Colonel Jack O’Neill und Major Samantha Carter kamen vollkommen außer Atem in den Besprechungsraum gerannt. Sie waren fünf Minuten zu spät, alle anderen hatten sich bereits versammelt und starrten sie nun verwundert an.
„Wir waren verhindert, entschuldigen sie Sir!“, sagte Jack schnell und setzte sich neben Teal’c und General Ham-mond. Samantha hingegen nahm zwischen ihrem Vater und Doktor Daniel Jackson platz.
„Menschen, was erwartet man auch anderes.“, meinte Lian verachtend und erntete dafür einen Stoß von Joeys Ell-bogen in seine Rippen.
„Fangen wir damit an, dass sie uns erklären, wieso sie eigentlich hier sind.“, richtete General Hammond das Wort an die beiden Besucher.
„Vorher will ich, dass sie meinen Bedingungen zustimmen.“, entgegnete Lian kalt.
„Welche Bedingungen?“, hakte Daniel unwissend nach.
„Einen Gua’uldtransportschiff und einen Wirt für Terreas.“
„Das wird sich einrichten lassen. Erzählen sie uns jetzt, was sie wissen.“, stimmte der General zu.
„Es wird ein Angriff aus drei Schiffen sein, mit jeweils circa sechstausend Jaffa, also voll besetzt. Sie werden erst die USA, dann den Rest Amerikas und Europa und zum Schluss den Rest der Welt zerstören. Die Koordinaten, die ihnen die Tok’ra gegeben haben, stimmen, doch besitzen Stargate sowohl Schiffe undurchdringliche Schutzschilde, die man nur durch eine bestimmte Frequenz ausschalten kann. Wir besitzen die Technologie, um das zu ermöglichen. Ein Grund, warum mein Team sie auf diese Mission begleiten wird.“, erklärte Lian grob.
„Woher wissen wir, dass sie die Wahrheit sagen und uns nicht einfach reinlegen.“, fragte Teal’c, welcher dem Frem-den ihm gegenüber nicht traute.
„Es ist nicht zu übersehen, dass sie uns nicht trauen, aber er sagt die Wahrheit, davon bin ich überzeugt. Lians Krankheit ermöglicht es ihm, Kontrolle über den Symbionten auszuüben, nicht anders herum. Sie müssen uns einfach glauben, wenn ihnen die Erde und ihre manschen wichtig sind. Sie alle müssen das.“, gab Joey verständnisvoll zurück.
„Wie lange wissen sie schon davon?“, ergriff Samantha jetzt das Wort.
Als Lian nicht antwortete, weil er ihre Frage einfach ignorierte, sagte Joey für ihn: „Zweieinhalb Wochen. Sie können von Glück reden, dass Tanit bei den Tolanern auf Widerstand gestoßen ist, sonst würde ihre Welt schon nicht mehr exis-tieren. Das hat ihn einen großen Teil seiner Flotte gekostet, doch war es nur ein Bruchteil dessen, was der Goa’uld für den Tanit arbeitet, an Macht besitzt. Leider konnten wir nicht herausfinden, wer wirklich hinter allem steckt.“
„Wie lange haben wir noch?“, stellte Colonel Jack O’Neill die Frage, die sich alle schon gestellt hatten. Für kurze Zeit hatte das Ticken in seinem Kopf nachgelassen, doch jetzt setzte es wieder ein. Tick. Tack. Tick. Tack. Es mach-te ihn fast wahnsinnig, doch zwang er sich äußerlich ganz ruhig zu bleiben. Auch das ungute Gefühl in seiner Magenge-gend hatte wieder eingesetzt. Irgend etwas war faul, dass wusste er genau und es würde noch schlimmer werden, um so weniger Zeit ihnen blieb.
„Höchstens sechs Stunden, danach ist ihre Welt dem Untergang geweiht. Ich schlage vor, drei Stunden zur Vorberei-tung zu nutzen und dann aufzubrechen. In dieser Zeit könnte ich sicher zwei weitere Phasentransmitter herstellen, die uns sehr nützlich sein könnten. Außerdem kann ich so gleichzeitig die anderen beiden Mitglieder unseres Teams davon in Kenntnis setzten, dass wir bereit sind euch zu helfen.“, antwortete Joey sachlich. Sie war ganz die Wissenschaftlerin, etwas anderes hatte Lian auch nicht erwartet.
„Dann würde ich sie gerne begleiten.“, bot Daniel Jackson sich an. „Ich könnte mehr über ihre Kultur erfahren und vielleicht als eine Art Abgesandter fungieren, um einen Handelsvertrag oder so etwas Ähnliches wischen unseren Völ-kern aufzubauen.“
„Das ist eine gute Idee. Ich bin sicher, unser Volk wird auf solch eine Koalition eingehen, sei es auch nur, um euch zu helfen. Es wäre sicher auch von Vorteil, wenn ein Tok’ra uns begleiten würde, um auch die Beziehungen zwischen unse-ren Völkern zu vertiefen.“, schlug Joey vor.
„Es wäre uns eine Ehre. Ich werde sie begleiten.“, stimmte Lantasch dem zu. Er wollte nicht länger als nötig in Sa-manthas oder Terreas nähe verweilen.
„Ich bin damit einverstanden.“, stimmte der General zu und fügte hinzu: „Colonel O’Neill, sie werden zusammen mit Teal’c Selmak zu den Tok’ra begleiten, um die Sache mit den Bedingungen zu klären.“
„Wieso gerade ich, Sir?“, hakte dieser mit böser Vorahnung nach.
„Weil ich es ihnen befehle, Colonel.“
„Ja, General.“, zischte Jack widerwillig. Sein flaues Gefühl in der Magengegend nahm zu. Das war ganz und gar kein gutes Zeichen. Irgendetwas war da faul, nur wusste er nicht was, doch sollte er es bald herausfinden.
„Und ich würde gerne unter vier Augen mit ihnen sprechen Major Carter. Sie wissen sicher, worum es geht.“, rang Li-an sich durch, sie doch noch darum zu bitten, auch wenn Terreas es nicht wirklich wollte.
„Geben sie mir eine halbe Stunde, um mich zu duschen und umzuziehen. Sie werden vorher sowieso bei Dr. Fraiser erwartet. Sie sagte mir, sie habe etwas mit ihnen zu besprechen, was ihren momentanen Zustand anginge.“, gab sie zu-rück. Hoffnung machte sich unwillkürlich in Sam breit, auch wenn sie diese zu unterdrücken versuchte. Sie würde doch noch herausfinden, was zwischen Terreas und Jolinar gewesen war, doch war sie sich nicht mehr ganz so sicher, ob sie es wirklich wissen wollte. Jack hingegen gefiel das gar nicht. Dieser Lian war ihm nicht ganz geheuer, denn er ihm ein-fach zu ähnlich und Jack wusste genau, was er in solch einer Situation machen würde. Ein kleiner Trost für ihn war es, dass Lian aus Rücksicht auf Joey vielleicht doch nichts Unüberlegtes tun würde.
„Sie haben drei Stunden, um alles zu erledigen. Wegtreten!“, beendete General Hammond die Besprechung und alle verließen den Besprechungsraum, bis auf Colonel O’Neill und Major Carter, welche sich nur ansahen und schwiegen.

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Jack sah ihr in die Augen, es waren wunderschöne Augen, magisch. Sie zogen ihn förmlich an, verschluckten ihnen und gaben ihn nicht mehr her. Sie erinnerten ihn an den Ereignishorizont des Stargates, welcher ihn immer wieder ge-nauso angezogen und verschlungen hatte. Er war vollkommen besessen von diesem Gefühl, vom Stargate und von ih-ren Augen. Von den Augen der Frau, die er nicht lieben durfte, der er unter keinen Umständen zeigen durfte, was er für sie empfand, dass er man Liebsten die Finger nicht von ihr lassen würde und dass sie die Einzige sei, auf die er immer warten würde. Oft, schon sehr oft hatte er mit dem Gedanken gespielt, das Stargatecenter ihretwegen zu verlassen, nur um mit ihr Zusammensein zu können, doch wusste er, dass sie das nie zulassen würde. Sie jedoch würde ihre Karriere wegen ihm auch nicht einfach aufgeben. Sie liebte es ein Major zu sein, ebenso sehr wie er es liebte Colonel zu sein. Im Grunde waren ihm die Regel egal, die Vorschrift, die ihnen verbot, zusammen zu sein, doch es waren die Folgen, die ihn von allem abhielten. Nicht, dass er sich dabei um sich Gedanken macht, sondern mehr um Samantha, die nicht nur ihren Job sondern auch ihre Karriere für ihn aufs Spiel setzten würde. Das konnte er ihr einfach nicht antun. Dennoch wollte er den Blick nicht von ihr abwenden. Drei Stunden würde er sie nicht sehen können, nicht in ihrer Nähe sein, eigentlich nicht allzu lange, doch war er Lichtjahre von ihr entfernt und sollte etwas passieren, würde er sie nicht beschützen kön-nen. Sie waren sonst viel länger voneinander getrennt, doch wusste er immer, wo er sie finden konnte, am Ende des Ganges, in ihrem Labor, über einem Buch, einem Stapel von Akten oder einem Gerät, dass sie entweder analysierte o-der selbst baute. Jetzt würde er jedoch nicht wissen, wo sie war und was sie machte, das wurmte ihn sehr. Er wollte sich erheben, wollte den Raum verlassen, doch war ihm das nicht möglich. Sein Körper wollte einfach nicht mitspielen. Er konnte einfach nur dasitzen und in ihre wunderschönen Augen starren, ihre magischen Augen, so tief und unergründlich, wie sie ihn verschlangen, ihn gefangen nahmen, ihn...
„Alles in Ordnung, Sir?“, fragte Samantha Carter vorsichtig und riss Jack O’Neill so aus seinen Gedanken.
Er fasste sich schnell und antwortete mit einem knappen: „Ja!“ Wieder herrschte Schweigen und keiner wagte es im ersten Moment zu brechen.
„Grüßen sie die Tok’ra von mir.“, fand Sam ihre Stimme wieder.
„Mach ich. Passen sie gut auf sich auf, solange ich weg bin. Ich traue diesem Lian nicht, auf jeden Fall nicht blind.“, gab er zurück, obwohl er das eigentlich nicht sagen wollte. Er wusste, dass sie auf sich aufpassen konnte, dass sie ihn nicht dazu brauchte. Was hatte er sich bloß bei dieser Bemerkung gedacht. Sie wird ihn jetzt sicher wieder hassen, denn sie wusste genauso gut wie er, dass sie alleine klar kam, oft genug hatte sie es schließlich bewiesen.
„Das werde ich, machen sie sich da mal keine Gedanken.“, gab sie ruhig zurück und ein leichtes Lächeln lag sogar auf ihren Lippen. Jetzt verstand er gar nichts mehr. Sie war nicht beleidigt und fühlte sich sogar geschmeichelt, dass er sich Sorgen machte. Jack verstand gar nichts mehr, aber er war sichtlich froh über ihre Reaktion. Seit den Vorfällen am Fuß des Berges und in seinem Quartier, hatte sich sowieso die ganze Situation zwischen ihnen geändert und er bezwei-felte stark, dass einer von ihnen es noch unter Kontrolle hatte.
„Gut zu wissen.“ Mit diesen Worten erhob er sich widerwillig. Er wollte nicht gehen, wollte sie im Grunde nur in die Arme nehmen und sich mit einem Kuss gebührend von ihr verabschieden, doch Stattdessen ging er einfach und ließ sie mit ihren Gedanken allein.

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Zur selben Zeit lief Jack in seinem Zimmer auf und ab. Er dachte nach, versuchte zu kombinieren, einen klaren, sachlichen und vor allem vernünftigen Gedanken zu fassen. Leider kam ihm Major Carter immer wieder in den Sinn, wie sie da so verloren gesessen hatte, wie er sie an sich gezogen hatte, als sie flüchten wollte, wie sie ihn angesehen hatte, nachdem er sie auf die Stirn geküsst hatte und wie sie ihm letztendlich zugestimmt hatte. Er verdrängte die Gedanken, die aufkommenden Gefühle der Sehnsucht, sperrte sie wieder tief in sich ein, wurde sachlich, gefasst und konzentriert. Er wusste nicht viel, nur, dass was Selmak oder Jakob ihm gesagt hatte, dass was Joey hatte durchsickern lassen und das, was Samantha Carter über Terreas erzählt hatte. Samantha... Kaum hatte er diesen Namen gedacht, war seine ganze Willensstärke auch schon wieder gebrochen. Ihr Bild formte sich vor seinem inneren Auge, ihr Lächeln blitzte ihm entgegen, aber auch ihre traurigen Augen. So erging es ihm immer, wenn er alleine war, er musste unwillkürlich an sie denken, auch wenn er das unter allen Umständen verhindern wollte. Er spielte mit den Gedanken, zu Lian zu gehen oder zu Selmak, welche wahrscheinlich aufeinander hockten und sich gegenseitig für irgendetwas schuldig machten, doch er verwarf diesen Gedanken wieder. Lian oder Terreas würden schließlich nicht mit ihm reden, dass hatte Joey schließlich gesagt. Zu Daniel oder Teal’c wollte er auch nicht unbedingt, die hatten besseres zu tun. Doktor Jackson war damit be-schäftigt, irgendwelche Artefakte zu untersuchen.
Oh Gott, hat ihm überhaupt schon einer Bescheid gesagt? , fuhr es Jack durch den Kopf, aber er tat es als Nebensache ab. Der wird das schon noch früh genug mitbekommen. Teal’c meditierte sicher wieder und dann war die-ser nicht anzusprechen. Jack hatte das einmal mitgemacht und es hatte ihm alles abverlangt, sich so stark zu konzent-rieren und dann nur auf sich selbst, auf seinen Körper und dessen Gesundheit. Eigentlich war es ja Teal’c Körper, aber in diesem Moment war es nun mal der seinige gewesen. Vielleicht konnte er es noch einmal so versuchen, doch würde er wahrscheinlich nicht die Geduld dazu aufbringen, da es die ganze Zeit in seinem wie wild Tickte. Er stand zu sehr un-ter Zeitdruck und verschwendete sie mit sinnlosen Gedanken. Eine Dreiviertelstunde noch bis zur Besprechung, dann der Aufbruch und hoffentlich auch wieder die Rückkehr zur Erde. Zu gerne hätte er jetzt aus dem Fenster gesehen, sich von der Welt verabschiedet, aber hier gab es keine Fenster, denn die Quartiere lagen 28 Stockwerke weit unter der Erde unter einem Berg, unter Tonnen von Gestein, von Beton und Stahl durchzogen von Glasfaserkabeln und anderen Lei-tungen, die hier für die Stromversorgung zuständig waren. Dennoch wollte er keinen Tag hier unten missen, denn nur dieses Programm hatte ihm einen Neuanfang ermöglicht, hatte ihn wieder zu einem Soldaten gemacht. Er war kein Selbstmordkandidat mehr, so wie er es noch kurz nach Charlies Tod und der Ankunft in Abydos gewesen war. Charlie... Sein Sohn, den er nicht hatte retten können, der sich mit seiner eigenen Dienstwaffe erschossen hatte und nie wieder zurückkommen würde. Noch heute konnte Jack sich nicht vergeben, konnte die Gedanken an seinen Sohn zwar ver-drängen, sie vergessen, aber dennoch konnte er sich nicht vergeben. Es war seine Dienstwaffe gewesen, er hatte sie einfach liegen gelassen, obwohl Sarah immer wieder gesagt hatte, er solle sie gefälligst wegschließen, er war es, der keine Zeit für seinen Sohn gehabt und ihn ins Haus geschickt hatte und auch er war es, der daraufhin die Ehe mit Sarah zerstörte. Tränen stiegen ihm beim Gedanken an seinen toten Sohn in die Augen. Er sah das Bild vor sich, wie Charlie in dem Ebenholzsarg gelegen hatte, als würde er nur schlafen, gleich wieder aufwachen und fragen, was denn los sei, doch er tat es nicht, er wachte nicht mehr auf und er fragte auch nicht. Er war tot und keiner konnte daran etwas ändern. Mit zittriger Hand nahm Jack ein Foto von Charlie von seinem Schreibtisch und setzte sich damit aufs Bett. Auf dem Foto lachte sein Sohn überglücklich, er hatte gerade ein neues Fahrrad zum Geburtstag bekommen und war damit herumge-fahren. Damals war es Jacks größte Sorge gewesen, dass er vielleicht stürzen und sich verletzten könnte, doch im Ver-gleich dazu, was einige Zeit später passierte, war das harmlos.
Eine einzelne Träne rann seine Wange hinunter, fiel auf die Glasscheibe des Bilderrahmens, gefolgt von Weiteren, alle auf dem gleichen Weg, weg von seinen Augen über seine Wangen auf Foto. Er konnte sie nicht daran hindern, konnte nicht aufhören, Tränen zu vergießen oder an seinen Sohn zu denken. Jack legte das Foto weg, und legte seinen Kopf in seine Hände. So hatte er das letzte mal geweint, als er vor dem Grab seines Sohnes gestanden hatte, als ihm klar wurde, dass er wirklich weg war, dass er nicht wiederkommen würde, dass er tot war. TOT: Dieses Wort hallte im-mer und immer wieder durch seinen Kopf, machte ihn fast verrückt, ließ ihn noch mehr Tränen vergießen, ließ ihn schwach werden und brach den letzten Widerstand, den ihm sein Wille noch entgegen brachte. Er fühlte sich wieder wie ein kleiner Junge, wie an dem Tag, an dem er seinen Vater verlor, an dem die Meldung kam, dass er im zweiten Welt-krieg in Japan gefallen war. Sein Vater wurde als Held gefeiert, doch das hatte auch nicht geholfen, um über seinen Tod hinweg zu kommen. Deswegen war Jack O’Neill damals zur Armee gegangen, deswegen war er Soldat geworden, er wollte zeigen, dass er überleben würde, nicht wie sein Vater starb und eine trauernde Familie hinterließ und es gelang ihm, dafür wurde ihm jedoch seine Familie genommen. Der Tod traf nie ihn, immer nur die, die er liebte, seine Familie, seine Freunde und seine Kameraden. Deswegen hatte er sich fest vorgenommen, sich nie wieder zu verlieben, doch dann traf er auf Carter und verliebte sich in sie. Wenn ihn einer gefragt hätte, wann, dann würde er immer antworten: Als ich sie das erste Mal sah. Denn auch wenn er es damals noch nicht gewusst hatte, hatte er sich dennoch schon längst in sie verliebt. In ihre langen Beine, ihre wohlgeformten Körper, ihr bezauberndes Lächeln, welches so typisch für sie war, ihre blauen Augen, in die er sich immer wieder verliebte und ihre besserwisserische Art, die sie immer dann an den Tag legte, wenn es um Physik oder Astronomie ging, Dinge halt, von denen Jack so gut wie gar nichts verstand, auch wenn er es versuchte. Er hatte sich sogar einmal Bücher über Wurmlöcher und andere Physikalische Phänomene ausgelie-hen, jedoch nach der Hälfte des Buches aufgegeben, da er bei all den Fachbegriffen total durcheinander gekommen war. So etwas konnte ein einfacher Soldat auch nicht verstehen, da musste er schon sein wie Carter, ein Genie. Wahr-lich, er liebte sie, er liebte sie, weil sie war wer sie nun einmal war. Sie war sein Gegenstück und das einzige weibliche Wesen, was er noch wollte. Trotz der Schönen Gedanken konnte er nicht aufhören zu weinen, denn sie würde er nie be-kommen, sosehr er es auch wollte. Dann plötzlich ging die Tür auf und Samantha stand in seinem Zimmer, mit Tränen in den Augen, als hätte sie geahnt, was in ihm vorging.

weiter: Kapitel 4
Kapitel 4 by Lenari
Kapitel 4

Samantha Carter sah in sein Quartier und da war, lief auf und ab, rieb sich verzweifelt die Stirn, versuchte sich krampfhaft zu konzentrieren, was ihm jedoch nicht gelingen wollte. Sofort trat sie wieder in ihr Quartier zurück.
„Er ist da drin. Wenn er mich gesehen hat, rastet er aus.“, meinte sie verunsichert.
„Mach dir keine Gedanken. Er wird uns nicht sehen können. Dafür sorge ich schon. Hier, diese Platinen bewirken ei-ne räumliche Verschiebung, wie bei den Reetou. Man heftet sie sich einfach an die Kleidung und wird unsichtbar. Klasse was, habe ich selbst erfunden, na ja einer meines Volkes hat die Grundlagen dafür gelegt, aber ich habe es perfektio-niert.“ Sie klebte Sam eine der Platine auf den Arm und sich daraufhin die andere.
„Sag mal, woher kommt ihr eigentlich?“, hakte Sam neugierig nach.
„Meinst du den Planeten, wo wir aufgewachsen sind, oder den, wo wir geboren wurden?“, antwortete Joey mit einer Gegenfrage.
„Gibt es da einen Unterschied?“
„Ja, natürlich. Der Planet auf dem wir geboren wurden hieß Tobin, doch wir machten einen großen Fehler und zer-störten uns selbst. Ich und Lian waren die einzigen, die durch ein selbstgebautes Havensgate oder Stargate, wie ihr es nennt, entkommen konnten. Lians Vater hatte es gebaut, schaffte es jedoch bloß lang genug stabil zu halten, dass zwei Kinder oder ein Erwachsener es hindurch schafften. Er wählte uns. Wir kamen auf einem Planeten, der nicht sehr fort-schrittlich war, also suchten wir so lange, bis wir den Richtigen gefunden hatten und uns in dessen System eingliederten. Es war ein Paradies. Keine Kriminalität, keine Armut, kein Leid und kaum tödliche Krankheiten. Ich liebe diesen Planeten und Lian auch, doch gibt er es nicht zu. Er würde lieber wieder nach Tobin zurück und dort sterben, als ewig auf Eden zu bleiben. Irgendwie kann ich ihn verstehen, aber zurückgehen würde ich trotzdem nicht.“, berichtete sie verträumt, in Er-innerungen schwelgend.
„Eden. So nannten die Christen das Paradies, in dem wir früher lebten, bis Adam und Eva, die ersten Menschen, von einem Apfel aßen und deswegen verbannt wurden. Die durften das nämlich nicht. Könnte glatt bedeuten, dass wir von eurem Planeten verbannt wurden, weil wir etwas unrechtes getan hatten und uns dann auf der Erde breit machten.“, dachte Samantha laut.
„Alles ist möglich, dass solltest du langsam wissen. Und jetzt lass uns sehen, was er macht, ich bin schon ganz neu-gierig, aber nicht reden, denn hören kann er uns immer noch.“ Sie traten wieder durch die Wand. Jetzt saß Jack auf dem Bett und starrte auf ein Foto. Samantha löste ihre Hand aus Joeys und trat näher an ihn heran. Sie musterte ihn. Ihr fiel seine gekrümmte Haltung auf, da war wieder kein militärisches Wesen in ihm, sondern nur ein Mann, der viel zu viel durchgemacht hatte. Als Erstes fiel ihr Blick auf den Bilderrahmen und darin befindliche Foto seines Sohnes Charlie. Sie fragte sich, warum er sich selbst quälte indem er sich das ansah, konnte ihre Augen jedoch auch nicht davon lossagen. Er war ein wirklich fröhlicher junge gewesen und sah seinem Vater richtig ähnlich. Das gleiche Lächeln, die gleichen fun-kelnden Augen, voller Leben und sogar der gleiche schmale Mund mit den markanten Zügen. Etwas Nasses fiel auf die Glasscheibe des Rahmens.
Tränen, schoss es ihr durch den Kopf. Samantha sah sofort auf. Er weinte. Wahrlich Jack O’Neill, der Mann, der sonst alle Gefühle in sich begrub, weinte. Seine Hände zitterte, das viel ihr erst jetzt richtig auf, jetzt, wo er das Bild zur Seite legte und seinen Kopf in diese bettete. Noch nie hatte sie ihn weinen sehen und schon gar nicht so unerbittlich. Im Grunde hatte sie erst ein einziges Mal einen Mann so verzweifelt gesehen und war ihr Vater nach dem Tod ihrer Mutter, seiner Frau. Er hatte sie so geliebt, wie er nie zuvor oder danach eine Frau geliebt hatte. Sie hatte sich immer ge-wünscht, dass ein Mann für sie genauso empfand, doch es war nie so weit gekommen. Einkleiner Trost für sie war es, dass sie einen Mann so lieben konnte. Den Mann vor ihr. Jack O’Neill! Immer mehr Tränen flossen aus seinen Augen, wie Wasserfälle, die einfach nicht versiegen wollten. Samantha sah in ihm nur ein unschuldiges Kind, geläutert von der Welt, von seiner Vergangenheit und bestraft mit seiner Zukunft, die sicher noch mehr Leid und Schmerz mit sich bringen würde. Auch ihr standen schon die Tränen in den Augen. Sie wollte ihn trösten, ihn umarmen, ganz fest an sich drücken, so wie er es getan hatte, doch sie konnte nicht, nicht so. Er würde sie dafür hassen, dass sie solch einen Verrat an sei-ner Privatsphäre begangen hatte, aber sie konnte ihn auch nicht so verzweifelt sitzen lassen. Sie musste durch die Tür treten, sichtbar und das so schnell wie möglich, denn er brauchte sie, auch wenn er es nicht zugeben wollte. Samantha Carter kehrte zu Joey zurück, ergriff ihre Hand und diese verstand sofort. Sie gingen zurück durch die Wand, Sam nahm die Platine wieder vom Arm und stürmte aus dem Raum, wobei ihr bereits eine Träne über die Wange rann. Sie atmete vor Jacks Tür noch einmal tief durch und öffnete dann die Tür....

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Samantha setzte sich neben ihn, sah ihn nur an, sah ihm in die verweinten Augen, immer noch liefen tränen seine Wangen hinunter. Sie griff nach dem Bild, legte es auf den Nachtisch, verkehrt herum, damit man das fröhliche grinsen des Jungen nicht mehr sehen konnte und wartete. Sie konnte ihn nicht in die Arme nehmen, so wie er es getan hatte. Das war unmöglich. Doch sie konnte schweigen, ihm durch ihre Nähe Trost spenden, mit dem Gedanken, dass er nicht alleine war, dass er nicht als Einziger jemanden verloren hatte. Sie konnte nur warten, dass er sich ihr anbot, sich in ihre Arme warf, denn nur so konnte er seinen Stolz bewahren und würde sich nicht wie sie etwas unbehaglich fühlen, ehe die Linderung einsetzte.
„Er war meine Schuld.“, gestand er mit zitternder Stimme. „Sein Tod war meine Schuld. Ich habe ihn umgebracht.“
„Das hast du nicht, Jack. Glaub mir, es war nicht deine Schuld. Niemand hat Schuld. Es war ein tragischer Unfall...“, versuchte Sam es ihm auszureden.
„Woher willst du das wissen?“
„Weil ich dich Jack. Ich weiß, dass du nie absichtlich jemandem wehtun würdest. Und schon gar nicht, wenn du ihn liebst.“, gab sie schluchzend zurück. Seine Tränen flossen wieder stärker, er ließ es zu, ließ seinen Kopf ihn ihren Schoß sinken, weinte wieder unerbittlich, saugte ihre zarten Berührungen in sich auf, schöpfte Trost aus ihnen, atmete ihren Duft tief ein, filterte alle Kraft, die darin verborgen war, sammelte neue Energie, um seine Gefühle wieder unter Kontrolle zu bekommen, sie wieder in seinem Inneren zu verschließen, nur um sie dann in Momenten wie diesen wieder geballt hervorbrechen zu lassen. Er war müde, so müde. Konnte nicht mehr weinen, nicht mehr nachdenken, nicht mehr han-deln. Er ließ seine Seele baumeln, ließ sich gehen, wurde ganz ruhig, wollte nur schlafen, doch ein Ticken in seinem Kopf ließ das nicht zu.
Tick. Tack. Tick. Tack. Er warf einen flüchtigen Blick auf ihre Uhr, noch knapp 20 Minuten bis zur Bespre-chung, zu wenig Zeit, um zu schlafen, sich weiter gehen zu lassen. Er musste doch etwas tun, musste das Chaos besei-tigen, musste wieder Ordnung schaffen, musste die retten, die er liebte, die Erde, seine Familie, seine Freunde, seine Kameraden. In Wirklichkeit wurde jedoch nur r gerettet und das von der Frau, die er am meisten liebte und die das nie erfahren würde, denn das würde alles ändern, würde alles nur noch mehr verwirren, würde endgültig Chaos in sein Le-ben bringen, Chaos, dass nicht mehr verschwinden würde. Jack erhob sich. Langsam, aber er erhob sich. Samantha sah ihm in die Augen. Es waren bezaubernde Augen, voller Leben, voller Gefühl und voller Verständnis. Oh, er liebte diese Augen, würde am Liebst immer in sie sehen, sich in ihnen verlieren. Sie zogen ihn förmlich an, mehr als das Stargate es tat, für diese Augen hätte er alles aufgegeben, sogar das Stargate, doch tat er es nicht, denn er war sich ihrer Gefühle nicht sicher, selbst jetzt nicht.
Colonel O’Neill riss sich zusammen, versteckte das Kind wieder in sich, wurde wieder Soldat und fragte: „Wollten sie etwas Bestimmtes?“
„Im Grunde wollte ich nur endlich einmal ihr Zimmer sehen, Jack!“, antwortete sie mit ihrem typischen Carter-Lächeln und das war nicht einmal gelogen. Zum ersten Mal bemerkte er, dass sie ihn nicht wie sonst Sir oder Colonel nannte, sondern Jack. Wie oft hatte er sich danach gesehnt, seinen Namen aus ihrem Mund zu hören und jetzt war es ihm erst gar nicht aufgefallen.
„Du hast es gesehen und was machst du jetzt, Samantha?“, hakte er nach. Auch er nannte sie jetzt beim Vornamen und Duzte sie, so wie er es schon vorher unwillkürlich getan hatte.
„Fragen, ob sie sich nicht noch ein bisschen mit mir austoben wollen.“ Er sah sie mit großen Augen an, denn die Be-merkung war ganz eindeutig zweideutig.
„Ich fühle mich geschmeichelt, Major, aber ich denke doch, dass wir die Vorschriften einhalten sollten.“ Sie verstand erst nicht ganz, warum er so verlegen herumdruckste, doch dann wurde ihr klar, was sie da eigentlich gesagt hatte und eine leichte Schamesröte stieg ihr ins Gesicht.
Schnell stellte sie stotternd klar: „Ich meine Sport, ...Sir. Joggen oder etwas anderes, ...was sie wollen. Natürlich bleibt das, ...was sie gerade gedacht haben, außen vor.“
„Wenn das so ist, gerne. 10 Minuten Laufen könnten mir jetzt gut tun. Einmal um den Berg und wieder zurück?“, frag-te er sarkastisch. Jetzt wusste sie, dass es ihm wieder gut ging, dass er wider der war, denn sie kannte, ihn den sie sich verliebt hatte, nicht, dass er der andere Jack nicht auch gefallen hatte.
„Klingt hervorragend, Sir.“ Ihr typisches Carter-Lächeln kehrte auf ihre Lippen zurück und die Röte verschwand. Noch einmal sahen sie sich schweigend in die Augen, dann wandte sie sich um und ging nach draußen, gefolgt von Jack O’Neill immer Richtung Fahrstuhl. Bei diesem hatte das Ticken in seinem Kopf wieder angefangen, welches ihn daran erinnerte, dass die Besprechung bald anfangen würde. Er ignorierte es einfach.

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Selmak und Lantasch betraten Lian Harpers Arrestzelle. Dieser sah sie kurz an und wandte seine Aufmerksamkeit wieder der gegenüberliegenden Wand zu, die er in der Dunkelheit der Zelle eigentlich nur erahnen konnte. Er hatte zu-gelassen, dass man ihn einsperrte, ihm Handschellen anlegte, ihm seine Fragen nicht beantwortete und jetzt kamen sie nicht einmal seiner Bitte nach und holten Jolinar auf diesen gottverdammten Planeten.
Menschen , dachte er verachtend oder war es doch Terreas, wahrscheinlich sogar beide. Schon, es waren Tok’ra und einen von ihnen kannte er gut, den anderen vielleicht auch, doch war sein Wirt ihm unbekannt und sie waren auch nicht Jolinar von Malkshur. Ihm sollte es egal sein. Er würde nicht mit ihnen reden, auch wenn Joey für immer be-leidigt wäre. Schon gar nicht mit Martouf würde er auch nur ein Wort wechseln, denn auf diesen hatte Terreas einen un-bändigen Hass, welcher sich auf Lian übertrug.
„Terreas, freut mich, dich wieder zu sehen. Ich bin es, Selmak.“, begrüßte er Lian mit typischer Goa’uldstimme. Lian ignorierte ihn einfach. „Wir müssen dir etwas mitteilen, das dir nicht gefallen wird. Jolinar von Malkshur kann nicht hier sein, weil sei fast drei Jahren tot ist.“ Im ersten Moment hielt Lian das alles für einen schlechten Scherz, doch als er in das starre und fast sogar traurige Gesicht Selmaks blickte, wurde ihm schlagartig klar, dass es der Wahrheit entsprach. TOD! Nein, sie darf nicht tot sein. Lantasch hätte das verhindern müssen. Er hat sie im Stich gelassen. Er hatte mir ver-sprochen, auf sie acht zu geben. Er hat es nicht gehalten, wütete Terreas in Lians Kopf. Dieser bekam davon Kopf-schmerzen, deshalb versuchte er ihn zu beruhigen, ihm seinen Schmerz und seinen Zorn zu nehmen, doch es gelang ihm nicht. Immer mehr Macht bekam Terreas über Lians Körper, der noch zu geschwächt war, um sich wirklich wehren zu können, bis der Tok’ra den Körper ganz unter Kontrolle hatte.
„Ihr habt sie sterben lassen!“, rief Terreas anklagend, sprang auf, sprengte die ketten und stürzte sich auf Martouf. Lians Hände legten sich um den Hals seines Opfers und er konnte es nicht verhindern, konnte Terreas nicht davon ab-halten, ihn nicht bezwingen. Selmak versuchte Martouf zu helfen, doch er stieß ihn weg, an die gegenüberliegende Wand. Lian wusste, er musste es anders versuchen, musste auf Terreas einreden, so wie er es bei ihm immer getan hat-te. Er hoffte, er fand die richtigen Worte.
Vorher jedoch sprach Martouf keuchend: „Verzeih mir!“ Terreas hielt kurz inne, die Chance für Lian, ihn von einer Dummheit abzuhalten.
Terreas, hör auf! Du bist im gleichen Maße schuld und du weiß das. Tu es nicht, bat Lian ihn in Gedanken. Jolinar kannte das Risiko genau wie ihr. Sieh ihn dir doch an, ein Teil von ihm ist mit ihr gestorben. Er hat sie geliebt verdammt und sie liebte ihn. Deine Beziehung zu ihr ist mit seiner nicht zu vergleichen, auch wenn sie genauso stark war. Niemand von euch hätte es verhindern können, da bin ich mir sicher. Terreas, denk nach. Wir sind nicht wegen Jolinar hier, son-dern wegen den Tauri. Lass es gut sein, wenigstens für den Moment. Für Rache haben wir hinterher noch Zeit. Ter-reas ließ von Martouf ab und setzte sich wieder aufs Bett. Er wurde ganz ruhig, wusste er doch, dass Lian Recht hatte. Er zog sich zurück, überließ Lian wider die Kontrolle über seinen Körper und verschloss sich ganz in sich selbst. Den-noch schoss immer wieder das Wort TOD durch Lians Gedanken und er spürte immer noch Terreas Trauer tief in sich.
„Wie?“, fragte Lian benommen.
„Jolinar rettete ihrem Wirt, Major Doktor Samantha Carter das Leben, indem sie das ihre opferte.“, antwortete Sel-mak, da weder Lantasch noch Martouf es fertig brachte. Dieser hatte sich wieder aufgerappelt und hatte sich nun eben-falls Lian gegenüber hingesetzt. „Sie ist Mitglied von SG-1 und Tochter meines Wirtes.“
„Lass mich mit deinem Wirt reden.“, bat Terreas immer noch ruhig. Selmak senkte den Kopf und überließ Jakob Carter wieder die Kontrolle.
„Was willst du wissen?“, fragte dieser in einem typisch militärischen Ton, der Lian verriet, dass auch Selmaks Wirt einmal ein Soldat gewesen sein musste.
„Wie genau ist sie gestorben und was hatte sie dazu gebracht, das Leben ihrer Tochter höher anzusetzen als ihr ei-genes?“
„Sie wurde von einem Goa’uld angegriffen und hätte Jolinar sich nicht geopfert, wären beide gestorben. Ohne Sa-mantha gäbe es weder SG-1 noch diesen Wirt, geschweige denn diesen Planeten und somit keine Chance die Goa’uld ein für alle mal zu vernichten. Sie ebnete die Grundlage der Tok’ra-Mensch-Koalition, als sie mich und Selmak vor dem Tod errettete. Sie half uns, den Zusammenschluss von Apophis und Hero’ur zu vereiteln und mich aus Ne’thu zu befrei-en, indem wir Jolinars Erinnerungen nutzten, die noch vereinzelt in Samantha vorhanden sind. Ich hoffe, das bestätigt dir, dass ihr Tod es Wert war und sie hat ihn selbst gewählt. Ich bin ihr für das leben meiner Tochter und das meines ei-genen sehr dankbar und halte ihren Namen in Ehren und Selmak sieht das genauso.“, berichtete er kalt, doch konnte diese Fassade Lian nicht täuschen. Er war ihr Vater und ihr überleben wäre für ihn immer die richtige Option, wenn es noch um ein anderes ging. Etwas in Jakobs Ausführungen hatte jedoch seine Neugierde geweckt. Sie konnte sich an etwas erinnern, vielleicht sogar an Terreas selbst, was diesem wenigstens etwas Trost gespendet hätte. Ihm blieb also keine andere Wahl, als wenigstens zu fragen.
„Kann sie sich an Terreas erinnern?“, hakte er nach.
„Ja!“ Lantasch hatte die Kontrolle übernommen. „Deswegen bin ich hier. Sie fragte erst heute Morgen nach dir. Sie kann sich nicht an alles erinnern oder nicht darauf zurückgreifen, doch sie weiß, dass Terreas hier ist und sie würde sich sicher gerne mit ihm unterhalten, auch wenn mir das nicht passt. Sie wollte wissen, welche Gefühle sie füreinander heg-ten.“ Lian schwieg. Er ließ Terreas erst über alles nachdenken, alles realisieren und verdauen. Dieser überließ Lian die Entscheidung und zog sich wieder zurück. Er wollte die ganze Sache nur noch vergessen. Lian kannte seinen Symbion-ten gut und hatte schon so etwas vermutete, was ihm die Entscheidung erleichterte.
„Ich rede mit ihr, später! Vorher sollte ich euch lieber erklären, wieso wir hier sind. Ich erwarte jedoch eine Gegenleis-tung.“, sagte Lian jetzt wieder vollkommen gefühllos.
„Welche?“, fragte Jakob Carter.
„Ein Transportschiff, wenn wir zurück sind und Colonel O’Neill als neuen Wirt für Terreas. Soviel sollten ihnen die In-formationen und unsere Hilfe schon Wert sein.“, stellte Lian seine Bedingungen.
„Das Transportschiff kann ich ihnen besorgen, doch was Colonel O’Neill angeht, dieser wird sich nicht auf den Deal einlassen. Er hat nicht vor Wirt für irgendeinen Symbionten zu werden, dazu hasst er sie zu doll. Terreas muss also mit einem anderen Vorlieb nehmen.“
„Über diesen Punkt gibt es keine Verhandlung. Colonel O’Neill und niemand sonst. Aber das klären wir später noch. Wann beginnt die Besprechung?“
„In 20 Minuten.“, entgegnete Lantasch.

~~~

Colonel Jack O’Neill und Major Samantha Carter kamen vollkommen außer Atem in den Besprechungsraum gerannt. Sie waren fünf Minuten zu spät, alle anderen hatten sich bereits versammelt und starrten sie nun verwundert an.
„Wir waren verhindert, entschuldigen sie Sir!“, sagte Jack schnell und setzte sich neben Teal’c und General Ham-mond. Samantha hingegen nahm zwischen ihrem Vater und Doktor Daniel Jackson platz.
„Menschen, was erwartet man auch anderes.“, meinte Lian verachtend und erntete dafür einen Stoß von Joeys Ell-bogen in seine Rippen.
„Fangen wir damit an, dass sie uns erklären, wieso sie eigentlich hier sind.“, richtete General Hammond das Wort an die beiden Besucher.
„Vorher will ich, dass sie meinen Bedingungen zustimmen.“, entgegnete Lian kalt.
„Welche Bedingungen?“, hakte Daniel unwissend nach.
„Einen Gua’uldtransportschiff und einen Wirt für Terreas.“
„Das wird sich einrichten lassen. Erzählen sie uns jetzt, was sie wissen.“, stimmte der General zu.
„Es wird ein Angriff aus drei Schiffen sein, mit jeweils circa sechstausend Jaffa, also voll besetzt. Sie werden erst die USA, dann den Rest Amerikas und Europa und zum Schluss den Rest der Welt zerstören. Die Koordinaten, die ihnen die Tok’ra gegeben haben, stimmen, doch besitzen Stargate sowohl Schiffe undurchdringliche Schutzschilde, die man nur durch eine bestimmte Frequenz ausschalten kann. Wir besitzen die Technologie, um das zu ermöglichen. Ein Grund, warum mein Team sie auf diese Mission begleiten wird.“, erklärte Lian grob.
„Woher wissen wir, dass sie die Wahrheit sagen und uns nicht einfach reinlegen.“, fragte Teal’c, welcher dem Frem-den ihm gegenüber nicht traute.
„Es ist nicht zu übersehen, dass sie uns nicht trauen, aber er sagt die Wahrheit, davon bin ich überzeugt. Lians Krankheit ermöglicht es ihm, Kontrolle über den Symbionten auszuüben, nicht anders herum. Sie müssen uns einfach glauben, wenn ihnen die Erde und ihre manschen wichtig sind. Sie alle müssen das.“, gab Joey verständnisvoll zurück.
„Wie lange wissen sie schon davon?“, ergriff Samantha jetzt das Wort.
Als Lian nicht antwortete, weil er ihre Frage einfach ignorierte, sagte Joey für ihn: „Zweieinhalb Wochen. Sie können von Glück reden, dass Tanit bei den Tolanern auf Widerstand gestoßen ist, sonst würde ihre Welt schon nicht mehr exis-tieren. Das hat ihn einen großen Teil seiner Flotte gekostet, doch war es nur ein Bruchteil dessen, was der Goa’uld für den Tanit arbeitet, an Macht besitzt. Leider konnten wir nicht herausfinden, wer wirklich hinter allem steckt.“
„Wie lange haben wir noch?“, stellte Colonel Jack O’Neill die Frage, die sich alle schon gestellt hatten. Für kurze Zeit hatte das Ticken in seinem Kopf nachgelassen, doch jetzt setzte es wieder ein. Tick. Tack. Tick. Tack. Es mach-te ihn fast wahnsinnig, doch zwang er sich äußerlich ganz ruhig zu bleiben. Auch das ungute Gefühl in seiner Magenge-gend hatte wieder eingesetzt. Irgend etwas war faul, dass wusste er genau und es würde noch schlimmer werden, um so weniger Zeit ihnen blieb.
„Höchstens sechs Stunden, danach ist ihre Welt dem Untergang geweiht. Ich schlage vor, drei Stunden zur Vorberei-tung zu nutzen und dann aufzubrechen. In dieser Zeit könnte ich sicher zwei weitere Phasentransmitter herstellen, die uns sehr nützlich sein könnten. Außerdem kann ich so gleichzeitig die anderen beiden Mitglieder unseres Teams davon in Kenntnis setzten, dass wir bereit sind euch zu helfen.“, antwortete Joey sachlich. Sie war ganz die Wissenschaftlerin, etwas anderes hatte Lian auch nicht erwartet.
„Dann würde ich sie gerne begleiten.“, bot Daniel Jackson sich an. „Ich könnte mehr über ihre Kultur erfahren und vielleicht als eine Art Abgesandter fungieren, um einen Handelsvertrag oder so etwas Ähnliches wischen unseren Völ-kern aufzubauen.“
„Das ist eine gute Idee. Ich bin sicher, unser Volk wird auf solch eine Koalition eingehen, sei es auch nur, um euch zu helfen. Es wäre sicher auch von Vorteil, wenn ein Tok’ra uns begleiten würde, um auch die Beziehungen zwischen unse-ren Völkern zu vertiefen.“, schlug Joey vor.
„Es wäre uns eine Ehre. Ich werde sie begleiten.“, stimmte Lantasch dem zu. Er wollte nicht länger als nötig in Sa-manthas oder Terreas nähe verweilen.
„Ich bin damit einverstanden.“, stimmte der General zu und fügte hinzu: „Colonel O’Neill, sie werden zusammen mit Teal’c Selmak zu den Tok’ra begleiten, um die Sache mit den Bedingungen zu klären.“
„Wieso gerade ich, Sir?“, hakte dieser mit böser Vorahnung nach.
„Weil ich es ihnen befehle, Colonel.“
„Ja, General.“, zischte Jack widerwillig. Sein flaues Gefühl in der Magengegend nahm zu. Das war ganz und gar kein gutes Zeichen. Irgendetwas war da faul, nur wusste er nicht was, doch sollte er es bald herausfinden.
„Und ich würde gerne unter vier Augen mit ihnen sprechen Major Carter. Sie wissen sicher, worum es geht.“, rang Li-an sich durch, sie doch noch darum zu bitten, auch wenn Terreas es nicht wirklich wollte.
„Geben sie mir eine halbe Stunde, um mich zu duschen und umzuziehen. Sie werden vorher sowieso bei Dr. Fraiser erwartet. Sie sagte mir, sie habe etwas mit ihnen zu besprechen, was ihren momentanen Zustand anginge.“, gab sie zu-rück. Hoffnung machte sich unwillkürlich in Sam breit, auch wenn sie diese zu unterdrücken versuchte. Sie würde doch noch herausfinden, was zwischen Terreas und Jolinar gewesen war, doch war sie sich nicht mehr ganz so sicher, ob sie es wirklich wissen wollte. Jack hingegen gefiel das gar nicht. Dieser Lian war ihm nicht ganz geheuer, denn er ihm ein-fach zu ähnlich und Jack wusste genau, was er in solch einer Situation machen würde. Ein kleiner Trost für ihn war es, dass Lian aus Rücksicht auf Joey vielleicht doch nichts Unüberlegtes tun würde.
„Sie haben drei Stunden, um alles zu erledigen. Wegtreten!“, beendete General Hammond die Besprechung und alle verließen den Besprechungsraum, bis auf Colonel O’Neill und Major Carter, welche sich nur ansahen und schwiegen.

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Jack sah ihr in die Augen, es waren wunderschöne Augen, magisch. Sie zogen ihn förmlich an, verschluckten ihnen und gaben ihn nicht mehr her. Sie erinnerten ihn an den Ereignishorizont des Stargates, welcher ihn immer wieder ge-nauso angezogen und verschlungen hatte. Er war vollkommen besessen von diesem Gefühl, vom Stargate und von ih-ren Augen. Von den Augen der Frau, die er nicht lieben durfte, der er unter keinen Umständen zeigen durfte, was er für sie empfand, dass er man Liebsten die Finger nicht von ihr lassen würde und dass sie die Einzige sei, auf die er immer warten würde. Oft, schon sehr oft hatte er mit dem Gedanken gespielt, das Stargatecenter ihretwegen zu verlassen, nur um mit ihr Zusammensein zu können, doch wusste er, dass sie das nie zulassen würde. Sie jedoch würde ihre Karriere wegen ihm auch nicht einfach aufgeben. Sie liebte es ein Major zu sein, ebenso sehr wie er es liebte Colonel zu sein. Im Grunde waren ihm die Regel egal, die Vorschrift, die ihnen verbot, zusammen zu sein, doch es waren die Folgen, die ihn von allem abhielten. Nicht, dass er sich dabei um sich Gedanken macht, sondern mehr um Samantha, die nicht nur ihren Job sondern auch ihre Karriere für ihn aufs Spiel setzten würde. Das konnte er ihr einfach nicht antun. Dennoch wollte er den Blick nicht von ihr abwenden. Drei Stunden würde er sie nicht sehen können, nicht in ihrer Nähe sein, eigentlich nicht allzu lange, doch war er Lichtjahre von ihr entfernt und sollte etwas passieren, würde er sie nicht beschützen kön-nen. Sie waren sonst viel länger voneinander getrennt, doch wusste er immer, wo er sie finden konnte, am Ende des Ganges, in ihrem Labor, über einem Buch, einem Stapel von Akten oder einem Gerät, dass sie entweder analysierte o-der selbst baute. Jetzt würde er jedoch nicht wissen, wo sie war und was sie machte, das wurmte ihn sehr. Er wollte sich erheben, wollte den Raum verlassen, doch war ihm das nicht möglich. Sein Körper wollte einfach nicht mitspielen. Er konnte einfach nur dasitzen und in ihre wunderschönen Augen starren, ihre magischen Augen, so tief und unergründlich, wie sie ihn verschlangen, ihn gefangen nahmen, ihn...
„Alles in Ordnung, Sir?“, fragte Samantha Carter vorsichtig und riss Jack O’Neill so aus seinen Gedanken.
Er fasste sich schnell und antwortete mit einem knappen: „Ja!“ Wieder herrschte Schweigen und keiner wagte es im ersten Moment zu brechen.
„Grüßen sie die Tok’ra von mir.“, fand Sam ihre Stimme wieder.
„Mach ich. Passen sie gut auf sich auf, solange ich weg bin. Ich traue diesem Lian nicht, auf jeden Fall nicht blind.“, gab er zurück, obwohl er das eigentlich nicht sagen wollte. Er wusste, dass sie auf sich aufpassen konnte, dass sie ihn nicht dazu brauchte. Was hatte er sich bloß bei dieser Bemerkung gedacht. Sie wird ihn jetzt sicher wieder hassen, denn sie wusste genauso gut wie er, dass sie alleine klar kam, oft genug hatte sie es schließlich bewiesen.
„Das werde ich, machen sie sich da mal keine Gedanken.“, gab sie ruhig zurück und ein leichtes Lächeln lag sogar auf ihren Lippen. Jetzt verstand er gar nichts mehr. Sie war nicht beleidigt und fühlte sich sogar geschmeichelt, dass er sich Sorgen machte. Jack verstand gar nichts mehr, aber er war sichtlich froh über ihre Reaktion. Seit den Vorfällen am Fuß des Berges und in seinem Quartier, hatte sich sowieso die ganze Situation zwischen ihnen geändert und er bezwei-felte stark, dass einer von ihnen es noch unter Kontrolle hatte.
„Gut zu wissen.“ Mit diesen Worten erhob er sich widerwillig. Er wollte nicht gehen, wollte sie im Grunde nur in die Arme nehmen und sich mit einem Kuss gebührend von ihr verabschieden, doch Stattdessen ging er einfach und ließ sie mit ihren Gedanken allein.

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Zur selben Zeit lief Jack in seinem Zimmer auf und ab. Er dachte nach, versuchte zu kombinieren, einen klaren, sachlichen und vor allem vernünftigen Gedanken zu fassen. Leider kam ihm Major Carter immer wieder in den Sinn, wie sie da so verloren gesessen hatte, wie er sie an sich gezogen hatte, als sie flüchten wollte, wie sie ihn angesehen hatte, nachdem er sie auf die Stirn geküsst hatte und wie sie ihm letztendlich zugestimmt hatte. Er verdrängte die Gedanken, die aufkommenden Gefühle der Sehnsucht, sperrte sie wieder tief in sich ein, wurde sachlich, gefasst und konzentriert. Er wusste nicht viel, nur, dass was Selmak oder Jakob ihm gesagt hatte, dass was Joey hatte durchsickern lassen und das, was Samantha Carter über Terreas erzählt hatte. Samantha... Kaum hatte er diesen Namen gedacht, war seine ganze Willensstärke auch schon wieder gebrochen. Ihr Bild formte sich vor seinem inneren Auge, ihr Lächeln blitzte ihm entgegen, aber auch ihre traurigen Augen. So erging es ihm immer, wenn er alleine war, er musste unwillkürlich an sie denken, auch wenn er das unter allen Umständen verhindern wollte. Er spielte mit den Gedanken, zu Lian zu gehen oder zu Selmak, welche wahrscheinlich aufeinander hockten und sich gegenseitig für irgendetwas schuldig machten, doch er verwarf diesen Gedanken wieder. Lian oder Terreas würden schließlich nicht mit ihm reden, dass hatte Joey schließlich gesagt. Zu Daniel oder Teal’c wollte er auch nicht unbedingt, die hatten besseres zu tun. Doktor Jackson war damit be-schäftigt, irgendwelche Artefakte zu untersuchen.
Oh Gott, hat ihm überhaupt schon einer Bescheid gesagt? , fuhr es Jack durch den Kopf, aber er tat es als Nebensache ab. Der wird das schon noch früh genug mitbekommen. Teal’c meditierte sicher wieder und dann war die-ser nicht anzusprechen. Jack hatte das einmal mitgemacht und es hatte ihm alles abverlangt, sich so stark zu konzent-rieren und dann nur auf sich selbst, auf seinen Körper und dessen Gesundheit. Eigentlich war es ja Teal’c Körper, aber in diesem Moment war es nun mal der seinige gewesen. Vielleicht konnte er es noch einmal so versuchen, doch würde er wahrscheinlich nicht die Geduld dazu aufbringen, da es die ganze Zeit in seinem wie wild Tickte. Er stand zu sehr un-ter Zeitdruck und verschwendete sie mit sinnlosen Gedanken. Eine Dreiviertelstunde noch bis zur Besprechung, dann der Aufbruch und hoffentlich auch wieder die Rückkehr zur Erde. Zu gerne hätte er jetzt aus dem Fenster gesehen, sich von der Welt verabschiedet, aber hier gab es keine Fenster, denn die Quartiere lagen 28 Stockwerke weit unter der Erde unter einem Berg, unter Tonnen von Gestein, von Beton und Stahl durchzogen von Glasfaserkabeln und anderen Lei-tungen, die hier für die Stromversorgung zuständig waren. Dennoch wollte er keinen Tag hier unten missen, denn nur dieses Programm hatte ihm einen Neuanfang ermöglicht, hatte ihn wieder zu einem Soldaten gemacht. Er war kein Selbstmordkandidat mehr, so wie er es noch kurz nach Charlies Tod und der Ankunft in Abydos gewesen war. Charlie... Sein Sohn, den er nicht hatte retten können, der sich mit seiner eigenen Dienstwaffe erschossen hatte und nie wieder zurückkommen würde. Noch heute konnte Jack sich nicht vergeben, konnte die Gedanken an seinen Sohn zwar ver-drängen, sie vergessen, aber dennoch konnte er sich nicht vergeben. Es war seine Dienstwaffe gewesen, er hatte sie einfach liegen gelassen, obwohl Sarah immer wieder gesagt hatte, er solle sie gefälligst wegschließen, er war es, der keine Zeit für seinen Sohn gehabt und ihn ins Haus geschickt hatte und auch er war es, der daraufhin die Ehe mit Sarah zerstörte. Tränen stiegen ihm beim Gedanken an seinen toten Sohn in die Augen. Er sah das Bild vor sich, wie Charlie in dem Ebenholzsarg gelegen hatte, als würde er nur schlafen, gleich wieder aufwachen und fragen, was denn los sei, doch er tat es nicht, er wachte nicht mehr auf und er fragte auch nicht. Er war tot und keiner konnte daran etwas ändern. Mit zittriger Hand nahm Jack ein Foto von Charlie von seinem Schreibtisch und setzte sich damit aufs Bett. Auf dem Foto lachte sein Sohn überglücklich, er hatte gerade ein neues Fahrrad zum Geburtstag bekommen und war damit herumge-fahren. Damals war es Jacks größte Sorge gewesen, dass er vielleicht stürzen und sich verletzten könnte, doch im Ver-gleich dazu, was einige Zeit später passierte, war das harmlos.
Eine einzelne Träne rann seine Wange hinunter, fiel auf die Glasscheibe des Bilderrahmens, gefolgt von Weiteren, alle auf dem gleichen Weg, weg von seinen Augen über seine Wangen auf Foto. Er konnte sie nicht daran hindern, konnte nicht aufhören, Tränen zu vergießen oder an seinen Sohn zu denken. Jack legte das Foto weg, und legte seinen Kopf in seine Hände. So hatte er das letzte mal geweint, als er vor dem Grab seines Sohnes gestanden hatte, als ihm klar wurde, dass er wirklich weg war, dass er nicht wiederkommen würde, dass er tot war. TOT: Dieses Wort hallte im-mer und immer wieder durch seinen Kopf, machte ihn fast verrückt, ließ ihn noch mehr Tränen vergießen, ließ ihn schwach werden und brach den letzten Widerstand, den ihm sein Wille noch entgegen brachte. Er fühlte sich wieder wie ein kleiner Junge, wie an dem Tag, an dem er seinen Vater verlor, an dem die Meldung kam, dass er im zweiten Welt-krieg in Japan gefallen war. Sein Vater wurde als Held gefeiert, doch das hatte auch nicht geholfen, um über seinen Tod hinweg zu kommen. Deswegen war Jack O’Neill damals zur Armee gegangen, deswegen war er Soldat geworden, er wollte zeigen, dass er überleben würde, nicht wie sein Vater starb und eine trauernde Familie hinterließ und es gelang ihm, dafür wurde ihm jedoch seine Familie genommen. Der Tod traf nie ihn, immer nur die, die er liebte, seine Familie, seine Freunde und seine Kameraden. Deswegen hatte er sich fest vorgenommen, sich nie wieder zu verlieben, doch dann traf er auf Carter und verliebte sich in sie. Wenn ihn einer gefragt hätte, wann, dann würde er immer antworten: Als ich sie das erste Mal sah. Denn auch wenn er es damals noch nicht gewusst hatte, hatte er sich dennoch schon längst in sie verliebt. In ihre langen Beine, ihre wohlgeformten Körper, ihr bezauberndes Lächeln, welches so typisch für sie war, ihre blauen Augen, in die er sich immer wieder verliebte und ihre besserwisserische Art, die sie immer dann an den Tag legte, wenn es um Physik oder Astronomie ging, Dinge halt, von denen Jack so gut wie gar nichts verstand, auch wenn er es versuchte. Er hatte sich sogar einmal Bücher über Wurmlöcher und andere Physikalische Phänomene ausgelie-hen, jedoch nach der Hälfte des Buches aufgegeben, da er bei all den Fachbegriffen total durcheinander gekommen war. So etwas konnte ein einfacher Soldat auch nicht verstehen, da musste er schon sein wie Carter, ein Genie. Wahr-lich, er liebte sie, er liebte sie, weil sie war wer sie nun einmal war. Sie war sein Gegenstück und das einzige weibliche Wesen, was er noch wollte. Trotz der Schönen Gedanken konnte er nicht aufhören zu weinen, denn sie würde er nie be-kommen, sosehr er es auch wollte. Dann plötzlich ging die Tür auf und Samantha stand in seinem Zimmer, mit Tränen in den Augen, als hätte sie geahnt, was in ihm vorging.

weiter: Kapitel 5
Kapitel 5 by Lenari
Kapitel 5

Sam saß nachdenklich auf dem Bett in ihrem Zimmer. Ihr Haar war noch naß, denn sie hatte gerade erst geduscht und sich umgezogen. Jetzt wartete sie auf Terreas, welcher unbedingt mit ihr hatte reden wollen. Sie wußte genau, worüber er mit ihr reden wollte, über Jolinar, doch hatte sie keine Ahnung, was genau sie erwartete. Was, wenn sie sich auch auf körperliche Art und Weise näher gekommen waren? Was, wenn Jolinar Lantasch betrogen hatte? Was war dann? Sam würde es ihm sagen müssen. Er hatte schließlich ein Recht dazu, es zu erfahren, er und Martouf. Aber sie würde ihm auch unendlich weh tun und das wollte sie unter allen Umständen vermeiden. Vielleicht würde er ihr das nie verzeihen. Sollte sie es dann doch lieber für sich behalten? Vielleicht wußte er es auch, das war durchaus möglich, denn er hatte ziemlich schroff reagiert, als Sam ihn auf die Beziehung zwischen Jolinar und Terreas hin angesprochen hatte.

Wieso ist das alles nur so kompliziert, fragte sie sich verzweifelt. Ich hätte von Anfang an auf Jack hören sollen. Doch dafür ist es jetzt zu spät. Ich kann nur dafür sorgen, dass es nicht noch schlimmer wird, indem ich endlich meine große Klappe halte. Es klopfte an die Tür, was sie aus ihren Gedanken riß.

Ein leises >>Herein<< ertönte aus ihrem Mund und dann stand Terreas auch schon in der Tür. Er sah Sam kurz an und wußte sofort, was in ihr vorging. Schweigend setzte er sich neben sie und sah ihr tief in die Augen. Solche stahlblauen Augen hatte er bis jetzt nur einmal gesehen und damals waren es diejenigen gewesen, durch welche er geblickt hatte. Dantis hatte auch solche Augen gehabt, etwas das jede Frau verzauberte, selbst Terreas eigene Mutter Hartor. Jetzt waren seine Augen braun, jedoch noch genauso durchdringend wie früher. Lian war wirklich ein stattlicher junger Mann und als Wirt eine wahre Bereicherung, doch handelte er oft unüberlegt und eigensinnig, so wie auch dieses Mal. Terreas hatte zuerst etwas dagegen gehabt, mit Samanta Carter zu reden oder was Lian sonst auch immer vorgehabt hatte, doch jetzt wollte er ihr sagen, was zwischen ihnen wirklich war und wollte erfahren, was sie wußte. Sie war schließlich Jolinars letzte Wirtin gewesen und die Einzige, die noch lebte.

>>Wenn du nicht mehr wissen willst, was zwischen dir und mir war, sag‘ es ruhig. Ich würde es verstehen.<<, brach Terreas das Schweigen.

>>Ich will es wissen. Es würde mir doch sowieso keine Ruhe lassen. Außerdem willst du doch sicher auch wissen, was mit Jolinar passierte und wieso ich noch am Leben bin und sie nicht.<<, gab sie zögernd, aber bestimmt zurück. Sie konnte und durfte jetzt nicht kneifen. Sie mußte die Wahrheit einfach wissen.

>>Dann leg dich hin.<<, wies er sie an.

Samanta verstand nicht ganz und fragte deshalb verwirrt: >>Was?<<

>>Leg dich auf den Rücken. Ich werde es dir nicht sagen, wenn ich es dir doch zeigen kann. Lian hat außergewöhnliche Fähigkeiten entwickelt. Eine von ihnen ermöglicht es ihm, dir meine Erinnerungen zu zeigen. Es wird dir nichts geschehen, das verspreche ich dir.<<, antwortete er sanft. Sie traute ihm, wußte zwar nicht warum, aber sie traute ihm. Deswegen legte Sam sich aufs Bett und er sich über sie. Jeder, der genau in diesem Moment hineingeplatzt wäre, hätte sicher etwas Falsches gedacht, doch das passierte ein Glück nicht. Als er seine Hand an ihre Wange bettete, schloß sie die Augen. Ihre Stirn berührte leicht die seinige und eine Flut von Bildern strömte auf sie ein. Sam sah eine Familie, einen Vater und seine zwei Kinder. Das Mädchen war fast erwachsen und der Junge war gerade einmal um die fünf Jahre alt. Terreas zeigte ihr, wie der Vater erst Hartor verführte und dann einen Symbionten in das bereits zur Frau herangewachsene Mädchen einführte. Es war ganz eindeutig Roshan und der Mann, ihr Vater war niemand anderes als Terreas. Er war nicht nur ihr Vater, sondern der aller Tok’ra. Ihr Bruder wuchs ebenfalls heran, Dantis. Als er alt genug war, wurde er zu Terreas Wirt, da sein Vater im Sterben lag. Insgesamt drei Mal hatte er Hartor, die Mutter aller Goa’uld, verführt und sie zur Mutter der Tok’ra gemacht und jedes Mal hatte sie es aus Pein verschweigen müssen, vor ihrem Mann und Vater Ra und dem Rest der Systemlords. Dantis und Roshan, waren also so etwas wie Geschwister, doch wußten beide, dass sie es in Wirklichkeit nie waren, denn Dantis war von Roshans Vater gefunden und als sein Eigen akzeptiert worden. Dieser hatte dies jedoch erst durch Terreas erfahren. Immer mehr verliebte Dantis sich in seine angebliche Schwester, doch diese war mit Martouf, Lantaschs Wirt, sehr glücklich und das wollte Dantis nicht zerstören, deswegen verzehrte er sich heimlich nach ihr und spielte brav die rolle ihres Bruders. Sie war auch der Grund gewesen, weshalb er sich auf diese Selbstmordmission begeben hatte. Er wollte eher sterben, als sich weiterhin selbst zu quälen.

Terreas ließ von Samanta ab. Sie war ganz durcheinander. Er hatte Jolinar geliebt und um ihres Glückes Willen hatte er seine Liebe vor ihr verborgen. Für ihn muß es sehr schmerzhaft gewesen sein. Sie verstand ihn nur zu gut. Auch sie mußte ihre Gefühle zu Jack O’Neill verbergen und das allein aus dem Grund, weil ihnen ihre Arbeit zu wichtig war, als das sie diese aufs Spiel setzten wollten. Außerdem hatte sie Angst, er könnte seine Frau immer noch lieben oder könnte Samanta nicht so sehr lieben und würde ihr irgendwann weh tun. Ihre Arbeit würde darunter leiden und früher oder später wäre es für beide unmöglich, nebeneinander zu arbeiten. Unterdrückte Gefühle waren besser als eine heimliche Beziehung, die sie ebenso von innen aufzufressen drohte. Was auch war, sie würden unglücklich sein. Sie verdrängte die Gedanken an Jack, versuchte sich auf die eigentliche Situation zu konzentrieren, auf Terreas und dessen Gefühle zu ihr, nein, zu Jolinar und Roshan. Jolinar hatte nie etwas bemerkt, soviel wußte Sam. Sie hatte Dantis zwar auch geliebt, doch es war die Liebe zu einem Bruder, deswegen kam sie ihr so bekannt vor.

>>Sie hatte nie etwas gemerkt. Vielleicht wollte sie es auch nicht. Ich kann mich an kaum etwas erinnern. Ich kann es dir nicht sagen.<<, dachte sie laut.

>>Schon gut.<<, antwortete Lian, welcher wieder die Kontrolle übernommen hatte. >>Er versteht es. Er würde gern wissen, wie Jolinar starb. Wenn du darüber jedoch nicht reden willst, verstehe ich das gut.<<

>>Nein, ich erzähle es dir gerne. Jolinar drang ohne mein Wissen in mich ein, als ich einen Mann wiederbeleben wollte. Sie mußte sich retten, denn sie wollte zu Martouf zurück, um jeden Preis. Leider hielten mich meine Leute für einen Goa’uld und sperrten mich in eine Zelle. Sie versuchte es ihnen zu erklären, aber es gelang ihr nicht. Immer, wenn ich die Kontrolle hatte, wurde auch meinen Worten keinen Glauben geschenkt. Ein weiterer Goa’uld war ins Stargatecenter eingedrungen und dieser jagte mich. Als ich fast tot war, retteten Colonel O’Neill und die anderen mich. Jolinar gab ihr Leben, um das meinige zu retten. Zuerst war ich mir nicht sicher, ob sie richtig gehandelt hatte, doch je mehr Goa’uld ich zur Hölle jagte, desto sicher war ich mir, dass sie das Richtige getan hatte. Damals wäre ich jedoch lieber mit ihr gestorben. Auch wenn ich mich an kaum etwas erinnern kann, was ihr Leben betraf, war sie dennoch ein teil von mir.<< Damit war Samanta Carter mit ihrer Geschichte am Ende und erdrückendes Schweigen legte sich wieder über die beiden. Sie gingen einfach ihren Gedanken nach, lagen nebeneinander auf ihrem Bett, starrten an die Decke und ließen die Stille für sich sprechen.

Joey bringt mich um, wenn sie mich hier findet, meinte Lian verzweifelt. Sie wird mich einfach erschießen oder noch schlimmer, verlassen. Sie wird nicht verstehen, dass ich das tun mußte, sie wird mir vorhalten, sie nicht zu lieben, sondern deinen Empfindungen nachzugeben und dann wird sie mich verlassen. Vielleicht wäre das sogar besser so, denn ich werde doch sowieso sterben, da spielt es doch keine Rolle, ob ich ihr jetzt oder später weh tu. Ich habe ihr ja nicht einmal gesagt, dass du es nicht aufhalten kannst, dass nicht alles in Ordnung ist, dass... ich sterben werde. Sie hätte das einfach nicht begriffen. Wieso sind Frauen nur so kompliziert? Nehmen wir nur Samanta Carter, sie scheint diesen Jack O’Neill wirklich zu lieben, doch anstatt es ihm zu sagen, tut sie so, als ob sie ihn nicht begehren würde, nur weil sie Angst vor Zurückweisung hat und weil es gegen diese bescheuerten Regeln verstößt. OK, er handelt genauso, aber er hatte auch schon genug durchgemacht, es ist sein gutes Recht. Er hatte schon eine Familie verloren, dennoch sollte er wohl endlich loslassen können. Ich konnte es doch auch. Menschen! Die soll einer verstehen.

Lian erhob sich. Er mußte jetzt alleine sein, auch wenn ihn das Warten umbringen würde. Samanta sah ihn nicht an. Auch sie wollte jetzt alleine sein. Sie mußte sich über einiges Klar werden. Es war erst eine Stunde her, dass Jack, Teal’c und Daniel durch das Stargate gegangen waren, doch sie vermißte sie schon. Ohne ihre Freunde fühlte sie sich so hilflos, so allein. Lian verließ den Raum, ließ sie zurück und sie war ihm dafür dankbar.

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O’Neill ist schon ein komischer Mann. Teal’c verstand zwar, dass er die Symbionten nicht leiden konnte, da sie im Grunde schlecht waren, doch die Tok’ra bildeten da doch eine Ausnahme. Außerdem war es seine einzige Möglichkeit, zu überleben. der Tumor in seinem Kopf würde ihn umbringen, auch wenn Teal’c noch nicht ganz verstand, was das war und wie er das tun würde. So etwas gab es bei ihm nicht, denn jede Krankheit konnte von den Symbionten geheilt werden. Jack hatte versucht, ihm zu erklären, was ein Tumor war und er wußte erstaunlich viel darüber, doch Teal’c begriff nur, dass diese Krankheit starke Schmerzen verursachte und ihn bald töten würde und um ehrlich zu sein, reichte das als Erklärung aus. Er wollte seinen Freund nicht sterben sehen, keinen seiner Freunde. Er machte sich Sorgen, große Sorgen. Niemand außer ihm wußte davon und niemand würde es bis zu O’Neills Tod je von ihm erfahren, dass hatte er ihm versprochen und er hielt seine versprechen. Er konnte sich noch an den Tag erinnern, als er es erfuhr, das war jetzt drei Wochen her. Jack wollte ihm unbedingt Boxen beibringen, auch wenn Teal’c nicht ganz verstanden hatte, wieso. Jetzt war ihm klar, dass sein Freund die ihm noch verbleibende Zeit mit seinen Kameraden verbringen wollte und einer davon war nun mal er. Damals war es für Teal’c jedoch nur Zeitverschwendung gewesen, dennoch erfüllte er seinen Wunsch, es war besser, als sich zu langweilen. Mitten im Training brach Jack jedoch zusammen. Unmächtig vor Schmerz war er zusammengebrochen.

>>Teal’c. Meine Jacke.<<, hatte er geschrien, während er sich auf dem Boden krümmte. Dieser war zur Bank gelaufen, hatte sich die Jacke geschnappt und sie zu Jack gebracht. >>Linke Innentasche... zwei Tabletten... schnell.<<, vermochte Jack nur noch in Brocken zu reden, denn er wußte, für mehr blieb keine Zeit, sonst würde nicht der Tumor selbst, sondern der betäubende Schmerz ihn töten. Ihm wurde schon schwarz vor Augen, als Teal’c ihm endlich die erlösenden Schmerztabletten in den Mund drückte und diesen zuhielt, damit er sie nicht ausspucken konnte. Ein bitterer Geschmack legte sich auf seine Zunge und er schluckte ihn samt Tabletten nach unten. Nie hatte wohl jemand daran gedacht, dass bei solch einem Anfall nicht immer Wasser in der Nähe war. Nachdem Jack sich dann einigermaßen beruhigt hatte, fing er, auf Teal’c Frage hin, an, ihm alles zu erzählen. Ihm blieb ja auch nichts anderes übrig.

>>Weiß Doktor Fraiser davon?<<, fragte Teal’c nachdem Jack alles soweit erklärt hatte.

>>Nein, natürlich nicht. Die würde mich doch an den Schreibtisch verbannen und das muß ich nun wirklich nicht haben.<<, wandte dieser empört ein. >>Du mußt mir versprechen, es niemandem zu sagen. Ich will nicht, dass sie mich behandeln, als wäre ich todkrank.<<

>>Aber du bist todkrank.<<, gab Teal’c irritiert zurück.

>>Ich weiß, aber sie nicht. Versprich mir, dass du darüber kein Wort verlierst, zu Niemandem.<<

>>Ich verspreche es, O’Neill.<< Ja, das war jetzt drei Wochen her und er hatte sein Versprechen gehalten und er würde es auch weiterhin für sich behalten. er fragte sich nur, was nach O’Neills Tod sein würde, da er sich scheinbar nicht retten wollte, aus welchem Grund auch immer. Major Samanta Carter wäre sicher am Boden zerstört, Daniel würde vollkommen ausrasten, sauer auf seinen Freund werden, weil auch er ihn verlassen hatte und Teal’c selbst? Seine Hoffnungen würden zerbrechen und auch in seinem Herz würde ein klaffende Wunde zurückbleiben, eine von Vielen. Doch bis dahin war noch Zeit, fast fünf Monate, vorausgesetzt, O’Neill überlebte diese Mission und jede Weitere.

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Daniel Jackson und Romy saßen in ihrem Quartier und unterhielten sich schon die ganze Zeit. Sie wollte alles mögliche über die Erde wissen.

>>Wieso führt ihr Krieg? Das ist doch sinnlos.<<, fragte sie verwirrt. Sie verstand nicht, wie man seinesgleichen töten konnte. Goa’uld waren etwas anderes, denn diese versklavten die Menschen, doch seine eigene Rasse.

>>Politik. Machtgier. Rohstoffen. Religion. Egoismus. Aus vielen Gründen, doch sie rechtfertigen nicht, dass Menschen sterben müssen, um diese Kriege zu führen. Deswegen halten wir das Stargate auch geheim. Wir wollen nicht, dass es von solchen Menschen mißbraucht wird, auch wenn man das nicht ganz unterbinden kann. Viel zu viel von ihnen sind wichtige Mitglieder des Pentagons, der Abteilung, der wir unterstellt sind. Man kann nur das beste hoffen.<<, meinte Daniel etwas wütend. Er haßte die Geschichte der Menschen. Sie hatte so viel Fehler gemacht und die Kinder mußten darunter leiden. Die erde ging unweigerlich den Bach runter und keiner schien dagegen etwas tun zu wollen. Immer, wenn er die Nachrichten sah und darin von Tod und Gewalt die Rede war, fragte er sich, warum er die Erde überhaupt noch gerettet werden sollte. Wären da nicht die Kinder, die Zukunft der Menschheit, hätte er es längst aufgegeben.

>>Ich komme auch aus solch einer Welt. Vielleicht war sie sogar noch schlimmer, denn sie wurde vollkommen zerstört, durch unsere eigene Hand. Ich und Tristen, wir konnten uns retten und vielleicht auch noch andere, ich weiß es nicht. Ich will es auch nicht wissen. Wir wurden damals erschaffen, um gegen die Goa’uld in den Kampf zu ziehen, doch am Ende kämpften wir gegen Unsersgleichen. Nur weil irgend jemand etwas dagegen hatte, dass gerade wir das Stargate besaßen. Es endete in einer Katastrophe. Du darfst nicht zulassen, dass es bei euch auch passiert.<<, sagte Romy traurig.

>>Und dieser Planet führte noch nie einen Krieg?<<, hakte Daniel nach.

>>Oh doch, aber nur gegen die Goa’uld. Wir sind jetzt ein geschützter Planet, genau wie eure Erde. Wir wissen von euch durch die Asgard. Von uns haben sie wohl nichts berichtet.<<

>>Nein, aber das sieht ihnen ähnlich.<<

>>Ihr kennt sicher auch die Antiker, nicht wahr?<< Daniel schüttelte den Kopf.

>>Nein, denen sind wir noch nicht begegnet, aber sollten wir das irgendwann, dann werden wir ihnen danken, dass die Goa’uld ihre Tore mißbrauchen, um uns Menschen zu versklaven.<<, zischte er.

Romy entgegnete verständnisvoll und ruhig: >>Sie können doch nichts dafür. Die Goa’uld nehmen es sich einfach. Sie sind Parasiten. Wer glaubst du, baute die Schiffe, die Gleiter und die Waffe der Goa’uld. Das waren alles Zivilisationen, die sie befallen und unterjocht haben. Die Antiker können wahrlich nichts dafür.<<

>>Wieso nimmst du sie so in Schutz.<<

>>Weil sie Tristen und mich gerettet haben und uns hier her brachten.<<, gestand sie zögernd.

>>Dann kann man ihnen wirklich nicht böse sein.<<, entgegnete Daniel leicht lächelnd. Auch Romy mußte schmunzeln. Sie beschlossen beide, es dabei zu belassen und über etwas anderes zu reden, doch tristen kam ihnen zuvor.

Er war in ihr Quartier gestürmt und keuchte vollkommen außer Atem: >>Aktivierung von außerhalb. Ist eine Goa’uldadresse.<< Sofort sprangen Romy und Daniel auf und folgten ihm zum Stargate. Der Ereignishorizont baute sich gerade auf. Er Wirbel schoß hervor, wurde jedoch von dem Energieschild gebremst. Kurz darauf landete eine Art Sonde auf ihrem Planeten. Nein, keine Sonde, sondern eine Bombe.

>>Passiert das bei euch öfter?<<, fragte Daniel gebannt auf das Sternentor starrend. Angst stieg in ihm auf, übermannte ihn fast.

Reiß dich zusammen, wies er sich an. Ich bin sicher, dir wird nichts passieren. Das wäre ja gelacht, wenn du schon vorher draufgehen würdest. Schließlich leben die anderen hier auch noch und das ist sicher schon öfter passiert. Der Schutzschild wird schon halten, da bin ich mir sicher. Leider glaubte er nicht, was sein Verstand ihm sagte.

>>Ab und zu!<<, meinte Tristen beinahe gelangweilt. >>Hält das Schild die Explosion aus?<<

>>Nein!<<, meinte Romy nüchtern. >>Noch knapp eine Minute. Gehst du oder soll ich?<<

>>Bin schon weg! Sorge du dafür, dass alles bereit ist<<, rief er noch, während er bereits auf dem Weg in den Stargateraum war.

>>Was passiert jetzt?<<, fragte Daniel Jackson fast wie in Trance. Seine Angst war dem blanken Entsetzten gewichen, als er das Wort >>Nein<< aus Romys Mund vernommen hatte. Jetzt war er mittlerweile so betäubt, dass er gar nichts mehr fühlte oder einfach nur fühlen wollte.

>>Ich schalte den Schutzschild ab, schotte das Havensgate ab und überlasse es seinem Geschick, die Bombe zu entschärfen. Sollte er es nicht schaffen, kriegt er wenigstens nicht mehr viel davon mit.<<, antwortete sie und tippte weiter auf ihrem Computer herum. Eine Zeitansage vermittelte ihnen die noch verbleibende Zeit. 20 Sekunden... neunzehn... achtzehn... Daniel zwang sich nicht hinzusehen.

Wie kann sie nur so cool bleiben, fragte er sich. Einer ihrer Freunde war da unten und das Stargate könnte vollkommen zerstört werden und wo waren die anderen. Bei uns herrschte immer jähes Treiben, wenn es eine Aktivierung von außerhalb gab, doch hier waren nur Romy, Tristen und ich. Hatten sie keinen Vorgesetzten? Und wo ist Martouf? Vorhin hat er Tristen doch noch begleitet und sicher wäre er mitgekommen, wenn er davon erfahren hätte. Es ist schon ein komischer Planet. Zehn Sekunden... neun... acht... Wie ich Countdowns hasse. Sie verheißen nie etwas Gutes. Sechs... fünf... vier... Gleich ist es soweit. Gleich geht alles in die Luft. Gleich verwirkt tristen unnütz sein Leben. Wieso hatte er das überhaupt getan? War er etwa wahnsinnig? Mich hätten da keine zehn Pferde rein bekommen. Eins... Keine Explosion, keine Erschütterung. Erst jetzt merkte Daniel, dass er unwillkürlich die Augen geschlossen hatte. Als er sie wieder öffnete, war Romy bereits aufgesprungen und hatte die Schotten geöffnet. Der Countdown war bei zwei Sekunden stehen geblieben. Langsam realisierte er, dass Tristen es geschafft hatte, sie zu entschärfen. Erleichtert atmete er tief durch. Daniel sah durch die Glasscheibe. Romy war ihrem Freund um den Hals gefallen, überglücklich und vor Freude strahlend. Sie gehörte zu ihm, dass war Daniel Jackson jetzt klar. Sie war seine Sha’ri.

~~~

Jack wollte nur noch zurück nach Hause. Leider ging das nicht so einfach, denn sie wollte ihn nicht gehen lassen. Schon, er hätte sich den weg frei schießen können, doch das wäre dumm, wirklich dumm. Was nützte es schon verbündete umzubringen, die ihn mit einem fiesen Trick hierher verschleppt hatten. Dennoch spielte er mit dem Gedenken. Einem für ihn durchaus reizbarem Gedanken. So hatte er sich wenigstens an die Oberfläche begeben dürfen, in Begleitung von Selmak verstand sich, welcher auf ihn einredete, doch Jack hörte ihm nicht zu. Es ging bei Jack ins eine Ohr rein und aus dem anderen raus. Lauter belangloses Zeug. Im Grunde wollte er doch nur in aller Seelenruhe den Sonnenuntergang genießen, vielleicht sogar seinen Letzten. Wer wußte denn schon, ob er das alles überlebte. Und wenn ja, würde er bald an dem Tumor in seinem Kopf zugrunde gehen. Es war einfach zu komisch. Nie hatte er wie sein Vater sein wollen und am Ende mußte er feststellen, dass er an genau der gleichen Krankheit zugrunde gehen würde, die auch seinen Vater dahingerafft hatte. Dessen Tumor hatte lediglich auf der anderen Seite des Gehirns gesessen und darauf gedrückt. Das verursachte meist diese starken Anfälle von welchem Teal’c unbeabsichtigt einen mitbekommen hatte. Langsam hatte Jack ein Gespür dafür entwickelt, wann ihn solche Attacken erwarteten und konnte vorbeugen. Manchmal passierte es jedoch auch unerwartet und das meist im falschen Zeitpunkt. Immer wieder setzten Selmak oder auch Jakob mit neuen Belanglosigkeiten an, bis dann endlich der Name fiel, auf welchen Jack schon die ganze Zeit gewartet hatte: Samanta.

>>Was ist denn nun aus dem Gespräch zwischen Sam und Martouf geworden? Er wollte mir nichts sagen.<<, fragte Jakob gelangweilt, weil ihm wirklich nichts mehr einfiel, womit er sonst noch hätte Jacks Aufmerksamkeit auf ihn hätte lenken können.

>>Sie hat ihn gefragt, er ist ausgeflippt und beide waren todunglücklich.<<, faßte Jack grob zusammen. >>Ich habe ja gesagt, sie sollte das lassen, aber hört sie auf mich? Nein! Niemand hört auf mich, dabei habe ich immer recht, was solche Sachen angeht. Sie wird schon genauso wie du, Jakob.<<

>>Ich nehme das als Kompliment.<<, meinte er ruhig und mit leichtem Grinsen im Gesicht und fügte hinzu: >>Sam hatte auch mal einen Tok’ra in sich. Vielleicht solltest du mal mit ihr reden, wenn du mir schon nicht zuhörst.<<

>>Fang nicht schon wieder damit an. Meine Antwort ist und bleibt: Nein! Außerdem könnte ich mir denken, dass Sam das nicht gerade prickelnd fand, als sich ein Schlangenkopf durch ihre Halswände und in ihr Gehirn bohrte. Nichts für Ungut, Selmak. <<, entgegnete Jack aufgebracht. Seinen letzten Sonnenuntergang verbrachte er also mit Carters Vater, anstatt mit ihr, schlimmer konnte es nun wirklich nicht mehr werden. Außer er starb bei der Mission. Nein, schlimmer konnte es nun wirklich nicht mehr werden.

>>Es wäre eine Chance für dich, Stargate und Samanta unter einen Hut zu bringen, ohne irgendwelche Regeln zu verletzten.<<, fuhr Jakob fort, welcher genau um die Gefühle seines Freundes zu seiner Tochter wußte und diese begrüßte, denn Jack war gut für sie, auf eine sehr einfache und behütende Weise. Sie hatte sich verändert, seit sie ihn kannte, war offener geworden, lachte mehr und schien auch mit ihrem Leben zufriedener denn je zu sein, doch sie belastete auch etwas. Es war das Verlangen nach Jack, ihrem Vorgesetzten.

Jack glaubte nicht recht gehört zu haben und fragte deshalb ungläubig: >>Was?<< Von Teal'c oder Daniel Jackson hätte er solch eine Bemerkung erwartet, doch von Sams eigenem Vater, niemals.

>>Sam, du liebst sie doch. Terreas wäre der beste Weg, um einer Beziehung zwischen euch eine reelle Chance zu geben.<<

>>Du solltest doch damit aufhören und laß Sam bei dieser Sache aus dem Spiel. Sie hat damit nichts zu tun. Wenn ich mit ihr zusammen sein wollte, würde ich mich durch nichts in der Welt davon abhalten, besonders nicht von bescheuerten Regeln, die ich sowieso schon mal gebrochen habe. Ich weiß ja nicht mal, ob sie mich überhaupt liebt. Sie ist außerdem viel zu gut für mich. Sie hat jemanden verdient, der ebenso klug ist, der sie auf Händen träg, ihr jeden Wunsch von den Augen abließt, sie beschützen kann und der immer für sie da ist. Ich kann das nicht sein.<< Jack schüttelte entschieden den Kopf. >>Ich weiß ja nicht einmal, warum ich dir das überhaupt erzähle. Du bist ihr Vater, verdammt.<<

>>Und genau deswegen erzählst du es mir, Jack. Du bist dass, was sie braucht. Ich kenne meine Tochter besser als jeder andere und daher entging mir auch nicht, dass sie besessen von mir ist. Wenn du meinen Rat hören willst,...<<

Jack fiel ihm ins Wort: >>Will ich nicht!<<

Jakob ließ sich davon nicht ablenken und fuhr einfach fort: >>... sag es ihr! Du wirst es nicht bereuen.<<

>>Wenn du jetzt noch anfängst, mich über Sex aufzuklären, gehe ich.<<, gab Jack sarkastisch zurück.

>>Schon gut, ich höre auf. Aber du solltest wirklich darüber nachdenken. Wir brechen übrigens in einer halben Stunde auf.<< Jakob erhob sich und ließ Jack mit sich allein. Dieser wußte, dass sein Freund recht hatte, Terreas war seine einzige Chance, seine Liebe zu Sam und das Stargateprogramm zu verbinden, außerdem noch lang genug zu leben, um es zu genießen. Er wußte nur nicht, ob er das wollte oder konnte.

~~~

Colonel Jack O’Neill betrat den Umkleideraum. Er mußte unbedingt seine verschwitzten und vollkommen von Staub besetzten Sachen loswerden. Niemand sonst war dort, also hatte er wahrscheinlich zum letzten mal die Chance eine lange ausgiebige Dusche zu nehmen, eher er in zwei Stunden aufbrechen würde. Zuerst legte er seine Dienstwaffe auf der Bank ab. Er warf einen flüchtigen Blick auf sie.

Mit so einer Waffe hat Charlie sich umgebracht, dachte er traurig. Wie kann ich es nur wagen, solch eine Waffe anzufassen? Ich würde es auch nicht tun, wenn ich nicht müßte. Immer hatte ich sie weggeschlossen. Immer. Nur dieses eine mal hatte ich es vergessen. Mir fiel sie erst wieder ein, als es schon zu spät war. Der Schuß ertönte und er starb. Jack, hör auf, daran zu denken. Davon wird es auch nicht besser. Du hast wichtigeres zu tun, als dir Selbstvorwürfe zu machen. Beeile dich lieber, die Zeit läuft.

Jack schüttelte alle weiteren Gedanken über seinen Sohn ab und zog sich weiter aus. Als er nur noch seine Hosen anhatte, holte er ein frisches Handtuch aus seinem Spinnt, um es sich um die Hüften zu schlingen, sobald auch die verdreckte Hose aus war, da fiel ihm ein Foto seiner Familie direkt vor die Füße. Darauf waren seine Eltern, sein Bruder und er zu erkennen. Damals war er erst dreizehn gewesen. Das Foto wurde kurz vor der Verhaftung seines Vaters gemacht, welcher eine Bank überfallen wollte, um seiner Familie aus dem vermeidlichen Ruin herauszuholen. Und vier Jahre später starb er dann. Die letzten paar Monate war er nur noch dahinvegetiert. Er war nicht ansprechbar, hatte laufend Anfälle, wenn er wach war, konnte er nicht sehen, weil der Tumor bereits auf den Sehnerv drückte und niemand konnte ihm mehr helfen. Jack wußte noch, wie hilflos er sich damals gefüllt hatte. Jede Nacht hatte er sich in medizinischen Büchern und Fachzeitschriften über das Thema informiert, nach einer Möglichkeit gesucht, seinem Vater zu helfen, doch alles war vergebens. Hilflosigkeit. Wahrscheinlich das schrecklichste Gefühl, das er kannte. Betäubende Angst und zerreißende Sehnsucht waren nichts dagegen. Er hatte gelernt mit ihnen zu leben, doch immer, wenn er wieder in eine Situation kam, in der er nichts weiter tun konnte, als abzuwarten, und das war in letzter Zeit öfter der Fall, hatte er immer das Gefühl, gleich durchzudrehen.

Denk nicht darüber nach, befahl er sich selbst. Dafür ist doch keine Zeit. Damals war es eine schlimme Zeit für dich, doch die ist vorbei. Du bist jetzt erwachsen, ein Colonel. Du trägst Verantwortung. Laß dich jetzt nicht gehen. Nicht jetzt. Für Selbstmitleid ist später noch Zeit und wenn nicht, hast du eine Zeit wenigstens nicht damit verschwendet. Sieh dich doch an, du heulst nur noch, wie ein kleines Kind. Reiß dich gefälligst zusammen. Davon werden sie auch nicht mehr lebendig. Deine Familie ist tot, akzeptiere es endlich. Und dein Bruder erdet nicht mehr mit dir. Du hast es vermasselt. Hör also endlich auf zu flennen.

Es liefen wirklich Tränen über sein Gesicht. Jack O’Neill wischte sie schnell weg, ließ dabei das Bild nicht aus den Augen. Seine Familie sah so glücklich aus, auch wenn dem nicht immer so war. Die meiste Zeit hatten sie Probleme gehabt, überhaupt Geld für Essen zu bekommen, da sein Vater dauernd seinen Job verlor und seine Mutter trotz Doppelschichten im Krankenhaus nie genug zu Essen mit nach Hause brachte. Doch an diesem Tag, da waren sie glücklich.

>>So glücklich.<<, murmelte Jack vor sich hin. >>Sie waren so glücklich.<<

Und jetzt sind sie tot, erinnerte er sich selbst. Sie werden nie mehr glücklich sein, aber du kannst es. Was ist schon so schlimm daran, Tok’ra zu sein. Wieso nicht. Lian stirbt auch ohne dein Zutun. Du würdest leben. Du wärst mit Carter auch weiterhin zusammen. Vielleicht könnte sogar etwas daraus werden. Vorausgesetzt du bist bereit, seine Bitte zu erfüllen.

Doch dazu war Jack nicht bereit. Noch nicht. Der Gedanke mit Sam zusammen zu sein, war schön, keine Frage, doch konnte er nur die damit verbundenen Probleme sehen und die regeln waren da sein kleinstes Problem. In seinem Kopf blinkte sofort ein Schild mit der Aufschrift >>Warnung<< wie verrückt, wenn er daran dachte, etwas mit ihr anzufangen. Es würde nicht lange gut gehen. Irgendwann würden sie sich nur noch streiten. Und dann waren da die Missionen. Freundschaft lenkte seine Objektivität schon gewaltig ab, was richtete dann erst Liebe an. Er würde den Überblick verlieren. Er konnte nicht so handeln, wie er es gerne wollte, er mußte immer die Erde und damit verbunden, die ganze Menschheit mit einbeziehen. Das machte eine Beziehung zwischen beiden so gut wie unmöglich. Allein der Kuß, den er ihr damals gab, war ein Fehler gewesen, auch wenn sie sich nicht mehr daran erinnerte, er tat es. Wenn es um sie ging, machte Jack andauernd Fehler, obwohl er krampfhaft versuchte, sie zu vermeiden.

Nein, das kann nicht gut gehen, holte er sich in die Realität zurück. Ich muß sie vergessen. Selbst als Tok’ra könnte ich nicht mit ihr glücklich werden. Was nützt es also. Da sterbe ich lieber, als mich weiter mit der Sehnsucht nach ihr zu quälen. Habe mich eh schon mit dem Gedanken daran abgefunden.

Alle weiteren Gedanken unterdrückte er. Zuviel Zeit hatte er schon verschwendet, die hätten sinnvoll genutzt werden können. Mit duschen zum Beispiel oder schlafen oder trainieren. Schnell legte er das Foto zurück in den Schrank. Als er gerade seine verdreckte Hose öffnen wollte, schlug die Tür wieder zu. Er blickte nach vorne und sah genau in Samantas erschrockenes Gesicht. Sie wollte anscheinend etwas sagen, brachte jedoch kein Wort heraus. Sie starrte ihn einfach bloß fassungslos an.

>>Carter.<<, rief Jack verwundert aus. >>Was machen sie den hier?<<

Endlich hatte sie ihre Stimme wiedergefunden und entgegnete verlegen: >>Ich habe etwas in meinem Schrank vergessen. Entschuldigung, ich wußte nicht, dass sie hier sind, Sir. Ich wird’s später holen.<< Sam drehte sich um und war im Begriff zu gehen, doch Jack hinderte sie, indem er sie am Arm packte.

>>Du kannst es ruhig jetzt holen, ich wollte sowieso gerade duschen. Dauert doch eh nicht lange, allzu viel paßt in diese Schränke ja nicht gerade rein.<<, versuchte er die Situation mit einem schlechten Scherz zu entschärfen, was ihm auch gelang.

>>Es ist etwas sehr Persönliches, Sir.<<, sagte sie wieder im normalen Tonfall und deutete ihm an, sich auf den Weg zur dusche zu machen.

>>Verstehe, geheim. Bin schon weg.<< Jetzt war Colonel O’Neill es, der sich umdrehen und gehen wollte und diesmal hielt Sam ihn zurück.

>>Ihr Handtuch, Sir.<< Er schnappte es sich und verschwand in Richtung Dusche.

~~~

Samanta Carter sah ihm nach. Er sah verdammt gut aus, so ganz ohne T-Shirt. Sie hoffte, er hatte nicht bemerkt, wie sie rot geworden war, das sah man doch so schnell bei ihr.

Du Idiot hättest vorher anklopfen sollen, schallte sie sich selbst. Was, wenn er nackt gewesen wäre? Diesen Anblick hättest du doch nie vergessen. Schlimmer noch, du wärst über ihn hergefallen.

Im Grunde hätte sie nichts dagegen einzuwenden gehabt, wenn sie ihn erblickt hätte, wie Gott ihn erschaffen hatte, so überaus perfekt. Leider hätte sie sich nie getraut, ihm das auch zu sagen. In seiner Gegenwart war sie sowieso eine ganz andere Sam, besonders wenn sie beide alleine waren. Dann fühlte sie sich so schwach und so empfindsam, sie war eine Frau mit Gefühlen, kein Soldat. Jack hatte etwas an sich, dass sie ihre Angst vergessen ließ. In seiner Nähe braute sie sich nicht zu fürchten, denn er würde sie beschützen, würde ihr immer wieder das Leben retten und sie nie im Stich lassen. Samanta ging zu ihrem Spinnt und holte das Foto ihrer Mutter daraus hervor. Sie hatte es immer dabei, dementsprechend war es auch schon ziemlich ramponiert, doch solange sie das Lächeln ihrer Mutter sehen konnte, war ihr das egal. Vor fast vier Jahren hatte sie es das erste Mal mitgenommen, auf ihrer ersten Mission mit ihrem neuen Team. Damals hatte sie es gebraucht, um es einfach nur durchzustehen, doch mittlerweile wollte sie, dass ihre Mutter auch sah, was ihre Augen erblickten. Das Foto gab ihr Schutz und ließ sie einen klaren Kopf behalten, auch wenn ihr manchmal einfach nur zum Schreien zumute war. Sie steckte es in die Hosentasche und war schon im Begriff zu gehen, als sie bemerkte, dass Jacks Spinnt noch offen stand. Neugierig blickte sie hinein. Da lagen Sachen zum Wechseln drin, ein zweites Handtuch und darauf ein Foto.

Anscheinend seine Familie, stellte Samanta fasziniert fest. Er sah als Kind wirklich süß aus. Wie es scheint, hat Jack auch einen Bruder. Komisch, wieso hatte er nie von ihm gesprochen? Er hat sicher seine Gründe.

Etwas Oranges stach ihr ins Auge. Einen Moment zögerte sie, doch dann griff sie doch danach. Sie hielt eine Dose mit Tabletten in der Hand. Sie waren eindeutig Colonel O’Neills, denn sein Name stand darauf. Es gab diese nur auf Rezept, also mußten sie ziemlich stark sein. Samanta erkannte den Namen wieder: Schmerzmittel. Es waren ganz eindeutig Schmerzmittel.

Was will er denn mit solchen Tabletten, fragte sie sich selbst. Er ist doch nicht etwa krank? Das kann nicht sein, davon hätten wir gewußt. Wir sind ein Team, uns wäre doch nicht entgangen, wenn er dieses Zeug geschluckt hätte. Oder etwa doch? Ob Janet davon weiß? Sie ist schließlich seine Ärztin. Sicherlich, doch sie wird es mir kaum sagen, sie darf es ja nicht. Wieso hat er dann aber nichts gesagt? Er redet nicht gern über sich, das weiß ich, und er ist auch nicht gern krank, doch er hätte es uns sagen müssen. Was, wenn er sie auf einer Mission gebraucht hätte oder auf dieser Mission braucht? Wenn niemand davon weiß, wie hätten, wie dann wissen sollen, was ihm fehlt. Vielleicht ist er auch abhängig von dem Zeug, aber das kann ich mir im Grunde nicht vorstellen. Er haßte Drogen und hatte auch noch nie damit zu tun. Außerdem hätte er es die ganze Zeit über nicht verheimlichen können. Schon gar nicht vor Janet. Sie merkte einfach alles.

Samanta Carter beschloß Jack O’Neill zur Rede zu stellen. Mehr als sie anlügen oder anschreien konnte er nicht, doch davon würde sie sich nicht zurückschrecken lassen. Sie würde schon erfahren, was mit ihm los war, auch wenn er ihr das ewig übel nehmen würde, was sie jedoch nicht hoffte.


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Kapitel 6 by Lenari
Kapitel 6

Daniel und Martouf kamen zur selben Zeit von Eden zurück. Diesmal begleiteten sie Josephin Bexter, Romy und Tristen. Kurz nachdem er alle vorgestellt hatte, machte er sich auf den Weg zu den Duschen. Er wusste, Jack würde da sein. Er musste mit ihm reden, sofort. Über das, was ihm auf Eden klar geworden war, über Sam, über die ganze Situati-on.
So kann das auf keinen Fall weitergehen. Er muss es ihr endlich sagen, irgendwann würde sie es sowieso heraus-finden. Wenn er nur nicht immer so stur wäre. Ich weiß ja, dass er nicht gerne krank ist, aber wenn er schon im Sterben liegt, sollte er seine Zeit wenigstens sinnvoll nutzen , schoss es Daniel durch den Kopf. Er war da und öffnete die Tür zu den Umkleiden. Da erblickte er sie, Samantha Carter. Sie stand vor Colonel Jack O’Neills Spinnt und hielt irgendet-was in der Hand.
Oh Gott, sie hat seine Tabletten gefunden. Er wird ausrasten. Wenn er sie jetzt beim Schnüffeln erwischt, wird sie mit ihm nicht reden können und auf mich würde er auch nicht mehr hören. Ich muss sie sofort warnen, bevor er wieder auftaucht. Doch es war zu spät, Jack hatte sie bereits bemerkt. Daniel hielt in seiner Bewegung inne und blieb wie angewurzelt stehen. Keiner von ihnen schien ihn überhaupt zu bemerken. Samantha stand mit dem Rücken zu ihm und Jack O’Neill sah dieser genau in die Augen.
Wenn das mal gut geht.
„Carter!“, stieß er wütend und auch etwas geschockt hervor. Sam starrte ihn erst verwundert und dann wütend an. Sie hatte ihre Hände in die Hüften gestemmt und Daniel wusste, dass ihre Augen wütend funkelten. Jack sah kurz in seine Richtung, doch dann ignorierte er ihn wieder. Das würde noch böse enden, soviel war Daniel Jackson klar.
„Colonel!“, entgegnete sie fest. O’Neill hatte die Pillen in Sams Händen bereits bemerkt und hielt ihr jetzt seine freie Hand entgegen, als Aufforderung, diese zurückzugeben. Er hasste es, wenn sie ihm hinterher spionierte.
Das wird ganz und gar nicht gut enden. Ich Idiot hätte früher zurückkommen sollen, dachte Daniel verzweifelt. Ver-liebt wird es mit ihnen schon schwierig, aber wenn sie sich streiten, können wir uns gleich erschießen lassen. Die wer-den sich doch im Leben nie einig. Nicht, dass ich auf solch ein Ende großen wert legen würde, aber wenn sie sich nicht zusammenreißen, war das unsere letzte Mission und der letzte freie Tag unserer Erde. Jack mach’s bitte nicht noch schlimmer, es war doch nicht Sams Absicht.
„Was glauben sie, tun sie da? Ich wusste nicht, dass das ihr Schrank ist und jetzt geben sie die Tabletten her.“, blaff-te er sie an.
„Das war keine Absicht, ich habe sie zufällig entdeckt.“, versuchte Carter sich zu entschuldigen und fragte dann ge-reizt zurück: „Wozu brauchen sie die überhaupt?“ Sam hatte keine Anstalten gemacht, ihm die Tabletten wiederzugeben.
„Das geht sie einen Scheißdreck an!“, zischte Jack aufgebracht. Daniel wollte dem ein Ende setzten, doch wusste er nicht wie. Er wagte es einfach nicht, sich in ihren Streit einzumischen, da dann deren ganze Wut auf ihn geprallt wäre.
Sam, lass es gut sein, sprach er es lediglich in Gedanken aus. Ich erklär dir schon noch alles. Ich hätte es schon früher tun sollen. Und du Jack, belass es dabei oder sag ihr endlich die Wahrheit. Doktor Jackson wurde immer un-ruhiger.
„Oh, ich glaube schon, dass mich das etwas angeht. Ich diene schließlich unter ihnen. Wenn sie sich mit diesem Zeug zudröhnen, wie soll ich mich da auf sie verlassen können?“, entgegnete Samantha herausfordernd.
„Keine Angst, ich werde mich schon nicht zudröhnen. Und jetzt geben sie mir die verdammten Tabletten.“ Jacks Stimme überschlug sich fast, so wütend war er. Doch ihm schien das sprechen auch schwer zu fallen. Er stand kurz vor einem Anfall, das merkte auch Daniel Jackson. Sam schien es jedoch nicht wahrzunehmen, sie kannte die Syntome halt nicht.
Verdammt, Jack, beruhige dich. Das macht es auch nicht besser. Und du Sam, geh endlich! Daniels Nervosi-tät wuchs von Sekunde zu Sekunde. Das alles schien vollkommen außer Kontrolle zu geraten. Alles ging schief, einfach alles. Er sah, wie Sam etwas in die Tasche steckte, während Jack sie anschrie. Tabletten. Sicher würde sie Janet Frai-ser darauf ansprechen, doch diese würde ihr auch nicht weiterhelfen können, denn sie war mindestens genauso ah-nungslos. Jack hatte sich mit den Kopfschmerzen an einen alten Freund von ihm gewandt, nicht an die Chefärztin des Stargatecenters. Jack selbst kämpfte gegen die andauernden, stetig stärker werdenden Schmerzen und seinem schwin-denden Gleichgewicht an.
„Bitte, sagen sie mir halt nicht, was mit ihnen los ist. Ich kann darauf verzichten, aber ich garantiere ihnen, dass das die letzt Mission sein wird, die ich unter ihrem Kommando durchführen werde, falls wir sie überleben sollten, Sir.“, fauch-te Major Samantha Carter ihn an, knallte die Tabletten auf die Bank und wandte sich zur Tür. Dabei bemerkte sie zum ersten Mal Daniel Jackson, welchem sie einen wütenden Blick zuwarf, welcher soviel sagte wie: Du hättest mich ruhig warnen können.
Na toll, jetzt ist sie auch noch sauer auf mich. Sicher hat sie geahnt, dass ich es weiß. Irgendjemand aus unserem Team musste schließlich Bescheidwissen , schoss es Daniel durch den Kopf. Der Ruf seines Namens ließ ihn auf-merksam werden. Jack O’Neill war zusammengebrochen und krümmte sich auf dem Boden. Oh Gott, Jack! Da-niel lief sofort zu ihm, griff sich die Tabletten und flösste ihm zwei davon ein. Es musste diesmal auch wieder ohne Was-ser gehen. Colonel O’Neill zitterte am ganzen Körper und Doktor Jackson musste ihn mit aller Kraft festhalten, damit sein Freund sich nicht noch mehr verletzte. Es kam ihm vor, als würde der Anfall ewig dauern, auf jeden fall länger als die Letzten. Der junge Wissenschaftler hatte schon Angst, es wäre zu spät für seinen Freund, doch als Jack sich wieder be-ruhigt hatte und die Augen öffnete, fiel ihm buchstäblich ein Stein vom Herzen. Erleichtert atmete er auf.
Gott sei Dank, er lebt .
„Jag mir ja nie wieder so einen Schrecken ein, hast du verstanden!“, stieß Daniel erleichtert hervor.
„Versprochen!“, hauchte Jack mit zitternder Stimme und ein kläglicher Versuch eines Lächelns legte sich auf seine Lippen.

~~~

Sie saßen alle gemeinsam im Besprechungsraum. SG-1 auf der einen und ihre Besucher auf der anderen Seite. Es herrschte erdrückendes Schweigen. Der Leiter der Einrichtung, General Hammond, war noch nicht da.
Typisch Menschen , schoss es Tristen durch den Kopf. Er musterte seine Gegenüber angestrengt. Doktor Daniel Jackson. Ihn kenne ich ja schon. Ein Wissenschaftler und Schwächling. Ein Wunder, dass er so lange überlebt hat. Wahrscheinlich bloß reines Glück. Neben ihm sitzt ein Jaffa. Teal’c, soweit ich mitbekommen habe. Er ist stark, ein Bär von einem Mann. Irgendwie ist er mir sympathisch, doch die Goa’uldlarve in seinem Bauch macht mich nervös. Ich hasse diese Parasiten, auch wenn einige von ihnen gut sind, so wie Terreas oder Lantasch zum Beispiel, kann ich sie trotzdem nicht ausstehen. Sein Blick fiel auf die junge Frau neben Teal’c. Sie ist hübsch. Ihr Name ist Samantha Carter. Sie ist nicht nur Major sondern auch Doktor. Also noch eine Wissenschaftlerin. Wäre sie es nicht, könnte ich glatt Gefallen an ihr finden. Wie es schein ist sie wütend auf den Mann neben ihr. Colonel Jack O’Neill. Er ist sicher ein sehr guter Soldat, aber er wird langsam alt. Ich frage mich, warum Lian gerade ihn auswählte. Er wird schon seine Gründe haben. Ein älterer, glatzköpfiger Mann betrat den Raum. General Hammond.
„Guten Tag. Ich freue mich, dass sie hier sind und uns im Kampf gegen die Goa’uld helfen wollen. Entschuldigen sie bitte meine Verspätung.“ Er setzte sich an seinen Platz. „Ich weiß, sie halten das alles hier für überflüssig, aber laut den Tok’ra wäre es am Besten noch eine Stunde zu warten. Dann wird uns ihr Spion empfanden. Außerdem wäre es unklug, wenn gleich beide Teams gehen würden. Sie wären leichter zu entdecken und beide Planeten würden guten Menschen verlieren. Sie sind also hier, um im Team zusammenzustellen, dass höchstens fünf Personen umfasst.“
„Ist ja wohl logisch, dass ich mitkomme.“, meinte Colonel O’Neill wie selbstverständlich.
Wahrscheinlich will er sogar das Kommando, genau wie Lian. Am besten ist wohl, ich übernehme es.
„Ich komme natürlich auch mit. Ihr braucht sicher irgendwann Terreas.“, sagte Lian Harper auch schon.
„Ebenso wie ich.“, meinte der Jaffa Teal’c.
„Nein, ihr drei bleibt hier. Das SGC braucht euch noch. Außerdem lasse ich nicht zu, dass euch etwas zustößt.“, wandte O’Neill ein.
„Einer von uns muss mit, dass weißt du Jack.“, erinnerte ihn Daniel Jackson eindringlich.
„Gut, dann werde ich mit euch kommen, ob es ihnen gefällt oder nicht, Sir.“ Major Carter klang überaus wütend.
Wie ich schon vermutet hatte, sie hatten sich gestritten. Irgendwie erinnert sie mich fatal an Romy. Die gleiche Art und Weise ihren Willen durchzusetzen.
„Kommt nicht in Frage, Carter. Sie sind die Einzige, die sich mit diesem System hier auskennen. Sie kommen nicht mit.“
„Doch!“, konterte Samantha Carter trotzig.
„Nein!“
„Doch!“
„Verdammt noch mal, nein!“
„Sie sollten sich lieber nicht allzu stur stellen, Colonel, sonst erfährt jeder in diesem Raum, von meiner kleinen Ent-deckung.“, drohte sie ganz offensichtlich ihrem Vorgesetzten.
Die traut sich wirklich was. Ich hoffe nur, diese Wildkatze hat O’Neill und Lian im Griff , dachte Tristen äußerst amüsiert.
Aber es wurde ihm auch langsam zuviel, deswegen ging er mit den Worten dazwischen: „Verdammt, dann kommt sie halt mit. Mir ist sie auf jeden Fall nicht im Weg.“
„Ich werde euch auch begleiten.“, fügte Romy hinzu.
„Das wirst du nicht!“, widersprach Tristen prompt.
„Ach nein? Willst du die ganze Diskussion etwa noch einmal führen?“
„Ich lasse nicht zu, dass man dir deinen süßen Arsch wegschießt.“ Ein Lächeln huschte über ihre Lippen.
Ich liebe diese Spielchen.
„Ich wurde dazu erschaffen, meinen süßen Arsch nicht wegschießen zu lassen und gleichzeitig auch noch auf deinen aufzupassen.“, konterte sie und Tristen musste auch grinsen.
„Dann bleibe ich wohl hier.“, stellte Joey nüchtern fest. Ihr gefiel der Gedanke zwar nicht, Lian alleine gehen zu las-sen, doch sie durfte sich und ihr Kind nicht unnötig in Gefahr bringen. „Ich werde euch drei weitere Geräte wie dieses zur Verfügung stellen. Sie zeigte auf ihr Handgelenk und alle nickten.
„Dann wäre das geklärt.“, sagte General Hammond in einem Ton, der keine Widerrede duldete und jeder wusste, wem dieser Ausspruch galt.
„Und wer übernimmt das Sagen?“, stellte Daniel Jackson nach einigen Minuten des Schweigens, welches sich über den Besprechungsraum gelegt hatte, die Frage, der wohl schon jeder in diesem Rum nachgegangen war.
„Ich, wer denn sonst!“, antwortete O’Neill leicht gereizt. Das seine Autorität untergraben wurde, ging ihm anscheinend gegen den Strich.
Typisch Menschen. Sie sind so durchschaubar. Dass sie überhaupt überlebt haben, wundert mich. Die Goa’uld hätten sie schon längst töten können, ohne dass diese es überhaupt mitbekommen hätten.
„Nein, ich werde übernehmen.“, wandte Lian ein.
„Ich habe mehr Kampferfahrung.“, stellte O’Neill klar.
„Ich bin 132 Jahre alt und seit ich sieben war ein Stargatereisender. Außerdem trage ich einen fast 2.000 Jahre alten Tok’ra in mir und sie behaupten, sie hätten mehr Kampferfahrung, Colonel.“, ließ sich Lian nicht beirren. Er wusste, was er konnte und hatte keine Scheu, es auch zu zeigen.
Sturköpfe. Alle beide. Das wird noch ewig so weitergehen, wenn keiner eingreift. Nicht, dass ich derjenige wäre. Romy ist hier die Diplomatin.
„Es ist aber mein Plan und ich habe mit Tanit noch eine Rechnung offen.“
„Und ich mit Anubis, dem Gott, dem er dient.“
„Aber das kann warten!“, wandte O’Neill ein.
„Und deine Rache wird auch unter meinem Kommando gelingen.“
„Ich gehe immer lieber auf Nummer sicher.“
Wie Tristen erwartet hatte, mischte sich Romy in die Streitereien ein und fuhr die Streithähne an: „Lian! Jack! Ruhe! Tristen wird mit mir zusammen das Kommando übernehmen, wenn es ihnen recht ist General. Ich denke, wir können die Lage am Besten einschätzten.“
„Ich sehe das ebenfalls als die beste Lösung an. Hat irgendjemand etwas dagegen?“ er sah besonders Colonel O’Neill und Lian Harper an.
„Nein Sir!“, sagten beide wie aus einem Mund, wenn auch sehr widerwillig und mürrisch. Sie waren sich wirklich sehr ähnlich.
Und ich dachte, ich wäre schwierig, schoss es Tristen durch den Kopf. Das wird noch sehr amüsant werden, vor-ausgesetzt wir überleben die ganze Sache.
„Sie starrten in fünfundvierzig Minuten. Major Carter, Andromeda, Tristen, sie werden sich die Geräte von Miss Bex-ter anlegen lassen. Doktor Jackson, sie zeigen unseren Gästen ihre Quartiere und wenn sie abmarschbereit sind, die Waffenkammer. Sie sollen mitnehmen, was sie an Waffen gebrauchen können und vergessen sie das C4 nicht. Colonel O’Neill, Major Carter, sie bleiben bitte noch. Wegtreten.“, wies er sie an.
Ein wirklich weiser Mann, muss ich zugeben.

~~~

General Gorge Hammond stand vor seinen zwei besten Offizieren, Major Doktor Samantha Carter und Colonel Jack O’Neill. Sie hatten sich gerade wie zwei Kinder verhalten, was er von ihnen sonst nicht gewohnt war. So ein Benehmen konnte er nicht dulden nicht jetzt. Beide wussten, worum es bei dieser Standpauke ging.
„Was in Herrgottes Namen war das gerade?“, fragte der General in einem rein militärischen Ton, der es den beiden eiskalt den Rücken herunter laufen ließ.
„Ich kann das erklären, Sir!“, begann O’Neill sich herauszuwinden.
„Oh ja, diese Erklärung würde ich auch gerne hören.“, meinte Carter immer noch gereizt.
Jetzt fangen sie schon wieder an. Wenn das so weiter geht, muss ich einen von beiden wohl oder übel von der Mission abziehen. Und das würde nicht Major Carter sein , ging es Hammond durch den Kopf.
„Sir, ich… Ist das unbedingt so wichtig? Carter und ich kriegen das unter uns geklärt. Bis zur Mission sind wir wieder ein herz und eine Seele, versprochen.“, versuchte er es noch einmal.
Was zum Teufel verheimlicht er mir?
„Major Carter, würden sie uns bitte einen Moment alleine lassen?“, bat ich die junge Soldatin.
„Bei allem Respekt, General, aber ich bleibe. Ich will ebenfalls hören, was Colonel O’Neill ihnen zu sagen hat. Viel-leicht bekommen sie ja etwas mehr aus ihm raus.“, blieb sie stur. Er wusste, selbst mit einem Befehl würde er sie nicht umstimmen können.
Ich sollte ihnen nicht mehr allzu viele Freiräume lassen.
„Ich weiß, dass sie beide wissen wollen, was mit mir los ist, aber das kann ich ihnen leider nicht sagen. General, sie kennen mich, vertrauen sie mir einfach. Wenn ich sage, dass wir das alleine in den Griff bekommen, dann schaffen wir das auch. Unsere privaten Meinungsverschiedenheiten werden unsere Arbeit nicht weiter beeinflussen oder behindern. Nicht wahr, Carter?“ Jack O’Neill sah sie mit einem Blick an, der versprach, ihr alles nachher zu erklären. Sie schien zu verstehen und nachzugeben. Sie arbeiteten schon so lange zusammen, dass es keiner Worte mehr bedarf um einander zu verstehen.
„Genauso ist es, Sir! Wir werden das unter uns klären.“, stimmte sie zu, mit einem Ausdruck im Gesicht, der ihm drohte, was passieren würde, wenn nicht.
Ich weiß einfach nicht mehr, was ich mit den beiden machen soll, sie in einen Boxring oder ein Hotelzimmer ver-frachten. Ich hoffe bloß, dass sie Recht behalten und die Sache, welche es auch immer sein mag, bereinigen, bevor sie aufbrechen.
„Na schön, ganz wie sie wollen. Nur beeilen sie sich.“, gab General Hammond nach. „Wegtreten!“
„Jawohl Sir!“ Sie salutieren knapp und wandten sich zum gehen um.
„Auch und Major, nehmen sie sich nicht allzu viel heraus. Ich bin immer noch der Leiter dieser Einrichtung und ihr Vorgesetzter.“, wies er sie auf ihr Fehlverhalten hin.
„Ja Sir!“ Mit diesen Worten verließ sie hinter Colonel O’Neill den Raum.

~~~

Zielstrebig ging Colonel Jack O’Neill in Richtung von Samantha Carters Labor, da das der dichteste Platz war, wo sie ungestört waren. Sie folgte ihm schweigend.
Kaum hatte sie jedoch die Tür hinter sich geschlossen, fragte sie auch schon: „Und? Was hast du mir zu sagen?“ Jack hatte sich auf den Tisch gesetzt und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Er wusste nicht, wie er anfangen sollte.
Sie wird mich hassen, ich weiß es, schoss es ihm durch den Kopf. Ich hoffe nur, sie verkraftet es. Es war alles viel zu kompliziert. Im Grunde war die Sache an sich, das Sterben, einfach, doch das ganze Drumherum brachte einen um den Verstand.
„Ich warte!“, sagte Sam nach einigen Minuten des Schweigens. Sie hatte die Hände in die Hüfte gestemmt und sah ihn abwartend an.
Jack atmete noch einmal tief durch und antwortete dann: „Ich bin krank, aber das hast du dir sicher schon gedacht.“ Er hielt inne, überlegte, wie er es ihr beibringen sollte und fuhr dann fort: „Habe ich dir eigentlich je erzählt wie mein Va-ter starb?“
„Nein.“ Samantha wusste, worauf er hinaus wollte, doch sie versuchte, es zu ignorieren.
„Er hatte einen Tumor im Kopf. Dieser war zwar gutartig, dennoch löste er nach einem qualvollen halben Jahr einen Hirnschlag aus.“, erklärte er ihr. Er konnte sich noch genau an den Tag erinnern. Er war bei seinem Vater gewesen, als dieser starb, hörte seine letzten Worte und sah, wie er sich quälte, bis er starb. Es war ein grauenvoller Tod gewesen. Eines war sicher, so wollte Jack nicht draufgehen.
„Und was hat das jetzt mit dir zu tun?“, hakte sie nach.
„Das meiner bösartig ist. Entweder ich sterbe wie mein Vater an einem Hirnschlag, einem sich bildenden Blutgerinn-sel oder einem Herzinfarkt. Alles nicht gerade angenehme Optionen. Es wäre spaßiger, sich von einem Goa’uld zu Tode foltern zu lassen.“ Ein kläglicher Versuch eines Lächelns legte sich auf seine Lippen. Sam wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie musste das Gehörte erst einmal verdauen. Für sie war es unfassbar, dass er sterben könnte. Tränen standen ihr in den Augen und sie schien den Kampf gegen sie zu verlieren,
Verzeih mir, mein Engel , bat Jack O’Neill in Gedanken. Ich wünschte, ich könnte es ändern, doch es liegt nicht in meiner Macht.
„Wieso nimmst du Lians Angebot dann nicht an?“ Ihre Stimme zitterte und verlor gleichzeitig den Kampf gegen die Trauer. Ein Schwall aus Tränen lief ihre Wangen hinunter und sie konnte ihn nicht stoppen. Jack konnte diesen Anblick nicht ertragen, er wollte sie einfach nicht weinen sehen. Deswegen erhob er sich und wandte ihr den Rücken zu. Aber-mals fuhr er sich durchs Haar und stieß die Luft hörbar aus seinen Lungen.
„Du weißt, dass ich das nicht kann. Ich verabscheue die Goa’uld nun einmal, böse oder nicht. Ich würde ihn in mei-nem Kopf einfach nicht ertragen.“ Er wusste nicht, wie er es ihr sonst hätte klarmachen sollen. Sam schluchzte leise. Am liebsten hätte Jack sich die Ohren zugehalten, um ihre Trauer nicht zu hören.
„Und was wird aus uns, aus deinem Team?“
„Auf euch kann ich bei meiner Entscheidung nun mal keine Rücksicht nehmen. Teal’c hat das bereits kapiert und sich damit abgefunden, Daniel ist kurz davor und auch du weißt es bereits, Sam. Du willst es nur nicht akzeptieren. Aber das musst du unweigerlich.“, entgegnete Jack und sah ihr wieder in die Augen. Diese waren glasig, immer noch trüb und ver-heult.
„Du hast aufgegeben.“, hauchte Samantha Carter nach einer Weile verzweifelt. Jack hasste es, sie traurig zu sehen.
Er schüttelte entschieden den Kopf, wischte ihre Tränen weg und meinte zärtlich: „Ich werde niemals aufgeben, nicht so lange ich am Leben bin. Aber sein wir mal realistisch, wie hoch ist schon die Chance, dass er einfach mal eben ver-schwindet?“ Wieder huschte ein kleines Grinsen über sein Gesicht. Sie hasste ihn dafür und das wusste er genau.
„Ich will das nicht noch einmal durchmachen müssen. Ich verkrafte nicht, dich zu verlieren.“ Er nahm sie schützend in die Arme und gab ihr dann einen sanften Kuss auf die Stirn. Wieder hatte er die Grenze überschritten, doch es war ihm egal. Es gab keine Konsequenzen mehr, die er fürchten musste. Er würde eh bald sterben. Auch Sam war es egal, sie genoss einfach die wenigen Augenblicke und diesmal war sie auf den Kuss vorbereitet gewesen, was es für sie unver-gesslich machen würde.
„Ich werde immer bei dir sein, solange du nur an mich denkst. Ich verspreche es dir.“, hauchte Jack ihr zärtlich ins Ohr. Ein warmer Schauer lief ihr dabei über den Rücken und am Liebsten hätte sie ihn nie wieder losgelassen. Das be-ruhte ganz auf Gegenseitigkeit.
„Ich werde jeden Tag an ich denken.“, versprach Sam.
„Damm bin ich ja beruhigt.“
„Wie lange hast du noch?“
„Wenn es gut läuft, drei Monate.“, sagte er offen. Wieder liefen ihr Tränen über die Wangen und abermals wischte er sie weg. Dann lehnte sie den Kopf an seine Schulter und er streichelte ihr übers Haar. Diesmal war er es, der sie trösten musste. Jack O’Neill liebte und hasste diese Augenblicke in denen sie alleine waren. Sie durften nicht tun, was sie woll-ten, sie hielten sich selbst davon ab. Doch den anderen einfach nur zu umarmen und berühren, dass war für sie alles, was sie im Moment brauchten. Der Rest war überflüssig. Sie lösten sich von einander, nachdem Sam aufgehört hatte, zu weinen und sahen sich tief in die Augen.
Diese Augen. Wie ich das Blau dieser Augen liebe. Ich wünschte, sie wären nicht so trüb und verweint, dann wür-de es mir besser gehen. Ach Quatsch. Es würde mir trotzdem das Herz brechen, sie irgendwann verlassen zu müssen. Vielleicht sollte ich doch... Nein, das kommt nicht in Frage. Ich würde an der Symbiose zugrunde gehen. Ich darf es nicht noch schwerer für uns machen, falls das überhaupt möglich ist. Jack ließ vollends von ihr ab und grinste sie an.
„Und was jetzt?“, fragte Samantha Carter leicht orientierungslos.
„Jetzt treten wir einem Goa’uld tierisch in den Arsch.“ Unwillkürlich lächelte sie. Ihr typisches Carter-Lächeln blitzte ihm entgegen und er wusste, sie würde es irgendwie verkraften.

~~~

„Romy sagte mir, dass ihr beide von den Antikern gerettet wurdet. Wie sind sie so?“, fragte Doktor Daniel Jackson.
Tristen warf ihm einen zornigen Blick entgegen und zischte: „Erwähne in meiner Gegenwart nie wieder diese Rasse, hast du mich verstanden?“
„Wieso nicht? Sie haben euch doch von eurem Planten gerettet. Auf jeden Fall meinte Romy das.“
„Oh natürlich haben sie das. Andromeda hat nur verschwiegen, dass sie unsere Schöpfer waren. Sie erschufen uns, um gegen die Goa’uld zu kämpfen, die Sternentore zu verteidigen und gaben ihr wissen über uns an eine andere Rasse weiter, die unsresgleichen benutzte einander zu vernichten. Die Antiker haben lediglich versucht, es wieder gut zu ma-chen. Doch keine Reue der Welt würde je aufwiegen können, was sie taten.“, antwortete er immer noch gereizt. Er mochte Daniel Jackson nicht und dieser spürte das genau. Dennoch ließ er sich nicht einschüchtern. Schon, Tristen war stärker als er, viel stärker sogar, doch Daniel hatte gelernt, keine Angst zu zeigen. Er war schon mit Schlimmeren fertig geworden.
„Sie haben einen Fehler gemacht. Würdest du nicht auch wollen, dass man dir vergibt, wenn du Fehler begehst?“, hakte Daniel nach.
„Nein!“, entgegnete Tristen entschieden. „Ich mache nämlich keine Fehler. Und sollte ich doch irgendwann mal einen machen, habe ich den Mut, dafür grade zustehen, anstatt zu versuchen, mich herauszuwinden.“
„Ich glaube nicht, dass sie versuchten, die Schuld von sich zu schieben. Sie wollten es euch nur erklären.“ Tristen war abrupt stehen geblieben und sah Daniel Jackson grimmig an.
Der glaubt doch wirklich, ich hätte Angst vor ihm, dachte sich Daniel. Er hat recht, dennoch werde ich ihm nicht die Genugtuung geben, es ihm auch noch zu zeigen. In den vier Jahren im Stargatekommando hatte ich gelernt, solche Ge-fühle nach Außen hin zu verbergen, wobei Jack mir ein guter Lehrmeister gewesen war.
„Ich bin Soldat und ich gebe mich nun einmal nicht mit einem – es tut mir aufrichtig leid, dass konnten wir nicht ahnen – zufrieden. Sie haben uns beiden und ein paar anderen vielleicht das Leben gerettet, aber sie haben es Tausenden meines Volkes genommen. Sie haben zugelassen, dass wir gegeneinander in den Krieg zogen, nur weil ein paar Büro-kraten meinten, sie müssten Krieg führen.“
„Ihr hättet euch wehren können.“, warf Daniel ein.
„Dann wären wir garantiert gestorben, denn sie behandelten uns wie wilde Tiere. Wir trugen Halsbänder, die uns bei dem Versuch zu fliehen oder der Gegenseite zu helfen, auf der Stelle getötet hätten.“
„Dafür sind aber nicht die Antiker verantwortlich, sondern diejenigen, die euch so behandelten. Außerdem hättet ihr genauso gut im Kampf gegen die Goa’uld sterben können.“, wandte er ein. Tristen presste Daniel blitzschnell gegen die Wand und drückte seinen Kehlkopf mit dem Unterarm zusammen. Daniel bekam kaum noch Luft. Lian, der neben ihnen ging und sich bis jetzt nicht eingemischt hatte, legte seine rechte Hand beschwichtigend auf Tristens Schulter.
Wieso unternimmt er nichts? Dieser Mistkerl bringt mich noch um. Daniel wollte genau das sagen, brachte je-doch kein Wort hervor. Ihm fiel es schwer genug, Luft in die Lungen zu saugen.
„Mein Volk wäre lieber für die Freiheit gestorben, als in so einem sinnlosen Krieg.“ Tristen ließ von Daniel ab und ging weiter. Jackson rieb sich den Hals und holte erst einmal tief Luft, welcher er unter einem Hustenanfall wieder hin-auspresste.
„Du solltest ihn nicht mit diesem Thema reizten. Du würdest ihn weder umstimmen noch überleben. Er ist Romys Problem, nicht deines.“, meinte Lian ruhig und setzte sich ebenfalls in Bewegung.
„Wieso ist er nur so engstirnig?“, fragte Daniel, als ihm sein Hals nicht mehr ganz so doll wehtat.
„Weil du recht hast und er nicht zugeben will, dass er sich irrt. So ist er halt und so wird er auch immer bleiben.“, ant-wortete Lian und fügte grinsend hinzu: „Du warst ganz schön mutig, das hätte ich nicht von dir gedacht. Du hast ihn da-mit schwer beeindruckt.“
„Ach, habe ich das?“
„Glaub mir, du hast.“

~~~

„Wieso bist du freiwillig hier geblieben. Ich an deiner Stelle hätte alles getan, um mitkommen zu können.“, fragte Sam, als Joey ihr dieses Gerät an den Arm heftete. Eigentlich hätte sie mit ihrem Besuch über die Technologie von Eden reden sollen, doch das interessierte sie im Moment nur halb so viel wie die andere Sache.
Sie verheimlich etwas, das sehe ich genau. Nur was , schoss es Major Samantha Carter durch den Kopf.
„Aber du bist in meiner Situation oder habe ich da irgendetwas missverstanden?“, entgegnete Joey lächelnd.
„Ähm... ja...“, stotterte Sam vor sich hin. „Zwischen mir und Colonel O’Neill ist nur Freundschaft.“ Ein Abschätzender Blick ließ Sam noch nervöser werden. Es half nichts bei ihr zu lügen. Joey durchschaute sie sofort und wahrscheinlich tat das auch jeder andere.
Ich mache mir ja auch selbst etwas vor. Mir ist doch schon lange klar, dass ich in ihn verknallt bin. Es beruht sogar auf Gegenseitigkeit, er hat es mir nicht nur gesagt, er hat es mich auch spüren lassen. Wovor zum Teufel habe ich denn solch eine Angst? Wir haben nicht mehr viel Zeit, wieso sie dann nicht genießen.
„Freundschaft? Und du glaubst, das kaufe ich dir ab?“, hakte Joey nach.
„Nein. Das kaufe ich mir ja nicht einmal selbst ab. Ich habe versucht, es all die Jahre zu unterdrücken, ich kann nicht mehr damit aufhören.“, gab Sam endlich zu. Jack schien es in ihren Augen leichter zu haben, als hätte er nie versucht, es zu unterdrücken. Doch dann war das in Momenten, an welche sie sich nicht mehr erinnern konnte, mal ganz abgese-hen von der Sache mit den Antikern und seinem Geständnis. Unwillkürlich fragte sie sich, was wohl in der Zeitschleife passiert war.
„Wieso zierst du dich so? Er wird nicht ewig jung sein.“ Josephins Augen sahen Major Carter wissend an. Sie wusste, wovon sie redete, denn sie hatte es selbst durchgemacht. Lian hatte ein ähnliches Schicksal zu erleiden gehabt, bis er auf Terreas gestoßen war. Auch sie hatten diese unüberwindliche Barriere zwischen ihnen abbauen müssen, um Zu-sammensein zu können. Auch sie mussten sich verstecken, ihre Liebe verbergen, wenn auch aus anderen Gründen.
Sam fügte mit trauriger Stimme hinzu: „Er wird auch nicht ewig leben. Im Grunde hat er noch drei Monate, sollte er diese Mission überleben.“ Erst jetzt wurde ihr wirklich bewusst, wie wenig Zeit sie nur noch hatten.
Deswegen hat er sich in letzter Zeit so komisch benommen , schoss es Samantha Carter durch den Kopf. Die ganze Fragerei mit der er Daniel und mich gelöchert hat, das ständige Training mit Teal’c, die Versuche, uns von einem Angelausflug zu überzeugen und dann immer wieder Abendessen auf seine Kosten. Er wollte sich verabschieden. Er wollte die ihm noch verbleibende Zeit mit seinen Freunden verbringen, besonders mit mir. Es war so blind gewesen. Ich Idiot.
„Ich dachte mir schon, dass es einen Grund für Lians Wahl geben musste. Obwohl man es Jack gar nicht ansieht.“, dachte Joey laut.
„Oh ja, er sieht wirklich gut aus.“ Sam Blick wurde irgendwie abwesend, als sich ein Bild ihres Colonels vor ihrem in-neren Auge formte, welcher sie verschmitzt anlächelte. Sie geriet ins Schwärmen und das wollte sie nun wirklich nicht. Vergebens versuchte sie sich zusammenzureißen. Das machte sie nur noch nervöser.
Joey spürte das und versuchte sie abzulenken, indem sie endlich auf Sams Frage antwortete: „Du wolltest doch wis-sen, warum ich mich geschlagen gegeben habe. Ich bin schwanger. Ich kann nicht zulassen, dass sein Kind getötet wird, nur weil ich versuche, den Mann, den ich liebe ein kleines bisschen länger am Leben zu erhalten.“
Sie ist wirklich stark. Ich wünschte, ich könnte es auch sein . Sam erkannte die Trauer in Joeys Augen, aber auch die Hoffnung, denn Lian würde nicht sterben, nicht so lange sein Kind am Leben war. Auf einmal verspürte Sam den Wunsch, selbst Kinder haben zu wollen und zwar von niemand anderem als von Jack. Nicht, dass sie diesen Ge-danken nicht schon öfter gehabt hatte, aber jetzt war er besonders stark und sie schien ihm auch langsam nachzugeben. Doch sie musste sich gedulden.
„Ich dachte, Terreas würde den Prozess stoppen.“, fragte sie deshalb.
„Lian hat gelogen. Ich wünschte, er würde es mir sagen, aber er will mir nicht wehtun. Ich tu ihm den Gefallen und spiel die Unwissende. So mache ich es ihm leichter.“, antwortete Joey überzeugt.
„Und was ist mit dir? Dir muss es dadurch doch noch schlechter gehen.“, hakte Carter nach.
„Mich tröstet die Tatsache, dass ich das Baby habe. Und jetzt solltest du zu ihm gehen. Nutz die Zeit, die euch noch bleibt. Na los, ich bin eh fertig. Dann kannst du auch gleich mal ausprobieren, wie es funktioniert.“ Ein Lächeln legte sich auf Joeys Lippen.
Sie hat Recht, ich muss zu ihm gehen, solange ich noch die Chance dazu habe. Sam erhob sich und ver-schwand durch die Wand, um dann kurz darauf wieder zurückzukommen.
„Danke! Und alles Gute für sie und ihr Baby.“

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Kapitel 7 by Lenari
Kapitel 7

Das Team sowohl ihre Freunde standen vor dem Stargate, welches noch nicht aktiviert wurde. Besonders hart war es für Joey, lebe wohl zu sagen. Sie spürte schon tief in sich drinnen, dass sie ihn nicht Widersehen würde. Dement-sprechend küsste sie ihn auch zum Abschied. Lian Harper sah ihr nach dem Kuss wieder tief in die Augen. Er konnte ih-re Angst förmlich spüren und dazu waren nicht einmal seine übermenschlichen Kräfte von Nöten. Oh, sie liebte seine Augen, das unendliche Blau und das sternengleiche Strahlen immer dann, wenn er sie direkt ansah. So viele Verspre-chen gaben sie ab, doch diesmal würden sie diese nicht halten können, diesmal war es anders, diesmal würde er nicht zu ihr zurückkommen.
Ich verzeihe dir , sagte Joey in Gedanken zu ihm. Ich wusste, dass ich dich irgendwann verlieren würde, ich hatte nur gehofft, es würde nicht so schnell passieren. Lebe wohl!
„Ich komme zurück, versprochen. Ich kann dich jetzt doch nicht allein lassen.“, beschwichtigte Lian sie, zumindest versuchte er es.
„Ich weiß! Ich liebe dich!“, hauchte Joey nur und kämpfte gegen die Tränen. Sie hatte sich geschworen, nicht zu wei-nen, wenn sie ihm lebe wohl sagte, doch jetzt überwältigten sie ihre Gefühle doch noch. Sie konnte es einfach nicht un-terbinden, so sehr sie es auch wollte.
Lian flüsterte ihr zärtlich ins Ohr: „Ich liebe dich auch!“ Dann löste er sich nach einem letzten Kuss von ihr. „Wir se-hen uns nachher wieder.“
„Ja, ich warte zu Hause auf dich.“
„Tu das!“
Joey wandte sich an Tristen und Romy: „Passt gut auf euch auf.“
„Machen wir!“, versprach Romy. „Ich werde immer ein Auge auf ihn haben.“
„Dem kann ich mich nur anschließen.“, fügte Tristen hinzu.
„Dann bin ich ja beruhigt.“ Joey zwang sich zu einem gequälten Lächeln und hoffte, dass niemand sah wie traurig sie wirklich war.

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Auch Colonel Jack O’Neill und Major Samantha Carter vielen es äußerst schwer ihren Freunden auf Wiedersehen zu sagen. Es war einfach ungewohnt für sie, ohne den anderen auf Reisen zu gehen und dann auch noch bei solch einer wichtigen Mission. Aber es blieb ihnen keine andere Wahl, denn es ging hier um die Rettung der Erde und vieler anderer unschuldiger Planeten.
„Also dann bis nachher!“, meinte Jack locker, obwohl er sich lieber richtig von seinen Freunden verabschiedet hätte. Doch dafür war keine Zeit, in seinem Kopf begann es bereits wieder heftig zu ticken. Tick. Tack. Tick. Tack. Es machte ihn fast verrückt. Dazu kam dann noch sein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Es war einscheinbar ungüns-tiger Tag für eine Mission dieser Größenordnung, da auf eine mittlere Katastrophe die nächste folgte. Das würde für ei-nen noch schlimm enden, vielleicht sogar tödlich.
„Bis nachher!“, gab Doktor Daniel Jackson zurück. Er hingegen war zuversichtlich, dass alles gut gehen würde. Er vertraute seinen Freunden und auch den Fremden, wenn er es auch nur ungern zugegeben hätte. Tristen würde gut auf sie Acht geben. Sorgen machte ihm lediglich Jacks Anfälle, die er während einer Belagerung oder einer Gefangennahme erleiden konnte. So hatte er Sam geraten, Tabletten im Stiefel zu verstecken, nur für den Fall der Fälle. Dort würden die Jaffa nicht suchen, er wusste es aus eigener Erfahrung. Am Liebsten hätte er seinen Freund auch zum Abschied in den Arm genommen, doch solche Gesten waren zwischen ihnen eher selten. Es musste halt auch ohne gehen.
Teal’c entgegnete: „Gebt gut auf euch acht.“
„Machen wir!“, versprach Sam aufrichtig. Auch ihr war mulmig zumute, doch sie war auch zuversichtlich. Im Grunde machte sie sich nur um Jack Sorgen. Noch immer überlegte sie fieberhaft, wie sie ihm helfen könnte. Vielleicht durch das Heilungsgerät der Goa’uld oder einen Sarkophag, doch dafür würden sie wohl kaum Zeit haben. Sie konnten nicht ein-fach sein Wohl über das anderer stellen.
„Das wird ein Kinderspiel!“, winkte Jack ab und Sam musste unwillkürlich lächeln. Das gab ihm die nötige Kraft, sich von seinen Freunden abzuwenden und sich in den Kampf zu stürzen. Solange sie an seiner Seite war, verspürte er kei-ne Angst, denn sie nahm ihm all seine Zweifel mit einem einzigen Lächeln. Natürlich spielte auch die Tatsache eine Rol-le, dass sie ihm vorhin um den Hals gefallen war, alle Hemmungen, Regeln über Bord geworfen und ihn leidenschaftlich geküsst hatte. Zuerst hatte er sich dagegen wehren wollen, denn sie hatten mitten auf dem Gang gestanden, doch dann war es auch ihm egal gewesen und er hatte ihre Küsse heftig erwidert. Für einen langen Augenblick hatte das Ticken in seinem Kopf nachgelassen, doch dieser Effekt hatte nicht solange angehalten, wie er es sich gewünscht hätte. Natürlich hatten sie überraschte Blicke damit auf sich gezogen, doch es war ihnen einfach egal gewesen. Jack tastete nach ihrer Hand drückte sie leicht. Sams Lächeln wurde automatisch breiter. Gemeinsam wandten sie sich ab und starrten auf den Ereignishorizont, welcher sich erst vor Sekunden aufgebaut hatte. Sie wusste, jetzt musste es schnell gehen, denn meist wurde das Stargate nie lange alleine gelassen. Hand in Hand schritten sie hindurch und niemand hätte etwas dagegen sagen können, denn es war die Einzige Möglichkeit, wie beide durch das Energieschild gelangen konnten, ohne elendig draufzugehen. Instinktiv umfasste seine MP etwas fester.
Jetzt wird es ernst, sagte er in Gedanken zu sich selbst. Von wegen die Erde angreifen. Ich werde dir in den Arsch treten, Tanit. Dann erfasste ihn der Sog des Wurmlochs und seine Gedanken verstreuten sich im Universum. Dicht hinter ihnen gingen auch Lian und Romy durch das Tor, gefolgt von Tristen, welcher sich noch ein letztes Mal umdrehte und Doktor Daniel Jackson herausfordernd ansah.
Mit rauer Stimme meinte er: „Wir sind noch nicht fertig.“, dann trat er ebenfalls in den Ereignishorizont.

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Es war nicht viel los, aber Romy wurde sofort klar, dass sie sich nicht auf einem Planeten befanden. Der Raum war zu klein und die Luft zu stickig. Es musste also ein Raumschiff sein. Ein ziemlich großes Mutterschiff, das musste sie schon zugeben, aber eben nur ein Schiff. Es würde nicht nutzen, nur dieses Schiff zu zerstören, die anderen könnten die Erde dennoch vernichten. Sie mussten also einen Weg finden, alle auf einmal zu zerstören. Das bedeutete ganz eindeu-tig, dass sie sich trennen mussten. Das Major Samantha Carter mit Colonel Jack O’Neill gehen würde, das war ihr klar und auch, dass sie von Lian Harper begleitet wurde, was ihr Sorgen machte war, dass Tristen auf sich allein gestellt sein würde. Nicht, dass er nicht auf sich Acht geben konnte, schließlich war er schon immer ein Einmannteam gewesen, doch selbst er konnte nicht mit einem Schiff voller Jaffa fertig werden.
„Keine Tok’ra!“, hörte Romy eine flüsternde Männerstimme neben sich. Tristen hatte sich zu ihr gesellt und sah sich genauso misstrauisch im Raum um wie sie. In dieser schwarzen Uniform sah er einfach großartig aus, nicht, dass er nicht immer schwarz trug, aber das dunkle T-Shirt erstreckte sie wie eine zweite Haut über seinen muskulösen Körper. Sie versuchte nicht hinzusehen, doch das fiel ihr sichtlich schwer, so wie auf jeder Mission. Tristern machte sie wahnsin-nig und er schien das sogar zu wissen, denn jedes Mal, wenn sie zusammen waren, berührte er sie absichtlich an eini-gen Stellen ihres Körpers oder beugte sich so weit über sie, dass sie seinen Atme auf ihrer Haut spüren konnte. Jedes Mal durchfuhr sie dann so ein wohliger Schauer, was ihr überhaupt nicht gefiel. Das machte sie abhängig von ihm. Ge-nauso war es auch jetzt, denn bei jedem seiner Worte lehnte er sich so dicht an ihr Ohr, dass sich ihre Oberkörper fast berührten und er ihr lieblich ins Ohr hauchte.
Reiß dich zusammen , fuhr sie sich innerlich an. Er ist nur ein Mann. ein gutaussehender, kluger und starker Mann. Nun hör schon auf, er ist dein Freund und das willst du doch nicht etwa wegen Sex, der ihm wahrscheinlich nicht einmal etwas bedeuten würde, wegwerfen. Sie fasste sich wieder auch weg es ihr schwer fiel. Sie nahm sich vor, ihn einfach nicht anzusehen und sich vorzustellen, jemand anderes würde sich mit ihm unterhalten. Lian oder Jack O’Neill zum Beispiel.
„Sie wissen, dass wir da sind.“, gab Romy genauso leise zurück. Sie hatte ein ungutes Gefühl, was auch durchaus verständlich war. Nicht, dass es sich direkt auf diesen herben Rückschlag bezog. Es war mehr die Tatsache, dass sie nichts dagegen unternehmen konnte. Hilflosigkeit war schon immer eines der schlimmsten Gefühle für sie gewesen, gleich danach kam Angst, welche sie auch verspürte. Romy hasste es, dass trotz ihrer verbesserten Gene solche Ge-fühlsregungen immer noch an sie herantraten. Wieso musste die Sache auch von Anfang an so derbe schief gehen, wenn sie mal die Kommandogewalt hatte. Das war in ihren Augen einfach nicht fair.
„Wir müssen es trotzdem versuchen.“, entgegnete Tristen kühl.
Wie kann er in solch einer Situation nur so unerschütterlich bleiben? Macht er sich denn gar keine Sorgen? Wir verhindern hier schließlich gerade einen Anschlag auf die Erde, die Welt deren, die wir Freunde nennen können. Romy konnte es zumindest. Sie hatte Daniel von Anfang an gemocht und auch Samantha Carter und Jack O’Neill waren gar nicht so übel. War wohl mit ein Grund, warum Tristen sich so abweisend zu ihnen verhielt. Wenn sie daran dachte, wie lange Lian gebraucht hatte, um dessen Freundschaft zu erlangen. Aber etwas mehr Anteilnahme hielt Romy den-noch nicht für unangebracht.
„Ich weiß!“, stimmte sie ihm dennoch zu.
Mit durchdringendem Blick musterte Tristen sie und fragte dann genervt: „Wo liegt dann dein Problem?“
„Ich will nicht, dass du alleine gehst. Ich mache mir Sorgen um dich.“, gestand Romy zögernd und schallte sich sofort dafür. Er konnte nicht verstehen, wie sie empfand, weil er solche Gefühle nicht zuließ. Manchmal wünschte sie echt, er wäre mehr wie Daniel oder Lian, die konnten mit dem Begriff Liebe und Angst wenigstens noch etwas anfangen. Kälte war im Gegenzug das Wort, welches ihn beschrieb. Vielleicht noch eine Spur unbändigen Hass, aber hauptsächlich Käl-te. Umso mehr verwunderte es sie, dass ein leichtes Lächeln über seine Lippen huschte.
War es unwillkürlich geschehen oder hatte er es beabsichtigt? Beginnt er etwas genau in diesem Moment damit, sich zu ändern? An jedem anderen Tag würde ich mich darüber freuen, doch jetzt ist der falsche Moment, das würde mich nur verunsichern und unvorsichtig machen. Auch Romy musste lächeln, wenn sie es auch nicht wollte.
„Ich komme von euch allen alleine am Besten klar. Also werde jetzt nicht theatralisch.“, meinte Tristen und seine Miene wurde wieder starr.
„Es wird mehr als nur ein Schiff geben.“, meldete sich jetzt Colonel Jack O’Neill zu Wort. Er sah uns abwartend an, ungeduldig auf seine Befehle wartend.
„Ich übernehme dieses und ihr die anderen.“, wies Tristen sie endlich an. Romy hätte es nicht vermocht, sie brachte nicht einmal einen Ton hervor.
„Wir müssen uns beeilen.“, fügte Terreas hinzu, als würde er es wissen. Wenn Lian eine Vision hatte, dann sicher keine angenehme. Romy wollte sie gar nicht wissen. Unwissenheit war ihr lieber. Alles würde sie nur noch mehr verwir-ren.
Tristen fuhr in einem rein militärischen Ton, der es ihr eiskalt den Rücken runterlaufen ließ, fort: „Die Transportringe sind den Gang runter links. Teilt euch auf die anderen Schiffe auf. Ich denke 12 Stunden müssten reichen um hier wieder abzuhauen. Dennoch sollten wir in circa fünf Stunden wieder hier sein. Also beeilt euch.“
„Du hast doch nicht etwa vor, alleine zu gehen?“, fragte Sam verblüfft, als hätte er gerade gesagt, er würde sich mit samt den Schiffen in die Luft jagen.
„Bleibt uns eine andere Wahl?“, hakte er gestresst und vor allem gereizt nach.
„Wir sollten uns beeilen. Die Goa’uld werden nicht ewig brauchen, um zu erfahren, dass das Stargate aktiviert wur-de.“, wandte Jack O’Neill ein und zog Carter hinter sich aus dem Raum, bevor sie noch etwas fragen konnte. Er war ein kluger Mann, soviel war Romy klar und mit Tristen schien er auch umgehen zu können, sie hoffte nur, er überlebte die Sache auch. Sie fände es schade einen solchen Freund zu verlieren. Auch sie machte sich mit Lian auf den Weg zu den Transportringen und versuchte dabei so gut wie überhaupt nicht an Tristen zu denken, was ihr äußerst schwer gelingen würde.

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Doktor Daniel Jackson konnte einfach nicht mehr länger abwarten. Er musste etwas unternehmen, sich irgendwie ab-lenken und dauert hin- und herlaufen war nicht gerade die beste Lösung. Deswegen bat er General Hammond darum mit Josephin Bexter noch einmal nach Eden reisen zu dürfen, um den Obelisken etwas näher zu untersuchen und die Be-ziehungen zu ihren neuen Freunden zu festigen. Es war auch eine Möglichkeit sein Gehirn wenigstens einen Moment davon abzubringen, an seine Freunde zu denken. Auch Teal’c war der Meinung, dass dies eine gute Idee sein würde, ihm schien es also ähnlich zu gehen, auch wenn er es nicht so offensichtlich zeigte, wie Daniel es tat. Nachdem sie die Genehmigung erhalten hatten, machten sie sich auch schon auf dem Weg. Daniel hatte die ganze Zeit ein ungutes Ge-fühl im Bauch, so als würde gerade etwas Schreckliches passieren, was durchaus der Wahrheit entsprechen könnte. Er schallte sich dafür, dass er nicht mehr wie Tristen sein konnte, dann wäre er jetzt bei ihnen gewesen und hätte sie be-schützten können, doch so, wie er nun mal war, hätte er ihnen wahrscheinlich sogar nur Ärger gemacht. Sie brauchten Krieger und er war alles andere als das. Dennoch konnte er verstehen, warum er auch Teal’c nicht dabei haben wollte, dessen Hass auf Tanit war einfach zu gewaltig. Er würde sie auch nur unnötig in Gefahr bringen. Am Liebsten hätte Jack O’Neill auch Samantha Carter in Sicherheit gewusst, doch sie war zu stur, um sich in einen goldenen Käfig sperren zu lassen und darüber hinaus eine der besten Soldaten des Stargatecenters. Nichts hätte sie davon abgehalten, Jack zu folgen, nicht einmal der Tod. Doktor Jackson wusste genau, wie es um seine Freunde stand, schließlich war er nicht blind und nach den Blicken zu urteilen, die sich beim Abschied zugeworfen hatten, hatten auch sie endlich begriffen, dass sie zusammengehörten. Er verdrängte die Gedanken an seine freunde und widmete sich wieder dem riesigen Obe-lisken. Durch die Anti-Schwerkraft-Module in der Blattform, auf welcher er stand, war es für ihn ein Leichtes, jeden Win-kel des Objekts zu untersuchen. Einige Passagen darauf waren ägyptisch, andere sumerisch, römisch oder griechisch und wieder andere bestanden aus irischen Runenzeichen, aber die meisten Texte stammten eindeutig von den Majas. Daniel konnte also fast mit Sicherheit sagen, dass dieses Volk von ihnen abstammte. Dennoch verwirrte ihn die schein-bar chaotische Anordnung der unterschiedlichen Schriften, denn normalerweise kam es nicht vor, dass all diese frühen Sprachen auf einem Monument verewigt wurden. Entweder war dieser Planeten dann wirklich das Eden, welches in un-serer Bibel beschrieben wurde oder diejenigen aus allen diesen Völkern, welche nicht bereit waren, sich dem Krieg und der Macht zu ergeben, wurden durch jemand anderen hier her gebracht, so wie es auch Romy und Tristen widerfahren war. Dann wurden die Obelisken schon vorher zu ihrem Schutz errichtet und die Inschriften waren so etwas wie die Be-triebsanleitung für ihn, welche in alle altertümlichen Sprachen übersetzt wurde. Blieb jedoch die Frage offen, wieso den-noch mehr Texte der Majas auf dem Obelisken zu finden waren. Aber dies würde Daniel mit etwas zeit auch herausbe-kommen und davon hatte er in nächster zeit mehr als genug.
Wenn doch nur Tristen hier wäre. Er schien ziemlich viel darüber zu wissen , schoss es Daniel durch den Kopf. Er fragte sich, woher. Konnte Tristen etwa diese alten Schriften lesen oder hatte er solch ein Gerät schon mal benutzt? Vielleicht fand er die Antwort ja in den Texten, welche er nach und nach auf Band verewigte, um sie dann in aller Ruhe übersetzten zu können. Vorausgesetzt er konnte sich konzentrieren, denn seine Gedanken schweiften bereits wieder zu Jack und Sam. Sein ungutes Gefühl hatte nicht nachgelassen, es war sogar noch stärker gewesen. Jack hatte Recht behalten, es war ein mieser Tag um seinen Arsch zu riskieren, besonders wenn dieser sowieso schon leicht angeschla-gen war. Daniel betete nämlich, dass Colonel O’Neill nicht gerade dann einen Anfall bekam, wenn es hart auf hart kam und für Lian Harper galt selbstverständlich das Gleiche.
„Doktor Jackson?“, riss Teal’c ihn aus den Gedanken. Nachdenklich wandte Daniel sich zu seinem Freund um und sah ihn fragend an. Dieser fuhr sachlich fort: „Josephin Bexter lud uns soeben zum Essen ein. Ich bin hier um dich zu holen.“
„Ich komme! Bin eh gerade fertig geworden.“, gab Daniel zurück und sprang mit einem Satz von der Plattform, um dem Jaffa zu folgen, welcher sich bereits zum Gehen abgewandt hatte.

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Das zweite Schiff war kleiner als das Erste, das sah man alleine an der Größe des Transportraumes. Niemand war zu sehen, aber jetzt hatten die Goa’uld die Eindringlinge garantiert bemerkt. Solch ein Transport blieb nie lange unbe-merkt. Sie mussten sich also beeilen. Major Samantha Carter wusste zwar, dass sie keine Zeit hatten, aber dennoch nahm sie es ihrem Vorgesetzten übel, dass er sie einfach so weggeschleppt hatte. Sie würden wahrscheinlich noch im-mer diskutieren oder wäre schon längst tot, wenn er es nicht getan hätte, aber sie verstand einfach die Beweggründe nicht, die Tristen dazu veranlasste, ein so großes Schiff alleine mit Sprengstoff zu versehen. Zu zweit war es schon schwer genug, aber alleine war er so gut wie tot. Wenn die Goa’uld ihn nicht zu einem Wirt machten, denn er schien kein normaler Mensch zu sein und Daniel hatte vor ihrer Abreise auch so etwas gesagt, dass Romy und er erschaffen worden seinen. Doch all das musste jetzt ihrer eigentlichen Aufgabe weichen, denn sie musste aufmerksam genug sein, um sich und Colonel Jack O’Neill vor den Jaffa dieses Schiffes schützen zu können. Auch Jack war bis zum zerreißen ange-spannt und prüfte jeden Schritt zweimal, bevor er ihn setzte. Sie kamen nicht gerade schnell voran, aber in drei Stunden müssten sie es eigentlich schaffen. Was sie auch taten. Mit der Zeit kannten sie sich schließlich auf solchen Schiffen immer besser aus. Ab und zu stießen sie auf einige Jaffa, doch diese waren kein allzu großes Hindernis. Ihnen war klar, dass sie nur Glück hatten, nicht gleich auf mehre Dutzend Goa’uldmarionetten zu treffen, denn sonst hätten sie wohl kaum die Chance gehabt, diesen Angriff auch unbeschadet zu überleben. Doch noch waren sie nicht wieder zurück auf der Erde. Doch es fehlte nicht mehr viel.
Nur noch in den Transporterraum und dann durch das Stargate zurück , sagte Major Samantha Carter zu sich selbst. Das schaffen wir. Das ist ein Kinderspiel. Ich hoffe nur, den anderen geht es gut. Plötzlich ertönten stäh-lerne Schritte im Hauptgang. Es mussten circa ein Dutzend Jaffa sein, sicher einer der Suchtrupps, die nach ihnen such-ten. In ein paar Augenblicken würden diese sie auch finden. Sam und Jack tauschten einen vielsagenden Blick und be-reiteten sich mental auf den Angriff vor. Sie hatten sich in eine Nische zurückgezogen, um den Überraschungsmoment zu nutzen, als sie aus der anderen Richtung ebenfalls Schritte vernahmen. Damit war ihnen der Fluchtweg abgeschnit-ten, sie saßen in der Falle. Die Jaffa waren ihnen zahlenmäßig weit überlegen, doch so schnell würden sie nicht aufge-ben. Sam öffnete eine der vielen Taschen ihrer Uniform und zauberte eine Handgranate hervor. Bestätigend nickte Jack ihr zu, denn ein Laut von ihnen würde sie verraten, und holte dann ebenfalls eine aus seiner Tasche. Mit einer einge-spielten und schnellen Bewegung machten sie die Handgranaten scharf und warfen sie jeweils in die verschiedenen Richtungen, aus welchen die Schritte zu vernehmen waren und zogen sich dann flink wieder in ihre Nische zurück, um nicht vielleicht auch noch von der Explosion, welche sich kurz darauf ereignete, erfasst zu werden. Einige der Jaffa hat-ten dennoch überlebt und setzten ihren Weg ungehindert fort. Jack schnellte aus seiner Deckung und schoss einige Sal-ven auf seine Gegner ab, ehe er sich wieder zurückzog. Sam tat es ihm gleich, dennoch hatten sie lediglich drei Jaffa er-ledigt. Immer mehr stählerne Schritte waren im gang zu hören, sie kamen von beiden Seiten. Die Überlebenden Jaffa hatten sicher Verstärkung angefordert. Das Überraschungsmoment war vertan, ihre Gegner kannten nun ihre Position. Jetzt lag alles in ihren Schießkünsten. Jack O’Neill und Sam Carter überprüften noch mal ihre Waffen und wandten sich jeweils zu einer Seite, um ihre Gegner unschädlich zu machen, die bereits gefährlich nahe gekommen waren. Als sie ih-re Magazine verschossen hatten, zogen sie sich wieder in die Nische zurück. Dieses Schauspiel vollführten sie noch weitere drei Mal, bis Jack durch einen gezielten Schuss aus einer Stabwaffe angeschossen und tödlich verwundet wur-de. Kraftlos taumelte er zurück in ihr Schlupfloch und sank zu Boden. Bevor er hart auf den Boden aufschlagen konnte, bekam Samantha Carter ihn zu fassen und hielt ihn schützend fest. Ihr Widerstand war gebrochen.
„Jack, halte durch! Jack, bitte! Verlass mich jetzt nicht.“, flehte sie mit Tränen in den Augen. Sie wollte ihn einfach nicht gehen lassen. Die Jaffa, die Erde, alles war ihr egal. Sie wollte einfach nur, dass er bei ihr blieb. Sie hätte alles für getan, sie wäre ihm sogar gefolgt.
„Nicht weinen! Es ist OK!“, hauchte er und schloss dann die Augen, um den Tod, der ihn bereits fest in seinem Griff hatte, willkommen zu heißen und das Geschehen zu lassen, worauf er sich bereits vorbereitet hatte. Immer mehr Tränen liefen ihr über die Wangen, nachdem sein Herz aufgehört hatte zu schlagen und diese vermischten sich mit seinem Blut. Als sie einige Augenblicke später aufsah, blickte sie in das glühende Auge einer schussbereiten Stabwaffe, die auf sie gerichtet wurde. Zwei Jaffa in schweren Eisenrüstungen hievten sie auf die Beine und schleiften sie von Colonel O’Neills leblosen Körper fort. Sie hatte nicht mehr die Kraft sich gegen die Männer zu wehren, denn selbst wenn hätte es nicht viel genutzt. Sie waren nicht nur größer und stärker, sondern auch schwer bewaffnet. Nach einem Transport mit den Rinden, einem endlos langen Weg und der Abnahme ihrer Waffen, wurde sie in eine Zelle gestoßen, wo sie hart zu Bo-den prallte. Sie war alleine und es schien kein Entkommen möglich. Sicher entschied Tanit jetzt, was mit ihr geschehen sollte, was lediglich aus zwei Möglichkeiten bestand. Wirt für einen Goa’uld oder der Tod.

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Tanits Blick schweifte über Colonel Jack O’Neills leblosen Körper. Einer seiner größten Widersacher war tot, doch mit ihm auch die Geheimnisse, welche er gewählt war, zu erfahren. Nur zu gerne wollte er wissen, was diese Augen in ei-nem solch kurzen Leben alles schon gesehen hatten. Ihn dafür jedoch zum Wirt zu machen und ihm diese hohe Ehrung zu Teil werden zu lassen, dass war nicht seine Absicht. Dieser Mensch sollte wie er durch die Hölle gehen, sollte Dinge tun, die er verabscheute, die ihn erniedrigten, er sollte das Leid spüren, welches auch Tanit selbst widerfahren war und seine Kameraden würden mit ihm leiden.
Seine Gefährtin jedoch werde ich zu meiner Frau nehmen , dachte dieser sich im Stillen. Für sein Leben wird sie sich mir gerne unterwerfen.
„Legt ihn in den Sarkophag. Ich habe noch einiges mit ihm vor.“, befahl Tanit mit typisch machtverzerrter Stimme und diesen stechend glühenden Augen, die jedem einen Schauer über den Rücken laufen ließen. Es war ein Risiko, welches er einging, aber die Erniedrigungen, die er durch diese Menschen, besonders durch diesen hier erleiden musste, war es Wert, dieses einzugehen. Auch Teal’c würde er so schaden können und ihn blind vor Hass und somit unvorsichtig ma-chen. Es war nur noch eine Frage der Zeit bis sie sich begegneten und er über ihn triumphieren würde. Und alle Proble-me würden mit der Vernichtung der Erde enden. Tanit hoffte, dass seine Belohnung für diesen gelungenen Angriff die Erhebung zu einem Systemlord zur Folge haben würde. Nach den Toden von Cronos, Ra, Apophis, Seth, Sokar und He-ro’ur waren starke und mächtige Götter rar geworden und neue Götter mussten an ihre Stelle treten. Am meisten inte-ressierte ihn Cronos’ altes Gebiet, welches mit eines der Größten war und mit Anubis als neuer Göttervater würde er diesen Teil in dessen Namen in Anspruch nehmen. Ein triumphierendes Grinsen lag auf seinen Lippen, als er sich zu-rück in den Thron setzte und voller Gier auf die Sterne sah, die sich über die ganze fordere Front des Raumes erstreck-te. Im Moment besaß er vielleicht nur drei Schiffe, doch bald schon würde sich das ändern und wenn die Zeit gekommen war, würde er das ganze Universum in Anspruch nehmen.

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Ihnen zu entkommen war aussichtslos. Sie hatten es so weit geschafft, doch jetzt blieb ihnen nichts weiter übrig, als aufzugeben. Romy und Lian wollten schon verschwinden, sie waren schon fast bei den Transportringen, als sie von Jaf-fatruppen umzingelt wurden. Einen kurzen Moment hatte Lian mit dem Gedanken gespielt, sich zu wehren, doch er durf-te Romys Leben einfach nicht in Gefahr bringen. Tristen würde ihm das nie verzeihen, außerdem hätten sie nicht genug Schaden anrichten können. Was waren schon ein paar Jaffa im Gegensatz zu Hunderttausenden. Die Erde und auch ihr Volk wären so oder so dem Untergang geweiht gewesen. Doch solange sie lebten, hatten ihre Planeten noch eine Chance.
Es war auch viel zu einfach gewesen , meinte Terreas in Lians Kopf. Ich hätte es von Anfang an wissen müssen. Anubis wäre nie so dumm gewesen, Eindringlinge einfach so hier rumspazieren zu lassen. Sie ließen sich ohne Widerstand entwaffnen und in eine der Zellen sperren. Zu ihrer Überraschung waren sie nicht allein. Major Saman-tha Carter saß zusammengekauert in einer Ecke der Zelle und starrte vollkommen in Gedanken versunken an die gege-nüberliegende Wand. Sie schien den Besuch nicht einmal gehört zu haben. Colonel Jack O’Neill war nicht zu sehen, was darauf schließen ließ, dass er nicht mehr am Leben war. Anderenfalls hätte sie die Ankunft ihrer Freunde interessiert, denn es hätte genauso gut ihr Vorgesetzter sein können, welcher von den Jaffa nach einem äußerst schmerzvollem Verhör zurückgebracht worden war. Damit konnte Lian seinen potentiellen Kandidaten für Terreas vergessen, doch dar-an dachte er im Moment gar nicht. Er sah nur die Traurigkeit in Sams Augen und musste unwillkürlich an Joey denken, welche sich jetzt sicher Sorgen um ihn machte. Auch sie würde irgendwann so dasitzen, an ihn zurückdenken und trau-ern. Lian hoffte nur, sie würde seinem Tod nie beiwohnen, was jetzt wahrscheinlich der Fall wäre. Terreas würden sie si-cherlich am Leben erhalten, denn er konnte ihnen wichtige Informationen liefern, was die Tok’ra betraf, doch sein Schicksal war besiegelt. Selbst mit Sarkophag würde er nicht allzu lange überleben. Er ließ sich neben ihr nieder und dann sah sie ihn aus ihren leeren Augen trostlos an. Vorsichtig nahm Lian sie in die Arme, denn mehr konnte er nicht für sie tun. Sam weinte bitterlich, denn jetzt, wo sie sich endlich näher gekommen waren, wo sie ihm endlich zeigen konnte, wie sehr sie ihn liebte, ließ er sie alleine. In einiger Zeit wäre er zwar so oder so gestorben, doch sie hätte noch etwas Zeit mit ihm verbringen können, hätte ihm sagen können, wie sehr sie ihn doch liebte und sicher wäre es ihr leichter ge-fallen, loszulassen oder nur noch schwerer. Lian Harper blickte zu Romy auf, welche sich im gegenüber an die Wand ge-lehnt hatte. Sie schien auch nicht gerade glücklich mit der Situation zu sein. Sicher machte sie sich Sorgen um Tristen. Was mit ihm passiert war, konnte keiner sagen. Lian machte sich jedoch keine Gedanken um seinen Freund. Irgendwie schaffte dieser es immer wieder, sich aus schwierigen Situationen zu befreien. Er verriet zwar nie genau, wie, aber si-cher hatte es etwas damit zu tun, dass er erschaffen wurde. Romy schien sich da jedoch nicht so sicher zu sein, obwohl sie ihn eigentlich besser kennen müsste. Nicht, dass Tristen fiel über sich erzählen würde, das hatte er nie getan, aber allein die Kraft, die in ihm schlummerte, musste einfach Grund zu der Annahme geben, dass er noch am Leben und auf freiem Fuß war. Major Samantha Carter hatte sich beruhigt und wieder gefasst. Sie löste sich aus Lians Umarmung und stand auf. Sie schien nervös zu sein, wütend und gereizt, was ihr auch nicht zu verübeln war.
„Wir müssen hier irgendwie raus. Es wäre Verschwendung, auch noch draufzugehen.“, sagte sie nach einer Weile und ihre Stimme klang ziemlich verbittert.
Sie muss ihn wirklich innig geliebt haben , schoss es Lian durch den Kopf. So, wie ich Joey liebe. Er war zu beneiden.
„Und wie? Gedenkst du die Tür mit den bloßen Händen hochzuschieben und dann die Jaffa, von welchen es wahr-scheinlich Tausende gibt, mit deinen Händen aufzuhalten? Träum weiter. Es muss schon ein Wunder geschehen, damit wir hier lebend wieder rauskommen.“, fauchte Romy sie gereizt an. Sie waren beide mit den Nerven runter und ziemlich gereizt. In dieser Verfassung war wirklich unklar, wer gewinnen würde. Lian mischte sich da am Besten gar nicht erst ein.
„Wenn ich so stark wäre wie du, würde ich es versuchen. Wir können doch schließlich nicht hier sitzen und warten, dass sie uns umbringen.“
„Uns wird gar keine andere Wahl bleiben. Wir können von hieraus nichts ausrichten. Aber wenn du unbedingt etwas tun willst, bete, dass Tristen noch lebt und uns hier rausholt, bevor es zu spät ist.“ Je heftiger sie stritten, desto lauter wurden sie. Ihnen schien das jedoch nichts auszumachen, es ging ihnen danach sogar noch besser. Sie konnten sich den Frust von der Seele reden.
Samantha Carter entgegnete schreiend: „Wenigstens bist du dir nicht sicher, ob er tot ist, du hast noch Hoffnung, doch ich habe Jack sterben sehen. Außerdem würden sie Tristen wiedererwecken, allein deswegen um ihn als Wirt oder Versuchskaninchen zu benutzten.“ Dafür bekam sie von Romy eine gescheuert. Sam stürzte unsanft zu Boden, sprang jedoch sofort wieder auf, um zurückzuschlagen, was sie auch getan hätte, wenn Lian sie nicht zurückgehalten hätte. Er hatte ihre Streitereien nicht mehr länger mit ansehen können. Das ging einfach zu weit.
„Beruhigt euch, beide. Das nützt auch nichts. Und jetzt setzt euch!“, fuhr er beide Frauen an, drückte Sam auf den Boden zurück und auch Romy setzte sich wieder hin, wenn auch nur widerwillig und wütender denn je.

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„Das ist ja unglaublich!“, stieß Daniel wie in Trance hervor, ohne von seinem Buch aufzusehen oder den Stift nieder-zulegen. Das, was er entdeckt hatte, war einfach zu wichtig, um die Nachforschungen gerade jetzt zu unterbrechen. Wenn das, was dort in einem der Majatexte stand, wirklich der Wahrheit entsprach, dann gab es nicht nur für Jack O’Neill, sondern auch für Lian Harper noch Hoffnung auf ein langes Leben. Nicht nur das, es könnte die Goa’uld auch für immer von der Erde fernhalten. Vorausgesetzt sie konnten den Obelisk rekonstruieren. Das würde ihnen aber sicher ir-gendwie gelingen, Sam würde schon einen Weg finden.
Teal’c, welcher neben ihm saß, hob eine seiner Augenbrauen und fragte: „Was ist unglaublich?“ nun sah Daniel doch auf, denn so sehr ihn dieser Text auch fesselte, immer, wenn er mit jemandem redete, musste er ihn unwillkürlich anse-hen. In seinem Gesicht konnte man lesen, dass er nicht gerade viel Schlaf bekommen hatte, denn dunkle Ränder zeich-neten sich bereits unter seinen Augen ab.
Er rückte seine Brille zurecht, setzte sich aufrecht hin und begann mit seinen Ausführungen: „Laut diesem Text der Maja ist der Obelisk eine Art Waffe, was tristen und Romy uns auch schon bestätigt haben, doch er diente ebenso zur Heilung und Kommunikation. Wahrscheinlich könnte er sogar Jack und Lian heilen, vorausgesetzt ich finde heraus, wie. Vielleicht hat es etwas mit der Tür zu tun und diesem komischen Kristall darüber. Es hat sicher nur nicht funktioniert, weil ich gesund war oder weil mir der Schlüssel gefehlt hat. Wenn ich diesen finde, könnten wir sogar Kontakt zu der Spezies aufnehmen, welche die Menschen hier herbrachte und ich nehme an, dass das sogar die Antiker waren.“
„Was macht dich dessen so sicher?“, hakte Teal’c interessiert nach.
„Na ja, Romy sagte mir, sie seien von den Antikern nach Eden gebracht worden, nachdem sie, wie Tristen mir sagte, sozusagen von ihnen erschaffen wurden. Es liegt also nahe.“, antwortete Daniel vollkommen durcheinander. Seine Ge-danken überschlugen sich, er wusste nicht, wo er anfangen sollte. Alles, was ihm klar war, war die Tatsache, dass Tris-ten ganz genau zu wissen schien, was es mit diesem Relikt auf sich hatte und wie man es aktivierte. Wenn dieser hier wäre, hätte Daniel auf die eine oder andere Art und Weise sicher etwas erfahren, aber so musste er sich auf sein eige-nes Wissen verlassen, was es weitaus schwieriger und langwieriger gestaltete, die Lösung zu finden. Er beschloss die anderen Texte vorerst außer Acht zu lassen und nur die der Maja zu übersetzten. Die Antwort musste irgendwo in ihnen stecken und er würde sie finden, koste es, was es wolle. Daniel Jackson würde sowieso nicht ruhig schlafen können, be-vor ihm nicht jedes einzelne Wort klar wäre und er einen Zusammenhang zwischen ihnen sah. Es würde also eine lange Nacht werden. Sobald Tristen jedoch wieder da war, würde es sicher schneller gehen, doch auf dessen Hilfe konnte er sich nun wirklich nicht verlassen, wenn er es überhaupt überlebte. Daniel wusste, wie gefährlich diese Missionen in die Höhle des Löwen doch waren und hatte sie auch nur knapp überlebt, was ihn sofort wieder dazu veranlasste, sich um seine Freunde zu sorgen.

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Das was Tristen da sah gefiel ihm gar nicht. Ein toter Jack O’Neill und ein zufriedener Goa’uld. Das war genau das Gegenteil von dem, was sie mit dieser Mission bezwecken wollten. Nachdem Tristen die Sprengsätze platziert hatte, war er als Goa’uld verkleidet in Tanits Nähe gelangt, um herauszufinden, was dieser überhaupt bezweckte. Er musste fest-stellen, dass dessen Plan, welcher das auch immer gewesen war, aufgegangen war. Jetzt lag es also an Tristen, seine Freunde zu retten. Ihm wäre wohler gewesen, wenn er gewusst hätte, wie. Alleine würde er es wohl kaum schaffen. Er brauchte also Hilfe. An die anderen würde er nicht rankommen, denn er bezweifelte, dass Romy und Lian ebenfalls un-entdeckt geblieben waren. Dafür war Tanits Gesichtsausdruck zu siegessicher. Ihm blieb also nur Jack, welcher gerade in den Sarkophag gelegt wurde. Als Jaffa war Tristen den anderen gefolgt und wachte nun mit ihnen vor dem Heilungs-gerät, dass O’Neill wieder zu sich kam. Er musste die anderen Jaffa irgendwie hier rausschaffen, doch ihm wollte perdu nicht einfallen, wie. Es waren zwar nur drei Krieger, aber da die Tür offen stand, konnte er keine Schüsse wagen. Er musste auf den richtigen Augenblick warten, musste ausharren bis Jack wieder genesen war und der Sarkophag sich öffnete, denn nur so hätten sie eine reelle Chance, dass alle fünf zusammen fliehen konnten. Tanit würde sie unweiger-lich mit seiner neuen Marionette, zu welcher er Colonel O’Neill machen wollte, konfrontieren, um so ihren Widerstand zu schwächen und dann zu entscheiden, was weiter geschah. So weit durfte Tristen es jedoch nicht kommen lassen. Seine Freunde durften nicht zu Goa’uld gemacht werden, dass war viel zu gefährlich für ihre Planeten und somit auch für das ganze Universum.
Wie es ihr wohl geht , spuckte die Frage in Tristens Kopf umher. Ob sie sich um mich Sorgen macht? Sicher nicht, nicht so sehr wie ich. Ich habe doch gewusst, dass so etwas passieren konnte, ich sollte damit klarkommen, aber sie geht mir einfach nicht aus dem Kopf. Reiß dich zusammen, Tristen. Du hast bei ihr doch eh keine Chance. Sie könn-te jeden haben, wieso sollte sie dann einen Holzklotz wie dich den anderen vorziehen? Außerdem liebt sie dich wie ei-nen Bruder. Also konzentrier dich gefälligst darauf, wie du euch da wieder rausholst. Er verdrängte die Gedanken an Romy, die Bilder, die sich vor seinem inneren Auge formten und ihre liebliche Stimme, wie sie seinen Namen sagte. Er versuchte sich nicht auf ihren sinnlichen Mut zu konzentrieren, ihre durchdringenden Augen, ihre süße Stupsnase, ihre weiche Haut, ihre zierlichen Hände und ihren wohlgeformten Körper. Tristen hatte schon das Gefühl durchzudrehen, wie schon so oft in letzter Zeit. Seit der Nacht, die sie zusammen in einer höhle verbracht hatten, schien sich alles zwischen ihnen geändert zu haben. Es war kalt geworden und sie hatte gefroren, also war ihm nichts anderes übrig geblieben, als sie mit seinem Körper zu wärmen. Tief in ihm drin hatte sich etwas verändert und umso mehr er versuchte, dieses Ge-fühl in seinem Herzen zu verdrängen, denn er konnte es perdu nicht gebrauchen, desto stärker wurde es, bis er sich kaum noch unter Kontrolle hatte. So wie auch in diesem Augenblick, doch er schaffte es doch noch sich zu fangen, da sich der Sarkophag zu öffnen begann.


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Kapitel 8 by Lenari
Kapitel 8

Ein Summen drang leise an Colonel Jack O’Neill heran. Alles um ihn herum war schwarz, er wusste nicht, wo er sich befand, ob er noch am Leben war oder wirklich schon tot, doch dieses Summen wurde von Minute zu Minute lauter. Dennoch hatte er das Gefühl, er müsste tot sein, schließlich hatte man ihn schwer verletzt und die Chance, dass Sam ihn bei dieser Belagerung gerettet hatte, war ausgeschlossen. Was war dann mit ihm los? War das etwa das Leben danach? Bestand es nur aus Dunkelheit und einem nervigen Summen? Der Schmerz kehrte in seine Glieder zurück. Besonders an die Stelle, wo man ihn mit der Strahlenlanze getroffen hatte. Dennoch konnte er sich nicht bewegen, er hatte keine Kontrolle über seinen Körper und so sehr er auch versuchte, seine Augen zu öffnen, er scheiterte kläglich. Der Schmerz wurde stärker, übermannte ihn förmlich und er glaubte sogar, gestöhnt zu haben. Trotzdem war er weiterhin der festen Überzeugung tot zu sein. Schließlich wäre Tanit niemals so bescheuert gewesen, ihn in den Sarkophag zu legen, um ihn wiederzuerwecken. Oder etwa doch? Es wäre die einzige logische Erklärung, auf jeden Fall die Einzige, die Jack einfiel. Auch in seinem Gehirn breitete sich dieser unerträgliche Schmerz aus, verwandelte sich dort jedoch in ein heftiges Pochen, welches immer schlimmer zu werden schien und ihm das Gefühl gab, sein Kopf würde jeden Moment zerspringen. Im Hintergrund war immer noch das Summen zu hören, lauter als zu Anfang, aber weiterhin in weiter Ferne. Erinnerungen kamen in ihm hoch, als hätte jemand einen Film eingelegt. Sein ganzes Leben zog noch einmal an ihm vorbei.

Da waren Momente mit Charlie und Sarah, sie sahen so glücklich aus. Manchmal sehnte er sich zu diesen Augenblicken zurück und wünsche, sie einfrieren zu können, doch so sehr sein Herz sich auch daran klammerte, es geschah einfach nicht. Dann war da Daniel, ihr erstes Treffen, die Abydosmission und ihr Wiedersehen. Wahrlich er war Jacks bester Freund, so unterschiedlich sie auch waren, Nichts würde je zwischen ihnen stehen, nicht einmal der Tod. In all den Jahren hatten sie soviel durchgestanden, waren sich so nahe gekommen, dass sie sich scheinbar blind verstanden und über alles miteinander reden konnten. Daniel war der Einzige gewesen, dem er freiwillig gesagt hatte, dass er sterben müsse und dieser hatte es hingenommen. Daniel hatte immer gewusst, was in Jack vorging und er hatte sein handeln nie hinterfragt, auch wenn es ihn manchmal schon störte. Besonders wenn Jack nicht auf ihn einging, doch all diese kleinen Auseinandersetzungen hatten ihre Freundschaft nicht zerstört. Sie hatten sie gestärkt. Teal’c, die Begegnung auf Culak, all die unzähligen Abenteuer und die Tatsache, dass er sich immer auf den Jaffa verlassen konnte. Jack nervten zwar die Alleingänge seines Freundes, wenn er mal wieder auf dem Trip war, einen Widersacher aus Hass zu jagen, aber er verstand ihn auch. Wahrscheinlich hätte er an Teal’c Stelle nicht anders gehandelt, doch er war halt nicht wie er. Auch der Jaffa war anders als er und dennoch einer seiner besten Freunde. Er war im Gegenteil zu Jack wortkarg, sehr oft schweigsam und irgendwie berechnend. Man wusste einfach, was er von einem hielt und Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit und Treue waren eine der wenigen Eigenschaften, die O’Neill so an ihm schätzte und um die er Teal’c sogar etwas beneidete. Doch sie verband, im Gegensatz zu Daniel und ihm, etwas, sie waren beide einfache Krieger, geboren um Befehle zu geben und zu befolgen. Somit waren sie sich im Grunde doch ähnlicher als Jack dachte. Wie auch immer, sie waren Freunde und nur das zählte. Dann war da noch Sam.

Sam, huschte ihr Name durch seinen Kopf. Sam, Sam, Sam. Wie es ihr wohl geht? Sicher besser als mir? Ihre Augen, wie sie immer strahlten, wenn sie ihn ansah, ihr Lächeln, das seinen Willen brach, ihre komplizierten Ausführungen, wenn es um irgendetwas rein Wissenschaftliches ging und ihre sowohl starke als auch sensible Ader, die sie so außergewöhnlich machte. Ihre erste Begegnung, die Nacht in der Antarktis und die Sache, über welche sie nicht redeten. Jack liebte sie. Er hatte es ihr gesagt. Er hatte es ihr gezeigt, erst vor ein paar Stunden mitten auf dem Gang. Die Regeln waren ihm egal gewesen, die Konsequenzen hatten ihn nicht interessiert und was sein würde, war vollkommen gleichgültig. Er hatte nur bei ihr sein wollen. Er hatte nur spüren wollen, wie es war zu leben, zu fühlen und zu träumen. Er war bereit gewesen zu sterben, er hatte erreicht, was er wollte. Doch jetzt schien diese Erlösung in weite Ferne gerückt zu sein, denn wenn er wirklich in einem Sarkophag lag - und dem war so - dann würde sich alles ändern, dann müsste er sich mit dem Danach auseinandersetzten und das machte ihm Angst. Nicht davor, seinen Job zu riskieren, mehr vor der Tatsache, dass er ihr wehtun würde und das würde er unweigerlich. Er hatte Sarah wehgetan, mehr als nur einmal und er hatte auch Samantha Carter des Öfteren Schmerzen zugefügt. Dennoch wusste er, dass sie seine Einwände nicht verstehen würde, dass sie ihn so sehr liebte, dass es ihr gleichgültig war und er würde ihr abermals das Herz brechen müssen. Oder musste er das nicht? War es bei ihr vielleicht anders? Würde er sie nicht verletzten, ihr durch seinen Job Angst machen? Sie war auch ein Soldat, sie kannte die Risiken, die ging sie ebenfalls jeden Tag aufs Neue ein und sie wusste, dass jeder Tag mit ihm der Letzte sein könnte. Vielmehr würde sie also ihm wehtun, vorausgesetzt er ließ es zu.

Doch jetzt wollte er nicht länger darüber nachdenken, es gab Wichtigeres. Er musste sie retten, sie sicher auf die Erde zurückbringen, koste es was es wolle. Endlich schaffte er es seine Augen zu öffnen und das fahle Licht blendete ihn, so dass er sie sofort wieder zusammenkniff. Doch gleich darauf versuchte er es nochmals und diesmal hielt er dem Schmerz, der ihm das Licht zufügte, stand, bis sich seine Augen daran gewöhnt hatten. Er lag tatsächlich in einem Sarkophag, wessen Deckel sich gerade geräuschvoll öffnete. Das Summen hatte nachgelassen, war fast verstummt, denn der Heilungsprozess war vollendet. Auch der Schmerz hatte nachgelassen, steckte zwar noch tief in seinen Gliedern, aber er war soweit abgeflaut, dass er ihn ignorieren konnte. Kurz darauf blickte er in das klaffende Maul einer geöffneten Stabwaffe, die ein Jaffa auf ihn gerichtet hatte. Ein metallischer Schakalkopf blickte ihm entgegen. Unter normalen Umständen hätte er ihn für einen von Ras Kriegern gehalten, doch da dieser tot war und seine Jaffa unter den Goa’uld aufgeteilt wurden, hätte Jack so gut wie auf jeden Systemlord treffen können. Aber ihm war ja bewusst, dass es lediglich Tanit war, bei welchem sie in Gefangenschaft geraten waren, was O’Neill dass doch schon etwas wütend werden ließ. Wütend auf sich selbst, weil er sich von ihm hatte überlisten lassen.

>>Los hoch mit dir!<<, wies der Jaffa ihn streng an. Jack kam die Stimme irgendwie bekannt vor. Er konnte sich nicht helfen, es war einfach so. Jack richtete sich auf und hätte sich am Liebsten gestreckt, doch er hatte keine Lust noch einmal erschossen zu werden und sie würden nicht zögern, es zu tun, wenn es nötig war. Der Jaffa fuhr einen der anderen an: >>Hol drei weitere Wachen. Wir werden sie brauchen. Und verriegle den Ausgang. Wir wollen doch nicht, dass er flieht.<<

>>Jawohl!<< Jack fragte sich, warum sie nicht einfach Verstärkung über Funk holten, das war einfacher und effizienter. Außerdem, wenn er so gefährlich war, wieso schickte er dann ausgerechnet eine der anderen Wachen weg. Leider hatte er kaum Zeit darüber nachzudenken, denn er war gewaltsam aus dem Sarkophag gezogen und auf die Knie gezwungen worden. Dann hatte man ihn wieder mit Stabwaffe bedroht. Obwohl es lediglich zwei Jaffa waren - zwei schwer gewaffnete und hervorragend ausgebildete Jaffa - wagte er nicht, wenigstens zu versuchen, sich zu befreien. Jetzt da er wusste, wie schmerzhaft so etwas sein konnte, wollte er es nicht noch einmal durchmachen. Also blieb er ruhig und gelassen sitzen und wartete drauf, dass die anderen Wachen kamen, um ihn abzuholen.

~~~

Währenddessen saßen Major Samantha Carter, Lian Harper und Romy schweigsam dar und starrten entweder an die Wand, die Decke oder den Fußboden. War das mal nicht der Fall, hatten sie die Augen geschlossen. Sam verkniff sich noch länger zu weinen und selbst wenn sie es gewollt hätte, wäre es unmöglich gewesen. Nachdem ihr bewusst geworden war, dass sie mit einem Schlag ihr ganzes Leben verloren hatte, verließ sie aller Lebensmut. Sie konnte nicht mehr weinen, weil Jack es nicht gewollt hätte. Außerdem hatte sie es ja auch gewusst, sie kannte die Risiken und sie wusste auch, dass er nicht unverwundbar war, doch hatte sie dieses Wissen immer erfolgreich verdrängt. Jetzt jedoch hatte sie sich damit abfinden müssen und es tat ihr schrecklich weh. Wenn sie hier nur irgendwie rauskommen würden, dann könnte sie seinen Leichnam in den Sarkophag legen und ihn heilen. Leider war dieser immer bewacht, die Tür würden sie nicht öffnen können und an den Wachen auf den Gängen würden sie auch nicht unbemerkt vorbeikommen, schließlich hatten sie keine Waffn.

Oh Jack, verzeih mir, flehte sie innerlich. Ich hätte dich retten müssen. Gerade war ihr eingefallen, dass sie einfach hätten durch die Wand fliehen können, doch sie hatten nicht daran gedacht. Die einfachste und schnellste Lösung und ihr war das nicht eingefallen. Auch jetzt hätten sie es tun können, leider hatten die Jaffa ihren Phasenmodulator mit dem Schuss aus einer Zatwaffe lahm gelegt und auch Romy hatte irgendwie so ausgesehen, als wäre sie von einem Energiestoß getroffen worden. Doch sicher konnte sie sich nicht sein. Sie musste es herausfinden.

>>Ich hätte ihn retten können.<<, dachte sie deshalb laut. Ihre beiden Freunde sahen sie abwartend an. >>Ich hätte nur mit ihm verschwinden müssen, doch ich Vollidiot war nicht darauf gekommen und jetzt funktioniert dieses blöde Teil nicht mehr.<< Wider kamen ihr die Tränen, doch sie zwang sich erneut, sie zurückzuhalten.

>>Das war in der tat dumm.<<, gab Romy hart zurück. >>Ich wünschte nur, wir hätten nicht den gleichen Fehler begangen.<< Zorn schwang in Romys Stimme mit. Daran hatte Sam gar nicht gedacht. Die beiden wären ja gar nicht hier gewesen, wenn sie an die Erfindung gedacht hätten. Sie schallte sich schon jetzt für ihre Blödheit und ihren Egoismus.

>>Das bringt uns doch jetzt auch nicht weiter, also hört auf zu streiten.<<, mischte Lian sich ein und starrte weiterhin an die Decke. Er war blass, es schien ihm nicht gut zu gehen.

Auch Romy schien das aufgefallen zu sein, da sie fragte: >>Alles in Ordnung?<<

>>Klar, wieso nicht. Mir ist lediglich etwas schwindlig. Geht vorbei.<<

>>Willst du eine Tablette?<<

>>Nein!<< Dann herrschte wieder Ruhe. Keiner wusste, was er noch sagen sollte und kurz darauf war das sowieso egal, denn ein Dutzend Jaffa betraten sie Zelle, um die mitzunehmen. Jetzt würde es kein Zurück mehr geben. Tanit würde das weitere Schicksal von Sam und den anderen bestimmen.

~~~

Kaum hatte Colonel O’Neill sich zwei Sekunden hingesetzt, erschoss Tristen den anderen Jaffa auch schon mit der Stabwaffe. Sie hatten nicht viel Zeit, denn bald würde die Verstärkung eintreffen. Tristen musste ihm also so schnell wie möglich erklären, was los war und was Jack zu tun hatte.

>>Steh schon auf.<<, wies er ihn an. >>Wir haben nicht viel Zeit, also solltest du mir zuhören.<<

>>Tristen?<<, fragte Jack verwundert. Er hatte seine Stimme erkannt, wurde ja auch Zeit. >>Wie geht es den anderen?<<

>>Sie leben. Jetzt halt die Klappe und spitz deine Ohren.<<, befahl Tristen streng. Er hasste Zeitdruck und er mochte es gar nicht, wenn man ihn unterbrach. >>Tanit hat den befehl gegeben, dich wiederzuerwecken und das lässt nur zwei Möglichkeiten offen. Du wirst Wirt für einen Goa’uld oder du wirst sein persönlicher Sklave. Ich tippe ganz stark auf Letzteres. Deswegen wirst du alles tun, was ich dir sage. Sie werden dich einer Art Droge aussetzten, doch aus euren Missionsbereichten weiß ich, dass du dagegen immun bist. Benimm dich trotzdem so als würde es wirken. Sie werden dich mit unseren Freunden zusammenbringen und wenn es sein muss, tu ihnen weh.<<

>>Und wenn er aus mir doch einen Goa’uld machen will?<<, hakte Jack zynisch nach.

>>Dann werde ich ihn eben daran hintern.<< Tristen vernahm Schritte. Sie waren noch zu weit entfernt für Jacks gehör, aber er hörte sie genau. Er ließ sich in die Knie sinken und hielt Jack die Waffe entgegen. >>Nimm sie und richte sie auf mich. Wenn die Wachen kommen, tu so, als hätten sie dich abgelenkt. Ich werde dir einen Schuss mit der Zat verpassen, stell dich also darauf ein.<<

>>Und wenn sie auch schießen?<<, fragte Jack sarkastisch und tat wie ihm geheißen.

>>Bete, dass sie es nicht tun.<< Kurz darauf ging die Tür auf und Tristen schoss im selben Moment auf Jack, so dass dieser fluchend zusammenbrach. Zu Jacks Glück schoss niemand sonst auf ihn, was ihm das Leben gekostet hätte, mal wieder. Danach wurde er von Tristen und den anderen Jaffa gewaltsam zu Tanit geschleift, welcher O’Neill dieser Droge aussetzte, die ihm auch schon bei Seth begegnet war. Jetzt ging die Scheuspielerei los und ein Trost war es, dass Jack wirklich ein guter Schausteller war, schließlich hatte er jahrelange Erfahrung, er hatte Sam schließlich immer etwas vorgemacht und das gar nicht mal so schlecht.

~~~

Man drückte Lian und die anderen auf die Knie. Vor ihnen saß Tanit auf einem Stuhl und Terreas drängte ihn, ihm die Kontrolle zu überlassen, was er nach kurzem Zögern auch tat. Lians Augen leuchteten wutentbrannt auf, als Terreas seinen Körper übernahm. Tanit sah ihn von oben herab an und grinste selbstsicher. Lian hasste ihn beinahe so sehr wie Sokar oder Anubis, denn er war ein Goa’uld und das war Grund genug, um ihn zu verabscheuen.

>>Wen haben wir denn da, einen Tok’ra. Dürfte ich auch erfahren, welchen?<<, sagte Tanit verächtlich und seine machtverzehrte Stimme jagte allen einen Sauer über den Rücken. Dennoch ließen sich Lian, beziehungsweise Terreas nicht davon beeindrucken.

>>Wieso fragst du nicht Anubis? Er müsste sich eigentlich noch an mich erinnern. Ich verbannte ihn.<<, gab er herausfordernd zurück. Tanit würde der Name schon einfallen, jeder kannte die Geschichte.

>>Terreas, Sohn des Ra. Ich dachte, du wärst tot.<<

>>So wie es aussieht, bin ich es bald.<<

>>Freu dich nicht zu früh.<<, entgegnete Tanit und wendete sich Romy zu. Gewaltsam zwang er sie, ihn anzusehen und stellte freudig fest: >>Ausgesprochen hübsch. Die Ähnlichkeit zu Amunet ist verblüffend. Anubis wird die helle Freude mit dir haben.<< Lian hätte ihm am Liebsten eine verpasst, was im Gegensatz zu dem, was Tristen tun würde, harmlos wäre. Er konnte nur hoffen, dass sein Freund das nicht sah, egal wo er sich jetzt aufhielt.

Romy spuckte Tanit angewidert ins Gesicht und fauchte: >>Fahr zur Hölle!<< Dafür schlug er sie fest mit dem Handrücken ins Gesicht, was ihre Unterlippe zum Platzen brachte. Wieder wäre Lian gerne auf ihn losgegangen, um ihm das Genick zu brechen, doch zwei Jaffakrieger hielten ihn davon ab. Der Schmerz in seinem Kopf nahm zu, so dass Terreas sich zurückzog, um ihm bei dem Problem zu helfen. Bald würde wieder ein Anfall folgen, soviel war beiden klar und da Jack von den Jaffa umgebracht wurde und Tristen nicht zur Verfügung stand, welcher seine zweite Wahl gewesen wäre, würden sie unweigerlich beide sterben, denn Terreas hatte nicht vor eine der Frauen als Wirtin auszuwählen. Jetzt konnte ihnen nur noch ein Wunder helfen und nur einer war von ihnen für Wunder zuständig: Tristen. Aber Lian wollte nicht, dass dieser sich in Gefahr brachte. Vielmehr wünschte er sich, dass Tristen zur Erde zurückkehrte und die anderen warnte. Leider würde er das nicht tun.

>>Man wird deinen Willen schon noch brechen.<<, zischte er und begutachtete dann auch Samantha Carter abwertend, als wäre sie ein Stück Fleisch und meinte dann triumphierend: >>Und was dich angeht, Samantha Carter. Du wirst mir gehören für immer.<<

>>Eher sterbe ich!<<, entgegnete sie entschieden und sah Tanit dabei direkt in die Augen. Sie war eine starke Frau. Je länger Lian mit ihr zusammen war, desto mehr erinnerte sie ihn an Joey. Die gleiche stolze Haltung und ebenso unerschütterliche Wille. Jack war zu beneiden. Er war zu beneiden.

>>Das lässt sich einrichten. Bringt Colonel O’Neill her.<<, befahl er zwei Jaffa und kurz darauf stand Jack in Begleitung von weiteren Kriegern vor ihnen. Lediglich einer von ihnen trug einen Schakalhelm, die anderen waren ehemalige Krieger von Apophis. Irgendetwas an dem Jaffa kam mir ungewöhnlich vor. Er trug den Schalter für die Transportringe rechts. Das war außergewöhnlich, denn sonst wurden sie grundsätzlich links getragen. Die linke Hand jedoch, wurde von seinem Mantel verdeckt, welcher kunstvoll über seine Schultern fiel. Die Statur erinnerte fatal an die von Tristen und Lian beschlich das Gefühl, dass er auch genau dieser war. Um ihn nicht zu verraten, sah er sofort weg und richtete sein Augenmerk auf Jack, welcher mit starrem Blick auf sie herabblickte.

~~~

>>Jack?<<, stieß Major Carter verblüfft hervor. Sie wollte und konnte ihren Augen nicht trauen. Da stand er vor ihr, in voller Größe, mit starrem Blick und kalten Augen. Er lebte, ihr Jack lebte und doch wieder nicht. Er war anders. Vielleicht ein Goa’uld, vielleicht ein Jaffa, vielleicht auch einer Gehirnwäsche unterzogen. Sie konnte es nicht sagen. Es gab so viele Möglichkeiten. Zu viele Möglichkeiten. Aber er lebte und daraus schöpfte sie Hoffnung. Sie konnten immer noch Zusammensein, wenn sie das hier überlebten. Und da er in den Sarkophag gesteckt wurde, denn eine andere Möglichkeit war ausgeschlossen, war mit höchster Wahrscheinlichkeit auch sein Tumor verschwunden. Also würden sie eine Zukunft haben, vorausgesetzt er war bereit das Risiko einzugehen. Sam auf jeden Fall war es. Sie wäre für ihn durch die Hölle gegangen. Sie ist für ihn durch die Hölle gegangen, denn ein Raumschiff voller Goa’uld war nichts anderes.

>>Ihr habt mich gerufen Gebieter?<<, sagte Jack O’Neill unterwürfig ohne auch nur auf ihren Ausruf zu achten. Stattdessen verbeugte er sich untertänigst und vermied es dabei, Tanit direkt in die Augen zu sehen. Er war kein Goa’uld, soviel war ihr jetzt klar, aber er war in seinem denken verändert worden. Sicher hatte Tanit nicht das gleiche Gas benutzt wie Seth, sonst würde Jack sich sicher nicht so benehmen. Außer er tat nur so, doch dann würde er ihr irgendwie ein Zeichen geben, damit sie verstand und auf sein Spielchen einging. Sie musterte ihn eingehend und da war es, der Hinweis. Ein Handzeichen wie beim Baseball. Sie kannte, da sie alle vor nicht allzu langer Zeit bei einem Spiel waren. Jack hatte sie gezwungen und trotz anfänglicher Zweifel hatten sich alle recht gut amüsiert. Sogar Teal’c, welcher immer wieder nachhakte, wenn die Spieler irgendetwas falsch machten oder etwas ungewöhnliches passierte. Sie hatte ihn nach den Handzeichen gefragt und er meinte, dass dieses, welches er ihr auch gerade gezeigt hatte, für so etwas wie einen angetäuschten harten Ball stand, was dieser natürlich nicht sein musste. Es passte. Er täuschte vor, um dann eine andere Taktik in Angriff zu nehmen. Sam fragte sich bloß, welche das sein würde.

Ich hoffe, du hast einen Plan, der auch funktioniert, betete sie innerlich. Du musst uns hier rausholen und dann wird es Zeit hier zu verschwinden. Wir sind schon knapp fünf Stunden hier, wenn ich richtig liege und ich habe keine Lust draufzugehen oder die Lustsklavin dieses widerlichen Goa’uld zu werden. Samantha Carter sah sich um, doch Tristen war nirgendwo zu sehen. Sicher war er längst zurückgekehrt, um die Erde zu warnen, damit diese evakuieren konnten. Es wäre taktisch am effizientesten gewesen und da Tristen durch und durch Soldat war, er wurde schließlich als solcher erschaffen, würde er diesen Weg gehen. Ein Rettungsteam würden sie nicht schicken, denn es war einfach zu gefährlich und Tristen würde General Hammond genau das klar machen, vorausgesetzt, er war wirklich gegangen. Sam konnte sich dessen jedoch nicht sicher sein.

>>Ich will, dass du sie zum Zeichen deiner Loyalität bestrafst.<<, befahl Tanit hart und riss Major Carter so aus ihren Überlegungen. Einer der Jaffa, der einzige mit Schakalschädel, drückte Jack eine Zat in die Hand und beugte sich dabei leicht zu ihm vor. Sie hörte leise Worte, konnte sie jedoch nicht verstehen.

>>Wie ihr befielt Gebieter!<<, gab Jack ergeben zurück, zielte und schoss. Sam brach unter Schmerzen zusammen und obwohl sie die Unmacht zu übermannen schien, zwang sie sich jedoch, wach zu bleiben. Sie durfte nicht riskieren ein leichtes Opfer zu sein. Sie musste einfach wach bleiben. Sie brauchten jeden Mann.

>>Du blöder Mistkerl.<<, schrie Romy zornig, sprang auf und stürmte auf Jack zu. Die Krieger, die sie eigentlich davon abhalten sollten, einen Fluchtversuch zu unternehmen, waren für ihre Bewegungen zu langsam. Sie konnten einfach nicht mit einer genetisch hochfrisierten Kampfmaschine mithalten, selbst wenn sie wollten. Doch bevor sie ihm wirklich etwas antun konnte, traf sie die Faust eines Jaffas die sie benommen zurücktaumeln ließ. Die Jaffa, welche sie zuvor nicht zu fassen bekommen hatten, drückten sie auf den Boden zurück hielten sie sicherheitshalber weiterhin fest. Samantha Carter saß inzwischen wieder aufrecht und konnte mit einem kurzen Blick zu Romy deren gerötete Wange erkennen. Sicher würde ein schmerzender Bluterguss zurückbleiben. Der Jaffa war nicht gerade sanft mit ihr umgesprungen, als hätte er gewusst, dass sie es verkraften würde.

Ist der Jaffa etwas Tristen, ging es Sam durch den Kopf. Das würde das Geflüster erklären und auch die schnellen Reflexe, welche denen von Romy gleichkommen, wenn sie nicht sogar noch besser sind. Ist Tristen etwa doch nicht geflohen? Männer. Für ihre große Liebe würden sie wirklich alle durch die Hölle gehen. Sie waren fast so dumm wie wir Frauen. Sam ließ sich ihr Wissen jedoch nicht anmerken. Sie durfte nichts riskieren. Noch nicht. Sie musste auf ein Zeichen warten. Einer von beiden würde es ihnen schon geben. Sie sah zu Romy. Sie schien als einzige Ahnungslos zu sein, denn auch Lian mied es, Jack oder den Jaffa mit dem Schakalkopf direkt anzusehen. Auch wenn sie es wüsste, zeigte sie es nicht.

>>Und jetzt sag mir, ob sich noch jemand in diesem Raum aufhält.<<, wies Tanit Jack weiter an. Dieser sagte jedoch nichts. Er schien zu überlegen oder auf eine Art Zeichen zu warten, sie wie Sam und Lian auch, denn auch er wusste nicht, ob er Tristen verraten sollte oder nicht. Dieser müsste das selbst entscheiden und dies auch irgendwie zu verstehen geben. Gereizt fügte Tanit nach kurzer Zeit hinzu: >>O’Neill, antworte deinem Gebieter.<<

~~~

Jetzt ist es also so weit, stellte Tristen gedanklich fest. Na dann, let’s dance. Tristen berührte mit seiner Linken Hand die Vorrichtung am Kragen, damit sich der Helm öffnete und sein Gesicht zum Vorschein kam.

Dabei fragte er sarkastisch: >>Suchst du etwa mich?<< Mit einer schnellen Bewegung hatte er die Stabwaffe in seiner Rechten in Position gebracht und zwei der Jaffa mit gezielten Schüssen unschädlich gemacht. Auch Jack hatte zu feuern begonnen und zwar nach hinten auf die drei Jaffa, die sie begleitet hatten. Romy war im gleichen Moment aufgesprungen und hatte einen der Krieger mit einem gezielten Tritt gegen dessen Kopf außer Gefecht gesetzt. Samantha Carter schnappte sich eine der Stabwaffen und warf eine zweite Lian Harper zu, welcher diese auch gleich benutzte, um ihr Deckung zu geben, damit sie zu den Türen gelangen konnte. Alles ging viel zu schnell, als dass die Jaffa rechtzeitig reagieren konnten, doch Tanit hatte bereits ein Schutzschild um sich herum aufgebaut und war im Begriff zu fliehen. Lian schoss noch auf ihn, aber es war schon zu spät. Tanit hatte den Raum bereits verlassen. Tristen sah sich um und entdeckte eine weitere offene Tür. Von seiner Position aus, würde er sie nicht schließen können, denn erstens war er zu weit entfernt und zweitens kamen immer mehr Jaffa durch die Tür. Jack und Sam hatten sich hinter dem Thron verschanzt, Romy war hinter das Steuerpult geflüchtet, Lian, er war verschwunden. Höchstwahrscheinlich war er Tanit gefolgt und er hatte Schutz hinter einer Säule gesucht. Tristen wusste, sie konnten nicht ewig so weitermachen, er musste also was unternehmen. Keinem andern hätte er dieses Selbstmordkommando zugetraut, deswegen beschloss er es selbst zu wagen.

Schnell gab er Romy ein Zeichen, dass sie ihm Feuerschutz geben sollte und rannte dann los. Energieblitze zischten an ihm vorbei, erhitzten die umliegende Luft, so dass er kaum atmen konnte, versperrten ihm die Sicht und schienen seine haut zu verbrennen. Ein stechender unerträglicher Schmerz durchzuckte plötzlich seinen Rücken, ließ ihn einige Schritte taumeln, doch er unterdrückte ihn, riss sich zusammen, denn es waren nur noch wenige Schritte bis Schließvorrichtung. Eine der Slawen streifte sein Bein, so dass er drohte zu stürzen, doch da hatte er auch schon die Wand erreicht, den Schalter in Form einer Schlange betätigt, sich herumgeworfen, die Stabwaffe schussbereit gemacht und wieder zu feuern begonnen. Erst als die Tür sich endgültig geschlossen und Jack einen gezielten Schuss auf das Symbol einer Schlange abgegeben hatte, so dass sich die Tür nicht mehr öffnen ließ, sackte Tristen kraftlos in sich zusammen. Der Schmerz, den er zu unterdrücken versucht hatte, war mit voller Wucht zurückgekehrt und hatte ihn überwältigt. Mit aller Kraft zwang er sich, nicht unmächtig zu werden, den Schmerz so weit es gehend zu unterdrücken und sich auf etwas anderes zu konzentrieren, leider war die Decke dieses Raumes nicht gerade sehr spannend anzusehen.

>>Scheiße!<<, fluchte er lautstark und sein eigener Ruf hallte in seinem Kopf immer und immer wieder. Er versuchte sich aufzusetzen, denn der kalte Boden schürte die Schmerzen nur noch mehr an. Mit zwei helfenden Händen gelang ihm das auch. Er starrte in zwei wundervolle blaue Augen, die keiner anderen als Samantha Carter gehörten, doch in diesem Augenblick hätte er sich lieber jemand anderen neben sich gewünscht. Dieser Wunsch blieb nicht lange unerfüllt, denn auch Romy setzte sich bereits neben ihn, um seine Wunden zu untersuchen. Nur ganz kurz hatte sie ihm in die Augen gesehen und Sorge war ganz klar in den Ihrigen zu erkennen. Der Schmerz hatte nachgelassen, wirkte jetzt fast betäubend, doch Tristen drohte immer noch jeden Moment das Bewusstsein zu verlieren. Die Rüstung wog plötzlich eine Tonne, engte ihn ein. Er musste aus ihr raus, wenigstens aus dem Brustpanzer. Er wusste, hätte er nicht diese Rüstung getragen, wäre er jetzt tot oder zumindest kurz davor. Sie hatte das Schlimmste abgewendet und wahrscheinlich war sogar nur seine Haut in Mitleidenschaft gezogen worden, doch änderte das nichts an den höllischen Schmerzen, die er zu erleiden hatte. Auch sein Bein machte ihm zu schaffen. Allein das aufrechte Sitzen tat ihm weh. Wie gebannt starrte er auf die Wunde, die sich quer über seinen Oberschenkel zog. Verbranntes Fleisch, schwarzes Blut und rotes Fleisch, nicht gerade ein appetitlicher Anblick. Selbst ihm, der alles schon gesehen hatte, wurde bereits schlecht, aber er wusste es zu unterdrücken. Man half ihm aus dem Brustpanzer. Dankbar sah er erst zu Romy und dann zu Samantha. Alles begann vor seinen Augen zu verschwimmen, der Schmerz nahm wieder zu, da Luft an die Wunde drang. Tristen schloss die Augen, versuchte sich auf seine Verletzungen zu konzentrieren, um dessen Schmerz abzustellen und musste enttäuscht feststellen, dass es ihm nicht gelang. Er war einfach zu schwach und wollte im Grunde nur noch eines, schlafen.

~~~

>>Tristen, Tristen! Wage es jetzt ja nicht, einzuschlafen!<<, schrie Romy ihn hysterisch an und gab ihm eine leichte Ohrfeige. Er öffnete seine Augen und sah sie unverwandt an, dann lächelte er. Sie hatte Angst, denn auch wenn seine Wunden nicht besonders schlimm zu sein schienen, hatten sie ihn eine Menge Kraft gekostet und diese Kraft brauchten sie noch. Sie mussten Lian suchen und sie mussten hier verschwinden. Da sie jedoch keine der Türen benutzen konnten und sie von draußen belagert wurden, war er der Einzige, der sie hier rausschleusen konnte. Er hatte als einziges einen funktionierenden Phasenmodul. Außerdem könnte sie es nicht ertragen, ihn zu verlieren, dafür liebte sie ihn einfach viel zu sehr. Sie begann damit, seinen Mantel in Streifen zu reißen, was bei ihrer Kraft ein Leichtes war, dennoch wäre ihr wohler gewesen, wenn sie Schmerztabletten dabei gehabt hätte. Nein, sie hatte ja welche bei sich, besser gesagt Sam hatte welche, die nicht allzu stark sein dürften.

Deswegen sagte sie ohne Umschweife: >>Sam, gib mir eine deiner Schmerztabletten.<<

>>Hier!<<, meinte Sam und zog ein kleines Päckchen mit weißen Tabletten aus ihrem Stiefel. Nachdem Romy ihn zwang, eine davon zu nehmen, verzog er angewidert das Gesicht. Sie wusste, ihm würde es bald wieder besser gehen, so musste es einfach sein. Notdürftig umwickelte sie seinen Brustkorb mit dem zerrissenen Mantel und legte ihm dann Colonel Jack O’Neills Jacke um, die er ihr freiwillig zur Verfügung stellte. Das Beste war, wenn er sich jetzt warm hielt und bei den bescheidenen Mitteln, die ihnen zur Verfügung standen, war das alles, was sie tun konnten. Sam hatte sich inzwischen an seinem Bein zu schaffen gemacht und dieses so gut es ging verbunden.

>>Kannst du aufstehen?<<, fragte Romy sanft.

>>Bleibt mir eine andere Wahl?<<, hakte Tristen sarkastisch nach und versuchte sich mit Romys Hilfe zu erheben, was jedoch nur dazu führte, dass er wieder in sich zusammensackte.

>>Verdammter Mist!<<, fluchte er wütend. Er machte sich ganz klar Vorwürfe, weil er seine Freunde behinderte und dafür liebte Romy diesen Sturrkopf auch so sehr. Er hätte gehen können, doch er tat es nicht. Wieso, würde sie wohl nie erfahren.

>>Warte, ich helfe euch!<<, entgegnete Jack, kniete sich neben Tristen, dort wo zuvor Sam gesessen hatte, ohne diese auch nur einmal anzusehen und half Romy Tristen auf die Beine zu ziehen. Den Kommentar: >>Man, du bist aber verdammt schwer.<<, konnte Jack sich dabei aber nicht verkneifen. Romy atmete erleichtert aus als Tristen wieder auf den Beinen stand und nicht wieder zusammensackte. Mit einem Nicken deutete sie an, dass die beiden es schon alleine schaffen würden und Jack sich in Ruhe seinen Problemen widmen konnte. Dieser drehte sich auf dem Absatz um, sah abwartend zu Samantha Carter hinüber, welche ihn erst vorsichtig anlächelte und ihm dann dankbar und glücklich um den Hals fiel. Diese Umarmung endete mit einem langen Kuss, welcher jedoch schon bald von einem Räuspern aus Tristens Kehle unterbrochen wurde. Anscheinend hatte er sich wieder gefasst.

Eindringlich fügte er hinzu, als er deren volle Aufmerksamkeit erlangt hatte: >>Dafür habt ihr später noch Zeit. Falls ihr es schon vergessen haben solltet, wir müssen hier raus.<<

~~~

>>Und wie geht es jetzt weiter?<<, stellte Sam die Frage, die allen auf der Zunge brannte. Na ja, fast allen. Tristen schien die Antwort schon zu wissen.

>>Wir werden die Schiffe wie geplant in die Luft jagen und auf die Erde zurückkehren.<<, antwortete er zügig, als hätte er nur darauf gewartet. >>Da ihr nicht wie verabredet nach drei Stunden wieder da wart, beschloss ich, euch zu suchen und sah gerade noch, wie sie Jack abführten. Also habe ich die Chance genutzt und den Kurs der Raumschiffe ein klein verändert. Darüber hinaus habe ich die Schilde ausgeschaltet und blockiert. Jetzt brauchen wir das Gleiche nur noch bei diesem hier zu vollziehen und alles ist in Butter. Was für ein Glück, dass Tanit so bescheuert war, sich mit euch ausgerechnet hier zu treffen, wo die Steuervorrichtung zu finden ist.<<

>>Du kannst ein Goa’uldmutterschiff steuern?<<, fragte Jack nüchtern, denn irgendwie wunderte ihn bei diesem Mann gar nichts mehr. Er wurde schließlich zweimal angeschossen ohne auch nur unmächtig zu werden, hatte sich erfolgreich als Jaffa ausgegeben und trotz starker Schmerztablette war sein Verstand weiterhin vollkommen klar. Ganz zu schweigen von den verbesserten Genen. Also wundern konnte man sich wirklich nicht mehr über ihn. Obwohl, Jack wunderte sich über kaum noch etwas. Für ihn wäre es auch nicht weiter verwunderlich, wenn Tristen als Goa’uld durchgehen würde, so richtig mit leuchtenden Augen und so.

>>Ich wurde dazu ausgebildet gegen die Goa’uld zu kämpfen, also muss ich unweigerlich ihre Technologie beherrschen. Außerdem wurde ich von einem abtrünnigen Jaffa unterwiesen. Ihr müsstet ihn kennen. Bra’tak.<<, gab er kühl zurück.

>>Wer auch sonst. Der sagt ja auch nur, was er für richtig hält.<<, kommentierte O’Neill und warf einen Blick über Tristens Schulter, um zu sehen, was der am Steuerpult machte. Da Jack jedoch keines der Symbole auch nur ansatzweise deuten konnte und es im Grunde auch gar nicht wollte, wandte er sich wieder Sam zu, dessen Hand er nicht einen Augenblick losgelassen hatte.

>>Und was wird aus Lian?<<, fragte diese.

>>Ich kann mir schon denken, wo er ist. Ich werde ihn holen sobald wir in Sicherheit sind.<<, gab Tristen zurück. Jack musste zugeben, dass er sich als Anführer ziemlich gut machte. Er selbst hätte es wahrscheinlich nur schlechter hingekriegt. Langsam begann er wirklich, diesen Kerl zu mögen, lag vielleicht aber auch bloß daran, dass er Teal’c so verdammt ähnlich war. Kein Wunder, hatten ja auch den gleichen Lehrer.

>>Ich suche uns einen sicheren Fluchtweg.<< Romy stellte sich an eine der anderen Tafeln und begann ebenfalls damit, darauf rumzudrücken. Beiden schien wirklich zu wissen, was sie da taten. Auf jeden Fall eher, als Jack es gewusst hätte.

>>Und was machen wir so lange?<<, fragte Jack gelangweilt.

>>Denkt euch was aus.<<, meinte Tristen nur und Jack ließ sich das nicht zweimal sagen, schloss Sam behutsam in die Arme und gab ihr einen erneuten Kuss, wobei ihm ein wohliges Kribbeln durch den Körper schoss. Dieses Gefühl hatte er wohl von allem, was mit küssen zu tun hat, am Meisten vermisst. Am Liebsten hätte er ewig mit ihr einfach nur dagestanden und sich geküsst, denn noch konnte er es ohne weitere Konsequenzen, wenn man mal davon absah, dass er sich von Sekunde zu Sekunde mehr in sie verliebte, falls das überhaupt noch möglich war. Leider wurden sie abermals durch ein Räuspern unterbrochen, diesmal jedoch von Romy, die etwas eifersüchtig zu klingen schien, was auch verständlich war.

>>Wir können. Ich habe uns einen sicheren Weg durch Schleusen geschaffen. Sie werden hoffentlich eine Weile brauchen, sie zu öffnen.<<, fügte sie dann noch hinzu und trat auf einen Punkt an der Wand zu, der Wohl der Ausgang sein sollte.

>>Na dann. Last uns hier verschwinden.<<, kommentierte Jack und trat mit Tristen, den er stützte durch die Wand. Dabei hatte er die Zat immer schussbereit, falls Romy sich getäuscht haben sollte. Die anderen folgten mit Tristens Hilfe nach und nach. Der Gang war sicher, auf jeden Fall vorerst.


weiter: Kapitel 9
Kapitel 9 by Lenari
Kapitel 9

Lian Harper krümmte sich am Boden. Der Schmerz in seinem Kopf hatte schlagartig zugenommen, aber das spielte keine Rolle mehr. Er hatte die Symbole, Terreas hatte die Symbole und seine Freunde würden nicht mehr lange brau-chen, um auch in den Torraum zu gelangen. Tanit war fort, er hatte ihn nicht aufhalten können. Er war verwundet, doch spürte er die Wunde kaum. Die Kopfschmerzen vernebelten ihm die Gedanken und ließen kaum eine andere Empfin-dung zu. Es waren Stimmen zu hören, weit entfernt, doch Lian kannte sie gut. Tristen, Romy, Jack O’Neill und Samantha Carter. Sie würden ihn nicht mehr retten können, es war zu spät. Er wusste schon seit sie hier ankamen, dass er diese Mission nicht überleben würde. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis ihn die Schmerzen übermannten. Doch es war gut so. Lieber jetzt als auf einer anderen Mission, einer Mission mit Joey. Lian könnte es nicht ertragen, ihr mit dem Anblick noch mehr wehzutun. Es reichte schon, dass er für immer von ihr ging, seinen Tod sollte sie nicht auf noch mit ansehen müssen. Zwei warme (braune) Augen sahen ihn an, die Lippen des Gesichts bewegten sich, doch er hörte nichts. Alles schien so weit entfernt, so unwirklich. Er hatte die Schwelle bereits überschritten, es war bereits zu spät, um ihn noch zu retten. Krampfhaft versuchte er sich an den Namen dieser Person zu erinnern: Tristen. Eigentlich hätte er ihn sofort erkennen müssen, er war doch sein bester Freund, sein einziger wirklicher Freund. Irgendetwas wurde ihm gewaltsam in den Mund gedrückt, worauf sich sofort ein bitterer Geschmack auf seine Zunge legte. Ein letztes Mal wur-den seine Lebensgeister geweckt, der Schmerz ließ nach und wurde im gleichen Moment jedoch auch wieder unerträg-lich. Die Taubheit war verschwunden. Die Welt um ihn herum wurde klarer, die Umrisse schärfer und die einzelnen Laute deutlicher. Für einen kurzen Moment wurde er in die Wirklichkeit zurückgeholt.
„Lian, halte durch. Wir bringen dich hier raus, versprochen. Du darfst jetzt nicht sterben, verdammt noch mal!“ Tristen klang wütend und traurig zugleich. Er war sauer, zornig auf sich selbst, weil er Lian nicht helfen konnte. Dieser wollte seinem Freund am Liebsten sagen, dass alles gut sei, dass er sich keine Sorgen zu machen brauchte und dass es bes-ser so wäre, doch er brachte keinen Ton hervor. Er war einfach zu schwach, um zu sprechen, zu kraftlos, um sich zu bewegen und zu Nahe dem Tode, als noch kämpfen zu können. Mit festem Griff umklammerte Tristen Lians Hand, wollte ihn einfach nicht ziehen lassen und mit heiserer, von Tränen erstickter Stimme fügte er hinzu: „Du darfst mich jetzt nicht verlassen, mein Freund.“ Lian glaubte ein Lächeln in seinem Gesicht zu spüren, denn er wollte wenigstens so zeigen, dass es in Ordnung war.
Noch einmal versuchte er zu sprechen und hauchte kaum hörbar: „Terreas!“
„Tu es! Ich bin dazu bereit.“ Auch Tristen versuchte zu lächeln, scheiterte aber kläglich. Auch er wusste, dass seinem Freund nicht mehr zu helfen war, dass es so für ihn besser war und eigentlich hatte er Lian versprochen, nicht sentimen-tal zu werden, was nun wirklich nicht sein Stil war, doch jetzt war er es doch geworden. Schlimmer noch, er weinte. For-dernd öffnete er den Mund und kurz darauf durchfuhr ihn auch schon der Tok’ra. Lian umfing erneut das Gefühl der Be-nommenheit, die Dunkelheit griff nach im und er lief sich in ihr davontreiben, bis alles schwarz war und nichts mehr zu ihm vordrang. Seine Atmung setzte aus und sein Herz versagte seinen Dienst. Zurück blieb seine sterbliche Hülle, wel-che auch bald nicht mehr sein würde.

~~~

Romy fiel Jack in die Arme. Erst hatte sie einfach nur dagestanden und die Szene beobachtet, bis sie realisierte, dass sie ihren Freund nie wieder sehen würde und sich Tränen in ihren Augen zu sammeln begannen. Sie musste sich irgendwo festhalten, um nicht vor Trauer zusammenzubrechen und da war sie einfach in seine Arme gefallen. Dieser drückte sie nun fest an sich und redete beruhigend auf sie ein. Dieser Anblick entlockte Samantha Carter ein Lächeln in diesen traurigen Minuten. Sie hatte immer noch nicht richtig begriffen, dass der Mann, den sie liebte, den sie hatte ster-ben sehen, jetzt ganz nahe bei ihr stand und wieder am Leben war. Sie war sich erst wirklich sicher gewesen, dass sie sich das nicht nur einbildete, als er sie endlich in die Arme geschlossen und geküsst hatte. Sie hatte seinen rasenden Herzschlag gehört, seinen Atem auf ihrem Gesicht und wahrgenommen, wie sich sein Brustkorb hob und senkte. Ewig hätte sie so mit Jack dastehen können. Doch sie wusste, dass das nicht ging, dass dies nie gehen würde. Durch etwas würden sie immer getrennt werden, ob es nun die Arbeit war oder ein Streit, welcher zwischen ihnen stehen konnte. Doch was auch geschah, Sam würde ihn nie wieder gehen lassen, denn er würde leben. Vielleicht nur weitere drei Mo-nate, vielleicht auch etwas länger oder kürzer, aber sie würde bei ihm sein und er würde bei ihr sein, komme was wolle. So einfühlsam hatte sie ihn lange nicht mehr erlebt, wahrscheinlich sogar niemals zuvor. Er hatte sich geändert, er war ausgeglichener und ruhiger als sonst. Er brauchte sich nicht mehr zu verstellen, denn er hatte jetzt sie und sie brauchte auch nicht mehr zu schauspielern, denn sie war bereit, sich den Konsequenzen zu stellen. Ob er es auch war, wusste sie nicht, aber sie konnte und wollte sich nicht mehr verstecken und ihm musste es einfach ähnlich gehen.
Nach einigen Minuten erhob sich tristen wieder und holte aus einer Ecke des Raumes, die am uneinsichtigsten zu sein schien, seine Uniform und alles, was er noch bei sich trug, als er das Stargate der Erde passierte. Zum umziehen hatte er keine Zeit mehr, obwohl er gerne aus dem Rest der Rüstung gestiegen wäre. Stählerne Schritte drangen wieder an sein Ohr. Sie hatten die Schleusen wieder geöffnet. Es würde nicht lange dauern, bis sie hier waren und begannen, die Tür unter Beschlag zu nehmen. Ihnen blieb keine zeit mehr. Tristen sagte nicht ein Wort, sah niemanden an, schon gar nicht Romy, denn er war nicht mehr er selbst, er hatte keine Kontrolle über seinen Körper, denn Terreas hatte die Kontrolle übernommen. Es würde nicht ewig zu einer Symbiose kommen, das war beiden klar, doch Tristen war bereit das Opfer für einige Zeit zu bringen, wenn er dadurch verstand, was in Lian, seinem einzigen Freund, vorging. Wie hyp-notisiert starrte er einige Sekunden lang auf die letzte Ladung C-4. Er würde damit alle Hoffnungen zunichte machen, Li-an wieder zu beleben, doch sie konnten ihn nicht mitnehmen. Auch wenn sie schon am Tor waren, sie konnten es nicht. Er hätte es nicht gewollte. Joey durfte ihn auf keinen Fall so sehen. Sie musste ihn als das in Erinnerung behalten, was er war. Lebendig. Erneut begann Tristens Rücken zu schmerzen, doch es war ihm egal. Er wollte nur noch eines, nach Hause. er war müde, so unendlich müde. Krieg machte ihn immer müde. Er war dafür erschaffen worden, er war durch und durch Soldat und er würde es bis zu seinem Tod bleiben, aber das alles änderte nichts daran, dass er dennoch vom Kämpfen müde wurde. Es saugte seine Lebensenergie förmlich aus und immer, wenn er dachte, es würde nicht mehr gehen, waren da wieder Reserven, als wäre seine Kraft unerschöpflich. Sie hatten ihn wahrscheinlich so erschaffen.
Ironie, dachte er bei sich. Erinnert mich irgendwie an den Obelisken. Romy hatte Recht, er spiegelt uns selbst wieder, fragt sich nur, was man in ihm sieht. Er befestigte das kleine viereckige Paket geballter Vernichtungs-kraft an dem DHD und befestigte daran die Zeitschaltuhr. Fünf Minuten, mehr ließ er ihnen nicht, dann würde all dies hier hoffentlich zu Ende sein. Dann gab er die Koordinaten Edens ein, da er unmöglich alle durch die Iris der Erde schleusen konnte, er den Code nicht durchschicken konnte und es ihm außerdem viel zu lange dauern würde. Das Wurmloch baute sich tosend auf und schien alles zu verschlingen, was es wagte, sich ihm in den Weg zu stellen. Endlich, sie konnten nach Hause.
„Willst du ihn etwa hier lassen?“, fragte Romy irritiert. Sie verstand es nicht.
„Genau das und jetzt beweg deinen Arsch durch das Tor.“, befahl Tristen ihr zischend. Terreas hatte es für besser gehalten, sich zurückzuziehen. Es ging ihn nichts an. Er hatte genug mit sich zu kämpfen.
„Wir werden dann schon mal gehen!“, bemerkte Jack O’Neill ganz nebenbei, nicht darauf bedacht, dass ihm wirklich jemand zuhören würde. Aufmunternd und vor allem seine Liebe bestätigend ergriff er Sams hand um mit ihr gemeinsam durch das Tor zu schreiten. Ein Lächeln, welches sie ihm zuwarf, reichte ihm voll und ganz als Bestätigung, dass alles was kommen würde, einen Sinn haben würde. Er würde mit ihr zusammen sein. Wütend starrte Romy in Tristens Augen.
Wie kann er nur, fragte sie sich innerlich. Ich hasse ihn so sehr. Tränen standen ihr in den Augen. Sie konnte ihren Freund nicht zurücklassen, dafür liebte sie Lian zu sehr.
Jetzt schrie Romy ihn an: „Das ist doch nicht dein Ernst? Was ist nur in dich gefahren, er war dein Freund.“
„Und er wollte es so! Glaubst du wirklich, Joey würde ertragen, ihn so zu sehen? Ich will ihr nicht wehtun, Romy. Nicht noch mehr und Terreas auch nicht.“, gab er ruhig zurück und trat auf sie zu.
„Terreas ist in dir?“ Ein Nicken war alles, was Tristen darauf antworten konnte, bevor er ihre Hand ergriff und wortlos mit ihr durch das Stargate trat. Kurz darauf schloss es sich mit einem lauten zischen und die Zeitschaltuhr zeigte sechs Nullen, dann wurde alles schwarz.

~~~

Daniel las sich das, was er aus den Texten übersetzt hatte, noch einmal durch. Irgendetwas stimmte nicht überein. Das ergab keinen Sinn. Was zum Teufel sollte das bedeuten. Die Worte passten nicht ansatzweise zusammen und so-wieso ergab alles keinen tieferen Sinn oder wies in irgendeiner Weise auf die Funktion des Obelisken hin. Nach einer Weile hatte er es aufgegeben und sich den Schriftsätzen der anderen Völker zugewandt. Bei diesen ergab einiges einen gewissen Sinn und schon bald fand er heraus, dass man das Portal nur betreten konnte, wenn man die richtigen Worte kannte. Nur waren diese Worte in den texten der Maja enthalten, falls die Schriften überhaupt von diesen stammten. Da-niel zweifelte langsam daran, diese Texte jemals übersetzten zu können. Nicht ohne Tristens Hilfe, welcher mehr über diese Technologie und ihren Erfinder zu wissen schien, als er zugeben wollte. Was Daniel schon wieder zu der Frage brachte, ob es seinen Freunden gut ging. Selbst Teal’c, welcher ihm beim Übersetzten der Texte half, war schweigsamer denn je. Auch er machte sich Sorgen. Jack war genauso sein Freund und Major Samantha Carter war ihnen ebenfalls sehr ans Herz gewachsen. Sie waren ein Team und sollten zusammen sein, doch Colonel O’Neill hatte förmlich darauf bestanden, dass sie hier blieben. Im ersten Moment hätte Daniel Jack dafür umbringen können, doch dann hatte er ver-standen. Er wollte sie nicht unnötig in Gefahr bringen und das würde er unweigerlich, wenn er einen von ihnen mitnahm. Außerdem konnte er sich nicht auf Teal’c verlassen, was dieser ebenso gut wusste. Der Hass saß einfach zu tief und wurde bei Jaffa nicht von Tag zu Tag weniger, eher mehr. Joey betrat den Raum und setzte sich zu ihnen. Das Tablett mit dem Tee, das sie in den Händen hielt, stellte sie nun vorsichtig auf dem Tisch ab.
„Danke!“, meinte Doktor Jackson höflich und nahm einen Schluck von dem süßlich duftenden Gebräu. Auch Teal’c probierte es, doch es schien ihm nicht zuzusagen, denn er stellte die Tasse sofort wieder zurück aufs Tablett und rührte sie auch nicht mehr an. Nach einer weile hakte Daniel nach: „Wie geht es dir?“
„Ganz gut. Ich wünschte nur, sie würden sich etwas beeilen. Langsam mache ich mir doch schon Sorgen.“, entgeg-nete Joey und zwang sich zu einem gequälten Lächeln.
„Ihnen geht es sicher gut. Es sind ja auch erst knapp fünf Stunden vergangen. Wir saßen mal einen ganzen Tag auf einem solchen Raumschiff fest und wir haben es auch überlebt.“, versuchte er ihr Mut zu machen, wusste jedoch genau, wie knapp es gewesen war, für sie alle. Jack, Teal’c und Sam hatten nicht gerade wenig abbekommen und auch er war nicht verschont geblieben. Hätte er sich nicht in letzter Sekunde retten können, wäre auch er draufgegangen. Er wollte im Grunde gar nicht darüber nachdenken. Wäre Bra’tak nicht gewesen, wären sie jetzt entweder alle Wirte oder bereits Fischfutter. Aber sie waren immer mit einem blauen Auge davongekommen, sie hatten es immer irgendwie geschafft und sie würden es auch diesmal schaffen, er musste nur ganz fest daran glauben. Josephin Bexter wollte gerade etwas er-widern, als die Alarmsirenen losheulten. Sofort sprangen alle drei auf, ließen alles stehen und liegen und rannten so schnell sie ihre Füße tragen konnten, Richtung Kontrollraum. Entweder es waren Jack und die anderen oder erneut die Goa’uld, denn ihre Teams waren alle in die Basis zurückgekehrt, schon vor Stunden. Daniel hoffte stark auf Ersteres.

~~~

„Autsch!“, fluchte Colonel Jack O’Neill und rieb sich seine schmerzende Stirn. „Mich hätte wenigstens jemand vor-warnen können.“ Er war mit der Stirn gegen den unsichtbaren Schutzschild geprallt und blickte jetzt mürrisch in der Ge-gend herum. Dann erblickte er sie, Daniel und Teal’c, seine Freunde. Ein breites Grinsen legte sich auf seine Lippen und als sich der Schutzschild auflöste, trat er auf sie zu. „He Leute, ich sagte doch, ich komme wieder!“ Einen Moment stan-den sie einfach nur da, sagten nichts und taten nicht, dann verfielen sie in eine freundschaftliche Männerumarmung.
„Tu so etwas nie wieder!“, gab Daniel erleichtert zum Besten.
„Du willst doch nicht etwa, dass ich lüge?“, entgegnete Jack mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht, dann wandte er sich Teal’c zu, welchem er jedoch nur die Hand gab. Währenddessen schloss Doktor Jackson Major Carter fest in die Arme. Als sie Schritte hinter sich vernahmen, wandten sie sich um. Tristen stütze sich kraftlos auf Romy und drohte jeden Moment mit ihr zusammenzubrechen, dennoch zwang er sich, langsam einen Fuß vor den anderen zu setz-ten. Jack kam ihnen sofort zur Hilfe.
„Immer sachte, Kumpel. Du hast alle Zeit der Welt.“, beschwichtigte O’Neill ihn und wandte sich dann an die Techni-ker: „Ähm, Freunde, ich glaube, wir brauchen hier einen Arzt.“
Unter Schmerzen presste Tristen hervor: „Nein, keine Ärzte. Der Obelisk.“ Jack konnte ihn nur verwundert ansehen, denn er hatte keine Ahnung, wovon hier eigentlich die Rede war. Obelisk, hörte sich ganz nach Daniels Spezialgebiet und dem Grund warum er hier war, an.
„Kriegst du das hin, Kumpel, oder sollen wir dich tragen?“, hakte Jack deswegen nur nach und die Antwort auf seine Frage war, dass Tristen sich wieder in Bewegung setzte. Sie verließen den Raum, dabei mied er es, Joey direkt anzuse-hen. Es fiel ihm einfach schwer, der Geliebten seines besten Freundes in die Augen zu blicken und ihr zu sagen, dass sie Lian nie wieder sehen würde. Außerdem würden ihn dann Terreas Gefühle vollkommen durcheinander bringen. Jack wusste, wie es Sam die erste Zeit mit Martouf oder halt Lantasch ergangen war und das wünschte er keinem, schon gar nicht Tristen, der sich nicht einmal über seine eigenen Empfindungen im Klaren zu sein schien.
Wieso lässt er sich nicht von einem Arzt behandeln, fragte Colonel O’Neill sich in Gedanken. Was hat er zu verbergen. Hat es was mit seiner genetisch veränderten DNS zu tun? Schon, er wäre ein gefundenes Fressen für alle übereifrigen Wissenschaftler, sprich Doktor Fraiser, aber hier würde man ihn allein aus Prinzip in Ruhe lassen. Und was zum Teufel will er bei einem Obelisken. OK, vielleicht war das so etwas wie ein Heilungsgerät, ein Sarkophag oder so ähnlich, aber er trug doch einen Goa’uld in sich, er brauchte so etwas nicht. Oder etwa doch?
„Daniel?“, fragte Jack, während sie nach draußen gingen.
„Der Obelisk ist, soviel ich rausbekommen konnte, eine Waffe und gleichzeitig eine Art Sarkophag, aber ich habe keinen blassen Schimmer, wie er funktionieren könnte. Ich kann die Texte einfach nicht übersetzten. Aber aus anderen Texten weiß ich, dass es eine Art Formel gibt, mit der man ins Innere gelangt. Da ich die Majaschriftzeichen nicht über-setzten kann, obwohl ich denke, dass Tristen uns da weiterhelfen könnte, wäre es theoretisch möglich, dass der Obelisk ihn heilen könnte.“, begann der Wissenschaftler neben ihm zu plappern und Jack wusste, dass ihm schon sehr bald der Kopf dröhnen würde. Er musste das Gespräch um alles in der Welt kurz halten.
„Daniel!“, unterbrach Jack seinen Freund deswegen schnell. „Ja oder nein?“
„Theoretisch: Ja!“
„Und praktisch?“, hakte Jack nach, denn ein theoretisches ja, war meist ein noch deutlicheres Nein. Leider erhielt er nur ein Schulterzucken als Antwort auf seine zweite Frage. Mehr hatte er auch nicht erwartet Jetzt lag es also an Tristen, aber da dieser den Vorschlag gemacht hatte, war es schon wahrscheinlicher, dass er etwas wusste. Langsam fing Jack an, diesen Typen zu beneiden. Er war klüger, er war stärker und er jünger als er. Also alles, was Jack nie mehr sein würde.

~~~

Jetzt, wo Tristen vor dem Obelisken stand, wo er nur noch eine Berührung von seiner Vergangenheit entfernt war, da wäre er am Liebsten geflohen. Doch dazu hatte er weder die Kraft noch den Mut. Dennoch wollte er dort nicht alleine hi-neingehen und er wusste, dass Romy ihn nicht begleiten konnte, sie würde es auch nicht verstehen. Sie war auch so schon sauer auf ihn, wenn sie dann noch erfuhr, was wirklich bei ihrer so genannten Rettung geschehen war, würde sie ihn nie wieder eines Blickes würdigen. Doch sie hingegen wollte ihn um alles in der Welt begleiten, sehen, was er sah und herausfinden, was genau dieses Heiligtum alles konnte. Nur er schien es wirklich zu wissen. Woher er jedoch die Schrift lesen konnte, war ihr ein Rätsel, vielleicht war es ihm beigebracht worden, er war schließlich älter als sie, doch sie waren lediglich Soldaten und wurden nur für den Kampf gegen die Goa’uld erschaffen. Sie würde es schon herausfin-den, waren sie erst einmal im Inneren.
„Und wie aktiviert man das jetzt?“, riss Jack beide aus den Gedanken. „hat sicher was mit der Tür zu tun, richtig?“
„Theoretisch: Ja, aber...“, begann Daniel Jackson, wurde jedoch erneut von Colonel O’Neill unterbrochen.
„Daniel, keine Theorien!“, bat er und fügte flehend hinzu: „Bitte!“
Nach einem kurzen inneren Kampf antwortete Tristen kühl: „Genau das!“
„Danke! Worauf warten wir noch, gehen wir.“ Jack O’Neill hatte keine Lust mehr zu warten. Er wollte endlich nach Hause, unter die Dusche und dann noch was essen. Das alles wollte er mit Sam machen, denn je länger sie in ihrer Zweisamkeit gestört waren, desto frustrierter wurde er. Immer wieder warf er Blicke zu ihr rüber, stellte sich vor, wie sie ohne diese Uniform aussehen würde und wurde nur noch verrückter. Seine Phantasie ging förmlich mit ihm durch. Wenn er sich noch beherrschen konnte, nicht über sie herzufallen, dass lag es daran, dass er Joey nicht noch mehr wehtun wollte. Sie hatte gerade ihre große Liebe verloren und musste sich jetzt alleine um das Baby in ihrem Leib kümmern. Obwohl, sie war nicht wirklich allein, sie hatte ja noch Tristen, den Jack immer mehr zu mögen begann, und Romy, die neben Sam die stärkste Frau war, die er je kennen gelernt hatte. Sie war nicht nur innerlich stark, sondern auch körper-lich in Topform. OK, ihre Gene waren frisiert worden, das spielte jedoch nur geringfügig eine Rolle. Als Daniel wieder an-setzte, etwas zu sagen, gab Jack die Hoffnung auf, heute Abend wieder zu Hause zu sein. Er würde vor dem Obelisk qualvoll verhungern und Tristen wahrscheinlich verbluten.
„So einfach ist das nicht. Erst muss man euch für würdig erklären.“, wandte Daniel ein und rückte seine Brille an-dächtig zurecht.
„Kann mir auch jemand sagen, was die Voraussetzungen sind? Muss ich dieses Zeug da etwa lesen können?“ Ihm reichte es gestrichen. Alles war immer so kompliziert, als ob es nicht auch einfacher gehen würde.
„Um zu gelangen in das Reich der Erlösung, musst du durchschreiten das Tor der Dunkelheit und erleiden unendli-che Qualen in den Höllen der Welt. Erst dann seihst du bereit, einzutreten ins ewige Paradies der Seele, um zu erlangen echtes Wissen und wahre Macht.“, las Tristen laut vor und blickte dabei genau auf den Text über dem Auge.
Jack warf irritiert ein: „OK, ich habe zwar kein Wort von dem verstanden, was du gerade gesagt hast. Könnte das mal jemand in vernünftiges Englisch übersetzten?“
Abermals rückte Daniel Jackson seine Brille zurecht, als ob sie in der kurzen Zeit wieder verrutscht sein könnte, und erklärte, wenn auch nicht wirklich: „Dass sozusagen nur diejenigen in das Innere des Obelisken gelangen, die großen Schmerz erlitten haben und mehr als nur einmal um ihre Freiheit kämpfen mussten. Die werden dann echtes Wissen und wahre Macht erlangen, was auch immer das zu bedeuten hat.“
„Wenn das so ist, lasst uns endlich gehen, bevor Tristen noch den Löffel abgibt.“ jeder wusste, dass Jack keine Wi-derrede mehr duldete, der Befehlston in seiner Stimme war eindeutig. Sogar Daniel wagte nicht mehr, zu widersprechen. Doch Tristen war mit Diskutieren anscheinend noch nicht ganz am Ende, denn er hatte doch tatsächlich vor, sich jetzt noch mit Romy anzulegen.
„Du kannst uns nicht begleiten, Romy. Glaube mir, sie würden dich nicht hineinlassen. Du weißt nicht annähernd et-was vom Leid, wie ich es erfahren musste.“ Dafür fing er sich eine Ohrfeige ein. Ihr schien anscheinend vollkommen ent-fallen zu sein, dass er verletzt war. Obwohl das auch nicht weiter eine Rolle spielte, denn Tristen war hart im nehmen und sie hatte auch das Recht, ihm den Schlag ins Gesicht heimzuzahlen. Jede andere Frau hätte wahrscheinlich genau-so reagiert, Sam auf jeden Fall.
„Wer gibt dir das Recht, dass zu beurteilen? Ich komme mit!“, schrie sie ihn wütend an.
Jack an Tristens Stelle hätte nicht widersprochen und damit dies auch nicht passierte sagte dieser schnell: „Versu-chen kann sie es doch mal!“ daraufhin berührten alle gemeinsam das Portal und verschwanden vor den Augen der an-dern. Na ja, nicht alle, denn Romy blieb allein zurück. Tristen hatte Recht behalten, sie hatte nicht annähernd genug Leid erfahren, um mit ihnen kommen zu können.

~~~

Das Schwindelgefühl hatte nachgelassen und auch der Schmerz schien zu verschwinden. Ich sah hinunter auf mein Bein und konnte geradezu mit ansehen, wie das Blut aus dem Stofffetzen gesogen wurde und sich meine Wunde mit ei-nem unangenehmen Kribbeln schloss. Auch mein Rücken begann zu jucken, was etwas unangenehm war, aber ich ig-norierte es einfach. Er sah mich um. Es war schwarz um sie herum und Romy stand auch nicht mehr neben Tristen. Er hatte also Recht behalten. Ein Gefühl von Freiheit machte sich in ihm breit, von Ruhe und Frieden, als würde hier nichts und niemand an ihn heran gelangen und kein Leid ihn mehr ereilen. So hatte Tristen sich noch nie in seinem Leben ge-fühlt, auf jeden Fall nicht mehr, seit er mit Romy alleine in dieser Höhle war. Auch damals hatte er sich seltsam befreit gefühlt, weil nichts mehr gezählt hatte außer Andromeda. Immer mehr wurde ihm klar, dass er sich unsterblich in sie ver-liebt hatte. Das musste wirklich eine Art Paradies sein. Jack schien das jedoch nicht so zu sehen.
„Cool!“, bemerkte dieser und sah sich um. „Das ist also das Paradies? Wie unspektakulär.“ Seine Augen blickten ge-langweilt in der Gegend umher. Er sah nicht, was Tristen so voller Zufriedenheit wahrnahm. Niemand außer ihnen war hier und wenn doch, sah man ihn nicht, kein Lärm störte die beruhigende Stille um sie herum und nichts konnte einen hier von den eigenen Gedanken ablenken. Die Gefühle breiteten sich klar vor Tristen aus, was er wollte, was er bekom-men konnte, was er liebte. Romys Gesicht erschien vor seinem inneren Auge und er wusste, sein Leben gehörte ihr, wenn er sie auch nie ganz bekommen konnte. Sie sollte wenigstens ihn haben. Das Kribbeln ließ nach, der Heilungspro-zess war abgeschlossen. Ich konnte endlich diesen störenden Verband loswerden.
„Also mir hat es geholfen.“, gab Tristen zurück und befreite sich von den Stofffetzen. Danach zog er die Jacke or-dentlich an und wusste feststellen, dass sie wohl doch etwas zu eng für ihn war. Er würde es überleben, wenigstens noch eine Weile. Das, was er hier sah, konnte jedoch noch nicht alles sein. Der Obelisk war schließlich auch eine Art Kommunikationsgerät. Also musste er doch irgendwie Verbindung mit ihnen aufnehmen können. Fragte sich nur wie. In diesem Raum war nichts, nur Dunkelheit. Das Tor der Dunkelheit. Tristen setzte sich in Bewegung. Irgendwo musste sich ein Durchgang befinden, eine Art zweites Portal.
„OK und wo bleibt jetzt das Wissen und die Macht?“, fragte Jack genervt, während er seinem Kumpel folgte und sich dabei weiterhin suchend umsah.
„Sie ist um dich herum. Du musst nur lernen, zu sehen und zuzuhören.“, entgegnete Tristen ruhig. Selbst Jacks über-flüssige Kommentare ließen ihn hier kalt. Das Gefühl der Zufriedenheit in seinem Herzen war einfach zu mächtig, um andere Empfindungen zuzulassen, nicht einmal Trauer oder Zorn. Terreas hatte sich ganz weit zurückgezogen, sich und seine Gedanken ausgesperrt, damit Tristen dieses Gefühl genießen konnte und begriff, was wirklich zählte.
„Was sehen? Hier ist doch bloß Leere und Stille, was soll...“, begann Jack, brach dann aber ab. Langsam verstand er, was Tristen meinte. Es war das Nichts, was Weisheit und Macht ausstrahlte. Denn am Ende würde die Dunkelheit al-les überleben, auch wenn es nicht wirklich dunkel war. Es war mehr ein undurchdringliches grau, die perfekte Harmonie aus Schwarz und Weis, Gut und Böse, Tag und Nacht. Ähnlich kalter Wintertage, wenn Nebel sich grenzenlos ausbreite-te und alles zu verschlingen schien, was mal irgendeine Bedeutung hatte. Alles war dann so herrlich ruhig, so vollkom-men. Nichts, dass einen störte, einen ablenkte oder gar auf andere Gedanken brachte. Man kannte weder Schmerz noch Leid, keine Trauer, keine Sehnsucht und auch deinen Zorn. Dann blieben nur noch Liebe und Freundschaft, die guten Dinge, die an welche man sich gerne erinnerte. Nach einer Weile fügte Jack hinzu: „...ich versteh, was du meinst.“
Eine Stimme ertönte: „Wer wagt es in unsere Welt einzudringen?“ Niemand war zu sehen und doch spürten beide, dass jemand hier sein musste. Die fremden Blicke brannten regelrecht auf ihrer Haut.
„Zwei Krieger, die Antworten von euch erwarten.“, antwortete Tristen kalt. Er wusste, wer diese Wesen waren, wer Jack und ihn beobachtete und wer ihm als einziges die Frage seiner Existenz verraten konnte. Die Antiker, die Erbauer des Stargates, seine Erschaffer. Diesen Weg hätte er schon lange gehen können, doch hatte er nie den Mut dazu ge-funden. Auch wenn er es nicht wirklich wahrhaben wollte, war es doch ein Trost für ihn, dass Colonel O’Neill ihn begleite-te und sich mit ihm diesem Problem stellte. Auch wenn er nie zuvor richtige Angst verspürt hatte, jetzt war dem so und es würde auch nicht das letzte Mal bleiben, soviel war sicher.
„Ich spüre die Präsenz eines Goa’uld und eines Antikers.“, meldete sich die Stimme wieder zu Wort.
Sofort warf Jack ein: „Goa’uld? Antiker? Halt mal, wieso haben wir davon nichts erfahren?“
Richtig, er hatte ja nichts von der Vereinigung mitbekommen, es war zu schnell gegangen und er hatte sich um Romy kümmern müssen, schoss es Tristen durch den Kopf. Und mein kleines Geheimnis hatte ich lediglich Daniel anvertraut. Tja, dann weiß er es halt jetzt, auch wenn es ihn nicht wirklich etwas anging.
„Weil es euch nichts angeht? Das ist ganz allein meine Sache.“, gab Tristen dennoch mürrisch zurück. Er mochte es nicht, sich zu rechtfertigen, nicht vor einem gewöhnlichen Menschen, selbst wenn er gar nicht so gewöhnlich war. Nach allem, was geschehen war, hätte Tristen sich eigentlich eingestehen müssen, dass Jack O’Neill etwas Besonderes war, doch er verdrängte diese Erkenntnis so gut es eben ging. Seine Meinung über Menschen zu revidieren, war im Moment das Letzte, was er gebrauchen konnte. Erst musste er einen anderen Sachverhalt klären und dann noch die Sache mit Romy. Danach war für solche Überlegungen noch genug Zeit.
„Ist es nicht! Nicht wirklich jedenfalls. Nicht, wenn sich daraus irgendwelche Vorteile oder Nachteile ergeben.“, wand-te Jack hartnäckig ein. So einfach wollte er sich einfach nicht abspeisen lassen, auch wenn er wusste, dass er aus Tris-ten nicht allzu viel herausbekommen würde, wenn nicht sogar überhaupt nichts.
Dieser funkelte ihn aus seinen brauen Augen wütend an und zischte keinen weiteren Widerspruch duldend: „Selbst dann geht es dich einen Dreck an. Misch dich nicht in meine Angelegenheiten, wenn dir dein Leben lieb ist.“
„Schon gut, schon gut! Ich halte mich da raus.“, wehrte Jack ab, hob ergebend die Hände und wandte sich wieder nach vorne, als ob er dort irgendetwas anderes als einheitliches Grau sehen könnte.
„Was wollt ihr hier?“, hakte die Stimme nach. Eigentlich war es doch mehr ein Grollen, aber nicht ganz so verzehrt und machtbesessen wie bei den Goa’uld.
„Wissen, wieso ihr mich erschaffen habt.“ Jack staunte nicht schlecht, als Tristen das sagte. Noch eines seiner Ge-heimnisse und Jack wäre wahrscheinlich verzweifelt. Er würde aus diesem Kerl wohl nie schlau werden und wenn er ehrlich war, wollte er das auch gar nicht. Jeder hatte so seine Geheimnisse und seinetwegen sollte Tristen diese auch behalten. Er konnte gut auf solches Wissen verzichten.
Dennoch war ihm die Sache einen weiteren Einwand wert: „Stopp mal, sprechen wir gerade wirklich mit den Anti-kern? Wenn das so ist, hätte ich auch ein paar Fragen.“
„Wir erschufen dich, um unsere Existenz zu erhalten. Unsere Rasse ist dem Untergang geweiht, doch durch dein Zu-tun werden wir irgendwann wieder auferstehen.“, fuhr die Stimme fort, wobei diese weiterhin in der Mehrzahl sprach, als hätte sie Jacks Worte gar nicht gehört. Er schien tatsächlich unwichtig zu sein, was ja nicht das erste Mal war, wenn er es genau nahm. Sie hatten Tristen also erschaffen, um ihre Rasse nicht aussterben zu lassen, fragte sich nur, was mit dem Rest von ihnen geschah oder geschehen war.
„Bedeutet das...“, begann Tristen mit seiner Frage, brachte sie aber nicht zu ende, da einfach zu unfassbar war. Wie konnte eine solch fortschrittliche Rasse nur von so primitiven Wesen abstammen, wie die Menschen es nun mal waren. Er stammte ebenfalls von ihnen ab, auch wenn er es immer verdrängt hatte. Vielleicht waren sie auch der Schlüssel zu anderen Spezien, wie den Asgard, den Nox oder den Giganten? Das erinnerte Tristen an einen Spruch, den er von dem Antikern gehört hatte, welcher sozusagen sein Vater gewesen war.
Der Kreislauf des Lebens endet, wie er begann und Todgeglaubte werden wieder auferstehen aus deren Asche. Das hat er also damit gemeint, verstand Tristen endlich. Ich bin der Funken, der das Feuer von neuem entfacht, wenn sie ihr Leben ausgehaucht haben. Ich wurde erschaffen, um Nachkommen zu zeugen? Natürlich, ein Mann kann mehr Nachkommen in die Welt setzten als eine Frau. Was man nicht alles auf sich nimmt, damit sein Volk überlebt? Jetzt weiß ich wenigstens, woher ich das habe.
„Ja! Bewahre das Geheimnis gut.“
„Werde ich.“, versprach Tristen. Wem hätte er es auch erzählen sollen, den Goa’uld vielleicht? Eher wäre er gestor-ben und Terreas würde es nie erfahren. Er wusste seine Geheimnisse zu verbergen, selbst vor diesen Parasiten.
„Was? Welches Geheimnis?“ Jack hatte kein Wort von dem begriffen, was zwischen Tristen und den antikern ge-sprochen worden war und auch wenn er eigentlich nicht fragen wollte, war es ihm doch einfach so rausgerutscht. Manchmal übermannte selbst Jack O’Neill die Neugier.
„Stell schon deine Frage!“, wies Tristen ihn jetzt doch schon etwas genervt an. Stille und Leere hin oder her, schlech-te Gewohnheiten waren schwer abzulegen.
„Hättet ihr nicht Lust, eine Allianz mit uns einzugehen, um gegen die Goa’uld vorzugehen?“, fragte Jack gerade her-aus, glaubte jedoch nicht, dass sie ja sagen würden. Die Menschen waren schließlich nicht gerade die beste Wahl, wenn es um Verbündete ging. Man wurde aus ihnen einfach nicht schlau.
Die Stimme entgegnete: „Es wäre uns eine Ehre, Colonel Jack O’Neill, leider müssen wir ablehnen. Wir sind uns si-cher, ihr schafft es auch alleine, doch wenn die Zeit gekommen ist, werden wir uns offenbaren und unser Wissen für eu-ren Kampf zur Verfügung stellen. Bis dahin verbleibt in Hoffnung und Liebe in euren Herzen.“ Es war, als würden sie nur kurz die Augen schließen und schon standen sie wieder umgeben von ihren Freunden vor dem Obelisken, in dessen In-neren sie bis eben verweilt hatten. Erleichtert schloss Major Samantha Carter ihren Jack in die Arme und Romy reichte ihrem Tristen vergebend die hand und half ihm auf die Beine. Worte waren nicht nötig, sie verstanden sich auch so. Nie würde sich das ändern, nicht in einer Million Jahren.

~~~

Wieder auf der Erde war das erste, was Jack tat, zu duschen, sich umzuziehen und dann den Stützpunkt zu verlas-sen. Er wusste, er würde Sam damit einen Stich ins Herz versetzten und er konnte es kaum er warten, mit ihr alleine zu sein, aber das was er im Begriff war, zu tun, war einfach wichtiger als sein leibliches Wohl. Das konnte warten. Erst brauchte er die Gewissheit, dass sein Tod auf unbestimmte Zeit aufgeschoben sei. Erst gegen zehn Uhr in der Nacht fuhr er zu Sams Wohnung, um ihr das Ergebnis der Untersuchung mitzuteilen. Sie wollte die Tür schon wieder schlie-ßen, als sie sein Gesicht erblickte, doch er war schneller und schlüpfte an ihr vorbei ins Haus.
„Ich muss mit dir reden, eher gehe ich nicht.“, bestimmte Jack fester Überzeugung und duldete keine Widerrede. Nicht noch einmal durfte er den Fehler machen und die Dinge, die zwischen ihnen gewesen waren, totschweigen. Sie beide würden daran zugrunde gehen, obwohl es eigentlich gar keinen Grund dazu gab.
„Wieso bist du einfach gegangen?“, fragte Samantha Carter ruhig.
„Weil ich sicher sein wollte, dass eine Zukunft mit dir nicht ausgeschlossen ist. Ich musste die Gewissheit haben, dass der Sargopharg wirklich geholfen hat und ich wieder ganz gesund bin. Ich weiß, ich hätte es dir sagen sollen, nur wusste ich nicht, wie. Ich wollte dir keine falschen Hoffnungen machen.“, gestand Jack und setzte sich ins Wohnzimmer auf die Couch. Sam gesellte sich zu ihm. Ihr Schmollmund war einem Lächeln gewichen. Sie hätte es sich denken müs-sen, doch nach allem, was passiert war, konnte sie sich einfach nicht mehr sicher sein.
„Dann willst du das Risiko also wirklich eingehen?“, hakte sie immer noch etwas misstrauisch nach. Ein Kuss war seine Antwort und das war alles, was sie im Moment an Bestätigung brauchte. Alles Weitere hatte bis morgen Zeit. Im Augenblick zählten nur sie beide, Jack O’Neill und Samantha Carter, ihre Liebe und ihr gemeinsames Glück. Ein Glück, dass durch ihre erste gemeinsame Nacht zur Perfektion heranreifte. Das Morgen war in weite Ferne gerückt, das Ges-tern Lichtjahre entfernt und das Jetzt breitete sich zur Unendlichkeit aus, ganz so, wie es immer geschehen sollte.

weiter: Kapitel 10
Kapitel 10 by Lenari
Kapitel 10

Vier Tage später packten Samantha Carter zwei starke Männerhände von hinten und zogen sie in einen Raum. Alles ging so schnell, dass sie gar nicht wusste, wie ihr geschah. Sie wurde herumgewirbelt und gegen die Tür gepresst, die sich hinter ihnen geschlossen hatte. Nun erblickte sie ihren Angreifer, doch bevor sie etwas sagen konnte, begann er auch schon, sie stürmisch zu küssen, als gäbe es kein Morgen. Nur am Rande nahm sie wahr, dass sie sich in einem der Abstellräume der Basis befanden, denn zu sehr war sie damit beschäftigt, ihm mit der gleichen Intensität entgegen-zuwirken. Seine Hände waren plötzlich überall an ihrem Körper, streichelten sie sanft, zogen sie fest an seinen Unterleib und presste sie gleichzeitig gegen die massive Eisentür.
„Jack, nicht!“, brachte Sam unter seinen Küssen hervor und versuchte vergeblich sich aus seinem Griff zu befreien. Eigentlich hätte er ewig so weitermachen können, wenn sie nur nicht im SGC gewesen wären. Hier konnte sie sich ein-fach nicht voll und ganz auf ihn fixieren.
„Wieso nicht?“ Er sah sie verständnislos an und zog eine seiner Augenbrauen fragend in die Höhe.
„Weil jeden Moment jemand hier rein kommen kann!“
„Sam, wir sind hier in einem Abstellraum und verriegeln mit unseren Körpern. Hier kommt niemand rein.“, wehrte Jack ein und begann wieder, sie zu küssen. Jetzt machte er sich an ihrem Hals zu schaffen. Seine Berührungen jagten ihr wohlige Schauer über den Rücken und ließen sie leise stöhnen, dennoch konnte sie sich einfach nicht voll und ganz darauf konzentrieren. Es war einfach nicht die Art Beziehung, wie sie sich diese vorstellte.
Sarkastisch bemerkte Carter: „Wie romantisch!“ Wieder sah er sie an, diesmal jedoch sauer und nicht wehleidig.
„Was erwartest du eigentlich?“, gab er patzig zurück. „Einen romantischen Abend unterm Schein des Stargates? Du weißt genauso gut wie ich, dass das nicht geht.“
„Schon, aber in diesem Abstellraum kannst du es auch nicht von mir verlangen.“, wandte sie ruhig ein.
„Ich weiß, ich weiß!“ Jack vergrub sein Gesicht in Samanthas Nacken und bedeckte ihn mit kleinen küssen. Sie fuhr ihm durch sein graumeliertes Haar und presste seinen Körper an den Ihrigen. Jetzt, wo sie endlich zusammen waren, konnten sie es dennoch nicht zeigen. Irgendetwas stand wohl immer zwischen ihnen und das frustrierte beide. Am Liebs-ten hätte sie ihren Job hingeschmissen, um mit ihm eine öffentliche Beziehung führen zu können, aber sie hin zu sehr an ihrem Job. Von ihm konnte sie auch nicht verlangen, dass er das hier alles aufgab. Auch sie schmiegte sich nun an sei-ne starke Schulter. Ihn einfach nur festzuhalten, war alles, was sie brauchte und darüber hinaus spendete es ihr Trost.
Eine geraume Zeit standen sie einfach nur da, dann brach Sam die Stille: „Wir haben doch noch heute Abend.“
„Ich fürchte nicht.“, gab Jack O’Neill kleinlaut zurück. „Die Tok’ra wollen uns sehen. Geht wohl um Tanit und Terreas.“
„Und wieso weiß ich nichts davon?“
„General Hammond hat es mir auch erst vor 15 Minuten gesagt.“ Ihre Stimmung sank auf den Nullpunkt, denn sie hatten in den letzten vier Tagen kaum Zeit für einander gefunden.
„Dann sollten wir die Zeit nutzten. Wie lange haben wir noch?“, fragte Sam verführerisch und begann jetzt über ihn herzufallen. Zärtlich küsste sie seinen Hals, knabberte an seinem Ohr und streichelte über seine Brust, wobei sie lang-sam aber sich den Reißverschluss seines Overalls hinunterzog.
„Nicht mehr lange.“, gab Jack unter ihren Küssen zurück, da er genau wusste, worauf sie hinaus wollte. Er musste sich zusammenreißen, um sie nicht auf den Boden zu drücken und sich über sie herzumachen. Er war nur ein Mann und sie kannte seine Schwachstellen ganz genau.
„Dann nicht!“, meinte sie und entzog sich ihm. Er wusste nicht wie, aber sie hatte es geschafft, ihn so heiß zu ma-chen, dass ihm alles egal wurde. Er war halt auch nur ein Mann. Sofort nahm er sie wieder in die Arme.
Bevor er sie abermals küsste, sagte er erregt: „Kommen wir halt zuspät.“ Dann versanken sie in einem endlosen Du-ell ihrer Zungen.

~~~

„So sieht man sich wieder!“, begrüßte Tristen seine verbündete von Tauri. „Ihr kommt spät.“ Romy stand neben ihm, doch Joey war nirgends zu erblicken. Sie hatte sich entschlossen, die Stargate- oder auch Havensgatereisen bis zur Geburt ihres Kindes einzustellen. Unter keinen Umständen sollte ihr irgendetwas zustoßen, was auch dem Kind gefähr-lich werden konnte. Außerdem wusste niemand genau, wie sich die interdimensionalen Reisen auf die Schwangerschaft auswirkten. Sie gaben sich die Hände, wobei Tristen Daniel Jackson mit einem Blick ansah, er einem das Blut in den Adern gefrieren ließ. Dieser erwiderte ihn standhaft, grinste dann herausfordernd und wandte sich Romy zu, um auch ihr die hand zu schütteln. Später folgten sie dann Jakob Carter in einen der Versammlungsräume, der der Länge des We-ges nach zu urteilen, irgendwo im hinteren Drittel des unterirdischen Tunnelsystems zu sein schien.
„He, Dad!“, wandte sich Jack nach einer Weile an den Tok’ra. „Worum geht’s eigentlich?“ Ihm wurde von Sams Vater ein missbilligender Blick zugeworfen, was er mit einem Schulterzucken kommentierte. Irgendwann musste er es ja mal lernen, seinen zukünftigen Vater so zu bezeichnen, auch wenn dieser nur ein paar Jährchen älter war, als er, was ihm ganz und gar nicht passte.
„Es wäre nicht gut, das jetzt zu besprechen. Habt Geduld.“ Wie Jack O’Neill dieses Wort hasste. Geduld war schließ-lich nicht eine seiner Stärken und er hatte in den letzten Jahren mehr davon aufgebracht, als zuvor in seinem ganzen Leben. Was er sich jedoch hätte denken können, war, dass Jakob Carter ihm bei dieser Anrede mit solch einer Antwort kommen würde. Prüfend sah er zu Tristen und Romy hinüber, die sich anschwiegen, wie schon seit wahrscheinlich fast vier Tagen. Also hatte zwischen ihnen kein klärendes Gespräch stattgefunden, was Jack schon vermutet hatte. Er war schließlich nicht blind und blöd schon gar nicht. Jeder spürte doch die Spannungen, die sich zwischen ihnen aufgebaut hatten und man wusste auch, wie man sie auf Dauer unter Kontrolle bekam; durch guten alten Sex. Puren und hem-mungslosen Sex ohne jegliche Anspannung und ohne über die Folgen nachzudenken. So hatten auch Sam und er es geschafft, wieso dann nicht auch die beiden. Seine Aufmerksamkeit wurde von einer zärtlichen Berührung seines Pos auf Major Samantha Carter gelenkt, die neben ihm ging und ihn anlächelte. Oh wie er dieses Lächeln liebte, wie er sie vergötterte und wie er sich doch in solchen Momenten nach ihr sehnte. Sex, er hätte einfach nicht an Sex denken sollen. Auch sie muss gerade bei diesem Thema gewesen sein, denn in ihren Augen loderte ein unzähmbares Feuer der Lei-denschaft.
Ihr hatten der kleine Quicky und die letzten Nächte also genauso gut gefallen, wie mir, stellte Jack schmun-zelnd fest und streichelte als Bestätigung kurz über ihre Hand. Unauffällige Gesten waren alles, was sie in solch einer Si-tuation näher brachte, denn sie mussten höllisch aufpassen, dass nicht die falschen es mitbekamen, denn ganz unent-deckt war ihr Geheimnis nicht geblieben. Daniel Jackson hatte es sofort gemerkt, als sie am nächsten Morgen strahlend ins SGC gekommen waren und so war es nicht weiter verwunderlich, dass ihn diese zufälligen Berührungen nicht weiter verwunderten. Er war nur froh, dass sie es endlich gerafft hatte und wenigstens zwei von ihnen glücklich waren. Schließ-lich wusste er nur zu gut, wie es war, frisch verliebt zu sein, deswegen nahm er es ihnen nicht übel. Die anderen zählten zu dieser Zeit kaum, man war vor Liebe blind. Auch Teal’c musste sich so etwas schon gedacht haben, denn als er Sam und Jack in einem der Labore erwischte, war er kein wenig überrascht gewesen. Ihr Vater war das eigentliche Problem; er und Martouf. So lange dieser Gefühle für Sam hegte, würde es ihr das herz brechen, wenn er es wüsste. Jack hinge-gen hätte es ihm gerne unter die Nase gerieben, dass Sam sich für ihn entschieden hatte und ihm unmissverständlich klar gemacht, dass sie jetzt tabu für ihn war. Er hatte lang genug auf sie warten müssen, da wollte er sich da nicht kaputt machen, deswegen schwieg er ihr zuliebe.
„Wie geht es Terreas?“, rief Colonel O’Neill zu Tristen rüber, der fast am anderen Ende der großen Tafel platz ge-nommen hatte und es war wirklich ein großer Tisch und dazu noch rund. Unwillkürlich fühlte Jack sich wie ein Ritter der Tafelrunde.
„Frag ihn doch selbst, da kommt er gerade.“, entgegnete dieser und nickte in Richtung Tür. „Er heißt übrigens Dori-an.“ Ein Mann mittleren Alters betrat den Raum. In seiner Begleitung, wer hätte es geahnt, Martouf. Jack staunte nicht schlecht, hätte sich aber denken müssen, dass Tristen ihn nicht behielt. zu viele verwirrende Erinnerungen und Gefühle. Dann auch noch Joey und das Baby. Ihm hatte die Sache mit Sam und Martouf schon gereicht, noch so einen Kampf der Gefühle konnte er nicht ertragen, auch wenn er nicht direkt daran beteiligt war. Irgendwie würde er es immer abkriegen, da war es sich sicher. Die Lösung war da wirklich schon viel besser, obwohl ihm dieser Mann nicht geheuer war. Es lag nicht daran, dass er Terreas in sich trug, mehr an seinem Auftreten. Etwas an ihm war faul und das ungute Gefühl in seiner Magengegend bestätigte dies. Er hatte eine viel zu gute Menschenkenntnis, um dies zu ignorieren. Er warf einen Blick in die Runde und bemerkte Romys angewidertes Gesicht, als sich dieser Dorian ihr gegenüber setzte und sie her-ausfordernd anlächelte. Ihr schien es ähnlich zu gehen und das verstärkte Jacks Gefühl nur noch. Er würde diesen Kna-ben gut im Augen behalten, soviel war sicher.
Bevor der Tok’ra sich jedoch setzte, begrüßte er sie mit: „Es ist mir eine große Ehre, euch kennen zu lernen.“
Scheint so, als will er war von ihr. Tristen wird ihn umbringen, wenn er sie anfasst, da bin ich mir sicher, vorausge-setzt Romy kam ihm nicht zuvor.

~~~

Muss er sich unbedingt vor mich setzten, fragte Romy sich angewidert. Merkt der denn nicht, dass sie ihn nicht leiden kann? Hilfesuchend sah sie zu Daniel hinüber, doch dieser war in ein Gespräch mit Sam vertieft. Von ihm konnte sie also keine Hilfe erwarten und tauschen konnte sie erstrecht nicht, denn er saß genau neben Dorian. Plötzlich erhob sich jedoch Colonel Jack O’Neill und kam auf sie zu. Er schien ihren Blick bemerkt zu haben und wollte sie jetzt wohl erlösen.
Er beugte sich über sie und flüsterte ihr ins Ohr: „Bist du so nett und tauscht mit mir den Platz? Ich halte diese wis-senschaftliche Diskussion einfach nicht länger aus.“ Dabei sah er sie mitleidig an und sie musste grinsen.
Sam hat wirklich eine ausgezeichnete Wahl mit ihm getroffen. Ich hoffe, ich finde auch mal solch einen Mann. Besser gesagt, es macht bei ihm endlich klick.
„Aber sicher doch.“ Romy erhob sich und Jack zwinkerte ihr wissend zu, dann ließ er sich stöhnend neben Tristen nieder, von welchem er nur einen nicht zu deutenden Blick erhielt, der irgendwie genervt aussah. Als er dann zu Sam hinüber sah, bemerkte er ihren bösen Blick, was ihn dazu veranlasste, unwissend mit den Schultern zu zucken. Romy hatte sich unterdessen neben Samantha Carter gesetzt und das Geschehen beobachtet.
Wie süß, er hat seinen Hals für mich riskiert.
„Keine Sorge, Sam.“, flüsterte Romy ihr zu. „Er hat mir nur einen Gefallen getan.“ Ein Lächeln umspielte dabei ihre Lippen. Sie mochte Sam sehr und sah dabei gern über ihre zwischenzeitlichen Unstimmigkeiten hinweg. Sie waren bei-de nicht sie selbst gewesen, denn sie hatten sich ihrer Angst ergeben. Wie sehr Romy auch hasste, das zuzugeben, es war doch die Wahrheit und sie musste sie sich eingestehen.
„Magst du Tristen nicht mehr?“, fragte Samantha Carter verwundert.
„Doch, sehr sogar! Nur Dorian kann ich nicht leiden. Er starrt mich die ganze zeit an, macht anzügliche und perverse Bemerkungen, was noch harmlos ist, im Gegensatz zu seinem Begrapscht. Ich würde mich nur allzu gerne wehren, doch Becky hat mir leider verboten, ihm wehzutun.“, schmollte Romy. Allein die Vorstellung, ihm die Augen auszukratzen, ihm die Zunge rauszuschneiden und die Hände abzuhacken, reichte ihr nicht mehr. Sie wollte ihm endlich wehtun, doch nicht nur der Befehl ihrer Vorgesetzten, auch ihre Freundschaft zu Terreas hielten sie davon ab. Manchmal hasste sie sich selbst für diese menschlichen Schwächen, obwohl sie eigentlich nur ein normaler Mensch sein wollte.
Sam bemerkte: „Da ist er wohl nicht der Einzige.“ und nickte in Richtung Doktor Jackson, während sie jedoch auch zu Tristen sah. Daniel hatte sich sofort Teal’c zugewandt und versuchte vergebens ein richtiges Gespräch mit ihm anzu-fangen. Kopfschüttelnd fügte sie hinzu: „Typisch Männer, kaum fühlen sie sich ertappt, streiten sie alles ab und tu so, als ob nichts passiert wäre.“ Jetzt mussten beide kichern, was die Aufmerksamkeit der anderen auf sich zog.
„Dann hattest du wohl richtiges Glück?“, hakte Romy belustigt nach.
„Sieht ganz so aus, obwohl ich eine Ewigkeit warten musste.“, antwortete Sam flüsternd und sah zu Jack hinüber, welcher sich wohl blendet mit Tristen zu verstehen schien. Kurz gesagt, sie waren vollkommen anderer Meinung. Sie waren zu leise, um irgendetwas zu verstehen, auch wenn Romy sich mit ihrem erstklassigen Gehör anstrengte. Das frustrierte sie, denn Neugier war eine weitere Schwäche von ihr. Sie interessierte brennend, worüber sich beide unter-hielten, hatten sie doch eine gewisse Zeit zusammen auf dem Schiff verbracht und auch danach. An die Sache mit dem Obelisken wollte sie gar nicht denken. Danach war er kaum wieder zu erkennen gewesen. Er wechselte kaum noch ein Wort mit ihr, noch schweigsamer und sie hätte sich genauso gut mit einem Felsen unterhalten können. Früher hatten sie ganze Nächte damit verbracht, zu reden, zu lachen und sich gegenseitig aufzuziehen, was auch schon mal zu einem demolierten Zimmer geführt hatte. Nie war er so abweisend zu ihr gewesen, auf jeden fall nicht wirklich. Wenn Romy ehrlich war, hatte es bereits angefangen, als sie in dieser Höhle festsaßen. Sie waren sich näher gekommen, zu nahe und seitdem konnte sie nur an ihn denken. Wenn sie sich nur sicher sein könnte, dass es ihm in dieser Nacht genauso ergangen war, dann könnte sie sein Verhalten wenigstens ansatzweise verstehen. Nur leider konnte sie sich dessen nicht sicher sein.
Unabhängig davon, verheimlicht er mir etwas, das merke ich doch, dachte sie bei sich. Was es auch sein mag, ich bekomme es heraus, auch wenn ich Dorian dafür schöne Augen machen muss. Allein bei dem Gedanken daran, lief es ihr eiskalt den Rücken runter. Noch immer wurde sie schließlich von diesem Scheusaal angegafft. Sie spürte förmlich seine Blicke auf ihrer Haut und erneut keimte in ihr das Verlangen auf, ihm die Augen auszukratzen. Schnell verkroch sie sich hinter Major Carter, damit er sie nicht mehr so gut sehen konnte, und rutschte noch etwas tiefer in ihren Stuhl. Kurz darauf kam Jakob Carter mit einer Maschine in den Raum, die sowohl die Angehörigen von der Erde als auch von Eden nur allzu gut kannten: ein ZATARC DETEKTOR. Ein lautes Stöhnen ging durch den Raum und Jack O’Neill schlug gleichzeitig die Hände über dem Kopf zusammen, als würde jeden Moment die Welt untergehen. Für sie würde es wohl so sein, hatten sie sich doch schon einmal zu ihrer Liebe bekennen müssen, wenn es auch nicht ganz so gravierend ge-wesen war. Auch Romy wusste, was das für sie zu bedeuten hatte. Dadurch hatte sie eine gute Freundin verloren und Tristen mehr als das. Sicher war er immer noch nicht über diesen Verlust hinweg. Gut in Erinnerung hatte sie auch noch die Tatsache, dass Tristen sich dagegen wehrte, sich dieser Prozedur zu unterziehen, bis er und Lian es unter vier Au-gen ausgestanden hatten. Das hatte Romy schon damals dazu gebracht, zu glauben, dass er mehr Geheimnisse hatte, als er je zugeben würde. Diesmal würde er jedoch nicht so leicht davonkommen würde, schließlich waren sie hier nicht im HGC. Sie blickte zu Tristen hinüber, welcher sich nicht gerade begeistert durchs Haar fuhr. Er machte so ziemlich den gleichen Eindruck, wie jeder von ihnen.
„Etwas stinkt hier gewaltig.“, hörte sie Sam neben sich flüstern. Diese pustete sich kurz darauf eine Strähne aus dem Gesicht oder versuchte es zumindest. Genau das gleiche hatte sich wohl gerade jeder an diesem Tisch gedacht, ein-schließlich Romy.

~~~

„Du hast nicht zufällig mit ihr geredet, oder?“, fragte Colonel O’Neill und warf Sam gleichzeitig einen entschuldigen-den Blick zu.
„Du etwa?“, antwortete Tristen mit dem gleichen vorgespielten Desinteresse. Er war auch nicht gerade an einer Un-terhaltung interessiert, da er viel lieber wusste, worum es eigentlich genau ging. Außerdem kannte er bereits Inhalt und Ausgang dieses Gesprächs, dazu musste er auch kein Hellseher sein. Lian hätte genauso angefangen wie Jack und si-cher auch auf das Gleiche hinaus gewollt, also war eine Unterhaltung überflüssig. Sie waren sich einfach zu ähnlich, ganz wie Joey es gesagt hatte.
„Das meine ich nicht. Sam geht die Sache mit dem Obelisken nichts an und fragen würde sie auch nicht. Ich meine Romy und dich, eure Beziehung, falls man das so nennen kann. Du bist doch voll in sie verschossen, das sieht ein blin-der mit einem Krückstock. Sogar Daniel hat es bemerkt.“, wandte Jack flüsternd ein, denn es musste ja nicht gleich jeder hören. Damit würde er nicht nur Tristen, sondern auch sich selbst in die Kreide reiten. Außerdem war dieser Dorian ihm nicht geheuer. Der hatte etwas von einem Arschkriecher und die plauderten gerne und oft.
Genauso leise gab Tristen zurück: „Was sollte dich das angehen?“ In seiner Stimme klang Zorn mit, aber auch der leichte Anflug von Genervtheit. Davon würde Jack sich jedoch nicht ablenken lassen und abbringen schon gar nicht. Er war einfach viel zu neugierig und wollte auch nicht, dass Tristen den gleichen Fehler beging und wartete, bis er sie fast verlor, bis er es ihr sagte.
„Also nicht.“, bemerkte Jack ohne wirklich auf den Einwand von Tristen zu achten. „Solltest du aber, bevor du sie an einen anderen verlierst.“
„Ich denke eher weniger, dass ihr Daniel...“, begann tristen mit einem neuen Einwand, wurde jedoch sofort von O’Neill unterbrochen, der diesen Satz gar nicht erst zu Ende hören wollte.
„Daniel? Wer redet denn hier von Daniel? Ich meine Dorian oder irgendeinen anderen Mann, der halbwegs attraktiv und witzig ist. Sie ist bezaubert, klug und stark. Jeder will so eine Frau und das auf Milliarden von Planeten. Also wenn ich ein paar Jahre jünger wäre, na ja, du weißt schon.“, warf er ein.
Wie kann dieser Mann bei seiner Erfahrung nur so dumm und naiv sein? Langsam glaube ich, Joey hat sich geirrt und ich bin ihm viel ähnlicher, dachte Jack bei sich und schüttelte entschieden den Kopf.
„Du hast Sam!“, stellte Tristen unnachgiebig fest und wollte sich auf solch eine Diskussion erst gar nicht einlassen. Leider hatte er die Rechnung ohne Jack gemacht, der wohl noch nie in seinem Leben so hartnäckig und gleichzeitig so verzweifelt gewesen war, wenn er irgendjemanden etwas zu erklären versuchte.
„Ich meine ja nur. War ein Beispiel!“, winkte er ab und fügte schnell hinzu: „Ich habe eine menge Zeit verschwendet, kostbare Zeit, die ich hätte mit Sam verbringen können, und den gleichen Fehler sollst du nun mal nicht wiederholen. Du bist viel zu jung, um so ein Idiot zu sein, wie ich es war.“ Eine sarkastische Bemerkung glitt ihm selbst bei diesem Thema immer wieder über die Lippen. Eigentlich blieb keine Unterhaltung davon verschont, wenigstens eine sarkastische Be-merkung oder einen schlechten Witz von ihm tragen zu müssen.
„Ich kann es ihr nicht sagen, weil da nichts ist. Außerdem bin ich nicht der Typ, der sein Herz einer Frau ausschüttet, die er liebt. Ich bin verdammt noch mal nicht Daniel oder Lian.“, zischte Tristen wütend. Jetzt war er wirklich genervt, denn er hasste es einfach, wenn dieser Kerl ihm gegenüber Recht hatte und verdammt noch mal, das hatte er. Jack hin-gegen gefiel das sehr gut.
„Komisch, mir scheint so, als würdest du es gerade doch machen.“, wehrte O’Neill seine Behauptung ab. Genervt fügte er hinzu: „Oh Gott, dann zeige es ihr halt, nur tu was. Ihr seit nicht ewig jung und wird nicht ewig so attraktiv ausse-hen.“
„Ich werde sehen.“ Jack hätte gern noch etwas auf Tristens Ausspruch erwidert, wie: habe Teil an meiner Weisheit und hör auf mich, aber dazu kam er nicht mehr, denn Jakob Carter betrat im gleichen Moment den Raum und ratet mal, was seine Überraschung war: ein ZATARC DETEKTOR. Vor Freude hätte Jack sich am liebsten erschossen. Colonel O’Neill konnte sein Entsetzten und seine Fassungslosigkeit nur durch ein lautes Stöhnen Ausdruck verleihen, wobei er gleichzeitig die Hände über dem Kopf zusammenschlug.
Eines war ihm klar: Das wird nicht glücklich und zufrieden enden. Das wird ein riesen Desaster, genau wie beim letzten Mal. Ich freu mich ja so! An Tristens versteinerten Gesichtsausdruck konnte er erkennen, dass es diesem noch viel weniger gefiel als ihm. Er hatte schließlich auch viel mehr zu verlieren und ein Geheimnis, welches unter kei-nen Umständen gelüftet werden durfte. Das kann ja noch lustig werden!

~~~

„Ist das ihr Ernst, Jakob?“, fragte Daniel Jackson verwundert und sprach somit aus, was alle anderen Anwesenden sich auch gerade fragten.
„Natürlich. Irgendjemand verrät uns und das ist der beste Weg, herauszufinden, wer. Außerdem haben wir keine Lust mehr auf böse Überraschungen. Das letzte Mal hat mir gereicht.“, gab er ehrlich zurück. Jeder vom SG-1 Team konnte sich noch gut daran erinnern, besonders Daniel. Er hatte sich gerade erst mit Michelle angefreundet, da hatte man sie als Zatarc entlarvt und er hatte sie erschießen müssen. Er hätte nie gedacht, dass er je wieder etwas für eine Frau emp-finden könnte, wie er es für Sha’ri getan hatte, doch nach ihrem Tod war es einfach passiert. Michelle war eine Sanitäte-rin gewesen, die sie auf eine der Missionen begleitet hatten, wenn er auch dagegen gewesen war. Es schien alles in Ordnung, als sie nach hause zurückkehrten, doch dann tauchten Jakob und Aldwin bei ihnen auf und enttarnten sie als ZATARC. Daniel war zu dieser Zeit bei ihr gewesen und sie hatte ihn geradezu angebettelt, er möge sie doch töten. Zu-erst hatte er sich geweigert, doch als sie dann durchdrehte und Jack O’Neill töten wollte, aus welchen Gründen auch immer, hatte Daniel abgedrückt.
Die Situation war ähnlich der, die ich mit Sha’ri erlebte, wurde es ihm klar. An Teal’c Stelle hätte ich wohl genauso gehandelt wie er. Auch die anderen Mitglieder des Teams und jeder, der dabei anwesend gewesen war, erinnerte sich gerade so ziemlich an das Gleiche.
„Ich will ja nicht respektlos erscheinen, aber spinnst du? Jeder könnte in Frage kommen, der mit dem Stargate in Be-rührung kommt. Mal ganz davon abgesehen, dass du uns und auch den Spion damit warnst.“, wandte Jack leicht gereizt ein.
„Deswegen wurde der Stützpunkt ja auch bereits abgeriegelt, so dass ihn niemand für die nächsten 48 Stunden ver-lassen kann. Das Gleiche passierte auch bereits bei euch auf der Erde und auf Eden.“, entgegnete jetzt Martouf selbst-gefällig und mit einem Blick, der seine Überlegenheit präsentieren sollte. Jack blieb davon unbeeindruckt.
„So sehr sie es auch wollen, sie können mich nicht zwingen.“, meldete sich jetzt Tristen zu Wort. Daniel staunte nicht schlecht über diesen offenen Widerstand, obwohl er es hätte erwarten müssen.
Was verheimlicht er? Doktor Jackson würde es schon herausbekommen.
„Jeder wird sich dieser Prozedur unterziehen, selbst ich. Wir sind hier schließlich nicht bei wünsche dir was.“, gab Ja-kob ernst zurück. „Es werden keine Ausnahmen gemacht.“
„Ganz wie sie meinen, Carter!“, sagte Tristen kalt, dachte jedoch nicht daran, auch nur ein Wort bei dem Test zu sa-gen. Er breitete doch nicht sein Geheimnis vor den Tok’ra aus. Alle, die es bis jetzt wussten, waren tot und was Jack an-ging, war dieser noch weitgehend unwissend. Auch Daniel wusste noch lange nicht alles, doch ihm könnte er es wahr-scheinlich anvertrauen. Er würde es vielleicht verstehen, nur konnte Tristen nicht abschätzen, ob er es nicht ausplaudern würde. Romy schien ihn ja sehr zu mögen und sie schaffte es bei jedem, dass er redete wie ein Wasserfall.

~~~

„Ich will nicht als Erster!“, protestierte Jack lautstark. „Ich war sowieso die meiste Zeit tot.“ Er hatte die Arme schmol-lend vor der Brust verschränkt und weigerte sich strickt, auf dem Stuhl vor dem der ZATARC DETEKTOR platz zu neh-men. Es war nicht so, dass er Angst hatte, wirklich ein ZATARC zu sein, er wollte nur nicht mit Samanthas Vater über die Beziehung zu dessen Tochter reden. Einmal war wirklich mehr als genug gewesen. Er konnte sich noch gut an den Ge-sichtsausdruck erinnern, den ihr Vater hatte, als er von ihrer Zuneigung zu einander erfuhr und dazu noch der von Gene-ral Hammond. Nein, dass würde alles zerstören, was sie so krampfhaft schlecht geheim zu halten versuchten. Jakob würde Jack umbringen, wenn er erfuhr, dass da auf einmal mehr zwischen seiner Tochter und ihm war und eigentlich wollte O’Neill noch etwas am Leben bleiben.
„Deswegen wirst du auch den Anfang machen. Wer weiß, was sie noch mit dir angestellt haben.“, wandte Jakob un-beirrt ein.
„Dann sollten sie lieber Tristen fragen, der war anscheinend die ganze Zeit bei mir und weiß so etwas viel besser.“, versuchte Jack es noch einmal. Er wusste, er würde sich nicht ewig drücken können, aber er konnte es wenigstens ver-suchen.
„Irgendwann wird er es sowieso erfahren, also sag es ihm lieber jetzt.“, mischte Sam sich jetzt ein und sah Jack fest in die Augen. Sie hatte sich die Sache gut überlegt und wollte auch nicht mehr, dass sie aus ihrer Beziehung ein Ge-heimnis machten. Lieber sollte es gleich ans Tageslicht, dann konnten sie ihre gemeinsame Zukunft offen leben, nicht im Verborgenen. Jack wollte das mindestens genauso sehr wie sie, doch er hatte Angst, dass er sie verlieren könnte, wenn die Wahrheit bekannt wurde.
Ich hasse es, wenn du recht hast, mein Engel, dachte Jack bei sich und setzte sich widerwillig auf den Stuhl. Jakob wird das gar nicht gefallen, soviel ist sicher. Man brachte Jack in Position und aktivierte den ZATARC DETEK-TOR. Dann begann Jakob mit den Fragen. Außer SG-1 war niemand zugegen und darüber war Jack ganz froh. Allein Martoufs Anwesenheit hätte ihn übermäßig nervös werden lassen. Auch wenn er es nur ungern zugab, aber er mochte diesen Tok’ra doch irgendwie, wenn es ihm auch gegen den Strich ging, dass er Sam schöne Augen machte. Verübeln konnte O’Neill es ihm aber nicht, schließlich hatte er Jolinar mal geliebt und sein Geschmack war auch nicht zu verach-ten. Vorher warf er noch einmal einen abschätzenden Blick zu Major Carter, die leicht nervös zu sein schien, doch inner-lich hätte sie aufgewühlter nicht sein können. Ihr ging es also nicht anders als ihm. Er hoffte, sie taten das Richtige.
„Was ist passiert, nachdem ihr auf dem Mutterschiff eingetroffen seit?“, fragte Jakob und betrachtete abwechselnd die Anzeigen der Maschine und Colonel O’Neills Gesicht.
„Wir haben uns umgesehen, festgestellt, dass kein Tok’ra anwesend war, haben uns aufgeteilt und die drei Schiffe mit C4 vermint. Auf dem Rückweg wurde ich dann erschossen, in den Sarkophag gelegt und wachte nach einer Weile wieder auf. Tristen sagte mir, dass ich mitspielen solle, wenn mir mein Leben lieb ist, dann versuchten sie mich mit die-sem Zeug, was auch Seth benutzt hatte, willig zu machen, brachten mich zu den anderen und wir befreiten uns, als Tris-ten meinte, sich offen zeigen zu müssen. Nachdem wir die meisten der Jaffa getötet hatte, schufen wir uns einen siche-ren Durchgang und verschwanden. In der Zeit war Lian hinter Tanit her und als wir beim Stargate ankamen, lag er be-reits im Sterben. Tristen übernahm Terreas und wir verschwanden.“, fasste Jack grob zusammen.
„Und während ihr das Schiff vermint habt, wart ihr da die ganze Zeit zusammen.“, hakte Jakob nach.
„Wenn du Carter und mich meinst, ja. Die anderen haben wir jedoch nicht gesehen. Wie schon gesagt, wir haben uns getrennt. Wir waren auf unterschiedlichen Schiffen.“ Jack hasste es, verhört zu werden, egal zu welchem Zweck oder von wem auch immer. Selbst beim Papst persönlich würde es ihn mächtig gewaltig stören.
„Was passierte genau, nachdem du erwachtest?“ Am Liebsten hätte Jack sich durchs Haar gefahren, leider waren seine Hände an die Lehne des Stuhls geschnallt worden. Er kam sich vor, wie in einem schlechten Science-Fiction-Film.
„Das sagte ich doch schon. Tristen beugte sich in Verkleidung eines Jaffa über mich und sagte mir, dass ich gefäl-ligst tun sollte, was er mir sagte. Dann wurde ich aus dem Sarkophag gezerrt, man brachte mich in einen anderen Raum, setzte mich diesem Gas aus und dann brachte man mich zu den anderen.“, wiederholte sich Jack. Irgendetwas schien Jakob nicht zu gefallen. Er kannte diesen Gesichtsausdruck, den er aufgesetzt hatte, nur allzu gut. Sam hatte den glei-chen drauf, wenn ihr etwas überhaupt nicht passte, das sie sich gerade ansah. Bis jetzt schien er jedoch noch recht zu-frieden zu sein, doch da war etwas, dass ihn an Jacks ersten Aussage gestört hatte. Dieser würde also nicht drum her-um kommen, Jakob zu sagen, was zwischen seiner Tochter und ihm vorgefallen war.
„Und dann?“
Jack fuhr fort und ging dabei mehr ins Detail: „Ich stand also vor ihnen und Tanit wollte, dass ich zum Zeichen meiner Loyalität auf Sam schieße, was ich auch tat, wenn auch nur widerwillig. Daraufhin rastete Romy aus und griff mich an. Tristen musste ihr etwas wehtun, damit keiner etwas merkte. Tanit war zufrieden und fragte mich, ob wir alle wären. Als ich darauf nicht antwortete, übernahm Tristen das für mich, indem er seinen Helm öffnete und ein paar der Jaffa tötete. Tanit floh und Lian folgte ihm. In den Raum stürmten immer mehr Jaffa und wir suchten uns Deckung. Ich glaube, Carter und Romy hatten eine der Türen geschlossen, nachdem Tanit weg war. Die andere schloss Tristen und zog sich dabei eine schwere Verletzung am Rücken zu. Er hatte verdammtes Glück, dass er eine Jaffa-Uniform trug. Als die Luft rein war, kümmerten sich Carter und Romy um ihn, während ich dumm Rumstand. Nach circa fünf Minuten machte Tristen sich am Steuerungssystem zu schaffen und Romy baute uns einen sicheren Weg aus inneren Schutzschildbarrieren. Dann verschwanden wir.“
„Ist das wirklich alles, was passierte?“, fragte Jakob misstrauisch. Die Stunde der Wahrheit war gekommen, dennoch wollte er es ihm nicht sagen. Er konnte einfach nicht.
„Das war alles!“, antwortete er deswegen.
„Jack!“, wurde er sofort von Samantha Carter ermahnt. „Sag es ihm!“
„Mach du es doch!“, wehrte Jack bockig ab. Er wusste, dass er sich gerade wie ein kleines Kind aufführte, aber es war schließlich ihr Vater, also sollte sie ihm das gefälligst beichten. Sie hatte schließlich auch irgendwie angefangen. Sie war hier die, die ihm den Kopf verdreht und das Herz gestohlen hatte, die ihm jeden Tag dieses verführerische Lächeln zugeworfen hatte und ihm immer wieder viel zu nahe gekommen war, ihn sogar als erstes küsste.
Sam atmete einmal tief ein und wandte sich dann mit den Worten an ihren Vater: „Wir haben uns geküsst, Dad und das war weder das erste, noch das letzte Mal.“ Einen Moment war dieser sprachlos. Ein forschender und leicht irritierter Blick ging zu Jack hinüber, der ansatzweise mit den Schultern zu zucken schien.
„Du hast schon ganz richtig gehört, Jakob, wir sind zusammen, zwar erst seit fünf Tagen, aber immerhin.“, meinte dieser zögernd und abwartetet, wann ihm der Kopf abgebissen werden würde.
„Gut!“, fuhr Jakob gefasst fort. „Und danach, was geschah dann?“
„Bist du denn gar nicht sauer oder wütend, wenigstens enttäuscht?“, war es jetzt Jack, der nachhakte. Das ging ihm dann doch schon alles etwas zu glatt. Er wollte keine Galgenfrist, doch ahnte er schon, dass es sich nicht vermeiden lassen würde.
„Darüber reden wir nachher.“, sagte Sams Vater bestimmend. „Jetzt haben wir Wichtigeres zu tun. Also, was passier-te dann?“
„Wir liefen mit Tristens Hilfe durch die Wände, denn die anderen Geräte waren alle futsch, und kamen am Stargate an. Lian lag am Boden und war so gut wie tot. Tristen gab ihm trotzdem seine Pillen und redete noch mit ihm, was ich je-doch nicht verstand. Ich denke nämlich nicht, dass es besonders nett wäre, bei einem intimen Gespräch zu lauschen. Wir wählten Eden an, da unsere Code-Sende-Dinger, Sam verbessere mich jetzt nicht, alle weg waren. Wir beide gingen als erster durchs Stargate, weil Romy und Tristen sich noch streiten mussten, dann stieß ich mir den Kopf an dem blö-den Schutzschild und sah zum ersten Mal Eden. Das war es dann auch schon so ziemlich. Kann ich jetzt gehen oder bin ich ein ZATARC?“ Mit einem einverständlichen Nicken wurde Jack losgebunden, welcher erst einmal herzhaft gähnte und dabei seine steifen Glieder streckte. Dann ging er zu Sam hinüber, nahm sie fest in die Arme und drückte ihr einen Kuss auf den Mund. Er wollte sich so bei ihr entschuldigen und gleichzeitig Jakob zeigen, dass er es mit dessen Tochter durchaus ernst meinte. Dann flüsterte Colonel O’Neill ihr zu: „Ich sah mal nach den anderen. Wir sehen uns später.“, be-vor er ging und sein Team, sowohl einen verblüfften Jakob Carter zurückließ.
Dabei dachte Jack sich: Er wird mich umbringen, da bin ich mir sicher. Was auch sonst. Ich bin so gut wie tot!

weiter: Kapitel 11
Kapitel 11 by Lenari
Kapitel 11

Währenddessen musterte Romy ihren Gegenüber gründlich und musste feststellen, dass er nervöser und gereizter war, als je zuvor. Ungeduldig trippelte er mit den Fingern auf dem Tisch umher, wippte mit dem Fuß und fuhr sich immer wieder frustriert durch sein kurz geschorenes Haar. Ein leichter Schweißfilm hatte sich auf seine Haut gelegt, was diese zum Glänzen brachte. Angestrengt grübelte er darüber nach, wer sie hatte verraten können und ob alles, was er erlebt hatte, wirklich war zu sein schien. Er stand auf der Liste der Verdächtigen ganz oben, da er sich bereits von Anfang an gewehrt hatte und auf sich allein gestellt sein wollte. Als ob er freiwillig mit den Goa’uld zusammenarbeiten wollen würde. So viele kamen auch nicht in Frage. Ihr Plan war sowohl auf Eden als auch auf der Erde in einem kleinen Kreis von Aus-erwählten diskutiert worden. Nur einer von ihnen konnte es gewesen sein. Fragte sich nur: Wer? Romy musste zugeben, dass er wirklich gut aussah. Seine grünen Augen leuchteten unnatürlich hell, was seine gebräunte haut noch mehr zur Geltung brachte, sein ganzer Körper war angespannt und wirkte unbezwingbar wie ein riesiger Fels. Am Liebsten wäre sie über ihn hergefallen, doch sie riss sich zusammen. Er hatte ihr schließlich nur zu deutlich gezeigt, dass er nichts von ihr wollte, aber um ihn zu berühren hätte sie wirklich alles gegeben.
Wie sich seine Lippen wohl anfühlen? Ob seine Haut ebenmäßig und weich ist? Ist er wirklich so stark, wie er aus-sieht, fragte Romy sich. Natürlich ist er das. Ich muss es doch wissen, ich habe schließlich so oft gegen ihn gekämpft. Gegen ihn, meine Gefühle und für unsere Freundschaft. Nein, so sehr ich ihn auch will, ich kann für meine kindische Schwärmerei nicht unsere Freundschaft aufs Spiel setzten. Er wird schließlich nie so fühlen, wie ich, das hat er nie ge-tan. Ich bin für ihn wie eine kleine Schwester und daran wird sich auch nichts ändern. Außerdem wäre eine Nacht mit mir nichts Besonderes für ihn. Er hatte schon so viele Frauen in den letzten Jahren, dass ich aufgehört hatte, mitzuzählen. Ich wäre nur eine von Vielen, doch will ich die Einzige für ihn sein, sonst gar nichts.
„Romy!“, riss Tristen sie aus den Gedanken. Sie sah ihm verwirrt und etwas unsicher in die Augen. Diese waren warm und er schien leicht belustigt. „Worüber hast du denn so angestrengt nachgedacht?“
„Ach, über nichts!“, wehrte sie ab, doch wusste sie, dass sie bei ihm nicht so leicht davonkommen würde.
„Man denkt nicht so angestrengt über nichts nach. Also was ist?“, ließ Tristen nicht locker. Romy musste ihn wohl die ganze Zeit angesehen haben, während sie sich Gedanken über ihn gemacht hatte. Er konnte sich also denken, dass es etwas mit ihm zu tun gehabt hatte. Sie hätte sich für ihre Dummheit selbst Ohrfeigen können, doch natürlich ließ sie sich nichts anmerken. Er musste ja nicht gleich wissen, dass er Recht hatte und dass sie wusste, dass er es wusste.
Deswegen gab sie ruhig zurück: „Das Gleiche könnte ich dich fragen. Worüber hast du denn so angestrengt nachge-dacht?“ und lehnte sich dabei herausfordernd nach hinten.
„Darüber, wie ich mich diskret aus der Affäre ziehen kann. Ich brauchte dieses Ding nicht, ich bin kein ZATARC. Wenn ich es wäre, wüsste ich das. Wir wurden so programmiert, es zu wissen und dementsprechend zu handeln. Oder glauben die wirklich, wir wurden erschaffen und das wäre nicht mit berücksichtigt worden? Menschen!“, antwortete Tris-ten gleichgültig, wobei er jedoch das Wort „Menschen“ verächtlich und zum teil sogar herablassend aussprach. Mit Erfolg versuchte er die Tatsache zu verdrängen, dass er auch nichts anderes war.
„Was? Wieso hast du mir das nicht schon früher gesagt?“, fuhr Romy wütend auf.
Dieser Vollidiot, beschimpft sie ihn in Gedanken. Wie kann er mir so etwas nur verheimlichen? Ich hätte mir die Sorgen das letzte Mal gar nicht machen brauchen, wenn ich das gewusst hätte. Wieso kann er nicht ein Mal offen zu mir sein? Er verheimlicht so viel vor mir, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen sollte, zu fragen. Romy war auf-gesprungen und stemmte nun wütend ihre Hände an ihre Hüften. Tristen war ihrer Meinung nach zu weit gegangen. Jetzt wollte sie endgültig eine Erklärung. Sie wollte wissen, was wirklich passiert war, denn im Grunde wusste sie nur das, was er ihr erzählt hatte, bis auf ein paar Bruchstücke, die sie jedoch nicht zuordnen konnte.
„Ich sah keinen Grund dazu. Dein Wunsch war es sowieso schon immer gewesen, so sein zu wollen, wie die Men-schen es waren, du hättest es gar nicht hören wollen.“, warf Tristen ihr vor und sprang ebenfalls von seinem Stuhl auf. Er stand nun in seiner vollen Größe vor ihr, überragte sie fast um einen Kopf, bevor er seine Hände auf den Tisch schlug und sich somit ein Stückchen zu ihr herunter beugte. Dann sahen sie sich einen Moment fest in die Augen. Das grün in den seinigen war dunkler als jemals zuvor und ihre kamen dem Ereignishorizont des Havensgate gefährlich nahe, so dass er sich beinahe in ihnen verloren hätte. Er musste sich zusammennehmen, um nicht über sie herzufallen und auch sie kämpfte gegen ihre Gefühle für ihn an. Keiner von beiden wollte nachgeben, sie waren einfach zu starrsinnig.
„Woher willst du das denn wissen?“, hakte Romy nach einer geraumen Zeit zischend nach. Sie wollte endlich Ant-worten und würde sich mit einem Später nicht mehr abspeisen lassen.
„Ich kenne dich!“, gab Tristen sofort zurück. „Du versuchst dich anzupassen an diese Menschen, auch wenn du nie wieder wie sie werden wirst. Wir wurden verbessert, sind ihnen nicht nur körperlich, sondern auch geistig überlegen. Mit uns hat man eine neue Rasse erschaffen.“ Er hatte sein Geheimnis, dass er in dem Obelisken erfahren hatte, indirekt verraten, doch Romy war einfach zu aufgebracht, um das zu erkennen. Wie sollte sie auch, schließlich hatte er in den vergangenen vier Tagen nicht mit ihr darüber geredet. Vielleicht schien es wirklich an der zeit zu sein, ihr die Wahrheit zu sagen, doch er hatte auch Angst davor. Sie würde ihn hassen, da war er sich sicher. Das, was er getan hatte, was sein Volk getan hatte, war einfach unverzeihlich. Sie würde sein Handeln einfach nicht begreifen, er begriff es schließlich auch nicht.
„Eine Rasse von denen vielleicht noch eine Handvoll am Leben und im ganzen Universum verstreut sind. Du kannst das sehen, wie du willst, ich bin lieber ein „minderwertiger“ Mensch als alleine!“, konterte sie scharf, riss sich von seinem Blick los, so schwer es ihr auch viel, und war im Begriff den Raum, in dem sie sich befanden, zu verlassen.
Verzweifelt rief er ihr hinterher: „Du bist aber nicht alleine!“ Er fuhr sich angespannt durchs Haar, wollte er sie doch nicht gehen lassen, nicht so, nicht, wenn sie wütend auf ihn war. Er brauchte sie zu sehr und im Moment war er im Beg-riff, sie zu verlieren. Sie blieb stehen. So hatte sie Tristen noch nie reden hören, als wäre er innerlich vollkommen zerris-sen, als würde ihm irgendetwas wie Blei auf dem Herzen legen und sie schien mit ihrer Wut auf ihn alles nur noch schlimmer zu machen.
Fühlt er etwa genauso wie ich, schoss es Romy ungehindert durch den Kopf. Kann das wirklich sein? Wieso hat er denn nicht schon früher etwas gesagt? Sonst war er doch auch alles andere als schüchtern oder verlegen. Kann es viel-leicht sein, dass er es ernst mit mir meint und deswegen unsicher ist. Nein, nicht Tristen. Er ist nicht der Typ dafür. Si-cher will er mich so nur vom eigentlichen Thema ablenken, aber ich lass mich nicht noch einmal von ihm abspeisen. Es ist Schluss damit. Er hat sich nur zurückgezogen, weil er wusste, dass dieser Tag kommen würde. Ich werde ihn nicht ohne eine Erklärung gehen lassen, das bin ich mir schuldig.
„Doch das bin ich! Du distanzierst dich von mir, Tristen. Wann haben wir das letzte Mal so miteinander geredet? Wann waren wir das letzte Mal zusammen aus?“, schrie sie ihn hysterisch an, nachdem sie sich wieder zu ihm umge-dreht hatte „Irgendetwas stört dich und ich würde jetzt gerne wissen, was.“ Er hatte sich wieder etwas gefasst, schien je-doch gedanklich ganz woanders zu sein. Tristen konnte und wollte sich im Moment nicht auf das Thema konzentrieren. Ihm war anderes viel wichtiger. Sie würde es schon noch früh genug erfahren.
„Können wir das nicht auf später verschieben?“, fragte er deswegen ruhig und fuhr sich abermals über seine schwar-zen Stoppeln.
„Nein Tristen! Jetzt! Sag mir, was mit dir los ist!“, protestierte Romy lautstark und funkelte ihn aus ihren Augen wü-tend an.
„Das kann ich nicht!“ Tristen ließ sich in den Stuhl zurücksinken. Krampfhaft versuchte er abzuwiegen, was erträgli-cher wäre, eine Romy, die sauer auf ihn war, weil er ihr nichts gesagt hat oder eine Romy, der er alles gebeichtet hatte und deswegen nicht mehr mit ihm sprach. Ersteres war eindeutig eher zu verkraften, denn dann würde sie sich irgend-wann wieder beruhigen, bis ihre Streiterei wieder von vorne losging. Das war also auch keine Lösung, doch ein Kom-promiss wollte ihm par du nicht einfallen. Für diesen Einwurf hätte Romy ihn am Liebsten umgebracht, doch das hätte ebenso wenig Sinn gehabt. Sie hatte keine Lust mehr, ihn zu sehen. Sie wollte nur noch weg von ihm. Wenn er ihr nicht endlich sagte, was los war, würde sie auch nicht mehr mit ihm sprechen. Es gab genug Teams, in welche sie gehen konnte und genug Männer, die sie attraktiv fanden. Wieso sollte sie also ihre Zeit mit einem sturen Vollidioten wie ihm verschwenden, wenn sie Männer haben konnte, die sie auf Händen trugen. Daniel Jackson wäre auch keine schlechte Wahl.
Sie machte auf dem Absatz kehrt und sagte resignierend: „Vergiss es! Wieso habe ich überhaupt gefragt? Hat doch eh keinen Sinn. Wir sehen uns ja dann!“ Tristen wusste, er durfte sie nicht so gehen lassen, doch kannte er keine Worte, die sie zu bleiben überredet hätten, deswegen hat er das, was sein Herz ihm sagte, er sprang vom Stuhl auf, lief ihr hin-terher, packte sie am Arm und wirbelte sie zu sich herum. Romy versuchte sich aus seinem Griff zu befreien, aber wie stark sie auch sein mochte, sie war ihm nicht gewachsen. Er packte sie an den Schultern und zog sie an sich, was ihren Bewegungsraum merklich einschränkte, jedoch für sie kein Grund war, zu zappeln aufzuhören.
Als sie sich endlich beruhigt hatte und Tristen wieder fest in die Augen sah, hauchte er fast unmerklich: „Warte!“, be-vor er ihr einen seichten Kuss auf die Lippen gab. Das Universum schien um sie herum zu explodieren und eine unbän-dige Energie in ihnen freizusetzen, die sie noch nie zuvor gespürt hatten. Aus dem einen, wurden zwei, dann drei und ir-gendwann begannen sich ihre Zungen zu duellieren, ihre Hände machten sich selbständig und jeder Nerv in ihrem Kör-per schien sich auf angenehme Art und Weise aktiviert zu haben. Tristen hasste es, das zuzugeben, aber Jack O’Neill hatte Recht behalten, er war ein Vollidiot gewesen, sie nicht schon früher geküsst zu haben. Er presste sie hart gegen eine der Kristallwände und hob sie hoch. Sie schlang ihre Beine um seine Hüften und begann damit, seine Uniform zu öffnen, als ein lautes Räuspern sie in die Realität zurückholten. Geschockt ließen sie voneinander ab und sahen in die Richtung, aus welcher das Geräusch kam. Colonel Jack O’Neill lehnte an der gegenüberliegenden Wand und musterte beide abschätzend. Tristen hatte Romy wieder abgesetzt und zupfte nun irgendwie verlegen an seiner Uniform. Jack ge-noss diesen Anblick. Er liebte es einfach, wenn er in solchen Dingen Recht behielt. Verständnislos schüttelte er dann den Kopf und setzte sich in Bewegung, um an ihnen vorbeizugehen.
„Nehmt euch bloß ein Zimmer!“, kommentierte er die Szene und verschwand dann um die nächste Ecke. Tristen und Romy sahen sich abschätzend an, bis er vielsagend seine Augenbrauen hob und sie verführerisch anlächelte.

~~~

Samantha Carter, Daniel Jackson und der Jaffa Teal’c waren definitiv keine ZATRAC, was diese schon mal aufatmen ließ. Romy hatte sich als Nächstes bereit erklärt, sich untersuchen zu lassen. Sie tat es nur, damit sich die Tok’ra zufrie-den gaben. Sie wusste jetzt ja, dass ihr nichts zustoßen konnte, da sie sich an ein verändertes Bewusstsein erinnern würde. Tristen hatte es ihr erläutert, sie konnten auf jede Erinnerung ihres Unterbewusstseins zurückgreifen und das je-der Zeit. So würden sie sofort erkennen, dass sie manipuliert und zu einem ZATARC gemacht wurden. Die einzige Mög-lichkeit wäre, die Erinnerungen aus ihrem Unterbewusstsein dauerhaft zu löschen, eine Art Filmriss oder kurzzeitigen Blackout, doch über diese Technologie verfügten die Goa’uld nicht. Aber dafür ihre Erschaffer, denn sie hatten genau das mit ihr getan, sie hatten ihre Erinnerungen gelöscht und Tristen hatte es zugelassen. Sie zurückzuholen wäre un-möglich, aber er hatte versprochen, es ihr zu erzählen, sobald sie ungestört waren und sie musste zugeben, sie glaubte ihm. Sie sagte so ziemlich das Gleiche aus, wie die anderen auch, bis auf eine kleine Sache, dass sie und Lian sich während des Einsatzes circa fünfzehn Minuten getrennt hatten, um die Sprengladungen schneller anbringen zu können.
„Das würde reichen, um sein Bewusstsein zu manipulieren.“, wandte Teal’c daraufhin ein.
„Nein“, wendeten Tristen ein. „Er hätte das gewusst. Er kann unmöglich ein ZATARC gewesen sein.“
„Du hast recht Tristen, er muss es gewusst haben, sonst hätte er sich von uns helfen lassen, sonst wäre er nicht auf die bescheuerte Idee gekommen, Tanit zu folgen und sonst wäre er jetzt nicht tot.“, entgegnete Romy traurig, denn ihr war erst in diesem Moment klar geworden, warum sich Lian die ganze Zeit so komisch, irgendwie distanziert, verhalten hatte. Doch der Spion konnte er nicht sein, das war ausgeschlossen. Er hasste die Goa’uld mindestens genauso sehr wie jeder andere in diesem Raum. „Bin ich jetzt fertig?“
„Macht sie los.“, wies Jakob zwei bereits geprüfte Tok’ra an, welche sie von dem Stuhl befreiten. Danach sahen alle Tristen an, welcher der Nächste sein sollte.
„Mein Wort reicht euch nicht, oder?“, fragte er, ohne wirklich eine Antwort zu erwarten und setzte sich. „Eines ist si-cher, ich werde nichts sagen, solange die anderen nicht raus gehen.“ Samantha Carter, Teal’c, Jack O’Neill und die zwei Tok’ra verließen den Raum, doch Romy machte keine Anstalten, sich zu bewegen.
Tristen sah daraufhin Daniel fordernd an, welcher sofort verstand und zu Romy sagte: „Komm, lassen wir die beiden alleine. Ich habe sowieso noch etwas mit dir zu besprechen.“
„Ich will das aber hören.“, protestierte Romy und bewegte sich kein Stück von der Stelle. Sie wollte endlich die Wahr-heit erfahren. Tristen hätte sie dafür umbringen können.
Wie kann man nur so stur sein, regte er sich in Gedanken auf. Ich versteh ja ihre Beweggründe, aber ver-steht sie denn nicht, dass ich es ihr nicht einfach an den Kopf werfen möchte. Hier ist weder Ort noch Zeit, um solch eine Unterhaltung zu führen. Er hätte es ihr vielleicht schon früher erklären sollen, doch er hatte es einfach nicht fertig gebracht. Doch das würde er ändern, wenn sie erst einmal wieder auf Eden waren und sie all das hinter sich gebracht hatten.
Er zischte streng: „Romy, geh! Ich erkläre dir alles später.“ Sein Blick sagte alles und so ging sie, wenn auch nur wi-derwillig, mit Daniel nach draußen. Tristen fing an, alles zu erzählen. Wie er die Sprengladungen anbrachte, wie er nach den anderen zu suchen begann, wie er von den Gefangenen hörte, wie er die Position der Schiffe änderte und die Schutzschilde so manipulierte, dass nur er es hätte rückgängig machen können, wie er beim Sarkophag gewacht hatte bis Jack wieder zum Leben erwachte und was dann noch alles geschah. Wie erwartet war er kein ZATARC, aber lang-sam beschlich ihn das Gefühl, dass er den Verräter kannte. Er war alle Anwesenden, alle Techniker und jede andere dort befindliche Person durchgegangen und zu dem Entschluss gekommen, dass nur einer für den Verrat in Frage kom-men konnte. Nur diese eine Person hatte Zugang zu allen streng geheimen Projekten, die sein Team betraf, sie war bei den Besprechungen immer zugegen gewesen und sie unternahm Stargatereisen, kam somit also auch in Berührung mit den Goa’uld. Als Jakob Carter ihn dann endlich befreite, sah Tristen auf die Uhr. Seit fast vier Stunden waren sie schon hier, diese Person hatte also genug Zeit gehabt, sich gründlich umzusehen und die Koordinaten durchzugeben. Außer-dem stieg in Tristen das beängstigende Gefühl auf, dass mit Romy irgendetwas nicht stimmte. Er hatte ihr etwas zu trin-ken gegeben, bevor wir uns ihre Version der Geschichte angehört hatten und während dem Verhör hatte sie irgendwie blass gewirkt. Tristen musste sicher gehen, dass er ihr nichts ins Getränk gemischt hatte, deswegen stürmte er sofort aus dem Raum und begann den Stützpunkt nach ihr abzusuchen.

~~~

„Wo ist Romy?“, fragte Tristen aufgeregt, als Daniel ihm in die Arme lief. Er hatte ihn an den Schultern gepackt und drückte ihn gegen die Wand. Wehtun wollte er ihm nicht, aber vor Sorge konnte er einfach nicht mehr klar denken. Romy war alles, was er hatte und sie wollte er nicht auch noch verlieren.
„Ich habe sie ins Zimmer am Ende des Ganges gelegt. Ihr ging es nicht besonders.“, meinte dieser, obwohl er nicht ganz verstand, was eigentlich los war. „Ist was nicht in Ordnung?“
„Die Leih ich mir mal.“, wandte Tristen ein und zog Daniel die Pistole aus dem Halfter, welche dieser erst vor kurzen zurückbekommen hatte. Er wusste gar nicht wie ihm geschah und als er endlich mitschnitt, dass Romy etwas zugesto-ßen sein musste oder zumindest der Verdacht bestand, war Tristen bereits dabei, den Tunnel entlang zu laufen. Schnell folgte der Archäologe ihm, nachdem er sein Messer aus dem Stiefel gezogen hatte. Manchmal war es wirklich praktisch, dass Jack ihm eingebläut hatte, es immer einzustecken, egal wohin es ging. Nach fünf Jahren war das Anlegen dessen fast zur Routine geworden und nur noch ganz selten vergaß er es. Jack schien jedoch nicht nur seine eigenen Ausrüs-tung zu kontrollieren, sondern auch die der anderen, denn jedes Mal hatte O’Neill es ihm noch in die Hand gedrückt. Auch wenn es sonst nicht so schien, wenn es ums Kriege führen und Schlachten schlagen ging, war Jack ein Perfektio-nist und prüfte jede Möglichkeit dreimal, bevor er handelte. Das jedoch tat er mit solch einer Geschwindigkeit und Über-zeugung, dass an seinen Befehlen keine Zweifel mehr blieben. Daniel Jackson hatte zu Tristen aufgeschlossen und ge-meinsam betraten sie das Zimmer, in welches er Romy gebracht hatte. Sie lag friedlich schlafend auf dem Bett und schien einen schönen Traum zu haben. Tristen beugte sich etwas aufatmet über sie und versuchte sie wach zu rütteln.
Leise sagte er: „Romy, wach auf. Andromeda.“ Doch sie rührte sich nicht. Sein Verdacht hatte sich also bestätigt. Entweder war es nur ein harmloses, aber sehr starkes Schlafmittel oder jemand hatte sie unter Drogen gesetzt und ver-suchte sie sogar zu töten. Geräusche hinter ihm ließen ihn herumfahren. Als er die Szene, die sich ihm jetzt bot, über-blickt hatte, fluchte er leise. Er hatte Recht behalten, der Verräter war wirklich Dorian. Leider hatte dieser Daniel als Gei-sel genommen und presste ihm eine Waffe an die Schläfe. Das Messer lag ein paar Meter hinter ihnen und Tristen konn-te nicht riskieren, dass Daniel starb, wenn er die Pistole benutzen würde. So schnell er auch war, manchmal war auch er zu langsam. Daniel wagte es nicht, sich zu bewegen, da dieser Verrückte zu allem bereit zu sein schien.
„Waffe weg!“, brüllte Dorian und Tristen ließ sie langsam auf den Boden sinken, um sie dann mit dem Fuß wegzusto-ßen. „Und jetzt geh weg von ihr. Sie gehört zu mir. Sie hat dich nicht verdient.“
Tristen tat wie ihm geheißen und meinte: „Da muss ich dir zum ersten Mal zustimmen, aber dennoch liebt sie mich und nicht dich.“
„Vielleicht solltest du ihn nicht provozieren.“, schlug Daniel vor, nachdem Dorian den Griff verstärkt und die Mündung noch dichter an seine Schläfen presste. Sterben wollte er nun wirklich noch nicht.
„Du solltest auf deinen Freund hören. Deine große Klappe wird dir auch nicht mehr viel nutzten, die Goa’uld sind be-reits unterwegs. Anubis wird sich besonders über deinen Tod freuen, Antiker.“, fügte Dorian hinzu.
„Ich höre doch nicht auf dieses Weichei. Nichts für ungut, aber das ist nun wirklich nicht mein Stil.“ Während Tristen das sagte, fixierte er das Messer, welches hinter Daniel lag mit den Augen. Rein theoretisch wäre es für einen normalen Menschen, selbst wenn er so konstruiert worden wäre, wie Tristen, unmöglich gewesen, es so ohne weiteres in die Fin-ger zu bekommen. Aber da Tristen rein theoretisch betrachtet kein Mensch im eigentlichen Sinne war, sondern vielmehr ein Antiker, brauchte Tristen das auch gar nicht. Es reichte vollkommen, dass er sich darauf konzentrierte und durch sei-nen Willen bewegte. Telekinese nannten die Menschen das wohl. So hob er das Messer lautlos an und brachte es in Position. Jetzt musste er Dorian nur noch irgendwie ablenken und ihn dazu bringen, die Mündung von Daniels Schläfe zu nehmen. „Und wenn du schon jemanden erschießen willst, wieso dann nicht mich. Ich bin hier doch deine Konkurrenz oder glaubst du wirklich Romy steht auf so ein halbes Hemd wie ihn?“
„Sicher ist sicher, aber da du mir am Gefährlichsten werden kannst, wäre es doch durchaus besser, dich zuerst zu erledigen.“ Dorian zielte jetzt mit der Waffe auf Tristen und als er im Begriff war, abzudrücken, duckte Tristen sich und schoss ihm das Messer durch pure Willenskraft von der Seite in den Nacken. Zu selben Zeit löste sich der Schuss und die Kugel verfehlte ihn nur knapp, um dann in die Wand aus Kristallen einzudringen. Dorian sackte zu Boden und blieb dort tot liegen. Daniel ließ sich geschafft zu Boden sinken und rieb sich die Stirn, welche einen eindeutigen Abdruck von der Mündung aufwies. Noch vor ein paar Sekunden hatte er gedacht, er müsse sterben, deswegen war das erste, was er tat, erleichtert aufatmen.
Jack und Sam kamen zu ihnen geeilt, warfen einen kurzen Blick auf die Leiche und fragten fast gleichzeitig: „Was ist passiert?“
„Wir haben den Verräter erledigt.“, sagte Tristen beiläufig und wandte sich wieder Romy zu, die immer noch tief und fest schlief. Ansonsten schien es ihr aber gut zu gehen. Er war froh, dass sie von alledem nichts mitbekommen hatte und es ihr auch allgemein gut ging.
„Alles klar, Daniel?“, hakte Sam nach, um sicher zu gehen, dass ihrem Freund auch nichts fehlte.
„Mir geht es gut.“
„Und ist Romy auch OK?“, hakte Jack nach und trat neben Tristen.
Dieser nickte und meinte: „Ja, sie hält nur ihren Schönheitsschlaf.“ Als Anubis Schiffe im Orbit eintrafen, waren die Tok’ra bereits verschwunden und alles was er vorfand, war ein toter Spion, in dessen Hals immer noch das Messer steckte. Zwar hatten Tristen auch Terreas damit getötet, aber das war auch besser so, denn so viel Leid war selbst für einen Symbionten wie ihn zuviel und er konnte nur so erlöst werden.

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Kaum waren Colonel O’Neill und Major Carter unter vier Augen, begann er auch schon, sie stürmisch zu küssen und auszuziehen. Rasch entzog sie sich ihm wieder und ordnete ihre Kleidung.
Tadelt sagte sie: „So geht das aber nicht.“ und stemmte die Hände in die Hüften. Du kannst nicht einfach so über mich herfallen. Ich bin kein Stück Fleisch.“ Jack grinste ihr nur frech entgegen. Er verhielt sich ganz wie ein dummer Schuljunge, der einfach nicht verstehen wollte, was er falsch gemacht hatte. Er startete einen erneuten Angriff, doch auch diesmal wies sie ihn zurück. „Jack bitte! Nicht hier und nicht jetzt. Ich bin kaputt und will schlafen.“
„Ich doch auch!“, verteidigte er sich, während er seinen treudoofen Dackelblick aufsetzte. Sams Vater hatte sie nicht beim General verpfiffen, sie hatten eine zweite ZATRAK-INVASION überlebt und zum ersten Mal seit fast einem Tag wa-ren sie wieder allein, in seinem Quartier und mit einer ganzen Woche Urlaub vor sich. Er wollte die Zeit mit ihr genießen, was also sprach dagegen? Außerdem hatte er noch etwas zu erledigen und wenn sie sich weiterhin so gegen seine Zärt-lichkeiten sträubte, würde sie nur alles ruinieren. Und dann müsste er unweigerlich zu Plan B übergehen, der für eine Menge Aufregung sorgen würde und seiner weiteren Karriere wahrscheinlich den Hals brach. Obwohl er rein theoretisch sein Rücktrittsgesuch immer noch nicht widerrufen hatte. So hatte er eigentlich nichts zu verlieren.
„Tu mir das nicht an.“, flehte Samantha. „Du weißt doch genauso gut wie ich, dass es Folgen für uns beide haben würde, wenn wir erwischt würden. Wir haben noch eine ganze Woche vor uns.“ Jack hingegen wollte sich nicht vertrös-ten lassen, deswegen ergriff er einfach ihre hand und beschloss zu Plan B überzugehen, welches das Stargate mit bein-haltete. Er schleifte sie aus dem Quartier, reagierte dabei jedoch nicht auf ihren Protest und ihre dumme Fragerei und führte sie schnurstracks zum Stargateraum. Vor dem majestätisch aufragendem Naquardaring blieben kamen sie zum Stehen und Sam sah ihn verwirrt an. Sie verstand rein gar nichts mehr, bis sich er innere Ring begann zu drehen und nach und nach die Chevrons einrasteten. Ein Materiestrudel schoss ihnen entgegen, stoppte nur Augenblicke bevor er sie verschlungen hätte, um dann zurückzuschnellen und sich einem ruhigen, aus Materie bestehenden Ereignishorizont zu sammeln. Jack faszinierte dieser Anblick immer wieder aufs Neue, doch noch schöner war der, den Sam machte. Ihre Augen glänzten förmlich, als sie das Schauspiel betrachtete. Sie wusste immer noch nicht, was eigentlich los war, doch es war ihr egal geworden. Es zählte nur, dass sie jetzt hier war und das mit dem Mann, den sie liebte. Das mit ihm zu tei-len, war das Größte für sie. O’Neill nickte Daniel, welcher im Kontrollraum stand und den Computer bediente, dankend zu und widmete sich dann wieder seiner Geliebten zu. So gut es ging kniete er sich nieder und blickte zu ihr auf. Sam war so perplex, dass sie einfach nur da stand und ihn anstarrte. Sie wusste, was das bedeutete, doch konnte es einfach nicht glauben. Es war unfassbar.
„Sam, ich weiß, es kommt nicht ganz einem Picknick gleich, aber wir haben nicht viel Zeit, bis General Hammond hier auftaucht und uns zur Schnecke macht. Also frage ich dich einfach. Samantha Carter, willst du... meine Frau werden?“, machte Jack ihr einen Heiratsantrag.
Das Erste, was ihr durch den Kopf ging, war: Das wird mir doch nie jemand glauben, wenn ich das erzähle. Unfähig irgendetwas zu entgegnen, stand sie weiterhin da und sah den Ring an, den er ihr jetzt vor die Nase hielt. Er war aus purem Silber mit einem blauen Saphir. Das war mit Abstand der schönste Verlobungsring, den sie je gesehen hatte und er kam von ihrem Jack. So lange hatte sie auf diesen Augenblick gewartet und nun hatte es ihr die Sprache ver-schlagen. Nicht einmal ein einfaches Nicken brachte sie zustande. Tränen liefen ihr über die Wangen, denn es war ein-fach zu ergreifend. Ihr Verstand hatte sich einfach ausgeklinkt und sie vollkommen hilflos zurückgelassen. Dieses Gefühl hatte sie bis jetzt nicht gekannt, aber sie musste zugeben, es gefiel ihr.
„Sam?“, fragte Jack verunsichert und richtete sich wieder auf. Mit dem Finger hob er ihren Kopf an, damit sie ihn an-blickte und versuchte ihren Blick zu deuten. Er konnte es nicht. Noch einmal fragte er: „Sam? Sag doch was. Irgendet-was.“
Noch ein paar Sekunden standen sie so da, dann ertönte General Hammonds Stimme durch die Lautsprecheranla-ge: Nun sagen sie schon „Ja“ Major, sie treiben unsere Telefonrechnung in die Höhe.“ Das auch ihr Vorgesetzter witzig sein konnte, war ihr neu und sie musste lächeln. Auch Jack O’Neill war sichtlich überrascht, doch anscheinend war sein Humor ansteckend. Seine Stimme hatte sie wieder wachgerüttelt. Sie nickte heftig und wischte die Tränen weg.
„Ja! Ja, ich will dich heiraten. Ich würde nichts in meinem Leben lieber tun.“ Überglücklich fiel sie Jack um den hals, welcher ihr zuvor den Ring angesteckt hatte, und küsste ihn stürmisch, so dass sie beinahe umgekippt wären.
„Einen Moment dachte ich schon, du würdest ablehnen.“, meinte Jack, als sie sich wieder voneinander lösten.
„Das würde ich niemals.“
„Wenn ihr dann fertig seit, ich erwarte euch in meinem Büro. Sofort!“, befahl Hammond nun und kurz darauf schloss sich das Wurmloch, als wollte es diesen Befehl untermauern. Samantha Carter und Jack O’Neill sahen sich an und beide hatten diesen Blick aufgelegt, welcher soviel sagte, wie: Das wird eine verdammt lange Nacht!

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Colonel Jack O’Neill stand ein halbes Jahr später am Grab seines Sohnes. Die Sonne schien warm auf den Friedhof, doch der Wind wehte eine kalte Briese zu ihm hinüber. Es war Herbst, die Blätter fielen in prächtigen Farben von den Äs-ten der Bäume, die letzten Vögel zwitscherten in den kahlen Ästen und ab und zu sah man Passanten vorbeigehen, die sich unterhielten oder einfach nur Händchen haltend die Gegend betrachteten. Alles in allem war es ein wundervoller Tag und für ihn nicht einmal einer, an dem er traurig sein konnte. Er hatte ja auch kaum Grund dazu, außer vielleicht, weil es Charlies Geburtstag war. Aber über diesen Verlust war er in den letzten Jahren gut hinweggekommen. Zum größten Teil verdankte er das seiner großen Liebe Sam.
Ist es wirklich schon zehn Jahre her, fragte Jack sich seufzend. Mir kommt es nicht so vor. Die Zeit vergeht einfach zu schnell, wenn es einem gut geht. Nicht, dass es immer leicht gewesen war, aber im Großen und Ganzen kann ich doch zufrieden sein. Ich habe Spaß an der Arbeit, gute Freunde und werde bald Vater. Besser kann es doch gar nicht werden. Dass ich je wieder eine Frau so lieben könnte, hätte ich noch vor zehn Jahren nicht gedacht. Nicht, dass ich Sarah nicht liebte, aber schon vor Charlies Tod war daraus Freundschaft geworden. Erst danach ist uns das richtig klar geworden. Es ist gut gewesen, dass sie gegangen ist und richtig, sonst hätte ich Sam wahrscheinlich nie so lieben gelernt. Zwei zierliche Arme umschlangen ihn von hinten und ein weiblicher Körper drückte sich gegen den seinigen. An seinen Nacken drang warmer Atem und ein Kinn legte sich auf seine Schulter. Jack zog langsam die Hände aus den Taschen und umfasste die Ihrigen. Sie waren eiskalt, was bei diesen Temperaturen auch kein Wunder war. Er drückte Sams Hände leicht und wärmte sie mit seinen.
„Fertig?“, fragte sie nach einer Weile.
Er nickte und antwortete anschließend: „Ich denke schon.“
„Hast du ihm von seinem Brüderchen erzählt?“, hakte Sam nach und trat neben ihn. Jetzt war O’Neill es, welcher seine Arme um sie legte und sanft kleinen ihren Bauch streichelte, der unter der dicken Jacke verborgen lag.
„Woher willst du wissen, dass es ein Junge wird? Das kann man doch noch gar nicht erkennen.“ Jack sah ihr fragend in die Augen und hätte sich am Liebsten in ihnen verloren. Sie zuckte mit den Schultern. Sie hatte einfach nur so eine Ahnung, mehr nicht. Eine Art siebter Sinn für so etwas.
„Nur so ein Gefühl.“, wandte sie ein und wiederholte ihre Frage: „Hast du?“
„Natürlich!“, entgegnete er gespielt ernst und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Er freut sich für uns.“ Er genoss es, so mit ihr umgehen zu können, ihre Liebe der ganzen Öffentlichkeit zeigen zu können. Zuerst war das nicht möglich ge-wesen, da General Hammond nichts mitbekommen durfte, doch jetzt, fast zwei Jahre später konnte selbst er es nicht aufhalten. Samantha O’Neill war schwanger geworden und ihre Beziehung war nicht länger nur ein Gerücht im SGC. Ir-gendwie hatten sie es dennoch geschafft, dort zu bleiben, zumal Sam dazu verbannt wurde, auf der Erde zu bleiben und Jack mittlerweile zum General ernannt worden war und das Kommando über den gesamten Stützpunkt übernahm. Es stand ihm nur noch der Präsident im Weg, aber der musste nun wirklich nichts davon erfahren.
„Meine Mum auch. Sie ist froh dass es endlich passiert ist.“, stimmte sie zu und bettete ihren Kopf an seine Schulter.
Traurig gab er zurück: „Wenn man bedenkt, wie es passiert ist.“
„Du vermisst Daniel wohl sehr?“, stellte sie ebenfalls leicht betrübt fest. „Ich auch!“ Daniel war vor fast drei Monat ge-storben, falls man das überhaupt so nennen konnte und in der Nacht danach war es zwischen ihnen einfach passiert. Jack war vollkommen aufgelöst zu ihr gekommen, es hatte geregnet und am Ende landeten sie dann im Bett. Nicht, dass sie vorher nicht auch schon miteinander geschlafen hatten, doch diesmal passten sie nicht auf, so wie sonst immer und das Ergebnis sah man ihr bereits etwas an. Bald würde man auch erkennen, was es wird, bis dahin konnten sie nur ra-ten. Doch egal ob junge oder Mädchen, Jack würde es lieben, genauso wie er Charlie geliebt hatte. Seine einzige Sorge war nur, ob es gesund sein würde, denn noch so einen Schicksalsschlag in solch kurzer Zeit konnte er nicht verkraften.
„Lass uns nach Hause gehen. Ich will nicht, dass ihr euch erkältet.“, wechselte Jack das Thema und schob sie lang-sam vor sich her, wobei er sie immer noch festhielt. Noch einmal wandte er sich dem Grab zu und flüsterte leise: „Ich lie-be dich, mein Sohn!“ Dann widmete er Sam wieder seine volle Aufmerksamkeit. Sie ging nun neben ihm und hatte ihre Hand zu seiner in die Jackentasche gesellt. Sie war nicht mehr ganz so kalt wie noch zuvor und je länger sie in Jacks Hand lag, desto wärmer wurde sie.
„Wie wäre es mit Daniel für unseren Knirps?“, fragte sie plötzlich und sah ihren Ehemann von der Seite aus an.
„Nein.“, entgegnete er und schüttelte leicht mit dem Kopf. „Das ist keine gute Idee. Stell dir nur mal vor, der Knirps redet dann genauso viel. Eine schreckliche Vorstellung.“ Das er wieder sarkastisch sein konnte, war ein gutes Zeichen. Er kam endlich etwas damit klar, obwohl dieser Verlust seines besten Freundes doch schon ziemlich an ihm nagte.
„Was wäre denn dein Vorschlag?“
Nach kurzem Überlegen antwortete Jack: „Trend, schlicht und ergreifend Trend.“
„Trend klingt gut. Also Trend!“, stimmte Samantha zu und nickte gleichzeitig. „Und wenn es doch kein Junge wird.“ Jetzt klang sie unsicher.
„Ich vertraue deinem Gefühl.“, meinte Jack zuversichtlich und fügte grinsend hinzu: „Aber falls es doch ein Mädchen sein sollte, was ich bezweifle, da du dich nie irrst, versuchen wir es halt so lange, bis es klappt.“
„Wenn du das nächste Kind austrägst, gerne.“, gab sie herausfordernd zurück und musterte ihn von der Seite, wäh-rend sie über seinen Bauch streichelte.
„Abgemacht.“, gab Jack ernst zurück, nahm seine Ehefrau in die Arme und gab ihr einen langen leidenschaftlichen Kuss.


E N D E
(Fortsetzung: The return of Terreas)
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