Im Griff der Schlange by Jenny
Summary: Jacks Sicht der Dinge, während er gezwungen ist, Skaara zu töten um Daniel zu retten. (Jack's PoV / Die Invasion)
Categories: Stargate SG-1 Characters: Daniel Jackson (SG-1), Jack O’Neill (SG-1), Multi-Chara, Skaara
Genre: Action, Character Death, Friendship, General
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 2470 Read: 2715 Published: 05.02.13 Updated: 05.02.13
Story Notes:


Spoiler: Die Invasion

1. Kapitel 1 by Jenny

Kapitel 1 by Jenny
Im Griff der Schlange


Wenn die Situation nicht so verdammt absurd gewesen wäre, hätte Jack glatt denken können, er wäre in einen Nahkampf im Kongo verwickelt, doch leider verrieten die fremdartigen Waffen die Realität und er musste tunlichst aufpassen, um nicht von einem dieser blauen Blitze oder Stabwaffenentladungen erwischt zu werden.

Sein Plan ging bisher gut auf, es gab nichts zu beanstanden, sie kamen gut voran.

Und dafür, dass sie sich auf einem ausserirdischen Raumschiff befanden und entweder sterben mussten, oder zurückkehren, um vors Kriegsgericht gestellt zu werden, schlugen sie sich bestens durch.

Er war noch immer heilfroh, Teal`c mit an Bord zu haben.

Der Jaffa kämpfte wie eine Maschine und das gab O’Neill eine vage Ahnung, warum Apophis gerade ihn als Primus ausgewählt hatte.

Der Mann war stark wie ein Bulle, ein einziger Schlag konnte Jaffa in seiner Größe ins Koma befördern und dabei waren seine Bewegungen geschmeidig wie die einer Raubkatze.

Auf jeden Fall war er glücklich, ihn lieber als Freund statt als Feind zu haben.

Es war eine gute Idee gewesen, dass Carter Tränengas eingesetzt hatte.

Dies hatte ihnen einen Zeit- und Bewegungsvorsprung gegeben, der sich jetzt, mitten im Kampf, bezahlt machte.

Überhaupt war er von seinem Team äußerst positiv überrascht und wenn es so weiter ging, könnten sie tatsächlich eine Chance haben, die Erde zu retten.

Carter schoss in der Zwischenzeit sämtliche Magazine leer, der Rauch der Schießerei legte sich in die Luft und reizte seine Atemwege.

Er selbst hatte schon mehrere Jaffa erledigt, doch immer wieder standen die Typen noch einmal auf, bevor sie endgültig zu Boden gingen.

Jack veränderte seine Position, um ein besseres Schussfeld zu haben, doch ein Angreifer tauchte von hinten auf und verwickelte ihn in einen Nahkampf.

Eine schmerzhafte Ohrfeige traf ihn, doch er ließ sich nicht unterkriegen und versuchte es mit einem gezielten Tritt auf die Kniescheibe.

Der Jaffa zuckte zurück, riss ihm jedoch auch im selben Augenblick die Waffe aus der Hand.

Jack ließ sich das nicht gefallen und wollte angreifen, als der Krieger von Carter mehrmals gezielt in die Brust getroffen wurde und tot zu Boden ging.

Glücklich wollte er sich kurz zu ihr umdrehen, doch der Captain war schon wieder mit einem weiteren Jaffa beschäftigt.

Plötzlich hörte er etwas über den goldenen Boden rutschen. Etwas, was sich verdächtig wie...

Er blickte in die Richtung und seine Augen fokussierten den sich bewegenden Gegenstand.

...wie eine Baretta anhörte, die in den Händen ihres Besitzers sein sollte, statt hier so lose über den Boden zu wirbeln.

Geschockt nahm er sie auf und suchte nach dem eigentlichen Besitzer der Waffe, nämlich Daniel.

Zu seinem Schrecken sah er, wie Skaara, den sie vorher völlig aus den Augen verloren hatten, den Archäologen am Revers seiner Jacke packte und zu sich hoch zog.

Seine Instinkte schlugen Alarm, er wusste, dass das nichts Gutes bedeuten konnte.

Die Art, wie Skaara ihn anblickte war beängstigend, so hatte er zuletzt Ra gesehen, der lächelnd einen seiner Krieger getötet hatte, ohne mit der Wimper zu zucken.

// Bitte, tu das nicht, lass ihn gehen! Was auch immer du vor hast, tu es nicht! //

Er war für den Bruchteil einer Sekunde zwischen Wiedersehensfreude und der Erkenntnis, dass diese Person nicht mehr Skaara war, hin und her gerissen.

Der Junge war für ihn wie eine Sohn, sie hatten Seite an Seite gegen Ra gekämpft, und nun sollte er selbst so ein Schlangenkopf sein?

Jack sah, wie Daniel erschrocken versuchte, gegen den starken Griff des Goa`uld anzukämpfen, doch er hatte keine Chance. Bevor er überhaupt realisierte, was mit ihm geschah, holte Skaara sein Handmodul hervor und hielt es über die Stirn des Archäologen.

// Nein, bitte lass das nicht passieren, lass mich nicht so eine Entscheidung treffen! Bitte! //

Er wollte nicht noch einen Sohn verlieren!

Das Gerät wurde aktiviert, und so sehr Daniel sich auch dagegen gewehrt hatte, die Kraft, mit der er Skaara davon abhielt seiner Stirn mit dem Gerät näher zu kommen, schrumpfte dahin.

Jack erinnerte sich, was diese Dinger anrichten konnten und wusste, dass er handeln musste.

Aber wie er handeln sollte, war im Moment die 1.000.000$ Frage.

Er weigerte sich, den Gedanken in Betracht zu ziehen, den Jungen zu töten. Anschießen vielleicht, aber nicht töten.

Und Daniel? Der Archäologe war ihm zwar schon oft tierisch auf die Nerven gegangen, aber er hatte ihm auch das Leben gerettet.

Einer von Jacks früheren Vorgesetzten hatte mal gesagt, dass es eine Sache gab, die man nie vergessen sollte:

Wer im Krieg vor einem steht und die Waffe abfeuert und wer zwischen einem steht und die Kugel abfängt.

Und er würde es nicht vergessen.

Er richtete die Baretta auf Skaara, der vollkommen damit beschäftigt war, seine Energie durch das Handmodul auf Daniel wirken zu lassen, während die Schießerei andauerte.

// Jetzt kannst du schießen, ein gezielter Schuss in die Schulter und du hast einige Sekunden um die Situation zu entschärfen! //

Jack rügte sich noch im selben Augenblick für diese dumme Idee, denn Skaara konnte ihn innerhalb dieser Sekunde auch mit Leichtigkeit durch den Raum schleudern und ihm jeden Knochen im Leib brechen- um sich anschließend wieder Daniel zuzuwenden.

// Großartige Idee, Jack, wirklich großartig. Lass dir was besseres einfallen, Dummkopf. Du bist nicht umsonst als strategischer Experte ins Stargateprogramm gekommen! //

Aber was sollte er tun?

Er sah Daniel leiden und wusste, dass dies gerade Mal der Anfang war.

Seine Wut ergriff die Oberhand. Immerhin lag ihm etwas an dem nervigen Archäologen!

Daniel hatte sie alle gerettet, damals auf Abydos. Sie waren vielleicht nicht die besten Freunde gewesen, aber dieser dumme Junge hatte sich ohne weiteres zwischen ihn und Ra geworfen, um einem alten, verbrauchten Colonel wie ihm eine zweite Chance zu geben.

Deswegen hatte es ihm auch so weh getan, als sie damals dachten, er sei nicht mehr am Leben.

Seine Logik wollte ihm sagen, dass Jacksons Tod zwar tragisch, aber immerhin verkraftbarer war als der Tod seines Sohnes.

Doch seine innere Stimme widersprach dem. Daniels Tod war auf eine andere Weise tragisch. Er war ein guter Mann gewesen und hatte es nicht verdient, auf einem gottverdammten Planeten, Milliarden Kilometer von der Erde entfernt, zu sterben.

Er hatte es nicht verdient, dass die anderen Soldaten ihn hinter seinem Rücken immer auslachten und als Fachidioten bezeichneten, denn er hatte mehr Grips, als sie alle zusammen.

Oft genug schon hatte Daniel seinen Kampfgeist bewiesen, indem er SG-1 aus brenzligen Situationen befreite und dabei nebenher noch die ein oder andere Kultur gleicht mit.

Und verdammt noch mal, er war Mitglied seines Teams!

Daniel war genauso unersetzlich wie Carter und Teal`c auch.

Jack hatte seinen –von Nem inszenierten- Tod damals als äußerst ungerecht empfunden und Hammonds Autoscheibe musste als Frustventil herhalten.

Dann hatten sie ihn endlich zurück und als hatte es das Schicksal nicht schon oft genug hart mit ihm gemeint, fand er sich in einer Situation wieder, in der er sich für einen der beiden entscheiden musste.

Skaara oder Daniel? Einen Sohn, der keiner mehr war oder einen Bruder und Seelenverwandten?

Daniel oder Skaara? Skaara oder Daniel?

Der Archäologe hatte den Mund ein Stück weit geöffnet, so als versuchte er nach Luft zu schnappen. Seine Augen waren auf das Gerät gerichtet, das immer näher kam.

Er konnte das nicht tun, er konnte nicht schießen!

// Gib mir noch ein paar Sekunden, nur noch ein paar Sekunden! //

Jack war noch nicht so weit, er brauchte noch Zeit um sich der Konsequenzen seines Handelns bewusst zu werden, musste noch einmal sicher gehen, dass es keine andere Lösung gab...

Skaaras Gesicht umspielte ein Lächeln, als das Handmodul nur noch wenige Zentimeter von Daniels Stirn entfernt war. So wie er, wusste auch Jack was dann passieren würde.

„O’NEILL, DU MUSST ETWAS UNTERNEHMEN!“, hörte er Teal`c schreien.

Der Jaffa war normalerweise die Ruhe selbst, aber die Art, wie er ihn nun anfuhr, war erschreckend. Auch er wusste gut genug über die Wirkungsweise dieses Gerätes Bescheid um sich im Klaren darüber zu sein, das Not am Mann war.

// Also gut, versuche es auf die vernünftige Tour...//

„SKAARA!“, schrie Jack, um die Aufmerksamkeit des Jungen auf sich zu lenken.

Doch dieser schien sich durchaus der Macht bewusst, die er über O’Neill hatte. Ihm war klar, dass der Colonel ihn nicht erschießen wollte.

// Na komm schon Kumpel, lass mich dich nicht mit Blei voll pumpen, tu mir das nicht an! Aber ich muss es tun, wenn du nicht sofort damit aufhörst! Skaara, irgendwo da drin musst du doch stecken! //

„SKAARA, TU’S NICHT!“, wiederholte er, doch der Goa`uld lächelte nur, während Daniel langsam aber sicher den Kampf verlor.

Jack bekam mit, wie das eigentliche Gefecht beendet wurde, und jeder nun gespannt die Szene verfolgte, die sich hier abspielte.

Teal`c stand etwas abseits und wartete darauf, dass er schoss. Carter hatte zwar die Waffe angelegt, doch sie konnte nicht schießen ohne zu riskieren, dass Daniel auch getroffen wurde.

Jeder wartete nur auf O’Neills Reaktion.

Aber das war dem Colonel gleich.

Hier ging es um eine persönliche Sache.

Skaara würde Daniel töten, da war er sich mittlerweile felsenfest sicher.

Um Daniel zu retten, müsste er Skaara töten. Und da wiederum, war er sich überhaupt nicht mehr sicher.

Der Junge war ihm so ans Herz gewachsen, sein Mut und sein Kampfgeist...Jack war sein Vorbild gewesen, er hatte ihm damals das Feuerzeug geschenkt auf Abydos...und Skaara hatte die Rebellion mit angeführt, die einen falschen Gott bekämpfte, zu dem er jetzt selbst geworden war.

Aber noch im selben Atemzug sah er nun auch ein, was er ihm schuldig war.

Wie musste sich der Junge nun wohl fühlen, eingepfercht in einen Körper, der von einer schmierigen kleinen Schlange beherrscht wurde. Er musste alle Gräueltaten des Goa`uld mit ansehen, wahrscheinlich bekam er gerade die Live- Übertragung von Daniels Gesichtsausdruck und dessen Angst vorm Tod, während eine innere Stimme ihm schmeichelhaft erzählte, wie wunderbar es doch sei, ihn beim Sterben zuzusehen...

Die beiden waren gute Freunde und Skaara musste miterleben, wie sein eigener Körper Daniel töten wollte und konnte nichts dagegen unternehmen!

Er musste das beenden, vor allem für den Jungen.

Dies war kein Leben mehr und das es eine Heilung gab für die Infiltrierung einer Larve, daran zweifelte er schon längst.

Skaara hatte das nicht verdient, sollte nicht mehr mitbekommen müssen, wie er eines Tages vielleicht selbst den Auslöser für die Zerstörung der Erde drückte.

Er musste ihn erlösen, auch wenn es auf die gewaltsame Weise war.

Der Skaara, den er kannte, existierte nicht mehr, vor ihm stand ein Monster, eine sadistische Mistratte die Gefallen daran fand, sie alle zu foltern indem sie Daniel beim Sterben zusahen.

Es war eine Schande.

„SKAARA!“, schrie er ein letztes Mal

Ein prüfender Blick verriet ihm, dass Daniel den Kampf aufgab. Seine Augen waren fokussiert auf das Licht über ihm, sein Kopf lag weit in seinem Nacken.
Und Skaara erfreute diese Situation zutiefst.

Nein, das war nicht mehr sein Junge.

Sein Junge war auf Chulac gestorben!

Endlich überwand er sein letztes Zögern und schoss.

Um sicher zugehen setzte er noch einen weiteren Schuss nach, beide in die Nähe der Rippenpartie.

Er sah, wie das Licht des Handmoduls erlosch und Skaara getroffen zur Seite stürzte, während Daniel nach vorne fiel und versuchte, am Sarkophag Halt zu finden.

Seine Hände hatten jegliche Kraft verloren und rutschten ab, woraufhin er wie eine Marionette in sich zusammen sackte und mehrmals tief durchatmete.

Zu geschockt, um die Ereignisse wirklich zu realisieren, rannte er auf Skaara zu, der auf der Seite lag.

Als er sich neben ihn kniete und ihn auf den Rücken drehte war O’Neill erstaunt, wie sein Gesicht jetzt wieder die unschuldige Miene des Jungen annahm, den er auf Abydos getroffen hatte.

Neben sich hörte er Daniel keuchen und sah im Augenwinkel, wie der Archäologe sich wieder aufrichtete.

Das ewige Stehaufmännchen, wie Kowalsky ihn immer genannt hatte.

Hinter dem Sarkophag war Carter aufgetaucht und kümmerte sich um ihn.

// Es tut mir so leid, es tut mir so leid, es tut mir so leid...//

Plötzlich öffnete der Junge die Augen und sah ihn seltsam erleichtert an. Scheinbar war der Goa`uld in ihm tot und Skaaras Geist gewann wieder die Oberhand.

„O’Neill...“, flüstere er kaum hörbar, aber sichtlich glücklich, seinen Freund wieder zu sehen.

Jacks Hände zitterten, sein Herz schlug wild und ein unlängst unterdrücktes Gefühl tiefster Trauer stieg in ihm auf und befeuchtete seinen Augen, ein Gefühl, dass er doch schon so lange verflucht hatte und trotzdem nie vollständig aus seinem Leben verbannen konnte.

„Skaara, es tut mir so leid.“, flehte er und wollte den Jungen am liebsten drücken, doch es war zu spät.

Er spürte förmlich, wie das Leben aus ihm heraus strömte und schließlich schloss Skaara seine Augen und erschlaffte in Jacks Armen.

O’Neill konnte weder atmen noch sonst irgendeine Bewegung machen, so gelähmt war er von der Einsicht, dass der Junge tot war. Und er war dafür verantwortlich.

Er, Jack O’Neill, hatte eine der wenigen Personen umgebracht, die ihm im Leben noch etwas bedeuteten.

Aber andererseits hatte er dadurch Daniels Leben gerettet, der ihm auch viel bedeutete.

Es war ein grauenhafter moralischer Zwiespalt in dem er sich befand, hin und her gerissen über die Freude, Daniels Leben gerettet zu haben und die Trauer, das eines Teenagers genommen zu haben.

Es riss ihn förmlich auseinander.

// Wirst du mir jemals verzeihen können, Skaara? //

Aber er hatte keine Wahl gehabt, Jack hatte tun müssen, was nötig war um die Sicherheit und Gesundheit seines Teams zu gewährleisten.

Derjenige, der Daniel töten wollte war nicht länger Skaara, es war Klorel.

Und diesen Typen hasste er bis aufs Blut.

Plötzlich meldete sich Teal`c mit besorgter Stimme.

„Colonel O’Neill.“

Aber er war noch nicht so weit.

„Ja, einen Augenblick noch, Teal`c.“

Sie konnten später noch irgendwelche Waffenarsenale oder Spezialfunktionen des Sarkophages heraus finden, konnten in wenigen Sekunden von hier verschwinden um die Erde zu retten, aber bis dahin gehörte diese Zeit nur ihm und Skaara.

In seinem Geiste spielten sich alle Erlebnisse, die er mit ihm geteilt hatte wieder ab.

Die erfolgreiche Schlacht auf Abydos, wie sie sich zum ersten Mal getroffen hatten, als er ihm das Feuerzeug schenkte, das Weidersehen nach einem Jahr, dann die Entführung durch Apophis und nun...das.

Die Vergangenheit zog wie ein irrealer Film an ihm vorüber und vermischte sich mit dem, was war oder was hätte sein können.

Es tut mir so leid, Skaara, schwor er noch einmal in Gedanken, doch Teal`c meldete sich wieder.

„Das kann nicht warten.“, erklärte der Jaffa und Jack sah, wie sich die anderen Teammitglieder vor der Aussichtsfläche des Goa`uld Schiffes zusammen fanden.

Jetzt erwachte auch der militärische Instinkt in ihm wieder.

Er hatte eine Aufgabe, ein Ziel und einen Plan.

Nun war es an der Zeit, alles in die Tat umzusetzen.

+++

Ende


Diese Geschichte wurde archiviert am http://stargatefanfic.de/viewstory.php?sid=2595