Unterwegs mit SG-X (E-2) - Nemesis by JolinarJackson, Alina, Jadda, Mac
Summary: Was ist eigentlich aus SG-X geworden, gut ein halbes Jahr nach den Ereignissen bei den Tok’ra? Dank der Gedächtnis-Bearbeitung erinnert sich nur JJ an das, was geschehen ist. Und diese wird dann auch ins SGC gerufen, um ihren Symbionten Curai zurück zu den Tok’ra zu bringen. In der Basis trifft sie dann auch auf alte und neue Bekannte ...
Zusätzliche Co-Autoren: Minnesota, Valrien, Negra
Categories: Stargate SG-1 Characters: Asgard, Multi-Chara, Own Character
Genre: Action, Alternativ Universum, Friendship, General
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 5 Completed: Ja Word count: 74006 Read: 25759 Published: 28.01.13 Updated: 28.01.13

1. Kapitel 1 by JolinarJackson

2. Kapitel 2 by JolinarJackson

3. Kapitel 3 by JolinarJackson

4. Kapitel 4 by JolinarJackson

5. Kapitel 5 by JolinarJackson

Kapitel 1 by JolinarJackson
Unterwegs mit SG-X - Nemesis


Dies ist eine Fanfiction ... oder?

PROLOG

Sam stellte das Wasser ab und griff nach einem Handtuch, das sie direkt neben der Dusche bereit gelegt hatte.

Sie wickelte sich darin ein und verließ die Duschkabine. Mit den Händen fuhr sie sich durch die nassen Haare und seufzte bei einem Blick auf die Uhr. Jetzt hätte sie das Projekt beenden können. Genau jetzt um 0730, doch General Hammond hatte sie gestern konsequent zur Seite genommen und nach Hause geschickt.

Dabei war sie schon so nah an der Analyse dran gewesen! Wütend rechnete Sam nach, dass sie mit SG-1 in den nächsten paar Wochen ständig auf Mission war. Erst auf Abydos, um dort nach dem Rechten zu sehen. Eine Routine-Mission nach P1X-325 schloss sich an und dann - endlich auch mal etwas Positives im Terminplan - noch die erste Mission nach P5X-356. Dort war die Konstellation der Trabanten nun endlich günstig genug, um ein schwarzes Loch aus sicherer Entfernung beobachten zu können.

Doch leider dauerte diese Abwechslung nur drei Tage lang. Und zum Schluss erwartete ausgerechnet Anise sie, um mit SG-1 über eine neue Entwicklung auf dem Gebiet der Zatarc-Technologie zu sprechen, die doch garantiert schon gar nicht mehr so aktuell war. Wo blieb da noch Zeit für die Wissenschaft?

Sam griff nach der Bürste, wurde plötzlich geblendet und von einem leuchtenden Licht eingehüllt. Als sie die Augen wieder öffnete, stand sie in einem kleinen Raum. Und durch ein Panorama-Fenster konnte sie die Erde sehen ...

***

Jack verließ pfeifend sein kleines Häuschen und holte die Zeitung hinein. Drinnen warf er den Bademantel wieder zur Seite, den er zum Schutz vor der Kälte draußen angezogen hatte und setzte sich an den Küchentisch, um zu frühstücken.

Er war mit sich selbst vollkommen zufrieden. Gestern hatte er Hammond gesteckt, dass Sam sich seit über einer Woche zu Tode schuftete und dieser hatte endlich eingegriffen. Auf Jack als ihren kommandierenden Offizier hatte sie ja nicht hören wollen. Das hatte sie sich wahrscheinlich von Daniel abgeguckt.

Hinzu kam dieser absolut freudig-faszinierte Ausdruck auf ihrem Gesicht, wenn sie sich von ihren Schweiß-Arbeiten an irgendeinem Ding zu ihm herumdrehte, lächelte und fragte: “Was kann ich für Sie tun, Sir?“

Wie konnte er da widerstehen und anstatt einen eindeutigen Befehl zu geben, nämlich nach Hause zu gehen, kam immer: “Woran arbeiten Sie denn gerade, Major?“ Jack warf einen kurzen Blick auf die Schlagzeilen und griff nach der Marmelade. Plötzlich hüllte ihn ein gleißendes Licht ein und nur einen Moment später stand er – mit dem Marmeladen-Glas in der einen, der Zeitung in der anderen Hand und in Boxershorts und nacktem Oberkörper – in einem kleinen Raum, den er nur zu gut kannte.

“Sir?!“

Er drehte sich um. Vor ihm stand Sam, vor Kälte leicht zitternd. Was ja auch kein Wunder war, schließlich trug sie auch nur ein kleines Handtuch, das sie wie ein Kleid um sich gewickelt hatte.

Ein sehr kurzes Kleid. “Was ist passiert?“ fragte Jack verwirrt.

“Ich habe keine Ahnung, Sir“, war die Standard-Antwort.

“Ist ja mal was Neues“, meinte er schulterzuckend, “Sie sind ja klitschnass, Major.“ Er starrte sie ungeniert an. Sam warf ihm einen 7000-Volt-Janet-Fraiser-Blick zu und erwiderte gereizt: “Ich stieg gerade aus der Dusche.“ Jack starrte sie immer noch an. “Nicht, dass Sie sich für irgendetwas zu schämen bräuchten“, murmelte er.

“Sir!“

Er schaffte es, ihr in die Augen zu schauen. “Würden Sie sich bitte umdrehen?“ hakte sie nach.

“Ich könnte auch gehen, aber“, er machte eine ungeschickte Handbewegung, bei der die Marmelade etwas durchgeschüttelt wurde, “es gibt keine Türen.“

“Wo sind wir überhaupt?“ fragte Sam nun und presste das Handtuch enger an sich.

“Im Paradies?“ fragte Jack leise, als sie sich umdrehte und ihm einen Blick auf ihre ebenso notdürftig betuchte Rückseite gewährte. Sie hörte es nicht oder wollte es nicht hören. Erneut füllte ein blendendes Licht den Raum. Daniel blickte sich perplex um. “... noch nicht fertig ... stellen“, murmelte er. Die Kaffeetasse und die Pfannkuchen in seiner Hand zeugten von einem ’nahrhaften’ Kantinen-Frühstück. “Major Hales?“ fragte er verwundert, drehte sich um und blickte Jack an. “Willst du Marmelade zu deinen Pfannkuchen?“ fragte der Colonel.

“Uhm ...“ Daniel drehte sich einmal um die eigene Achse. Sein Blick blieb kurz an Sam hängen, dann schaute er wieder zu Jack.

“Wie?“

“Vergiss es!“ meinte Jack.

“Wo sind wir?“ fragte Daniel und nippte an seinem Kaffee.

“Oh, glaub mir, du brauchst dir keine Sorgen zu machen“, meinte Jack beruhigend, “Und Teal’c wird wohl auch gleich kommen, wetten? Um fünf Dollar, Daniel!“

Daniel blickte ihn fragend an.

“Thor?“ hakte Sam nach. Jack nickte. Teal’c materialisierte zwischen ihnen. Jack riss die erschrocken die Augen auf und konnte in letzter Sekunde einem rechten Haken seines Kameraden ausweichen. Keuchend richtete er sich wieder auf, während Teal’c die Hände mit den Boxhandschuhen schlagartig sinken ließ. “O’Neill?“

“Gewonnen!!“ feixte Jack und begrüßte Teal’c fröhlich: “Guten Morgen! Training mit SG-7?“ Teal’c nickte und streifte die Handschuhe ab. Erneut leuchtete ein Licht auf und plötzlich stand Thor vor ihnen. Er blinzelte einmal kurz mit seinen großen schwarzen Augen und sagte dann: “Ich grüße euch.“

“Thor, mein Freund“, meinte Jack und lächelte ihn an, “Diesmal hast du es wirklich verpatzt.“ Thor blinzelte erneut: “Warum? Wie ich sehe, seid ihr alle bekleidet und somit nicht in einem Zustand der Scham. Ihr seid doch bereits vollständig aus eurer Ruhephase erwacht und bereitet euch auf euren Dienst vor, oder nicht?“

Sam grinste humorlos. “Unter ’bekleidet’ verstehe ich etwas anderes“, meinte sie. Daniel blickte zu ihr hinüber, reichte sein Frühstück an Teal’c weiter und legte ihr seine Uniform-Jacke um die Schultern. Dann entledigte er Teal’c gezwungenermaßen wieder seiner dazu gewonnenen Last, da der Jaffa ihm diese direkt unter die Nase hielt. Thor schien nicht zu verstehen.

“Thor – Kumpel – weißt du, was eine Uhr ist? Unten bei uns auf der Erde – in Amerika - stehen die Menschen gerade erst auf. Wir sind nicht immer auf Abruf, weißt du?“ erklärte Jack und ging in die Hocke, um dem Asgard in die Augen sehen zu können. “Ich habe extra darauf geachtet, eure Privatsphäre zu wahren. Deshalb habe ich euch auch nicht früher hierher transportiert“, meinte Thor und blickte von einem zum anderen. “So wichtig?“ hakte Jack nach.

“Allerdings, O’Neill. Replikatoren übernahmen Othalla“, antwortete Thor.

“Replikatoren? Aber wir haben die Viecher doch erledigt, oder?“ hakte Jack nach.

“Das nahmen wir an“, antwortete der Asgard.

“Doch offensichtlich entspricht das nicht dem aktuellen Stand der Dinge“, meinte Teal’c. Thor blinzelte und bewegte verneinend den Kopf.

“Wie konnte das passieren?“ fragte Sam.

“Ich kann es nicht genau sagen“, antwortete Thor.

“Habt ihr kleinen Kerlchen wieder die Nase in Dinge gesteckt, mit denen ihr nicht umgehen könnt?“ hakte Jack lauernd nach.

“O’Neill. Wir haben jeden Replikator entfernt, den wir noch in unseren Laboren hatten, nachdem Major Carters Idee uns rettete“, berichtete der Kommandeur.

“Ja, sie ist für blöde Ideen berüchtigt. Aber irgendwo müssen die Dinger doch hergekommen sein“, meinte Jack.

“Das ist eine logische Schlussfolgerung, doch ich kann dir nicht viel dazu sagen. Sie kommen aus den Tiefen unseres Planeten. Aus dem Bereich, in dem wir Artefakte von anderen Sternen sammeln“, berichtete der Kommandeur.

“Geht es vielleicht einen Tick genauer?“ bohrte Jack weiter. Thor verneinte stumm. “Niemand von uns sah, woher sie kamen. Doch sie waren plötzlich in großer Anzahl da. Uns wurde schnell klar, dass wir Othalla nicht halten können. Wir verließen den Planeten“, berichtete Thor.

“Okay, wo liegt jetzt das Problem, um das wir uns kümmern sollen?“ fragte Jack. Thor sagte traurig: “Die Asgard können nicht zurück auf diesen Planeten.“

“Warum nicht?“ fragte Daniel.

“Die Replikatoren haben ein Schutzschild generiert, das unsere Physiologie abstößt“, berichtete der Asgard.

“Was?“ entfuhr es Sam, “Wie ... ist das möglich?“

“Diese fortschrittliche Technologie stammt von einer der vier Rassen, die sich zu einer Allianz zusammenschlossen und lagerte in einem unserer Archive. In besagter Allianz solltet ihr die fünfte Rasse werden“, erklärte Thor. Jack nickte: “Sagten mir deine kleinen Freunde.“ Thor blickte ihn an, blinzelte zweimal und sagte dann: “Ich kann euch nicht mehr sagen.“

“Und dieses Schild ist ein Abwehrsystem, das auf eine bestimmte Physiologie ausgerichtet werden kann? - Wie funktioniert es?“ Sam war hin und weg vor Begeisterung.

“Es diente seinerzeit zur Verteidigung gegen die Goa’uld. Doch seine Technologie war so komplex, dass nur eines von ihnen hergestellt wurde“, erklärte Thor. Jack wurde ungeduldig: “Was sollen wir tun?“

“Auf dem Planeten ließen wir eine kleine Gruppe zurück. Es handelt sich um Asgard-Forscher. Es gelang ihnen nicht zu fliehen. Ihr müsst ihnen helfen und das, was sie zu retten versuchten ebenfalls. Eigentlich ist es noch wichtiger als die Asgard selbst. Ich würde euch nicht fragen, wenn es sich nur um das Leben einiger meines Volkes handeln würde. Doch die Archive enthalten fortschrittliche Technologien. Sollten die Replikatoren sie sich aneignen, wäre das fatal ...“

Jack nickte verstehend. Thor fügte hinzu: “Eure Physiologie wird nicht von dem Schild abgestoßen.“

“Der Fall ist klar. Aber ich weiß nicht, ob wir vier -“

“Ihr werdet zu acht sein“, unterbrach Thor.

“Okay. Dann ... Carter, was halten Sie von SG-3?“ fragte Jack. Der Major nickte.

“Nein, ihr werdet eine Gruppe von Menschen mitnehmen, die wir erwählt haben. Euer Einsatz auf einem Planeten der Tok’ra hat die Aufmerksamkeit vieler Goa’uld auf euch gezogen – mehr noch als gewöhnlich. Man spricht von der Vernichtung einer hohen Menge an Naquadah“, erzählte Thor.

“Die SG-X-Mission? Das war vor Monaten. Und weiter?“ hakte Jack nach.

“Ihr werdet diese Einheit – SG-X, wie du sie nennst, O’Neill – mitnehmen“, erklärte Thor.

“Was?“ entfuhr es Daniel.

“Nein!“ sagte Jack. Thor blickte ihn fragend an. “Thor, mein Freund, wir können diese Leute nicht mitnehmen. Sie gehören nicht zum SGC. Sie sind Zivilisten. Wir wissen doch beide, dass man mit Zivilisten wenig anfangen kann“, sagte Jack. Daniel räusperte sich.

“Mit den meisten“, verbesserte Jack sich.

“Wir wollen, dass ihr mit SG-X kämpft. Wenn es stimmt, was ich hörte, war die Gruppe im Wesentlichen daran beteiligt, dass Anubis der Zugriff auf ein großes Naquadah-Vorkommen verwährt wurde. Sie sind demnach fähig, mit euch zu kämpfen“, wiederholte Thor.

“Thor, eine von ihnen ist noch ein junges Mädchen. Sie sind nicht trainiert worden. Sie haben keine Ahnung von Kämpfen“, erklärte Jack energisch.

“Sie besiegten mit euch Anubis.“

“Nein, Thor. Wir hatten nichts mit dem Abschuss des Schiffes zu tun, das auf dem Planeten abstürzte und in die Mine einschlug.“ Daniel zuckte mit den Schultern und schüttelte dann den Kopf.

“SG-X hat sich tapfer geschlagen“, warf Teal’c ein. Jack wandte sich zu ihm um. “Bist du verrückt?“

“Nein, O’Neill. Ich sage nur meine Meinung“, entgegnete der Jaffa stoisch.

“Du fällst mir in den Rücken“, merkte Jack an.

“Das mag aus deiner Perspektive so aussehen, aber aus meiner Sicht sind SG-X mächtige Krieger – nicht nur des Geistes. Sie haben Ausdauer, Mut und Geschicklichkeit bewiesen. Auf Chulak würden sie als vollwertige Krieger gelten“, entgegnete Teal’c.

“Es ist völlig egal, Thor. Sie erinnern sich nicht mehr“, erklärte nun auch Sam.

“Ihr werdet sie mitnehmen, sie wurden erwählt. Es geht nicht anders. Ihre Anwesenheit ist nichts, was weiterer Diskussionen bedarf“, beharrte der kleine Asgard. SG-1 starrte ihn an. “Ah ... uhm ... woher weißt du eigentlich von ihnen?“ fragte Sam schließlich.

“Wir Asgard haben auch unsere Quellen, Major Carter“, erwiderte Thor mit einem typisch langsamen Blinzeln. Sam nickte und fuhr sich durch die feuchten Haare.

“Ich bin sicher, diese Entscheidung könnt ihr nicht alleine fällen. Ich werde euch zu eurem Kommandanten bringen“, sagte Thor. Jack riss die Augen auf: “Oh nein, Thor, das wirst du nicht! THOR!!!“ Doch Thor war schon in einem hellen Licht verschwunden. Jack drehte sich zu seinem Team um. Bevor er etwas sagen konnte, setzte der Transport ein.

***

General Hammond stellte seine Kaffeetasse auf den Tisch und setzte sich auf seinen Schreibtischstuhl. Ein Blick in den Konferenzraum verriet ihm, dass SG-1 noch immer nicht gekommen war. Dabei waren Major Carter und Dr. Jackson normalerweise mindestens schon zehn Minuten vor den Besprechungen anwesend. Er blickte auf die Uhr. Sie hatten noch 30 Sekunden.

Ein gleißendes Licht erfüllte das ganze Büro und Hammond musste die Augen schließen. Als er sie wieder öffnete, stand SG-1 vor ihm. Jack trug nur Boxershorts und T-Shirt und hielt eine Zeitung und ein Glas Marmelade in der Hand. Sam stand zitternd neben ihm. Sie war mit einem Handtuch bekleidet, das sie um sich gewickelt hatte – sah man mal von der grünen Uniform-Jacke ab. Dr. Jackson sah aus, als hätte er mal wieder die ganze Nacht durchgearbeitet. Er machte einen überarbeiteten Eindruck und Hammond wusste aus Missions-Berichten von SG-12, dass etwas wirklich faszinierendes gefunden worden war, an dem Daniel arbeiten wollte.

Der Kaffee in seiner Hand war bestimmt nicht der erste seit Mitternacht und die Pfannkuchen sollten wohl ein spärliches Frühstück darstellen. Und Teal’c hielt die Boxerhandschuhe in der Hand, mit denen der General ihn zum Training hatte gehen sehen.

Alle vier zusammen gaben ein Bild ab, das man im SGC wohl nie wieder sehen würde. Einer dieser seltenen Momente, die man fotografieren müsste, dachte Hammond automatisch. - Und er musste sich darin auskennen, schließlich hatte er Enkel.

Doch momentan überwog bei ihm die Fassungslosigkeit. Mit offenem Mund starrte er sein bestes Team an – das Vorzeige-Team! Jack blickte auf die Uhr. “Pünktlich auf die Sekunde, Sir.“ Es war Schlag 0800. Hammond rührte sich noch immer nicht. Jack griff nach Daniels Pfannkuchen und stellte sie vor dem General auf den Tisch. Seine Zeitung folgte: “Guten Morgen! Es gibt Neuigkeiten!“

***
***
***

Déjà-vu

Fünf Stunden später saß SG-1 angezogen und sich sichtlich wohler fühlend mit General Hammond im Besprechungsraum. Es hatte seine Zeit gedauert, bis alle Formalitäten erledigt waren.

Hammond musste zunächst mit dem Präsidenten reden und ein anderes Team war mit einem diplomatischen Notfall zurückgekehrt, der unbedingt Hammonds Aufmerksamkeit bedurfte. “Ich habe mit dem Präsidenten über Ihren kleinen ... Ausflug gesprochen. Er schickt einen Abgesandten“, berichtete Hammond nun also und setzte sich zurecht. Jack nickte, kam dann auf ein anderes Thema zu sprechen: “Sir, wir sollten SG-X nicht wieder erinnern. Das ist eine ganz ... uhm, mit Verlaub, Sir ... blöde Idee.“

Fragend blickte Daniel zu Jack hinüber. “Wie meinst du das?“ fragte er.

“Wie ich das meine?“ echote der Colonel ungläubig, “Wie werde ich das wohl meinen? SG-X hat keinerlei Erinnerung mehr an die Geschehnisse. Es ist unnötig, sie wieder einzuweihen. Ich will nicht noch mal dasselbe Theater durchmachen müssen. Wir als die großen Fernseh-Helden und SG-X ... na ja ... sprachlos.“ Jack wurde gegen Ende hin immer leiser. Ein Räuspern später fügte er hinzu: “... und weil es nicht grade gute Erinnerungen wären.“ Daniel machte einen skeptischen Gesichtsausdruck.

“Sir, eine Wiedereinweihung halte ich für das kleinste Problem, da die Palacer sich bei einer stärkeren Erinnerungsreizung von ganz alleine wieder zurecht finden würden“, erklärte Sam.

“Woher wissen Sie das?“ fragte Jack.

“Dad hat es mir erklärt. Wir lösten eine Gedächtnislücke mit Hilfe eines Pulvers aus, das man SG-X ins Wasser gab. Daraufhin wurden sie bewusstlos. Mit einem Erinnerungsgerät verschafften wir uns Zugang und überschrieben die Teile ihrer Erlebnisse, die als gefährlich eingestuft wurden. Wir gaben ihnen aber nur die Grundidee. Wie der Set-Besuch letztlich ablief, blieb ihrer Fantasie überlassen“, erklärte sein Major. Hammond nickte.

“Und die Angehörigen?“ hakte Daniel nach. Sam musterte ihn und Jack mit einem Blick der deutlich aussagte, was sie davon hielt, wenn man ihr bei ihren Ausführungen nicht zuhörte. Jack deutete diesen Gesichtsausdruck richtig und verteidigte sich: “Hey, das ist fünf Monate her. Was erwarten Sie denn von uns, Carter?“ Sam schüttelte zerstreut den Kopf und wiederholte das genaue Vorgehen der Zatarc-Methode: “Bei den Angehörigen war solch eine Maßnahme unnötig. Nachdem unsere Leute mit ihnen geredet hatten, hielten sie die abrupte Abreise für den Gag eines Gewinnspieles.“

“Ah ja“, meinte Jack.

“Damit ist unser Problem aber jetzt noch nicht gelöst“, warf Daniel ein. Sam nickte zustimmend.

“Ich denke schon, dass es das ist.“

Alle wandten sich zur Tür. Major Davis trat ein: “General, darf ich teilnehmen? Ich komme mit wichtigen Nachrichten vom Präsidenten. Der Generalstab hat mit ihm bereits über alles Wichtige gesprochen, das Sie uns mitteilten, Sir. Und Senator Kinsey gab mir Auskunft über das Ergebnis des Gespräches.“ Hammond nickte und Davis ließ sich auf einen der schwarzen Ledersessel sinken.

“Wie meinten Sie das eben?“ fragte Daniel nun erwartungsvoll. Davis blickte ihn einen Moment zögerlich an, dann meinte er in Hammonds Richtung: “Der Präsident verbietet eine Wiedereinweihung des gesamten Teams in das Stargate-Programm.“

“Was?“ entfuhr es Daniel und Sam synchron. “Aber wieso denn?“ fragte Sam dann erregt.

“Weil es zu gefährlich wäre. Es handelt sich bei SG-X um drei Frauen und ein junges Mädchen. Und der Präsident sieht keinen Grund, sie wieder in das Projekt -“

“Weil sie Frauen sind?“ hakte Sam lauernd nach.

“Nein, weil sie Zivilisten sind“, erwiderte Davis, “und als Zivilisten -“

“Sie haben uns das Leben gerettet“, unterbrach ihn Sam. Davis blickte sie an: “SG-1 war schon des öfteren in schwierigen Situationen, Major. Sie haben es immer geschafft, zu entkommen.“

“Diesmal bestimmt nicht. Oder wir hätten Verluste hinnehmen müssen“, räumte Jack ein.

“Das ist korrekt“, stimmte Teal’c zu.

“Außerdem wäre da immer noch das Thema ’Alina’“, fügte Daniel hinzu.

“Ich sagte, dass der Präsident nicht einer Wiedereinweihung des gesamten Teams zustimmt“, wiederholte Davis.

“Wie dürfen wir das verstehen?“ fragte Hammond und lehnte sich neugierig vor.

“Wir haben die Emailaccounts der Palacer gecheckt -“

“Sie haben was getan?“ hakte Daniel nach.

“Die Mails der Palacer gecheckt“, wiederholte Davis ruhig, “Und wir mussten mit Bestürzung feststellen, dass sich in der Mailbox von Jolinar_Jackson der Entwurf einer E-Mail an die anderen Mitglieder des SG-X-Teams befand, die haargenau jede Einzelheit der Mission mit diesem Team wiedergab.“ Es wurde still.

“Die Mail wurde nie weggeschickt. Doch das tröstet nicht über die Tatsache hinweg, dass sie sich erinnert“, nutzte Major Davis das Schweigen, “Einem Befehl des Präsidenten können Sie sich nicht widersetzen.“ Der General nickte langsam. Auch Jack schien einzusehen, dass jegliches weiteres Sträuben zwecklos war.

“Wie sieht Ihr Plan aus?“ fragte Jack nun.

“Wir holen Jolinar_Jackson hierher und ziehen die Übertragung durch. Dann wird sie nach Hause geschickt ... natürlich wird sie sich an nichts erinnern. Sie ist bereits in Deutschland abgeholt worden und vor einer halben Stunde gelandet. Sie wartet in einem der Verhör-Räume“, berichtete Davis.

“Das ging aber schnell“, murrte Jack.

“Der Plan und dieser Termin stehen seit zwei Wochen. Wir warteten die Ferien des Mädchens ab“, erklärte Davis.

“Und wann wollten Sie uns das mitteilen?“ fragte Hammond.

“Ich hätte Sie schon früh genug unterrichtet, Sir“, erwiderte Davis. SG-1 war sprachlos.

“Die Tok’ra haben doch einen Wirt, oder?“ hakte Davis nach. Sam nickte und sagte leise: “Dad erwähnte so etwas.“

“Colonel O’Neill, wir wissen auch, dass Sie dem Asgard Thor Hilfe im Kampf gegen einige Replikatoren zugesichert haben ...“

Jack blickte auf in die Augen des jungen Majors. Der schüttelte den Kopf während er mit leichtem Bedauern in der Stimme verkündete: “Der Präsident verbietet laut Senator Kinsey auch diesen Einsatz.“ Jack stand ruckartig auf: “Na herrlich! Erst nutzen wir Freunde aus und dann lassen wir Verbündete im Stich!“ An Hammond gewandt, fügte er hinzu: “Bitte um Erlaubnis, wegtreten zu dürfen, Sir.“ Hammond nickte. Jack stürmte aus dem Raum. Daniel sprang hastig auf und rannte hinter ihm her.

“Wo will er denn hin?“ fragte Davis verwirrt.

“Zu den Verhör-Räumen, nehme ich an“, antwortete der General. Davis verzog das Gesicht. “Aber ich war nicht der einzige Gesandte vom Pentagon!“ Sein Blick sprach regelrechte Bände und Sam und Teal’c warfen dem General fragende Blicke zu. Der nickte ihnen nur zu und die zwei folgten ihrem Vorgesetzten.

***

Es war ein seltsames Leben, das momentan meinen Alltag bestimmte. Ich hatte mich erinnert und mir wurde bewusst, dass ich einen Symbionten in mir trug.

Was ich vor meinen Erinnerungen als die erste Begegnung zwischen mir und Minnesota in der Video-Abteilung des Kaufhauses hielt, war wahrscheinlich vorher bestimmt.

Ich glaubte normalerweise nicht an das Schicksal, aber dass wir zur selben Zeit mit etwa derselben Idee im selben Kaufhaus gewesen waren, war sicher mehr als purer Zufall. Die nächsten drei Monate verliefen schleppend. Im Gegensatz zu den anderen wusste ich genau, was passiert war. Curai hatte es mir gezeigt, als ich Alinas Bericht entdeckte.

Und ich war ihr dankbar dafür. Sie war es auch, die mir in diesen ersten Monaten geholfen hatte, mit mir geredet hatte.

Soweit man dies als reden bezeichnen konnte. Die ersten Tage waren ein Schock gewesen ... doch ich hatte angefangen, es zu akzeptieren.

Ich traf mich ab und zu mit Minnesota, verschwieg ihr gekonnt die Wahrheit, die hinter ihrer Lieblings-Serie steckte und versuchte, mich auch überall sonst normal zu geben. Curai ging mit mir zur Schule, lernte gemeinsam mit mir den Stoff der 12. Klasse und zog Erinnerungen aus früheren Schuljahren aus meinem Unterbewusstsein. Was im Mathe-Unterricht nicht gerade negativ rüberkam, da sie mir Erinnerungen an frühere Stunden lieferte, die ich selbst nicht mehr heraufbeschwören konnte.

Ihre Begeisterung für Französisch und Englisch wurde bald nervig und in Politik und Wirtschaft wurde ich nicht nur von außen mit Fakten über die aktuelle Lage unseres Landes beworfen, sondern innerlich mit Fragen dazu gelöchert. Ich ließ plötzlich keine Nachrichtensendung mehr aus und auch Seifen-Opern hatten für Curai einen hohen Stellenwert.

Ich bedauerte öfters, dass nicht mehr das Thema ’Ägypten’ in Geschichte behandelt wurde. Ich ließ keinen Unterrichtstag mehr aus, da ich vollkommen gesund war. Dabei hatte ich einige freie Tage zwischendurch immer willkommen geheißen. Nur mit viel Mühe konnte ich Curai davon abhalten, dass sie immer gleich alle kleineren Verletzungen heilen wollte. Jeder kleine Schnitt in einen Finger oder jeder neue blaue Fleck brachte immer wieder eine Diskussion mit sich – es wurde nervig mit der Zeit.

Der einzige Punkt im Fernsehprogramm, bei dem sie ruhiger - geradezu nachdenklich - wurde, war ’Stargate’. Die neusten Entwicklungen bereiteten ihr Sorge, ich fühlte es. Ich sah nicht nur die Wiederholungen der dritten Staffel, sondern bestellte mir auch die Original-Videos 5. Staffel aus Amerika, um auf dem neuesten Stand zu bleiben.

Allmählich griff Curais Unruhe auch auf mich über. Dann stießen Mac und Jadda zu uns – im vierten Monat nach unserer Rückkehr. Es geschah einfach so. Mac gab mir ein Feedback auf eine Story, die ich beendet hatte, bevor das alles geschah.

Ich antwortete ihr und eine Mail-Freundschaft baute sich auf. Zeitgleich schloss Minnesota enge Freundschaft mit Jadda und es dauerte nicht lange und wir vier trafen zusammen. Es war von Anfang an etwas Besonderes in unserer Freundschaft gewesen. Ich fühlte mich immer schlechter. Die anderen witzelten darüber, dass wir uns vielleicht schon mal getroffen hatten, in einem früheren Leben, vielleicht, da wir einfach instinktiv wussten, was der andere dachte – ich wusste wieso. Und dann – bei einem SG-Fan-Treffen – fanden sie heraus, dass wir alle zur selben Zeit in Vancouver gewesen waren.

Das war der Zeitpunkt, an dem ich mich zurückzog und keinen Kontakt mehr zu den anderen hatte.

Ich war auch dem Palace möglichst fern geblieben, seit sie von Vancouver sprachen und von dem ’Set-Besuch’ ... ich hätte sie nicht anlügen können. Dafür bedeuteten sie mir zu viel. Lange hatte ich überlegt, Minnesota, Jadda und Mac anzurufen, seit ich alles wieder wusste.

Doch ich wusste, ich durfte das nicht ...

Es war klar gewesen, dass es soweit war, als eine Abgesandte der USAF in zivilen Kleidern vor meiner Tür stand und mir ihren Ausweis entgegen hielt. Ich hatte darauf gewartet.

Ich korrigierte mich in Gedanken. Wir hatten beide darauf gewartet.

Uns regelrecht danach gesehnt. Seit ich es wieder wusste. Das Zusammenleben mit Curai war unerträglich geworden. Seit etwa einem Monat machte die Tok’ra mir ständig Vorwürfe. Dass wir Alina nicht hätten zurücklassen sollen, dass wir falsch gehandelt hätten, dass ich einen entsetzlichen Fehler beging, als ich den anderen die Wahrheit verschwieg. Ich vermisste Alina wahnsinnig. Trotz der kurzen Zeit, in der wir zusammen gewesen waren, waren die Bande so stark geworden, dass ich es kaum aushielt, wenn ich immer wieder von ihrem Tod träumte.

Ich war fertig. Ich konnte nicht mehr. Und Curai machte alles nicht besser. Seit gestern sprach sie nicht mehr mit mir. Wir hatten uns entfremdet.

Tok’ra teilen die Empfindungen mit ihrem Wirt und Curai war sehr leidenschaftlich, wenn es um Freundschaft ging. Eine Einstellung, die sie von anderen Tok’ra unterschied, war, dass sie es für falsch hielt, ein Leben zu opfern, um Hunderte zu retten. Ich hatte sie geschätzt deshalb ... jetzt hasste ich sie.

Und nun starrte ich die Wand des Verhör-Raumes an und versuchte, meiner Gedanken Herr zu werden. Die zerlesenen Blätter vor mir auf dem Tisch waren übersät mit Randbemerkungen, die ich mit Bleistift dorthin geschrieben hatte.

Der eigentliche Text stammte nicht von mir, aber das durfte niemand wissen. Sie durften es mir nicht wegnehmen. Ich griff nach den Blättern und ließ sie in meiner Reisetasche neben dem Tisch verschwinden. Dann fixierte ich wieder die Wand vor mir. Curais Vorwürfe waren unentschuldbar. Und das Schlimmste war, dass ich nicht aus dem Zimmer gehen und sie stehen lassen konnte, dass sie immer bei mir war. ’So fühlt man sich als Goa’uld also.’ Das war der schlimmste Satz, den ich jemals hatte denken können.

Und jetzt war wegen dieses gemeinen Satzes von mir und den bösen Vorwürfen von ihr alles zerstört. Lange verstaubte der Entwurf einer Erklärung in meiner Mailbox. Ich hatte sie innerhalb einer Stunde niedergeschrieben ... die gekürzte Version des ausführlichen Berichtes, den ich protokolliert hatte. Der in meiner Reisetasche auf einer Diskette schlummerte, weil ein kleiner Teil von mir geglaubt hatte, dass auch Jadda, Minnesota und Mac kommen würden. Nun, ich hatte mich getäuscht.

Ich war allein ... und ich wusste, dass mich nichts Positives erwarten würde. Wusste es, seit mir die USAF-Abgesandte das Ticket in die Hand gedrückt hatte.

’Déjà-vu’, hätte Daniel gesagt. ’Déjà-vu.’

Die Tür öffnete sich. Ich glaubte zu wissen, wer eintrat. Und ich hatte mich auch dabei getäuscht.

***

“Jack, warte!“ Daniel holte seinen Freund ein und versperrte ihm den Weg, “Nicht, Jack!“ Der Colonel starrte ihn an.

“Sie können da jetzt nicht rein“, schloss Sam sich an und blieb gemeinsam mit Teal’c bei Jack und Daniel stehen. “Und warum nicht, Carter?“ hakte Jack gereizt nach. Hilflos blickte Sam zu Daniel. “Momentan wird sie wahrscheinlich verhört. Wir können da nicht einfach so reinplatzen“, meinte der Archäologe hastig.

“Ach, können wir nicht?“ Jack rief den Lift.

“Jack -“

“Daniel!“ Fest blickte der Colonel seinen jüngeren Freund einige Sekunden an. Daniel starrte mit offenem Mund zurück, dann blickte er zu Sam. “Ich habe keine Argumente. Eigentlich bin ich der Meinung, wir sollten es tun“, meinte er entschuldigend und zuckte mit den Schultern.

“Verhören sie wie eine Schwerverbrecherin ... wie eine Fremde ... eine Zivilistin ohne Ahnung von ’Bluebook’...“, murmelte Jack wütend vor sich hin, “Und dann überlassen sie die anderen auch noch ihrem Schicksal. Wir hätten diese Sache niemals zulassen sollen. Als ob sie nicht das Recht hätten, es zu erfahren ... verdammter Lift!“ Kräftig trat er gegen die Tür. Diese öffnete sich nun provozierend langsam.

“Endlich!“ schnaubte Jack und betrat die enge Kabine, hieb auf die 16, “Und dann verbieten sie uns auch noch, Thor zu helfen. Als wäre die ganze Misere nicht schon schlimm genug. Dass ohne den kleinen Kerl schon längst eine ganze Flotte von Mutterschiffen vor der Tür stände, wird geflissentlich ignoriert.“

“Das kommt mir auch spanisch vor“, murmelte Sam nachdenklich. Daniel nickte: “Bisher hatte der Präsident doch zumindest nichts gegen Rettungsaktionen von so hohen Verbündeten wie den Asgard.“

“Diese Rasse könnte extrem wichtig für die Bekämpfung der Goa’uld und den Schutz der Erde sein“, stimmte Teal’c zu.

“Ja ... solange nicht wieder ein Naquadah-Meteor zu Besuch kommt“, brummelte Jack. Der Fahrstuhl hielt und sie stiegen aus. An mehreren geöffneten Türen zu Verhör-Räumen ging es vorbei, bis sie schließlich eine verschlossen vorfanden. Jack warf einen Blick durch das Fenster und fluchte unterdrückt. “Was macht der denn hier?“

***

“Was geschah dann?“ Er drehte sich zu mir um und setzte sich auf den Stuhl auf der anderen Seite des Tisches. Ich schaute ihn unwissend an. “Wann?“

“Nachdem Sie es geschafft hatten, in die Tok’ra-Anlagen zu gelangen. Was geschah nach Ihrer doch sehr reibungslos verlaufenen Rettungsaktion aus dem Schlachtschiff?“ fragte Kinsey erneut.

“Ich war noch nie auf einem Goa’uld-Schlachtschiff, aber falls Sie das Ha’tak meinen, gebe ich Ihnen keine Auskunft. Ich bin sicher, SG-1 hat Berichte geschrieben. Ich bin nur wegen Curai hier“, meinte ich.

“Ach ja, wie kam es eigentlich zu diesem kleinen Unfall?“ wollte Kinsey wissen.

“Ich glaube nicht, dass ich Ihnen das sagen will. Ich will jemand anderen sprechen. Jemanden aus der Basis. Oder jemanden, der mir sympathisch ist - ist Major Davis noch da? Ich weiß, dass er noch hier sein muss, er muss den General unterrichten und ich mag ihn“, sagte ich.

“Ich komme aus der Basis“, zischte Kinsey gereizt.

“Soweit ich weiß nicht und selbst wenn: Ich kann Sie nicht ausstehen! Sie sind ein riesengroßes A -“

“Ich warne Sie!“ Er war aufgestanden und hatte sich vorgebeugt.

Ich senkte den Blick.

“Die Überwachungskameras haben aufgezeichnet, dass Sie einige Blätter in Ihrer Tasche verschwinden ließen.“ Er klang wieder ruhiger. Ich verkrampfte mich, rührte aber keinen Finger.

“Dürfte ich sie sehen?“

“Nein!“ Ich stand auf, griff nach der Tasche und hielt sie hinter meinen Rücken. “Nein“, wiederholte ich fest.

“Warum weigern Sie sich, zu kooperieren?“

“Weil es Sie verdammt noch mal nichts angeht! Das ist meine Sache. Die Blätter gehören mir. Sie werden sie nicht einmal anrühren“, zischte ich.

“Ich kann Hilfe holen“, drohte er. Die Tür öffnete sich.

“Verdammt, noch mal, Kinsey, lassen Sie sie in Ruhe.“

Ich starrte Jack an.

“Ich glaube nicht, dass Sie die ganze Sache etwas angeht, Colonel“, meinte Kinsey überheblich und drehte sich zu Jack um. “Diese Sache geht mich etwas an. Ich bin stellvertretender Leiter dieser Basis und ich kann mich nicht erinnern, dass der General Ihnen eine Einladung geschickt hat. Das hätte er mir nämlich garantiert gesagt, damit ich rechtzeitig fliehen kann“, meinte Jack ebenso arrogant.

“Außerdem leitete Colonel O’Neill die Mission nach P3S-338. SG-X war ihm unterstellt – er hat auch jetzt noch die Verantwortung“, erinnerte Sam frech.

“SG-X?“ hakte Kinsey verständnislos nach.

“Sie haben wohl keine Hausaufgaben gemacht?“ meinte Jack.

“Davon stand nichts in Ihrem Bericht. Und Sie sollten sich unterstehen, so mit einem Mitglied des Stabes zu sprechen, Major Carter“, zischte der Senator aufgebracht. Sam zuckte die Schultern.

“Der Präsident wird davon in Kenntnis gesetzt, O’Neill. Sobald er von seiner Reise zurückkehrt“, knurrte Kinsey wütend.

“So, der Präsident ist also unterwegs? Sagen Sie mir: Wie konnten Sie samt Generalstab dann eigentlich nach seiner Meinung bei unserem kleinen Problem fragen? Wir wissen, dass die Hälfte des Generalstabes gekauft ist. Und ich glaube nicht, dass der Präsident damit einverstanden ist“, konterte Jack. Kinsey packte wutschnaubend seinen Aktenkoffer und verließ rasch das Zimmer. Es wurde einen Moment still. Ich atmete erleichtert aus: “Danke.“ Ich trat auf Jack zu, schloss ihn in eine kurze Umarmung.

Er schien irritiert, wusste offenbar nicht, wo er seine Arme jetzt hintun sollte. “Steigert das Selbstwert-Gefühl“, meinte er lächelnd. Ich löste mich von ihm. “Merkte ich.“ Dann wandte ich mich Sam zu und umarmte auch sie. Ich spürte ihren ehemaligen Symbionten. Während der Mission bei den Tok’ra hatte ich mich nicht darauf konzentrieren können, doch nun spürte ich die Hitzewelle und ein leichtes Prickeln nur allzu deutlich, das mir zeigte, dass Sam ihren Körper früher mit einem Symbionten geteilt hatte.

Es war ein merkwürdiges Gefühl und als ich in Teal’cs Richtung blickte, wallte es erneut auf.

“Alles klar bei dir?“ fragte sie. Ich nickte und zögerte, ehe ich zu Teal’c sagte: “Für eine Umarmung musst du schon etwas weiter runter kommen.“ Er blickte mich an. “Es existiert kein Höhenunterschied zwischen uns“, meinte er ruhig. Ich lächelte: “Uhm ... kein gewöhnlicher, das ist wahr. Aber du bist mindestens 1 Meter größer als ich und ich denke, eine Umarmung definiert sich dadurch, dass -“

“Ich weiß, wie man eine Umarmung definiert, Jolinar_Jackson.“

Ehe ich reagieren konnte, hatte er mich hochgehoben und in die Arme genommen.

Dann setzte er mich wieder ab. “Daniel?“

Er umarmte mich. Ich lächelte ihm zu und wandte mich um, um das kleine Zimmer zu verlassen.

“Wo willst du denn hin?“ fragte Jack. Ich blieb stehen und atmete durch: “An die frische Luft und vielleicht in eines der Quartiere um ein bisschen zu schlafen, bevor die Tok’ra kommen. Der Flug war anstrengend.“

“Das kann noch dauern, bis die aufkreuzen.“

Ich ließ die Tasche fallen und setzte mich auf sie, um die Ellbogen auf den Knien abzustützen. Ich war froh, SG-1 wieder gegenüber zu stehen, doch andererseits sagte mir mein Stolz, dass ich sie geflissentlich links liegen lassen sollte. Immerhin hatten sie unser Gedächtnis gelöscht.

Doch durch die herzliche Begrüßung, in die ich automatisch gefallen war, war eine völlige Ignoranz unmöglich geworden. Müde fuhr ich mir über die Augen: “Nur ich?“ Es war eine Feststellung. Dennoch sprach ich sie fragend aus. Die anderen schwiegen. Ich nickte langsam und sagte traurig: “Wegen Curai, schon klar. Und dann ... wird mein Gedächtnis wieder gelöscht.“

“Gehen wir!“ meinte Jack und zog mich auf die Beine. “Wohin?“ fragte ich.

“Irgendwohin, wo keine Mikros installiert sind ... die Gästequartiere?“ schlug Jack vor. Langsam nickte ich.

***

“Ich habe jetzt seit ungefähr einem Monat keinen Kontakt mehr zu den anderen gehabt“, endete ich mit meinem Bericht. Jack nickte.

“Sir?“ Sam betrat das Quartier, in dem wir uns versammelt hatten und schaute Jack bezeichnend an. “Was haben Sie rausgefunden?“ wollte der Colonel wissen. Sam blickte ihn wissend an und sagte dann: “Tatsächlich hat General Hammond laut eigener Aussage nicht mit dem Präsidenten, sondern mit Senator Kinsey gesprochen, als er von unserem kleinen ... Ausflug sprach.“

“Wieso denn das? Hat er die falsche Nummer gedrückt?“ fragte Jack.

“Nein, Sir. Es sieht ganz so aus, als sei der Präsident tatsächlich überraschend zu einer Reise nach Europa aufgebrochen und hat Senator Kinsey vorübergehend die Aufsicht über den Generalstab übertragen. Und da die Sache sehr eilte, blieb dem General nicht anderes übrig als ...“, sagte sie.

“Was?“ fragte Jack ungläubig.

“Ausgerechnet Kinsey?“ hakte Daniel nach.

“Das ist in der Tat ungewöhnlich“, meinte Teal’c.

“Tja, aber es ist wahr“, erwiderte Sam.

“Dann hat Hammond also mit Kinsey über Thors Probleme geredet und nicht mit dem Präsidenten. Das würde erklären, warum der Kerl hier war und es würde begründen, warum eine Unterstützung der Asgard abgelehnt wurde. Kinsey konnte sich noch nie für das Projekt erwärmen“, meinte Daniel.

“Thor hat Probleme?“ hakte ich nach.

“Wir erklären das später. Zuvor muss ich noch etwas erledigen“, meinte Jack und stand rasch auf.

“Wo wollen Sie hin?“ fragte Sam.

“Besorgt JJ was zu essen und erklärt ihr alles! Ich muss mit dem General sprechen. Vielleicht ist der Präsident ja schon zurück ... und vielleicht schuldet er uns noch einen Gefallen“, meinte Jack lächelnd und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen. Verwundert schauten wir ihm nach.

Briefe

2 Tage später:

Jadda schreckte hoch. Mit einem Blick auf die Leuchtziffern ihres Weckers stellte sie fest, dass es 9.00 Uhr morgens war. Sie fühlte sich müde, sie hatte wieder die halbe Nacht wach gelegen.

Immer diese Alpträume ... immer wieder dieselben ... immer diese innere Angst. Schon seit Tagen ging das so. Eigentlich hatte sie sich nach dem Trip nach Vancouver wieder auf die Arbeit gefreut, doch nun schleppte sie sich jeden Morgen widerwillig in die Bibliothek.

Meist hing sie nach Feierabend am Computer im Netz und verlor sich in den Geschichten, die sie dort zu lesen fand. Bis sie sich ins Bett begab und wieder träumte. Und jeder Traum endete mit dem gleichen panischen Gefühl der Angst. Überall Dunkelheit und dann dieses grelle schmerzende Licht, das direkt in ihrem Kopf zu explodieren schien. Und dann schmerzten auch verschiedene Stellen an ihrem Oberkörper und im Gesicht wieder. Und manchmal – nur, wenn sie gerade wieder erwacht war – meinte sie, eine seltsam verzerrte Stimme zu hören ...

Sie schüttelte den Gedanken ab. Sie hatte sich im Chat mit Minnesota unterhalten ... auch sie hatte des öfteren Alpträume – viele davon ähnelten seltsamerweise den ihren. Sie stand auf und setzte sich im Schein der Nachttischlampe an ihren Schreibtisch. Dort schaltete sie eine zusätzliche Leuchte an. Sie wollte die Jalousien nicht hochziehen, wollte dem hellen, fröhlichen Licht des nachweihnachtlichen Winters nicht gestatten, sie in den Alltag zu holen ... heute nicht. Gedankenverloren saß sie an ihrem Schreibtisch und reinigte ihre Kamera ... irritiert sah sie, dass darin noch ein Film steckte.

Der müsste dann ja noch aus Vancouver sein, denn seitdem hatte sie die Kamera nicht mehr in der Hand gehabt. Freunde hatten sich schon deshalb gewundert, sie besorgt angesprochen, doch sie wusste nicht, warum sie keine Lust empfand, zu knipsen. Irgendwie hatte sie ungewöhnlich wenig Bilder für eine solche Gelegenheit geschossen.

Jadda nahm den Film heraus und steckte ihn in die Tasche, die an ihrem Schreibtischstuhl hing. ’Werde ihn gleich nachher entwickeln lassen ...’, dachte sie dabei. Sie starrte auf den Monitor ihres PCs, schaltete das Gerät ein. Vielleicht war ein Update da ... ’Wann habe ich das letzte Mal was von JJ gelesen? Wann ist sie das letzte Mal im Forum gewesen?’

’Es ist, als wäre sie tot’
, hatte Minnesota mal gesagt, ’keine Antwort auf die E-Mails, keine Antwort auf irgendwelche Postings, keine Stories, Feedbacks.’ Die Telefonanrufe waren kurz.

’Sei nicht böse! Ich habe zu tun’, war die häufigste Ausrede. Und als Minnesota auf einer Radtour beschlossen hatte, mal bei JJ vorbeizusehen, war diese so gezwungen normal gewesen, dass es nicht zum Aushalten war.

Plötzlich klingelte es an der Tür ... Jadda ging nach vorn und öffnete.

“Ein Einschreiben für Sie.“ Der junge Mann lächelte sie an. “Oh danke.“ Bestimmt wieder ein vergessener Strafzettel wegen Falschparkens. Jadda öffnete den Brief lustlos. Das fehlte ihr bei ihrer Laune grad noch, sie hatte eh Kopfschmerzen.

Kein Wunder - sie schlief ja auch kaum noch und machte ihrem Boardtitel ’Nachteule’ wirklich alle Ehre. Was war das ...?

Jadda stoppte ihren Weg ins Schlafzimmer. Ein Flugticket? Aber ... für Morgen. USA. Wer ...?

Da war noch etwas. Ein Brief. Jadda ließ sich auf das Sofa fallen. Wer sollte ...?

Sie begann zu lesen. Dort stand nicht viel. Eine Liste mit Namen und ein Photo. Das ... das konnte nicht sein. Das war ja sie und da neben ihr, das waren eindeutig Mac und Alina, daneben Minnesota und Snakie. Unten drunter nur ein Satz: ’Bitte komm und zu niemandem ein Wort.’ Jadda blieb sitzen. Was sollte sie tun? Was sollte sie auf der Arbeit erzählen, sie hatte morgen eigentlich eine Sitzung ...?

Sie sah zum Telefon hinüber. Sollte sie Minnesota anrufen? Schwindel ergriff sie, zog sie in einen Hagel aus Bildern und Stimmen ...

***

Minnesota saß am Tisch und stützte nachdenklich den Kopf auf. Ihr Blick ging ins Leere. Wie sollte sie das nur ihrem Chef erklären?

Das Projekt war mitten in der Testphase, Abnahmetest, kurz vor der Praxiseinführung. Sie konnte nicht schon wieder ungeplant kurzfristig Urlaub ohne triftigen Grund nehmen. Das ging nicht. Aber irgendwas sagte ihr, sie musste dieses Ticket nutzen. Bilder kamen in ihr hoch. Sie hatte diese Bilder oft gesehen.

Immer wieder. Sie aber als Phantasie abgetan. Und was, wenn sie der Realität entsprangen? ’Bitte komm und zu niemanden ein Wort.’ Dieser Satz ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Sie musste einen Weg finden! ’Was ist mit JoJa ...?’ dachte Minnesota. Auch ihr Name stand auf der Liste.

’Soll ich mich in den Wagen setzen und zu ihr fahren? Wie lange hat JoJa sich nicht gemeldet?’ Und jetzt wieder nach Vancouver – wo die Erinnerungen an diesen unglaublichen Ausflug doch schon schwach genug waren ...? Die Tür ging und fiel kurz darauf ins Schloss. Wie sollte sie ihrem Mann das denn erklären?

Würde er das kurzfristige Einspringen für einen Kollegen auf einem Kongress in Kanada schlucken? Ihr war nicht wohl bei dieser Notlüge, aber das war der einzige Weg. So musste es einfach gehen. Sie griff zum Telefon. ’Bitte komm und zu niemandem ein Wort.’ Einzelne Bilder tauchten vor ihren Augen auf und für den Moment nahm es ihr die Luft zum Atmen ...

***

Mac starrte auf den Brief in ihrer Hand. ’Bitte komm und zu niemandem ein Wort.’ Nein, zu wem denn auch? Sie war unterwegs gewesen, mit dem Sternentor ... jetzt wusste sie alles wieder. Alles war auf sie eingestürzt. Schwindel wütete noch immer in ihr und ihr war warm. Die ganzen Erinnerungen, so schnell, so viel ... sie zitterte leicht. ’Ob JJ es gewusst hat?’ Das würde einiges erklären. Macs Kater strich ihr um die Beine, sie bemerkte ihn nicht. ’Bitte komm und zu niemandem ein Wort.’

Wessen Handschrift war das?

Keine von einem, den sie kannte. Jedenfalls war der Satz auf Deutsch geschrieben. ’Bitte komm ...’ Mac schüttelte den Kopf. ’... und zu niemandem ein Wort.’ Und wenn sie Hilfe brauchten? Wenn sie sich entschuldigen wollten? Wenn sie ...? ’... zu niemanden ein Wort.’ Das Telefon war schneller in ihrer Hand, als sie daran denken konnte. Sie wählte atemlos, wartete.

“Hallo!“

“Minnesota? Hast du Post gekriegt?“ Atemlose Stille.

“Ja ... und Jadda auch“, lautete dann die Antwort.

“Was tut ihr? Was ist mit JJ?“ fragte Mac.

“Ihre Schwester sagt, sie sei verreist. Urplötzlich. Hat was von einer E-Mailbekanntschaft in Amerika gefaselt und ist mit einer Frau verschwunden. Ihre Mutter hat auch nichts weiter gesagt. JJ ist doch vor ein paar Wochen 18 geworden ...“ , berichtete Minnesota aufgeregt. Mac zögerte. “Glaubst du, mit ihr ist alles in Ordnung? Ich meine, ich erinnere mich, dass sie ... na ja ...“

“Eine Schlange im Kopf hat? Ihrem Board-Namen alle Ehre macht? Gott, ich habe nicht gewusst, dass dieser Spitzname so zutrifft. ’Snakehead’! Hätten wir uns nichts besseres einfallen lassen können? Oh Mann!!“

“Sie hat nie etwas gesagt“, meinte Mac.

“Was sollte sie schon sagen? Sicher ist sie deshalb so zurückgezogen. Seit wir über Vancouver sprachen, erinnerst du dich?“

“Ja. Und ich erinnere mich an noch mehr, seit ich das Foto sah ...“

“Wir werden sehen, was morgen geschieht. Jadda und ich gehen zum Flughafen. Kommst du? Dann treffen wir uns an der Abfertigung“ , schlug Minnesota vor. Mac nickte, dann fiel ihr ein, dass ihre Gesprächspartnerin das nicht sehen konnte, so sagte sie: “Ja. Du ... erinnerst du dich auch?“ Es wurde still.

“Ja, es ging sehr schnell. Ich zittere jetzt noch. Unglaublich!“ sagte Minnesota leise.

“Wie konnte das nur passieren? Warum ist uns das alles nicht schon früher eingefallen?“

“Ich wette, diese Fragen werden wir klären können, wenn wir ins SGC kommen. Die Briefe sind sicher von dort“ , sagte Minnesota. Sie verabschiedeten sich und legten auf.

Das Wiedersehen

Das kleine Zimmer im Obergeschoss hatte etwas Vertrautes.

Ich begann allmählich, mich hier zu entspannen. Nach zwei Tagen in Sams Haus wurde das auch mal Zeit. Nachdem beschlossen worden war, dass ich erst mal bleiben würde, bis klar war, wann die Tok’ra Zeit hatten, hatte Janet recht schnell geschaltet und festgelegt, dass ich bei einem Mitglied des Teams unterkommen sollte. Beinahe zur selben Zeit hatte sie mit Sam gesprochen und diese hatte eingewilligt. Sie selbst war in den letzten zwei Tagen tagsüber immer in der Basis gewesen, ich hatte meine Zeit mit Lesen, Fernsehen und mit Cassandra verbracht.

Das Haus verließ ich nur, um zu Janet zu gehen, die einige Busstationen weiter wohnte. Morgen sollten die Tok’ra endlich einige Abgesandte schicken, was für mich mit einem Besuch in der Basis gleich kam. Ich dachte viel nach über die Übertragung. Curai und ich stritten. Mir war klar, dass es so nicht weitergehen konnte, aber andererseits war ich kurz davor nachzugeben und mich zu entschuldigen, bevor ich keine Gelegenheit mehr hatte. Ich hatte Angst vor der Übertragung und Curai wusste das.

Genauso, wie ich ihre Gefühle dem gegenüber spüren konnte, war sie in der Lage, meine zu spüren. Sie schien recht entschlossen, was die Sache anging und ich verstand sie. Wenn ich die Wahl zwischen einem Wirtskörper, mit dem ich mich ständig stritt und meiner Heimat hätte ... ich würde letzteres sogar vorziehen, wenn zwischen uns alles in Ordnung wäre. Ich vermisste SG-X schmerzlicher als in den letzten Wochen. Jetzt könnte ich ihre Unterstützung gebrauchen. Und das Schlimmste war, dass ich schuld an meiner Situation war.

Ich musste dem alleine gegenüber treten, weil ich zu feige gewesen war, um ihnen die Wahrheit zu sagen. Ich betrachtete die sorgfältig geführte Schrift auf den Blättern, die auf meinem Kopfkissen lagen.

Heute ist der 03. Juni
Goa’uld greifen uns an! Wir müssen fliehen und weg hier. Wir waren sogar schon oben am Tor, aber die Jaffa versperren es. Sie haben Jadda. Hoffentlich tun sie ihr nichts Schlimmeres als Folter an ... es mag verrückt klingen, doch ich würde es niemals ertragen, wenn Jadda Wirt wäre. Da wäre Folter die weniger schlimme Lösung. Es klingt hart, aber es ist die Wahrheit. Wenn wir doch nur


“Was?“ flüsterte ich, “Wenn wir doch nur was?“ Ich legte die Blätter auf meinen Nachttisch und löschte das Licht. Es war spät. Ich musste versuchen, wenigstens etwas Schlaf zu bekommen. Auch wenn ich ihn nicht mehr so dringend benötigte wie früher, hatte ich im letzten Monat nur allzu oft wach gelegen und nicht geschlafen ... nächtelang! Curai konnte mir da auch nicht mehr helfen. Ich war vollkommen ausgelaugt. Bisher hatte mir noch niemand genau erklärt, was nun mit Thor los war, doch ich wusste, dass ich das früher oder später sowieso herausbekam.

Nachdem Hammond seine Beziehungen ausgenutzt und den Präsidenten in Europa erreicht hatte, stellte sich schnell heraus, dass er mit den Entscheidungen Senator Kinseys nicht gerade einverstanden war. Er hatte ihn prompt von seinen Pflichten als Generalstabs-Vorsitzenden enthoben und General Hammond für eine Rettungsmission nach Othalla autorisiert.

Allerdings hätte eine Enthebung aus dem Amt des Generalstabsvorsitzenden zu viele Fragen aufgeworfen und so musste der Präsident sich damit zufrieden geben, dass er sich zumindest jetzt nicht mehr einmischen konnte. Ich schloss müde die Augen und schlief fast augenblicklich ein.

***

“Jadda! Hallo? Hey, Eulchen, wach auf!“

Sie schlug die Augen auf und blickte auf den Sitz in der Reihe vor ihr. “Was?“ fragte sie verwirrt.

“Wir landen gleich“, unterrichtete Minnesota sie. “Wie spät?“ fragte Jadda schläfrig.

“Uhm ... 11.30 Ortszeit“, teilte Mac mit.

“Oh, Mann!“ murmelte Jadda.

“Alles klar?“ Minnesota klang besorgt.

“Ja, mir ... mir geht es gut ... denke ich“, antwortete Jadda bedächtig.

“Denkst du?“ hakte Minnesota nach. Auch Mac blickte skeptisch, während sie den Sicherheitsgurt anlegte.

“Ja, ich ... das übliche“, murmelte Jadda. Minnesota nickte langsam.

“Nur diesmal ist es kein abgedrehter Alptraum mehr wegen zu hohem ’Stargate’-Konsums, richtig?“ hakte Mac nach. Jadda nickte. Sie zitterte leicht und fror plötzlich etwas.

“Jadda?“

Es holte sie in die Realität zurück.

“Dein Gurt!“ Minnesota hielt ihr den Gegenstand entgegen. “Entschuldige, Min“, murmelte Jadda.

“Schon gut“, meinte Mac und Minnesota nickte. “Wer würde da nicht schlecht träumen?“

Diese rhetorische Frage veranlasste Jadda zu einem verzweifelten Lächeln.

“Oh ja, besser als Rocky-Horror-Picture-Show“, lachte Mac. Man sah ihr an, dass sie nur versuchte, Jadda aufzuheitern. Tatsächlich lächelte diese leicht, während das Flugzeug zur Landung ansetzte. “Hab ich mal in San Francisco gesehen. Kein Vergleich!“ erwiderte sie.

“Nicht mehr lange und wir können uns unsere Erklärung abholen“, meinte Mac. Minnesota nickte: “Auf die bin ich wirklich gespannt.“

***

“Verdammt!“

Mein Blick senkte sich. Ich sah Jack am Boden liegen, unverletzt. Auf ihm lag Alina ... in ihrem Rücken konnte ich den Austrittsweg einer Stabwaffen-Salve erkennen.

“Oh Gott!“ Jack drehte den Körper des Mädchens, sodass sie ihn anschaute. Sie keuchte schwer und ihr ganzer Körper war verkrampft. “Du,… du bist okay?“ flüsterte sie. Jack nickte stumm. Alina versuchte ihn anzulächeln, doch die Bewegung stoppte, bevor sie sie zu Ende bringen konnte. Die Anspannung löste sich und ihr Blick wurde starr. Jack blickte nur entgeistert auf das leblose Gesicht. “Sie ist tot.“


“Nein“, flüsterte ich und schlug die Augen auf. Die Dunkelheit des Zimmers schlug mir entgegen, erhellt vom Licht des neuen Tages, das durch einige Spalten in der Jalousie fiel. Ich tastete nach dem Lichtschalter und richtete mich auf. Es klopfte. Das Geräusch ließ mich zusammenfahren. “Wer ist da?“ fragte ich keuchend. Die Antwort ließ einen Moment auf sich warten.

“Sam! Wenn du noch frühstücken willst, bevor wir fahren, beeil dich! Der Colonel holt uns in einer halben Stunde ab.“

“Moment!“ Ich sprang aus dem Bett und zog mich an. Dann eilte ich ins Bad und betrat eine viertel Stunde später schließlich die Küche.

“Morgen!“ Sam stellte einen Teller mit Pfannkuchen vor mir ab. Ich zögerte. “Uhm -“

“Nein, ich habe sie nicht gemacht“, unterbrach sie und blickte mich wissend an. Ich fragte vorsichtig: “Wer dann?“

“Oh, du bist schon da“, bemerkte ein Mann hinter mir. Ich drehte mich um. Jack winkte mit den Autoschlüsseln: “Wann können wir?“

“Ich denke, in zehn Minuten. Ich rechnete damit, noch etwas mehr Zeit zu haben. Sam sagte, du kämst erst in einer halben Stunde“, erklärte ich.

“Ja, eigentlich schon, aber ich überlegte es mir anders. Ich wollte nicht, dass du unter Carters Kochkünsten leidest.“

“Sir!“

Er grinste sie an. “Schon gut, Carter! Jemand, der rund um die Uhr im Labor sitzt und irgendwelche Dinge generiert, kalibriert und koeffisonstwas, der kann einfach nicht wissen, dass in ein Keks-Rezept Milch gehört. Sie sind Opfer Ihrer Wissenschaft. Ich gebe Ihnen nicht die Schuld. Es waren tolle Kekse und wir haben sie alle sehr genossen“, frotzelte er, “Aber mal ganz nebenbei: Es gibt Rezepte für so was.“

“Erstens: Es waren keine Kekse, es war ein Kuchen - er ist mir nur etwas kaputt gegangen. Zweitens: Ich wollte es selbst versuchen, Sir. Diesen Kuchen habe ich früher mal gebacken und ich dachte, ich erinnere mich an das Rezept“, erklärte Sam stolz.

“Wissenschaftler!“ stöhnte Jack.

“Oh ja? Dabei sagen Sie immer, Daniel würde gut kochen.“

“Der nimmt ja auch Unterricht bei Fraiser.“

“Wir können los!“ unterbrach ich das Wortgefecht. Jack grinste. “Hat es denn geschmeckt?“

Sam blickte prüfend zu mir. Jack warf mir einen fragenden Blick zu. Ich schluckte. “Uhm ... ja“, antwortete ich schließlich zögernd. Jack grinste Sam triumphierend an und warf seine Schlüssel einmal kurz in die Luft: “Na dann los!“

***

“Doch eigentlich ist es egal, wie weit man auf diesem Gebiet bewandert ist. Auf Narneja lebt eine völlig neue Zivilisation, die kaum noch etwas mit den Azteken zu tun hat“, erklärte Daniel. Teal’c nickte langsam: “Das ist korrekt, Daniel Jackson. Dennoch wollten sie SG-12 als Menschenopfer darbringen.“

Ich starrte ihn ungläubig an. “Echt?“

Daniel lächelte: “Ich habe Dr. Coburn noch nie so rennen sehen. Er rannte durch den Horizont und direkt in die Krankenstation.“

“Er ist sehr sportlich“, entgegnete Teal’c.

“Wurde jemand verletzt?“ fragte ich.

“Nein, doch der Planet wurde sofort von der Anwahlliste gestrichen“, meinte Daniel. Sam klopfte und trat ein: “Ich habe hier was für dich.“ Sie hielt mir einen Kleiderstapel entgegen. “Was -“

“Sie dürften deine Größe haben.“

Erstaunt blickte ich sie an. “Aber -“

“Kein Problem! Ich habe doch gesehen, wie du und Alina letztes Mal hier rumgelaufen seid. Es ist in Ordnung. Lt. Haley trägt dieselbe Größe. Keine Umstände. Letztes Mal hatten wir es nur nicht griffbereit“, sagte sie. Ich lächelte: “Danke.“ Sie wandte sich um und wollte gehen, blickte dann aber noch einmal zurück: “Gehen wir zu Mittag essen?“ Ich nickte nur, denn die Pfannkuchen hatten nicht gerade meinen Hunger gestillt.

“Klar, Sam, wir kommen gleich!“ erwiderte Daniel.

“Gut, bis dann!“ Sam verließ das Büro. Ich blickte auf die Kleider hinunter: “Ich ziehe mich um.“

“Wir nehmen einen Aufzug. Teal’c und ich gehen dann schon mal vor in die Kantine“, meinte Daniel. Gemeinsam gingen wir den Gang hinunter und betraten den Lift. Auf Ebene 22 verabschiedete ich mich für einen Moment und betrat eine der Frauen-Umkleiden. Ich begann damit, mich umzuziehen und blickte zur Uhr. Die Tok’ra dürften bald eintreffen. Ich schüttelte den Kopf, steckte Alinas Bericht wie immer in meine Hosentasche und verließ den Raum mit dem Gedanken, dass ich mich wohl nicht mehr mit Curai vertragen würde, bevor der Austausch stattfand.

Sie reagierte auf keinen meiner Rufe. Ich betrat wieder den Lift und nahm in Gedanken versunken den Weg zur Kantine.

“JJ!“

Mein Kopf ruckte hoch. An der Ecke zur Kantine stand Sam mit Jack, Teal’c und Daniel und sie unterhielten sich mit drei weiteren Personen. Das waren doch ... ??? Jadda blickte zu mir herüber, eine Hand zum Gruß erhoben. Ungläubig starrte ich sie, Minnesota und auch Mac an. “Hi!“ rief Mac. Ich atmete ein und öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, doch mir fehlten plötzlich die Worte. Stattdessen ging ich mit schnellen Schritten auf die drei zu und blieb vor ihnen stehen. “Hey!“ trug nun auch Minnesota ihren Teil zu der Begrüßung bei.

Ich wischte mir über die Augen und stürzte auf Mac zu, um sie zu umarmen. Sie erwiderte die stürmische Begrüßung lachend und auch Minnesota und Jadda schlossen sich ausgelassen an. “Hey, du lebst ja doch noch!“ grinste Jadda und schloss mich fest in die Arme. Ich lächelte und wischte mir erneut über die Augen, senkte den Blick: “Tut mir leid!“ Minnesota legte mir eine Hand auf die Schultern, bevor sie mich ebenfalls in die Arme nahm. “Kein Grund, die Fassung zu verlieren“, lächelte sie.

“Seit wann -“

“Vor etwa zwei Stunden gelandet, vor fünf Minuten angekommen und sehr hungrig“, unterbrach Jadda mich. “Du hast es gewusst?“ fragte ich an Sam gewandt.

“Überraschung!“ grinste Jack.

“Lust auf Mittagessen?“ fragte Sam die neu Eingetroffenen.

“Mhm ... Kantinenfutter!“ grinste Minnesota, “Aber erst bringen wir unser Gepäck weg, okay?“

“Dieselben Quartiere wie letztes Mal?“ fragte Mac und verschwand nach einem Nicken Jacks schon den Flur runter zum Lift. Fröhlich plappernd folgten ihr die beiden anderen. Ich blickte zu SG-1. “Danke!“

“Hey, der Präsident war mir was schuldig“, meinte Jack schulterzuckend, “Per Express ging die Post nach Deutschland und von dort kamen die drei dann hierher geflattert. Ich habe einzig das Taxi hierher bestellt.“

Ich lachte. “Einen Transporter mit komfortablen Sitzbänken?“ hakte ich dann nach.

“Nein, eher ein Hummer“, antwortete er. Wir mussten noch etwa fünf Minuten warten, dann war unüberhörbar, dass die anderen zurückkamen. “Ich sterbe vor Hunger!“ rief Minnesota ausgelassen und schob mich vorwärts zur Kantine. Ich lachte. “Ich glaube, da bist du nicht die Einzige!“

***

“Warum habt ihr unser Gedächtnis gelöscht?“ fragte ich und kam damit auf ein ernsteres Thema zu sprechen. In der letzten halben Stunde hatten wir berichtet, was so alles seit unserem Fortgang aus dem SGC geschehen war und wie wir uns ’kennen lernten’. SG-1 hatte im Gegenzug erzählt, wie sie unser Gedächtnis gelöscht hatten.

“Eigentlich wollten wir euch damit einen Gefallen tun“, meinte Jack schulterzuckend und löffelte blaue Götterspeise in sich hinein. Ich verzog etwas angeekelt das Gesicht und widmete mich wieder dem Käsekuchen auf meinem Teller.

“Es war aber kein Gefallen. Wir wollten doch nicht vergessen, was geschehen ist. Dadurch, dass die Erinnerungen alle auf einmal zurückkamen, habt ihr es auch nicht zum Besseren gewendet“, kritisierte Mac.

“Es ging auch um die Geheimhaltung“, meinte Sam.

“Die Geheimhaltung? Ihr traut uns also doch nicht, oder was?“ echote Minnesota.

“Wow, also echt!“ empörte ich mich.

“Wir hätten doch niemals was gesagt. Nicht mal den Palacern, obwohl die Versuchung sicher groß wäre“, meinte Jadda.

“Eben!“ betonte Jack. Wir seufzten und verdrehten die Augen. Jadda beugte sich ernst vor: “Ihr versteht nicht wie das ist, etwas zu fühlen, aber nicht zu wissen wieso. Träume, deren Ursprung man sich nicht erklären kann.“ Daniel schaute auf die Uhr, vielleicht auch um diese Situation hier zu durchbrechen.

“Okay“, meinte nun auch Sam und stand auf, “General Hammond will Othalla anwählen lassen. Wollt ihr mitkommen?“

“Zur fantastischsten Show der Welt?“ fragte ich ungläubig, als könnte ich nicht glauben, dass Sam das gerade gefragt hatte.

“Hey, aber über diese Gedächtnis-Lösch-Aktion müssen wir noch einmal reden. Glaubt ja nicht, das sei aus der Welt!“ meinte Minnesota bestimmt und stand ebenfalls auf.

***

“Wie wollt ihr Othalla anwählen?“ fragte Mac nun und beobachtete verschiedene Männer und Frauen in weißen Kitteln, die im Torraum und in der Kontrollzentrale umher liefen.

“Na ja, wir tippen die Koordinaten -“

“Jack!“ Empört blickte ich ihn an. “Was?“ fragte er.

“Uns ist durchaus bewusst, wie das funktioniert. Wir könnten es inzwischen wahrscheinlich sogar selbst, aber ...“ Minnesota ließ den Satz unvollendet und blickte zu Mac. “Aber wie versorgt ihr das Tor mit der nötigen Energie für so einen Anwähl-Versuch. Es geht ja nicht um einen normal entfernten Planeten“, präzisierte diese ihre Frage nun. Jack blickte uns an, zuckte mit den Schultern und meinte: “Keine Ahnung!“

“Wir haben einen Generator mit zusätzlicher Stromversorgung angeschlossen“, berichtete Sam.

“Ach so.“ Ich nickte verstehend.

“Chevron eins aktiviert.“

Ich schaute zu dem Tor hinunter, dessen Ring nun langsam einen Zirkel zog.

“Chevron zwei aktiviert.“

“Und ihr schickt eine Sonde?“ schätzte Minnesota. Sam nickte.

“Chevron drei aktiviert.“

“Wir müssen uns ansehen, was da los ist, bevor wir hingehen“, erläuterte sie. Daniel verschränkte die Arme.

“Wer weiß, wie viele von den Viechern da rumkriechen“, bestätigte Jack.

“Und ihr haltet es für klug, eine Sonde zu schrotten? Die Viecher fressen das Ding doch an“, meinte Minnesota.

“Wir haben nur das Nötigste an einem improvisierten Fahrgestell angebracht. Alles Teile, die wir entbehren können“, erwiderte Sam.

“Chevron vier aktiviert.“

Ich beobachtete die Wanderung der 39 eingravierten Symbole. “Wozu neun?“ murmelte ich dann.

“Was?“ Jadda hatte mich gehört und blickte mich fragend an.

“Chevron fünf aktiviert.“

“Wozu hat das Tor eigentlich neun Chevrons?“ präzisierte ich.

Jadda zuckt mit den Schultern: “Für noch größere Entfernungen. Es ist wie eine vorgesetzte Ländervorwahl, nur dass sie nicht nur in ein anderes Land führt, sondern gleich in eine ganz andere Galaxie.“

“Mit dieser Frage beschäftigen sich eine Menge Leute“, erklärte Sam.

“Chevron sechs aktiviert.“

“Und haben sie eine Lösung?“ drängte Minnesota.

“Chevron sieben aktiviert.“

Sam schüttelte den Kopf. Ich blickte hinunter zum Tor und hielt den Atem an.

“Chevron 8 codiert!“ – Nichts geschah. Atemlose Stille herrschte, als das erwartete Geräusch des sich stabilisierenden Ereignishorizontes nicht erklang.

“Wie peinlich“, hörte ich Jack murmeln.

“Was ist da los?“ fragte Jadda und beugte sich vor, blickte auf die Computer-Anzeigen.

“Es lässt sich nicht aktivieren“, stellte Sam fest.

“Danke, Carter! Wäre ich nie drauf gekommen“, erwiderte Jack.

“Die Energieversorgung stimmt, der Chevron ist eingerastet ... was ist da los?“ fragte die Wissenschaftlerin.

“Vielleicht ist Thors Tor kaputt“, meinte Jack grinsend.

“Wie produktiv, Colonel!“ erwiderte Sam bissig.

“Nein, das kann nicht sein, dann wäre kein Chevron eingerastet“, erklärte Mac.

“Richtig!“ erwiderte Sam.

“Das ist seltsam“, murmelte Daniel.

“Allerdings“, stimmte Teal’c stoisch zu.

“Könnte es doch an der Energieversorgung liegen, Major?“ fragte Hammond nun. Sam löschte die Eingaben und startete erneut einen Wahlvorgang. Siler tippte einige Befehle in den Computer. “Das Energie-Level stimmt“, teilte er mit und deutete mit einem Stift auf den Monitor.

“Chevron eins aktiviert“, nahm Lt. Simmons seine Arbeit wieder auf. Sam nickte langsam und musterte die Angaben.

“Vielleicht ist das Tor blockiert?“ fragte Teal’c.

“Chevron zwei aktiviert.“

“Das wollen wir doch nicht hoffen“, meinte Daniel.

“Wenn es so wäre ... was tun wir dann?“ fragte Minnesota.

“Chevron drei aktiviert.“

“Wir nehmen ein Tel’tak“, meinte Sam.

“Wusste gar nicht, dass wir über so etwas verfügen“, meinte Jack sarkastisch.

“Natürlich müssten wir erst bei den Tok’ra nachfragen“, erklärte Sam und blickte kurz zu Jack hoch.

“Energieverbrauch steigt“, teilte Siler mit. Sam blickte zum Monitor: “Akzeptabler Bereich.“

“Bei den guten Tok’ra! Die werden uns auch garantiert ein Tel’tak leihen“, meinte Jack ironisch.

“Chevron vier ...“ Simmons unterbrach sich. Dann teilte er mit: “Major, wir kriegen Besuch.“

“Was?“

“Wenn man vom Teufel spricht“, grinste Jack. Sam warf ihm einen bösen Blick zu.

“Iris schließen!“ befahl Hammond. Nacheinander rasteten die Chevrons ein und der Ereignishorizont baute sich laut rauschend auf.

“Haben wir einen Code?“ fragte Hammond.

“Tok’ra-Kennung“, teilte Lt. Simmons nickend mit. Sam blickte auf den Monitor.

“Iris öffnen!“ befahl Hammond und machte sich auf den Weg nach unten.

***

“Oh Mann, hoffentlich ist es Jacob“, meinte ich. Minnesota nickte langsam.

“Gegen Malek hätte ich auch nichts einzuwenden“, erwiderte Jadda schulterzuckend.

“Das kann ich mir sehr gut vorstellen“, kommentierte ich grinsend. Sie blickte mich etwas irritiert an. Dann grinste sie zurück. Wir hatten unsere Wanderung zum Torraum beendet und kamen kurz nach SG-1 unten an.

Einen Moment später traten zwei Personen durch den Ereignishorizont. Die eine war mir auf den ersten Blick unbekannt, doch dann erinnerte ich mich an ihren Namen.

“Garshaw!“ Sam ging auf sie zu und ergriff ihre Hand. Die Hohe Rätin lächelte leicht und erwiderte die ungewohnte Begrüßung. Sam sah zum Sternentor hoch, das in diesem Moment erlosch. Etwas enttäuscht verzog sie das Gesicht. “Kommt mein Dad nicht?“ fragte sie.

“Er ist auf einer wichtigen Mission bei Systemlord Yarillo“, erwiderte Garshaw.

“Yarillo? Hört sich an wie ein Fruchtgummi“, kommentierte Jack.

“Die Mission ist von äußerst großer Bedeutung“, erwiderte Garshaws Begleiterin.

“Anise! Hey, Anise! Lange nicht gesehen ...“ Gezwungen fröhlich lächelte Jack.

“Es freut mich ebenso, dich zu sehen!“ erwiderte sie. Jack nickte langsam und schaute dann schnell in eine andere Richtung.

“Ich heiße Sie beide auf der Erde herzlich willkommen. Hohe Rätin, soweit ich mich erinnern kann, seid Ihr das erste Mal hier“, ergriff nun Hammond das Wort. Garshaw kam die Rampe herunter und nickte ihm zu. Dann senkte sie den Blick. Als sie ihn wieder hob, sprach Yosuuf: “General Hammond, tatsächlich treten wir das erste Mal durch das irdische Stargate. Bevor wir es vergessen, möchten wir euch im Namen aller Tok’ra noch einmal für die Vernichtung des Naquadahs danken. Es war wichtig für uns, doch noch wichtiger war es, dass Anubis es nicht in die Hände bekam. Wir haben Informationen über eine neue Waffe, die er konstruiert.“

“Er baut sie selbst?“ hakte Daniel erstaunt nach. Yosuuf nickte.

“Laut euren bisherigen Berichten benutzte Anubis immer Technologien, die mir unbekannt waren. Sie sind nicht Goa’uldtypisch“, nickte Teal’c.

“Das ist richtig. Wir nehmen an, sie wurde ebenso gestohlen wie das Sternentor“, erwiderte Yosuuf.

“Um noch mal auf die Naquadah-Vernichtung zurückzukommen ... das waren wir eigentlich gar nicht“, mischte Jack sich ein, “Irgend so ein schießwütiger Goa’uld hat das Feuer auf Taniths Schiff eröffnet und es hat BUMS gemacht. Uns hat die Druckwelle bis in den Torraum verfolgt.“

“Ihr müsst SG-X sein“, wurde nun Anise auf uns aufmerksam. Wir hatten uns bisher hinter dem Begrüßungskomitee gehalten, traten nun aber ebenfalls vor. “Ja – Hohe Rätin, Anise – das sind die Leute, die uns bei der Flucht von dem Planeten halfen. Jadda, Minnesota, Mac und JJ“, stellte Sam vor.

“Die Wirtin für Curai – wir hörten von euch allen“, nickte Anise. Ich senkte den Blick und überließ der Tok’ra die Kontrolle. “Hohe Rätin“, grüßte sie und verbeugte sich. Dann nickte sie Anise zu.

“Curai, ich bin froh zu sehen, dass du wohlauf bist“, erklärte Yosuuf.

“Ich hoffe, bald wieder nach Hause zurückkehren zu können“, erwiderte Curai nickend. Yosuuf kopierte die Bewegung und sagte dann: “Deshalb sind wir hier.“ Dann lächelte sie: “Malek und Selmak fragten des öfteren nach dir.“ Curai lächelte. Ich wusste, sie kannte Selmak schon seit langer Zeit. So lange wie ihr Leben andauerte. Sie war immer eine Lehrerin und Mentorin für Curai gewesen. Doch schließlich hatte Curai einen anderen Weg als die ältere Tok’ra eingeschlagen.

Sie hatte sich auf die Forschung konzentriert, war zu einer Expertin auf dem Gebiet der Allianz der vier Arten geworden.

Selmak hätte es lieber gesehen, wenn sie ein Teil des Rates geworden wäre, wie sie selbst, doch das hatte ihre Beziehung nicht erschüttert. Und mit Malek hatte Curai das letzte halbe Jahr vor den Geschehnissen auf diesem Planeten verbracht. Sie und Eu’ra hatten mit ihm gearbeitet.

Sie waren gute Freunde.

“Wir sollten in den Konferenzraum gehen“, schlug Hammond vor. Curai nickte und folgte ihm gemeinsam mit Anise und Garshaw. Der Rest vom SG-X-Team sah einen Moment irritiert hinter mir her. Erst jetzt wurde ihnen wieder bewusst, dass in diesem Körper nicht nur ein 18-jähriges Mädchen steckte. Sam, Daniel und Teal’c schlossen sich an. Jack, Jadda, Mac und Minnesota blieben zurück. “Also ... es gibt doch wirklich genug Tok’ra da draußen“, begann Jack eine Beschwerde. Jadda nickte.

“Und ausgerechnet sie muss kommen“, fuhr der Colonel dann fort.

“Die Welt und das Universum sind hart und ungerecht“, erwiderte Mac. Jack grinste: “Hah! Endlich jemand der mich versteht!“

“Glaub mir, es sind gar nicht so wenige Fans, die Anise nicht ausstehen können“, erwiderte Minnesota.

“Das ist gut. Ich fange langsam an, euch zu lieben“, triumphierte Jack und trottete hinter den anderen her, seufzte dabei überlaut und beinahe gequält. Lt. Simmons beobachtete ihn grinsend durch das Sichtfenster, bevor er sich schnellstens wieder seiner Arbeit widmete.

“Also ... diese Übertragungs-Sache findet doch hier statt, oder?“ hakte Minnesota versichernd nach.

“Ich fürchte nein, Min. Sie haben ja keinen neuen Wirt dabei gehabt“, antwortete Jadda.

“Also, mindestens zwei Sternentorreisen stecken dann für uns noch drin“, freute sich Mac. Minnesota nickte langsam: “Ist doch klar, dass wir Snakie nicht alleine gehen lassen, oder?“

“Oh, für diese neue Kreation wird sie dich umbringen“, prophezeite Jadda lächelnd.

“Phh. Wer sagt, dass sie es erfahren muss?“ konterte Minnesota.

“Lasst uns gehen, bevor die ohne uns anfangen“, ging Mac dazwischen und schritt beschwingt aus dem Torraum.

***

Curai ließ sich direkt neben Garshaw und Anise nieder. Neben uns setzte sich Minnesota. Mac und Jadda gesellten sich zu SG-1 auf der anderen Seite des Tisches.

“Ihr habt uns kontaktiert, um zu erfahren, ob wir einen Wirt für Curai gefunden haben und wir ließen euch unsererseits eine Nachricht zukommen, dass dies geschehen ist.“ Garshaw hatte nun wieder die Kontrolle.

Jack lehnte sich lässig zurück und sagte: “Aber ... da gibt es ein Problem, habe ich recht?“ Anise nickte. Dann senkte sie den Blick und Freya übernahm: “Leider ist Quasic unentschlossen. Sie ist sich plötzlich unsicher.“ Jack lehnte sich vor und holte tief Luft für einen Kommentar, aber Daniel fiel ihm ins Wort: “Warum?“ Ein warnender Seitenblick in Jacks Richtung ließ den Colonel sein Vorhaben vergessen.

“Sie hat gesehen, wie wir leben. Es entsprach nicht ihren Vorstellungen. Auch sie ist noch eine junge Wirtin, etwa so alt wie Curais aktueller Host“, erklärte Freya.

“Sie hat auch einen Namen“, kommentierte Mac. Freya blickte kurz zu ihr, dann zu Hammond. “Es wäre etwas Zeit vonnöten, um Quasic umzustimmen.“

“Ich bitte euch, habt ihr keine andere?“ fragte Jack.

“Dir ist wohl nicht bewusst, wie schwer es uns fällt, unser Überleben zu sichern, Colonel O’Neill“, ging Curai gereizt dazwischen. Er warf ihr einen etwas irritierten Blick zu. Es sah aus, als hätte er von ihrer Seite am wenigsten Einspruch erwartet. Ich ebenfalls.

<Es gibt keinen Grund, irritiert zu sein, Jolinar_Jackson>, sagte Curai nun zu mir.

<Aber du willst so schnell wie möglich nach Hause. Warum verteidigst du diese Quasic? Wenn man Tok’ra werden will, soll man das auch tun und nicht kurzfristig absagen>, erklärte ich meinen Standpunkt.

<Du verstehst uns eben nicht.>

“Momentan leider nicht. Eu’ra verriet all unsere Stellungen. Wir sind noch immer stark mit der Evakuierung beschäftigt und legen ein neues Tunnelsystem an. Viele Verluste waren folgenreich“, erklärte Garshaw und reagierte damit friedlicher auf Jacks Kommentar.

“Eu’ra hat uns alle getäuscht. Ich war ihre beste Freundin und auch mich konnte sie hinter das Licht führen. Sie verbarg ihre Absichten sogar vor ihrer Wirtin Casyim“, erklärte Curai.

“Und warum glaubt ihr nicht, dass Casyim auch bis zum Hals drinsteckte?“ hakte Jack nach.

“Weil ich die Wirtin genau kenne. Ihr ganzes Volk wurde von den Goa’uld versklavt und ausgebeutet. Selten sah ich einen solchen Hass in den Augen eines lebenden Wesens“, erklärte Garshaw. Ich übernahm die Kontrolle: “Wie lange wird es dauern?“

“Höchstens eine Woche“, antwortete Freya. Ich nickte langsam, dann stand ich auf: “Ich ... fühle mich nicht sonderlich. Ich gehe an die frische Luft.“

“Soll ich mitkommen?“ fragte Minnesota und die anderen beiden musterten mich aufmerksam. Ich lächelte gezwungen: “Nein, geht schon, danke. Ich denke, ich muss einen Moment überlegen.“ Mit diesen Worten drehte ich mich um und verließ den Raum. Draußen lehnte ich mich gegen die Wand und atmete durch.

<Du fühlst dich nicht gut>, diagnostizierte Curai. Sie klang besorgt.

<Ich weiß nicht, ich musste plötzlich an ... ich musste da raus>, erwiderte ich dann. Ich marschierte den Gang hinunter: <Frische Luft.> Bilder flammten vor meinem inneren Auge auf. Alina lag neben mir in ihrem Schlafsack. “Bereust du es wirklich nicht?“

“Warum sollte ich es bereuen?“ - “Du?“

“Darüber muss ich nachdenken. Ähm ... bisher irgendwie schon. Ich meine, Jadda wurde gefoltert und Mac schwer verletzt.“

“Wir werden aber hier rauskommen. Denk an -“

“Das Versprechen, schon klar.“ - “Hey.“

“Hm?“

“Wollen wir uns mal treffen, wenn wir zurück sind?“

“Ja.“


Die Fahrstuhltüren schlossen sich hinter mir.

<Jolinar_Jackson!>

Ich schreckte hoch. <Was?>

<Willst du mir nicht antworten? Bereust du die Verschmelzung?>

Ich schwieg und Curai schmollte daraufhin.

Draußen war es kühl. Der Mond war aufgegangen und beleuchtete gemeinsam mit den Laternen am Rand der Straße den Cheyenne-Mountain-Complex. Der Grund meiner Flucht war absolut albern, ich konnte nicht glauben, dass ich das wirklich getan hatte.

Warum hatte ich nur so große Angst davor, es zuzugeben?

Ich kannte die Antwort für mein Zögern bezüglich der Übertragung, doch ich wollte jetzt nicht näher darüber nachdenken.

“Du fürchtest dich.“

Ich fuhr herum. Garshaw stand hinter mir. Ich senkte verlegen den Blick, schaute dann wieder auf: “Ich fürchte mich nicht, Hohe Rätin. Ich hatte nur gehofft, es würde schnell gehen, weil ...“ Ich ließ den Satz unvollendet.

“Weil es wehtut, geliebte Personen zu verlieren“, vollendete Garshaw ruhig, “Besonders, wenn man sie gerade erst kennen gelernt hat.“ Ich blickte sie fest an. Meine Hand steckte ich in die Hosentasche, umfasste die Blätter darin: “Curai und ich verstehen uns nicht. Wir können uns nicht ausstehen, fürchte ich. Haben es zu spät bemerkt.“ Garshaw zuckte mit den Schultern: “Curai ist ein äußerst wählerisches Wesen. Sie nimmt lieber den Tod in Kauf als einen unwürdigen Wirt zu nehmen.“

<Wählerisch?> wiederholte Curai empört.

“Soll mich das trösten?“ fragte ich unsicher. Die Tok’ra lachte. “Nein, Jolinar_Jackson. Ich will nur, dass du nachdenkst. Tok’ra und Wirte teilen die Emotionen in so großem Maße, dass es fast unmöglich ist zu unterscheiden, von wem sie stammen. Völlige Ablehnung ist also unmöglich.“

Ich kniff die Augen zusammen und musterte Garshaw fragend. “Wieso?“ fragte ich schließlich.

“Weil du sonst nicht mehr vor mir ständest. Curai hat sich entschieden, mit dir zu verschmelzen“, antwortete Garshaw, wandte sich um und ging zum Berg zurück. Ich starrte ihr nach.

***

<Jolinar_Jackson.>

Ich horchte innerlich auf und starrte äußerlich weiter zu der Stadt hinunter, die sich im Tal ausbreitete. Garshaw war schon lange wieder weg. Die Lichter zeigten das volle Leben dort unten an. Ich fühlte mich fehl am Platze. Ich sollte dort unten sein. Nicht hier – mit einer Schlange in meinem Kopf – als unfreiwillige Darstellerin in meiner etwas zu real gewordenen Lieblings-Serie.

<Jolinar_Jackson>, wiederholte Curai.

<Ich höre dir zu. Was ist?> fragte ich barsch. Musste dieser Streit denn sein? War ich zu stur oder sie? <Was gibt es denn?> fragte ich noch einmal freundlicher.

<Du bist sehr unentschieden, oder nicht?> fragte die Tok’ra.

<Du kannst meine Gedanken lesen. Du müsstest es wissen>, erwiderte ich.

<Sie sind verwirrend. Sie gehen durcheinander. Du denkst etwas chaotischer als meine vorherige Wirtin Cavo’si>, erklärte Curai langsam, als erwarte sie, dass ich diese Worte als eine Beleidigung aufnehmen würde. Ich lächelte: <Willst du sagen, ich bin ... verrückt?> Curai zögerte.

<Es ist keine Beleidigung für mich>, erklärte ich ihr. <Nun gut, Jolinar_Jackson, dann bist du ... verrückt oder wie ihr Menschen es auch nennt ... nicht bei Sinnen>, sagte sie.

<Oh, letzteres war ein Beleidigung>, erklärte ich.

<Das entzieht sich meinem Verständnis>, erklärte Curai. Ich lächelte erneut, schwieg aber.

<Wir streiten ... wieso?> fragte Curai schließlich.

<Weil ich zu stolz bin, um nachzugeben und weil du zu stur bist, um deine Vorwürfe fallen zu lassen>, meinte ich. Schweigen.

<Curai ... was Garshaw sagte zu deinem Verhalten ... dass du wählerisch bist ...>

Sie kicherte leise. <Möglicherweise bin ich das. Vor Cavo’si habe ich fünf Wirte gehabt>, erklärte sie.

<Fünf? Du bist 50!> entfuhr es mir erstaunt.

<Sie waren allesamt sehr ... verstockt, eingeschränkt, hatten keinen Sinn für das Abenteuer. Ich schätze die Ta’uri dafür. Zumindest die meisten von euch haben es. Ihr seid eine starke Rasse, ihr habt euch von Ra befreit>, sagte Curai, <Außerdem brauche ich Wirte mit Neugierde und Abenteuer-Lust für meine Arbeit. Cavo’si war ... einzigartig.>

Nach einer Weile meinte sie: <Du bist bekümmert wegen Alina.>

<Ich spreche nicht gern darüber, Curai>, entgegnete ich.

<Ich bin nicht mehr als deine andere Hälfte>, meinte Curai.

<Also solltest du es wissen?> hakte ich nach. Sie schwieg wieder. Schließlich sagte sie: <Wir sind verschiedener Ansicht über sie und ihr Schicksal.> Nun schwieg ich.

<Ihr hättet es geschafft. Ihr hättet ihr helfen können. Ihr hättet ->

<Ich weiß sehr wohl, was wir hätten tun können oder nicht, Curai!>

<Kein Grund, wütend zu werden.>

<Und ob! Du gibst uns die Schuld an Alinas Tod.> Ich trat einen Stein so heftig, dass er ins Tal flog. Ich hörte ihn auf den Felsen aufschlagen, während er sich seinen Weg bahnte.

<Das ist nicht wahr. Ich gebe euch nicht die Schuld. Ich lege Alternativen dar>, erwiderte Curai völlig ruhig. Ich stieß mich vom Geländer ab: <Schon mal darüber nachgedacht, dass wir nur taten, was wir tun mussten?> Es wurde still.

<Lass uns nicht mehr darüber sprechen>, schlug die Tok’ra vor. Ich nickte: <Beschwöre bitte auch keine Erinnerungen mehr herauf!> Ich betrat den Lift.

Überlegungen

“Na gut“, seufzte Jack, als Garshaw gegangen war. Dann blickte er zu Anise. “Was ist mit Alina? Was habt ihr Neues rausgefunden?“ fragte er. Die Palacer wurden hellhörig und blickten Anise erwartungsvoll an. Die Tok’ra zögerte einen Moment, dann begann sie zu sprechen: “Wie ich euch bereits sagte, Colonel O’Neill, ist sie am Leben.“

“Was?“ unterbrach Minnesota überrascht, “Sie ist am Leben?“

“Und ihr habt es als unnötig angesehen, uns das zu sagen?“ hängte Mac dran. Minnesota verschränkte die Arme vor der Brust und ließ sich etwas beleidigt wirkend zurücksinken.

“Bisher wussten wir nur, dass sie lebt und in Anubis Gefangenschaft ist. Wenn er auch bisher recht desinteressiert an ihr war“, erwiderte Daniel und blickte die drei Palacer entschuldigend an.

“Wir sahen leider keine Möglichkeit, Anubis anzugreifen und Alina zu befreien. Es war zu gefährlich und wir wussten nicht genau, wo sie sich befand“, fügte Sam hinzu.

“Das letzte Mal haben wir vor etwas mehr als drei Monaten Neuigkeiten von den Tok’ra erfahren“, vollendete Jack und blickte Anise nun neugierig an. “Ich fürchte, ich überbringe schlechte Nachrichten“, begann die Tok’ra ihren Bericht erneut.

“Aha“, machte Jack. Ihm stand die Sorge ins Gesicht geschrieben.

“Es sieht ganz so aus, als sei Alina kurz nachdem ich euch die letzte Meldung überbrachte, schwer gefoltert und mit dem Sarkophag wiederbelebt worden. Und zwar mehrmals.“

“Wie oft?“ fragte Daniel.

“Wie wäre es, wenn eure tollen Spione mal etwas dagegen unternehmen würden?!“ rief Minnesota nach einem kurzen Moment der Stille aufgebracht.

“Ihr kennt die Auswirkungen!“ explodierte nun auch Jack.

“Es tut mir außerordentlich Leid, Colonel, doch vor drei Monaten verschwand sie aus unserem infiltrierten Bereich. Kurz bevor wir eine Rettung initiieren konnten“, berichtete Anise. Mit offenen Mündern starrten die Palacer Anise an. “Zwei Monate lang? In der Zeit kann man jemanden 100 Mal töten“, schimpfte Minnesota.

“Das kann nicht sein, das ist unmöglich“, murmelte Jadda fassungslos und warf Anise wütende Blicke zu. “Ich fürchte, es ist wahr. Die Informationen sind eindeutig“, sagte Anise.

“Das ist ja ...“ Jadda brach ab. “... nicht auch noch sie ...“, murmelte sie dann. Mac war sprachlos. Jack ergriff nun wieder das Wort: “Ihr seid verdammt noch mal unfähig! Anise oder Freya oder wer immer gerade in der Leitung ist, kann sich merken, dass die Allianz durch solche Aktionen wie das nicht weitergeben von Informationen bedroht ist!“ Anise nickte. Man sah ihr deutlich an, dass ihr diese Unterhaltung unangenehm war. “Ich kann nur wiederholen, dass es mir mehr als Leid tut. Natürlich wollten wir euch unterrichten, aber -“

“Der Brief ist wohl bei der Post verloren gegangen“, unterbrach Jack. Mac blickte das Wasserglas vor sich beinahe beschwörend an.

“Es gibt noch mehr Informationen“, versuchte Anise nun offensichtlich das Gespräch weiterzulenken.

“Ach ja?“ Jack warf ihr einen tödlichen Blick zu, doch das Selbstbewusstsein der Tok’ra war ungebrochen. “Es sieht ganz so aus, als wäre wieder eine mächtige Goa’uld aufgetaucht, die lange als verschollen galt – ähnlich wie Anubis.“

Teal’c blickte auf: “Du sprichst von Nephthys?“ Anise nickte: “Leider.“

“Nephtiwas?“ hakte Jack nach.

“Sie ist die ägyptische Göttin der Bestattungen und Beschützerin der Toten und des Sarges. Sie heiratete ihren Bruder Seth und ist die Tochter der Götter Geb und Nut. Ihre Schwester ist Isis. Aus einer Affäre mit Osiris entsprang ein schakalköpfiges Kind“, setzte Daniel ihn ins Bild.

“Sie ist Anubis Mutter“, verdeutlichte Anise nickend.

“Na reizend!“ äußerte Jack sich.

“Leider ist sie eine hochgefährliche Goa’uld. Früher bekleidete sie den Rang eines Systemlords, doch mit dem vermeintlichen Tod ihres Sohnes verschwand auch sie. Es wird gemunkelt, man habe versucht, sie zu töten. Ihr Imperium fiel in sich zusammen. Sokar eignete sich das Meiste davon an, außerdem bereicherten sich Yu, Yarillo und Amun-Re. Wir waren erstaunt, dass Anubis sie – laut unseren Informationen - bei sich aufnahm und ihr bei einer Machterneuerung half. Normalerweise gilt er nicht als sehr familiär.“

Anise schien nun in ihrem Element zu sein.

“Ich erinnere mich auch nicht gerade an Familien-Porträts im Mutterschiff“, bestätigte Jack.

“Nephthys muss etwas haben, was Anubis unbedingt in seinen Besitz bringen möchte“, sagte Sam.

“Warum nimmt er es sich dann nicht einfach?“ fragte Hammond.

“Möglicherweise handelt es sich um Wissen“, warf Daniel ein. Anise nickte: “Es wird berichtet, dass der Mordversuch an Nephthys mit einem Wissen zusammen hängt, das niemand haben darf. Wer den Mordversuch wagte, ist unbekannt. Es heißt, die Linvris hätten es getan, aber man weiß es nicht genau.“

“Wo finden wir Alina?“ fragte Jack nach einem Moment der Stille. Die Palacer im Raum blickten wieder auf.

“Wie schon gesagt, wir wissen es nicht“, sagte Anise.

“Das ist alles, was ihr habt?“ hakte Jack ungeduldig nach. Anise nickte: “Leider.“ Jack senkte den Blick.

“Ihr habt in den letzten drei Monaten nichts mehr von ihr gehört?“ fragte Jadda noch einmal. Anise nickte.

“Es tut mir leid“, warf Garshaw von der Tür aus ein.

“Wo ist JJ?“ fragte Jadda.

“Ich weiß es nicht. Ich ließ sie an der Oberfläche zurück, doch ich bezweifle, dass sie noch dort ist“, erwiderte die Tok’ra.

“Wir werden natürlich alles tun, um Quasic entsprechend umzustimmen“, lenkte Anise jetzt wieder auf ein anderes Thema. Die Palacer blickten sich an.

“Wir werden uns in ein paar Tagen noch einmal melden“, teilte Garshaw mit. Jack starrte vor sich hin. Der General nickte den beiden Tok’ra zu. “Ich bringe Sie in den Torraum“, sagte er und geleitete die beiden nach draußen.

“Diese unfähige, verlogene -“

“Colonel!“ unterbrach Sam.

“Miese, kleine, lügnerische, schlampig gekleidete Mistschlange!“ fluchte Minnesota. Jack blickte zu ihr: “Dito!“

“Alina ist verschwunden und die haben nicht die geringste Spur“, schloss Jadda sich an und schüttelte den Kopf.

“Unglaublich! Für wen halten die uns eigentlich?“ schimpfte Mac nun auch.

“Verdammt!“ fluchte Jack.

“Wir ... wir sollten JJ suchen. Sie sollte es auch erfahren“, meinte Jadda und stand auf. Die anderen beiden Palacer nickten und verließen mit ihr den Konferenzraum. SG-1 blieb schweigend zurück.

***

Ich stieß die Luft aus und starrte auf die Eiswürfel, die in meiner Cola allmählich schrumpften. Den Kopf in eine Hand gestützt war ich tief in Gedanken versunken, als Stühle mir gegenüber und neben mir gerückt wurden und sich drei Leute zu mir setzten. Ich blickte auf. Mac saß mir mit einer Kaffeetasse gegenüber, Jadda hatte eine Cola vor sich, neben mir erblickte ich Minnesota mit einer Tasse Tee.

“Hey!“ grüßte ich müde.

“Deine Familie ist da! Rede!“ verlangte Mac.

“Was beschäftigt dich?“ fragte Jadda geradeheraus und nahm einen Schluck Cola. Auch Mac trank nun. Sie verzog angewidert das Gesicht. “Gott, wie können Daniel und Sam das Zeug bloß trinken?“

“Beschäftigen?“ echote ich.

“Na ja, du sorgst dafür, dass niemand dich findet, lässt dich nicht in deinem Quartier blicken und starrst dein Getränk an, als wäre es eine ’Stargate’-Folge, in der Daniel furchtbar leidet. Was bedrückt dich?“ wiederholte Mac. Ich lächelte: “Hm.“ Dann räusperte ich mich und setzte mich auf: “Eigentlich nur diese Übertragungs-Sache, ich meine ...“ Ich brach ab, unschlüssig, wie ich es ausdrücken sollte.

“Oh, wir haben uns schon gedacht, dass es darum geht. Spuck’s aus!“ meinte Minnesota.

“Ich denke, ich werde es zweifellos überleben, ich kenne das ja. Ich habe das ja schon einmal gesehen ... ’Shan’aucs Opfer’“, erklärte ich. Dann verzog ich das Gesicht. “Lass es nicht so sein wie in dieser Folge“, flehte ich zu niemand bestimmten.

“Dennoch bist du nervös“, folgerte Mac.

“Nervös, ja. Aber ich habe das Gefühl ... klingt komisch, aber ich glaube, dass ich dadurch meine letzte Verbindung zu Alina verliere“, meinte ich. Die drei blickten sich unbehaglich an, Minnesota schüttelte schließlich den Kopf, als hätten sie ein stilles Einverständnis getroffen. Bevor ich eine entsprechende Frage stellen konnte, wollte Mac wissen: “Wie meinst du das?“

“Bisher hatte ich einen Grund zurückzukommen. Doch wenn Curai mich verlässt ...“

“Hast du ihn nicht mehr“, beendete Jadda den Satz. Minnesota nickte verstehend.

“Okay, und hinzu kommt noch, dass ich Curai verliere“, fuhr ich fort.

“Oh, wirklich? Soweit du uns heute Vormittag erzählt hast, habt ihr euch grauenhaft gestritten“, fragte Minnesota.

“Ja, wir hatten Meinungsverschiedenheiten. Aber das muss doch nicht heißen, dass wir uns hassen. Wir haben uns einigermaßen ausgesöhnt, vorhin“, verteidigte ich mich.

“Okay, wir sehen dein Problem. Erstens: Ich glaube, dass SG-1 uns nicht noch einmal so hintergehen wird. Sie waren ganz schön beschämt, habt ihr das nicht gemerkt? Zweitens: Dadurch, dass wir den Kontakt halten, verlieren wir die Verbindung zu Alina nicht und drittens: Daher auch nicht zu Curai. Und jetzt hör auf, dir den Kopf zu zerbrechen, Snakehead!“ meinte Jadda streng.

“Oh, ich muss mir unbedingt ein paar neue Spitznamen für euch einfallen lassen. Das ist ja furchtbar“, beschwerte ich mich.

“Du liebst diesen Namen, also stell dich nicht so an“, meinte Mac.

“Meinetwegen, dennoch sollt ihr auch welche haben“, sagte ich.

“Na gut, dann denk mal drüber nach, ich persönlich bin mit meinen Eulenkreationen ganz glücklich“, meinte Jadda. Ich grinste leicht.

“So, und was machen wir nun mit der Mission?“ lenkte Minnesota auf ein neues Thema.

“Die Mission?“ echote ich.

“Na, Othalla und die Legospinnen. Die blasen wir natürlich ab. Ist doch klar. Keine Lust, noch mal jemanden zu verlieren“, sagte Minnesota nun fest.

“Du lügst“, murmelte Jadda.

Minnesota blickte sie verletzt an. “Du kannst das nicht ernst meinen, Min. Du hast den ganzen Flug über gewettert, dass du gern wieder mit würdest und so weiter und so fort“, erwiderte ihre Freundin den Blick. Minnesota murmelte etwas vor sich hin und trank einen Schluck Tee. “Ich werde nicht mitgehen. Ich habe näher darüber nachgedacht. Othalla wäre ja an sich noch okay, aber die Replikatoren ... wer bin ich? Ein Selbstmörder?“ konterte sie dann, “Andererseits: SG-1, Leute! Wer hätte keine Lust, mit ihnen auf Mission zu gehen. Ich meine, ihr erfreut euch in euren Stories daran, die Leutchen leiden zu lassen ...“

“Kein gutes Argument“, konterte Mac, “So was im Original ... nein danke.“

“Dennoch hat sie Recht. Wir können uns ja wohl schlecht verstecken, weil einmal ... was schief gegangen ist“, murmelte ich. Minnesota nickte.

“Wohl wahr!“ bestätigte Mac. Jadda schüttelte den Kopf: “Ich werde nicht mitgehen. Ich habe Alpträume. Sogar, als ich noch nicht wusste, dass wir mal durch das Tor gingen, hatte ich welche. Seit ich mich erinnere, ist es noch schlimmer geworden.“

“Ich weiß nicht, ob ich das tun soll“, meinte ich. Jadda begann zu lachen.

“Was ist?“ fragte ich.

“Ich bitte dich, Snakie. Daniel braucht dich nur einmal schief anzugucken und du tust es“, sagte sie.

“Wenn es danach geht, bist du ebenso fällig“, konterte ich. Jadda überlegte einen Moment, schwieg aber und wir beließen es dabei.

“Ich richte mich ganz nach euch. Was ich jeden Fall tue, ist, dich zur Übertragung zur begleiten“, meinte Mac. Die beiden andere nickten. “Das ist ja wohl klar“, meinte Minnesota. Ich seufzte: “Ich gehe mir was Frisches anziehen.“ Ich stand auf. Die anderen nickten. “Eine Dusche wäre jetzt genau das richtige“, stimmte Mac zu. Gemeinsam verließen wir die Kantine.

***

Es klopfte. “Moment bitte!“ Ich stand vom Stuhl auf und warf einen letzten Blick auf den Laptop, den ich mir bei Jadda ausgeliehen hatte.

Dann ging ich zur Tür des Gäste-Quartiers und öffnete. “Anise?! Die anderen sagten, du wärest abgereist.“

“Nein, Garshaw ist aufgebrochen. Ich wollte noch bleiben, um mit dir zu sprechen“, sagte die Tok’ra und ging an mir vorbei in den Raum. “Komm doch rein!“ entgegnete ich, drehte mich zu ihr um und erkannte, dass sie sich kommentarlos auf den Stuhl am Tisch setzte, “Und setz dich doch!“ Anise beugte sich interessiert vor und begann, die Zeilen auf dem Bildschirm zu überfliegen: “Was ist das?“ Ich klappte den Laptop zu und beförderte ihn auf das Bett: “Was kann ich für dich tun?“

Anise blickte mich an. “Es geht um die Probleme von Thor“, erklärte sie. Ich nickte langsam und fragte interessiert: “Wer hat dir davon erzählt?“

“Colonel O’Neill war so freundlich“, erklärte Anise.

“Ach, war er das?“ hakte ich erstaunt nach.

“Du hast nicht zufällig vor, mit SG-1 zu gehen?“ fragte die Tok’ra. Ich zuckte mit den Schultern: “Ich bin unentschieden.“ Anise nickte langsam, senkte den Blick und Freya übernahm. “Es ist sehr wichtig, dass du den Auftrag ablehnst“, sagte sie.

“Was? Wieso?“ fragte ich.

“Curai ist bereit für die Übertragung, ist es nicht so?“ hakte Freya nach.

“Ebenso wie ich. Doch wie du schon gesagt hast, eure Wirtin hat sich noch nicht entscheiden und ihre Umstimmung kann noch etwas dauern. Wenn die anderen des Teams wirklich vorhaben, an dieser Aktion teilzunehmen, kann ich mich kaum verweigern. Wir sind ein Team“, erklärte ich.

“Aber Jolinar_Jackson, du kannst nicht die Entscheidung über Curais Leben fällen“, erklärte Freya.

“Was? Tue ich doch gar nicht!“ Es klopfte. “Ja?“ Jadda, Minnesota und Mac traten ein. “Oh, Besuch!“ bemerkte Jadda und wollte sich umdrehen und gehen, “Wir wollen nicht stören!“

“Nein, nein!“ Ich hob die Hände und hielt die drei auf, das Zimmer zu verlassen. “Es geht sowieso um eine Team-Angelegenheit.“

“Ach ja, worum geht es denn?“ fragte Mac neugierig.

“Es geht um die Mission nach Othalla“, erklärte ich.

“Ich wusste gar nicht, dass die für SG-1 schon beschlossene Sache ist“, meinte Jadda.

“Offenbar doch. Anise will nicht, dass ich mitgehe“, erklärte ich.

“Wegen Curai?“ hakte Minnesota nach. Freya nickte: “Es ist überaus wichtig, dass Jolinar_Jackson auf Abruf bleibt. Wir wissen nicht, wann Quasic einer Verschmelzung zustimmen wird, doch wenn es geschieht, dann sollte es schnell gehen.“

“Damit sie sich nicht mehr anders entscheidet?“ hakte Jadda bissig nach. Freya runzelte die Stirn: “Ich gewinne beinahe den Eindruck, dass ihr die Tok’ra nicht leiden könnt.“ Jadda setzte zu einer sehr ausführlichen Antwort an: “Das entspricht nicht ganz den Tatsachen, es gibt da den einen oder anderen, den wir sehr mögen ..., aber das einzige, was wir absolut nicht leiden können, ist -“

“Das ist nicht der Punkt!“ unterbrach Minnesota und warf ihrer Freundin einen warnenden Blick zu, “Natürlich haben wir keinen Hass auf die Tok’ra. Immerhin gehört eine von ihnen zu unseren engsten Freundinnen. Aber ich glaube kaum, dass du dir Sorgen um Curais Entscheidungsfreiheit machen musst. Erstens sieht es beinahe so aus, als wollte der größte Teil von uns sowieso nicht mit und zweitens ist es Curai, die jederzeit die Kontrolle übernehmen und JoJas Körper lenken kann.“

Freya dachte einen Augenblick nach.

“Ich werde nur gehen, wenn es sich ergibt und Curai einverstanden ist“, versicherte ich ihr.

<Was soll das?> mischte sich Curai nun ein.

<Wie was soll das? Was habe ich falsch gemacht?> fragte ich.

<Du triffst Entscheidungen, ohne mich befragt zu haben>, erklärte Curai.

<Was?!>

“Freut mich, das zu hören. Ich werde zu unserem Stützpunkt reisen und mit Garshaw reden“, teilte Freya mit. Jadda nickte. “Schön“, rutschte es ihr heraus. Freya wirkte irritiert, nickte uns dann aber zu und verließ mein Zimmer. “Wow! Meine Laune verbessert sich schlagartig!“ teilte Jadda mit. Dann fragte sie verstimmt: “Was tut die denn noch hier?“

“Tja, offenbar hatte sie nie vor abzureisen, bevor sie nicht mit mir gesprochen hat“, erklärte ich.

“Falsche Schlange! Erst wiegt sie dich in Sicherheit ...“, fluchte Minnesota. Ich senkte den Blick und ließ Curai an die Kontrolle. “Ich musste feststellen, dass Jolinar_Jackson Entscheidungen über meinen Kopf hinweg trifft. Und ich bin enttäuscht von euch allen!“ sagte sie fest. Erschrocken blickten die drei mich an. Jadda fing sich als erste wieder: “Curai? Wow, habe ja eine Ewigkeit nichts mehr von dir gehört.“

“Ihr solltet euch schämen!“ wetterte die Tok’ra weiter.

“Moment mal! JoJa hat keinerlei Entscheidung getroffen, die auf irgendeine Art und Weise nicht mit dir abgesprochen ist. Sie würde niemals auf diese Mission gehen ohne dich zu fragen“, schritt Minnesota ein.

“Warum sollten wir uns schämen? Wir haben nichts getan!“ verteidigte sich nun auch Mac.

“Genau!“ erwiderte Curai. Als sie nur verwirrte Blicke erntete, fügte sie hinzu: “Ich lernte euch als Krieger kennen. Ihr wart unerschrocken, ihr seid durch Todesgefahren gegangen und habt vielen Tok’ra auf vielen Basen das Leben gerettet, indem ihr Jacob und Malek geholfen habt, zu entkommen. Ihr solltet erneut kämpfen.“

“Hey, ich hatte Angst, okay?“ sagte Minnesota.

“Dennoch hast du gekämpft“, erwiderte Curai.

<Was soll das?> fragte ich.

“SG-1 wird nach Othalla reisen, um Thors Freunde vor den Replikatoren zu retten. Werdet ihr sie begleiten?“ fragte Curai, ohne auf mich einzugehen. Die drei blickten sich ratlos an. Mac seufzte: “Curai, das ist nicht so leicht, wie du dir das vorstellst -“

“Ich kämpfe seit 50 Jahren gegen die Goa’uld. Ich habe zwar eher selten in den Festungen der Systemlords operiert, doch ich habe viele Forschungen über die Allianz der vier Arten betrieben – ich bin Expertin. Und ich kann euch versichern, dass ihr schon sehr lange als die fünfte Art vorgesehen seid. Nicht erst, seit Dr. Jackson und Major Carter die Rätsel des Thor lösten, um in die Halle der Macht zu kommen. Und auch nicht, seit Colonel O’Neill die Aufmerksamkeit der Asgard erregte. Schon viel länger. Und wenn die Asgard Potential in euch sehen ...“

Curai führte den Satz nicht zu Ende.

“Du erwartest von uns, dass wir mitgehen“, folgerte Minnesota. Es wurde still. Curai schüttelte den Kopf: “Ich erwarte es nicht – ich rechne damit.“

“Und du bist einverstanden?“ hakte Mac nach. Curai nickte.

<Aber Anise will doch, dass ich hier bleibe>, erwiderte ich.

“Was ist mit Anise und Garshaw?“ fragte Jadda zur selben Zeit. Curai blickte sie an. “Garshaw war schon immer sehr dafür, die Menschen ihre Wege gehen zu lassen, wenn diese fest dazu stehen. Und Anise ...“ Sie hielt inne und dachte einen Augenblick nach. Dann lächelte sie: “Eigentlich kann ich sie nicht leiden.“

***

“Alina ist was ...?“ Geschockt blickte ich Jadda und die anderen an. “Die Tok’ra haben es uns erzählt. Die Informationen sind ziemlich sicher“, erklärte Mac und blickte mich traurig an. “Der Sarkophag?“ hakte ich noch einmal nach. Das konnte nicht sein, das war unmöglich! Der Konferenzraum lag einige Augenblicke still da, bis Jadda wieder sprach: “Sie sagen, sie hätten ihre Spur vor zwei Monaten verloren und vorher wurde sie schon mindestens einen Monat mit dem Ding ...’behandelt’.“

“Drei Monate?“ echote ich. In drei Monaten ...“Ihre Persönlichkeit“, murmelte ich. Minnesota und Mac nickten ernst.

“Meine Damen!“ Hammond ließ sich am Kopfende des Tisches nieder. Ich starrte die polierte Tischplatte an.

“Ja, Sir?“ erwiderte Minnesota eher gewohnheitsmäßig als gewollt. Eine ihrer Hände traf meine Schulter. Ich blickte zu ihr, lächelte leicht. “Sie ... lebt“, erklärte ich hilflos. Minnesota nickte langsam: “Wir retten sie.“ Sie zog mich über meine Stuhllehne kurz in ihre Arme. SG-1 betrat den Raum und setzte sich.

“Es geht um die Rettungsmission nach Othalla“, eröffnete Hammond.

“Ja, wir sind dabei“, teilte Jack unverzüglich mit.

“Anise erwähnte so etwas“, nickte ich.

“Anise? Woher weiß die das denn schon wieder?“ entrüstete sich Jack. Erstaunt blickte ich ihn an. “Sie sagte, sie hätte es von dir“, erklärte ich.

“Hey, der würde ich nicht mal meine Schuhgröße verraten“, wandte Jack ein.

“Vielleicht hat sie es in der Kantine aufgeschnappt“, lenkte Daniel ein. Jack nickte nachdenklich: “Kleines, hinterhältiges -“

“Colonel!“ ging Hammond dazwischen.

“Wir sollten so schnell wie möglich aufbrechen, Sir. Es sieht so aus, als würden die Asgard in echten Schwierigkeiten stecken“, kam Sam auf den Punkt zurück. Jack klappte die Briefing-Mappe auf und begann, ein kleines Stargate zu zeichnen. Äußerst interessiert schaute Mac ihm über die Schulter. Hammond nickte auf Sams Äußerung. “Mir ist durchaus bewusst, Major, dass wir eine schwerwiegende Entscheidung treffen müssen“, meinte er. Dabei blickte er zu uns. “Wir ...“ Zweifelnd sah Minnesota in die Runde.

“Mac?“ fragte ich. Mac nickte vor sich hin und starrte dabei weiter auf Jacks Meisterwerk und auch ich signalisierte Minnesota meine Zustimmung. Min sah Jadda an und nach kurzen Zögern senkte auch sie zustimmend den Kopf. Sie waren sich trotz aller zuvor geäußerten Bedenken einig. “Wir kommen mit“, sagte Minnesota dann bestimmt. Mac nahm Jack den Kugelschreiber aus der Hand und korrigierte die Zeichnung irgendwie. Ich konnte nicht erkennen was genau sie tat, doch als sie Jack wieder freien Blick auf sein Gemälde gab, zog er die Stirn in Falten und blickte sie erstaunt an.

“Echt?“ flüsterte er. Mac nickte: “Es sind neun. Eins liegt unter der Rampe, man sieht es nie.“ Jack nickte verstehend.

“Freut mich, das zu hören“, sagte Hammond in unsere Richtung. Mac starrte irritiert in die Runde: “Was machen wir?“ Ich lächelte. Offenbar wusste sie nicht, wozu sie gerade unbewusst ihre Zustimmung gegeben hatte. Jadda räusperte sich. “Können wir da mal aufpassen?“ fragte sie gespielt streng.

“Gut, ich unterrichte Sie dann später über Ihr primäres Reiseziel. Othalla ist immer noch nicht anwählbar, wir müssen also einen Zwischenstop vornehmen“, schloss Hammond, “Wegtreten!“

***

“Ich habe etwas für euch“, teilte Jadda mit und lächelte geheimnisvoll, als sie den Lift mit uns betrat. SG-1 war in den Kontrollraum hinuntergegangen, um der Abreise eines Teams beizuwohnen.

“Eine Überraschung?“ hakte ich nach.

“Ich liebe Überraschungen“, ergänzte Mac.

“Als das SGC uns die Briefe schickte, waren darin Fotos enthalten“, erläuterte Jadda, während wir den Lift verließen und die Gänge zu unseren Quartieren hinunter liefen. Ich nickte. Die drei hatten mir erzählt, auf welche Art und Weise ihre Erinnerungen zurückgekehrt waren. “Ich habe mehr als nur ein paar Fotos auf der Planetenoberfläche gemacht“, erklärte Jadda weiter, “Nachdem wir in den Tok’ra-Anlagen waren, habe ich weiter gemacht ... heimlich.“

“Moment!“ meinte ich, ging in mein Quartier und holte Jaddas Laptop heraus, “Alina hat es gemerkt.“, erwiderte ich, als ich wieder zu den anderen stieß. Jadda zuckte mit den Schultern: “Das weiß ich ... und noch jemand“, antwortete sie geheimnisvoll und öffnete ihre Quartier-Tür, “Und insgesamt habe ich zwei Filme verknipst. Einer war in meinem Rucksack, auf ihm war unter anderem das Foto aus unseren Briefen. Der andere steckte noch in der Kamera. Ich habe ihn entwickeln lassen – Express-Service vor der Abreise.“

“Das SGC hat aber ziemlich geschlampt, oder?“ wandte Minnesota ein.

“Oder jemand hat den Film großzügig übersehen“, sagte Jadda wissend. Ich blickte fragend. Jadda ignorierte es geheimnisvoll lächelnd. Ich legte den geliehenen Laptop auf dem Tisch ab und entnahm meine Diskette, legte sie auf den Tisch, um sie nach dem Treffen mitzunehmen. Jadda zog eine Foto-Tasche heraus und setzte sich auf das Bett.

“Oh, Mann, Jack würde dich so was von umbringen“, prophezeite ich. Jadda grinste und zog die Fotos hervor. “Leider sind es nicht viele, der Film wurde nicht voll“, erklärte sie schulterzuckend.

“Wie viele?“ fragte Minnesota.

“Elf“, lautete die Antwort. Ich krabbelte von der anderen Seite auf das Bett und blickte Jadda über die Schulter, während Mac und Minnesota neben ihr saßen. Das erste Foto zeigte Tunnelwände der Tok’ra-Basis. Das schimmernde Quarz war trotz der guten Foto-Qualität nicht so matt glänzend wie in meiner Erinnerung. Jadda legte es zur Seite und gab den Blick auf ein Bild von einer Gruppe Tok’ra frei.

“Malek?“ grinste ich.

“Malek und Eu’ra“, ergänzte Minnesota, “Glaubt ihr, die hatten was miteinander?“

“Eu’ra hätte es sich gewünscht“, erwiderte ich.

“Und Curai?“

Ich lachte bei Jaddas Frage auf. “Nur Freunde“, antwortete ich beruhigend, “Wie konnte Eu’ra das tun?“

“Sie war eine Goa’uld“, erwiderte Minnesota lakonisch. Ich zuckte mit den Schultern: “Goa’uld zu sein bedeutet doch nicht zwangsläufig, schlecht zu sein.“ Mac nickte: “Es bedeutet, ewig mies gelaunt zu sein, sich über die Qualen anderer zu freuen, mal hier und da einen Planeten zu versklaven und natürlich alle zum Wirt zu machen, die es verdienen. Ein Leben als Goa’uld beinhaltet den täglichen Drang, arme kleine Ta’uri zu befragen, die dann von SG-1 gerettet werden müssen.“

Ich begann zu kichern.

“Yu ist anders“, entgegnete Minnesota nachdenklich. Mac zuckte mit den Schultern: “Okay, es gibt Ausnahmen. Hast du dir die Bilder schon vorher angesehen gehabt?“ Jadda nickte zögernd: “Einen kurzen Blick riskiert. Ich wollte warten, bis wir Zeit haben, bevor ich sie auch euch zeige.“ Sie zeigte das Bild einer Zat-Waffe.

“Moment mal! Wir hatten bereits Zeit. Wir sind ewig lange geflogen und was war die letzten Monate?“ fragte Minnesota lauernd.

“Ich habe den Film erst vor meiner Abreise bemerkt. Ich habe monatelang nicht fotografiert – deshalb. Außerdem ... hatte ich gehofft, dass wir JoJa hier treffen und sie zusammen ansehen könnten. Und drittens ...“ Sie brach ab, schien nachzudenken.

“Na?“ hakte Minnesota prüfend nach.

“Okay, ich habe auf einen dramatischen Augenblick wie diesen gewartet: kurz vor der Abreise, alle sind aufgeregt. Ich dachte, wir könnten uns damit etwas entspannen“, gab Jadda zu. Minnesota blickte ihre Freundin noch einige Sekunden schweigend von der Seite an, dann zuckte sie mit den Schultern und fragte versöhnlich: “Wann hast du die alle gemacht?“

“Zu verschiedenen Zeitpunkten. Ich glaube, das letzte war vor dem Überfall auf das Tel’tak ... als ich gefangen wurde“, antwortete sie.

Jadda zeigte das nächste Bild. Sie grinste. “Das ist Min, wie sie tatkräftig eines von Sams Geräten zerstört.“ Kichernd blickte ich auf die etwas ratlos dastehende Minnesota, die auf ein Gerät in ihren Händen starrte. “Ich habe es nicht kaputt gemacht. Es hat gepiepst und ich hatte Angst, es beschädigt zu haben, doch ich habe es nicht beschädigt“, erwiderte Minnesota verteidigend.

“Sicher!“ erwiderte Jadda neckend. Auf dem nächsten Bild blickte Sam lächelnd in die Kamera. Ich konnte mir lebhaft vorstellen, wie sie sich anschließend wieder ihrer Arbeit zuwandte. “Das ist schön!“ meinte ich.

“Sam war der Jemand, der es gemerkt hat“, erriet Minnesota. Jadda nickte: “Ich musste ihr versprechen, es niemandem zu zeigen ... ich glaube aber, ihr seid ausgenommen und ich denke, sie hat den Film in der Kamera gelassen.“

“Wir sollten es Jack in den Spind hängen“, schlug Mac vor.

“Okay, und wie kommen wir da ran?“ fragte ich. Sie zuckte mit den Schultern. Das nächste Bild zeigte hohe Felsen und ein Tel’tak etwa zehn Schritte entfernt. “Uhm ... die Mine“, erklärte Jadda. Beim nächsten Bild fing ich an zu grinsen.

“Oh!“ sagte Jadda. Ich beugte mich näher. Daniel beugte sich über eine Stelle am Boden und untersuchte sie genauestens.

“Das war ... die Steinplatte“, erklärte Jadda.

“Muss wirklich sehr ... heiß in der Mine gewesen sein“, erwiderte Minnesota lachend.

“Ah ... uhm ... kriege ich davon einen Abzug?“ fragte ich.

“Yepp!“ antwortete Jadda. Minnesota beugte sich vor und versuchte so, ein lautes Lachen zu unterdrücken. “Oh, mein Gott! Ihr seid doch nicht mehr ganz sauber!“ kicherte sie.

“Wieso?“ fragte ich.

“Also, wenn er wenigstens sein T-Shirt ausgezogen hätte, okay, aber ...“ Sie brach kopfschüttelnd ab. Jadda legte den Kopf schief und blickte das Bild an: “Also, eigentlich gefällt er mir in diesem Fall sogar besser mit T-Shirt.“

“Hätte nie geglaubt, dass du das sagst“, kicherte nun auch Mac.

“Oh, Jadda, erinnerst du dich an ’Planet der Eiszeit’?“ fragte ich. Sie grinste mich an. “Allerdings.“

“Da sah er gut aus“, murmelte ich.

“Okay, das reicht. Bevor ihr zwei in Ohnmacht fallt, beschlagnahme ich das besser“, grinste Minnesota. Sie nahm Jadda das Bild aus der Hand.

“Das ist die Schriftplatte“, erkannte ich das nächste Bild.

“Eine Frage ... wo ist das Ding eigentlich?“ fragte Jadda.

“Ich würde sagen ... im nichts zerblasen. Wir hatten ja keine Zeit sie mitzunehmen und sie war doch auch viel zu schwer“, erklärte Minnesota.

“Ob Daniel Fotos von diesem Ding hat?“ fragte Jadda sich.

“Bestimmt“, erwiderte ich. Jadda wiegte den Kopf.

“Meinst du nicht?“ wollte ich wissen.

“Keine Ahnung, aber wir sollten ihn fragen“, meinte Jadda. Ich nickte. Jadda legte das Bild zur Seite.

Es wurde still. “Wann wurde das gemacht?“ fragte Minnesota. Alina grinste Jack an, der sein Feuerzeug erhoben hielt und angeregt sprach. Offensichtlich machte er Abendessen.

“Er ... hat es ihr nicht geben können“, murmelte ich, “Er war am Boden zerstört, als ...“ Ich brach ab und senkte den Blick.

“Ja. Er ist es noch“, murmelte Mac.

“Ich weiß, was wir damit machen“, sagte Jadda und legte das Bild auf ihren Nachttisch.

“Okay!“ sagte Minnesota aufmunternd und nahm das nächste Bild ebenfalls an sich, “Daniel beim Übersetzen ist ebenfalls beschlagnahmt.“

“Uh, Min ... traurig, weil Jack so wenige Bilder abgekriegt hat?“ fragte Jadda neckend.

“Nein“, erwiderte diese, “entsetzt über dein Verhalten Malek gegenüber.“ Jadda grinste nun ebenfalls. “Oh, das war beim Abendessen“, sagte sie und deutete auf das nächste Bild.

“SG-X ... ohne Jadda“, stellte Mac fest.

“Ja, ich musste es doch heimlich machen. Stellt euch Jacks Gesicht vor, wenn ich ihn gefragt hätte, ob er mal auf den Auslöser drückt“, stellte Jadda fest.

“Wie wahr!“ murmelte Minnesota.

“Das letzte Bild“, verkündete Jadda.

“Ah ... was ist denn da passiert?“ fragte ich.

“Eine Zat. Ich glaube, ich drückte aus Versehen auf den Auslöser nach der Notlandung“, meinte Jadda.

“Und der Film war danach noch in Ordnung?“ fragte Minnesota ungläubig. Jadda nickte: “Scheint so, ha?“

“Wie kam die Kamera zurück?“ fragte Minnesota.

“Ich muss sie verloren haben. Als ich in der Zelle war, war sie weg, wie das andere Zeug. Wahrscheinlich war es Sam. Der Schusswechsel ... wir liefen eine Düne hoch, wir hatten unsere Deckung aufgeben müssen. Da wurde Sam getroffen. Irgendwie habe ich sie dann gestützt, während Teal’c vom Kamm der Düne Rückendeckung gegeben hat und ... die Kamera behinderte. Sam nahm sie und steckte sie unter ihre Jacke. Ich gab Sam an Teal’c weiter, als wir den Kamm überquert hatten. Dann traf es mich“, berichtete Jadda.

“Es ist so viel schief gegangen“, stellte Mac fest. Wir nickten. “Ich meine ... Alina und Jack waren doch ein wirklich gutes Gespann, so auf die Vater-Tochter-Art“, fügte sie hinzu.

“Und sie hat jedes Mal vor Freude fast einen Luftsprung gemacht, wenn Sam und Jack sich zulächelten“, nickte Minnesota.

“Dass das passieren musste“, murmelte ich.

“Ja“, antwortete Minnesota nur. Sie rutschte zur Seite und ich setzte mich zwischen sie und Jadda. Sie legte mir einen Arm um die Schultern.

“Ihr habt euch großartig verstanden“, sagte Mac.

“Ja, einfach so“, murmelte ich, “Ich verstehe einfach nicht, warum.“ Ich senkte den Blick.

“Ebenso wenig verstehen kann ich, dass Jadda gefoltert wurde“, erwiderte Minnesota. Die junge Frau neben mir zuckte zusammen. “Gefoltert ... aber nicht gebrochen“, murmelte sie. Mac nickte, streckte ihren Arm aus und legte ihn um Jaddas Schultern. Jadda versteifte sich leicht, lächelte selbstbewusst in Macs Richtung. “Alles in Ordnung“, versicherte sie. Mac nickte langsam, nahm den Arm herunter.

“Und die Handspange“, flüsterte Minnesota, “Es war furchtbar, ich dachte, er bringt mich um.“

“Ich hätte nie gedacht, dass Schussverletzungen so wehtun können“, murmelte Mac.

“Genug Wunden geleckt - lasst uns einfach wieder zurückkommen, okay?“ fragte ich leise. Ich streckte meine Hand aus. “Wir kommen alle wieder, um anschließend Alina zu holen“, sagte ich fest. Die anderen taten es mir nach. “Wir kehren zurück“, sagte Jadda. Im Chor wiederholten wir Alinas Worte: “Und zwar alle!“ Doch ich sah in Mins Augen, in Jaddas Haltung und Macs Gesichtszügen, dass sie genauso viel Angst hatten wie ich.

Und das entmutigte mich stärker, als es Worte jemals gekonnt hätten.

***

Jack ging den Gang hinunter und betrat sein Büro. Bevor sie abreisten, war er von Hammond verdonnert worden, noch den letzten Missions-Bericht abzugeben. Seufzend ließ Jack die Tür hinter sich ins Schloss fallen und trottete zu seinem Schreibtisch, ließ sich auf dem Stuhl nieder, um den Monitor einzuschalten. Auf dem Weg zu dem entsprechenden Knopf verharrte er. Seine Hand glitt höher und löste das mit Klebeband fixierte Foto vom Bildschirm.

***

“Daniel?“ Minnesota betrat das Labor des Archäologen. Er blickte auf, musterte uns kurz. “Was ist los?“ fragte er.

“Wir haben uns gefragt, ob du ... Aufnahmen der Steinplatte von der letzten Mission hast“, berichtete Mac, begann mit einer Figur auf Daniels Schreibtisch herumzuspielen. Er beobachtete sie einige Sekunden, schien nachzudenken. “Nein, ich habe alles durchgesehen, aber nein. Ich hielt es für unnötig, da wir doch das Original mitnehmen konnten. Na ja, zumindest war es so geplant“, erklärte er.

“Oh!“ machte ich, blickte ihn an, begann zu lächeln.

“Na ja, wir hätten da vielleicht ... ein Foto“, sagte Jadda vorsichtig. Daniel blickte sie groß an. “Woher?“ fragte er.

“Unter Umständen selbst gemacht“, murmelte Jaddas so leise und schnell vor sich hin, dass Daniel fragend die Augen zusammenkniff. “Wie?“ fragte er.

“Unter Umständen selbst gemacht“, wiederholte Jadda.

“Ach so. Wusste ich es doch!“

Wir starrten ihn an. “Sam hat es mir gesagt“, erklärte Daniel. Unbehaglich schaute er zu uns, als wir ihn weiter anstarrten.

“Danke!“ Er nahm das Foto und wedelte damit vor unseren Nasen herum. “Das könnte wichtig sein.“ Wir starrten ihn weiter an. “Und ich habe es Jack gesagt“, sagte er weiter. Nach einer Weile meinte er: “Jetzt hört schon auf damit! Ihr macht mich ganz wahnsinnig!“ Wir fingen uns und ich schüttelte den Kopf: “Ihr habt es die ganze Zeit gewusst?“

“Jack war nicht begeistert, aber es war zu spät. Ihr wart schon weg. Sam schwieg ziemlich lange und eigentlich waren wir ja auch gegen diese Amnesie-Sache. Wir dachten wohl, wenn ihr von selbst draufkommt, würdet ihr Kontakt suchen. Ihr habt es nicht gewusst?“ Wir schüttelten die Köpfe. Daniel lächelte: “Danke noch mal!“ Wir wandten uns zum Gehen.

“Jadda!“

Sie drehte sich um.

“Jack will keine Kamera in einem Umkreis von 10 km sehen, wenn wir abreisen“, sagte Daniel. Sie nickte: “Geht klar!“

***

Wir hatten uns in der Kantine versammelt und aßen zu Abend. Den Rest des Nachmittags hatten wir mit Reden verbracht. SG-1 war mit den Vorbereitungen für die Mission beschäftigt gewesen und so hatten wir uns ungestört unterhalten können.

Ich musterte meine Suppe skeptisch und rührte mit dem Löffel darin: “Was zum Teufel ist das?“ Ich wies einen langen, dünnen Gegenstand vor, der in der bräunlichen Brühe schwamm.

“Das sind Symbionten-Larven“, erklärte Mac grinsend. Ich blickte sie angewidert an. “Okay, ich hatte mal Hunger. Danke, Mac!“ meinte ich und stand auf, um mir etwas Ungefährlicheres vom Buffet zu holen. Als ich zurückkam, lächelte Mac mir entgegen. “Also, deine Larven-Suppe ist immer noch besser als mein Marchellos-Goa’uld-Killer-Eintopf“, entschuldigte sie sich. Ich grinste.

“Das ist Erbseneintopf“, berichtigte Jadda.

“So steht es auf der Karte“, korrigierte Mac leicht singend.

“Wenn wir schon dabei sind, die kulinarischen Köstlichkeiten dieser Kantine auseinander zu nehmen, dann sollte sich jeder vor meiner Replikatoren-Pizza in Acht nehmen, denn das“, Minnesota wies ein silbrig schimmerndes Etwas vor, “gehört garantiert nicht da drauf.“ Jadda lachte. “Das sind Heringe“, grinste sie.

“Ach ja? Steinharte Heringe - ich habe euch jedenfalls gewarnt“, erwiderte Minnesota und stahl sich eine Banane von mir.

“Ihr wolltet ja unbedingt was Warmes essen“, erklärte Jadda schulterzuckend und löffelte wieder blaue Götterspeise in sich hinein.

“Du isst das Zeug ununterbrochen, seit wir hier sind. Morgens, mittags, abends. Das ist ja furchtbar!“ beschwerte sich Minnesota.

“Es schmeckt“, erwiderte Jadda.

“Und wie geht’s eigentlich Curai?“ lenkte Minnesota beiläufig vom Thema ab.

“Sie war ruhig, diesen Nachmittag. Wir haben uns darauf geeinigt, nicht über ... Alina und die Umstände ihrer Gefangennahme zu sprechen. Wir hätten Alina nicht mehr helfen können, oder?“ fragte ich dann beinahe panisch. Minnesota schüttelte den Kopf: “Nein.“ Wieder wurde es ruhig. “Okay, um jetzt mal auf ein Thema zu kommen, das mich mehr als brennend interessiert, JJ ... wie lange wolltest du den Missions-Bericht noch vor uns geheim halten?“ Mein Löffel fiel mir aus der Hand und landete klirrend neben dem Joghurt-Becher.

“Bericht?“ hakte ich nach. Jadda nickte: “Du hast deine Diskette vergessen, bevor du gingst.“ Sie legte sie vor mir auf den Tisch. “Ihr habt sie euch angesehen?“ hakte ich nach.

“Es stand ’SG-X’ drauf“, begründete Jadda nickend. Ich senkte den Blick und schaute dann wieder auf. “Ich wollte ihn euch zeigen, aber ich wusste nicht ...“ Ich brach ab.

“Wie wir reagieren würden?“ half Minnesota nach. Ich nickte. Mac schüttelte den Kopf: “Wie sollten wir wohl reagieren? JJ, wir wussten nicht was los war, du hast dich zurück gezogen und nicht mehr mit uns gesprochen. Der Palace war plötzlich nicht mehr dein zu Hause: Keine Fanfictions, kein Forum, kein Chat ... gar nichts. Wir wären überglücklich gewesen, wenn du uns gesagt hättest was los ist.“ Bevor ich einlenken konnte, fuhr Jadda fort: “Okay, wir akzeptieren, dass da so was wie eine Mauer war. Du hattest vielleicht Angst, vielleicht warst du verwirrt, vielleicht die Geheimhaltung oder du wolltest uns nicht wehtun.

Fakt ist, dass du es getan hast. Kein Problem! Wir verstehen schon. Aber du hättest uns spätestens nach den Fotos davon“, sie wedelte mit der Diskette, “erzählen sollen. Das ist auch unser Leben.“

“Ich wollte, dass ihr ihn fertig schreibt“, sagte ich. Stille herrschte. “Mir fehlen Szenen. Es ist nicht komplett, es ist ... es fehlt etwas. Ich wollte euch darum bitten“, erklärte ich. Schweigen. “Tut ihr es?“ fragte ich verunsichert. Minnesota grinste. “Natürlich, Snakie. Du hättest nur was sagen müssen“, meinte sie.

“Snakie?“ Ich blickte sie an. “Tut mir leid, JoJa. Genau das bist du nun mal. Mit oder ohne Schlange“, erklärte Minnesota und zuckte entschuldigend die Schultern. Ich grinste.

“SG-X in den Konferenzraum!“ ertönte eine Lautsprecherdurchsage.

“Cool! Wir werden ausgerufen!“ begeisterte sich Mac und rannte davon. Lachend schauten wir ihr nach. “SG-X, hm?“ hakte ich nach.

“Allerdings. Wir waren es, sind es und werden es immer sein“, erklärte Minnesota.

“Hey, kommt ihr!?“ fragte Mac von der Tür. Ich nahm eine Hand voll Schokoriegel aus dem Weidenkorb auf der Theke und steckte sie in die Hosentaschen. “Uns fehlt nur noch eins: ein Anführer“, verkündete Jadda im Laufschritt, verstaute ebenfalls einige Riegel in ihrer Tasche. Ich lächelte.

“Wohl nicht“, erwiderte Mac.

“Nicht? Was denn?“ fragte Jadda erstaunt. Mac grinste. “Abzeichen ... und unsere Namen auf der Gehaltsliste.“ In dem Moment, in dem wir die Kantine verließen, hatte ich kurz das Gefühl, dass unser Besuch nicht so schnell enden würde wie wir glaubten.

Etwas geschah in diesem Augenblick! Und ich wusste, dass es nachhaltige Auswirkungen auf uns haben würde.

***

Othalla:

Sie lief mit schnellen Schritten durch den Gang und störte sich nicht an den Replikatoren, die um sie herum begannen, die Verkleidung der Wände zu fressen. Diese Wesen hatten kein Interesse an Menschen.

Sie öffnete per Berührung eines hell leuchtenden, ovalen Steines eine Tür und blickte in die Gesichter von fünf Asgard. Einer von ihnen berührte einen Knopf. Dieser leuchtete kurz hell auf und verdunkelte sich dann wieder. “Was willst du hier? Wer bist du?“ fragte nun einer der fünf.

“Mein Name ist für euch nicht länger von Bedeutung. Wo ist der sechste?“ Sie wusste, dass noch eines dieser Wesen bei den Asgard gewesen war. Sie wusste es genau.

“Wir sind die letzten, die übrig blieben“, behauptete ein anderer der kleinen Außerirdischen.

“Ihr lügt! Ich weiß, dass dort ein sechster war“, sagte sie bestimmt und trat drohend näher zu den Asgard. Sie griff in die Tasche des langen, dunklen Umhangs, den sie trug und zog eine kleine Kugel hervor. Sie hielt sie in die Höhe. Aufgeregt begann einer der Asgard den anderen etwas in ihrer eigenen Sprache zu erzählen. Diese blickten erschrocken zu ihr hinüber. “Wo ist der sechste?“ wiederholte sie ihre Frage. Die Asgard blieben stur. Sie ließ die Kugel fallen. Ein grelles Licht erstrahlte und sie schloss geblendet die Augen.

Als sie sie wieder öffnete, waren die Asgard verschwunden. Sie selbst blieb unberührt von dieser Technologie. “Narren!“ murmelte sie abfällig. Sie ging zu einem der Kontrollpulte und aktivierte einige Anzeigen. Ein holographischer Bildschirm tauchte auf und zeigte die rote Wärmesignatur einer Person an. Sie lächelte: “Nemesis bekommt immer was sie will.“ Sie verließ den Raum mit schnellen Schritten, als der Punkt in eine Sackgasse trat.

Was sie nicht mehr sah, war, dass die Wärmesignatur plötzlich erlosch.


weiter: Kapitel 2
Kapitel 2 by JolinarJackson
Flashback: Was bisher bei SG-X geschah

Thor ruft SG-1 zur Hilfe: Seine Heimat wurde von Replikatoren überrannt und die Erdlinge sollen ihm helfen, einige Asgard zu retten, die auf Othalla zurückblieben. Unter einer Bedingung: SG-X soll das Team begleiten. Nun ist SG-X jedoch noch immer dem Gedächtnisentzug unterlegen ... zumindest der größte Teil von ihnen. Einzig Jolinar_Jackson erinnert sich an die Vorfälle der letzten Mission. Inzwischen haben sich die vier Palacer erneut ’kennen gelernt’ und viel Zeit miteinander verbracht, doch zum Zeitpunkt von JJs Einberufung ins SGC, bei der ihr Symbiont Curai den Tok’ra übergeben werden soll, hat sie sich von den anderen distanziert.

So werden die anderen auch erst einige Tage später zurück in den Cheyenne-Mountain geholt, wo eine erleichterte JJ sie begrüßt. Anise und Garshaw reisen derweil an und bringen den Ta’uri schonend bei, dass die neue Wirtin Curais sich momentan weigert, einer Verschmelzung zuzustimmen. Bis zu ihrer Umstimmung will das Palacer-Team mit SG-1 auf Mission nach Othalla gehen und die Asgard befreien.

Reisefieber

Ich betrat gähnend den Konferenzraum und ließ mich neben Mac, die bisher einsam hier gesessen hatte, auf einen der schwarzen Stühle fallen.

Skeptisch blickte sie mich an, dann sagte sie: “Du siehst aus wie der Tod auf Latschen.“

“Rührend, danke!“ erwiderte ich. Ich streckte fordernd die Hand aus: “Kaffee!“ Sie grinste mich an. “Was glaubst du, wer du bist? Mein Colonel?“

“Nein, dein Gott! Du hast mich auf nüchternen Magen beleidigt, das war gemein. Du weißt, wenn ich noch nicht wach bin, bin ich leicht reizbar.“

Sie grinste nur entschuldigend und stand auf, um die Kaffeekanne und eine Tasse vom Wagen in der Ecke auf den Konferenztisch zu stellen. Immer noch stehend schenkte sie mir ein. In diesem Moment betrat Sam den Konferenzraum. Sie erblickte Mac mit der Kaffeekanne, schnappte sich die volle Tasse und murmelte: “Dankeschön!“ Mac starrte ihr nach, mit ihrer linken Hand noch immer eine imaginäre Tasse umfassend. “Was war es diesmal?“ fragte sie schließlich.

“Naquadah-Zerfallsgeschwindigkeit unter Einfluss von Licht“, antwortete Sam wie aus der Pistole geschossen. Ich kicherte und nahm dankend den Kaffee an, den Mac mir inzwischen erneut eingegossen hatte.

Jack, Daniel und Teal’c betraten den Konferenzraum, gefolgt von Jadda und Minnesota, die ebenfalls verschlafen wirkten. “Es ist 0630, General. Was gibt es um diese Zeit?“ fragte Jack und blickte seinen Vorgesetzten an, der in diesem Moment aus dem Büro trat und die Tür hinter sich schloss. “Wir haben Nachricht von den Tok’ra.“

“Na, das ist doch mal was Erfreuliches. Und deswegen müssen wir so früh hier sein??“ murmelte Jack verstimmt.

“Sie werden heute alle um 1100 bereit stehen, um zu einem Tok’ra-Planeten zu reisen, dessen Adresse Garshaw mir vor ihrer Abreise gab. Dort wird ein Tel’tak auf Sie warten, mit dem Sie weiterreisen können“, teilte der General mit.

“Ich hoffe, es ist vollgetankt. Nicht, dass wir noch das Benzin zahlen müssen“, flachste Jack. Hammond lächelte kurz, dann lud er die noch stehenden Offiziere mit einer Geste ein, Platz zu nehmen. “Major Carter hat zusammengetragen, was wir bisher über die Situation auf Othalla wissen und wie die Reise in etwa ablaufen wird“, teilte er uns dann mit. Sam nickte und blickte auf ihre Unterlagen, bevor sie zu sprechen begann: “Der Weg zum Tel’tak führt -“

“Wenn Sie jetzt Wald sagen, raste ich aus. Wir hatten in den letzten Monaten nur Wald-Planeten. Ich kann keinen Wald mehr sehen“, unterbrach Jack.

“... durch einen Wald“, beendete Sam unbeeindruckt, schenkte Jack allerdings eines ihrer für ihn reservierten Lächeln. “Oh nein!“ stöhnte Jack. Keiner schenkte ihm auch nur die geringste Beachtung. “Der Flug selbst wird um die 24 Stunden dauern. Der Planet, von dem aus wir mit dem Schiff starten, liegt sehr nah am Asgard-System, wird allerdings noch mit sechs Koordinaten und einem Ausgangspunkt berechnet“, teilte Sam dann mit.

“24 Stunden!“ klagte Jack sein Leid, wieder unbeachtet.

“Von Othalla selbst wissen wir eigentlich nur sehr wenig. Dort treiben eine Menge Replikatoren ihr Unwesen und unser primäres Ziel ist die Befreiung der Leute, die die Asgard dort zurücklassen mussten“, meinte Sam.

“Aber warum?“ fragte Daniel, “Warum lassen Asgard einige ihrer eigenen Leute zurück?“

“Möglicherweise sollten sie etwas schützen oder holen und dann nachkommen“, schätzte Jadda.

“Vielleicht war die Aktivierung einer Selbstzerstörung primäres Ziel dieser Aktion“, schaltete Teal’c sich ein.

“Oder das“, stimmte Jadda nickend zu.

“Selbstzerstörung? Klingt nicht gerade nach den süßen, kleinen, grauen Kerlchen, oder?“ hakte ich nach.

“Nein, wahrlich nicht. Aber ganz offensichtlich ist etwas Gewaltiges da oben schief gelaufen ... und ich meine nicht die Replikatoren“, sagte Jack. Schulterzuckend klappte Sam ihr Mappe zu.

“Heute, 1100! Ich erwarte Pünktlichkeit, SG-1! Ladies“, grüßte Hammond in unsere Richtung und verließ den Konferenzraum.

“Und dann setzt er ein Treffen um 0630 an? Das war ja noch nicht mal eine richtige Besprechung! Das war ein Besprechungs-Snack!“ stöhnte Jack nun.

“Und noch etwas, Colonel!“

Der Angesprochene wirbelte in Richtung seines Generals herum, der wieder in der Tür zu seinem Büro stand. “Ich will auf dieser Mission keine Katastrophen.“

“Hey, Sir, Sie kennen uns doch!“ erwiderte Jack. Der General lächelte: “Eben, Jack! Eben!“

***

“Hey!“

Wir drehten uns auf dem Weg zum Fahrstuhl um. Jack hetzte auf uns zu und blieb direkt vor uns stehen. Er hielt ein Foto hoch: “Ist das etwa von euch?“ Er versuchte wohl kläglich, wütend zu klingen. Doch man merkte ihm nur allzu deutlich an, dass er eher peinlich berührt als verärgert über das Foto von ihm und Alina war. Wir blickten zu Jadda. “Von mir, um genau zu sein“, erwiderte sie. Jack blickte sie an, ließ dann noch einmal kurz den Blick zu uns anderen wandern, bevor er sagte: “Danke.“

Wir lächelten. “Kein Problem“, erwiderte Minnesota.

“Wir werden sie wiederfinden“, sagte er ernst. Wir nickten und betraten den Lift. Die Türen begannen sich zu schließen. Kurz bevor er aus meinem Blickfeld verschwand, erwiderte ich: “Danke, Jack.“ Als die Türen sich geschlossen hatten fragte Jadda: “Ob er Sams Bild in seinem Spind schon gefunden hat?“

***

“Was für ein Tag!“ rief Jadda und stürmte eilig in die Umkleide. Wir blickten ihr grinsend nach, während sie in einem der Spinde wühlte. “Ich habe mich noch mal hingelegt und verschlafen!“ erklärte sie dabei. Wir anderen waren bereits in halber Ausrüstung. “Ist uns nicht entgangen“, merkte Minnesota an.

“Und warum habt ihr mich nicht geweckt?“ fragte Jadda empört, verteilte Schokoladen-Riegel auf dem Boden, als sie ihre Basis-Hose zur Seite warf.

“Na ja, das wollten wir uns nicht entgehen lassen“, erwiderte ich grinsend, duckte mich vor Jaddas T-Shirt.

“Keine Sorge, wir hätten dich geweckt, sobald wir hier fertig gewesen wären, aber wir waren der Meinung, dass du eine Chance verdient hast“, erklärte Mac besänftigend und grinste breit zu uns herüber. Ich nahm die schwarze Jacke aus dem Schrank und zog sie mir über.

“Nett!“ murmelte Jadda verstimmt, lächelte dann aber leicht. Ein Zeichen dafür, dass sie es nicht ernst gemeint hatte.

Für diese Mission waren uns schwarze Uniformen zur Verfügung gestellt worden. Mir persönlich war diese Farbe sowieso lieber als das helle Braun für Wüsten- oder das dunkle Grün für Wald-Planeten.

“Nur keine Hektik, wir haben noch eine viertel Stunde Zeit“, sagte Mac und kontrollierte den Inhalt des Rucksacks, bevor sie ihn an ihrer Weste festschnallte. Jadda warf sich in Hose und T-Shirt, bevor sie ihre Jacke anzog. Ich zog Alinas Bericht aus der Hosentasche meiner grünen Freizeit-Uniform und verbarg ihn in der Tasche der schwarzen. Minnesota war dieser Handgriff nicht entgangen: “Ist alles in Ordnung bei dir?“ Ich blickte zu ihr. “Sicher“, antwortete ich und manövrierte mühevoll meine Weste mit dem Rucksack über meine Schultern.

“Wird komisch, nur zu viert, obwohl wir wissen, dass noch jemand da war ... ist“, meinte nun auch Jadda.

“Ja“, erwiderte ich. Sie nickte langsam: “Diese Sache muss auch ohne Alina klappen.“ Ich nickte: “Aber ich werde ihr Tagebuch nicht hier lassen. Ich habe es in den letzten fünf Monaten kaum aus der Hand gelegt.“ Jadda nickte. Ich griff zu der Zat-Waffe und hängte sie in den Haltegurt an meinem Bein. Dann richtete ich mich wieder auf und blickte zu den anderen. Unwillkürlich musste ich grinsen.

“Was?“ fragte Mac verwirrt.

“Na ja, ihr seht zum Küssen aus“, meinte ich. Mac lachte.

“Hör gut zu, Snakie! Du bist hier die Jüngste, du hast dich nicht über uns lustig zu machen“, tadelte Minnesota scherzhaft.

“Ah ... nein, ich bin die Älteste. Ich bin insgesamt 68“, erklärte ich dann.

“Neee, Curai zählt nicht“, antwortete Minnesota.

“Okay, dann gebe ich mich geschlagen“, meinte ich grinsend. Minnesota ging zu meinem Spind und nahm die Kappe heraus, setzte sie mir mit einer schnellen Bewegung auf den Kopf. “In Ordnung, Camper, habt ihr die Sonnen-Creme?“ fragte sie und zwinkerte uns zu. “Ah ... Urlaub auf Othalla“, schwärmte ich flachsend.

“Der Planet, wo immer die Sonne scheint“, fuhr Jadda in Werbe-Tonlage fort. Wir verließen die Umkleide und machten uns auf den Weg zu den Fahrstühlen.

***

“Was ist das?“ Misstrauisch blickte ich auf die Kiste, die zwischen Daniel und Teal’c auf dem Boden lag. Jack warf ihr nur einen kurzen Blick zu, dann kümmerte er sich wieder um seine Weste, kontrollierte, ob alles darin enthalten war. Ich glaubte eher, dass er irgend etwas tun wollte, anstatt tatenlos mit anzusehen, wie Sgt. Davis und Siler sich begeistert über die Spannungen am dritten Chevron ausließen. Ich bemerkte auch Sam bei den beiden und grinste.

“Wird wohl noch dauern, bis wir aufbrechen“, seufzte auch Jadda und betrachtete dann ebenfalls die Kiste.

“Da sind MPs drin“, antwortete Jack nun auf meine Frage. “MPs? Wozu denn -“

“Replikatoren lassen sich leider nicht mit Zats aufhalten“, unterbrach Jack, bevor ich meine Frage zu Ende bringen konnte. Ich verzog das Gesicht – als ob wir das nicht selber wüssten.

“Warum nehmen wir die Zats dann mit? Da oben ist doch nichts außer Replikatoren und ein paar Asgard“, wollte Minnesota wissen.

“Man kann nie wissen“, entgegnete Sam und gesellte sich nun auch zu uns. “Kann es endlich losgehen?“ fragte Jack ungeduldig. Wie zur Antwort setzte sich der Ring mit einem schleifenden Geräusch in Bewegung.

“Ich liebe diese Show“, schwärmte ich und wandte mich mit Jadda dem Tor zu.

“Chevron eins aktiviert!“

Minnesota und Mac kamen zu uns rüber.

“Chevron zwei aktiviert!“

“Ich hoffe, du hast nicht allzu gut gefrühstückt, Snakie. Nicht, dass dir wieder schlecht wird“, neckte Jadda. Ich grinste sie an. “Ich habe sogar sehr gut gefrühstückt“, erwiderte ich.

“Chevron drei aktiviert!“

“Oh je!“ lächelte Minnesota.

“Nichts da! Curai wird mir da durch helfen, ohne Schwierigkeiten!“ versprach ich.

“Chevron vier aktiviert!“

“Dann ist ja alles in Ordnung“, schloss Minnesota lachend.

“Chevron fünf aktiviert!“

“In Ordnung, Leute! Habt ihr Insekten-Spray dabei?“ grinste Jack und zog sich seine Kappe tiefer in die Stirn.

“Chevron sechs aktiviert!“

Ich blickte zum Tor.

“Chevron sieben codiert!“

Ein lautes Rauschen unterbrach die Geräusche in der Halle. Fasziniert – als sähen wir es zum ersten Mal - beobachteten wir den Ereignishorizont. “Können wir los?“ fragte ich. Drängelnd winkte Jadda.

“Einen Moment noch!“ Jack gebot uns mit erhobener Hand Einhalt. “Jadda, dürfte ich mal deinen Rucksack sehen?“ fragte er freundlich.

“Meinen ... Rucksack?“

“Ich hoffe, es ist nicht allzu viel Privates drin“, meinte Jack und blickte sie abwartend an. “Nein“, antwortete Jadda.

“Sehr gut! Her damit!“ verlangte er erneut. Jadda schnallte ihre Tasche ab und reichte sie mit skeptischem Blick an Jack weiter.

“Was soll das?“ fragte Minnesota verwirrt.

“Ihr habt mehr Bilder von der letzten Mission mitgebracht, als wir gefunden haben“, sagte Jack.

“Ah ... richtig!“ meinte Jadda und mimte die Geknickte, “Kommt nicht wieder vor!“

“Carter, durchsuchen Sie sie!“

“Jack, meinst du nicht, du gehst zu weit?“ ging nun auch ich dazwischen. Er grinste mich nur an. “Das ist Geheimsache, eine geheime Mission – ihr erinnert euch?“ war alles was er sagte. Sam zuckte mit den Schultern und tastete Jaddas Jacke ab, während Jack weiter ihren Rucksack durchforstete. Plötzlich stieß Sam auf einen Widerstand unter Jaddas Jacke und blickte sie fragend an, schenkte ihr den skeptischen Carter-Blick. Die Palacerin blickte sie flehend an. Sam nickte langsam und ließ die Kamera dort, wo sie war.

“Zu denselben Bedingungen wie letztes Mal“, verlangte sie flüsternd.

“Okay, nichts!“ meinte Jack in diesem Moment.

“Colonel O’Neill, wären Sie nun endlich so gütig, den Ereignishorizont zu passieren. Jede Minute kostet eine Unmenge an Geld!“ beschwerte Hammond sich über Lautsprecher.

“Jawohl, Sir!“ nickte Jack und reichte Jadda ihren Rucksack zurück.

“Nichts, Sir“, verkündete Sam.

“Dann lasst uns aufbrechen!“ verlangte Mac und verschwand mit bedachten Schritten im Ereignishorizont. Ich blickte ihr mit Jadda nach. “Was hat die denn gebissen, dass sie nicht warten kann?“ fragten wir an Minnesota gewandt. “Reisefieber!“ erwiderte diese. Daniel und Teal’c nahmen die Kiste auf und trugen sie durch das Stargate. Jack folgte ihnen mit schnellen Schritten. Jadda winkte uns zu, uns zu beeilen und ging ebenfalls hindurch. “Sam?

Ich drehte mich zu Minnesota um, die fragend zu dem Major hinter ihr blickte. “Was?“ fragte die blonde Frau.

“Woher weiß das Stargate eigentlich, wie viele Leute hindurch gehen?“ wollte die Palacerin wissen.

“Was?“

Ich hatte Sam noch nie so irritiert gesehen.

Gespannt zögerte ich meine Abreise hinaus, während ich fasziniert und amüsiert Sams Mienenspiel beobachtete, das zwischen ’Keine Ahnung’ und ’Wenn ich die dritte Wurzel aus vier nehme ...’ schwankte.

“War nur eine Frage“, meinte Minnesota schulterzuckend, offensichtlich stolz, die intelligenteste Frau unterhalb der Erdoberfläche zum Schweigen gebracht zu haben. “Ich ... werde darüber nachdenken, wenn wir zurück sind“, versprach Sam. Sie sprach nur sehr langsam, als würde sie bereits jetzt rechnen. Ich grinste Minnesota anerkennend an und hüpfte über die Grenze. Helle Punkte zischten an mir vorbei, ich hörte meinen Puls überlaut und konzentrierte mich vollkommen darauf, auf der anderen Seite stehen zu bleiben und den Schwung abzufangen, mit dem ich das Wurmloch betreten hatte.

Ich stolperte, fing mich mit den Armen balancierend ab und blickte von der hellen Steinplattform die Treppen hinunter zu Jack, Daniel und Teal’c. Mac stand wartend auf der letzte Stufe, Jadda lehnte bereits am DHD und betrachtete die Zeichen darauf.

“Hey!“ rief ich ihr und Mac zu. Die beiden blickten zu mir. Auch Jack blickte auf.

“Ich bin stehen geblieben!“ triumphierte ich. Jack grinste.

“Man bekommt irgendwann den Bogen raus, ha?“ fragte Jadda ebenso erfreut, bevor sie sich wieder den Schriftzeichen zuwandte.

“Man reist viel komfortabler, wenn nicht ständig jemand in deinen ...“ Weiter kam ich nicht, denn jemand stolperte von hinten gegen mich. Ich schrie auf, hörte Minnesota fluchen und gemeinsam kugelten wir die Stufen vor dem Tor hinunter. Ich fand mich nur einen Augenblick später unten wieder. Oben schloss sich der Ereignishorizont.

“Oh je!“ kicherte Sam und eilte uns zur Hilfe. Ich sortierte meine Extremitäten. “Min?“ hakte ich verwirrt nach, “Alles klar?“

“Oh, wenn du nicht sofort von meinen Rippen runtergehst, nicht. Aber sonst ... ich bin weich gelandet!“ erwiderte sie und blickte zum Tor hinauf, um den Weg zurückzuverfolgen, den wir übereinander hinwegstürzend hinter uns gebracht hatten.

Ich blickte sie tadelnd an und wurde von Sams hilfreicher Hand auf die Füße gezogen. “Viel besser“, stöhnte Minnesota und rappelte sich ebenfalls wieder auf.

“Was ist eigentlich los mit mir? Erst Alina, dann Jadda ...“, fragte ich stöhnend.

“Dann ich. Tut mir wirklich Leid, Snakie. Das müssen wir scheinbar noch üben ...“, antwortete Minnesota. Jack war in die Hocke gegangen und lachte. Verärgert blickte Sam ihn an. Auch Daniel warf ihm tadelnde Blicke zu: “Du hättest es ihr sagen können. Man bleibt nicht direkt vor einem aktivierten Stargate stehen.“

“Warum hast du es nicht gemacht?“ hakte Mac nach und ich sah, dass sie sich ein Lachen nur schwer verkneifen konnte.

“Daniel Jackson und ich konzentrierten uns auf den Wald“, teilte Teal’c vollkommen gelassen mit.

“Mit deinem Rücken alles okay?“ hakte Minnesota um Entschuldigung heischend nach.

“Ich hätte nicht direkt vor dem Horizont stehen bleiben sollen. Es geht schon. Curai kümmert sich bereits um das, was so weh tut.“ Ich hielt inne und tastete meine Rippen ab. “Gott, was ist das eigentlich?“

<Du hast dir nichts getan, törichtes Mädchen>, erwiderte die Tok’ra hochtrabend.

“Na, danke für die Erleuchtung, Ihre Gnaden. Wäre ich nie alleine drauf gekommen“, erwiderte ich für alle hörbar und ignorierte die Blicke, die ich damit auf mich gezogen hatte.

<Entschuldigung>, sagte ich dann zu ihr. Jetzt zuckte Jack die Schultern und drehte sich zum Wald um. “Oh mein Gott!!“ rief er augenblicklich aus. Erschrocken blickten alle zu ihm. “Das sind ja alles Bäume!! Herrlich!! Da ist einer und da und da! Wie lange habe ich nun schon keinen Baum mehr gesehen? Fantastisch!“ Immer noch jubelnd entfernte er sich von uns. Das Letzte, was ich hörte war: “Daniel, pack die Video-Kamera aus! Da ist eine Tanne!“ Dann war er im Dickicht verschwunden.

Ich blickte Jadda an, die Mac und diese zu Minnesota. Synchron wandten wir unseren Blick dem Rest von SG-1 zu. “Das tut er immer“, sagte Daniel.

“Oh ja, erinnert ihr euch, wie er diese Wüste verwünscht hat?“ fragte Sam. Daniel grinste. “Nur blöd, dass er bei all seiner Flucherei den Stein übersehen hat“, ergänzte er. Sam lächelte: “Das war die kürzeste Mission, die wir je hatten.“

“Fünf Minuten?“ fragte Daniel. Sam schüttelte den Kopf.

“Es waren sieben“, erwiderte Teal’c ruhig. Dann gingen sie hinter ihrem Anführer her.

“So was zeigen sie natürlich nicht im Fernsehen“, beschwerte ich mich seufzend.

“Würde nur Jacks Ruf schaden“, meinte Minnesota.

“Das schon, aber es wäre auf alle Fälle lustig“, kicherte Jadda.

***

“Malek!“ Erfreut lächelte Jadda und eilte auf ihn zu. Ich grinste.

“... und das ist genau das, was ich denen immer zu erklären versuche. Eine Kalibrierung der Sensoren ist doch ohne Generierung eines seismischen Schutzfeldes nach Newtons Regel vollkommen absurd. Und ich dachte, die Leute wären Physiker! Da gehen sie hin und kalibrieren ein retroenergetisches Feld um einen Generator, der noch gar nicht bereit dazu ist“, beschwerte Sam sich hinter mir. Ich drehte mich um. Mac und Minnesota nickten mitfühlend – eher sicherheitshalber als verstehend.

“Und ... ähm ... hat es nun funktioniert?“ fragte Mac.

“Nein!“ rief Sam entrüstet, “Das erkläre ich doch schon die ganze Zeit. Retroenergetische Felder sind sehr instabil. Ihre Komplexität in exponentiellen Variablen darzustellen ...“

“Ach so“, murmelte Minnesota und ließ Sam munter weiter auf Mac einreden, rettete sich in Teal’cs verschwiegene Gesellschaft.

“Also entweder lebten hier die Kelten – die Opfergaben in Form von Schwertern im Fluss lassen darauf schließen - oder ein ähnliches Volk“, schloss Daniel seinen Vortrag ab, den er im Wald vor zehn Minuten begonnen hatte.

“Vielleicht waren die Teile einfach nur zu schwer beim Schwimmen ... oder sie haben die Schwerter nur verloren, als sie am Fluss vorbeikamen“, schätzte Jack und versuchte, wenigstens den Eindruck zu erwecken, als hätte er die letzten zehn Minuten zugehört.

“50 Schwerter an einer einzigen Stelle“, sagte Daniel mit hochgezogenen Augenbrauen und maß Jack mit einem prüfenden Blick. “Sie waren eben ... sehr zerstreut“, zuckte Jack mit den Achseln. Daniel seufzte resignierend und stiefelte zu Malek hinüber.

“Was? Was habe ich jetzt wieder gesagt?“ fragte Jack und stapfte hinterher. Ich folgte ihnen.

“... schön zu sehen, dass ihr alle wohlauf und auch unverletzt seid. Nur deshalb habe ich um diesen Auftrag gebeten“, verkündete Malek gerade, als ich näher an die Gruppe heran trat. Er lächelte zu mir herüber: “Curai!“ Ich senkte den Blick und überließ ihr die Kontrolle. “Malek. Nicht mehr lange und ich werde wieder zu euch stoßen“, versprach sie.

“Davon habe ich gehört. Ich bin sehr froh. Dennoch kann ich mir denken, dass dir das Studium auf der Erde sicher gefallen hat“, meinte er lächelnd.

“Primitive Geschöpfe!“ winkte Curai ab.

<Oh, primitiv, ja? Wer von uns sieht sich die ’Sesamstraße’ an?> fragte ich. Curai ignorierte mich gepflegt und ich drängte mich wieder an die Kontrolle.

“Nettes Schiff! Neu?“ fragte Jack.

“Eines der neuesten Modelle, in der Tat. Wir übernahmen es von Persephone“, erklärte Malek.

“Schon wieder ein neuer Name, hm?“ hakte Jack frustriert nach.

“Es gibt noch Millionen von Goa’uld“, nickte Malek.

“Vom Rumstehen werden es auch nicht weniger“, murmelte Jack.

“Ich zeige euch den Innenraum, dann kehre ich zur Basis zurück“, erklärte Malek und öffnete die Tür. Minnesota blickte zu Jadda und bemerkte ihren enttäuschten Gesichtsausdruck. “Was ist los?“

“Malek wird nicht mitkommen?“ fragte Jadda gedrückt.

“Oh, wie schade. Aber man kann halt nicht immer alles haben, Euleken“, lachte Minnesota und zog ihre Freundin hinter sich her ins Schiff.

***

Ich saß neben Minnesota an die Wand gelehnt und beteiligte mich gemeinsam mit ihr am Bericht der Dinge, die seit unserem letzten Treffen mit SG-1 vorgefallen waren, während Daniel zuhörte. Mac redete mit Sam über die Fortschritte an dem Naquadah-Projekt, das die Wissenschaftlerin betreute. “Wir haben ein paar deiner Entwürfe zusammengemixt und zumindest schon einmal die Außenhülle zu Ende entworfen. Ich hoffe, wir können in etwa einem Jahr mit den ersten Tests beginnen.“

“In einem Jahr erst?!“ entfuhr es Mac. Sam nickte. Jadda saß im Schneidersitz gegen die Trennwand zwischen Pilotenkanzel und Transportraum im vorderen Teil des Schiffes gelehnt und tippte eifrig in ihren Laptop. Teal’c steuerte das Schiff unbeteiligt und Jack stand in der Tür und beobachtete Jadda neugierig. “Worum geht es da?“ fragte er schließlich wissbegierig. Jadda blickte ihn etwas erschrocken an, dann lächelte sie. “Oh ... ich denke nicht, dass du das wissen willst.“

“Ach nein?“

“Nein.“

“Warum?“

“Weil ... na ja ... es nicht sonderlich erfreulich für dich ist.“

“Ach nein?“

“Nein“, antwortet Jadda.

“Sag es mir!“ verlangte Jack.

“Okay ... du wirst sterben.“

“Was!?“

“Nur kurz.“

“Nur ... kurz?“

“So etwa drei Tage, dann tauchst du wieder auf“, schwor Jadda. Jack schaute nur entgeistert.

“Jetzt guck nicht so! Ist doch nicht so, als würde ich Slash schreiben, oder?“ hakte sie nach.

“Was ist denn bitte Slash?“ fragte Jack. Jadda hielt in ihrer Bewegung inne. Jack bemerkte es: “Ist es was Schlimmes?“

“Das liegt wohl im Auge des Betrachters“, meinte Jadda langsam.

“Ach ja?“

“Ja.“

“Was ist es?“ fragte Jack neugierig.

“Warte hier!“ sagte Jadda und stand auf. Ich wurde von unserem Gespräch abgelenkt, als Jadda den Transportraum betrat und Mac am Ärmel packte. Sie flüsterte ihr etwas ins Ohr. “Aber ich unterhalte mich gerade -“

“Bitte! Ich kann ihm das doch nicht alleine erklären.“

“Was?“ fragte Mac. Ihre Augen weiteten sich, als sie Jaddas geflüsterte Antwort hörte. Ich selbst konnte sie nicht verstehen und auch Sam wirkte verwirrt.

“Da wäre wohl die Slashing-Queen eine Hilfe, was?“ fragte sie leise. Jadda blickte sie entnervt an. “Allerdings, aber Antares ist nicht hier“, antwortete sie flüsternd. Ich beobachtete, wie Mac grinsend aufstand und Jadda in die Pilotenkanzel begleitete.

“Na ja ... jedenfalls hat JJ sämtlichen Kontakt abgebrochen und es schien beinahe, als sei sie tot. Wir waren ernsthaft besorgt um sie. Dass sie bloß nicht wusste, wie und ob sie überhaupt mit uns über das Geschehene sprechen konnte, konnten wir ja nicht ahnen“, berichtete Minnesota dann weiter. Ich senkte kurz den Blick: “Tut mir leid.“ Sie nickte: “Hat sich ja alles aufgeklärt und so lange du das Spielchen nicht wieder spielst, ist alles in Ordnung von meiner Seite. Eine ganz andere Sache ist da schon die Gedächtnis-Blockade“, wandte sie sich an Daniel und Sam, die inzwischen auch hinzugetreten war.

“Wir ... hielten es für besser“, erklärte sie.

“Aber warum? Es war die wundervollste Reise unseres Lebens, wenn man mal von den Folgen absieht“, erklärte ich.

“Irgendwie war es seltsam. Wegen der Torreise ist so einiges kaputt gegangen“, murmelte Sam.

“Wir hatten einfach Sorge, ihr würdet ...“ Daniel suchte nach Worten.

“Es euch übel nehmen?“ hakte Minnesota nach.

“Niemals. Ihr könnt doch nichts dafür, dass Alina ...“ Ich schüttelte den Kopf.

WAS??!!!“

Wir drehten uns zur Pilotenkanzel.

“Das ist ja wohl das Abwegigste, was ich je gehört habe!!“ entrüstete Jack sich, stürmte zu uns und zog Daniel auf die Beine. “Jack, was -“

“Klappe halten, Daniel! ... Und jetzt erklärt es ihm!“ rief Jack und schleifte den Archäologen zu Jadda und Mac, die mit einem breiten Grinsen in der Tür zur Pilotenkanzel standen. “So schlimm ist es doch nun nicht. Stell dich nicht so an!“ meinte Mac.

“Außerdem wäre es doch möglich“, erwiderte Jadda grinsend. Sie erntete einen wütenden Blick, unter dem selbst Anubis pulverisiert worden wäre, und verschwand in der Pilotenkanzel. Fragend blickten wir uns an. “Was war das denn?“ fragte Minnesota. Ich wartete auf irgendeine Reaktion aus der Kanzel, schließlich begann jemand, laut zu lachen. Daniel stolperte in den Transportraum. Er lehnte sich gegen die Wand und lachte.

“Was geht denn hier eigentlich vor?“ fragte Sam verwirrt.

“Daniel ... lacht“, sagte ich erstaunt. Sam blickte zu mir. “Das ist doch was ganz Normales, oder?“ Auch Minnesota schien nun ihren Blick zu fangen. Diese blickte ebenso erstaunt zu dem Archäologen hinüber. “Ich habe Daniel noch nie ... so lachen gesehen“, murmelte sie dabei. Jack stürmte nun hochrot im Gesicht in den hinteren Teil des Transport-Schiffes und blieb mit gespreizten Beinen und den Händen in der Hüfte vor ihm stehen. “Was ist daran so witzig?“ fragte er giftig.

“Ach, komm schon ... sag bloß, du machst dir Sorgen deshalb“, meinte Daniel immer noch kichernd.

“Du offensichtlich nicht.“

“Nein, Jack. Ich finde es ... amüsant und interessant. Es ist nur eine Variation von Fanfiction. Was ist dabei?“ Daniel hatte sich wieder gefangen und blickte Jack lächelnd an.

“Es sind nur Geschichten. Es ist doch nicht so, als würde das einer Tatsache entsprechen ...“, sagte er dann. Jack verschränkte die Arme und antwortete nicht.

“Oder?“ hakte Daniel nach.

“Nein, Daniel, natürlich nicht, ich meine ... oh, mein Gott, diese Gater sind so ... so ...“, seufzte Jack und legte sich ein Hand gegen die Stirn.

“So ... so ... was?“ fragte ich lauernd.

“Es sind nur Stories, Jack. Wir wollen niemandem schaden oder jemanden ärgern. Daniel hat Recht. Wir lesen sie wie alle anderen auch“, erwiderte Mac.

“Ihr lest sie auch noch?“

“Wenn jemand etwas schreibt, wird es natürlich gelesen. Wozu schreibt man denn sonst ... und übrigens: Slash kann auch sehr romantisch sein“, meinte Minnesota kopfschüttelnd, die das Thema scheinbar erraten hatte.

“Oh ja“, grinste Jadda.

“Jack, es ist nur eine Story“, meinte Daniel schulterzuckend.

“Es ist aber nicht wahr! Ich meine, du würdest es wissen, oder etwa nicht?“ hakte Jack nach.

“Wir haben nur unseren Spaß“, grinste Mac. Daniel lächelte auch.

“Worum geht es hier?“ fragte Sam schmunzelnd.

“Um Slash“, antwortete Mac.

“Slash? Ah ... ich las so ein Ding“, sagte Sam. Jack blickte sie entgeistert an. Sein Blick war dermaßen fassungslos, dass alle Personen im hinteren Teil des Schiffes anfingen zu lachen. “Sie haben ... gelesen? Und Sie haben es mir nicht gesagt? Hielten Sie es für unnötig, mich über so etwas aufzuklären?“ fragte er heiser.

“Nun, Sir, ich dachte, Sie und Daniel würden es auch lesen. Die Fanfictions, die Daniel uns letztes Mal gab. Ich habe fast alle durch. Und Teal’c auch“, sagte Sam, “Ich finde diesen Typ Story gar nicht so schlecht. Es ist ... interessant.“ Sie grinste.

“Das scheinen ja offenbar alle furchtbar witzig zu finden“, entgegnete Jack.

“Ist da etwa was dran?“ hakte Sam neckend nach. Jack blitzte zu ihr hinüber, hatte schon eine passende Antwort auf der Zunge.

Wie konnte ausgerechnet Sam eine so unmögliche Frage stellen?

Wusste sie denn nicht … erst jetzt bemerkte er, dass sich alle vor Lachen kaum mehr halten konnten. Mit rollenden Augen wandte er sich ab und murmelte noch ein “Wie kann man nur so kindisch sein“ bevor er fluchtartig den Transportraum verließ.

Die Ankunft

“Die Schriftsprache der Asgard entspricht denen alter Runen, wie wir sie von der Erde kennen. Deshalb bin ich immer davon ausgegangen, dass die Asgard den alten Völkern, welche diese Runen verwendeten, die Schrift brachten“, erklärte Daniel. Ich nickte langsam und ließ Curai an die Kontrolle. “In der Tat scheinen die Asgard das Bild von Ta’uri entscheidend geprägt zu haben. Doch auch die Antiker, die Nox und die Furlinger haben einiges in dieser Richtung zu bieten“, erklärte sie.

“Das bestreite ich auch gar nicht“, erwiderte Daniel, “Leider fällt es mir nur schwer, die antikischen Texte zu übersetzen, die ich von PB2-098 auf Video aufgezeichnet habe. Und mehr als die Videos haben wir nicht. Du weißt sicher, dass eine Rückkehr unmöglich ist, da das Gebäude ins Meer gestürzt ist. Trotzdem ich sie vollständig aufzeichnen und kopieren konnte, finde ich kaum vergleichbare Referenzen. Und was die Schrift der Furlinger und Nox angeht ...“ Er brach ab.

“Ich hatte tatsächlich die Möglichkeit, die Schriftzeichen der Furlinger zu erlernen, Daniel Jackson. Das war vor etwa 10 Jahren während einer Ausgrabung. Wir fanden Hinweise auf einige interessante Dinge, die die Furlinger entwickelt haben sollen. Leider steht es mir nicht frei, weiter darüber zu sprechen“, sagte Curai. Ich wusste das. Ich hatte schon im ersten Monat versucht, Zugriff auf ihre Forschungsergebnisse zu bekommen, doch sie verweigerte ihn mir.

“Dennoch schreiben die Bewohner des Planeten noch in dieser Schrift und so war es mir möglich, ein Alphabet aufzustellen, das aus rund gerechnet 100 Zeichen besteht. Wenn du willst, stelle ich es dir zur Verfügung, als Gegenleistung für die Hilfe bei den Übersetzungen einiger antikischer Texte“, schlug die Tok’ra dann vor. Daniel nickte: “Das wäre perfekt, danke.“ Ich übernahm wieder die Kontrolle. Das Tel’tak lag ruhig da. Sam rechnete an irgendwelchen Naquadah-Vergleichswerten herum.

Mac und Minnesota waren Jadda in den vorderen Teil gefolgt, um den Anblick des Hyperraums zu bewundern. Jack hatte sich gegen die Wand gelehnt und die Kappe ins Gesicht gezogen, döste offenbar vor sich hin.

Vielleicht war er auch nur beleidigt, da er neben Daniel der Einzigste zu sein schien, der Slash nicht kannte und noch schlimmer: Daniel fand diese Tatsache witzig!

Meine Hände taten weh. Jack hatte uns insgesamt eine Stunde lang damit malträtiert, MPs zusammen- und wieder auseinander zu bauen. Am Schießen hatte Sam ihn entschieden gehindert.

Immerhin könnte es Querschläger geben. Das hatte Jack dann zum Glück auch eingesehen und die Qualen beendet.

Ich schaute auf die Uhr. Eigentlich müssten wir bald da sein. “O’Neill, wir werden den Hyperraum in drei Minuten verlassen“, teilte Teal’c in diesem Moment mit.

“Gott sei Dank!“ entfuhr es dem Colonel. Ich musste ihm zustimmen. Die letzten Stunden waren über alle Maßen langweilig gewesen. Andererseits bedeutete das, dass es nun losging. Es war recht einfach. Jack hatte uns nach dem Start erneut eingeschärft, woraus unsere Mission bestand: Die Asgard finden und den Generator für das Schutzschild abschalten. Ich stand auf und ging in die Pilotenkanzel: “Wie wollen wir die Asgard finden?“ Ich beobachtete, wie sich das Hyperraumfenster auflöste und wir mit normaler Geschwindigkeit auf Othalla zusteuerten.

Der Planet war schon von weitem ein beeindruckender Anblick. “Wie lange dauert es, um solche Städte zu bauen?“ flüsterte Minnesota neben mir.

“Städte? Othalla ist eine einzige Stadt“, erwiderte Jadda grinsend.

“Ewigkeiten“, schätzte Mac. Plötzlich wurde die Kanzel in ein grelles Licht getaucht und einen Moment später stand ein kleines, graues Wesen mit großen schwarzen Augen vor mir.

“Thor!“ entfuhr es Jack überrascht.

“O’Neill!“ grüßte der Asgard zurück. Minnesota stieß mich an. “Der ist ja wirklich so süß, wie er immer im Fernsehen aussieht“, sagte sie grinsend. Ich nickte, noch immer benebelt von der Konfrontation mit dem Transportstrahl und dem kleinen Außerirdischen. “Ich wollte euch noch einmal in die Gegebenheiten einführen“, erklärte Thor. Ich blickte mich in dem kleinen Raum um, in dem wir uns nun befanden und der durch unsere achtköpfige Anwesenheit noch winziger wirkte. Er schien zu einem Raumschiff der Asgard zu gehören, das außerhalb der Atmosphäre von Othalla schwebte. Durch ein Panorama-Fenster konnte man Othalla erkennen und sogar das kleine Transportschiff der Tok’ra.

“Wieso? Gibt es was Neues?“ fragte Jack. Thor schüttelte den Kopf: “Wir haben keine Nachricht von unseren Wissenschaftlern erhalten, O’Neill. Ich bin in Sorge, da ein solches Verhalten sehr ungewöhnlich ist. Sie sind eigentlich sehr zuverlässig.“

“Wir schalten den Schild ab, dann könnt ihr euch selbst von dem Zustand eurer Leute überzeugen“, versprach Jack.

“Thor?“ Ein anderer Asgard steckte den Kopf durch eine schmale Türöffnung herein, die mir bisher nicht aufgefallen war. “Oh, ich wollte nicht stören!“ sagte er dann und machte Anstalten, zu gehen, hielt sich aber zurück, als Thor ihm zuwinkte. “Ich möchte dir jemanden vorstellen“, sagte Thor. Der Asgard kam mit langsamen Schritten auf uns zu. Er glich Thor bis ins kleinste Detail und ich hatte das Gefühl, dass uns sein Name nicht wirklich weiterhelfen würde, es sei denn, wir müssten ihn durch Rufen aus einer Hundertschaft Asgard selektieren.

“Das ist Heimdall“, stellte Thor vor.

“Ihr seid Menschen. Das ist ja so faszinierend. Ich habe selten Gelegenheit, eure Rasse zu sehen. Eigentlich noch nie“, brach es aus dem Asgard heraus.

“Weiblich?“ murmelte Jack in Sams Richtung. Sie nickte nur und flüsterte: “Nehme ich doch mal an. Ihre Stimme ist heller.“

“Deine kleine Freundin, Thor?“ fragte Jack. Ratlos blickten sich die beiden Außerirdischen an. Dann schüttelte Thor den Kopf und sagte: “Das sind die Menschen von der Erde, von denen ich dir berichtet habe. O’Neill, Dr. Jackson, Major Carter, Teal’c und die anderen.“ Ich verzog das Gesicht. Auch Mac schien eindeutig etwas gegen diese Bezeichnung zu haben und sagte daher: “Ich heiße Mac.“ Sie ging in die Knie und streckte Thor ihre Hand entgegen. Der Asgard zögerte, trat dann einen Schritt zurück.

Mac zog die Augenbrauen hoch und richtete sich wieder auf: “Dann nicht.“

“Für euer Vorhaben ist alles geklärt?“ fragte Thor. Jack nickte: “Generator abschalten und so weiter ... alles klar, Thor. Wir werden deine kleinen Freunde suchen und mit an Bord nehmen, bevor wir abfliegen. Du kannst uns dann raufholen, sobald wir Kontakt aufnehmen.“ Thor nickte.

“Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder. Ich finde eure Spezies unglaublich faszinierend“, sagte Heimdall. Ich lächelte amüsiert.

“Oh ... okay!“ meinte Jack etwas zögerlich. Der Transportvorgang setzte ein und ich fand mich auf dem Tok’ra-Schiff wieder.

“Wow!“ meinte Minnesota. Sam ging sofort zur Tagesordnung über: “Ich nehme an, dass der Computer in der Kontrollzentrale funktioniert. Dann könnten wir die Asgard mit Hilfe von Wärme-Sensoren finden, Sir.“ Jack nickte: “Wir richten uns dort ein.“ Wir nickten, während Teal’c das Schiff auf das hohe Gebäude zuflog, in dem Sam und Thor damals auf die Replikatoren-Schiffe gewartet hatten.

Teal’c flog das Schiff in einen hohen und breiten runden Raum, der als eine Art Ankunftshalle für Reisende zu dienen schien. Dort landete er es.

“Endstation, alles aussteigen!“ verkündete Jack und scheuchte uns in den hinteren Teil des Tel’taks, um unsere Ausrüstung zu holen, bevor wir zu fasziniert an dem imposanten Bild der Asgard-Stadt hängen konnten. “In Ordnung, ich sage euch was, das ist wichtig! Ihr werdet MPs bekommen, sobald wir etwas Schießen geübt haben. Also bleibt bei uns. Keine Extra-Touren oder Entdeckungsreisen oder ähnliches. Hier,“, er hielt jedem von uns eine Pistole entgegen, “nur für den Notfall, verstanden? Eigentlich hätte ich mit euch dafür in den Schießstand gehen müssen. Da ihr aber bereits echte Waffen benutzt habt und Zeit für uns im Moment Geld ist ...“

Es war nicht nötig, dass er den Satz beendete. Wir nickten und packten die Zats in die Rucksäcke, bevor wir diese auf den Rücken fixierten. Die Pistolen hängten wir an ihre Stelle in die Gurte.

“Okay, wir lassen das Tel’tak hier. Carter?“

“Ja, Sir?“

“Wäre das Schiff ein Appetithappen oder ähnliches für diese Dinger?“

Sie dachte einen Moment nach. “Meines Wissens ernähren sie sich von der fortschrittlicheren Technologie, Sir. Und die Asgard haben wesentlich weiterentwickelte Techniken als die Tok’ra. Oder?“ Sie wandte sich an mich.

<Ja, soweit ich bisher über die Asgard gelesen und gelernt habe, ist ihre Technologie zu dem Zeitpunkt auf unserem heutigen Stand gewesen, als wir entstanden>, antwortete Curai.

“Ja“, kürzte ich in Sams Richtung ab. Wir gingen wieder nach vorne und versammelten uns am Eingang. “Dann los!“ ordnete Jack an und Teal’c öffnete den Eingang, der seitlich in der Pilotenkanzel lag.

***

Es war gespenstisch still in den Gängen des Asgard-Gebäudes. Auch draußen regte sich kein Schiff. Die Ruhe tat beinahe weh. Angespannt bis zum Letzten schlichen wir durch die Gänge. Jack und Teal’c bildeten die Vorhut, blickten vorsichtig einige Sekunden um jede Ecke, bevor sie uns weiterführten. Ich hatte die Gänge eines gewöhnlichen Asgard-Gebäudes bisher nur einmal gesehen und das war in der Serie gewesen.

Es war wieder einmal erstaunlich, wie sehr die Serie dem Original angeglichen war. Die roten Wände tauchten die Flure in ein warmes Licht. Ich fühlte mich heimisch, ohne sagen zu können, wieso. In regelmäßigen Abständen spannten sich silberfarbige Bögen wie viele aneinandergereihte Tore über die Gänge und der schwarze Boden war blank poliert. Es war so ganz anders als die soliden Asgard-Schiffe, beinahe schön ... ich schüttelte unmerklich den Kopf, verbesserte mich innerlich: mit ziemlicher Sicherheit wunderschön!

“Woher weißt du eigentlich, wo du lang musst?“ fragte Minnesota schließlich.

“Ich weiß es nicht“, antwortete Jack schlicht.

“Du weißt es nicht?“ echote Minnesota.

“Das erklärt, warum wir seit einer halben Stunde hier rumschleichen ... und das, obwohl niemand da ist“, meinte Jadda verstimmt. Jack blieb stehen und drehte sich um: “Erstens kann ich nichts anderes tun als den Kommandoraum zu suchen. Wir können die Asgard leichter finden, wenn wir ihre ... Dings-Signatur ...“

“Biosignatur“, korrigierte Sam hilfsbereit hinter mir.

“Danke, Carter!“ Jacks Tonfall ließ jedoch mehr das Gegenteil vermuten. “Wir finden sie leichter, wenn wir ihre Biosignatur ausmachen können. Zweitens bildet nur der Kontrollraum Schutz, falls wir länger bleiben müssen.“

“Ich habe während meines Aufenthaltes dort jedenfalls nur einen Zugang und ein Nebenzimmer ausmachen können“, erklärte Sam.

“Und drittens wimmelt es hier vor Replikatoren“, führte Jack seine Erklärung zu Ende. Demonstrativ blickte ich mich um, bevor ich meinte: “Ich muss erblindet sein!“

<Mit deinen Augen ist alles in Ordnung>, belehrte Curai mich. <Du lebst ja noch>, neckte ich, spielte auf ihr langes Schweigen an. <Du hättest bemerkt, wenn ich unvermittelt gestorben wäre, Jolinar_Jackson>, erwiderte sie. Ich seufzte, ersparte mir eine Antwort. Jadda blickte fragend zu mir. Ich schüttelte die Augen verdrehend den Kopf.

“... Sie sind hier überall, wir sehen sie nur nicht“, beendete Jack seinen Vortrag. Ich nickte ihm zu, ließ mir nicht anmerken, dass ich anderweitig beschäftigt gewesen war.

“Aber wenn sie hier wären, würden wir sie doch hören“, meinte Jadda.

“Es ist kein Fehler, vorsichtig zu sein“, schlichtete Teal’c.

“Na gut, aber bitte lasst uns aufrecht schleichen“, beschwerte Minnesota sich und hielt sich den Rücken.

“O’Neill!“ Die Ernsthaftigkeit, mit der Teal’c den Namen aussprach ließ unsere Diskussion stoppen. Jetzt hörten wir es. Schritte. In unserer Nähe! Jack lief unseren Weg leise ein Stück zurück und glitt lautlos in einen Nebenraum. Wir folgten ihm und pressten uns an die Wand zu beiden Seiten der Tür. Die Schritte kamen an der Tür vorbei, verhallten in den Gängen. Teal’c blickte um die Ecke.

“Das waren aber keine Replikatoren“, meinte Daniel.

“Es war ein Mensch“, erklärte der Jaffa.

“Sicher?“ fragte Daniel.

“Ich sah ihn kurz“, nickte Teal’c.

“Thor hat nichts davon erwähnt, oder?“ fragte Jadda wissend. Jack schüttelte den Kopf.

“Ich möchte wissen, was hier vorgeht“, murmelte Sam.

***

“Irgendwas läuft hier schief“, sagte Jack und ließ seinen Rucksack zu Boden fallen, nachdem er durch eine Berührung des Kristalls die Tür zum Kommandoraum vorsorglich geschlossen hatte. Wir hatten den Kontrollraum eine viertel Stunde nach unserer merkwürdigen Begegnung gefunden.

Ich stand mit Minnesota am Fenster, die Hände in den Taschen und blickte auf die moderne Geisterstadt.

“Im Prinzip würde ich sagen, wir holen die Asgard, schalten den Generator ab und verschwinden, aber die Tatsache, dass Thor diesen Typen nie erwähnt hat, der hier rumschleicht, gibt mir ein ungutes Gefühl. Dieser Schleicher könnte gefährlich sein. Und wer weiß, ob der alleine hier ist“, meinte Jack.

“Thor ist ein cleveres Kerlchen. Ich glaube nicht, dass er es uns verschwiegen hätte, wenn er wüsste, dass hier jemand rumschleicht“, meinte nun auch Minnesota.

“Er macht sich keine Sorgen um die Replis“, meinte ich nachdenklich.

“Thor?“ fragte Jadda.

“Nein, der Typ“, antwortete ich.

“Er ging hoch aufrichtet und ohne Waffen“, erklärte Teal’c und bestärkte damit meine Aussage.

“Wenn es ein Er ist“, meinte Sam. Jack zuckte mit den Schultern.

“Vielleicht ein Gefangener der Asgard. Das erklärt, warum er unbewaffnet war“, meinte Mac.

“Da ist mehr“, sagte Daniel. Ich drehte mich zu ihm um.

“Was meinst du?“ fragte Jadda neugierig.

“Ich weiß es nicht, aber Thor verheimlicht uns etwas“, sagte der Archäologe.

“Das glaube ich nicht“, meinte Jack.

“Jack ... kein Wort fiel über einen Gefangenen oder ähnliches. Wir wissen nicht, wo die Replikatoren herkommen und -“

“Daniel, ich glaube einfach nicht, dass Thor uns etwas verheimlicht“, unterbrach Jack.

“Ich schon, Sir“, sagte Sam.

“Sie auch? Wer denn noch?“ fragte Jack.

“Nun ja ... sie ließen Wissenschaftler zurück ... wozu?“ fragte Jadda skeptisch.

“Richtig“, stimmte ich zu. Jack nickte langsam: “Wir werden es rausfinden.“

***

“Das hier schmeckt ausnahmsweise nicht wie Hühnchen“, murmelte Minnesota.

“Was hast du da?“ wollte Jadda wissen.

“Hühnchen“, antwortete Minnesota. Ich kicherte und nahm einen weiteren Löffel der Suppe.

“Beschwert euch ja nicht über unser Essen!“ warnte Jack.

“Ich meine ja nur“, murmelte Minnesota. Wir hatten verschiedene Mahlzeiten zubereitet, da es sich als schwierig gestaltete, sich unter acht Leuten für eine zu entscheiden.

Nun saßen wir im Kreis und stärkten uns, während wir das weitere Vorgehen besprachen. “Ich werde mir gleich mal die Aufzeichnungen ansehen“, meinte Sam und Daniel nickte enthusiastisch. “Möglicherweise erklärt sich der ganze Spuk ja“, stimmte er zu. Jack nickte langsam und murmelte: “Ich hoffe es. Nehmen Sie doch auch gleich Kontakt mit Thor auf, falls das möglich ist, Carter!“

“Um noch einmal auf unseren Plan zurückzukommen ... wie wollen wir den Generator finden?“ fragte Jadda schließlich.

“Nun ja, da er momentan aktiviert ist, hoffe ich, seine Energie-Signatur zu finden“, erklärte Sam.

“Die Replikatoren könnten sie zerstört haben wie einige andere Systeme“, meinte Teal’c.

“Das ist mir bewusst, aber einen Versuch ist es wert“, meinte Sam schulterzuckend, “Was ich immer noch nicht verstehe ist, warum die Asgard hier sechs Leute zurücklassen.“

“Möglicherweise sollten sie die Replikatoren zerstören“, schätzte Minnesota.

“Wenn die Asgard eine Chance sahen, warum blieben dann nicht alle hier?“ widerlegte Jack diese These.

“Okay, möglicherweise mussten sie Forschungsergebnisse retten“, riet Sam weiter.

“Etwas suchen“, meinte ich.

“Was denn?“ fragte Minnesota.

“Ich habe keine Ahnung“, erwiderte ich.

“Vielleicht haben sie auch nur die Abflugszeiten verpasst“, witzelte Jack.

“Oder so“, murmelte ich. Nachdenklich ging ich das durch, was wir auf unserem Weg in den Kontrollraum festgestellt hatten.

Einige der Türen zu Nebenräumen auf den Korridoren waren defekt gewesen, während andere tadellos funktionierten und ein paar der Sicherheitsschotts, mit denen man notfalls einen Teil des Korridors von einem anderen separieren konnte, waren ebenfalls defekt. Zumindest einige von denen, die wir ausprobiert hatten.

Etwas störte mich aber noch, etwas stimmte nicht. Etwas war hier falsch. Und es hatte mit den Sicherheitsschotts zu tun.

Jadda blickte zu mir und fragte laut genug, um mich zurück in die Gegenwart zu holen: “Worüber denkst du nach, Snakie?“

“Die Sicherheitstüren. Mit einer von ihnen stimmt was nicht“, meinte ich. Jack echote: “Snakie?“ Jadda wandte sich ihm zu und erklärte: “Ein Spitzname.“

“Ihr Spitzname ist Snakie?“ fragte Jack total perplex. Jadda antwortete: “Ja. Passt doch.“

“Zu gut“, erwiderte Jack. Sam kam zurück auf das Thema: “Mehrere Türen funktionieren nicht -“

“Nein!“ unterbrach ich sie, “Eine von ihnen verwirrt mich, weil sie funktioniert.“

“Bitte?“ hakte Minnesota verständnislos nach.

“Sie hat Recht. Darüber habe ich auch schon nachgedacht“, gab Mac zu und nickte mir zu.

“Okay, was ist los?“ fragte Sam.

“Kannst du eine Anzeige dieser Ebene aufrufen ... per Hologramm?“ fragte Mac. Sam nickte und stand auf. Sie stiefelte zum Kontrollpult und verschob einige Steine. Eine vertikale Bildfläche erschien. Nach drei weiteren Modifizierungen hatte Sam eine Anzeige der obersten Ebene dieses Gebäudes aufgerufen.

“Wo ist der Kontrollraum?“ fragte Jadda und trat zu uns. Daniel trat vor den Bildschirm. Sam verschob einen weiteren Stein und wir erkannten sechs rote und zwei blaue Punkte in einem größeren Raum. “Dort!“ murmelte der Major konzentriert.

“Hier, das ist es!“ Mac trat vor den Schirm und streckte sich, deutete auf den Gang, der vom Kontrollraum wegführte und ein Stück geradeaus verlief, dann von der Kreuzung unterbrochen wurde, von der aus man zum Tel’tak gelangen konnte und anschließend weiter geradeaus lief. Macs Hand stoppte an der letzten Ecke des Ganges. Passierte man diese, gelangte man in eine Sackgasse. Sie deutete auf eine blaue Linie, die dort gezogen war: “Was bedeutet das?“ Sam trat näher: “Vermutlich das Sicherheitsschott, das wir gefunden haben, bevor wir feststellten, dass der Gang ...“

Sie stoppte abrupt. Sie hatte verstanden.

Ihr Augen weiten sich. Aufgeregt trat ich vor: “Es ist eine Sackgasse ohne Räume oder Abzweigungen! Wozu schützen die Asgard sie mit einem Schott?“

“Auf diesem Gang gibt es nur zwei funktionierende Schotts. Eines kurz vorm Kontrollraum und dieses hier – das Nutzlose“, begriff Minnesota.

“Was versuchen die Asgard damit zu schützen? Da ist doch nichts“, fragte Jack.

“Keine Ahnung, aber es muss etwas wichtiges sein“, meinte Daniel. Dann wandte er sich um: “Ich möchte mir das ansehen, Jack.“

“Als ob du auf meine Erlaubnis bauen würdest“, spöttelte der Colonel.

“Jack!“

“Daniel?“

“Da ist er!“

Die beiden Männer hatten sich bei Jaddas Ausruf wieder der Darstellung zugewandt. “Der Typ, der ... was tut er da?“ Der Punkt bewegte sich auf das Schott am Sackgassen-Ende zu und blieb stehen. Einige Zeit später leuchtete die blaue Linie warnend auf. “Er hat das Schott manipuliert!“ murmelte Sam und verschob einige Steine, “Es lässt sich nicht mehr herunterfahren! Wir müssen aufpassen. Möglicherweise will er auch das Schott vor dem Kontrollraum deaktivieren ... der letzte aktive Schutz, den wir noch hier oben haben.“

“Was weniger erfreulich wäre“, meinte der Colonel. Doch der Fremde ging nicht in unsere Richtung. Er ging in die Richtung, in der das Tel’tak lag und verschwand von dem Teil des Schirms, den Sam aufgerufen hatte.

“Er hat die Ebene gewechselt, nehme ich an“, sagte der Major, “Soll ich die Ansicht wechseln, Sir?“ Jack nickte: “Nur sehen, ob er sich zu unserem Tel’tak wagt.“ Sam veränderte die Ansicht. Wir folgten dem Fremden durch die Gänge – er ging am Tel’tak vorbei.

“Wir kümmern uns später darum“, meinte Jack nun erleichtert, “Er weiß, dass wir hier sind. Er weiß, dass er uns das Schott vor dem Kontrollraum nicht nehmen kann, weil wir aufpassen.“

“Er wird es wieder versuchen“, versprach Teal’c.

“Wir stellen Wachen auf! Morgen machen wir weiter!“ beschloss Jack mit einem Blick auf die Uhr, “Ein bisschen Zeit haben wir allerdings noch.“ Sein Blick wanderte in Richtung unseres SG-X-Teams ...

***

Jadda verschob die Steine auf dem Kontrollpult und sah sich einige Aufzeichnungen an. Ein lauter Knall ertönte. Niemand zuckte zusammen, denn wir hatten uns in den letzten zwei Stunden an das Geräusch gewöhnt.

“Das war gar nicht mal so schlecht!“ gab Jack zu, betrachtete das Loch in der Wand, das die Kugel aus der MP geschlagen hatte. Dann schien es, als kontrolliere er kurz den 5cm-Durchmesser-Kreis aus roter Farbe, den er mit einer Sprühflasche auf den helleren Untergrund gemalt hatte, bevor er zu Minnesota zurückkehrte.

Ich spielte mit der Sprühflasche, die die Signalfarbe enthielt. Einer der vielen Pflicht-Gegenstände, den ein SG-Team immer mit sich herum trug.

“Noch mal!“ ordnete der Colonel an und Minnesota hob die MP erneut, zielte genau. “Warte!“ sagte Jack.

“Was?“ Minnesota blickte ihn verwundert an. “Mach es schneller! Du hast nicht ewig Zeit, auf die Replikatoren zu schießen und jeder Schuss muss treffen“, erklärte er.

“Mit einer Salve trifft man automatisch. Man hält drauf und schießt, das habt ihr bei den Replis auf Thors Schiff auch gemacht“, meinte Minnesota.

“Wenn du vorhast, nur draufzuhalten und rumzuballern, dann wirst du keine Waffe bekommen. Ich will euch alle zumindest etwas sicher mit der MP erleben. Ganz zu schweigen von unserer begrenzten Munition. Außerdem laufen hier nicht nur Replikatoren herum“, erklärte Jack.

“Du meinst den Fremden, von dem man uns nichts erzählt hat?“ fragte Jadda, obwohl sie die Antwort kannte. Jack nickte trotzdem: “Über das Thema muss ich noch mal mit Thor reden.“

“Das trifft sich gut, denn ich wette, er will mit dir über seine beschädigte und bemalte Wand reden“, erwiderte Minnesota.

“Wo sollen wir denn sonst hinschießen? In der Wand bleiben die Projektile wenigstens stecken, keine Querschläger.“

“War da nicht die Rede von begrenzter Munition?“ wollte ich wissen, “Wir verpulvern sie.“ Jack blickte mich missgelaunt an. “Natürlich habe ich Extramunition mitgenommen. Jeder von euch hatte 20 Schuss, erinnerst du dich?“ fragte er. Ich zuckte mit den Schultern. Minnesota machte sich bereit, schneller zu feuern. Ein Schuss löste sich. “Wow!“ hörte ich Jack, “Anfängerglück!“

Ich stand auf und trottete zu Daniel herüber, setzte mich neben ihn auf den Boden, um ihm über die Schulter zu gucken.

“Was tust du?“ fragte ich.

“Ich dachte mir, ich nutze die Flugzeit und mache die Übersetzung für SG-5 fertig, doch da ich die noch nicht beendet habe, mache ich es jetzt“, antwortete er. Ich blickte auf die Hieroglyphen: “Interessant?“

“Sehr sogar. Die Legende von Ta’uri, wie Teal’c sie erzählt hat“, antwortete er.

“Oh!“ machte ich und blickte zu Teal’c, der in sein Kel’no’reem vertieft war. Ein weiterer Schuss löste sich. “Anfängerglück!“ behauptete Jack. Minnesota legte noch einmal an und schoss wieder. Sie traf genau in die Mitte und drehte sich zu Jack um. Mit hochgezogenen Augenbrauen fragte sie: “Anfängerglück?“ Er zog eine Grimasse.

“... will ich euch ein letztes Mal warnen! Solltet ihr Nephthys nicht bald ...“ Die dunkle Stimme verstummte. Ich war aufgesprungen und blickte zu Jadda hinüber. Daniel blickte ebenso fassungslos wie sie auf den Bildschirm. Jadda ließ die Aufnahme zurücklaufen. Als sie erneut startete, waren alle Anwesenden um das Kontrollpult versammelt. Eine Gestalt erschien auf dem Bildschirm, nicht genau zu erkennen, das Gesicht lag im Dunklen.

“Anubis!“ flüsterte Minnesota.

“Wir werden euren heimatlichen Planeten bald erreicht haben. Deswegen will ich euch ein letztes Mal warnen. Solltet ihr Nephthys nicht bald freigeben, werde ich euch vernichten.“ Anubis verschwand vom Bildschirm.

“Nephthys? Das ist doch -“

“Anise hat uns von ihr erzählt“, unterbrach Teal’c Daniels Aussage.

“Sie war also in Asgard-Gefangenschaft? Hier?“ fragte ich ungläubig. Daniel blickte die Runen unter dem Bildschirm an, als Jadda die Aufnahme neu startete und sich dabei auf den Bildschirm konzentrierte. Ihr Blick war starr.

“Nein, der Planet von dem diese Aufnahme stammt, heißt Avalon“, erklärte Daniel.

“Avalon?“ hakte Sam nach. Daniel nickte: “Die Kultur der Asgard ist keltisch – vor allem germanisch - angehaucht. Avalon gehört zur irisch-keltischen Mythologie, ein anderer Name für die keltische ’Anderswelt’, wo Feen und andere Zauberwesen hausen.“

“... letztes Mal warnen. Solltet ihr Nephthys nicht bald freigeben, werde ich euch vernichten“, wiederholte die Aufnahme brav ihren Text. Jadda spulte erneut zurück.

“Möglicherweise ist Nephthys ja doch hier“, murmelte Mac plötzlich.

“Der Fremde!“ fiel es Daniel ein. Mac nickte. Ich schluckte. Eine Goa’uld auf Othalla? Hatte sie etwas mit den Replikatoren zu tun?

“Okay, sagen wir, das da draußen sei tatsächlich Nephthys, die auf Umwegen oder eben als Gefangene hierher gebracht wurde und diese Aufzeichnung wurde von Ava ... lonia ebenfalls hierher übertragen ... was bedeutet das im Klartext?“ fragte Jack.

“Dass die Asgard uns mehr verheimlicht haben, als wir dachten“, erklärte Teal’c stoisch.

“Also Thor gefällt mir überhaupt nicht in dieser Sache“, beschwerte Jack sich, “Carter, sehen Sie denn keine Möglichkeit, doch eine Verbindung zu ihm herzustellen?“ Sam schüttelte den Kopf: “Ich glaube, das Schild verhindert Signale nach draußen und andersrum.“ Sie hatte es zwei Stunden lang versucht, war aber gescheitert.

“... Planeten bald erreicht haben. Deswegen will ich euch ein letztes Mal warnen. Solltet ihr Nephthys nicht bald freigeben, werde ich euch vernichten“, sagte Anubis erneut. Ich blickte zu Jadda. Sie zitterte sichtlich. Auch den anderen fiel es nun auf. Sie spulte erneut zurück.

“Jadda?“ fragte Minnesota verwundert. Sie reagierte nicht.

“Eule, antworte!“ verlangte ihre Freundin erneut.

“Jadda!“ rief ich nervös.

“... euren heimatlichen Planeten bald erreicht haben. Deswegen will ich euch ein letztes Mal warnen. Solltet ihr Nephthys nicht bald freigeben, werde ich euch vernichten.“

Jadda wollte erneut zurückspulen, doch Minnesota ergriff ihre Hand und schüttelte den Kopf. “Es geht mir gut“, sagte Jadda leise, dann ging sie zu ihren Sachen und verzog sich mit ihrem Schlafsack in den kleinen Nebenraum. Besorgt blickten wir ihr nach.

Die Kammer

Ich konnte sowieso schlecht bei Licht schlafen, zudem beschäftigten zu viele Gedanken meinen Geist und drehten sich im Kreis. So hatte ich gegen vier Uhr beschlossen, mir noch einmal die Aufnahmen genauer anzusehen. Irgend etwas hatte Jadda schockiert.

Etwas stimmte nicht. “Jolinar_Jackson, du bist noch wach?“ fragte Teal’c und blickte von seiner sitzenden Wachposition neben dem Pult auf.

“Ja, ich konnte nicht schlafen“, erklärte ich. Unschlüssig blickte ich kurz umher, dann ging ich vor Teal’c in die Hocke, um ihm in die Augen sehen zu können. “Diese ... diese Nephthys“, begann ich. Aufmerksam blickte er zu mir. “Ist sie wirklich Anubis Mutter?“ Die anderen hatten mir erzählt, was in der Konferenz besprochen worden war.

“Sie galt als sehr bösartig und heimtückisch ... dennoch hatte sie taktisches Talent und war sehr intelligent. Die Menschen, die sich ihr unterwarfen und keine Fragen stellten, konnten unter Umständen ein genügsames Leben führen“, erklärte der Jaffa.

“Und was geschah mit denen, die es nicht taten?“

“Keiner von ihnen ist noch am Leben“, sagte er.

“Oh ... unter diesen Umständen würde ich Yu tatsächlich vorziehen“, murmelte ich.

“Apophis war sehr von ihr angetan, doch ihre Liebe gehörte lange nur Seth“, erklärte der Jaffa weiter.

“Wie lange ist das alles her?“ wollte ich wissen.

“Lange vor meiner Zeit. Ich bin zu jung, um aus eigener Erfahrung sprechen zu können“, erklärte Teal’c. Ich lächelte: “Ein richtig junger Spund mit 95, nicht wahr?“

“Selbst Master Bra’tac weiß nur aus Überlieferungen, wie Nephthys gewesen ist. Und er ist schon ein alter Mann“, fuhr Teal’c ungerührt fort.

“Na ja, 135 ... ist doch kein Alter“, grinste ich, “Warum wollte sie nichts mit Apophis anfangen?“

“Sie hat niemals darüber nachgedacht. Apophis und Ra galten für sie nichts. Sie war eine der mächtigsten Goa’uld-Systemlords, herrschte über zahlreiche Welten und Menschen“, erklärte Teal’c.

“Ah ... doch dann ...“, forderte ich ihn auf. “Deine Tok’ra Curai trägt keine Erinnerungen über Nephthys?“ fragte Teal’c. Ich schüttelte den Kopf: “Curai hat nur sehr unwichtige Nebeninformationen über sie. Nephthys interessierte sich offenbar für die Technologie der Furlinger.“ Teal’c nickte: “Apophis wandte sich von ihr ab und ging seine Allianz mit Amounet ein.“

“Bevor sie heirateten?“ fragte ich. Teal’c nickte.

“Und Nephthys?“

“Betrog ihren Mann Seth mit Osiris. Dabei kam ein Kind zustande.“

“Anubis“, vermutete ich. Teal’c nickte erneut. Ich starrte ihn an und sagte aufgeregt: “Das erklärt, warum Osiris und Anubis sich jetzt verbünden. Osiris ist der ägyptischen Mythologie nach Anubis Vater.“

“Anubis wuchs schnell heran und wurde mächtig. Seine Mutter brachte ihm alles bei, was er wissen musste, um sich rasch große Teile an Land zu erobern. Er war ein guter Schüler“, erklärte Teal’c.

“Die meisten Goa’uld schreckten vor ihm zurück“, erinnerte ich mich dank Curai.

“Dann verschwand Anubis, wurde ermordet“, erklärte Teal’c.

“Ja, nur war Yu nicht gründlich genug“, ergänzte ich.

“Und Nephthys fiel ebenfalls einem Anschlag zum Opfer“, sagte Teal’c.

“Wenn Anubis das Wissen der Antiker hat – woher auch immer – und Nephthys tatsächlich die Technologie der Furlinger studierte ...“ Ich brachte den Satz nicht zu Ende.

“Das ist nicht nachgewiesen“, erwiderte Teal’c.

“Aber die Archäologen der Tok’ra gehen davon aus“, meinte ich. Ein Geräusch von der Tür zum Nebenraum erweckte unsere Aufmerksamkeit. “Jadda!“ Erleichtert atmete ich aus. Sie blickte mich starr an. “Was ist denn, Eule? Stimmt was nicht?“ fragte ich besorgt und trat auf sie zu. “Ich habe ihn erkannt. Jetzt habe ich ihn erkannt“, flüsterte sie. Verwirrt verzog ich das Gesicht. “Wen?“ fragte ich.

“Sieh ihn dir doch an!“ Sie ging auf das Kontrollpult zu und startete erneut die Aufnahme von Anubis, doch bevor der Goa’uld anfing zu sprechen, hielt sie die Aufzeichnung wieder an und ging auf das vertikale Hologramm zu.

“Jadda, was ist los?“ fragte ich und blickte sie an. Dann trat ich neben sie. “Dort!“ Sie deutete auf einen Mann im Hintergrund. Er war nur verschwommen zu erkennen. Ich atmete schwer, hatte eine Vermutung: “Wer ist das?“

“Benu“, sagte Jadda nur. Ich drehte mich zur Tür, als ich eine weitere Person eintreten hörte. Daniel war gekommen, um Teal’c abzulösen. “Was ist los?“ fragte er.

“Er hat dich gefoltert?“ fragte ich. Jadda reagierte nicht. Sie starrte Benu an.

“Jadda!“ Ich stellte mich vor sie, doch sie blickte weiterhin den Jaffa hinter Anubis an. “Jadda!“ Stumme Tränen liefen ihre Wangen hinab.

“Oh, verdammt! Jadda!“ Ich tippte sie an der Schulter an. “Jadda! Sag was!“

“Nein!“ Sie griff aus und beförderte mich mit einer schnellen Bewegung zu Boden. Ich knallte mit dem Kopf gegen das Kontrollpult und sah einen Augenblick nur Sterne.

“Ich werde euch nichts sagen! Nichts!“

Ich stöhnte und krümmte mich zusammen, schloss die Augen.

“Niemals!“ Jadda wollte wegrennen, doch Teal’c hielt sie fest. Sofort begann sie, gegen ihn auszutreten. “Lasst mich los!!“

“Jadda!“ Minnesota stürmte auf sie zu. Jack und Sam tauchten verschlafen an der Tür auf. Mac stolperte hinter Minnesota her.

“Alles in Ordnung?“ Daniel half mir vorsichtig auf. Ich setzte mich aufrecht gegen das Pult gelehnt.

“Ich werde euch nichts sagen!“ Jadda stürzte zu Boden und auf die Knie, begann zu schluchzen. “Niemals ...“ Sie verstummte. Minnesota kniete sich vor sie und berührte vorsichtig ihre Schulter. “Nein“, sagte Jadda leise und zuckte weg.

“Ich bin es, Jadda. Min. Ich bin es. Alles ist gut“, sagte ihre Freundin und nahm sie vorsichtig in den Arm. Jadda wehrte sich nicht.

“Bist du verletzt?“ fragte Daniel. Ich überlegte kurz: “Keine Ahnung. Mir ist nur schwindelig, glaube ich. Kein gutes Zeichen, dass ich dich doppelt sehe, oder?“

“Lass mal sehen!“ Auch Sam war nun herangetreten.

“Niemals“, flüsterte Jadda tränenerstickt. Minnesota und Mac redeten ruhig auf sie ein. “Ist schon gut, alles vorbei. Wir sind ja bei dir.“

Jack half den beiden, Jadda nach nebenan zu bringen.

***

“Sie schläft“, teilte Minnesota mit, als sie sich zu uns gesellte, “Mac ist bei ihr.“ Ich tastete meinen Hinterkopf ab.

<Ich kriege das hin. Es ist nicht so schlimm. Lass mich nur machen!> meinte Curai und schwieg wieder.

“Was war los?“ fragte Minnesota nun.

“Nehme an, ein Flashback“, murmelte ich und zuckte zusammen, als Sam nach der Wunde sah, “Curai macht das schon.“

“Sonst alles klar?“ wollte Jack wissen.

“Ich habe sie erschreckt“, meinte ich schulterzuckend.

“Ich bin der Meinung, du solltest dich auch hinlegen“, meinte Sam. Ich nickte langsam: “Gleich. Sie sagte, der Typ hieße Benu. Ein Jaffa in Anubis Diensten, soweit ich erkennen konnte. Offenbar haben sich die Götter nicht die Finger schmutzig machen wollen.“ Wütend schüttelte ich den Kopf und bereute es, als Schwindel mich erneut ergriff.

“Benu ist in der ägyptischen Mythologie der Feuervogel. Das Ebenbild des griechischen Phönix“, klärte Daniel uns auf. “Hübscher Name!“ meinte Jack zynisch. Er blickte auf die Uhr: “Na gut, machen wir uns nichts vor! Die Nacht ist beinahe rum und wir haben eine Menge zu tun heute. Replikatoren erschießen, Generatoren abschalten und Asgard befreien ... was man so vom Leben erwartet eben.“ Er schlenderte zu unseren Rucksäcken. Ich stand auf und ging in den Nebenraum. Mac blickte auf.

Sie legte einen Finger auf die Lippen und stand auf. Als sie neben mir hielt, fragte sie: “Alles klar?“ Ich nickte und deutete auf mein Lager. Sie nickte ebenfalls und verließ das Zimmer.

***

“JJ!“

<Jolinar_Jackson!>

“Hey, Snakie!“

<Aufwachen!>

<Was ist denn los?> fragte ich verwirrt. Ich hörte Curai mental lachen. <Jemand ruft nach dir und du schläfst und schläfst!> erklärte sie.

“Was?“ Ich setzte mich auf. Jadda blickte mich an. “Morgen!“ grüßte sie. Curai lachte erneut.

<Warum hast du mich nicht geweckt oder die Kontrolle übernommen?> fragte ich genervt. Ich fühlte mich müde. Zu wenig Schlaf in der letzten Zeit. Selbst mit Curai. <Ich denke nicht, dass Jadda nach dir rufen würde, wenn sie mich sprechen will und außerdem habe ich dich geweckt. Du hast geschlafen wie ein ... wie sagt ihr? ... Murmeltier>, erklärte die Tok’ra.

“Hey, alles klar?“ Jadda wedelte mit einer Tasse Kaffee unter meiner Nase herum. “Ja, ich hab nur mit Curai geredet“, antwortete ich. Jadda nickte verstehend und setzte sich neben mir auf den Schlafsack, als ich den Kaffee entgegengenommen hatte.

“Wie spät?“

“Erdzeit?“ fragte Jadda.

“Äh ... ja“, antwortete ich.

“6.30.“

“Autsch!“ stöhnte ich.

“Daniel will sich die Sackgasse ansehen und ich dachte mir, du willst uns begleiten“, sagte Jadda.

“Uns?“

“Wo Daniel ist, bin ich nicht weit“, erklärte sie lächelnd.

“Es sei denn, Malek ist da“, ergänzte ich grinsend. Ich trank einen Schluck und verzog das Gesicht: “Wer hat den gemacht?“

“Uhm ... Sam, glaube ich“, antwortete sie.

“Schmeckt nach Sam. Stark! Wachmachend!... Tödlich!“ neckte ich.

“Sam kann zwar nicht wie ein Profi kochen, aber das Grundlegende beherrscht sie doch wohl“, verteidigte Jadda.

“Du hast nie ihre Pfannkuchen gegessen“, erwiderte ich. Es wurde wieder still. “JJ ...“ Jadda blickte mich an. Ich sah auf: “Jep?“

“Sind wir okay?“

Ich war überrascht: “Was ... ist das für eine Frage? Ich melde mich wochenlang nicht und ihr verzeiht mir. Du verpasst mir einen kleinen Schubs und ich soll dir nicht verzeihen? Jadda, das warst nicht du.“

“Ich habe dich verletzt“, meinte sie.

“Ich habe es überlebt“, erwiderte ich. Jadda nickte. Dann umarmte sie mich. Ich balancierte die Kaffeetasse und erwiderte die Umarmung. Ich lächelte: “Danke!“

“Oh, Gruppenknuddeln!“ rief Mac und stürmte in den Raum, umarmte Jadda und mich. Schon bald hatte sich auch Minnesota dazugesellt und ich versuchte ernsthaft, den Kaffee gerade zu halten. Ich wusste, Minnesota und Mac hatten alles mit angehört.

Ich lächelte.

“Also, wenn ihr ...“ Jack verstummte, als er den Raum betrat. Einen kurzen Moment betrachtete er das Szenario, dann sagte er: “Entschuldigung!“ drehte sich um und stiefelte wieder hinaus. Ich lachte. Als Jadda einstimmte, wusste ich, dass wir okay waren.

***

Ein paar Minuten später traten wir in den Kontrollraum und setzten uns zu SG-1. Sam drückte mir eine Tasse mit Suppe in die Hand. “Danke!“ meinte ich, “MREs sind doch das Beste.“

“Also, Tagesplanung: Danny-Boy hier will sich unbedingt diese unglaublich spannende Sackgasse ansehen, in der ganz bestimmt -“

“Möglicherweise finde ich was, Jack! Wir wissen immer noch nicht, weshalb die Asgard diesen Gang schützen“, verteidigte der Archäologe sich und unterbrach Jacks Neckerei. “Meinetwegen. Und Carter hat die Signatur des Generators ausgemacht. Nachher sieht sie sich auch die Pläne des gesamten Gebäudes an! Mal sehen, ob wir die kleinen Kerlchen finden können“, fuhr Jack fort.

“Was ist mit Nephthys?“ fragte Teal’c.

“Wir werden sie ausfindig machen und ... uhm ... umbringen“, sagte Jack.

“Gleich so drastisch?“ fragte Daniel.

“Wieso nicht?“ fragte Jack schelmisch grinsend.

“Informationen. Sie könnte die perfekte Quelle für Informationen sein“, erwiderte Sam.

“Gut, dann werden wir sie nicht töten, sondern lediglich betäuben und einsperren. Im Tel’tak. Vorne wird bei der Rückreise schon genug Platz für uns sein“, meinte Jack. Ich nickte.

“Gut, Carter, machen Sie sich an die Arbeit! Mit etwas Glück können wir noch heute von hier verschwinden. Daniel, du meldest dich jede Stunde!“

Der Archäologe nickte.

“Es wäre gut, wenn jemand hier bleibt, sobald Carter und ich aufbrechen, um den Generator auszuschalten und die Asgard zu holen.“

“Ich werde das tun!“ sagte Teal’c. Jack nickte und sagte in unsere Richtung: “Ihr teilt euch auf!“ Er stand auf.

***

Ich lief hinter Jadda und Daniel her durch die Gänge. Wir stoppten an dem letzten Sicherheitsschott vor dem Gang-Ende, hatten die einzig andere begehbare Abzweigung zum Tel’tak bereits hinter uns gelassen. Sicherheitshalber hatten wir kontrolliert, dass das Schott in diesem Gang geöffnet war und festgestellt, dass einem Fluchtweg momentan nichts im Wege stand.

Mac und Minnesota würden Jack und Sam begleiten, sobald der Aufenthalt der Asgard geklärt war. Jedoch musste der Major dafür zunächst herausfinden, wie sie das gesamte Gebäude scannen konnte.

“Es wurde von Replikatoren zerstört“, murmelte Daniel und fuhr mit den Fingern das Loch in der Wand nach, an dem sich zuvor die Kontrolltafel für das Schott befunden hatte.

“Wie Sam sagte“, erinnerte Jadda sich und blickte zu dem grauen Schott, das über uns in der Decke versteckt war, “sind die Schotts um einiges dicker als die gewöhnlichen Türen.“

“Ist doch klar“, meinte ich.

“Sie sollen etwas schützen“, nickte Daniel, ging den Gang hinunter und um die nächste Ecke, starrte die Wand am Ende der Sackgasse an, “Aber was?“ Wir gingen auf den Abschluss des Ganges zu. “Hier sind keine Zimmer. Ich würde beinahe eine Geheimkammer oder so etwas vermuten“, erklärte Jadda, hob die Hand und schlug die gegen die Wand. Curai übernahm die Kontrolle: “Das ist nicht die Art der Asgard.“ Jadda konzentrierte sich auf ihre Überprüfung der Wand. “Es ist hohl“, sagte sie aufgeregt.

“Aber die Asgard haben nie Geheimkammern angelegt“, erwiderte Curai.

<Und wenn doch?> fragte ich.

<Wir wüssten es. Schließlich forscht mein Team schon seit Jahrzehnten. Keine Geheimkammern in irgendeiner der Asgard-Ruinen>, widerlegte Curai.

<Warum nennt man sie wohl Geheimkammern?> wollte ich wissen. Daniel tastete die Wand ab. Ich gelangte an die Kontrolle über meinen Körper: “Vielleicht Sprach-Aktivierung?“ Jadda starrte mich an. “Welche denn? ’Sprich Freund und tritt ein’?“

Ich schüttelte den Kopf: “Keine Ahnung.“ Daniel trat zurück, als die eigentliche Wand, vor der wir standen, sich nach oben hin öffnete. “Wie -“

“An der Wand“, unterbrach er mich und deutete auf einen heller gefärbten Bereich nahe des Bodens, den man auf die ersten Blicke übersah. “Okay“, meinte ich und holte die Taschenlampe aus dem Rucksack, um den Gang vor uns zu beleuchten, der anfangs zwar noch vom Licht der Korridore hinter uns profitierte, sich dann jedoch in Dunkelheit verlor.

<Das ist unglaublich>, staunte Curai.

“Wow!“ sagte Jadda. Daniel griff zum Funkgerät: “Jack!“

Es dauert einen Moment, dann: “Ja, höre!“

“Wir haben was gefunden. Einen Korridor“, berichtete Daniel.

“Funkkontakt alle halbe Stunde! Seid vorsichtig!“ mahnte Jack.

“Klar!“ antwortete Daniel.

“Ahm ... und Danny-Boy?“

“Ja?“

“Nichts anfassen!“

Daniel verdrehte die Augen. Er sparte sich eine Antwort und Jack schien zu wissen, dass er ihn verstanden hatte. Er hakte nicht nach.

Wir stiefelten mit gezückten Lampen den Gang hinunter. Er glich äußerlich denen der Asgard und ich fragte mich erneut, was hier versteckt wurde. Zwar erwartete ich, dass sich die Tür hinter uns schloss, doch nichts dergleichen geschah. Ich drehte mich immer wieder versichernd um, bevor ich nach etwa 10 Metern in Jadda lief. “Autsch! Was ...“ Ich verstummte bei dem Anblick, der sich uns bot. “Wahnsinn!“ murmelte Jadda.


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Kapitel 3 by JolinarJackson

Flashback: Was bisher bei SG-X geschah

SG-1 und SG-X reisen auf einen waldigen Planeten, um dort ein Transportschiff der Tok’ra zum Weiterflug nach Othalla entgegenzunehmen. Dort ist das Tor noch immer blockiert. Durch diese Übergabe ergibt sich auch die Gelegenheit, Malek kurz wiederzutreffen. Nach einem 24 Stunden andauernden Flug kommen die Teams endlich auf Othalla an und Jack beschließt, im Kontrollraum ein Quartier aufzuschlagen. Während sie durch das Gebäude schleichen und nach dem Kontrollraum suchen, in dem Sam sich damals mit Thor aufhielt, müssen sie sich vor einer geheimnisvollen Gestalt verstecken, die durch die Gänge geistert.

Teal’c, der sie als Einziger gesehen hat, identifiziert sie als Menschen ohne Waffen oder schützende Kleidung. Doch nicht nur dieses Rätsel muss gelöst werden, auch Thors Verschwiegenheit über diese geheimnisvolle Gestalt wird nun Gesprächsthema. Warum verheimlichte er sie und warum ließ man Leute zurück?

Und nur kurze Zeit später gesellt sich das vierte Rätsel hinzu: Auf der Ebene des Kontrollraumes gibt es nur drei funktionierende Sicherheitsschranken. Eine direkt vor dem Kontrollraum, eine im Gang, der zum Tel’tak führt und die letzte scheint eine Sackgasse zu beschützen, in der sich keine Nebenräume mehr befinden. Um herauszufinden, weshalb dieses Schott überhaupt eingebaut wurde, will Daniel sich die Gasse am nächsten Morgen näher ansehen. Auch findet sich in den Aufzeichnungen Thors eine visuelle Funkübertragung von Anubis, der einem Asgard-Planeten namens Avalon die Zerstörung androht, sollte Nephthys nicht bald frei gegeben werden.

Ist sie vielleicht die verhüllte Gestalt? Am nächsten Morgen dann startet Daniel mit Jadda und JJ Richtung Sackgasse, um herauszufinden, was dort versteckt wird. Tatsächlich entdecken sie einen Geheimgang - und mehr ...

Verschwunden

“Sir?“

Jack wandte sich um. Sam stand vor dem Kontrollpult und schüttelte den Kopf: “Ich kann die Asgard nicht finden und es ist unwahrscheinlich, dass sie in einem anderen Gebäude Schutz gesucht haben.“ Jack trat an das Fenster, zu Mac und Minnesota. “Ja“, sagte er bedächtig.

“Sie warteten auf Rettung durch die anderen Asgard“, meinte Mac.

“Was jetzt? Selbst wenn sie in ein anderes Gebäude geflohen sind ... davon gibt es hier Tausende“, seufzte Minnesota.

“Okay, alles, wie gehabt. Wir deaktivieren dieses Schutzschild-Ding und kümmern uns um Nephthys. Dann verschwinden wir“, beschloss Jack.

“Ich bin dafür, das Stargate zu untersuchen, Sir“, sagte Sam. Jack nickte: “Wo haben Sie es lokalisiert?“ Sam lächelte wegen seiner Ahnung, dass sie schon längst alles für die Untersuchung des Tores vorbereitet hatte.

“Du warst schon mal dort, Jack“, erwiderte Mac.

“Aber hier sieht alles gleich aus“, erwiderte der Colonel.

“Fünf Ebenen unter uns, Sir“, erwiderte Sam. Jack griff zum Funkgerät: “Daniel, kommen!“

“Ja?“

“Wir brechen auf. In einer Stunde hier im Kontrollraum, bereit zum Abflug!“ befahl Jack.

“Eine Stunde? Jack, du weißt gar nicht, was wir gefunden haben. Der ganze Raum -“

“Kein Aber, Daniel! Was auch immer es ist, Thor wird dir erlauben, zurückzukehren“, versicherte der Colonel.

“Thor hat es geheim gehalten, Jack. Die Asgard müssen hiervon wissen. Warum haben Sie sonst eine falsche Wand eingebaut? Curai kann es lesen und ich erkenne einen frühgermanischen Dialekt.“

“Das interessiert mich nicht. Eine Stunde. Genug Zeit, deine Videos zu drehen“, legte Jack fest.

“Okay!“ antwortete Daniel widerwillig.

“T, du bleibst hier. Erst zum Generator, dann zum Tor, aber nur kurz, Carter!“ dämpfte Jack den offensichtlichen Enthusiasmus seines Majors, “Mac, Minnesota!“ Jack drückte den beiden MPs in die Hand: “Auf geht’s!“

***

“Das ist ...“ Ich suchte nach Worten. Der gesamte Raum hatte in etwa die Größe von Hammonds Büro.

Er war leer, jedoch trugen die Wände Schriftzeichen in schwarzer Farbe, die mir nichts sagten. Curai schwieg konzentriert, übersetzte, was ich mit der Digi-Cam aufnahm. Jadda hatte Daniels Fotoapparat in die Hand bekommen, um Bilder der Wände zum Auswerten zu schießen.

Daniels Rucksack lag in einer Ecke, er selbst saß im Schneidersitz vor einer Passage des Textes in Asgard-Schrift – der einzigen.

<Ich habe es!> sagte Curai.

<Den ganzen Text?>

<Nein, aber ich kann ihn einordnen!> sagte sie. Ich ließ die Digi-Cam sinken: “Daniel!“ Er drehte sich um und Curai übernahm die Kontrolle. “Das hier ist einer der jüngsten Texte der Furlinger“, erklärte sie, “Leider berichtet er nur über die letzten beiden Herrscher dieser Rasse.“ Daniel stand auf: “Ist das schlecht?“ Curai lächelte: “Ich kenne alle Herrscher der Furlinger, ihr Staats- und ihr Sozialwesen, ihre Kunst und Geschichte ... doch das einzige, was ich noch nicht völlig erforscht habe, ist die Allianz.“

Sie ging zu der Wand links neben der Tür: “Die letzten beiden Herrscherinnen waren Negra und Valrien. Unter ihnen gingen die Furlinger zu Grunde. Doch die beiden waren nicht unfähig.“

“Zwei Frauen?“ fragte Jadda. Curai nickte: “Zwei wurden immer von den zwei vorigen Herrschern erwählt. Es durfte niemand aus der eigenen Familie bestimmt werden, die Geschlechter waren dabei gleichgültig. Einzig die neuen Herrscher durften aus einer Familie stammen – das war jedoch kein Zwang -, sollten die Kampfkunst der Vorfahren erlernen und entweder zum Priester oder zum Krieger ernannt werden. Beides beinhaltete eine lange Zeit des Studiums. Und beides sind hohe Ränge. Jedoch waren die Furlinger nicht kriegerisch. Eher Pazifisten, denn sie setzten ihr Können nur selten ein.“

“Wie die Nox“, meinte Daniel.

“Die Nox sind vollkommene Pazifisten“, erklärte Curai den Unterschied.

“Na gut, warum gingen die Furlinger zu Grunde?“ wollte Daniel wissen.

“Wir haben keine Ahnung. Es hing wohl mit der Allianz zusammen. Es heißt, sie hätten im Kampf um einen ihrer Stützpunkte, den sie mit den anderen der vier Arten unterhielten, viele der ihren verloren. Einige von ihnen verließen sie und kehrten nicht mehr wieder. Einzig Negra und Valrien blieben, um das Wissen der Furlinger zu schützen. Ich habe immer gehofft, es zu finden, aber ...“ Curai schüttelte den Kopf.

“Ob es hier ist?“ fragte Daniel.

“Nein, die Wände beinhalten nichts davon“, sagte Curai.

“Das Zeichen hier kenne ich“, meinte Jadda und berührte eines der Symbole. Daniel trat heran: “Ein Pentagramm.“

“Das Symbol der Allianz. Es heißt, es sei zugleich das Symbol ihres Großen Plans ... wir nehmen an, der Grund, aus dem die Allianz sich überhaupt bildete“, erklärte Curai.

“Du sagtest, all die Dinge, die ihr herausgefunden habt, wären geheim“, erinnerte Daniel sich.

“Diese Informationen nicht. Es ging einzig um das Wissen, um die Technologie, die die Furlinger entwickelten. Doch zum Großen Plan weiß ich wirklich nicht mehr. Ich denke, ihr seid der Schlüssel“, sagte die Tok’ra.

“Die fünfte Art“, murmelte Daniel.

<Was haben die Furlinger erfunden?> fragte ich.

<Wie?> Curai schien verwirrt.

<Du sagtest, alles über die Erfindungen der Furlinger sei geheim>, erklärte ich.

<Ich kann wirklich nicht darüber reden. Auch mir erscheint es übertrieben Verbündeten gegenüber, aber ich muss mich dem Hohen Rat beugen. Wärest du mein kontinuierlicher Wirt ...>, sagte Curai. Ich spürte, dass sie die Wahrheit sagte. “Das ist alles, was ich sagen kann“, wiederholte Curai laut. Dann übernahm ich wieder die Kontrolle.

“Viele der Furlinger gingen und kamen nicht zurück“, rätselte Daniel. Ich übergab ihm die Kamera und blickte auf die Uhr. “Noch eine halbe Stunde“, sagte ich und strebte dann den Ausgang an, um mir die Tunnelwände noch einmal genauer anzusehen. Plötzlich wurde ich geblendet und schloss die Augen. Als ich sie wieder öffnete, war es dunkel um mich.

***

“Carter, kriegen Sie es hin?“ fragte Jack ungeduldig. Er blickte auf die Uhr.

“Sir!“ erwiderte sie nur, erbat sich Geduld. Der Generator war ein ovaler Kasten in Hüfthöhe. Sams Kopf war im Gehäuse verschwunden. Etwas knackte und Sam richtete sich abrupt auf. Sie schwieg.

“Was ist?“ fragte Minnesota.

“Sh!“ zischte der Major und ging in die Hocke.

“Haben Sie es kaputt gemacht?“ fragte Jack vorsichtig. Sam legte die Stirn in Falten, blickte ihn an. “Sir?“

Jack nickte, hob die Hände: “Ja, ja. Dachte nur. Worauf lauschen wir eigentlich?“ Sam richtete sich triumphierend auf: “Er ist still, Sir. Er ist ausgeschaltet. Vorher summte er.“ Sie packte ihr Werkzeug zusammen.

“Gut gemacht, Carter!“ lobte Jack. Sie lächelte ihn an. “Jetzt sehen wir noch nach dem Tor und dann geht es ab nach -“

“Jack!“

Er verdrehte die Augen: “Er hat etwas angefasst, wetten?“ Dann griff er nach dem Funkgerät: “Ja, Daniel?“

“JJ ist weg.“

“Weg?“

“Verschwunden. Sah nach einem Transporter aus“, berichtete der Archäologe.

“Was hast du angefasst, Daniel?“ fragte Jack gereizt.

“Nichts. Wirklich, ich ... nichts“, antwortete Daniel.

“Herr im Himmel, muss denn immer etwas schief gehen?“ stöhnte Jack, “Teal’c!“ Jetzt sprach er wieder in sein Funkgerät.

“Ich habe mitgehört, O’Neill.“

“Sieh dir an, was da los ist. Wir kommen“, sagte Jack.

“Ja, O’Neill.“

“Okay“
, antwortete Daniel.

“Carter, Mac, Min – auf geht’s! Warum kann nicht einmal was glatt laufen?“ stöhnte Jack. Sie verließen den Raum. Nach kurzer Zeit glitt eine verhüllte Gestalt hinein und betrachtete den Generator. Dann justierte sie einige Zeit an dem Gerät herum und es begann wieder zu summen. Die Gestalt verschwand wieder.

***

“Sir?“

Jack blieb stehen und drehte sich zu Sam um. Sie starrte auf eines ihrer eben angeschalteten Messgeräte und regelte verwirrt die Schalter.

“Was ist los?“ fragte Mac nun auch. Sie blieb neben Minnesota stehen.

“Ich empfange erhöhte Energiewerte“, teilte Sam mit.

“Erhöht?“ echote Minnesota verwirrt.

“Ja, jemand hat ein stark energieverbrauchendes Verfahren in Gang gesetzt“, erklärte Sam.

“Wo?“ wollte Jack wissen. Sie blickte auf. Langsam schüttelte sie den Kopf: “Weit unter uns.“ Jack blickte sie mit hochgezogenen Augebrauen an. “Und ... ist das schlecht?“

Sam schüttelte den Kopf: “Ich weiß es nicht.“

***

“Ich kann kein Transport-System entdecken“, teilte Teal’c mit.

“So weit waren wir auch schon“, seufzte Jadda und blickte aus ihrer sitzenden Position an der Wand auf. Daniel hielt unschlüssig seine Digi-Cam in der Hand: “Curai untersuchte die Zeichen, sie drehte sich um und war weg.“ Er zuckte mit den Schultern.

“Sah nach Asgard aus, aber das bezweifle ich“, fügte Jadda hinzu.

“Irgend etwas wird hier verheimlicht. Hier geht etwas vor“, murmelte Daniel und starrte die Symbole an.

“Daniel?“ Raschen Schrittes trat Jack ein. Der Angesprochene wandte sich um.

“Wo ist sie?“ wollte Minnesota wissen, die nun gemeinsam mit Mac hinter Jack und Sam auftauchte. Daniel zuckte mit den Schultern: “Sie ist einfach verschwunden. Ich habe keine Ahnung.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust.

“So ein Mist! Was machen wir jetzt?“ fragte Minnesota.

“Wir suchen sie“, sagte Jack.

“Aha ... und wo?“ fragte Mac und blickte Jack forschend an.

“Na ja ...“ Jack blickte sich um, als hoffe er auf eine weitere Tür, die ihnen einen Weg zeigen würde. Dann wandte er sich an Sam. “Carter, wo suchen wir?“

“Ha?“ Sie blickte ihn fragend an, beschloss dann wohl, den etwas frechen Kommentar abzuschwächen. “Woher soll ich das wissen ... Sir?“

“Na, Sie haben doch dieses Energie-Dings“, meinte Jack.

“Und weiter?“ fragte Sam.

“Die Leute mit dem Energie-Dings sagen immer, wo man suchen muss“, erklärte Jack. Stille folgte. “Das mag vielleicht in ’Star Trek’ so sein, Sir“, meinte Sam, “Dennoch nehme ich an, dass wir uns unten umschauen sollten. Die hohen Energie-Werte, die ich empfange, sind seltsam.“

“Bringt uns das zu JJ?“ fragte Jack.

“Nicht unbedingt“, antwortete Sam.

“Ich habe eine Idee“, sagte Jadda.

***

“Jadda? Daniel!“ Ich achtete auf jedes Geräusch, das aus dem Funkgerät drang, doch keine Antwort erklang. Ich seufzte und leuchtete mit der Lampe herum. Ich befand mich am Ende einer Sackgasse. Ein langer, dunkler Gang zog sich von dem Transporter aus ohne erkennbare Abzweigung zu einer Tür. Soweit ich im Licht der Lampe erkennen konnte, war er in weiß und schwarz gehalten. Ich beschloss, mich zunächst um mein primäres Problem zu kümmern und nach einem Ausweg zu suchen.

Einfach darunter stellen funktionierte bei dem Transporter scheinbar nicht, das hatte ich schnell erkannt.

Also suchte ich nach einer Schalttafel. Irgendwie hatte ich ihn oben ja auch aktiviert.

Oder vielleicht waren es auch die anderen beiden gewesen ... ich hatte keine Ahnung.

Die Wand, die das Ende der Sackgasse bildete, war mit fremdartigen und sehr geometrischen Symbolen bedeckt. Ich seufzte und machte mich auf die Suche, konnte aber nichts entdecken, das man aktivieren oder drücken konnte. Auch an den Seitenwänden nicht. Ich schien gefangen zu sein. Schnelle Schritte hinter mir erregten meine Aufmerksamkeit. Oder waren es keine gewesen? Ich war mir nicht sicher, ob ich überhaupt etwas gehört hatte.

Ich zwang mich zur Ruhe und wandte mich wieder den Schriftzeichen zu. Einen Moment überlegte ich, Curai um Hilfe zu bitten, doch dann winkte ich mental ab. Ich würde das schon alleine schaffen.

<Die sind sehr interessant>, meldete sich Curai. Ich erschrak über ihre leise Stimme. <Wenn du willst, dass ich mir die Radieschen demnächst von unten betrachte, musst du das nur wiederholen>, drohte ich.

<Verzeih. Ich hielt dich für weniger ... schreckhaft>, entgegnete sie.

<Schreckhaft? Hier? In einem dunklen Tunnel ohne Rückkehrmöglichkeiten oder Kontakt nach oben?> Ich lachte innerlich auf. <Ich bitte dich>, addierte ich dann. Curai schwieg beleidigt und ich beließ es dabei. Ich hatte keine Lust, schon wieder mit ihr zu streiten.

“Das mit dem Symbionten stellt für mich kein größeres Problem dar.“

Ich erschrak bei diesen Worten, die von einer bildhaften Erinnerung begleitet wurden. <Du tust es schon wieder>, dachte ich. Curai schwieg.

<Das ist nicht fair von dir, Curai. Du weißt, dass ich sie niemals zurückgelassen hätte, wenn ...> Ich verstummte.

<Es tut mir leid>, sagte Curai, <Ich wollte das nicht. Du hast die Erinnerung in deinem Unterbewusstsein gesehen und ich habe sie wohl – ohne nachzudenken – sichtbar gemacht.> Ich schüttelte den Kopf: <Wieso tust du das? Bald ist das ausgestanden. Nach dieser Sache wechselst du den Wirt. Du hast die letzten Tage kaum ein Wort gesagt. Also lass mich in Ruhe!>

<Du bist unfair, Jolinar_Jackson! Und das weißt du! Ich verstärke manchmal unbewusst Erinnerungen ->

<Warum diese?> fragte ich.

<Weil du sie gemocht hast – sehr. Und du hast sie einfach zurückgelassen. Du hättest dich mehr einsetzen sollen. Du hättest ->

<Was weißt du denn davon? Daniel sagte, dass sie sie retten würden.>

<SG-X versicherte sich, eine Familie zu sein. Ihr gabt euch ein Versprechen! Alina hat es in die Wege geleitet. Ihr habt sie zurückgelassen, alle miteinander. Ohne über die Konsequenzen nachzudenken.>

Ich schwieg. Eine Weile starrte ich die Wand an.

<Habe ich dich verletzt?> fragte Curai plötzlich.

<Nicht mehr als ich dich>, erwiderte ich. Sie schwieg wieder.

<Warum tun wir das?> fragte ich in Gedanken, ließ einen fixierten Punkt der Wand vor mir nicht aus den Augen, während ich mich auf das Gespräch konzentrierte.

<Was?>

<Tu nicht so! Du weißt, was ich meine>, behauptete ich. Curai schwieg eine Weile. Ich senkte den Blick: <Wir haben uns doch gut verstanden am Anfang. Dann hast du mit diesen Erinnerungen angefangen ->

<Nicht ich habe den Anstoß gegeben, sondern du. Du hast damit angefangen, dich mit dem Tod Alinas abzufinden. Ich kenne dich außerordentlich gut, Jolinar_Jackson.>

<Was für ein Wunder!> entfuhr es mir. Curai verstummte.

<Entschuldigung. Ich ... ich wollte diese Verschmelzung nie.>

<Du irrst dich schon wieder. Du wolltest nicht sterben. Ich las deine Gedanken, als ich in dich eindrang und ich erkannte eine riesige Angst darin. Wirre Träume und ungeordnete Erinnerungen an dein Leben – aber du hattest entsetzliche Angst vor dem Tod. Es war die richtige Entscheidung.>

<Du schweifst ab.>

<Du warst diejenige, die immer wieder sagte, Alina sei nicht tot. Du wolltest zurück und sie retten und du verspürtest die größte Angst deines Lebens, als Alina fortgebracht wurde. Doch plötzlich war es vorbei. Du dachtest dir, Alina sei sowieso tot. Du müsstest dir keine Gedanken mehr machen. Das nennt man Verdrängung.>

“Halt die Klappe!“ Ich schrak zusammen. Es dauerte, bis ich bemerkte, dass ich diese Worte laut gerufen hatte.

Ich atmete schwer und wischte mir über die Augen. Letztendlich hast du sie getötet. Mein Entsetzen wuchs, als ich bemerkte, dass nicht Curai es gewesen war, die das gedacht hatte.

<Wie du willst>, bezog Curai sich auf meinen Ausruf. Ein merkwürdiges Geräusch hinter mir. Ich fuhr herum und beobachtete geradeso, wie sich die Tür am anderen Ende des Ganges wieder verschloss.

<Dem sollten wir nachgehen, meinst du nicht?> fragte Curai spitz.

<Möglicherweise endlich die Asgard-Wissenschaftler? Vielleicht war das hier der einzig sichere Ort und jetzt haben sie Angst>, überlegte ich, ignorierte den vorherigen Streit.

<Wir haben uns ablenken lassen!> seufzte Curai, <Das war dumm. Wir sollten uns lieber auf unsere Umgebung konzentrieren.> Ich ignorierte sie weiter. Bald würde ich Curai los sein! Bald! Ich schritt also auf die Tür zu.

Von lebenden Toten

“Habt ihr es über Funk versucht?“ fragte Sam.

“Für wen hältst du mich? Natürlich!“ antwortete Daniel. Jack war mit Teal’c, Jadda, Minnesota und Mac in der Kammer geblieben, falls sich etwas tat. Daniel hatte sich mit Sam auf den Weg gemacht, um die Anzeigen im Kontrollraum nach Bio- und Energie-Signaturen zu checken.

“Okay.“ Sam öffnete die Tür und trat an das Pult. Geübt rief sie Seiten auf und stoppte schließlich bei einer Gesamtansicht des Gebäudes. Daniel blickte die unteren Ebenen an, übersah geflissentlich die Bio-Signaturen von Sam und sich. “Sam?“

Sie schüttelte den Kopf: “Ich sehe sie nicht, Daniel. Sie ist nicht hier, aber ...“

“Aber was?“

Sam blickte auf ihr noch immer ausschlagendes Messgerät: “Die Energie, die ich empfange“, sie deutete auf die Anzeige ihres kleinen Kastens, “auch nicht.“

“Möglicherweise noch eine Geheimkammer. Jack und die anderen sind auch nicht zu sehen“, erklärte Daniel. Sam nickte und griff zum Funkgerät: “Sir, hier Carter. Wir finden sie nicht. Allerdings können wir Ihre Signaturen auch nicht entdecken. Möglicherweise haben die Asgard die Kammer geheim halten wollen und sie nicht an das System angeschlossen. Sollte jemand nach einer Geheimkammer suchen, würde er sie hier nicht finden. Es muss etwas ziemlich wichtiges sein, das dort aufbewahrt wird. Daniel hält es für möglich, dass es eine weitere Kammer gibt, in der sich JJ nun befindet.“

Es blieb eine Weile ruhig. “Okay, danke, Major. Kommt zurück, wir ... versuchen am besten, das Geschehen vor Ort zu rekonstruieren. Teal’c geht von einer Aktivierung per Berührung aus“, antwortete der Colonel schließlich.

“Jawohl, Sir!“

***

Mein Atem war als Wolke vor meinem Gesicht zu sehen. “Verdammt, ist das kalt hier“, stöhnte ich. Ich durchsuchte meine Weste und meine Hosentaschen. Dann löste ich die Schnallen meines Rucksacks. Mit einem dumpfen Geräusch fiel er zu Boden. Hastig durchforschte ich den Inhalt, bis ich gefunden hatte, wonach ich suchte.

Handschuhe! Sie gehörten zur Grundausrüstung und ich hatte sie im Rucksack gelassen, bevor ich mich auf den Weg zum Torraum gemacht hatte.

Schnell zog ich sie an und schnallte mir den Rucksack ungeschickt auf den Rücken. Ich erstarrte in meinen Bewegungen. Metallisch klingende Schritte auf dem Boden, seltsame Geräusche. Entweder hatte ich es mir eingebildet oder es war wirklich da gewesen.

Ich blickte mich hastig um, bevor ich nach der Pistole griff. Langsam näherte ich mich der Tür. Ich würde den Transporter im Auge behalten. Ich wollte nur sehen, ob ich nicht von dort drinnen etwas ausrichten konnte. Es wurde kälter, je näher ich der Tür kam. Ich umklammerte die Projektilwaffe fester und blieb vor der Tür stehen. Sie war halbrund. Rechts an der Wand entdeckte ich den Öffnungsmechanismus in Form eines schwarzen Knopfes, der die Größe einer Handfläche hatte.

Ich atmete durch und betätigte ihn. Frost schlug mir entgegen und ich trat ein paar Schritte zurück. Ich zitterte inzwischen vor Angst, die Temperatur war rapide gesunken und war sicherlich unter den Nullpunkt gefallen. Als ich wieder direkt in den Raum blickte, blieb mir der Mund vor Staunen offen stehen.

<Das ist keine Asgard-Technologie>, bemerkte Curai fasziniert und im nächsten Moment flüsterte sie ehrfürchtig: <Doch sie gehört auch nicht den Goa’uld. Sie wirkt antikisch, doch ich sehe keine Verbindung. Die Antiker mieden es, unterirdische Tunnelanlagen zu bauen.>

<Was ist das?> fragte ich. Ich trat in den Raum, blickte mich noch mal zur Tür um. Als sie geöffnet blieb, konzentrierte ich mich auf das halbrunde, längliche Gerät in der Mitte des Raumes. Es lag auf einem Sockel. Vielleicht gehörte der Sockel auch dazu. So genau konnte ich es nicht erkennen. Außer meiner Taschenlampe gab es hier kein Licht. Ich trat an den hüfthohen Sockel heran und beleuchtete die weißlich trübe Oberfläche des halbrunden Kastens. Vorsichtig streckte ich die Hand aus und wischte über die Oberfläche.

Ich sog die Luft ein. “Es ist leer.“ Ich trat noch näher und beugte mich über die Kammer.

<Es ist wahrscheinlich eine Stase-Kapsel>, erklärte Curai. Ich ignorierte sie und wischte mit meiner Hand die neuerlich beschlagene Scheibe wieder sauber. Ich entdeckte jetzt einen Schatten darin, länglich und schmal, doch ich konnte nicht erkennen, was es war. “Da ist etwas“, murmelte ich. Ich tastete an den Seitenwänden des Sockels entlang und versuchte, einen Öffnungsmechanismus zu finden.

<Wir sollten gehen. Möglicherweise hat die Person die Kapsel vor gar nicht allzu langer Zeit verlassen>, warnte Curai eindringlich. Ich erinnerte mich an die Schritte und Geräusche, die ich gehört hatte und wandte mich zur Tür, um den Raum schleunigst zu verlassen.

In diesem Moment glitt das Tor wie von selbst zu. Ich begann zu rennen, erreichte es aber nicht mehr rechtzeitig: “Verdammt!“ Wir waren eingesperrt! Schritte wurden wieder laut und ich sah im Schein meiner Lampe einen großen Schatten auf der anderen Seite des Raumes durch einen Durchgang verschwinden. Ich schaute mich hastig nach einem Öffnungsmechanismus um, doch ich fand keinen.

<Eine Falle>, kommentierte Curai. Ich beschloss, ganz auf friedlichen Kontakt zu setzen: “Hallo?“ Ich blickte noch einmal zu dem mir verschlossenen Ausgang und ging dem Schatten dann nach.

<Das ist mit Sicherheit nicht sehr klug>, prophezeite Curai.

<Ach ja? Und warum nicht?> fragte ich. Aufmerksam leuchtete ich umher, während ich mit ihr kommunizierte. <Weil sie Feinde sein könnten. Wer immer hier unten ist>, sagte sie. Ich lächelte leicht: <Ich denke anders. Sie laufen vor uns weg ... falls es mehrere sind.>

<Also wirklich!> seufzte Curai.

<Was? Fandest du neugierige Wirte nicht spannend?> fragte ich. Sie schwieg.

“Bitte, ich tue dir nichts!“ In Gedanken fügte ich hinzu: Du mir bitte auch nicht! Ich blickte um die Ecke. Der Tunnel ging nur nach rechts weiter, also folgte ich ihm: “Hallo!“ Meine Stimme hallte leicht wider. Es war mir rätselhaft, wie sich der Schatten in dieser Dunkelheit zurechtfand. Plötzlich wurde ich zur Seite gestoßen. Ich stolperte und fiel zu Boden. Meine Pistole rutschte mir aus der Hand und den glatten Boden entlang aus meiner Reichweite. Mein Angreifer trat noch einmal zu und auch die Taschenlampe war zu Boden gefallen, beleuchtete die Szenerie nur schwach, da sie mit dem Strahl zur Wand lag.

Ich griff nach ihr, wollte meinen Widersacher damit blenden, doch die Spitze eines altertümlich wirkenden Pfeils vor meinem Gesicht stoppte meine Aktion. Ich starrte die Waffe an.

“Man cot fa?“ fauchte mein Angreifer - eine junge Frau. Ich räusperte mich. Gerade wollte ich versuchen, mich mit ihr zu verständigen, als sie fortfuhr: “Goa’uld! Mavat fasì?“

“Du spürst ... meinen Symbionten?“ keuchte ich. Dann beeilte ich mich hinzuzufügen: “Nein, ich bin keine Goa’uld.“ Demonstrativ schüttelte ich den Kopf und sprach das Goa’uld besonders deutlich und angewidert aus. “Ich bin eine Tok’ra ... sprichst du Goa’uld-Sprache? Ähm ...“ Ich konzentrierte mich. Curai lieferte mir die nötige Hilfe und so sprach ich ihr nach: “Me mak Tok’ra. Tok’ra!“ Meine Angreiferin sprach einige schnell und hasserfüllt klingende Worte und spannte den Bogen neuerlich stärker an.

“Moment, warte!“ rief ich.

“Negra!“

Meine Gegnerin ließ den Bogen angespannt, verzichtete aber darauf zu feuern, als der Ausruf einer weiteren Person – wieder einer jungen Frau - durch den Gang schallte. Ein leicht prickelndes Gefühl in meinem Körper gefolgt von einer Hitzewallung ließ Unwohlsein in mir aufsteigen. Ich hatte mich an das Gefühl gewöhnt gehabt – in Teal’cs Gegenwart und auch in Sams, obwohl ihre Ausstrahlung schwächer war – doch jetzt kehrte es ungehindert zurück. Curai erklärte mir im nächsten Moment: <Du spürst es auch! Soeben hat ein Goa’uld den Tunnel betreten.> Ich starrte in die Dunkelheit und sah ihren Schatten im Licht der Lampe näher kommen. Oh ja, ich spürte es – das Naquadah!

***

Mac tippte nervös mit ihrer Stiefelspitze gegen die beschriebene Wand, während Jadda versuchte, sich jede ihrer Bewegungen seit dem Öffnen des Tunnels ins Gedächtnis zu rufen.

“Das ist doch nutzlos!“ fluchte Jack schließlich ungeduldig, “Wir sollten einfach versuchen, auf den unteren Ebenen etwas auszurichten. Vielleicht im Erdgeschoss.“ Sam nickte: “Ich bin dafür, Sir.“

“Gut, Carter, Teal’c, ihr kommt mit mir! Wer kommt von euch mit?“ fragte Jack in die Richtung der Palacer gewandt. Mac meldete sich und war mit einem schnellen Schritt an Jacks Seite. Minnesota zögerte, bevor sie nickte.

“Daniel -“

“Wenn sich etwas tut, gebe ich Bescheid“, sagte der junge Mann, lehnte sich an die Wand und starrte auf die Video-Aufzeichnungen. “Moment!“ sagte er plötzlich.

Jack drehte sich zu ihm um: “Was?“

***

Ich starrte wieder den Pfeil an, war unfähig, mich zu bewegen oder woanders hinzublicken, so lange er auf mein Gesicht zeigte. Meine Angreiferin – Negra – hielt die Spitze eisern auf meine Stirn gerichtet.

“Negra!“ wiederholte die Goa’uld. Sie sprach mit ihrer menschlichen Stimme und ich dachte automatisch daran, dass es sich doch genauso gut um eine Tok’ra handeln könnte. Warum sonst würde sie wohl Negra - oder wie sie hieß - daran hindern, auf mich zu schießen?

<Weil du eine Tok’ra bist?> schlug Curai zynisch vor. Doch etwas passte noch nicht ins Bild. Ich versuchte, darüber nachzudenken, doch der Pfeil vor meinem Gesicht ließ diese an sich einfache Sache schwierig erscheinen. Die Goa’uld blieb stehen. Negra bewegte sich kurz und der Pfeil deutete nun auf die Wand neben mir. Ich blickte auf, in ihr Gesicht. Sie hatte blondes Haar, etwa schulterlang und zum Teil lockig.

Ihre blauen Augen blickten mich prüfend an. Auf ihre Stirn war ein Symbol gemalt oder tätowiert worden. Die schwarzen Linien hoben sich deutlich von ihrer helleren Haut ab. Zwei pyramidenähnliche Symbole - eines auf dem Kopf, eines richtig herum -, die übereinander gelegt worden waren und sich so ineinander verschlangen. Ihre Garderobe wirkte edel. Ein Kleid, bodenlang, in dunkelvioletter Farbe. Die Ärmel waren oben schmal und weiteten sich nach unten hin. Eine weiße Kordel von einigen Zentimetern Durchmesser war um ihre Hüfte gebunden und die losen Enden bewegten sich leicht, als Negra zu der Goa’uld blickte.

Ich blickte automatisch in dieselbe Richtung, erkannte jedoch nur Schatten.

“Sie ist ein Eindringling“, betonte Negra mit kalter Stimme. Ihr Englisch wirkte ungeübt, als hätte sie es erst gelernt. Der Akzent war mir unbekannt. Misstrauisch ließ sie ihren Blick kurz wieder zu mir wandern. Die Goa’uld schüttelte den Kopf.

<Es muss Nephthys sein>, sagte Curai.

<Ach ja? Wie kommst du darauf?> fragte ich.

<In den Überlieferungen heißt es, sie sprach immer mit ihrer menschlichen Stimme.>

“Sie kann uns sagen, was oben vorgeht.“ Dann wandte sich die Goa’uld an mich. “Steh auf!“ Ihre Stimme klang sanft. Ich stutzte kurz, dann griff ich nach der Taschenlampe und richtete sie auf Nephthys. Das Licht füllte nun genug von dem Tunnel aus, um jede Person deutlich zu erkennen.

“Lass es!“ Sofort zeigte Negras Waffe wieder auf mich. Doch sie zögerte zu feuern, als sie die Reaktion ihrer ’Herrin’ auf meinen Anblick sah. Ich starrte zurück und regte mich nicht. Gedämpft hörte ich Curais mentale Stimme: <Nephthys?>

***

Ich starrte sie an: “Alina?“ Sie blickte zu mir, lächelte etwas hilflos. Die lange, schwarze Hose und das weiße Hemd lagen eng an. Der schwarze Gürtel über dem Hemd war mit weißen Hieroglyphen verziert. Ihre Haare waren zurückgesteckt und kunstvoll geflochten.

<Sie ist eine Goa’uld!> warnte Curai.

<Wer sagt dir das?> fragte ich.

<Die Asgard können keine Symbionten entfernen>, erwiderte Curai.

“JJ? Was ist mit dir passiert?“ Alinas Gesicht war ernst geworden. Todernst sogar! Befremdet blickte sie mich an.

<Sie spürt mich>, deutete Curai.

<Die Asgard sind so fortschrittlich. Warum sollten sie keine Symbionten entfernen können?> fragte ich.

<Ich habe dich gewarnt ...>, meinte Curai. Alina trat vorsichtig auf mich zu. Curai übernahm die Kontrolle: “Komm nicht näher!“

<Negra vertraut ihr!> rief ich.

<Was?> fragte Curai.

<Negra griff uns doch an, weil wir in ihren Augen Goa’uld waren. Wenn Alina eine Goa’uld wäre, dann würde Negra nicht so mit ihr reden>, erklärte ich.

<Das ist kein Beweis.>

<Das ist mir egal!> Ich drängte mich an die Kontrolle. Alina hatte schweigend gewartet.

Tränen standen in ihren Augen. Sie schüttelte den Kopf.

“Ich bin’s, Alina“, sagte ich und streckte die Hand aus. Sie schüttelte langsam den Kopf und fragte zaghaft: “JJ?“

“Ich bin Tok’ra“, antwortete ich. Sie blickte mich forschend an. Ich lächelte gezwungen. Sie löste sich plötzlich aus ihrer Erstarrung und rannte die letzten Schritte auf mich zu, warf sich mir um den Hals. “Ich hatte so gehofft, dass sie euch holen“, flüsterte sie. Ich legte meine Arme um sie. “Was ist nur passiert? Was ist passiert?“ fragte ich aufgelöst. Ich drückte sie an mich, die Taschenlampe fiel zu Boden. Negra stand schweigend und wartete. Alina weinte, hielt sich an mir fest. “Ich will nach Hause, JJ“, sagte sie schließlich schluchzend.

Ich nickte: “Ich bringe dich nach Hause.“

***

“Hier!“ Daniel deutete auf das Pentagramm an der Wand.

“Was ist damit?“ fragte Jack.

“Jadda hat es untersucht und berührt“, erklärte Daniel.

“Ach, Jadda war es also?“ hakte Jack nach. Er blickte zu ihr. “So kurz dabei – und schon so viel von Daniel gelernt? Könnt ihr eigentlich eure Hände nicht bei euch belassen?“

Jadda verschränkte die Arme und stieß beleidigt die Luft aus.

“Es steht für die Allianz der vier Arten und für den Großen Plan“, erklärte Daniel, um vom Thema ’Anfassen außerirdischer Gegenstände und Bauten’ abzulenken. Jadda nahm an, dass er diesen Vortrag schon oft genug gehört hatte.

“Für was für ein Ding?“ fragte Jack.

“Das ist kompliziert“, meinte Daniel schulterzuckend.

“Curai weiß es auch nicht“, nickte Jadda.

“Aber ich nehme fest an, dass es etwas mit dem Transportvorgang zu tun hat“, erklärte Daniel nun. Er fuhr mit der Hand über das Symbol. Nichts tat sich. “Das ist ja toll!“ witzelte Jack missgelaunt.

“Der Transporter befindet sich unter dem Türrahmen“, erklärte Jadda. Sie ging auf die Tür zu und war in einem hellen Aufleuchten verschwunden. Jack öffnete den Mund, um etwas zu sagen, bekam aber keinen Ton heraus. Daniel ging ebenfalls auf die Tür zu, doch es geschah nichts. Sams Forschergeist war geweckt: “Sieht so aus, als müsste man ihn für jeden Transport neu aktivieren. Stellt euch auf, wie bei einem Ringtransporter!“ Sie ging zu der Wand mit dem Symbol hinüber.

Sie suchte es einen Moment zwischen all den anderen Zeichen, dann nickte sie zu Mac, Minnesota, Jack und Daniel, die sich unter der Tür versammelten. Sam berührte das Pentagramm und die vier waren verschwunden.

“Das ist die Lösung, Major Carter!“ stellte Teal’c verspätet fest. Sie nickte und trat ebenfalls unter die Tür, nach dem sie das Symbol ein weiteres Mal berührt hatte.

Als letztes ging Teal’c.

***

Negra fuhr herum und wandte sich dann an Alina. “Jemand ist hier“, verkündete sie, blickte zu mir, “Wen hast du hergebracht?“

“Das sind die anderen“, erklärte ich. An Alina gewandt fügte ich hinzu: “Sie scheinen herausgefunden zu haben, wie der Transporter funktioniert.“ Alina nickte, dann lächelte sie: “Ich wollte zur Erde kommen, aber es kam etwas dazwischen.“

“Du kannst später alles erklären. Am besten treffen wir zunächst die anderen, dann schalten wir den Generator ab und verschwinden“, erklärte ich.

“Generator?“ hakte Alina nach.

“Lange Geschichte“, lächelte ich.

“Alina, ich gehe nicht ohne Valrien“, erklärte Negra, “Außerdem traue ich ihnen nicht.“

“Wenn du mir vertraust, traust du auch ihnen“, sagte Alina fest.

“Wir erklärten dir unsere Situation. Die Gefahr, dass das Wissen in falsche Hände gerät, ist zu groß“, meinte Negra.

“Sie sind Ta’uri, Negra“, meinte Alina. Negra blickte zu mir. “Nicht alle von ihnen.“

“Die Tok’ra sind etwas völlig anderes als die Goa’uld. Du kannst uns wirklich vertrauen“, versuchte ich zu erklären. Negra trat näher an mich heran. Ich bemerkte eine Kette, die um ihren Hals hing. Der Anhänger zeigte ein schlichtes geometrisches Muster – Ringe, die sich umeinander legten.

<Das kenne ich>, hörte ich Curai.

“Nun, Tok’ra, die Goa’uld sind unsere Feinde. Sind sie auch die deinen?“

Ich blickte ihr in die Augen. “Mit Sicherheit“, erwiderte ich.

“JJ? JJ, bist du hier unten?“

Negra sprang zurück und blickte mein Funkgerät an. “Ganz ruhig, das ist nur -“

“Kommunikation, Negra“, unterbrach Alina mich. Ich griff nach dem Gerät: “Jack, du glaubst nicht, wie froh ich bin, dich zu hören.“

“Ich denke schon, dass ich das glaube. Wo steckst du?“ fragte der Colonel. Im Hintergrund konnte ich die anderen reden hören. “Den Gang runter. Wir kommen euch entgegen“, erklärte ich.

“Wir?“hakte der Colonel nach.

“Ja, sieht ganz so aus, als hätten wir des Rätsels Lösung“, meinte ich. Alina blickte mich fragend an und ich winkte ab.

“Na gut, dann solltest du uns die Lösung mal vorstellen“, erwiderte Jack. Ich blickte Alina auffordernd an. Sie lächelte. Dann blickte sie zu Negra. Zweifelnd schaute die junge Frau ins Leere. Alina fragte: “Kommt ihr?“

“Ein falscher Schritt kann alles zerstören“, erklärte Negra. Alina nickte: “Ein richtiger Schritt kann alles besser machen.“ Negra überlegte stumm. “Oma ist weise ... ich hole Valrien“, sagte sie dann. Alina lächelte erleichtert. Ich schaute erstaunt zu ihr. “Oma?“ fragte ich unhörbar. Sie schüttelte den Kopf. Sie würde es mir später erklären. “Wir gehen schon mal vor.“

“Alina!“

Sie wandte sich zu Negra um. “Das war keine Zustimmung und kein Vertrauensbeweis, keine Verpflichtung und kein Friedensangebot, obgleich unsere Handlungen niemals kriegerisch untereinander waren ... es ist die Erfüllung einer Bitte“, erklärte die junge Frau.

“Ich weiß“, nickte Alina.

“Es ist ein Versuch“, sagte Negra. Alina nickte erneut: “Ich weiß.“

“Möglicherweise war es doch nicht umsonst“, sagte Negra. Alina lächelte: “Glaub mir, Negra, das war es nicht.“

Misstrauen

Ich lief neben Alina die längliche Kammer mit der Stase-Kapsel in ihrer Mitte hinunter.

<Du weißt nicht, was du tust>, sagte Curai langsam. Ich musste ihr innerlich recht geben und blieb stehen. Die Freude bei Alinas Anblick war zu groß gewesen, als dass ich länger über Curais vorher geäußerten Zweifel nachdenken wollte. Doch nun fiel mir Tanith wieder ein und ich blickte Alina nachdenklich an. Sie drehte sich zu mir. “JJ?“

Ich schwieg kurz, bevor ich fragte: “Wie kann ich sicher sein, dass du du bist?“ Sie starrte mich an. “Ich ... ich bin ich, denke ich“, sagte sie schließlich, “Glaubst du, dass ich lüge?“

“Nein, aber wenn ein Goa’uld an der Kontrolle ist, könnte er in deinem Namen lügen. Wir hatten so etwas schon mal und ich denke nicht, dass ich scharf darauf bin, das zu wiederholen“, erklärte ich entschieden.

“Nun ...“ Alina nickte langsam: “Ich verstehe, was du meinst. Aber ... wie kann ich denn sicher sein, dass du Tok’ra bist?“

“Die anderen sind mit mir hier“, sagte ich schulterzuckend.

“Eine Goa’uld-Falle?“ hakte Alina nach.

“Nein, ich ...“ Ich stockte. Curai ging an die Kontrolle: “Ich kann dir versichern, dass meine Ziele denen der Tok’ra entsprechen.“

<Das musst du einem Goa’uld nicht noch auf die Nase binden>, erwiderte ich schnippisch.

<Das hast du schon getan. Außerdem scheint sie die einzig Befallene hier zu sein>, erklärte Curai. Ich seufzte.

“Dann kann ich dir ebenso sehr versichern, dass ich eine Ta’uri bin ... ich ... war besessen“, sagte Alina. Ihr Blick wurde starr. Ich nahm mir die Kontrolle zurück: “Und warum bist es jetzt nicht mehr?“

“Die Asgard“, antwortete sie.

“Ich habe noch nie davon gehört, dass sie -“

“Weil wir sie bisher nie darum gebeten haben. Unsere Anlaufstelle waren bisher immer die Tok’ra“, erklärte Alina.

“Na schön. Das lassen wir Janet dann genau klären“, sagte ich.

“Du bist nicht überzeugt“, stellte Alina fest. Ich blickte sie an, dann senkte ich den Blick. “Nicht ganz. Es ist ... zu viel passiert“, erklärte ich. Sie nickte langsam. Dann schaute sie zu Negra, die in diesem Moment die Stase-Kammer betrat. “Dann musst du mein Wort gelten lassen“, erklärte die hochgewachsene Frau. Ich schaute zur ihr. “Wir sind Feinde der Goa’uld“, erklärte Negra und öffnete die Stase-Kammer. Sie nahm einen Köcher mit Pfeilen heraus und hängte ihn um ihre Schultern.

“Und du bist sicher, dass -“

“Wir spüren so etwas“, erklärte Negra und unterbrach meinen Einwand einfach. <Überzeugt, Curai?> fragte ich.

<Sie leben auf einem Planeten der Asgard und sie sind nicht besessen ...>, fasste die Tok’ra zusammen, <Ich denke, wir sollten vorsichtig bleiben.>

<Natürlich>, antwortete ich gereizt, <Ich bin doch nicht verrückt.>

<Doch, das bist du, das hast du auf der Erde doch selbst gesagt>, erwiderte die Tok’ra.

<Das war ein Witz!> erläuterte ich. Ich legte Alina eine Hand auf die Schulter, fest davon überzeugt, Curai damit zu verärgern. Dennoch konnte ich nicht verhindern, dass eine gewisse Vorsicht blieb. Aber letztendlich würden wir zur Erde zurückkehren und ehe sie als eine einzelne Person irgendwie etwas ausrichten konnte, was Mutterschiffe oder Armeen in die Basis gebracht hätte, würde sie von Janet untersucht worden sein. Denn eines war sicher ... sie trug keine Waffen sichtbar bei sich und sie war allein.

Und selbst wenn Negra ihr beistehen würde ... soweit ich gesehen hatte, war ihr Bogen primitiv, keine versteckte Technologie oder ähnliches.

So nahm meine Freude über das unerwartete Wiedersehen wieder Überhand.

“Sie kommt gleich“, nickte Negra Alina zu und verschwand wieder in dem dunklen Gang. Ich erinnerte mich an einige ihrer letzten Worte vor ein paar Minuten und fragte neugierig: “Was sollte das eben bedeuten ... die Erfüllung einer Bitte? Woher kennt sie Oma?“

“Ich finde, wir sollten erst einmal hier verschwinden und die anderen treffen. Ich weiß nicht, wie lange ich schon hier unten sitze. Es kann sich zwar nur um wenige Tage handeln, aber es ist nicht das Hilton, verstehst du?“ erklärte Alina mir. Ich lächelte: “Wir haben auch nur MREs ... und die schmecken dazu lediglich nach Hühnchen – bis auf das Hühnchen.“

“Typisch Air Force“, seufzte Alina in gespielter Verzweiflung. Vor der geschlossenen Tür blieben wir stehen. Alina ging einige Schritte zur Seite, tastete die Zeichen an der Wand ab und strich schließlich über ein Pentagramm. Die Tür glitt zur Seite. Waffen wurden entsichert, ich wurde geblendet. “Hey, ganz ruhig!“ sagte ich und Jack und Sam nahmen ihre MPs herunter. Es sah so aus, als hätten sie in diesem Moment selbst die Absicht gehabt, den Öffnungsmechanismus zu betätigen.

“Du hättest uns sagen können, dass du durch die Tür kommst“, meinte Jack.

“Du hättest mich fragen können“, erwiderte ich schnippisch.

“Was ist das hier?“ fragte Daniel.

“Das kannst du sie fragen“, erwiderte ich und Alina trat endlich in den Schein der Taschenlampen.

“Wa ...“ Minnesota schnappte nach Luft.

“Alina!“ rief Mac und stürmte auf sie zu, schloss sie in die Arme, “Oh Gott! Wo kommst du denn her? Wir dachten, du wärest tot! Oh, Mann!“

“Sie trägt einen Symbionten“, sagte Teal’c ruhig und ich erkannte, dass er sich anspannte.

“Nicht mehr, Teal’c“, erwiderte Alina. Mac ging etwas auf Distanz und blickte sie skeptisch an. Dann schaute sie zu mir. “Da kommt noch jemand, der sich für sie verbürgt“, erwiderte ich.

“Feinde der Goa’uld“, ergänzte Alina.

“Was sagt Curai dazu?“ wollte Mac wissen.

“Sie ist vorsichtig, aber sollte Alina noch besessen sein, hätte sie sowieso keine Chance. Sie ist allein und ohne Waffen ... und ihre Freundin trägt auch nicht gerade die neuste MP mit sich herum“, erklärte ich schulterzuckend. Mac strahlte wieder und umarmte Alina erneut.

“Wie können wir sicher sein, JJ?“ fragte Minnesota und blickte mich an. Jaddas Gesichtsausdruck wirkte verschlossen. Sie starrte in die Leere.

“Das können wir nicht, Min. Das habe ich auch nicht behauptet. Fakt ist, dass sie bisher keinen Versuch gemacht hat, mich anzugreifen, obwohl ich alleine war und mich offensichtlich als Tok’ra zu erkennen gab“, erklärte ich.

“Goa’uld sind arrogant, aber nicht blöd“, widerlegte Jadda. Ich nickte: “Wie gesagt, es gibt keine Garantie, aber ihre Freundin scheint die Goa’uld abgrundtief zu hassen, zumindest hätte sie mich beinahe umgebracht, als sie dachte, ich wäre einer von denen. Warum sollten sie Alina dann am Leben lassen?“

“Weil sie sie für eine Tok’ra halten?“ meinte Jadda mit hochgezogenen Augenbrauen.

“Sie hatte dieses Wort noch nie gehört, bis ich es aussprach“, erklärte ich. Alina trat vor: “Ich bin es wirklich.“ Teal’c ging zu ihr und blickte ihr fest in die Augen. Es erinnerte mich an Bra’tacs Fähigkeit, allein in den Augen eines Kriegers erkennen zu können, ob er auf seiner oder der gegnerischen Seite stand. Er hatte es einmal bei Teal’c angewandt und es hatte gewirkt.

“Du bist ... nicht gerade geschrumpft“, lächelte Alina. Teal’c zog eine Augenbraue hoch und seine Mundwinkel zeigten ein angedeutetes Lächeln. Er umarmte Alina und hob sie hoch. Ich begann zu lachen. Teal’c ließ sie wieder runter und Mac legte ihr eine Hand auf die Schulter. Alina blickte wieder zu Minnesota und fragte: “Wie kann ich es beweisen?“ Minnesota schüttelte noch sichtbar skeptisch den Kopf: “Das kannst du nicht.“ Dann blickte sie auf die Ausrüstung des Teams und entspannte sich.

Ein freudiges Grinsen erschien in ihrem Gesicht. “Ach, komm her!“ Sie schloss Alina in die Arme. Jadda schloss sich an: “Wo hast du nur gesteckt?“

“Hier und da. Bin ziemlich rumgekommen“, antwortete Alina ausweichend. Ich sah, wie sie dabei ihr Gesicht verzog.

“Schön, dass du wieder zurück bist“, sagte Sam erfreut und drückte Alina ebenfalls an sich. Scheinbar hatte Teal’cs Vertrauen auch ihre anfängliche Skepsis über Bord geworfen.

Kritisch musterte sie Alina anschließend. “Du scheinst unverletzt“, stellte sie fest. Alina nickte: “Es geht mir gut.“ Daniel trat ebenfalls auf sie zu, um sie zu begrüßen. “Du hast es überstanden“, sagte er. Sein Blick verriet mir, dass er von der Folter sprach, von dem Sarkophag. Ich verzog das Gesicht, als ich daran dachte, welche Auswirkungen solch eine Sucht mit sich brachte. Alina nickte leicht.

“Nun ja“, nickte Jack. Er klopfte Alina auf die Schulter und lächelte leicht. “Jetzt ist ... uhm ... das alte Team wieder versammelt, ha?“

Alina nickte: “Ich freu mich auch, dich zu sehen, Jack!“ Er lächelte nun breiter: “Ja.“ Ich lächelte, wusste, wie jeder andere auch, dass Jack überglücklich mit der Situation war.

<Er ist kein Gefühls-Mensch?> riet Curai. Ich lächelte amüsiert, antwortete: <Wer? Colonel Jonathan O’Neill? Nie gesehen!> Plötzlich blickte Jack auf und richtete seine Waffe auf die Tür hinter Alina. “Warte, Jack! Nicht!“ bat sie. In diesem Moment flog ein Pfeil knapp an mir vorbei und verfehlte auch Jack nur haarscharf, bevor er auf dem Boden weit hinter ihm klappernd zu Fall kam. Ich drehte mich hastig um. Negra und eine weitere junge Frau standen auf der anderen Seite des Raumes, Negra noch immer mit gespanntem Bogen und bereits einem neuen Pfeil auf der Sehne und die andere mit einem langen, schmalen Schwert in der Hand.

Sie kamen mit schnellen Schritten auf uns zu, bis nur noch Alina zwischen Jack und ihnen stand. Teal’c hielt seine Stabwaffe alarmiert bereit, machte aber keine Anstalten, sie auf die jungen Frauen zu richten. Sam hob ebenfalls ihre Waffe. Negras Begleiterin trug rotes, langes Haar, hatte helle blaue Augen und blickte Jack entschlossen an, das Schwert zum Schlag erhoben.

Ihre Kleidung war der Negras ziemlich ähnlich. Um den Hals trug sie ebenfalls eine Kette mit demselben geometrischen Symbol wie ihre Begleiterin und trug dieselbe Tätowierung auf der Stirn.

“Wartet! Wartet! Wartet!“ bat Alina, drehte sich zwischen den beiden Parteien hin und her, “Jack, nimm bitte ... bitte die Waffe herunter! Sie werden dich nicht angreifen, solange du es auch nicht tust.“ Flehend blickte sie den Colonel an. “Sie haben doch bereits damit angefangen! Erst sollen sie den Bogen und dieses überdimensionale Messer runternehmen“, sagte Jack angespannt.

“Das war lediglich ein Warnschuss. Negra ist eine viel zu gute Schützin, um dich zu verfehlen. Außerdem hast du die effektivere Waffe, Jack“, sagte Alina fest. Er blickte sie einige Momente an, dann nickte er und senkte die Waffe. Auch Sam ließ die MP sinken und Negra sowie ihre Begleiterin nahmen mit eleganten Bewegungen ihre einem Roman entsprungenen Waffen herunter. “Die Ta’uri!“ stellte Negra fest.

“Na, wer sagt’s denn? Sogar hier weiß man, wer wir sind“, antwortet Jack.

“Wir haben tatsächlich viel von euch gehört“, erklärte Negra. Ihre Begleiterin schwieg und steckte das Schwert in seine schwarze Hülle zurück, die um ihren Gürtel hing.

“Du glaubst gar nicht, wie viele Leute uns das immer wieder sagen“, meinte Jack, “Schon dem Fan-Club beigetreten?“

“Mein Name ist Negra und dies ist meine Cousine Valrien“, stellte sie vor. Die andere senkte kurz zur Begrüßung den Blick.

“Ich bin Daniel Jackson, das sind Sam, Jack, Teal’c, Minnesota, Jadda, Mac und JJ ... wir kommen von der Erde und wir ...“

“... sind friedliche Forscher, schon klar, Daniel!“ unterbrach Jack den jüngeren Mann. Den wütenden Blick Daniels nahm er gelassen hin. “Was tut ihr hier?“

“Wir schützen unser Erbe“, erklärte Negra.

“Kann deine Partnerin nicht reden?“

“Sie redet nur, wenn es angebracht ist“, erwiderte Negra forsch.

“Oh, wow! Vielleicht sollte sie sich mit Teal’c zusammentun“, meinte Jack. Negras Blick wanderte zu dem Jaffa, blieb auf dem Zeichen an seiner Stirn hängen. “Teal’c“, wiederholte sie langsam, “Primus des Apophis.“

“Ehemaliger Diener des falschen Gottes Apophis“, korrigierte der Jaffa. Überrascht blickte Negra ihn an. “In der Tat. Im Universum ist eine Menge geschehen, seit wir einschliefen“, erklärte sie.

“Tja, dann habt ihr wohl das Beste verschlafen“, meinte Jack, “Einige der Schlangenköpfe sind inzwischen gen Hölle gegangen ... ganz nebenbei erwähnt: Wir haben sie dorthin geschickt!“

“Apophis, der falsche Gott, ist tot“, sagte Teal’c.

“Ihr habt euch entwickelt“, bemerkte Negra.

“Dürften wir erfahren, wer ihr seid?“ wollte Jack gereizt wissen.

“Wir sind Negra und Valrien. Mehr müsst ihr nicht wissen“, erklärte Negra und nickte ihrer Begleiterin stumm zu. Diese heftete ihre blauen Augen auf unsere Gruppe und musterte uns durchdringend. Immer noch sprach sie kein Wort.

“Uhm ... wir sollten nach oben gehen, Sir. Alina will sicher etwas essen und sich ausruhen“, schlug Sam vor und unterbrach das gegenseitige Taxieren des Colonels und Negras. Jack blickte zu ihr und nickte ihr zu. “Das lässt die Frage offen, ob Negra und Valrien, mehr müsst ihr nicht wissen uns begleiten sollten oder wir sie hier einsperren“, erklärte er.

“Jack!“ gingen Alina und Daniel zugleich dazwischen. “Sie sind ungefährlich. Sie werden euch nichts tun, oder, Negra?“ fragte Alina. Negra blickte zu ihr und nickte langsam. “Die Erfüllung einer Bitte, Alina“, erinnerte sie sie dann. “Ich weiß“, erwiderte diese.

***

“Noch hungrig?“ fragte Jack und blickte Alina fragend an. Sie schüttelte den Kopf: “Ich hatte Essen. Ich hatte ...“ Sie verzog das Gesicht und zuckte mit den Schultern, gestand dann: “Rote Plätzchen und gelbe Plätzchen und blaue Plätzchen und ich verstehe jetzt, warum die Asgard so dünn sind.“ Jack lachte. Ich blickte kurz zu ihm hinüber, dann konzentrierte ich mich wieder darauf, auf die Stadt vor dem Panorama-Fenster zu starren – nicht, ohne den nötigen Abstand von der Scheibe zu halten.

Curai hatte meine Höhenangst mal als lächerlich abgetan, sich dann jedoch aufgrund diverser Schimpfworte und Drohungen auf einem Jahrmarkt dagegen entschlossen, die Kontrolle zu übernehmen und mich in ein Riesenrad zu setzen. Curai redete jetzt eindringlich mit mir, versuchte mir zu erklären, was die letzte halbe Stunde über unsere schweigenden Gäste in einer der Raumecken verraten hatte.

Sie schienen zu meditieren. Valrien war mir ein Rätsel. Bisher hatte sie geschwiegen, kein Wort gesprochen, nicht einmal mit ihrer Gefährtin.

Jadda, Mac und Minnesota saßen mit Sam und Daniel bei Alina und Jack und aßen ebenfalls etwas. Ich verspürte keinen Hunger. Bisher hatte Alina über die letzten Monate geschwiegen und war scheinbar auch nicht bereit, auf eine der vielen an sie gestellten Fragen einzugehen.

Misstrauen hing in der Luft und ich spürte, dass es auch bei mir zurückkehrte, je mehr Fragen Alina unbeantwortet ließ. Ob sie zu froh war, endlich wieder bei uns zu sein, zu aufgeregt, weil sich endlich eine Möglichkeit zur Heimreise ergab oder zu verwirrt, wusste ich nicht.

<Jolinar_Jackson, hörst du mir überhaupt zu?> fragte Curai verstimmt.

<Du solltest das ganze Zeug mit Daniel besprechen>, erwiderte ich.

<Das werde ich, aber ich wollte dich zunächst informieren. Du bist ebenfalls interessiert, das spüre ich. Doch momentan überwiegt Verwirrung>, erklärte die Tok’ra.

<Verwirrung>, wiederholte ich. Ich seufzte: <Ja, Verwirrung.> Die Tok’ra klagte mental über meine Abwesenheit und sagte dann: <Ich erkläre es dir noch einmal, in Ordnung?>

<Tu, was du nicht lassen kannst>, erwiderte ich, doch ich hörte ihr nun zu. Ich war doch zu neugierig über Curais Ergebnisse, als dass ich einfach weghören könnte. Also versuchte ich, mich zu konzentrieren.

<Ich erklärte dir, dass ich das Symbol, was die beiden als Kette um den Hals tragen, kenne>, erwiderte Curai. Ich nickte mental.

<Nun ja, es ist ein typisches Symbol, das ich schon oft auf Ruinen finden konnte.>

<Nox-Ruinen?> fragte ich. Curai lachte mental. <Du hältst sie für Nox? Du hältst diese beiden tatsächlich für Nox? Sie tragen Waffen>, meinte sie.

<Das mit dem Pazifismus könnte sich entwickelt haben. Im Laufe der Zeit>, verteidigte ich mich.

<Nun gut, da könntest du Recht haben. Tatsächlich habe ich keine Ahnung, ob die Nox schon immer Pazifisten waren, dennoch handelt es sich bei diesen beiden nicht um Nox, sondern um Furlinger.>

“Wie bitte?“ entfuhr es mir.

“Was?“ fragte Jack und blickte zu mir. Ich drehte mich um. Ein kurzer Blick in die Richtung der beiden jungen Frauen bestätigte mir, dass sie meinen Ausbruch nicht zur Kenntnis genommen hatten, oder ihn nicht zur Kenntnis nehmen wollten und so schritt ich schnell auf die anderen zu, um mich zu ihnen zu knien.

“Sie sind Furlinger“, flüsterte ich. Daniel öffnete den Mund, sagte aber nichts.

“Uhm ... ah ... sind die nicht tot oder so?“ fragte Jack schließlich. Alina senkte den Blick: “Nein. Nicht alle.“

“Du weißt es?“ erwiderte ich.

“Ja, aber sie wollten nicht, dass es jemand erfährt“, erklärte Alina.

“Curai hat es mir erklärt. Ihre Ketten ... diese Ringe ... ein Furlinger-Symbol“, erklärte ich. Kurz kramte ich in Erinnerungen meines Symbionten, dann fuhr ich fort: “Das Symbol einer großen Furlinger-Kolonie.“ Daniel schloss den Mund wieder. “Wie kommen sie hierher?“ fragte er dann.

“Das wüsste ich auch gern“, meinte Jadda. Curai drängte sich an die Kontrolle: “Die Allianz der vier Arten befand sich auf einem guten Wege. Doch plötzlich griffen die Goa’uld einen der Stützpunkte an, den sich die vier Arten teilten, wo aber größtenteils Furlinger lebten. Er wurde – laut den Aufzeichnungen, die ich kenne – größtenteils zerstört, doch es gelang den vier Arten, die bestehenden Reste zu schützen.“

“Wie?“ fragte Teal’c.

“Das kann ich euch nicht sagen. Mehr verraten meine Aufzeichnungen nicht“, erklärte Curai.

“Okay, also diese beiden da drüben sind Furlinger ... wieso fragen wir sie nicht einfach?“ wollte Mac wissen.

“So einfach ist das nicht. Sie sind sehr zugeknöpft. Ich habe selbst nur wenig über sie herausgefunden und selbst das wenige haben sie mir nur unter dem Versprechen erzählt, dass ich es nicht weitersage“, erklärte Alina.

“Verschwiegene Gesellschaft, diese Fallings“, meinte Jack.

“Furlinger“, verbesserte Daniel, “Die Allianz zerbrach auch an diesem Goa’uld-Angriff würde ich schätzen.“ Curai nickte: “Die Antiker bekamen interne Probleme. Eine Katastrophe begann, ihr Volk zu vernichten. Eine Krankheit. Sie sind ausgerottet. Die Nox zogen sich zurück und die Asgard blieben alleine, als die Furlinger jede Verbindung abbrachen. Sie verloren über die Hälfte ihres ohnehin kleinen Volkes bei diesem Angriff und gaben den Asgard die Schuld, den Stützpunkt nicht ausreichend geschützt zu haben.“

“Okay und wie kommen die beiden hierher? Ich meine, wenn sie auf die Asgard nicht gut zu sprechen waren ...“, begann Minnesota und blickte fragend zu uns. Curai nickte verstehend: “Die Aufzeichnungen an den Wänden der Transportkammer ... ich konnte sie zum Teil übersetzen und daraus ersehen, dass Othalla ursprünglich der Heimatplanet der Furlinger war. Ich nehme an, die Asgard haben ihn besiedelt, nachdem die Allianz zerbrach und die letzten beiden Furlinger – die Herrscherinnen – verschwanden.“

Curai blickte zu Negra und Valrien. “Jetzt wissen wir wohin. Sie müssen sich unbemerkt in diesem Gebäude eingeschlossen haben. Es wurde sogar wahrscheinlich von ihnen erbaut. Die Asgard haben vielleicht ihre Bauweise übernommen. Trotz der altertümlichen Waffen waren die Furlinger sehr fortgeschritten. Sie trugen Bogen und Schwerter nur zur traditionellen Zierde. Ihre Oberhäupter mussten eines von beidem zu beherrschen lernen ... Tradition.“

“Sie schützen dort unten das Wissen der Furlinger. Sie schliefen in zwei Stase-Kapseln - Negra in der Vorkammer und Valrien in dem Raum mit dem Wissen. Das ganze System ist mit dem Transporter gekoppelt und kaum kommt jemand hinunter, wachen sie auf und verteidigen das Wissen“, fuhr Alina fort, “Ich durfte keinen Blick hineinwerfen oder auch nur in den Raum, in dem es aufbewahrt wird, aber Negra hat mir das erzählt.“

“Warum sollte sie das tun?“ fragte Curai. Alina blickte sie bestürzt an.

“Was sie meint ist: Warum sollten sie so etwas einer völlig Fremden erklären?“ versuchte Jadda, Curais Gradlinigkeit zu entschärfen.

“Nun ja, ich ... die Asgard baten mich, das Wissen der Furlinger zu holen, als die Replikatoren angriffen. Alle anderen waren schon mit einem Schiff weg und Thor versprach, wiederzukommen und uns zu holen, sobald ich das Wissen habe. Ich ging also los. Die fünf Asgard, die mit mir zurückblieben, sorgten dafür, dass die Schutztür zu der Sackgasse sich öffnete, damit ich in den Transporterraum gelangen konnte. Sie hatten Studien durchgeführt und wussten, wie der Transporter funktionierte, waren allerdings noch nie dort unten gewesen. Sie sprachen von zwei Wächtern, hielten das aber für Unsinn“, erklärte Alina.

“Und wieso bittet Thor ausgerechnet dich? Warum waren sie dann nicht schon selbst unten und haben sich das Wissen geholt?“ wollte Minnesota wissen, nun wieder mit deutlich mehr Skepsis im Blick.

“Tja, sieht ganz so aus, als wäre das ein Plan für den Notfall gewesen. Sie erklärten mir, dass sie die Allianz neu schmieden wollen – eines Tages – und dass sie dafür das Wissen brauchen. Bisher waren sie noch nicht in einer Situation gewesen, in der das Wissen von Nutzen gewesen wäre und sie hielten es dort unten am sichersten aufgehoben“, erklärte Alina, “Jedenfalls folgte mir ein Replikator. Ich bemerkte es nicht, bis ich von Negra überfallen wurde. Sie versuchte mich zu töten, da sie mich für eine Goa’uld hielt.“

“Sie spüren die Gegenwart von Symbionten. Negra hätte beinahe auch mich erledigt“, erklärte ich. Inzwischen hatte Curai die Kontrolle an mich zurückgegeben.

“Warum spürte sie einen Symbionten bei dir?“ wollte Minnesota wissen. Alina winkte ab, wich unseren Blicken aus. “Ich erkläre es später.“

“Nein, du wirst es uns jetzt erklären“, sagte Jack fest. Minnesota nickte.

“Ich ... war Wirt für einen Goa’uld-Symbionten“, sagte Alina nach einer Weile des Schweigens, “Aber sie ist tot. Ich ... die Asgard haben mir geholfen, sie loszuwerden.“ Es wurde still. “Wie lange?“ fragte Jack.

“Vielleicht drei Wochen?“ fragte Alina.

“Vielleicht?“ hakte Minnesota nach.

“Ich weiß es nicht so genau“, erwiderte Alina, “Ich weiß, dass ihr mir nur schwer vertraut, weil ich nicht gerade redselig bin, aber ihr müsst mir glauben, dass ich nur durcheinander bin und verwirrt ... ich ... muss erst mal mit den letzten Wochen fertig werden. Ich bin keine Goa’uld. Könnt ihr mir das glauben?“

“Ich glaube dir“, sagte Teal’c. Alina blickte ihn erleichtert an. “Gebt mir einfach nur Zeit, okay?“ Es war eine Weile ruhig, dann sagte sie: “Jedenfalls habe ich gemeinsam mit ihr die Spinne eingefroren - in Negras Stase-Kapsel – und die Schaltkreise gingen kaputt oder so. Als wir ihn nach einer Weile wieder rausholten, war er tot“, erklärte Alina weiter.

“Und da vertraute Negra dir?“ fragte Sam. Alina nickte: “Wahrscheinlich hätte ein Goa’uld ihnen nie das Leben gerettet, weil sie Furlinger sind ... keine Ahnung. Valrien vertraut mir auch, glaube ich. Sie spricht nur wenig.“

“Dafür kennen sie prominente Leute“, erwiderte ich, “Beispielsweise Oma.“

Die Oma?“ hakte Jack überrascht nach.

“Oma Desala“, nickte ich.

“Mutter Natur?“ fragte Daniel.

“Dieselbe wie in Kheb, allerdings sagen die beiden, sie kannten Oma in anderer Gestalt“, nickte nun auch Alina.

“Der Aufstieg“, murmelte Daniel. Alina nickte.

“Vielleicht gibt es mehrere Außerirdische, die so heißen“, meinte Jack.

“Aber nicht alle sagen: Deine Kerze muss leuchten, damit du kochen kannst“, sagte Alina.

“Ich glaube, das ging ein wenig anders“, lächelte Minnesota.

“Egal, jedenfalls haben die beiden einige dieser Sprüche drauf“, erklärte Alina.

“Warum haben sie sich dann nicht mit Oma zusammengeschlossen, wenn sie so klasse mit ihr auskommen?“ fragte Jack.

“Ich weiß nicht, warum die Allianz nichts mit den Lichtwesen zu tun hatte, vielleicht weiß man auch einfach nichts von ihnen. Vielleicht lehnten sie ab“, erklärte Daniel. Jack seufzte: “In Ordnung. Wir machen uns startbereit. Jetzt wissen wir ja, wer hier rumgeschlichen ist und können beruhigt fliegen.“

“Rumgeschlichen?“ echote Alina. Ich blickte zu ihr. Die anderen taten es mir nach. “Du bist nicht zufällig im Besitz eines langen, dunklen Mantels und hast gestern einige Stunden damit verbracht, durch die Gänge zu schleichen und Schutztore zu manipulieren?“ hakte Jack nach.

“Warum sollte ich das tun?“ fragte Alina.

“Das warst nicht du?“ hakte Jack noch einmal nach.

“Nein“, erwiderte Alina. Sie blickte irritiert in die Runde: “Ich weiß gar nicht, wovon ihr sprecht.“

***

Ich starrte auf die Darstellung einer der unteren Ebenen, musterte den weißen Punkt, der sich dort bewegte und ab und an stehen blieb. “Sie ist noch immer da“, bemerkte Sam hinter mir. Ich nickte: “Aber warum ist ihre Signatur weiß? Als Goa’uld müsste Nephthys über eine blaue verfügen“, meinte ich. Sam schüttelte den Kopf: “Viele Systeme haben Störungen“, meinte sie und verwies auf unsere Signaturen, die des öfteren flackerten, dann wieder ihre reguläre Farbe zeigten und manchmal ebenfalls weiß wurden, “Colonel O’Neill will sie immer noch festsetzen.“

“Es ist eine einmalige Gelegenheit“, sagte ich.

“Wofür?“ fragte Alina. Ich drehte mich zu ihr, lächelte. “Sie“, ich deutete auf die holographische Darstellung, “wir nehmen an, es ist Nephthys.“ Alina blickte mich groß an. “JJ ...“ Sie blickte kurz zu Sam und ergriff meine Hand, zog mich in eine stille Ecke hinter der Darstellung. Verwundert blickte ich sie an. “Das ist nicht Nephthys“, sagte Alina kopfschüttelnd.

“Wie meinst du das? Wir haben eine Aufzeichnung gefunden, auf der Anubis deutlich sagt, dass Nephthys ...“

“... in Asgard-Gefangenschaft geraten ist, ich weiß. Das ist sie auch. Die Asgard schafften es, sie aus ihrer Wirtin zu entfernen ... aus mir.“

Ich starrte Alina an. “Nephthys war deine Goa’uld“, sagte ich betäubt. Alina nickte.

“Warum hast du mir das nicht gleich gesagt? Nephthys ist ungemein wichtig für Anubis. Sie hat viel Wissen in sich ... du hast viel Wissen in dir.“

“Weil ich ...“ Alina brach ab. “Es war ... du warst plötzlich da und du strahltest eine Präsenz aus. Und ich war verwirrt ... und ...“ Sie senkte den Blick. “... außerdem erinnere ich mich an keine wichtigen Details aus Nephthys Leben. Ich nehme an, die Verschmelzung war zu kurz und sie ... sie hielt mich von ihren Forschungsergebnissen fern. Ich hatte Angst.“

“Wovor?“ fragte ich.

“Vor den Schmerzen, die sie mir jeden Tag zufügte. Sie wurden stärker, wenn ich mich um ihre Forschungen kümmerte. Ich dämmerte nur noch vor mich hin, JJ.“

“Was ist passiert?“ fragte ich. Sie blickte mich an, starrte durch mich hindurch und wusste, dass ich mich auf die Geschehnisse der letzten Monate bezog. “Sie belebten mich wieder, sie ... befragten mich“, sagte sie schließlich leise. Ich wollte etwas sagen, doch sie schüttelte den Kopf, flüsterte: “Sie ... machten mich abhängig.“ Ich starrte sie an. Tränen stiegen mir in die Augen: “Der Sarkophag?“

“Ja. Sie glaubten, mir unter den Entzugserscheinungen etwas entlocken zu können. Anubis hat Folterinstrumente, die du dir nicht einmal ausmalen kannst, JJ. Er ist gefährlich, er ist das gefährlichste Wesen des Universums und er ... ich weiß nicht wieso, aber ich habe das Gefühl, er ist kein Goa’uld. Zumindest nicht richtig. Ich habe sein Gesicht nie gesehen, er atmet nicht, er ist einfach da. Sie entlockten mir Informationen über ... die Erde, ihre Technologien, aber nicht über das SGC oder die Iris. Ich redete irgendwann nur noch von unwichtigen Dingen, um sie von wichtigen Sachen abzulenken. Ich wurde beinahe wahnsinnig, JJ.

Und die ganze Zeit über dachte ich, dass ... dass ihr schon kommen werdet und mich holt. Doch Anubis sagte mir jeden Tag, ihr wäret tot und irgendwann beginnst du, es zu glauben. Und schließlich machten sie mich zum Wirt. Ich weiß nicht wie lange, ich weiß nicht ... ich ... weiß es einfach nicht.“ Sie weinte. Ich wischte mir meine eigenen Tränen weg und schloss sie in die Arme. “Und deine einzige Chance, zu überleben ist, niemals zu ruhen. Deine Gedanken zu verschließen, den Schmerzen zu widerstehen und ich weiß nicht, wie lange es dauerte, bis Nephthys endlich andere Dinge zu tun hatte. Von dem gesammelten Wissen der Furlinger hörte und hierher kam ... ich weiß es nicht!“

Mac, Jadda und Minnesota starrten geschockt zu uns. Sie waren plötzlich aufgetaucht. Ich wusste nicht, wann, ich nahm sie plötzlich einfach wahr. Minnesota schüttelte langsam den Kopf und blickte kurz zu Jadda. Diese starrte vor sich hin, offensichtlich in eigene Erinnerungen verstrickt. Mac kaute auf ihrer Unterlippe.

“Du bist nie allein, du bist nie allein“, flüsterte Alina. Ich nickte: “Ich weiß.“ Ich drückte sie an mich. “Ich weiß.“

Überfall

“Hat sich der verhüllte Typ blicken lassen?“ wollte Jadda wissen, als sie sich zu mir, Mac, Minnesota und Daniel gesellte. Wir vier blickten schon geraume Weile immer wieder zum Hologramm, um eventuelle Veränderungen oder Gefahrenquellen an Jack weitergeben zu können. Dieser beriet mit Sam über das weitere Vorgehen, während Teal’c meditierte. Alina stand bei den Furlingern und redete mit ihnen. Minnesota schüttelte den Kopf: “Es ist ruhig, wie schon gesagt. Weder am Tel’tak, noch sonst irgendwo können wir ihn finden. Er muss das Gebäude verlassen haben.“

<Oder er hat eine Möglichkeit gefunden, sich vor den Sensoren zu verbergen>, meinte Curai.

<Geht das?> wollte ich wissen.

<Aber natürlich>, antwortete die Tok’ra.

“Curai meint, er könnte sich vor den Sensoren verbergen“, sagte ich zu den anderen. Minnesota nickte langsam: “Mir ist alles recht, wenn wir trotzdem nach Hause fliegen können.“

“Und die Furlinger?“ fragte Jadda. Es wurde kurz ruhig. “Wie wäre es, wenn wir sie mitnehmen? Ich meine, natürlich nur, wenn sie einverstanden sind“, sagte Daniel.

“Ich fürchte ...“, meinte Alina und ließ sich neben mir auf die Knie fallen, “... sie werden Nein sagen.“

“Wollen sie sich mit den Asgard zusammenschließen?“ fragte Minnesota.

“Nein, sie wollen zurück zu dem Wissen der Furlinger und es weiterhin beschützen“, erklärte Alina.

“Was? Aber sie müssen wieder in die Allianz eintreten. Wir brauchen die Allianz. Gerade jetzt, wo Anubis auf den Plan tritt. Wir könnten das Wissen doch mitnehmen“, sagte ich, gab damit Curais Worte wieder.

“Ich fürchte, ich muss dich enttäuschen, Tok’ra. Wir können nicht zurückkehren. Die Allianz ist Vergangenheit, die Quelle versiegt, die Stadt geteilt und verloren und die Planeten haben sich voneinander entfernt. Zu weit, als dass wir unseren Plan weiter ausführen könnten. Und das Wissen muss hier bleiben, damit es weiterhin in Sicherheit ist, denn bei den Asgard vermutet man es nicht“, erklärte Negra mit ruhiger Stimme.

“Da täuschst du dich“, sagte Alina. Ich blickte zu ihr. “Nephthys ... ich weiß, dass sie zu einem Asgard-Planeten unterwegs war, weil sie dort das Wissen der Furlinger vermutete ...“, meinte sie nachdenklich.

“Avalon“, sagte Daniel.

“Ich glaube, so hieß er“, meinte Alina.

“Nephthys wollte sich also mit Anubis zusammenschließen, um das Wissen der Furlinger und Antiker zu teilen ... denn Anubis weiß viel über die Antiker“, sagte Minnesota aufgeregt.

“Doch hier werden sie es nicht finden. Das Wissen ist zu gut versteckt. Wir können nicht gehen“, sagte Valrien. Es war das erste Mal, dass Valrien zu uns allen gesprochen hatte und wir blickten sie überrascht an.

Sie stand gemeinsam mit Negra hinter uns. Ich überließ Curai die Kontrolle: “Plan? Der Große Plan? Was besagt er?“ Negra schüttelte den Kopf: “Es ist euch nicht gestattet, das zu erfahren, Tok’ra.“

“Ich bin zur Hälfte Ta’uri. Ihr könnt mir vertrauen“, sagte Curai.

“Auch die Ta’uri sind zu jung, um davon zu wissen.“

“Jung!“ wiederholte Alina.

“Du nennst uns jung?“ fragte auch Mac.

“Ihr seid jung, oder nicht?“ hakte Valrien nach. Wir schwiegen. “Ihr habt gesagt, ihr wäret Feinde der Goa’uld“, meinte Daniel. Die Furlinger nickten.

“Ihr müsst uns helfen, gegen sie zu kämpfen“, erklärte der Archäologe.

“Wir kämpfen nicht, Daniel Jackson“, erläuterte Negra.

“Wie die Nox?“ hakte Jadda nach. Valrien nickte: “Eine weise Lebensart.“

“Ich finde diese Lebensart etwas gefährlich, auch wenn sie durchaus noble Grundsätze verteidigt“, meinte Curai. Valrien ging auf mich zu und blickte mir in die Augen. Curai starrte sie an. “Eure Lebensart mag anders sein, Tok’ra, doch sie ist letztendlich nicht so weise wie die der Nox. Wenn man nicht kämpft, zieht man keine Aufmerksamkeit auf sich“, erklärte sie.

“Das denkst du, aber einige Goa’uld haben sehr wohl Interesse an den Nox“, erwiderte Curai.

“Wenn die Nox nicht Teil der Allianz gewesen wären, dann wüssten die Goa’uld nicht mal von ihnen“, erklärte Valrien.

“Also bereut ihr die Allianz?“ wollte Curai wissen.

“Die Allianz hat gekämpft und die Aufmerksamkeit auf sich gezogen – und auf ihre Mitglieder“, sagte Negra. Curai nickte: “Warum zerbrach die Allianz?“

“Goa’uld“, sagte Valrien, “Sie teilten, sie siegten.“

“Was teilten sie?“ wollte Curai wissen. Valrien schwieg und wandte sich ab. Ich übernahm die Kontrolle: “Ihr müsst euch wieder mit den Asgard und den Nox zusammenschließen. Ihr müsst -“

“Wir müssen unseren Weg gehen und ihr müsst den euren Weg gehen. Wir werden uns nicht mit den anderen zusammenschließen“, erklärte Valrien entschieden. Dann drehte sie sich wieder zu uns um. “Wir wissen nicht, was die Zukunft bringt. Unsere Zeit ist vorüber. Die eure ist erst angebrochen. Die Fünfte Rasse muss das Erbe der Allianz verteidigen.“

“Das Erbe?“ fragte Daniel.

“Ihr seid zu jung“, sagte Negra. Valrien nickte: “Geht euren Weg, dann werdet ihr alles erfahren. Wer rennt, wird schnell müde und schwach. Wir stehen alle vor Entscheidungen ...“ Ihr Blick ruhte einen Moment auf jedem von uns. “Ihr werdet erfahren, was das heißt, wenn es an der Zeit ist. Ich kann euch nur raten, das zu tun, was ihr für richtig haltet.“ Dann wandte sie sich wieder dem Fenster zu. Negra folgte ihr.

***

Es war still geworden. Ich blickte mich im Raum um, unterbrach meine verwirrten Gedankengänge. Vor vier Stunden hatten wir Alina gefunden. Vor zwei Stunden hatten wir begonnen, zusammenzupacken ... vor einer Stunde hatte der Fremde das Schott manipuliert, das uns nun den Weg zum Tel’tak verwehrte – es ließ sich nicht mehr öffnen. Vor einer halben Stunde hatte Jack aufgehört, Todesdrohungen zu murmeln, deren Ausführung selbst Anubis hätte erbleichen lassen ... könnte man sein Gesicht sehen.

Die Wände des Kontrollraumes schimmerten rötlich im Dämmerlicht. Zum ersten Mal seit unserer Ankunft gestern ging die Sonne auf Othalla unter. Es sah wunderschön aus. Die hohen Gebäude erweckten plötzlich nicht mehr den hochtechnischen Eindruck. Ohne die Raumschiffe und die Bewohner dieser Welt war es totenstill – und ich glaubte fest daran, dass die Gebäude ursprünglich von den Furlingern stammten.

<Sie müssen alles mit Asgard-Technologie ausgebessert haben, nachdem die Furlinger verschwanden>, ergänzte Curai meinen Gedankengang. Jadda lehnte mit geschlossenen Augen an der Wand neben mir und döste. Inzwischen hatten wir Alina eine der Ersatz-Uniformen zur Verfügung gestellt. Sie hatte sich in Nephthys Kleidern sichtlich unwohl gefühlt. Zwar waren die Hose und die Jacke etwas zu lang, doch sie hatte dankbar genickt und blickte nun im Raum umher, offensichtlich in eigene Gedanken versunken.

Mac kniete bei Sam und schaute der jungen Frau bei dem Versuch, das Rätsel des blockierten Schotts zu lösen über die Schulter. Minnesota war ebenfalls in Schaltpläne vertieft, die Sam ihr gegeben hatte, machte aber eher den Eindruck eines Jack O’Neill vor einer astrophysikalischen Rechnung. “Wir könnten ja auch einfach C4 nutzen“, murmelte sie. Als sie aufblickte, erkannte sie, dass niemand ihr zugehört hatte.

Sie seufzte und überlegte, diese Idee noch einmal laut zu äußern, doch Jacks Gesichtsausdruck ließ sie diese Entscheidung schnell zur Seite räumen. C4 kam ihr etwas zu rabiat vor. Das Kommunikationssystem funktionierte noch immer nicht. Daniel hatte vor ein paar Minuten versucht, mit den Furlingern zu sprechen, doch sie schwiegen beharrlich, waren eher interessiert an der Suppe in ihren Händen. Nun blieb Daniel ebenfalls nachdenklich stumm.

“Carter!“ nörgelte Jack und richtete sich auf. Teal’c blickte seinem Freund stumm hinterher.

“Sir!“ erwiderte die junge Frau und blickte genervt auf.

“Geht das nicht schneller?“ fragte Jack. Er hasste Untätigkeit und beinahe alle Anwesenden wussten es.

“Wollen Sie es mal versuchen, Sir?“ fragte der Major gereizt. Jack seufzte und brummte: “Dann bräuchten wir ja noch länger.“

“Ich versuche, die Schaltkreise zu verstehen, damit ich die Tür öffnen kann“, erklärte Sam.

“Verstehen Sie schneller!“ bat Jack gereizt.

“Bei allem nötigen Respekt, Sir, diese Technologie ist der unseren weit voraus“, sagte Sam kopfschüttelnd. Jack blickte sie an. “Entschuldigen Sie, Major. Sie haben Recht“, gab er zu, lächelte Sam an. Sie nickte. Als Jack sich umdrehte, schrak er bei Valriens Anblick zurück. Die junge Frau hatte direkt hinter ihm gestanden. Niemand hatte bemerkte, dass sie gekommen war.

“Gott, hast du mich erschreckt!“ seufzte Jack erleichtert. Daniel blickte von seinem beständigen Starren auf den Boden hoch und blickte erstaunt zu Negra, dann zu Valrien. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hatte auch er nicht bemerkt, dass die junge Frau ihren Platz verlassen hatte.

Negra war aufgestanden, verharrte aber auf ihrem Standort. Valrien blickte Jack durchdringend an. “Übersieh die Bedürfnisse deiner Freunde nicht!“ sagte sie schließlich mit ruhiger und leiser Stimme. Ich stand langsam auf, starrte das merkwürdige Paar an. Jack blickte Valrien stumm in die Augen, als wäre sein Blick in dem blau ihrer Iris gefangen. “Wie?“ fragte er langsam. Valrien wandte den Blick ab und Jack blickte zu Boden, wirkte beinahe erleichtert. “Übersieh die Bedürfnisse deiner Freunde nicht!“ wiederholte die Furlinger-Frau.

“Ich habe schon verstanden, was du gesagt hast“, sagte Jack.

“Nein, das hat du nicht“, erwiderte Valrien. Sie schaute wieder zu ihm auf, doch diesmal fing sie seinen Blick nicht. “Akustik ist nicht die Essenz des Verständnisses. Dinge vergehen schneller als du denkst. Opfer müssen gebracht werden, selbst wenn es weh tut. Verstehst du mich nun?“ erklärte sie. Jack blickte sie irritiert an. “Neeiin, ehrlich gesagt verstehe ich nicht, was du mir damit sagen willst“, sagte er. Valrien senkte den Blick, schaute zu Sam, dann zu Daniel. “Du wirst es verstehen“, erklärte sie.

Ruckartig wandte sie sich ab und ging zu dem großen Fenster. Daniel stand ebenfalls auf: “Könnt ihr ... könnt ihr Gedanken lesen?“

“Nein“, erwiderte Negra.

“In die Zukunft schauen?“ wollte Daniel wissen. Valrien blickte zu ihm, lächelte. “Wissensdurst kann tödlich sein“, erklärte sie. Daniel hob die Augenbrauen.

“Ist das eine Drohung?“ wollte Jack wissen.

“Eine Tatsache“, erwiderte Negra ruhig und trat zu ihrer Cousine.

“Könnt ihr in die Zukunft sehen?“ fragte Sam noch einmal. Valrien drehte sich zu ihr. “Niemand kann in die Zukunft sehen, doch wir wurden geschult, das Schicksal einer Person anhand ihrer Seele zu erlernen. Es muss nicht eintreten“, sagte sie.

“Wie macht ihr das?“ fragte Teal’c.

“Wurden die Goa’uld besiegt?“ lenkte Valrien ab. Wir traten näher an die beiden heran. “Ich fürchte, ich muss Nein sagen“, erwiderte Daniel.

“Das ist bedauerlich. Eure Schwäche ebenso“, erklärte Negra.

“Hey!“ ging Jack dazwischen.

“Ich bitte dich, Colonel, jeder ist schwach. Auch die Nox ... die Asgard ... wir. Doch das wurde uns zu spät klar“, erklärte Valrien.

“Hat das irgendetwas mit der Allianz zu tun? Was geschah mit der Allianz?“ fragte Daniel nun neugierig.

“Sie zerbrach“, erwiderte Negra schlicht.

“Warum?“ fragte ich. Curai übernahm die Kontrolle: “Es muss einen Grund gegeben haben.“ Die beiden Furlinger drehten sich um. “So, wie es einen Grund für deine Existenz geben muss – und wenn er so sinnlos ist, wie die Existenz der Feigheit“, sagte Negra.

“Hey, ihr solltet aber jetzt nicht persönlich werden“, sagte Mac mit erhobenen Händen. Ihrem empörten Blick nach zu urteilen, wäre sie an Curais Stelle spätestens jetzt persönlich beleidigt.

“Wir wurden nicht persönlich“, erwiderte Negra, “Wir sprachen von Tatsachen.“

“Die Tatsache, dass Curais Existenz sinnlos ist, oder -“ Mac wurde unterbrochen.

“Die Tatsache, dass ihr zu eingeschränkt denkt“, erklärte Negra.

“Ha?“ Mac blickte sie noch empörter an. “Könntest du das wiederholen?“

“Es ist gleichgütig. Wir denken nicht so eingeschränkt wie ihr. Wir besitzen fortschrittlichere Technologie als ihr.“

“Toll! Könntet ihr dann so nett sein und von euch in einer Person reden, Nergia? Wir sind nicht erfreut über Leute, die das tun. Wir haben schlechte Erfahrungen damit gemacht“, erklärte Jack nun auch etwas aufgebracht.

“Mein Name ist Negra. Besudle nicht das Blut deiner Retter, Colonel!“

“Retter?“ lachte Jack, “Wer hat euch aus der Tiefkühltruhe geholt?“

“Wir waren nicht darauf aus, geweckt zu werden. Wir warten auf unser Volk“, erklärte die Furlinger-Frau.

“Dann verrate ich dir mal eine Top-Neuigkeit: Dein Volk gibt es nicht mehr! Da ist nicht die geringste Spur eures Volkes!“ sagte Jack.

“Die Furlinger können viele Wege beschreiten, Colonel“, erwiderte Negra.

“Das wird euch auch nichts helfen“, sagte Jack.

“Ihr werdet sehen!“

“Jetzt ist es genug! Hier herrschen offenbar ... Spannungen“, ging Daniel vermittelnd dazwischen.

“Wir lassen uns von einem Ta’uri nichts sagen!“ fauchte Negra.

“Diese Ta’uri haben in den letzten fünf Jahren mehr zustande gebracht als die Tok’ra, Jaffa und die Allianz zusammen!“ behauptete Jack.

“Colonel!“ protestierte Curai.

“Verfluchter Mensch!“ zischte Negra.

“Hör auf, Negra!“ sagte Alina und trat vor sie. Die Furlinger-Frau blickte sie an. “Es reicht! Hört auf, euch zu beleidigen! Schluss!“ sagte Alina fest.

“Sie besudeln unsere Ehre!“ sagte Negra.

“Ich rede mit ihnen“, sagte Alina. Mit einem letzten Blick in die Richtung der Furlinger sagte sie: “Ihr seid auch nicht besser!“ Dann wandte sie sich an uns. “Hör auf, sie zu reizen, Jack!“

“Sie hat angefangen!“ protestierte der Colonel, unterstützt von Mac und Jadda, die heftig nickten.

“Sie hat ihr Volk verloren, auch wenn sie das Gegenteil behauptet. Sie ist gestrandet in einer Zeit, in der sie sich nicht auskennt. Als sie zuletzt Ta’uri sah, sind diese mit Äxten, Schwertern und Pfeilen aufeinander losgegangen. Sie weiß es nicht besser. Sie kennt euch und eure Erfolge nicht. Du solltest aufhören, sie zu reizen. Dann ist sie auch friedlich“, erklärte Alina mit ruhiger Stimme. Sie blickte Jack bittend an.

“Sie ... hören auf dich?“ fragte Minnesota erstaunt.

“Sie vertrauen mir, weil sie spüren, dass ich eine Goa’uld besiegt habe ... in ihren Augen sieht es zumindest so aus. Dass Nephthys von den Asgard entfernt wurde, spielt für diese Leute keine Rolle“, erklärte Alina.

“Also müssen wir uns erst eine Schlange in den Kopf setzen und wieder herausnehmen lassen, um ihr Vertrauen zu ergattern?“ fragte Jadda übellaunig. Alina schüttelte den Kopf.

“Sie brauchen Zeit. Was immer damals passiert ist und was immer die meisten ihrer Rasse getötet hat: es hat tiefe Spuren hinterlassen“, erklärte Curai, “Dann verschwanden auch noch die Reste ihres Volkes und sie sind allein ... ganz allein.“

“Ich denke nicht, dass sie uns begleiten werden“, sagte Alina kopfschüttelnd.

“Vielleicht schaffen wir es aber, dass sie sich wieder mit den Asgard zusammenschließen wollen“, murmelte Minnesota.

“Was sollte das bringen?“ wollte Jack wissen.

“Die Allianz wäre wieder da“, erwiderte Minnesota.

“Die Antiker fehlen“, erinnerte Alina sie. Minnesota lächelte: “Na und? Ihr könnt mir nicht erzählen, dass es Regeln gibt, die vorschreiben, jede Allianz mit viel Macht und Einfluss müsste aus vier Parteien bestehen.“ Curai nickte: “Wir sollten es versuchen.“ Ich übernahm wieder die Kontrolle: “Jack, ich will weg hier.“

“Wir gehen, sobald Carter das Schott öffnen kann“, sagte der Colonel und fasste sich müde an die Stirn.

“Warum hat uns der Kerl eingesperrt?“ fragte Daniel. Jack zuckte mit den Schultern: “Das will ich herausfinden. Ich will wissen, wer hier solche Spielchen spielt.“

“Haltet ihr es für möglich, dass ein Goa’uld ...“ Mac brachte den Satz nicht zu Ende.

“Das denke ich nicht“, sagte Teal’c. Mac nickte beruhigt: “Wer dann?“ Teal’c schüttelte unwissend den Kopf. Ich lehnte mich an die Wand und ließ mich zu Boden sinken: “Wenn ich hier je wieder rauskomme, dann schwöre ich, nie wieder Spinnen und Schlangen zu nahe zu kommen.“ Mac lachte. “Ich werde dich daran erinnern.“

“Das Versprechen einzulösen, ist nicht schwer“, lächelte ich, “Ich würde meine Gewohnheiten nicht ändern. Ich besuche das Reptilienhaus im Zoo schon seit Ewigkeiten nicht mehr ... was aber wahrscheinlich daran liegt, dass ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr im Zoo war.“

“Dann wird es mal wieder Zeit“, grinste Minnesota. Es wurde still. Sam rechnete leise weiter, murmelte abwesend vor sich hin und ich lauschte dem regelmäßigen Klackern in der Wandverkleidung. Es war einschläfernd ... es war beruhigend ... gestern war es noch nicht da gewesen! Erschrocken riss ich die Augen auf: “Jack, in der Wand ist etwas!“ Alle blickten auf. Plötzlich ging das Licht aus, die Darstellung des Asgard-Computers verschwand mit einem Schlag. Es war fast dunkel, denn draußen war bereits die Nacht hereingebrochen.

Ich erblickte die Schatten der anderen, konnte ihre Gesichter nicht erkennen. Jack stand neben mir, an die Wand gelehnt und lauschte. Mac zog mich auf die Füße und zu der Kiste mit den MPs.

“Verdammt!“ fluchte Jack, “Das sind Replikatoren!“ Sam sprang wie zur Bestätigung auf und warf ihre Berechnungen in den Rucksack, bevor sie ihn auf den Rücken schnallte.

“Lasst die Schlafsäcke wo sie sind, aber nehmt eure Rucksäcke mit!“ befahl Jack, “Daniel, Teal’c, seht noch einmal nach dem Schott vor dem Kontrollraum! Ich kann es nicht gebrauchen, dass uns der Kerl auch noch hier einsperrt. Carter! Wie weit sind Sie mit dem Schott zum Tel’tak?“

“Ich denke, ich kriege es hin!“ antwortete der Major. Jack reichte jedem von uns eine MP. Ich hängte mir meine um die Schultern und machte sie schussbereit.

“Daniel!?“ rief Jack.

“Das Schott ist oben! Aber Replikatoren kommen auf uns zu“, erklärte der Archäologe und kehrte mit Teal’c zurück.

“Wie viele?“ fragte Jack.

“Schätze, so an die 50“, antwortete Daniel.

“Mist!“

“Jack!“ rief Jadda, deutete auf die gegenüberliegende Wand. Im Lichtkegel der Taschenlampe begann ein Replikator, sich seinen Weg ins Freie zu bahnen. Ein gezielter Schuss aus Macs MP zerlegte ihn in seine Einzelteile, die wie Puzzlesteine vor dem entstandenen Loch liegen blieben. Als sie sich wieder zusammen setzten, schoss Mac erneut. Jetzt schien der Replikator endgültig tot zu sein.

“Das wollt ich schon immer mal machen!“ Mit einem entschuldigenden Schulterzucken sah Mac uns an und grinste wie ein Kind im Süßwarenladen.

“Na gut. Wir konzentrieren uns auf das Schott. Wenn wir genug von den Viechern erledigen, können wir sie hier eine Weile einsperren und laufen zum Tel’tak. Wir brechen auf der Stelle zur Erde auf!“ rief Jack, schubste mich und Minnesota in Richtung Tür, “Carter, kümmern Sie sich mit den beiden um die Replikatoren auf dem Flur. Teal’c, du hilfst ihnen! Daniel, Jadda, Mac, Alina, wir kümmern uns um die Viecher aus den Wänden. Negra, Valrien, ihr bleibt in unserer Mitte!“ Wir nahmen Aufstellung.

Ich ließ mich mit einem Knie an der Tür auf den Boden fallen und zielte auf den Gang. Es wurde still, bis auf die fernen Schritte der Metall-Spinnen. Ich blickte kurz zu Minnesota. Sie starrte angespannt den Flur hinunter und verkrampfte ihre Hände um die Waffe. Teal’c stand hinter mir. Ich hörte, wie er seine Waffe entsicherte. Dann sah ich die ersten Schatten durch die Dämmerung auf uns zukommen und spannte mich an. In dem Moment, in dem hinter mir die ersten Schüsse fielen, drückte ich auf den Abzug.


weiter: Kapitel 4
Kapitel 4 by JolinarJackson

Flashback: Was bisher bei SG-X geschah:

Während der Untersuchung der geheimnisvollen Kammer innerhalb des Asgard-Gebäudes, verschwindet JJ unvorhergesehen und spurlos durch einen Transporter. Sam gelingt es, den Generator auszuschalten, sodass das Schutzschild gegen die Asgard nicht mehr länger aktiv ist. Währenddessen findet JJ sich in einem dunklen Gang wieder, der in einen Raum mit einer leeren Stase-Kapsel führt. Dort wird sie von einer jungen Frau angegriffen, die droht, sie zu töten. Im letzten Moment geht eine weitere Person dazwischen – eine Goa’uld!

Als JJ sie genauer erkennen kann, identifiziert sie sie als Alina. Diese behauptet steif und fest, keine Goa’uld zu sein. In der Zwischenzeit suchen die anderen nach JJ, können sie jedoch nicht auffinden. Schließlich entdecken sie jedoch den Mechanismus, der ihr Verschwinden auslöst hat und folgen ihr mit diesem Transporter nach unten. Dort treffen sie auf Alina, JJ und die junge Frau, die sich Negra nennt. Diese hat eine weitere Begleiterin bei sich – ihre Cousine Valrien. Zurück im Kontrollraum enthüllt Curai die Identität der beiden jungen Frauen in Alinas Begleitung – sie sind Furlinger, eine der vier Arten der Allianz.

Noch immer macht die fremde verhüllte Person den beiden Teams zu schaffen ... außerdem erklärt Alina, dass sie von einem Goa’uld besessen gewesen sei – von Anubis Mutter Nephthys, vor der Anise die Ta’uri zuvor gewarnt hatte.

Doch die vermeintliche Ruhe wird unterbrochen, als plötzlich Replikatoren in der Kontrollzentrale auftauchen und drohen, SG-X, SG-1 und die beiden Furlinger anzugreifen ... es gibt nur einen Fluchtweg – das Tel’tak! Und die beiden Teams können sich nicht einmal sicher sein, ob Alina wirklich sie selbst ist oder ob Nephthys ihnen etwas vorspielt.

Aufbruch

Die durch die Lampen an unseren Waffen beschienenen Reihen der Replikatoren vor uns lichteten sich. Ich zog den Abzug weiterhin durch, doch nach einer Weile gab die Waffe nur noch ein leises Klicken von sich. “Mist!“ fluchte ich und griff nach der Westentasche, wo ich ein Ersatzmagazin verstaut hatte.

Mit den oft geübten Handgriffen ersetzte ich das leere Magazin und zielte wieder nach draußen. Plötzlich legte mir jemand eine Hand auf die Schulter. Als ich mich umdrehte, sah ich Jadda hinter mir. “Wir gehen zum Tel’tak! Jack meint, dass wir die paar Replikatoren mit einem Sprint schnell zurückwerfen können!“ rief sie über den Lärm hinweg und mit einer Geste in den Gang. Ich nickte und feuerte wieder. Jadda teilte Minnesota dieselbe Nachricht mit. Dann verschwand sie wieder zu Jack hinter uns.

“Okay! Dann los! “ rief er und wir rannten den Flur hinunter. Etwa auf halbem Wege traf ich auf die ersten Trümmerstücke der toten Replikatoren. Etwa zehn krabbelten uns entgegen, doch wir schafften es, ihnen mit Sprüngen und Glück zu entgehen. Am Schott, etwa fünfzig Meter vom Kontrollraum entfernt, blieb Jack stehen: “Los! Los!“ Ich rannte nach Teal’c und Minnesota an ihm vorbei und blieb stehen, wartete, bis auch die anderen bei uns ankamen. Jack aktivierte das Schott und es glitt langsam zu Boden.

Die Replikatoren auf der anderen Seite waren nicht schnell genug. Doch wir hörten, wie sie begannen, sich durch das Material zu fressen. “Das dürfte sie eine Weile aufhalten, Sir“, sagte Sam und sicherte ihre MP, blickte fragend zu ihrem CO. “Was ist mit dem Schott zum Tel’tak? Wir sollten so schnell wie möglich verschwinden“, sagte Jack.

“Colonel, leider ist es uns nicht möglich -“

“Nicht jetzt!“ unterbrach Jack Valrien. Verdutzt stoppte die junge Frau, fuhr sich durch die roten Haare und blickte ihre Cousine schulterzuckend an. Diese Bewegung war derart menschlich und gewohnt, dass ich für einen Moment vergaß, dass die beiden nicht von der Erde stammten. Sie stand im krassen Gegensatz zu der bisher ausgestrahlten Würde der jungen Frauen und ich blickte erstaunt zu Alina. Sie schüttelte nur den Kopf. Valrien sagte leise etwas zu ihrer Begleiterin. Negra nickte bestätigend.

<Was hat sie gesagt?> fragte ich. Curai brauchte einen Moment, dann sagte sie: <Irgend etwas von einem Transporter.> Ich nickte stumm. <Was soll das bedeuten?> fragte ich dann.

<Das übersteigt mein Wissen>, erklärte Curai. Sam blickte von ihren wieder herausgekramten Berechnungen auf, um ihrem Vorgesetzten endlich eine Antwort zu geben. “Ich denke, ich kann das System knacken.“

“Tatsächlich?“ hakte Jack nach. Sie nickte: “Ich muss ein paar Kabel kurzschließen, aber es dürfte klappen.“

“Sie haben so lange gebraucht, um festzustellen, ein paar Kabel kurzschließen zu müssen? Wenn jeder Autoknacker so lange brauchen würde Sie -“

“Jack!“ tadelte Daniel. Der Teamführer blickte zu ihm und schüttelte den Kopf. “Kabel kurzschließen“, murmelte er dabei. Dann winkte er uns. Wir erhoben uns aus unseren teilweise hockenden Positionen und folgten ihm zu dem Schott, das uns den Weg zum Tel’tak versperrte. Sam richtete ihre Lampe auf die zerschmolzene Wand an der Stelle, an der die Kontrollpaneele saßen, musterte sie kurz und griff dann hinein. Nach einem kurzen Moment zog sie sie wieder heraus.

“Carter?“ fragte Jack leise. Sie griff erneut hinein und verzog das Gesicht. Dann schlugen kleine Funken und Sam zog hastig die Hand zurück: “Das war’s!“ Sie nickte Daniel auf der anderen Seite des Ganges zu. Der Archäologe betätigte den Mechanismus und das Schott glitt nach oben.

“Na also! Gute Arbeit, Carter!“ sagte Jack.

“Danke, Sir!“ antwortete Sam.

***

“So, da wären wir!“ seufzte Jack und die Tür des Tel’taks schloss sich, während das Licht im Cockpit sich automatisch anschaltete. Sam machte sich sofort an den Systemen zu schaffen.

“Machen Sie das Schiff startbereit!“ befahl Jack. Der Major nickte. Misstrauisch beobachtete Teal’c durch die Frontscheibe den dunklen Gang vor dem Hangar, dann gab er sich mit einem zustimmenden Gesichtsausdruck zufrieden.

“Dann wollen wir mal die Motoren starten und nach Hause fliegen“, sagte Jack und klatschte in die Hände.

“Wir werden euch nicht begleiten können“, sagte eine ruhige Stimme hinter ihm. Er drehte sich um. Negra stand vor Valrien und sagte, sich den Bogen um die Schulter hängend: “Das sagten wir bereits.“ Jacks Blick wanderte durch die Runde als suche er nach denjenigen, die ihm die Information verschwiegen hatten.

Sams fragenden Blick auffangend, winkte er ab: “Halten Sie die Motoren bereit, falls wir schnell verschwinden müssen!“

“Wir hatten noch nicht -“

“Das ist mir so ziemlich egal, Daniel. Ich muss wissen, was vorgeht. Du hättest mir das vorher sagen müssen“, sagte Jack.

“Du bist heute nicht gut drauf, was?“ fragte Mac.

“Das trifft es nicht mal annähernd“, blaffte Jack zurück. Ich schüttelte den Kopf: “Du bist uns keine Hilfe, wenn du uns unterbrichst und total -“

“Ich unterbreche euch nicht!“ sagte Jack fest und ich starrte ihn an. “Mich eben schon.“

“Und Daniel auch“, nickte Minnesota. Negra sagte langsam einige Worte. Wir blickten zu ihr. <Was sagt sie?> wollte ich wissen, wobei ich es zu schätzen wusste, dass Curai die Sprache zumindest halbwegs beherrschte. <Ich verstehe sie nicht. Gesprochenes ist anders als Geschriebenes>, erklärte die Tok’ra. Valrien gab eine scheinbare klärende Antwort. Negra nickte bestätigend: “Wir werden euch nicht begleiten – wir können es nicht. Ihr seid zu jung. Ihr würdet das Erbe nicht schützen können. Wir müssen es tun ... egal, was das für Folgen hat.“

“Die Nox-Nummer!“ sagte Jack spöttisch, “Versteht mich nicht falsch, ich mag die Nox, aber diese Nummer mit dem jung sein ist mir zu hoch - erst die Kobolde, jetzt Xena und ihre Gefährtin.“

“Hüte deine Zunge!“ sagte Negra scharf. Ich nahm nicht an, dass sie verstanden hatte, was Xena bedeutete.

Doch Jacks Unterton war eindeutig gewesen.

“Beleidige nicht die Allianz in meiner Gegenwart!“ verlangte die Furlinger-Frau. Ihr Blick sprühte Funken und ihre blauen Augen wirkten plötzlich kalt und herrisch.

“Wenngleich der Wind aus verschiedenen Richtungen kommt, so kann er sich nicht übertönen“, sagte Valrien. Sie hob den Blick. Sie sprach einige rasch hervorgestoßene Worte zu ihrer Begleiterin, dann blickte sie in unsere Richtung und ergänzte in ihrem nicht ganz akzentfreien Englisch: “Nur weil sie Freunde der Asgard sind, müssen sie nicht unsere Feinde sein.“ Negra trat einen Schritt zurück und sagte wütend: “In Asgard-wisevis!“ Curai übernahm dermaßen schnell die Kontrolle, dass ich es erst bemerkte, nachdem sie angefangen hatte, zu sprechen.

“Wisevis – Verräter? Das Wort ist mir bekannt.“

“Wer ist ein Verräter?“ fragte Teal’c.

“Du sprichst unsere Sprache, Tok’ra?“ fragte Valrien.

“Ich habe sie erlernt, ja. Das Geschriebene. Euer Dialekt ist jung, ich habe ihn nie gehört, doch es gibt Parallelen im Wortschatz“, erklärte Curai.

“Ihr haltet die Asgard für Verräter?“ fragte Sam. Negra blickte zu ihr. “Du warst Goa’uld“, stellte sie jetzt fest, “Ich war irritiert von dem Jaffa und der - wie nennst du dich? - Tok’ra. Jetzt spüre ich es. Du hast keinen Symbionten, deine Ausstrahlung ist schwächer.“

“Das ... ist erstaunlich!“ entfuhr es Sam.

“Was?“ fragte Daniel neugierig.

“Sie kann spüren, dass ich keinen Symbionten mehr trage“, sagte Sam, blickte fragend zu Negra. Die Furlinger-Frau nickte bestätigend.

“Warum haltet ihr die Asgard für Verräter?“ fragte Minnesota und kehrte wieder zum eigentlichen Thema zurück. Negra nickte Valrien zu. Diese erklärte: “Sie haben die zweite Phase des Großen Plans nicht verteidigt. Die Goa’uld kamen und zerstörten die Basis. Viele von uns starben. Sitnalta entglitt unserer Kontrolle und unser restliches Volk floh ... auf einem anderen Weg. Wir blieben, um das Wissen zu schützen.“

“Sitnalta?“ fragte Sam.

“Ihr kennt diesen Planeten unter einem anderen Namen?“ fragte Valrien.

“Othalla“, nickte der Major. Negra sagte: “Sie übernahmen den Planeten und versicherten, ihn für uns zu bewahren.“

“Nun ja, das haben sie getan. Wir sind hier, um die Replikatoren zu bekämpfen“, erklärte Jack.

“Ihr werdet gehen und die Asgard werden kommen. Wir müssen uns verabschieden“, sagte Valrien.

“Wir bringen euch zum Transporter“, sagte Alina.

“Wir?“ hakte Jack nach.

“Ja, Jack, wir. Wir können sie doch unmöglich alleine dorthin gehen lassen“, sagte Alina.

“Warum haben sie nicht gleich gesagt, dass sie dort bleiben wollen. Dann müssten wir das jetzt nicht diskutieren und wären auf dem Weg nach Hause“, sagte Jack übellaunig. Inzwischen glaubte ich jedoch, dass seine Stimmung mehr mit unserer Situation als mit etwas anderem zu tun hatte.

Und Alina schien es auch zu spüren, denn sie sagte: “Du hast sie unterbrochen, Jack. Du wolltest doch sowieso diesen Typen suchen, der hier rumschleicht. Mach das doch und inzwischen bringen wir die Furlinger zum Transporter und kommen ohne Umwege zurück“, versicherte sie.

“Du willst, dass ich euch alleine gehen lasse?“ fragte Jack. Jadda erklärte: “Wenn du willst, nehmen wir jemanden von euch mit.“

“Die Replikatoren lauern da oben“, erklärte Jack.

“Sie sind nur auf die Technologie der Asgard aus und werden uns ignorieren. Außerdem können wir doch ein oder zwei Stunden warten – zur Sicherheit“, beteuerte ich. Jack seufzte: “Also gut! Das mit der Pause machen wir. Wer weiß, ob die Viecher hinter uns her sind, die Lage sollte sich zunächst beruhigen. Schlaft etwas! Wir brechen in zwei Stunden auf!“

***

Jack übernahm alleine die erste Wache. Er war viel zu verärgert über die beiden Furlinger als dass er hätte schlafen können und er wollte dann Daniel wecken, um die letzte Stunde zu wachen. Anfangs war er noch skeptisch gewesen, ob so eine kurze Ruhepause überhaupt etwas bringen würde, aber dann erkannte er, dass wir alle erschöpft genug waren, um im Stehen einzuschlafen. Während er aus dem Tel’tak verschwand, um den Gang noch besser im Blick zu haben als von der Kanzel aus, breiteten wir unser Lager aus und es dauerte keine 5 Minuten bis es still war.

Die Müdigkeit begann mich bereits einzulullen, als es neben mir raschelte. Erschrocken schlug ich die Augen auf, bewegte mich jedoch nicht und sah Alina, wie sie sich aus ihrem Schlafsack schälte und sich dann auf Zehenspitzen Richtung Tür bewegte. Bevor ich meine Gedanken ordnen konnte, schlief ich bereits ein.

***

Jack saß auf einer der Transportkisten, die wir als Sitzgelegenheit für die Wache nach draußen gebracht hatten und baumelte anscheinend gelangweilt mit den Beinen, hatte seine MP jedoch fest im Anschlag.

Zaghaft ging Alina auf ihn zu, blieb aber einige Schritte hinter ihm stehen und schien einen Moment ratlos. “Ich hab doch gesagt, ihr sollt schlafen!“ brummte Jack und drehte sich ruckartig herum, stutzte, “A … Alina …!“

“Hey“, sagte diese leise.

“Hey …“ Eine unangenehme Stille folgte. Keiner der beiden schien so recht zu wissen, was er sagen sollte. Jack starrte Alina eine Weile an, die barfuss, jetzt mit zerzausten Haaren und in den ihr viel zu großen Militärklamotten vor ihm stand und er versuchte, Ordnung in seinen wirren Gedanken zu schaffen. Für einen Moment waren diese starrköpfigen und widerspenstigen Furlinger vergessen. Er räusperte sich. “Wie … wie geht’s dir?“

Alina zuckte mit den Achseln: “Na ja. Ging mir schon mal besser.“ Sie lächelte gequält: “Aber ich werde mich wohl nie mehr über etwas so Lächerliches wie eine Matheklausur beschweren …“ Es sollte ein Witz sein, aber Jacks Gesichtsausdruck verfinsterte sich stattdessen: “Was haben sie dir angetan?!“ Sein Ton war ungewollt scharf und Alina war nicht sicher, ob der Tonfall ihr galt oder den Goa’uld. Sie drehte ihr Gesicht weg und starrte trotzig die Wand zu ihrer Rechten an: “Das habe ich doch alles bereits erzählt!“

“Dann erzählst du es mir jetzt eben noch mal!“ forderte er sie auf und trat näher an sie heran, sodass sie nur noch ein halber Meter trennte. Zornig blickte sie zu ihm auf. “Willst du Salz in die Wunden streuen? Warum ist das so wichtig, dass du unbedingt jedes Detail wissen willst?“

Beschwichtigend hob Jack die Hände. “Nein“, fuhr er ruhig fort, gerade so, als wollte auf diese Weise seinen groben Ton von eben rückgängig machen. “Das will ich nicht. Es tut mir leid, aber ich will und muss wissen, wie viel dir im Gedächtnis geblieben ist. Du sagst, du weißt nicht, wie lange Nep … Neph ...“

“Nephthys.“

“… wie auch immer von dir Besitz ergriffen hatte und du sagst auch, du hättest keine Erinnerungen von ihr behalten! Woher sollen wir wissen, dass du keine Informationen zurückhältst?“

“Du misstraust mir noch immer?“ Alina wirkte betroffen. Jack, eben noch zu einer Antwort ansetzend, schwieg jetzt. Doch dies war Alina Antwort genug. Sie senkte ihren Blick und wich einen Schritt von Jack zurück. “Entschuldige, Alina. Aber es ist wirklich wichtig. Wie lange warst du in Anubis Gefangenschaft? Wie lange warst du Wirtin? Seit wann bist du auf Othalla?…“

“Ich verstehe immer noch nicht …“, unterbrach ihn Alina.

“Alina, weißt du denn gar nicht, wie viel Zeit vergangen ist, seit du gefangen genommen wurdest?“

“Uhm ... nein!“ Alina schüttelte verwirrt den Kopf.

“Seit wir dich damals auf P3S-sonst-was verloren haben, ist fast ein halbes Jahr vergangen!“

Alina sah aus wie vom Schlag getroffen: “Das … das ... das kann nicht sein. So lange ist es … so lange war ich weg?“ Jack nickte: “In fünf Monaten kann viel passieren und jede zusätzliche Information, die du uns gibst, kann hilfreich sein! Anubis wird wirklich gefährlich.“ Er trat wieder näher und hielt sie sanft aber bestimmt an den Schultern fest. “Bitte, versuch dich an so viele Dinge wie möglich zu erinnern“, flüsterte er.

“Das ist nicht fair.“ Alina schloss die Augen, als sie merkte, dass ihr die Tränen kamen: “Ich weiß kaum mehr etwas. Aber ich habe ihnen nichts über die Erde gesagt, wenn das deine Befürchtung ist …“ Jack schwieg. Alina holte tief Luft. “Ich habe irgendwann nur noch in Trance gelebt, als mir klar wurde, dass sie mich nicht sterben ließen. Oh Gott, ich wollte so oft einfach nur noch, dass es vorbei ist …“ Sie machte eine kurze Pause bevor sie fortfuhr: “Ich habe mich nicht mehr gewehrt, als Anubis mir die Schlange einpflanzte. Es war mir egal.“

“Es war dir egal?!“

“Ja, es war so ziemlich egal!!“ rief Alina, “Ich wollte nur noch sterben und ich habe gehofft, wenn ich mich vollkommen zurückziehen würde, würde ich einfach aufhören zu existieren.“ Sie zitterte vor Anspannung zwischen Jacks Händen. “Doch es hat nicht funktioniert“, fügte sie leise hinzu, “Es hat einfach nicht funktioniert.“ Sie schluckte. Jack blickte kurz zu Boden und schluckte ebenfalls, dann schaute er wieder auf als Alina weitersprach. “Dann war Nephthys unterwegs nach Avalon, da sie von dem Wissen der Furlinger gehört hatte, das sich in Asgard-Besitz befinden sollte und sie wollte die schwächste der Asgard-Welten angreifen, doch sie ... wurde geschnappt – sie unterschätzte die neuen Schutzschilde.

Als mich dann die Asgard retteten war es im ersten Moment eine Erleichterung, aber Nephthys sorgte dafür, dass mir all die Schmerzen und die Pein, die Anubis mir zugefügt hatte, im Gedächtnis blieben und ich sie immer und immer wieder in meinen Gedanken durchlebte. So hatte meine Befreiung sehr schnell einen schlechten Beigeschmack.“

“Aber wenn Nephthys dir die Erinnerung an die Schmerzen gelassen hat, hat sie dir dann nicht vielleicht auch …“

“Nein, hat sie nicht!“ Alina riss sich aus Jacks Griff los. “Das haben die Asgard auch gehofft, denn …“ Sie biss sich sichtbar auf die Lippen und wich wieder ein paar Schritte zurück, sodass sie nun fast an der Außenwand des Tel’taks gelehnt stand. Sie schlug die Hand vor den Mund und wich Jacks Blick aus. Dieser kniff die Augen zusammen und murmelte: “Du weißt doch mehr, als du zugeben willst!“

“Was soll ich schon wissen?“ fragte Alina gereizt, “Die Asgard sind eure Verbündeten und Thor hält sehr viel von dir. Wieso sollte er euch also etwas verheimlichen? Deswegen war ich ja auch anfangs auch erleichtert, weil ich dachte, wenn ich bei den Asgard bin, dass ich euch auch bald wieder sehe. Ich glaubte, ihr hättet die Asgard über mich informiert.“

“Nein, haben wir nicht. Wir haben nicht versucht, sie zu erreichen, da die Tok’ra uns ihre Hilfe versprachen.“

“Ja, das ist mir mittlerweile auch klar …“

“Wie lange warst du bei den Asgard?“

Alina zuckte die Achseln: “Etwas länger, bedenkt man, dass ich ein halbes Jahr weg war … vielleicht zwei Wochen?“ Jack nickte: “Das könnte hinkommen. Wir haben das letzte Mal vor drei Wochen von Thor gehört ... dann erst wieder wegen der Replikatoren-Geschichte hier. Ich nehme an, er weiß von dir über SG-X Bescheid.“ Er war unauffällig näher gekommen, doch es war Alina dennoch aufgefallen und sie wich soweit es ging zurück bis sie die kühle Wand hinter sich spürte. “Was wollte Thor von dir?“

Jack wurde merklich misstrauischer.

“Dieser Scharfsinn ist ungewöhnlich für dich, Jack …“, spöttelte Alina, doch Jack machte eine entschiedene Geste. “Lenk nicht vom Thema ab. Du steckst doch bis zum Hals in der ganzen Sache mit drin.“

“Welche Sache sollte das denn sein?“

“Ich weiß es nicht, aber eben das gilt es ja herauszufinden!“ rief er verärgert. Er war jetzt wieder so nahe, dass er direkt vor Alina stand. Er stemmte seine Arme links und rechts von ihr an die Wand, sodass sie keine Chance mehr hatte ihm auszuweichen.

Sie starrte ihn einen Moment fassungslos an. Sie fühlte sich bedroht. Warum bedrohte er sie?

Dachte er etwa, dass Nephthys noch immer ...? Während Jack versuchte aus Alinas Blick zu lesen, schaute diese lieber ausdruckslos auf ihre Füße. Eine kurze Stille entstand. “Warum hast du dich damals vor mich geworfen?“ fragte Jack jetzt wieder in ruhigerem, beinahe sanftem Ton. Alina sah weiterhin zu Boden und schüttelte sacht den Kopf: “Es ging alles so schnell. Ich sah nur noch Eu’ra, die mit der Stabwaffe auf dich zielte und ich … ich wollte dich schützen. Ich wollte nicht, dass du stirbst! Ich hatte Angst …“

“Und die Angst hat dich zu dieser dummen Tat getrieben?! Du bist einfach losgerannt und wolltest die Heldin spielen?“

Zornig sah sie ihn an. “Die Heldin spielen? Was soll das? Willst du mir jetzt einreden, dass ich am Besten noch selbst an allem Schuld bin? Dass ich vor lauter Dummheit nicht wusste, was ich tue? Verdammt, ich habe dir das Leben gerettet. Ich erwarte ja gar nicht, dass du mir die Füße küsst, aber nennst du das fair, was du gerade machst?“

“Was im Leben ist schon fair? Aber wenn ich jetzt an deiner Stelle wäre, würde ich nicht so eine Geheimniskrämerei um die Dinge machen, die wir nicht wissen und die uns vielleicht in Gefahr bringen könnten. Wir müssen alles wissen, denn – wie ich schon sagte - Anubis wird wirklich gefährlich.“ Er machte einen Moment Pause, meinte dann sanfter, beinahe entschuldigend wegen des scharfen Tons: “Ich bitte dich! Ich kann verstehen, dass du schlimme Dinge durchgemacht hast – entsetzliche Dinge -, aber wir brauchen Informationen.“

“Es liegt nicht an mir euch zu erzählen, was ich weiß und was nicht. Es würde uns auch nicht helfen.“

“Was willst du damit sagen?!“

Alina zuckte die Achseln: “Wenn es zu Opfern kommt, dann hat es seinen Sinn, wenn sie zum Wohle des Ganzen beitragen!“

“Jetzt fang nicht an, so geschwollen zu reden wie diese Valerie …“ Jack verlor die Geduld. “Valrien!“ schrie Alina. “Ist mir doch egal“, gab Jack gereizt zurück. Er trat so nah zu der an die Wand gedrängte Alina, dass sie seinen Atem auf ihrem Gesicht spüren konnte. Doch das böse Funkeln in ihren Augen schlug schnell in Trauer um, als sie Jacks besorgten Gesichtsausdruck sah. “Du bist so kalt, das kenne ich gar nicht an dir“, sagte er.

“Ich war nicht kälter als du es warst, als du mich vorhin begrüßt hast. Ich weiß, dass du nicht der Gefühlsmensch bist, aber ich war doch etwas enttäuscht. Etwas mehr hatte ich erwartet.“ Sie senkte wieder den Blick.

“Das war etwas ganz anderes …“

“Ja sicher!“

“Hör zu, ich habe dich nie gebeten, den Schuss abzufangen ...“

“Was ist denn das nun wieder für ein Argument? Du bist so unfair! Vielleicht wäre ja alles anders gekommen, wenn ihr mich etwas früher gerettet hättet. Dann wäre ich auch nicht so kalt.“

“Wie bitte?“

“Ein halbes Jahr, Jack! Ich war ein halbes Jahr verschollen und ihr hattet keine Spur? Wenn Thor euch nicht hergeholt hätte – mein Gott, was wäre gewesen? So wie du dich mir gegenüber verhältst, habe ich das Gefühl, es ist dir gar nicht wichtig, ob ich wieder da bin, oder nicht!“

“Jetzt bist du unfair!“

“Du hast mich ziemlich verletzt. Wenn du wirklich glaubst, ich hätte dich gerettet, damit ich mich aufspielen kann, dann weiß ich’s auch nicht … anscheinend bin ich dir egal.“ Alina sah so ruckartig auf, so wütend, dass Jack erschrocken zusammenzuckte und seine rechte Hand automatisch nach der Waffe griff. “Du hast Angst vor mir?“ Sie zog die Augenbrauen zusammen. Jack reagierte nicht darauf. Er spannte sich innerlich an und wollte gerade etwas sagen, als sich die Tür zum Tel’tak öffnete.

“Ist alles in Ordnung, O’Neill?“ fragte Teal’c. Die Tür schloss sich hinter ihm.

“Sicher, Teal’c“, antwortete Jack. Dann meinte er ausdruckslos in Alinas Richtung: “Du solltest jetzt schlafen. Geh zurück!“

“Hältst du das nicht für gewagt?“ fragte Alina spitz, “Ich könnte ja über die anderen herfallen … Mac und Jadda erwürgen oder Sam und Daniel erschießen.“

“Geh!“ Jack beobachtete, wie sie wieder nach drinnen ging und die Tür sich schloss, dann ließ er sich auf die Transportkiste fallen.

“Ist alles in Ordnung mit dir, O’Neill?“ wollte Teal’c besorgt wissen und trat näher heran. Jack blickte auf und sagte leise: “Ich weiß nicht, was ich denken soll, Teal’c. Ich war zu hart zu ihr.“ Der Jaffa schüttelte den Kopf: “Wenn dies alles nur ein Trick Nephthys ist, O’Neill, dann hast du richtig gehandelt.“ Jack blickte ihn an: “Wenn nicht, dann habe ich etwas zerbrochen, was nicht mehr zu kitten ist.“ Teal’c lächelte leicht: “Das bezweifle ich, O’Neill. Ich kenne eure Rituale der Entschuldigung.“

Jack lächelte ebenfalls – dankbar. Teal’c fügte hinzu: “Du hast deinem möglichen Feind deine Schwäche vorenthalten. Das war in diesem Falle wichtiger als einer Freundin zu helfen.“

***

Neben mir drehte sich Alina unruhig von einer Seite auf die andere. Ich hatte sie schon vor einiger Zeit zurückkommen gehört.

Manchmal wünschte ich, Curai würde mir einen tieferen Schlaf gönnen. Und vor einigen Minuten war auch Daniel zur Wache verschwunden, irgend jemanden im Schlepptau. Schließlich richtete ich mich auf und fragte leise: “Was ist denn los?“ Sie drehte sich zu mir und blickte mich an. Dann seufzte sie: “Ich ... ich kann nicht schlafen.“

“Das habe ich gemerkt“, erwiderte jemand hinter ihr und Jadda richtete sich verschlafen auf. Dann blickte zu den anderen Lagern und fragte: “Wo stecken eigentlich Mac, Min und Daniel?“

“Wache?“ fragte ich ratlos.

“Schlaflosigkeit“, gähnte Alina. Sie stand auf und winkte uns, ihr zu folgen. Während sich die Lager im hinteren Teil des Schiffes befanden, hatte die Wache diesmal ihren Platz in der Kanzel auf den Sesseln, um aus dem Fenster den Gang im Auge behalten zu können.

Mac und Minnesota saßen in den beiden Sesseln und Daniel starrte an die Wand gelehnt aus dem Fenster. “Nanu, drei Schlafmützen auf großer Reise?“ fragte Minnesota und kaute an einem Schokoriegel. Mac öffnete gerade einen und Daniel spielte mit dem Papier eines bereits verspeisten herum.

“Nanu, drei Schoko-Fanatiker bei der Wache?“ fragte ich zurück und fing den Riegel auf, den Mac mir zuwarf.

“Es ist nichts los“, berichtete Daniel.

“Denke ich mir“, erwiderte ich.

“Wo sind unsere Gäste?“ fragte Jadda dann. Daniel nickte in eine der Nischen zwischen den Fluchtkapseln. Alina stand wieder auf und gesellte sich zu den Furlingern. Sie begann, leise mit ihnen zu reden.

“Ich frage mich, wer er ist“, sagte ich und blickte zu Minnesota und den anderen auf. “Wer?“ fragte Mac verwirrt.

“Der Kapuzenmantel-Kerl“, antwortete ich. Minnesota zuckte mit den Schultern: “Möglicherweise ja doch ein Goa’uld, aber ein anderer eben.“

“Anubis?“ fragte Jadda. Curai übernahm die Kontrolle: “Das halte ich für ausgeschlossen.“

“Warum sollte Anubis denn auch alleine hier rumschleichen, wenn er doch sicher genügend Jaffa unter seiner Kontrolle hat?“ fragte Daniel. Minnesota zuckte mit den Schultern: “Dann eben kein Goa’uld.“ Jadda ließ sich auf einen leeren Platz auf der Konsole sinken und baumelte mit die Beinen.

“Du sitzt in meinem Blickfeld, Eule“, sagte Minnesota gedehnt und lächelte.

“Uhm ... ich denke nicht, dass Daniel und Mac noch die Unterstützung eines dritten Augenpaares benötigen“, zwinkerte Jadda zurück. Minnesota grinste. “Uhm, schon möglich, aber ...“

“Ich halte es eher für möglich, dass wir es mit einem Eindringling von außerhalb zu tun haben, der ebenso wie Nephthys hinter dem Wissen der Furlinger her ist“, meinte Curai mit ihrer Tok’ra-Stimme. Sie lehnte sich gegen die Konsole, die die drei zur Funktion des Schiffes nötigen Kristalle beinhaltete und verschränkte die Arme.

“Die beiden verschweigen uns doch etwas“, sagte Jadda gedämpft und blickte in die Richtung der Furlinger.

“Sie sind überhaupt sehr wortkarg ... ebenso misstrauisch wie wir“, zuckte Mac mit den Schultern. Alina trat wieder zu uns und schüttelte seufzend den Kopf. “Ich habe versucht, sie umzustimmen, aber ... genauso gut könnte ich mit Apophis über eine andere Möglichkeit als menschliche Wirte sprechen.“ Sie zuckte mit den Schultern: “Sie wollen bleiben.“

“Die Allianz der vier Arten gründete sich auf Wunsch der Furlinger hin“, berichtete Curai. Alle blickten zu ihr. “Es gab damals drei Herrscherinnen über das Volk: Klotho, Lachesis und Atropos.“

“Ich kenne sie“, sagte Daniel, “Es sind Schicksalsgöttinnen. Die drei Parzen, bei den Griechen als Moiren bekannt.“

“Wusstet ihr, dass jede der vier Rassen einen entscheidenden Vorteil den anderen gegenüber besaß?“ fragte Curai. Die anderen schüttelten den Kopf. “Du könntest uns solche Infos auch ruhig früher und schneller geben“, meinte Minnesota leicht vorwurfsvoll.

“Sie sind hier nicht von großem Belang“, erwiderte Curai, “Die Asgard waren Meister der Technologie, die Antiker wussten mit dem Weltraum und seinen Eigenschaften umzugehen und besaßen übermenschliche Fähigkeiten, die Nox konnten Dinge verschwinden lassen oder den Geist manipulieren und die Furlinger waren unsterblich.“ Curai machte kurz eine Pause, dann sagte sie: “Die Allianz gründete sich auf dem Ziel, die Goa’uld zu bekämpfen ... allerdings war es ihren Mitgliedern verboten, in die Entwicklung anderer Völker einzugreifen. Dieses Schema hat sich bis zum Letzten bei den Antikern und in gewissem Sinne auch bei den Nox durchgesetzt.

Die Asgard schränkten es ein und errichteten den ’Bund der geschützten Planeten’, doch die Furlinger missachteten es völlig.“

“Das ist schief gelaufen, ha?“ hakte Minnesota nach. Curai nickte: “Allen voran Klotho, Lachesis und Atropos verloren die Technologie, die ihnen die Unsterblichkeit ermöglichte, an das Strafgericht der vier Arten. Sie wurde zerstört.“

“Das verurteilte die Furlinger zum Tode, oder? Das klingt hart“, meinte Alina. Curai nickte: “Die Furlinger sind eine langlebige Rasse, aber letztendlich würden sie aussterben, wenn sie sich nicht weiterhin fortpflanzen würden. Die Allianz der vier Arten hatte harte Regeln und Gesetze. Dann arbeitete die Allianz weiter an ihrem Großen Plan, der es ihnen ermöglichen sollte, die Goa’uld in Zaum zu halten.“

“Was doch eigentlich ein Eingriff in die Geschichte anderer Völker ist, oder?“ fragte Jadda.

“Nein“, lächelte Curai, “Denn die Goa’uld im Gesamten zu bekämpfen sprach nicht gegen die Bestimmungen. Allerdings durften sie die falschen Götter nicht aufhalten, wenn sie eine Stadt auf einem anderen Planeten – zum Beispiel eurem Ta’uri – zerstörten und unterwarfen. Dadurch, dass die Goa’uld auch für sie eine Bedrohung waren, durften sie ihnen schon schaden“, erklärte sie dann.

“Ein Hintertürchen?“ fragte Daniel. Curai nickte: “Was dann geschah, entzieht sich beinahe unserer Kenntnis. Alles, was wir wissen, ist, dass Klotho getötet wurde, Lachesis und Atropos brachen den Kontakt zur Allianz ab, nachdem eine Basis der vier Arten von den Goa’uld zerstört worden war, der Große Plan ging zunichte. Die Allianz zerbrach. Die Asgard zogen sich zurück und mussten gegen Probleme in eigenen Reihen kämpfen ... sie bekamen Schwierigkeiten mit ihrer Physiologie – welche, kann ich euch nicht sagen. Die Nox wurden erbarmungslos von den Goa’uld gejagt, bevor sie einen friedlichen Planeten fanden.

Die Furlinger verschwanden. Und die meisten Antiker starben an den Auswirkungen eines Experimentes mit einer speziellen Naquadah-Mischung, welche sie von den Goa’uld gestohlen hatten. Diese war sehr instabil und gab hohe Strahlungen ab.“ Curai senkte den Blick und ich gelangte wieder an die Kontrolle. Es war still. “Sagten Negra und Valrien nicht, dass sie das Schicksal eines Menschen anhand seiner Seele erraten können?“ fragte Alina. Wir nickten. Daniel dachte einen Moment nach und erklärte dann: “Die Moiren sind Schicksalsgöttinnen ... Töchter des Zeus und der Themis – zumindest den meisten Erzählungen nach.

In anderen werden sie als die Töchter der Nyx und des Erebos – der Nacht und der Dämmerung – beschrieben. Und die Nyx war eine Göttin der Nacht des alten Griechenlands ... ihre römische Entsprechung hieß Nox. Moiren – der Name des Göttinnen-Trios - bedeutet ’zugelotste Anteile’, ’das, was vom Schicksal zugeteilt ist’. Klotho, die Spinnerin, spann den Lebensfaden. Lachesis war die ’Zuteilerin des Lebensloses’ und bestimmte die Länge eines menschlichen Lebens und Atropos, die Unabwendbare, schnitt den Lebensfaden durch.“

“Und die Furlinger verloren durch diesen Fehler ihre Unsterblichkeit?“ fragte Mac. Ich nickte: “Sie wurden zwar immer noch sehr alt, aber ... höchstens 1000 Jahre.“

“Kein Wunder, dass sie die Allianz nicht mehr wollen“, murmelte Mac.

***

Eine dreiviertel Stunde später waren alle auf den Beinen und ein Kontrollgang auf dem Gang vor dem Tel’tak getätigt. “Alles ist ruhig, Sir“, erklärte Sam. Jack nickte: “Alle 15 Minuten Funkkontakt. Nicht sofort sprechen, sondern erst mal klicken. Möglicherweise stellen wir dem Kerl eine Falle und ein Funkspruch könnte den Hinterhalt auffliegen lassen. Bei ungewöhnlichen Vorkommnissen sofort melden. Jeder von euch bekommt eine MP und die Handfeuerwaffe – Alina, du auch.“ Wir nickten.

“Ihr geht mit unseren beiden Freundinnen zum Transporter, schickt sie wieder zurück in ihren Keller und kehrt dann umgehend hierher zurück. Carter, Sie begleiten sie!“

Der Major nickte: “Jawohl, Sir!“

“Und wir gehen derweil unseren Freund suchen“, sagte Jack in Daniels und Teal’cs Richtung.

“Was wird aus dem Tel’tak? Jemand sollte hier bleiben“, meinte Minnesota. Jack blickte zu Sam. “Es gibt keine erkennbaren Signaturen ab und die Technologie der Asgard ist um vieles appetitlicher. Wir haben es die ganz Zeit alleine gelassen, jetzt dürfte auch alles glatt gehen“, sagte diese. Jack ergänzte: “Ihr habt eine Stunde, dann brechen wir ab und verschwinden.“

“Was versprichst du dir denn von diesem Typen?“ fragte Alina. Jack blickte zu ihr. “Ich will wissen, wer es ist.“ Mehr sagte er nicht. Alina schüttelte den Kopf. Ich beobachtete die beiden. Jack tat, als hätte Alina nichts gesagt und Alina verhielt sich, als säße Jack ihr gar nicht gegenüber. Jadda tippte mich an. “Was ist denn da los?“ fragte sie leise. Ich zuckte mit den Schultern: “Definitiv untypisch!“

“Definitiv!“ nickte Jadda.

“Vielleicht haben sie gestritten“, meinte Mac. Ich nickte: “Möglich.“

“Okay, fertig werden, Leute! Wir brechen in fünf Minuten auf“, sagte Jack.

***

“Alina?“

Sie blickte zu mir. Ich ließ mich im Schneidersitz auf den Boden fallen und stopfte meinen Schlafsack mehr schlecht als recht und ziemlich gewaltsam in seine Hülle. Jack wollte den hinteren Teil des Schiffes frei haben, falls er, Teal’c und Daniel den Fremden aufgreifen und überwältigen sollten.

“Hast du mit Jack gestritten?“ fragte ich. Sie stöhnte und verdrehte die Augen, dann erwiderte sie gereizt: “Ja, stell dir vor!“ Ich hob die Augenbrauen und blickte sie fragend an. Sie schaute zu mir, schüttelte den Kopf. “Entschuldige.“

Ich zuckte mit den Schultern: “Okay.“

“Ich will nicht darüber reden“, erklärte sie. Ich nickte. Dann fiel mir etwas ein. Ich entließ den Schlafsack meiner Folter und griff in meine Hosentasche: “Ich habe hier was für dich.“ Ich zog ihre Berichte hervor. “Weißt du, dass sie mich an alles erinnert haben?“ wollte ich wissen und sie nahm mir die Blätter aus der Hand. “Du ... du hast sie noch?“ fragte sie ungläubig und betrachtete ihre Schrift, dann meine Randnotizen. “Ja, ich ...“ Ich brach ab. Sie schaute auf: “Ein halbes Jahr lang?“

Ich nickte. Sie starrte mich an, dann fiel sie mir um den Hals. “Danke!“

Ich nickte.

“Ich dachte, ich hätte sie verloren. In den Tunneln“, erklärte Alina. Ich schüttelte den Kopf: “Du hast sie mir gegeben, ich steckte sie in den Rucksack. Ich habe sie erst zu Hause wieder bemerkt.“

“Danke!“ wiederholte sie.

Abschied

“Das ist ein mutiger Schritt von euch. Möglicherweise gelingt es den Asgard und uns nicht, die Replikatoren zu besiegen. Dann können wir euch auch nicht mehr rausholen“, erklärte Sam. Negra nickte nur.

“Die Furlinger waren immer ein beständiges Volk. Bald werden wir bei unseren Untertanen sein“, erklärte Valrien schlicht. Wir durchquerten schweigend den - wie der Rest des Gebäudes - dunklen Tunnel zum Transporterraum und versammelten uns um das Pentagramm. Es war noch immer Nacht auf Othalla. Sie dauerte hier ungewöhnlich lang, andererseits hatte auch das Tageslicht Ewigkeiten gereicht.

Valrien wandte sich an uns. “Unsere Wege trennen sich hier“, sagte sie. Mac trat vor: “Könnt ihr uns nicht irgendeinen Anhaltspunkt auf euren Großen Plan geben? Wir brauchen ihn. Die Goa’uld gewinnen immer mehr an Macht, obwohl die Ta’uri alles versuchen sie zu schwächen.“ Valrien schüttelt den Kopf: “Ihr seid jung -“

“Und die Jungen tun nicht immer das, was die Alten ihnen sagen, das ist mir klar. Und das ist der Punkt. Wir haben bereits viel durch diesen Ungehorsam erreicht“, ging Jadda dazwischen. Valrien lächelte. Negra sagte mit leiser Stimme einige Worte. Valriens Antwort klang beruhigend und sie lächelte ihre Begleiterin an. “Die Allianz besteht schon lange nicht mehr, wieso sollte das noch von Bedeutung sein?“ fragte sie dann.

“Die Allianz muss wieder auferstehen. Auf die eine oder andere Art“, erklärte Sam entschieden.

“Hallo?“ meinte Minnesota und blickte ungeduldig umher, “Wir sollten langsam los.“ Als sie merkte, dass ihr Satz ungehört blieb, ging sie in den Asgard-Tunnel zurück, um wenigstens rechtzeitig eine Warnung aussprechen zu können. “Warum hört mir eigentlich niemand zu?“ murmelte sie dabei.

“Ihr wollt uns überreden“, stellte Negra fest.

“Nein, wir wollen mit euch reden“, erklärte ich. Curai übernahm die Kontrolle: “Den Schriften zufolge, die ich studiert habe, ist die Allianz möglicherweise das Kernstück des Widerstandes gegen die Goa’uld gewesen. Sie existierte, um gegen die Goa’uld zu kämpfen.“

“Wie kämpft ihr, Tok’ra?“ wollte Negra plötzlich wissen. Curai zögerte kurz, dann erklärte sie: “Infiltration.“

“Wie groß ist euer Widerstand?“ wollte Negra wissen.

“Wir sind nicht sehr viele, doch unsere Entschlossenheit gleicht das aus“, erklärte Curai entschieden.

“Habt ihr Erfolge erzielt?“ fragte Negra als nächstes.

“Gemeinsam mit den Ta’uri und auch schon vor ihnen, ja.“

“Ist euer Herz rein und euer Gegner klar?“ wollte Valrien wissen.

“Ich denke nicht, dass irgendjemand, der kämpft, behaupten kann, sein Herz wäre rein. Aber wir wissen, dass unsere Gegner die Goa’uld sind. Niemand anderes. Nur die Goa’uld!“ erklärte Curai. Valrien trat vor und blickte uns in die Augen. “Wie steht es mit euren Wirten?“

“Sie stellen sich freiwillig zur Verfügung“, erklärte Curai.

“Auch die deine?“

Curai schwieg. Valrien blickte sie auffordernd an. Ich gelangte an die Kontrolle: “Ich muss gestehen, dass Curai mich vorher nicht fragte. Doch sie rettete mein Leben durch diese Aktion und dafür bin ich dankbar. Sie wird meinen Körper bald verlassen.“

“Bald? Das ist ein weitläufiger Begriff“, meinte sie. Dann wandte sie sich ab. Sie sprach einige schnelle Worte mit ihrer Begleiterin und stellte dann offenbar eine Frage. Negra blickte sie lange an und seufzte schließlich. “Ain Tok’ra?“ fragte sie. Valrien schüttelte den Kopf: “Siyos ammen láwisevip. Inye jeci difet hón emis sinome cen ... eddi fet niepisip nelde Ta’uri afit Jaffa. Ente eapoica.“ Negra nickte erneut langsam: “Mea, Valrien! Antata ojip!“ Minnesota kehrte noch ungeduldiger als zuvor zu uns zurück.

“Wir haben beschlossen, euch das Zeichen der Allianz und des Großen Planes zu überlassen, damit ihr eines Tages seinen Inhalt herausfinden könnt. Hoffentlich gelingt es euch!“ sagte Valrien. Sie nahm ihre Kette vom Hals und reichte sie an Alina.

“Wow. Danke!“ sagte Minnesota.

“Wir werden gehen“, sagte Negra.

“Ja, und wir müssen gehen“, drängte Minnesota aufs Neue. Gemeinsam mit Valrien wanderte Negra auf die Tür zu und verschwand mit ihrer Cousine im hellen Licht des Transporters.

“Wir sollten wirklich von hier verschwinden“, nickte Sam Minnesota zu und schob mich und Alina vorwärts. Alina hängte sich die Kette um, steckte sie unter ihr T-Shirt und lief los. Wir passierten das Sicherheitsschott, das die Transportkammer schützte und bogen nach rechts in den Gang ein, der uns zum Tel’tak führen sollte. Abrupt blieben wir stehen. “Oh, Mann! Was hab’ ich die ganze Zeit gesagt?“ stöhnte Minnesota. Wir hoben unsere Waffen und zielten auf die Gruppe Replikatoren, die sich uns in den Weg stellte. Sie versperrten den Gang und schienen uns eben gerade bemerkt zu haben.

In einer synchronen Bewegung fuhren sie herum. Sam schoss. Als wäre dies ein Stichwort gewesen, legten auch Mac, Jadda und Minnesota sofort los. Ich entsicherte meine Waffe fahrig und legte ebenfalls auf die Replikatoren an, doch schon bald wurde klar, dass wir uns nicht lange gegen die Techno-Käfer halten konnten. “ Der Kontrollraum!“ rief Sam, als es immer mehr und mehr Replikatoren wurden. Wir nickten, fuhren herum und rannten in die schwach beleuchtete Dunkelheit los. Mit einem Blick über die Schulter erkannte ich, wie die Replikatoren sich schnell in Bewegung setzten, dabei über die leblosen Teile ihrer Brüder stiegen und uns folgten.

***

Es war dunkel in diesem Tunnel. Keine Fenster erhellten den Gang und das Licht funktionierte seit dem Angriff im Kontrollraum schon nicht mehr. Die Taschenlampen der drei Männer tasteten den Boden und die Wände ab, auf der Suche nach Gefahrenquellen. Doch glücklicherweise, wie Jack meinte, war es totenstill. Als er jedoch um die Ecke bog, blieb er stehen und hob die Waffe. Teal’c und Daniel stoppten hinter ihm. Vor ihnen, ein paar Meter entfernt, stand die dunkel gekleidete Fremde.

Anhand ihrer schmalen Figur nahm Jack an, dass es eine Frau war. Der lange Mantel war schwarz und die Kapuze verbarg ihr Gesicht. Sie streckte die Hand aus und berührte etwas an der Wand.

“Hey!“ rief Jack, als das Schott hinunterglitt. Er erreichte es nicht mehr rechtzeitig. “Verdammt!“ fluchte er und betätigte den Mechanismus auf seiner Seite des Schottes, doch dieser reagierte nicht. Er blickte zurück. In etwa 200 Metern Entfernung glitt das andere Schott hinunter und versperrte ihnen den Rückweg. “Wir sind gefangen.“

***

Ich rannte den Tunnel hinunter, hörte die Replikatoren hinter mir und neben mir die Schritte der anderen. “Wie weit?“ keuchte ich.

“Da vorne ist die Biegung, dann noch etwa zweihundert Meter und wir sind da“, schnaufte Minnesota als Antwort. Wir hetzten um die Ecke, wichen einigen Replikatoren aus, die sich bereits durch die Wände fraßen und ich sah in der Ferne die Tür zum Kontrollraum. Jadda blieb stehen. Wir anderen bremsten auch. “Was?“ fragte ich ungeduldig.

“Wir können sie doch nicht in den Kontrollraum locken“, sagte Jadda außer Atem. Wir erstarrten. “Warum denn nicht?“ wollte Alina wissen.

“Wohin dann?“ fragte Sam fast zeitgleich. Die Krabbel-Geräusche kamen näher. Ich sah den ersten Replikator um die Ecke biegen und er hatte zig seiner Brüder auf den Fersen.

“Oh, Mann!“ stöhnte ich.

“Wir müssen weiter“, sagte Sam.

“Nein! Der Kontrollraum ist eine Sackgasse, nur dieser Weg führt dorthin“, erläuterte Jadda.

“Oh, Mann!“ wiederholte ich.

“Wir sind auf jeden Fall dran, so oder so. Wir können nicht zurück, sie sind zu viele, als dass wir riskieren könnten, über sie hinweg oder sonst wie an ihnen vorbei zum Tel’tak zu gelangen und es ist der einzige Weg. Und wir können sie nicht zum Transporter locken, das wäre gegenüber Valrien und Negra nicht fair. Ich finde, wir sollten in den Kontrollraum gehen und uns dort verschanzen, bis die anderen kommen können“, sagte Alina.

“Die Tür ist zu schmal, sie wären innerhalb kürzester Zeit durch“, erwiderte Sam.

“Es gibt ein Schott vor dem Kontrollraum, das funktioniert“, flüsterte Jadda. Ich blickte zu den Replikatoren, die jetzt nur noch etwa fünfzig Meter von uns entfernt waren. Als ich mich wieder den anderen zuwandte, spurtete Jadda los, auf die kleine Armee der Techno-Spinnen zu. “Jadda!“ schrie Alina.

“Bist du verrückt geworden? Bleib hier! Jadda!! “ Minnesota war ganz außer sich.

“In den Kontrollraum!“ rief Jadda zurück, stoppte zehn Meter vor den Replikatoren und aktivierte eine Schaltfläche.

Jadda, nein!!“ rief Sam. Minnesota begann zu rennen.

“Min!“

Die Tür hatte bereits ihren halben Weg nach unten hinter sich gebracht und Minnesota war nur noch wenige Meter davon entfernt.

Nun glitt das Schott zu Boden. Das letzte, das ich von Jadda sehen konnte, war, dass sie die Waffe zog und auf die näher kommenden Replikatoren schoss. Damit verhinderte sie, dass die Verfolger unter dem Schott hindurch zu uns gelangten, anstatt sich selbst noch auf die andere Seite der Sicherheitsschranke zu flüchten. Minnesota warf sich mit der Schulter gegen das Schott. Sie begann, darauf einzutreten, auf das harte Material einzuschlagen: “Jadda, komm zurück! Das kannst du doch nicht machen!!“

Tränen liefen ihr über das Gesicht, doch sie schien es nicht einmal zu bemerken. Entkräftet lehnte sie sich gegen das Schott und lauschte fassungslos wie versteinert auf die Geräusche, die von der anderen Seite herüberdrangen. Schließlich blickte sie nach rechts, dann nach links und entschied sich schließlich für die rechte Seite, um nach einem Mechanismus zu suchen – niemand sagte ihr, dass sich die Schaltfläche auf der anderen Seite befand. “Das muss doch hier irgendwo aufgehen!“ fluchte sie verzweifelt, “Mach schon! Mach schon!“ Geschockt starrten wir das Schott an.

Stille herrschte, während wir dem Kugelhagel aus Jaddas MP zuhörten. “Warum ist sie nicht zurück – einfach durch geschlüpft? Warum?“ flüsterte ich.

“Oh Gott!“ murmelte Alina geschockt. Minnesota hörte mit ihrer aussichtslosen Suche auf und schlug erneut auf das Schott ein: “Ist sie verrückt geworden? Das kann sie doch nicht einfach so machen!“ schrie sie wütend, “Oh, Gott! Verdammt! Sie ist so ... bescheuert! Ich kann nicht glauben, dass sie das getan hat! Was denkt sie sich dabei?!“

“Min!“ rief Sam und rannte auf sie zu. Wir liefen hinterher.

Jadda!“ Min holte aus und trat mit ihrem Fuß gegen das Schott. Es sah aus, als müsste es ziemlich weh tun, doch sie schien es nicht zu spüren. Sam packte die Frau an den Schultern und drehte sie um, stieß sie mit dem Rücken gegen das Schott. “Hör auf damit!“ schrie sie sie an. “Das könnt ihr doch nicht machen! Das dürft ihr nicht zulassen! Jadda!!“ rief Minnesota anklagend, “Lass mich los, verdammt, wir müssen sie da rausholen!!“ Sam holte aus und schlug ihr kurz ins Gesicht.

“Beruhige dich!“

Minnesota atmete schwer und starrte Sam an. Sie murmelte leise vor sich hin, blinzelte dann und schaute zu mir und den anderen beiden, die hinter Sam standen. Dann ließ sie sich zu Boden fallen. Ich schlug die Hände vor das Gesicht. Alina nahm mich in den Arm, ich spürte Macs Hand auf meiner Schulter. Auch sie drückte sich an uns. Ich spürte sie zittern.

“Wir können sie doch nicht hier lassen! Sam, wir müssen sie da rausholen! Das dürft ihr nicht zulassen ... nicht schon wieder einer ...“ Minnesota vergrub das Gesicht in den Händen. Mac löste sich von uns und ging auf sie zu und nahm sie in den Arm. “Sie ist nicht tot!“ sagte Alina fest. Von der anderen Seite war kein Geräusch mehr zu hören. “Oh, verdammt!“ Sam gab sich betont gefasst und griff nach dem Funkgerät. Sie klickte einmal und wartete.

“Carter, was gibt es?“

“Wir sind in Schwierigkeiten, Sir. Die Replikatoren haben uns überfallen und -“

“Carter, tut mir leid, wenn ich Sie unterbreche, aber bei uns ist auch nicht alles nach Plan gelaufen. Die Kutte hat uns eingesperrt und mich beschleicht das dunkle Gefühl, dass das noch nicht alles war“, erklärte Jack, “Sehen Sie zu, dass Sie aus dieser Situation wieder rauskommen. Ihnen wird was einfallen, Carter!“ fügte er hinzu, “Ende.“ Sam blickte auf das Funkgerät, dann drehte sie sich um, sah uns an. Minnesota saß noch immer am Boden und starrte auf das Schott, doch sie weinte nicht mehr.

Sie blickte hasserfüllt. “Ja“, sagte sie jetzt fest und blickte zu Alina, “Ja! Sie ist nicht tot!“ Sie stand auf. Ich hielt den Blick gesenkt und wischte mir die Tränen weg. Mac trat wieder hinter mich und legte ihre Hand auf meine rechte Schulter. Ich blickte zu ihr hoch. Sie nickte mir zu und lächelte leicht.

<Ihr solltet euch beeilen. Denn wenn Jadda jetzt noch nicht tot ist, dann ist sie es bald>, erklärte Curai. Ich nickte langsam.

“Sie ist nicht tot“, wiederholte Minnesota. Sie packte ihre MP fester und blickte zu Sam. “Wir sollten gehen und ihr helfen.“

Der Major nickte: “Hoffen wir, dass der Mechanismus des Schotts in Ordnung ist und die Replikatoren nichts manipuliert haben.“

***

Das Schott war in Ordnung. Als es sich langsam öffnete, richteten wir unsere Waffen und Lampen auf den Gang, ohne jedoch auch nur einen Replikatoren ausfindig zu machen. Wir blickten auf den leeren Gang hinunter. “Sie muss sie weggelockt haben“, meinte Mac. Sam nickte. Wir gingen den Gang entlang und machten uns auf den Weg Richtung Tel’tak. Es war totenstill um uns. “Doch wo ist sie jetzt?“ fragte Sam, blieb ratlos an einer Kreuzung stehen. Links ging es zum Tel’tak, doch ich hielt es für ausgeschlossen, dass Jadda diesen Weg genommen hatte.

“Wir sollten uns trennen. Eine Gruppe geradeaus, eine nach rechts“, beschloss Sam. Wir nickten.

“Alina, Minnesota, ihr kommt mit mir! Mac und JJ nehmen die andere Richtung“, sagte der Major und blickte fragend in die Runde. Ein stummes Nicken aus jeder Richtung bestätigte ihre Aufteilung und ich zog mit Mac geradeaus weiter, während die anderen sich nach rechts wandten. In den Tunneln war es noch immer sehr still. Die Schritte der drei anderen waren bereits längst verhallt, als ich auf ein Zeichen Macs hin stehen blieb. “Was?“ fragte ich leise. Sie machte eine Kopfbewegung, die den Gang hinunter deutete und spannte sich an.

Ihre Waffe lag bereits entsichert an ihrer Schulter als ich das erste Mal die Geräusche hörte, die sie so beunruhigten. Ich ließ mich auf ein Knie fallen und legte ebenfalls die Waffe an. Am Ende des Ganges konnte man zwischen links und rechts wählen. Und jetzt erkannte ich einige Replikatoren, die sich schleunigst nach rechts aufmachten, ohne mich und Mac zu bemerken. “Wo wollen die hin?“ fragte Mac leise. Ich zuckte mit den Schultern. Ohne uns die geringste Beachtung zu schenken, eilten etwa zehn Replikatoren an unserem Gang vorbei und verschwanden wieder.

Ihre Schritte verhallten.

“Ich werde eine ganze Weile lang nicht mehr ’Nemesis’ sehen können“, prophezeite ich. Mac grinste. “Komm, wir folgen ihnen!“

***

“Wow, was ist das?“ fragte Alina überrascht und trat in einen recht großen Raum, der vollgestopft schien mit Tischen, auf denen verschiedenste Objekte standen.

“Ich nehme an, das hier ist so eine Art Archiv“, meinte Sam und nahm eine silbern leuchtende Kugel auf. Alina nickte langsam. Minnesota trat an einen großen Tisch heran. Mit ihrem Finger fuhr sie über die Kante und verzog das Gesicht. “Die könnten hier mal Staub putzen“, meinte sie.

“Außerirdischer Staub? Cool!“ meinte Alina interessiert und trat näher. Auch Sam blickte die Ablage nun an, ihr Blick verfinsterte sich und sie legte eine Hand in die Mitte des Tisches.

“Was ist?“ fragte Alina, als sie ihren nachdenklichen Gesichtsausdruck sah. Sam wischte ihrer Hand über die Mitte des langen Tisches und blickte dann ihre Handfläche an. “Hier hat etwas gelegen. Keine Staubablagerungen“, sagte sie nachdenklich.

“Aber was?“ fragte Alina. Minnesota schüttelte den Kopf und auch Sam schwieg.

***

“Verdammt noch mal!“ fluchte Jack und hämmerte auf den milchig-schimmernden Knopf ein, der das Schott vor ihm, Teal’c und Daniel öffnen sollte. “Diese Methode scheint nicht sehr effektiv zu sein, O’Neill“, bemerkte der Jaffa regungslos. Daniel hörte ein Geräusch und drehte sich um, um die Quelle ausfindig zu machen. Das Licht seiner Lampe wanderte die Wand entlang. Er erstarrte: “Uhm ... Jack?“

“Moment, Daniel!“ erwiderte der Colonel gereizt, holte aus und trat gegen den Knopf. Teal’c zog eine Augenbraue hoch.

“Jack?“ wiederholte Daniel und hob seine Waffe.

“Was?!“ fragte der Colonel genervt und drehte sich zu ihm um. Er folgte Daniels Blickrichtung und erstarrte, hob dann ebenfalls seine MP. Die Wand begann an einer Stelle zu schmelzen und ein Replikatorenbein tauchte auf.

“Oh Mann!“ fluchte Jack, trat an die gegenüberliegende Wand zurück und zog Daniel mit sich. Auch Teal’c war nun schussbereit. Der Replikator befreite sich aus seinem Gefängnis und landete auf dem Boden. Ihm folgten weitere. Der, der als erstes die Wand verlassen hatte, stieß ein fauchendes Geräusch aus.

“Hey, Freundchen, nicht frech werden! Ich zeig dir gleich mal, wer hier -“

“Jack, warte!“

Ungläubig blickte der Anführer auf seinen Freund. “Daniel?“

“Sie greifen nicht an“, sagte Teal’c ruhig. Tatsächlich kamen noch etwa zwanzig weitere Replikatoren aus der Wand gekrochen und ließen sich an der gegenüberliegenden Seite des Korridors, knapp drei Meter vom Team entfernt, zu Boden fallen. Doch sie griffen nicht an.

“Ist das vielleicht ein Grund, die Biester nicht zu erschießen?“ fragte Jack langsam.

“Na ja, vielleicht ... wollen sie uns gar nichts tun“, meinte Daniel schulterzuckend. Jack starrte ihn an. “Du meinst, sie wollen uns zum Tee einladen und diese ganze Wir sind nicht eure Feinde, das war alles nur ein Missverständnis-Nummer abziehen? Das glaubst du doch wohl selbst nicht“, sagte er.

“Na ja, sie müssen einen Grund für ihr Verhalten haben“, meinte Daniel entschuldigend.

“Den haben sie!“

Die drei fuhren herum und erblickten die eingehüllte Frau am anderen Tunnel-Ende. Sie hatten über Diskussion das schleifende Geräusch nicht gehört, das ein sich öffnendes Schott machte. Sie trat nun langsam auf das Team zu. “Es ist mir gelungen, sie unter meine Kontrolle zu bringen“, sagte sie.

“Weißt du, das hat schon mal jemand behauptet und jetzt überleg mal, wie das geendet hat ... richtig, mies für den Betreffenden!“ sagte Jack.

“Wer bist du?“ fragte Teal’c. Sie trat näher heran und schlug die Kapuze zurück.

***

“Also ... eins muss man dir lassen – das ist ein klasse Auftritt!“ sagte Jack und richtete seine Waffe auf die junge Frau vor ihm. “Doch diese Nummer hatten wir schon einmal, nicht wahr? Du in Höchstform, wir unterlegen und am Ende haben wir doch gesiegt.“

Reese lächelte: “Das wird sich nicht wiederholen. Ich habe es geschafft, meine Spielzeuge endgültig zu kontrollieren.“

“Hätte ich gewusst, dass wir dich treffen, hätte ich im Einkaufszentrum vorbeigeschaut und dir ein Bau-Set aus der Kinder-Abteilung besorgt“, spottete Jack.

“Reese, wie ... wieso bist du wach?“ fragte Daniel.

“Ich bin nicht länger Reese, ich bin Nemesis! Ich bin eine Maschine, Daniel! Ich weiß nicht, wieso und weshalb. Ich führe nur Befehle aus, nicht wahr?“ fragte sie kalt. Daniel senkte den Blick.

“Du bist für die Invasion verantwortlich?“ fragte Teal’c. Reese lächelte kalt: “Die Replikatoren waren schon hier, bevor ich erwachte. Durch die Aufzeichnungen, die die Asgard über mich machten, habe ich gelernt, dass ich eine Maschine bin ... bloß eine Maschine für euch, oder?“ Daniel versuchte, einzulenken: “Reese, bitte -“

“Nemesis! Ich glaube dir nicht! Es gab eine Zeit, da habe ich dir vertraut.“ Sie lachte. “Es gab sogar einen Moment, in dem ich Mitleid mit dir empfand, Daniel. Ich habe aber merken müssen, wie sehr man sich in dir täuschen kann.“

Daniel schwieg. Reese drehte sich um und ging.

“Hey!“ Auf Jacks Zuruf hin stoppte sie. “Noch ein Schritt und ich wiederhole das, was ich schon einmal getan habe!“ drohte er. Sie hob einen Arm und winkte. Die Replikatoren krabbelten bedrohlich weiter auf die drei Männer zu. Jack sah sich gezwungen, auf die Metall-Spinnen anzulegen. Reese drehte sich um und die Replikatoren stoppten. “Ich spiele nicht länger, Colonel! Ich habe gelernt, was es bedeutet, zu töten und zu hassen ... ich habe es von euch gelernt.“ Dann trat sie aus dem Tunnelabschnitt und schloss das Schott.

Die Replikatoren krabbelten nun schneller auf das Team zu. Jack zögerte nicht lange und begann zu schießen. Die anderen beiden schlossen sich an.

***

Ich erstarrte, als ich Schüsse hörte. “Dort!“ rief ich und deutete den Tunnel hinunter. Mac nickte und rannte hinter mit her. Ich griff zum Funkgerät: “Sam?“

“Was gibt’s?“

“Wir haben sie gefunden. Wir hören Schüsse.“

“Ich kann euch über eine Notfrequenz orten. Wir kommen!“ versprach der Major und ich lief schneller, um Mac einzuholen, die mich während meines Gespräches überholt hatte.

Sie verschwand um die nächste Biegung. “JJ!“ rief sie warnend und ich hörte einen Moment später eine zweite MP, die sich den Schüssen der ersten anschloss. Ich rannte um die Ecke und warf mich auf die Knie, um eine stabilere Schussposition zu haben, als ich mehrere Dutzend Replikatoren sah, die auf Mac und mich zueilten. Ich begann sofort zu schießen. Der Tunnel führte noch etwa zehn Meter weiter, bevor er in einen Raum mündete. Aus diesem Raum hörte ich die Salven einer weiteren Waffe ... wahrscheinlich Jaddas MP.

Mac lud ihre Waffe neu und hielt nochmals auf die Replikatoren. “Gib mir Deckung!“ rief sie mir zu und rannte auf die abnehmende Anzahl an Metall-Spinnen zu, immer noch schießend. Ich gab mir Mühe, ihr den Weg freizuschießen, ohne sie zu treffen und beobachtete, wie sie über die Spinnen sprang und in dem Raum verschwand. Dann konzentrierte ich mich wieder auf die Replikatoren vor mir. Jemand legte mir eine Hand auf die Schulter und ich bemerkte Sam, als ich erschrocken herumfuhr.

Alina und Minnesota schossen bereits.

“Wo ist Mac?!“ fragte der Major.

“Dort!“ Ich deutete auf den Eingang zu dem Raum. Der letzte Replikator fiel unter den Schüssen von Minnesota und Alina und wir rannten über die Bruchstücke hinweg in den kleineren Raum, wo Mac beschäftigt war, einige Replikatoren abzuwehren. Jaddas Waffe lag am Boden, sie selbst lehnte sitzend an der Wand. Mac hatte sich vor ihr positioniert und schoss auf die Replikatoren, die durch eine Öffnung in der Wand in den Raum eindrangen.

Dann war es plötzlich vorbei. Atemlos blickte ich auf den letzten Replikator, der unter Macs Schüssen zerfallen war.

“Jadda!“ Minnesota rannte zu ihrer Freundin und kniete sich neben sie. “Es geht mir gut! Es ... au! Nicht anfassen!“ beschwerte sie sich, als Minnesota eine Schnittwunde an ihrer Wange unter die Lupe nahm. Mac drehte sich um: “Das war knapp.“ Sie ließ erschöpft die Waffe sinken.

“Danke!“ sagte Jadda. Dann schrie sie auf: “Verdammt, Min! Nicht anfassen!“ Außer an ihrer Wange trugen auch ihre Arme mehrere Schnittwunden, doch keine sah lebensgefährlich aus.

“Carter!“

Ich zuckte zusammen, als Jack durch das Funkgerät schrie.

“Sir?“ antwortete der Major.

“Bewegen Sie Ihren Hintern hier runter, aber schnell!“ befahl Jack. Im Hintergrund hörte ich Teal’c etwas rufen und Waffenfeuer.

“Jawohl, Sir!“ antwortete Sam, “Ihr geht zum Schiff! Ich denke nicht, dass es da unten so gemütlich ist.“ Sie suchte Jacks Notsignal mit Hilfe eines ihrer Geräte und ortete es schließlich. Wir nickten.

“Verbarrikadiert die Tür!“ rief Sam uns zu und verschwand in den Tunneln. “Na, dann wollen wir mal!“ meinte Alina und Mac und Minnesota halfen Jadda, aufzustehen. “Kannst du gehen?“ fragte Minnesota besorgt. Jadda blickte sie an. “Solange wir auf unseren Beinen und nicht auf unseren Händen laufen, immer!“ erklärte sie tapfer lächelnd.

***

“Daniel?!“ rief Jack über den Waffenlärm hinweg.

“Es öffnet sich nicht! Es reagiert nicht!“ antwortete der Archäologe, versuchte erneut den Öffnungsmechanismus des Schottes zu aktivieren.

“Verdammt!“ murmelte Jack, feuerte weiter auf die Replikatoren vor ihnen. Inzwischen hatten sie es geschafft, zu dem Schott zu fliehen, das Reese bei ihrem Verschwinden genutzt hatte.

“Hast du noch Munition?!“ fragte Jack.

“Ja!“ antwortete Daniel. Jack streckte die Hand aus. Daniel reichte ihm das Gewünschte und versuchte dann, den Knopf zu entfernen, um einen Blick in den Mechanismus werfen zu können. Nicht, dass er viel davon verstand, doch war er gewillt, es wenigstens zu probieren. Nach einigen Schlägen mit dem Kolben seiner Waffe fiel der Knopf zu Boden und Daniel blickte durch ein faustgroßes Loch in das Innere der Wand. Jack blickte kurz zu ihm zurück. “Kennst du dich damit aus?!“ fragte er skeptisch.

Daniel schüttelte nur den Kopf: “Ich versuche es!“ Jack wandte sich an Teal’c. “Wann kommt denn endlich Carter?!“ fragte er. Teal’c warf ihm einen kurzen, unwissenden Blick zu. “Daniel!“ rief Jack.

“Ich versuche es noch immer, Jack!“ war die Antwort. Plötzlich wurde es ruhig. Teal’c schoss auf den letzten Replikator, der durch das Loch in der Wand auf der anderen Seite des Tunnel-Abschnittes kroch, dann wurde es ruhig.

“Okay ...“, sagte Jack ratlos, starrte auf die Wandöffnung.

“Wo sind sie?“ fragte Daniel. Er hatte sich aufgerichtet und umgedreht, als die Schüsse erstarben.

Jack zuckte mit den Schultern: “Vielleicht haben sie Mittags-Pause?“ Daniel verdrehte die Augen und wandte sich wieder dem Kabelgewirr im Inneren des Mechanismus zu: “So was kann auch nur dir einfallen.“ Jack warf ebenfalls einen Blick hinein und pfiff durch die Zähne: “Wie hoch die Stromrechnung für dieses Gebäude wohl ist?“

“Die Kabel dienen nur zur Übertragung der Energie an den richtigen Ort, Jack. Da fließt keine Elektrizität durch, sondern pure Energie“, erklärte Daniel, “Hat Sam gesagt.“

“O’Neill, denkst du, sie rüsten sich zu einem neuen Angriff?“ fragte Teal’c, misstrauisch um sich blickend.

“Ich habe keine Ahnung, T. Wir müssen abwarten, bis die Viecher wieder über uns herfallen, nehme ich an ... oder bis Carter kommt ... oder Daniel endlich die Tür öffnet.“

Der Archäologe warf ihm einen tödlichen Blick zu. “Willst du es mal versuchen, Jack? Ich wette, du kannst das besser als ich.“

Der Colonel schüttelte den Kopf: “Niemand von uns kann das, Daniel.“

“Man kann es wenigstens versuchen“, antwortete der Archäologe.

“Das ist korrekt“, trug Teal’c seine Meinung bei. Es wurde eine Minute still. Jack stützte sich mit einer Hand an der Wand ab und tippte mit seinem Zeigefinger dagegen. Er seufzte betont gelangweilt.

“Jack!“ beschwerte Daniel sich.

“Entschuldige“, meinte der Colonel, “Warum schießen wir nicht einfach mit der MP rein?... Kurzschluss und schon sind wir draußen.“

“Schüsse zerstören die Anlage und setzen den Mechanismus vollkommen außer Kraft“, belehrte Teal’c ihn eines besseren. “Er ist außer Kraft“, maulte Jack.

“Nein, O’Neill, er ist lediglich deaktiviert“, sagte Teal’c.

“Wenn wir es kurzschließen, lässt sich das Schott vielleicht öffnen. Bei Sam hat es funktioniert“, erklärte Daniel.

“Schon gut ... mach weiter!“ meinte Jack. Eine weitere Minute verging stillschweigend. “Okay, hier ist ein Kabel locker“, murmelte Daniel schließlich.

“Aha“, machte Jack. Daniel steckte die Hand tiefer in das Loch. Plötzlich sprühten Funken, der Archäologe stürzte nach hinten und Jack sprang zur Seite, als sich weitere Kurzschlüsse anschlossen. “Verdammt!“ Keine Funken sprühten mehr, es war ruhig. Jack leuchtete mit der Lampe an seiner MP sicherheitshalber zum Ende des Tunnels. Kein Replikator.

“Und die Tür ist noch immer zu“, sagte Jack und deutete seufzend auf das Schott. Dann blickte er zu Daniel, der reglos am Boden lag. “Daniel?“ Jack ging in die Knie: “Daniel?“

“O’Neill!“ Teal’c deutete auf das Ende des Tunnels. Replikatoren bahnten sich ihren Weg durch das Loch in der Wand.

“Die Verstärkung ist da“, murmelte Jack. Er griff zum Funkgerät: “Carter, wo stecken Sie?“

“Ich bin gleich bei Ihnen, Sir. Ich musste mich vor einer Gruppe Replikatoren verstecken“, antwortete sein Major. “Beeilen Sie sich!“ verlangte Jack und hob die Waffe.

Manipulation

“Setz dich erst mal!“ schlug Minnesota vor und half Jadda gemeinsam mit Mac, sich gegen die Wand gelehnt hinzusetzen. “Danke, es geht schon“, antwortete sie und ich kehrte mit einem Erste-Hilfe-Kasten aus dem Cockpit zurück.

“Lass mal sehen!“ meinte Minnesota und besah sich die Schnittwunden genauer.

“Es ist nicht so schlimm!“ erwiderte Jadda beruhigend, verzog aber das Gesicht.

“Was war das eigentlich für eine bescheuerte Aktion?“ wollte Minnesota nun wissen. Jadda zuckte mit den Schultern: “Keine Ahnung. Ich dachte einfach, dass -“

“Du dachtest? Sah für mich nach was anderem aus als denken! Du hast dich ernsthaft in Gefahr gebracht!“ schimpfte Minnesota weiter. Ich grinste Alina kurz an und zuckte in Macs Richtung mit den Schultern. “Na ja, sie hat eben -“

“Dafür gibt es keine Ausrede, Mac!“ sagte Minnesota schon beinahe scharf, “Wir haben uns Sorgen um dich gemacht. Ist dir eigentlich klar, dass Sam mich wegen dir geschlagen hat? Du bist Schuld, dass mir die Wange noch immer weh tut. Weißt du, was für einen Schlag diese Frau drauf hat?“ Minnesota versorgte Jaddas Wunden. “Ich habe nicht richtig -“

“Allerdings!“

“Min, hörst du mir vielleicht jetzt einmal zu?!“ wollte Jadda wissen. Minnesota blickte auf: “Entschuldige.“

“Ich habe nun einmal nur diese Lösung gesehen. Es war meine Entscheidung. Ich wollte nicht, dass euch etwas passiert, verstehst du das?“ fragte Jadda. Minnesota nickte langsam: “Sicher! Aber warum musstest du das tun?“ Jadda schüttelte den Kopf: “Ich weiß es nicht, Min. Ich weiß es nicht.“

***

Sam rannte den Gang hinunter und blieb dann vor einem geschlossenen Schott stehen. Dahinter hörte sie Waffenfeuer. “Das ist es!“ flüsterte sie atemlos und aktivierte den Öffnungsmechanismus. Nichts tat sich. “Verdammt!“ murmelte Sam. Sie trat zweimal kräftig mit ihrem Fuß gegen den Knopf und kickte ihn den Gang hinunter, kniete sich vor die entstandene Öffnung. Es roch verschmort. “Mist!“ fluchte sie unterdrückt und griff in die Öffnung. Dann lächelte sie: “Ihr habt die falschen Systeme gegrillt, Jungs.“

Sie ertastete ein herabhängendes Kabel. Wer immer das Schott manipuliert hatte, hatte sich nicht viel Mühe gegeben.

Sie steckte es fest und zuckte zurück, als einige Funken schlugen. “Okay! Dann wollen wir mal!“ Sie hob ihre Waffe und griff zum Funkgerät: “Sir, ich bin jetzt hier! Ich habe das Schott in Gang gebracht und öffne es in zehn Sekunden.“

“Alles klar, Carter! Wir halten uns bereit!“ antwortete Jack. Sam zählte runter und leitete dann den Energiefluss auf den Mechanismus um. Erneut sprühten Funken und Sam zuckte zurück, schüttelte fluchend ihre Hand, weil sie einen leichten Stromschlag abbekommen hatte.

Sie legte sich auf den Boden und schoss unter dem entstandenen Spalt hindurch auf die sich nähernden Replikatoren. Einen Moment später war das Schott hoch genug, um es Jack zu erlauben, drunter hindurch zu kriechen. Er zog Daniel mit sich, der offensichtlich bewusstlos war.

“Was ist passiert?!“ fragte Sam laut, um die Schüsse zu übertönen, während auch Teal’c sich in Sicherheit brachte.

“Später!“ antwortete Jack nur. Sam richtete sich auf und löste das Kabel, das Schott schloss sich. Jack ließ sich erleichtert dagegen sinken, während Sam Daniels Vitalfunktionen prüfte. “Er ist nur bewusstlos“, sagte sie. Sie schüttelte wieder ihre Hand und ergriff dann Daniels. “Verbrennungen?“

“Er hat mit Kabeln rumgespielt“, antwortete Jack.

“Wir sollten zum Schiff gehen. SG-X ist dort. Wir hatten zwischenzeitlich Jadda verloren“, erklärte Sam.

“Wie das?“ fragte Jack.

“Ich erkläre es Ihnen unterwegs, Sir“, antwortete Sam. Teal’c legte sich Daniel über die Schulter und sie zogen sich zum Schiff zurück. “Oh ... und ich denke, Sie werden uns nicht glauben, wen wir getroffen haben“, sagte Jack im Gehen.

“Wen denn?“ wollte Sam wissen.

“Die Kutte und diesmal hat sie uns sogar ihr Gesicht gezeigt“, meinte Jack.

“Jemand, den ich kenne?“ wollte Sam wissen.

***

“Reese?!“ entfuhr es mir.

“Wer?“ fragte Alina.

“Doch nicht etwa diese Androidin, oder?“ wollte Mac wissen.

“Wir haben die Folge auf englisch gesehen, in Deutschland lief sie noch nicht“, erklärte Minnesota.

“Aber Reese ist doch zerstört worden“, sagte Jadda.

“Wer ist Reese?“ wiederholte Alina.

“Sie war zuerst ziemlich nett, bis man sie darauf aufmerksam machte, dass sie eigentlich kein Mensch ist. Uhm ... sie hat das SGC mit Replikatoren infiziert. Sie ist so eine Art ... Mutter dieser Dinger. Jack hat sie erschossen“, erklärte Minnesota.

“Ja, und ich dachte, Sie hätten das Energie-Modul in sichere Verwahrung genommen und es den Asgard gegeben, Carter. Mit der Warnung, es nicht wieder einzusetzen“, meinte Jack.

“Das habe ich ja auch“, antwortete sie und zuckte mit den Schultern. “Aber die Signatur war rot“, erwiderte ich verwirrt, “Rot für Mensch.“

“Ich denke, Rot für Wärme, was automatisch einen Menschen, Asgard oder jedes andere Wesen mit Körperwärme betrifft, aber Reeses Körper ist dem menschlichen so ähnlich ... sie hat einen Puls und Wärmeabgabe und sogar die Form ... selbst wenn Rot für Mensch stehen würde, das physische Erscheinungsbild Reeses ist uns zu ähnlich“, erklärte Sam. Das Cockpit des Tel’taks war voll besetzt. Alina und Minnesota, die die Wache übernommen hatten, nachdem wir zurückgekehrt waren, saßen in den beiden Stühlen und blickten nachdenklich auf den dunklen Gang hinaus.

Allmählich wurde es wieder heller draußen und die mit Fenstern versehenen Räume und Gänge wurden langsam in ein warmes Dämmerlicht getaucht. Auch das Tel’tak profitierte davon und wir hatten die Lichter abgeschaltet. Ich hatte mich auf einen freien Platz zwischen den Navigations-Einheiten niedergelassen, Mac saß auf der Säule, die die drei Kristalle beinhaltete und Jadda lehnte mit dem Rücken dagegen, die Beine auf dem Boden vor sich ausgestreckt. Wir hatten uns um ihre Wunden gekümmert und ihre Arme und das Gesicht waren mit Verbänden und Pflastern versehen – wäre Janet hier, hätte sie wahrscheinlich missbilligend den Kopf geschüttelt.

Jack lehnte an dem Navigations-Pult neben mir, die Arme verschränkt und Teal’c stand unbeweglich hinter Minnesotas Stuhl. Sam hatte sich vor ein paar Minuten zu uns gesellt, nachdem sie Daniel versorgt hatte.

Er war noch immer bewusstlos.

“Ich schätze, Thor und seine kleinen Freunde waren mal wieder zu neugierig und haben es eingesetzt“, sagte Mac.

“Wir hätten ihnen das Modul nicht überlassen sollen. Sie haben Reese reaktiviert und nun haben wir den Salat“, erklärte Jack.

“Aber wie?“ fragt Alina.

“Was?“ Jack blickte konfus zu ihr. “Wenn Thor Reese reaktiviert hat ... oder einer seiner Freunde, was das anbelangt, dann müssen wir uns fragen, wann. Denn laut euch sagte Reese, sie wäre erst nach der Invasion der Replikatoren aufgewacht“, meinte Alina, blickte allerdings in Sams Richtung, während sie sprach. Mac nickte zustimmend: “Sie hat Recht.“

“Vielleicht glaubte einer der kleinen Kerle, Reese könnte ihnen helfen, doch stattdessen hat sie die Kontrolle über die Replis gewonnen und nun rächt sie sich“, meinte ich.

<Wenn sie die Kontrolle erneut verliert, dann stecken die Asgard in großen Schwierigkeiten. Reese könnte man zwar davon überzeugen, dass wir ihre Freunde sind, doch die Replikatoren kann man nicht auf diese Art manipulieren>, meinte Curai.

<Und du glaubst, Reese würde uns zuhören?> fragte ich.

<Ich weiß es nicht. Sie erschien mir in der Episode ziemlich verloren>, erklärte die Tok’ra. Ich zuckte mit den Schultern: <Möglich, doch wie ich Jack kenne, werden wir jetzt abreisen und das wäre mir bedeutend lieber.>

“Sie wird die Kontrolle nicht lange behalten können“, meinte Sam. Ich nickte: “Sie hat sie schon zweimal verloren, warum sollte es jetzt funktionieren?“

“Damit erklärt sich auch der leere Tisch in einem der Archive“, meinte Minnesota, “Reese wurde dort ... aufbewahrt.“

“Also, Jack ... jetzt, wo wir wissen, dass die Kutte kein Goa’uld mit interessanten Informationen ist ... können wir bitte nach Hause fliegen?“ fragte ich seufzend.

“Genug Abenteuer erlebt?“ neckte Alina.

“’Nemesis’ war immer eine meiner Lieblingsfolgen“, seufzte ich.

“Jep, wir fliegen“, erklärte der Colonel. Ich nickte dankbar.

***

Teal’c hatte sich ans Steuer gesetzt und wir waren bereit zum Abflug.

Während der letzten Vorbereitungen war Daniel auch wieder zu sich gekommen. Sam unterrichtete ihn von den Begebenheiten während seiner Bewusstlosigkeit. Ich seufzte und setzte mich neben sie in den hinteren Teil des Tel’taks. “Was für ein Abenteuer. Ich habe endgültig genug von merkwürdigen Dingen“, klagte ich.

“Aha, und das von jemandem, der eine Schlange im Kopf hat“, grinste Minnesota. Sie war nach Jaddas Rückkehr deutlich erleichtert und warf mir einen Schokoriegel in den Schoss. “Danke“, murmelte ich.

“Tja, das war es dann wohl“, meinte Mac.

“Enttäuscht?“ wollte Daniel wissen.

“Na ja, etwas. Aber ich bestehe diesmal darauf, dass ihr unser Gedächtnis nicht manipuliert“, sagte Mac entschieden. Jack nickte: “Ich denke nicht, dass das nötig ist.“ Er ging nach vorne und ließ sich in den Sitz des Co-Piloten fallen, während Teal’c uns immer weiter von der Stadt weg flog. Ich stand ebenfalls auf und ging gemeinsam mit Mac nach vorne.

“Es ist schade, dass Negra und Valrien sich nicht überreden ließen“, meinte Jadda.

“Ist das dein Ernst?“ wollte Jack wissen.

“Also, ich bin auch ganz froh, dass sie bleiben, wo sie sind“, meinte Mac.

“Ich denke nur, dass sie verwirrt waren. Wie würdet ihr in ihrer Situation reagieren?“ fragte Alina.

“Ich würde jedenfalls nicht die Leute brüskieren, die mir helfen“, erwiderte Minnesota. Ich zuckte mit den Schultern und murmelte: “Dennoch ...“

<Du glaubst doch nicht im Ernst, dass die Furlinger sich der Allianz neu angeschlossen hätten. Das Bündnis wäre sicher nicht wieder zustande gekommen. Es ist Vergangenheit. Ohne die Antiker fehlt ein Puzzlestück>, erklärte Curai. Ich zuckte erneut mit den Schultern, schwieg dazu aber. Dann schlenderte ich in den hinteren Teil des Schiffes zurück und lehnte mich an die Wand, die Cockpit und Transportraum voneinander trennte. “Wie geht es dir?“ fragte ich an Daniel gewandt. “Besser“, antwortete dieser und blickte von den Video-Aufnahmen auf.

“Sind die verwertbar?“

Er nickte: “Ich kann alles am PC zusammensetzen und übersetzen ... wenn Curai mir ihre Übersetzungen für die Symbole der Furlinger liefert.“ Die Tok’ra kam an die Kontrolle: “Natürlich.“

“Du würdest es nicht gerne selbst auswerten?“ fragte Sam und konzentrierte sich dann wieder darauf, Daniels Verbrennung zu behandeln. Curai lachte leise. “Ich bin sehr beschäftigt. Wir haben eine Tempelanlage der Furlinger entdeckt und glauben, dass diese sehr viele Informationen über die Allianz bringen kann, die wir bisher noch nicht haben“, erklärte sie.

“Könnte ich die mir mal ansehen?“ fragte Daniel.

“Leider ist die Ausgrabung geheim“, sagte Curai, “Nur ich und drei meiner Assistenten dürfen dort hin ... obwohl es auch Selmak sehr interessieren würde, einen Blick darauf zu werfen.“ Ich übernahm wieder die Kontrolle. In diesem Moment tauchten wir in die Wolkendecke über dem Planeten ein. Es wurde dämmerig in dem Tel’tak. “Hallo und guten Tag. Ich begrüße Sie herzlich an Bord dieses luxuriös ausgestatteten Tel’taks. Unser Flug wird 24 Stunden dauern, das Menü bereiten Sie sich bitte selber zu. Wir danken Ihnen, dass Sie sich für ’Tok’ra Spacelines’ entschieden haben und wünschen Ihnen einen guten Flug“, hörte ich Jack vorne.

Jadda kam lachend zu uns geschlendert. Ich begann zu grinsen: “Wo wir dabei sind ... wer hat Hunger?“ Wir verließen die Wolkendecke und Teal’c bereitete sich darauf vor, die Atmosphäre des Planeten zu verlassen. Als Jadda dies bemerkte, lief sie fasziniert wieder nach vorne. “Hey, ich sehe Thors Schiff!“ hörte ich sie rufen, dann wurde ich plötzlich nach vorne geschleudert und riss Sam in der Hoffung, einen Halt an ihrer Weste zu finden, mit mir. Sie schrie auf und auch von vorne konnte ich Rufe und Schreie hören, dann rutschte Mac durch die Tür in den Transportraum.

Sie klammerte sich an Daniel. Wir prallten ungebremst an die hintere Wand des Transportraumes. Das Schiff nahm nun eine gefährliche Neigung nach hinten ein, sodass wir noch fester gegen die Wand gedrückt wurden und ich hörte Minnesota fluchen, dann jemanden jammern. “Teal’c!“ rief Jack. Es kam keine Antwort, als ich eindeutig spürte, wie das Schiff zu stürzen begann. “Oh Gott!“ rief ich aus. Sam rappelte sich mühsam hoch: “ Colonel!“ Jack tauchte in der Tür auf und streckte die Hand aus.

Sam ergriff sie nach einem beeindruckenden Hechtsprung und ließ sich von ihm nach vorne ziehen. Dass sie sich diese Anstrengung hätte sparen können, wurde mir klar als sich das Schiff plötzlich wieder nach vorne neigte und mit der Schnauze voran stürzte. Ich stolperte auf die Füße, versuchte mich an einer der Wandvorsprünge im hinteren Teil des Tel’taks festzuhalten, verfehlte die Säule nur um ein paar Zentimeter und stürzte dem Cockpit und den befestigten Transportkisten zu beiden Seiten des Durchgangs dorthin haltlos entgegen.

Daniel und Mac waren schon in diese Richtung verschwunden und ich fiel – glücklicherweise – durch die Tür ins das Cockpit. Meine Erleichterung, die harten Transportkisten an der Tür verfehlt zu haben, schwand, als ich gegen Mac und Daniel fiel und wir an dem nächsten Hindernis zum Stoppen kamen. Macs Aufschrei bewies mir, dass wir es auch besser hätten treffen können. Ich erblickte Alina, die es geschafft hatte, sich zwischen den Rettungskapseln festzuhalten.

“Carter!“ Jack stützte sich gegen die Konsole vor ihm und versuchte, nicht gegen die Frontscheibe zu stürzen.

Teal’c, jetzt!“ Sams Stimme durchschnitt das Kreischen der Motoren, dann befand sich das Schiff plötzlich wieder in der Waagerechten. Ich keuchte.

“Oh Gott! Was war denn das?“ Minnesota kroch zwischen den Stühlen der Piloten hindurch.

“Sir?“ Sam blickte nach oben, durch einen Riss in der Wolkendecke. Ich wandte meinen Blick ebenfalls dorthin und stand auf. Ich spürte, wie Mac nach Halt suchend an meine Weste geriet und sich hochzog. Ich stöhnte unter der Belastung der größeren Frau und zog sie mit einer Hand weiter hoch. Am Himmel verblasste ein orangenes Schild. “Oh nein!“ entfuhr es Alina. Meine wackligen Beine gaben nach und ich fiel samt Mac wieder zu Boden.

“Min, bist du in Ordnung?“ hörte ich Jadda. Ich blickte umher und bekam eine gute Aussicht auf die Angesprochene, die versuchte, sich aufzurichten. “Blöde Frage!“ war die ächzende Antwort, “Und du?“

“Tut mir leid für dich, dass ich weich auf dir gelandet bin“, erklärte Jadda.

“Mir auch!“ erwiderte Minnesota, “Glaub mir, mir auch!“

“Daniel?“ Ich drehte mich zu ihm. Er nickte.

“Das muss das Schild sein, das die Asgard davon abhält, diesen Planeten zu betreten“, meinte Sam.

“Sehen wir aus wie Asgard?“ fragte Jack gereizt.

“Ich fürchte, es wurde inzwischen auch auf unsere Physiologie programmiert“, erklärte die Wissenschaftlerin.

“Na, das ist ja reizend! Ich wette, Reese hat uns das eingebrockt“, meinte Jack.

“Die Wucht des Aufpralls hätte schlimmer sein können, O’Neill“, meinte Teal’c.

“Ist jemand ernsthaft verletzt?“ fragte Jack. Nur Kopfschütteln war die Antwort. “Okay, also, wir können hier nicht raus“, schloss Jack, “Seht ihr auch nur eine Lösung dieses Problems?“

***

“Sprengen?“ Ungläubig starrte Mac Jack an. Er drehte sich um: “Ja.“ Ich blickte zu Sam, dann zu dem Colonel. “Gleich so drastisch?“

“Habt ihr eine bessere Idee?“ fragte Jack und drehte sich zu uns um. “Mach doch, was du willst!“ meinte Alina und ging zu Teal’c ins Cockpit. Ich verschränkte die Arme vor dem Oberkörper.

<Wir haben keine bessere Lösung. Reese würde das Gerät wieder aktiveren>, meinte Curai.

<Was ist mit dem Tor?> fragte ich.

“Warum nehmen wir nicht das Tor?“ fragte Mac.

“Wir müssen den Schild abschalten, damit Thor herkommen kann“, erklärte Daniel. Er saß auf einer der Transportkisten und betastete seine lädierte Hand. Ich verzog mitleidig das Gesicht.

“Vielleicht ist das Schild ist jetzt nur auf uns programmiert, nicht mehr auf die Asgard“, vermutete Minnesota. Ich nickte ihr zustimmend zu.

“Die Technologie ist komplex und kann genügend Energie produzieren, um mehrere Programmierungen durchzuführen“, erklärte Sam seufzend.

“O’Neill, wir werden in wenigen Sekunden landen“, erklärte Teal’c.

“Danke, T!“ antwortete der Colonel, “Carter und Teal’c werden mich begleiten.“ Daniel wollte Einspruch erheben, doch Jack schnitt ihm das Wort ab: “Du bist verletzt.“

“Es geht mir gut“, antwortete Daniel.

“Dir könnte schwindlig werden“, widersprach Sam.

“Wenn du nicht mit den Stromversorgungen gespielt hättest -“

“Du sagtest, ich sollte die Tür öffnen!“ verteidigte Daniel sich.

“Ja, ja, schon gut!“ meinte Jack. Er klopfte Daniel auf dem Weg ins Cockpit auf die Schulter. Der Archäologe seufzte resignierend.

“Außerdem“, Jack drehte sich noch einmal um und winkte Sam, ihm zu folgen, “muss doch jemand auf SG-X aufpassen.“ Ehe wir etwas als Protest erwidern konnten, hatte er den Laderaum verlassen.

***

Ich starrte aus dem Fenster des Tel’taks. Othalla lag ruhig da, die hohen Gebäude glänzten stellenweise im Sonnenlicht. Ich atmete durch und drehte mich um. Wir warteten seit einer halben Stunde auf eine Funkmeldung der drei anderen. Jadda und Minnesota waren im hinteren Teil des Tel’taks, Alina war bei ihnen. Mac und Daniel saßen in den beiden Sesseln und blickten ebenfalls nach draußen. Sie passten auf den Gang auf. Es war still. Mac seufzte, dann fragte sie: “Wie lange dauert das denn?“

Daniel schüttelte unwissend den Kopf.

“Hoffentlich ist ihnen nichts passiert“, meinte ich.

“Hey, wisst ihr zufällig wo wir ...“ Alina unterbrach sich. “Ist jemand gestorben?“ fragte sie dann.

“Nein, wir machen uns nur Gedanken“, antwortete ich.

“Die kommen schon klar“, meinte Minnesota und trat ebenfalls in das Cockpit, “Uhm ... wir suchen Schokoriegel.“ Daniel stand auf und drehte sich zu ihnen um. “In meinem Rucksack“, sagte er.

“Wo sonst?“ murmelte Jadda. Er ging in den Lagerraum. Mac seufzte erneut.

“Die melden sich schon“, meinte Minnesota.

***

“Es gibt ein Problem, Sir“, erklärte Sam und richtete sich aus ihrer knienden Position vor dem Generator auf.

“Schon wieder eins?“ fragte Jack.

“Der Generator besteht aus einem mir unbekannten Metall“, erklärte Sam.

“Und weiter? C4 dürfte reichen. Ein Päckchen“, sagte Jack und kramte in seiner Weste.

“Das würde ich mir zwei Mal überlegen ... Sir“, meinte Sam, schwächte den etwas flapsigen Ton durch die Erwähnung des Ranges ab.

“Carter?“ Seine Augenbrauen wanderten nach oben.

“In dem Generator ist Naquadah enthalten“, sagte Sam.

“Das würde die Explosionskraft um ein Vielfaches verstärken“, nickte Teal’c.

“Wie viel?“ fragte Jack, “Und warum erst jetzt? Ich dachte, Sie hätten das Ding untersucht!“ Sam senkte den Blick: “Ich sollte ihn ausschalten. Eine Naquadah-Analyse war nicht notwendig.“

“Was für ein Glück, dass Sie jetzt darauf bestanden haben, das Ding genauer unter die Lupe zu nehmen“, meinte Jack, “Okay ... wie viel?“ Sam blickte ihn ernst an: “Genug, um das Gebäude zusammenstürzen zu lassen, nehme ich an.“

“Nehmen Sie an?“ echote Jack.

“Ja, Sir“, antwortete sie.

“Na gut“, seufzte Jack, “Dann mal los!“

“Was geschieht mit den Furlingern?“ fragte Teal’c.

“Was soll mit ihnen sein?“ fragte Jack.

“Sie sind in Gefahr, sollte alles zusammenstürzen“, erklärte der Jaffa.

“Hey, die wollen doch gar nicht von uns gerettet werden“, meinte Jack.

“Da ging es um etwas völlig anderes“, erwiderte Sam. Jack seufzte und griff zum Funkgerät: “SG-X? Ich habe Arbeit für euch, Leute!“


weiter: Kapitel 5
Kapitel 5 by JolinarJackson

Flashback: Was bisher bei SG-X geschah

Den Teams gelingt es, den Replikatoren zu entkommen. Gemeinsam mit Negra und Valrien fliehen sie zurück zum Tel’tak. Ein schneller Aufbruch wird aufgeschoben als die Furlinger den Wunsch äußern, auf Othalla zu bleiben. So bringen Sam und SG-X die Furlinger zurück zum Transporter, wo sie sich voneinander verabschieden. Zuvor jedoch gibt Valrien ihnen noch die Kette, die sie und ihre Begleiterin tragen. Auf dem Rückweg wird die Gruppe von einigen Replikatoren überrascht und flieht zum Kontrollraum.

Jack, Daniel und Teal’c sind mittlerweile auf die Jagd nach der verhüllten Gestalt gegangen. Diese überrascht die drei Männer und sperrt sie in einem Tunnelabschnitt ein. Währendessen entscheidet Jadda sich dafür, die Replikatoren vom Team wegzulocken und dabei ihr Leben zu riskieren. Minnesota und Alina glauben nicht, dass Jadda tot ist und sie brechen auf, um sie zu suchen. Jack, Daniel und Teal’c erfahren indessen die wahre Identität der verhüllten Gestalt: Reese, die sich jetzt Nemesis nennt. Sie verschwindet, lässt das Team mit einigen Replikatoren allein.

SG-X und Sam finden unterdessen Jadda. Während das Palacer-Team zurück zum Tel’tak geht, macht Sam sich auf den Weg, ihren drei Teammitgliedern zu helfen, die durch die Replikatoren in Bedrängnis geraten. Ihr gelingt es auch bald, die drei Männer zu befreien und zurück zum Tel’tak zu bringen. Die Teams brechen nun zum Heimflug auf. Das stellt sich als unmöglich heraus, da Reese scheinbar das Schutzschild, das die Asgard von ihrem Planeten fernhält, auch auf die Menschen programmiert hat, sodass sie die Umlaufbahn nicht mehr verlassen können.

Jack will den Generator sprengen.

Countdown

“Wir sollen in den Keller gehen und mit den Furlingern reden, während möglicherweise die ganze Hütte über uns zusammenbricht?!“ fasste Mac zusammen.

“Das ist verrückt!“ murmelte ich.

Jack seufzte in das Funkgerät und erklärte: “Zwei von euch bleiben am Schiff und warten! Wir bleiben hier am Generator. Kurz bevor ihr am Schiff seid, sagt ihr Bescheid und wir starten den Countdown. Dann kommen wir nach. Wir sagen euch, wann ihr die Motoren starten sollt. Ihr braucht euch keine Sorgen zu machen, es wird niemandem etwas passieren.“

“Bis auf Reese.“ Daniel verschränkte die Arme.

“Bis auf Reese“, bestätigte Jack, ignorierte die Provokation zu einer ausschweifenden Diskussion. Ich blickte zu Daniel, er verdrehte die Augen und wandte sich ab.

“Okay“, meinte Mac nun ins Funkgerät, “wir gehen dann mal.“

“Lasst Rückendeckung am Schiff zurück und haltet Funkkontakt!“ befahl der Colonel, “Ende.“

“Okay“, wandte sich Minnesota an uns, “Ich gehe. Wer kommt noch mit?“ Alina und Mac hoben die Hand. Jadda nickte: “Das halte ich auch für das Beste – Alina kennt die Furlinger am besten.“ Ich meinte: “Ich bleibe hier, wenn niemand anders will.“ Jadda nickte: “Ich komme auch mit. Gut, Daniel geht am besten auch, oder?“

“Nein, ich bleibe hier“, antwortete der Archäologe.

“Freiwillig?“ fragte Mac ungläubig.

“Du bist aber -“

“Ich bleibe hier!“ unterbrach Daniel den Versuch meinerseits, ihn umzustimmen.

“Okay“, meinte Mac und dehnte das Wort, während sie den Archäologen argwöhnisch musterte. Dann seufzte sie und griff nach ihrer MP, um sie sich umzuhängen.

“Habt ihr genügend Ersatzmagazine?“ fragte ich. Sie nickten. “Dann mal los“, meinte Minnesota.

“Viel Glück!“ rief ich ihnen hinterher. Aus dem Frontfenster des Tel’taks beobachtete ich, wie die vier sich auf den Weg in die oberen Ebenen machten.

***

“Das gibt es doch nicht“, stöhnte Mac.

“Was?“ fragte Alina alarmiert und blickte zu ihr zurück. Mac schaute den Gang hinunter, wo man den Kontrollraum erkennen konnte und auch Teile der hohen Gebäude, die an den Fensterfronten empor reichten. “Es wird schon wieder dunkel“, erklärte Mac ihren unwilligen Ausbruch.

“Es ist doch erst vor ein paar Stunden wieder hell geworden“, meinte Jadda verwirrt.

“Diese seltsamen Tageszeiten können wir auch noch später analysieren, meint ihr nicht?“ drängte Minnesota. Die anderen nickten und gingen ihr nach auf die Sackgasse zu und bis zu dem noch immer geöffneten Zwischenstück, das den Asgardgebäude-Komplex von der Geheimkammer trennte. Mac berührte das Pentagramm und sie ließen sich gemeinsam in die unteren Etagen des Gebäudes transportieren. Mit schnellen Schritten und gezückten Taschenlampen gingen die vier den Gang hinunter. Dabei verkrampften sie ihre Hände um die Waffen, die Taschenlampen beleuchteten zu wenig, um sicher zu sein, dass hier kein Replikator herumschlich.

“Negra?! Valrien!“ rief Alina und bemerkte mit einem besorgten Gesichtsausdruck die geöffnete Tür zur Vorkammer. Mit einem kurzen Blick hatte sie die Stase-Kapsel überprüft.

“Sie liegt nicht drin“, meinte sie zu den anderen. “Müssten sie uns nicht gehört haben?“ fragte Minnesota zweifelnd und leuchtete durch den kahlen Raum. Alina nickte: “Kommt!“ Sie winkte den anderen, ihr zu folgen. Sie gingen den dunklen Tunnel hinunter und stoppten vor einer der vielen Türen, die davon abzweigten. “Was ist das?“ fragte Jadda, während Alina etwas an der Wand suchte. “Die Tür zum Wissen der Furlinger, glaube ich“, antwortete diese nun und betätigte einen versteckten Mechanismus.

Mit schussbereiten Waffen beleuchtete das Team den Raum. Die Wände waren mit Schriftzeichen übersät, ansonsten befand sich nichts darin. “Das war’s schon?“ fragte Jadda, “Deswegen machen die so ein Theater?“ Minnesota grinste. Alina schüttelte den Kopf: “Es gibt sicher irgendwo einen Mechanismus, mit dem man sich das Wissen in den Kopf laden kann wie damals bei Jack.“

“Was macht ihr hier?“ fragte plötzlich jemand hinter ihnen. Erschrocken fuhren die vier herum. Negra blickte sie an, Wut schwang in ihrer Stimme mit.

“Wir müssen euch dringend sprechen“, erklärte Alina.

“Das ist kein Grund, hier einzudringen“, meinte Negra gereizt.

“Natürlich nicht. Wir wollten nicht zu eurem Wissen, wir suchen euch“, versuchte Alina erneut eine Erklärung.

“Entweder ihr redet jetzt mit uns oder alles hier, inklusive euch und dem Wissen, wird vernichtet“, machte Jadda deutlich. Negra blickte sie mit überraschten Augen an. Dann schien sie eine Entscheidung zu treffen: “Kommt!“

“Wir haben keine Zeit“, erwiderte Jadda.

“Kommt nur!“ wiederholte Negra und ging mit schnellen Schritten aus dem Raum.

“Wohin?“ fragte Minnesota verwirrt. Sie folgten der jungen Frau auf den Gang und liefen hinter ihr her, erstaunt über die Einfachheit, mit der sie sich in der Dunkelheit fortbewegte. Negra drehte sich im Laufen nur kurz um und winkte ihnen ungeduldig. “Wir haben eigentlich keine Zeit für diese Spiele!“ drängte Minnesota.

“Ihr werdet Zeit haben müssen!“ erwiderte Negra. Sie blieb vor einer Tür stehen und drehte sich zu ihnen um. “Wir müssen euch etwas geben“, sagte sie ernst. Dann öffnete sie die Tür – diesmal von Hand – und betrat den hell erleuchteten Raum. Hilflos zuckte Alina mit den Schultern und ging hinterher. Jadda und Mac blieben ihr auf den Fersen. Minnesota seufzte: “Verdammt, immer diese Geheimnistuereien! Können die nicht klipp und klar sagen, was sie wollen?“ Dann folgte sie den vier anderen ins Innere und blieb wie erstarrt stehen.

***

Der Raum war nicht groß. Doch die Regale und Kisten ließen ihn geradezu winzig wirken. Negra hatte ihn mit zehn Schritten durchquert und verschwand hinter einem Regal, wo sie leise in ihrer Sprache zu reden begann – wahrscheinlich mit Valrien.

“Das ist ...“ Minnesota verstummte. Jadda seufzte: “Curai und Daniel hätten doch mitkommen sollen.“ Mac griff nach einer der Schriftrollen, die in den Regalen lagen. Vorsichtig rollte sie sie auseinander: “Pläne.“ Minnesota trat zu ihr. “Sieht aus wie ein großer ... Kasten“, sagte sie.

“Ein großer ... Kasten“, echote Alina in bester Jack-Manier. Mac drehte den Plan um 180° und nickte: “Oder ein Kleiderschrank.“

“Es ist ein Spiegel“, sagte Negra. Sie hielt eine weitere Schriftrolle in der Hand. Valrien war in ihrer Begleitung. Das Team drehte sich vollständig zu ihnen um. “Ein Welten-Spiegel“, präzisierte Valrien nun.

“Ein Quantum-Spiegel?“ fragte Minnesota.

“Ein Dimensions-Spiegel“, sagte Jadda gleichzeitig überwältigt.

“Ihr ... ihr habt sie erfunden?“ fragte Minnesota wieder.

“Jeder trägt seinen Teil bei“, nickte Negra und nahm Mac die Schriftrolle aus der Hand, “Ihr aber wollt zerstören.“

“Wir ... wir müssen. Wir ... ihr hattet recht – wir sind jung“, erklärte Alina.

“Das hier wird auch zerstört werden“, stellte Valrien fest.

“Vielleicht“, nickte Mac. Negra senkte den Blick. Sie betrachtete das gerollte Pergament in ihren Händen. Valrien nickte langsam, dann sagte: “Zerstörung ist manchmal der letzte Ausweg. Es würde keinen Unterschied machen ... in diesem Fall.“ Negra nickte: “Es ist Zeit, Abschied von dieser Welt zu nehmen ... ohne Wiederkehr. Wir wollen, dass ihr das erhaltet.“ Sie reichte das Pergament an Alina.

“Das Feuer soll es nicht bekommen“, sagte Valrien.

“Das Feuer?“ fragte Mac verwirrt.

“Das könnt ihr nicht tun!“ sagte Alina plötzlich. Auch Jadda verstand: “Ihr wollt euch in die Luft sprengen? Deshalb macht es keinen Unterschied!“

“Nein, versteht uns nicht falsch. Wir gehen zu unserem Volk und wir können das alles hier nicht mitnehmen. Es muss zerstört werden – endgültig“, sagte nun Valrien mit einer Geste zu den Regalen.

“Euer Volk ist tot“, sagte Jadda.

“Der Tod ist erst der Anfang der Reise“, erwiderte Valrien.

“Ihr müsst gehen!“ sagte Negra fest. Minnesota nickte. Sie blickte zu ihrem Funkgerät, schüttelte dann den Kopf, als ihr einfiel, dass Funksignale von hier unten nicht nach oben übertragen wurden. Jadda seufzte und blickte sich um. In diesem Raum waren so viele alte Dokumente, die wichtig waren, die mit der Kultur der Furlinger zusammenhingen. Wie konnte sie zulassen, dass sie zerstört wurden?

Sie bewegte sich hinter Minnesota und zog im Sichtschutz ihres Körpers wahllos mehrere alte Pergamentrollen aus dem Regal. Vorsichtig öffnete sie ihre Jacke und steckte die Papiere hinein, ohne sie näher anzublicken. Dann zog sie den Reißverschluss zu und trat wieder in das direkte Blickfeld der Furlinger.

“Aber ihr -“

“Du kannst nichts daran ändern“, unterbrach Valrien Alinas Einspruch.

“Geht!“ sagte Negra fest. Valrien trat vor und blickte ihnen beschwörend in die Augen: “Merkt euch diesen Satz, er ist eure Bestimmung: Elle eain lempe nóre.“ Minnesota nickte: “Sicher!“ Sie zog Alina mit sich, die noch immer die Schriftrolle umklammerte. “Wir können doch nicht -“

“Sie haben sich entschieden und wir haben keine Zeit“, unterbrach Mac und verließ den Raum.

“Sollen wir noch mehr mitnehmen?“ fragte Jadda und blickte noch einmal kurz zurück.

“Ihr habt das wichtigste“, antwortete Negra nur. Jadda nickte und folgte ihren Freundinnen. Negra und Valrien blickten ihnen nach. “Sie hat etwas mitgenommen“, sagte Negra. Valrien nickte. Negra blickte fragend zu ihrer Cousine. “Du denkst nicht, wir sollten -“

“Nein!“ antwortete Valrien nur. Negra blickte zur Tür: “Ich wusste, dass du einen Grund hast, nicht einzuschreiten.“ Valrien nickte. “Du wirst sehen, Negra. Sie sind es“, sagte sie fest. Negra nickte: “Ich hoffe es – denn wenn nicht, haben wir einen großen Fehler begangen!“

***

Minnesota griff nach dem Funkgerät, nachdem der Transportvorgang geendet hatte: “Jack, wir sind wieder oben und in etwa 10 Minuten am Schiff. Wir müssen euch nachher dringend etwas darüber erzählen, was die Asgard da unten verstecken.“

“Verstanden. Wir starten den Countdown in 10 Minuten und stellen ihn auf 20 Minuten“, antwortete der Colonel.

“Hier ist JJ. Wir haben mitgehört. Wir starten das Schiff, wenn SG-X hier ankommt“, sagte ich. Curai gelangte an die Kontrolle: “Colonel, stellt den Timer auf 10 Minuten. 20 ist zu lang und erhöht das Risiko einer Neutralisation.“

“Wir sind auf dem Hinweg knapp einigen Käfern entkommen. Wir müssen Umwege nehmen, könnte also etwas länger dauern“
, erwiderte Jack. Curai zog sich zurück. Ich verabschiedete mich: “Bis dann!“ Minnesota, die den Funkwechsel schweigend verfolgt hatte, ließ die Hand mit dem Funkgerät sinken und blickte zu den anderen drei. “Wir haben noch eine halbe Stunde.“

***

Jack blickte auf die Uhr. Er schaute zu Sam, die sich wieder dem Generator zugewandt hatte, um ihn zu untersuchen.

Sie lächelte ihn kurz an. “Wie lange wird das noch dauern, Major?“ Sie erwiderte: “Wenn Sie mich nicht jede Minute stören würden, wäre ich bald fertig.“

“Es ist nur so, Carter, so gerne ich Sie auch spielen lassen würde ... SG-X wird uns demnächst Bescheid geben und dann sollten Sie hier fertig sein, damit wir nach Hause gehen können“, erklärte Jack.

“Das ist mir schon klar, Sir. Ich mache nur ein paar Aufzeichnungen, die ich dann zu Hause auswerten kann“, meinte Sam.

“Aufzeichnungen? Sie wollen arbeiten, sobald Sie zurück sind?“ hakte Jack ungläubig nach. Sam nickte: “So in der Art, Sir. Haben Sie eine bessere Idee?“ Er schlenderte zu seinem 2IC und grinste. “Wissen Sie, Carter ... Ihnen fehlt etwas Farbe“, erklärte er, “Wollen Sie nicht mal angeln gehen? An die frische Luft?“

“Soll das eine Einladung sein ... Sir?“

“Aber sicher, Carter. Was sagen Sie?“

“O’Neill!“ Teal’c eilte durch die Tür auf die beiden Offiziere zu. “Replikatoren nähern sich uns in großer Anzahl.“

“Okay, Leute, das war’s! Zusammenpacken!“ Jack beobachtete, wie Sam den Countdown startete. Dann liefen sie durch die andere der beiden Türen nach draußen, um zum Schiff zu gelangen. Doch auch dort tauchten plötzlich Replikatoren aus den Wänden auf und versperrten ihnen den Weg. “Verdammt! Wo kommen die Viecher denn schon wieder her?“ murmelte Jack, “Zurück!“ Sie stürmten zurück in den Generatorraum und Sam schloss die Tür, um die Replikatoren aufzuhalten. Dann eilten sie auf den anderen Ausgang zu, in der Hoffnung, an den von Teal’c angekündigten Spinnen vorbeizukommen.

Doch gerade als Jack um die Ecke bog, fauchte ihn eines der Metalltiere an und ihm folgten rund fünfzig seiner Brüder. “Okay, zurück. Wir rufen die anderen!“ sagte Jack und wollte den Türmechanismus bedienen, als der Replikator, der ihn angefaucht hatte, hochsprang und nach Jacks Hand schnappte.

Der Colonel wich erschrocken zurück. Sofort scharten sich mehrere der Replikatoren um den Mechanismus, um die drei Teammitglieder daran zu hindern, ihnen den Weg zum Generatorraum zu versperren. Jack keuchte und wich einige Schritte zurück. Sam hinter ihm hatte die andere Tür fixiert, an der sie das Kratzen der Metallspinnen hörte und Teal’c zielte auf die Replikatoren, die durch die geöffnete Tür in den Raum eindrangen.

“Die verdammten Viecher versuchen uns einzukreisen“, fluchte Jack.

“Es ist ihnen gelungen, O’Neill!“ korrigierte Teal’c. Jack ging auf ein Knie hinunter und zielte auf die Replikatoren vor sich. Teal’c zielte in dieselbe Richtung. Die Replikatoren waren stehen geblieben und beobachteten jede Bewegung der Menschen. “Wette, wir warten auf Reese?“ fragte Jack und spannte sich an, um zu schießen.

“Es sind zu viele O’Neill“, sagte Teal’c in diesem Moment.

“Carter“, Jack wandte sich an seinen 2IC, “schalten Sie den Countdown ab! Wetten, das wollten die Viecher erreichen.“ Sam nickte langsam und machte sich vorsichtig an die Arbeit, während Jack und Teal’c in ihrer Position verharrten. Als Sam fertig war, sagte sie: “Okay, Sir.“ Er nickte kurz.

“Sie könnten zu schnelle Bewegungen als Angriff ansehen“, sagte Sam nun. Jack verdrehte die Augen und fragte schnippisch: “Was glauben Sie, warum ich mich nicht bewege?“ Sam zuckte mit den Schultern.

“Ich werde SG-X Bescheid sagen ... keine Sorge, Carter“, meinte Jack sarkastisch, “ich werde es langsam tun.“

***

Ich beobachtete, wie Minnesota, Jadda, Alina und Mac von ihrem Ausflug zurückkamen – beunruhigenderweise ohne die Furlinger. Ich drehte mich zu Daniel. Er starrte gedankenverloren nach draußen und schien SG-X gar nicht wahrzunehmen. Er war sowieso still gewesen, seit sie gegangen waren. Ich bekam langsam den Eindruck, er war nur hier geblieben, um nachdenken zu können. Die vier Ankömmlinge betraten das Schiff. “Meine Güte, immer dieses Hin- und Hergerenne“, seufzte Mac und ließ sich auf eine der Transportkisten sinken.

Unsere Funkgeräte knackten und Jacks Stimme erklang: “Daniel, wir haben ein Problem. Ein Haufen Replikatoren hat uns bei dem Generator eingeschlossen.“ Ich blickte zu Daniel, der nach seinem Funkgerät griff: “Braucht ihr Hilfe?“

“Uhm ...“, Jack pausierte kurz, “momentan rühren sich die Legos zwar nicht, aber Hilfe wäre schon nicht so schlecht.“ Daniel nickte. Dann antwortete er: “Ich komme mit SG-X runter.“

“Och, nö!“ seufzte Mac und betrachtete ihre offenbar gequälten Füße.

“Lasst eine Wache am Schiff zurück. Wir erwarten euch sehnsüchtig.“

“Ihr habt es gehört“, sagte Daniel in unsere Richtung. “Warum kann nicht einmal etwas glatt laufen? Ich bin die ganze Zeit über gelaufen, habe nur wenig geschlafen und die Replikatoren machen mich ganz -“

“Willst du am Schiff bleiben?“ fragte Daniel. Mac blickte ihn einige Sekunden an, dann sagte sie: “Ja, bitte.“ Ich lächelte. Ich wusste, wenn ihre Hilfe wirklich benötigt werden würde, würde sie nicht jammern. Doch wir waren zu sechst und so konnten wir ein oder zwei Leute entbehren, denn auch Jadda verkündete nun: “Eine Pause wäre was wunderbares!“

“Gut, dann bleibt ihr beiden hier“, meinte Daniel und winkte uns anderen, ihm zu folgen. Ich blinzelte Mac und Jadda zu und folgte ihm und den anderen nach draußen.

***

Wir durchquerten die Gänge im Laufschritt, wurden ab und zu mal langsamer, um um eine Ecke zu spähen, liefen dann wieder schneller weiter. “Wo sind Negra und Valrien?“ fragte ich jetzt.

“Soweit ich es verstanden habe, noch immer im Keller“, erklärte Daniel. Ich nickte und blickte zu den anderen, wollte jetzt endlich wissen: “Was ist mit den Furlingern?“

“Sie wollten nicht mit. Sie ziehen es vor, sich in die Luft zu sprengen“, erklärte Minnesota mit gereiztem Unterton, der ihre Missbilligung dieser Entscheidung deutlich zum Ausdruck brachte.

“Wie bitte?“ fragte ich. Daniel blieb stehen und drehte sich um: “Wieso?“ Curai gelangte unmittelbar an die Kontrolle: “Für die Furlinger ist es eine große Ehre, den Tod eines Helden zu sterben anstatt in Gefangenschaft zu geraten.“

“Super! Als hätte es wirklich keine andere Lösung gegeben ... auf der Erde zu sein ist doch keine Gefangenschaft ...“, kommentierte Minnesota. Daniel lief weiter den Gang hinunter. Es verwunderte mich, dass er still blieb. Auch Minnesota und Alina blickte ihn fragend an, doch wir schwiegen dazu. Daniel machte sich irgendwelche kopfzerbrechenden Gedanken ... und ich wettete, wir würden früher oder später erfahren, welche. Es war vollkommen dunkel, einzig unsere Taschenlampen beleuchteten den Weg vor uns.

“Sie haben uns etwas gesagt ... aber auf Furlinger-Sprache“, erklärte Alina nun.

“Was war es?“ fragt Curai neugierig. Alina zögerte kurz, dann wiederholte sie: “Elle eain lempe nóra.“

“Sicher, dass es nóra war?“ wollte Curai verwirrt wissen.

“Nóre ... es war nóre“, sagte Minnesota.

“Gut, das ergibt mehr Sinn“, nickte Curai und übersetzte, “Ihr seid die fünfte Rasse.“

“Außerdem gaben sie uns das hier“, meinte Alina und reichte die Schriftrolle an Curai weiter.

“Warum hast du sie nicht auf dem Schiff gelassen?“ hakte Minnesota skeptisch nach. Alina zuckte mit den Schultern: “Ich habe nicht daran gedacht und wir waren so schnell wieder auf dem Weg.“

“Habt ihr es euch schon angesehen?“ fragte die Tok’ra, während sie mit Alina weiter hinter Daniel und Minnesota her durch die Tunnel gingen. Alina nickte: “Ja, ganz kurz. Aber wir werden nicht schlau daraus, es ist merkwürdig ... es sind viele Schriftzeichen darauf, die wohl zur Sprache der Furlinger gehörten ... wir können sie nicht übersetzen.“ Curai nickte verstehend und warf einen Blick auf das Pergament, bevor sie es wieder zusammenrollte und in die Jacke steckte, den Reißverschluss genug zuzog, dass das Schriftstück nicht herausfallen konnte: “Das muss ich mir genauer ansehen, wenn wir zurück sind.“

Daniel hob eine Hand und wir verstummten und schalteten die Taschenlampen aus, drückten uns eng an die Wand. Ich bekam die Kontrolle zurück. Einige Momente später ging Reese an unserem Versteck vorbei, in Begleitung einiger großer Replikatoren. Wir schwiegen noch etwa eine Minute, nachdem sie vorbei war, dann lösten wir uns aus unserer Erstarrung. “Das war knapp!“ murmelte Alina. Daniel nickte: “Der Generatoren-Raum ist diesen Gang hinunter und dann rechts. Seid vorsichtig!“

“Was? Was wirst du tun?“ fragte Alina verwirrt.

“Ich werde mit Reese sprechen“, antwortete Daniel.

“Das halte ich für keine gute Idee“, meinte ich.

“Was glaubt ihr, warum ich am Tel’tak geblieben bin? Ursprünglich wollte ich von dort losziehen, doch Jacks Funkspruch kam mir dazwischen“, erklärte Daniel. Ich seufzte kummervoll: “Es ist immer dasselbe mit dir.“ Minnesota nickte zustimmend: “Das ist ziemlich gefährlich.“ Daniel nickte: “Aber ich habe eine Idee, wie ich sie umstimmen könnte.“ Ich blickte ihn forschend an. Darüber hatte er also die ganze Zeit nachgedacht.

“Du weißt schon was du von uns verlangst?“

Daniel blickte fragend zu Minnesota, du nun versuchte, die Stimmung mit einem Scherz aufzulockern: “Na, wir müssen das nachher Jack erklären.“

“Okay. Wir werden versuchen, nachzukommen“, erklärte ich schließlich. Er nickte uns zu und ging den Tunnel hinunter, während wir in entgegengesetzter Richtung verschwanden.

***

Die Replikatoren blieben wie erstarrt.

“Mein rechtes Bein schläft gerade ein“, verkündete Jack angespannt. Er zielte noch immer auf einem Bein kniend auf die Metallspinnen.

“Damit werden Sie leben müssen“, erklärte Sam, blieb ebenso reglos stehen wie zuvor. Jack schnaubte. “Sie stehen ja auch, Carter.“

“Sie werden doch wohl nicht einen Streit anfangen“, neckte sein 2IC. Jack lächelte: “Nicht, solange wir mit unseren Metallfreunden Wer kann am längsten stillhalten spielen.“

“In diesem Falle hätten wir längst verloren, O’Neill“, meinte Teal’c ruhig. Jack grinste. “Sprechen zählt nicht.“ In diesem Moment schien die Luft unter lautem Kugelhagel zu explodieren. “Wow, trefft nicht uns!“ rief Jack seinem “Rettungsteam“ zu und begann mit Sam und Teal’c ebenfalls zu schießen. Die Replikatoren wussten nicht, in welche Richtung sie sich wenden sollten und einige von ihnen flohen sogar über einen Seitengang. Schließlich wurde es still. Ich rannte mit Minnesota und Alina zu den drei SG-1-Mitgliedern.

“Alles in Ordnung?“ wollte ich wissen.

“Oh Gott!“ stöhnte Jack und trat einige Male heftig mit dem rechten Fuß auf.

“Was ist los? Haben wir dich erwischt?“ fragte Minnesota besorgt.

“Eingeschlafen“, winkte der Colonel ab. Minnesota amtete erleichtert aus.

“Das war ein super Angriff, ich habe euch nicht kommen hören“, lobte er dann. Er blickte sich um und zog die Stirn in Falten: “Mac und Jadda sind beim Schiff?“ Wir nickten. Sam verstand, worauf Jack hinauswollte und fragte: “Wo ist Daniel?“

***

“Soll ich dir was sagen? Wache zu sein ist gar nicht so schlecht“, meinte Mac und streckte die Beine aus, um sie auf das Steuerpult zu legen. Jadda hatte sich in den Co-Pilotensitz fallen lassen und nickte: “Das ist der einfachste Job der ...“ Sie unterbrach sich und richtete sich auf.

“Was?“ fragte Mac alarmiert und sprang ebenfalls aus ihrem Sitz, um auf den fast dunklen Gang zu blicken. Der Schein der Innenbeleuchtung des Schiffes warf ein mattes Licht, das kaum reichte, um die erste Kreuzung zu erreichen und es war noch immer Nacht, somit war es sonst dunkel. “Da hat sich was bewegt“, meinte Jadda misstrauisch.

***

“Ich werde wahnsinnig!!“ rief Jack, packte Minnesota am Jackenkragen und fragte: “Wann war das?!“

“Hey, ich kann doch nichts dafür!“ Sie überlegte kurz und schluckte: “Uhm ... vor etwa einer ... uhm ... noch nicht lange her.“ Jack ließ sie los.

<Er ist sehr erregt>, bemerkte Curai. Ich lachte mental. <Das trifft es nicht mal annähernd. Er wird Daniel den Kopf abreißen, wenn er ihn findet>, prophezeite ich.

“Ich werde ihn umbringen“, fluchte Jack und stürmte den Gang hinunter in die Richtung, aus der wir gekommen waren. <Sagte ich es nicht?> fragte ich, während ich hinter ihm her hetzte. Die anderen nahmen ebenfalls ein rasches Schritttempo auf, um Jack folgen zu können. “Carter, nehmen Sie seine Witterung auf!“ befahl Jack an der nächsten Kreuzung. Sie schenkte ihm einen merkwürdig anmutenden Blick wegen der Formulierung, die er verwendet hatte und zog dann einen kleinen Kasten aus ihrer Weste, mit dem sie Daniels Notfrequenz aufnahm.

“Geradeaus, Sir“, berichtete sie schließlich.

“Ich rate ihm, noch am Leben zu sein“, fluchte Jack und stürmte weiter.

<Ich rate ihm, verletzt zu sein>, seufzte ich angesichts Jacks Laune.

Die letzte Chance

“Uh!“ machte Mac und starrte die Replikatoren an, die auf das Tel’tak zukrabbelten.

“Okay!“ meinte Jadda zögernd. Mac blickte sie aufgeregt an. “Was machen wir jetzt?“ fragte sie, “Es sind ganz schön viele und ... schau dir den Dicken da an.“

“Wir ... werden ... das Tel’tak starten und es ein paar Meter über dem Boden schweben lassen“, erklärte Jadda und sah zu Mac. So ganz überzeugt schien sie von ihrer eigenen Idee jedoch selbst nicht zu sein. Mac blickte zweifelnd an die Decke des Andockraumes. Ein Asgardschiff hätte nicht in diesen hohen und breiten Raum gepasst, der als eine Art Eingangshalle für ankommende Reisende zu dienen schien und gegenüber dem Tel’tak in den Tunnel mündete, der das Gebäude durchzog. Doch Teal’c hatte das Tel’tak direkt hineingeflogen, anstatt es außerhalb schweben zu lassen.

Er wollte wohl keine weitere Energie verbrauchen.

“Klasse Idee!“ stöhnte Mac, “Vielleicht ist dir aufgefallen, dass keiner von uns beiden ein Tel’tak fliegen kann.“

“Es kann nicht schwerer sein, als Motorrad zu fahren“, erklärte Jadda verwegen.

“Ich fahre aber kein Motorrad“, erwiderte Mac. Sie blickten auf die Replikatoren. “Zu viele, um zu zweit gegen sie anzukommen“, urteilte Jadda. Plötzlich blickte Mac Jadda herausfordernd an. “Okay, du fährst Motorrad! Du bist dran“, sagte sie und drückte die Frau in den Pilotensessel. “Was?!“

“Es ist doch nicht viel schwerer als Motorrad fahren, oder etwa doch?“ fragte Mac spöttisch, blickte nervös zu den Replikatoren. “Starte es einfach!“

“Ich traue mich nicht!“

“Nun mach schon!“

Jadda entschied sich für einen grün leuchtenden Knopf und drückte ihn runter. Das Licht ging aus. “Das war wohl der falsche“, meinte Mac und suchte im Dunkeln nach dem Schalter und schaltete das Licht wieder ein. Jadda entschied sich plötzlich für die beiden halbrunden, roten Steuerelemente, die sich vor ihr in der Mitte zu einem Knüppel vereinten und berührte sie. Der Antrieb erwachte zum Leben. “Flieg schon hoch!“ rief Mac angespannt.

“Wie denn?!“ fragte Jadda verzweifelt.

“Wie geht es denn beim Motorradfahren?“ fragte Mac.

“Motorräder können nicht hochfliegen!“

“Beim Flugzeug ziehen sie einfach den Steuerknüppel zu sich“, fiel es Mac ein.

“Einen Versuch ist es wert!“ meinte Jadda und zog den Steuerknüppel mit einem sanften Ruck zu sich. Mac schrie auf, als sie nach oben rasten und gegen die Decke knallten. Da sie neben Jadda gestanden hatte, riss sie der Aufprall von den Füßen.

“Ups!“ meinte Jadda und drückte das Steuerelement wieder etwas mehr nach vorne, damit sie etwas Abstand zur Decke gewannen. Sie drehte sich zu Mac um. “Ist alles in Ordnung?“ fragte sie.

“Geht schon!“ murmelte Mac und stand wieder auf. Dabei zog sie sich an dem Kontrollpult hoch und berührte aus Versehen eine kleine Schaltfläche in der Nähe des Steuerknüppels. Diese leuchtete grün auf. “Was bedeutet das?“ fragte Jadda.

“Keine Ahnung“, antwortete Mac und blickte auf das intensive Grün. “Vielleicht eine Art Akku-Anzeige – grün für voll?“ fragte sie dann und blickte an die Decke. “Flieg noch ein bisschen weiter runter!“ meinte sie und setzte sich in den Co-Pilotensitz. Dort atmete sie tief aus. Jadda nickte und drückte den Knüppel noch etwas weiter nach vorne. Das Tel’tak begann geradeaus zu fliegen. “Uhm ... was tust du da?“ fragte Mac skeptisch, als die Wand immer näher kam.

“Keine Ahnung“, antwortete Jadda und zog den Knüppel hektisch wieder zurück. Daraufhin machte das Schiff einen Satz rückwärts und knallte gegen die Wand hinter ihnen. “Jetzt versteh ich!“ sagte Mac und grinste begeistert. Jadda starrte geschockt nach vorne, als hätte nicht sie, sondern die Wand sich bewegt. Mac deutete auf die grüne Schaltfläche: “Irgendwas wurde umgeschaltet, jetzt bedeutet die Bewegung des Knüppels etwas anderes als vorher.“

“Ich habe bestimmt eine Delle reingeflogen“, erklärte Jadda nicht ganz so begeistert.

“Sicher nur ein Kratzer“, beruhigte Mac sie. Jadda drückte den Knüppel vorsichtig nach vorn und hielt in der Mitte des Raumes an.

“Hör zu, vergessen wir das mit dem weiter runter fliegen“, meinte Mac.

“Bin ganz deiner Meinung“, urteilte Jadda. Sie saßen einige Sekunden still da, dann fragte Jadda: “Und ... wer sagt es jetzt Jack?“

“Vergiss es!“ rief Mac panisch, “Mach du es doch ... du hast das Schiff geflogen!“

“Du hast mich gezwungen!“

“Ich habe nur deinen Behauptungen gefolgt ... es ist nicht schwerer als Motorrad fahren und ... du fährst nun mal Motorrad.“

“Ich würde gerne meine Rente noch erleben.“

“Denkst du etwa, er bringt nur einen von uns um?“

“Dann kannst du es ihm ja auch sagen!“

“Nein!“

“Doch!“

“Nein!“ Mac starrte Jadda an. “Ich werde es ihm nicht sagen“, wiederholte sie.

“Du musst!“ antwortete Jadda.

“Warum?“

“Weil ich das Ding geflogen habe ... ich habe die Delle reingeflogen und du verrätst Jack, dass du die Idee hattest, mich in den Pilotensitz zu setzen“, erklärte Jadda. Mac seufzte schwer. “Okay“, gab sie sich geschlagen.

“Außerdem hab ich keine Hand frei, um das Funkgerät zu bedienen“, unterstrich Jadda noch mal ihre Argumente.

***

“Jack?“

Ich stutzte. Mac hatte auffallend zögerlich geklungen.

Minnesota und Alina blickten einander an. Der Colonel blieb stehen und griff nach seinem Funkgerät: “Was gibt’s?“ Mac schien einen Moment zu zögern, dann: “Da waren ein paar Replikatoren. Wir mussten etwas tun.“ Jack stutzte. Teal’c zog eine Augenbraue hoch.

“Und ... was habt ihr getan?“ fragte Jack lauernd.

“Na ja, wir sind ... ein paar Zentimeter ... abgehoben und -“

Ihr seid was?!

Ich zuckte zusammen.

<Ein Tel’tak? Wie haben sie das gemacht? Sie ->

<Das haben wir oft genug beobachtet>, erklärte ich Curai.

“Die Replikatoren haben -“

“Ist euch eigentlich klar, dass das gefährlich war? Wie sieht das Schiff aus?“ unterbrach Jack.

“Nur ein Kratzer ... man sieht es kaum“, sagte Mac schnell, “Aber wir haben ein Problem ... wir kommen nicht mehr runter.“

“Das ist ja herrlich! Seid denn nicht mal auf die Idee gekommen, eure Funkgeräte zu benutzen, um uns um Rat zu fragen oder um Hilfe zu bitten oder irgendetwas damit zu tun!“ meinte Jack.

“Uhm ...“ Stille, dann: “Nein, irgendwie nicht.“ Jack drehte sich einmal um sich selbst , dann wandte er sich an mich: “Kann Curai ein Tel’tak fliegen?“ Ich nickte: “Natürlich.“

“Du gehst hin und holst die beiden runter. Und bitte heil, das Schiff ist nur geliehen. Ich würde Teal’c schicken, aber ich brauche ihn, um einen widerspenstigen Archäologen einzufangen.“ Sam wollte etwas erwidern, doch Jack unterbrach: “Und Sie brauche ich, falls mit den Schotts auf unserem Weg mal wieder was nicht stimmt.“ Ich nickte: “Okay.“ Jack griff wieder zum Funkgerät: “Curai kommt vorbei. Glaubt ihr, ihr könnt bis dahin nichts anfassen?“

“Okay, ich denke, das bekommen wir hin“, antwortete Mac. Sie und Jadda warfen sich einen vielsagenden Blick zu und grinsten halbherzig. Nur zu gut konnten sie sich Jacks Gesichtsausdruck im Moment vorstellen.

“Ich komme mit“, sagte Alina.

“Wenn es zu viele Replikatoren dort drin sind, lasst es sein und sagt uns bescheid. Wir treffen uns am Schiff“, meinte Jack, drehte sich um und ging leise fluchend weiter. Sam, Teal’c und Minnesota folgten ihm.

“Danke“, murmelte Alina.

“Huh?“ machte ich.

“Jadda und Mac haben das perfekte Timing erwischt. Jacks schlechte Laune war ja kaum zum Aushalten“, erklärte sie. Ich lachte.

***

Daniel blickte den Replikator an der Wand vor sich starr an. Er wartete auf eine Reaktion von Reese. Die Maschine hatte sich bisher nicht bewegt, fing Daniels Blick ungerührt auf.

Der Archäologe wurde allmählich nervös. Er wusste nicht, wie lange es noch dauern würde, bis Reese auftauchte, falls sie überhaupt auftauchte und der Roboter gab keinerlei Regung von sich. Der Raum, in dem der Archäologe auf den Roboter gestoßen war, stand leer. Er war nur klein. Möglicherweise eine ungenutzte Abstellkammer. “Daniel.“

Er fuhr herum. Reese stand hinter ihm, die Arme verschränkt und aufmerksam blickend. Hinter ihr krabbelte eine kleine Garde von fünf Replikatoren.

“Reese ... Nemesis“, sagte er, lächelte nervös, “Ich muss mit dir reden.“

“Aber ich nicht mit dir.“

“Nemesis, wir waren Freunde. Hörst du mir bitte zu? Nur einen Moment?“ fragte Daniel. Reese zögerte, dann sagte sie: “Gut. Sprich!“

***

“Wir sind nah dran, Sir!“ verkündete Sam und blickte auf, als sie um eine Ecke bogen ...“Verdammt!“ murmelte sie, als sie das geschlossene Schott erblickte.

“Ist ja wirklich großartig!“ meckerte Jack. Angesichts seines Tonfalls verdrehte Minnesota in Teal’cs Richtung die Augen. Der Jaffa zog eine Augenbraue hoch. Minnesota seufzte und überlegte, warum sie eigentlich noch hier war.

“Carter?“ fragte Jack unfreundlich.

“Wir nehmen einen Umweg, Sir“, beruhigte sie ihn. “Umwege finde ich toll ...“, murmelte Jack ärgerlich und ging mit schnellen Schritten weiter. Sam seufzte und folgte ihrem CO, noch immer auf Daniels Signal fixiert.

***

“Hier müsste es doch sein“, murmelte ich verwirrt.

“Da!“ sagte Alina und deutete auf das Ende des Ganges rechts von uns. “Richtig!“ Ich lächelte ihr zu, dann griff ich zum Funkgerät: “Okay, ihr beiden, wir sind jeden Moment bei euch! Wie sieht es mit den Replikatoren aus?“ Ich sprach nur sehr leise. Sollten Jack und die anderen sich gerade auf einen Angriff vorbereiten, konnten sie lauten Funkkontakt nicht gebrauchen. Die ebenso leise Antwort folgte bald: “Die haben wichtigere Termine gehabt – verzogen sich, als sie merkten, dass sie nicht an uns dran kamen. Wir machen den Ringtransporter bereit.“

Es war einige Sekunden still, dann: “Wie geht der Ringtransporter?“ Ich grinste und ließ Curai an die Kontrolle. “An dem Kontroll-Panel befindet sich eine Schaltfläche. Aktiviert sie, wenn wir Bescheid sagen!“

“Neben dem Scheibenwischer?“ fragte Mac.

“Scheibenwischer?“ echote Curai verwirrt.

“Wenn das kein Scheibenwischer war, was war es dann?“ wollte Mac wissen. Alina seufzte: “Sie haben etwas angefasst.“ Curai nickte. “Schräg über der Steuerung“, sagte sie dann.

“Oh, okay, gefunden!“ sagte Mac und Curai seufzte, ließ mich wieder an die Kontrolle. “Ich sage dir was, ich bin ja so froh, wenn diese ganze Angelegenheit ...“ Ich stoppte meinen Schritt, der Satz blieb mir im Halse stecken. Jadda und Mac standen an der Frontscheibe und winkten. Ich starrte das Schiff an, unfähig, mich zu rühren.

<Mai tak!> entfuhr es Curai.

“Oh, shit!“ stöhnte Alina.

“Uhm ... euren Reaktionen entnehmen wir, dass das Schiff nicht allzu gut aussieht“, meinte Jadda über das Funkgerät. Ich spürte Curai mental zusammenbrechen und mir entkam ein Winseln. Alina starrte mich an. “Also, diese Wir teilen alle Gefühle-Nummer ist echt intensiv, ha?“ Dann blickte sie wieder zum Tel’tak: “Das ist wirklich ... wirklich ...“ Sie zuckte mit den Schultern: “... wirklich ...“ Sie gab es auf.

“Hallo?“ fragte Jadda. Ich griff langsam zum Funkgerät und fragte gefasst: “Was habt ihr mit dem Schiff gemacht?“

“Jadda ist geflogen! Ich hab nichts gemacht! Sag mir, dass es nur ein Kratzer ist!“ flehte Mac. Ich keuchte, wimmerte erneut. Alina ergriff das Funkgerät: “Es ist ein Kratzer ... ein sehr großer, sehr tiefer und sehr außergewöhnlicher Kratzer.“ Ich starrte auf das Schiff. Es hing etwa drei Meter in der Luft, etwa zwei Meter von der Decke entfernt. Die spitz zulaufende obere Kante des Schiffes war verschwunden und es sah aus, als wäre sie einfach platt gedrückt worden. Langsam lenkte ich meine Schritte näher an das Schiff heran und an die Seite, zum Heck.

Dort befand sich ein riesiges Loch. Es war nach innen ausgebeult worden. <Selmak bringt mich um!> hörte ich Curai jetzt. <Vor oder nach dem Wirtswechsel?> fragte ich vorsichtig.

“Wir kommen jetzt rauf“, sagte Alina, kam mit schnellen Schritten zu mir und packte meinen Arm, um mich mit sich unter die Ringe zu ziehen. “Das reparieren wir“, meinte sie beruhigend.

“Das kann man nicht reparieren“, ich fasste mich allmählich wieder.

“Doch, kann man!“ sie blickte mich beschwörend an und ich riss mich nickend zusammen. Wir standen unter dem Ringtransporter. “Okay, los!“ sprach ich ins Funkgerät. Wir warteten fünf Sekunden, zehn, fünfzehn ... nach einer Minute ergriff ich erneut das Funkgerät: “Hallo? Ringtransporter? Wir sind immer noch hier unten.“

“Was bedeutet es, wenn ein rotes Licht leuchtet und blinkt und zwar in einem Halbkreis und eine Stimme spricht ab und zu etwas ... wie bei Aris Boch“, fragte Jadda zögernd.

“Der Selbstzerstörungsmechanismus!“ rief ich außer mir.

“Das habe ich befürchtet“, meinte Jadda.

“Jetzt holt uns hoch!“ Nur einige Sekunden später wurden die Transporter aktiviert und wir standen im Laderaum des Schiffes.

“Noch drei Lichter!“ rief Mac. Ich eilte nach vorne und ließ Curai an die Kontrolle. Die Tok’ra kontrollierte, ob alle drei Kristalle vorhanden waren und lief dann zu einem versteckten Paneel neben den Rettungskapseln, zog eine Schalttafel, dann einen Kristall heraus. Der Mechanismus stoppte. “Puh, das war knapp!“ seufzte Jadda. Plötzlich ging das Licht aus und ehe wir uns dessen bewusst wurden, wurden wir von den Füßen gerissen. “Autsch!“ stöhnte Mac fluchend, “Was war das?“ Jadda blickte aus der Frontscheibe, nachdem sie sich mühsam hochgerappelt hatte: “Wow, gute Nachrichten! Wir sind wieder unten!“

“Wir sind gefallen! Ein Glück, dass es nicht so hoch war, sonst wären wir nicht so glimpflich davongekommen“, bemerkte Alina spitz.

“Also, ich war’s nicht!“ warf Mac dazwischen und rappelte sich auf. Sie blickte zu Curai, als wäre sie Schuld. Tatsächlich blickte Curai unschlüssig auf den Kristall schüttelte dann den Kopf. “Woran liegt das?“ fragte sie perplex.

“Ist es so schlimm?“ fragte Jadda nun und blickte Curai beinahe flehend an. Alina räusperte sich. “Das Schiff ist um etwa ein Drittel kleiner geworden“, erklärte sie.

“Oh, mein Gott! Jacob bringt mich um!“ fluchte Jadda. Mac blickte sie an und sagte: “Ja, könnte sein, es sei denn, Jack kriegt dich vorher in die Finger.“ Jadda starrte wütend zu ihr: “Wer hat mich denn auf den Sitz gezwungen?“ Mac senkte den Blick: “Wirklich so schlimm?“ Die anstehende Ermordung durch Jacob schien ihr durch den Kopf zu gehen, als sie die Frage zum wiederholten Male stellte.

“Curai hätte fast geweint“, erklärte Alina.

“Oh, so schlimm!“ stellte Jadda fest, “Tut mir leid, Curai!“ Die Tok’ra blickte sie an, seufzte: “Schon gut! Wir hätten einen erfahrenen Piloten am Schiff zurücklassen sollen.“

“Irgendwelche Ideen?“ fragte Mac.

“Versuchen wir mal, das Ding zu starten“, schlug Jadda vor.

“Okay“, sagte Mac zu Curai und deutete auf den Pilotensitz. “Er gehört dir! Tu, was du tun musst“, sagte sie dann. Curai setzte sich in den Piloten-Sessel. Mit geübten Handgriffen aktivierte sie zunächst das Licht in dem Raumschiff, dann schickte sie sich an, den Antrieb zu starten. Alina tauchte neben mir auf. “Sollten wir jetzt schon starten? Bis SG-1 hier ist, kann es noch dauern, oder?“ fragte sie. Curai blickte zu ihr auf. “Wir wissen nicht, wie schnell wir fliehen müssen“, erklärte sie.

Alina nickte langsam. Curai drückte eine Schaltfläche und der Motor des Schiffes sprang an ... bevor er stotternd erstarb. “Ah ... das ist nicht normal, oder?“ hakte Jadda nach.

“Nein“, antwortete Curai.

“Wollte ich nur wissen“, erwiderte die junge Frau und blickte aus dem Front-Fenster in den Raum vor uns, die Hände tief in die Taschen gesteckt und sichtlich schuldbewusst. <Ah ... Curai? Ich denke nicht, dass wir noch viel Zeit haben>, meinte ich.

<Wenn der Antrieb nicht anspringt, ist das ein schlechtes Zeichen>, erklärte die Tok’ra.

<Ach ... sag bloß!> neckte ich.

“Typisch, Tok’ra! Da stehlen sie schon mal ein neues Schiff und das Ding hat in den spannendsten Momenten eine Panne“, fluchte Mac. Curai warf ihr einen bitterbösen Blick zu: “Ohne die Tok’ra könntet ihr den Asgard gar nicht helfen! Und außerdem bin ich nicht diejenige gewesen, die ausprobieren musste, mit welcher hohen Geschwindigkeit man an eine Wand fliegen kann!“ Mac starrte sie theatralisch schockiert an: “Wow, eine sarkastische Tok’ra!“

<Seit wann sprichst du so irdisch?> fragte ich.

<Seit ich dich kenne>, war die Antwort. “Okay, streiten hilft nichts“, ging Alina dazwischen. Curai versuchte erneut, den Antrieb zu starten, doch kein Erfolg stellte sich ein.

“Herrlich!“ fluchte Jadda, die sich schon darauf zu freuen schien Jacks Donnerwetter auszuhalten, “Wie kommen wir nun heim?“

“Ich sage SG-1 bescheid“, meinte Alina und zog mein Funkgerät aus der Weste, da sie über kein eigenes verfügte.

“Klick vorher einmal kurz, falls sie in Deckung gegangen sind, können sie es sich nicht leisten, angesprochen zu werden“, erklärte Mac. Curai nickte ihr zu und Alina zog sich zurück.

“Woran liegt es denn, Curai?“ fragte Jadda ungeduldig. Die Tok’ra überlegte. “Möglicherweise am Dämpfungsfeld“, meinte sie dann, “Wenn es deaktiviert ist, wird die Energiequelle zu sehr durch die Vibrationen des Antriebes in Mitleidenschaft gezogen.“

“Okay, wie repariert man das?“ wollte Mac wissen.

“Das kann keiner von euch. Das muss ich selbst tun“, erklärte Curai kopfschüttelnd.

“Was ist mit Nephthys?“ fragte Mac an Alina gewandt. Diese blickte auf und zu ihr. Mac erklärte: “Die kennt sich doch sicher damit aus.“

“Nephthys fliegt kein Schiff – sie lässt fliegen. Außerdem hat sie mir solche Erinnerungen nicht hinterlassen“, erklärte Alina, “Na gut. Was tun wir dann?“ Betroffene Stille machte sich breit. “Möglicherweise kann ich es nicht reparieren“, gab die Tok’ra schließlich zu.

<Was?> hakte ich ungläubig nach, <Curai, du kennst diese Technologie. Ich flehe dich an ->

<Wenn der Antrieb defekt ist, ist er defekt. Ich habe kein geeignetes Werkzeug - oder nicht das erforderliche - um ein Dämpfungsfeld zu reparieren, sollte es nicht nur ein lockerer Kristall sein.> “Ich verstehe ja nicht einmal, wie das passieren konnte“, fuhr sie laut fort.

“Ja ... immerhin ist die Karre doch erst 100 Jahre alt“, fügte Mac sarkastisch hinzu.

“Kein Alter für ein Schiff“, erwiderte Curai. Mac zog die Augenbrauen hoch, erstaunt, dass sie das ungefähre Alter das Schiffes erraten hatte.

“Malek sprach von einem der neuesten Modelle“, meinte sie. Curai winkte ab: “Es ist neu.“

<Möglicherweise Replikatoren, die durch die Decke kamen, während das Schiff schwebte oder aber die Flugversuche haben was demoliert>, murmelte ich.

“Möglicherweise sind eure Flugversuche nicht spurlos an dem Schiff vorbeigegangen“, merkte Curai laut an.

“Die paar Schubser können daran ja wohl nicht allein Schuld sein. Außerdem haben wir haben keine Zeit“, erinnerte Mac leicht singend und deutete auf ihre Uhr.

“Wenn ich den Antrieb nicht hinbekomme, müssen wir das Tor nutzen“, erklärte Curai plötzlich. Mac nickte. Curai stand auf und ging in den hinteren Teil des Schiffes, bemerkte erstaunt, dass die Rückwand nicht einen Kratzer aufwies. “Wahrscheinlich ist nur die Außenhülle eingedrückt und es hat die hinteren Antriebe erwischt!“ rief sie nach vorne.

“Wäre das gut?“ hörte ich Jadda fragen. Curai schüttelte leise seufzend den Kopf und ließ ein Paneel mit Kristallen aus der Wand fahren. Hastig untersuchte sie alle, nahm einen heraus, um ihn genauer unter die Lupe zu nehmen. “Nein, das wäre schlecht!“ antwortete sie dann laut.

***

Jack hielt inne, als sein Funkgerät knackte.

“Jack, hier ist Alina. Da gibt es ein Problem.“

Sam biss sich auf die Unterlippe.

“Was für ein Problem?“ fragte Jack.

“Das Schiff ist kaputt, Curai hofft, sie kann es reparieren. Falls nicht, müssen wir durch das Tor“, erklärte Alina.

“Das ist verrückt. Das Tor ist blockiert“, erklärte Sam in ihr Funkgerät. Jack fuhr sich durch das Haar, dachte nach: “Wir müssen die Blockierung brechen oder aber hoffen, dass die Explosion des Generators uns nicht mitreißt.“

“Und wenn wir das Gebäude verlassen?“ wollte Minnesota wissen. Sam schüttelte den Kopf und erklärte: “Der Countdown darf nicht zu lange dauern. Die Gefahr, dass die Replikatoren die Bombe entschärfen, ist zu groß – dasselbe gilt für Fernzündung.“ Minnesota zog die Stirn in Falten und nickte dann langsam - verstehend. Sie würden es nicht rechtzeitig aus dem Gebäude schaffen. “In Ordnung, Curai soll es versuchen, wir sehen dann weiter. Sagt Bescheid, wenn es was Neues gibt!“ sprach Jack in das Funkgerät.

“Wir melden uns“, sagte Alina.

***

<Die Antriebskristalle haben Risse>, erklärte Curai mir. Ich stöhnte mental auf. <Du kriegst sie nicht hin?>

<Nein, ich habe keinen Ersatz bei mir>, erklärte Curai. Ich gelangte an die Kontrolle, nachdem die Tok’ra die Kristall-Paneele zurück in die Wand geschoben hatte.

Den Kristall selbst behielt sie in der Hand. Langsam ging ich nach vorne, hielt den roten Kristall hoch und verkündete: “Der Antriebskristall weist Risse auf. Die Energie wurde nicht mehr übertragen. Ein Wunder, dass wir erst gerade eben abstürzten“, erklärte ich seufzend und legte den Kristall auf das Steuerpult.

“Und jetzt?“ fragte Alina. Ich zuckte mit den Schultern: “Jetzt müssen wir durch das Tor.“ Alina reichte mir mein Funkgerät. Ich klickte einmal kurz und wartete auf Antwort.

“Was gibt’s?“ fragte Jack.

“Curai kann es nicht reparieren. Wir müssen durch das Tor“, erklärte ich.

“Wir sind in eurer Nähe angekommen. Keines der Schotts Richtung Daniel war geöffnet. Es bleibt nur noch eins übrig. Ihr geht alle in Richtung Generatorraum. Wir kommen euch entgegen“, erklärte Jack.

“Okay“, antwortete ich und schnallte mir wieder meine MP um, die Curai während ihrer Arbeit abgelegt hatte.

“Wir machen die Lichter aus“, sagte ich und dunkelte nach Curais Anweisungen das Schiff ab, “Lasst uns gehen!“

***

“Sieht wirklich nach einer Torflucht aus!“ sagte Jack, als wir nahe des Generatorraums zu ihm und den anderen stießen. Ich nickte in Curais Namen.

“Carter, Minnesota, Mac, seht zu, dass ihr die Blockierung brecht!“ befahl Jack. Sam nickte: “Jawohl, Sir!“ und reichte Jack den kleinen Kasten weiter, mit dem sie Daniels Signal aufgefangen hatte.

Minnesota und Mac folgten ihr den Gang hinunter bis sie aus unserer Sicht verschwanden. “Und wir suchen weiter nach Daniel“, erklärte Jack und winkte uns, ihm zu folgen.

***

“Ihr habt so viele von ihnen getötet, warum sollte ich dir glauben, dass ihr nicht auch mich töten wollt?“ fragte Reese wütend und schritt vor Daniel auf und ab. “Weil sie uns angriffen, Reese - sie haben uns angegriffen und wollten uns verletzen, wir haben uns nur verteidigt, du muss das verstehen. Du hast mich auch angegriffen, als du dachtest, ich würde dich in die Enge treiben“, erklärte Daniel.

“Ich muss immer alles verstehen, nicht wahr?“

Daniel schwieg und blickte zu Boden.

“Verständnis gehört zu den Dingen, die du mir nicht zutraust. Weil ich nur eine Maschine bin, nicht wahr?“ fragte Reese weiter.

“Reese ... Nemesis, ich möchte, dass du über eines nachdenkst! Eine Maschine zu sein, bedeutet nicht, keine Gefühle zu haben. Ich meine ... vor Jahren transferierte man unser Bewusstsein in mechanische Körper, die den unseren glichen – sie waren Roboter, aber sie hatten Gefühle ... und du hast selbst gesagt, dass du gelernt hättest, was es bedeutet zu hassen -“

“Das ist das einzigste Gefühl, das ihr Menschen mit großer Vorliebe auslebt!“ sagte Reese wütend.

“Das ist nicht wahr ... das denke ich nicht. Ich weiß nicht, wie du die Zeit deutest, in der wir Freunde waren. Aber ... ich habe dich nicht gehasst. Nie“, erwiderte Daniel ruhig.

“Doch, das ist wahr! Ihr habt mich nie verstanden. Ihr wolltet mich von Anfang an abschalten. Ihr habt mich gehasst. Wieso sonst habt ihr meine Spielzeuge getötet?“

“Aber wir wollten dich nicht töten, Reese. Wir wollten, dass du schlafen gehst, bis wir eine Lösung für dein Problem gefunden hätten. Für dich waren die Replikatoren anfangs vielleicht Spielzeuge, aber du hast doch selbst gesehen, was sie mit deiner Welt gemacht haben ... mit deinem Vater. Ich dachte, du hättest es verstanden. Du hast damals so gewirkt, als hättest du es verstanden. Doch dann wurdest du ... Jack hat nur so gehandelt, weil -“

“Ich bin nicht mehr naiv ... wie Reese! Ich bin anders als sie! Ich bin Nemesis.“

“Auf unserer Welt ist Nemesis eine Göttin der Vergeltung, die Übeltäter bestraft ... denkst du so von uns?“ fragte Daniel. Reese antwortete verächtlich: “Ihr habt meine Spielzeuge getötet. Ihr seid Mörder!“

“Aber, Reese -“

“Ich glaube dir nicht, Daniel! Du hast mich enttäuscht.“

Daniel blickte sie ruhig an: “Und Enttäuschung ist keine emotionale Regung?“ Reese hielt inne und starrte ihn an. “Ich weiß nicht, wie du darüber denkst, Reese, aber du kannst sie nicht kontrollieren. Du hast schon einmal darin versagt, warum sollte es jetzt funktionieren?... Wir finden eine Lösung, aber du musst ... vertrauen. Du bist nicht Nemesis, du bist Reese. Reese ist nicht naiv, sie ist nur ... einsam.“

Sie blickte noch immer zu ihm, unentschlossen.

Flucht

Sam eilte in den Generatorenraum und sah nach dem C4. “Es ist noch da“, berichtete sie erleichtert. Mac und Minnesota atmeten beruhigt aus. “Also wissen sie nicht, was wir vorhaben“, schloss Mac. Sam nickte. Sie zog ein Messgerät aus ihrer Westentasche: “Weiter zum Tor!“ Sie lief schnell wieder auf den Gang, dann blickte sie auf das Gerät, das sie in der Hand hielt: “Naquadah ... auf diesem Stockwerk.“ Sie ging den Tunnel weiter hinunter, bis dieser in einen großen Raum mündete. Minnesota und Mac folgten ihr.

“Ja, ’Die fünfte Spezies’, definitiv!“ sagte Mac fasziniert und betrachtete die Stufen, die zum Tor hinaufführten, bis ...“Oh ... herrlich! Das war ja logisch, ich meine, wir sind mit SG-1 unterwegs. Es war vollkommen klar! Wie wäre es, wenn wir es noch mal mit dem Tel’tak versuchen?“ fragte Mac verzweifelt, als sie das Tor erblickte. Sam seufzte. Das Tor lag horizontal. “Das tut weh!“ nickte sie, “Versuchen wir, die Blockierung zu finden.“ Mac und Minnesota gingen um den horizontal liegenden Ring herum, auf der Suche nach etwas Außergewöhnlichem, während Sam ihr Funkgerät ergriff und zur Vorsicht einmal kurz klickte.

“Carter, haben Sie was rausgefunden?“ tönte die Stimme ihres CO aus dem Gerät. “Ja, Sir. Wir haben das Tor gefunden und suchen nach der Blockierung, allerdings ... liegt es horizontal, Sir“, berichtete Sam. Es war eine Weile ruhig. “Das dürfte wehtun!“ schloss Jack schließlich.

“Ja, Sir“, antwortete Sam.

“Was muss, das muss. Wir melden uns, sobald wir Daniel haben, dann stellen Sie den Zeitzünder ein und wir verschwinden ... vorausgesetzt, Sie können die Blockierung am Tor finden und lösen“, erklärte Jack.

“Wir tun unser bestes, Sir“, antwortete sie.

“Davon bin ich überzeugt“, antwortete der Colonel, “Ende!“

“Ende!“

“Sam!“ Minnesota winkte ihr zu. Sie stand am obersten Chevron: “Ich habe sie gefunden!“ Sam eilte um den Ring herum und traf gemeinsam mit Mac bei Minnesota ein. Sie stieg über den Ring und kniete sich hinein, untersuchte die Klammer, die im inneren Ring verankert war. “Das Stargate muss erst nach der letzten Nutzung umgekippt sein, sonst befände sich ein Loch im Boden von der Stabilisierung des Ereignishorizontes“, erklärte sie nachdenklich, während sie die Klammer mit ihren Fingern abtastete.

Sie war einige Zentimeter breit und ziemlich dick. “Raffiniert!“ murmelte Sam anerkennend.

“Was tut es?“ fragte Mac, während sie und Minnesota zu Sam in das liegende Tor hineinstiegen. “Hier“, Sam deutete auf die kleinen, gleichmäßig angesetzten rechteckigen Spalten, die im gesamten Ring vorzufinden waren, “kommt die Energie für den Ereignishorizont heraus. Die Fluktuation ist blockiert.“ Mac und Minnesota blickten sie wartend an, doch Sam machte keine Anstalten, ihre Erklärung zu erläutern. Mac entschloss sich zu einem bezeichnenden: “Aha! Und das heißt ...“

Sam blickte auf. Dann deutete sie auf die kleinen rechteckigen Spalten und den Punkt, an dem sie unter der breiten Klammer verschwanden: “Diese Vorrichtung blockiert die Möglichkeit eines Energieaufbaus. Um den Ereignishorizont zu materialisieren, müssen alle Öffnungen mitwirken. Aber hier sind mindestens 10 außer Funktionen gesetzt. Die Klammer muss aus einem Material sein, das Naquadah ähnelt. Sehr robust zumindest.“

“Als Teal’c in dem Wurmloch verschwunden war, habt ihr die Iris um einige Millimeter weiter nach innen versetzt, damit sich der Ereignishorizont nicht etablieren und Teal’cs Code gelöscht werden kann“, fiel Minnesota ein.

“Ihr habt die Energiezufuhr ebenso gesperrt wie hier“, nickte Mac. Sam lächelte: “Genau!“

“Okay, dann sollten wir das Ding schleunigst entfernen!“ meinte Minnesota und klatschte in die Hände. Mac hatte sich näher zu der Klammer gebeugt und meinte nun langsam: “Oh, ich glaube, ich weiß, wer das hier installiert hat.“ Sam beugte sich ebenfalls näher und murmelte mit einem faszinierten Lächeln: “Das sind ... Replikatorenteilchen. Und die sind wirklich winzig. Ich habe noch nie so kleine gesehen!“ Begeistert strich sie über das Material.

“Was soll das heißen? Du hast sie noch nie gesehen? Können die Dinger sich etwa entwickeln?“ fragte Mac entsetzt. Sam blickte sie an: “Es sieht ganz so aus!“

“Eine Evolution?“ Ungläubig starrte Minnesota die Astrophysikerin an. “Sieht so aus!“ wiederholte Sam.

***

Ich seufzte erleichtert, als ich das geöffnete Schott vor uns passierte. “Endlich klappt mal was“, murmelte ich. Alina legte mir im Gehen eine Hand auf die Schulter. “Wir sind bald zu Hause.“

“Er hat es sicher nur gut gemeint!“ versuchte Jadda, Jack zu beruhigen. “Er ist so ... so ...“

“Am Ende bist du doch froh, wenn er überlebt hat“, unterbrach Jadda Jacks Überlegungen zu einem passenden Schimpfwort. Er blickte sie an. “Natürlich!“ sagte er schließlich. Jadda lächelte: “Siehst du?“ Jacks Gesicht nahm einen fast grimmigen Ausdruck an und er fügte hinzu: “Ich werde ihn nämlich höchstpersönlich töten!“ Jadda blieb stehen und blickte Jack nach. Ich lächelte sie an: “Was hast du erwartet? Sie sind ... ein Herz und eine Seele.“ Teal’c, der hinter mir und Alina gelaufen war, ging an uns vorbei, um Jack einzuholen: “O’Neill! Er ist ganz in unserer Nähe!“

“Hey, habt ihr Wurzeln geschlagen?“ rief Jack uns zu. Wir liefen schneller.

***

“Du willst mir nichts tun?“ fragte Reese vorsichtig. Sie ging auf Daniel zu. “Nein“, antwortete dieser erleichtert und blickte sie an. “Und du wirst auch meinen Spielzeugen nichts tun?“ versicherte Reese sich.

“Nein, nur wenn sie mich angreifen. Ich muss mich verteidigen, Reese. Du kannst die Kontrolle über sie nicht mehr lange behalten“, erklärte Daniel eindringlich. Reese lächelte schüchtern. Daniel streckte die Hand aus und berührte die Androidin an der Schulter. Reeses Blick wurde kalt. Ehe Daniel reagieren konnte, stieß sie ihn zurück und zu Boden. Sie entriss ihm die MP und zielte auf ihn. “Reese! Nicht!“ rief er.

“Du denkst doch nicht wirklich, dass ich zweimal auf dich reinfalle, oder, Daniel?!“

***

“Mistding!“ fluchte Sam und griff zu ihrem Funkgerät. Sie klickte einmal.

“Carter?“

“Wir bekommen es nicht hin, Sir! Wir haben alles versucht!“ berichtete sie. Minnesota hob ihre MP und schoss auf die Klammer, doch sie löste sich nicht.

“Das wäre dann Versuch mit der MP Nr. 5!“ zählte Mac und fuhr sich verzweifelt über die Augen.

“Versuchen Sie es weiter, Carter! Sie werden eine Lösung finden!“ ermunterte Jack sie. “Aber, Sir -“

“Kein Aber aus Ihrem Mund, Carter! Ende!“

Sam ließ die Hand sinken und drehte sich zu Minnesota und Mac. “Blödes Teil!“ fluchte Mac und trat kräftig mit dem Fuß dagegen. Die Klammer zerfiel in ihre Einzelteile. Mac keuchte. Ungläubig starrten Minnesota und Sam auf die gelöste Klammer. Mac blickte auf. Dann grinste sie. “Ha! Ich bin ein Genie!“

“Dank meiner guten Vorarbeit! Das ist eben Teamwork – gimme five!“ meinte Minnesota und hob ihre Hand. Mac reagierte auf die Einladung und sie grinsten sich an. Sam nickte: “Wahrscheinlich resistenter wegen der verminderten Größe. Der letzte Schuss hat ihnen den Rest an Energie geraubt, den sie noch hatten. Gut gemacht!“ Sie strahlte Mac und Minnesota an. “Na ja“, meinte Minnesota, “was ein richtiger Palacer ist ...“

***

Nur wenige Millisekunden bevor Reese den Abzug durchzog, sprang Daniel auf und rannte auf die Tür zu. Sie verfehlte ihn. Plötzlich standen Reeses fünf spinnenfüßigen Begleiter in der Tür und fauchten Daniel an. Der Archäologe wich zurück und drehte sich wieder zu Reese um. Als sie erneut schoss, sprang er wieder zur Seite, jedoch ertönte nicht das gewohnte Geräusch aus der Waffe. Die Munition war leer. Daniel starrte Reese an. Diese warf die Waffe zur Seite und blickte auf die Replikatoren.

Sie sprangen auf Daniel zu. Der Archäologe hob die Hände vor das Gesicht und ließ sich zu Boden fallen, versuchte, so viel wie möglich von Kopf und Oberkörper zu schützen. Ein Knall durchzog den Raum, gefolgt von mehreren anderen. Ich atmete erleichtert aus, als zwei der Roboter in der Luft explodierten. Die anderen drei fauchten Jack und Teal’c an, die beide ihre Waffen drohend erhoben hatten und nun auch die verbliebene Leibgarde Reeses erschossen.

Wir waren gerade rechtzeitig hereingekommen. Wenn Jack und Teal’c nicht da gewesen wären, hätten Jadda, Alina und ich nicht rechtzeitig reagieren können. Daniel blickte auf. Reese wich erschrocken zurück. “Ihr tötet sie!“ rief sie, “Warum tötet ihr sie immer?!“ Teal’cs Waffe schwenkte in ihre Richtung.

“Teal’c, nicht!“

Der Jaffa schoss nicht. Er blickte Reese an. Die junge Frau starrte zurück, dann zu ihren toten Roboter-Spielzeugen. “Ihr tötet sie alle!“ Sie blickte zu Daniel, dann zu Teal’c. Mit einem Sprung hechtete sie auf Daniel zu. Teal’c schoss. Mehrere Schüsse trafen Reese in den Oberkörper und schleuderten sie zur Seite. Ich keuchte.

“Déjà-vu“, murmelte Jadda.

“Déjà-vu“, bestätigte ich. Daniel blickte auf Reese.

“Sie wollte es so“, sagte Jack. Er ließ seine MP lose um seine Schulter hängen und ging auf den Archäologen zu. “Bist du verletzt?“ fragte er besorgt. Daniel blickte ihn noch immer etwas überrascht an. “Uhm ... nein, denke ich“, antwortete er schließlich. Jack packte ihn am Kragen seiner Jacke und zerrte ihn auf die Füße. “Was hast du dir eigentlich dabei gedacht?!“

“Uhm ...“

“Du bist ja wohl total wahnsinnig geworden!“ fauchte der Colonel jetzt wirklich wütend.

“Jack!“ rief Jadda.

“Warum läufst du dieser Irren hinterher und bringst dich und uns alle in Gefahr?!“

“Ich habe nur mich in Gefahr gebracht, Jack!“ antwortete Daniel genauso laut wie er. Er schien sich von dem Schock erholt zu haben: “Mich allein!“ Jack starrte ihn an: “Ach ja?“ Daniel atmete schwer. “Ja“, antwortete er ruhiger. Jack blickte kurz zu Boden und fluchte dann leise, ließ Daniel los. “Entschuldige, Daniel“, murmelte er und wandte sich ab, ging an uns vorbei, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Ich schaute zu Daniel, der Jack verwirrt nachblickte.

<Hier geht etwas anderes vor>, meinte Curai. Ich nickte langsam: <Es ging nicht um Daniels Alleingang, das ist klar!> Alina starrte Jack noch immer nach und ging dann hinter ihm her. Daniel blickte auf Reese.

“Kommst du?“ fragte Jadda. Er blickte auf und nickte langsam, sammelte seine MP vom Boden auf. Wir gingen hinter Jack und Alina her. “Sie war eindeutig durchgedreht“, ergriff Jadda das Wort. Daniel nickte stumm, während wir Jack und Alina einholten, die einige Schritte entfernt warteten.

“Sir, wir haben es! Folgen Sie dem Gang zum Generatorenraum bis zum Ende – der Gang mündet in den Torraum“, erklang Sams Stimme in diesem Moment aus dem Funkgerät.

“Haben Sie den Sprengsatz mit einer Fernbedienung versehen?“ fragte Jack.

“Natürlich, Sir.“

“Setzen Sie den Countdown auf 10 Minuten. Wir sind gleich bei Ihnen!“ antwortete Jack.

***

“Lasst uns gehen!“ Sam stand am DHD und nickte ihrem Colonel zu. Ich blickte zu Minnesota und Mac. Ich war unendlich müde, Mac gähnte unterdrückt. Minnesota blickte skeptisch auf das horizontal liegende Tor. Jadda untersuchte die Pflaster an ihren Armen und ihrer Wange, blickte dann auf und schaute neugierig zu dem Stargate, als könne sie es gar nicht erwarten, hindurchzugehen. Alina blickte mich erschöpft an. Ich ging die Mission im Kopf noch einmal durch und war überwältigt. Sie hatte viel gebracht.

Sie hatte Curais Wissen über die Allianz der vier Arten zwar nicht gerade erweitert, doch ... ich zog den Reißverschluss meiner Jacke hinunter und griff nach dem Pergament. Vielleicht ergab sich ja doch noch etwas interessantes, sobald Curai die Schriften genauer untersucht hatte.

“Was ist mit Reese?“ fragte Minnesota plötzlich. Wir hatten über die Vorfälle in dem Raum mit Reese weitgehend geschwiegen.

Vor allem Jack und Daniel waren ruhig und schmollten sich an.

“Sie ist tot“, antwortete Teal’c. Daniel warf ihm einen verstimmten Blick zu. Der dritte Chevron rastete ein. Alina trat unsicher zu mir. “Es geht nach Hause“, sagte sie erwartungsvoll.

“Ja. Letztendlich haben wir unser Versprechen doch gehalten.“

Alina nickte, dann blickte sie mich unsicher an: “Was ist eigentlich mit meiner Mutter und meiner Schwester?“ Ich schüttelte den Kopf: “Die verschwundene Touristin wird – plötzlich und unerwartet – wohlauf, gesund und munter gefunden werden. Hammond überlegt sich eine Coverstory.“

“Okay“, antwortete sie. Ich erkannte etwas Angst in ihren Augen und legte ihr einen Arm um die Schultern. Der Ereignishorizont stabilisierte sich. “Noch drei Minuten bis zur Explosion, Sir“, sagte Sam mit einem Blick auf die Uhr. Daniel sendete den Code.

“Okay, stellt euch vor, ihr seid im Schwimmbad und springt vom Dreimeter-Brett, aber vergesst nicht, euch nach dem Aufprall abzurollen“, meinte Jack.

“Ohne Wasser im Becken“, ergänzte Jadda leise.

“Vielen Dank, Jadda!“ murmelte Minnesota, “Und ich habe schon überhaupt keine Ahnung, wie ich da landen soll ...“ Wir stellten uns an den Rand des Tores. “Ich habe Höhenangst“, meinte ich, als ich auf das Blau des Ereignishorizonts blickte, der immerhin ein ganzes Universum verbarg ... ein sehr tiefes Universum. Ich schloss zitternd die Augen.

“Los!“ rief Jack. Ich konnte nicht anders - ich hielt die Luft an, dann sprang ich.

***

“SG-1-Code, Sir!“

“Iris öffnen!“ Hammond drehte sich zu seinen Gästen um: “Ich bin sicher, es geht Curai und ihrer Wirtin gut.“

“Dass ihr uns nicht schon vorher informiert habt, ist eine Gefährdung der Allianz“, stellte Anise fest.

“Es war Curais freie Entscheidung. Wir können sie doch nicht an ein Bett fesseln“, erwiderte Hammond. Er blickte zum Torraum. Sam und Daniel wurden durch den Horizont geschleudert. Sam schrie auf, als sie auf der Rampe aufschlug.

“Was zum Teufel ...?“ fragte Jacob und eilte in den Torraum, während Hammond beobachtete, wie auch Teal’c und Minnesota unsanft eintrafen.

***

Ich öffnete die Augen und sah den Torraum nur kurz, bevor ich sie instinktiv wieder schloss. Ich traf hart auf der Rampe auf und überschlug mich mehrmals, ehe ich reglos liegen blieb. Ich hörte weitere Ankömmlinge auf die Rampe knallen, dann schloss sich das Tor. Ich richtete mich mühsam auf meine Unterarme auf, wurde jedoch von Mac wieder aus dem Gleichgewicht gebracht, als diese ihren Sturz vollendete und auf mir liegen blieb. “Damit hätten wir dann alle durch“, stöhnte ich, “Mac!“

“Verdammte Schwerkraft!“ bemerkte sie und fiel neben mich. “Was ist an mir nur so furchtbar anziehend, dass jeder mich als Landekissen bei der Ankunft benutzt?“ seufzte ich.

“Sam!“ Jacob Carter rannte auf seine Tochter zu, die versuchte, unter Daniels Beinen herauszukrabbeln. Der Archäologe seinerseits wurde von Jadda auf der Rampe gehalten. Diese blickte nun auf und grinste ihn an: “Hi!“ Er blickte sie fragend an. “Ich denke, ich befinde mich in einer Position, in der viele Fans gern wären.“

“Ihr befindet euch vor allem auf meiner Tochter, alle beide!“ schimpfte Jacob. Jadda rappelte sich auf, entdeckte Hammond, der gerade durch die Tür trat.

“Mon général!“ Jack salutierte zackig. Er hatte scheinbar als einziger relativ unbeschadet die Rampe erreicht. “Mission erfüllt - ohne Katastrophen!“

“Wonach sieht das hier dann für Sie aus, Colonel?“ fragte der General.

“Nach einer halben Katastrophe, Sir. Wir sollten über Matratzen nachdenken.“

Ich fühlte mich gepackt und auf die Füße gestellt. Ich blickte auf: “Danke, Teal’c!“

“Es war mir eine Freude.“

Ich sah mich nach Alina um und entdeckte sie am Ende der Rampe, in Schach gehalten von einigen Schwestern. Minnesota hatte sich aufgerichtet und blickte wie betäubt an die Wand hinter Hammond und sagte langsam: “Wow, das war mit Sicherheit der weiteste Weitsprung meines Lebens. Universum-Rekord?“ Sie blickte zu mir und rieb sich mit vor Schmerz verzogenem Gesicht den Ellbogen: “Aber an der Landung muss ich wirklich noch arbeiten ...“

“Curai!“

Ich drehte mich um.

<Oh nein!> hörte ich Curai bei Anises Anblick seufzen. Sie übernahm die Kontrolle: “Anise?“

“Wo warst du?“ fragte diese.

“Meine Hilfe bei dieser Mission war erforderlich. Ich habe viel gelernt.“ Das war alles, was Curai sagte.

“Ma’am?“ Eine Schwester legte mir die Hand auf die Schulter. Curai nickte ihr zu und folgte ihr in die Krankenstation. Minnesota und Mac wurden ebenfalls von zwei Sanitätern eskortiert. Als sie an zwei Wissenschaftlern vorbeiliefen, hörten sie einen fassungslos fragen: “Ist das hier immer so?“ Der andere lachte und antwortete: “Nur, wenn SG-1 zurückkehrt! Sie gewöhnen sich noch dran!“ Mac blieb stehen und drehte sich zu den beiden um. “SG-1 und SG-X!“ korrigierte sie. Minnesota kicherte.

“Ordnung muss sein“, sagte Jadda und drängte die beiden weiter.

***

Wir hatten ein ewig langes De-Briefing und die Untersuchungen hinter uns gebracht, geduscht und uns umgezogen.

Die Tok’ra waren mit unserem Versprechen, morgen wegen der Übertragung Curais vorbeizusehen, gegangen. Jack war in Hammonds Büro gerufen worden, um noch einige Einzelheiten durchzusprechen, Teal’c beim Kel’No’Reem, Sam in ihrem Labor und Daniel spurlos verschwunden. Wir saßen an einem Tisch in der Kantine. “Es gibt Pizza“, verkündete Mac und lehnte sich zurück, um die Karte an der Wand wieder sehen zu können, “und ... nur Pizza.“

“Keine Lust auf Pizza“, meinte Alina. Ich starrte auf meine Cola und seufzte.

“Was ist los, Snakie?“ fragte Mac.

“Snakie a. D.“, versetzte ich.

“Noch nicht“, lächelte Alina.

“Das wird hart, ha? Ihr habt euch in der letzten Hälfte der Mission gut verstanden“, merkte Minnesota an. Ich nickte. Jadda seufzte: “Zurück in den Alltag.“ Wir nickten. “Das wird schwer“, meinte Alina nachdenklich.

“Oh Mann, ich würde gern hier arbeiten“, meinte Mac.

“Stellt euch das mal vor!“ lächelte Minnesota. Ich nickte in Gedanken versunken und meinte halbherzig: “Das wäre toll!“ Dann stand ich auf: “Ich gehe an die frische Luft. Wir sehen uns!“ Rasch ging ich den Gang hinunter.

“Haben wir was übersehen?“ fragte Mac und blickte auf ihr Wasser. Alina nickte: “Definitiv! Sie macht sich Gedanken.“

“Ich wüsste gerne worüber!“ meinte Jadda nachdenklich. Minnesota nickte: “Ja.“

***

Ich lehnte mich gegen das Geländer am Rande des Exerzierplatzes vor dem Cheyenne-Mountain. Die Stadt lag ruhig da, Lichter funkelten in der fortgeschrittenen Dämmerung. Es war eiskalt, eine leichte Schneedecke lag über allem. <Die Erde wirkt oft so friedlich>, seufzte Curai. Wie schwiegen eine Weile. <Ich werde sie vermissen>, meinte die Tok’ra plötzlich.

<Das denke ich mir>, antwortete ich.

<Ich werde dich vermissen.>

Ich lächelte und neckte: <Du gibst das offen zu?>

<Wir haben gestritten, aber du musst zugeben ->

<Dass wir ein tolles Team waren?> unterbrach ich.

<Ein ... tolles Team>, wiederholte Curai.

<Ist alles geklärt?> fragte ich.

<Es hat sich verselbständigt ... wir sind über den Streit hinweg>, sagte sie.

<Schon während der Mission>, meinte ich.

<Ja. Was haben wir uns bei dem Streit nur gedacht?> fragte Curai.

<Bist du jetzt anderer Meinung?> wollte ich wissen. Sie schwieg eine Weile. <Nein. Ihr hättet Alina retten können, wenn ihr es wirklich versucht hättet, aber ihr hattet keine Ahnung>, erklärte sie schließlich.

<Wenn ich es geschafft hätte, Kontakt zum SGC aufzunehmen ->

<Das hättest du wohl nicht geschafft.>

<Ich hätte um Rettung bitten können.>

<Anubis ist zu mächtig. Unsere Spione gehen ein hohes Risiko ein>, meinte Curai.

<Ich habe Alina getötet>, flüsterte ich.

<Nein, das war Eu’ra>, erklärte Curai.

<Ich habe Alina aufgegeben. Also habe ich sie getötet>, erwiderte ich.

<Hätte ich vorher geahnt, dass Eu’ra eine Spionin ist, hätte ich alles verhindern können>, sagte Curai.

<Du darfst dich nicht beschuldigen>, meinte ich.

<Aber du?> Es wurde still. Ich begann, wieder auf den Eingang zuzugehen: <Ich lag falsch, weißt du? Man sollte niemals etwas aufgeben, an das man glaubt. Das gilt für Alina und für die ganze Geschichte, die geschehen ist. Ich habe mich fünf Monate lang versteckt und am Schluss haben sie mich doch gefunden. Man kann sich nirgendwo vor seinem Leben verstecken und das hier gehört seltsamerweise zu meinen Leben dazu.>

<Ich lag auch falsch>, erwiderte Curai, <Ihr seid die Menschen, für die ich euch hielt. Ich denke nicht, dass es meinen Anstoß vor der Mission gebraucht hätte, um euch in die richtige Richtung zu lenken. Ihr gehört hierher – manchmal.> Ich lachte leise, lächelte dem verwirrt schauenden Wachmann zu, als er meine Karte überprüfte. “Ist alles in Ordnung, Ma’am?“

Ich nickte: “Ich habe nicht über Sie gelacht.“ Er nickte mir zu, die Frage stand in seinen Augen. “Schon gut“, winkte ich ab, “Vielleicht erkläre ich es Ihnen irgendwann mal.“ Er nickte: “Ja, Ma’am.“ Ich betrat die Fahrstuhlkabine: <Alle Fans sollten hiervon wissen. Alle gehören hierher.>

<Fans sind die besten Kämpfer, denn sie sind es gewohnt, zu kämpfen ... um Akzeptanz>, stimmte Curai zu. Ich drückte die Ebene für die Krankenstation.

<Was hast du vor?> fragte Curai.

<Mich bei Janet versichern, dass mit Alina alles klar ist>, antwortete ich.

<Sie ist keine Goa’uld mehr. Sie kommt schon klar>, erwiderte Curai. Ich nickte: <Dennoch ...> Die Türen öffneten sich und ich lief den Gang hinunter: <Wo hat Janet ihr Büro?>

<Keine Ahnung, ich war nur in dem Behandlungsraum>, antwortete Curai. Ich hielt einen Soldaten an und fragte ihn nach dem Weg. Ich folgte seinen Beschreibungen und wäre beinahe in Mac hineingerannt, die gemeinsam mit Minnesota in Janets Türrahmen stand. “Was macht ihr ...“

Minnesota legte mir eine Hand über den Mund und unterbrach meine Frage abrupt. Ich folgte ihrer stummen Aufforderung und blickte um die Ecke.

“Das sollten wir wirklich tun!“ meinte Daniel gerade. Janet lächelte und nickte: “Wie wäre es am Montag, um acht?“

“Hört sich gut an! Ich bin erst in wenigen Tagen auf Mission“, erklärte er. Janet nickte lächelnd: “Wunderbar! Cassy ist auf Klassenfahrt, also ... bei mir?“ Ich riss die Augen auf, mir fiel die Kinnlade herunter.

“Sicher, das wäre schön!“ antwortete Daniel. Minnesota begann zu kichern, sie unterdrückte es gerade noch rechtzeitig, doch ich erkannte, dass sie Mühe hatte, still zu bleiben.

“Also dann“, meinte Janet.

“Also dann“, echote Daniel, blickte sie an. “Tja“, meinte Janet. Er lächelte. Janet räusperte sich, blickte kurz zu Boden und dann wieder hoch. “Das wird toll“, sagte sie dann.

“Ja, sicher“, antwortete Daniel. Sie blickten sich einige Augenblicke stumm an. “Tja“, wiederholte Janet schließlich.

“Ja“, erwiderte Daniel unschlüssig. Mac hielt es nicht mehr aus, sie trat in Janets Büro und sagte: “Also entweder trennt ihr euch jetzt und trefft euch am Montag zu einem romantischen Dinner oder ihr sucht euch gleich ein leeres Gästequartier!“ Janet wurde knallrot. Ich lachte. Daniel verschränkte die Arme und blickte überrascht zu Boden.

“Oh je, das war doch nur gut gemeint, kein Grund, sich zu schämen“, lächelte Minnesota und legte Janet eine Hand auf die Schulter.

“Ich freue mich für euch, wurde auch mal Zeit!“ grinste Mac.

“Was?“ Daniel blickte verwirrt, während Janet ihre Schuhe unglaublich interessant fand.

“Codewort: Shipper!“ rief Mac und wir zogen fröhlich wieder von dannen, stumm darüber einig, dass Janet und Daniel einige Zeit für sich brauchten.

Neue Wege

Sam hatte sich in ihr Labor verzogen, um etwas Ruhe zu finden und die Pläne ihrer Maschine herausgekramt.

Sie freute sich schon auf die neue Biker-Saison, doch vorher musste sie endlich noch den Vergaser und die Bremszüge sanieren. Siler hatte ihr wie immer geholfen, die Maschine still und heimlich ins SGC zu bringen und er würde ihr auch beim Abtransport helfen.

“Uhm ... stör ich?“

Sam wandte sich um und sah Jadda im Türrahmen lehnen. “Heißer Ofen. So eine hätte ich auch gerne.“

“Fährst du auch Motorrad? Was fährst du? Komm ruhig rein, du kannst mir helfen.“

Jadda zog sich einen Stuhl heran und studierte die Maschine genauestens: “Nur eine 500er Suzi. Nichts besonderes, aber es reicht und mehr kann ich mir nicht leisten. Aber sie hat mich noch nie im Stich gelassen, im Gegensatz zu meinem Auto“, Jadda grinste, “und dem Tel’tak.“ Sam begann, die Bremszüge zu lösen und drückte Jadda die öligen Schrauben in die Hand. “Schlechtes Gewissen?“

Jadda überlegte kurz: “Nein, eigentlich nicht. Welche Wahl hatten wir denn? Aber ich gebe zu, es ist ein Unterschied zwischen einem Motorrad und einem Tel’tak.“

“Jep, Motorräder können nicht hochfliegen.“

Überrascht über diese Äußerung begann Jadda zu grinsen. “Genau das habe ich auch Mac gesagt auf dem Tel’tak“, erklärte sie. Sam lächelte sie an: “Tatsächlich?“

“Ja“, antwortete Jadda. Sam nickte zu Jaddas Armen, die teilweise von Pflastern bedeckt waren: “Tut es noch weh?“

“Kaum, obwohl ...“, antwortete die Palacerin, “Ich hätte da mal eine Frage.“

“Raus damit, was ist es?“

“Denkst du wir können den General dazu überreden, uns ... nun sagen wir eine Art Gehalt für diese Mission zu zahlen ... oder ein Schmerzensgeld für meine Backe und das ganze andere schmerzhafte Zeug?“

Sam blickte sie verblüfft an.

“Ja, weißt du, dann könnte ich mir endlich die Bandit 1200 kaufen, Min käme endlich zu ihrem Asgard-Laptop und Mac würde ...“ Jaddas Aufzählung an Argumenten ging weiter und Sam grinste nur stumm, während sie die letzte Schraube am Vergaser löste.

***

Es klopfte. Jack blickte von seinem Computer auf: “Ja?“ Alina trat ein.

“Oh, hi“, grüßte er.

“Hi. Du klingst erfreut, mich zu sehen“, scherzte sie trocken.

“Ich bin nur ... was gibt es?“ fragte Jack übergangslos.

“Tja, zuerst wollte ich dir sagen, dass Janet festgestellt hat, dass ich keine Goa’uld mehr bin.“ Alina setzte sich auf den Stuhl vor Jacks Schreibtisch. “Ich weiß. Ich habe bei ihr angerufen vor etwa einer halben Stunde“, antwortete Jack.

“Außerdem wollte ich mit dir reden ... mich entschuldigen“, erklärte Alina nun. Jack nickte: “Ich mich auch.“

“Gut“, meinte Alina.

“Ja“, antwortete Jack, “Gut.“ Alina stand auf und wandte sich zur Tür. Jack blickte zu Boden, dann auf seinen Computerbildschirm. Er atmete durch und sagte plötzlich: “Warte!“ Alina drehte sich nicht zu ihm um, doch sie blieb stehen und schwieg. Jack räusperte sich und fragte kaum hörbar: “Wusstest du, dass ... Charlie sich nur erschießen konnte, weil ich die Waffe nicht wie üblich weggeräumt hatte?“ Alina drehte sich zu ihm: “Nicht so genau. Ich habe es vermutet.“

“Das ist mir nie zuvor passiert. Ich habe sie immer im Schrank versteckt, doch stattdessen legte ich sie auf den Nachttisch. Ich weiß nicht warum. Er hat sie gefunden und mit ihr gespielt. Er kam gegen den Abzug“, erklärte Jack. Alina schwieg, um Jack nicht zu stören. Sie ahnte, wie viel Mut es ihn kostete, darüber zu reden. Sie wusste nicht mal, ob er bisher je mit jemandem so offen darüber gesprochen hatte.

“Es war ... meine Schuld, dass er starb und ... ich war Schuld an ... deinem Tod.“

“Jack, du ist nicht Schuld, weil es meine Entscheidung war -“

“Und ich war für dich verantwortlich. Wenn jemand unter meinem Kommando stirbt oder verletzt wird, dann ist es meine Schuld. Ich hätte verhindern können, dass Carter von diesem Energie-Dingsda befallen wurde oder dass Teal’c auf Vorash angeschossen wurde. Genauso hätte ich Daniel vor dem Sarkophag retten können. Aber ich war nicht resolut genug, um Carter und Daniel den Wunsch abzuschlagen, mit dem Ding zu reden. Ich konnte auch Taniths Hinterhalt nicht bemerken und ich habe in der Mine nicht auf Daniel gewartet, sonst hätten wir es alle sofort geschafft, dort wegzukommen.“

“Und trotzdem bist du nicht Schuld. Sicher hast du das Kommando über Einheiten und vor allem deine Einheit, aber willst du jeden Tod oder jede schwere Verletzung auf dich abschieben, nur weil du für die Leute verantwortlich bist? Jack, das ist absolut der falsche Weg. Dinge passieren! Und nichts, was du tust kann daran etwas ändern“, erwiderte Alina, “Und ich habe mich nun mal dafür entschieden, dich zu retten und mich vor die Waffe zu werfen. Das war nicht dein Verdienst, Jack. Das habe ich mir selbst zuzuschreiben ... denn, ganz unter uns, ich befolge keine Befehle - also stehe ich nicht unter deinem Kommando!“

Jack lachte. “Als ob das einen Unterschied machen würde ... du bist gestorben, weil ich nicht erfasst habe, wer der Verräter in diesem ganzen blöden Komplex war.“

“Du gibst dir die Schuld“, hakte Alina nach.

“Ja“, antwortete Jack.

“Mit allem Nachdruck“, meinte Alina.

“Ja“, wiederholte Jack.

“So dumm bist du nicht“, sagte Alina wütend. Jack senkte den Blick.

“Es gibt da etwas, was du möglicherweise übersehen hast. Eine Kleinigkeit ... ich bin 17 Jahre alt und nicht mehr neun und ich weiß, was ich tue und warum ich es tue. Ich brauchte dich, damit du die anderen rausbringst ... und ... Sam – dein Team - brauchte dich auch“, sprach Alina heftig weiter, dann fragte sie vorsichtiger: “Warum warst du so wütend auf mich?“

“Weil ich es nicht gewohnt bin, gerettet zu werden. Und weil ich nicht wollte, dass einer von euch für irgendetwas draufgeht. Und du ... du hast mich von Anfang an Charlie erinnert. Und dann tauchst du wieder auf und diese Schlangenköpfe haben dich gequält und ich wusste nicht, was ich glauben sollte oder wie ich mich verhalten sollte. Ich habe nicht darauf vertraut, dass du wirklich du bist“, erklärte Jack.

“Das habe ich gemerkt“, meinte Alina. Jack zuckte mit den Schultern: “Daniel leider auch ... ich ... hätte ihn nicht so anfahren sollen. Aber ich war fertig mit den Nerven.“ Alina senkte den Blick und lächelte leicht. Dann blickte sie wieder auf. Jack erwiderte den forschenden Blick ruhig: “Das war ... ungewohnt.“

“Was?“ fragte Alina, als wisse sie nicht, wovon er rede. “So viel zu reden über ... Gefühle“, antwortete Jack seufzend.

“Du klingst, als wäre das etwas furchtbares“, antwortete Alina.

“Tja, ich bin es nicht gewohnt.“

“Jack, ich habe lange Zeit darauf gewartet, dass ihr kommt. Ich wusste nicht was los war. Ich war schockiert, als ich eine Anwesenheit bei JJ spürte und ich dachte erst, sie hätten euch auch gefangen. Aber weißt du was“, Jack blickte bei diesen Worten fragend auf, “solange ich klar denken konnte – vor der Sarkophaggeschichte – habe ich daran glaubt, dass ihr kommt. Weil nie jemand zurückgelassen wird. Thor hat etwas Mühe investieren müssen, bis ich wieder gesprochen habe ... ernsthaft, ich denke, er wusste nicht, wo ich herkam und ich wusste nicht, was geschehen war. Er war genauso verwirrt wie ich.

Und als ich ihm irgendwann sagte, dass ich von der Erde komme, habe ich ihm auch von SG-X erzählt und unserer Mission. Ich habe manchmal das Gefühl, es klingt wie ein verrücktes Abenteuer, das wir uns ausgedacht haben. Aber das ist es nicht. Es ist mehr. Es ist wahr.“ Jack lächelte: “Thor erwähnte etwas von ’Quellen’. Er klang sehr irdisch, weißt du? Sobald er sich meldet und uns sagt, wie es mit den Replikatoren läuft, spreche ich ihn darauf an.“ Alina lächelte: “Dann ist alles klar?“

“Das wäre schön“, antwortete Jack. Alina grinste und ging um den Schreibtisch herum, umarmte Jack stürmisch. “Wow, immer langsam!“ erwiderte er, während er die Geste zögernd kopierte. Alinas Blick wanderte über Jacks Schreibtisch und sie löste sich aus seiner Umarmung, als sie etwas in der Nähe seines Computer-Bildschirmes entdeckte. “Was ist das?“ fragte sie und griff nach dem Foto. Sie starrte es an: “Wow!“

“Das ... hat Jadda geschossen ... unerlaubter Weise“, erklärte Jack.

“Es ist toll!“ antwortete Alina.

“Dann behalt es!“ schlug Jack vor. Sie lächelte ihn an. “Nein! Stell es hier hin. Hier steht es gut“, meinte sie und lehnte das Foto gegen den Computerbildschirm zurück.

“Okay, dann ...“ Jack kramte in seiner Tasche und zog das Feuerzeug hervor. “Dann behalt das hier!“ schlug er vor. Er drückte es ihr in die Hand. “Ich dachte, die könntet ihr nicht verschenken“, erklärte Alina lächelnd.

“Hey, die Dinger sind echt teuer“, antwortete Jack. Alina lächelte: “Danke!“ Jack lächelte zurück und murmelte: “Willkommen zu Hause!“

***

Der nächste Morgen kam schneller als erwartet. Ich hatte gut geschlafen, was wegen meiner Erschöpfung nicht verwunderlich war.

Ich war aufgeregt wegen der heute angesetzten Übertragung von Curai. Die Tok’ra schwieg. Ich hatte noch nichts von ihr gehört und sie reagierte auch nicht auf zahlreiche Versuche meinerseits, ein “Guten Morgen!“ aus ihr herauszulocken. Sie wurden nur mit einer Gefühlsfront an Nachdenklichkeit und – wie ich meinte – Traurigkeit beantwortet. So gab ich es beim Frühstück mit den anderen von SG-X auf. “Heute wirst du Curai los“, sagte Alina, grinste mich an. “Ja“, antwortete ich nachdenklich und ließ meinen Blick auf meinem Teller kleben.

Minnesota goss Milch über meine Cornflakes. Ich blickte sie fragend an, als sie das bei Alina wiederholte – Jadda hielt ihre Hände über die Schüssel an ihrem Platz: “Für mich ohne Milch, Mutti!“ Mac grinste und widmete sich wieder ihrer Tasse heißen Kakaos. Sie hatte in letzter Zeit genug gesunde Nahrung genossen und begnügte sich mit einem flüssigen Frühstück.

“Für diesen sarkastischen Ton bekommst du Zimmerarrest“, grinste Minnesota als Antwort.

“Guten Morgen, Ladies und ...“, Jack hielt kurz inne, zuckte dann mit den Schultern und fuhr fort: “Ladies.“ Sam tauchte hinter seiner rechten Schulter auf, balancierte eine Kaffeetasse. “Ach ja, Carter und ihre morgendliche Droge!“ scherzte Jack, erntete einen tödlichen Blick und ein übellauniges Murmeln von seinem 2IC. Sie ließ sich neben mich fallen und starrte den Kaffee an. Dabei seufzte sie leise, als trage sie alle Lasten der Welt und des Universums. Jack setzte sich neben Mac – Sam gegenüber.

Er wandte sich an uns: “Überlebenstipp Nr. 1: Sprecht Carter und Daniel niemals vor ihrer dritten Tasse Kaffee an!“ Ich spürte, wie Sam sich ruckartig bewegte.

“Autsch! Carter!“ rief Jack protestierend. Sie lächelte ihn engelsgleich an: “Sir?“

“Sie haben mich getreten!“

“Sir? Ich? Meinen Vorgesetzten?“

Jacks lauernder und fragender Blick wanderte zu mir. Ich hob abwehrend die Hände und sprudelte hervor: “Also, ich war’s nicht!“

“Überlebenstipp Nr. 2: Ärgert Carter und Daniel niemals vor ihrer dritten Tasse Kaffee!“ grinste Mac. Jack blitzte sie an: “Das findest du wohl witzig?“ Sie wurde todernst: “Nein!“

“Gut so!“ lobte Jack. Ich stand seufzend auf: “Ich muss mit Teal’c reden. Jack?“ Er blickte mich an. Ich wartete.

“Was?“ fragte er.

“Wo ist Teal’c?“ übersetzte Jadda meine Aufforderung an ihn. “Er faselte was von Daniels Büro und Übersetzungen“, antwortete der Colonel, blickte Carter prüfend und misstrauisch an. Er massierte scheinbar noch immer die getroffene Stelle, die wohl auf Schienbeinhöhe liegen dürfte. Sam beantwortete sein Starren mit einem zuckersüßen Lächeln. Ich winkte ihnen kurz zu und ging. Jack wandte sich Jadda und Mac zu. “Ich habe das Gefühl, wir drei müssen uns noch unterhalten.“

“Worüber?“ Mac starrte ihn erwartungsvoll an, doch sein Blick ließ ihr den letzten Schluck Kakao im Halse stecken bleiben. “Über Tel’tak-Flugmanöver ...“

Jadda stand rasch auf: “Uhm, ich muss ... Janet bat mich ...“

“Sitzen bleiben!“

Minnesota grinste breit und machte es sich auf ihrem Stuhl bequem. Sie durfte nun in der ersten Reihe sitzen, wenn Colonel Jack O’Neill eine seiner berühmten Predigten hielt ... und sie war nicht mal betroffen!

***

Ich klopfte an die Bürotür. Daniel blickte von seinen Aufzeichnungen auf und lächelte: “Guten Morgen!“

“Morgen!“

Teal’c drehte sich zu mir herum. “Jolinar_Jackson, ich hoffe, du hast gut geruht“, sagte er.

“Ja, danke, Teal’c“, antwortete ich. Er nickte zufrieden.

“Kann ich dich mal für einen Moment sprechen?“ fragte ich. Er nickte: “Selbstverständlich.“

“Moment noch!“ sagte ich und beugte mich über Daniels Schreibtisch. “Das Pergament der Furlinger“, stellte ich fest. Daniel nickte: “Aber ich komme nicht dahinter. Hier ist nur eine Zeile in Goa’uld-Sprache ... scheint eine Warnung zu sein.“ Ich blickte auf das Pergament und nickte: “Es soll die Goa’uld vor dem Betreten der Basen der Allianz der vier Arten warnen. Sie hatten auf vielen Welten Stützpunkte. Das findet sich auf jedem Schriftstück dieser Art.“ Er blickte mich erstaunt an. “Ein bisschen was hat Curai mir doch verraten“, erwiderte ich lächelnd.

Dann besah ich die anderen Schriftzeichen: “Furlinger-Sprache ... Curai will sich das sicher genauer ansehen, sobald sie zurück ist.“ Daniel nickte.

“Teal’c?“

Er folgte mir, als ich aus dem Büro ging. “Was kann ich für dich tun?“ fragte er, als wir den Lift betraten.

“Ich habe nur eine Bitte an dich“, meinte ich langsam. Er blickte mich wartend an. Ich biss mir auf die Unterlippe und sagte dann: “Ich brauche einen Rat!“

***

In der Umkleide zogen wir uns vor der Mission um. “Aufgeregt?“ fragte Minnesota. Ich nickte langsam. Dann lächelte ich: “Sehr!“

“Hey, Jadda!“ rief Mac und die Angesprochene blickte auf, “Hast du Fotos gemacht?“ Jadda nickte.

“Echt? Die will ich aber dann sehen“, meinte ich.

“Sicher!“ antwortete Jadda grinsend.

“Auch von dem beschädigten Tel’tak?“ wollte Alina neugierig wissen. Jadda nickte.

“Wieso das?“ wollte ich verwirrt wissen.

“Na, für die Versicherung natürlich“, antwortete Jadda breit lächelnd.

***

Ich betrat mit Alina den Torraum. “Reiseproviant?“ fragte ich Jadda, die sich schon wieder einen Schokoriegel zu Gemüte führte. Sie nickte: “Immerhin legen wir Millionen von Kilometern zurück.“ Ich blickte sie skeptisch an und fragte: “Und du hast nur einen Schokoriegel dabei?“

“Okay, Camperfreunde! Es wird Zeit, dass wir unsere Lieblingsnachbarn besuchen“, scherzte Jack, als der dritte Chevron einrastete. Sam und Daniel stürmten den Torraum.

“Wie nett, dass ihr uns auch beehrt!“ meinte Jack mit einem demonstrativen Blick auf die Uhr. Daniel verdrehte die Augen. Als Jack sich zu Teal’c umwandte, flüsterte Sam Daniel etwas zu. Er grinste breit und blickte zu Jack hinüber, sodass kein Zweifel am Thema des kurzen Flüsterns blieb.

“Wie die kleinen Kinder!“ seufzte Minnesota lächelnd, “Habt ihr eigentlich inzwischen was von Thor gehört?“ Sam nickte: “Er meinte, sie würden das Problem bald in den Griff kriegen. Sie haben wohl vor, die Replikatoren in eine Art Falle zu locken. Ich habe aber nicht mehr herausfinden können ... uhm, das Tel’tak wird anschließend von einem Abgesandten der Tok’ra abgeholt werden – sobald der Planet sicher ist.“

“Hoffentlich dauert das noch so lange, bis wir gaaanz weit weg sind“, meinte Mac und Jadda nickte zustimmend. Das Tor öffnete sich rauschend. “In Ordnung, Leute! Lasst uns losziehen!“ Jack lief voran durch das Wurmloch. Ich ging als letztes, blickte noch mal zu Hammond zurück. Er nickte mir zu. Ich seufzte und verließ die Erde.

***

“Wie lange dauert so etwas denn?“ fragte Alina nervös und stiefelte unruhig auf und ab.

“Warum wir nicht dabei sein dürfen, ist die nächste Frage“, meinte Mac und spielte mit dem Reißverschluss ihrer Jacke. Alina verzog angeekelt das Gesicht: “Da willst du dabei sein?“ Mac zuckte mit den Schultern: “Warum nicht? Solange ich nicht selbst betroffen bin.“ SG-1, Jadda, Mac, Minnesota und Alina waren gleich nach unserer Ankunft gebeten worden, während der Übertragung in einem Nebenzimmer zu warten und so hatten die acht sich dort niedergelassen.

“Das ist doch keine so komplizierte Angelegenheit“, seufzte Alina ungeduldig.

“Ganz ehrlich, die ganze Übertragungssache macht mich nervös“, verkündete Jadda, “Wenn es so läuft wie bei Tanith -“

“Es wird nicht laufen wie bei Tanith, sondern wie bei Jacob“, unterbrach Alina sie.

“Oh ja und das ist um so vieles besser!“ meinte Jadda.

“Beziehungsweise appetitlicher“, ergänzte Mac.

“Käme für mich nicht in Frage als Vegetarier“, meinte Jadda.

***

Ich blickte Garshaw an: “Danke!“ Sie lächelte: “Das ist kein Problem!“ Ich lächelte zurück und blickte zu Quasic. Ihre grauen hellen Augen waren denen von Curais früherer Wirtin Cavo’si ähnlich. Quasic wirkte jedoch ernster als die junge Frau, die wir vor fünf Monaten kennen gelernt hatten und auch erheblich jünger.

Insgesamt gesehen war Cavo’si sowieso ein besonders fröhliches Mitglied der Tok’ra gewesen. Ich nickte Quasic zu: “Viel Glück!“ Dann wandte ich mich um und wollte gehen. Garshaw rief mich zurück: “Jolinar_Jackson!“ Ich drehte mich zu ihr um. Sie faltete ihre Hände vor ihrem Körper: “Das war ein großer Schritt. Es tut weh, die zu verlassen oder zu verlieren, die man mag oder liebt.“ Ich zögerte und blickte zu Boden, dann versicherte ich: “Ich werde es schon verkraften ... und der Kontakt bleibt ja bestehen.“

Ich wandte mich um und trat durch einen Durchgang zu den anderen. “Und?“ fragte Minnesota, “Geht es dir gut?“ Ich nickte.

“Okay, dann lasst uns nach Hause gehen“, meinte Jack. Ich schüttelte den Kopf: “Ich ... ich werde ... nicht gehen.“ Alina drehte sich ruckartig wieder zu mir. “Wie bitte? Was redest du denn da?“

“Curai ... ich ... ich konnte es nicht.“ Ich ließ mich auf einen der Stühle in dem Raum fallen.

“Wie sollen wir das verstehen? Dass du immer noch plus Schlange da bist?“ fragte Jadda lauernd. Ich nickte langsam.

“Aber, JJ -“

“Ich konnte es nicht!“ unterbrach ich Mac, “Ich habe mich mit Curai angefreundet. Sie ist inzwischen ein Teil von mir ... ich meine, wir teilen den Körper seit fünf Monaten ... wir sind ... zusammengewachsen. Ich war selbst erstaunt, glaubt mir! Aber seit wir von der Mission wieder da sind ...“ Ich unterbrach mich. Mac nickte: “Deshalb warst du so reserviert. Du hast Gedanken gewälzt.“

“Das lasse ich auf keinen Fall zu!“ sagte Jack, wandte sich barsch an Garshaw und Jacob, die hinzu gekommen waren, “Wie könnt ihr das verantworten? Sie ist noch ein halbes Kind!“

“Was glaubst du, wie alt Quasic ist ... sie leidet an einer Erbkrankheit, die sich bis jetzt noch nicht ernsthaft ausgewirkt hat ... sie ist 16“, erklärte Garshaw.

“Und was geschieht jetzt mit ihr?“ fragte Daniel.

“Wir haben einen Symbionten für sie. Einer unserer Agenten ist mit zu gefährlichen Verletzungen zurückgekehrt, als dass sein Symbiont noch etwas tun kann. Er liegt im Sterben. Wir bringen Quasic gleich zu ihm“, erklärte Garshaw und legte einen Arm um die Schultern des Mädchens, das schüchtern eingetreten war. Diese senkte den Blick unter Jacks Starren und fuhr sich durch die kurzen, blonden Haare.

“Es ist in Ordnung, Jack“, sagte ich.

“Weißt du wirklich, worauf du dich da einlässt?“ wollte Sam wissen.

“Da draußen warten gefährliche Missionen und du willst sie durchführen? Was ist, wenn du in Gefahr gerätst?“ fragte Daniel.

“Es wäre auch nicht anders, als mit euch zu arbeiten. Ihr geratet immer in Gefahr“, erklärte ich ihm.

“Das stimmt nicht. Einmal waren wir auf einem Planeten, auf dem wir auf ein friedliches Bauernvolk gestoßen sind“, sagte Jack. Sam räusperte sich: “Sie dienten Lord Nyx und nahmen uns gefangen.“

“Und was ist mit dieser Steinwüste von vor drei Monaten?“ fragte Jack.

“Uhm, da wurden wir von Jaffa erwartet“, meinte Daniel.

“War das nicht erst der Planet danach?“ wollte Jack wissen.

“Nein, O’Neill, auf dem Planeten danach nahmen wir an einem Dorffest teil und sowohl du als auch Major Carter benahmen sich äußerst freizüg -“

“Sh!“ ging Jack dazwischen. Dann sagte er: “Genau, ein Fest! Keine Gefahr!“ Er wandte sich an mich: “Ha! Also, hol die Schlange aus deinem Kopf und lass uns gehen.“

“Nein“, antwortete ich, “Jack, ich habe zweite und dritte Meinungen eingeholt.“

“Bei wem?“

“Teal’c und General Hammond“, antwortete ich.

“Und warum haben mir die beiden nichts davon gesagt?“

“Weil ich es nicht wollte. Und zwar genau deshalb!“ antwortete ich gereizt.

“JJ“, Minnesota blickte mich ernst an, “Jack hat Recht. Das kann wirklich gefährlich werden. Und außerdem ...“

“Aber ich gehe doch nicht auf solche Missionen“, erwiderte ich.

“Nicht?“ echote Jadda.

“Nein“, ich lächelte, “Und wenn ihr mich ausreden lassen würdet, hätte ich es euch erklärt. Curai ist Wissenschaftlerin ... Expertin für die Allianz des Großen Plans. Sie geht auf Ausgrabungen ... das war es schon.“ Es wurde still. “Wir versichern euch, dass ihr nichts zustoßen wird. Curai ist sehr erfahren und wir werden nichts Unmögliches von JJ und ihr fordern“, sagte Jacob. Ich blickte ihn dankbar an. “Ich will das wirklich! Glaubt mir bitte, dass ich lange genug darüber nachgedacht habe. Ich habe immer noch die Möglichkeit, auszusteigen ... aber vorerst will ich das.“

“Was ist mit der Schule?“ fragte Alina.

“Darüber denke ich nach, wenn es nicht geklappt hat“, meinte ich, “Bitte! Seid nicht böse deshalb. Ich will das!“ Minnesota, Mac, Jadda und Alina blickten mich an. “Außerdem“, sagte ich leise, “hättet ihr immer einen Grund, ins SGC zurückzukehren.“

“Nee, Snakie, das kannst du nicht machen, das geht nicht!“ sagte Minnesota bestürzt.

“Min!“ Ich blickte sie flehend an. Sie schüttelte den Kopf: “Ich bin 100%ig dagegen!“ Ich starrte sie an. Minnesota war jemand, den ich wegen ihres großen Engagements sehr schätzte. Sie wusste meistens weiter und sie war für jeden immer da. Eigentlich hatte ich gleich nach Alina mit ihrer Zusage gerechnet.

Doch auch die anderen drei ließen mich im Stich, blickten mich kopfschüttelnd an. “Min -“

“Das sind die Tok’ra, JJ – entschuldigt, Jacob, Garshaw -, aber bei denen geht ständig etwas schief. Bei denen steht ’Alles läuft schief’ auf dem Tagesplan. Ich werde auf keinen Fall weggehen und dich hier lassen.“

“Sie hat recht, JJ!“ nickte Jadda. Mac fügte hinzu: “Das kannst du nicht machen. Du gehörst zu uns auf die Erde!“ Sogar Alina ließ mich im Stich: “Wir sind gerade erst wieder zu fünft zusammengekommen.“ Ich schüttelte fassungslos den Kopf: “Was ist los mit euch?“

“Oh, nichts weiter, weißt du ... du willst nur bei den Tok’ra leben – praktisch als Anises Nachbarin. Wie oft haben wir ...“ Minnesota senkte die Stimme, da sie Rücksicht auf Garshaw und Jacob nahm und fuhr fort, “gelästert über diese Typen. Ich meine ...“

“Ich verstehe, was du meinst“, antwortete ich.

“Und dein Argument von wegen Ausgrabungen und so ... Daniel geht auch auf Ausgrabungen ... und sieh ihn dir an!“ Jadda blickte zu Daniel und dann wieder zu mir: “Wie oft ist er noch gleich gestorben?“ Ich blickte sie ungläubig an. Minnesota legte mir eine Hand auf die Schulter. “Denk doch mal nach, Snakie, wir wollen dir nicht irgendetwas wegnehmen oder dir schaden oder so was ... wir machen uns nur Sorgen. Ich verstehe dich ja, es ist eine einmalige Chance und ich gönne sie dir, aber wir verlieren wieder jemanden.“

Ich schüttelte den Kopf: “Das ist doch nicht dasselbe.“

“Nein, aber das selbe Ergebnis“, antwortete Mac.

“Und was ist mit deiner Familie? Wie sollen wir ihnen das erklären?“ fragte Alina.

“Ich erwarte nicht, dass ihr es ihnen erklärt. Ich werde das tun. Ich verschwinde doch nicht einfach, ich ... bin doch noch immer da“, antwortete ich. Minnesota schüttelte den Kopf, blickte zu Jadda. Die drehte mich zu ihr und fragte: “Wer schreibt dann die FFs für uns – ich meine, FFs wie deine?“

Minnesota nickte ihr zustimmend zu. Mac fuhr fort: “Und wenn wir die Sterne ansehen, dann überlegen wir, ob du in Schwierigkeiten bist, weil du ein Mitglied von SG-X bist und SG-X ist in dieser Beziehung wie SG-1 ... denen passiert immer was. Und wenn wir ’Stargate’ sehen und den Tok’ra passiert etwas, dann fragen wir uns, ob du in Ordnung bist.“

Sie schloss mich in die Arme. “Wir wollen dich doch nicht verlieren.“

Ich wischte mir über die Augen. Alina trat zu uns und umarmte mich ebenfalls: “Lass es sein, JJ! Bitte!“ Ich wischte mir die Tränen weg, die mir über das Gesicht liefen und flüsterte: “Ihr verliert mich nicht.“

“Wie kannst du da so sicher sein?“ fragte Jadda, als sie sich uns anschloss. Minnesota trat als letzte dem Club bei und umarmte ebenfalls so viele SG-X-Mitglieder wie sie kriegen konnte. Ich schluchzte leise. Garshaw starrte zu uns herüber, dann zu Jack: “So etwas habe ich noch nie gesehen.“ Sam schüttelte den Kopf: “Wir auch nicht.“ Jacob legte ihr einen Arm um die Schultern. Sie blickte ihn an: “Dad -“

“Wir würden auf sie aufpassen. Schon allein deshalb, weil die vier anderen wie Furien über uns wären, wenn ihr etwas zustoßen sollte“, versicherte er.

“Ja, sie sind entsetzlich, wenn sie wütend sind“, bestätigte Jack.

“Sie sind starke Krieger des Geistes“, nickte Teal’c.

“JJ?“

Ich blickte zu Minnesota. “Hier geht es um keinen Wochenendausflug, sondern um dein Leben. Das ist dir klar?“

Ich nickte: “Ja. Aber ich will es. Sogar nach diesem ... nachdem ihr ... ich könnte nicht ohne euch.“ Minnesota seufzte tief. Sie starrte lange ins Leere. “Tja, da dasselbe für jeden von uns gilt, rate ich dir, gesund nach Hause zu kommen“, sagte sie schließlich. Ich nickte langsam: “So gesund wie noch nie.“ Jack blickte nachdenklich zu uns. Sam kam auf mich zu und umarmte mich. “Ich wünschte, ich hätte diese Chance gehabt, Jolinar näher kennen zu lernen“, sagte sie. Ich nickte: “Ja.“

***

“Und du willst das wirklich tun?“ Alina blickte mich forschend an. Sowohl sie als auch die anderen waren noch immer nicht recht überzeugt. Ich lächelte: “Sicher. Curai hat ein halbes Jahr auf der Erde verbracht, vielleicht ... es ist nur fair.“ Sie nickte und umarmte mich. Ich spürte, dass sie zitterte. “Hey, nicht weinen, Alina, bitte. Wir haben doch gerade aufgehört“, flüsterte ich und merkte gleichzeitig, wie auch ich schwach wurde. Sie lachte leise. “Na ja, wir verabschieden uns jetzt das zweite Mal für lange Zeit“, erklärte sie und blickte mich mit feuchten Augen an.

“Was redest du da? Ich komme natürlich ab und zu vorbei. In ein paar Tagen wird meine Familie eingeflogen, dann kann ich ihnen alles erklären, aber wir sehen uns dann mit Sicherheit spätestens in einem Monat“, schwor ich. Sie grinste. Ich wandte mich an Minnesota, Jadda und Mac. “Ihr passt auf sie auf? Pyjama-Parties, Video-Abende, Conventions ... oh, und vergesst nicht, mir die nächsten Folgen aufzunehmen!“ sagte ich. Minnesota lächelte tapfer: “Aha, sie denkt immer nur an andere.“

Sie zwinkerte mir zu. “Garantiert nicht“, versprach sie dann und umarmte mich kurz aber fest, “Aber du musst die Aufnahmen bei mir zu Hause abholen ... und zwar persönlich!“

“Pyjama-Parties, Video-Abende, alles wie gehabt ... nur du wirst uns fehlen. Es scheint, als würde immer einer in der Gruppe abwesend sein“, meinte Jadda und zog mich ebenfalls in ihre Arme. “Ja, scheint ganz so. Ich bin ja nicht aus der Welt!“ munterte ich sie auf. “Lügnerin!“ murmelte sie und blickte mich an. “Ich bin ja nicht aus dem Universum“, verbesserte ich mich. “Schon besser“, meinte sie. Mac grinste, als sie mich umarmte. “Sorgt dafür, dass der Bericht über die erste Mission fertig und veröffentlicht wird ... schreibt einen zweiten, ja? Ich kümmere mich ebenfalls darum. Sam hat mir einen Laptop zugesagt.

Sie kann ihn sicher irgendwie an eine Tok’ra-Energiequelle ankoppeln. Schickt mir eure Versionen per E-Mail an die alte Adresse. Sam kann es mir auf Diskette mitbringen, wenn sie ihren Vater besuchen kommt“, sagte ich. Mac nickte: “Die Palacer werden den Bericht lesen und zwar schon bald. Schreib mal!“ Ich lächelte: “E-Mails auf Diskette.“ Mac nickte.

“So ...“, meinte Sam und trat zu mir. “Eine Tok’ra?“ fragte sie dann zwinkernd.

“Auf Probe“, fügte ich schief grinsend hinzu, “Möglicherweise kriege ich in zwei Tagen schon Heimweh.“

“Das bezweifle ich zwar, aber du bist jederzeit willkommen. Dad hat das GDO, falls du es brauchst ... und den Code der Tok’ra“, sagte Sam und umarmte mich. “Versorgt Jack mit vielen Slashs! Ich glaube, er benötigt etwas Aufklärung im Bereich der FF-Welt“, meinte ich und blickte zu ihm.

“Garantiert!“ sagte Sam. Dann flüsterte sie: “Und ich werde im Raum bleiben, während er das liest ... das lasse ich mir nicht entgehen.“

“Ich denke aber, die Shipper-Stories werden dir besser gefallen, oder?“ zwinkerte Alina Jack zu. Der grinste. “Es sind nur Geschichten“, sagte er dann. Er umarmte mich.

“Aber sicher“, bestätigte Minnesota grinsend.

“Daniel, Curai möchte, dass du ihr Bescheid gibst, sobald du mit den Übersetzungen an den Wänden der Transportkammer weitergekommen bist. Du hast die Kopien ihrer Unterlagen über die Furlinger-Sprache, oder?“ fragte ich. Er nickte: “Ein Tok’ra gab sie mir, während wir auf deine Übertragung warteten. Du sagst mir wegen des Pergamentes der Furlinger und der Übersetzung davon Bescheid, nicht wahr?“ Ich nickte. Er schloss mich in die Arme. “Wir reden darüber“, versprach er. Curai gelangte an die Kontrolle: “Ich weiß nicht, auf welchem Planeten ich die nächste Ausgrabung durchführen werde. Meldet euch einfach hier. Sie wissen immer, wo sie mich finden.“

Jack nickte, bevor Teal’c mir die Hand schüttelte. Ich übernahm die Kontrolle und grinste ihn an. “Wir sehen uns, Großer.“

Er nickte und deutete dann kurz eine Verbeugung an. Daniel begann, den Code für die Erde in das DHD einzutippen. Jacob umarmte seine Tochter und sprach leise mit ihr. Jack, Daniel und Teal’c begaben sich zu ihnen, während sich das Tor drehte.

“Ich schwöre euch, das war nicht unsere letzte Reise“, meinte Alina.

“Ich schwöre euch, damit hast du ganz sicher Recht!“ erwiderte Minnesota.

“Ruft nicht mich an, ich rufe euch an!“ sagte ich.

“Bei dir klingt das nur halb so cool wie bei Jacob“, neckte Jadda.

“Wann hat er das denn gesagt?“ fragte Mac erstaunt. Die vier wandten sich langsam zum Stargate, das sich inzwischen geöffnet hatte.

“Na, in ’Die Tok’ra’, wo sonst?“

“Das habe ich gar nicht mitbekommen.“

“Ich auch nicht.“

“War ungefähr derselbe Wortlaut.“

“Es kommt ganz am Schluss, er verabschiedet sich da gerade.“

“Bei mir klingelt es noch immer nicht.“

“Mein Gott, wer bist du eigentlich? Ein Fan?“

“Genau wie du. Wer erinnerte sich bei einem Video-Abend nicht an den Namen von dieser Edora-Frau ... Laira?“

“War ein Versehen.“

“Genau wie bei mir eben.“

Ich grinste, während die vier sich, das Necken einen Moment unterbrechend, zu mir umdrehten und winkten. Dann verschwanden sie im Ereignishorizont.

“Seid ihr in drei Tagen da, wenn ich zur Erde komme?“ fragte ich SG-1. “Eigentlich schon“, antwortete Jack.

“Ja, mit Sicherheit. Erst einen Tag danach haben wir wieder eine Mission“, erwiderte Sam.

“Hoffentlich wird die verschoben“, murmelte Jack.

“Ich denke, das wird interessant, Sir.“

“Das UAV zeigte bei einem kurzen Erkundungsflug eine Zivilisation, die auf unserem Entwicklungsstand sein dürfte ... zumindest in etwa“, holte Daniel begeistert aus.

“Locker bleiben, Steinchen-Junge! Da war schon ein UAV?“ hakte Jack nach.

“Ja, O’Neill. SG-3 holte es zurück. Für die erste Kontaktaufnahme sind wir zuständig“, teilte Teal’c mit.

“Hab ich gar nicht mitgekriegt“, meinte Jack.

“Typisch!“ murmelte Daniel. Die vier verschwanden ebenfalls im Horizont. Jacob, der das Tor bis eben offen gehalten hatte, gesellte sich zu mir.

Rauschend schloss sich das Portal, versperrte mir die letzte Chance, ebenfalls spontan zu Erde zurückzukehren.

“Fertig?“ fragte Jacob. Ich starrte das Tor an. Dann lächelte ich ihm zu und ging mit ihm zu den Ringtransportern. Sie brachten uns in die Anlage. Ich trat ein Stück zur Seite, bevor ich einige Tok’ra beobachtete, die sich unterhaltend die Gänge hinabwanderten.

“Alles in Ordnung?“ hakte er nach. Ich blickte zu ihm. “Ein wenig unsicher, das ist alles“, erwiderte ich.

“Na, dann komm, ich zeige dir wo du schlafen kannst“, meinte er und schlenderte den Gang hinunter. Ich blickte auf die Stelle, an der die Ringtransporter installiert waren.

<Jetzt beginnt ein neues Leben>, sagte Curai.

<Es hat schon längst begonnen>, verbesserte ich und folgte Jacob, während ich mir das Gespräch am Tor noch einmal durch den Kopf gehen ließ. Vor allem zwei Sätze blieben bei mir hängen und wiederholten sich ständig.

“Ich schwöre euch, das war nicht unsere letzte Reise.“

“Ich schwöre euch, damit hast du ganz sicher Recht!“


Und ganz plötzlich wusste ich, dass es so war.


Dies ist eine Fanfiction ...

Oder?



Ende

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