Vertrauenssache by Jenny
Summary: Ein Grund mehr, sich nicht in die Kulturen anderer Völker einzumischen...
Categories: Stargate SG-1 Characters: Daniel Jackson (SG-1), General Hammond, Jack O’Neill (SG-1), Multi-Chara, Samantha Carter (SG-1), Teal’c (SG-1)
Genre: Action, Friendship, General
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 4 Completed: Ja Word count: 14390 Read: 21846 Published: 05.02.13 Updated: 05.02.13
Story Notes:


Spoiler: Need, Maternal Instinct, The Gamekeeper

1. Kapitel 1 by Jenny

2. Kapitel 2 by Jenny

3. Kapitel 3 by Jenny

4. Kapitel 4 by Jenny

Kapitel 1 by Jenny
Vertrauenssache


„Wie fühlen Sie sich, Major?“
Carter wollte schreien.
Nein, sie wollte nicht nur schreien, gleichzeitig wollten sie wild um sich schlagen, weinen und zusammen brechen.
Was hatten sie getan?
Das letzte, an das sie sich erinnerte war, dass SG-1 auf einem neuen Planeten Kontakt mit einer Rasse namens Tona aufgenommen hatte.
Zunächst hielten sie sie für ein freundliches Volk, doch schon bald stellte sich heraus, dass die Tona überaus gewalttätige Menschen waren mit wenig Sinn für Gerechtigkeit.
Doch leider erfuhren sie das erst, als Colonel O`Neill einem schreiendem Kind zu Hilfe eilen wollte, dass von seiner Mutter geschlagen wurde.
Zu spät hatten sie erfahren, dass dieses Vorgehen der barbarischen Vorbereitung eines Festes für deren Gott galt, bei dem Gewalttätigkeit verherrlicht wurde.
Sie hatte beobachtet, wie er zusammen mit Daniel versucht hatte, der Frau die Falschheit ihrer Tat bewusst zu machen, doch plötzlich war eine laute Sirene zu hören gewesen und die Tona versammelten sich um SG-1.
Das Blut war ihr in den Adern gefroren als sie Jack und Daniel festnahmen und sie beschuldigten, das Kind geschlagen und die Festlichkeiten gestört zu haben.
Ein riesiger Streit brach aus, Schüsse fielen und das letzte, an das Sam sich erinnerte, waren die Schreie ihrer beiden Teamkollegen: Laufen sie, Carter!
Mühsam öffnete sie die schmerzenden Augen und sah sich einem, von Kopf bis Fuß bandagierten O`Neill gegenüber, der sie besorgt anschaute.
Als sich die Welt um sie herum nicht mehr drehte, begann Sam unterbewusst, ihre schmerzende Schulter zu reiben, doch schon bald stellte sie fest, dass keine äußerlichen Schäden zu ertasten waren.
„Ging mir schon mal besser...“ antwortete sie endlich, um den Colonel nicht so lange auf eine Antwort warten zu lassen.
„Was macht Ihre Schulter? Fraiser sagte, sie war fast gebrochen...“
Irgendetwas in der Stimme des Colonels gefiel ihr nicht- da war wieder dieser merkwürdige Unterton, der keine freudigen Botschaften ankündigte...
„Es geht schon...und Ihnen? Sie sehen schrecklich aus...“
Damit deutete sie auf Jacks Nase, auf der ein breites Pflaster klebte, genauso wie an seinen Unterarmen und am Hals.
„Ist nicht schlimm- die haben plötzlich angefangen, uns mit Messern anzugreifen...“
„Oh mein Gott...“ fiel ihm Carter ins Wort, als auf einmal wieder ein Bild vor ihrem inneren Auge erschien.
Teal`c lag blutend vor ihr, die Augen weit geöffnet, ein Tona mit einem blutigen Messer über ihm stehend.
Der Jaffa hatte in den letzten Sekunden seines Lebens noch etwas zu ihr gewinselt, eine Art Gruß an seine Familie, und dann, als hätte er es vorausgesehen, schloss er die Augen, als der Außerirdische mit dem Messer ein letztes Mal zustach.
Erschrocken kniff sie die Augen zusammen und ballte die Fäuste, als Jack seine Hand auf ihre Schulter legte.
„Ich muss mit Ihnen reden...“
Sams Herz schlug rasend, als ihr Bewusstsein sich bereits ausmalte, welche Wortwahl O`Neill benutzen würde, um zu erklären, was geschehen war.
Als sie geistig so weit war, ihm in die Augen sehen zu können, begann der Colonel zu erzählen.
„Wir...wir hatten einige Probleme, wieder aus diesem Schlachtfeld herauszukommen, wenn Sie verstehen, was ich meine...Ich habe nur mitbekommen, wie die anfingen, Sie und Teal`c anzugreifen...ich habe dann mit Daniel Warnschüsse abgegeben, aber die haben nichts mehr genutzt. Die Tona waren überall und als ich sah, wie Sie zu Boden gingen, habe ich auf diese Mistkerle geschossen. Allerdings haben die dann ihre Messer ausgepackt und sind auf Daniel und mich losgegangen...als Hammonds Truppen nachkamen, konnten wir sie besiegen und verjagen, doch erst da habe ich gesehen, dass Teal`c von einem der Krieger schwer verletzt wurde- Fraiser kämpft im Moment noch um sein Leben, aber es sieht nicht besonders gut aus- seine Larve hat es ganz schön erwischt...“
„Nein...bitte nicht...“
Die Unterlippe des Colonels zitterte- etwas, dass sie zum ersten Mal in ihrem Leben sah und was sie dermaßen schockierte, dass Sam es nicht wagte, weiter zu sprechen.
„Sie...sie sagt, seine Chancen stehen 10 zu 90, dass er überlebt...“
Schon jetzt erkannte sie in seinen Augen die Wut über dieses fremde Volk, aber auch die Bereitschaft, für das Geschehene die Verantwortung zu übernehmen und sich für alles unberechtigterweise die Schuld zu geben.
Sam wollte schon etwas sagen, als sie erkannte, dass es noch bei weitem nicht alles war, was der Colonel ihr zu sagen hatte.
„Daniel...geht es auch nicht besonders gut.“
„Was soll das heißen?“
Gespannte Stille legte sich in dem Raum um sie herum.
Jacks Augen verdunkelten sich und endeten schließlich in ihren.
„Eigentlich...hat er...er hat es nicht geschafft...“
„Nein...“
Jack wich bedrückt ihrem Blick aus und spätestens jetzt starb in Sam jegliche Hoffnung, dass alles nur ein böser Alptraum war.
„Er...ist mitten im Kampf neben mir zu Boden gegangen...ich dachte, Sie hätten ihn nur bewusstlos geschlagen, aber...als ich zurück kam, war er schon verblutet...“
Verzweifelt biss sich O`Neill auf die zitternde Unterlippe.
Die Muskeln traten an seinem Hals hervor und sie konnte erahnen, was momentan in ihm vorging.
„Sie haben mit einem einzigen, gezielten Schnitt seine Halsschlagader erwischt...und ich habe es nicht gemerkt...er hat auch nicht einmal geschrieen...er ist einfach...zusammengebrochen...“
Sam wollte weinen, doch keine Träne schaffte es aus ihrem versteinertem Gesicht heraus.
„Ich habe es nicht einmal gemerkt...“ wiederholte Jack und sah zu Boden.
„Fraiser sagt, er hätte es wahrscheinlich kaum gespürt, es wäre schnell gegangen...“
Zitternd versuchte Carter einen klaren Gedanken zu fassen, aber sie schaffte es nicht mal, sich auf das zu konzentrieren, was Jack sprach.
Immer wieder sah sie Daniel vor sich, all das Blut, dann Teal`c, seine letzten Worte...
„Das kann nicht wahr sein...“...die Hälfte von SG-1 soll binnen Sekunden zerstört worden sein?...
Als sie den Kopf senken wollte, um zu sich zu finden, trat Fraiser in den Raum, nicht minder bedrückt zu den beiden schauend.
Es war, als hätte sich eine dunkle Wolke über das ganze SGC gelegt.
Überall war diese seltsame Stille, keine Lautsprecher verbreiteten Lärm, nicht mal Soldaten standen vor der Krankenstation.
„Wie geht es Teal`c?“
Müde blickte die Ärztin erst zu Jack, dann zu Sam, bevor sie den Kopf schüttelte.
„Es tut mir Leid, ich habe alles versucht, aber...“
Jetzt endgültig am Ende mit ihren Nerven begann Carter bitterlich zu weinen, als sie spürte, wie O`Neill sie in den Arm nahm und vorsichtig hin und her wiegte.
Kein einziges Wort verließ mehr seinen Mund, als hätte der Tod seiner Teamkollegen den Rest seiner Seele gekostet.
Still drückte er Sam an sich, schluckte ab und zu sein schlechtes Gewissen herunter und starrte stoisch an die Wand.
„Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie etwas brauchen, OK?“ bot Fraiser überflüssigerweise an und erntete einen bösen Blick von O`Neill.
„Ist es das Ende von allem?“ fragte Carter verzweifelt, als die Ärztin den Raum verlassen hatte.
Wohlweislich, was sie meinte, zuckte Jack nur mit den Schultern.
„Ich weiß es nicht, Sam...ich weiß es nicht...“

„Versetzen sie den Stützpunkt in erhöhte Alarmbereitschaft, falls die Tona noch mal versuchen, zu uns durchzudringen!“ ordnete Hammond an, als er aus seinem Büro trat.
Still nickte Siler an seinem Computer und wandte sich wieder seinen Aufgaben zu.
Kaum ein Geräusch war in dem, sonst so lauten Raum zu vernehmen, nicht mal die Computer trauten sich, zu piepen.
Als Hammond die Frage lang genug vor sich hergeschoben hatte, seufzte er schließlich und sah nach seinem Sekretär.
„Seargent, liegen die Autopsieergebnisse von Doktor Jackson und Teal`c vor?“
Gott, dieser Satz brachte ihn innerlich um.
Lieber wäre Hammond tausend Tode gestorben, als einmal diesen Satz auszusprechen.
„Ja, Sir- wie Sie bereits vermutet hatten, wurden in beiden Leichnamen keine Toxine gefunden.“
Schweren Herzens nickte der General und setzte sich auf einen Stuhl im Konferenzraum.
Zwei seiner besten Männer an einem Tag zu verlieren, in einer Schlacht, die so sinnlos war, dass man sich auf der Erde fast darüber lustig gemacht hätte- das machte ihn krank.
Natürlich hatte er schon mehrere SG- Teams verloren, aber zu keinem hatte er so eine Bindung wie zu SG-1.
Das Team war sein Flagschiff gewesen, jedes einzelne Mitglied ein Unikat, ein Top- Spezialist auf seinem Gebiet.
Doch jetzt...es war alles aus.
Es gab kein leitendes SG-1 mehr, kein Vorbild für die anderen Teams.
Teal`cs Tod war eine Katastrophe, denn er war die stärkste Verbindung zwischen der Erde und den Goa`uld- Systemlords.
Er kannte sich in allen politischen Angelegenheiten ihrer Feinde aus, ihre Strategie, ihre Schwächen.
Doch nun war dieser Bund gerissen, die Erde angreifbar geworden für die Taktiken der Goa`uld.
Außerdem war mit Teal`c ein großartiger Krieger gestorben, der Schutzengel von SG-1, ein Held.
Und Doktor Jackson...Hammond hatte es schon oft erlebt, dass Fraiser ihn für tot erklären wollte, er aber plötzlich wieder auftauchte.
Doch dieses Mal war es endgültig.
Hammond hatte seine Leiche gesehen, den toten Körper eines so großartigen Mannes, der es wie kein anderer verstanden hatte, Freunde zu finden, den Friedensgedanken weiterzuleben, als bereits überall Krieg herrschte.
Ein Allrounder, Experte in Sprachen, Diplomatie, Völkerfreundschaft.
Er hatte Jackson nicht von Anfang an gemocht, aber er hatte es gelernt, ihn zu mögen, sogar zu bewundern.
Tränen stiegen ihm schon fast in die Augen, als er zurück dachte, an eine Zeit, in der SG-1 noch zusammen war, so melancholisch das auch klang- aber langsam musste er sich damit anfreunden...
Es gab nicht immer Höhen, aber selbst die Tiefen meisterten diese vier Menschen heldenhaft, wie kein anderes Team auf diesem Stützpunkt.
All die Momente, in denen er glaubte, verrückt zu werden, weil entweder ein O`Neill anfing,
außerirdische Sprachen zu sprechen, oder ein Jackson mal wieder etwas angefasst hatte, was ihn fast umbrachte.
Der Verlust dieses Teams brachte Gefühle in Hammond zum Tragen, die er schon längst vergessen hatte.
Zwei Menschen, die ihm sehr viel bedeutet hatten, praktisch zusammen mit ihren Kollegen seine zweite Familie bildeten, würden nie mehr wieder kommen...
Er riss ihn in Stücke und der General musste lange kämpfen, um nicht zu weinen.
Trotzdem musste er jetzt Kraft zeigen und dem Rest seines ehemaligen Flagschiffs helfen, die nächsten Wochen zu überstehen.
Hammond wusste, was auf ihn zukommen würde, aber nur gemeinsam würden sie es schaffen.
Innerlich bereitet er sich bereits schweren Herzens auf die Beerdigung vor.
Was würde er sagen?
„Vor nicht allzu langer Zeit hat mir Doktor Jackson einmal erzählt, dass man nie voraus sehen kann, welchen Weg das Leben einschlagen wird, ob es vielleicht plötzlich und ohne einen Grund zu Ende sein könnte. Damals habe ich ihm nicht glauben wollen, weil Daniel schwer unter dem Verlust seiner Frau gelitten hatte und ich ihn für geistig angeschlagen hielt, doch heute...tja, ich fürchte, ich habe mich geirrt. Ich denke, Daniel hatte Recht.
Man kann nie wissen, was morgen sein wird, ob man noch einmal aufwacht, das Glück hat, diese wundervolle Welt zu erleben, ob nicht vielleicht auch alles von einen Moment auf den anderen zu Ende sein könnte...ich glaube, Doktor Jackson und Teal`c haben uns bewiesen, dass all unsere scheinbaren Konflikte nichts wert sind, dass der Friede tausendmal wichtiger ist, als die Frage nach Reichtum und Macht.
Diese beiden Menschen haben uns ein Vermächtnis hinterlassen, dass wir nicht ohne weiteres ablegen können.
Sie sind im Kampf um Gerechtigkeit gestorben und werden in unsere Geschichte eingehen als Kriegshelden, die nicht einmal dem irdischen Militär angehörten.
Teal`c hat sich von seinem eigenen Volk losgesagt, um die Ziele der Erde zu unterstützen, ließ seine Familie zurück um seine zukünftigen Teamkameraden zu retten.
Viele von uns haben ihm misstraut...vor eine Woche hat mir irgendein vorlauter Beamter erklären wollen, dass es besser wäre, ihn in Sicherheitsverwahrung zu stecken, da er immer noch ein massives Sicherheitsrisiko für die Erde darstelle.
Hätte ich es getan, würden Colonel O`Neill und Major Carter längst nicht mehr leben...
Teal`c hat so viele Leben gerettet, dass es uns eine Ewigkeit kosten würde, alles wieder gut zu machen und sein Volk ebenso zu unterstützen.
Ich denke, wir können ihm keine größere Ehre erweisen, als seine Asche sowohl auf Chulac, als auch auf der Erde zu verstreuen, Teal`c hätte es mit Sicherheit so gewollt.
Doktor Jackson...ich habe das Gefühl, dass er es kommen sah, denn in der letzten Zeit habe ich mit ihm oft über den Tod geredet.
Jedes mal hat er mich, beziehungsweise uns, nur um eine einzige Sache gebeten...es war kein riesiges Begräbnis oder viele Anwesende auf der Trauerfeier, er hat sich nicht einmal Blumen gewünscht...er hat mich und uns einfach nur darum gebeten... nicht traurig zu sein.
Er hat mir erklärt, dass es im ewigen Kampf zwischen Gut und Böse immer wieder sinnlose Opfer geben wird und er nicht möchte, dass sein Freunde deshalb wegen ihm weinen.
Daniel hat gesagt, wo auch immer er nach seinem Tod hinkäme, es würde ihm besser gehen und er würde von dort aus auf uns herabschauen.
Wenn sie uns jetzt sehen können, Doktor Jackson: Es war uns eine Ehre mit ihnen zusammen zu arbeiten. Mögen sie in Frieden ruhen.“


Es brauchte Hammond nicht besonders viel Vorstellungskraft, wo er Colonel O`Neill finden würde.
Sein erster Weg hatte zur Krankenstation geführt, doch dort hatte man Sam mit Beruhigungsmitteln vollgepumpt und wusste nichts von Jack.
Also war er in Daniels Labor gegangen- und Bingo.
Gedankenverloren saß er auf dem Drehstuhl des Doktors, hielt ein altes Tagebuch in der Hand und drehte sich langsam hin und her.
„Colonel?“
Jack blickte nicht einmal auf sondern starrte einfach weiter auf das Buch, so als sei gar nichts gewesen.
„Ich kann mir vorstellen, dass es Sie schwer getroffen hat...“
Die Finger des Colonels umklammerten krampfhaft die wenigen Seiten von Erinnerungen an seinen Freund, als er antwortete.
„Nicht minder schwer als Carter...“
Überrascht über diese Antwort, riskierte Hammond einen Schritt weiter in diesen, jetzt so verlassen und tot wirkenden Raum und blieb schließlich an dem Schreibtisch von Doktor Jackson stehen, wo er jede Bewegung seines Offiziers genau beobachten konnte.
„Im Moment mache ich mir aber mehr Sorgen um Sie...“
O`Neill ließ sich mit seiner Reaktion lange Zeit und legte schließlich das Tagebuch zurück an seinen Platz.
„Ich müsste es doch langsam gewöhnt sein, nicht? Irak, Kuba...Goa`uld...trotzdem könnte ich im Moment fast durchdrehen!“
Damit schlug er mit beiden Fäusten auf den Tisch und schaffte es gerade noch, einige Stifte am Herunterfallen zu hindern.
Beruhigend setzte Hammond sich auf einen zweiten Stuhl in dem Büro.
„Colonel...niemand erwartet von Ihnen, dass die jetzt den Helden spielen. Teal`c und Doktor Jackson waren Ihre Teamkameraden, es ist ganz natürlich, dass sie über Ihren Tod traurig sind und niemand wird es Ihnen später vorwerfen...“
Jack schnaufte verächtlich.
„Wir sollten diesen ganzen Planeten hochjagen, dann bin ich vielleicht nicht mehr traurig!“
Der General wollte seufzten, doch zögerte, weil er diese Reaktion allzu sehr von sich selbst kannte- trotzdem waren ihm die Hände gebunden.
„Ich habe den Planeten bereits sperren lassen- kein SG- Team wird mehr einen Fuß darauf setzen.“
„Und das soll es gewesen sein?“
Fast sanft und ohne Gefühlregung fuhr Jack mit den Fingern über Daniels Schreibtisch, so als vermittle er ihm eine Art Geborgenheit.
„Mehr können wir nicht tun, verstehen Sie das bitte, Colonel...“
„Erklären Sie das Teal`cs Familie! Seine Frau und sein Sohn warten schon seit Jahren darauf, dass er wieder zu ihnen zurück kehrt. Sagen Sie ihnen bitte, dass sein Tod ein Unfall war und wir es einfach vergessen, indem wir niemanden mehr auf diesen Planeten lassen!“
Es war Unsinn, im Moment mit dem Colonel zu debattieren, also gab Hammond es auf und beobachtete einfach weiter, wie Jack wieder begann, einige der Gegenstände auf Daniels Schreibtisch zu begutachten.
Den General selbst machte diese Atmosphäre nur noch trauriger und er schwor sich, hier drin nicht länger zu bleiben, als unbedingt nötig.
„Ich weiß, Sie werden es wahrscheinlich kaum in Anspruch nehmen, aber Sie können jederzeit Urlaub beantragen oder einen Psychiater konsultieren, wenn Sie es brauchen.“
Jack lächelte kurz und fuhr dann damit fort, ein altes Bild von Daniel mit seinen Eltern anzustarren.
Hammond erkannte, wie schwer es ihm fiel, die Fassung zu bewahren.
„Manchmal macht reden vieles leichter, Jack. Ich bin für Sie da, wenn Sie etwas loswerden wollen...glauben Sie mir, wir stehen auf der selben Seite...“
Fast unmerklich nickte O`Neill und stieg auf.
„Wohin wollen Sie?“ fragte Hammond nervös und stand ebenfalls von seinem Stuhl auf.
„Ich muss sie noch mal sehen.“
„Halten Sie das für klug, Colonel?“
Besorgt schnappte der General seinen Offizier am Arm und versuchte ihn zurück zu halten.
„Ich bin es ihnen schuldig, Sir.“
Damit machte er sich ohne ein weiteres Wort auf den Weg zur Pathologie.

Allerdings schaffte er es nicht sehr weit, bevor Fraiser auftauchte, und den Colonel am Arm packte.
Ihre Mine verriet ihm, was jetzt wieder für ein Gespräch anstehen würde, also zog Jack eine Grimasse und sah ihr genervt in die Augen.
„Colonel, ist mit ihnen alles in Ordnung?“
„Oh, na klar- wollt nur grad meine Freunde in der Leichenhalle besuchen- wenn sie zufällig auf einen Tee vorbeischauen möchten...“
Sarkastisch hob er die Augenbrauen und wollte schon weitergehen, als die zierliche Ärztin ihn am Arm zurück hielt.
„Gehen Sie lieber zu Sam- sie braucht im Moment Ihre Hilfe...“
„Würde ich ja gerne, aber Sie haben sie leider von oben bis unten mit Drogen vollgepumpt!“
Wütend blickte die Ärztin ihn an und wollte schon kontern, als sie von dem Stargate- Alarm überrascht wurden.
„Unangekündigte Besucher, unangekündigte Besucher, General Hammond bitte sofort auf die Kommandostation, ich wiederhole, General Hammond bitte sofort auf die Kommandostation!“
Noch bevor die Ärztin weitersprechen konnte, rannte O`Neill bereits durch die Korridore, auf denen ein regen Treiben herrschte wie im Ameisenhaufen.
Überall rannten Soldaten herum und nahmen Position ein, um die Erde, falls nötig, zu verteidigen.
Außer Atem erreichte Jack nach mehreren Minuten die Kommandostation und traf auf den ebenso keuchenden Hammond.
„Seargent, haben wir bis jetzt ein Signal?“
Der Techniker schüttelte den Kopf und tippte hilfesuchend auf seiner Computertastatur herum.
„Sir, es gibt zwar kein Signal, aber wir werden von dem Planeten der Tona angewählt...“
Der Ereignishorizont stabilisierte sich mit einem lauten Zischen und leuchtete den gesamten Stargateraum aus.
„Soll ich die Iris schließen, Sir?“
Hammond wollte nicken, als der Computer bereits Materie anzeigte, die durch das Wurmloch reiste.
„Sir?...Etwas...oder jemand ist bereits zu uns unterwegs, soll ich dir Iris schließen?“
„Aber gern doch...“ erwiderte O`Neill, erntete allerdings einen bösen Blick von dem General.
„Halten Sie sie vorerst offen, Seargent- ich wüsste zu gerne, was oder wen die uns schicken wollen.“
„Aber General- was ist, wenn die uns mit einer Atombombe überraschen?“
Jacks Stimme hatte jegliche Form von Sarkasmus verloren und beinhaltete jetzt nur noch Wut.
Gut verständlich, aber Hammond musste jetzt einen kühlen Kopf bewahren.
„Doktor Jackson hat gesagt, die Tona seien ein primitives Volk- ich nehme nicht an, dass sie in so kurzer Zeit eine Atombombe bauen konnten...“
Jack biss sich zunächst auf die Zunge, aber dann musste er es sagen.
„Dafür hat Daniel auch mit seinem Leben bezahlt!“
Sogar Siler und die Techniker in der näheren Umgebung sahen nach dem Colonel, doch Hammond verzog keine Mine.
Als sich Stille in der Kommandozentrale ausbreitete, begann Siler wieder zu sprechen.
„Ankunft in drei...zwei...eins...“
Irgendetwas flog durch den Ereignishorizont, dass so klein war, dass niemand es zunächst bemerkte.
Die Spannung war überall zu spüren, denn jeder rechnete im nächsten Augenblick damit, dass alles in die Luft flog, doch nichts geschah, außer, dass das Wurmloch sich wieder schloss.
Nervös hielt sich O`Neill an der Lehne von Silers Stuhl fest, doch nach einigen Sekunden gab er den Kampf gegen seine Neugier auf und lief in den Stargateraum.
Hammond folgte ihm zögernd und blieb vor der Rampe zum Sternentor stehen.
In der Zwischenzeit hatte Jack den Gegenstand entdeckt und aufgehoben.
Skeptisch betrachtete er ihn eine Weile und lief dann auf den General zu.
Zögernd versteckte er ihn in der Hand und zeigte sein Geheimnis erst, als er genau vor seinem Vorgesetztem stand.
„Was ist das Colonel...?“
Mit angehaltenem Atem zeigte er Hammond die kleine silberne Dose.
„Das gehörte Daniel...“
Damit öffnete er sie ohne jegliche Vorsichtsmaßnahmen und zeigte die wenigen Tabletten, die noch übrig waren.
„Er hatte es in einer Tasche seiner schwarzem Weste- muss wohl runtergefallen sein, als die Kerle ihn getötet haben...“
Über Hammonds Gesicht huschte für Augenblicke Irritation.
„Was soll das heißen?...Warum schicken die Tona uns Doktor Jacksons Tabletten?“
Zynisch zuckte O`Neill mit den Schultern.
„Vielleicht als Souvenir, Sir...“
Der General ging nicht weiter darauf ein und übergab die Dose einem Wachmann.
„Bringen Sie das zu Doktor Fraiser- sie soll unbedingt herausfinden, ob die Tona irgendetwas an dem Inhalt oder dem Behälter manipuliert haben, was uns gefährlich werden könnte!“
Der Soldat nickte und war schon im nächsten Moment im Korridor verschwunden.
Noch bevor Hammond wieder in sein Büro gehen konnte, räusperte sich O`Neill.
„Ehäm...General...bei allem nötigen Respekt, aber...Sie werden doch nicht- egal was auch passiert- eine Rückkehr zum Planeten der Tona zustimmen, oder?“
Der stämmige Mann zuckte mit den Schultern.
„Wir werden sehen, Colonel- vielleicht haben die Tona allen Grund, uns zu kontaktieren.“
Damit verschwand auch er im Korridor und ließ O`Neill im Stargateraum zurück.
Wütend wollte er ihm nachlaufen, blieb dann aber stehen.
„Ach, und falls Sie’s vergessen haben- diese Mistkerle haben Daniel und Teal`c auf dem Gewissen- vielleicht sollten Sie sich das mal vor Augen halten, bevor wir eine Allianz gründen!“

Die Laborresultate lagen genauso schnell vor wie die ernüchternde Antwort dazu.
„Daniels Sachen sind in keiner Weise manipuliert worden, Sir. Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, warum die Tona sie uns hergeschickt haben, aber möglicherweise soll es ein Zeichen sein.“
Angespannt stand Fraiser an dem Besprechungstisch, blickte abwechselnd erst zu O`Neill, dann zu Hammond.
„Haben sie eine Ahnung wofür, Doktor?“
Diese Frage schien mehr einer verzweifelte Suchen nach einem Ausweg zu gelten, als dass der General wirklich auf eine Antwort wartete.
Kopfschüttelnd spielte die Ärztin mit der Akte in ihrer Hand.
„Ich weiß es wirklich nicht, Sir...möglicherweise hatte Colonel O`Neill recht und sie schicken es als eine Art Souvenir...“
„Oder sie wissen, dass wir normalerweise unser Stargate verbarrikadieren und versuchen uns so eine Nachricht zu schicken, ohne Menschenleben zu gefährden...“
Sowohl Hammond, Fraiser als auch Jack drehten sich erstaunt nach Sam um, die mit rot entzündeten Augen im Türrahmen des Besprechungsraumes stand.
„Major, Sie sollten sich doch hinlegen...“
Entschlossen schüttelte die Astrophysikerin den Kopf und versuchte krampfhaft die Beherrschung zu behalten.
„Sir, es mag subjektiv klingen, aber die Tona sind trotz ihrer primitiven Entwicklungsstufe sehr vorrausschauend. Und sie wissen, dass unser Sternentor durch eine Iris geschützt wird. Vielleicht möchten sie uns irgendetwas wichtiges mitteilen, haben aber Angst, dass sie durch die Barrikade getötet werden. Deshalb haben sie etwas so kleines wie Daniels Pillenbox geschickt, um uns ein Zeichen zu geben.“
Hammond nickte, denn genau diese Ahnung war auch ihm bereits gekommen.
„Carter, könnte es vielleicht sein, dass Sie in ihrer Theorie vergessen haben, dass diese Bastarde Teal`c und Daniel getötet haben?“
O`Neills Augen waren weit aufgerissen als er sprach und schienen keinen Widerspruch dulden zu wollen.
Nicht zum ersten Mal erkannte der General die enge Bindung des Colonels zu seinem Team wieder.
Das vermittelte ihm oft eine Art siebten Sinn für Gefahren, manchmal verblendete ihn diese Verbundenheit aber auch.
Hammond hoffte, dass es dieses mal so war.
„Vielleicht ist es wirklich wichtig...“
„Vielleicht ist es aber auch eine Falle.“
„Dann schicken wir ein MALP durch.“
„Dann schicken die ne Atombombe.“
„Materie kann in einem Wurmloch nur in eine Richtung transportiert werden, Colonel. Ich denke, dass Daniel ganz genauso entscheiden wü rde...
Es war genau dieser Satz, der Jack endgültig aus der Reserve lockte.
Verzweifelt sprang er vom Tisch auf, ließ den Drehstuhl nach hinten rollen und lief Richtung Tür.
Als er genau neben Sam ankam, murmelte er flüchtig:
„Rufen Sie mich, wenn Sie fertig damit sind, auf ihre Gräber zu spucken...“
Sam biss sich auf die Lippe und wartete so lange, bis auch die letzte Tür von O`Neill zum Fahrstuhl zugeknallt wurde, ehe sie es einer Träne erlaubte, aus ihrem Augen und quer über ihre Wange zu laufen.
Hammond erhob sich und trat langsam auf sie zu.
Zitternd gewann Sam wieder Fassung über sich und sah den General entschlossen an.
„Sir, wir müssen es tun- für Teal`c und Daniel.“
„Ich weiß .“
Damit berührte Hammond sie vorsichtig am Arm und lief dann in die Kommandozentrale um eine MALP- Sonde anzufordern.


weiter: Kapitel 2
Kapitel 2 by Jenny
Kapitel 2

Sams Magen drehte sich um, als sich dieses Mal der Ereignishorizont stabilisierte und das MALP langsam auf die Gitterrampe rollte.
Es war, als sage ein Teil ihres Inneren nein zu ihrer geplanten Mission, ein anderer Teil ja, und dies war genau der Teil, der all ihre Emotionen für Teal`c und Daniel beinhaltete.
Sie konnte einfach nicht mit dem Gedanken leben, dass die beiden auf einmal nicht mehr wieder kommen würden, sie könnte es nicht mal, wenn es nur um einen aus dem Team ging.
Immer wieder spielte sich ihr Geist all die verschiedenen Möglichkeiten durch, wie diese Aktion enden könnte.
Sie würden das MALP durchschicken, die Tona würden ihnen lächelnd ins Gesicht sagen, dass sie Daniel und Teal`c gerne getötet hatten, oder vielleicht würden sie sich entschuldigen und um Vergebung bitten...
In keinem Fall war Sam sich sicher, wie sie reagieren würde.
Colonel O`Neill hatte sich den Aufwand erspart und war nicht einmal erschienen, als Hammond ihn ausrufen ließ und um seine Anwesenheit bat.
So hatte sie ihren Vorgesetzten noch nie erlebt.
Und Sam hoffte innigst, diese Phase von ihm würde sich bald ändern, denn im Moment brauchte sie ihn mehr, als irgend jemand sonst.
Der Colonel vermittelte ihr das Gefühl, dass wenigstens noch einer aus dem ehemaligen SG-1 Team da war.
Doch offensichtlich zog O`Neill es vor, sich in sein Kämmerlein zu verkriechen.
Die Sonde hatte mittlerweile das Ende der Rampe erreicht und stand startbereit vor dem Ereignishorizont.
Mit zitternder Stimme befahl Hammond, sie durchzuschicken, als Siler auf den entsprechenden Knopf drückte und das Gefährt per Joystick durch das Stargate schickte.
Sekunden vergingen, in denen keiner im Kontrollraum es auch nur wagte, zu atmen, als sich plötzlich die Monitore anschalteten und den Blick auf die Stadt der Tona freigab.
Sam erkannte sofort die unzähligen Lehmbauten wieder und erinnerte sich mit Schrecken an den Platz, an dem das Massaker stattgefunden hatte.
Auch er war wie leergefegt und Hammond schien die Sonde schon zurückschicken zu wollen, als plötzlich jemand an ihr herum wackelte.
„Hallo?“
Die Stimme des Generals hatte jetzt jegliche Form von Entschlossenheit verloren.
Stattdessen erkannte Sam, wie seine Hände zitterten.
„Hallo?“ kam die Antwort in gebrochenem Englisch.
„Hier spricht General Hammond von der Erde- wer sind sie?“
Eine Person trat vor die Kamera des MALP und Carter erkannte sie sofort wieder.
„Marlin?“
Hammond war längst beiseite gerückt und ließ die Astrophysikerin mit dem Mann sprechen.
„Major Carter?“
Verstört blickte der Junge das Gerät an und schien an einigen Knöpfen herum drücken zu wollen.
„Ja, ich bin es.“
„Ihr...ihr kommt zurück?“
Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis Sam antworten konnte, doch dann fasste sie sich ein Herz.
„Nein...Marlin, Daniel und Teal`c sind bei dem Streit, den wir mit deinem Vater hatten, getötet worden. Wir können nicht mehr zurück.“
Irritiert blickte der Junge in die Kamera.
„Mein Bruder ist auch getötet worden. Und mein Freund. Aber Vater wollte mit euch reden. Er hat etwas von Daniel Jackson gefunden und es euch als Geste seines guten Willens geschickt.“
Spontan trafen sich Sams und Hammonds Blicke.
„Warum wollte er mit uns sprechen?“
Marlin zeigte mit dem Finger auf das Dorf.
„Da...wir haben etwas gefunden. Daniel Jackson hat doch gesagt, dass es in den Bergen Höhlen gibt, in denen die Goa`uld lebten. Ich bin dort entlang gelaufen und habe etwas gefunden. Die Wunden meines Vaters wurden damit geheilt und er bietet euch an, eure verletzten Freunde mitzubringen um sie auch zu heilen.“
Geschockt stellte Sam das Mikrophon für einige Sekunden aus.
„Sir, die haben einen Sarkophag!“
Hammond blickte sie ungläubig an, setzte aber auch nach einer Weile die fehlenden Puzzleteile zusammen.
„Könnte er Doktor Jackson und Teal`c noch helfen?“
„Ich weiß es nicht, Sir- Sekunde...“
Damit schaltete sie das Mikrophon wieder an.
„Marlin...wie oft hat dein Vater das Gerät schon benutzt?“
Diesmal lächelte der Junge in die Kamera.
„Nur ein einziges Mal. Und plötzlich war er geheilt. Das selbe haben wir mit allen anderen Toten und Verletzten gemacht und jetzt geht es jeden wieder gut. Mein Vater tut das, was er getan hat schrecklich leid, er möchte sich bei euch für sein Verhalten entschuldigen. Würdet ihr wieder kommen und seine Entschuldigung akzeptieren, Major Carter? Kommt ihr zurück?“

Skeptisch zog Fraiser eine Augenbraue nach der anderen hoch, als sie sich Sams Erklärungsversuch anhörte.
Allerdings sah sie zum ersten Mal seit Stunden wieder Hoffung in ihrem Blick- das brachte die Ärztin dazu, nicht sofort mit dem Kopf zu schütteln.
„...Wir sollten es wenigstens versuchen, Janet. Die Tona bieten uns hier die einmalige Möglichkeit, den Sarkophag zu benutzen, um Teal`c und Daniel zu retten. Es muss einfach klappen!“
Ausweichend sah Frasier zu Hammond, doch der General schien komplett hinter ihr zu stehen.
„Ich würde mich auch freuen, wenn es funktioniert, aber Daniel und Teal`c sind seit mehr als einem ganzen Tag tot, die Leichname obduziert und im Labor aufbewahrt worden. Ich bezweifle es als Mediziner stark, dass man in einem solchen Stadium noch etwas für sie tun könnte.“
Sam wurde immer energischer.
„Aber der Sarkophag kann Menschen Hunderte von Jahren alt werden lassen, dann sollte das doch auch kein Problem sein!“
„Das ist ja auch erst Problem Nummer Eins...“, während sie nach Worten suchte, blickte die Ärztin verzweifelt zur Decke.
„Selbst wenn es funktionieren würde und wir hätten Teal`c und Daniel zurück unter den Lebenden, tritt automatisch Problem Zwei in Kraft...“
Hammond wusste sofort, was die zierliche Ärztin meinte.
„Der Sarkophag.“
„Genau. Daniel würde sofort wieder süchtig werden, und diese Abhängigkeit würde seinem geschwächten Körper den Rest geben. Bei Teal`c habe ich weniger Bedenken, aber wir hätten Daniel das letzte Mal in einem weitaus besseren Gesundheitszustand beinahe verloren. Sie wissen ja, dass die Sucht sofort nach der Benutzung wieder in voller Größe zurückkehren wird, und wir hätten das selbe Problem wie damals nach der Mission zu P3X633...Sam, ich wünsche mir die beiden auch liebend gerne zurück, wirklich, aber denken sie genau nach, ob sie Daniel damit nicht vielleicht mehr schaden, als ihm zu helfen...“

Wütend trat Jack ein weiteres Mal an den zerbeulten Sandsack im Trainingsraum und wieder traten die Erinnerungen ihn zurück.
Verdammt, er hätte etwas unternehmen müssen, vielleicht gleich den Anführer töten, Daniel erst gar nicht mit ihnen sprechen lassen, irgendetwas, aber nein...er hatte sich durch blindes Vertrauen leiten lassen.
Und als ob das nicht schlimm genug wäre, versuchte Hammond mit diesen elenden Bastarden auch noch Kontakt aufzunehmen!
Jack wusste nicht, warum er ihn vorhin hatte ausrufen lassen und es war ihm auch völlig gleich, aber trotzdem konnte er nicht mehr einfach damit weitermachen, seine Energie an dem hängenden Sandsack zu vergeuden.
Er musste wissen, was als nächstes passieren würde...
Mit einem letzten gekonnten Fausthieb stieß er das unförmige Gerät beiseite und lief zur Tür, wurde aber von Sam aufgehalten, die ihn von dort aus seit geraumer Zeit beobachtete.
„Was gibt’s? Stehen sie schon mitten in den Friedensverhandlungen?...Oder haben die wieder ein Team erledigt?“
Diesmal blieb sie stark.
„Das ist nicht fair...“
„Ich sag ihnen mal, was hier nicht fair ist, Major...die haben uns ohne jeglichen Grund angegriffen!...Es war offensichtlich, dass wir dem Kind nur zu Hilfe geeilt sind, trotzdem haben die uns ohne zu Fragen angegriffen. Sie haben bewusst auf Teal`c eingestochen, als er vor ihnen im Sand lag, weil sie ihn töten wollten, genauso zielsicher, wie sie Daniel die Kehle durchgeschnitten haben. Geht das in ihren Dickschädel rein?...Und sie haben im Moment ganz offensichtlich nichts besseres zu tun, als mit diesen Mistkerlen in Kontakt zu bleiben!...Das waren Daniel und Teal`c, und die haben sie einfach so getötet- beantworten sie mir jetzt bitte die Frage, ob das fair ist oder nicht!“
Zitternd schüttelte die Astrophysikerin den Kopf.
„Das...war es nicht- deshalb wollen sie uns jetzt auch helfen, sie wiederzubeleben...“
„Na sicher...“ mit herumwedelnden Armen ging O`Neill wieder auf den Sandsack zu und schlug ein einziges Mal voller Wucht davor.
„Sir...sie haben einen Sarkophag...“
Bei diesen Worten drehte Jack sich erschrocken zu Sam um und musterte sie sekundenlang so, als habe er nicht verstanden, was sie gesagt hatte.
„Was war das eben?“
„Ja...es ist wahr. Marlin hat in den Bergen einen Sarkophag der Goa`uld entdeckt. Alle Verwundeten unserer Schlacht sind wieder geheilt und Marlins Vater möchte, dass wir Daniel und Teal`c bringen, damit auch sie geheilt werden können...“
„...damit wir in Messers Schneide laufen?“
„Außerdem möchte er sich bei uns entschuldigen.“
Mit einem grunzenden Laut schlug O`Neill ein weiteres Mal auf den Sandsack ein.
„Ihnen ist schon klar, dass das mit Sicherheit eine Falle ist?“
„Ist es nicht- wir haben den Sarkophag mit dem UA-V gesehen. Sir, es besteht noch eine Chance, dass die beiden wieder lebendig werden...“
Für Sekundenbruchteile schien der Colonel über die Nachricht erfreut zu sein, doch sein Gesichtsausdruck verwandelte sich schon bald in eine besorgte Grimasse.
„Daniel wird nicht sehr begeistert sein, wenn wir ihn wieder in das Ding stecken...“
Schluckend nickte sie.
„Doktor Fraiser meint, es könne ihn töten...wir müssen es entscheiden, denn es ist möglich, dass er durch die Sucht noch mehr Qualen durchleiden muss, als er sowieso schon musste. Entweder wir belassen ihn so, wie er ist, oder wir beleben ihn wieder, nur um ihm möglicherweise ein weiteres Mal beim Sterben zuzusehen...“

Hammond schluckte hart, als er von der Kommandozentrale aus beobachtete, wie Fraiser mit ihrem Team Teal`cs und Daniels Leichname in den Stargateraum rollte.
Er hatte wahrlich schon eine ganze Menge Tote gesehen, aber jedes Mal, als sein Bewusstsein sich ausmalte, wer unter den weißen Tüchern steckte, wurde ihm übel.
Aber noch schlechter wurde ihm bei dem Gedanken, was aus Doktor Jackson werden würde, falls es ihnen tatsächlich gelänge, die beiden wieder lebendig zu machen.
Wäre es ein Wiedersehen mit einem baldigen Abschied, oder war Daniel doch der Kämpfer, für den sie ihn alle hielten und widerstand seiner Sucht?
Hammond wusste es nicht und im Moment machte er sich zunächst Gedanken darum, was in einigen Minuten passieren würde.
War es wirklich keine Falle, oder hatten die Tona sie ein weiteres Mal getäuscht?
Manchmal verfluchte er es, die Position eines Generals zu haben, denn so konnte er nicht mit seinen Leuten auf Missionen gehen, konnte nicht mitsehen, was sie sahen, nicht miterleben, was sie erlebten.
Allerdings war das manchmal auch nicht so schlimm.
Hammond würde nie den Ausdruck in Daniels Gesicht sehen wollen, als man seine Frau vor seinen Augen getötet hatte, oder O`Neills Gesicht, als wiederum Daniel und Teal`c tot neben ihm lagen.
Trotzdem platzte er fast vor Neugier.
Auch O`Neill und Carter versammelten sich jetzt zusammen mit SG-8 im Stargateraum, schwer bewaffnet und mit medizinischem Personal als Austausch für die zivilen Archäologen.
Kaum ein Geräusch war zu hören.
Eine gespenstische Stille hatte sich ausgebreitet und schien sie schon alle verschlingen zu wollen, als das Stargate mit einem brummenden Geräusch zum Leben erweckt wurde.
Die äußere Scheibe begann sich langsam zu drehen, die erste Kammer rastete ein.
Als auch die zweite, dritte und vierte ihr Ziel erreicht hatten, nahm Hammond den Lautsprecher zu sich.
„SG-1, SG-8, ich wünsche ihnen viel Erfolg auf ihrer Mission. Wir würden uns alle freuen, wenn sie Teal`c und Doktor Jackson lebend und gesund zurück bringen. Sie können jetzt starten.“
Damit setzte sich die kleine Kolonne mitsamt den zwei Tragen in Bewegung und verschwand schon bald im Ereignishorizont des Stargates.
Hammond seufzte und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht.
„Möge Gott uns beistehen...“

„Wissen sie was Carter?...Im Moment fehlt uns ein Doktor Jackson, der sagt, das wir Unrecht begehen...“
Diesmal war es kein Sarkasmus, der sich in O`Neills Worten widerspiegelte, als er zusammen mit Kovaczek Teal`cs Trage bewegte, es war sein Ernst.
„Wir versuchen ihr Leben zu retten, Colonel...“ kam prompt Carters Antwort von der zweiten Trage, doch die war mehr als contra wegen ihrer Wut auf O`Neill gemeint, als wahr.
„Dann erklären sie mir bitte, warum mein Bewusstsein sich schon die ganze Zeit die Frage stellt, ob das, was wir hier tun, richtig ist...“
„Sir, vor einigen Stunden wollten sie Teal`c und Daniel noch mehr als irgendjemanden sonst zurück, und jetzt?“
O`Neill zögerte, bevor er antwortete.
„Es ist nicht nur das, Carter...wir vertrauen diesen wildfremden Leuten, obwohl sie zwei unserer Leute getötet haben...die wedeln mit Goa`uld- Technik rum und wir parieren- das gefällt mir nicht.“
„Das ist es also- ein Ego- Problem...“
„Ein was?“
Wütend hielt Jack den Trupp an.
„Das war es von Anfang an- sie waren sich ihrer Meinung so sicher, doch plötzlich wurde sie widerlegt- jetzt sind sie sauer.“
Sam und er standen sich genau gegenüber, bereit, sich- wenn nötig- an die Kehle zu springen.
„Die haben zwei meiner besten Leute umgebracht- deshalb bin ich sauer. Und glauben sie bloß nicht, dass ich das hier wegen denen oder etwas anderen mache. Ich will die beiden verdammt noch mal zurück, aber nicht auf diese Weise. Wir sind denen schon einmal auf den Leim gegangen, warum nicht gleich noch einmal?“
Carter schluckte.
„Tut mir Leid, Sir...ich...ich glaube, ich habe überreagiert. Mir geht die ganze Sache auch unter die Haut, aber wir sollten es wenigstens versuchen...“
Einlenkend nickte O`Neill.
„Aber was ist, wenn das Ding Daniel wirklich wieder süchtig macht...ich will ihn nicht noch einmal so erleben...“
„Fraiser sagt, es ist höchstwahrscheinlich...wir müssen ihn sobald er raus ist auf die Erde zurück bringen- sie wird ihn wieder an dieser Liege festschnallen und abwarten...“
„Genau das ist der Punkt...tun wir ihm damit wirklich einen Gefallen?...Ich glaube, Daniel ist der letzte, der so ein Ende verdient hat...“
„Es besteht trotzdem noch eine Chance, das er überlebt. Und so wie ich Daniel kenne, wird er sich die nicht entgehen lassen...“
„Hoffen wir, sie behalten Recht...denn ich ansonsten beende ich das lieber selbst, als ihn noch einmal so leiden sehen zu müssen...“


weiter: Kapitel 3
Kapitel 3 by Jenny
Kapitel 3

Nervös sprang Hammond langsam von einen Fuß auf den anderen, während er vor der Panoramascheibe des Kontrollraumes aus in den Stargateraum blickte.
Die Abreise von SG-1 und SG-8 lag gerade mal zehn Minuten zurück, trotzdem hatte der General es noch nicht zustande gebracht, auch nur einen Zentimeter von seiner Position zu weichen.
Erst eine warme Hand an seiner Schulter holte ihn aus den Tagträumen.
„Sir?“
Es war Fraiser, die nicht minder bedrückt neben ihm stand.
„Doktor...alles in Ordnung?“
Leicht nickend schaute auch sie in den Stargateraum, bevor ihr Blick in Hammonds Augen endete.
„Ich habe den Isolierraum für Daniel vorbereitet...informieren sie mich, sobald sie zurück sind...“
Der General holte tief Luft und senkte dann den Kopf.
„Sagen sie mir, ob wir das richtige tun.“
„Ich weiß es nicht, Sir...“
„Wie stehen seine Chancen, falls er es schafft?“
Fraiser zuckte mit den Schultern und biss sich nervös auf die Lippe.
„Ich habe keine Ahnung, welche Auswirkungen die Sucht dieses Mal hat- beim letzten Mal hatte sein Körper Zeit, sich an den Sarkophag und seine negativen Effekte zu gewöhnen- falls man das überhaupt so ausdrücken kann- jetzt wird er in ohnehin geschwächtem Zustand den extremen Erscheinungen der Sucht gnadenlos ausgesetzt...es ist gut möglich, dass er die nächsten Stunden nach der Benutzung nicht mehr übersteht...“
„Dann erklären sie mir bitte, warum wir das hier dann machen...ich kann mir nicht vorstellen, dass es in Doktor Jacksons Sinn war, mit Hilfe des Sarkophages diese Welt zu verlassen...“
Energisch schüttelte die zierliche Frau den Kopf.
„Sir, ich bin Ärztin und es ginge gegen jeden Eid, den ich jemals geleistet habe, wenn wir diese Chance verstreichen lassen würden...immerhin könnte er es vielleicht doch schaffen- diesmal sind wir einen Schritt weiter in der Forschung und wissen, was auf uns zu kommt.“
Hammond schnaufte verächtlich.
„Wir, wir, wir...immer nur höre ich hier wir. Sollten WIR nicht vielleicht auch daran denken, was wir ihm damit antun? Doktor Jackson wird mit dem ersten und schlimmsten Eindruck zu sich kommen, den er sich vorstellen kann. Und wir können nicht einmal etwas daran ändern. Wahrscheinlich weiß auch er sofort, was auf ihn zu kommt, und das wird ihm wohl kaum Freude bereiten...wir sollten uns langsam fragen, ob wir das wirklich für ihn tun, oder eher für uns...“
„Ich weiß, Sir...aber ich tue das ausschließlich in Daniels Interesse- ich glaube daran, dass er es schaffen kann, wenn er kämpft.“
„Dann sagen sie ihm das bitte, bevor sie ihn wieder an diese Liege festschnallen, wo wir ihm alle beim Sterben zusehen können...

O`Neill schaute zum dritten Mal binnen einer Minute auf die Uhr.
Noch immer war es 10:13 morgens und zwanzig Minuten vergangen, seit sie Daniel in den verfluchten Sarkophag gelegt hatten.
Misstrauisch observierte Jack das Gerät, dass seinen Freund schon einmal um den Verstand gebracht hatte und täglich zig Goa`uld am Leben erhielt.
Verdammt, er fühlte sich, als würde er gerade einen Pakt mit dem Teufel schließen.
So sehr sie diese Systemlords auch hassten, in irgend einer Weise waren sie doch immer von ihnen abhängig.
Das machte O`Neill krank.
Wenn es nach ihm ginge, hätte man von Anfang an eine Bombe auf Chulac werfen müssen, die Apophis den Kopf von den Schultern gerissen hätte, aber damit wären auch tausende unschuldiger Jaffa gestorben...er verbrachte eindeutig zuviel Zeit mit Jackson.
Müde fuhr er sich mit der Hand über das Gesicht, als plötzlich die Pforten des Sarkophages aufsprangen.
Erschrocken fuhr O`Neill auf, bekam sofort Gesellschaft durch Carter und verfolgte die Geschehnisse.
Nach wenigen Sekunden war Daniels Körper wieder vollständig freigegeben.
Mit zitternden Finger traute sich Sam endlich, nach seinem Puls zu tasten und atmete hörbar auf.
„Er lebt wieder Sir, Herzschlag ist stark und regelmäßig.“
Das reichte dem Colonel und er wollte ihn an den Schultern hoch und aus diesem Mistding herausziehen, als Carter ihn zurück hielt.
„Sir?“
„Major?“
„Sir, sollten wir ihn nicht erst einmal hier drin lassen, bis er wieder bei Bewusstsein ist?“
„Wollen sie, dass er sofort mit allem, was geschehen ist, konfrontiert wird?“
Kopfschüttelnd gab sie nach und half ihm anschließend, Daniel in einiger Entfernung auf eine Decke zu legen.
Jack genoss den- möglicherweise letzten- Moment, in dem er seinem besten Freund in lebendem Zustand so nahe war, wenngleich dieser sich von ihnen allen betrogen fühlen würde, sobald er verstand, was geschehen war.
Als Daniel sicher auf seiner Decke lag, wanderte O`Neill zurück und half Kovaczek, auch Teal`c in den Sarkophag zu legen.
Von weitem wurden sie durch die Tona beobachtet, doch Jack hatte sich geweigert, auch nur ein einziges Wort mit ihnen zu wechseln- nicht nach allem, was geschehen war.
Also hatte er es Carter überlassen, mit ihnen zu reden und war stattdessen bei dem Sarkophag geblieben.
Die Pforten des Gerätes schlossen sich wieder und das Bild von Teal`cs toten, geschändeten Körper verschwand.
O`Neill wartete so lange, bis der Sarkophag mit seinem Heilungsprozess begann, ehe er Carter zu sich rief, die noch immer nach Daniel schaute.
„Wie geht es ihm?“
Die Astrophysikerin zog fast lächelnd die Augenbrauen hoch.
„Besser als erwartet. Seine Vitalwerte sind stark, aber er ist noch immer bewusstlos. Wir sollten trotzdem keine Zeit vergeuden und ihn zu Janet bringen...“
Einlenkend nickte Jack und machte sich auf den Weg zu seinem Freund.
Allein er durfte mit ihm reden, falls er erwachte...
Vorsichtig zog er den Archäologen auf beide Beine und schwang ihn sich über die Schulter.
Carter beobachtete ihn aus der Ferne skeptisch, unterhielt sich aber dann weiter mit einem Eingeborenen.
Ohne wirklich auf eine Antwort zu hoffen, stöhnte Jack.
„Alles klar da oben?...dann machen wir uns jetzt mal auf den Weg nach Hause.“
Keine fünf Schritte weiter bekam er seine Antwort in Form eines leichten Seufzers.
„Daniel?“
„Mhm...?“
Prompt hielt O`Neill an und half seinem Freund wieder vorsichtig auf die Beine.
„Das ist ihre Masche, nicht?...Sich einfach durch die Weltgeschichte tragen zu lassen...“
Sein gespielter Humor verschwand bald, als er bemerkte, wie sehr Daniel zu zittern begann.
„Was ist los?“
Kopfschüttelnd blickte dieser sich um.
„Ich...ich weiß nicht...was ist passiert?“
Doch plötzlich endeten seine Augen auf dem Sarkophag und Daniel verlor binnen weniger Sekunden nicht nur jegliche Gesichtsfarbe, sondern auch sein Gleichgewicht und stürzte zu Boden.
O`Neill schnappte ihn im letzten Augenblick und half ihm wieder hoch.
„Was macht das Ding hier?“ fragte Daniel ungewohnt direkt.
„Tja...das ist eine Sache, über die wir beide reden sollten- aber nicht hier, erst zurück auf der Erde...“...wo Fraiser bereits mit ihrem verdammten Isolierzimmer auf ihn wartet.
Sollte er es ihm doch hier erklären?
„Warum?“
Stur blieb er stehen und deutete Jack an, nicht eher weiter zu gehen, bis er eine Antwort erhielt.
„Also schön.“
Langsam begleitete der Colonel seinen Freund zu einem Stein in der Nähe des Stargates, wo sie ungestört reden konnten, während Daniel sich schonte.
„Was ist ihre letzte Erinnerung?“
Besorgt beobachtete Jack, dass sein Zittern keineswegs verschwunden war- gerade im Gegenteil.
Seine Hände bebten so stark, dass er sich damit an seiner Hose festhielt.
Wahrscheinlich in der Hoffnung, es so verbergen zu können.
„Keine Ahnung...ich glaube, wir waren hier um über die Beschaffung von Naquadah aus den Höhlen und Minen in der Nähe zu verhandeln...es kam zum Streit und ich sah, wie die auf Teal`c und Sam losgingen...oh mein Gott, wie geht es den beiden?“
Beruhigend legte O`Neill ihm eine Hand auf die Schulter.
„Es ist alles in bester Ordnung, den beiden geht es gut...Sie sind es, um den wir uns Sorgen machen...“
„Ach ja...?“ das Lächeln auf dem Gesicht des Archäologen war mehr als gespielt.
„Was habe ich denn angestellt?“
„Nichts.“
Bedrückt blickte auch Jack zu dem Sarkophag.
„Sie sind schwer verletzt worden- wir konnten nicht anders, tut mir leid...“
Erst Sekunden später hatte Daniel das gehörte verarbeitet.
„Das heißt, sie haben mich wieder in das Ding gesteckt?...Deshalb fühle ich mich auch so seltsam- es geht wieder alles von vorne los...“
O`Neill nickte.
„Wir hatten nur diese Option- entweder der Sarkophag, oder sie wären gestorben.“
„Macht das einen Unterschied?“
Mit glasigen Augen blickte er seinen Freund verbittert an.
„Tut mir Leid, war nicht so gemeint...sie...können ja nichts dafür...“
Nervös fuhr sich Daniel mit der Hand durch die Haare.
„Sie müssen keine Angst haben, ich bleibe bei ihnen- so lange, bis es überstanden ist, OK?“
„Auf die eine, oder auf die andere Art...aber OK.“
Damit machten beide sich auf den Weg zurück zur Erde.

Der Außenring des Stargates begann sich langsam in Bewegung zu setzen, der Alarm sprang an und Janets Gewissen meldete sich erneut.
Zusammen mit ihren Medics stand sie vor der Rampe des Stargateraumes, eigentlich schon seit mehr als einer Viertelstunde und wartete auf SG-1...lebend.
Ihr Geist malte sich bereits das Bild der vier Menschen aus, gesund, ohne jegliche Probleme, aber leider würde das Schlimmste noch vor ihnen liegen.
Genauer gesagt vor Daniel.
Seit Stunden grübelte sie mittlerweile über die Richtigkeit ihrer Entscheidung und war noch immer zu keinem vernünftigem Entschluss gekommen.
Hätten sie nichts unternommen, wären sie mit Sicherheit den Rest ihres Lebens mit Vorwürfen geplagt gewesen, doch jetzt, wo sie den entscheidenden Schritt getan hatten?
Was würde auf sie zu kommen?
Die letzte Klammer des Stargates war eingerastet, als sie sich die wichtigste Frage stellte.
Sind wir einen Schritt zu weit gegangen?

Mit der Hand noch immer auf der Schulter seines Freundes marschierte O`Neill durch das Stargate und wurde von einem Trupp Ärzten, Soldaten und General Hammond begrüßt.
Jeder versuchte etwas Freude zu zeigen, allerdings gelang es niemanden.
„Noch ist er nicht tot...“ wäre Jack beinahe über die Lippen gekommen, als sie Hammond erreichten.
Der stämmige Vorgesetzte versuchte erleichtert zu wirken und gab dem zitternden Archäologen die Hand.
„Sie glauben gar nicht, wie froh wir sind, sie wieder gesund zu sehen, Doktor...“
Daniel ersparte sich einen Kommentar um Hammond nicht allzu deutlich zu zeigen, dass er bereits wusste, was los war.
Stattdessen nickte er nur und bewegte sich zu Fraiser.
Wie versprochen wich Jack keine Sekunde von seiner Seite, sondern stützte ihn am Arm.
Geduldig ließ Daniel sich von der Ärztin kurz durchchecken, ignorierte all die Blicke, die von den Leuten im Stargateraum auf ihn geworfen wurden.
„Alles klar, Doktor Jackson...“ sprach Janet etwas gekünstelt.
„Legen sie sich auf die Trage und wir bringen sie auf die Krankenstation.“
Zum ersten Mal seit seiner Ankunft schein er wirklich wach zu sein.
„Ich möchte lieber laufen.“
Verwirrt sah die Ärztin zu Jack, der seinen Freund ein wenig fester am Arm packte.
„Daniel, sie können ja kaum gehen...lassen sie sich doch mit der Liege dorthin bringen...“
Widerwillig schüttelte der Archäologe den Kopf und wäre fast zu Boden gestürzt.
„Ich glaube, ich werde noch genug Zeit auf irgendwelchen Liegen verbringen, danke- ich verzichte.“
Niemand traute es sich, ihm zu antworten und so half Jack seinem Freund zu Fuß in die Krankenstation.

Ein zweites Mal öffneten sich die Pforten des Sarkophages und gaben diesmal den Blick auf Teal`c frei, der- im Gegensatz zu Daniel- bereits komplett wach war.
Sofort war Sam an seiner Seite und half dem Jaffa vorsichtig in eine aufrechte Sitzposition.
„Major Carter?“
Lächelnd nickte die Astrophysikerin.
„Ja Teal`c, ich bin es- du bist wieder unter den Lebenden!“

Daniel fand sich im Gegensatz zu dem Jaffa auf einer unbequemen Liege wieder, während Janet ein weiteres Mal ihre Testresultate durchging.
Auch Jack war in dem Raum und beobachtete die Vorgänge um ihn herum akribisch.
Zwei Wachen waren vor der Tür postiert worden, eine im Inneren.
Vier Videokameras zeichneten jede von Daniels Bewegungen auf, eine Panoramascheibe ließ Blicke von außen zu.
Diese Szenerie erinnerte ihn mehr an einen Zoo, als an einen Ort, an dem man seinem Freund helfen wollte.
Daniel ließ stoisch alles über sich ergehen, bat Janet nur, doch bitte wenigstens den Schwangerschaftstest weg zu lassen- zumindest ein kleines Zeichen, dass sein Bewusstsein noch da war, wo es hingehörte.
Ein drittes Mal nahm die Ärztin ihm eine Blutprobe und ließ sie von einer Krankenschwester in das Labor bringen.
Auch ihr war bei dieser Arbeit nicht sonderlich wohl, aber sie hatten den ersten Schritt getan, jetzt gab es kein Zurück mehr.
Routiniert legte sie Daniel ein verkabeltes Lederband um den Bauch, als dieser vor Kälte leicht auffuhr.
„Tut mir Leid...“ entschuldigte sie sich hastig, „ Wir müssen alle Funktionen von jedem, ihrer inneren Organe überprüfen...“
Der Archäologe nickte nur und sah dann wieder an die Decke, während sich bereits eine Krankenschwester daran machte, seine Beine an der Liege festzuschnallen.
„Muss das denn jetzt sein?!“ fuhr O`Neill die zierliche Frau lautstark an.
Irritiert blickte diese zu Fraiser, erntete aber ein Schulternzucken.
„Lassen sie sie ihre Arbeit tun, Jack.“
Daniel hatte ihn dabei nicht mal angesehen, sondern die Augen geschlossen.
„Ist das ihr Ernst?“
„Mhm.“
Skeptisch verfolgte er, wie die Frau nach und nach jeden Teil seines Körpers mit der Liege verband und auch vor Hals oder Oberkörper nicht zurückschreckte.
Ein leises Knarren der Eingangstür ließ den Colonel hoch schrecken und er erkannte Sam, zusammen mit Teal`c.
Mit einem gespielten Lächeln lief er auf die beiden zu.
„T....gut, dich wieder zu sehen- wie geht es dir?“
Er sprach so leise, dass es die Krankenschwester und Ärztin nicht störte.
„Sehr gut, O`Neill.“
Jack nickte und machte der Astrophysikerin und dem Jaffa Platz, um nach Daniel zu sehen.
Als Carter dachte, er sei bewusstlos, setzte sie sich zu Janet auf die Liege.
„Wie geht es ihm?“
Besorgt zog die Ärztin die Augenbrauen hoch.
„Im Moment gut...aber er zittert stark. Das liegt wahrscheinlich daran, dass sein Gehirn sich wieder auf die Dopamin und Endorphin- Ausschüttung aufgrund des Sarkophages vorbereitet. Ich werde ihm gleich ein Beruhigungsmittel geben müssen...“
Solidarisch griff Sam nach seiner Hand, die bereits mit einem dicken Lederriemen an die Liege gebunden war.
Tatsächlich erwiderte Daniel die Bewegung und öffnete die Augen.
Nachdem er irritiert durch den Raum geschaut hatte, endeten sein Blick schließlich auf dem Jaffa, der am Fuß der Liege stand.
„Teal`c...wie geht es dir?“
Sogar er versuchte sich in einem aufmunterndem Lächeln.
„Sehr gut, Daniel Jackson...ich hoffe, es geht dir bald besser.“
„Klar...“
Dieses eine Wort vereinte alle Gefühle der Angst in diesem Raum, denn Daniel sprach es so kalt aus, als ob es ihm egal sei, ob er sterben würde oder nicht, vielmehr schien er lieber sterben zu wollen...
Reaktionslos fuhr Janet damit fort, ihn an verschiedene Infusionen zu legen und das EKG- Gerät bereit zu machen.
Jack, Sam und Teal`c standen derweil um ihr Teammitglied herum und niemand traute sich, auch nur ein weiteres Wort der Aufmunterung auszusprechen.
Selbst Hammond, der kurze Zeit später hinter der Panoramascheibe erschien, wagte es nicht, zu sprechen.
Stur hatte Daniel die Augen erneut geschlossen und wartete darauf, dass jeder ihn allein ließ.
Als dies nicht der Fall war öffnete er sie wieder und blickte nur in eine einzige Richtung...
„Kann ich kurz mit Jack sprechen?...Allein?“
„Natürlich.“ sofort erhob sich die Ärztin und ließ den Archäologen mit seinem Freund allein, gefolgt von Sam und Teal`c.
Einzig die Wache im Inneren des Raumes blieb stehen.
„Was ist los?“
O`Neill hatte sich einen Stuhl geschnappt, der in der Nähe der Liege stand und setzte sich.
„Ihnen ist klar, wie das hier ausgehen wird?“
Nickend senkte der Colonel den Kopf.
„Ich denke schon.“
Daniel schluckte, bevor er weiter sprach.
„Könnten sie mir dann einen Gefallen tun?“
„Kommt drauf an.“ antwortete O`Neill, wohlweislich, was als nächstes kam.
„Wenn es zu schlimm wird...dann...setzen sie dem ein Ende.“
Jack nickte erneut, versuchte sich dann in einer Aufmunterung.
„...Daniel, sie werden das durchstehen...“
„Was ist, wenn nicht?...Gott, ich hätte sie beim letzten Mal beinahe erschossen.“
Er machte eine lange Pause, schluckte und sprach dann weiter.
„Es ist, als sei ein Monster in mir, dass mir befiehlt, zurück zu dem Sarkophag zu gehen, ganz gleich, was es kostet...es ist, wie ein Goa`uld...nein, eigentlich ist es schlimmer...ich will das nicht noch einmal durchleben müssen.“
„Daniel....“
Die Stimme des Colonels war ungewohnt energisch.
„Sie werden das durchstehen, glauben sie mir...die sind hier auf alles vorbereitet und wissen, wie sie ihnen helfen können.“
Eine Träne lief von Daniels Wange doch er versuchte sie zu verstecken, indem er das Gesicht so weit wie möglich zur Seite nahm.
„Ich schäme mich schon jetzt für das, was ich in der Zukunft tun werde...ich würde lieber sterben, als das noch mal zu erleben...“
Wieder senkte Jack den Kopf, ahnungslos, was er noch sagen sollte.
Auf einmal hatte er eine Idee.
„Ich will aber nicht sterben- und ihre Leute sicherlich auch nicht...schade das sie es damit so eilig haben...könnte mich dran erinnern, dass sie das mal zu mir gesagt haben...“
Das weckte Daniels Aufmerksamkeit und er blickte seinen Freund interessiert an.
Jack wusste, er musste weiter sprechen.
„Ich weiß, normalerweise gehört das nicht in meine Lieblingsspruchsammlung, aber ich will sie nicht verlieren, und vor allem nicht so....als wir Ra in die Luft gejagt haben und dann erfuhren, dass es noch mehr Systemlords gab, haben wir uns geschworen, nicht eher zu ruhen, bis sie alle ausgelöscht sind. Wir wollten alle Menschen von der Sklaverei befreien.“
„Ziemlich naiv, oder?“
Daniels Widerspruch brachte nichts, O`Neill sprach weiter.
„Wir beide haben noch so viel vor uns, bevor wir unser Ziel erreichen, aber irgendwann werden wir es, glauben sie mir. Dann gibt es weder irgendwelche schleimigen Goa`uld, noch Replikatoren...und ich werde bei Gott nicht zulassen, dass so ein verdammter Kasten sie in den Wahnsinn treibt!“
Ohne zu antworten schloss Daniel die Augen und wartete, bis Jack den Raum verlassen hatte.
Er war sein Freund, sein bisher bester Freund.
Niemand, der ihn wegen seines Intellekts bewunderte, sondern wegen seiner Menschlichkeit.
Er würde lieber sterben, als diesen Mann zu enttäuschen, aber wahrscheinlich würde er schon bald einer weitaus größeren Herausforderung gegenüber stehen...


weiter: Kapitel 4
Kapitel 4 by Jenny
Kapitel 4

Betrübt lief Jack zurück auf den Korridor, wo Sam, Teal`c, Fraiser und auch Hammond standen.
Alle musterten ihn interessiert, wagten sich aber nicht, nach den Grund ihrer Unterhaltung zu fragen.
Nachdem niemand sich traute zu sprechen, wandte O`Neill sich der Ärztin zu.
„Wie sieht es im Moment aus?“
Janet zuckte mit den Schultern.
„Seine Dopaminwerte steigen, genauso wie der Adrenalin- und Testosteronspiegel...das waren die ersten Anzeichen. Ich denke in einigen Stunden folgen Erhöhung von Puls und Blutdruck und danach wird es immer schlimmer...Leber- und Nierenversagen, bis hin zu Lungenversagen und Herzstillstand im schlimmsten Fall. Ich hoffe, diesmal können wir den Entzugserscheinungen besser gegensteuern...“
„Können wir ihn nicht einfach wieder in das Ding stecken und langsam abgewöhnen?“
Diesmal war es Sam, die den Kopf schüttelte.
„Sir, sobald er wieder in den Sarkophag kommt, gewöhnt sich sein Körper daran, nicht mehr richtig arbeiten zu müssen, sondern immer wieder geheilt zu werden. Und die Intensität wird nicht abnehmen, genau im Gegenteil- je öfter er dessen ausgesetzt wird, desto schlimmer wird es...sobald eine gewisse Grenze überschritten wird, ist der Benutzer ohne den Sarkophag nicht mehr lebensfähig. Hoffen wir nur, dass es bei Daniel noch nicht so weit ist...“

Es war bereits spät in der Nacht, als O`Neill noch immer in Janets Observationszimmer saß und stur auf den Monitor blickte.
Die Ärztin hatte Daniel für die nächsten Stunden ruhig gestellt, damit er sich nicht zu sehr aufregen konnte, aber Jack wusste zu genau, was momentan in seinem Kopf vor ging, und das gefiel ihm überhaupt nicht.
Der Archäologe hatte ihm keinen Vorwurf gemacht, dass sie ihn wieder in den Sarkophag gesteckt hatten und vermutlich lag es daran, dass er sich dafür verantwortlich fühlte, was geschehen war.
Trotz der langen Zeit hatte Daniel es nicht wieder fertig gebracht, zurück nach P3R633 zu gehen, ihrer neuen Naquadah- Quelle.
Shyla fragte jedes Mal nach ihm, doch Daniel ließ sich immer wieder neue Ausreden einfallen.
Er hatte damals komplett falsch gehandelt, als er sich von dieser Prinzessin verführen ließ und Jack nahm ihm seine Schuldgefühle nicht einmal übel, aber jetzt war es etwas anderes.
Ohne das es ihm jemand gesagt hatte schien Daniel zu wissen, was wirklich passiert war und ihm war auch klar, was in den nächsten Stunden passieren würde.
O`Neill würde wahrscheinlich genauso reagieren, aber sie hatten soviel riskiert, um Teal`c und ihn zu retten, da konnte er jetzt nicht einfach wieder vor ihren Augen sterben.
Allerdings machte Daniel es sich da leichter.
Oder er wollte es ihn glauben lassen...
Leise hörte Jack, wie eine Tür geschlossen wurde, wandte sich auf dem Drehstuhl der entsprechenden Richtung zu und sah sich Janet gegenüber, die ihn besorgt anblickte.
„Er schläft jetzt- das sollten sie auch tun.“
„Sparen sie sich die Diskussion- ist eh immer dasselbe.“
„Das denke ich nicht. Daniel braucht sie später noch genug, keine Angst. In einigen Stunden werden die ersten ernsteren Symptome auftreten, vergleichbar mit der Zeit, nachdem er damals im Büro des Generals zusammengebrochen ist. Dann braucht er sie mehr als jetzt.“
Die Augen der Ärztin blieben stumm auf ihn fixiert, als Jack wieder durch die Scheibe blickte.
„Colonel, seien sie vernünftig- wenigstens für ihn.“
„Ist ja schon gut...“
Mit einem letzten Blick auf seinen schlafenden Freund stand O`Neill auf und machte sich auf den Weg zu den Quartieren.
Aber er wusste zu genau, wie viel Schlaf er abbekommen würde...

„Kree, Tauri!“
Die Stimmen der Jaffa wurden immer lauter, als sie sich der Kammer näherten.
Sie kamen.
Sie würden ihn töten.
Daniel begann zu zittern, als Hände ihn sanft am Rücken berührten.
„Ganz ruhig, es wird alles wieder gut...“
Sarah?
Erschrocken drehte er sich zu ihr um, erkannte aber nichts in der Dunkelheit bis auf zwei leuchtende Augen.
„Denn von nun an wirst du mein neuer Primus sein!“
Schreien fuhr er auf, rannte zur Tür des Kerkers und versuchte sie ergebnislos zu öffnen.
Sarah folgte ihm mit schnellem Schritt, packte ihn am Hals und drückte ihn gegen die Wand.
Daniel strampelte mit den Beinen, versuchte sie zu treten, doch der Goa`uld in Sarah verlieh ihr solch eine Kraft, dass sie ihn mühelos vom Boden heben konnte.
„Warum bist du so ängstlich wie ein kleines Kind? Dein Schicksal wird dir die Augen öffnen für das vorteilhafte Leben als mein Primus. Du wirst in den Genuss von Dingen kommen, die dir als Mensch nie in den Sinn gekommen wären...“
„Sarah...kämpf dagegen an...“ flehte er mit letzter Kraft, doch die eiserne Hand um seinen Hals drohte, ihn zu ersticken.
Plötzlich wurde die schwere Steintür zu seinem Verließ geöffnet und Wachen traten in den Raum.
Sofort ließ Sarah von ihm ab und beobachtete den kommenden Gast.
Daniel stürzte zu Boden, versuchte sich aber zum Ausgang zuzudrehen.
„Wie ich sehe amüsierst du dich, Osiris...“
Oh Gott, diese Stimme kam ihm allzu bekannt vor.
Als es sein Körper wieder zuließ, stieg er langsam auf und sah sich Apophis gegenüber, der ihn lächelnd beobachtete.
„Ich wusste, wir sehen uns irgendwann wieder, Tauri- ich hätte aber niemals gedacht, dass unser Wiedersehen so genüsslich verläuft...“
Halb bewusstlos blickte er dem Goa`uld in die Augen und erkannte noch immer die selbe Kälte wie damals auf Chulak, als sie sich das erste Mal begegnet waren.
Er wollte antworten, doch kein Ton verließ seinen Mund.
„Bringt ihn in mein Quartier- es wird Zeit, dass wir das Wissen über Tauri aus dir herausholen!“
Daniel weigerte sich nicht einmal mehr, als Wachen ihm schwere Ketten um die Handgelenke und den Hals banden und ihn hinter sich her zerrten.
Korridor um Korridor.
Gerade als er ohnmächtig zusammen brechen wollte, ließ ihn das Geräusch einer P90 wieder wach werden.
Der Jaffa neben ihm sank sterbend zu Boden, genauso wie ein zweiter vor ihm wenig später.
Schützend warf er sich zu Boden und wartete ab, bis die Schießerei ein Ende hatte.
Mit letzter Kraft blickte er sich zur Quelle der Attacke um und erkannte überglücklich Sam, Teal`c und Jack, alle drei bis an die Zähne bewaffnet.
Als sie keinen Feind mehr ausmachen konnten, kamen sie näher, um nach ihm zu sehen.
Carter legte ihre kalte Hand an seinen Hals.
„Sir, er lebt noch...“
Daniel nickte und wollte vorsichtig aufstehen, als er einen erschreckenden Kommentar von Jack hörte.
„Dann sollten wir ihn lieber gleich töten, bevor er noch jemanden erzählen kann, dass wir im Auftrag von Yu hier sind...“
Die Stimme klang so...wie von einem Goa`uld!
Geschockt wollte Daniel fliehen, doch in dem Moment, in dem er an Sam vorbei rennen wollte, traf ihn ihr Armeemesser in die Brust.
Erstickend sank er wieder zu Boden, blickte schockiert er auf das Messer, an dessen Schneide jetzt Blut herunter floss, dann zu seinen Freunden, deren Augen glühten.
Selbst Teal`c schien von einem Goa`uld infiziert, denn er richtete plötzlich seine Waffe auf Daniels Kopf.
„Sollten wir nicht lieber ganz sicher gehen?“
Sam schüttelte den Kopf.
„Yu hat gesagt wir sollen ihn langsam töten...außerdem müssen wir Munition für Apophis sparen. Sobald wir ihn erledigt haben fliegen wir mit diesem Schiff zur Erde und beginnen den Angriff.“
Mit letzter Kraft stürzte Daniel auf die Seite als Blut seinen Hals hinauf stieg und schließlich seinen Weg nach draußen suchte.
Kein Sauerstoff konnte mehr in seine Lunge kommen, denn dort war bereits viel zu viel Blut.
Ein letztes Mal versuchte er unter den lächelnden Blicken seiner ehemaligen Freunde einzuatmen, als plötzlich sein Herz aufhörte zu schlagen.

Es war das hektische Piepen der Monitore, dass Jack aus dem unbequemen Schlaf riss.
Janet hatte nicht gesagt, wo er schlafen sollte, nur das er schlafen sollte, also war O`Neill wenig später zum Observationsraum zurückgekehrt und sich dort niedergelassen.
Zwei Stühle dienten ihm als sporadisches Bett und er konnte seelenruhig ins Land der Träume versinken- bis jetzt.
Langsam stieg er wieder auf und erkannte plötzlich die Flatline an dem EKG- Monitor neben seinem Freund.
Sofort sprang er auf und rannte zur Scheibe, wo er bereits Fraiser erkannte, die hektisch damit beschäftigt war, Daniel wiederzubeleben.
„Ich bekomme keinen Puls, brauche weitere 3 Milligramm Epi, schnell, sonst verlieren wir ihn!“
Geschockt von den Ereignissen vor seinen Augen wagte O`Neill es nicht, wegzugehen, geschweige denn die Ärztin zu fragen, was passiert sei.
Sein einziger Gedanke galt jetzt Daniel.
`Halt durch, verdammt! Ich will das nicht umsonst gemacht haben, halt durch! Ich schwöre, ich werde mich nie wieder mit dir wegen irgendwelchen Artefakte streiten, Gott, ich schwöre es!´
Sekunden später trafen auch Sam und General Hammond ein, beide sichtlich außer Atem.
„Was zur Hölle ist passiert, Colonel?“
O`Neill schüttelte den Kopf.
„Ich habe keine Ahnung, als ich wach geworden bin, war er schon so.“
Erst das plötzlich wiederkehrende Piepen der EKG- Maschine ließ sie verstummen.
„Wir haben ihn wieder...“ verkündete Fraiser und starrte zu der Scheibe zum Observationsraum.
„Puls steigt, aber wir sollten ihn trotzdem an die HLM legen, bevor das noch mal vorkommt...“
Kein bisschen entspannter beobachtete Jack, wie ein weiterer Arzt Daniel einen Tubus einführte, während Fraiser sich auf den Weg zu ihnen machte.
Sie war ganz offensichtlich erschöpft und zog sich erst beim Betreten des kleinen Raumes die Gummihandschuhe aus.
„Was war los, Doktor?“ fragte Hammond glücklicherweise, denn O`Neill hätte keinen Ton heraus bekommen.
„Keine Ahnung, Sir...er ist plötzlich asystolisch geworden, die Herzfrequenz sank binnen Sekunden rapide und er hat aufgehört zu atmen. Wir werden gleich weitere Untersuchungen machen, aber zuerst müssen wir ihn künstlich beatmen. Wahrscheinlich die Nachwirkungen des Sarkophages. Hoffen wir, dass sein Entzug bald beendet ist.“

O`Neill hatte zugestimmt, zusammen mit Teal`c in den Fitnessraum zu gehen, während die Ärzte sich um Daniel kümmern.
Aber nur unter der Voraussetzung, ER war derjenige, der sofort über seinen Zustand unterrichtet wurde.
Mittlerweile war eine ganze Stunde vergangen, nachdem Daniel instabil geworden war und O`Neill mit Teal`c boxte.
Der zwölfte Schlag traf ihn ins Gesicht und Jack ließ sich entkräftet auf die Matte fallen.
Unaufmerksamkeit konnte zuweilen ziemlich schmerzhaft sein...
„Geht es dir gut, O`Neill?“ erkundigte sich der Jaffa gewohnt besorgt.
„Alles in Ordnung, T. Hilfst du mir auf?“
Teal`cs starke Arme packte ihn und Jack stand sofort wieder auf beiden Beinen, wenn auch etwas wackelig.
„Du kannst dir nicht verzeihen für das, was mit Danieljackson passiert ist?“
Die Frage des Jaffa war wie immer direkt.
„Nein.“
Als er spürte, dass Teal`c mit ihm reden wollte, setzte er sich auf die nahestehende Bank.
„Ich ebenso.“
Überrascht zog der Colonel beide Augenbrauen hoch.
„T...Teal`c…wieso?...du warst bereits...tot, als es passiert ist!“
„Ich habe die letzten siebzig Jahre Zeit gehabt, mich im Kämpfen zu üben und plötzlich habe ich versagt, O`Neill. Kannst du das verstehen?“
Jack nickte und starrte auf den Boden.
„Die Geschichte, die du damals mit mir auf P7J 989 erlebt hast, war ganz ähnlich. Wir waren ein Team von Spezialisten, die besten auf ihrem Gebiet und so von uns selbst überzeugt, dass wir den Sinn für die Gefahr verloren. Das hat bei dieser Mission viele Leben gekostet, unter anderem das eines sehr guten Freundes von mir. Ich werde niemals vergessen, wie ich zum Haus seiner Frau lief und um Verzeihung bitten wollte- ich habe es niemals geschafft.“
„Vielleicht war es unmöglich, diese Gefahr zu erkennen, O`Neill.“
Teal`cs Stimme klang wieder ruhiger.
„Nein...ich denke, wir hätten damit rechnen müssen, dass Scharfschützen hinter dem Schornstein positioniert waren. Ich wünschte, damals hätte es schon Tok`Ra- Larven oder Sarkophage gegeben, mit denen ich meinem Freund hätte wiederbeleben können...“
„Dir ist wohl nicht klar, was dies für eine Bedeutung hat, O`Neill. Zu wissen, dass man ein zukünftiges Kind der Götter in sich trägt, es nährt, obwohl man es aus innerstem Herzen hasst. Trotzdem bin ich davon abhängig und manchmal, wenn ich durch die Goa`uld in Not gerate, höre ich meine Larve sogar über mich lachen...“
Jack nickte stumm, als das Telefon klingelte.
„O`Neill?“
„Hier ist Doktor Fraiser- kommen sie bitte sofort auf die Krankenstation- bringen sie Teal`c am besten gleich mit!“

Wie auch beim letzten Mal benutze Jack auch dieses Mal nicht den Fahrstuhl, sondern die Treppe, um schneller voran zu kommen.
Wieder war er außer Atem, als er die Krankenstation nach einigen Minuten erreichte, Teal`c nur wenige Meter hinter ihm.
Fraiser stand bereits mit Sam in der Tür und beobachtete ihr Eintreffen.
„Doc, was ist los?“ fragte O`Neill nach einem flüchtigen Gruß.
„Das sollten sie sich selbst ansehen, Colonel- so etwas habe ich niemals für möglich gehalten...“
Skeptisch folgte er ihr auf die Intensivstation und war nicht wenig überrascht, als er plötzlich Daniel gegenüber stand, der nervös mit der Infusion in seinem Arm spielte.
„Jack...“ sprach dieser erfreut und längst nicht mehr so abwertend wie vorher.
„Es...es geht ihnen besser?“
Fraiser ließ sie allein, blieb aber vorsichtshalber im Türrahmen stehen.
„Ja...ganz offensichtlich. Janet wartet noch auf einige Laborresultate, dann kann ich gehen.“
Interessiert nickte O`Neill und setzte sich auf einen Stuhl neben der Liege, auf der sein Freund saß.
„Verstehen sie das nicht falsch, aber...wie konnten sie sich so schnell erholen?“
Daniel zog die Augenbrauen hoch und schüttelte anschließend den Kopf.
„Ich weiß es selbst nicht- als ich zu mir gekommen bin, ging es mir blendend. Janet hat einige Blutproben genommen, vielleicht bringt uns das weiter.“
„Und sie haben auch nicht mehr vor nach P3R633 zu gehen? Oder mich zu erschießen?“
Der Archäologe lächelte leicht, legte sich dann aber wieder hin.
„Nein, glauben sie mir. Es tut mir so Leid, was ich zu ihnen gesagt habe, bitte verzeihen sie mir...“
„Natürlich.“
Erleichtert stand O`Neill auf als er bemerkte, wie seinem Freund müde die Augen zu fielen und er schon bald eingeschlafen war.
Stattdessen machte er sich auf den Weg zu Fraiser, die noch immer im Türrahmen auf ihn wartete, zusammen mit Sam.
„Wie ist das möglich?“ fragte er sie leise, erheilt aber ein Kopfschütteln.
„Ich kann es ihnen nicht erklären, Colonel. Vor einer Stunde wollte ich ihn schon an eine Beatmungsmaschine anschließen und plötzlich wacht er auf und sagt mir, dass es ihm gut geht. Ich habe absolut keine Ahnung, was hier vor sich geht.“
„Was ist mit diesem ganzen Endorphin- Adrenalin- Zeug?“
Die Ärztin zog die Augenbrauen hoch.
„Das versuchen wir gerade durch die Bluttests herauszufinden, Colonel.“
„Haben sie schon versucht, mit ihrem Vater Kontakt aufzunehmen?“ wandte Jack sich an Sam.
„Ja, aber er ist gerade auf eine Mission und wird erst in einigen Wochen zurück erwartet. Sie wollten uns stattdessen Freya schicken, aber ich habe dankend abgelehnt.“
Den sarkastischen Unterton in ihrer Stimme konnte sie nicht verbergen.
„Gut gemacht, Carter. Ich nehme an, wir können Daniel dann wieder mit auf Mission nehmen?“
Fraiser nickte zögerlich.
„Sobald die Laborwerte da sind und ich sicher sagen kann, dass sein Zustand stabil ist und alle inneren Organe wieder genauso arbeiten, wie sie sollen- aber dem steht im Moment nichts entgegen.“
Sam räusperte sich.
„Aber warum haben die Tok`Ra dann gesagt, sie hätten noch nie von solch einer Erscheinung gehört? Ich habe ihnen gesagt, Daniel sei fast tot gewesen nach der Benutzung des Sarkophages und war plötzlich wieder gesund und die einzig logische Erklärung die sie hatten war, dass in dem Sarkophag wohl eine Goa`uldlarve gewesen sein muss die jetzt in Daniel eingedrungen ist, aber wir haben ihn bereits durchgecheckt.“
Jack zog eine Grimasse.
„Carter, nur weil die allerschlausten Tok`Ra mal nicht weiter wissen, heißt das nicht, dass es nicht möglich ist- sie sehen doch, Daniel ist der lebende Beweis!“
Sie wirkte noch immer unruhig.
„Ich freue mich ja auch für ihn, Sir und ich bin glücklich, ihn zurück zu haben, aber ehrlich gesagt traue ich dem Frieden nicht so ganz- irgendetwas stimmt da nicht...“

Die nächste halbe Stunde verbrachte O’Neill wieder bei Daniel.
Er war froh, dass es seinem Freund besser ging, wenngleich er Carters Einwände nicht ganz wegschweigen konnte.
Jedoch war es an der Zeit, mal wieder etwas positiver zu denken.
Vielleicht war Daniel ja doch stärker, als sie alle dachten oder vielleicht hatte er einfach Glück.
Fest stand, das der Sarkophag offensichtlich nicht die Herrschaft über seinen Geist übernommen hatte, wie das letzte mal- und damit wollte Jack sich nun endlich zufrieden geben.
Alles andere würde sich dann schon von selbst erledigen...
Momentan bestand sein größtes Problem darin, ein geeignetes Geburtstagsgeschenk für Daniel auszusuchen.
Noch immer schwankte er zwischen der Idee eines blauen Pyjamas mit kleinen gelben Pyramiden oder einem Judo- Kurs.
Es schien, als seien alle Probleme der letzten Tage gelöst, ja sogar die Goa`uld hatten es im Moment nicht unbedingt auf die Menschen abgesehen.
Stattdessen waren sie einmal mehr damit beschäftigt, gegen sich selbst zu kämpfen.
Zufrieden lehnte Jack sich auf seinem angestammten Krankenstationsstuhl bequem zurück und schaute Daniel beim Essen zu.
Erstaunlicherweise hatte dieser sich nicht nur fast vollkommen erholt, er schien sogar noch gesünder geworden zu sein.
Fraiser hatte selbst gesagt, sie habe noch nie so gute Vitalwerte von ihm bekommen.
Alles schien also in bester Ordnung.
„Hey Dannyboy...was machen eigentlich immer ihre Goldfische, während sie krank sind?“
Der Archäologe unterbrach seine Mahlzeit und verstummte.
„Gute Frage...eigentlich füttert mein Nachbar sie immer, aber er wusste ja nicht, dass ich krank bin...eigentlich denkt er wahrscheinlich noch immer, ich sei tot- vermutlich haben sie seit einer Woche kein Futter mehr bekommen...“
„Oh...“
Lächelnd aß er weiter.
„Nun ja, kann ja mal vorkommen- ich sollte mir vielleicht doch lieber eine Goa`uldlarve anschaffen...“
Etwas überrascht zog Jack die Augenbrauen hoch.
„Eine Goa`uldlarve?“
„Ja...warum nicht? Sie könnte bestimmt gut in meinem Aquarium überleben, und dabei braucht sie nicht einmal Futter, nur etwas Strom...“
„...Tatsächlich?“
Seltsam lächelnd wollte sich Daniel wieder dem Essen zuwenden, als er plötzlich erneut inne hielt.
„Was ist los?“ kam ihm O`Neill zuvor.
„Ich hab nur vergessen, meine Tabletten zu nehmen- außerdem muss ich mal für...sie wissen schon...“
„Ah...“
Langsam half Jack ihm auf und stützte ihn bis zur Tür.
„Ich bin gleich zurück, versprochen...“
„Alles in Ordnung- und sie schaffen es auch allein bis zu den Toiletten?“
„Natürlich...“ grinsend machte der Archäologe sich auf den Weg, während Jack wieder auf seinem Stuhl platz nahm.
Er konnte sich nichts besseres vorstellen als zu sehen, wie sein Freund nach und nach wieder gesund wurde, nach allem, was sie riskiert hatten.
Niemand auf der ganzen Welt konnte jemals annähernd nachvollziehen, was sie bereits durchgemacht hatten, welche Krisen sie gemeistert und welchen Goa`uld am meisten geärgert hatten.
Zwei Brüder hätten keine innigere Beziehung zueinander haben können.
Jack und Daniel waren wie zwei Puzzleteile- grundlegend verschieden, trotzdem gehörten sie zusammen.
Gemeinsam mit Sam und Teal`c bildeten sie eine Einheit, mit der sie mühelos die Goa`uld ausradieren konnten- leider hatte sich die passende Möglichkeit noch nicht ergeben- noch nicht.

Es waren nur wenige Sekunden vergangen, als plötzlich die Tür der Krankenstation aufgestoßen wurde, und O’Neill einer aufgeregten Fraiser gegenüber stand.
„Colonel!“ rief sie ihn, „Wo ist er?!“
Ihre Stimme war eine Mischung aus Aufregung und purem Entsetzen und O’Neill schloss daraus, dass sie nicht gerade gute Nachrichten zu verkünden hatte.
„Was ist los?“ fragte er und sprang von seinem Stuhl auf.
„Die Werte sind noch genauso hoch, er hat das alles nur vorgespielt! Sir, er ist eine Gefahr für den gesamten Stützpunkt!“
Ein lauter Schuss war plötzlich aus dem Korridor zu hören und ließ O`Neill auffahren.
Tausend Gedanken reisten durch seinen Kopf: War es Daniel? Oder jemand, der auf Daniel schoss?
Instinktiv griff er nach seiner Waffe, als es ihm blitzartig wilde Schauer über den Rücken jagte.
Sie war nicht mehr da!

Daniel musste sie sich geschnappt haben, als O’Neill für einige Minuten eingeschlafen war.
Verdammt!
Die Sekunden, die er zur Tür brauchte glichen einer Ewigkeit, als Jack endlich auf den Korridor stürmte, gefolgt von Fraiser und verzweifelt nach seinem Freund suchte.
„Daniel!“ rief er, doch niemand antwortete.
In Windeseile folgte er dem abbiegenden Gang und traf auf einen Soldaten, der verletzt am Boden lag.
Vorsichtig bückte Janet sich zu hinunter und prüfte, ob er noch lebte.
Blut drang aus der Schulter des zitterndes Mannes, doch die Wunde schien nicht lebensbedrohlich zu sein.
„Wer hat das gemacht?“ fragte sie, obwohl die Antwort fast auf der Hand lag.
„Doktor Ja...“
Nickend wandte sich O`Neill ab, schnappte sich die Waffe des Seargents und folgte den blutigen Fußabdrücken am Boden.
„Lassen sie mich das klären, Fraiser!“ befahl er, drückte dann aber trotzdem den roten Alarmknopf, der die Truppen in Bereitschaft versetzte.
„Daniel? Wo stecken sie?“ rief er durch den Korridor, in der Hoffnung, sein Freund würde antworten.
Gott, sie waren so dumm gewesen!
Die ganze Zeit über hatte er sie an der Nase herumgeführt und vorgegaukelt, er sei wieder gesund, und jetzt?
Verdammt, das durfte nicht wahr sein!
Angespannt blickte er in jeden Raum, der sich in dem Gang befand, doch von seinem Freund und jetzt Amokläufer fehlte jede Spur.
Doch plötzlich erkannte er eine angelehnte Tür, nur weniger Meter vor ihm.
Jack nahm die Waffe hoch, bereit, wenn nötig, sogar auf seinen Freund zu schießen, falls er ihn damit vor sich selbst retten konnte.
Vorsichtig pirschte er sich an den Spalt heran, beobachtete die Umgebung genau.
Nach einem letzten Atemzug öffnete O`Neill vorsichtig die Tür und fand sich in einer abgedunkelten Abstellkammer wieder.
Sofort hörte er das Klicken einer schussbereiten Waffe vor sich und schluckte.
„Daniel...sie haben das schon einmal geschafft- sie schaffen das auch noch mal.“
Ein leises Lachen war zu hören, als die Tür hinter dem Colonel geschlossen und das Licht endlich wieder angeschaltet wurde.
„Sie haben doch gar keine Ahnung, wie es ist...“
„Dann erklären sie’s mir- vielleicht kann ich ihnen helfen- das hier ist keine akzeptable Lösung, Daniel- sie haben da draußen jemanden ernsthaft verletzt.“
Der Archäologe lehnte sich an einen kleinen Schrank, hielt die Waffe aber immer noch zielgerichtet auf O`Neill.
„Vergessen sie’s, Jack- sie haben keine Ahnung, wie das ist und sie werden es auch nie begreifen- wegen ihnen bin ich jetzt hier, weil sie mich wieder in diesen verdammten Sarkophag gesteckt haben!“
„Ich wollte ihr Leben retten...“ schrie er zurück.
„Sie konnten es nur nicht ertragen, dass ich tot war- allein ihr Egoismus ist für all das hier verantwortlich...“
Langsam senkte der Colonel die Waffe und legte sie auf den Boden, ließ sie aber in Reichweite zum Greifen.
„Daniel, sie sind im Moment nicht ganz bei Sinnen- geben sie mir einfach die Waffe und wir klären das.“
„Halten sie mich noch immer für so naiv?“
Auf den Gängen herrschte bereits reges Treiben, doch Daniel hatte die Tür sicher verschlossen.
„Nein...nein, ich halte sie nicht für naiv- deshalb sollten sie mir jetzt die Waffe geben...verdammt, damit machen sie es doch nicht besser! Lassen sie mich ihnen helfen!“
„Vergessen sie’s...“
Die unheimliche Kälte in Daniels Stimme ließ ihn fast erstarren.
So hatte O`Neill seinen Freund noch nie erlebt.
„Ich kann ohne den Sarkophag nicht mehr weiterleben, das weiß ich...“ fuhr er fort.
„Das können sie- Fraiser wird schon was einfallen, glauben sie mir...“
Es war ein verlorener Kampf.
„Nein, ich spüre, dass ich es nicht mehr kann- ich halte das nicht mehr aus, Jack...“
Damit richtete er die Waffe langsam auf seinen Freund.
„Daniel...“ mahnte Jack ergebnislos,“ Geben sie nicht auf- wir werden einen Weg finden! Seit wann lassen sie sich von den Goa`uld klein kriegen? Sie sind stärker als die, glauben sie mir! Sie können es schaffen!“
Halb weinend schüttelte er den Kopf.
„Nein...diesmal nicht- diesmal sind wir einen Schritt zu weit gegangen, Jack...tut mir Leid...“
In dem Moment wurde die Tür aufgebrochen, was O`Neills gesamte Aufmerksam auf sich zog.
Daniel nutzte den Augenblick und feuerte einen Schuss aus der Pistole ab, der O’Neill aber bewusst nicht treffen sollte.
Vielmehr zwang er damit die Marines, auf ihn zu schießen.
Als diese zögerten, feuerte Daniel erneut, diesmal noch näher an Jack vorbei und die Soldaten eröffneten das Feuer.
„NEEEEEEIIIIINNNNNN!“ schrie O’Neill, doch es war bereits zu spät.
Mehr als fünf Schüsse trafen Daniel zielsicher in die Brust und er ging zu Boden.
Ein Schaudern ging Jack durch Mark und Bein und er schluckte hart.
Vorsichtig lief er auf seinen Freund zu, der jetzt die Waffe fallen gelassen hatte und O’Neill ansah.
Blut rann aus seinem Mundwinkel und Jack wusste, dass das Ende nah war.
Er kniete sich zu ihm hinunter und legte ihn vorsichtig auf den Rücken.
„Wieso haben sie das gemacht?“ fragte er erschüttert, als Sam und Teal`c ebenfalls eintrafen und geschockt von dem Anblick unfähig waren, irgendetwas zu sagen.
„Ich wollte es nicht...unnötig in die Länge ziehen, J’ck...“
„Frasier hätte sie retten können...!“
„Es war zu spät...letztendlich...habe ich mich selbst gerettet...“
Und damit schloss er die Augen, atmete ein letztes Mal schwach ein und starb.
O’Neill hielt es für unnötig, seinen Puls zu testen und legte ein letztes Mal seine Hand auf Daniels Arm.
„Du hast Recht, Kumpel...wahrscheinlich hast du das...“
Damit wandte er sich ab und lief an Carters und Teal`cs geschockten Gesichtern vorbei.
Die Ära Daniel Jackson hatte endlich ihr dramatischstes Ende gefunden.
Jenes, was er seit der Benutzung des Sarkophages hatte kommen sehen.
Er hatte gewusst, wie es enden würde, aber es ignoriert- jetzt bekam er dafür die Strafe...
Schwer atmend lief er in einen anderen Korridor, bekam noch mit wie die Marines medizinisches Personal anforderten und brach Sekunden später zusammen.

„Colonel, können sie mich verstehen? Antworten sie mir?“
Irgendjemand schlug ihm vorsichtig gegen die Wangen, als Jack langsam wieder zu sich kam.
Sofort schob sich die Erinnerung an das Geschehen vor sein inneres Auge und er schreckte hoch.
„Nicht so schnell, ganz ruhig, Colonel...sie müssen sich beruhigen...“
„Daniel...“ war das einzige, was er aus seinem trockenen Mund heraus bekam.
Gott, er hatte zugelassen, dass sein Freund sich selbst das Leben nahm...genauso wie Charlie vor vielen Jahren...
Er würde sich niemals verzeihen können- und er würde kündigen.
Jack hielt es einfach nicht mehr länger hier aus.
Mochten die Goa`uld erneut die Erde angreifen, ihm war es ab jetzt egal.
„Ja, ich weiß...“
Erst jetzt erkannte er die Stimme von Doktor Fraiser wieder.
Langsam öffnete er die Augen und blickte direkt in ihre.
„Wie fühlen sie sich?“
Der Colonel schüttelte müde den Kopf.
„Komisch...ich weiß nicht...ich muss zu Daniel...“
„Ganz ruhig, sie werden noch früh genug zu ihm kommen- zunächst möchte ich von ihnen wissen, was passiert ist...“
Dies war genau die Frage, vor der Jack sich am meisten gefürchtet hatte.
„Ich...ich habe versucht ihn aufzuhalten, aber er...“ mehr brachte er nicht mehr zustande.
„Wieso aufhalten?“
Die Stimme der Ärztin klang skeptisch und holte ihn aus seinen Selbstvorwürfen heraus.
„Er hatte meine Waffe- ich hätte besser aufpassen müssen...“
Verwirrt zog Fraiser die Augenbrauen hoch.
„Colonel?“
„Er hat sich von den Marines erschießen lassen und ich konnte nicht einmal was dagegen tun...“
„Das sehe ich aber anders...“
Es war Daniels Stimme, die die Stille zerriss.
Als hätte er den Teufel höchstpersönlich getroffen, schreckte O`Neill von der Liege auf, stand auf seinen wackligen Beinen und blickte in die Augen seines tot geglaubten Freundes.
„Nein...das glaube ich nicht- das muss ein Trick der Goa`uld sein...“
Der Archäologe sah nacheinander Fraiser, dann wieder ihn an und lächelte, als spräche er mit einem Kleinkind.
„Jack- sie sind nicht bei den Goa`uld, sondern wieder hier auf der Erde. Bei einer Mission sind sie verletzt worden, wir mussten sie zurück bringen...“

Erst schrittweise gelang es O`Neill, nachzuvollziehen, was die anderen ihn seit geraumer Zeit zu erklären versuchten.
Ganz offensichtlich hatten die ganze letzte Woche überhaupt nicht stattgefunden, sondern war einfach ein Produkt seiner Phantasie.
Obwohl General Hammond ihm verzweifelt erklärte, dass sie noch gar nicht auf dem Planeten der Tona gewesen waren, sondern nur auf einem Wüstenplaneten, auf dem Jack sich verletzt hatte, bezweifelte O’Neill noch immer, dass er sich alles nur eingebildet hatte...
Sie sagten, man hätte ihn in einer Höhle gefunden, verschüttet von Geröllmassen.
Auch er konnte sich noch daran erinnern, wie er auf dem besagten Planeten allein in eine Höhle gegangen war, nachdem er einen Gestalt ausgemacht hatte.
Als Jack sich einem Felsvorsprung näherte, schien plötzlich alles um ihn herum hell zu werden.
Und das war da letzte, woran er sich erinnerte.
Dennoch blieb die Frage offen, wie er von dem Volk der Tona wissen konnte, denn die Expedition auf diesen Planeten war während der Zeit seiner Bewusstlosigkeit geplant worden.
Fraiser nahm an, dass er es vielleicht aufgeschnappt hatte, als Daniel ihm davon an seinem Krankenbett erzählt hatte.
Doch Jack blieb weiterhin skeptisch.
Vielleicht war seine Vision doch eine Warnung gewesen...
„Soll das heißen, sie haben geträumt, wie ich sterbe?“ vergewisserte Daniel sich unruhig.
Die Sorge der letzten Tage um seinen verletzten Freund standen ihm noch immer im Gesicht- vermutlich dachte er jetzt, O`Neill hätte einen Dachschaden erlitten.
„Ja...“ antwortete dieser knapp.
„Ach so...“
Der Archäologe schien auf eine etwas ausführlichere Antwort zu warten, also sprach er weiter.
„Sie waren total verrückt nach diesem Sarkophag, dass sie lieber sterben wollten , statt diesen ganzen Entzug noch mal durchzumachen.“
Erstaunte Blicke trafen Daniel, doch dieser räusperte sich.
„Ihr Gehirn scheint während ihrer vorrübergehenden Bewusstlosigkeit eine Art Fortsetzung erzeugt zu haben...interessant.“
Skeptisch nickte O`Neill und wandte sich wieder Hammond zu.
„Nun dann, General- ich bin wieder bereit zum Arbeiten...“
Der Vorgesetzte nickte ihm zu.
„Das sehe ich auch so- sobald Doktor Fraiser sie für gesund erklärt, können sie mit ihrem Team wieder auf Mission gehen- aber das nächste Mal sind sie bitte etwas vorsichtiger.“
„Ja, Sir...“
Die Mitglieder von SG-1 erhoben sich und Jack wollte schon gehen, als Daniel ihn an der Schulter zurück hielt.
„Sie haben wirklich davon geträumt, was passieren würde, wenn ich wieder in den Sarkophag komme?“
Diese unangenehme Frage kostete O`Neill einige Zeit des Nachdenkens.
„Ja...aber das heißt doch nicht, dass so etwas in naher Zukunft vorkommen wird.“
„Und falls ich bei irgendeiner Mission ums Leben kommen würde, würden sie mich in so ein Ding stecken, wenn sie wüssten, es würde mich retten?“
Daniels Ton klang harsch und schüchterne den Colonel fast ein.
„Ich weiß nicht...nein, wahrscheinlich nicht...versprochen- aber nur wenn sie mir versprechen, in naher Zukunft nicht zu sterben.“
„Einverstanden...“
Der Archäologe gab ihm lächelnd die Hand und wollte sich abwenden.
„Hey, was haben sie heute Nachmittag vor? Nach all den Alpträumen, die ich durch sie habe, verdiene ich doch wenigstens mal ein kühles Bier, oder?“
Nickend lief Daniel weiter.
„Geht klar, aber ich muss erst noch meine Vorbereitungen für morgen fertig stellen...“
„Sie meinen die Computerdateien für die Geo-Analyse, die sie mit Carter aufgrund der hohen Erzvorkommen machen wollen?“
„W…woher wissen sie das?“, fragte Daniel entsetzt, „Davon habe ich ihnen nie erzählt!“
„Muss ich wohl geträumt haben...“, antwortetet Jack sarkastisch und machte sich auf den Weg zum Ausgang.
Wenigstens konnte er sich jetzt sicher sein, dass sein Traum keine Phantasie gewesen war.
Vielleicht hatte jemand ihn warnen wollen, vor dem, was noch auf ihn zukommen würde.
Die Frage war nur, wie er es verhindern konnte...


Ende

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