Guardian Angel by Faith , Jolli
Summary: Auf einer Konferenz verschwindet Jonas spurlos. Wurde er entführt?
Categories: Stargate SG-1 Characters: Jack O’Neill (SG-1), Jonas Quinn, Multi-Chara, Samantha Carter (SG-1)
Genre: Action, Friendship, General
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 16664 Read: 2317 Published: 11.02.13 Updated: 11.02.13

1. Kapitel 1 by Faith

Kapitel 1 by Faith
Guardian Angel


-Cheyenne Mountain Complex -

Die Sonne brannte vom wolkenlosen Himmel. Es war noch nicht Mittag, doch die sengende Hitze ließ Mensch und Tier schon jetzt unter den mörderischen Temperaturen in Arizona leiden.
Im Gegensatz zu vielen anderen Mitarbeitern des Komplexes war Major Samantha Carter gut gelaunt. Sie hatte vor mit dem nächsten Flug diese heißen Gefilde zu verlassen. Sie reiste, zusammen mit Jonas, zu einem Treffen von Wissenschaftlern verschiedener Nationen, nach Washington D.C.
Dort, so versprach die Wettervorhersage, sollten wesentlich angenehmere Temperaturen vorherrschen.
Dennoch, so hatte Colonel O'Neill grinsend bei ihrem Abschied versichert, beneidete Jack die beiden Mitarbeiter seines Teams nicht für diesen Ausflug aus der Hitze.

- Washington D.C. -

Als Jonas und Carter ihre Sachen in ihren Unterkünften verstaut hatten, wurden sie umgehend von einer schwarzen Limousine vor ihrem Hotel in Empfang genommen und zum Pentagon-Komplex gebracht, wo das Treffen unter strengster Bewachung stattfinden sollte.
Ihr enger Zeitplan gestattete es Carter und Jonas kaum etwas von der Millionenmetropole und ihren vielen Sehenswürdigkeiten zu erkunden, was besonders Jonas sehr bedauerte. Er versuchte währende der Fahrt soviel wie nur irgend möglich durch die getönten Scheiben zu erspähen.
Fasziniert betrachtete er die großen, schier den Himmel erreichenden Wolkenkratzer, die vielen Menschen unterschiedlichster Hautfarbe und den unglaublichen Verkehr der Großstadt.
Auch auf Kelowna gab es große Städte mit vielen Menschen, auch waren Wolkenkratzer und Traffic Jam für ihn nichts Unbekanntes, doch die Welt dort draußen, vor dem Fenster, war noch immer faszinierend neu und fremd.


-Pentagon, Konferenzraum-

Als Sam und Jonas den abhörsicheren Raum im Herzen des fünfeckigen Regierungsgebäudes betraten, waren schon fast alle Konferenzteilnehmer eingetroffen. Mit einem Nicken grüßten Sam und Jonas ihre Kollegen und nahmen, auf denen für sie vorgesehenen, Sitzen platz.
Nach wenigen Minuten des Wartens waren die Teilnehmer komplett und Major Davis, der Repräsentant der US Air-Force, trat ans Rednerpult um die Veranstaltung offiziell zu eröffnen. "Meine sehr verehrten Damen und Herren. Als Repräsentant der US Luftwaffe freue ich mich sehr sie hier heute begrüßen zu dürfen. Der Grund für ihr Hiersein ist, wie sie wissen, Ausdruck einer beispiellosen internationalen Zusammenarbeit. Aufgrund einer neuen, globalen Bedrohung haben Wissenschaftler, Sie, meine Damen und Herren, mit vereinten Kräften versucht mithilfe einer völlig neuen revolutionären Schildtechnologie unseren Planeten zu schützen. Sehen Sie in diesem Treffen eine neue Möglichkeit Ideen und Ansichten auszutauschen, um die Forschung zum Schutz der Weltbevölkerung voranzutreiben."
Während Davis weiter sprach, sahen sich Sam und Jonas um. Vertreter aller Nationen, die um das Stargate - Projekt wussten, waren gekommen: Frankreich, China, Russland und England hatten hochrangige Wissenschaftler geschickt, die sich seit einiger Zeit mit dem Projekt „Guardian Angel" befassten.

Nachdem Davis geendet hatte, traten die einzelnen Wissenschaftler vor und stellten ihren jeweiligen Forschungsbereich vor. Die Forscher hatten schon in kürzester Zeit erstaunliche Erkenntnisse gewonnen, wie ein Schutzschild gegen die planetare Bedrohung entwickelt werden könnte.
Schließlich bat Major Davis Jonas ans Rednerpult und stellte ihn den anwesenden Kollegen vor. Während Jonas ein paar Worte über die Naquadria - Forschung und die gewonnenen Ergebnisse, sowie die ihm bekannten Risiken im Umgang mit Naquadria auf seinem Heimatplaneten sprach, bemerkte er, wie die Wissenschaftler gegenseitig Blicke austauschten.
Er ahnte, dass Davis sie nicht in Kenntnis gesetzt hatte, dass er nicht von der Erde kam. Jonas gab sich betont sachlich, doch fühlte er, wie sie ihn anstarrten. Wie ein Tier im Zoo. Eine Kuriosität. Ein Alien, mitten unter ihnen.
Er war erleichtert, als er das Rednerpult verlassen durfte und Davis die Konferenz für eine Pause unterbrach.
Hilfesuchend sah er zu Sam. Er wollte nur raus, den Blicken entfliehen. Er spürte sie noch immer, neugierige, bohrende Blicke.
Doch so leicht entkam er seinen Kollegen nicht. Frederik Dumont, einer der französischen Wissenschaftler, war zielstrebig auf Sam zugelaufen und hatte sie in ein Gespräch verwickelt.
In dem Blick, den Sam Jonas zuwarf, lag tiefstes Bedauern. Sie ahnte wie er sich fühlen musste.
Unschlüssig sah sich Jonas um. An einer Ecke des Konferenzraumes war ein kleines Buffet aufgebaut, vor dem die meisten der angereisten Wissenschaftler standen, sich zu Essen holten oder sich unterhielten.
Doch nach Essen war dem neuen SG 1 Mitglied im Moment nicht zumute. Er fühlte sich unwohl.
Nach kurzem Zögern verließ der den Konferenzraum und ging den Gang hinunter. Er wollte Luft schnappen.
Doch ehe er am Ende des Ganges in den Fahrstuhl steigen und nach unten fahren konnte, entdeckte er etwas, was seine Aufmerksamkeit forderte: einen Süßigkeitenautomaten Er beobachtete einige Regierungsangestellte, die sich Weise Schokolade, Kekse und andere Kleinigkeiten beschafften. Im SGC gab es solche Automaten auch. Aber er bis jetzt war er noch nicht dazugekommen alles auszuprobieren, was es da zu holen gab.
Er war so in Gedanken versunken, dass er erschrocken zusammenzuckte, als ihn die französische Wissenschaftlerin Sara Lasalle plötzlich ansprach.
„Können sie sich nicht entscheiden?", fragte sie lächelnd, als sie seinen verdutzten Gesichtsausdruck bemerkte.
„Ich? Ähm, nein. Ich …" Er fand nicht die richtigen Worte. Sie lächelte und warf dann ein paar Münzen in den Automaten. „Also ich, nehme bei solchen Veranstaltungen immer eine Tüte Gummibären mit", erklärte sie. „aber diesmal habe ich sie leider vergessen."
„Gummibären?", mit großen Augen sah Jonas seine französische Kollegin an, die ihm grinsend eine Packung der Weingummitiere entgegenhielt. „Ja, die sind lecker und ein bisschen Zucker zwischendurch kann der Körper gut gebrauchen. Probieren sie!". Sie öffnete die Tüte und hielt sie dem staunenden Wissenschaftler entgegen. Zögernd griff Jonas in die Tüte und nahm eine der kleinen Figuren.
„Kleine Bären, aus Weingummi", stellt er fasziniert fest. Sara lachte. „Und sie schmecken hervorragend", ergänzte sie.
Jonas nickte: „Sie haben Recht." Dann meinte er verlegen: „Es hört sich sicher verrückt an, aber ich habe so was noch nie gegessen."
„Einmal ist immer das erste Mal", grinste sie.
„Und sicher hatten sie andere Dinge zu tun, als Süßigkeiten zu probieren", meinte Sara. Dann fuhr sie fort: „Muss toll sein, was sie so machen. Andere Planeten kennen lernen. Ist sicher sehr aufregend."
Jonas nickte: „Das ist es, sehr sogar."
„Haben sie überhaupt noch Zeit für ihre Forschungen?", fragte die Französin.
„Nicht mehr so viel wie früher", gab Jonas zu. „Ich habe jetzt noch viele andre Dinge zu tun."
„Was machen sie denn so?", hakte Sara nach.
„Ich übersetze Schriftzeichen, untersuche Artefakte mit Major Carter und noch einiges andre..", umriss Jonas seine Aufgaben.
„Haben sie viele Wissenschaftler in ihrem Team?", fragte seine Kollegin weiter.
„In unserem Team sind nur Major Carter und ich", erklärte das neue SG 1 Mitglied.
„Haben sie schon viele neue Kulturen kenne gelernt, seit sie für die Air Force arbeiten?", Saras Neugier schien unerschöpflich.
Jonas musste grinsen: „Ein paar."
„Und was ist mit diesen Goa'uld? Wie sind die?"
Jonas versuchte kurz und knapp ein wenig über die Goa'uld zu erzählen, doch Sara war noch nicht zufrieden: „Ich frage mich, ob man je versucht hat friedlich mit ihnen zu verhandeln. Ich meine, eine Rasse kann doch nicht durch und durch bösartig sein, wenn sie verstehen was ich meine", sagte Sara.
„Nun, nicht alle sind bösartig und wollen Menschen versklaven. Die Tok'ra zum Beispiel kämpfen gegen die Systemlords und leben harmonisch mit ihren Wirten. Sie teilen sich Körper und Bewusstsein", erklärte Jonas.
Sara lächelte:" Ich meine mehr eine friedliche Koexistenz mit allen Goa'uld. Nicht die Unterstützung eines Guerilla Krieges."
Jonas blickte sie erstaunt an, aber Sara redete bereits weiter.
,,Sie müssen verstehen, wir Europäer halten nicht sehr viel von Krieg. Wir haben sehr darunter zu leiden gehabt und deshalb lehnen wir Krieg als diplomatisches Mittel ab." Sie legte eine Pause ein und fuhr dann fort: „Im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten. Wir haben Probleme uns vorzustellen, dass diese Nation im Umgang mit anderen Rassen sich anders verhält als auf der Erde. Verstehen sie mich bitte nicht falsch, aber wir fürchten einfach, dass sie ihr Cowboy-Auftreten nicht einfach ablegen und damit so manchen Kredit verspielen."
Jonas lachte. „Keine Sorge. Jedes Team hat einen fähigen Vermittler, wir tun alles, was in unserer Macht steht um Konflikte zu vermeiden", beruhigte sie Jonas.
Sara versuchte zu lächeln. „Wenn sie das sagen."
Dann sah sie auf ihre Armbanduhr: „Es ist schon spät, wir sollten zurück gehen."
Jonas nickte und gemeinsam traten sie den Rückweg zum Konferenzraum an.
Jonas' Ungutes Gefühl, den anderen Konferenzteilnehmern gegenüber, war während des Gesprächs mit Sara verflogen.
Doch nun, als sie den Konferenzraum betraten, spürte er wieder dieses unbeschreibliche Gefühl in der Magengegend.
Kaum hatten Sara und ihr Begleiter den Konferenzraum betreten, da kam auch schon Frederik Dumont auf sie zu: „Sara! Da bist du ja! Ich habe mich schon gefragt wo du geblieben bist!"
„Keine Sorge, Frederik, ich habe mich nur ein wenig draußen mit Jonas unterhalten", erklärte die Französin.
Dumont warf Jonas einen ängstlichen Seitenblick zu und wandte sich dann wieder an seine Kollegin: „So?".
„Er ist sehr nett, Frederik, es gibt keinen Grund sich zu fürchten", sagte sie, um seine Unsicherheit wissend.
Dumont schenkte den beiden ein zaghaftes Lächeln und bat sie anschließend ihn zu entschuldigen.
Sara sah Jonas bedauernd an: „Es ist schwer für ihn mit neuen Leuten warm zu werden und sie, nun ja…", sie suchte nach Worten.
„...sind für ihn eine Begegnung der Dritten Art", ergänzte ein dunkelhaariger Mann, der zu Beiden getreten war.
„Ilja Koczewski", stellte sich der Russe vor und gab Sara und Jonas die Hand.
„Der Gute wird sicher daran zu knabbern haben, dass sie nicht klein und grün sind und Antennen auf dem Kopf haben", sagte Koczewski und brach dann in schallendes Gelächter aus.
Jonas rang sich ein Lächeln ab und sah sich hilflos nach Sam um.

- Auf dem Weg zum Hotel-

„Die Besprechung morgen fängt erst um 10 Uhr an, da hätten wir vielleicht noch Zeit etwas von der Stadt zu sehn", schlug Sam vor, als sich die beiden SG-1-Mitglieder auf dem Weg zurück zum Hotel befanden.
Jonas antwortete ihr nicht. Er blickte nur schweigend durch die getönte Scheibe und schien tief in Gedanken versunken zu sein.
Sam seufzte leise. Sie wusste woran er dachte.
„Mach dir nichts draus!", versuchte sie ihn aufzuheitern.
„Du wirst sehn, bis morgen haben die sich längst dran gewöhnt und behandeln dich wie jeden anderen auch."
Er nickte langsam ohne sie an zu sehn. Aber Sam wusste, dass er es trotzdem bezweifelte.
„Gib denen einfach ein bißchen Zeit!"
„Tu ich doch", antwortete Jonas und an seiner Stimme erkannte Sam, dass er nicht weiter darüber reden wollte.

- Im Hotel-

Der Mann verabschiedete sich mit einem liebevollen Kuss von seiner weinenden Frau und der schreienden kleinen Tochter. Dann stieg er in sein Auto und brauste davon.
Zur selben Zeit stand eine Horde Soldaten auf einem Feld und blickte verängstigt zu einem gewaltigem Raumschiff empor. Die Gewehre in ihren Händen zitterten.
Dann wurde das Feld in ein helles Licht getaucht und kurz darauf standen die Soldaten einer kleinen Gruppe Außerirdischen gegenüber. Keine fremden Gestalten, sondern Menschen. Mit kreidebleichen Gesichtern, übertrieben verschnörkelten Gewändern und einem stechenden Blick.
Die Soldaten begannen das Feuer auf sie zu eröffnen, aber es hatte keine Wirkung. In wilder Panik ergriffen die Soldaten die Flucht, doch die Fremden vernichteten sie alle auf einem Schlag mit einer schlichten Handbewegung. Dann stand nur noch der Mann auf dem Feld, der sich zuvor von seiner Familie verabschiedet hatte. Zielsicher ging er auf die Außerirdischen zu.
„Auf diesem Planeten ist kein Platz für Aliens!", brüllte er wütend.
Jonas verfolgte teilnahmslos das Geschehen im Fernsehbildschirm.
Auf diesem Planeten ist kein Platz für Aliens!
Wieso sollten die Wissenschaftler anders reagieren, wenn sie täglich solche Filme sahen?
Er hatte sich gefreut endlich den Stützpunkt mal wieder verlassen zu können, aber nun wünschte er sich endlich wieder ins SGC zurückkehren zu können.
Völlig unerwartet wurde er plötzlich durch ein Klopfen an seiner Hotelzimmertür aus seinen Gedanken gerissen. Er sah auf, während der Mann im Fernsehen gerade dabei war die Aliens niederzumetzeln.
Erneut klopfte es.
Jonas stand auf, schaltete den Fernseher aus und öffnete die Tür.
Vor ihm stand Sara Lasalle und blickte ihn lächelnd an.
„Bonsoir!"
„Äh...Hallo", gab Jonas überrascht zurück.
„Ich wollte noch ein wenig in die Bar und den Abend ausklingen lassen. Aber Frederik hat es vorgezogen über seinem Laptop zu sitzen und noch einen Blick auf die Forschungen zu werfen. Da wollte ich Sie fragen, ob Sie nicht vielleicht mitkommen wollen."
„Ich?"
Jonas zog erstaunt die Augenbrauen hoch. Er stand kurz davor den Kopf zu schütteln. Aber dann wurde ihm klar, dass Sara ihn fragte, obwohl sie wusste, dass er ein Außerirdischer war. Vielleicht hatte Sam ja Recht. Sie gewöhnten sich dran.
„Gern", antwortete er schließlich und Sara strahlte.

„Und so kam ich dann schlussendlich dank Frederik zum N'quadria-Projekt", endete Sara ihre Lebensgeschichte. Jonas hatte ihr aufmerksam zugehört. Nun trank er einen Schluck dieses rätselhaften Cocktails, der eine giftgrüne Farbe hatte und dennoch hervorragend schmeckte.
„Es ist schon verrückt", lachte Sara plötzlich.
„Was?", wollte Jonas wissen.
„Ich wollte früher wirklich mal zum Militär."
„Wirklich ?"
„Ja, aber ich habe dann doch eher eine pazifistische Seite an mir entdeckt."
Sie trank von ihrem tief blauem Getränk. Auch nicht gerade eine gesunde Farbe.
„Mich hat immer das Motto fasziniert: Wir lassen niemanden zurück."
„Das ist sehr wichtig bei den Stargate - Missionen", erklärte Jonas. „Wir vertrauen uns jeden Tag gegenseitig unser Leben an."
„Es muss doch schwierig für Sie gewesen sein, sich hier auf der Erde zu integrieren."
Jonas' freudiger Gesichtsausdruck verblasste. Sie sah also doch noch immer den Außeririschen in ihm. Sara erkannte seinen plötzlichen Stimmungswandel und entgegnete rasch:
„Tut mir leid, ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten."
Irgendwo hatte sie ja Recht. Wie sehr hatte er sich doch um die Anerkennung der anderen Mitglieder bemüht. Und trotzdem lag in Colonel O'Neill noch immer ein gewisses Misstrauen ihm gegenüber.
Sara sah sich suchend im Raum um, um irgendwie etwas zu finden, womit sie das Thema wechseln konnte.
„Oh, sehen Sie! Da ist Dave Arnold."
Jonas drehte sich um und entdeckte wie sich der britische Wissenschaftler zusammen mit dem Chinesen Dr. Li Ho und Ilja Koczewski an einen Tisch setzte und heftig über etwas diskutierte.
„Ich habe diesen Mann noch nie die Miene verziehen sehn", bemerkte Jonas leise, während er sich wieder zu Sara umdrehte.
„Das liegt dran, dass er Engländer ist." antwortete sie grinsend und fügte lachend hinzu:
„Wenn Sie auf einer Insel leben müssten, auf der es 365 Tage im Jahr fast nur regnet, würden Sie auch so ein Gesicht machen."
Auch Jonas musste lachen und Sara war froh, dass er über ihren "Ausrutscher" hinwegsah.
Und während Jonas einen weiteren Schluck seines Getränks nahm, plauderte Sara weiter.
„Wissen Sie, ich bin froh darüber, dass es dieses internationale Schutzabkommen gibt. Mit diesem Schutzschild können wir der Bedrohung durch die Goa'uld hoffentlich Widerstand leisten. Ich habe selbst zwar noch keinen Krieg hautnah miterlebt, aber so eine Erfahrung muss schrecklich sein."
Sie sah Jonas fragend an, als sie beobachtete wie er für einen Moment die Augen zusammenkniff und den Kopf schüttelte.
„Geht es Ihnen nicht gut?"
Jonas zwang sich zu einem Lächeln.
„Doch, doch! Dieser Cocktail ist nur ein ziemliches Teufelszeug."
Sara lachte. „Ja, wer weiß, was diese Barkeeper immer in diese Getränke reinmischen."
Einen Moment sagte keiner ein Wort, bis Jonas plötzlich zu erzählen begann:
„Auf meinem Heimatplaneten gab es seit ich denken kann Meinungsverschiedenheiten zwischen den drei Großmächten. Als ich 10 war brach ein Krieg aus. Viele Menschen starben. In der Zeit fasste ich den Wunsch zur Armee zu gehen um Kelowna zu verteidigen. Aber mein Vater meinte, dass ich mein Talent nicht vergeuden sollte und es besser einsetze um einen Krieg zu verhindern, als ihn zu gewinnen." Er trank einen weiteren Schluck.
„Das war eine gute Entscheidung", bemerkte Sara. Jonas nickte.
„Mit dem N'quadria-Projekt hatte ich dann endlich die Chance etwas für mein Land zu tun. Aber dann kam alles anders, als ich es geplant hatte."
Sara seufzte leise. „Ich glaube das menschliche Wesen ist gar nicht in der Lage ewig friedlich mit seinen Artgenossen zu leben. Es wird immer Krieg geben, obwohl jeder weiß, dass das die dümmste Lösung ist. Und noch dazu..." Sie stockte.
„Sind Sie sicher, dass Sie nicht besser ins Bett gehen? Sie sind ja kreidebleich."
„Vielleicht...haben Sie Recht", antwortete Jonas, dem es in der Tat schon ziemlich mulmig war.
Er ließ sich vom Barhocker gleiten und wartete einen Moment um das Gleichgewicht wieder zu finden. Zusammen mit Sara ging er zum Fahrstuhl und fuhr nach oben.
„Es ist besser ich hole den Hotelarzt", sagte Sara, als sich die Fahrstuhltür im 4. Stock öffnete.
„Das kann doch nicht von diesem Cocktail kommen."
Jonas schüttelte den Kopf.
„Nein, das ist...bestimmt nicht nötig...ich..."
Doch im selben Moment begann sich alles um ihn herum zu drehen und er musste sich gegen die Wand lehnen.
„Na schön", begann Sara.
„Sie warten hier und ich hole Major Carter, in Ordnung?"
Jonas nickte nur langsam, während er sich auf den Boden sinken ließ.
„O.K., ich bin gleich wieder da. Nicht weggehen!"
Sie eilte den Gang hinunter. Doch sie war noch nicht einmal um die nächste Ecke gebogen, da hatte Jonas bereits das Bewusstsein verloren.

Verwundert öffnete Sam die Tür zum Hotelzimmer, an die heftig gepoltert wurde.
„Madame Lasalle! Was ist denn los?", fragte sie erstaunt, als sie die französische Wissenschaftlerin erkannte.
„Jonas...er...", begann sie völlig außer Atem.
„Was ist mit ihm?", entgegnete Sam alarmiert.
Sara begann ihr die Situation zu erklären, worauf Sam ihren Zimmerschlüssel packte und mit der Französin den Gang entlang hetzte. Doch als die beiden Frauen an der Stelle ankamen, wo Sara zuvor Jonas zurückgelassen hatte, fehlte von diesem jede Spur.
„Ich versteh das nicht. Ich sagte, er soll hier warten", erklärte Sara verdutzt.
„Informieren Sie den Hotelarzt! Ich sehe nach, ob er vielleicht schon in sein Zimmer gegangen ist", befahl Sam. Sara nickte und lief zum Aufzug, während Sam zu Jonas' Zimmer lief.
Doch niemand antwortete auf ihr Klopfen.
Sam lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand und dachte nach. Allmählich wurde ihr klar, dass ihrem Teamkollegen etwas zugestoßen sein musste.

Sara und Sam begannen das Hotel auf den Kopf zu stellen, fragten jeden Angestellten und informierten schließlich den Secret Service. Doch Jonas blieb verschwunden.
Nach einigen Stunden des Suchens setzte sich Sam seufzend auf ihr Bett. Sie war erschöpft, doch schlafen konnte sie nicht. Ihre Gedanken kreisten. Wo konnte Jonas nur sein? War ihm etwas zugestoßen? Wie konnte sie ihn nur aus den Augen lassen! Sie war der ranghöhere Offizier, sie hätte auf ihn aufpassen müssen! Sie wusste doch wie er war! Er war viel zu gutgläubig. Was musste noch passieren, dass er merkte wie gefährlich die Erde war?
Sam sah auf die Uhr. Bald würde die Konferenz beginnen. Was sollte sie nur sagen, wenn Jonas nicht erschien? Sollte sie die anderen damit belasten? Sam wusste es nicht. Wieder seufzte sie. Was sollte sie nur General Hammond sagen? Wie sollte sie ihm erklären, dass sich Jonas in einem belebten Hotel, in dem Agenten des Secret Service ein und aus gingen, in Luft aufgelöst hatte? Doch sie hatte keine andere Wahl, sie musste ihren Vorgesetzten informieren. Zögernd griff Major Carter zum Telefon.

Sein Kopf schmerzte, seine Glieder waren schwer. Nur mühsam kam Jonas zu sich. Er versuchte zu blinzeln, doch er sah nur Dunkelheit. Ungläubig wollte er sich die Augen reiben, doch das ging nicht. Etwas hielt seine Hände hinter seinem Rücken in eisernem Griff. Kalter Stahl rieb schmerzhaft an seinen Handgelenken. Ein ungutes Gefühl stieg in Jonas auf. Vorsichtig versuchte er seine Beine und Füße zu bewegen. Auch das war nicht möglich, er war gefesselt. Nun war er sich sicher, er hatte nicht zuviel getrunken und war auch nicht überarbeitet. Jemand hatte ihn absichtlich in diesen Zustand versetzt - um ihn zu entführen. Aber warum? Was versprach man sich von seiner Entführung? Und wie hatte man ihm das Mittel verabreicht? Fragen, auf die der Kelownaner keine Antwort wusste, noch nicht. Jonas begann zu lauschen. Irgendetwas musste es doch geben, an dem er sich orientieren konnte, etwas, an dem er seinen Aufenthaltsort bestimmen konnte. Doch es herrschte völlige Stille.



-Cheyenne Mountain Complex-

Es herrschte reges Treiben in der Cafeteria, trotz der frühen Stunde. Besonders der frisch gebrühte Kaffee erfreute sich großer Beliebtheit. Auch Teal'c der gerade sein Kel'no'reem beendet hatte, saß, neben dem ungewohnt früh aufgestandenem Colonel O'Neill, in dem Pausenraum des Stargate Centres, als ein Sergeant auf sie zu kam. „Colonel O'Neill?" „Höchstpersönlich", sagte der Colonel nicht ohne sarkastischen Unterton. "Sir, der General möchte sie beide sprechen", teilte ihnen der Sergeant mit. „Hat er gesagt warum?", erkundigte sich O'Neill misstrauisch. Er war sich keiner Schuld bewusst, doch dass der General ihn um diese Zeit sprechen wollte, war höchst ungewöhnlich. „Nein, Sir", der Soldat schüttelte bedauernd den Kopf. Jack und Teal'c sahen sich an und folgten dann dem Sergeant zum Büro des Generals.
„Herein", rief der Chef des Stargate Centres, nachdem der Sergeant geklopft hatte. Colonel O'Neill öffnete die Tür und dienstbeflissen nickend verabschiedete sich der Sergeant. „Colonel, Teal'c, kommen sie herein", begrüßte sie der General.
„General", nickte O'Neill. „Setzen sie sich", Hammond deutete auf zwei Stühle, die vor seinem Schreibtisch standen. Nachdem die beiden sich gesetzt hatten, erklärte der General ihnen den Grund für ihr Kommen: „Ich erhielt gerade einen Anruf von Major Carter.", dann legte er eine Pause ein und fuhr mit besorgter Mine fort: „Jonas Quinn ist verschwunden."
„Was? Verschwunden?", stieß der Colonel ungläubig hervor. Auch Teal'c zog überrascht seine Augenbrauen in die Höhe. „Sir?", frage Jack noch einmal nach.
„Ich möchte dass sie und Teal'c mit der nächsten Maschine nach Washington fliegen und Major Carter und dem Secret Service bei der Suche nach Jonas Quinn unterstützen", erklärte der General.

- Washington D. C.-

Noch immer gab es kein Lebenszeichen von Jonas. Sam hatte sich entschlossen auch Major Davis ins Vertrauen zu ziehen und mit ihm zu beraten ob die Konferenz fortgesetzt werden sollte. Der Major, kam zu dem Entschluss, das man müsse die Konferenz fortsetzen sollte und den anderen Wissenschaftlern vorerst nichts davon erzählen sollte.

- Pentagon -

Am frühen Nachmittag trafen sich die Wissenschaftler des Projektes „Guardian Angel" wieder in dem abhörsicheren Raum um die weitere Vorgehensweise zu besprechen.
Doch das Ausbleiben des kelownanischen Wissenschaftlers sorgte gleich zu Beginn für Aufsehen.
„Haben sie Jonas noch nicht gefunden?", fragte die Französin Sam.
Deprimiert schüttelte Carter den Kopf. „Nein, keine Spur von ihm."
„Was kann nur passiert sein?", sagte Lasalle bedrückt.
Auch die anderen wurden auf Jonas' Ausbleiben aufmerksam.
„Wo ist denn Mr. Quinn?", raunte Dave Arnold Sam zu, während Major Davis wieder ein paar einleitende Worte sprach.
„Er ist verhindert, er kann leider heute nicht hier sein", log Sam.
„Was heißt er ist verhindert? Er ist einer der wichtigsten Konferenzteilnehmer! Hat er etwa etwas Besseres vor?", Arnold war erbost.
Dann wandte sich Dumont an Arnold: „Ich bitte Sie, beruhigen Sie sich. Er wird einen guten Grund haben. Nicht wahr, Sara?", er nickte seiner Assistentin verschwörerisch zu.
Sara rang sich ein Lächeln ab. Ihr gefiel die Situation nicht.
„Kann es sein, dass sie etwas wissen, was ich nicht weiß?", bohrte Arnold misstrauisch nach.
Dumont wich seinem Blick aus und bestätigte damit die Ahnung des Briten.
„Was zum Teufel ist hier los?", polterte er nun lautstark, so dass auch Major Davis nicht mehr über den Tumult im Hörerraum hinweggehen konnte und nun auch die restlichen Wissenschaftler aufmerksam wurden.
„Mister Arnold, wie können wir Ihnen helfen?", wandte sich Davis, mit einem krampfhaften Lächeln an den Wissenschaftler.
„Was zum Teufel geht hier vor sich? Wo ist Mr. Quinn und wieso soll niemand wissen wo er ist?", fragte Arnold aufgebracht.
Der Major wechselte einen Blick mit Sam, die mit einem Schulterzucken signalisierte, dass auch sie nicht wusste, wie man nun reagieren sollte.
Doch ehe der Major etwas sagen konnte, ergriff Sara das Wort:
„Jonas ist verschwunden. Wir wissen nicht wo er ist."
„Verschwunden?", echoten Arnold, Koczewski und Ho.
Major Davis, der noch immer am Rednerpult stand, nickte bestätigend: „Wir wissen nicht ob er gegangen ist oder ob er entführt wurde. Bisher wissen wir nur, er ist verschwunden."
Die Wissenschaftler wechselten viel sagende Blicke.
Sam und Davis hätten diese Situation lieber vermieden, doch die Diskussion nahm bereits ihren Lauf.
„Ihr Amerikaner habt eindeutig zu viele Feinde, nicht nur auf dieser Welt", kommentierte Li Ho die Situation bissig.
„Wer sagt denn, dass er nicht einfach von selbst gegangen ist?", ereiferte sich Arnold. „Vielleicht war er nur hier um uns auszuspionieren!"
„ Ja, und jetzt hat ihn sein Raumschiff abgeholt", witzelte Koczewski. „Eine Person zum Beamen, Scotty!"
Seine Kollegen grinsten.
„Seien Sie doch mal einen Moment ernst, Koczewski!", ermahnte ihn Dumont.
„Ein Mann ist verschwunden!"
„Genau", nickte Arnold „Und wir wissen nicht einmal wer er war!"
„Wieso reden Sie denn in der Vergangenheitsform von ihm? Wir wissen doch nicht was mit ihm geschehen ist.", bemerkte Li Ho.
„Nun, wir wissen er ist ein Außerirdischer und er ist verschwunden, reicht das nicht?", brummte Arnold.
„Jonas ist mein Kollege und mein Freund, was sie ihm vorwerfen, Mr. Arnold, ist einfach absurd!", Sam war wütend. Wie konnte ihr Kollege nur solche Vorurteile haben!
„Ach ja, was wissen Sie denn über ihren „Freund"?", hakte Arnold nach.
„Genug um zu wissen, dass er so etwas nie tun würde!", entgegnete Sam.
Ihre Augen blitzten Arnold an. Doch nun schien der Engländer erst richtig loszulegen.
„Dann erklären Sie uns mal unter welchen Umständen er zu SG 1 gekommen ist, ich denke, das wird einige hier interessieren", er wandte triumphierend seinen Blick in die Runde. Arnold hatte sich am Vorabend über seinen außerirdischen Kollegen informiert und was er gelesen hatte, so glaubte er, würde seine Theorie unterstützen.
Neugierige Gesichter blickten die anwesenden Amerikaner an.
„Was hat das mit seinem Verschwinden zu tun?", mischte sich Major Davis ein, der zu der Gruppe getreten war und hoffte Arnolds Bemerkung irgendwie zu umgehen.
„Ist es nicht so, dass er das Naquarida, mit dem wir experimentieren, gestohlen hat? Von seiner eigenen Regierung, die ihm die Überwachung des Naqudaria-Projektes übertragen hatte? Und stimmt es nicht, dass Dr. Jackson aufgrund eines technischen Defektes in so einer Forschungseinrichtung gestorben ist und Mr. Quinn zugelassen hat, dass man Dr. Jackson in der Öffentlichkeit als Saboteur darstellte?", fragte Arnold herausfordernd.
„Woher haben Sie diese Informationen? Die sind streng vertraulich!", fuhr ihn Sam an.
Doch Arnold blieb davon ungerührt: „Ist es nicht so?"
Sam wäre Arnold lieber an die Kehle gesprungen als sich auf sein Kreuzverhör einzulassen, aber Major Davis, um Schadensbegrenzung bemüht, nickte bestätigend: „Ja, so ist es. Aber was hat das mit seinem Verwinden zu tun?"
„Nun, so einiges, vermute ich." Der Brite machte eine künstlerische Pause. Die anderen Wissenschaftler begannen aufgeregt miteinander zu tuscheln, während Arnold weitersprach: „Ein Dieb, ein Verräter und ein Feigling. Feine Kollegen haben sie, Dr. Carter. Ich denke er hatte alles, was er wollte. Jetzt ist er weg und er wird auch nicht wieder kommen, wenn sie mich fragen. Ich an Ihrer Stelle würde meine Datenbanken überprüfen ob irgendwas abhanden gekommen ist."
„Blödsinn!", fauchte Carter und sprang auf. „Sie kennen Jonas nicht!"
„Kennen Sie ihn?", stellte er die Gegenfrage.
Die anderen sahen sich gegenseitig an. „Er ist sehr nett", sagte schließlich Sara, wodurch sie einige verwunderte Blicke erntete. Doch Sam war froh, dass wenigstens eine der Wissenschaftler mit ihr für Jonas Partei ergriff.
„Nett, von mir aus", zuckte Arnold mit den Schultern. „Aber Fakt ist doch, das Naquarida war gestohlen und es zählt zu den gefährlichsten Stoffen, mit denen Menschen jemals gearbeitet haben. Wir wissen wie es auf seinem Planeten gewirkt hat, die Menschen sind qualvoll gestorben und seine Strahlung kann zu irreparablen Hirnschäden führen. Vielleicht wollte er, dass wir uns gegenseitig töten, als Rache für das, was seinem Planeten widerfahren ist."
„Das ist doch lächerlich, Arnold!", Sara schüttelte den Kopf.
,,Wieso sollte er sich rächen wollen?"
„Nun, SG 1 weigerte sich seine Nation im Krieg zu unterstützen und die setzten die Naqudaria Bombe ein und vernichteten damit fast den gesamten Planeten", erklärte der Wissenschaftler. Ein Raunen ging durch die Gruppe. Ihr Vertrauen in Jonas schien zu wanken.
Nun ergriff Davis wieder das Wort: „Woher haben Sie eigentlich all diese Informationen? Das ist Verschlusssache!"

"Verschlusssache also, was?", meldete sich Li Ho plötzlich.
"Bei Ihnen ist so ziemlich alles Verschlusssache. In Wirklichkeit geben Sie uns doch nur Bruchstücke an Informationen. Und unter diesen Umständen sollen wir ein gemeinsames Schutzabkommen durchführen?"
"Schutzabkommen?" Arnold lachte gespielt.
"Das können wir jetzt wohl vergessen. Dieser Außerirdische hat jetzt genug Informationen um unser ganzes Vorhaben zum Scheitern zu bringen."
"Dieser Außerirdische hat einen Namen", fuhr ihn Sam an, die es hasste mit welchem Unterton er das Wort "Außerirdischer" aussprach.
"Außerdem hat er bereits Ihnen allen das Leben gerettet", fügte sie hinzu und wollte die Wissenschaftler gerade davon unterrichten, wem sie es zu verdanken hatten, dass das Stargate vor einer Explosion in den Weltraum verfrachtet wurde.
"Wenn Sie auf diese Stargate-Explosionsgeschichte hinauswollen", gab Arnold kühl zurück.
"Er hat soweit ich das verstanden hab nur die Idee geliefert. Die eigentliche Arbeit hat Colonel O'Neill erledigt und somit sein Leben riskiert."
"Woher...", begann Davis und auch Sam kam es langsam seltsam vor, woher Arnold soviele Informationen hatte, die eigentlich geheim waren.
Plötzlich stand Dumont auf und schüttelte den Kopf.
"So kommen wir zu keinem Ergebnis. Ich würde vorschlagen, dass wir die Konferenz verschieben, bis sich jeder wieder beruhigt hat."
Er blickte von Sam zu Arnold, die sich noch immer anstierten, als würden sie sich jeden Moment den Kopf abreißen.
"Wer weiß, vielleicht war alles nur ein Missverständnis und Mr. Quinn taucht wieder unversehrt auf."
Als niemand darauf reagierte, stimmte Major Davis schließlich zu.
"Es ist wohl besser so."
Ein Raunen erfüllte den Raum, als alle Anwesenden sich erhoben und nach und nach den Raum verließen.
Sam ließ sich wieder auf ihren Stuhl sinken. Als alle gegangen waren gesellte sich Davis zu ihr.
"Ich hoffe Dumont hat Recht. Ansonsten droht uns die Situation zu entgleiten."
Doch Sam schüttelte den Kopf, ohne Davis anzusehen.
"Jonas verschwindet nicht einfach und taucht dann wieder auf. Er würde nicht einfach so abhauen. Jemand muss ihn entführt haben."
Sie sah zur Tür, die weit offen stand und durch die noch zuvor die Wissenschaftler verschwunden waren.
"Und ich werde das Gefühl nicht los, dass es hier Leute gibt, die etwas darüber wissen."

Mühsam schaffte es Jonas an die Wand zu kriechen und sich aufzusetzen. Er sah sich um und versuchte vergeblich etwas in der Dunkelheit zu erkennen.
Nichts.
Er wollte um Hilfe rufen, aber dazu fehlte ihm die Energie und er brachte nur ein leises Flüstern zustande. Das Betäubungsmittel hatte seine Wirkung noch immer nicht verloren.
Er versuchte sich krampfhaft zu erinnern, was passiert war.
Aber alles was geschehen war, nachdem Sara gegangen war um Sam zu holen, war wie ausgelöscht.
Die Handschellen saßen so eng, dass er anfing das Gefühl in seinen Händen zu verlieren.
Plötzlich drang ein Geräusch an seine Ohren. Es hörte sich wie das Röhren eines Motors an.
Es klang nur sehr leise und gedämpft, aber die Wände hielten es nicht vollkommen ab.
Und plötzlich kam Jonas ein Gedanke. Wenn man die Geräusche von draußen hier drinnen hörte, dann drangen die Geräusche von hier drinnen auch nach außen.
Diese Hoffnung gab ihm neue Kraft und er schaffte einen lauten Hilferuf zustande zu bringen.
Möglicherweise war da draußen jemand der ihn hörte. Vielleicht derjenige, dem dieses Auto gehörte. Doch das Geräusch des Motors war längst verstummt.
Aber noch gab Jonas nicht auf.
"Hilfe! Hört mich da draußen jemand?", versuchte er es erneut.
Keine Reaktion.
Er schloss die Augen und lehnte den Kopf gegen die Wand.
Sam hatte sicher schon General Hammond verständigt. Und bestimmt waren Jack und Teal'C bereits unterwegs, um ihn zu suchen. Er fragte sich, wie wohl die anderen Wissenschaftler auf seine Abwesenheit von der Konferenz reagieren würden.
Ein lauter Knall ließ ihn zusammenzucken. Erschrocken öffnete er die Augen wieder, obwohl er dadurch nicht mehr sehen konnte. Langsam wurde ihm bewusst, dass es das Geräusch einer schweren Eisentür gewesen war, die ins Schloss gefallen war.
Und nun nahm er auch plötzlich die Laute von Schritten war, die sich ihm näherten.
Er hielt den Atem an, als sich jemand an einem Schloss zu schaffen machte und dann plötzlich eine Tür gegenüber von ihm aufgestoßen wurde.
Jonas kniff die Augen zusammen, als er von dem grellen Licht geblendet wurde, dass vom erleuchteten Flur hereinfiel. Und in dieser Tür stand eine dunkle Gestalt. Der kräftigen Statur zu urteilen war es ein Mann und er war wohl kaum gekommen, um Jonas zu retten.

Sam trommelte unruhig mit den Fingern auf der Lehne des Stuhls herum und ließ ihren Blick durch die Empfangshalle des Hotels wandern. Ständig gingen Leute aus und ein. Der Mann an der Rezeption verteilte völlig routiniert die Zimmerschlüssel.
Endlich entdeckte sie zwei Männer in der Einganstür, die nun auf sie zukamen. Sam erhob sich unverzüglich und ging den beiden entgegen.
,,Hey, Carter", begrüßte sie O'Neill, ohne das sonst übliche Grinsen.
Sam nickte ihnen zur Begrüßung zu.
"Ich nehme an General Hammond hat Ihnen bereits alles über die Situation erzählt."
"Ja, hat er", bestätigte Jack und machte sich ein Bild von diesem Hotel.
"Gibt es noch immer keine Spur?", wollte Teal'C wissen.
Sam schüttelte bedauernd den Kopf.
"Keiner hat etwas bemerkt. Nicht einmal der Secret Service."
"Hat dieses Gebäude den keine Seitenausgänge oder Fluchtwege?"
"Doch, natürlich! Aber es ist unmöglich eine der Notausgangstüren zu öffnen, ohne den Alarm auszulösen. Eine der Sicherheitsvorkehrungen dieses Hotels."
Jack blickte wieder Sam an.
"Bringen Sie uns zu der Stelle, an der diese..."
Er grübelte über den Namen, den Hammond ihm genannt hatte.
"...Lasalle Jonas das letzte Mal gesehen hat."
Sam nickte und die drei machten sich auf den Weg zum Fahrstuhl.
Als sich die Tür geschlossen hatte und der Lift langsam nach oben fuhr, sprach Sam dann endlich das aus, was ihr schon die ganze Zeit auf dem Herzen lag.
"Sir, ich muss mich entschuldigen."
Jack sah sie fragend an.
"Wofür?"
"Es ist meine Schuld, dass das alles passiert ist. Ich hätte auf Jonas aufpassen müssen."
"Reden Sie keinen Blödsinn, Carter! Jonas ist alt genug, um auf sich selbst aufzupassen."
"Sie kennen ihn doch."
Jack richtete seinen Blick auf die Etagenanzeige, die nun von 2 auf 3 sprang.
"Das musste ja passieren", murmelte er leise, worauf Sam erstaunt die Augenbrauen hochzog.
"Sir?"
"Es ist ja nicht das erste Mal, dass wir seinetwegen in Schwierigkeiten stecken."
Sam vermutete, dass er damit die Sache mit Daniel meinte, was Jack ihm trotz allem noch immer nicht vollkommen verziehen hatte.
Sie wollte etwas erwidern, doch Teal'C kam ihr zuvor.
"Das er entführt worden ist, ist nicht seine Schuld."
Jack nickte.
"Ja, da hast du Recht."
Mit einem Klingeln öffnete sich die Lifttür und die drei traten auf den Gang.
"Hier?"
Sam bejahte.
Jack drehte sich in alle Richtungen, bis er fand was er suchte und den Weg nach rechts den Gang hinunter einschlug. Sam und Teal'C folgten ihm.
"Was hat Jonas Quinn als letztes zu dir gesagt?", wollte Teal'C wissen, als er eine Zeit lang neben Sam hergelaufen war.
"Er war ziemlich niedergeschlagen."
"Wieso?", fragte Jack über die Schulter.
Sam seufzte leise. "Na ja, die Wissenschaftler waren nicht darauf vorbereitet gewesen einem Außerirdischen zu begegnen. Dementsprechend distanziert haben sie ihn auch behandelt."
"Verstehe", gab Teal'C zurück, der wohl am besten verstehen konnte, wie sich Jonas gefühlt haben musste.
Mittlerweile hatten sie das Ende des Ganges erreicht, der durch eine große Sicherheitstür beendet wurde, an der ein Schild mit der Aufschrift Alarmgesichert! Nur im Notfall öffnen! angebracht war.
"Aber deswegen würde er doch nicht abhauen", griff Sam noch einmal das Thema auf, während Jack die Tür betrachtete. Teal'C nickte zustimmend.
Doch Jack richtete die Aufmerksamkeit bald auf etwas anderes.
"Ich weiß, Sie sind der Spezialist für so was, Carter."
Er drehte sich zu Sam um.
"Aber das sieht mir wie ein durchgeschnittener Draht aus."
Sam fixierte die Stelle auf die ihr Vorgesetzter zeigte und erkannte einen fast unscheinbaren Draht, der sauber durchtrennt worden war.
"Das erklärt dann auch, warum es keinen Alarm zu hören gab", sagte sie leise und öffnete dann ohne Mühe die Tür. Wie erwartet erklang kein Alarm.
Und nachdem die drei nach draußen getreten waren, fanden sie sich auf einer Feuertreppe wieder, die in den Hinterhof führte und durch eine Seitengasse mit der Straße verbunden war.
"Hier konnten sie unbemerkt mit ihrem Auto rein fahren und mit Jonas abhauen", kommentierte Jack und Sam senkte betrübt den Blick.

"Wer sind Sie?"
Die Gestalt in der Tür antwortete Jonas nicht. Stattdessen trat er einige Schritte näher und zog dann an einer Schnurr in der Mitte des Raumes, wodurch die Glühbirne angeschaltet wurde.
Nun erst konnte Jonas einen Blick auf sein Gefängnis werfen. Der kleine Raum mit den kahlen Betonwänden war fast völlig leer.
Nur an der Wand neben der Tür stand ein alter Holztisch, auf dem drei Stühle völlig wahllos aufgestapelt waren. Einem dieser Stühle fehlte bereits ein Bein. Neben diesem Tisch stand ein vermodertes Holzregal, das jedoch leer war. Ansonsten hing nur noch eine Glühbirne in der Mitte des Raumes. Neben dieser Glühbirne stand ein muskulöser Mann in Jeans und Lederjacke. Über seinem von Narben gezeichnetem Gesicht saß eine Wollmütze.
"Deine Rufe sind sinnlos. Hierher kommt niemand, der dir helfen könnte", murrte der Mann zwischen seinen Zähnen hindurch.
Seine Augen blitzten Jonas an.
"Wer sind Sie?", wiederholte Jonas seine Frage, aber der Unbekannte drehte sich nur um, um den Raum wieder zu verlassen.
"Können Sie die Handschellen nicht etwas lockern?", rief Jonas dem Mann hinterher.
Und tatsächlich wandte sich der Mann wieder zu ihm um und kam zurück.
Misstrauisch beobachtete Jonas, wie der Fremde neben ihm in die Hocke ging und seine Hände nach den Handschellen ausstreckte. Er hatte nicht vermutet, dass sich der Mann so einfach überzeugen ließ. Im nächsten Moment, bekam er zu spüren, was der Unbekannte wirklich vorhatte. Jonas schrie laut auf, als der Mann mit seiner gewaltigen Kraft seine Hände packte. Es war als ob er ihm alle Finger gebrochen hätte, was Jonas die Tränen in die Augen schießen ließ.
"Du machst nur deinen Mund auf, wenn du gefragt, wirst, kapiert", zischte der Unbekannte und ließ Jonas wieder los, worauf dieser sich auf dem Boden zusammenkauerte und jammernd wartete bis der Schmerz nachließ.
Der Entführer sah nur kalt auf ihn hinab, dann verließ er den Raum und ließ die Tür krachend ins Schloss fallen.

"C'est très dangereux, Sara!"
"C'est ne pas frai. Il n'y a pas de problem."
Als Jack durch den Hotelflur lief, bemerkte er zufällig die Diskussion zwischen einem Mann und einer jüngeren Frau, in einem Winkel des Flurs standen. Er vermutete, dass es wohl die französischen Wissenschaftler waren.
Jack hatte während seiner Schulzeit nie mehr getan als nötig und schon gar nicht eine Fremdsprache gelernt. Deswegen verstand er auch nicht, worüber sich die Beiden unterhielten.
Nach einigen Sekunden wurde der Mann auf Jack aufmerksam.
"Kann ich Ihnen irgendwie helfen?"
Auch die Frau wandte sich ihm zu.
"Äh...ja", gab Jack zurück und gesellte sich zu ihnen.
"Vielleicht haben Sie zufällig ein paar Leute hier rausspazieren sehen, die einen Mann entführt haben."
"Sie sind Colonel O'Neill, nehme ich an", bemerkte der Franzose. Und als Jack nickte reichte ihm der Wissenschaftler die Hand.
"Mein Name ist Frederik Dumont. Das ist meine Assistentin Sara Lasalle."
Auch Sara schüttelte Jack die Hand.
"Es handelt sich also tatsächlich um eine Entführung?"
Jack musste nicken, obwohl ihm die drängende Neugier der beiden unangenehm war.
"Gibt es denn noch immer keine Spur von Mr. Quinn?"
"Leider nein."
Dumont und Lasalle wechselten einen bedauernden Blick. Völlig unerwartet klingelte Dumonts Handy. Dieser entfernte sich einige Schritte, ehe er abnahm und mit seinem Gesprächspartner auf Französisch zu reden begann.
"Wenn wir Ihnen irgendwie helfen können...", begann Sara, um Jacks Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen."...stehen wir Ihnen selbstverständlich zur Verfügung"
Jack bedankte sich, doch er hatte ein seltsames Gefühl, das er nicht deuten konnte. Und er wurde es nicht mehr los.

Erst als mehrere Stimmen aus dem Vorraum erklangen merkte Jonas, dass er eingeschlafen war. Er lag noch immer zusammengerollt auf dem Boden. Er spürte seine Hände kaum noch, aber er wurde das Gefühl nicht los, dass ihm der Kerl einige Knochen gebrochen hatte.
Die Tür sprang auf und gleich darauf betraten drei Menschen den Raum. Einer davon war der Mann, der auch zuvor schon hier gewesen war.
Ihm folgte ein weiterer Mann, nicht ganz so muskulös und etwas kleiner, dafür hatten seine dunklen Augen einen stechenden, furcht einflößenden Blick. Das Licht spiegelte sich auf seinem kahl rasierten Schädel wieder.
Die dritte Person war eine Frau, völlig in schwarz gekleidet mit einem übertrieben geschminktem Gesicht. Ihr langes schwarzes Haar fiel ihr glatte über die Schultern.
Jonas zuckte erschrocken zusammen, als der Muskelprotz den kaputten Stuhl gegen die Wand knallte, wodurch dieser vollkommen zersplitterte.
Die Frau stellte sich lässig in eine Ecke und betrachtete kritisch ihre Fingernägel, während der andere auf Jonas zukam.
"Los, beweg dich!", knurrte er und zog Jonas grob auf die Beine.
Mittlerweile hatte der Muskelprotz einen weiteren Stuhl aufgestellte, auf den ihn nun der Glatzkopf verfrachtete.
Jonas hatte es längst aufgegeben etwas aus den Entführern herauszubekommen. Er beschloss zu schweigen, bis sie ein Wort an ihn richteten.
Das Narbengesicht fesselte Jonas mit einem Seil an den Stuhl, während der andere Mann den letzten Stuhl von Tisch nahm sich mit der Lehne voraus vor Jonas hinsetzte und seine Arme auf der Lehne verschränkte.
"Siehst ein wenig blass aus, mein außerirdischer Freund."
Jonas schluckte. Hatten die Entführer etwa etwas mit den Wissenschaftlern zu tun? Woher sonst hätten sie wissen sollen, dass er ein Außerirdischer war? Sie hatten keinen ausländischen Akzent, was natürlich nichts zu bedeuten hatte. Solche Leute waren leicht zu engagieren.
"Für wen arbeiten Sie?"
"Keine Sorge, Jonas." Der Glatzkopf zögerte
"Ich darf dich doch Jonas nennen, oder?"
Jonas' Miene blieb ausdruckslos.
"Sie würden es ja auch tun, wenn ich nein sagen würde."
Der Entführer grinste amüsiert. "Solange alles so läuft, wie wir es geplant haben, wird dir nichts passieren."
"Was haben Sie denn geplant?"
"Zuerst hätten wir da ein paar Fragen, auf die wir gern von dir eine Antwort hätten."
Er wartete einen Moment, ehe er fragte: "Wie funktioniert die N'quadria-Bombe?"
Jonas erschrak. Ungläubig blickte er von einem zum anderen, als warte er darauf, dass jemand sagte, die Frage sei nicht ernst gemeint.
"Was ist? Hast du Frage etwa nicht verstanden?", fragte der Glatzkopf frech.
"Abgesehen davon, dass ich es nicht einfach so erklären kann, würde ich es auch nicht tun."
"Wieso nicht?"
Jonas holte tief Luft, was durch das Seil um seinen Bauch nicht ganz einfach war.
"Niemand sollte eine solche Waffe bauen, geschweige denn einsetzen. Viel zu viele Menschen würden durch sie getötet werden."
"Ach, ist ja rührend!", blaffte die Frau bissig, wofür sie Jonas mit einem erbosten Blick strafte, was sie in keinster Weise beeindruckte. Aber der Mann auf dem Stuhl fuhr bereits fort.
"Über die Konsequenzen solltest du dir nicht den Kopf zerbrechen. Also noch mal: Wie funktioniert die N'quadria-Bombe?"
Jonas hatte keine große Lust seinen Standpunkt weiter zu diskutieren. So senkte er den Blick und schwieg. Der Glatzkopf schnaubte.
"Du hast Glück, dass wir Geduld haben. Aber pass auf! Auch die ist irgendwann zu Ende."

Sam ließ sich auf ihrem Bett nieder und ließ sich auf den Rücken fallen. Teal'C schloss die Zimmertür und setzte sich auf einen Stuhl vor dem Spiegel.
Sie waren bei ihrer Suche kein Stück weitergekommen.
"Weißt du worüber ich die ganze Zeit nachdenke, Teal'C?", fragte Sam, während sie an die Decke starrte. Teal'C sah sie schräg an.
"Was für einen Grund hätten die Leute Jonas zu entführen?"
"Es gäbe durchaus einige Gründe, die man in betracht ziehen könnte."
Sam dachte eine Sekunde über Teal'Cs Antwort nach und setzte sich plötzlich auf.
"Du glaubst doch nicht etwa, dass sie ihn als Versuchskaninchen einsetzen?"
Die Vorstellung, dass Jonas das Opfer von skrupellosen Menschenversuchen werden könnte, ließ sie schaudern. Aber Teal'C schien denselben Gedanken gehabt zu haben, denn er antwortete: "Damals hat Mayborn auch versucht mich mitzunehmen, um Versuche an mir und meinem Symbionten durchzuführen."
Sam wurde kritisch. "Ja, aber Mayborn gehört längst nicht mehr dazu und wir haben die Führungsriege dieser Gruppe hochgehen lassen."
Teal'C wandte sich ab, aber Sam wusste, dass sie ihn noch nicht vollkommen überzeugt hatte. Selbst hatte sie es eigentlich auch nur gesagt, um sich selbst zu beruhigen. Es durfte einfach nicht so sein.
Sie stand auf und trat ans Fenster, das in denselben Hinterhof führte, über den man Jonas entführt hatte. Sie stand einige Zeit schweigend davor und war vollkommen in Gedanken versunken. Teal'C beobachtete sie einige Zeit. Dann gesellte er sich zu ihr und fragte:
"Worüber denkst du nach?"
Sam wandte ihren Blick nicht ab, denn es gab da einen Gedanken, der sie plötzlich nicht mehr losließ.
"Wenn ich gestern Abend auch hier gestanden hätte, hätte ich garantiert etwas mitbekommen."
"Wie O'Neill bereits sagte, du bist nicht dafür verantwortlich."
Sam nickte, aber es war etwas anderes, was sie nicht mehr losließ.

Blut tropfte aus seiner Nase, doch noch immer weigerte sich Jonas das rauszurücken, was die Entführer von ihm verlangten.
"Wir liefern dir genug Papier und Stifte, damit du uns alles genau aufzeichnen kannst. Also jetzt zeig uns verdammt noch mal, wie diese Bombe funktioniert!"
Längst hatte der Glatzkopf - wie bereits angedroht - seine Geduld verloren und er wurde wütender, je mehr er merkte, dass er keinen Erfolg hatte.
Er packte Jonas an den Schultern und schüttelte ihn.
"Jetzt spuck's endlich aus!" Aber der Kelownaner schüttelte den Kopf.
Der Glatzkopf setzte sich wieder auf seinen Stuhl.
"Was glaubst du, bist du deinen Freunden wert?"
Jonas sah noch immer nicht auf.
"Was ist wohl wichtiger? Dein Leben oder das Stargate-Programm?"
Nun erst hob Jonas den Blick, als ihm klar wurde, wovon der Mann redete.
"Wie meinen Sie das?"
"Du hast mich bestimmt verstanden. Wie werden sich die Leute wohl entscheiden, wenn sie wählen müssen?" "Jeder, der zum Stargate-Center gehört, ist dazu bereit sein Leben für das Programm zu geben", entgegnete Jonas selbstsicherer, als er sich eigentlich fühlte.
"Wirklich heldenhaft von dir. Aber was ist, wenn nicht nur dein Leben auf dem Spiel steht?"
Jonas zögerte. Was hatte der Mann vor?

"Ich nehme an, ihr seid auch nicht weitergekommen", begrüßte Jack seine Teamkollegen, als er in Sams Hotelzimmer trat. Die Blicke seiner Freunde gaben ihm bereits die Antwort.
"Vielleicht...", begann der Colonel. Doch er wurde durch das Klingeln seines Handys unterbrochen. Er zog es heraus und nahm ab.
"Ja?"
"Hallo Colonel!"
Die Stimme seines Gesprächspartners klang schadenfroh und herausfordernd. Aber sie war Jack unbekannt.
"Wer ist da?"
Diese Frage allein genügte, um die Aufmerksamkeit von Sam und Teal'C zu erregen.
"Wer ich bin? Das ist nicht wichtig. Aber ich habe da jemand bei mir, den Sie sicher kennen."
"Was wollen Sie?"
Er sah den Mann zwar nicht, aber er konnte sich ausmalen, dass er in diesem Moment hämisch grinste.
"Sagen wir, ich will Ihnen einen kleinen Deal vorschlagen. Sie bekommen Ihren außerirdischen Freund wieder. Alles, was ich dafür will sind 10 Millionen Dollar und die Veröffentlichung des Stargate-Programms."
Jack spürte, wie sich ein Kloß in seinem Magen bildete und seine beiden Freunde sahen ihm das Entsetzen an. Es klopfte an der Zimmertür. Sam ging um sie zu öffnen und nahm Major Davis in Empfang, während Jack der Stimme lauschte.
"Ich gebe Ihnen Zeit bis morgen früh 10 Uhr."
Nun packte Jack plötzlich die Wut. "Wenn Sie Jonas auch nur ein Haar krümmen, drehe ich Ihnen eigenhändig ihren verfluchten Hals um." Doch der Erpresser zeigte sich unbeeindruckt.
"Reizen Sie mich besser nicht, denn dann bekommt ihr Freund meine Wut zu spüren. Haben wir uns verstanden?"
Jack wollte zu weiteren Attacken ausholen, doch der andere legte bereits auf. Er blickte in fragende Gesichter und sagte langsam: "Sie wollen 10 Millionen und die Veröffentlichung des Stargate-Programms."

"Warum sagst du's ihnen nicht?"
Jonas sah langsam zu der Frau auf hinüber, die schon einige Male von den Männern Liz genannt worden war. Sie war als Wache im Raum zurückgeblieben, während ihre Komplizen hinausgegangen waren. Sie saß auf dem Stuhl, die Füße auf den Tisch gelegt und manikürte sich mit einer Nagelfeile ihre Fingernägel.
"Ist dir dieses hirnrissige Programm denn wichtiger, als dein eigenes Leben?"
Jonas wandte sich ab.
"Sie haben doch keine Ahnung."
Liz legte die Feile weg, erhob sich und trat hinter ihn.
"Ich habe von vielen Dingen keine Ahnung."
Jonas spannte alle Muskeln an, als Liz ihm ihre Arme um den Hals legte und sie mit leiser erotischer Stimme sagte: "Aber ich habe von ganz anderen Dingen eine Ahnung."
Und sie begann plötzlich damit, ihn zu küssen.
"Ich glaube nicht, dass das ihrem Freund recht ist."
"Mein Freund ist da sehr tolerant."
Unwillkürlich stieg in Jonas ein Gefühl von Übelkeit auf. Jede ihrer Berührungen fühlte sich wie Schläge für ihn an. Er erinnerte sich plötzlich daran, wie Nyirti versucht hatte ihn auf ihre Seite zu ziehen und an die Missionsberichte über Hathor. Er schloss die Augen, versuchte irgendwie zu warten, bis Liz aufhören würde. Aber dann wurde es ihm zuviel. Trotzig wandte er sich ab, soweit es seine Fesseln zuließen. Aber Liz hatte die Botschaft verstanden.
Sie hielt inne und ihre Augen verfinsterten sich.
"Du Idiot!"
Sie verpasste ihm eine schallende Ohrfeige, die durch ihre frisch gefeilten Fingernägel zwei tiefe Kratzer hinterließ. In dem Moment betrat der Glatzkopf den Raum wieder.
Liz trat einige Schritte von Jonas zurück, aber ihr Freund hatte die Situation bereits erkannt.
"Du kannst es einfach nicht lassen, oder?"
Liz erwiderte nichts und der Glatzkopf wandte sich wieder seinem Gefangen zu.
"Ich hatte gerade ein Gespräch mit einem Freund von dir: Colonel Jack O'Neill. Er war nicht besonders begeistert von meinem Handel."
"Sie werden damit nicht durchkommen."
"Falsch!"
Er sah Jonas fest in die Augen.
"Wenn es nicht funktioniert, dann kommst du nicht durch. Und glaub mir es werden noch mehr Leute sterben, bis wir aufgeben."
Jonas zögerte. Er dachte krampfhaft über einen Fluchtplan nach. Er musste irgendwie Zeit schinden.
"Kann...kann ich ein Glas Wasser haben?"
Der Glatzkopf gab Liz mit einem Zeichen zu verstehen, dass sie das Wasser holen sollte und so verließ sie den Raum.
"Es würde alles viel leichter werden, wenn du nicht ein solcher Sturkopf wärst. Möglicherweise wäre ich sogar zu einem Kompromiss bereit."
Liz kam mit dem Wasser zurück und gab es dem Glatzkopf in die Hand.
Auch das Narbengesicht kam zurück.
"Freu dich! Morgen bist du vielleicht ein berühmter Mann."
Der Glatzkopf hob kurz das Glas hoch und trank es dann selbst leer.
"Na schön", sagte Jonas plötzlich.
"Ich zeichne die Pläne auf. Aber ihr müsst mir die Fesseln abnehmen. Auch an den Füßen."
Der Glatzkopf schüttelte grinsend den Kopf.
"Netter Versuch!"
"Wieso? Was kann schon passieren? Ich bin immer noch an den Stuhl gefesselt und ihr seid zu dritt."
Die drei Entführer wechselten nachdenkliche Blicke. Doch dann stimmten sie zu.
Schlussendlich hatte es Jonas endlich geschafft die eisernen Fesseln loszuwerden und er biss die Zähne zusammen, als wieder das Blut in seinen Händen zu zirkulieren begann. Wie versprochen nahm ihm das Narbengesicht auch die Fußfesseln ab und der Glatzkopf drückte ihm einen Stift in die Hand und knallte einen Stapel Papier auf den Tisch.
Dann setzte er sich wieder auf seinen Stuhl, den er in die gegenüberliegende Ecke gestellt hatte und knutschte ungeniert mit Liz herum, die es sich auf seinem Schoß bequem gemacht hatte.
Nur das Narbengesicht blieb neben Jonas stehen und beobachtete ihn.
"Ich kann so nicht arbeiten", sagte Jonas vorsichtig und sah zu ihm auf.
"Sie machen mich nervös."
Dieser ballte seine Hände zu Fäusten zusammen.
"Ich zeig dir gleich, was nervös ist."
"Lass ihn, Bill!", hielt ihn der Glatzkopf auf. "Er kann ja sowieso nicht abhauen."
Ein kalter Schauer lief Jonas über den Rücken, als das Narbengesicht mit Absicht seine Finger knacken ließ. Dann gesellte er sich zu seinen Komplizen.
Jonas begann mit seiner Arbeit. Aber keiner der drei Entführer erkannte, was er wirklich vorhatte.

Jack lauschte aufmerksam der Stimme aus dem Handy. Teal'C beobachtete ihn schweigend. Major Davis war zuvor erschienen, um Sam mitzuteilen, dass die Konferenz fortgesetzt werde und so war sie nun wieder ins Pentagon gefahren.
"Ja, Sir! Ich verstehe", sagte Jack und legte schließlich auf.
"Was hat General Hammond gesagt?", wollte Teal'C sofort wissen.
"Es ist praktisch unmöglich herauszufinden, mit welchem Handy telefoniert worden ist."
Er steckte sein Handy weg und sah seinen außerirdischen Freund an.
"Er ruft jetzt gleich den Präsidenten an und erzählt ihm von der ganzen Sache."
"Ich bezweifle, dass sich der Präsident auf diese Erpressung einlässt."
Jack stimmte ihm nickend zu und senkte den Blick.
"Das befürchte ich auch." Seine sonst von Sarkasmus geprägte Stimme war ungewöhnlich nachdenklich.
"Würdest du dich an seiner Stelle anders verhalten?"
"Ist schwer zu sagen."
Doch dann sah er wieder auf und seine Stimme wurde wütend: "Andererseits liegt die Antwort ja auf der Hand. Entweder das Programm aufgeben oder einen guten Freund verlieren."
Teal'C war froh zu hören, dass Jack Jonas als seinen Freund bezeichnete, denn oft hatten die Beiden Meinungsverschiedenheiten.
"Ich hoffe einfach, dass wir ihn finden, bevor die Frist abgelaufen ist."

Zum ersten Mal konnte sich Sam nicht auf das Thema der Konferenz konzentrieren. Sie musste ständig daran denken, in welcher Zwickmühle sie sich befanden.
"Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie Sie sich fühlen müssen. Ich habe auch mal einen guten Freund verloren", flüsterte Sara leise zu ihr hinüber.
Am Rednerpult stand Li Ho und berichtete eifrig.
"Ich habe es Colonel O'Neill bereits gesagt, ich helfe Ihnen wo ich kann. Und Frederik natürlich auch."
Sam nickte dankend und blickte automatisch auf den freien Platz neben sich, der eigentlich für Jonas bestimmt war. Dann hob sie den Blick und fixierte einige Sekunden den englischen Wissenschaftler, der dem Bericht von Ho zuhörte.
"Ich finde es einfach unfair, dass es hier Leute gibt, die solche Vorurteile gegen Jonas haben", sagte sie dann an Sara gewandt.
"Ja, da haben Sie recht."
Ho verließ den Rednerpult und Davis kündigte das nächste Thema an: "Dr. Koczewski, darf ich Sie bitten, uns die Strahlenschutzvorkehrungen vorzustellen?"
Der Russe wollte aufstehen.
"Aber laut Plan wären doch jetzt die Maßnahmen gegen die Instabilität dran", fragte Ho verwirrt.
"Ja, aber unser Experte dafür ist ja leider nicht anwesend", antwortete Arnold mit einer gehörigen Portion Zynismus.
Sam sah ihn beleidigt an, aber Dumont versuchte sofort die Wogen zu glätten: "Ich bitte Sie, Mr. Arnold! Wir sollten nicht schon wieder anfangen zu streiten."
"Ich werde über die Instabilität referieren", erklärte Sam nach einer kurzen Pause. Und als sie nach vorne trat spürte sie Arnolds bohrenden Blick.
"Wie Sie alle wissen, verhält sich die Instabilität des N'quadria proportional zur Energie, die man versucht ihm zu entnehmen."
Sie projizierte einige Daten an die Wand. Sie kam sich merkwürdig dabei vor, Jonas Part zu übernehmen. Irgendwie schuldig. Aber sie musste es nun durchziehen und sie begann über den Puffer zu erzählen, der bei der Prometheus verwendet worden war.

Jonas sah kurz zu den anderen hinüber, als Liz plötzlich laut zu kichern begann, weil ihr Freund sie kitzelte. Er wandte sich wieder dem Blatt zu und fuhr damit fort sinnlose Zahlen und Skizzen zu zeichnen. Keiner der Entführer bemerkte, dass er während er mit seiner rechten Hand schrieb, er mit seiner Linken dabei war das Seil durchzuschneiden, das ihn an den Stuhl fesselte. Hierzu benutzte er die Nagelfeile, die Liz zuvor auf dem Tisch vergessen hatte.
"Wie lange brauchst du denn noch?", fragte der Glatzkopf ungeduldig.
"Wenn alles richtig sein soll, braucht es eben seine Zeit", gab Jonas zurück ohne sich umzudrehen.
"Morgen um diese Zeit sind wir bereits auf dem Weg in die Freiheit", schwärmte der Glatzkopf seiner Freundin vor.
Gleich hatte es Jonas geschafft. Es fehlte nur noch ein kleines Stückchen.
"Und dann schlürfen wir Milchshakes am Strand?", hörte er Liz fragen.
Er spürte, wie sich das Seil lockerte, als es durch geschnitten war. Aber er ließ sich nichts anmerken. Er brauchte nur noch den richtigen Augenblick.
"Ja, das werden wir, mein Liebes. Und was schaust du mich so eifersüchtig an? Meinst du, ich kann deine Schwester etwa nicht glücklich machen?"
"Ich schaue überhaupt nicht eifersüchtig, Joe!", widersprach das Narbengesicht.
Darauf hatte Jonas nur gewartet. Die drei verstrickten sich in eine Diskussion. Diesen Moment nutzte er zur Flucht. Blitzschnell sprang er auf und war im Vorraum verschwunden, noch ehe die anderen richtig registrierten, was los war.
Jonas sah nicht besonders viel vom anderen Raum. Er sah nur die Tür, riss sie auf und hetzte die Treppe hinauf. Er fand sich auf einer Waldlichtung wieder, auf der ein altes verbeultes Auto und ein Motorrad geparkt waren. Viel Zeit zum Überlegen blieb nicht. Er wusste nur, dass er nicht den kiesigen Waldweg entlanglaufen durfte, also rannte er einfach aufs Geratewohl in den Wald hinein. Hinter sich hörte er wütende Rufe und Schüsse! Er hatte bisher noch keine Waffen bei ihnen gesehen, aber er hatte keine Minute daran gezweifelt, dass sie welche besaßen.
Jonas rannte einfach weiter, ohne zu wissen, wohin. Er wagte es nicht sich umzudrehen, da dies wertvolle Sekunden kosten würde. Die einsetzende Dämmerung bat ihm zusätzlichen Schutz. Er stolperte über eine Wurzel und stürzte, wobei er sich die Unterarme aufschürfte. Aber er stand sofort wieder auf und rannte weiter. Einfach weiter!
Die Rufe und Schüsse wurden leiser und Jonas war zuversichtlich, dass er sie abgehängt hatte.
Allmählich verließ ihn die Kraft und er ließ sich zwischen den Wurzeln eines Mammutbaums auf den Boden sinken. Er versuchte wieder zu Atem zu kommen. Er harrte aus, lauschte. Bei jedem Geräusch spannten sich all seine Muskeln an. Er war bereit zu fliehen, aber er beschloss noch einige Zeit im Schutz des Baumes abzuwarten.
Es musste eine halbe Stunde vergangen sein, als es Jonas wieder wagte aufzustehen. Vorsichtig begutachtete er die Umgebung. Es war niemand zu sehen. Auch keine Geräusche von Schritten, Rufen oder Schüssen. Und plötzlich schossen ihm tausend Gedanken durch den Kopf.
Er musste so schnell wie möglich in die nächste Stadt oder Dorf.
Er musste Jack anrufen und ihn aufhalten, bevor die Presse etwas von dem Stargate-Programm erfuhr. Aber wie weit war es wohl noch? In welche Richtung sollte er überhaupt laufen? Er wagte es nicht den Waldweg zu benutzen, aus Angst den Entführern wieder über den Weg zu laufen.
Er wusste nicht, wie lange er so durch den Wald irrte. Die Nacht war bereits hereingebrochen und machte eine Orientierung praktisch unmöglich.
Völlig unerwartet entdeckte Jonas etwas zwischen den Bäumen, das aussah wie ein Auto. Zuerst fürchtete er, dass es das Auto der Entführer war, doch dann erkannte er dass es der Wagen eines Sheriffs war.
Hoffnung keimte wieder in ihm auf. Der Sheriff konnte ihm bestimmt helfen.
Er beschleunigte seine Schritte und trat auf den Waldweg hinaus.
"Hallo? Ist da jemand?", fragte er vorsichtig, doch das Auto war leer. Offenbar musste der Sheriff hier irgendwo sein. An der Seite des Wagens war der Ortsname Greenwich zu lesen und die vorderen Fenster waren beide heruntergekurbelt.
Da kam Jonas eine Idee. Er öffnete die, nicht verriegelte, Tür und griff zum Funkgerät zwischen dem Fahrer- und dem Beifahrersitz.
"Hört mich hier jemand?" Seine Stimme zitterte vor Aufregung.
"Hallo? Kann mich jemand hören?", versuchte er es noch mal und endlich hatte er Erfolg.
"Hier ist die Zentrale. Wer spricht da?", fragte eine Frauenstimme durch das Rauschen hindurch.
"Ich stecke in Schwierigkeiten. Drei Leute sind hinter mir her. Ich bin hier irgendwo im Wald und weiß nicht genau wo ich bin."
"Ganz ruhig! Wer sind Sie denn überhaupt?"
Plötzlich peitschte ein Schuss durch die Nacht. Jonas erschrak und sah sich nach allen Seiten um. Sein Herz raste. Aber nun hatte sich wieder Stille über den Wald gelegt. War das der Sheriff gewesen?
"Hallo ? Sind Sie noch dran?", fragte die Stimme aus dem Funkgerät.
"Mein...mein Name ist Jonas Quinn. Bitte, Sie müssen Colonel Jack O'Neill von der US Air-Force informieren! Es ist wirklich sehr wichtig."
Doch er verstummte, als er plötzlich das kalte Eisen einer Pistole an seinem Hinterkopf spürte.
"Du hast einen großen Fehler gemacht, Freundchen", blaffte eine ihm bekannte Stimme.
Jonas wandte sich langsam um und blickte in das Narbengesicht von Bill.

Jetzt hatten sie ihn. Er hätte vor Wut und Enttäuschung schreien können. Am liebsten hätte er sich auf seinen Gegenüber gestürzt, doch die, im fahlen Mondlicht schimmernde Waffe, in der Hand seines Entführers ließ ihn diesen Gedanken schnell verwerfen.
Jonas konnte Bills Gesicht nur schemenhaft erkennen, doch konnte er sich sein hämisches Grinsen gut vorstellen. Es hatte keine Stunde gedauert bis sie ihn gefunden hatten und Bill schien noch frisch und ausgeruht, während der Kelownaner Mühe hatte seine Atmung zu verlangsamen.
Jonas' Gesicht war zerkratzt von Zweigen und Ästen, die er gestreift hatte, seine Hose und Schuhe waren schmutzig und arg mitgenommen und seine Hände, die er mittlerweile erhoben über dem Kopf hielt, zitterten vor Anspannung.
Der Entführer griff zu seinem Walkie - Talkie und verständigte seine Komplizen. Wenige Minuten später waren Liz und Joe vor Ort, und während sich die beiden um die Leiche des Sheriffs kümmerten, trieb Entführer Nummer Drei Jonas einen Waldweg entlang. Im schwachen Schein der Taschenlampe seines Entführers erkannte Jonas schemenhaft seine Umgebung.
Hohe, dunkle Tannen wuchsen links und rechts des Weges, soweit er sehen konnte. Sie rauschten bedächtig im Wind und bogen sich sanft nach Westen. Jonas lauschte diesem Rauschen während er vorwärts stolperte.
Er liebte das Rauschen des Windes. Immer schon. Es klang beruhigend, es gab ihm das Gefühl von Freiheit.
Niemand konnte ihn halten, den Wind. Er konnte gehen wohin er wollte, sah fremde Städte, Länder und Menschen. Für Jonas war der Wind immer ein Trostspender gewesen. So auch jetzt. Schon bald empfand er seine Situation nicht mehr als so verzweifelt. Er fühlte sich nicht mehr so allein.
Doch dieses Mal brachte ihm der Wind noch mehr als nur Trost. Dieses Mal brachte ihm der Wind auch Hoffnung. Hoffnung in Form von leisen Motorengeräuschen. Irgendwo im Osten gab es eine Straße, eine große Straße, da sie um diese Zeit noch stark befahren schien. Ein Lächeln breitete sich auf Jonas' Gesicht aus. „Danke, alter Freund.", dachte der Wissenschaftler.

Der Abend war hereingebrochen als sich Teal'c, Sam und Jack wieder im Hotel trafen. Müde und niedergeschlagen ließen sie sich in der Lobby auf ein paar Stühlen nieder. Keiner von ihnen hatte Neues zu berichten und ihre Frist verrann langsam aber stetig.
Erschöpft ließ Sam ihren Blick durch die Lobby wandern. Nur wenige Gäste waren um diese Zeit hier zu sehen. Gegenüber lief ein Fernseher, der offensichtlich Lokalnachrichten brachte. Eine gute Gelegenheit für den Major auf andere Gedanken zu kommen. Sie entschuldigte sich bei Teal'c und Jack und trat an den Fernseher um besser zu verstehen.
„Gouvernor Johnson kündigte an, dass die Polizeipräsenz in der Hauptstadt weiter verstärkt werden solle, damit auch künftig die Sicherheit der Washingtoner Bürger gewährleistet werden könne", berichtete die Nachrichtensprecherin sachlich.
„Greenwich. Soeben erhalten wir die Nachricht, dass ein Mitarbeiter des Sheriffs Department von Greenwich County tot aufgefunden wurde. Die Umstände seines Todes sind noch unbekannt, doch wie uns mitgeteilt wurde, hatte der Verstorbene noch kurz vor seinem Tod ungewöhnliche Vorkommnisse in einem Waldstück in der Nähe des Highway 4 gemeldet.", erklärte die Sprecherin.
„Und nun schalten wir live zu unserem Reporter Phil Dekker vor Ort."
Das Bild teilte sich und ein Mann mittleren Alters mit Trenchcoat war neben der Nachrichtensprecherin zu sehen. In seiner Hand hielt er ein Mikrophon.
„Hallo Adele."
„Guten Abend, Phil. Gibt es schon irgendeine Stellungnahme zu den Ereignissen?"
„Nun, eine offizielle Stellungnahme der Polizei gibt es noch nicht, doch eines scheint mittlerweile sicher: der Sheriff wurde aus kurzer Distanz in den Kopf geschossen, als er dieses Waldstück überprüfen wollte", berichtete Phil.
„Weiß man schon warum er den Wald überprüfen wollte?", fragte die Moderatorin nach.
„Da gibt es verschiedene Versionen, die einen sagen er habe Schüsse gehört, andere meinen er habe verdächtige Personen bemerkt. Bisher, Adele, alles recht vage. Was wir aber mit Sicherheit wissen ist, dass nach dem Tod des Sheriffs sich ein Mann bei der Polizei gemeldet hat und auf ein Einschalten der Air Force bestanden hat.", sagte Phil.
„Der Air Force?", stutzte Adele.
Schlagartig war Sam hellwach.
„Ja, das ist richtig, der Mann nannte sich selbst Jonas Quinn und behauptete verfolgt zu werden.", berichtete Phil weiter.
„Das hört sich ja alles sehr aufregend an. Gibt es noch nähere Hinweise hierzu?“
„Nun, Adele, die Polizei hält sich noch recht bedeckt, wir haben weder eine Bestätigung für diese Angaben noch Näheres um diese Aussagen von Zeugen zu verifizieren. Für Mitternacht wird mit einer offiziellen Stellungnahme gerechnet, danach wissen wir sicher mehr.", endete Phil.
„Vielen Dank, Phil, für diese erste Einschätzung aus Greenwich", sagte Adele und Phil wurde wieder aus dem Bild geblendet.
„Nun zu den ersten Bildern vom Tatort von Mike und seinem Team. Hallo, Mike!", begrüßte Adele einen weiteren Reporter. Er hatte Kopfhörer auf und befand sich offensichtlich in einem Hubschrauber.
„Hallo, Adele", begrüßte er sie „Wir befinden uns in der Luft in unserem Channel 3 Helikopter und die Aufnahmen, die sie gleich sehen werden, sind live vom Tatort am Highway 4 bei Greenwich.", kommentierte Mike die eingeblendeten Bilder.
Männer in dunkelblauen Windjacken, auf deren Rücken in hellen, gelben Lettern CSI zu lesen war, knieten über dem, mit Scheinwerfern hell erleuchteten Boden, gelbes Absperrband flatterte im Wind und Unmengen von Polizisten riegelten das Gelände unter ihnen ab.

Sam starrte wie paralysiert den Fernseher an. Hatte sie gerade tatsächlich gehört, was sie gehört hatte?! Hatte Phil tatsächlich Jonas Quinn gesagt? Aber nein, das war vollkommen unmöglich!
Oder doch? Konnte Jonas seinen Entführern entkommen sein?
Konnte er irgendwo dort in diesem Wald auf ihre Hilfe warten?
Als sich der Reporter wieder verabschiedete und Adele zum Wetter kam, löste Sam ihren Blick vom Bildschirm und eilte zu Jack und Teal'C zurück, um ihnen zu berichten, was so soeben erfahren hatte.

Wenige Minuten später fuhr ein schwarzer Jeep auf das abgesperrte Waldstück zu. Drei Personen entstiegen dem dunklen Militärfahrzeug. Sie waren in zivil gekleidet, doch ihr Auftreten ließ keinen Zweifel an ihrer Autorität.
Ein Polizist kam auf sie zu:
„Sie können hier nicht weiter, das ist ein Tatort! Bleiben sie hinter der Absperrung!"
Leicht genervt zog der Anführer der Gruppe seinen Ausweis:
„Colonel Jack O'Neill, US-Air Force. Wer ist hier der diensthabende Officer?"
Verdutzt schaute der Angesprochene auf den Ausweis vor seiner Nase: „Air Force?"
„Ganz recht", nickte O'Neill, der versuchte seine Ungeduld zu überspielen
„Bringen Sie uns nun zu ihrem Boss?"
„Ähm, folgen Sie mir bitte, Sir", murmelte der Cop.
Er führte die drei zu einer weiträumig abgesperrten Lichtung, in dessen Mitte ein Geländewagen stand. Auf den Türen war in dicken Lettern Greenwich geschrieben. Um den Wagen versammelt war ein Heer von Tatortspezialisten.
Einer von ihnen fotografierte den Wagen aus jedem nur erdenklichen Winkel, während ein anderer die Beifahrertür mit einem weißem Pulver einstäubte, ein weiterer saß im Fond des Wagens und sprühte die Sitze mit einem Spray ein.
Interessiert betrachtete Teal'c die Szenerie. Er hatte schon viele merkwürdige Dinge auf diesem Planeten gesehen, doch diese Verfahrensweisen, die sich ihm gerade präsentierten, waren ihm vollkommen neu und unverständlich. Er warf O'Neill einen fragenden Blick zu und zog seine Augenbraue in die Höhe.
Sam, die diesen Blick bemerkt hatte, flüsterte ihm zu: „Sie versuchen Spuren zu finden, die helfen den Täter zu finden."
Währenddessen war der Cop schon einige Schritte vorausgegangen und die drei beeilten sich ihm zu folgen.
Ein paar hundert Meter von dem Wagen entfernt herrschte ähnlich hektisches Treiben. Ein paar Scheinwerfer erhellten einen Platz zwischen einer Gruppe Tannen. Ein paar Polizisten mit Hunden standen unweit der Stelle und wieder liefen Polizisten mit Fotoapparaten umher und fotografierten.
In Mitten einer Gruppe Cops knieten ein paar Forensiker und ein Mitarbeiter der Gerichtsmedizin. Sie untersuchten einen leblosen Körper, der die Uniform des hiesigen Sheriffs Departments trug.
Ihr Führer steuerte auf die Gruppe Cops zu und sprach einen aus ihrer Runde an:
„Ähm, Sarge, da sind ein paar Leute, die sagen sie kommen von der Air Force…"
„Von der Air-Force? Woher zum Teufel….?“
Er wirbelte herum und warf O'Neill, Teal'c und Carter einen argwöhnischen Blick zu. Dann nickte er dem Cop zu.
„Danke Steve, ich kümmere mich darum.", er ließ den Cop stehen und ging auf sie zu.
„Sergeant Mike O'Donnel, Polizei Washington", stellte er sich den dreien vor.
„Und Sie sind?"
„Colonel Jack O'Neill, US Air Force, das ist Major Carter und Teal'c", stellte Jack sich und seine Begleiter vor.
Der Sergeant nickte ihnen grüßend zu. „Was kann ich für sie tun, Colonel?", fragte O'Donnel.
„Wir suchen einen Mann, Sergeant, und wir glauben ihr Sheriff hatte als letzter Kontakt zu ihm", sagte O'Neill direkt.
„Was macht sie so sicher, dass er…" O'Donnel deutete mit dem Kopf in die Richtung des Toten, „mit ihrem Mann Kontakt hatte?"
„Nun, Sergeant, unseren Informationen zufolge hatte ER", O'Neill wiederholte bewusst die Geste seines Gegenübers, „ vor seinem plötzlichen Ableben Kontakt mit seiner Zentrale und kurz darauf meldete sich unser Mann. Sie sehen, Sergeant…"
Noch ehe O'Neill zu ende sprechen konnte, fluchte O'Donnel „Verfluchte Presse! Und ich sagte noch Informationssperre!"
Dann wandte sich O'Donnel wieder an O'Neill: „Sagen Sie mal, Colonel, was wollte ihr Mann um diese Zeit in einem abgelegenen Waldstück wie diesem?" Der Blick der ihn und seine Begleiter traf spiegelte Misstrauen wieder.
„Hören sie, Sergeant, es handelt sich hier um einen Fall der nationalen Sicherheit, ich kann ihnen nur soviel sagen, der Mann ist in Gefahr. Wir vermuten sogar in akuter Lebensgefahr."
Jacks Stimme klang beschwörend.
„Na wunderbar, sie wollen mir also nicht sagen worum es geht, aber ich soll ihnen helfen?!", O'Donnel lachte freudlos. Dann wandte er sich zum Gehen: „Sie sehen ja, ich habe zu tun."
„Sergeant", sagte O'Neill ernst, „wollen Sie sich und uns nicht den Ärger ersparen?"
Der Mann wandte sich zu O'Neill und sah ihn mit großen Augen an.
„Sie wissen schon, ich rufe meinen Chef an, der ruft ihren Chef an und so weiter.", O'Neill gab sich lässig, doch innerlich begann er zu brodeln. Warum stellte sich dieser Kerl so verdammt stur?!
„Was wollen Sie?", fragte O'Donnel zerknirscht.

Unsanft landete Jonas auf dem Boden. Bill hatte ihn die schmalen Stiegen der Treppe herunter gestoßen. Stöhnend versuchte sich der Kelownaner zu erheben, doch schon war Bill bei ihm und ein Fußtritt traf Jonas in die Seite. Er rang nach Luft und krümmte sich vor Schmerzen.
„Du Idiot! Du verdammter Idiot! Weißt du was du dir da eingebrockt hast?!", fluchte Bill.
Sein narbiges Gesicht war rot angelaufen vor Wut.
Jonas fühlte sich nicht in der Lage zu denken, geschweige denn Bill zu antworten. Also schwieg er, was Bill nicht gerade half sich zu beruhigen. Er beugte sich zu Jonas herunter, packte ihn bei den Haaren und riss seinen Kopf in den Nacken, so dass Jonas ihm direkt ins Gesicht sah.
„Hast du eine Ahnung was du angerichtet hast?"
Bei jedem seiner Worte konnte Jonas den Atem seines Gegenübers riechen. Es war eine Mischung aus Kaffee und Zigarettenrauch, was die aufkommende Übelkeit des Kelownaners verstärkte.
Bills Augen wurden immer schmaler, während er auf seine Antwort wartete. So beeilte sich Jonas ihm zu antworten: „Nein.", flüsterte er gequält.
„Nein!", Bill schüttelte den Kopf und ließ von Jonas ab. Das Kinn des Wissenschaftlers landete dabei unsanft auf dem Fußboden. Ein unaussprechlicher Schmerz breitete sich in ihm aus, er ließ ihn würgen. Schwarzer Nebel schien vor seinen Augen aufzusteigen und ihn nach und nach einzuhüllen, während Bill weiter sprach.
„Junge, du hast keine Ahnung was du da angestellt hast! Du hast Joe wütend gemacht und wenn Joe wütend ist, Gnade dir Gott! Der ist nicht so menschenfreundlich wie ich…."
Den Rest seiner Worte hörte der Kelownaner nicht mehr. Der dunkle Schleier hatte ihn nun ganz umfangen, ohnmächtig sackte sein Kopf zur Seite.

Eine gute halbe Stunde später schien der ganze Wald in Aufruhr. Scheinwerfer tauchten den Wald in taghelles Licht, Polizisten mit Hunden durchsuchten den Wald und ein Hubschrauber überflog das Wäldchen.
O'Donnel und O'Neill dirigierten jeweils einen Teil der Cops.

Jack war vollkommen in Gedanken versunken, bis Sam plötzlich ins Stolpern kam und sich noch im letzten Moment an einem Baum festhielt.
"Sie müssen besser aufpassen, Carter!", sagte er leise.
Die drei Mitglieder von SG-1 waren bisher schweigend nebeneinander hergegangen.
Sam schloss wieder zu ihren beiden Teamkollegen auf.
"Das ist ein verdammt großes Stück Wald", bemerkte Sam, während sie feststellen musste, dass ihre neue Hose bereits wieder einen Riss hatte.
"Wir werden Jonas finden, bevor die Sonne aufgegangen ist", gab Jack zurück und Sam hörte einen merkwürdigen Unterton heraus. Er war schon die ganze Zeit über erstaunlich schweigsam gewesen, was so gar nicht zu ihm passte.
"Was ist los, O'Neill?", fragte Teal'C, dem es offensichtlich auch aufgefallen war.
Völlig unerwartet fuhr er Teal'C an: "Das fragst du noch? Jonas ist verschwunden, falls es dir noch nicht aufgefallen ist."
Teal'C blieb verwirrt stehen. Noch nie hatte O'Neill ihm gegenüber die Beherrschung verloren.
"Ich hab einfach satt, dass ich..."
Jack zögerte. Dann stapfte er davon und ließ seine beiden Freunde hinter sich.

Der kalte Boden und der dumpfe modrige Geruch war das erste, was Jonas wahrnahm, als er langsam wieder zu Bewusstsein kam. Als er versuchte sich zu bewegen, durchfuhr ihn ein stechender Schmerz. Er wusste nicht wie viel Knochen er sich wohl gebrochen hatte.
Er war nicht gefesselt, aber er war auch nicht in der Lage aufzustehen. Er öffnete die Augen und machte sich ein Bild von der Situation.
Liz saß auf einem Stuhl. In der einen Hand hielt sie eine Waffe, in der anderen eine Zigarette.
„Oh Mann! Ich dachte schon du wärst abgekratzt“, sagte sie kalt, als sie bemerkte, dass Jonas wach geworden war.
„Ich wünschte es wäre so“, gab Jonas leise zurück.
Er fühlte sich elend. Er wusste, dass er nichts mehr tun konnte. Die drei Entführer würden sich nicht noch einmal täuschen lassen. Er konnte nur noch hoffen.
Hoffen, dass die Frau in der Polizeizentrale etwas unternommen hatte.
Hoffen, dass Jack, Sam und Teal'C bald hier auftauchen werden und ihn hier rausholten.
Er hielt es keine Sekunde länger aus. Er wünschte sich nichts mehr, als wieder ins Stargatecenter zu kommen und dieser Hölle zu entfliehen.
Das SGC war sein zu Hause. Dort hatte er Freunde, die ihn akzeptierten wie er war. Hier draußen, wo man nur den Außerirdischen in ihm sah, hegte man nur eine Mischung aus Angst und Hass gegen ihn.
„Joe ist mächtig sauer.“
Jonas sah wieder zu Liz auf, die einen weiteren Zug ihrer Zigarette nahm. Sie sah etwas mitgenommen aus, was vermutlich daran lag, dass Joe auch sie bestraft hatte, weil sie ihre Nagelfeile so leichtsinnig liegengelassen hatte.
„Wenn diese europäischen Besserwisser dich nicht für ihren Plan brauchen würden, hätte er dich wahrscheinlich tot geprügelt.“
Jonas spürte plötzlich wie sich sein Magen verkramfte. Hatte sie eben europäische Besserwisser gesagt? Dann war es also wahr. Die Wissenschaftler hatten ihre Finger mit im Spiel.
Doch wer genau? Jonas bezweifelte, dass sie alle unter einer Decke steckten. Es musste ein schwarzes Schaf unter ihnen geben.
Sein Gedanke blieb plötzlich an Dave Arnold hängen. Sein ernster durchbohrender Blick hatte ihn vom ersten Moment an überallhin verfolgt.
„Ich bin eigentlich nicht besonders scharf darauf noch in einen zweiten Mord verwickelt zu werden.“
Sie ließ einen Teil der Asche auf den Boden rieseln.
„Ihr habt den Sheriff umgebracht, hab ich Recht?“ Seine Stimme klang leise und schwach.
Liz nickte.
„Er war zur falschen Zeit am falschen Ort. Er hat die Schüsse gehört, als wir dich verfolgt haben.“
„Und mich werdet ihr auch töten, oder?“
Liz sah ihn nur schweigend an. Aber in ihren Augen glaubte Jonas eine Spur von Mitgefühl zu erkennen, so als ob sie die Enttäuschung in seiner Stimme gehört hätte.
Völlig unerwartet drückte sie ihre Zigarette auf dem Tisch aus, obwohl sie sie noch nicht einmal bis zur Hälfte geraucht hatte und griff zu dem Wasserglas, das sie eigentlich für sich selbst bereitgestellt hatte. Sie ging auf Jonas zu, doch sie schüttete ihm das Wasser nicht ins Gesicht, was er eigentlich erwartet hatte, sondern reichte es ihm und wartete sogar bis sie völlig sicher war, dass er es auch fest in seiner Hand hatte.
„Das hängt nicht von mir ab“, antwortete sie schließlich auf seine Frage.
Gierig trank er das Glas aus und trotzdem war es nur wie ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Doch auch dafür war er dankbar. Er gab ihr das leere Glas zurück und sie sahen sich einen kurzen Moment an. Doch plötzlich verfinsterte sich ihr Blick wieder.
„Deine Mitleidnummer zieht bei mir nicht“, zischte sie wütend und setzte sich wieder auf ihren Stuhl.
„Glaubst du etwa, dass mir das Ganze hier Spaß macht? Und überhaupt...wenn du auf deinem verdammten Planeten geblieben wärst, wären wir alle nicht in dieser Situation.“
Jonas wandte sich resigniert ab. Wahrscheinlich hatte sie Recht.
Der Knall der Eisentür ließ die Wände erzittern und aus dem Vorraum drangen die aufgeregten Stimmen von Bill und Joe. Im nächsten Augenblick betraten sie den Raum.
„Wir haben ein Problem“, erklärte Joe sofort, als er Liz gegenüberstand.
„Im ganzen Wald wimmelt es von Cops.“
Seine Freundin sah ihn entsetzt an.
„Und...und jetzt ?“
Joe grübelte kurz vor sich hin. Dann drehte er sich plötzlich zu Jonas um und schien eine Idee zu haben.

Entnervt kickte Jack einen Stein weg und sah ihn in der Dunkelheit des Waldes verschwinden.
Erneut flog der Hubschrauber über ihn hinweg und er hörte das aufgeregte Bellen der Spürhunde.
Er warf einen Blick über die Schultern. Einige Meter hinter ihm sah er die Lichter zweier Taschenlampen tanzen und er vermutete, dass dies wohl Carter und Teal'C sein mussten.
Er bereute es, sie so angefahren zu haben. Aber sie verstanden seine Situation nicht.
Andererseits verstanden sie sie wohl doch. Aber er war der Kommandant des Teams und somit für des Leben der anderen verantwortlich.
Der Verlust von Daniel, der noch nicht einmal ein ganzes Jahr zurücklag, saß noch immer tief in ihm, wie eine Wunde, die nie verheilt. Äußerlich hatte er sich nie anmerken lassen, wie es wirklich in ihm drin aussah.
Die Tatsache, dass er nun wieder kurz davor stand einen Freund zu verlieren machte ihn fast wahnsinnig. Und wütend. Wütend auf sich selbst.
Aber ihm war klar, dass er diese Wut nicht an den anderen auslassen durfte und er nahm sich vor, sich bei der nächsten Gelegenheit bei Sam und Teal'C zu entschuldigen.
Plötzlich drang das leise Klingeln seines Handys in sein Ohr. Er vermutete, dass es wohl General Hammond sein musste, der sich über die Lage erkundigen wollte.
Doch es war nicht der vertraute Klang des Air-Force-Generals, der sich auf seine Begrüßung meldete.
„Das war keine gute Idee, O'Neill!“
Jack hätte diese Stimme unter tausend anderen erkannt. Sein Zorn richtete sich schlagartig auf seinen Gesprächspartner.
„Sie Mistkerl! Ich werd Sie umbringen“, fauchte er in sein Handy.
„Da wär’ ich mir nicht so sicher“, gab der Entführer frech zurück.
„Colonel!“
Jack erstarrte. Er hatte die Angst in Jonas' Hilferuf gehört.
Nun holten ihn Sam und Teal'C ein.
„Was ist los, Sir?“, fragte Sam verwundert, als sie den erschrockenen Gesichtsausdruck ihres Vorgesetzten entdeckte. Aber Jack ignorierte die beiden und lauschte den Worten aus dem Handy.
„Kennen Sie Russisch Roulette? Ich würde es Ihrem Freund gerne einmal demonstrieren.“
Jack schluckte schwer.
„Die Möglichkeit steht bei 1:5, dass die Kugel im Lauf steckt. Aber man weiß ja nie.“
Die Stimme des Entführers schlug plötzlich in einen Ton um, der keinen Widerspruch duldete.
„Ich zähle bis fünf, dann haben Sie die Cops abgezogen oder Sie fordern das Schicksal heraus.“
Trotz der Dunkelheit konnten Sam und Teal'C beobachten, wie das Gesicht des Colonels kreidebleich wurde.
„1...“
Jacks Gedanken begannen zu rasen und trotzdem konnte er plötzlich nicht mehr richtig denken.
„2...“
Sie waren so kurz davor und dennoch so weit weg.
„3...“
Egal wie er sich entscheiden würde, es schien ausweglos.
„4...“
Er holte tief Luft, versuchte seine Gedanken zu ordnen, einen vernünftigen Entschluss zu fassen.
„f...“
„Schon gut!“, unterbrach ihn Jack. „Ich tu's.“
Er griff zu seinem Funkgerät, ohne das Handy von seinem Ohr zu nehmen, damit der Entführer auch mithören konnte, dass er den Auftrag wirklich erfüllte.
„O'Donnel, hier ist O'Neill.“
Es dauerte einen kurzen Moment, ehe sich die Stimme des Polizeichefs meldete.
„Was gibt's?“
„Ziehen Sie Ihre Männer sofort zurück. Wir müssen die Aktion unverzüglich abbrechen.“
„Wieso?“
„Tun Sie einfach was ich sage.“
„Das kann ich nicht. Es geht hier darum einen Mord aufzuklären.“
Da verlor Jack die Geduld.
„Nein, es geht hier darum ein Menschenleben zu retten. Also machen Sie endlich, was ich Ihnen gesagt habe.“
Quälende Sekunden lang war es still. Dann hörte er wieder O'Donnels Stimme.
„Verstanden, Colonel! Wir ziehn uns zurück.“
Jack ließ das Funkgerät sinken.
„So ist es brav, Colonel. Es gelten noch immer die selben Bedingungen.“
Dann legte der Entführer auf.

Zufrieden grinsend steckte Joe sein Handy weg, während er noch immer den kalten Lauf seines Revolvers gegen Jonas' Stirn drückte. Er spürte wieder dieses unbeschreibliche Gefühl von Macht, genau wie er zuvor den Sheriff erschossen hatte.
Doch nun war es anders. Der Sheriff hatte versucht sich zu wehren. Aber der Kelownaner vor ihm auf dem Boden hatte die Augen zusammengekniffen und zitterte vor Angst. Und diesen Anblick genoss Joe.
Jonas glaubte, dass man sein Herz meilenweit schlagen hören musste. Er konnte kaum noch atmen.
Drück endlich ab!, schoss es ihm durch den Kopf. Mach dem endlich ein Ende!
Er würde diesen Bunker nie wieder lebend verlassen.
Er würde nie wieder seine Freunde sehen.
Und er würde auch nie wieder den Wind rauschen hören.
Langsam krümmte sich Joes Finger am Abzug.
Jonas schloss mit seinem Leben ab und dann...
Ein leises Klicken durchbrach die drückende Stille.
Joe lachte auf. „Glück gehabt, Junge.“
Er zog die Waffe zurück und trat zu seinen Komplizen. Doch dann wirbelte er plötzlich wieder herum und feuerte erneut. Ein ohrenbetäubender Knall hallte durch den engen Raum und ließ Jonas zusammenfahren.
Für einen Moment wusste er nicht, ob er getroffen worden war und meinte, dass sein Herz stehen geblieben war. Dann öffnete er vorsichtig die Augen und wandte sich um.
Nicht einmal 2cm von ihm entfernt steckte eine Kugel in der Betonwand.
Er drehte sich langsam wieder zurück zu den drei Entführern und nun war er sich sicher, dass sie alle die Tränen in seinen Augen sehen konnten.
Gerade als Joe wieder eine bissige Bemerkung von sich geben wollte, klingelte sein Handy.
Fluchend drückte er Bill die Waffe in die Hand und nahm den Anruf entgegen.
„Ich weiß, Sir“, antwortete er auf die Bemerkung seines Gesprächspartners.
„Aber wir haben O'Neill ordentlich eingeheizt und ihn dazu gebracht, die Cops zurückzuziehen.“
Er hörte aufmerksam zu. Und plötzlich spiegelte sein Gesichtsausdruck Nervosität wieder.
„Aber Sir, wir...!“
Der Mann ließ ihn nicht ausreden.
„10 000? Aber 6 Millionen waren vereinbart!“
Der Mann am anderen Ende schien die Geduld zu verlieren und schließlich gab Joe nach.
„In Ordnung. Wir erledigen das.“
Er legte auf und sah seine Komplizen an.
„Die ganze Sache fällt ins Wasser. Er glaubt nicht, dass O'Neill so einfach aufgibt“
„Was ist mit dem Geld?“
„Wir bekommen 10 000 und keinen Cent mehr. Und wir sollen zusehn, dass wir verschwinden.“
„Und was machen wir mit ihm?“, fragte Bill zwischen den Zähnen hindurch.
Die Blicke der drei Entführer richteten sich auf Jonas.
Diesem war sofort klar, welchen Gedanken sie verfolgten.

O'Neill zuckte zusammen, als ein Ast unter seinem Fuß knackte. Seit die Polizisten mit ihren Hunden und der Hubschrauber abgezogen waren, war es wieder totenstill im Wald geworden.
Nur der Wind fegte ab und zu durch die Äste und manchmal glaubte man das Geräusch von Autos zu hören, die auf dem nahe gelegenem Highway entlangfuhren.
Zwar waren die Cops nun weg, aber Jack, Sam und Teal'C hatten die Suche noch nicht aufgegeben.
„Hört mal zu, Leute!“, sagte Jack plötzlich.
„Ich war vorhin ein bisschen grob. Das war nicht so gemeint. Ich...“
„Wir sind alle etwas angespannt“, unterbrach ihn Sam.
„Wir haben kaum geschlafen, da ist es verständlich, dass jeder etwas gereizt reagiert.“
Jack wollte darauf etwas erwidern, doch da bemerkte er, wie Teal'C in die Hocke ging und etwas auf dem Boden betrachtete.
„Hier war vor Kurzem jemand“, erklärte er sachlich und begutachtete die abgebrochenen Zweige eines kleinen Tännchens, das unmittelbar neben einem gewaltigen Mammutbaum wuchs.
Wenn das kleine Ding mal größer wird, wird es ganz schön Platzprobleme bekommen, dachte Jack und wunderte sich gleich darauf, wieso er in diesem Moment so unwichtige Gedanken hatte.
Teal'C hob seinen Blick und stieß tatsächlich auf weitere Spuren.
Offenbar hatte es vor noch nicht allzu langer Zeit hier geregnet. Nur wenige Meter vom Mammutbaum entfernt lag eine matschige Stelle. Doch genau dort fand der aufmerksame Jaffa einige Schuhabdrücke.
„Die Abstände der Abdrücke zeigen, dass die Person gerannt sein muss. Dann muss sie sich dort beim Mammutbaum versteckt haben. Das liegt alles noch nicht lange zurück.“
„Glaubst du es war Jonas?“, fragte Sam sofort.
Teal'C erhob sich.
„Höchstwahrscheinlich“, antwortete er knapp.
Jack ließ seine Augen von den Abdrücken zum Baum und dann in die Tiefe des Waldes entlang gleiten.
„Was denkst du?“, wollte er von Teal'C wissen.
„Jonas war auf der Flucht vor den Entführern. Der Mammutbaum bot ihm Schutz und so haben sie ihn nicht gefunden. Dann ist er weitergelaufen und irgendwann hat er das Auto des Sheriffs entdeckt. Dort hat er den Funkspruch abgegeben.“
„Glaubst du, dass ihn die Entführer wieder geschnappt haben?“, fragte Sam, die einen großen Respekt vor Teal'Cs Gabe zu Schlussfolgerungen hatte.
„Davon gehe ich aus.“
„Dann sollten wir die Spuren zurückverfolgen. Dann müssten wir das Versteck finden“, befahl Jack.
Teal'C entging selbst die kleinste Spur nicht, obwohl man wegen der Dunkelheit kaum etwas sehen konnte. Als sich der Wald etwas lichtete und den Blick auf eine kleine Wiese freigab, schalteten die drei ihre Taschenlampen aus und duckten sich hinter einem umgestürzten Baum.
Im schwachen Schein des Mondes konnten sie ein Auto und ein Motorrad erkennen.
„Hier ist doch weit und breit kein Versteck“, murmelte Jack verwundert, während Teal'C sein kleines Fernglas herauszog, das mit einem Infrarot-Sensor ausgestattet war.
„Vielleicht doch“, widersprach der Jaffa seinem Freund und reichte ihm das Fernglas.
Auch Jack warf einen Blick hindurch und erkannte ein Loch im Boden, nicht weit vom Auto entfernt.
„Sieht aus, als würde dort eine Treppe runterführen.“
„Möglicherweise ein alter Bunker“, meinte Sam.
Jack nahm das Fernglas herunter und gab seinen Freunden mit einigen Handzeichen zu verstehen, dass sie sich nun an diese Treppe anschleichen würden.
Wenige Sekunden später gingen Teal'C und Jack hinter dem Auto in Deckung, während sich Sam hinter dem Motorrad duckte.
Dann huschte Jack eilig aber ohne jedes Geräusch die Treppe hinunter, Teal'C tat es ihm gleich, blieb an der Tür stehen und wartete auf das Zeichen des Colonels. Sam blieb am oberen Ende der Treppe stehen, um ihnen Rückendeckung zu geben.
Auf Jacks Nicken riss Teal'C die Bunkertür auf und Jack rauschte mit erhobener Waffe in den Raum dahinter. Doch zu seinem Erstaunen war er vollkommen leer. Sam kam die Stufen herunter und betrat gleichzeitig mit Teal'C den Bunker.
Der Raum war schmal und außer einem dreckigen Waschbecken und einem mit Gerümpel voll gestelltem Regal gab es nicht Interessantes.
Doch sofort bemerkte Jack die Tür rechts von ihm. Sie hatten bis jetzt kaum Geräusche verursacht. Vielleicht hatten die Entführer sie noch nicht bemerkt. Aber auch als die drei den zweiten Raum stürmten war er menschenleer. Nur das brennende Licht wies daraufhin, dass hier vor Kurzem Menschen waren.
„Die Vögel sind wohl ausgeflogen“, sagte Jack sarkastisch, als er seine Handfeuerwaffe senkte.
„Hier sind Blutspuren, O'Neill“, stellte Teal'C fest und Sam zog zögerlich eine Revolverkugel aus der Wand. Fluchend trat Jack gegen den morschen Tisch.
Sie waren zu spät gekommen.
Sam und Teal'C konnten sich nicht anders behelfen, als Jack anzusehen und darauf zu warten, dass er ihnen einen Befehl gab. Sie wussten doch selbst nicht, was sie nun tun sollten.
Jack bemerkte ihre Blicke und sagte schließlich: „Carter, rufen Sie O'Donnel! Er muss die Fahrzeuge und den Bunker sichern.“
Sam nickte und ging wieder nach draußen, wo sie einen besseren Funkkontakt hatte.
„Sie können noch nicht lange weg sein“, erklärte Teal'C.
„Geh rauf und such nach weiteren Spuren. Vielleicht findest du noch was.“
Der Jaffa gehorchte und verließ ebenfalls den Bunker. Nur Jack blieb zurück.
Nicht weil er glaubte hier noch etwas zu finden, sondern weil er einfach ein paar Minuten Zeit brauchte diesen Rückschlag zu realisieren. Und weil er vor seinem inneren Auge Jonas sehen konnte, der hier verzweifelt drauf gehofft hatte, dass sie ihn retten.
Hatten sie versagt? Hatte er nun wieder einen Freund für immer verloren?
Resigniert wollte er das Versteck wieder verlassen.
Aber genau in dem Moment, als er die Stufen nach draußen emporsteigen wollte, wandte sich sein Blick auf das Regal am anderen Ende des Raums.
Ohne zu wissen, warum er das eigentlich tat, trat er näher und betrachtete es.

Teal'C erschien neben Sam, nachdem diese gerade den Funkspruch abgegeben hatte.
Sie steckte das Walkie-Talkie wieder weg und sah Teal'C mit traurigen Augen an.
„Ich hab einfach das Gefühl, dass wir immer einen Schritt zu langsam sind. Und je näher wir glauben, dass wir kommen, desto weiter scheinen wir uns zu entfernen.“
Sie seufzte leise.
„Glaubst du, dass Jonas überhaupt noch lebt?“
Der Gedanke, dass er noch am Leben war und auf ihre Hilfe wartete, hatte sie die letzten Stunden immer weiter angetrieben. Aber nachdem sie nun praktisch wieder am Anfang standen, da begann sie plötzlich die Hoffnung aufzugeben, dass sie Jonas lebend wieder sehen würde.
Teal'C schwieg und schien die Antwort genau zu überdenken. Dann antwortete er mit sicherer Stimme: „Davon bin ich überzeugt.“
Und die Ernsthaftigkeit mit der er dies sagte, veranlasste sie noch nicht ganz aufzugeben.
Plötzlich wirbelte Teal'C herum.
„Was ist?“, fragte Sam verdutzt.
„Es sind Leute im Wald.“
„Ja, das sind wahrscheinlich O'Donnel und seine Leute.“
Aber Teal'C schüttelte den Kopf. „Jemand flieht.“
Unverzüglich griff Sam wieder zu ihrem Funkgerät, noch während Teal'C losspurtete.
„Sir, Teal'C hat verdächtige Aktivitäten im Wald bemerkt.“
„Sehen Sie nach was da los ist! Ich bin unterwegs“, gab Jack zurück.
Sofort lief sie Teal'C nach.

Doch Jack war nicht unterwegs. Seine Hand griff zwischen zwei unbeschrifteten Blechdosen hindurch und tastete das Brett des Regals ab. Und tatsächlich spürte er einen kleinen Hebel.
Als er ihn betätigte, spürte er, dass sich das Regal nach vorne ziehen ließ, was er auch gleich tat.
Dahinter kam ein langer dunkler Gang zum Vorschein.
Einen Moment wartete Jack. Sollte er nicht besser Sam und Teal'C helfen und dann gemeinsam mit ihnen erkunden, was es mit dem Gang auf sich hatte?
Etwas sagte ihm, dass er der Sache sofort auf den Grund gehen musste.
Er trat ein und als sich die Wand hinter ihm wieder schloss, wurde ihm klar, dass er jetzt auch keine andere Wahl mehr hatte. Obwohl er drückte und schob konnte er die Tür nicht mehr öffnen.
„Carter, Teal'C hört ihr mich?“, sprach er in sein Funkgerät. Doch er erhielt keine Antwort.
Offenbar drangen die Funkwellen nicht nach Draußen.
Mit gezogener Waffe und Taschenlampe schlich er weiter. Einige Male machte der Gang eine starke Biegung und Jack hatte das Gefühl, dass es auch immer etwas abwärts ging.
Es begann ihn zu frösteln. Er entdeckte ein kleines rotes Licht, das darauf hinwies, dass sich dort ein Lichtschalter befand. Er war schon an einigen vorbeigelaufen und hatte sich bis jetzt trotzdem immer mit seiner Taschenlampe begnügt. Doch nun überlegte er es sich anders und betätigte ihn.
Die Deckenbeleuchtung sprang an und gab den Blick auf eine erneute Biegung frei.
Jack steckt die Taschenlampe weg, die ihn bei einer Schießerei ohnehin behindert hätte, und ging weiter.
Gerade als er sich in Gedanken selbst verflucht hatte, durch diesen sinnlosen Gang zu streifen, währen Sam und Teal'C vielleicht seine Hilfe brauchten, bog er um die Ecke und blieb für den Bruchteil einer Sekunde wie erstarrt stehen.
Nur wenige Meter von ihm entfernt endete der Gang in einem rundem Raum, an dessen Wand eine Leiter nach oben führte. Doch genau vor dieser Leiter lag Jonas regungslos auf dem Boden.
Jack beschleunigte seine Schritte, legte die Waffe weg und kniete sich neben ihn.
Seine Hände waren mit einem Seil auf den Rücken gefesselt, sein Mund mit einem Klebeband zugeklebt und die Augen mit einem Tuch verbunden. Seine Arme und sein Gesicht war von tiefen Kratzern übersäht und sein Kopf war durch eine Wunde von Blut überströmt.
Eilig zog Jack das Klebeband weg und nahm ihm die Augenbinde ab.
„Jonas, hörst du mich?“, fragte Jack aufgeregt, aber der Kelownaner reagierte nicht.
Er schnitt die Fesseln durch und bemerkte erleichtert, dass sich Jonas bewegte.
„Colonel?“, fragte er mit leiser, fast unhörbarer Stimme.
„Schon gut, Jonas! Ich hol dich hier raus“, versicherte ihm Jack und legte ihm seine Jacke um die Schultern, als er merkte, wie er zitterte.
„Es ist vorbei.“
„Wie wahr, Colonel!“, ertönte plötzlich eine Stimme aus dem Gang.
Erschrocken sah Jack auf und blickte in das Gesicht eines ihm bekannten Wissenschaftlers.

Die drei Ganoven hatten sich zuviel von der Dunkelheit versprochen. Sie bot ihnen nicht genug Schutz um Sam und Teal'C zu entkommen. Und schon gleich brach eine Schießerei zwischen den Bäumen aus, obwohl eigentlich keiner so recht wusste, wo er eigentlich hin schoss.
Liz ließ erschrocken ihre Waffe fallen, als sie plötzlich von zwei kräftigen Armen gepackt wurde.
Wild zappelnd wollte sie sich wehren, doch Teal'Cs Griff blieb eisern.
Als Bill sah, dass seine Schwester in Schwierigkeiten steckte wollte er ihr zu Hilfe kommen. Dieser Moment der Unaufmerksamkeit wurde ihm zum Verhängnis und er wurde von Sams Waffe ins Bein getroffen. Sofort eilte der Major zu ihm und Teal'C brachte die hysterische Liz mit.
Doch keiner von ihnen bemerkte, wie sich Joe aus dem Staub machte.
„Wo ist Jonas?“, fragte Sam sofort das Narbengesicht, das auf dem Boden lag und die Wunde an seinem Bein umklammerte.
„Von mir erfahrt ihr nichts“, keuchte er.
In Sam begann plötzlich die Wut aufzusteigen. Zornig verpasste sie dem Kerl einen Schlag mit dem Griff ihrer Pistole.
„Wo ist Jonas?“, wiederholte sie ihre Frage.
Doch Bill schwieg. Da drehte sich Sam zu Liz um.

„Ich hätte mir gleich denken können, dass Sie es sind“, knurrte Jack.
Hämisch grinsend hob Frederik Dumont die Waffe des Colonels auf, ohne die eigene vom Ziel abzuwenden.
„Sie und Ihre Assistentin haben gewaltig Dreck am Stecken.“
„Ihre Kollegen konnten wir täuschen. Wieso Sie nicht?“
Jack zuckte mit den Schultern und gab lässig zurück:„Vielleicht weil ich grundsätzlich ein Misstrauen gegen Wissenschaftler hege.“
Doch dann wurde er wieder ernst.
„Jonas braucht sofort einen Arzt. Lassen Sie ihn gehen. Dann können Sie mit mir machen, was Sie wollen.“
Dumont schüttelte verständnislos den Kopf.
„Wie armselig! Sie opfern sich für das Leben eines Außerirdischen?“
„Er ist genauso ein Mensch wie Sie und ich.“
„Der einzige Zweck, den er hier auf der Erde erfüllen kann, ist das man ihn zu Forschungszwecken benutzen kann.“
Wäre nicht die Waffe auf ihn gerichtet gewesen, wäre Jack ihm vermutlich an die Gurgel gesprungen.
„Was sind Sie eigentlich für ein gefühlloses Schwein!“, fuhr ihn der Colonel an.
Doch der Franzose blieb davon unberührt.
Jack spürte wie Jonas unter seinen Händen zusammensackte. Er atmete kaum noch und sein Puls war sehr schwach.
„Alles was wir wollten, war, dass die Weltbevölkerung die Wahrheit erfährt; dass sie weiß, welches gefährliche Spiel Sie täglich mit unserem Planeten treiben.“
„Dann war das ganze Treffen also nur ein Vorwand“, folgerte Jack.
Aber Dumont lachte nur auf.
„Oh, mais non! Wo denken Sie hin? Glauben Sie etwa, die anderen Wissenschaftler gehören auch dazu?“
Er wurde wieder ernst.
„Li Ho wird ja schon nervös, wenn er etwas gegen seine Regierung sagen muss. Koczewski arbeitet schon viel zu lange mit dem Stargate-Programm zusammen. Er würde nie dagegen Partei ergreifen.
Und dieser Engländer...“
Er zögerte einen Moment, ehe er fort fuhr: „...er ist viel zu eigensinnig, um sich bei uns zu integrieren. Nein, unsere Zahl ist recht...wie sagt man?“
Er grübelte einen Moment. „...überschaubar.“
Seine Augen verengten sich.
„Das ändert nichts an der Tatsache, dass wir unser Ziel weiter verfolgen werden. Nur zu dumm, dass Sie nun davon wissen. Jetzt muss ich Sie leider erschießen.“
Er warf Jonas einen abfälligen Blick zu.
„Sie beide!“
Jack wusste, dass es zu spät war zu reagieren. Dumont hatte alle Karten in der Hand.
Doch genau in dem Moment, als der französische Wissenschaftler abdrücken wollte, hallte das Geräusch eine Zat-Waffe durch den unterirdischen Gang und Dumont sank bewusstlos zu Boden.
„Du hast dir ganz schön Zeit gelassen“, sagte Jack zu Teal'C, als dieser zu ihm trat. Aber in diesem Satz lag mehr Dankbarkeit, als Vorwürfe.
Über ihnen, am Ende des etwa 5 Meter hohen Schachtes, öffnete sich die Luke.
„Ist alles in Ordnung da unten?“, hörte man O'Donnels Ruf.
Und für einen kurzen Augenblick drang das Licht des Hubschraubers herein.

2 Tage später.
Vorsichtig trat Sam mit einem Buch unterm Arm in das Zimmer der Krankenstation.
Jonas blickte nachdenklich an die Zimmerdecke und schien vollkommen in Gedanken versunken zu sein. Als er Sam bemerkte setzte er sich auf. Sie trat neben sein Krankenbett und warf ihm ein aufmunterndes Lächeln zu.
„Ich hab dir ein Buch mitgebracht.“
Sie reichte es ihm.
„Es ist ganz neu, also gehört es nicht zu denen, die du schon in und auswendig kannst.“
Jonas fuhr mit der Hand über den mit Gold verzierten Einband, dessen Titel erklärte, dass dies ein Gedichtband war.
„Danke“, sagte er leise, aber Sam konnte keine wirkliche Freude in seinem Gesicht sehen, was jedoch kaum bedeutete, dass ihm das Buch nicht gefiel.
Seit sie ihn befreit hatten, war Jonas sehr verschlossen.
„Es gibt gute und schlechte Nachrichten“, begann Sam zu erzählen.
„Die Gute ist, dass sie Joe Tanner gefasst haben. Er und seine Komplizen kommen für nächsten Jahre hinter Gitter.“
Jonas nickte, ohne sie anzusehen. Aber auch das schien ihn nicht aufzuheitern.
„Die Schlechte ist, dass Sara Lassalle untergetaucht ist. Sie ist wahrscheinlich unter falschem Namen zurück nach Frankreich geflogen.“
„Ich hätte nie gedacht, dass sie etwas damit zu tun hat.“
„Ihr Plan war geschickt. Sie muss das Betäubungsmittel in den Drink getan haben, als du einen Moment nicht aufgepasst hast. Und als sie mich geholt hat, da hat sie erstens von sich selbst abgelenkt und zweitens verhindert, dass ich etwas von der Entführung mitbekomme. Mein Fenster war offen. Ich wäre bestimmt auf die Vorgänge im Hinterhof aufmerksam geworden.“
Nun kamen auch Jack und Teal'C herein.
„Na, alles klar? Doc Fraiser meint, dass deine Knochen eifrig wieder zusammenwachsen.“
Jonas holte tief Luft. Es war nun endlich Zeit etwas loszuwerden.
„Ich...ich wollte euch noch sagen, dass es mir leid tut.“
„Was denn?“, wollte Sam verdutzt wissen.
„Dass ihr meinetwegen in solche Schwierigkeiten gekommen seit.“
Und in diesem Moment erinnerte sich Jack daran, was sie im Hotelfahrstuhl besprochen hatten und ihm wurde klar, dass Sam dort vollkommen recht gehabt hatte.
„Es war nicht deine Schuld, Jonas.“
Der Kelownaner sah zu Jack auf.
„Es war eine Falle. Es hätte jeden von uns treffen können.“
Einen Augenblick legte sich ein Schweigen über den Raum. Dann sagte Jack plötzlich:
„Ach übrigens, du hast Besuch.“
Wie auf Kommando kam von draußen ein Stimmengewirr und wenige Sekunden später betraten Li Ho, Ilja Koczewski und Dave Arnold den Raum.
„Dieser Stützpunkt ist einfach unglaublich“, sagte der Chinese bewundernd an O'Neill gewandt.
Jonas konnte seinen Augen kaum trauen. Er verstand nicht, wieso diese Männer, die ihn doch eigentlich nicht leiden konnten, hier waren.
„Die Wissenschaftler sind hier um sich das SGC mal im Original anzusehen“, erklärte Sam.
„Aber der eigentliche Grund warum wir hier sind...“, unterbrach sie Arnold.
„...ist, dass wir - und dabei vor allem ich - uns bei Ihnen entschuldigen wollen.“
Jonas war sprachlos. Aber der Engländer erwartete auch überhaupt nicht, dass er etwas erwiderte und fuhr fort.
„Wir haben uns alle viel zu schnell ein falsches Bild gemacht und unser Benehmen war durchaus nicht fair.“
Sam war selbst erstaunt, dass Arnold so etwas sagen konnte. Sie erinnerte sich an die ständigen Auseinandersetzungen zwischen ihnen im Pentagon. Konnte das wirklich derselbe Mann sein?
„Und anstatt uns von unseren Vorurteilen blenden zu lassen, sollten wir voneinander lernen.“
Er hielt Jonas die Hand entgegen.
„Und ich bin stolz darauf Sie in unserem Projekt zu haben.“
Jonas ließ die Worte noch einmal durch seinen Kopf gehen. Vielleicht hatte er sich getäuscht.
Vielleicht hatte er doch auch außerhalb des Stargate-Centers Freunde.
Er sah Arnold an und schließlich schüttelte er ihm die Hand.
Der englische Wissenschaftler nickte zufrieden und Jonas schaffte es wieder zu lächeln.

-Ende-


Diese Geschichte wurde archiviert am http://stargatefanfic.de/viewstory.php?sid=2604