Unterwegs mit SG-X (E-3) - Das Erbe der Antiker by JolinarJackson, Alina, Jadda, Mac
Summary: Nur etwa einen Monat nach den Erlebnissen bei den Asgard tritt SG-X erneut in Aktion. Es gilt, einen Stützpunkt der Antiker zu finden, der eine mächtige Waffe verbirgt. Aber nicht nur die Tok’ra und die Ta’uri sind hinter diesem Stützpunkt her, sondern auch Anubis ... kann SG-X mit SG-1 verhindern, dass Anubis an die originale Handspange gelangt?
Zusätzlicher Co-Autor: Minnesota
Categories: Stargate SG-1 Characters: Anubis, Multi-Chara, Own Character, Tok’ra
Genre: Action, Alternativ Universum, Friendship, General
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 4 Completed: Ja Word count: 27771 Read: 21126 Published: 28.01.13 Updated: 28.01.13

1. Kapitel 1 by JolinarJackson

2. Kapitel 2 by JolinarJackson

3. Kapitel 3 by JolinarJackson

4. Kapitel 4 by JolinarJackson

Kapitel 1 by JolinarJackson
Unterwegs mit SG-X (E-3) - Das Erbe der Antiker


Dies ist eine Fanfiction ... oder?

Urlaub

Die Sonnenstrahlen brannten unbarmherzig auf die staubige Landschaft hernieder und lähmten alles Leben. Das grelle heiße Licht schien alles zu durchdringen und wer konnte, flüchtete in die spärlichen Schatten, die die großen Steinquader warfen. Jahrtausende hatte die Sonne die Steine zum Glühen gebracht und eben so lange dienten sie großen wie kleinen Lebewesen als Zufluchtsort. Doch viel Leben fand sich dort nicht mehr. Das war früher anders gewesen. Vor langer Zeit hatten die Mauern und Säulen viel gesehen.

Nur die Zeit wusste zu berichten, wessen Füße hier entlang wanderten und wer sich von der einmaligen Architektur einfangen ließ. Große Herrscher waren diesen Weg gegangen und die alten Ägypter hatten hier ihren Göttern gehuldigt und ihre Opfer dargebracht. Der Tempel hatte alle Zeiten überdauert, Kriege und Unruhen, Despoten, Diktatoren und Revolutionen und nun lag er still und flimmernd in der Gluthitze der Wüstensonne. Alles war vergänglich gewesen. Nichts erinnerte mehr an die glorreiche Zeit der Erbauung des Tempels in langer Vorzeit, als wehende Stoffbahnen weiß im Sonnenlicht erstrahlten.

Gold und Edelsteine hatten die Wände bedeckt, während das Volk seine Götter pries. Die Baumeister waren längst vergessen und ihre Knochen bildeten den Staub, der hier alles durchdrang.

Wie hätten sie ahnen können, wie lange ihr Bauwerk die Zeit überdauert?

Heute erinnerte nichts mehr daran, niemand kannte mehr die Namen von damals und niemand die Gesänge, die zwischen den Mauern erklangen. Nur schroffes Felsgestein stand in der kargen Wüste und bildete einen Gang von Nord nach Süd. Früher säumten unzählige Pilger diesen Gang und priesen ihre Götter, die nur selten auf die Erde hinunter kamen. Ihnen zu Ehren hatten die Menschen eine große Pyramide errichtet, deren Überreste der Zeit nicht hatten standhalten können. Ein großer felsiger Hügel markierte die Ruinen dieses riesigen Baus.

Die Mauern des Ganges hätten viel erzählen können, doch ihre Sprache war verstummt. Einst schmückten die Geschichten des Tempels die Wände, doch der feine Sand hatte Jahr für Jahr an ihnen genagt und heute gab es nur noch Fragmente dieser unermesslich langen Geschichte. Nichts zeugte mehr von den Triumphzügen des Gottes Osiris und seiner Gefährtin Isis. Das Götterpaar hatte diesen Tempel begründet und sich von den Menschen verehren und feiern lassen. Sie brachten ihnen Juwelen als Opfer dar und wenn es die Götter verlangten, auch Menschen.

Diese Mauern hatten auch viel Leid gesehen, wenn Menschen die Götter in den Himmel begleiten mussten. Doch die Menschen vertrauten ihren Göttern. Die Sonne wanderte weiter und die Schatten in dem verwitterten Gang wurden kürzer und kürzer. Wenn die Sonne erst den Zenit erreicht hatte, würde nichts mehr das karge Leben zwischen den Felsen vor den unbarmherzigen Strahlen schützen. Eine Echse zog sich weiter in ihre Nische zurück. Kein Geräusch außer dem Säuseln des Windes drang in ihr dunkles Versteck.

Staub wirbelte hoch und der feine Sand legte sich in einer neuen Schicht über die Wände des alten Tempels. Die flirrende Hitze schien jede Bewegung und jedes Geräusch zu dämpfen. Doch dann zuckte das kleine Geschöpf in seinem Schattenversteck zusammen, als ein dumpfer Knall den Boden erschütterte.

“Min!? Hast du noch Filme dabei?“ Jadda ließ ihren Trekkingrucksack schnaufend auf den Boden fallen und begann, darin herum zu wühlen. “Verflucht, ich weiß genau, dass ich noch mehr eingepackt hatte.“ Der Schweiß lief ihr über die Stirn und sie bereute schon jetzt, ein so kurzärmeliges Shirt angezogen zu haben. Erneut griff sie zum Sonnenöl und rieb sich die bereits stark geröteten Schultern und Oberarme ein. Die schwere Kamera hing ihr um den Hals und schon wieder war einer der Filme voll.

Das war jetzt schon der zwölfte, aber die hiesigen Motive waren einfach einzigartig. Sie nahm ihren Rucksack wieder auf und klopfte den allgegenwärtigen Staub ab. Minnesota stand am Ende des Ganges im gleißenden Sonnenlicht und hatte sich die Flasche Wasser an die Lippen gesetzt. Zielstrebig machte sich Jadda auf den Weg zu ihr.

Mac war ganz aufgeregt und beugte sich hinab, um im Sand etwas zu untersuchen. “Hey, seht euch das an!“

“Komme gleich!“, rief Jadda zu ihr hinüber. Alina und Daniel standen am anderen Ende des Ganges und waren in ein Gespräch vertieft. Vermutlich hatten sie sich vor Jaddas ständig präsentem Objektiv geflüchtet.

Minnesota wäre auch gern bei ihnen, doch stattdessen passte sie auf eine übermütige Hobbyfotografin und eine übereifrige Hobbyägyptologin auf, damit sie nichts anfassten. “Tut mir leid, ich dachte, du hättest alle eingepackt.“ Innerlich amüsierte sie sich über Jaddas frustriertes Gesicht.

Diese wandte sich um, sah zu Mac und zuckte mit den Schultern. “Was hast du gefunden?“

Minnesota setzte erneut ihre Flasche an, die Hitze war wirklich unerträglich und sie fragte sich, woher die beiden die Energie nahmen. Die Landschaft war einfach fantastisch und sie alle waren begeistert gewesen, als sie erfuhren, wohin die Reise ging. Ägypten! Für sie war das Wort des Generals wie ein Zauberwort gewesen. Sie würden alle gemeinsam die Pyramiden sehen. Die Reise stellte ihre Belohnung oder Entschädigung für ihre Erlebnisse im All dar.

Jack hatte nur gegrinst und Daniel auf die Schulter geklopft. “Und einen Fremdenführer gibt’s gratis dazu.“

Und da waren sie nun. Seit einer Woche reisten sie kreuz und quer durch Ägypten und Daniel erwies sich als erstklassiger Führer durch das Land. Dank ihm standen ihnen alle Tore offen und sie sahen Dinge, die Touristen sonst vorenthalten wurden. Nach all den überstandenen Abenteuern fühlten sie sich mehr miteinander verbunden als je zuvor und dieser Urlaub stellte endlich mal einen entspannenden Faktor in ihrer Zeit als SG-Team dar. Minnesota stopfte ihre Flasche zurück in den Rucksack und warf ihn sich auf den Rücken.

Es wurde Zeit, Jadda und Mac einzusammeln, sonst verloren sie den Anschluss an Daniel und Alina.

***

“Aber wenn die Goa’uld damals schon auf der Erde waren, warum haben sie nicht ...?“ Alina holte nur selten Luft, wenn sie erst mal in ein Thema eingetaucht war. Daniel mochte das zierliche Mädchen mit der unbändigen Energie und dem unerschöpflichen Optimismus und Realismus. Ihre Zeit als Wirt hatte sie reifer werden lassen, ihre Argumente waren meist unschlagbar, wie Daniel sich eingestehen musste. Der Archäologe hörte ihr nur gerade nicht richtig zu. Vielmehr sah er zu Mac, die Jadda aufgeregt etwas zeigte.

Daniel war von Natur aus neugierig und so lenkte er seine Schritte, mit der weiter argumentierenden Alina im Schlepptau, den Säulengang zurück. Sie waren seit gestern Abend hier. Der Tempel des Osiris lag tief in der Wüste und sie hatten die Reise hierher mit zwei Jeeps absolviert. Mac hatte den Jeep unbedingt durch die Dünen steuern wollen, aber Daniel war hart geblieben. Er hatte noch immer das demolierte Tel’tak während der letzten Mission vor Augen. Die Reise durch Ägypten war eine gute Abwechslung vom Alltag im Stargate-Center.

Er war stolz auf seine Idee gewesen. Sie konnten SG-X kein Gehalt zahlen. Offiziell gab es das Team gar nicht und das war gut so. Kinsey hatte ihnen schon einmal dazwischen gefunkt. General Hammond hatte die Reise als Dienstreise deklariert. Nachforschungen direkt vor Ort ließen sich leicht rechtfertigen und SG-X waren dabei die Forschungsassistenten.

Als sie bei Jadda und Mac ankamen, packte Jadda gerade ihre Kamera zurück in den Rucksack. “Hey, Daniel. Sieh dir das an!“ Macs Begeisterung schwang in ihrer Stimme mit. “Ich hab etwas glitzern sehen. Hier ist etwas unter dem Sand.“

Jadda hockte sich neben Mac und half ihr vorsichtig den Sand zur Seite zu schieben. Minnesota stand skeptisch dreinblickend hinter den beiden. Daniel hockte sich zu ihnen und besah sich, was Mac und Jadda frei zu legen versuchten. Eigentlich war es unmöglich, dass sie hier etwas Wertvolles fanden. Der Tempel war eine schöne Besichtigungsstätte, mehr nicht. “Seht doch!“ Alina deutete auf den Boden. Daniel glaubte seinen Augen nicht, unter dem Sand erschien eine glatt polierte, schimmernde Oberfläche.

Das war unmöglich, die Ruinen waren so oft untersucht worden. Aber eigentlich sollte ihn nach so vielen Jahren im Stargate-Projekt und seit den beiden Missionen mit SG-X nichts mehr überraschen. Es dauerte eine Weile, aber nach und nach legten sie in schweißtreibender Arbeit eine drei Quadratmeter große, silbrig schimmernde Fläche frei. Feine Linien durchzogen sie und Jadda drehte den Kopf nach rechts und links um ein Muster erkennen zu können. Ihr Forschergeist war geweckt. Sie war zwischendurch zum Lager zurückgerannt und hatte die Videokamera geholt, um alles zu filmen, aber im Moment war sie noch zu fasziniert, als dass sie an eine Dokumentation des Fundortes dachte.

Das war eine Sensation. Vielleicht hatten sie einen verborgenen Goa’uld-Palast entdeckt oder ein verstecktes Labor der Antiker oder ...“Vielleicht ist es ein Raumschiff!“

Verblüfft blickte Jadda zu Alina. Auch keine schlechte Idee. So wie bei Osiris Flucht von der Erde. Daniel hörte ihnen anscheinend gar nicht zu und fuhr mit den Fingern die feinen Rillen entlang. “Es ist eindeutig Goa’uld.“

Jaddas Herz raste, das ihrer Freundinnen vermutlich ebenfalls. Jadda hob die Kamera an und startete die Aufnahme. Sie wollte alles festhalten. Daniel wirkte aufgeregt. “Vielleicht hat der Wind es freigelegt. Dieses Jahr wurden hier besonders heftige Stürme gemeldet“, erklärte er den unerwarteten Fund. Jadda zoomte auf Daniel, der genau in ihr Objektiv sah. “Nimmst du das auf?“

“Ja!“

“Gut. General Hammond, wir ...“ Daniel stockte kurz und lächelte dann. “SG-X hat hier etwas entdeckt. Ich denke wir könnten hier ein Wissenschaftsteam gebrauchen.“

***

Es war still auf der riesigen Sandkugel, die von mehreren Monden umkreist wurde. Die Sonne brannte heiß herunter und das Stargate stand nur etwa zwei Meilen von einem flachen, steinernen Gebäude entfernt, das schon vor Tausenden von Jahren dort erbaut wurde. Die Steine des Bauwerks, die man mannshoch über den Boden ragen sehen konnte, waren abgeschliffen von dem Sand, den der Wind dagegen getrieben hatte und ihr einstmals majestätisches Schwarz glich nun eher einem Grau. Die bunten Linien auf den äußeren Wänden, die sich einst zu Figuren verbunden hatten, waren beinahe völlig verblasst.

Die Schriftzeichen, die massenweise auf den Steinen eingelassen und dann von den ehemaligen Bewohnern farbig hervorgehoben worden waren, verblichen ebenfalls. Inzwischen hatte jemand ein weißes Leinentuch über die Schriften gehängt, um sie vor der Sonne und weiterem Verblassen zu schützen.

Das Gebäude stand in den verlassenen Ruinen einer Stadt. Nur noch die Grundrisse der Häuser waren zu sehen. Das Gemäuer mit den verhängten Wänden war als einziges vollständig erhalten geblieben und das nur, weil sich lediglich der Eingang und die dazugehörige Halle an der Oberfläche befanden. Unter dem Sand setzte es sich in mehreren Gängen fort und wies noch mehr Schriftzeichen auf, die entdeckt und entschlüsselt werden wollten. Mehrere Personen eilten in einem hellen, künstlich erzeugten Licht von einem der drei Haupträume in den anderen und verschwanden wieder in einem der vielen Nebenräume. Einige standen und saßen vor Schriftzeichen in den Gängen, die alles verbanden, um sie zu entziffern.

Das Licht strahlte sanft aus durchsichtigen Platten in den hell verkleideten Wänden und war wie auch die lebensnotwendigen Systeme angesprungen, als der erste Forscher einen Fuß in das Gebäude gesetzt hatte. Eine Frau mittleren Alters mit langen, braunen Haaren, die sie stets hochgesteckt trug, stand in einem der vielen Nebenzimmer und untersuchte die Wände. Es gab eindeutige Hinweise auf das Quarz, das auch die Tok’ra verwendeten, um ihre unterirdischen Tunnel wachsen zu lassen. Nachdenklich blickte sie sich in dem Zimmer um, das offenbar einmal ein Privatquartier gewesen war.

“Esam!“, kam es von der Tür.

Sie drehte sich um. “Was ist?“, fragte sie mit der verzerrten Stimme, die anzeigte, dass ihr Symbiont an der Kontrolle war, als sie den jungen Mann an der Tür erkannte.

Er grinste breit und antwortete wie gewöhnlich mit der Stimme des Wirtes To’pek: “Wir haben eine weitere Hauptkammer gefunden. Eine vierte. Das ist unglaublich!“ Die Frau riss sich aus ihren Überlegungen über das Quartier und folgte ihm neugierig durch die Gänge.

“Gibt es Hinweise darauf, was für ein Gebäude das hier war?“, fragte sie.

Er nickte: “Es war ein Treffpunkt der Allianz der Vier Arten.“

“Das hatten wir schon vermutet.“

“Ja, aber jetzt können wir es beweisen. Wir haben den Konferenzraum gefunden ...“, To’pek drehte sich zu ihr um, “... und nicht nur den.“ Er lächelte geheimnisvoll. Die Archäologin wurde noch neugieriger. Sie spürte auch, wie ihre Wirtin interessierter wurde. Die Allianz der Vier Arten verdiente es, genau erforscht zu werden und sowohl Esam als auch ihre Wirtin Roma waren immer wieder erstaunt über diese Allianz und ihre Komplexität. To’pek führte sie in einen Gang, aus dem bis vor kurzem Gesteinsbrocken weggeschafft wurden und der nun offenbar den Weg zum Konferenzraum freigab. Er ließ ihr den Vortritt und sie hielt noch in der Tür wieder erstaunt inne. To’pek lächelte: “Der Tisch. Er trägt die Initialen der Allianzmitglieder.“

Er deutete auf die vier Zeichen, die in der Mitte des hohen Tisches aus einem glatten Material eingraviert und mit Farbe nachgezogen worden waren.

“Das ist fantastisch!“, lächelte Esam begeistert. Sie bekamen nur selten die Gelegenheit, ein Gebäude zu erforschen, in dem ein Volk der Allianz gelebt hatte. Noch seltener waren alle vier Vertreter einmal gemeinsam in den alten Gebäuden gewesen, die auf den verschiedensten Planeten gefunden wurden. Manchmal als Außenposten, manchmal als ganze Stadt. Esam legte ihre Hand auf die Rückenlehne eines der Stühle, die aus demselben Material zu bestehen schienen wie der Tisch. Der Raum war hell erleuchtet, wie alle anderen Gänge und Räume hier.

“Das ist noch nicht alles“, sagte To’pek und ging zu einer der Wände hinüber, auf der sich ein handflächengroßes Pentagramm befand. Er fuhr mit seiner Hand darüber und über dem Tisch erschien ein Hologramm. Es zeigte einen von Wasser dominierten Planeten mit mehreren Kontinenten. Schriftzeichen aller vier Arten erschienen über der Darstellung und schienen sich regelmäßig umzublättern, als würden sie eine Geschichte erzählen. Esam kam bei der Übersetzung nicht mit, so schnell leuchteten die Zeichen auf und verschwanden wieder.

Schnell genug für einen geübten Leser der Sprachen, aber zu schnell für eine Forscherin wie sie, eine Forscherin, die mit ihrer Arbeit gerade erst begonnen hatte, bedachte man, wie viele Jahre die Tok’ra schon an der Allianz forschten. Esam beobachtete, wie an den Planeten herangezoomt wurde und eine größere Fläche mitten im Meer – an den Rändern alternierend von Land und Wasser umgeben - wurde rot hervorgehoben.

“Was bedeutet das?“, fragte sie.

“Ich habe keine Ahnung, aber ich bin dafür, den Hohen Rat zu kontaktieren. Das könnte eine wahre Entdeckung sein, Esam. Wir müssen die Schriftzeichen übersetzen und diesen Planeten finden und dann müssen wir“, er deutete auf die rot hervorgehobene Fläche, die nun durch das Bild einer kleinen Insel ersetzt wurde, auf der drei flache, weitgestreckte Gebäude standen, “diese Basis finden. Ich nehme an, sie gehört zu der Allianz der Vier Arten. Und das hier.“

Das Bild veränderte sich, als hätte es auf To’peks Worte reagiert. Esam nahm an, er hatte die Aufzeichnung schon mehrmals gesehen. Es zeigte nun ein Gerät, eine Waffe oder eine Technologie. Unbeirrt kommentierten die vier verschiedenartigen Schriftzeichentypen die Bilder. Die gezeigte Waffe ähnelte einer Handspange, hatte jedoch keine Halterungen für Finger, sondern ließ diese stattdessen völlig frei und sie war auch nicht so reich verziert wie die der Goa’uld.

“Das befindet sich auf dieser Basis. Und dieses Zeichen“, To’pek deutete auf eines Schriftzeichen über dem Gerät, “ist das Asgard-Wort für ’Macht’.“

“Wir werden den Hohen Rat kontaktieren“, beschloss Esam und lächelte To’pek zu.

“Ich breche sofort auf“, sagte dieser mit überglücklichen, hellgrünen Augen.

***

Mac stocherte gedankenverloren im Feuer und hing wie die anderen ihren Gedanken nach. Daniel war noch immer im Zelt und etablierte eine Satellitenverbindung mit dem SGC. Die erste Aufregung über ihren Fund hatte sich gelegt. Sie wollten Morgen bei Sonnenaufgang versuchen mehr freizulegen. Das Feuer vertrieb die Kälte der Wüstennacht. Sie hatten stundenlang über ihren Fund spekuliert, waren aber zu keinem Ergebnis gekommen. Der folgende Tag würde ihnen hoffentlich die Lösung des Rätsels bringen. Jadda und Minnesota fachsimpelten immer wieder über neue Storyideen, die sich durch ihre Reise ergaben. Als sie Gizeh besichtigt hatten und abends beim Essen zusammen saßen, hatte Jadda direkt eine Geschichte zum Besten gegeben. Das war Stargate-Liveerzähling vom Feinsten. Mac seufzte: “Ich musste grad an JJ denken.“

“Sie fehlt mir.“ Minnesotas Aussage war kurz und knapp, aber sagte alles aus.

“Ich wette, sie hat gerade wieder ein Streitgespräch mit Curai ...“ Jadda grinste.

Minnesota verdrehte amüsiert die Augen. “Wann haben die beiden das nicht. Sie lieben und sie hassen sich.“

Alina schwieg. Sie hatte heute viel von Nephthys Wissen preisgeben können. Der Tempel war Osiris und Isis geweiht gewesen und Nephtys war bekanntermaßen eine Schwester der beiden gewesen. Sie starrte gedankenverloren ins Feuer. Erinnerungen ihrer ehemaligen Unterdrückerin heraufzubeschwören, war immer wieder schwer, aber oft konnte sie nichts dagegen tun, so automatisch geschah es.

“Alles klar. Hammond schickt uns ein Wissenschaftsteam.“ Daniel trat mit diesen Worten wieder aus dem Zelt. “Ich habe aber auch eine schlechte Nachricht. Leider wird unser gemeinsamer Urlaub zumindest für mich beendet sein. Ich werde im Stargate-Center gebraucht. Eine wichtige Mission.“

“Das kann doch auch jemand anderes übernehmen.“ Alina zog missmutig die Lippen herunter.

“Geht nicht. Wir haben den ersten Kontakt etabliert.“ Daniel war die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. “Allerdings hätte ich gerne herausgefunden, was es mit dieser Platte auf sich hat, die wir gefunden haben.“

“Ich werde alles für dich filmen! Versprochen.“

Entdeckungen

“Eine Entdeckung wie diese sollte man nicht unerforscht lassen, Garshaw. Ihr wisst, wie rar erhaltene Gebäude der Allianz sind. Ageria erkannte das Potential in dieser Allianz, sonst hätte sie niemals -“

“Du musst mich nicht darüber belehren, was Ageria aus welchem Grund getan hat, To’pek. Ich kenne die Geschichte.“

To’pek senkte den Blick: “Entschuldigt.“ Er sah Garshaw wieder an und sagte: “Ich brauche noch zwei weitere Spezialisten. Ich habe Esam für die Schriftzeichen der Nox und ich kann die Schriften der Asgard entziffern. Allerdings brauche ich noch jemanden für die Antiker und für die Furlinger. Außerdem jemanden, der feststellen kann, wo sich dieser rätselhafte Planet befindet, der im Hologramm gezeigt wird. Auf ihm befindet sich das Handgerät der Antiker. Es wäre eine wissenschaftliche Sensation.“

“Ein womöglich großer Vorteil im Kampf gegen die Goa’uld“, meinte ein Ratsmitglied, das neben Garshaw stand.

To’pek seufzte: “Allerdings.“

Ich blickte zu Jacob, der regungslos auf Garshaws anderer Seite stand. Ich zog auffordernd die Augenbrauen hoch. Doch Jacob schwieg.

<Warum tut er nichts? Man wird To’pek niemals die nötigen Mittel zugestehen, wenn ->

<Er wird schon einschreiten. Selmak ist dafür bekannt, alle Punkte genauestens abzuwägen.> Curai sendete ein beruhigendes Gefühl an mich aus. Ich konnte jedoch spüren, dass sie ebenfalls äußerst angespannt war.

To’pek nahm nun einen entschlossenen Atemzug und erwiderte: “Aber man darf es nicht nur als Verteidigungsmöglichkeit sehen, Hohe Rätin. Als Vorteil in diesem Kampf. Wenn wir das Handgerät finden, darf es nicht gegen die Goa’uld eingesetzt werden – es ist zu wertvoll.“ Garshaw lächelte beinahe nachsichtig, als wäre To’pek ein kleiner Junge, der eine Meinung hervor gebracht hatte, die nicht ganz der allgemeinen Norm entsprach.

“Nicht im Kampf einsetzen? Unser Volk hat keine andere Wahl.“

Curai übernahm die Kontrolle und stand auf. Sie trat neben To’pek. “Hohe Rätin, bei allem Respekt. Sie ist zu gefährlich. Diese Waffe ist machtvoller als alles, was Ihr euch vorstellen könnt. Eine solche Waffe zu bändigen erfordert viel Entschlossenheit und den Fokus auf die Sache, die man erreichen will – oder man verletzt sich nur selbst. Ohne triftigen Grund darf man sie nicht einsetzen, da sie eine größere Reaktion hervorruft als man erwartet. Ich habe Narans Berichte über die Fähigkeiten dieser Waffe gelesen. Es hört sich verlockend in unserer Situation an, doch er hielt sie für eine Legende, als er den Bericht verfasste und schon darin warnte er vor ihrem Gebrauch.“

“Ich würde es als ratsam ansehen, wenn du dich wieder setzt“, erwiderte Garshaw.

Curai zog verwirrt die Augenbrauen zusammen: “Hohe Rätin, diese Waffe ... das kann unmöglich -“

“Setz dich.“ Garshaw schüttelte den Kopf.

“Ich denke, sie hat Recht, Hohe Rätin“, meinte Selmak nun. Curai schaute zu ihm. Selmak schüttelte den Kopf und erklärte dann: “Die Antiker selbst haben vor der Waffe gewarnt.“

“Ich kenne Narans Übersetzungen zu genüge, Selmak. Dennoch gibt es nur noch 200 Tok’ra. Sag mir, was ich sonst tun soll.“

“Lasst uns nach diesem Planeten und der Waffe suchen. Vielleicht finden wir dort noch mehr. Dinge, die uns wirklich helfen könnten“, erwiderte To’pek bittend. Curai nickte zustimmend. Garshaw blickte ihre Ratsmitglieder an und als diese ihr zunickten, erklärte sie: “Nimm, wen du brauchst, To’pek. Aber bedenke, dass es hierbei um das Überleben deines Volkes geht.“ Mit diesen Worten drehte sie sich um und verließ mit dem Rest des Rates den Raum. Selmak blieb bei uns zurück. To’pek seufzte.

Selmak überließ Jacob die Kontrolle und dieser legte To’pek begütigend eine Hand auf die Schulter.

“Der Hohe Rat macht sich nur Sorgen. Ich bin ganz deiner Meinung und Curai auch.“

To’pek nickte verbittert: “Ja, aber müssen sie jede einzelne potentielle Waffe gegen die Goa’uld richten? Dieses Handgerät ... die Goa’uld konnten es vor Jahrtausenden nicht begreifen ... wie kommt die Hohe Rätin darauf, es jetzt zu können?“

Curai seufzte und verschränkte die Arme: “Sie hat die Berichte allzu deutlich gelesen. Dort steht, dass man mit genügend Konzentration die Energie und die Kraft dieser Waffe bündeln kann. Aber wenn man einem Feind gegenüber steht, kann man diese nur schwerlich aufbringen ... zumindest, wenn es sich dabei um Hunderte von Jaffa handelt. Und Goa’uld in ihrer gnadenlosen Arroganz können es erst recht nicht.“

“So mächtig?“, hakte Jacob fassungslos nach.

Curai nickte langsam: “Sie gegen eine einzelne Person einzusetzen, erfordert schon viel Kraft. Kraft, über die die Antiker natürlich verfügten – aber ein normaler Mensch, der es wirklich will, könnte das auch. Die Goa’uld jedoch nicht, weil sie zeitgleich mit viel Konzentration ihren Wirt unterdrücken müssen, weshalb sie ihre persönliche – leicht zu bändigende - Handspange aus der Vorlage der Antiker-Waffe erschufen. Anubis könnte die Waffe möglicherweise bedienen. Nichts deutet darauf, hin, dass er einen Wirt unterdrücken muss. Ich weiß allerdings nicht, ob Tok’ra damit umgehen können. Die Frage ist eigentlich: Wenn sie es können, sollten sie es tun?“

To’pek nickte etwas beeindruckt: “Das ist wahr.“

“Du solltest dein Team zusammen stellen“, meinte Jacob lächelnd, “Trotz allem hast du jetzt die Möglichkeit, das Gebäude zu erforschen und dieses Gerät zu finden.“

“Ich habe bereits über ein Team nachgedacht. Ich brauche einen Experten für jedes Volk und außerdem Astronomen, die mir dabei helfen können, den Planeten aus dem Hologramm zu finden. Ich hatte gehofft, dich für die Furlinger-Schriften zu bekommen.“

Curai nickte ihm lächelnd zu: “Danke, ich komme gerne. Das ist ein einmaliger Fund – herzlichen Glückwunsch!“ Ich spürte, wie sehr sie sich auf diese Gelegenheit, die Allianz zu erforschen, freute.

<Endlich wieder auf Tour, ha?>

<Nimm es mir nicht übel, Jolinar_Jackson, aber fünf Monate auf der Erde sind nicht gerade spannend.>

Ich lachte innerlich. To’pek senkte kurz den Blick: “Ich habe gehört, dass du den Wirt gewechselt hast, aber ich wusste nicht, dass sie so jung ist.“ Er schien mich das erste Mal richtig anzublicken, seit Curai sich in die Diskussionen eingemischt hatte. “Ich danke dir für deine Hilfe.“

Curai winkte ab: “Du hast dich bereits revanchiert. Das Projekt hört sich sehr interessant an.“

To’pek kniff die Augen zusammen: “Ja.“ Dann nickte er Jacob zu und verließ das Zimmer. Jacob legte Curai eine Hand auf die Schulter und ich übernahm die Kontrolle.

“Sein Symbiont hat nicht ein Mal gesprochen“, fiel mir auf, während ich auf den Punkt starrte, an dem ich To’pek das Zimmer hatte verlassen sehen.

Jacob nickte: “Ja. Kalem schätzt Privatsphäre. Er spricht nicht gerne und da To’pek nur zugestimmt hat, wenn er die hauptsächliche Kontrolle hat, passen die beiden großartig zusammen.“

Ich nickte langsam, dann seufzte ich. “Dann packe ich wohl mal.“

“Ich wünsche dir viel Spaß“, meinte Jacob lächelnd. Ich schaute ihm in die Augen.

“Wann bist du wieder unterwegs?“

“Eigentlich ... morgen. Bastet sucht einen Verwalter für ihr neu gewonnenes Areal und ich sollte zuschlagen, solange die Stelle noch zu haben ist.“

Ich lachte: “Der Arbeitsmarkt ist gnadenlos.“

***

Daniel war schon früh aufgestanden und hatte mit Jack gesprochen. Die Satellitenverbindung dauerte nur kurz, Daniel wollte die Akkus schonen, aber er hatte ein schlechtes Gewissen SG-X hier alleine zu lassen. Aber Jack hatte sich nicht beirren lassen, er musste zurück. “Du glaubst nicht was deine Vertretung angestellt hat. Der ging mir dermaßen auf die Nerven, dagegen bist du ein richtig schweigsames Kerlchen.“

Daniel würde warten, bis gegen Abend das Forschungsteam kam und dann mit dem Helikopter zurück zum Flughafen in Kairo fliegen. Daniel packte seinen Rucksack. Er wünschte sich, ihm blieben auch noch ein paar Tage hier. Es war lange her gewesen, sah man von dem Versuch Osiris zu fangen mal ab, dass er in Ägypten war. Viele Erinnerungen waren hoch gekommen und er hätte gerne noch ein paar alte Freunde besucht.

Als er aus dem Zelt kroch, saßen Jadda und Mac bereits am derweil erloschenen Feuer. Noch war es recht kühl und Jadda hatte sich in ihren Schlafsack gewickelt.

“Wann wart ihr im Bett?“ Dann überlegte er kurz. “Oder wart ihr gar nicht?“

“Ein bisschen, wir haben noch diskutiert“, kam es verschlafen von Mac.

“Kaffee ist gleich durch.“ Jadda beugte sich vor und überprüfte den Kocher.

“Da bin ich dabei.“

Minnesota steckte ziemlich zerknittert den Kopf aus ihrem Zelt. “Müsst ihr am frühen Morgen einen solchen Krach machen?... Rieche ich da Kaffee?“

“Yepp.“

Alina steckte ihren Kopf nun auch leicht unterhalb Minnesotas durch die Öffnung und auch sie hatte heute Nacht eher schlecht geschlafen. “Ich nehme ausnahmsweise drei Tassen.“

***

Die Fläche, die sie zwei Stunden später frei gelegt hatten, war groß und Daniel hatte spekuliert, dass diese Konstruktion mindestens so alt war wie die Ruinen. Dafür sprach auch, dass das Metall unter den Mauern weiterging. Sie hatten allerdings weder Schriftzeichen noch irgendwelche Bedienelemente gefunden. Ratlos saßen sie nun im Kreis um die Platte. Das einzig Auffällige war ein Kreis, auf den mehrere der feinen Linien zuführten. “Und jetzt?“ Alina band sich die Haare zusammen und wischte sich den Schweiß von der Stirn.

“Wir können nichts machen, wir müssen auf die Geräte warten. Mit bloßen Händen erreichen wir hier nichts, obwohl ich gerne dabei gewesen wäre, um zu sehen was darunter ist.“

“Wartet mal.“ Alina beugte sich vor und blickte starr auf den Kreis. “Daniel, wir sind uns einig, dass dies von den Goa’uld erschaffen wurde.“

“Sicher.“

“Und es gibt keine Armaturen?“

“Korrekt.“

“Ich bin Goa’uld. Vielmehr ... ich war.“ Damit beugte sie sich noch weiter vor und legte ihre Hand in die Mitte des Kreises. Alle hielten den Atem an, doch nichts geschah. “Einen Versuch war es wert.“ Leicht zerknirscht zog sie ihre Hand wieder zurück. Doch plötzlich begann der Boden leicht zu vibrieren und sie alle beeilten sich auf die Beine zu kommen.

“Achtung!“ Daniel zog Alina und Minnesota zurück, während sich Jadda und Mac an die Mauer drückten. Die Linien begannen zu glühen und unvermittelt schoben sich die Rillen auseinander. Bläuliches Licht drang hindurch und wurde immer intensiver. Einen Moment sah es so aus, als würde an der Mauer kein Platz bleiben, aber Mac und Jadda klammerten sich an einigen Vorsprüngen fest, um nicht in das grell erleuchtete Loch zu fallen. Dann herrschte Stille und sie alle bemühten sich den Grund des Loches auszumachen. Mac stieß sich ab und sprang von der Mauer auf sicheres Terrain.

“Und was ist das jetzt?“ Jadda hielt sich an der Mauer fest und beugte sich über das Loch. Im gleichen Moment erklang ein Zischen und aus den Wänden schoben sich Stufen. “Oh! Praktisch!“ Jadda hüpfte von ihrer wackeligen Position auf die zweite Stufe hinab und sah sich erwartungsvoll zu ihren Freundinnen und Daniel um. “Gehen wir?“

“Ja!“ Alina wiederum sah sich zu Daniel um. “Oder?“

Daniel hob hilflos die Arme und nickte.

***

Da standen sie nun in einem runden Raum und starrten die Wände an. Daniel umrundete sie laufend, während er versuchte die Schriftzeichen zu entziffern. Laut Daniel handelte es sich um einen sehr alten Goa’ulddialekt. Selbst er hatte einige Schwierigkeiten die Texte zu lesen. Alina hatte sich vor eine der Wände gesetzt und fuhr mit den Fingern die Symbole nach. “Osiris und Isis haben hier etwas erforscht. Es hat irgendwas mit den Antikern zu tun. Was heißt das hier, Daniel?“

“Zeig mal her. Das ist wirklich ein sehr alter Dialekt. Das hier heißt ’Macht’ und das hier bedeutet ...“

“Tunnel?“

“Ja.“

Minnesota und die anderen hatten aufmerksam zugehört und waren trotzdem genauso schlau wie vorher. Minnesota sprach aus, was sie alle dachten. “Könntet ihr Sprachgenies uns vielleicht auch daran teilhaben lassen?“

“Also wir wissen, dass dieser Tempel Osiris und Isis geweiht war. Die beiden sind aber schon sehr früh wieder von der Bildfläche verschwunden. Wir alle wissen bestens, wo sie abgeblieben sind.“ Daniel holte kurz Luft und verfiel nach und nach in einen Vortragstonfall. “Natürlich wurden allen Göttern magische Kräfte nachgesagt, aber gerade Isis nimmt dabei eine Sonderrolle ein. Sie hatte einen großen Anteil an der Übernahme der Gate-Technik durch die Goa’uld. Osiris und Isis haben diese Techniken weiterentwickelt und auf ihre Bedürfnisse angepasst. Daraus bezogen sie auch einen Großteil ihrer Macht. Rothman war sogar überzeugt, dass Seth auf diese Macht aus war und darum Isis und Osiris in die Kanopen sperrte.“

“Gibt es noch mehr?“, wollte Mac wissen.

Alina nickte. “Hier hatte Nephtys Schwester die Funktion einer mächtigen Antiker-Waffe untersucht. Doch es gab Probleme und die ersten Versuche misslangen.“

“Was für eine Waffe?“

“Ein Kristall, der ungeheure Energien frei setzen kann.“ Alina sprach als wären es ihre Erinnerungen, das hatte etwas Beängstigendes.

“Warte. Da ist es. Osiris fand ein Versteck der Antiker und den Kristall der Macht. Doch blieb ihnen seine Macht verschlossen.“

“Nicht ganz – Isis baute die Waffe mit den Mitteln, die ihnen zur Verfügung standen, nach.“

Jadda nahm ungeduldig die Kamera vom Auge. “Also wenn ihr nicht bald zur Sache kommt, ist die Batterie wieder leer. Was für eine Waffe soll das sein?“

“Eine Handspange.“

“Das ist zwar ein übles Ding, aber eine besonders mächtige Waffe ist das nicht grade.“

“Das ist ja auch nur, was die Goa’uld daraus entwickelt haben, das Antiker-Pendant ist um vielfaches mächtiger.“ Daniel drehte sich wieder zu den Schriftzeichen um. “Die Frage ist nur, was ist hier versteckt?“

“Du meinst hier gibt es noch mehr außer dieser Kammer?“ Macs Neugier war geweckt.

“Das ist offensichtlich. Wozu sollte dieser Raum dienen, er ist nutzlos. Es sei denn er erfüllt einen Zweck, der uns nur noch nicht aufgefallen ist.“

“Ich kenne dieses Zeichen.“ Alina deutete auf ein verschlungenes Symbol, das aussah wie ein auf den Kopf gestellter Vogel. Vermutlich wusste Alina selbst nicht, warum sie sich vorbeugte und mit den Fingern über das Zeichen glitt, aber in genau diesem Moment begann der Boden unter ihnen zu vibrieren. Der feine Sand geriet in Bewegung und kleine Spalten bildeten sich, in die er hineinrieselte und verschwand. Gebannt beobachteten sie, wie sich erneut ein Loch im Boden bildete und den Blick auf weitere Räume freigab. Als der Boden zur Ruhe kam, blickten alle neugierig hinunter.

“Ziemlich dunkel da unten.“ Sie alle versuchten etwas zu erkennen, als Jadda plötzlich das Licht ihrer Kamera einschaltete und hinableuchtete. “Besser, oder?“ Entsprach der obere Raum dem klassischen Goa’uld-Design, so wirkten die Räume unter ihnen in erster Linie primitiv. Anscheinend gab es nur grob behauene Wände und Sand dort unten. Aber irgendetwas musste dort sein, warum sollten Isis und Osiris es sonst derart verstecken.

“Das schauen wir uns an, oder?“ Mac setzte sich und schob die Beine über den Rand. Es war nicht hoch, sicherlich konnte man hinabspringen.

“Wir ... ihr wartet auf das Team. Ohne Ausrüstung geht dort keiner weiter runter!“ Dafür hatte Daniel zu viel Erfahrung mit solchen Entdeckungen.

***

“Nehmt Kreide mit nach unten, damit ihr euch nicht verirrt“, riet Daniel und Minnesota nickte, “Ich weiß nicht, ob das Team welche eingepackt hat. Eigentlich hatten wir nicht mit Labyrinthforschung gerechnet. Wie auch immer, jetzt ist es sowieso zu spät“, seufzte der Archäologe.

“Wenn sie keine Kreide haben?“, wollte Mac wissen.

“Die Leute wissen, was sie tun. Ein guter Archäologe kennt viele Tricks einen Ausweg aus einer Höhle zu finden.“

“Und die wären? Ich meine nur so zur Sicherheit, falls wir das Team verlieren oder ...“ Mac biss sich bei Daniels prüfendem Blick auf die Zunge, “Nicht, dass wir darauf aus wären, alleine da unten ...“ Sie brach ab und Daniel lächelte.

“Schon gut. Also, Klassiker sind die Brotkrumen, das Wollknäuel und die Kreide, aber es gibt auch andere Mittel den Weg nach draußen zu finden. Das Beste ist auf die Luft zu achten, man folgt einfach der frischen Luft und wenn man Glück hat ist man schnell draußen.“

“Wenn man Glück hat?“

“Na ja, das ist keine Garantie.“ Sie setzten sich gemeinsam auf eine der Mauern und sahen über das Land und warteten. Der Blick über diese karge, sandige Landschaft war fantastisch. Die Hitze flirrte über den Dünen und der Wind spielte an deren Kuppen mit den Sandkörnern. Ja, es war richtig hier zu sitzen. Es war ein Schlusspunkt für eine tolle Reise. Sicher, nur Daniel reiste zurück und sie hatten noch einen Monat Zeit, aber ohne Daniel würde es nicht dasselbe sein. Niemand würde sie so enthusiastisch durch schmale Gänge und große Hallen führen und in ihren Köpfen dabei die Geschichte aufleben lassen.

Sie hatten soviel gesehen und nicht nur die Pyramiden von Gizeh oder Luxor. Jadda mochte Wüsten und die Besichtigungen der abgelegenen Oasen war für sie eines der schönsten Erlebnisse gewesen. Aber das Allerschönste war, abends zusammen zu sitzen und miteinander zu reden. Jadda hatte ein Reisetagebuch begonnen, in dem sie inzwischen auch ihre ganz persönlichen Gefühle hatte einfließen lassen. Vermutlich würde Hammond sie einkerkern, wenn sie ihn wie alle ihre Reiseberichte zuvor auf ihrer Seite veröffentlichen würde, natürlich als fiktive Geschichte.

Aber das hatte sie auch gar nicht vor. Für sie war es wichtig gewesen, sich einiges von der Seele zu schreiben. Zwar hatten sie viel über das Erlebte geredet, aber über alles nicht. Noch immer träumte sie von der Folter während der ersten Mission und sie wusste, dass es ihr nicht half, diese Ängste in sich zu verschließen. Während sie auf der Mauer saßen und warteten, redete kaum jemand, alle schienen ihren Gedanken nachzuhängen. Es war ein unvergesslicher Urlaub und sie hatten ihn gemeinsam erlebt. So wie sie auch ihre Reisen zu anderen Planeten gemeinsam erlebt hatten.

Diese Erinnerungen gehörten ihnen zusammen und das würde sie verbinden. Ganz leise war ein rhythmisches Geräusch zu hören, das die Stille der Wüste durchbrach.

“In einem Monat sind wir wieder in Colorado und sehen uns.“ Minnesota lächelte optimistisch von links herüber. “Grüßt du uns unsere Snakie?“

“Mach ich, falls ich sie sehe.“ Daniel sah in den Himmel, wo ein kleiner schwarzer Punkt das Ende ihrer gemeinsamen Reise einläutete. “Seid vorsichtig da unten und schießt ein paar Bilder für mich.“

“Geht klar!“ Jadda sprang auf und zückte ihre Kamera. “Ich hab noch einen Film gefunden. Gruppenabschiedsfoto?“

“Yepp.“

Jadda stellte ihre Kamera auf die gegenüberliegende Mauer und fummelte an den Einstellungen um die Automatik zu aktivieren. “Bereit?“

“Yepp.“

Keine Verbindung

To’pek stürmte wütend aus dem Gebäude. Ich schaute von der Übersetzung auf und hielt mir eine Hand über die Augen, um die heiße Wüstensonne dieses Planeten abzuschirmen. To’pek sah sich um und entdeckte mich. Mit schnellen Schritten kam er auf mich zu. “Ist etwas passiert?“, wollte ich wissen. To’pek ließ sich neben mir in den Sand fallen. Ich griff nach meiner Umhängetasche und nahm die Wasserflasche heraus, trank einige Schlucke. Dank Curai konnte ich in der Wüstensonne ohne Beschwerden sitzen bleiben, aber mit der Zeit wurde es doch sehr warm.

To’pek schüttelte den Kopf, bevor er mich aufmerksam anblickte und sagte: “Garshaw zieht Naran, Jakel und Esam ab.“

Ich schluckte fassungslos: “Was? Wieso? Wir sind kaum ein paar Tage hier.“

“Wichtige Missionen“, lachte To’pek humorlos.

Ich senkte den Blick. “Aber wir können bleiben?“

“Uns werden die Übersetzungen der Antiker und Nox fehlen. Und Jakel hat den Planeten noch nicht ausfindig machen können, auf dem die Handspange ist.“ To’pek seufzte. “Dieses Projekt wird bald sterben. Ich weiß es.“

Ich hörte Curai lachen. <Wir befinden uns im Krieg. Was erwartet er denn?>, wollte sie wissen.

Ich seufzte. “To’pek ... wir befinden uns im Krieg“, wiederholte ich Curais Worte.

Er stand auf, klopfte sich den Sand von der Tok’ra-Uniform. “Und deshalb sollte die Wissenschaft zurückgestellt werden?“ Er drehte sich weg und begann, in Richtung des Stargates zu laufen. Ich sammelte meine Pergamente zusammen und stopfte alles in die Ledertasche, die mir Jacob am Anfang meiner Tok’ra-Mitgliedschaft gegeben hatte. Schnell warf ich sie über meine Schulter und lief hinter To’pek her.

“Warte.“

Er drehte sich zu mir um, lief langsamer, damit ich ihn einholen konnte. Ich klopfte mir im Gehen Sand von der weichen Lederhose, die die Tok’ra immer trugen und kontrollierte, ob die Zat noch immer fest in meinem Gürtel verankert war. Dann seufzte ich schwer und meinte leise: “Das sage ich nicht. Aber ich kann den Hohen Rat verstehen.“ To’pek stoppte und nahm meine Schultern, starrte mir eindringlich in die Augen: “In den letzten drei Monaten haben sie sämtliche Forschungsprojekte, an denen ich beteiligt war, kurz vor der Vollendung gestoppt. Immer hieß es, die abgezogenen Mitarbeiter würden woanders gebraucht.“

Er ließ mich los und fragte plötzlich: “Warum bist du Tok’ra geworden?“

Ich zögerte einen Moment, bevor ich antwortete: “Es war eigentlich ein Unfall, eine Sache des Überlebens. Aber ich stehe vollkommen hinter den Motiven des Hohen Rates.“

“Was sollen das für welche sein?“, wollte To’pek wissen.

“Die Befreiung der Galaxie von den Goa’uld, das Überleben unseres Volkes ... deines Volkes.“ Ich wurde gereizt, weil Curai wütend wurde. “Warum zum Teufel bist du Tok’ra, wenn du es als Last ansiehst oder wenn du denkst, dass der Hohe Rat etwas falsch macht?“

“Etwas falsch macht? Sie handeln vollkommen entgegen Agerias Überzeugungen.“

Curai übernahm die Kontrolle. “Was weißt du schon von Agerias Überzeugungen, To’pek? Hast du zu ihrer Zeit gelebt?“

“Nein, und du auch nicht. Außerdem habe ich mit deiner Wirtin gesprochen.“

“Wir sind einer Meinung. Deine Loyalität ist zweifelhaft.“

To’pek stieß scharf die Luft aus und wandte sich mit verschränkten Armen ab, starrte zum Stargate, das man vom höchsten Punkt dieser Düne aus in der Ferne sehen konnte.

<Lass mich mit ihm sprechen>, bat ich.

<Er spricht wie ein Shol’va.>

<Bitte, Curai.> Ich übernahm wieder die Kontrolle. “Wie kommst du auf diese Ideen?“, fragte ich sanft und ich sah, wie To’pek den Blick senkte.

“Es ist die Art und Weise, auf die Garshaw und der Hohe Rat mit den Entdeckungen der letzten Monate umgehen. Wissenschaft ist das Fundament für einen Sieg und die Allianz ist ein Beispiel, an das wir uns halten sollten. Der Hohe Rat erwartet den raschen Fund einer neuen Waffe, damit sie sie einsetzen können.“ Er drehte sich zu mir um. Mit einer Hand fuhr er sich durch die dunklen Haare, dann erklärte er: “Ich bin nicht der einzige, der den Machthunger des Hohen Rates sieht. Die meisten Tok’ra lassen sich leider blenden und glauben, der Rat würde alles für das Wohl unseres Volkes tun. Diese Handspange ist ein Symbol für die Wichtigkeit der Wissenschaft. Sie zu finden, sollte ein Grund zur Freude sein und kein Grund, sie einzusetzen und eine Kraft zu nutzen, der wir nicht Herr werden können.“

Ich schüttelte den Kopf: “Du weißt, dass Selmak Mitglied des Hohen Rates ist und sein Wirt ist zufällig ein Freund von mir.“

“Ja, das weiß ich. Und Selmak ist die Ausnahme innerhalb des Hohen Rates“, antwortete er. Seine harten Gesichtszüge wurden sanfter und er fuhr fort: “Wir müssen uns an der Allianz ein Beispiel nehmen und nicht ihren Weg ein zweites Mal nehmen. Sie haben sich selbst vernichtet und das werden wir auch tun, wenn wir dem Hohen Rat weiter folgen.“

“Das hört sich ganz nach Verrat an, To’pek“, sagte ich leise.

Seine grünen Augen funkelten wütend. “Und wenn es so wäre? Verrate mir eins: Stehst du hinter der Jaffa-Rebellion?“

Ich nickte. “Sie schwächt die Goa’uld an ihrem wichtigsten Eckpfeiler ... der Militärmacht. Aber noch hat sie nicht genug Mitglieder.“

“Die Dreier-Allianz, die zwischen den Jaffa-Rebellen, den Tok’ra und euch besteht, wird nicht von allen Tok’ra begrüßt. Erst recht nicht vom Hohen Rat. Sie sehen eine Gefährdung ihres Einflusses und glauben, dass die Jaffa ihnen nur schaden wollen. Selmak hat Einblick in die Gespräche des Hohen Rates und er ist sehr klug. Er hat es mir so gesagt, also stimmt es auch.“

Ich seufzte und fuhr mir über die Stirn. “Warum bist du Tok’ra geworden, wenn du das so siehst?“, wollte ich wissen.

Er hob die Augenbrauen. “Mein Volk wurde von einem Goa’uld namens Wodan versklavt. Er hat viele von uns töten lassen, wenn wir nicht die erforderliche Naquadah-Menge eingebracht haben.“

“Wodan ist germanisch. Ich dachte, euer Kulturkreis wäre von den Asgard gerettet worden.“

“Wodan war schneller, was meinen und andere Stämme unseres Volkes anging.“

“Die Germanen, Kelten, nördliche Völker“, nickte ich.

To’pek seufzte. “Ich hörte von den Tok’ra durch einen ihrer Spione, der schwer verletzt Zuflucht in unserem Haus fand. Der Wirt war zu schwer verletzt und Kalem bot mir die Verschmelzung an.“

“Einfach so?“, fragte ich.

“Ich starb ebenfalls – an einer schweren Krankheit, die den Planeten befiel. Ich nahm an und er zeigte mir seine Welt. Die Archäologie, die Kulturen, die ich erforschen konnte ... ich blieb bei den Tok’ra.“

“Was hat sich geändert?“, wollte ich vorsichtig wissen.

“Die Jaffa-Rebellion und die Ta’uri sind unsere größte Chance, mehr zu bewirken, aber der Hohe Rat will sich nicht verbünden. Noch weiß er jedoch nicht, wie er sich rausreden soll.“

Ich kniff die Augen zusammen. “Wie meinst du das?“

“Sie wollen kein Bündnis mit den Jaffa, aber sie zählen weiterhin auf eure Unterstützung. Und ihr haltet zu den Jaffa. Jenen, die viele von uns über die letzten Jahrtausende hinweg töteten – und das nicht nur im fairen Kampf.“

Curai übernahm besorgt die Kontrolle. “Seit wann ist das so?“, wollte sie wissen.

“Nicht lang“, antwortete To’pek, “Ein paar Monate.“

***

Daniel lehnte den Kopf an die Stütze und gähnte. Jack schnallte sich an und fragte: “Anstrengender Flug?“

Daniel nickte nur: “Du kennst mich. Ich fliege nicht gerne.“

“Ein Widerspruch in sich, Daniel. Du bist Archäologe und Archäologen müssen fliegen, um zu ihren Ausgrabungen zu kommen.“

Daniel warf Jack einen bösen Blick zu und während der Colonel den Motor startete, erklärte er: “Dass der Urlaub unterbrochen wurde, tut mir leid. Aber die kelownanische Regierung will uns so bald wie möglich sehen.“

“Ging schneller, als ich dachte“, meinte Daniel.

“Ja, sie erwarten uns noch heute Nachmittag zu einer Besprechung und werden dann endgültig entscheiden, ob wir mit Verhandlungen beginnen.“

“Ich wollte Jonas ein Buch mitbringen.“

“Mach, was du willst.“

“Du magst ihn nicht?“, fragte Daniel.

“Nicht sonderlich.“ Jack sah zu Daniel. “Glaubst du, du bist bis heute Nachmittag wach genug für eine Mission?“

Daniel sah auf die Uhr. “Gib mir eine Pritsche und drei Stunden Schlaf, dann geht das schon.“

***

“Was ist das?“, fragte Jadda und starrte das Ding auf dem Arbeitstisch in der gleißenden Wüstensonne skeptisch an. Sie hatten es gefunden. In einem abgeschiedenen Raum, versteckt hinter einem Wandpaneel. Bisher war niemand sich sicher, wozu es diente. Es war klein, schmal und aus einem glatten, matt schwarz schimmernden Material gefertigt. Es sah ein bisschen wie ein Schlüssel aus. Bill Lee stemmte die Hände in die Hüften. “Wenn ich das wüsste ...“

Alina blickte ihn skeptisch an. “Sie glauben, die Elektroden an dem Ding werden Ihnen helfen, es herauszufinden?“, fragte sie. Mac lehnte sich leicht in Jaddas Richtung und murmelte: “Ich habe von einem Archäologen im Mountain gehört, der befestigt an jedem Ding Elektroden, das er erforscht – das hier muss er sein.“ Jadda lächelte. Minnesota hob die Augenbrauen. “Und ... was ist es?“

Lee nahm das kleine Ding in die Hand und holte Luft: “Es ist offensichtlich ... ein ...“

“... ein was?“, fragte Minnesota, “Ein Autoschlüssel?“

Lee verzog das Gesicht und wandte sich von der Gruppe ab. “Laien“, murmelte er dabei verärgert.

“Das ist scheinbar unser Stichwort“, meinte Alina und SG-X wandte sich ab, “Gehen wir was essen?“

“Ich sterbe vor Hunger“, antwortete Mac.

***

“Aktivierung von außerhalb! General Hammond in den Kontrollraum!“

Hammond stand auf und verließ sein Büro. SG-1 wartete bereits im Kontrollraum. “Kelowna?“, fragte Daniel Walter gerade aufgeregt. Der nickte: “Sieht so aus.“

Aufgeregt lächelte Sam: “Sie haben ihr Versprechen gehalten. Gestern sagten sie, wir sollten ihnen 24 Stunden geben.“ Der Computer zeigte eine Funkübertragung an.

“Auf den Lautsprecher“, befahl Hammond und einen Moment später erklang die Stimme einer Frau.

“Hier ist Caldrin vom kelownanischen Aufsichtsrat. Wir sind darin übereingekommen, euer SG-1-Team zu Verhandlungen über einen fairen Vertrag auf unserer Welt Willkommen zu heißen.“

“Es freut uns, das zu hören, Caldrin. Die Entscheidung fiel schnell“, erwiderte Hammond.

“Das ist wahr, General Hammond. Jonas Quinn hat Dr. Jacksons Buch gelesen und ist der Überzeugung, wir könnten Handel treiben.“

“Danke, Caldrin. Ich schicke SG-1 los.“ Das Wurmloch schloss sich.

***

Ein Monat verging wie im Fluge und durch unsere Recherchen auf insgesamt fünf verschiedenen Planeten hatten wir es geschafft, die Texte aller vier Arten zu übersetzen. Jetzt traten wir aus dem Wurmloch in einen sonnigen Tag auf Calaia – dem Tok’ra-Stützpunkt, in dem mein Quartier war. Die Ringtransporter brachten uns unter die Oberfläche und To’pek seufzte laut: “Wir bräuchten nur noch etwas Zeit, um die Sternenkonstellationen in dem Hologramm zu untersuchen, dann fänden wir auch den richtigen Planeten.“

“Die haben wir nicht“, erwiderte ich kopfschüttelnd, “Heute ist der letzte Tag. Garshaw wird uns keine Verlängerung geben.“

“Solange wir nicht auf Missionen müssen, können wir doch weiterforschen“, meinte To’pek und zwinkerte mir zu. Ich lachte, während ein Tok’ra an uns herantrat.

“Eine Nachricht von Selmak für dich“, meinte er und überreichte mir ein GDO, an dem ein Zettel befestigt war.

“Danke“, lächelte ich und der Tok’ra ging weiter, “Schade! Ich hatte erwartet, wir könnten uns mit ihm treffen.“

To’pek schüttelte den Kopf. “Er ist scheinbar schwer beschäftigt.“

Ich faltete den Zettel auseinander und versuchte, Jacobs Handschrift zu entziffern.

Es ist etwas passiert. 8382374

Ich runzelte die Stirn und wog das GDO in den Händen. “Ich muss zur Erde“, meinte ich langsam.

“Ist etwas passiert?“, wollte To’pek wissen.

“Offenbar“, murmelte ich.

“Ich werde dich begleiten.“

Ich schaute auf meine Uhr, die noch immer auf Erdzeit eingestellt war und schüttelte den Kopf. “Heute nicht mehr. Die haben drei Uhr morgens und ich will Walter nicht erschrecken.“

To’pek nickte. “Dann morgen.“

***

“Verdammt noch mal!“, murmelte ich und beobachtete, wie das Tor sich erneut abschaltete, ohne eine Verbindung aufgebaut zu haben.

“Vielleicht ist besetzt“, schlug To’pek vor und schaute von seinem Platz auf dem Gras auf.

Ich lächelte. “Drei Stunden?“

“Ich finde, wir sollten es mit eurem Alpha-Stützpunkt versuchen. Möglicherweise wissen sie, was vorgeht.“

Ich nickte. “Das wäre das Beste, aber ich habe die Adresse nicht.“

“Ich kenne jemanden, der sie hat“, antwortete To’pek.

***

“Wozu braucht ihr sie?“, fragte Garshaw und ich seufzte schwer.

“Die Erde ist nicht erreichbar. Der Umweg über den Alpha-Stützpunkt hilft uns möglicherweise, klarer zu sehen.“ Ich war alleine in Garshaws Quartier gegangen, denn sowohl To’pek als auch Curai hatten es für ratsam gehalten, wenn To’pek sich nicht an der Bitte beteiligen würde. Er kam offensichtlich nicht gut mit Garshaw klar.

“Und To’pek wird dich begleiten?“

“Er hat keine Mission vor sich, oder?“, fragte ich.

Garshaw seufzte und verschränkte ihre Finger miteinander. “Ich mache mir Sorgen um dich“, eröffnete sie mir.

Ich stutzte. “Sorgen? Um mich? Wieso?“

“Deine Nähe zu diesem Jungen gefährdet dich.“

“Wie bitte?“, entfuhr es mir.

“Er ist nicht loyal den Tok’ra gegenüber.“

Ich zog sprachlos die Augenbrauen hoch. <Warum tun sie dann nichts?>

<Was sollen sie tun? Er hat andere Ansichten als sie, aber er verrät die Tok’ra nicht an die Goa’uld oder andere Feinde. Es gibt Gesetze, die den Hohen Rat daran binden, andere Meinungen zu akzeptieren, solange sie die Gemeinschaft nicht gefährden.>

<Was schlägst du vor?>

<Stell dich dumm.>

<Dumm stellen?>

<Das dürfte dir nicht schwer fallen.>

“Ha!“, entfuhr es mir laut. Garshaw zog die Augenbrauen zusammen. “Entschuldigt. Nichts gegen Euch.“

Sie lächelte wissend. “Auch ich streite häufig mit Yosuuf. Sei beruhigt. Das ist normal.“

Ich nickte. “Also ... diese ’nicht loyal’-Angelegenheit ... seid Ihr da sicher? To’pek ist ein überzeugter und leidenschaftlicher Wissenschaftler. Vielleicht interpretiert Ihr da etwas hinein, das nicht vorhanden ist.“

Garshaws Augen verengten sich und ich verstand, dass ich wohl zu forsch gewesen war.

<Also das war dumm>, kommentierte Curai unnötigerweise. Ich ignorierte sie: “Entschuldigt erneut, Hohe Rätin.“ Ich senkte den Blick. “Ich mache mir große Sorgen um ... die Erde.“

Garshaws Züge entspannten sich. “Wir ebenso. Wenn tatsächlich kein Kontakt aufgebaut werden kann, dann ist das Grund zur Sorge.“ Sie seufzte und nahm ein Pergament vom Tisch ihres Quartiers. Darauf malte sie die Symbole des Alpha-Stützpunktes und überreichte sie mir.

“Danke“, meinte ich.

“Jolinar_Jackson, ich denke, es wird dich erfreuen, wenn ich dir erlaube, auch weiterhin an dem Handspangen-Projekt zu arbeiten.“

Ich blickte sie erstaunt an. “Das wäre großartig, Hohe Rätin. Wir können Daniel auf der Erde um Unterstützung bitten.“

“Allerdings“, unterbrach Garshaw mich mit erhobener Hand, “solltest du dir genau überlegen, wem du dein Vertrauen schenkst.“

Ich spürte, wie erschüttert Curai in diesem Augenblick war. Eine ganze Welle dieses Gefühls ging auch auf mich über und ich schluckte hart. “Ja, Hohe Rätin.“

“Immerhin willst du doch weiterhin im wissenschaftlichen Gebiet arbeiten und auch genügend Zeit für deine Projekte finden.“

Ich nickte zögerlich, meine Hand verkrampfte sich um das Pergament. “Sicher, Hohe Rätin.“

Ich drehte mich um und verließ Garshaws Quartier.

To’pek wartete am Gangende. Er trug nun einen schwarzen Umhang mit Kapuze über seiner Uniform und lächelte mir entgegen. “Wie ist es gelaufen?“, fragte er und ich übernahm die Kontrolle. Ich packte sein Handgelenk und zog ihn mit mir: “Wir reisen auf der Stelle zum Alpha-Stützpunkt. Und dort werden wir reden.“


weiter: Kapitel 2
Kapitel 2 by JolinarJackson
Die Rückkehr

“Colonel Reynolds“, lächelte ich das mir gut bekannte Gesicht an, das uns am Stargate des Alpha-Stützpunktes begrüßte, “Ich bin Jolinar_Jackson vom SG-X-Team und das ist To’pek. Wir kommen von den Tok’ra.“

Reynolds nickte. “Wir hatten General Carter erwartet.“

“Es ist sein Code. Er hat ihn uns gegeben“, erwiderte ich.

Reynolds lächelte humorlos. “Ich wette, ich kann erraten, warum Sie hier sind.“

Ich zog die Augenbrauen hoch: “Die Erde?“

“Wir bekommen keinen Kontakt.“

“Wir auch nicht“, meinte ich und folgte ihm in sein Kommandozelt, “Wie lange erreichen Sie die Erde schon nicht mehr?“ Ich sah To’pek unsere Tasche mit den Untersuchungsergebnissen und den Pergamenten auf einem leeren Stuhl abstellen und nickte ihm dankbar zu.

“Kontakt wird alle 24 Stunden aufgebaut und sie haben den letzten Check-in vor drei Stunden versäumt.“

“Wir wollten bereits vor Stunden anwählen“, erklärte ich.

Reynolds seufzte. “Der Computer zeigt keinen Fehler an. Es ist, als wäre konstant besetzt, aber das ist unmöglich, wenn alles dort unten in Ordnung wäre.“

“Merkwürdig“, murmelte ich.

“Allerdings“, antwortete Reynolds, “Ich kann Ihnen zwei Feldbetten anbieten.“

Ich nickte. “Danke. Könnten wir Zugriff auf die Datenbank kriegen? Wir haben Hinweise auf eine Antiker-Waffe, können aber den Planeten nicht identifizieren. Vielleicht ist er in der Kartusche von Abydos oder eher noch in der Antiker-Datenbank. Wir könnten versuchen, die Sternenbilder um das Hologramm, das wir haben, mit den Anwahlsymbolen zu vergleichen und wenigstens unsere Suche einschränken.“

Reynolds nickte. “Gut möglich. Zeigen Sie mir Ihre Unterlagen in ...“, er schaute auf die Uhr, “... einer halben Stunde. Ich sehe dann, ob wir einen unbenutzten Computer finden.“

***

“Hat Daniel nicht versprochen, dass uns einer von SG-1 am Flughafen abholt?“, wollte Minnesota wissen und starrte auf den Eingang, durch den sich die Bevölkerung ganz Amerikas zu bewegen schien ... bis auf SG-1.

“Ja“, gähnte Mac und Jadda seufzte gelangweilt, auf einem ihrer Koffer sitzend.

“Jetzt sitzen wir schon seit einer Stunde hier“, bemerkte Alina.

“Ist nicht wahr“, meinte Mac überrascht und starrte erstaunt zur Uhr über der McDonalds-Filiale.

“Das reicht. Ich rufe Sam an“, meinte Minnesota und ging zu einer der Telefonzellen in der Nähe.

“Ich habe Hunger“, jammerte Alina.

“Ich auch“, antwortete Mac.

“Wenn ich Daniel in die Finger bekomme ...“, drohte Jadda halbherzig.

“Sieht ihm gar nicht ähnlich, uns zu vergessen ... und den anderen auch nicht“, erwiderte Mac. Alina nickte zustimmend.

“Was denkt ihr über die Höhle?“, wollte Jadda wissen, um abzulenken.

“Nun ja“, seufzte Mac, “auf jeden Fall wurden die untere Kammer und das Labyrinth nicht von Goa’uld gebaut.“

“Ich glaube fast, es war antikisch“, antwortete Jadda.

“Die Goa’uld haben nur drauf gebaut, um dort Antiker-Geräte zu erforschen, unter anderem diese Handspange auf den Wandzeichnungen“, nickte Alina.

“Und das Labyrinth der Antiker beschützte ... was?“

“Es war nur eine Forschungseinrichtung. Ein Außenposten, oder so. Nicht jedes Antiker-Gebäude birgt ein Geheimnis“, meinte Mac. Alina erwiderte skeptisch: “Na ja, und der Schlüssel?“

“Dr. Lee meint ...“ Mac wurde von Min unterbrochen, die vom Telefon zurückkam: “Okay!“ Sie sicherte sich somit ihrer aller Aufmerksamkeit. “Daniel hat ihnen nicht gesagt, dass uns einer abholen soll. Sam wollte mir nicht sagen, wieso, aber wir finden es demnächst raus. Sie schickt uns Ferretti.“

***

SG-X hatte Sams Bericht über die letzten Geschehnisse gehört und saß nun in ihrem Labor verteilt. “Soll das heißen, dass Anubis beinahe die Erde vernichtet hätte?“, fragte Minnesota fassungslos. Sam nickte langsam. “Ja, er hat mit einer Waffe versucht, unser Tor in die Luft zu jagen. Es ließ sich nicht schließen. Länger als 40 Stunden war es ohne Unterbrechung geöffnet und wir haben es gerade erst geschafft, das Problem zu lösen. Im Moment wird das Tor aus Russland installiert.“

Alina rieb sich müde über die Augen und Jadda seufzte. “Super!“

Sam verschränkte die Arme, sah sich in ihrem Labor um, als suche sie etwas, dann räusperte sie sich. Aufmerksam blickten die vier Frauen sie an.

“Sam?“, hakte Minnesota schließlich nach. Sam atmete schwer ein. “Es gab ... einen Unfall auf einer Mission. Das ist jetzt etwa einen Monat her.“

Jadda hob die Augenbrauen. “Ein Unfall?“, hakte sie nach. Sam schluckte, rieb sich die Stirn und sagte schließlich leise: “Daniel ... Daniel ist tot.“ Stille breitete sich im Labor aus. “Tot?“, wiederholte Jadda tonlos. Sam wich den entsetzten Blicken der vier Frauen aus. Minnesota schüttelte den Kopf. “Wie ... ist das denn ... passiert?“

“Er ... hat ... er wurde verstrahlt. Eine Waffe ... er ... hat 12 Stunden durchgehalten, wir haben alles versucht ... Janet hat alles getan, was sie konnte, aber ...“ Sie blickte SG-X an. “Es tut mir leid. Ich weiß, dass wir euch hätten Bescheid sagen müssen ...“

“Er ist nicht tot“, sagte Jack von der Tür aus. SG-X blickte zu ihm. Jack trat ein, die Hände in den Hosentaschen und schüttelte bekräftigend den Kopf. “Er ist nicht tot.“

“Sir -“

“Carter.“

Die beiden starrten sich an, dann senkte Sam den Blick. Sie murmelte: “Als wäre er tot.“ Sie schaute zu SG-X. “Er kommt nicht zurück.“

“Er ist aufgestiegen“, erklärte Jack. Sein Tonfall war neutral, er zuckte mit den Schultern. “Nicht tot, sondern höhere Ebene der Existenz.“ Er fuchtelte mit den Händen vor seinem Gesicht herum und deutete dann vage zur Decke. Er klang beinahe spöttisch, als er hinzufügte: “Jetzt kann er mehr tun.“

Jadda starrte Sam fragend an: “Was heißt das ... höhere Ebene der Existenz? Dass er nicht tot ist? Dass er noch da ist?... Dass er zurückkommen könnte?“

Sam seufzte: “Für mich heißt es, dass es mir egal ist, wo er gerade ist. Er sollte hier sein. Jetzt.“

“Und ... was wird aus SG-1?“, wollte Jadda weiter wissen. Sam blickte kurz zur Seite, dann wieder zu den vier Neuankömmlingen. Ihr Blick huschte letztlich zu Jack, während sie mit den Schultern zuckte. Jack meinte: “Jonas kommt ins Team. Carters Wunsch.“

“Jonas Wer?“, fragte Mac verständnislos.

“Jonas Quinn“, antwortete Jack. “Einer von denen, die dafür gesorgt haben, dass Daniel nicht mehr da ist. Er ist eigentlich sogar der Hauptgrund, aus dem Daniel nicht mehr da ist. Weil er zu feige war, sich selbst zu opfern.“

Sam schüttelte den Kopf: “Sir, das ist nicht wahr und das wissen Sie.“ Sie sah zu SG-X. “Er ist ein netter Kerl. Ihr müsst ihn nur ...“

Alina schnaubte: “Er ist mitverantwortlich für das, was passiert ist? Tut mir leid, das verstehe ich nicht.“

Minnesota nickte.

“Ja“, gab Sam zu, “Zu einem Teil sicher, aber letztlich hätte er es nicht verhindern können. Es war ein Unfall.“

“Wir werden sehen, wie er sich schlägt“, meinte Jack. Stirnrunzelnd starrte Alina ihn an. “Was wäre die Alternative gewesen?“, fragte sie, ahnte, dass mehr hinter Jacks Entschluss stand. Jack senkte kurz den Blick, dann straffte er sich wieder: “Ein Russe. Nur über meine Leiche.“

“Oh, wie schön!“, meinte Alina, “Also ... du duldest Jonas als das kleinere Übel. Wie schön für ihn!“

Sam verschränkte wieder die Arme. “Jonas ist ein netter Kerl. Er kann nichts für das, was passiert ist. Seine Regierung -“

“Mag ja sein“, unterbrach Alina. “Dann ist Jonas halt im Team. Aber ist das wirklich gut, wenn Jack ihn doch – laut seinen Worten – nicht leiden kann?“ Herausfordernd schaute sie Jack an. Er schüttelte den Kopf. Es wurde wieder ruhig. Jack meinte schließlich: “Daniel konnte ich auch nicht leiden.“ Damit wandte er sich um und verließ den Raum. Sam seufzte: “Es hat ihn schwer getroffen.“

“Wen nicht?“, bemerkte Mac traurig. Sie alle schienen einen Moment zu brauchen, diese Nachricht zu verdauen. Noch vor wenigen Wochen waren sie mit ihm durch die Wüste gereist. Sam räusperte sich und stand auf, setzte ein routiniertes Lächeln auf. “Wart ihr schon bei eurer Untersuchung?“

SG-X schüttelte langsam die Köpfe.

“Dann wird es Zeit.“

***

Ich lachte. “Nein. Das meinst du nicht ernst.“

“Ich schwöre“, antwortete To’pek grinsend. Ich schüttelte lachend den Kopf.

“Hey! Was ist denn hier los?“, fragte Reynolds, als er das Zelt betrat, in dem To’pek und ich an der Planetenadresse arbeiteten. Ich fasste mich rasch und antwortete: “Nur eine Pause.“ Ich musste wieder kichern.

“Möchten Sie den Witz vielleicht mit der Klasse teilen?“, fragte Reynolds lächelnd.

Ich schüttelte den Kopf. “Nein, nicht nötig.“

“Was haben Sie rausgefunden?“, wollte Reynolds wissen.

Ich seufzte. “Nicht viel.“

“Wir haben drei Symbole abgleichen können, allerdings können wir ihre Reihenfolge nicht rekonstruieren. Und schon diese drei waren eine Menge Arbeit. Seit der Aufzeichnung des Hologramms ist eine Menge Zeit vergangen. Die Konstellationen haben sich verändert.“

“Es gibt unendliche Kombinationsmöglichkeiten und wir können sie nicht alle ausprobieren – mit nur drei Symbolen“, antwortete ich.

“Sie werden den Planeten nicht finden, oder?“

“Wenn wir mehr Symbole hätten und wenigstens noch ein paar kleine Hinweise schon.“

“Wir setzen auf die Schriftrolle, die SG-X und SG-1 nach der letzten Mission mitgebracht haben“, ergänzte To’pek.

“Daniel hat sie. Ich hoffe, er konnte etwas damit anfangen und sie hat ihm etwas Interessantes verraten.“

Reynolds zog die Schultern hoch. “Dr. Jackson?“, fragte er. Ich nickte und bemerkte, wie Reynolds versuchte, meinem Blick auszuweichen.

“Stimmt was nicht?“

Reynolds verschränkte die Hände hinter dem Rücken. “Haben Sie es nicht gehört?“

Ich spürte, wie sich mir der Magen zusammenzog. “Gehört?“, fragte ich. Ich betete, dass mein Bauchgefühl falsch lag. Curais zusätzliche Anspannung verbesserte meine beginnende Panik nicht gerade.

“Er ist tot.“

Ich schnappte nach Luft und spürte To’peks Hand auf meiner Schulter, doch ich schüttelte sie ab und stand auf. “Tot? Wie ...?“

Reynolds wirkte, als bedauere er, mir die Wahrheit gesagt zu haben. “Es gab einen Unfall, soweit ich weiß. Er wurde verstrahlt. Ich ... es tut mir leid, aber mehr weiß ich auch nicht. Ich war nicht wirklich auf der Erde, seit es passiert ist.“

Ich nickte langsam. “Könnten wir ... eine Pause machen?“, fragte ich, dann ging ich ohne ein weiteres Wort nach draußen.

***

Ich atmete die kühle Luft vor dem Zelt ein und blendete die Geräusche der Basis um mich herum aus. Die Soldaten und Wissenschaftler, die sich zum Essen versammelt hatten, die Wachen am Tor, die miteinander redeten ... ich stand mit dem Rücken zum Lager und blickte über die Wiese hinaus zu dem angrenzenden Wald in der Ferne.

“Ist alles in Ordnung?“, fragte To’pek hinter mir und ich seufzte. “Nein.“ Ich wischte mir Tränen aus den Augen und wandte mich zu ihm um. “Nein, nichts ist in Ordnung. Daniel war ein Freund.“

To’pek nickte. Dann erklärte er: “Reynolds wartet im Zelt auf uns. Er meinte aber, dass du dir Zeit lassen sollst.“

“Danke“, antwortete ich. Curai verhielt sich ruhig. Sie trauerte, ich konnte es spüren.

“Es tut mir leid“, sagte To’pek und ich blickte ihn an, verschränkte die Arme. Dann meinte ich: “Danke.“ To’pek wirkte einen Moment, als wisse er nicht, was er tun sollte, dann umarmte er mich. Ich erwiderte die Umarmung und lächelte ihn dann dankbar an.

“Ich habe dir noch nicht gedankt“, meinte er. Verwirrt blickte ich ihn an. “Wofür?“

“Dass du mir vertraust. Egal, was Garshaw sagt.“

Ich zuckte mit den Schultern. Dann atmete ich tief durch. “Wir sollten die Besprechung beenden.“

To’pek nickte und folgte mir zurück ins Zelt zu Reynolds.

***

To’pek und ich hatten wieder an dem Tisch Platz genommen, an dem wir schon die letzten Stunden verbracht hatten. Reynolds blätterte durch unsere Aufzeichnungen der vergangenen Monate. Außer uns war niemand im Zelt. Die meisten waren noch immer beim Abendessen. To’pek erklärte: “Wir haben einiges über die Geschichte der Handspange aus dem Hologramm in der Basis erfahren, die die Tok’ra gefunden haben. Nachdem sie erschaffen wurde, wurde sie von einer Goa’uld gestohlen.“

Ich nickte und fügte hinzu: “Von niemand geringerem als Ageria höchstpersönlich – der Tok’ra-Königin.“

To’pek fuhr fort: “Damals war sie noch eine Goa’uld. Die Allianz spürte sie auf, nachdem die Handspange von Isis für die Goa’uld kopiert wurde. Ageria wurde lange Zeit von den Antikern gefangen gehalten und schließlich von ihnen davon überzeugt, gegen die Goa’uld vorzugehen.“

“Keine Märchenstunde, bitte“, unterbrach Reynolds.

Ich lächelte, da mich Reynolds in dem Moment sehr an Jack erinnerte. “Tja, das war dann alles. Wir haben die gesamte Geschichte von der Entstehung der Allianz bis zu ihrem Fall Stück für Stück zusammengesetzt. Die fehlenden Teile finden wir sicher auf der Erde in dem Pergament, das wir von den Furlingern haben und in einigen der Texte, die das SGC im Laufe der Zeit fand. Möglicherweise auch in Littlefields Tagebuch. Aber ... das ist nur Geschichte.“

“Wie finden wir diese Basis mit der Handspange, wenn Sie die Kombination nicht knacken? Ohne Adresse können wir keinen Planeten anwählen“, meinte Reynolds.

“Ich habe eine bestimmte Hoffnung, Colonel“, antwortete ich.

“Ja?“

“Wir müssen Kontakt mit einem der Mitglieder der Allianz aufnehmen – am Besten die Asgard.“

Reynolds zog die Stirn in Falten. Ich fuhr schnell fort: “Ich weiß, dass wir ihnen allmählich auf die Nerven gehen müssen, weil wir ständig anrufen, aber ... sie gehörten nun mal dazu.“

***

Das Hologramm flackerte einen Moment, dann stabilisierte es sich. “Hallo“, grüßte das zierliche Geschöpf und ich lächelte, fragte zögerlich: “Heimdall?“

Sie nickte. “Es tut mir leid, dass ich jetzt erst komme, aber euer Ruf hatte verständlicherweise eine etwas niedrigere Priorität als der Kampf gegen die Replikatoren.“

“Die machen euch immer noch Probleme“, stellte ich fest, dann schüttelte ich zerstreut den Kopf: “Verzeih mir – Heimdall, das ist Colonel Reynolds von den Ta’uri und das ist To’pek von den Tok’ra.“

Die beiden Männer nickten der Asgard zu und sie antwortete mit der Asgard-Version eines Lächelns. “Was kann ich für euch tun?“

“Wir – die Tok’ra – haben auf einem anderen Planeten eine Basis der Allianz gefunden. Ein Hologramm zeigt eine Waffe der Antiker – eine Handspange.“

Heimdall kniff die Augen zusammen. “Ich bin nicht befugt, euch Aufschluss über den Ort zu geben, an dem diese Waffe ruht.“

Ich ging etwas in die Knie, um auf Augenhöhe mit ihr zu sein und antwortete: “Denkst du nicht, es ist Zeit? Wir sind inzwischen alt genug, Heimdall! Wir sind nicht mehr so jung wie noch vor fünf Jahren. Die Waffe wird nicht eingesetzt, das verspreche ich dir.“

“Kannst du das?“, fragte die Wissenschaftlerin und ich senkte den Blick.

“Nein, wohl nicht.“

Reynolds schaltete sich ein: “Was, wenn Anubis hinter diese Sache mit der Spange kommt? Ist das dann einfach nur unser Pech? Dann sterben wir ... jung – wie bedauerlich, nicht wahr?“ Heimdall wandte ihm den Blick zu und legte den Kopf leicht schief. “Es hat nichts mit eurer Jugend zu tun, Colonel. In der Tat seid ihr inzwischen beinahe alt genug. Es geht um die Tatsache, dass die Waffe zum Einsatz kommen wird. Das können wir nicht zulassen.“

“Und wenn die Goa’uld darauf aufmerksam werden?“, wollte nun To’pek wissen.

“Dann liegt es nicht an den Asgard, die Entscheidung zu treffen.“

Ich runzelte die Stirn. “An wem dann?“

“An denen, die den Aufbewahrungsort verbargen.“ Es wurde einen Moment still.

“Danke“, sagte ich schließlich, “Mehr werden wir wohl nicht bekommen.“ Hoffnungsvoll blickte ich Heimdall an, ließ meine letzte Feststellung beinahe als Frage in der Luft hängen.

“Es tut mir leid“, antwortete Heimdall. Der Eingang des mannshohen Zeltes wurde zur Seite geschlagen und ein junger Marine stolperte herein. “Colonel Reynolds“, keuchte er. Alarmiert drehte der Angesprochene sich um. Auch To’pek und ich wandten uns an den Neuankömmling.

“Die Erde“, erklärte der Marine atemlos, “Gerade haben wir wieder Kontakt bekommen.“

Nach Hause

Jadda starrte auf die medizinischen Instrumente, die am Fußende des Bettes ausgelegt waren und blickte dann unsicher zu Minnesota. “Aber die lagen letztes Mal noch nicht hier, oder?“

Minnesota zuckte mit den Schultern. Jadda starrte auf das Tablett. “Oh, mein Gott! Was ist das denn?“ Sie schwieg einen Moment, dann murmelte sie: “Das will ich gar nicht wissen.“ Ein Pfleger trat zu ihr und sie blickte auf.

“Hallo“, lächelte der junge Pfleger und sie grinste zurück.

“Hallo.“

Er begann mit dem Check-Up. “Ist es wahr, was man so hört?“, erkundigte er sich und Jadda hob fragend die Augenbrauen. Er gestikulierte etwas umständlich mit dem Stethoskop und verdeutlichte: “Dass Sie das alles hier schon gekannt haben, bevor Sie hier waren?“

“Das mit der Serie? So seltsam es klingen mag: Ja.“

Er lächelte und nahm Jaddas Puls. “Etwas schnell“, kommentierte er.

“Ist das ... ein Wunder?“, wollte Jadda wissen und er grinste verlegen. “Neu hier?“, fragte Jadda.

Er nickte. “Sozusagen.“ Er notierte sich einige Werte und blickte dann beinahe erschrocken auf. “Verzeihung, ich bin ... Lt. Bowen.“

“Hi. Jadda.“

Er lächelte. “Ich weiß. Steht hier.“ Er deutete auf Jaddas Akte, die neben ihr auf dem Bett lag.

“Was heißt sozusagen?“, wollte Jadda grinsend wissen.

“Was? Ach so! Nun ich arbeite schon länger hier, habe aber das letzte Jahr meine Ausbildung im Militärhospital abgeschlossen. Ich bin vor drei Wochen zurückgekommen.“, antwortete er. Jadda sah aus dem Augewinkel, wie Minnesota sich stirnrunzelnd zur Seite lehnte, um an der ihr zugeteilten Schwester und Lt. Bowens Rücken vorbei zu Jadda zu schielen. Lt. Bowen seufzte und erklärte: “Das wars. Scheinbar vollkommen gesund.“

“Oh!“, meinte Jadda und zuckte mit den Schultern, “Irgendwie schade.“

“Ich ... würde sehr gerne mehr über Ihre Missionen hören“, meinte Lt. Bowen und Jadda lächelte.

“Klar. Aber Vorsicht, wenn ich einmal mit dem Reden anfange, höre ich so schnell nicht mehr damit auf. Wann haben Sie Zeit?“

“Ich habe gleich Mittagspause. Wie wäre es, wenn wir etwas essen gehen in der Kantine?“

Jadda nickte und grinste Minnesota an, die sie mit offenem Mund anstarrte.

***

“Danke noch mal, Colonel“, sagte ich und Reynolds nickte lächelnd.

“Kein Problem. Ich bin froh, dass die Situation gelöst ist.“

To’pek trat zu uns und hängte sich die Tasche mit unseren Papieren um die Schulter. “Können wir?“, fragte ich und er nickte.

“Wir können.“ Wir winkten den Anwesenden am Tor noch einmal zu und machten den Schritt zur Erde. Ich seufzte lächelnd, während ich die Rampe hinunter ging.

General Hammond, Sam, Teal’c und Jack standen am Ende der Rampe. “Sieh mal einer an, was uns der Wind da vor die Tür weht“, lächelte der Colonel.

“Ich freue mich auch, dich zu sehen, Jack“, antwortete ich. Das Tor schloss sich und die Wachen entspannten sich sichtlich. Ich deutete auf meinen Begleiter: “Das ist To’pek mit seinem Symbionten Kalem. To’pek, das sind General Hammond, Colonel Jack O’Neill, Major Sam Carter und Teal’c.“

Er nickte ihnen zu und Curai übernahm die Kontrolle. ”Wir sind aus einem wichtigen Grund hier“, verkündete sie.

Jack grinste. “Auch dir einen schönen Tag, Curai.“

<Nicht darauf eingehen>, meinte ich.

<Wollte ich auch nicht>, antwortete Curai und fuhr laut fort: “Wir haben Grund zu der Annahme, einer sehr mächtigen Waffe auf der Spur zu sein.“ Interessiert nickte Hammond uns zu. “Wir haben auch einige Neuigkeiten für euch.“ Ich übernahm wieder die Kontrolle und sah zu SG-1.“Wir waren auf der Alpha-Basis. Wir haben gehört, was mit Daniel passiert ist.“ Jack senkte den Blick und Sam biss sich auf die Unterlippe. Teal’c schaute zu seinem Anführer und Hammond verschränkte die Hände hinter dem Rücken. Ich nickte langsam. “Schon komisch. Bis eben habe ich irgendwie gehofft, es wäre ein Missverständnis gewesen. Reynolds sagte, er wäre verstrahlt worden.“ Sam nickte traurig. “Ja, das ist schon fast einen Monat her.“

Hammond ging sanft dazwischen: “Ihr solltet euch auf die Krankenstation begeben. Colonel O’Neill kann es euch dort erklären. Wir erwarten in ein paar Minuten ein Team zurück.“ To’pek legte mir eine Hand auf die Schulter und schob mich sanft die Rampe hinunter. Sam verließ mit uns den Torraum. “Ich erkläre dir, was passiert ist“, meinte sie.

***

Alina seufzte und setzte sich neben mich auf das Bett, legte mir einen Arm um die Schultern. “Nicht wirklich tot. Im Sinne von ... tot.“

“Das ist kompliziert“, murmelte ich. “Aufgestiegen?“

Minnesota nickte zustimmend. “Scheinbar kommen Oma und Daniel gut miteinander aus und sie hat ihm eine Alternative geboten und er hat angenommen.“

Seit meiner und To’peks Ankunft war eine Stunde vergangen. Sam hatte mir auf dem Weg zur Krankenstation und während wir auf Janet warteten, genau erzählt, was im letzten Monat alles passiert war. Dann waren Alina, Jadda, Min und Mac plötzlich aufgetaucht und seitdem saßen wir mit To’pek auf zwei Betten und einem Stuhl verteilt in einer Ecke des Raumes. “Wie lange seid ihr wieder hier?“, wollte ich wissen.

“Seit gestern. Wir wollten eigentlich in den nächsten Stunden Kontakt zu dir aufnehmen“, erklärte Jadda. Mac fragte: “Was bringt euch her?“

“Wir wollen eine Antiker-Waffe ausfindig machen, die auf keinen Fall in falsche Hände geraten darf“, antwortete ich. To’pek nickte: “Wir hatten auf Dr. Jacksons Unterstützung gehofft.“ Minnesota schüttelte den Kopf: “Und jetzt?“

“Was ist das für eine Waffe?“, wollte Mac interessiert wissen. Ich ließ mir von To’pek die Tasche geben und zog das zusammengerollte Pergament hervor, auf dem To’pek eine Zeichnung der Handspange gemacht hatte. Ich breitete es aus und hielt es den anderen entgegen, während ich erklärte: “Der Vorläufer der Handspange. Um einiges mächtiger als -“

“Moment mal“, unterbrach Minnesota, “Das ist nicht euer Ernst.“

Verwirrt starrte ich sie an. “Was?“

“Wir haben Hinweise auf diese Handspange in Ägypten gefunden.“

“In Ägypten?“, wiederholte ich. “Ich dachte, ihr macht da Urlaub?“

Jadda lächelte. “Wie das bei uns halt so ist. Die halbe archäologische Fachwelt untersucht dieses Land seit Jahrzehnten und wer stolpert über die wichtigste Entdeckung seit Jahren: unsere Mac.“

Auch Min konnte sich das Grinsen nicht verkneifen. “So ein Zufall!“

Ich fragte: “Was habt ihr denn genau gefunden?“ Minnesota erklärte, was sich in Ägypten zugetragen hatte und dass die Archäologen aus dem SGC zum Zeitpunkt ihrer Abreise noch nichts weiter gefunden hatten als Schriftzeichen – und einen Schlüssel, den Dr. Lee derweil hier im Labor untersuchte. To’pek lehnte sich vor: “Irgendwelche Hinweise auf den Verbleib dieses Gerätes?“ SG-X schüttelte den Kopf.

“Verdammt!“, murmelte ich und rollte das Pergament zusammen, “Wir haben mit den Asgard gesprochen und Heimdall meinte nur, es würde nicht an ihnen liegen, die Basis zu enthüllen, in der die Handspange ruht.“ Jadda rutschte vom Bett, mir und Alina gegenüber und meinte: “Wie wäre es, wenn wir in unser Quartier gehen und zusammen tragen, was wir haben?“

Ich nickte. “Gute Idee.“

To’pek fügte hinzu: “Vielleicht sollte noch jemand Dr. Jacksons Aufzeichnungen zu dieser Schriftrolle holen.“

Schweigen entstand, dann stieß ich die Luft aus. “Ja, ich mache das.“

“Ich komme mit“, meinte Jadda. Minnesota fragte: “Sollten wir Sam dazunehmen? Ich meine, vielleicht kann sie was dazu sagen, wie wir die Basis finden.“ Wir nickten und trennten uns dann.

***

“Ihr haltet es für möglich, dass wir diese Handspange finden?“, wollte Jadda wissen und fuhr mit ihrem Finger die Buchrücken in einem von Daniels Regalen nach.

Ich zuckte mit den Schultern. “Wir müssen. To’pek und ich sind der festen Überzeugung, dass Anubis sich auf die Suche nach diesem Ding machen wird, wenn er Thors Wissen darüber hat.“

Jadda drehte sich zu mir und lehnte sich an das Regal. “Und ihr glaubt, Anubis weiß von dem Ding?“

“Heimdall wusste es und deshalb wusste es wahrscheinlich auch Thor und somit – eurer Theorie nach – auch Anubis, denn er hat Thors Wissen.“

Jadda seufzte und suchte weiter nach einem Buch mit Daniels Aufzeichnungen über die Allianzmitglieder. “Weißt du, wenn er hier etwas System drin hätte ...“ Sie brach ab und ich schaute zu ihr. “Ich vermisse ihn. Es kommt mir vor wie gestern, als er uns in Ägypten die Zeichnungen an den Wänden der Gizeh-Grabkammer übersetzte“, sagte sie leise und ich nickte langsam.

“Ja“, antwortete ich, “Es fällt schwer, richtig zu trauern, wenn man nicht weiß, ob er wirklich tot ist.“

“Wir bräuchten ihn“, meinte sie. Ich schluckte, dann wandte ich mich wieder dem Bildschirm des Computers zu und druckte ein weiteres Dokument aus. Ich hörte, wie Jadda ein Buch aus dem Regal zog und dann stand sie hinter mir und stützte sich mit einer Hand auf dem Schreibtisch neben der Tastatur ab. “Ich habs. Das war ich mir als Bibliothekarin auch schuldig. Aber die Schriftrolle konnte ich nicht finden.“

Ich nickte. “Ich glaube, ich habs auch gleich. Wir können dann noch mal in den Schränken nachsehen.“ Ein Räuspern zog unsere Aufmerksamkeit zu Tür.

“Ja?“, fragte Jadda den jungen Mann, der uns fragend ansah.

“Kann ich euch helfen?“, wollte er wissen und nahm einen Schluck aus seiner Kaffeetasse. Ich lächelte dankbar: “Wir haben es schon, vielen Dank.“

Er kam näher und stellte die Tasse auf dem Schreibtisch ab, legte sein schwarz-weiß gemustertes Notizbuch daneben. “Entschuldigung, aber ...“

“Schon gut“, lächelte ich, “Wir haben eine Berechtigung, hier zu sein.“

“An meinem Computer?“

Jadda richtete sich auf. “An Dr. Jacksons Computer in Dr. Jacksons Büro. Wer sind Sie, wenn man fragen darf?“

Er lächelte freundlich und antwortete: “Jonas Quinn. Dieses Büro wurde mir zur Verfügung gestellt.“

“Jonas Quinn“, wiederholte ich und schaute zu Jadda auf. Diese antwortete: “SG-1.“

Er nickte. “Jetzt kennt ihr meinen Namen. Und ihr seid ...“

“Jolinar_Jackson von den Tok’ra und Jadda von den Ta’uri ... SG-X.“

Er wurde etwas blasser. “Oh! Tut mir leid, dann habt ihr tatsächlich eine Berechtigung ... hier zu sein.“ Wir blickten uns schweigend an und schließlich fragte Jonas: “Colonel O’Neill hat euch von mir erzählt, nehme ich an?“

“Ja“, antwortete Jadda. “Allerdings.“

“Nicht direkt“, versetzte ich. Ich hatte Jacks Ansichten über das neue SG-Mitglied von SG-X gehört.

“Okay“, er nahm sein Notizbuch auf und spielte nervös mit den Seiten.

“Aber ich tendiere dazu, mir eine eigene Meinung zu bilden“, ergänzte Jadda. Jonas nickte langsam und lächelte uns dann an. Er war mir sofort sympathisch und als ich zu Jadda sah, war ich mir sicher, dass sie derselben Meinung war.

Ich beschloss, das neuerlich einsetzende Schweigen zu brechen. “Wir suchen nach Aufzeichnungen über die Allianz-Mitglieder.“

Er hob die Augenbrauen. “Ein tolles Thema! Ich bin ganz begeistert davon!“ Man sah es ihm an. Sein Gesicht hellte sich schlagartig weiter auf und er kam ein paar Schritte näher.

“Daniel hat eine Schriftrolle -“

“Ja“, unterbrach er mich enthusiastisch und öffnete den Schrank in der Ecke, durchsuchte ihn einige Sekunden, bevor er die Schriftrolle und eine Mappe herausnahm. “Die Übersetzungen stehen hier drinnen. Dr. Jackson hat das Projekt recht schnell beendet.“

Ich nickte. “Er hatte die Furlinger-Aufzeichnungen von den Tok’ra bekommen – ein komplettes Wörterbuch.“

“Richtig. Es ist auch in der Mappe“, erwiderte Jonas.

<Ob er wohl Archäologe ist?>, wollte Curai wissen.

“Sind Sie Archäologe?“, fragte ich.

Er zuckte mit den Schultern. “Nicht wirklich. Ich bin Physiker. Ich lerne nur sehr schnell und da der archäologische Teil des SG-1-Teams fehlt, habe ich mir Dr. Jacksons Wissen so gut wie möglich angeeignet.“

“In vier Wochen?“, fragte ich erstaunt.

“Ich bin noch nicht fertig.“

Ich hob die Augenbrauen. “Hätte auch niemand verlangt.“

“Also?“, fragte er aufgeregt, “Steht vielleicht bald eine Mission im Zusammenhang mit der Allianz bevor?“ Jadda und ich lächelten zurück. Wir mochten ihn definitiv.

***

“Also“, begann ich drei Stunden später nach einer längeren Pause des Schweigens wieder und blickte mich in dem Quartier herum. Sam und To’pek standen nebeneinander an die Wand gelehnt. SG-X hatte sich auf dem Bett verteilt und Teal’cs Blick spürte ich in meinem Rücken, von der Tür des Quartiers aus. “Priorität hat das Auffinden des Versteckes der Handspange, darüber sind wir uns doch einig?“

Sam nickte. “General Hammond würde eine so wichtige Mission sicherlich tolerieren.“

Minnesota seufzte: “Aber wie finden wir das Ding?“ Ich blickte To’pek an und er verstand, kramte die Aufzeichnung des unbekannten Planeten aus unserer Dokumententasche und gab sie mir. Ich lächelte ihm dankbar zu.

Ich legte das Gerät auf meine Handfläche und aktivierte es. “Das ist alles, was wir haben.“

Jadda runzelte die Stirn. “Ist eine ziemlich alte Darstellung der Erde, nicht?“

Erschrocken starrte ich sie an und To’pek schnappte nach Luft. Ich bekam eine erneute Welle der Überraschung von Curai ab und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch ich wusste nicht, was. <Wie bitte?>

“Wie bitte?“, wiederholte ich Curais Frage.

“Die Erde ... sehr alte Aufnahme“, wiederholte Jadda zusammengefasst.

“Stimmt, irgendwann vor der Kontinentaldrift“, nickte Alina und auch Sam brummte zustimmend. Minnesota grinste mich frech an: “Was bringen die euch denn in der Schule bei?“

Ich sah das Hologramm an. <Sieht tatsächlich aus wie die Erde>, meinte ich.

<Wundervoll!>, antwortete Curai, <Dank deiner mangelnden Auffassungsgabe haben wir sehr viel Zeit vergeudet.>

<Witzig!>, knurrte ich. “Okay ... das ist also ... die Erde“, meinte ich, grinste und drehte mich zu To’pek. <Gott, ist mir das peinlich!>

Curai lachte. <Er mag dich trotzdem sehr, sehr gerne.>

Ich erstarrte. <Wie kommst du auf die Idee?>

<Man müsste schon blind sein.>

“Was tun wir jetzt also?“, fragte Mac.

Ich fing mich wieder und wandte mich an Sam. “Kannst du vielleicht das Hologramm kopieren und eine Simulation darüber anstellen, wohin die Kontinentaldrift die Handspange gebracht hat?“

Sam nickte. “Möglich.“

“Gut“, antwortete ich, “Das dürfte General Hammond interessieren.“

***

“Die Geschichte der Allianz ist lang und teilweise auch ziemlich langweilig“, erklärte ich und startete eine PowerPoint-Präsentation, die SG-X mit Sam, Jonas und To’pek zusammengetragen hatte. SG-1 sah den Bildschirm ebenso konzentriert an wie SG-X und General Hammond.

Jack grinste schelmisch: “Und wir haben es eilig.“

“Deshalb die Kurzfassung“, meinte ich. “Die Handspange wurde von den Antikern entwickelt, von den Goa’uld geklaut, von den Antikern wiederbeschafft. Leider hatten die Goa’uld es geschafft, das Ding zu kopieren.“

Alina nickte: “Isis und Osiris taten das in Ägypten, dafür nutzten sie eine alte Forschungsstätte der Antiker. Dort fanden wir auch den Schlüssel.“ Minnesota griff die Erklärung auf: “Dr. Lee meint, dass er das Versteck der Handspange öffnet.“

“Was sehr logisch wäre“, kommentierte Jack. “Dafür sind Schlüssel schließlich da.“

To’pek erklärte: “Wie wir bisher feststellen konnten, befindet sich die Antiker-Handspange wohl noch immer auf der Erde.“

Sam fuhr fort: “Ich habe dank einer Simulation den Standort der Spange auf drei Gebiete einkreisen können. Das Logischste sollten wir uns zuerst vornehmen.“

Ich blickte gespannt auf die Karte, auf der drei rote Dreiecke blinkten. Sam wies mit der Hand auf eine Landmasse auf der nördlichen Halbkugel.

“Leider ist dort nichts von einer Basis zu sehen.“ Sie wies auf einen Bereich nahe des Äquators. “Hier findet sich wie auch am dritten Standort nur Meer.“ Das dritte Dreieck umfasste einen Bereich vor den Osterinseln.

Jadda räumte ein: “Sie wurde versteckt.“

“Ja, aber sehr gut“, antwortete Sam.

Jack hob die Augenbrauen. “Das könnte ein Problem werden.“

Ich seufzte. “Die Asgard haben es abgelehnt, uns zu helfen. Bleiben noch die Nox.“

“Wir wollen sie nachher kontaktieren“, nickte Mac.

Jack lachte humorlos: “Das könnt ihr gleich vergessen. Ihr wisst schon: Sie sind ja so alt und wir gerade mal im Kindergarten ...“

Ich schüttelte den Kopf: “Hoffentlich sehen die Nox es wie die Asgard. Heimdall hat angedeutet, dass wir inzwischen schon viel älter sind.“

“Aber sie hat nicht geholfen, oder?“ Jack lächelte rechthaberisch und ich seufzte.

“Nein. Aber da ging es um die Waffe, nicht um die Basis auf unserem Planeten, der wegen dieser ganzen Angelegenheit von Anubis angegriffen werden könnte. Was wäre den Nox wohl lieber – dass wir die Waffe bekommen oder Darth Vader?“

“Gut. Einen Versuch ist es wert“, beschloss Hammond.

“Jedenfalls“, fuhr Sam fort, “ist dieser Ort wohl der, an dem wir zuerst suchen sollten.“Sie wies auf den Bereich vor den Osterinseln. “Hier ist nur Wasser, aber ich habe schwache Energiesignaturen messen können.“

“Also muss dort die getarnte Basis sein“, folgerte Jonas, “Die Frage ist, warum wurde sie bisher nicht entdeckt?“

“Nun ja, durch die Torreisen können wir inzwischen Signaturen messen, die die anderen Geräte auf der Erde nicht wahrnehmen ... zum Beispiel Naquadah und da dieser Ort nicht auf den üblichen Schiffsrouten liegt ...“

Ich rieb mir die Stirn. “Es hängt alles von den Nox ab. Wenn sie uns nicht helfen, die Insel zu sehen, haben wir verloren.“


weiter: Kapitel 3
Kapitel 3 by JolinarJackson
To’pek

Ich atmete die kühle Nachtluft vor dem Cheyenne Mountain ein und zog die Jacke etwas enger an mich. Ich war hierher gekommen, um die heimatlichen Sterne zu sehen. Es war eine sternenklare Nacht und die frische Luft tat mir gut. Wir hatten ein Signal an die Nox geschickt und warteten nun auf Antwort. <Wir können nur hoffen, dass die Nox mehr wissen>, meinte ich zu Curai und sie schickte ein bestätigendes Gefühl.

<Aber sie sind diejenigen, die so eine Basis am ehesten verstecken könnten.>

<Meinst du?>, wollte ich wissen.

<Sie können diese Basis verschwinden lassen, als wäre sie nie da gewesen und das ohne Energiesignaturen, die ein Schild oder eine Tarnkappe erfordern würden.>

<Wir hätten die inzwischen entdeckt, denn Energiesignaturen jeder Art können auf der Erde bereits gemessen werden>, stimmte ich nachdenklich zu.

“Entschuldige.“

Ich drehte mich erschrocken um. To’pek lächelte mich an, dann hielt er eine Kommunikationskugel hoch. “Ich habe Nachricht vom Hohen Rat bekommen.“

Ich trat zwei Schritte auf ihn zu und fragte: “Ist was passiert?“

“Ein Tok’ra-Spion in Anubis Flotte wurde gefangen genommen. Ich muss gehen und ihn befreien.“

Ich runzelte die Stirn. “Warum du? Du bist viel zu wichtig für unser -“

“Garshaw besteht darauf“, unterbrach er mich. Ich senkte den Blick. Er seufzte. “Ich wollte nur ...“ Er brach ab und ich blickte ihm neugierig in die Augen. “Wenn ihr dort hin geht ... sei bitte vorsichtig.“

Ich lächelte. “Du auch“, antwortete ich. Er nickte. Wir starrten einander an, dann senkte ich den Blick. “Also ...“

“Also ...“

“Mach’s gut.“

“Pass auf dich auf.“

“Wann sehen wir uns denn wieder?“, wollte ich wissen.

Er zuckte mit den Schultern. “Ich weiß nicht, wie lange es dauern wird.“

Ich stieß die Luft aus. Er wandte sich ab und war gerade drei Schritte gelaufen, als ich rief: “To’pek!“ Er drehte sich um. “Bitte, pass wirklich auf dich auf.“

Er nickte verschwand wieder im Stützpunkt.

***

Ich betrat den Aufzug und hielt die Tür auf, während Jadda, Minnesota, Alina und Mac mir folgten. Ich zog meine Uniformjacke an und rieb mir den letzten Schlaf aus den Augen. Der General hatte vor ein paar Minuten angerufen und Garshaws Ankunft angekündigt.

“Was sie wohl will?“, fragte ich und seufzte schläfrig.

“Was auch immer es ist, sie hätte bis nach dem Frühstück warten können“, antwortete Alina und stieß einen frustrierten Laut aus, als sie ihre Uhr betrachtete, “Fünf Uhr morgens.“ Wir verließen den Lift und machten uns auf den Weg in den Konferenzraum.

“Ich habe gestern mit Sam gesprochen“, meinte Minnesota, “Sie sagt, wir könnten jederzeit Richtung Insel-Basis aufbrechen.“

“Wir brauchen die Nox“, meinte Mac, “Was, wenn sie nicht kommen?“

Jadda zuckte mit den Schultern. “Dann bastelt Sam an dem Problem.“

Minnesota warf mir einen schiefen Blick zu. “Hast du dich heute morgen im Dunkeln angezogen?“

“Wieso?“, fragte ich.

“Du trägst das sandfarbene T-Shirt zu der grünen Uniform“, erklärte sie. Ich räusperte mich und knöpfte meine Jacke zu. Wir betraten den Konferenzraum und ich wurde vor einer Antwort gerettet. Garshaw und der General sprachen leise miteinander, doch als sie uns bemerkten, richtete Garshaw ihren Blick auf mich.

“Curai?“

Die Tok’ra übernahm die Kontrolle und trat vor. “Hohe Rätin?“

“Ich bin eigentlich gekommen, um mich über eure Fortschritte zu informieren.“

Curai nickte. “Wir haben gewaltige gemacht, Hohe Rätin. Wie es aussieht -“

“Aber der General sagte mir, dass To’pek gestern Abend abgereist ist.“ Es wurde still.

Curai verschränkte die Arme. “Auf Euren Befehl hin.“

“Nein“, antwortete Garshaw.

<Was?>, fragte ich verwirrt.

Curai schüttelte den Kopf. “Hohe Rätin, verzeiht mir, das verstehe ich nicht. Er hat mir selbst gesagt, Ihr persönlich hättet ihm den Befehl gegeben, einen gefangenen Spion aus Anubis Händen zu befreien.“

Garshaw kniff die Augen zusammen. “Einen solchen Befehl habe ich nicht gegeben.“

Ich übernahm die Kontrolle. “Hohe Rätin -“

“Ich habe dich vor diesem Jungen gewarnt“, unterbrach Garshaw mich. Ich senkte den Blick.

Minnesota trat vor. “Warum sollte er behaupten, auf eine Rettungsaktion zu gehen?“

Garshaw schüttelte den Kopf und sah Min und die anderen auf ihre üblich überhebliche Art an. Mac trat neben Minnesota. “Es befindet sich tatsächlich ein Agent in Anubis Gefangenschaft, oder?“

Garshaw antwortete nicht.

“Ihr hättet niemanden hingeschickt“, realisierte Minnesota. Ich lachte humorlos: “To’pek riskiert sein Leben für jemanden, den ihr nicht retten wolltet – und Ihr bezeichnet ihn als eine Gefahr für die Organisation?“

<So läuft das, Jolinar_Jackson>, erklärte Curai, <wenn der Gefangene keine richtigen Informationen für uns hat, wird kein Agent riskiert, ihn zu befreien. Den Tok’ra ist diese Gefahr bewusst.>

<Du stehst doch nicht etwa dahinter>, meinte ich ungläubig.

<Nein>, antwortete Curai, <Aber To’pek zeigt es auch. Und das ist sein Fehler.>

Ich schaute zu dem General. “Sir, wir müssen -“

“Ausgeschlossen“, unterbrach er mich, “Die Mission, die vor euch liegt, ist zu wichtig. Wir brauchen Curais Fachwissen, wo To’pek schon nicht mehr dabei ist.“ Ich senkte den Blick.

Als ich wieder aufschaute, nickte ich hilflos. Sarkastisch warf ich die Hände in die Luft. “Na toll!“

***

“Ich kann nicht fassen, dass er mich angelogen hat!“, wiederholte ich zwei Stunden später und massakrierte mein Rührei.

“Immer noch nicht?“, hakte Minnesota mit gehobenen Augenbrauen nach.

Ich seufzte und stützte den Kopf in eine Hand. “Ich dachte, wir wären Freunde.“

Mac zuckte mit den Schultern. “Vielleicht hat er es getan, um dich irgendwie zu schützen.“

“Wovor?“, wollte ich wissen.

“Garshaw“, antwortete Mac, “Wenn sie gewusst hätte, dass du wusstest, dass To’pek dich hat wissen lassen, dass er weiß, dass ...“ Sie brach verwirrt ab und runzelte die Stirn, ging ihre Erklärung im Kopf noch einmal durch, um den Faden wieder zu finden.

Alina sprang ein. “Davor, dass du und Curai als Verräter abgestempelt werden könntet. Oder zumindest als ebenso rebellisch wie To’pek. Ich glaube nicht, dass der Rat es sehr schätzt, wenn jemand aus der Reihe tanzt.“

Ich wandte mich wieder meinem Frühstück zu. Minnesota räusperte sich. “Um auf unser Gespräch vor dieser ganzen Sache zurück zu kommen, JJ.“

Ich blickte auf.

“Warum trägst du diese interessante Farbkombination?“

“Das hier ist keine Modenschau. Außerdem finde ich, sandfarben passt zu grün“, antwortete ich ausweichend. Jadda verglich die grüne Uniformjacke mit dem T-Shirt und antwortete: “Nein, irgendwie nicht.“

Ich seufzte. “Ich hatte gestern Abend noch Hunger und habe Joghurt gegessen.“

“Und dann?“, hakte Minnesota nach.

“Habe ich Joghurt auf das schwarze T-Shirt gekleckert.“

Min lächelte: “Ja, diese gemeingefährlichen Joghurtkulturen sind wirklich eine Plage.“ Ich verdrehte die Augen.

“Warum hast du es nicht ausgewaschen und über Nacht trocknen lassen?“, fragte Jadda.

Ich starrte auf meinen Teller. “Ich wusste nicht, ob ich Seife dafür benutzen kann oder ob das irgendwie die Farbe rauswäscht. Ich habe so was noch nie gemacht.“

Minnesota starrte mich an. “Du hast noch nie gewaschen?“ Alina mischte sich ein: “Die Tok’ra kennen viele Dinge, aber Waschmaschinen gehören nicht dazu.“

“Könnten wir vielleicht das Thema wechseln?“, wollte ich wissen.

Min strahlte: “Können wir! Hast du schon Jaddas neue Flamme gesehen?“ Ich war froh über diesen Themawechsel und starrte Jadda neugierig an, während Mac und Alina ebenso zu strahlen begannen wie Min. Ich stützte den Kopf auf eine Hand und sagte: “Nein, habe ich nicht.“ Jadda verdrehte die Augen.

Der Alarm erklang. Wir blickten uns an. “Nox?“

Jadda legte das Besteck weg. “Lasst uns nachsehen.“

***

Die Nox, die im Konferenzraum gemeinsam mit Hammond auf uns und SG-1 wartete, hatte blaue Augen und die übliche, schmale Statur dieses Volkes. Im Gegensatz zu Lya und ihrer Familie trug sie hellblaue Kleidung. Sie nickte uns zu und wir setzten uns um den Konferenztisch herum. Die Nox blieb stehen. Jonas musterte die junge Frau interessiert, während Jack das Gespräch begann. “Wir hatten mit Lya gerechnet. Sonst hat immer sie den Kontakt zur Erde aufgebaut.“

“Lya ist im Moment leider unabkömmlich“, antwortete die Nox, “Mein Name ist Coventia. Ich komme aus der Stadt im Himmel.“

Sam lehnte sich neugierig vor. “Tatsächlich?“

“Was ist der Grund eures Rufes?“, wollte Coventia wissen. Sam zog farbige Ausdrucke der Zeichnung des Handgerätes aus einem Ordner. Sie hatte sämtliche Unterlagen, die To’pek und ich mitgebracht hatten, gescannt.

“Es geht um die geheime Basis, die sich hier auf der Erde befindet.“

Ich ergänzte: “Wir müssen diese Handspange finden, bevor einer der Goa’uld darauf kommt, wo sie sich befindet.“ Minnesota nickte bestätigend: “Am meisten machen wir uns wegen Anubis Sorgen.“

“Ich darf euch nichts dazu sagen“, erklärte Coventia lächelnd.

Jadda lächelte zurück. “Das wollen wir auch gar nicht.“

Ich atmete tief durch und schaute zu den anderen von SG-X, bevor ich sagte: “Du musst sie uns sehen lassen.“ Coventia schaute verwirrt. Mac fuhr fort: “Wir wissen, dass die Nox die Basis verborgen haben. Sie kontrollieren den menschlichen Geist – was wir sehen und was nicht. Gib uns die Möglichkeit, diese Basis zu sehen.“ Alina übernahm: “Es wäre sehr wichtig. Wenn Anubis tatsächlich herausfindet, wo sich die Basis und die Handspange befindet, dann kommt er hierher und holt sie sich. Er wird alle anderen Systemlords besiegen können und die alleinige Macht besitzen.“

Jack nickte: “Das ist doch wohl hoffentlich etwas, was ihr verhindern wollt.“

“Wir haben nicht die Absicht, uns in Kriege einzumischen“, blieb Coventia hart.

Jonas schüttelte den Kopf. “Das würdet ihr nicht. Ihr würdet lediglich eure Geschichte bewahren. Etwas so Gefährliches wie diese Handspange darf nicht in die Hände der Goa’uld fallen. Wir ...“ Er sah kurz zu Jack und dann zu Hammond, als wüsste er nicht, wie sie auf seine nächste Äußerung reagieren würden. “Wir würden euch die Handspange überlassen.“

Sam starrte ihn an. Ganz offensichtlich hatte sie gehofft, das Gerät studieren zu können.

<Ist er verrückt geworden? Die Handspange ->

<Auch du warst doch der Meinung, dass sie nicht bei den Tok’ra bleiben sollte. Und hier auch nicht. Das ist die beste Lösung>, unterbrach ich Curai. General Hammond zog die Stirn in Falten und Jonas senkte den Blick, als der skeptische Blick aus Jacks Richtung ihn traf. Teal’c hob eine Augenbraue, wirkte jedoch im Allgemeinen einverstanden mit Jonas' Vorschlag.

Coventia nickte langsam. “Das ist akzeptabel. Alles würde im Gleichgewicht bleiben.“

“Ja“, antwortete Jonas.

Coventia stand auf. “Nur diejenigen, die sich in diesem Raum befinden.“

“Okay“, sagte Jack, fixierte Jonas noch immer mit einem säuerlichen Blick. Auch er hatte scheinbar angenommen, dass ihnen die Handspange mehr nutzen könnte. Jonas wich seinem Blick aus und schaute stattdessen zu Jadda, die ihm direkt gegenüber saß. Jadda lächelte ihn ermutigend an.

“Schließt die Augen“, bat Coventia und wir taten, was sie sagte. Ein paar Sekunden später erklärte die Nox: “Ihr werdet sie nun sehen können.“ Wir öffneten die Augen und Sam nickte Coventia dankbar zu.

***

Ich schaute aus dem Fenster des kleinen Flugzeugs und hörte Jack fragen: “Und wer garantiert mir, dass wir wieder wegkommen? Ich meine, der Pilot kann die Insel nicht sehen.“ Die angesprochene Insel war nicht sehr groß und flach. Die einzigen Erhebungen stellten die Gebäude darauf dar. Ein weißer Sandstrand, der jeder Insel in der Südsee Konkurrenz hätte machen können, umschloss eine saftig grüne Grasfläche, auf der die Basis der Allianz errichtet worden war. Es gab einen kleinen Palmenhain und vereinzelt zeigten sich kleine, grüne Sträucher.

“Er hat die Koordinaten. Außerdem haben wir die Peilsender, Sir. Und das Schlauchboot. Alles deutet darauf hin, dass die Insel von einem Energiefeld vor Blicken geschützt ist und wenn ich Coventia richtig verstanden habe, werden wir wieder sichtbar, sobald wir das Feld verlassen. Wir sagen Bescheid, bevor wir aufbrechen und bis wir das Feld verlassen haben, ist auch der Hubschrauber da und kann uns hoch holen“, antwortete Sam. Ich schluckte hart und stand auf, drehte mich zu den beiden um.

“Können wir nicht landen?“

“Nein“, antwortete Sam.

“Warum nicht?“, jammerte ich, “Ich will nicht springen. Ich habe Angst vor Höhen.“ Jack grinste und schlug vor: “Ich schubse dich.“ Warnend schaute ich ihn an: “Und das wird das Letzte sein, was du tust.“ Jadda legte mir eine Hand auf die Schulter. “Du kannst hier bleiben und all die Aufregung da unten verpassen, wenn du willst.“

Minnesota ließ sich von Mac in einen Fallschirm helfen.

<Soll ich die Kontrolle übernehmen?>, fragte Curai. Ich nickte und sie übernahm die Kontrolle.

Alina bemerkte wohl den Wechsel und runzelte die Stirn. “Curai?“

”Ja?”

Alina lachte. ”Du bist so ein Feigling, JJ!”, scherzte sie. Curai zog in meinem Namen eine Grimasse in ihre Richtung. Jonas kam in Teal’cs Begleitung näher zu uns. Beide waren bereits voll ausgerüstet. Jonas hüpfte vor Aufregung geradezu auf der Stelle und hatte ein breites Lächeln aufgesetzt. Jack blickte ihn befremdlich an. “Halt doch mal still. Du gehst mir schon den ganzen Trip auf die Nerven.“

“Jack!“, mahnte Jadda. Sam half Mac in ihren Fallschirm. Curai sah noch einmal aus dem Fenster. Eine Insel mit weißem Strand und lang gestreckten Ruinen in der Mitte befand sich unter uns. Teilweise waren noch intakte Gebäude zu erkennen und Sam war der Meinung, sie könne die Handspange leicht finden, sobald wir das Schutzschild überwunden hatte, welches sich in einem breiten Ring um die Insel legte. Curai nahm Alinas Hilfe mit einem Fallschirm an und wenige Minuten später waren alle zum Absprung bereit.

<Okay>, murmelte ich, als Jack die Seitentür öffnete, <Das ist mit Abstand eines der schlimmsten Erlebnisse meines bisherigen Lebens.> Curai würdigte dieser Aussage keiner Antwort.

“Okay. Alle bereit?“, fragte Jack. Jonas grinste aufgeregt und rief: “Ja! Bereit!“ Jack verdrehte die Augen und sprang.

Die Insel

Die langgestreckten Hauptgebäude waren flach und teilweise mit Säulengängen verbunden. Ein Zentralhof mit einem ausgetrockneten Brunnen bildet das Zentrum der Basis. Die kleine Siedlung am Rande der Insel war vollkommen zerstört. “Dort lebten die Furlinger“, erklärte ich. “Alles wurde zerstört, die meisten von ihnen starben. Sie gaben den Asgard und den anderen Allianzmitgliedern die Schuld und stiegen aus.“ Es war warm, aber nicht zu heiß. Die Gebäude waren ziemlich verfallen, ließen aber noch erahnen, dass sie einmal sehr schön gewesen sein mussten, mit weiß getünchten Mauern und farbigen Verziehrungen. Das Meer erstrecke sich unendlich in jede Richtung. Lediglich im Westen konnte man am Rande des Horizonts Landmassen ausmachen, die wohl die Osterinseln waren.

“Wenn man darüber nachdenkt, dass diese Ruinen älter sind als die Pyramiden“, murmelte Alina und lächelte begeistert. Es war vollkommen still, bis Jack kommentierte: “Aber die alten Ägypter verstanden offenbar mehr davon, ihre Gebäude für die Ewigkeit haltbar zu machen. Für fortschrittliche Außerirdische ist das hier ...“, und er wies auf die Ruinen, “...eine schwache Leistung.“ Im Hintergrund rauschte das Meer, aber keine Vögel oder andere Tierarten waren zu hören. Der kleine Palmenwald lag ruhig, fast wie ausgestorben da. Jack nickte entschlossen. “Na schön! Genug gestaunt! Wir sollten versuchen, die Waffe zu finden.“

Sam trat aus einem der Hauptgebäude. “Wir haben den Kontrollraum.“

Schnell gesellten sich alle zu ihr und Minnesota. Staunend blickte ich mich um. Hier war es kühl, die Hitze konnte nicht durch die dicken Steine dringen. In der Mitte des Raumes befand sich ein großer, runder Tisch. Sam war dabei, die Energiesignaturen zu messen, während Minnesota ein Kontrollpaneel an einer Wand des Raumes betrachtete. Jonas gesellte sich zu ihr.

“Hier fanden Besprechungen statt“, meinte ich, während ich mit den Fingern über die Tischkante strich. Sam nickte sich selbst zu und ging in die Hocke, dann leuchtete plötzlich ein Hologramm über dem Tisch auf.

“Carter?“, hakte Jack nach.

“Ich habe die Kontrollen gefunden“, Sam lugte über den Rand des Tisches. Ich trat zu ihr und setzte mich auf einen der Stühle. Das Hologramm blätterte durch mehrere Seiten reinen Text. <Curai?>, fragte ich.

<Scheint nichts Wichtiges zu sein. Nur Geschichtsschreibung.>

Ich nickte zustimmend und erklärte laut: “So etwas Ähnliches hat To’pek auf einem anderen Planeten entdeckt. Ist aber scheinbar nur Geschichtsschreibung. Ich werde versuchen, es aufzunehmen.“ Ich kramte eine Videokamera aus dem Rucksack und begann eine Aufnahme.

“Hey, Leute!“

Wir wandten uns zu Jonas um. Er deutete auf einen Bildschirm neben den Kontrollen und erklärte: “Wir haben einen Plan der Ruinen gefunden.“ Rasch gesellten sich Sam, Mac, Alina und Jadda zu ihm. Ein Seitenblick verriet mir, dass Teal’c direkt neben mir seine Position eingenommen hatte, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Ich stand auf und sah zu ihm hoch. “Stimmt was nicht?“, fragte ich angespannt. Wenn Teal’c so aufmerksam wurde, hatte das immer seine Gründe. Er zögerte.

“Ich habe das Gefühl, wir werden beobachtet“, meinte er schließlich. Ich sah mich nervös um. Jack hatte Teal’c gehört und kam zu uns, die Hände bereits um seine Waffe gelegt. “Nur so ein Gefühl, T, oder etwas mehr?“, wollte er wissen. Auch die anderen waren auf unser Gespräch aufmerksam geworden.

“Wohl eher mehr“, antwortete Teal’c.

“Okay, das reicht“, meinte Jack.

“Jack“, ich schüttelte den Kopf. “Das ist wichtig.“

“Teal’c hat ein schlechtes Gefühl bei der Sache“, meinte Jack. Er wandte sich um Bestätigung heischend an den Jaffa: “Oder, mein Großer?“ Auch Sam schritt ein: “Sir, wir können nicht ohne die Waffe gehen. Anubis hat Thors Gedächtnis durchforstet. Er weiß mit Sicherheit, wo sich die Waffe befindet. Wollen Sie das riskieren?“ Unwillig blickte Jack in die Runde. Jonas und Sam blickten ihn bittend an und SG-X hatte sich neben den beiden versammelt. Teal’c nickte. “Sie haben recht, O’Neill.“

“Was? Sind jetzt alle gegen mich?“, entrüstete der Colonel sich. Alina verschränkte die Arme. “Wir beeilen uns am Besten“, schlug sie vor. Jack seufzte schwer und zuckte mit den Schultern. “Na schön! Aber keiner – ich wiederhole – keiner geht ohne Carter, Teal’c oder mich los. Haben wir uns verstanden?“

Jonas nickte stellvertretend für ihn selbst und uns und meinte dann: “Teal’c, kannst du mich begleiten? Ich will mir die Wohnquartiere näher ansehen.“ Er zeigte auf den Plan und den Ort, an den er wollte. Der Jaffa nickte.

“Ich komme mit“, meinte Jadda rasch und ich nickte. “Ich ebenfalls.“

Auch Alina und Mac schlossen sich uns an und Jack wandte sich an Sam, während die anderen warteten, bis ich die Kamera wieder sorgsam verstaut hatte. “Ich werde versuchen, die Handspange auf dem Plan zu finden“, meinte Sam und trat an den Bildschirm.

“Ich bleibe auch hier“, meinte Minnesota und trat neben sie.

“Gut“, seufzte Jack und sah sich um, “Ich werde ... euch beaufsichtigen.“

***

“Also“, meinte ich und ging hinter Jonas her zu den Wohnquartieren, “ich glaube ja nicht, dass so was Wichtiges in den Wohnquartieren versteckt wird.“ Jonas drehte sich um und lief rückwärts weiter, was ihm eine hochgezogene Augenbraue von Teal’c einbrachte.

“Irgendwo müssen wir anfangen“, lächelte er begeistert. Er wirkte wie ein Kind im Süßigkeitenladen und sah sich neugierig um.

Zustimmend zuckte ich mit den Schultern. Alina schloss zu mir auf. “Was sagt denn Curai, wo wir das Ding finden?“

<Keine Ahnung>, meinte Curai.

<Hilfreich!>, antwortete ich schnippisch.

<Ich war nicht diejenige, die ihren eigenen Planeten nicht erkannt hat.> Damit hüllte sich die Tok’ra in beleidigtes Schweigen. Alina blickte mich erwartungsvoll an und ich drehte mich zu ihr, lächelte. “Sie weiß es nicht.“

“Nicht eine Idee?“

“Ich glaube nicht, dass sie im Moment so erpicht darauf ist, mir zu antworten“, meinte ich schulterzuckend. Alina verdrehte grinsend die Augen. Die Wohnquartiere waren klein und ebenfalls verfallen und an manchen Stellen auch durch den Kampf, der auf dieser Insel geherrscht hatte, zerstört worden. Teilweise standen die Wände gar nicht mehr und Rankengewächse zogen sich an den Mauern empor, die noch vorhanden waren. Die ehemals strahlend weißen Wände waren verblichen.

***

Minnesota beobachtete, wie Sam an den Kontrollen des Wandpaneels bastelte.

“Ist es eine gute Idee, das Ding auseinander zu nehmen?“, fragte sie zweifelnd und Sam drückte einige Tasten des Laptops, den Minnesota für sie hielt.

“Ich will mir einige Daten ansehen. Aber ich kann kein antikisch lesen, also ...“ Sie verband den Laptop mit einem Kontakt innerhalb des Paneels. Dann sah auf den Bildschirm. Sie nickte bestätigend. “Es funktioniert.“

“Was?“, fragte Minnesota.

“Ich habe ein Übersetzungsprogramm geschrieben. Es basiert auf Daniels Aufzeichnungen zur antikischen Sprache. Gespeicherte Daten können im Laptop übersetzt werden.“ Sie ging den Text durch und blätterte dann an dem Paneel weiter. Jack trat hinter sie und schaute über ihre Schulter. Er zog die Augenrauen hoch. “Und das übersetzt alles richtig?“ Sam seufzte, da sie erkannt hatte, welchen Übersetzungsfehler Jack ansprach und räusperte sich, dann antwortete sie ausweichend: “Größtenteils.“ Jack nickte. “Hätte mich auch gewundert, wenn die Antiker ihre größte Chance gegen die Goa’uld in Zwiebeln gesehen hätten.“

Minnesota lachte. Sam verzog das Gesicht und antwortete gekränkt: “Es ist nicht fehlerfrei.“ Dann blickte sie plötzlich aufmerksamer auf den Bildschirm. Sie griff zum Funkgerät. “Jonas, das solltest du dir ansehen.“

***

“Was habt ihr gefunden?“, fragte Jonas, als er ein paar Minuten später mit Jadda und Alina im Schlepptau wieder den Raum betrat.

“Das Logbuch“, antwortete Sam und Jonas trat neben sie.

“Gut“, meinte der Kelowianer und die Gruppe versammelte sich um den Bildschirm.

“Wo ist der Rest?“, wollte Jack wissen. Alina antwortete: “Sie suchen weiter nach der Handspange. Teal’c ist bei ihnen.“

“Hier ... der letzte Eintrag“, meinte Jonas plötzlich. “Das war der Eintrag vor dem Angriff der Goa’uld. Danach reißt das Logbuch ab. Ich würde sagen, sie wurden vernichtend geschlagen.“

“Das beweisen die Trümmer“, meinte Alina und Jack fragte ungeduldig: “Irgendetwas Relevantes?“ Jonas schüttelte den Kopf. “Wenn du meinst, ob irgendwo steht, wo sie die Waffe versteckt haben, dann Nein.“

Jack verdrehte die Augen. “Super!“, meinte er. Er sah auf die Uhr, dann griff er zum Funkgerät. “Teal’c?“

“O’Neill?“

“Was macht dein Gefühl?“

Es war einen Moment still, dann antwortete der Jaffa: “Es ist noch immer vorhanden, O’Neill.“

“Was gesehen?“

“Nein.“

“Bleib dran und seid vorsichtig.“ Jack sah in die Runde und meinte: “Carter, versichern Sie sich bitte, dass in der Datenbank nichts Wichtiges ist und dann packen Sie zusammen. Möglicherweise müssen wir schnell los.“ Sam nickte, während Jack erklärte: “Teal’c hat sich noch nie getäuscht.“

***

Minnesota blickte auf den Bildschirm in der Wand und wartete, während Sam einen Logbucheintrag ansah, der ihr Interesse geweckt hatte. Ein Bild der Insel war auf dem Bildschirm zu sehen – dargestellt als blauer Kreis. Minnesota verfolgte die Lebenszeichen der anderen Teammitglieder. Jadda war mit Jack an den Strand gegangen, um das Boot fertig zu machen. Jonas hatte sich wieder zu dem Suchtrupp begeben, der die Handspange finden wollte.

“Was ist denn ...?“ Minnesota legte den Kopf schief und betrachtete die Darstellung verwirrt. Alina trat neben sie. “Ist was?“, fragt sie leise.

“Da.“ Mit dem Kinn nickte Minnesota auf den Bildschirm.

Alina betrachtete die Darstellung. “Ja, unsere Lebenszeichen.“

Minnesota schüttelte verneinend den Kopf, bevor sie sagte: “Zähl mal nach. Es sind zu viele.“ Dann sprach sie zu Carter: “Sam?“

“Hm?“, fragte der Major abgelenkt.

“Wir haben ein Problem.“

***

Ich beobachtete, wie Jonas nachdenklich die Wände abtastete. “Jonas.“

Er drehte sich zu mir. “Wir haben nicht mehr viel Zeit.“

“In der Tat“, antwortete Teal’c. Er wirkte angespannt, kampfbereit. Es machte mir immer etwas Angst, ihn so zu sehen. Meistens wurde es kurz danach ziemlich ernst. Mac seufzte hilflos. “Können wir nicht die Energiesignatur finden oder so? Dann wären wir schneller.“

Jonas schüttelte den Kopf. “Du vergisst, dass die Tarnung alle Signale stört. Wir können froh sein, dass unsere Funkgerätfrequenzen zu primitiv angeordnet sind, um gestört zu werden.“

Mac rieb sich die Stirn. “Also doch auf die altmodische Indiana-Jones-Tour“, meinte sie und machte sich daran, den Boden nach versteckten Kammern abzusuchen, indem sie den feinen Sand darauf mit den Stiefeln zur Seite schob.

Ich versuchte, die verblassten Schriftzeichen in einem zerfledderten Buch zu erkennen, das ich auf dem Boden gefunden hatte.

<Das bringt nichts>, sagte Curai, <Es sind Kochrezepte.> Ich ließ das Buch fallen. “Verdammt!“, fluchte ich, “Wo bist du?“

Mac lächelte. “Davon taucht die Handspange auch nicht schneller auf.“

“Das ist das letzte Gebäude auf unserer Liste. Irgendwo muss das Ding doch sein.“

<Wahrscheinlich direkt vor deiner Nase. Und du siehst sie wieder nicht. Wie bei der Darstellung der Erde>, meinte Curai.

<Bekomme ich das jetzt ewig vorgehalten?>, wollte ich gereizt wissen, <Hilf uns lieber.> Mac seufzte. “Ich glaube fast, wir müssen aufgeben, Jonas.“

Der junge Mann war dabei, die Wand abzutasten und Mac trat zu ihm. Ich schüttelte den Kopf. “Aufgeben? Wir können nicht aufgeben. Anubis ist ...“

Jonas hielt plötzlich inne.

“Was?“

“Er pulsiert!“ Wir alle sahen ihn verwundert an, als er vorsichtig einen kleinen Beutel aus seiner Tasche holte. Vorsichtig ließ er den Schlüssel aus Ägypten in seine offene Hand gleiten. Deutlich war ein inneres Leuchten zu erkennen und neugierig nahm ich ihn in die Hand. Das Pulsieren unter der Oberfläche war eindeutig zu spüren. “Wir müssen nah dran sein.“

Erschrocken schrie ich leise auf, als Teal’c mir plötzlich eine Hand auf den Mund legte und mich an eine der beiden einzig noch stehenden Wände drückte. Mac und Jonas taten es ihm nach. Ich schob Teal’cs Hand weg und sah mich in dem kleinen Raum um.

“Was?“, flüsterte ich.

“Ich habe etwas gesehen“, antwortete der Jaffa leise und ich griff nach der Zat in meinem Gürtel. Teal’c lugte über das Fensterbrett eines hoch liegenden Fensters. Ich hockte mich hin und spähte um den Türpfosten herum. Jonas und Mac standen neben einem Fenster und starrten hinaus in den nahen Palmenhain hinter dem Haus.

“Da ist nichts“, murmelte ich. In dem Moment, in dem der Satz meinen Mund verließ, sah ich eine Bewegung. Zwei Jaffa liefen durch den Wald.

Ich schloss verzweifelt die Augen. “Oh ... oh mein Gott!“ Das Funkgerät erwachte leise zum Leben. “Hier ist Carter. Wir haben Gesellschaft.“

“Ich weiß, Major Carter“, antwortete Teal’c und drehte das Funkgerät leiser. Wir taten es ihm nach, während Jack antwortete: “Zum Boot. Lasst euch nicht erwischen.“ Teal’c nickte uns zu und flüsterte: “Leise.“ Ich stand auf und wollte ihm gerade zur gegenüberliegenden Tür folgen, als hinter uns ein klackendes Geräusch erklang und in ein Knirschen überging. Ich drehte mich um und hätte beinahe über Macs panischen Gesichtsausdruck gelacht, während sie versuchte, mit Blicken eine mannshohe Steinplatte aufzuhalten, die sich geräuschvoll zur Seite verschob.

“Leise“, wiederholte Teal’c.

“Machst du Witze?“, antwortete Mac wütend flüsternd.

“Sh!“, ging Jonas dazwischen. Ich schlich neben Mac und blickte in die kleine Kammer, die nun vor uns lag. Auf einem Tisch aus Stein lag die Handspange. “Da ist sie“, flüsterte ich aufgeregt.

“Wir sollten verschwinden“, meinte Jonas. Er griff nach der Handspange und stöhnte auf, als ein Energiefeld ihm einen Stromstoß verpasste. “Verdammt!“ Er hielt sich die schmerzenden Finger. Ich wog den Schlüssel in meiner Hand und überlegte. Wir hatten nicht viel Zeit. <Du hast den Schlüssel>, sagte Curai.

<Was?!>

<Übergib mir die Kontrolle!> Ich ließ sie ran und sie griff mit dem Schlüssel in der Hand einfach zu und zog die Handspange aus dem Kraftfeld. Sie reichte die Waffe an Jonas, der mich mehr als verblüfft ansah. Curai erklärte: “Der Schlüssel neutralisiert das Kraftfeld.“

“Wir sollten verschwinden“, meinte Jonas. Er steckte die Handspange in seine halb geöffnete Jacke, dann machten wir uns leise auf den Weg nach draußen. Kaum hatten wir das Gebäude verlassen, sagte Teal’c: “Der einzige Weg zum Strand führt über offenes Gelände.“

“Na toll!“, antwortete ich. Teal’c schob mich vorwärts: “Wir müssen schnell sein.“ Ich dachte an all die Vieren, die ich in Sport kassiert hatte und sprintete dann los, auf den Strand zu. “Wie habt ihr die Tür aufgekriegt?“, wollte ich keuchend von Mac wissen.

“Das war ein Versehen“, antwortete Mac, “Ich habe mich dagegen gelehnt.“

Plötzlich ertönten Rufe hinter uns und Teal’c drehte sich kurz um. “Sie haben uns gesehen.“

Eine Stabwaffensalve flog an Jonas vorbei und Teal’c feuerte zwei Mal zurück. Ich wandte mich rasch um, als er abrupt und mit angelegter Waffe stehen blieb und rief auch den anderen zu, anzuhalten.

“Es waren nur zwei“, sagte Teal’c beinahe verwirrt und ich fragte keuchend: “Aber wie lange?“

“Du hast Recht.“

Wir liefen weiter auf den Strand zu, an dem Jack und die anderen warteten.

“Wir haben sie“, keuchte ich, als wir bei ihnen ankamen und ins Boot stiegen. Teal’c stieß uns vom Ufer ab und sprang ebenfalls hinein. Mit angelegter Waffe blickte er zum Strand. Doch niemand ließ sich blicken. Jack startete den Motor. “Dann hat es sich zumindest gelohnt“, meinte der Colonel. Wir entfernten uns von der Insel, doch noch immer folgte uns niemand. Schließlich passierten wir den Schutzschild und Jack drosselte den Motor. “Der Hubschrauber weiß Bescheid?“

Sam nickte. Minnesota schüttelte den Kopf. “Das war zu einfach.“

Teal’c hob zustimmend eine Augenbraue. “Wir wurden nur von zwei Kriegern verfolgt.“

Jack setzte sich neben Jonas.

“Hauptsache, wir sind da raus.“

<Aber es war zu einfach. Die haben was vor>, meinte Curai und ich musste ihr stumm zustimmen. Jack blickte Jonas erwartungsvoll an.

“Zeig das Ding mal her.“

Jonas zog es aus der Jacke und zum ersten Mal konnte ich einen richtigen Blick auf die Waffe werfen. Sie sah harmlos aus. Ein einfacher Handschuh ohne Finger, der mir bis fast zum Ellbogen gehen würde. Er war aus Gold gemacht und mit Schriftzeichen übersäht. Jack strich über das Material. “Echtes Gold?“

In diesem Moment wurden er und Jonas von einem hellen Licht eingehüllt und waren verschwunden.

***

Als Jack überrascht aufblickte, starrte er direkt in den Lauf einer Stabwaffe. Er und Jonas saßen nebeneinander auf dem Boden in einem Goa’uld-Mutterschiff. Jack blickte weiter hinauf und in das Gesicht eines Jaffa. “Na Hallöchen!“, grüßte er grinsend und der Jaffa verzog das Gesicht zu einem bösen Lächeln.

“Die Waffe“, verlangte er und streckte die Hand aus, nachdem ein jüngerer Krieger seine Waffe auf Jack gerichtet hatte. Jonas sah Jack fragend an und dieser zuckte mit den Schultern. Er nahm Jonas die Handspange aus der Hand und reichte sie an den Jaffa weiter.

“Und jetzt? In eine Zelle, richtig?“, fragte Jack. Er sah sich zum ersten Mal richtig um und meinte dann: “Wie praktisch. Wir sitzen ja schon in einer.“ Die Jaffa entledigten die beiden Männer ihrer Waffen und Westen. Dann verließen sie die Zelle und schlossen die Gittertür, bevor sie verschwanden.

“Hey!“, rief Jack hinterher, “Ich hab einen Mordshunger! Wann gibts Mittagessen?“

Jonas stützte verzweifelt den Kopf in die Hände. Mit Jack O’Neill in eine Zelle eingesperrt zu sein, war das Letzte, was er wollte. Der Colonel konnte ihn sowieso schon nicht leiden. Er beschloss, sachlich zu bleiben. “Sie müssen nach der Signatur der Spange gesucht haben.“

“Eine Frage ...“, meinte Jack, “Warum haben wir nicht auch einfach nach der Signatur der Spange gesucht? Wir wären schon seit Ewigkeiten auf dem Weg nach Hause.“

“Das Schutzschild hat Interferenzen erzeugt. Wir konnten sie nicht orten. Und wir wurden erst hochgeholt, als wir außerhalb des Schutzschildes waren.“

“Immer dasselbe“, murmelte Jack.

Jonas stand auf. “Woher haben die Goa’uld Beam-Technologie?“

“Von Thor“, antwortete Jack. “Beziehungsweise, nur einer von ihnen hat diese Technologie. Die werden kaum teilen.“

Jonas schüttelte frustriert den Kopf. “Anubis.“

Ein Plan

“Sir“, grüßte Sam überrascht General Hammond, als er uns am Eingang des Cheyenne-Mountain empfing. Wir waren im Rekordtempo hierher zurückgekehrt. Ich fühlte mich müde von dem stundenlangen Flug von den Osterinseln zurück nach Colorado und lehnte mich an die Wand des Liftes, während wir mit dem General zurück nach unten fuhren. “Ich will nicht warten, Major. Was ist passiert?“, fragte Hammond sofort und wandte sich zu uns allen um, nachdem er die 28 gedrückt hatte.

“Colonel O’Neill und Jonas wurden von Anubis entführt, Sir. Aber wir nehmen an, dass es ein Versehen war. Anubis hat es auf die Handspange abgesehen, sie wahrscheinlich angepeilt und hochgebeamt. Asgard-Technologie, die er von Thor hat. Sowohl der Colonel als auch Jonas haben die Waffe in diesem Moment berührt.“

Hammond zog die Stirn in Falten. “Sie wurden einfach mit auf Anubis Schiff transportiert?“

“Ja, Sir.“

Teal’c ergriff das Wort. “Es war eine Falle, General. Sie waren schon vor uns auf der Insel und warteten, bis wir die Waffe mit Hilfe des Schlüssels gefunden hatten. Dann sorgten sie dafür, dass wir den geschützten Bereich verließen und die Energiesensoren des Mutterschiffes wieder Signaturen auffangen konnten.“

Sam schüttelte frustriert den Kopf. “Unsere Ausrüstung hat innerhalb der Ruinen nur aus nächster Nähe funktioniert. Das Schutzschild sorgte für Interferenzen.“

Curai übernahm die Kontrolle. “Anubis wusste, dass wir nach der Waffe suchen würden.“ Sie atmete tief durch, bevor sie langsam erklärte: “Aber das hätte er nicht wissen können, General. Kein Agent im Einsatz wusste von To’peks Projekt. Also stellt sich die Frage, woher Anubis von unserer Suche wusste.“ Wir verließen den Lift und eilten zum Konferenzraum. “Tatsache ist, dass es auch keiner von uns gewesen sein kann“, meinte Sam mit einem Seitenblick zu Curai.

“Das habe ich nicht behauptet.“ Wir setzten uns um den Tisch. Minnesota hob die Augenbrauen und lehnte sich mit verschränkten Amen zurück. “Bleibt ja nur noch eine Möglichkeit übrig.“

Ich übernahm die Kontrolle. Kopfschüttelnd lehnte ich mich vor. “Nein. Nie im Leben.“

Jadda zuckte mit den Schultern. “Es tut mir leid, JoJa. Aber ich glaube, Min hat Recht.“

Alina nickte. “Es muss To’pek gewesen sein.“

Auch Mac schloss sich ihnen an. “Der plötzliche Aufbruch, Garshaws Geschichte ...“

Hammond schaute fragend zu mir und ich senkte den Blick.

<Du weißt, dass sie Recht haben>, meinte Curai und ich sah wieder auf. Dann nickte ich langsam. “Scheint ganz so ... auch, wenn ich es mir nicht vorstellen kann.“

“Was unternehmen wir jetzt?“, fragte Minnesota und Hammond faltete seine Hände. “Wir werden die Tok’ra kontaktieren. Sie werden vielleicht wissen, wo sich Anubis hinbegeben hat.“

***

Jack seufzte und verschränkte die Arme, drückte sich fester an die harte Wand hinter ihm. Er musste hier raus. Daniel war ein angenehmerer Zellengefährte gewesen als Jonas, so viel stand fest. “Wann, glaubst du, werden sie zurückkommen?“

“Keine Ahnung.“

Ja, eindeutig war Daniel die bessere Wahl gewesen. Er hatte sich entweder selbst beschäftigt, indem er über eine Fluchtmöglichkeit nachdachte oder er hatte sich neben Jack gesetzt und geschwiegen. Schweigen. Schweigen klang gut. Sehnsüchtig seufzte Jack.

“Ich denke nicht, dass Anubis uns töten wird. Ich meine, wir sind viel zu wichtig für ihn.“ Es war das erste Mal, dass Jonas in Gefangenschaft geraten war. Scheinbar fand er diese Erkenntnis so aufregend und gleichzeitig so erschreckend, dass er ununterbrochen Theorien aufstellte oder Jack nach seinen Erfahrungen mit Goa’uld-Folter befragte. “Ich hoffe, er setzt nicht dasselbe Gerät ein, wie bei Thor. Dann muss er uns nicht mal foltern, um zu bekommen, was er will.“

“Hm“, machte Jack – nun besorgt. Jonas hatte Recht. Verdammt! Wenn Anubis es auf ihr Wissen abgesehen hatte, gab es keine bessere Methode als die Hirnsonde. Selbst Thor hatte sich nicht wehren können. So waren sie doch überhaupt in diesen Schlamassel geraten. Hätte Anubis über Thor nicht von dem Aufbewahrungsort der Waffe erfahren ...

“Aber er wird uns trotzdem nicht töten. Er kann uns nämlich gegen etwas eintauschen ... oder machen Goa’uld so etwas nicht?“

“Keine Ahnung.“

Ja - Jack seufzte schwer - er vermisste Daniel wirklich.

***

Sam umarmte ihren Vater kurz, als er aus dem Fahrstuhl auf Ebene 28 trat. “Dad.“

Er nickte mir zu, bevor wir uns auf den Weg in den Konferenzraum machten, wo die anderen warteten. Jacob hatte sofort auf unseren Ruf reagiert und war mit einem Tel’tak hergeflogen. Das Schiff hatte er auf der nahen Air-Base gelandet, wo es unter strenger Bewachung im Tarnmodus noch immer stand.

“Das ging wirklich schnell“, meinte ich.

“Ich bin so nah wie möglich per Wurmloch gereist. Ganz in der Nähe der Milchstraße ist ein kleiner Stützpunkt. Sie haben mir ein Schiff zur Verfügung gestellt und ich bin mit dem Hyperraum weitergereist. Drei Stunden sind eine gute Zeit.“

Ich nickte zustimmend. Wir betraten den Konferenzraum und versammelten uns nach der Begrüßung um den Tisch. Jacob ergriff das Wort: “Ich habe eine gute, eine schlechte und eine fantastische Nachricht für euch.“

“In dieser Reihenfolge?“, fragte Alina. Jacob nickte. Minnesota lehnte sich interessiert vor: “Dann lass mal hören.“

“Die gute Nachricht ist, dass wir einen Kontaktmann an Bord haben. Der Colonel und Jonas leben und sind unverletzt.“

Erleichtert stieß Sam die Luft aus.

“Scheinbar will Anubis die beiden erst Mal behalten. Er ist mit der Waffe beschäftigt.“

Teal’c zog eine besorgte Augenbraue hoch. “Kann er sie einsetzen?“

Jacob schüttelte den Kopf. “Bisher nicht.“

Mac zog die Augenbrauen zusammen. “Was ist die schlechte Nachricht?“

“Unser Kontakt kann die beiden nicht befreien. Es würde seine Deckung auffliegen lassen und alleine ist das sowieso nicht zu bewerkstelligen.“

Hammond faltete die Hände. “Wir müssen also selbst Leute hinschicken.“

Jacob nickte. “Allerdings.“

“Wo ist Anubis?“, wollte Sam wissen.

“Das ist Teil Eins der fantastischen Nachricht. Anubis ist noch in der Milchstraße.“

Überrascht schwiegen wir. Dann fragte Teal’c: “Was tut er noch hier?“ Jadda nickte zustimmend: “Wäre es nicht besser für ihn, in sein Gebiet zurückzufliegen?“ Alina schüttelte skeptisch den Kopf: “Möglicherweise will er in der Nähe bleiben, falls er noch mal zum Stützpunkt runter muss. Niemand weiß, wie diese Handspange genau funktioniert.“ Curai ergriff die Kontrolle: “Ich nehme an, du weißt, wo er sich genau aufhält?“ Jacob lächelte. “Teil Zwei der fantastischen Nachricht ist, dass unser Kontakt die Schutzschilde und ein paar untergeordnete Sensoren ausschalten kann. Wir können ohne Probleme mit dem Ringtransporter an Bord und uns dort frei bewegen. Die Sensoren, die für das Schiff verantwortlich sind, werden einen technischen Defekt erleiden und Anubis ist dann blind. Aber das wird er erst spät merken, da alle anderen Sensoren – die wichtigen – noch funktionieren.“

Curai legte die Stirn in Falten: “Wo sitzt der Agent? Wenn er so viel Zugriff auf das Schiff hat ...“ Jacob faltete langsam die Hände. “Er sitzt im Maschinenraum.“

Curai nickte verstehend. Hammond seufzte und ergriff dann das Wort: “In Ordnung. Major Carter, Teal’c, Sie werden Jacob begleiten und unsere Leute da raus holen – nach Möglichkeit auch die Waffe.“

Jadda hob eine Hand. “General? Sir?“

Er sah zu ihr.

“Was wird denn aus uns?“

“Ihr bleibt hier.“

Minnesota schüttelte entschieden den Kopf: “Nein.“

“Keine Wiederrede.“ Damit ging Hammond in sein Büro. Ich wandte mich an Jacob.

“Kann ich dich mal sprechen?“

Er nickte und wir standen auf.

“JJ?“

Ich drehte mich zu Alina um. Sie deutete auf Jadda, Minnesota und Mac, die sich bereits auf Hammonds demonstrativ geschlossene Tür zu bewegten. Sam zögerte kurz, doch dann folgte sie ihnen. Ich schüttelte den Kopf. “Sorry, ich muss mit Jacob reden. Ich komme gleich nach“, versicherte ich.

“Okay“, meinte Alina und ging hinter den anderen her in Hammonds Büro. Teal’c stand auf und folgte ihnen.

“Jacob“, ich starrte einen Moment auf meine Hände, dann fragte ich: “To’pek ... hast du mitbekommen, dass -“

“Er hatte seine Gründe“, unterbrach Jacob sich.

“Hatte er die?“, fragte ich und senkte den Blick. Jacob legte mit eine Hand auf die Schulter. “Es gibt meiner Meinung nach keinen jungen Tok’ra, dem ich mehr vertrauen würde, als To’pek“, sagte er langsam. Ich sah auf. “Er hat mich angelogen.“

Er lächelte amüsiert. “Es stört dich sehr ... warum ist das so?“

“Ich kann Unehrlichkeit nicht ausstehen“, erklärte ich fest.

<Ach so, das ist der Grund. Ich dachte schon, es sei etwas anderes ...>, murmelte Curai und ich ignorierte sie. “Ist das der Grund? Tatsächlich?“, fragte Jacob, als hätte er Curais Worte gehört. Ich verschränkte die Arme.

“Vertraust du mir?“, fragte Jacob. Ich nickte.

“Dann vertraust du ihm.“ Damit räusperte er sich. “Ich werde jetzt George davon überzeugen, euch mit auf die Mission zu lassen.“

***

“Interessiert Anubis sich nicht für uns?“, fragte Jonas und Jack verzog das Gesicht. Er hatte Hunger. Man ignorierte sie bereits seit Stunden. Die Tatsache, dass Jonas ihn nicht ignorierte, störte ihn aber noch mehr. “Es macht überhaupt keinen Sinn, uns erst gefangen zu nehmen und dann -“

“Könntest du jetzt bitte endlich die Klappe halten?“, fragte Jack gereizt und Jonas schwieg einen Augenblick, dann meinte er: “Ich will doch nur -“

“Ah!“ Jack hob einen Zeigefinger. “Sh!“

Jonas senkte den Blick und setzte sich an die gegenüberliegende Wand, zog die Beine an den Körper. “Warum?“, fragte er in die Stille hinein. Jack seufzte schwer auf und stützte den Kopf in eine Hand. “Warum was ?“, fragte er gereizt.

“Warum hast du mich in dein Team gelassen, wenn du mich offensichtlich gar nicht dabei haben willst?“

“Weil Carter dich im Team haben wollte. Und weil Teal’c einverstanden war. Und weil ich keinen Russen wollte.“

Jonas schüttelte fassungslos den Kopf. Jack sah die Bewegung aus dem Augenwinkel und fragte: “Was?“

“Du hältst das für eine Situation, die man beibehalten sollte? Diese Feindschaft?“

“Hör zu, es liegt nicht an dir, okay? Aber du bist Wissenschaftler ... und ich kann Wissenschaftler nicht ausstehen.“

“Dr. Jackson war Wissenschaftler.“

“Daniel ist ... war mehr als das.“

“Das kann ich auch sein.“ Jonas starrte ihn an. “Wenn du mir die Chance gibst.“

Jack wich seinem Blick aus und seufzte. Die Wahrheit war, dass er Jonas schon lange für seinen Teil in Daniels Verschwinden verziehen hatte. Denn eigentlich hatte der junge Kelowianer keine Rolle darin gespielt. Nur seine Regierung ... und Daniel. Aber er brauchte jemanden, auf den er wütend sein konnte. Und Jonas bot sich als das perfekte Ziel dar. So war Jack immer mit Trauer umgegangen. Als Charlie starb, war er wütend auf sich selbst gewesen. Und als Kawalsky starb, hatte er seine Wut an denen ausgelassen, die dem Stargate-Programm im Weg standen.

Er blickte zu Jonas und verdrehte die Augen, bevor er antwortete: “Warten wir es ab.“

***

General Hammond hatte sich nicht lange dem mehrköpfigen Angriff auf sein Büro erwehren können. Und als dann auch noch Jacob ins Spiel kam und ihm versicherte, dass er sich vollkommen auf uns verließ, gab er zähneknirschend nach. Wir waren bereits wenige Stunden später im Weltraum.

“Wo ist Anubis also?“, fragte ich und setzte mich den Sessel des Co-Piloten.

“Nicht weit vom Saturn entfernt“, antwortete Jacob. Er ging aus dem Hyperraum und schaltete sofort auf Tarnmodus. Riesenhaft erhob sich Anubis Schiff vor uns.

“Wow!“, kommentierte Minnesota und stützte sich auf die Rückenlehne des Co-Pilotensitzes. “Und dein Kontakt kann da wirklich was drehen, sodass Anubis uns nicht sieht?“

“Ein Schuss mit der Zat und Anubis ist so gut wie blind. Und falls er es schnell merkt, kann unser Kontakt die Reparatur hinauszögern.“ Er stoppte das Schiff vollends und wir starrten alle zu Anubis' Schiff hinaus. Ich schluckte.

<Angst?>, fragte Curai.

<Du nicht?>, antwortete ich und sie schwieg.

“Okay.“ Sam riss uns aus unserer Betrachtung.

Wir begaben uns alle bis auf Jacob in den hinteren Teil, um unsere Ausrüstung anzulegen. Jacob kam ein paar Minuten später dazu und erklärte: “Ich habe das Signal erhalten. In wenigen Sekunden wird der Schild für etwa drei Minuten außer Funktion sein und ich kann euch reinbringen. Die Sensoren sind ausgeschaltet. Man wird euch nicht sehen.“ Sam entsicherte ihre Waffe. “Wachen im Ringraum?“

Jacob schüttelte den Kopf. “Anubis rechnet nicht mit einem Angriff.“

Sam nickte und erklärte noch einmal offiziell den Plan: “Wir teilen uns auf. Jadda, JJ, ihr begleitet mich zur Befreiung des Colonels und Jonas. Teal’c, Alina, Min und Mac werden sich um die Handspange kümmern. Funkkontakt bleibt gering.“ Wir machten uns bereit.

“Viel Glück“, wünschte Jacob und aktivierte die Ringe. Ich lächelte ihm kurz zu, bevor ich vom gleißenden Licht geblendet die Augen schließen musste.


weiter: Kapitel 4
Kapitel 4 by JolinarJackson
Schächte

Der Ringraum war tatsächlich verlassen und Sam kontaktierte kurz ihren Vater, um ihn wissen zu lassen, dass wir gut gelandet waren und uns nun auf den Weg machten. Wir trennten uns an der ersten Kreuzung. Ich folgte gemeinsam mit Jadda Sam und die anderen verschwanden in die andere Richtung - auf dem Weg zu Anubis' Quartier, wo wir die Handspange vermuteten. Schon bald hörten wir Schritte vor uns und Sam winkte uns in einen leeren Raum. Wir pressten uns an die Wand und warteten, bis die Jaffa verschwunden waren, bevor wir weiter gingen – zu den Zellen in einer der untersten Ebenen.

***

Der Zellentrakt lag ruhig vor uns und ich atmete innerlich erleichtert auf. Möglicherweise entpuppte sich die gesamte Mission doch als einfacher, als ich zunächst angenommen hatte. Nur eine der Zellen war besetzt und wir grinsten erfreut, als wir Jack und Jonas unverletzt darin erkannten.

“Mann, Leute, das hat aber gedauert“, grinste Jack und kam mit Jonas an das Gitter. Sam lächelte und untersuchte sofort das Wandpaneel neben der Tür.

“Wo sind die anderen?“, wollte Jonas wissen und Jadda erklärte: “Suchen die Waffe.“ Eine Zatwaffen-Entladung zischte an uns vorbei und traf die Wand. Erschrocken fuhren wir zu einem kleinen Trupp Jaffa herum, der am Gang-Ende aufgetaucht war.

“Legt die Waffen weg“, verlangte einer von ihnen. Sam hob ihre Waffe und feuerte. Erschrocken gingen die Jaffa in Deckung und erwiderten das Feuer. Leider hatten sie damit mehr Deckung als wir und so zischten erneut Entladungen nur knapp an uns vorbei.

“Verschwindet!“, rief Jack uns zu und Sam stieß mich rechts einen Gang runter. Jadda und sie folgten mir in einen Lagerraum. Während Sam die Tür verteidigte, rief sie uns zu: “Sucht einen Lüftungsschacht. Wir müssen von hier verschwinden.“ Ich untersuchte die Decke auf einen Schacht und entdeckte einen in der Mitte des Raumes. “Jadda.“ Ich deutete nach oben und wir zogen zwei Kisten unter die Öffnung. Ich kletterte hinauf und stieß die Klappe zur Seite. “Sam.“

“Verschwindet. Ich komme nach“, rief sie atemlos, ehe sie sich wieder auf die Jaffa konzentrierte.

Rasch kletterten wir in den Schacht und dann steckte Jadda ihren Kopf wieder in den Raum und rief: “Sam!“ Sie stand auf und rannte auf die Kisten zu. Doch die Jaffa waren schneller und Sam wurde von einer Zat-Entladung getroffen, als sie zu uns klettern wollte. Jadda schlug die Klappe zu und bedeutete mir, loszukrabbeln. Die Schächte waren gerade hoch genug, um sich aufrecht hinzusetzen und breit genug, die Beine auszustrecken.

“Was wird mit Sam?“, fragte ich und kroch los. Ich wusste nicht, wohin, hielt es aber für ratsam, erst mal etwas Abstand zwischen uns und die Jaffa zu bringen. Sie schienen uns jedoch nicht zu folgen.

“Wir kümmern uns später drum. Zuerst sollten wir wirklich verschwinden, sonst können wir niemandem helfen.“ Ein paar Kreuzungen weiter blieben wir erschöpft sitzen und lauschten. Ich atmete erleichtert durch – immer noch kein Anzeichen dafür, dass man uns folgte -, dann deutete ich nach rechts. “Da gehts hoch.“

Jadda blickte um mich herum und erkannte ebenfalls den aufsteigenden Schacht. “Gut, dass die Dinger nicht senkrecht nach oben und unten führen. So können wir problemlos Ebenen wechseln.“

“Die Jaffa wissen jetzt, dass wir da sind. Die werden nun die Sensoren checken“, meinte ich.

“Dann wird der Kontakt dafür sorgen, dass die Reparatur länger dauert.“

“Was jetzt?“, fragte ich.

“Wir warten noch einen Moment, dann kehren wir zurück und sehen, ob wir die anderen raushauen können.“

Zustimmend nickte ich. Plötzlich drangen laute Kampfgeräusche an unser Ohr.

“Oh Mann!“, murmelte ich und wollte auf die Quelle des Lärms zukrabbeln, doch Jadda hielt mich auf. “Das bringt nichts. Das Geräusch wirft zu viele Echos. Wir finden den Ursprungs-Ort nie.“

Widerwillig lehnte ich mich wieder an die Wand des Schachts.

“Das muss ein Suchtrupp sein“, murmelte Jadda.

“Scheinbar hat man die anderen entdeckt“, nickte ich.

“Na ja, Dank uns weiß Anubis jetzt, dass Feinde an Bord sind.“

“Hoffentlich passiert ihnen nichts“, murmelte ich. Jadda seufzte: “Hoffentlich.“ Der Lärm verstummte. Nichts war mehr zu hören. “Mission fehl geschlagen“, murmelte Jadda. Ich schlug mit dem Kopf gegen die Schachtwand: “Aber so was von ...“

***

Mac presste sich an die Wand und lauschte auf die leiser werdenden Schritte der Jaffa. Teal’cs rasche Reaktion hatte sie davor bewahrt, ihren Angreifern aufzufallen. Als die Einzige, die nicht schon von Anubis Jaffa gesehen worden war, konnte sie nun in Ruhe einen Fluchtplan verfassen ... das hoffte sie zumindest. Noch beunruhigender waren die Kommentare, die die Jaffa gegenüber den Gefangenen gemacht hatten, bevor sie weg gebracht worden waren. Man hatte gewusst, dass sie unterwegs zur Handspange waren.

Das bedeutete, dass das andere Team entdeckt und gefangen genommen worden war. Mac sah sich in dem vollgestopften Lagerraum um, dann entdeckte sie die Klappe zu einem Lüftungsschacht auf Hüfthöhe im hinteren Teil des Raumes. Sie öffnete sie und krabbelte in den Schacht, schloss ihn sorgfältig hinter sich und lehnte sich an die Schachtwand, um sich den Plan des Schiffes ins Gedächtnis zu rufen, den Jacob ihnen gezeigt hatte. Sie wagte nicht, Funkkontakt zu versuchen. Sie wusste nicht, ob die Funkgeräte vielleicht in feindliche Hände gefallen waren.

Mac krabbelte los und versuchte, die Zellenbereiche zu finden.

***

“Haben wir lang genug gewartet?“, fragte ich und trommelte ungeduldig mit den Fingern auf den Boden des Schachtes.

“Ich weiß nicht“, antwortete Jadda. Ich seufzte widerwillig. “Wir haben kaum eine Wahl. Wir müssen uns beeilen. Wenn der Kontaktmann es nicht schafft, die Sensoren noch länger ausgeschaltet zu lassen, sieht man uns. Dann ist die Sache gelaufen.“

“Sie ist auch gelaufen, wenn uns ein paar Wachen erwischen“, konterte Jadda und ich zuckte zustimmend mit den Schultern. Wir waren noch weiter in das Schachtsystem hineingekrabbelt, um sicher zu gehen, dass man uns nicht bemerkte. Dort kauerten wir nun schon seit zwei Stunden.

“Mir tut der Rücken weh“, jammerte ich.

“Beschwer dich nicht, du bist kleiner als ich“, antwortete Jadda. Ein schleifendes Geräusch ließ uns verstummen. Es kam aus dem Schacht direkt neben mir. Jadda lehnte sich zu mir. “Da ist doch jemand, oder?“, flüsterte sie.

“Verdammt!“, fluchte ich leise und griff nach meiner Zat.

“Das ist hier drin keine gute Idee. Wenn du daneben schießt -“

“Werde ich nicht“, antwortete ich und lehnte mich zur Seite, um in den Schacht blicken zu können, aus dem das Geräusch kam. “Ich kann nichts sehen“, murmelte ich.

“Hier drin hallt es. Es klingt wahrscheinlich näher, als es ist. Warte ab“, antwortete Jadda und zog auch ihre Waffe. Jemand fluchte und Jadda riss die Augen auf. “Oh, mein Gott!“ Sie lehnte sich über mich hinweg und blickte den Schacht entlang. “Mac?“, zischte sie. Die Geräusche verstummten. “Jadda?“ Es dauerte einen Moment, dann tauchte Macs Kopf an der nächsten Kreuzung auf.

“Gott sei Dank!“, murmelte ich.

“Hey!“, grüßte Jadda, während ich meine Waffe wegsteckte.

“Hi. Was macht ihr hier? Ich dachte, ihr wärt gefangen genommen worden.“ Mac kam rasch auf uns zugekrabbelt.

“Wir dachten, ihr wäret gefangen genommen worden.“

“Ich bin die einzige, die entwischt ist“, erklärte Mac und lächelte uns an.

“Ja, geht uns genau so. Aber wir wissen, in welcher Zelle vermutlich alle gefangen gehalten werden. Wir haben Jack und Jonas gefunden.“

“Gehts ihnen gut?“

“Bis auf die Tatsache, dass man sie zu zweit allein in einen kleinen Raum gesperrt hat?“, hakte Jadda nach. Mac zuckte mit den Schultern. Ich erklärte grinsend: “Jonas lebt.“ Die Aktivierung einer Zat-Waffe hinter uns, ließ uns erstarren. Ein Mann sagte langsam: “Keine Bewegung.“

***

“Also, hat einer von euch eine Idee?“, fragte Jack. Stille war seine Antwort. Schließlich meinte Minnesota: “Wir könnten auf die anderen drei warten.“ Jack blickte sie einige Sekunden lang an, dann fragte er bezeichnend: “Sonst noch eine Idee?“

“Du glaubst nicht, dass sie noch frei rumlaufen?“, fragte Alina. Jack verdrehte die Augen. “Selbst wenn ... sie werden die Tür auch nicht aufkriegen.“

“Ich könnte sie vielleicht öffnen“, meinte Sam. Sie stand auf und trat an die Gittertür. Vorsichtig streckte sie die Hand aus, dann lachte sie spöttisch. “Kein Schutzschild. Ich kann die Hand aus dem Gitter strecken und komme an den Mechanismus dran, allerdings kann ich nichts sehen. Ich muss ihn blind knacken und wer weiß, wann das nächste Mal Wachen vorbeikommen. Das kann eine Weile dauern.“

“Dann werden Sie ihn knacken“, meinte Jack, “und wir lauschen auf die Schritte. Währenddessen haben die anderen Zeit, mit den Waffen hier aufzutauchen.“ Alina sah zu Minnesota, bevor sie leise fragte: “Die werden doch an die Waffen denken, oder?“ Minnesota zuckte mit den Schultern.

***

<Die Stimme kommt mir bekannt vor>, meinte Curai und ich nickte langsam, bevor ich mich überrascht umdrehte. “To’pek“, entfuhr es mir. Er ließ ebenso erstaunt die Waffe sinken. “Was macht ihr hier?“

“Wir suchen die Handspange und befreien Jack und Jonas“, erklärte ich. Jadda und Mac wandten sich auch zu ihm um.

“Und du?“, fragte Jadda misstrauisch.

“Ich bin Selmaks Kontakt.“

<Können wir uns da sicher sein?>, fragte Curai. Ich senkte den Blick, während Mac fragte: “Ach wirklich? Dann bist du also nicht losgedüst, um einen anderen Agenten zu befreien?“ To’pek sah zu mir. “Die Lüge tut mir leid.“

“Wie auch immer, dafür ist keine Zeit“, meinte Jadda. “Was ist das eigentlich für ein Betrieb in diesem Schacht? Was machst du hier?“, fragte sie. To’pek seufzte. “Meine Tarnung ist aufgeflogen. Aber keine Sorge: Die Sensoren habe ich endgültig zerstört. Anubis kann sie erst bei seiner nächsten Heimreise reparieren. Er ist also noch immer blind.“

“Aber in Alarmbereitschaft“, meinte Mac. To’pek nickte. Ich verschränkte die Arme. Jadda lächelte zuversichtlich. “Jetzt sind wir vier. Zwei suchen die Handspange, zwei holen die Waffen und befreien unsere Leute.“

To’pek nickte. “Ich habe gehört, dass euer Team in Gefangenschaft geraten ist. Ich wusste eigentlich gar nicht, dass außer SG-1 noch mehr an Bord sind. Jacobs Informationen waren sehr knapp.“

“Wie teilen wir uns auf?“, fragte ich.

“Wir bewegen uns über die Luftschächte fort“, schlug Mac vor, “wie wäre es, wenn Jadda und ich die Handspange holen?“

“Ist das nicht etwas riskant?“, fragte Jadda. Ich schüttelte den Kopf. “Es wäre riskanter, sie in Anubis Händen zu lassen.“

“Ich meinte eher, dass es riskant ist in Anubis Hände zu fallen, hab da so meine Erfahrungen ...“ Doch der vermutlich durchaus ernst gemeinte Satz wurde gleich durch ein breites Grinsen von Jadda verharmlost und davon gewischt.

“Dann holen wir beide die Waffen und befreien die anderen“, meinte To’pek. “Um hier wegzukommen, müssen wir einfach den Ringstransporter benutzen.“

“Von hier aus ist das mit dem Schild kein Problem“, meinte ich, “aber wenn wir einmal draußen sind, kommen wir wegen dem Schild nicht mehr rein.“ Ich wandte mich an To’pek: “Oder hast du den auch zerstört?“ Er schüttelte den Kopf. “Das ging nicht mehr. Ich musste fliehen.“

“Okay, also warten wir aufeinander. Wenn einem Trupp was passiert, können die anderen immer noch helfen“, beschloss Jadda.

“Treffpunkt?“, fragte ich.

“Der Schacht über dem Ringraum“, beschloss To’pek. Wir nickten und zogen los.

***

“Oh!“, sagte Sam überrascht und Jack stand rasch auf.

“Oh?“

Forschend blickte er Sam an.

“Von was für einem ’Oh’ sprechen wir hier? Gut oder schlecht?“

Sam lächelte und steckte ihre Hand ein weiteres Mal aus der Zelle zu dem Kontrollrallye. Plötzlich glitt die Tür nach oben. Jack hob die Augenbrauen. “Oh!“

Die anderen traten zu den beiden. Sam blickte den Gang hinunter. “Niemand zu sehen.“ Sie wandte sich an Jack. “Wir sollten unsere Waffen holen.“

“Ihrer Meinung“, nickte er und Teal’c meinte: “Den Gang runter sollte eine Waffenkammer sein. Vielleicht sind dort unsere Waffen untergebracht.“

“Wenn nicht, darf Anubis sie behalten“, meinte Jack, “Stabwaffen tun es auch.“ Sie spurteten los. Minnesota warf Alina im Laufen einen fragenden Blick zu: “Wo die anderen wohl stecken?“

Alina zuckte mit den Schultern. “Hoffentlich da, wo wir sie suchen.“

***

Jadda spähte aus dem Gitter des Lüftungsschachts hinaus auf die Kommandobrücke des Ha’taks. Dort herrschte emsiger Betrieb. Anubis saß auf seinem Thron, einige Jaffa bedienten die Kontrollen. Gerade trat ein weiterer Mann ein und fiel vor Anubis auf die Knie. Mac drängte sich neben Jadda und schaute ebenfalls hinaus.

“Die Brücke“, stellte sie leise fest. Jadda nickte: “Anubis Quartier ist fünf Räume weiter links.“ Mac nahm den Neuankömmling in Augenschein. “Wer ist das? Keine Uniform, kein Stirnzeichen ...“

Jadda sah sich den hoch gewachsenen, schlanken Mann nun auch genauer an. Tatsächlich trug er nur einfach geschnittene Lederkleidung und hatte pechschwarze, kurze Haare. Er hatte dunkle Augen und einen ernsten Gesichtsausdruck. Anubis begann zu sprechen. “Ich habe Kunde, dass sich an Bord des Schiffes ein Tok’ra-Spion befinden soll. Meine inneren Sensoren sind ausgefallen. Vermutlich ist das sein Werk. Er ist auf der Flucht, seit meine Jaffa ihn im Maschinenraum stellten.“ Jadda rieb sich die Augen und fluchte innerlich darüber ihre Brille nicht auf diesen Einsatz mitgenommen zu haben.

Der Neunankömmling nickte. “Ich finde ihn.“ Er begann, in seiner Hosentasche zu nesteln.

“Tu das. Oder du wirst für dein Versagen bezahlen.“

Der andere verbeugte sich noch einmal und ging dann hinaus, an dem Luftschacht vorbei. Jadda und Mac sahen, wie er sich einen Ring über drei Finger streifte und Jadda gab Mac ein Zeichen, sich zurückzuziehen. An der nächsten Biegung hielten sie an.

“Verdammt!“, flüsterte Jadda. Mac nickte langsam: “Ein Ashrak. Wir sollten JJ und To’pek warnen.“

“Das ist zu gefährlich. Jemand könnte hören, wie wir Kontakt aufnehmen.“

Mac lächelte kurz und tippte dann den Sendeknopf ihres Funkgeräts zwei Mal kurz an. “Das ist subtil. Wenn sie sprechen können, werden sie sich melden.“

Die Flucht

“Ein Ashrak?“, fragte ich entsetzt, “Ist das dein Ernst?“

“Würde ich über so was Witze machen?“ , fragte Mac. Ich sah beunruhigt zu To’pek und er zuckte mit den Schultern.

“Danke für die Warnung.“

“Seid vorsichtig.“

“Ihr auch.“ Ich kroch weiter durch den Schacht zu den Zellen. Wir hatten in einer Waffenkammer über den Zellen die P90 und Pistolen gefunden. Ich trug sie in meinem Rucksack zurück, um sie den Gefangenen zurückzugeben.

“Weißt du“, meinte To’pek hinter mir und fluchte leise, als er sich das Knie stieß, “Mir tut die Lüge wirklich leid.“

“Ach tatsächlich?“, fragte ich kühl.

“Ich vertraue dir ...“

“Dann will ich dich nicht erleben, wenn du mir nicht vertraust.“

“... aber ich wollte dich nicht in Gefahr bringen ...“

“War ich nicht eine Sekunde.“

“... und ich wollte nicht, dass du Garshaw anlügen musst ...“

“Weil ich das nicht kann?“

“... und ich dachte, du würdest mich für einen Verräter halten ...“

“Habe ich mich je so verhalten, als würde ich dich als einen Verräter ansehen?“

“... und -“

“To’pek“, unterbrach ich ihn und hielt ein paar Meter von unserem Zielpunkt entfernt an. Mühsam drehte ich mich etwas in seine Richtung. “Mir ist egal, was für Argumente du bringst. Du hast mich angelogen, mir nicht vertraut und bist einfach abgehauen. Anstatt mit mir zu reden. Du weiß, ich bin mit Jacob befreundet und dass ich seine und Selmaks Ansichten teile, wie du auch. Also ... solltest du mich noch einmal anlügen ... wirst du es bereuen.“ Damit wandte ich mich wieder um.

<Jetzt hast du es ihm aber gegeben!>, spottete Curai.

<Halt die Klappe!> Ich krabbelte weiter und hielt an der Öffnung in der Decke des Lagerraumes neben dem Zellentrakt.

“Entschuldige“, sagte To’pek und ich drehte mich zu ihm um. “Vergiss es. Lass uns erst mal hier weg kommen.“

Er nickte zustimmend. Ich versicherte mich, dass niemand zu sehen war, dann öffnete ich den Schacht und sprang nach unten in den Lagerraum. To’pek folgte mir. Wir blickten um die Ecke in den Gang mit den Zellen und schlichen rasch zu der Zelle, in der die anderen zurückgelassen worden waren. Ich blieb abrupt und überrascht stehen. “Sie ist leer.“

“Warum?“

“Keine Ahnung. Das steht nicht in meinem Drehbuch.“

Stabwaffen wurden aktiviert und To’pek und ich fuhren zu zwei grimmig blickenden Wachen herum. Ich hob die Hände, während ich stumm unsere Unachtsamkeit verfluchte.

“Hey!“, grüßte ich lächelnd, “Sagt mal, ihr wisst nicht zufällig, wo unsere Freunde sind, oder?“ Plötzlich fühlte ich mich gepackt und zu Boden geworfen. Ich biss mir auf die Zunge, als mein Kinn den harten Boden traf und fluchte leise. Die Jaffa riefen etwas und eine Entladung aus ihren Stabwaffen verfehlte nur knapp meinem Kopf. Zwei Zat-Entladungen waren zu hören, dann war es still. “Bist du verletzt?“, fragte To’pek. Ich sah auf und erkannte die beiden Jaffa am Ende des Ganges. Sie lagen bewusstlos am Boden.

“Mir gehts gut“, murmelte ich noch immer überrascht.

“Gut, dass du vor mir gestanden hast. Sonst hätten sie gesehen, dass ich die Waffe gezogen habe.“

“Ich bin froh, dass ich helfen konnte.“ Ich tastete mein Kinn ab. “Blute ich?“

“Nein“, antwortete er.

<Jammerlappen!>, fügte Curai hinzu.

“Lass uns verschwinden“, erklärte To’pek und ich folgte ihm den Gang hinunter.

***

“Oh!“, machte Sam und Jack verdrehte die Augen, bevor er sich von der Tür des kleinen Raumes aus zu ihr umdrehte. Teal’c und Alina hielten weiter die Stellung. Jack hob die Augenbrauen. “Schon wieder ’Oh’ ? Gut oder schlecht?“

Jonas wusste die Antwort. “Schlecht.“

Minnesota nickte bestätigend. “Sehr schlecht.“

Jack starrte in ihre Richtung. “Seit wann kannst du Goa’uld lesen?“

“Tu ich gar nicht“, antwortete Minnesota. Sie deutete auf den Hologramm-Bildschirm in der Mitte des Kontrollraumes und erklärte: “Da blinken rote Lichter. Rot ist schlecht. Vor allem, wenn es blinkt.“ Sam lächelte leicht und erklärte dann: “Anubis ist dabei, die Sensoren wiederherzustellen. Er versucht es zumindest. Scheinbar wurde nur ein Teil von ihnen endgültig zerstört.“

“Er kann uns sehen, wenn er es schafft“, verdeutliche Jonas. Jack verdrehte die Augen. “Danke. Was würde ich nur ohne deine Erläuterungen tun?“

Alina fragte: “Warum zerstören wir nicht alle? Wir sind hier doch in einem Kontrollraum.“ Sam nickte. “Ich bin gerade dabei herauszufinden, welches Paneel es ist.“ Sie blätterte durch die Pläne und ging schließlich an eine der Wände, zog die Kristalllade heraus und zerschoss die Kristalle mit der Zat, die sie aus der Waffenkammer hatte mitgehen lassen.

“Gute Arbeit.“ Jack nickte zufrieden.

“Wohin jetzt?“, frage Alina.

“Zum Ringraum. Wir verschwinden“, meinte Jack. Minnesota zog die Stirn Falten. “Was ist mit den anderen?“

“Wenn sie nicht schon auf dem Schiff sind, kehren wir zurück und holen sie. Was anderes bleibt uns nicht übrig. Wir haben keine Funkgeräte.“

“Wir würden nicht durch den Schild kommen, Sir“, erklärte Sam, “Der ist nämlich noch funktionsfähig.“ Jack zuckte mit den Schultern. “Na und? Machen Sie ihn halt kaputt.“

Sam nickte nachdenklich.

“Und beeilen Sie sich“, seufzte Jack, “Ich will zum Simpsons -Marathon zu Hause sein.“

***

“Okay“, flüsterte Mac und Jadda umklammerte die Zat fester, sah sich nervös in Anubis Quartier um, als könne er jeden Moment hinter dem Schrank hervorspringen. Mac besah sich die Handspange auf der mittig im Raum stehenden Kommode genau von allen Seiten. “Ob da eine Alarmanlage installiert ist?“

Jadda schüttelte den Kopf. “Sicher nicht. Er lässt wahrscheinlich die Tür bewachen.“

“Warum übersieht er den Lüftungsschacht?“, fragte Mac skeptisch.

“Weil er ein Idiot ist. Wir sollten froh drum sein. Können wir das wann anders diskutieren?“

Mac griff nach der Handspange. In dem Moment, in dem sie sie berührte, öffnete sich die Tür zu Anubis Quartier und zwei Jaffa starrten die beiden Frauen überrascht an. Jadda zögerte nicht lange und hob die Zat, feuerte auf die beiden. Der eine ging getroffen zu Boden, der andere rief nach Verstärkung und wich der Entladung geschickt aus.

“Verdammt!“, murmelte Jadda und wich einer Stabwaffen-Entladung aus, die ihr etwas zu nah am Oberschenkel vorbeistreifte. “Autsch!“ Sie kauerten sich hinter die Kommode, auf der die Handspange gelegen hatte, und Jadda blickte auf ihr angesengtes Hosenbein.

“Alles klar?“, fragte Mac.

“Ich glaube, nur eine leichte Verbrennung“, antwortete Jadda. Sie blickte zu Mac neben sich, die sich das Gerät über die Hand streifte. Mehr Jaffa trafen ein und Jadda bekam allmählich Angst, dass sie es nicht zum Lüftungsschacht neben dem Bett schaffen würden. “Was hast du vor?“, fragte Jadda entsetzt, als Mac ihre Finger bewegte und die Handspange wie hypnotisiert anstarrte. Jadda zog die Pistole, feuerte nun damit auf ihre Gegner.

Mac antwortete nicht. Sie schloss kurz die Augen, sprang auf und streckte die Hand aus. Jadda beobachtete fassungslos, wie die Jaffa nach hinten geworfen wurden. Möbel, die zwischen der Tür und Mac standen, wurden in die Richtung der Jaffa geschleudert. Holz splitterte, ein Jaffa wurde von einem Tisch getroffen und ging taumelnd zu Boden. Die Energiewelle beulte die Wand neben der Tür ein und Mac wurde nach hinten geschleudert, knallte gegen die Wand und rutschte besinnungslos zu Boden.

Es war einen Moment lang still. Jadda starrte die beschädigte Wand an, die Jaffa, die regungslos am Boden im Korridor lagen, die zerstückelten Möbel. In der Ferne erklangen Schritte. Jadda packte Macs Kragen und zerrte sie zurück Richtung Kommode. Sie würden es vermutlich zwar zum Lüftungsschacht schaffen, aber Jadda würde es nie hin bekommen, Mac rechtzeitig in den hüfthohen Zugang zu befördern – die Schritte erklangen schon zu nah. Mit gezückter Waffe wartete sie in der Deckung auf die Ankunft der nächsten Gruppe Jaffa.

***

“Sollten wir nicht lieber die Schächte nehmen?“, fragte ich nervös, während To’pek mich weiter durch die schwarz-goldenen Gänge des Schiffes zog.

“So sind wir schneller. Und er kann uns nicht sehen. Wir müssen nur aufpassen, dass wir keinem Jaffa in die Hände laufen.“ Wir schlichen weiter. “Aber wir treffen uns mit den anderen im Lüftungsschacht des Ringraums“, wandte ich ein. To’pek blieb stehen und drehte sich zu mir um. “Vertrau mir“, sagte er und ich nickte langsam. “Okay.“

“Mit den Schächten wären wir viel langsamer. Wir klettern hinein, wenn wir nah am Ringraum sind, dann haben wir vielleicht noch Zeit, uns einen Moment auszuruhen und die Lage im Ringraum zu beobachten.“

Ich nickte erneut. Als wir an einem Lagerraum vorbei schlichen, fühlte ich mich plötzlich gepackt und hineingezerrt. To’pek wurde mitgezogen und stürzte. Ich wurde an eine Wand geschubst und schlug mit dem Kopf gegen das harte Gold. Verschwommen sah ich einen Mann, der eine Zat-Waffe auf To’pek richtete und abdrückte, bevor er sich wieder an mich wandte.

“Tok’ra“, zischte er, als er mich an die Wand drückte und hob eine Hand auf Höhe meiner Stirn. Schmerz explodierte in meinem Kopf und ich hörte Curai aufschreien.

“Ich verurteile euch beide zum Tode“, sagte der Ashrak leise, “Nach dem Beschluss der ...“ Weiter kam er nicht, denn jemand packte ihn und zerrte ihn weg. Ich rutschte zu Boden und sah benommen, wie To’pek seine Waffe hob und sie auf den Ashrak richtete. Der Ashrak hielt plötzlich ebenfalls eine Waffe in der Hand. Gleichzeitig drückten sie ab. Zwei Zat-Entladungen trafen den Ashrak. Ein gelber Blitz traf To’peks Brust und er stürzte zu Boden. Ich hörte Curai wimmern und mir wurde schwarz vor Augen.

***

Jadda blickte um die Ecke der Kommode, als die Schritte schon beinahe da waren und zielte auf die Tür. Der erste kam an die Tür und Jadda riss erschrocken die Waffe zur Seite, als sie Jack erkannte.

“Mein Gott!“, murmelte sie und stand auf. Jack richtete kurz instinktiv seine P-90 auf die Bewegung, lächelte aber erleichtert, als er Jadda sah. Sam und Jonas kamen als nächstes um die Ecke, gefolgt von Minnesota und Alina. Teal’c deckte der Gruppe den Rücken.

“Was ist denn hier passiert?“, fragte Jack fassungslos und sah sich in dem zerstörten Zimmer um. Jadda zuckte mit den Schultern. “Das wüsste ich auch zu gerne. Mac hat die Handspange benutzt.“

“Ernsthaft?“, hakte Alina nach. Sie trat weiter in den Raum.

“Ja.“ Jadda deutete mit einem Kopfnicken neben sich. “Hat sie glatt umgehauen.“

“Wo ist JJ?“, fragte Alina. Jadda zuckte mit den Schultern, während Sam sich daran machte, nach Mac zu sehen.

“Sie wollte mit To’pek Waffen besorgen und euch befreien.“

Minnesota sah besorgt zu Jack.

“Wir sind ihr zuvor gekommen. Hoffentlich ist nichts passiert.“

Dann wandte sie sich wieder an Jadda.

“Moment mal. To’pek?“

“Der ist hier“, nickte ihre Freundin und Jack runzelte die Stirn, “Es kommt noch schlimmer. Ein Ashrak ist hinter To’pek her.“ Jetzt schloss Jack einen Moment lang die Augen. “Herrlich!“

“Sie wissen über den Ashrak Bescheid und sind vorsichtig.“ Beruhigend hob Jadda eine Hand, als Minnesota antworten wollte. “Und er hat uns nicht verraten. Das war alles ein großes Missverständnis.“

Alina schüttelte zweifelnd den Kopf. “Ihr traut ihm?“

Jadda nickte. Ein Stöhnen von Mac ließ die Diskussion verstummen. Sam half ihr vorsichtig auf die Beine. “Es ist nichts Ernstes“, verkündete sie dann. “Ich kann keine Verletzung finden.“

Mac blinzelte verwirrt, als sie die anderen sah und fragte: “Was ist passiert?“ Sam reichte ihr ihre Wasserflasche und Mac nahm dankbar ein paar Schlucke, dann entdeckte sie die Waffe an ihrer Hand. “Oh! Stimmt ja!“

“Alles okay?“, fragte Minnesota. Mac nickte. “Geht schon. Etwas schwindelig. Müde.“

Jadda schüttelte noch immer erstaunt den Kopf. “Wie hast du das gemacht?“

Mac zuckte mit den Schultern. “Um ehrlich zu sein ... ich bin nicht sicher. Ich wusste einfach, was ich machen muss.“ Schritte hallten durch die Gänge. “Lasst uns gehen“, meinte Jack.

“Wir treffen die anderen im Ringraum“, erklärte Jadda, während sie sich auf den Weg den Gang hinunter machten. Jonas nahm Mac die Handspange ab und steckte sie in seinen Rucksack.

“Nun“, meinte Jack und übernahm die Führung, “dann gehen wir da mal hin.“

***

Mir war schlecht. Ich hustete leise und schlug die Augen auf. Erschrocken fuhr ich hoch und zurück, als ich in die gebrochenen Augen des Ashrak blickte. Erleichtert stieß ich die Luft aus, dann sah ich To’pek. Ich stand auf, taumelte und stieg über den toten Ashrak hinweg, kniete neben To’pek nieder. Blut sickerte aus einer Wunde knapp unterhalb der Rippen in seine Kleidung. Ich kontrollierte seinen Puls stellte erleichtert fest, dass er noch am Leben war, wenn auch bewusstlos.

<Wir müssen ihn weg schaffen>, flüsterte Curai schwach.

<Wie gehts dir?>, wollte ich wissen.

<Ging mir schon schlechter>, war die leise Antwort. Ich fühlte eine Welle der Müdigkeit und Curai entschuldigte sich: <Ich versuche, dich von mir zu isolieren. Der Ashrak hat mir mehr geschadet als dir. Du darfst jetzt nicht schwach werden. Bring ihn weg und zum Treffpunkt.> Ich nickte besorgt. <Ruh dich aus.> Ich eilte zu der Wand hinüber und nahm die Klappe des Lüftungsschachts ab, der auf der Höhe meiner Knie lag. Ich dankte niemand bestimmten dafür, dass der Zugang so niedrig lag und nahm To’pek unter den Armen, schleifte ihn mühsam zu dem Zugang. Ich krabbelte hinein, drehte mich um und zog ihn hinter mir her. Dann bewegte ich mich über ihn hinweg und wenig geschickt hinaus, schleifte die Leiche des Ashrak weiter in den Raum, damit man ihn nicht sofort sah, wenn man vorbeiging und der Türmechanismus reagierte. Dann kroch ich zurück in den Schacht und setzte das Zugangsgitter wieder ein, bevor ich zum Funkgerät griff und zwei Mal kurz den Sendeknopf antippte. Es dauerte nicht lange, da antwortete Jadda. “Hey! Alles klar?“

“Nein“, antwortete ich. “Wir sind in den Ashrak gelaufen. Wir sind beide am Leben, aber To’pek wurde verletzt. Ich bin ...“ Einen Moment überlegte ich, dann fuhr ich fort: “Ein Deck über dem Ringraum, im Lüftungszugang des Schachtes einer Lagerkammer. Der Ashrak ist tot. Ihr könnt ihn sehen, wenn ihr rein kommt und nach rechts seht.“

Jack sprach als nächstes. “Wir holen euch.“

Ich lehnte mich an die Wand des Schachtes, dann zog ich die Weste und die Jacke aus und drückte letzteres auf To’peks Wunde. Sie blutete nicht mehr sehr stark. Ich kontrollierte nochmals seinen Puls und lehnte mich dann beruhigt zurück, um zu warten.

***

“Okay“, legte Jack fest. “Jonas, du gehst mit Jadda, Mac und Alina in den Ringraum und ihr lasst euch von Jacob rausholen.“

Alina weitete die Augen. “Dann kommen wir nicht zurück.“

Jack winkte ab. “Niemand darf die Waffe in die Hände kriegen und der beste Weg, das zu erreichen, ist sie wegzuschaffen.“

Jonas nickte widerwillig und auch Alina, Mac und Jadda fügten sich. Sie zogen los, in die entgegengesetzte Richtung, in die Jack nun nickte. “Wir sollten uns beeilen.“

***

“Au! Sei ...“

Ich legte eine Hand auf To’peks Mund, ehe er weiter sprechen konnte.

“Sh! Nicht so laut!“, sagte ich und sah durch die Schlitze in der Lüftungsklappe zur Tür.

“Diese Türen sind dick“, antwortete To’pek. Ich war unendlich erleichtert gewesen, als er vor ein paar Minuten das Bewusstsein wiedererlangt und sich aufgesetzt hatte. Die Wunde hatte sich geschlossen und sein Symbiont reparierte jetzt nur noch die inneren Schäden. Ich kümmerte mich um die kleine Platzwunde an seinem Haaransatz, denn er hatte Kalem gesagt, er solle sich nur um die große Wunde kümmern und sich dann selbst ausruhen.

“Wir können immer noch ertappt werden.“ Ich lehnte mich vor und nahm die Wunde genauer in Augenschein, verzog leicht das Gesicht. “Tut es noch weh?“

“Wenn du weiter drauf drückst, schon“, antwortete er und hielt ein Pflaster hoch, “Es reicht.“

Ich zuckte mit den Schultern und brachte das Pflaster an, dann fragte er plötzlich: “Was wird nach dieser Mission passieren?“

Ich sah in seine Augen. “Passieren?“

“Wirst du auf die Erde zurückkehren?“

Ich beschäftigte mich damit, den Erste-Hilfe-Koffer zurück in den Rucksack zu packen, um nicht sofort antworten zu müssen. “Das hängt leider nicht von mir ab. Aber ich hoffe, dass ich weiter bei den Tok’ra bleiben kann. Zumindest fürs Erste.“

“Und wenn du das tust?“

Ich zuckte mit den Schultern. “Würde ich Ausgrabungen machen, denke ich.“

Er schwieg einen Augenblick dann fragte er leise: “Mit mir?“

Ich wich seinem Blick aus. “Vielleicht.“

“Nur vielleicht?“

Ich musste lächeln. “Nun ja ...“

Er lehnte sich vor. “Es wäre schön, weiter mit dir zu arbeiten.“

Ich lächelte und antwortete: “Denkst du?“

Er nickte und kam noch näher. “Denke ich.“ Wir starrten uns an. Ich holte gerade Luft, um zu antworten, da ertönte es neben mir: “Jolinar_Jackson!“

Ich fuhr so stark zusammen, dass ich mit dem Kopf gegen die Decke des Schachtes stieß und jammerte: “Au!“

Teal’c entfernte die Abdeckung des Schachtes und fragte: “Bist du verletzt?“

Ich warf ihm einen giftigen Blick zu. “Bis auf eine Beule und den Herzinfarkt, den du mir verpasst hast? Nein.“

Er ließ ein leichtes Lächeln sehen und half mir dann aus dem Schacht. Jack, Minnesota und Sam lächelten uns kurz an, als wir aus dem Schacht krabbelten und ich sagte: “Ihr wart ziemlich leise. Ich habe euch nicht kommen hören.“

Minnesota verschränkte die Arme und grinste mit einem Blick auf To’pek: “Ach, wirklich nicht?“

Ich zuckte mit den Schultern.

“Wir sollten nicht länger bleiben als nötig“, urteilte Jack und ich nickte rasch.

***

“Jack bringt uns um“, meinte Alina und blickte dann wieder den Gang hinunter. Sie stand mit Jonas und Mac in der Mitte der Ringtransportplattform, bereit zu fliehen. Jadda hatte sich bereit erklärt, den Transporter zu aktivieren, sobald sie in Gefahr gerieten und wartete an dem Kontrollpaneel neben der Tür. Jonas zuckte mit den Schultern. “Ich dachte, wir lassen niemanden zurück.“

“Er hatte uns ausdrücklich gesagt, dass wir uns zu Jacob transportieren sollen“, wiederholte Jadda Jacks Worte und tippte mit dem Zeigefinger nervös gegen die Wand neben der Kontrolle für den Ringtransporter.

“Das machen wir ja auch“, meinte Jonas. Jadda, Mac und Alina warfen ihm schiefe Blicke zu und er antwortete: “Sobald unmittelbare Gefahr besteht.“

“Soll ich dir was sagen?“, fragte Jadda. Jonas hob erwartungsvoll die Augenbrauen. “Daniel konnte auch keinen Befehlen gehorchen.“

Jonas lächelte breit. “Dann ist ja gut. Der Colonel konnte Dr. Jackson trotzdem gut leiden. Ich habe Chancen.“

Jadda lachte.

“Da kommen sie“, meinte Alina und trat in den Ringraum, als wir zu ihnen stießen. Jack ließ einen wütenden Blick durch die Runde schweifen und fragte: “Hatte ich euch nicht gesagt, ihr sollt zum Schiff gehen?“

“Jonas wollte bleiben“, antwortete Mac schlicht und wir begaben uns in die Mitte des Raumes. Sam übernahm Jaddas Platz an den Kontrollen und aktivierte die Ringe, dann eilte sie zu uns, ehe der Transporter ihr den Weg abschneiden konnte. Innerhalb weniger Sekunden waren wir auf dem Tel’tak und Jacob blickte uns mit verschränkten Armen erwartungsvoll an. “Wie liefs?“

Triumphierend hielt Jonas die Handspange hoch.

“Ihr wart ziemlich lange weg.“

“Es gab Komplikationen“, meinte Jack. Jacob begrüße To’pek mit einem knappen Nicken und ging dann in die Pilotenkanzel, um loszufliegen. Jack blickte in die Runde. Ich ließ mich erschöpft auf den Boden fallen und legte mich flach hin, schloss die Augen. “Was für ein Tag“, murmelte ich. Minnesota hob zweifelnd die Augenbrauen. “Du glaubst, das war nur ein Tag? Kommt mir viel länger vor.“

Mac nickte. “Aber wir habens geschafft.“

“Mal wieder“, ergänzte Jadda und rieb sich ihr Bein. Mac schmunzelte, als sie dies sah. “Und Jadda kann sich gleich ein neues Date mit ihrem Lieblingskrankenpfleger organisieren.“ Alina seufzte: “Vielleicht werden wir ja dieses Mal bezahlt.“

“Wettet nicht darauf“, meinte Jack zweifelnd. Dann lächelte er. Ich setzte mich auf und nahm einen Schluck Wasser. To’pek lächelte mich an und ich grinste zurück.

Er zog mich auf die Beine und führte mich in eine Ecke des Transportraumes. “Du hast mir noch immer nicht geantwortet“, meinte er leise. Ich nickte langsam. “Stimmt.“ Einen Augenblick lang starrte ich zu Boden, dann schaute ich wieder zu ihm. “Ja“, sagte ich schließlich. Er grinste. “Ja?“

Ich nickte – nun fest entschlossen. “Ja.“

***

Es gab Dinge, an die ich mich nie gewöhnen würde. Ich schloss Alina als letzte in eine feste Umarmung und versprach: “Ich komme zu Besuch.“

Der Torraum war bis auf SG-X, SG-1 und To’pek leer. To’pek wartete am oberen Ende der Rampe vor dem Ereignishorizont, während SG-1 dicht bei uns stand und sich ebenfalls von mir verabschiedete. Eine gutmütige Ermahnung des Generals hatten wir schon über uns ergehen lassen müssen, aber ich hatte mich noch nicht losreißen können, egal, wie viel eine Minute Toraktivität kostete. “Es war schön.“ Ich verzog das Gesicht zu einer Grimasse. “Auf seine eigene, sehr gefährliche Art. Aber schön.“

“Wir rufen dich an, wenn es wieder was zu erleben gibt“, meinte Jadda. Ich zuckte mit den Schultern. Die Worte des Generals zu diesem Thema waren unmissverständlich gewesen. Das war die letzte SG-X-Mission. Dieses Mal war er fest davon überzeugt. Das Traurige war nur, dass ich zum ersten Mal das Gefühl hatte, dass es stimmte.

“Auf jeden Fall“, sagte Minnesota bekräftigend. Mac nickte enthusiastisch. “Wenn, dann nur wir fünf.“

Ich lächelte. Sam meinte: “Grüß meinen Vater, okay?“

Ich nickte. “Versprochen.“

“Und sei vorsichtig“, ergänzte Jonas. Ich zog empört die Stirn in Falten: “Wann bin ich das nicht?“

Teal’c neigte leicht den Kopf und hatte damit schon genug gesagt. Jack warf einen Seitenblick zu To’pek und meinte dann: “Wenn er sich nicht benimmt, sag mir Bescheid.“

“Lieber nicht“, antwortete ich lachend. “Hey!“, meinte ich zu Jadda, “viel Spaß bei deinem Date morgen.“

Sie verdrehte verlegen die Augen und Minnesota grinste. Ich ging allmählich rückwärts die Rampe hoch. “Ich komme zu Besuch“, wiederholte ich, als ich To’pek erreicht hatte. Er ergriff meine Hand und ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter. Ich starrte die versammelte Mannschaft am Ende der Rampe an und stieß zittrig die Luft aus.

“Du gehst nicht für immer“, sagte To’pek leise. “Und sie auch nicht. Du hast den General gehört. Sie sind Willkommen. Auch, wenn keine Mission mehr für euch möglich ist.“

Ich sah zu ihm auf. “Das ist es ja.“

Er wartete noch ein paar Sekunden, dann fragte er: “Gehen wir?“

Ich ergriff seine Hand fester. “Ja“, antwortete ich.

Damit drehten wir uns um und überschritten den Horizont.


EPILOG

Sie drückte auf die Speichertaste und lehnte sich zufrieden mit sich selbst zurück. Nun hatte sie alles niedergeschrieben und für immer festgehalten. Sie würde es Min schicken, die hatte zwar nicht mehr allzu viel Lust ständig irgendwelche Kommafehler zu korrigieren, aber bei dieser speziellen Geschichte würde sie sicher eine Ausnahme machen.

Der Alltag hatte die auf der Erde verbliebenen vier Mitglieder von SG-X wieder und Jadda war sich manchmal nicht sicher ob dies gut oder schlecht war. Schwierig war vor allem mit niemanden über das Erlebte reden zu können, aber niemand verbot Jadda immer neue Stargate-Geschichten zu „erfinden“. Sie hatte seit ihrer Rückkehr schon sieben Geschichten veröffentlicht und in jeder steckte etwas Wahrheit, floss etwas aus ihren Erlebnissen ein.

Da war die neue Wissenschaftlerin an Dr. Lees Seite in der ersten Geschichte, die voller Tatendrang auf eine knifflige Mission mit SG-1 ging und das ganze Team rettete, indem sie erfolgreich ein Raumschiff von Anubis stahl und damit das Team sicher zur Erde flog. Hammond zeichnete sie für ihren Heldenmut aus und freute sich über das zwar leicht verbeulte aber auch erbeutete Schiff. Mac hatte sie nach der Veröffentlichung angerufen und sie hatten stundenlang einfach nur gequatscht. In Geschichten konnte so viel passieren und auch wenn ihre Zeit der Einsätze bei SG-X Geschichte waren... in einer Fanfiction konnte man noch oft auf Reisen gehen.

Jadda klickte einen anderes Dokument mit Fotos an. Hammond würde sie erwürgen, wenn er wüsste was alles auf ihrem Rechner schlummerte, aber sie war bedacht, dass diese Daten nicht öffentlich wurden. Auf dem 1. Foto standen Mac und Min in der Wüste auf ihrer Exkursion zu den Pyramiden von Gizeh. Die beiden hatten gar nicht gemerkt wo und wann Jadda sie immer fotografiert hat. Min hatte die Hand erhoben und sprach energisch auf Mac ein, die sich gerade die Flasche an die Lippen setzte.

Das nächste Bild war nach ihrer ersten Mission entstanden. Auf der Krankenstation. Janet, Daniel und sie selbst grinsten frech in die Kamera. Das Bild hatte Min geschossen, daran erinnerte sie sich noch ganz genau. Am liebsten würde sie es zu ihren Stargate-Bildern an die Fotowand hängen, aber das lies sie wohl besser. Jadda klickte die Diashowfunktion an und ließ die Bilder durchlaufen. Minuten später stand sie auf und ging in die Küche. Wenn sie noch lange auf den Bildschirm starrte, bekam sie sicher eckige Augen.

Eine Woche würde sie noch arbeiten müssen, dann hatte sie Urlaub und würde wieder nach Amerika fliegen. Zu Ryan. Keine Ahnung, was sie sich erhoffte, aber sie hielten seit ihrer ersten Begegnung in der Krankenstation regelmäßig Kontakt und er würde sich auch ein paar Tage Urlaub nehmen. Sie vermisste Ryan und nicht nur einmal erwischte sie sich bei dem Gedanken, vielleicht doch noch auszuwandern. Aber soweit war es noch nicht. Mit einem Stück Kuchen setzte sie sich wieder vor den Rechner.

Gestern hatte sie lange mit Minnesota über Amerika geredet. Sie waren beide auch vor SG-X schon oft dort gewesen und mit wem konnte sie also besser über dieses Thema reden? Min war vermutlich von ihnen allen am meisten froh, wieder in ihr normales Leben zurückzukehren. Sie und ihr Mann waren glücklich und das merkte man Min in jedem Gespräch an. Nach ihrem Amerika-Trip hatten sie sich alle zu einem Wochenende in Frankfurt verabredet. Dann würden sie auch Alina endlich wiedersehen, die nun studierte. Alina hatte sogar eine Weile lang überlegt Ägyptologie zu studieren, da sie ja sozusagen “Zeitzeugin“ war. Auf dem Bildschirm tauchte ein Bild von ihnen allen nach der zweiten Mission auf.

Sie alle hatten lauter blaue Flecke, aber in den Gesichtern fand sich in erster Linie Erleichterung, das ganze Desaster mit den Replikatoren überlebt zu haben. Jadda lachte beim nächsten Bild auf. Es zeigte Alina bei ihrem ersten Versuch, eine Stabwaffe zu halten. Das Ding war bald doppelt so groß wie sie und im Hintergrund stand ein grinsender Jack.

Nachdenklich zog Jadda einen Rohling vom CD-Stapel und legte ihn in den Brenner. Wenn sie Ryan traf, wollte sie ihm eine CD für Jonas mitgeben. Er sollte, wenn er JoJa begegnete, all die neuen Geschichten mitbringen. JoJa mochte zwar weit weg und ihr Leben ein ganz anderes sein, aber in erster Linie war sie eine Geschichtenerzählerin und das würde sie sicher auch mit Curai immer bleiben.

Und Geschichtenerzähler liebten neue Geschichten.


ENDE


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