Parallele Welten by Arica
Summary: Sheppards Team entdeckt bei einer ihrer üblichen Erkundungen einen Quantenspiegel zu parallelen Welten. Plötzlich taucht im Spiegel ein bekanntes Gesicht auf und es ist nicht allein…
Categories: Stargate Atlantis Characters: Elizabeth Weir, John Sheppard, Multi-Chara
Genre: Angst, Romance
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 4889 Read: 2612 Published: 20.12.10 Updated: 20.12.10
Story Notes:
Short-Cut: Sheppards Team entdeckt bei einer ihrer üblichen Erkundungen einen Quantenspiegel zu parallelen Welten. Plötzlich taucht im Spiegel ein bekanntes Gesicht auf und es ist nicht allein…
Spoiler: 2. Staffel
Charaktere: Sheppard/Weir, Multi-Charakter
Kategorie: Angst, Romance
Rating: PG-13
Author's Note: -
Widmung: -
Disclaimer: Stargate Atlantis und alle vorkommenden Charaktere sind natürlich Eigentum von MGM Television Entertainment. Leider…
Feedback: Ja, gerne. - ari.ca@hotmail.com

1. Kapitel 1 by Arica

Kapitel 1 by Arica
Parallele Welten


Langsam schlenderte Col. Sheppard durch das verwüstete und zerstörte Antikerlabor.
Hier etwas Brauchbares zu finden grenzt schon an ein Wunder, dachte er verbittert.
Von den Wänden gerissene Panele lagen überall verstreut in fast allen Räumen, selbst die Decke zeigte an mehrere Stellen tiefe Risse und zeugte von der großen Einsturzgefahr in dieser Anlage. Jedes Teammitglied war bereits mindestens einmal über lose Kabel oder Trümmerstücke gestolpert. Bei ihrer Erkundung durch das labyrinthartige Labor stießen sie auf mehrere Leichen, sowohl Antiker als auch Wraith. Allem Anschein nach musste hier vor sehr langer Zeit ein ziemlich hässlicher Kampf stattgefunden haben.
An Rodneys enttäuschtem Gesicht konnte John erkennen, dass er mit seiner ersten Einschätzung wohl ziemlich richtig lag.
"Alles zerstört. Sogar das ZPM. Könnten wir nicht einmal ein vollkommen funktionstüchtiges Labor finden?!", ärgerte sich McKay.
"Lebende Antiker wären auch mal wieder eine nette Abwechslung gewesen", murmelte Sheppard und befreite seinen Fuß von einem skelettierten Wraitharm. "Am besten wir melden uns zurück und schicken dann ein Archäologenteam her. Denen wird das besser gefallen als uns."
"Colonel!"
Sheppard und McKay folgten Teylas Stimme in einen der angrenzenden Räume. Sie stand vor dem wohl einzigen, unbeschädigten Gegenstand in dieser Anlage. Es handelte sich um eine Art Spiegel, nur dass dieser hier kein Spiegelbild zeigte.
John schenkte dem Raum mehr Beachtung als ihrem neuen Fund. Ungewöhnlich viele Skelette beider Rassen lagen hier verstreut, woraus er schloss, dass sich die Kämpfe wohl auf diesen Ort konzentriert hatten.
"Haben Sie so etwas schon einmal gesehen?", fragte Teyla und blickte weiter verwundert auf den unheimlichen Spiegel.
Nun richtete auch der Colonel seinen Blick auf ihn. McKay bewegte sich langsam, beinahe ehrfürchtig auf den Spiegel zu.
"Wenn ich mich nicht irre - was ziemlich unwahrscheinlich ist - handelt es sich bei diesem Spiegel um einen Quantenspiegel!"
Begeistert wuselte er um den Spiegel herum.
"Ein Quantenspiegel?", wiederholte Ronon, der nun zu ihnen stieß.
"Mit dem Ding kann man in Parallelwelten reisen. Alternative Zeitlinien betrachten. So in der Art: Was wäre gewesen, wenn ich heute morgen einen Donut statt einem Bagel gegessen hätte.", antwortete Sheppard stellvertretend für McKay, da auch er die Missionsberichte über diese Technologie gelesen hatte.
Dieser warf ihm einen genervten Blick zu.
"Nun, vereinfacht könnte man es so erklären, ja." Rodney wandte sich wieder hoch motiviert dem Spiegel zu. "Auf jeden Fall könnten wir unvorstellbare Experimente damit durchführen. Vielleicht sogar mit seiner Hilfe einen Angriff der Wraith voraussehen, ähnlich wie es SG-1 auf der Erde gelang! Helfen Sie mir die Fernbedienung zu finden, dann könnten wir herausfinden, ob es noch funktioniert…"
Er kniete sich nieder und untersuchte mehrere Skelette, während das restliche Team sich im Raum aufteilte, um es ihm gleich zu tun.
Plötzlich aktivierte sich der Spiegel und zeigte einen identischen, verwüsteten Raum, in dem sich jedoch niemand aufhielt.
"Wer von Ihnen hat den Spiegel aktiviert?", wollte Rodney vorwurfsvoll wissen.
"Waren etwa nicht Sie das?", fragte Sheppard und richtete nun sicherheitshalber seine Waffe auf den Spiegel.
Als Rodney verneinte, tat Ronon es ihm gleich. Mehrere Schüsse auf der anderen Seite ließen sie nun alle zurückweichen und ihre Waffen entsichern. Wer auch immer schoss, er kam dem Spiegel näher.
"Rodney, finden Sie die Fernbedienung und schalten Sie das Ding wieder ab, bevor es hier unangenehm wird", befahl Sheppard und gab seinem Team das Zeichen zum Rückzug.
McKay blickte sich hektisch im Raum um, immer den Spiegel aus den Augenwinkeln beobachtend.
Plötzlich schloss sich im Quantenspiegel eine Hand um den Rand und noch eher einer von ihnen eine Warnung ausstoßen konnte, tauchte er vor ihnen auf.
Rodney blickte entsetzt auf sein blutverschmiertes Ebenbild, welches mit einer letzten Kraftanstrengung den Spiegel deaktivierte und danach zuckend zusammenbrach. Dabei umklammerte er weiterhin fieberhaft ein Bündel, ohne es jedoch zu fest anzufassen.
"Teyla, funken Sie nach Atlantis, dass wir sofort Carson brauchen! Außerdem sollen sie ein weiteres Team schicken, wir brauchen vielleicht Unterstützung!", befahl Sheppard ohne zu zögern.
Beinahe zeitgleich stürzten er und Rodney zu dem Verletzten, während Ronon weiterhin den Spiegel im Auge behielt. Sheppard drehte den halb bewusstlosen Parallel-Rodney zu sich und untersuchte seine Verletzungen. Indessen kümmerte sich McKay um das kleine Bündel, dass der Andere nun endlich losließ.
John legte einen Druckverband an eine heftig blutende Bauchwunde und blickte zu einem blassen und ungewöhnlich schweigsamen Rodney auf. Er wollte gerade etwas sagen, als der schwerverletzte McKay mit einer enormen Kraftanstrengung nach der Weste des Colonels griff.
"Sie… sie ist noch immer gefangen, John! Sie haben sie! I-Ich…" Mühsam klammerte sich Rodney an ihn.
"Ganz ruhig, Rodney. Sie müssen sich jetzt schonen, damit Sie wieder zu Kräften kommen!"
"Nein!", unterbrach ihn der heftig blutende Mann. "Anna ist… hier… in Sicherheit,… aber… Liz!"
Bewusstlos sackte er nun vollends zusammen. John hielt weiterhin den Druck auf die Bauchwunde aufrecht, verwirrt über das eben Gehörte, wendete sich jedoch bald darauf an den Astrophysiker, der neben seinem Doppelgänger aus der Parallelwelt saß und mit weit aufgerissenen Augen das Lumpenbündel in seinen Armen anstarrte.
"Rodney? Alles in Ordnung?"
Der Wissenschaftler reagierte nicht, sondern fixierte noch immer das geheimnisvolle Ding, das auf seinen Händen lag.
"Rodney?!", wiederholte der Colonel nun etwas lauter und er bekam tatsächlich eine Reaktion.
"Was ist das?", fragte McKay fast flehend und hielt John das Bündel hin.
Sheppard beugte sich ein wenig vor, um einen besseren Blick zu erhaschen und zog überrascht die Augenbrauen hoch. Das hatte er wirklich nicht erwartet.
In Rodneys Armen lag ein Baby, höchstens vier Monate alt. Es bewegte sich unruhig, schien aber auf den ersten Blick unverletzt. Bevor John noch etwas erwidern konnte, kam Teyla mit der Verstärkung und Dr. Beckett zurück.
Carson kümmerte sich zwar sofort und ohne zu zögern um seinen Patienten, trotzdem war ihm die Verwirrung deutlich anzusehen. Ohne weitere Zeit zu verschwenden, kehrten sie nach Atlantis zurück.

***

"Es tut mir Leid, aber ich konnte nichts mehr für ihn tun", antwortete Carson leise auf Elizabeths Frage nach Rodneys Wohlbefinden. "Seine Verletzungen waren einfach zu schwer und er hatte bereits zu viel Blut verloren."
Das Team und die Expeditionsleiterin hatten sich gleich nach der Ankunft auf der Krankenstation eingefunden und die Geschehnisse kurz durch gesprochen. Alles wies darauf hin, dass es sich bei dem geheimnisvollen Objekt tatsächlich um einen Quantenspiegel handelte. Der vor ihnen liegende, tote Dr. Rodney McKay war mehr als nur ein eindeutiger Beweis dafür. Es lag auch die Vermutung nahe, dass die Wraith bei ihrem Angriff damals vor Jahrtausenden den Spiegel in ihre Gewalt bringen wollten, aber noch rechtzeitig von den Antikern aufgehalten werden konnten.
Elizabeth stand genau wie Rodney neben dem Bett des Toten und war ganz in Gedanken versunken. Dieses Paralleluniversum schien sich ziemlich von ihrem zu unterscheiden, davon zeugte die ziemlich mitgenommene, athosianische Kleidung des fremden Rodneys. Und natürlich gab das Baby auch einen Hinweis darauf, dass sich diese Welt in eine vollkommen andere Richtung als ihre entwickelt hatte. Schließlich löste Elisabeth ihren Blick von dem toten Körper und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf Carson.
Rodney stand weiterhin unbeweglich neben seinem Ebenbild und betrachtete es noch kurz, bevor er sich schließlich verwirrt abwandte und zu den Anderen ging.
"Das ist so… absurd. Ich meine, ich sehe mich da liegen!", murmelte er vor sich hin und schüttelte dabei immer wieder den Kopf.
"Und was ist mit dem Baby?", fragte Elizabeth Dr. Beckett und riss Rodney so kurzzeitig aus seinen Gedanken.
"Dem Mädchen geht es gut. Sie ist unverletzt und ich habe bereits ein paar Tests durchgeführt, um mich davon hundertprozentig zu überzeugen", antwortete Carson und blickte in Richtung des kleinen Bettchens, dass ein paar Krankenschwestern provisorisch auf einem Krankenbett aufgebaut hatten. Etwas hielt er jedoch zurück, was ihm jeder im Raum deutlich ansehen konnte.
"Meinte er mit Liz eigentlich Elizabeth?", überlegte Rodney laut, ohne auf das Gespräch über das fremde Mädchen einzugehen.
"Sehr wahrscheinlich", warf John kurz ein und beobachtete dann Carson weiter, dem irgendetwas Unbehagen bereitete.
"Stimmt etwas nicht, Dr. Beckett?", sprach Elizabeth Johns Frage laut aus.
McKay war plötzlich wieder ganz Ohr. "Hat es etwa eine ansteckende Krankheit?! Oder ist es sonst wie gefährlich?", fragte er panisch.
"Es ist eine SIE und heißt Anna, Rodney" meinte Col. Sheppard etwas ungeduldig. "Also, Doc, raus mit der Sprache. Was wollen Sie uns noch sagen?"
Beckett blickte mehrmals unbehaglich von Einem zum Anderem.
"Vielleicht sollte das eher in einem Vier-Augengespräch geklärt werden. Ich würde gern mit…"
"Kommen Sie schon, Beckett! Ein Rodney ist bereits tot und ein Baby wartet darauf, wieder zurück in seine Welt zu kommen. Was können Sie nicht vor allen hier ausplaudern?", fragte John verwundert.
"Danke für Ihr Mitgefühl, Colonel", murmelte Rodney pickiert, aber niemand ging darauf ein.
"Also gut…", Carson atmete tief ein, machte sich auf die kommenden Fragen gefasst und berichtete: "Bei meinen Untersuchungen habe ich auch einen DNA-Test an Anna durchgeführt. Nur um sicher zu gehen. Das geht hier auf Atlantis dank der Antiker-Geräte recht schnell…" - ungeduldige Seufzer und Blicke ließen ihn seine Ausführungen beschleunigen - "jedenfalls habe ich festgestellt, dass Anna ein Nachkomme dieser Expedition ist.", beendete er rasch.
Als ihn nun alle verständnislos anstarrten, fügte er noch erklärend hinzu: "Um genau zu sein…" - dabei fixierte er Col. Sheppard und Dr. Weir - "handelt es sich um Ihre Tochter."
Die Beiden starrten ihn weiterhin an, wobei sie nun eher über alle Maße geschockt wirkten und keiner von ihnen ein Wort herausbrachte. McKay vergaß nun vollends den toten Körper neben sich und beobachtete das frischgebackene Elternpaar interessiert, fast schon amüsiert.
Ronon und Teyla, die sich bis jetzt nur im Hintergrund gehalten hatten, wechselten ebenfalls leicht amüsierte Blicke und schließlich brach Ronon das Schweigen.
"Dann sind wohl Glückwünsche angebracht.", meinte er gewohnt ruhig und ein leichtes Zucken verriet von dem unterdrückten Grinsen.
Diese Worte rissen John und Elisabeth vollständig aus ihrer Trance.
"WAS?!", brach es aus beiden fast gleichzeitig heraus.
"Ähm, nun ja, genaugenommen ist sie nicht Ihre Tochter… also hier ist sie nicht Ihre Tochter… Sie wissen schon, was ich meine…aber anscheinend…in dieser Parallelwelt…", stammelte Carson und gab schließlich seinen Erklärungsversuch auf.
Elizabeth schloss ihre Augen, um sich wieder in den Griff zu bekommen. Sie atmete kurz durch, öffnete sie wieder und vermied dabei bewusst jegliche Seitenblicke zu Col. Sheppard.
"Dann ist es wohl das Beste, wenn wir uns so schnell wie möglich an die Arbeit machen, um alles wieder ins Lot zu bringen. Rodney, Sie suchen einen Weg zurück in diese Parallelwelt. Nehmen Sie zur Sicherheit Major Lornes Team mit. Sobald Sie Ergebnisse haben, egal welcher Art, melden Sie sich wieder bei mir!" Sie lächelte gezwungen. "An die Arbeit!"
Mit schnellen Schritten, als würde sie vor einem übermächtigen Feind fliehen, verließ sie die Krankenstation und eilte in ihr Büro.

***

Vergeblich versuchte sie, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren, doch letztendlich gab sie es frustriert auf. Der Bericht lag nun schon seit zwei Stunden vor ihr, ohne dass sie auch nur einmal darin geblättert hatte.
Immer wieder drängten diese Worte in ihr Bewusstsein, hallten laut durch ihren Kopf.
…handelt es sich um Ihre Tochter…
Nicht nur, dass es ein Paralleluniversum zu geben schien, indem sie ein kleines Mädchen hatte. Der vermeintliche Vater war auch noch John! Ihr Militärkommandant!
Erschöpft massierte sie ihre Schläfen, doch es wollte sich einfach keine Ordnung in ihrem Kopf einstellen. Ihre Gedanken glitten immer wieder zu dem kleinen Baby auf der Krankenstation.
Aber das war nur eine von mehreren Überlegungen, die sie nicht zur Ruhe kommen ließen. In dieser Welt hatte eine Entscheidung, ein Ereignis dazu geführt, dass sie und John sich näher gekommen waren. Dass sie eine Beziehung zueinander aufgebaut hatten, die weit über ihre hier existierende Freundschaft hinausging.
Ein kleiner Teil ihres Ichs, der Teil, der John vom ersten Tag an anziehend gefunden hatte und daher immer unterdrückt worden war, nahm diese Entwicklung fast schon freudig zur Kenntnis. Selbst der vernünftigere Teil wankte nun angesichts der neuen Gegebenheiten in seiner Entscheidung, John Sheppard besser auf Distanz zu halten.
Es hatte keinen Sinn einfach nur da zu sitzen, überlegte sie und entschied, nach dem Baby zu sehen.
Entschlossen ging sie zur Krankenstation, vorbei an Carson, dem sie kurz zunickte und eilte zu dem kleinen Zimmer im hinteren Teil der Station. Überrascht blieb sie jedoch am Eingang stehen.
Col. Sheppard saß in Gedanken versunken vor dem kleinen Bett und beobachtete das schlafende Mädchen. Elizabeth stellte gerührt fest, dass sich eine der kleinen, zarten Hände des Babys um seinen Zeigefinger geschlungen hatte. Das Kind wirkte vollkommen friedlich, als würde es die Anwesenheit einer geliebten Person spüren. In gewisser Weise war dies auch der Fall.
Sie musste heftig schlucken und wandte alle Kraft auf, um nicht durch diese rührende Szene, die sich ihr hier bot, in Tränen auszubrechen. Ihre Reaktion kam ihr völlig überzogen und lächerlich vor, dennoch konnte jegliche Logik ihre lang unterdrückten Gefühle nicht bezwingen. Schmerzlich drängte sich der Wunsch nach einer Familie, nach Kindern und einem schönen Heim in den Vordergrund. Noch deutlicher fühlte sie jedoch ihren Wunsch nach Nähe, Geborgenheit und Zärtlichkeit.
Auf dies alles musste sie bereits so lange verzichten und das Bild, dass sich ihr nun bot, zerrte jeden einzelnen Wunsch erbarmungslos aus ihrem Unterbewusstsein hervor.
Verwundert und fast schon schockiert stellte sie fest, dass ihre Sehnsucht in engem Zusammenhang mit dem Mann in diesem Raum stand. Dass sie sogar etwas neidisch auf ihr anderes Ich bezüglich deren Glücks war.
Schnell verwarf sie diese Gedanken wieder und konzentrierte sich auf die Gegenwart. Bevor sie noch länger wie angewurzelt stehen blieb, riss sie sich von dem Anblick los und ging nach kurzer Überlegung, ob sie nicht wieder einfach in ihr Büro laufen sollte, doch auf John zu. Zu groß war ihre Neugierde, wie es ihm ging. Wie er diese Situation sah und aufnahm.
John blickte sie verlegen an, als sie neben ihm stand.
"Hey. Gibt's schon Meldung von McKay?", fragte er ganz beiläufig, als wäre dies eine ganz normale Unterhaltung an einem ganz normalen Tag in Atlantis.
Elizabeth schüttelte den Kopf und warf dabei zum ersten Mal einen genaueren Blick auf ihre Tochter.
Das Mädchen hatte dichtes, dunkelbraunes Haar, genau wie ihre Eltern. Annas Lippen erinnerten Elizabeth an die ihres Militärkommandanten, deshalb ließ sie ihren Blick schnell weiter über das Gesicht streifen. Lächelnd stellte Elizabeth dabei fest, dass die Kleine ihre Gesichtszüge geerbt hatte, ihre Wangen, ihre Stirn…
"Sie ist wirklich hübsch, nicht wahr?", riss John sie aus ihren Gedanken und sie bemerkte seinen aufmerksamen, fast schon intensiven Blick, als er auf ihre Antwort wartete.
"Ja. Ja tatsächlich. Wie geht es ihr?", fragte sie und wechselte themenmäßig auf ein weit weniger gefährliches Terrain.
"Gut, laut Beckett. Vorher war sie ein wenig quengelig, aber sobald ich bei ihr war…"
Unsicher brach er ab und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf das kleine, zerbrechliche Wesen.
Natürlich hatte Anna sich beruhigt, sobald sie die Nähe ihres Vaters gespürt hatte. Elizabeth wusste, dass John ebenfalls von dieser Annahme ausging und sich auch deshalb etwas unbehaglich fühlte.
Wer würde sich in so einer verworrenen Situation nicht unbehaglich fühlen?
"Sie hat meine Augen", meinte John plötzlich.
Er hatte Recht. Als Anna nun die Augen öffnete, konnte Elizabeth ihre grünbraunen Augen erkennen. Die Augen ihres Vaters.
Ein weinerlicher, herzzerreißender Ton drang über die Lippen des Mädchens und ließ beide sich besorgt zu ihr herunter beugen.
Sanft strich John über ihren kleinen Kopf, wobei er nichtverständliche, beruhigende Worte flüsterte.
Elizabeth griff nach dem kleinen, zarten Arm und beobachtete fasziniert, wie sich die kurzen Finger um ihren Daumen schlossen, als sie ihre Hand berührte. Angesichts dieser Aufmerksamkeit beruhigte sich Anna augenblicklich und schlief schließlich schnell wieder ein.
"Sieht wohl aus, als hätte sie einen neuen Lieblingsbabysitter", meinte John scherzhaft, doch etwas in seinem Ton ließ Dr. Weir aufblicken.
Für einen kurzen Moment entdeckte sie etwas in seinen Augen, dass sie leicht erschaudern ließ. Doch der Moment zog schnell vorüber und Col. Sheppard wandte sich Richtung Tür.
"Ich sollte jetzt wohl bald mein Team auf Rodneys Meldung vorbereiten. Damit wir wieder zu diesem Planeten aufbrechen können, wenn seine Bestätigung kommt. Schließlich muss die Kleine wieder zu ihren Eltern zurück."
Seine Stimme klang angespannt, obwohl er in seinem üblichen, scherzhaften Ton gesprochen hatte. Er stand da, als würde er noch etwas sagen wollen, ging dann jedoch ohne eine Antwort abzuwarten zur Tür hinaus. Elizabeth saß wie erstarrt neben dem kleinen Mädchen und streichelte unbewusst Annas Wange.
Der Ausdruck in seinen Augen hatte sich förmlich in ihre Gedanken eingebrannt. Sie wusste, was er in diesem Moment gefühlt hatte, dessen war sie sich absolut sicher und wahrscheinlich wusste er umgekehrt ebenso von ihren Gefühlen.
Noch immer sah sie John vor ihr, wie er sie anblickte.
Sehnsüchtig.
Erschöpft ließ sie ihren Kopf auf ihre Hand sinken, während sie mit der anderen nun Annas Brust in sanften Kreisen massierte. Der Tag dauerte bereits viel zu lange mit viel zu vielen neuen Erkenntnissen und Überraschungen. Sie brauchte dringend Schlaf oder wenigstens etwas Entspannung.
Als sie nun länger ihren Gedanken nachhing und schließlich wieder ihre Tochter betrachtete, erkannte sie erstaunt, dass sie das erste Mal seit der Enthüllung von Annas Herkunft - nein, das erste Mal seit langem - eine ungewöhnliche, angenehme Ruhe verspürte.
Sie fühlte sich zufrieden.
Lächelnd beobachtete sie das friedlich schlafende Mädchen.

***

Noch immer herrschte vollkommenes Chaos in seinem Kopf.
Das kleine, niedliche Baby, welches so erstaunlich beruhigt auf seine Berührungen und Nähe reagiert hatte, das ihn brauchte…
Die Begegnung mit Elizabeth, ihr Gespräch, Liz' liebevoller Blick auf ihre gemeinsame Tochter…
Und dieser eine Augenblick kurz bevor er ging. Diese Sehnsucht, die er gefühlt hatte, nach einer Frau, die seine Vorgesetzte war, stark, unabhängig und doch so zart, zerbrechlich und gefühlvoll…
John schüttelte zum abertausendsten Mal den Kopf, um die ungewollten Gedanken zu vertreiben und konzentrierte sich auf die bevorstehende Gatemission.
Sie kehrten zurück zu jenem Planeten, da Rodney einen Weg zur Kontrolle des Quantenspiegels entdeckt haben wollte. John warf einen Blick auf den Balkon. Dort erblickte er Elizabeth mit Anna in den Armen, da die Kleine nach ihrem Schlaf ungeduldig nach Beschäftigung verlangt hatte.
Dieses Bild würde sich wohl auf ewig in sein Gedächtnis brennen. Das Bild der Frau, die ihn schon so lange verzauberte, mit dem Kind, das in einer anderen Welt das ihre war.
Sie bemerkte seinen sehnsüchtigen Blick nicht, auch nicht sein Lächeln, bevor er sich umdrehte und mit seinem unvollständigen Team durch den Ereignishorizont schritt.

***

"Irgendetwas stimmt nicht!", erschallte Rodneys Stimme panisch aus den Funkgeräten, sobald sie durch das Stargate kamen.
Schnell beschleunigten John und sein Team ihre Schritte in Richtung der Laborräume. Als sie ankamen, gingen sie im Raum des Quantenspiegels neben Major Lornes Team hinter mehreren umgestürzten, undefinierbaren Gerätschaften oder Möbeln in Deckung.
Der Grund für Rodneys Panik war schnell gefunden. Zum zweiten Mal aktivierte sich der Quantenspiegel ohne Rodneys Zutun und auch diesmal drangen Geräusche eines Kampfes zu ihnen.
"Glauben Sie, es ist Annas Welt?", fragte Col. Sheppard Rodney leise.
McKay nickte nur, kontrollierte jedoch noch einmal mit einem kurzen Blick auf die Fernbedienung, die sie dem toten Rodney abgenommen hatten, seine Annahme.
Plötzlich sahen sie auf der anderen Seite des Spiegels einen Wraith, der sofort darauf zusteuerte. Jeder Einzelne legte seine Waffe an, zielte auf den Wraith und wartete angespannt auf dessen Durchkommen. Doch bevor der Feind den Quantenspiegel erreichte, brach er stöhnend durch einen Schuss getroffen zusammen.
Auf der anderen Seite kehrte plötzlich eine unheimliche Stille ein.
"Ist es vorbei?", flüsterte Rodney kaum hörbar.
Schritte ertönten schallend durch den parallelen Raum. Da die Beleuchtung auf beiden Seiten nicht besonders gut war, erkannten sie den Menschen erst, als er bereits dicht vor dem Spiegel stand. Jetzt konnte John nachvollziehen, wie Rodney sich wohl vor ein paar Stunden gefühlt hatte.
Der andere Col. Sheppard aus der Parallelwelt starrte sie misstrauisch an und ließ den Blick über sie schweifen. Diese Welt schien wirklich rauer und gefährlicher als ihre zu sein, denn sein anderes Ich wies eine tiefe Narbe über dem rechten Auge und mehrere frische Wunden auf.
"Ähm…Hi!", bemerkte John verunsichert zu sich selbst.
Als dieser nicht antwortete, sondern weiterhin den Raum absuchte, versuchte es Sheppard noch einmal.
"Vermisst du vielleicht ein kleines Mädchen? Wirklich ein hübsches Baby, dunkle Haare, deine Augen…"
"Ist sie bei euch? Ist sie in Ordnung?", reagierte der Andere sofort hoffnungsvoll.
"Ja. Keine Sorge, es geht ihr gut", beruhigte John ihn und beobachtete, wie sein Doppelgänger schnell durch den Quantenspiegel trat. Major Lorne ließ nach einem bejahenden Nicken des Colonels die Waffe sinken und der Rest der beiden Teams im Raum folgte seinem Beispiel.
"Wo ist sie?", fragte sein Spiegelbild nun energischer und John konnte instinktiv die Ungeduld nachvollziehen. Wenn es sich um seine Tochter handeln würde, wäre er genauso besorgt und ungeduldig.
"Folge mir einfach."

***

Schweigend marschierte sein Team mit seinem anderen Ich zum Gate, als Col. Sheppard etwas einfiel.
"Falls du es noch nicht weißt… euer Rodney hat es leider nicht geschafft."
Der Andere blieb abrupt stehen und drehte sich zu ihm um. Er schien zutiefst erschüttert, das konnte man ihm sofort ansehen. Dann schüttelte er frustriert den Kopf und schließlich erschien sogar ein kleines Lächeln auf seinem Gesicht.
"Er kann einen in den Wahnsinn treiben, aber man findet kaum einen besseren Freund. Ich konnte ihm das nie sagen", meinte er schließlich zu John.
John nickte lediglich, denn er wusste genau, was sein Spiegelbild meinte. Vielleicht sollte er das irgendwann einmal Rodney sagen, bevor er ebenfalls die Chance dazu verlor. Auch wenn er sich dafür ein Leben lang Rodneys Nörgeleien gefallen lassen musste.
Da schoss ihm eine Erinnerung durch den Kopf.
"Dein Rodney hat Liz erwähnt! Irgendwas…"
"Sie ist wieder in Sicherheit", unterbrach ihn sein Ich aus der Parallelwelt und lächelte liebevoll bei dem Gedanken an sie.
John beobachtete ihn noch länger und hing dabei seinen eigenen Gedanken nach. Dieser Mann schien eine Menge durchgemacht, viel Schlechtes erlebt zu haben und dennoch löschte der simple Gedanke an seine Familie beinahe alle Spuren der harten Welt aus seinem Gesicht.
Schließlich erreichten sie das Sternentor und kehrten zusammen nach Atlantis zurück.

***

"Ganz ruhig, meine Kleine", sprach Elizabeth beruhigend in ihrem Büro auf das zappelnde Mädchen ein und wiegte es dabei sanft hin und her.
Als das Gate aktiviert und die Rückkehr von Col. Sheppards Team bestätigt wurde, drückte sie Anna an sich und ging mit ihr schnell in den Gateraum.
Völlig perplex blieb sie mitten auf der Treppe stehen. Vor ihr standen zwei Col. Sheppard, wobei eine tiefe Narbe über dem rechten Auge und die zerschlissene, dunkle Kleidung ihr den Doppelgänger verriet. Aber selbst wenn sie identisch gewesen wären, hätte der intensive und leidenschaftliche Blick des Einen ihr alles verraten.
"Die Frisur steht dir wirklich gut", meinte er grinsend, während er auf sie zuschritt und dann langsam seine kleine Tochter aus ihren Armen nahm.
Anna strampelte und gluckste bereits fröhlich, noch bevor ihr Vater sie an sich drückte und ihr nach einem erleichterten Seufzer einen kleinen, sanften Kuss auf ihre Stirn gab.
Elizabeth beobachtete die Szene sprachlos und richtete schließlich ihre Aufmerksamkeit auf John, der ebenfalls nachdenklich neben ihnen stand. Das sanfte Geflüster des glücklichen Vaters zerrte ihre Gedanken letztendlich wieder zurück zu der erfreulichen Wiedervereinigung.
"Danke", sagte er offensichtlich unglaublich erleichtert, noch bevor Elizabeth endlich auf ihren Besuch reagieren konnte.
"Keine Ursache", erwiderte sie schließlich, "aber falls Sie etwas brauchen in Ihrer Welt, dann zögern Sie nicht und fragen Sie uns. Wir würden Sie natürlich mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln unterstützen."
John schüttelte lächelnd den Kopf.
"Ich hatte auch nichts anderes von dir erwartet", meinte er augenzwinkernd. "Wir kommen schon zurecht. Es war zwar anstrengend und nicht immer einfach, aber wir konnten nach der Zerstörung von Atlantis auf der Aurora eine neue Zuflucht aufbauen."
"Atlantis wurde zerstört? Und die Aurora existiert noch?", mischte sich nun John in das Gespräch ein. "Da sind wohl ein paar Dinge bei euch anders verlaufen."
"Atlantis wurde von den Wraith vernichtet, aber wir konnten noch rechtzeitig evakuieren. Da wir jedoch im Untergrund agieren müssen, haben wir seit fast drei Jahren keinen Kontakt zur Erde. Mit Hilfe der Aurora konnten wir ein paar wichtige Gegenangriffe für uns entschieden. Wir kommen also gut zurecht", fasste der Andere die Lage in seiner Welt kurz zusammen. "Ich kann euch die Koordinaten der Aurora geben, wo ihr sie finden könnt."
"Nicht mehr nötig. Die Aurora wurde hier bereits in ihre Bestandteile zerlegt", antwortete John kurz, während er aufmerksam jede Bewegung seines parallelen Ichs verfolgte.
Der andere Col. Sheppard schaukelte während ihrer Unterhaltung seine kleine Tochter zufrieden in seinen Armen, was ihr immer wieder fröhliches Krächzen entlockte.
"Ich hätte euch gern mit Informationen versorgt, aber ich habe leider sonst nichts mehr anzubieten. Am besten ist es nun wohl, wenn ich so schnell wie möglich zurückkehre. Liz kommt sonst noch um vor Sorge", erklärte er Dr. Weir fröhlich.
Er trat überraschend einen Schritt auf sie zu und hauchte ihr sanft einen Kuss auf die Wange. Noch immer völlig überrumpelt beobachtete Elizabeth, wie er schließlich mit Anna auf dem Arm zu dem bereits aktivierten Sternentor ging und ihnen zum Abschied noch ein letztes Mal zuwinkte. Ronon und Teyla folgten ihnen nach einem auffordernden Nicken von Col. Sheppard als Begleitschutz.
Langsam löste sich Elizabeth aus diesem surrealen Traum und blickte zu John, der sie aufmerksam musterte.
"Alles in Ordnung?", fragte er besorgt.
Sie konnte nur nicken, denn sie musste mit aller Kraft die aufsteigenden Tränen unterdrücken. Das kleine Mädchen ging ihr näher, als sie jemals angenommen hätte und sie sich eingestehen wollte.
"Sie sehen aus, als könnten Sie etwas frische Luft brauchen. Gehen wir am Besten hinaus", meinte er und schob sie sanft in Richtung des Balkons.
"Ich bin einfach nur etwas erschöpft, das ist alles", murmelte sie, als sie ankamen.
Ein sanfter Windhauch fuhr durch ihr Haar und kühlte ihr Gesicht. Sie schloss die Augen, roch den salzigen Geruch, genoss einfach das Rauschen des Meeres und die Ruhe, die sie hier so intensiv spürte.
Johns Gegenwart verstärkte noch das friedliche, ruhige Gefühl, obwohl sie eher das Gegenteil erwartet hätte. Besonders nachdem nun mehrmals eine nicht zu leugnende Spannung zwischen ihnen geherrscht hatte.
"Verrückt, wie manche Entscheidungen und Ereignisse so vollkommen verschiedene Lebenswege schaffen", sagte er leise, während er ebenfalls neben ihr auf das Meer hinausblickte. Sie wusste, dass ihm eine ganz bestimmte Frage auf der Zunge lag. Eine Frage, die sie sich selbst schon mehrere Male seit dem Beginn dieses verrückten Tages gestellt hatte.
Die Frage, ob dieser Weg auch bei ihnen möglich war.
Wieder trafen sich ihre Blicke. Elizabeth wollte sich nicht länger fragen, sie wollte nicht länger nur überlegen, auf Nummer sicher gehen oder etwas planen. Sie wollte endlich handeln!
Also handelte sie.
Sie trat einen Schritt auf John zu, sodass sie nur noch wenige Zentimeter voneinander trennten.
"Anscheinend waren sie mutiger als wir", murmelte sie, wobei sie genau seine Reaktion beobachtete.
Seine Überraschung angesichts ihres forschen Vorgehens war ihm deutlich anzusehen. Es dauerte jedoch nicht lange, bis er sich wieder gefangen hatte. Seine Augen begannen zu funkeln, als er ihr Vorhaben durchschaute und sein typisches, selbstsicheres Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Elizabeth erwiderte sein Lächeln, umfasste mit der rechten Hand seinen Nacken und zog ihn dicht zu sich heran, bis sich ihre Lippen berührten.
Es war ein sanfter Kuss, ohne Forderungen, ohne Ansprüche, fast schon unschuldig.
Elizabeth zog ihn noch näher zu sich. Der Kuss gewann mit jeder verstreichenden Sekunde an Intensität und Leidenschaft.
Atemlos mussten sie sich voneinander trennen, blieben jedoch in einer innigen Umarmung.
"Die Beiden wussten eben schon früher, was gut für sie ist", grübelte John über ihre Spiegelbilder, was Elizabeth ein fröhliches Lachen entlockte.
"Gut, dass wir es nun auch wissen", antwortete sie schlicht und verschloss seinen Mund abermals mit ihren Lippen.

~ Fin ~
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