Laws by JolinarJackson
Summary: Auf einer Mission werden Daniel und Teal’c schwer verletzt und Sam verschwindet spurlos.
Categories: Stargate SG-1 Characters: Daniel Jackson (SG-1), Jack O’Neill (SG-1), Multi-Chara, Samantha Carter (SG-1), Teal’c (SG-1)
Genre: Action, Friendship, General, Hurt/Comfort
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 17901 Read: 2362 Published: 28.01.13 Updated: 28.01.13
Story Notes:
Pairing: etwas S/J, wegen dem relativ frühem Setting kann es noch nicht sonderlich viel zwischen den beiden geben

Warnung: Die Story ist nicht sonderlich brutal, allerdings könnten angesprochene Themen für jüngere Leser nicht geeignet sein (Non-Con-Andeutungen und Gespräche über Non-Con)

Anmerkung: Ich habe mal vor langer, langer Zeit ein FB bekommen (ich glaube von Jenny), in dem sie mich bat, eine Story zu schreiben, in der Teal’c mehr involviert ist. Daraufhin habe ich das Grundgerüst für diese Story entwickelt, in der Teal’c mehr Bedeutung haben sollte. Daraus geworden würde eine H/C-Story, die sowohl mein übliches Opfer Daniel, als auch Sam und Teal’c in wichtige Ereignisse einbindet. Komplett wurde die Geschichte durch das Durchnehmen des Lehnswesen im Geschichtsunterricht. Ich studiere seit Oktober, also könnt ihr euch denken, wie lange ich schon an dem Ding rumbastle. Feedbacks wären nett!

1. Kapitel 1 by JolinarJackson

Kapitel 1 by JolinarJackson
Laws


“Ich möchte auf der Stelle wissen, wo meine Leute sind!“, explodierte Jack, blickte in das hochmütige Gesicht des Mannes vor ihm.

“Du wirst es nicht erfahren, wenn du dich weiterhin so unmöglich benimmst“, erklärte Eponem ruhig.

Jack stieß hart die Luft aus und fragte ruhiger, aber noch immer voller Hass: “Wo ist Carter? Was ist mit Daniel und Teal’c?“

“Colonel!“ Kevin Campbell legte Jack eine Hand auf die Schulter. Der Anführer der SG-4-Einheit schüttelte den Kopf: “Wir werden mit feindlichen Handlungen nichts erreichen.“

“So ist es“, erwiderte Eponem. Der kleine Raum, in dem sich das Amtszimmer des Dorfanführers befand, wirkte durch die fünfköpfige Anwesenheit der Ta’uri geradezu beengend. Jack hätte den Kerl vor ihm am liebsten erwürgt.

“Erklär es mir! Erklär mir, wie es sein kann, dass ich für einen Tag diesen verdammten Planeten verlasse, meinen Leuten den Aufenthalt bei friedlichen Dorfbewohnern erlaube und wenn ich zurückkomme, sind sie verschwunden. Erklär es mir!“, verlangte Jack wütend.

“Teal’c und Dr. Jackson befinden sich in diesem Dorf, Colonel“, antwortete Eponem.

“Und weiter? Wo ist Carter?“, fragte Jack.

“Wo die Frau ist, weiß ich nicht. Aber glaube mir, Dr. Jackson und Teal’c werden für das, was sie unserer Allianz angetan haben bezahlen. Du kannst beruhigt zu deinem Planeten zurückkehren“, erklärte Eponem. Jack starrte ihn ungläubig an. An diesem Punkt nickte Colonel Campbell Major May zu und sie trat vor. Ihre blauen Augen erfassten die grünen des Dorfanführers.

“Eponem, wir halten es für unmöglich, dass Dr. Jackson oder Teal’c etwas getan haben könnten, was den Vertrag verletzt hat“, sagte sie. Eponem lächelte zufrieden bei dem freundlichen Ton, den die Frau anschlug. “Also, würdest du uns bitte erklären, was geschehen ist?“

“Natürlich“, antwortete Eponem freundlich.

“Könnte Colonel O’Neill währenddessen bitte zu Dr. Jackson und Teal’c gebracht werden?“, wollte Major Richards wissen.

Eponem nickte: “Das ist kein Problem.“

“Und warum geht es nicht gleich so?“, fragte Jack wütend und verließ die Hütte.

“Du musst Colonel O’Neill verzeihen. Er hängt sehr an seinen Leuten. Ich bin sicher, das ist alles nur ein Missverständnis“, meinte Major May.

“Das denke ich nicht, aber ich verstehe den Colonel natürlich“, antwortete Eponem und nickte einem jungen Mann zu, der neben seinem Schreibtisch stand, “Führe Colonel O’Neill und Colonel Campbell zu der Zelle!“ Der Mann nickte und ging mit Campbell nach draußen, um zu O’Neill aufzuschließen, der dort ungeduldig wartete.

“Ich begleite sie“, verkündete Major Richards. Mit schnellen Schritten war er ebenfalls nach draußen entschwunden.

“Eponem, erklär mir, was passiert ist! Colonel O’Neill sagte, ihr wäret mit den geologischen Forschungen einverstanden gewesen. Er ließ Captain Carter, Dr. Jackson und Teal’c hier, weil er euch als friedlich einstufte“, erklärte Major May.

Eponem nickte: “Wenn ihr es denn wissen wollt ...“

***

Jack folgte dem jungen Mann gemeinsam mit Campbell und Richards über den leergefegten Dorfplatz in ein Gebäude etwas abseits der Siedlung. An der Tür stand ein Mann mit Gewehr und nickte dem Begleiter der drei Ta’uri freundlich zu, bevor er Platz für sie machte. Innerhalb des Hauses befand sich ein Gang von etwa fünf Metern Länge, der von zwei Zellen an den gegenüberliegenden Wänden geschmälert wurde. Die Gitter lagen eng nebeneinander, umgaben die Gittertüren zu den Zellen. “O’Neill!“ Teal’c stand von der Pritsche auf, an deren Rand er gesessen hatte und humpelte auf Jack zu.

Am Gitter blieb er stehen. Jack musterte ihn kritisch. Er hatte ein blaues Auge, die Hose an seinem linken Bein wies Löcher auf, deren Ränder verkohlt waren. Er hatte Schnitt- und Schürfwunden und viele Kratzer am Kopf und sein T-Shirt wies noch weitere Stellen auf, in die Löcher gebrannt waren. Er keuchte, als er sich gegen das Gitter lehnte. “O’Neill, wir wurden überfallen. Du darfst diesen Männern nicht glauben. Captain Carter ist noch immer verschwunden und sie haben mir Daniel Jackson wieder entrissen, bevor ich etwas tun konnte. Ich konnte ihn nicht schützen“, erklärte er.

Jack nickte ihm zu. “Das kriegen wir hin, T. Wie schlimm sind deine Verletzungen?“

“Mein Symbiont kann sie heilen, doch es wird dauern. Außerdem wären Nahrung und Wasser von Vorteil“, erklärte der Jaffa.

Jack nickte: “Verstehe. Wo ist Daniel jetzt? Ist er verletzt?“ Teal’c wandte den Blick kurz hinter sich, bevor er wieder seinen Anführer ansah. Jack lehnte sich zur Seite und erkannte den Archäologen auf der Pritsche, auf der Teal’c zuvor noch gesessen hatte.

“Er ist bewusstlos, O’Neill. Es geht ihm nicht gut. Ich habe ihn die ganze Nacht gesucht, doch ich konnte ihn nicht vor dem Morgengrauen finden und da haben sie uns entdeckt. Es tut mir leid“, erklärte Teal’c.

“Schon gut, Teal’c!“, beruhigte Jack und drehte sich zu ihrem Begleiter um, “Schließt die Tür auf!“

Der Mann verschränkte die Arme vor der Brust: “Ich habe nicht die Erlaubnis dazu, Colonel O’Neill. Die beiden werden für ihre Taten zur Verantwortung gezogen werden. Der Jaffa ist für den morgigen Tag zum Tode verurteilt.“

“Das seht ihr vielleicht so“, sagte Jack und ein drohender Unterton schlich sich ein, als er fortfuhr: “Wir gewähren unseren Verdächtigen eine vernünftige Verhandlung, bevor wir sie verurteilen. Hatte Teal’c die Möglichkeit sich zu verteidigen?“

“Natürlich, doch die Spuren waren eindeutig“, erwiderte der Mann.

“Welche Spuren?“, fragte Jack.

“Teal’c ist für den Tod von drei Männern verantwortlich, die er vorsätzlich angriff. Darauf steht die Todesstrafe. Und gemeinsam mit Dr. Jackson hat er vorher versucht, den Vertrag zu brechen“, erklärte der Mann kalt.

“Das ist nicht wahr. Ihr habt uns angegriffen“, erklärte Teal’c.

“Das ist eine Lüge ... alles war gut, bis ihr euch eingemischt habt. Ihr hättet euch an den Vertrag halten sollen. Die Männer, die du getötet hast, taten nur ihre Pflicht“, erwiderte der Mann kalt.

“Schließ sofort diese verdammte Tür auf!“, verlangte Jack lautstark.

“Nicht vor morgen“, erklärte der Mann standhaft. Jack blickte ihn kalt an, dann drehte er ich zu der Zelle um, spielte offenbar mit dem Gedanken, die Tür aufzuschießen.

“Ihr riskiert einen interplanetaren Zwischenfall“, erklärte Colonel Campbell nun, “Lasst uns zu unseren Leuten durch. Sie müssen versorgt werden.“

“Colonel!“, keuchte Major May und betrat mit polternden Schritten das Gebäude. Ihr auf den Fersen waren Eponem und das letzte Mitglied des SG-4-Teams – Captain Theron. “Sie wollen Teal’c morgen exekutieren und Dr. Jacksons Strafe wird noch verhandelt“, erklärte die Soldatin hastig.

“Das weiß ich inzwischen. Danke!“, erwiderte Jack. Colonel Campbell nickte seiner Kollegin zu und wandte sich dann an Eponem.

“Ich wiederhole mich ungern, Eponem, aber ihr riskiert einen interplanetaren Zwischenfall und dort wo unsere Waffen herkommen, gibt es noch mehr“, erklärte er geduldig, aber mit drohendem Unterton.

“Euren Freunden wird die Behandlung zuteil, die sie verdienen. Glaubt mir, sobald wir die Frau gefunden haben, werden wir sie mit dem versorgen, was sie benötigt. Sie ist unschuldig“, erklärte Eponem.

“Daniel und Teal’c haben garantiert nichts mit dem zu tun, was hier vorgefallen ist ... nebenbei bemerkt, ich weiß noch immer nicht, was!“, erwiderte Jack lautstark. Seine Nerven lagen blank. Daniel und Teal’c waren verletzt und Sam verschwunden.

Wer wusste schon, was diese Leute ihr angetan hatten?

“Okay, ich habe einen Vorschlag, Eponem -“

“Ich denke nicht, dass er mir gefallen wird“, unterbrach der Anführer Colonel Campbells Versuch einer Einigung.

“Das ist durchaus gut möglich. Ihr wollt Teal’c morgen hinrichten. Woher wisst ihr, dass er in dieser Nacht nicht schon alleine an den Folgen seiner Verletzungen sterben wird?“, fragte Campbell ruhig. Jack blickte zu Teal’c und musterte ihn prüfend. Er wirkte tatsächlich ziemlich schwach, verglich man seine momentane Haltung und sein Auftreten mit der stoischen Würde, die er sonst ausstrahlte. Da sich Campbells Versuch einer Lösung für diesen Zwischenfall bisher nicht schlecht anhörte, machte Jack sich nicht die Mühe, ihn zu unterbrechen. Eponem blickte ebenfalls prüfend zu Teal’c, dann sagte er: “Er steht aufrecht.“

“Und Dr. Jackson?“

“Er wird ebenfalls verurteilt werden, doch seine Strafe wird milder ausfallen, da er lediglich versuchte, den Vertrag zu brechen. Er ist nicht für den Tod meiner Leute verantwortlich.“

“Ohne medizinische Hilfe sehe ich keine Chance, dass ihr eine Verurteilung durchziehen könnt“, versuchte Campbell es weiter.

“Was schlägst du vor?“, wollte Eponem wissen.

“Einen Kompromiss“, erklärte Campbell. Eponem legte die Stirn in Falten.

Misstrauen lag in seinen Augen: “Wie sollte der aussehen?“

“Wir nehmen Dr. Jackson und Teal’c mit zur Erde, wo sie mit Medizin, Nahrung und Wasser versorgt werden. Du kommst ebenfalls mit uns und erklärst uns genau, was vorgefallen ist. Ich verspreche dir, dass Dr. Jackson und Teal’c keine Möglichkeit haben zu entkommen. Wir klären den Vorfall und obwohl wir wissen, dass Menschenleben nicht zu ersetzen sind, werden wir euch mit dem entschädigen, was die drei toten Männer bei der Ernte eingebracht hätten“, sagte Campbell ruhig. Jack mochte den Mann. Er war ruhig und gelassen und sprach auch dementsprechend.

Ohne einen Funken von Angriff in der Stimme. Vielleicht hatten sie ja doch eine Chance ... Eponem schien über das Angebot nachzudenken. Dann blickte er Jack an.

“Deine Männer haben unsere Sitten verletzt.“

“Ich kann dir versichern, dass das nicht in ihrer Absicht lag – vor allem nicht in Daniels Absicht“, erklärte Jack so gelassen, wie es ihm möglich war.

“Sie sind Schuld am Bruch unserer Verhandlungen und am Tode dreier Männer dieses Dorfes“, fügte Eponem hinzu. Jack antwortete nicht. Er blickte zu Teal’c und bemerkte das angedeutete Kopfschütteln in seine Richtung – ein Kopfschütteln, das ihm sagte, dass Teal’c keine andere Wahl gehabt hatte. Eponem schwieg wieder einige Momente, dann schüttelte er den Kopf: “Auf keinen Fall. Ich muss euch bitten, zu gehen!“

***

Es war seit einigen Minuten ruhig im Konferenzraum. Hammond starrte die Wand an, dachte über ihre Möglichkeiten nach, das Ganze auf diplomatischem Wege zu regeln. “Sir“, sagte Jack ruhig, “ich erbitte nochmals die Erlaubnis für eine Rettungsaktion bei Nacht. Keiner wird getötet, wir holen nur Teal’c und Daniel heraus. Sie sind verletzt, Sir! Und wer weiß, wie sie dort behandelt werden.“ Hammond schien noch immer unentschlossen. “Sir, ich empfehle keine diplomatischen Verbindungen mit einigen Idioten, die mein Team gefährden. Wer weiß, was sie mit Carter angestellt haben? Möglicherweise verblutet sie irgendwo halb tot geprügelt ... auch wenn Eponem das Gegenteil behauptet.

Es geht ihr garantiert ebenso schlecht wie Jackson oder Teal’c, sonst wäre sie im Dorf gewesen. Wir wissen ja nicht einmal genau, was mit Daniel los ist“, sagte Jack energisch.

Hammond nickte: “Sie haben recht, Colonel. Dennoch muss ich den Abbruch einer diplomatischen Beziehung dem Pentagon melden und genehmigen lassen.“

“Diese diplomatischen Beziehungen haben doch noch gar nicht richtig begonnen, Sir. Wir haben nur kurz mit ihnen verhandelt. Wir waren gerade dabei, sie näher kennen zu lernen. Offenbar sahen sie den Vertrag schon als abgeschlossen an“, erklärte Colonel Campbell. Jack blickte überrascht zu ihm auf, bemerkte erst jetzt, dass SG-4 ja auch noch anwesend war. Das Team hatte sich in den letzten Minuten still verhalten. “Ich würde eine Rettungsaktion unterstützen, Sir“, schlug Campbell dann vor.

Hammond blickte fragend zu dem Rest des SG-4-Teams. Captain Robert Theron nickte enthusiastisch. Der junge Mann blickte anschließend zu der einzigen Frau des Teams. Major Rachel May nickte ebenfalls und blickte zu dem Soldaten Major Matt Richards. Dieser stimmte mit einem Nicken auch zu.

“Gut“, antwortete Hammond, “Sie starten um 1900! Laut den Sondendaten dürfte es um diese Zeit auf P3D-235 bereits nach Mitternacht sein. Gehen Sie vorsichtig vor – weder Verletzte noch Tote. Wir müssen versuchen, die diplomatischen Beziehungen wenigstens teilweise aufrecht zu erhalten. Ihre Ressourcen an Naquadah sind zu wertvoll.“ Als Jack auffahren wollte, sagte Hammond beruhigend: “Für den Generalstab. Das ist nicht meine Meinung.“ Jack nickte. “Wegtreten!“

***

Jack beobachtete, wie die Wache vor dem Gefängnisgebäude am Rande des Dorfes bewusstlos zu Boden glitt, nachdem Colonel Campbell sich leise angeschlichen und ihm eine Injektion verabreicht hatte. Er würde ihn frühestens einer und in spätestens zwei Stunden wieder zu sich kommen und seinem Chef von dem Verschwinden der beiden Gefangenen berichten können. Jack würde gerne Eponems Gesicht sehen, wenn er davon erfuhr.

Sie öffneten die Tür schnell und lautlos und drangen in das Gebäude mit den Zellen ein. Teal’c stand bereits aufrecht am Gitter als Jack als erster eintrat. Captain Theron und Major May wurden als Wache draußen zurückgelassen. Bisher hatte noch niemand in dem nachtschlafenden Dorf etwas mitbekommen.

“O’Neill!“, sagte Teal’c erleichtert. Jack nickte ihm zu.

“Das ist jetzt nicht so ganz mit Eponem abgesprochen“, warnte er schwach witzelnd. Teal’c nickte ihm erleichtert zu. Sein Gesicht blieb regungslos. “Carter?“, fragte Jack, während Major Richards sich an dem Schloss zu schaffen machte.

“Auch die Dorfbewohner haben sie bisher noch nicht gefunden. Sie ist spurlos verschwunden, O’Neill“, erklärte der Jaffa.

“Es gibt andere Dörfer, oder?“, fragte Jack.

“Das sollten wir wirklich später klären“, meinte Colonel Campbell. Jack nickte zustimmend und trat zurück, als Major Richards das Schloss knackte.

“Sehr gut, lasst uns abhauen. Kannst du laufen, Teal’c?“, fragte Jack.

“Es wir schon gehen, O’Neill, aber Daniel Jackson wird wohl kaum in der Lage dazu sein“, versicherte der Jaffa und kam aus der Zelle heraus. Jack eilte hinein und ging neben Daniel in die Hocke.

“Er ist bewusstlos“, informierte Teal’c.

“Ist er aufgewacht, während wir weg waren?“, fragte Major Richards und kontrollierte Daniels Vitalzeichen.

“Halbwegs, ein Mal. Doch er schlief kurz darauf wieder ein“, erklärte Teal’c.

“Was ist?“, fragte Jack besorgt, als Richards Daniels Augenreflexe mithilfe seiner Taschenlampe checkte. Er blickte nur kurz zu Jack, dann schüttelte er den Kopf und legte Daniel eine Hand auf die Stirn.

“Er hat sehr hohes Fieber, Colonel. Und ich weiß nicht, inwieweit sein Kopf was abbekommen hat. Im Prinzip ist er gar nicht transportbereit“, erklärte er und nahm kurz das T-Shirt Daniels unter die Lupe, das Blutflecken und Risse aufwies.

“Da können wir wohl nichts machen, Major“, erwiderte Jack und nahm Daniel vorsichtig hoch. Dieser stöhnte leise.

“Wir müssen schnell das Tor erreichen“, erwiderte der junge Major.

Jack nickte: “Ist in Ordnung. Danke.“ Daniel war schwer. Hatte Jack bei ihrem vorigen Besuch Teal’cs Kleidung und Zustand überprüft so tat er jetzt in nur wenigen Sekunden dasselbe bei Daniel. Daniel trug Wunden im Gesicht, sein rechter Fuß war nackt, Jack nahm eine provisorische Schiene wahr, die offenbar von Teal’c stammte und mit ein paar Ästen und Stoffstreifen gefertigt worden war. Der Jaffa musste eine der Uniformjacken verwendet haben. Wahrscheinlich seine eigene, denn er trug keine mehr.

Der linke Arm war mit Schnittwunden übersäht und am linken Hosenbein fand sich ebenfalls ein großer Fleck Blut.

“Colonel, wir kriegen Besuch!“, kam die Warnung über Funk von Theron. Campbell nickte Jack zu. Dieser trat mit Daniel aus der Zelle. Richards folgte. Sie traten aus dem flachen Gebäude. “Dort hinten“, sagte Captain Theron, doch Jack hatte die Dorfbewohner bereits gesehen. Mit Fackeln und Gewehren ausgerüstet machten diese sich auf den Weg in ihre Richtung.

“Herrlich“, murmelte Jack, “Wir ziehen uns in den Wald zurück.“ Er wandte sich um, sicher, dass er Rückendeckung bekam und machte sich auf den Weg in den nahen Wald, um mit dessen Schatten zu verschmelzen. Sie würden zehn Minuten bis zum Tor brauchen. Der dunkle Wald bot ideale Schutzmaßnahmen und eine Menge Unterholz, um sich zu verstecken. Teal’c folgte unmittelbar hinter Jack. Die Dorfbewohner kamen näher. Campbell signalisierte Major May und Captain Theron, ihm zu folgen und winkte Jack, Major Richards und Teal’c in Richtung einer dicht beieinander stehenden Baumgruppe.

Schnell lief Major Richards vor und versteckte sich in den dichtbelaubten Bäumen. Jack und Teal’c folgten ihm und gingen in die Knie, um zu beobachten, wie Campbell, May und Theron die Dorfbewohner von ihnen weglockten. “Wie viele Männer hat das Dorf?“, fragte Jack an Teal’c gewandt.

“Zwei Dutzend vielleicht, O’Neill“, antwortete der Jaffa. Jack nickte und beobachtete, wie die Dorfbewohner Campbell, May und Theron folgten. Einige Minuten warteten sie schweigend. Hinter ihnen knackte ein Zweig. Richards fuhr herum und zielte auf die Ankömmlinge, ließ die Waffe jedoch erleichtert sinken, als er seinen Anführer erkannte.

“Sir!“, flüsterte er beruhigt.

“Ich hoffe, das wird sie eine Weile aufhalten ... wir haben sie in die falsche Richtung gelockt, aber ich weiß nicht, wie lange es dauert, bis sie es merken“, erklärte Campbell und deutete in Richtung der Dorfbewohner.

“Wir können das Tor in zehn Minuten erreichen, Sir“, teilte Richards mit.

“S’m?“

Jack blickte hinunter auf Daniel. “Daniel?“

“Sam? Sam!“

“Colonel!“ Campbell blickte angespannt zu zwei ihrer Verfolger – offenbar Nachzügler -, die sich auf Daniels leise Rufe hin zu ihnen umdrehten. Jack nickte knapp und legte Daniel eine Hand über den Mund. Die beiden Dorfbewohner lauschten angespannt. Daniel hob eine Hand und versuchte, die von Jack wegzuziehen, doch er war zu schwach. Campbell und May legten nun ebenfalls mit ihren Zats auf die beiden misstrauisch gewordenen Verfolger an. Jack hörte Daniel ängstlich wimmern und der Archäologe versuchte, sich in seinem Griff aufzubäumen, doch er schaffte es nicht.

Die beiden Dorfbewohner gingen hinter den anderen her, verschwanden in den Bäumen.

“Wir warten hier!“, beschloss Jack und nahm langsam seine Hand von Daniels Mund, “Daniel, hören Sie mich?“ Keine Antwort kam. Daniel atmete schwer. Jack blickte zu Richards. Er beugte sich über Daniel und untersuchte ihn kurz.

“Er ist kaum bei Bewusstsein, Sir“, informierte er leise. Jack legte eine Hand auf Daniels Stirn. Er glühte noch immer.

“Daniel?“

Der junge Mann zuckte zusammen: “S’m?“

“Nein, Daniel Jackson“, antwortete Teal’c. Der jüngere Mann öffnete die Augen und blickte ihn an. Er konnte nicht richtig fokussieren und seine Umgebung schien er nicht wahrzunehmen. Er konzentrierte sich lediglich auf Teal’c. “Teal’c? Wo ... ist Sam?“

“Sie ist nicht hier“, antwortete der Jaffa.

“Sie wird ... sterben. Sie ... dürfen nicht ...“

“Sh!“ Jack legte ihm wieder eine Hand auf den Mund. Zum ersten Mal seit Jack den Planeten in guter Laune verlassen hatte, sein Team bei ’freundlichen’ Leuten untergebracht, blickte Daniel plötzlich bewusst und völlig klar zu ihm. Er begann zu zittern und schaute auch zu den anderen, als nähme er sie erst jetzt wahr. “SG-4 ist mitgekommen, um euch nach Hause zu holen. Alles in Ordnung!“, sagte Jack ruhig. Daniel ergriff Jacks schwarze Jacke an der Schulter und zog ihn hinunter, sodass Jacks Oberkörper ihn abschirmte.

Gleichzeitig barg er das Gesicht an Jacks Brust. “Alles gut!“, murmelte Jack.

“Wir sollten gehen, Sir“, meinte Theron. Jack nickte ihm zu.

“Ja, lasst uns aufbrechen.“

***

“Haben Sie irgendeinen Hinweis auf Captain Carters Verbleib?“, fragte Hammond und Jack schüttelte den Kopf. Er verschränkte die Arme vor der Brust und beobachtete, wie Teal’c untersucht wurde.

“Niemand weiß, wo sie steckt. Teal’c sagt auch, die Dorfbewohner hätten noch keine Spur von ihr gefunden.“

“Das ist korrekt. Ich habe das Dorf durch ein Fenster beobachten können und mir wäre aufgefallen, wenn Captain Carter gefunden worden wäre“, erklärte der Jaffa ruhig.

“Wir sollten so schnell wie irgend möglich zurückkehren und versuchen, Carter zu finden“, sagte Jack fest.

“Wir werden sehen, Colonel. Zunächst warten wir ab, ob irgendeine Reaktion auf unsere Befreiungsaktion kommt“, nickte Hammond.

“Ja, Sir, aber ich weiß nicht wie viel Zeit Carter noch bleibt. Wenn sie genauso schwer verletzt ist, wie Teal’c oder Daniel-“

“Ich verstehe Ihre Sorge, Colonel, aber Sie sind gerade erst zurückgekehrt und ich will wirklich erst eine Reaktion von Eponems Seite abwarten. Ich habe meine Befehle. Das hier war ein nachgewiesener Notfall. Eponem hat laut Ihnen versichert, Captain Carter wäre nicht in Gefahr, sollten die Dorfbewohner sie finden.“

Jack verzog das Gesicht. Die Schwester beendete ihre Arbeit an Teal’c und verschwand. Der Jaffa rutschte bedächtig von der Pritsche. Es war offensichtlich, dass ihm allein diese Bewegung Schmerzen bereitete. Die Schwester kehrte mit einem Satz weißer Kleidung zurück und Teal’c zog sich hinter einen Vorhang zurück, um sich umzuziehen. Danach wollte Fraiser ihn erst mal auf der Station lassen und beobachten. Jack seufzte und sprang schließlich von der für ihn vorgesehenen Pritsche: “Anscheinend hat Fraiser heute keine Zeit -“

“Hinsetzen!“

“Aber sicher!“, sagte Jack schnell und sprang zurück auf sein Bett. Janet tauchte hinter Hammond auf, ihr Blick messerscharf wie ihre Stimme gerade eben. Dennoch erkannte Jack die gewöhnliche Sorge und Leidenschaft, die sie in ihrer Arbeit leiteten.

“Sie konnten es mal wieder nicht lassen, hm? Immer auf der Krankenstation nach einer Mission! Typisch SG-1!“, seufzte Janet und leuchtete dem widerwilligen Jack in die Augen.

“Ich hab es überlebt, Doc. Machen Sie sich lieber Sorgen um Teal’c oder Daniel!“

“Habe ich! Daniel ist bereits fertig“, erklärte die Ärztin.

“Glücklicher Mann!“, seufzte Jack, während Janet mit ihrer Untersuchung fortfuhr.

“Das bezweifle ich“, antwortete Janet konzentriert und inzwischen ernster.

“Was fehlt ihm?“, fragte Hammond.

“Er hat einige Verletzungen davon getragen, Sir, ich werde Ihnen später einen Bericht geben, wenn ich mit Teal’c auch fertig bin ... aber er hat das Bewusstsein verloren, als Colonel O’Neill mit ihm auf der Erde angekommen ist und bisher ist er nicht wieder aufgewacht. Wir können nur hoffen, dass es nichts ernsteres als eine schwere Gehirnerschütterung ist, Sir.“

Teal’c kehrte zurück und legte sich in sein Bett.

***

Janet klopfte an die Tür zu Hammonds Büro. “Herein!“, rief dieser und wandte sich dann wieder Jack zu. “Ich werde in zwölf Stunden eine Rettungsmission einleiten, wenn sich Eponem bis dahin nicht gemeldet hat, Colonel.“

“Aber General -“

“Das ist mein letztes Wort, Jack!“, sagte Hammond streng.

Jack senkte den Blick und sagte: “Ja, Sir.“ Hammond wandte sich an seine neue Besucherin.

“Doktor, was kann ich für Sie tun?“

Jack stand auf und machte Anstalten, das Büro zu verlassen.

“Bleiben Sie!“, sagte Janet und Jack drehte sich zu ihr herum. Sein Gesicht war regungslos und neutral, doch er war wütend, das konnte sie an seinen Augen erkennen. Sie wusste nur nicht, ob er wütend auf Hammond war oder ob das Missfallen an der ganzen Situation überwog. Wenn man bedachte, wie erhitzt die Diskussion zwischen den beiden Offizieren eben gewesen war, war durchaus die erste Option momentan wahrscheinlicher. “Ich habe die Untersuchungsergebnisse von Daniel und Teal’c – die Blutbilder fehlen noch, aber die bekomme ich innerhalb der nächsten Stunden“, erklärte Janet ihre Aufforderung.

Jack nickte knapp und setzte sich wieder. Janet ließ sich neben ihm nieder. “Sir, die Situation ist ziemlich ernst. Ich bin dafür, Captain Carter so schnell wie möglich zu finden“, erklärte Janet besorgt und Jack blickte dankbar zu ihr hinüber.

“Ich bin derselben Meinung, Sir.“

“Das weiß ich, Colonel. Aber das Pentagon will noch abwarten. Was uns angeboten wird, ist zu wertvoll, um es uns mit unerlaubten Besuchen auf P3D-235 zu verwehren. Ich habe bereits eine Abmahnung wegen der Rettungsmission für Dr. Jackson und Teal’c erhalten“, erklärte der General.

“Einen Moment noch, General, wenn ich von Daniels und Teal’cs Verletzungen ausgehe, dann müssen wir Sam finden, bevor es zu spät ist“, verdeutlichte Janet. Hammond blickte alarmiert zu ihr. Sie erkannte in seiner Mimik, dass auch er nur nach einer Möglichkeit suchte, den Befehl des Pentagons zu übergehen. Er wollte nach Sam suchen, er würde das für jeden tun, der unter seinem Kommando stand und wenn es sich nur um die Bedienung in der Kantine handelte, die von Jaffa verschleppt wurde. Er war in den wenigen Monaten, die sie zusammenarbeiteten, der sorgende, wenn auch strenge, Vater der gesamten Einrichtung geworden und eine seiner Töchter war ihm verloren gegangen.

Hammonds nächste Frage verdeutlichte diesen still gehegten Wunsch: “Schwebt sie in Lebensgefahr?“

“Möglicherweise“, nickte Janet.

“Wie kommen Sie darauf? Laut Colonel O’Neills Bericht hat Eponem versichert, Captain Carter wäre nicht in Gefahr“, erklärte Hammond.

“Weil er Angst hat! Er will nicht, dass wir herausfinden, was wirklich passiert ist, Sir. Carter ist dort draußen und wer weiß, was mit ihr passiert ist. Eponem will nur nicht die Verantwortung dafür übernehmen, deshalb schiebt er es auf Teal’c und Daniel“, erklärte Jack nun seinerseits wütend.

“Ich werde Teal’c zu den Geschehnissen befragen, sobald Dr. Fraiser mir die Freigabe gibt, Colonel“, erklärte Hammond.

“Sir ...“ Doch Jack unterbrach sich bei dem stahlharten Blick, den der General ihm zuwarf.

Es wurde einige Sekunden still, dann sagte Hammond: “Ich habe mit dem Präsidenten über eine Rettungsaktion gesprochen, doch er sieht bisher nur ein riesiges Missverständnis. Es ist bedauerlich, dass Dr. Jackson und Teal’c verletzt wurden, aber wir wissen nicht, was mit Captain Carter ist und ob sie auch verletzt wurde.“ Seine Stimme klang völlig ruhig. Jack blickte ihn fest an.

“Das ist meine große Sorge, Sir.“

Hammond seufzte: “Colonel, dieses Programm steht unter der Beobachtung von Skeptikern, die die Geschehnisse des Universums nicht auf uns beziehen, sondern sich lieber mit Kriegführen auf der Erde beschäftigen. Und Fehler können wir uns nicht erlauben. Der Präsident hat mir deutlich erklärt, dass er über die Rettungsaktion von letzter Nacht nur hinwegsieht, weil der Zustand von Dr. Jackson und Teal’c bedenklich war. Mir sind die Hände gebunden. Das Pentagon und das Weiße Haus wissen nicht, womit wir jeden Tag kämpfen und sie unterschätzen das alles hier.

Wenn ich mich widersetze, wird das Tor geschlossen oder einem konservativeren General unterstellt, der nur auf Technologie und Waffen aus ist und dann können Sie eine Rettung Captain Carters vorerst vergessen.“

“Ja, Sir“, murmelte Jack.

“Ich arbeite daran“, versprach Hammond.

“Ja, Sir“, wiederholte Jack. Hammond wandte sich an Janet, die dem Gespräch schweigend gelauscht hatte.

“Was sagen die Ergebnisse?“, wollte er wissen. Janet brauchte einen Moment, um zu registrieren, dass Hammond sie meinte, dann schlug sie ihre Mappe auf und legte Hammond einen ausführlichen medizinischen Bericht vor.

Sie selbst nutzte eine Kopie, als sie jetzt Bericht erstattete: “Teal’c und Dr. Jackson sind extrem geschwächt. Wenn Sie die beiden befragen wollen, so kann ich Ihnen frühestens morgen einen Termin für Teal’c geben. Ob Dr. Jackson in der Lage sein wird, in nächster Zeit Fragen zu beantworten, weiß ich nicht. Er ist noch immer bewusstlos und die Röntgenuntersuchungen haben eine Fraktur seines Schädels ergeben – Gott sei Dank scheinen keine bleibenden Schäden dadurch entstanden zu sein, aber er dürfte eine sehr schwere Gehirnerschütterung davon getragen haben: Verwirrung, Desorientierung und Übelkeit sind die Folgen ... vielleicht sogar eine Amnesie.“

Jack schaltete sich ein: “Aber auf dem Planeten hat er nach Carter gerufen, als er noch halb bewusstlos war. Er war doch wach. So schlimm kann es nicht sein.“

“Das kommt vor, Colonel, doch Frakturen des Schädels können auch noch nach Stunden zu einem ernsten Problem werden, selbst wenn das Opfer zuvor noch bei Bewusstsein war. Und wenn er nach Captain Carter gerufen hat, wie Sie sagen, dann würde ich nicht mal davon ausgehen, dass er wach war – es ist wahrscheinlicher, dass er träumte oder halluzinierte“, erklärte Janet. Jack seufzte. Daniel gehörte ebenso zu seinem Team wie Sam und Teal’c auch, doch er war distanzierter als die beiden. Er arbeitete viel und sprach nie über Persönliches. Er erschien regelrecht vorsichtig im Umgang mit anderen.

Und doch empfand Jack jetzt so viel Sorge für das jüngste SG-1-Mitglied, als würden sie sich schon Jahre kennen. Jack brachte der Zustand, in dem er seine beiden Kollegen gefunden hatte, in Rage. Daniel war schwer verletzt worden für etwas, was Jack sich nicht vorstellen konnte. Es war unmöglich, dass Daniel einen Vertragsbruch versuchte. Daniel war derjenige, der den Vertrag vorgeschlagen hatte – einen Vertrag, der noch nicht mal vollständig abgesegnet war. Deswegen war SG-4 gekommen. Sie sollten die Naquadah-Ressourcen auf ihre Reinheit prüfen.

Und Teal’c war offenbar verletzt worden, als er versuchte, Daniel zu beschützen. Jack wusste, der Jaffa würde nicht ohne Grund drei Männer töten. Und er wusste, dass Teal’c sich um Sam und Daniel kümmerte, als wären sie Geschwister von ihm. Was auch immer mit Daniel geschehen war, musste den Jaffa so aufgeregt haben, dass er es als nötig ansah, drei Männer zu töten.

Vielleicht war es auch schlicht und einfach die einzige Chance gewesen, Daniel zu helfen. Jack fuhr sich über die Stirn.

Er war müde. Seufzend ging er die Situation noch ein Mal in Kurzformat durch: Teal’c hatte drei Männer getötet – vermutlich, um Daniel zu schützen – und Daniel hatte wahrscheinlich gesehen, was mit Sam geschehen war, doch er war bewusstlos und keiner wusste, wann er wieder erwachen würde.

“Wie ist der sonstige Zustand der beiden?“, fragte Hammond. Janet seufzte und blickte wieder auf ihre Unterlagen. Jack war sich sicher, dass sie das gar nicht musste. Hinter der Stirn der zierlichen Ärztin arbeitete das Gehirn eines medizinischen Genies.

Deswegen war sie ausgesucht worden, hier zu arbeiten. “Teal’c hat Hämatome - vor allem am Kopf - Verbrennungen, Schnittwunden, Schürfwunden und Kratzer. Ich würde davon ausgesehen, dass er heftigst verprügelt wurde und diejenigen, die ihm das angetan haben, waren mit Messern, Knüppeln und einem Gerät bewaffnet, das Brandwunden erzeugen kann. Anhand der Spuren auf Teal’cs Körper gehe ich davon aus, dass es drei Spitzen hat und dass es sich um höher entwickelte Technologie handelt. Die Wunden stehen in Dreiergruppen beieinander, wobei die drei Einstiche immer exakt denselben Abstand haben.“

Die Erkenntnis dieser Erklärung traf Jack wie ein Faustschlag in den Magen.

“Auf dem Planeten leben doch aber Bauern, oder, Colonel?“

Jack nickte auf Hammonds Frage hin. “Dann sind das Goa’uld-Waffen, Sir. Sie verfügten über Zeichnungen einiger dieser Dinger. Allerdings war nicht die Rede davon, dass sie solche besitzen. Ihre Bewaffnung waren Gewehre und Mistgabeln“, erklärte der Colonel.

“Doktor?“, forderte Hammond die Ärztin auf.

“Für Mistgabeln ist der Abstand der Einstiche eindeutig viel zu klein. Es sind auch eher Verbrennungen. Teal’cs Symbiont müsste das alles wieder in den Griff kriegen. Aber ich weiß nicht, bis wann, denn auch er ist geschwächt. Wir wissen noch zu wenig darüber“, erklärte sie, “Daniel hat ebenfalls dieses Muster an Verbrennungen, Schnittwunden am gesamten Körper und auch er wurde geschlagen. Sein Fuß ist gebrochen, ich nehme außerdem an, dass er gestürzt ist, denn einige Wunden sehen aus, als wären sie beim Rutschen über Steine entstanden. Er ist sehr schwach und hat hohes Fieber, außerdem eine Schusswunde nahe der linken Schulter und einen Streifschuss im rechten Bein. Zudem eine Kopfwunde oberhalb einer leichten Schädelfraktur, wie ich schon sagte. Ich warte noch auf das Blutbild, wie gesagt.“

“Danke, Doktor. Colonel O’Neill, ich werde noch ein Mal ein gutes Wort beim Präsidenten einlegen“, versprach Hammond.

Jack nickte: “Danke, Sir.“

“Wegtreten!“

***

“Wie sieht’s aus, Doc?“, fragte Jack einige ruhelose Stunden später und fuhr sich müde über die Augen.

“Wann haben Sie zuletzt geschlafen?“, lautete die Gegenfrage.

Jack seufzte: “Wie geht es Daniel und Teal’c?“ Er war nicht gewillt, locker zu lassen und schlafen zu gehen, bis er wusste, dass sie Carter suchen durften. Er würde nicht ... der Alarm ertönte.

“Außerplanmäßige Aktivierung von außerhalb!“, dröhnte es durch die Gänge.

“Oh, verdammt, können die das nicht wenigstens für die Krankenstation abschalten?“, stöhnte Janet und eilte mit schnellen Schritten den Gang hinunter.

“Colonel O’Neill in den Kontrollraum!“

“Ja, ja“, murmelte Jack und folgte dem Ruf.

***

“Wir wurden von Eponem und seinen Leuten angewählt. Über die MALP konnten wir Kontakt aufnehmen“, berichtete Hammond und wandte sich dann an den Anführer des Dorfes, dessen wütendes Gesicht auf dem Computerbildschirm zu erkennen war, “Colonel O’Neill ist jetzt hier!“

“Gebt uns die Gefangenen zurück!“

“Uh ... nein!“, antwortete Jack.

Eponem starrte wütend in die Kamera: “Ihr bringt uns um unser Recht!“

“Auf unserem Planeten bekommt jeder eine Chance, sich zu verteidigen!“, antwortete Jack.

“Die Situation ist nun mal eindeutig. Teal’c hat drei meiner Leute getötet. Ist es da nicht verständlich, dass ich Vergeltung will?“, fragte Eponem.

“Die Frage ist: Warum hat er drei deiner Leute getötet?“, antwortete Jack.

Eponem blickte direkt in die Kamera während er sagte: “Dr. Jackson hat einen unserer Bräuche behindert. Wir wollten ihn davon abhalten zu fliehen und ihn dafür zur Rechenschaft ziehen.“

“Ihr wolltet ihn davon abhalten zu fliehen? Auf unserem Planeten nennt man das, was ihr getan habt, ’jemanden halb tot prügeln’. Teal’c hat nur versucht, Daniel zu beschützen. Hättet ihr ihm euren Brauch in aller Ruhe erklärt, hätte er ebenso ruhig darauf reagiert und ihn nicht ... behindert.“

“Wir haben ihm unseren Brauch ruhig erklärt. Er waren dagegen. Er wollte diesen Teil des Vertrages nicht einlösen.“

“Hör mir mal gut zu! Wenn ein Vertrag vorsieht, Menschen zu verletzen -“

“Das tut er nicht. Ihr habt zugestimmt, unserer Kultur Folge zu leisten – unter allen Umständen.“

“Bevor wir wussten, dass ihr sadistische Mistkerle seid!“

“Colonel, jetzt ist es genug!“, unterbrach Hammond, “Eponem! Ich schlage vor, ihr schickt eine Delegation hierher, damit wir die Sache in Ruhe klären können. Unsere Regierung will diesen Vertrag. Wir versprechen, dass euch nichts hier zustoßen wird.“

“Es sei denn, ich bekomme den Kerl in die Finger und breche ihm jeden Knochen einzeln“, murmelte Jack.

“Colonel, muss ich davon ausgehen, dass Sie im Verlaufe eines Besuches aus der Basis ausgeschlossen werden müssen?“, fragte Hammond leise.

Jack schüttelte den Kopf: “Nein, Sir. Entschuldigung!“

“Nun gut!“, sagte Eponem nach einem Moment der Überlegung, “Eure Captain Carter ist noch hier auf diesem Planeten. Sollte uns irgendetwas zustoßen während unseres Aufenthaltes, werden wir nicht zögern, euch eine Suche nach ihr zu verweigern. Wir werden das Tor verschütten. Damit wäre euch auch der Zugang zu den Mineralien unmöglich, die ihr so sehr wollt.“

Hammond nickte: “Kommt mit eurer Delegation in zwei Stunden. Wir warten!“ Der Funkkontakt wurde unterbrochen.

“Sir -“

“Unser erste Priorität ist es, eine Suche nach Captain Carter erlaubt zu bekommen, unsere zweite, die Sache mit Dr. Jackson und Teal’c diplomatisch zu lösen. Keiner der Delegation wird sich ohne Personal dieses Stützpunktes den beiden nähern, Colonel. Und wir werden Teal’c gleich befragen können, das hat mir Dr. Fraiser zugesichert. Einverstanden?“

Jack blickte zu Boden. Hammond legte ihm ein Hand auf die Schulter. “Vergessen Sie nicht, dass es hier nicht nur um Captain Carter geht. Wir dürfen uns keinen Fehltritt leisten, sonst wird das SGC geschlossen.“

***

Teal’c blickte Jack an, als dieser das Mehrbettzimmer betrat. Jack seufzte und warf einen Blick auf Daniel, bevor er sich neben Teal’c setzte. “Hammond sagte mir gerade, dass es dir besser geht und du befragt werden kannst – sie werden in ein paar Minuten eintreffen.“

“In der Tat“, antwortete Teal’c. Jack fuhr sich durch die Haare, dann blickte er Teal’c müde an.

“Wir haben bisher noch keine Suche nach Carter einleiten können, aber Eponem kommt in die Basis und wir hoffen ...“ Jack unterbrach sich, lachte kurz humorlos und fuhr dann fort, “General Hammond hofft, dass wir um eine ausgedehnte Suche verhandeln können.“ Teal’c nickte zustimmend. “Was ... was ist passiert? Ich muss es jetzt wissen, Teal’c. Bevor ... Hammond hat mir geraten, mich hinzulegen und mich dafür von der Befragung befreit. Ich glaube, er wollte, dass ich nicht dabei bin, weil ich ihn wegen dieser Sache schon genug ...“ Er unterbrach sich müde lächelnd.

Teal’c senkte kurz den Blick – eine allzu menschliche Geste für den Jaffa -, bevor er Jack wieder gerade heraus anblickte.

“Ich weiß nur einen kleinen Teil, O’Neill. Daniel Jackson und Captain Carter waren dabei, mit Eponem und einigen seiner Leute die Minen zu besichtigen, die die Goa’uld damals betrieben haben. Ich war den ganzen Tag im Dorf und habe mich nach Goa’uld-Technologie umgesehen.“

Jack schüttelte den Kopf: “Nun, du hast sie übersehen.“

Teal’c nickte: “Ihr wisst bereits über den Feuerstab?“

“Wenn du das Ding so nennst. Fraiser weiß jedenfalls, dass es kein gewöhnliches Bauernwerkzeug war, dass diese Verletzungen hervorgerufen hat.“ Jack deutete auf das gleichmäßige Muster dreier Einstiche oder Verbrennungen auf Teal’cs Arm.

Der Jaffa nickte und erklärte: “Die Goa’uld nutzen ihn zur Folter. Wird er bei einem Opfer eingesetzt, kann ein Außenstehender das Licht sehen, das aus Mund und Augen des Opfers wieder herausdringt.“ Jack verzog das Gesicht bei der Vorstellung. “Gegen Abend hörte ich einen Funkspruch von Daniel Jackson. Er bat um Hilfe, weil die Dorfbewohner sie angriffen. Als ich dort ankam, war aber niemand zu sehen. Ich hörte Stimmen auf den Klippen, die auf der gegenüberliegenden Seite des Sees emporragten und konnte beobachten, wie Daniel Jackson von mehreren Männern bedrängt wurde und davon lief.

Sie haben auf ihn geschossen und er wurde getroffen, doch er stand wieder auf und lief weiter. Ich versuchte, ihn so schnell wie möglich zu erreichen, doch ich verlor ihre Spur, da andere von ihnen mich aufhielten – ich konnte sie überwältigen. Stunden später gelang es mir, ihn aufzuspüren. Er hatte sich versteckt. Ich habe versucht, Daniel Jackson zu schützen, doch sie haben ihn mir wieder entrissen und sagten, er hätte gegen das Gesetz verstoßen.“ Teal’c pausierte.

Jack seufzte schwer und vermutete: “Du hast die Männer getötet.“

“Drei von ihnen. Ich hatte keine Wahl, sie waren dabei, Daniel Jackson zu töten.“

“Du hast richtig gehandelt, Teal’c.“ Jack fuhr sich durch die Haare und seufzte schwer: “Was war mit Carter?“

“Ich habe sie nicht gesehen und Daniel Jackson war bewusstlos, als die anderen beiden Männer endlich flohen, um Eponem zu holen. Ich habe versucht, zum Stargate zu fliehen, da ich Daniel Jackson auf die Krankenstation bringen wollte. Aber als es hell wurde, haben sie mich entdeckt und überrascht. Wir wurden eingesperrt.“

“Weißt du, wie es zu dem Kampf zwischen Daniel und den Männer kam?“, fragte Jack. Teal’c schüttelte den Kopf.

***

Noch während das Tor wählte, war Jack bereits im Kontrollraum angetroffen und neben Hammond getreten. “Sir“, machte er auf sich aufmerksam.

“Chevron sieben aktiviert!“ Das Wurmloch etablierte sich und Sgt. Davis nickte Hammond zu.

Der General trat an das Mikrofon. “Eponem, seid ihr bereit, durchzukommen?“

Es dauerte einen Moment, dann antwortete der Mann: “Ja, wir sind bereit.“ Hammond nickte Davis zu und dieser öffnete die Iris.

“Der Weg ist frei!“, verkündete Hammond und ging dann in den Torraum. Jack folgte ihm schnell und kam neben seinem Vorgesetzten zum Stehen – mit in den Hosentaschen vergrabenen Händen -, um Eponem und zwei weitere Abgesandte seines Volkes am unteren Ende der Rampe zu begrüßen. Das Wurmloch schloss sich. Der alte Mann, der neben Eponem stand, hatte kurze, graue Haare und stechende, blaue Augen. Er lächelte die beiden Offiziere der Air Force freundlich und etwas nachsichtig an.

Hinter ihm und Eponem stand eine Frau mittleren Alters, deren rote, langen Haare bereits erste Anzeichen von grauen Strähnen zeigten. Ihre grauen Augen wanderten nervös und neugierig durch den Raum. “Eponem, willkommen auf der Erde! Wir sind dankbar, dass ihr unser Angebot angenommen habt.“ Der Anführer des Dorfes nickte leicht, bevor er seine Begleiter vorstellte: “Das ist Gyn“, er deutete auf den alten Mann neben ihm, “unser Richter und diese Frau heißt Munore. Sie ist unsere Heilerin und wird sich vom Zustand der beiden Gefangenen überzeugen.“

“Ich denke nicht, dass sie das tun wird“, antwortete Jack. Hammond schoss ihm einen ärgerlichen Seitenblick zu.

“Das kann sie gerne tun, Eponem, allerdings bin ich mir sicher, dass sie zu demselben Ergebnis wie wir kommen wird ... zunächst allerdings muss ich euch alle drei einer eingehenden Untersuchung unterziehen.“

Eponem kniff verärgert die Augen zusammen.

“Das ist nötig. Jeder Gast auf unserer Basis erfährt diese Untersuchung, Eponem.“

Eponem atmete tief durch, bevor er sagte: “Nun gut!“

“Ich werde euch begleiten“, sagte Hammond und Jack folgte dem Quartett nach einigen Sekunden verbissen.

***

“Fraiser?“ Jack trat in Daniels und Teal’cs Raum und fand die Ärztin dort vor, wie sie Teal’cs Werte ablas. Dr. Warner hatte sich der drei Besucher angenommen und untersuchte sie im Moment ausführlich. Die kleine Ärztin drehte sich zu Jack um und lächelte ihn an.

“Colonel, was kann ich für Sie tun?“

“Wie geht’s Daniel?“, wollte Jack wissen und lächelte Teal’c zu, erleichtert, dass sein Freund bei Bewusstsein war und anscheinend auf dem Wege der Besserung. Er wies bereits weniger offene Wunden auf und Junior schien sich erholt zu haben und wirklich gute Arbeit zu leisten.

“Um ganz ehrlich zu sein, Sir, es geht ihm überhaupt nicht gut. Sein Fieber ist immer noch sehr hoch. Seine Atmung beunruhigt mich. Die Schusswunde in der Schulter ist nicht verantwortlich dafür. Es wäre leichter zu beheben, wenn es so wäre. Unser Labor hat sich endlich gemeldet. Sie haben sein Blutbild mehrmals überprüft, aber jetzt sind sie sich sicher, dass Daniel vergiftet wurde – wahrscheinlich über die Messerstiche.“

“Wie schlimm?“, fragte Jack seufzend.

“Tja, seine Atmung wird beeinträchtigt, also schon sehr ernst. Ich frage mich, wie er in diesem Zustand so lange vor den Dorfbewohnern fliehen konnte.“

“Vielleicht hat er sich den Großteil der Zeit versteckt“, meinte Teal’c, “Ich habe ihn jedenfalls nicht weit von unserem geplanten Treffpunkt aus entfernt gefunden. Und den Fuß brach er sich erst, als wir beide angegriffen wurden.“

Janet nickte: “Möglich. Wenn er morgen noch immer solche Schwierigkeiten hat, werde ich zu härteren Mitteln greifen müssen.“

“Rufen Sie mich sofort, wenn er aufwacht“, bat Jack. Janet nickte.

“Ich werde auf Daniel Jackson aufpassen, O’Neill. Du kannst beruhigt sein.“

Jack starrte Teal’c einige Sekunden sprachlos an, dann sagte er leise: “Ich will nur nicht, dass er noch mal mit diesen Mistkerlen in Kontakt treten muss. Sie hätten ihn beinahe umgebracht und ich kann mir nicht vorstellen, dass er den Vertrag gebrochen hat. Ganz davon abgesehen, dass er noch nicht mal richtig stand.“ Jack drehte sich um und verließ den kleinen Raum. Vor der Tür traf er auf zwei Airmen, die ihre Wachposten auf Stühlen neben der Tür einnahmen. “Keiner von den Besuchern betritt diesen Raum, es sei denn General Hammond oder ich autorisieren es.“

“Jawohl, Sir.“

***

“Ich kann mich nur wiederholen“, seufzte Hammond und blickte Eponem, der neben ihm saß, ernst an, “Dr. Jackson hatte sicher nicht die Absicht, ein Abkommen zwischen unseren Völkern zu gefährden. Und Teal’c hätte Ihre Leute nicht getötet, wenn es keinen guten Grund dazu gäbe. Ich habe meine Männer nicht von irgendeiner Schuld freigesprochen. Ich gebe nur meine persönliche Sicht der Dinge wieder.“ Jacks Blick wanderte zu dem Anführer des Dorfes und Eponem ballte die Hände zu Fäusten und stieß frustriert die Luft aus.

Gyn hingegen lehnte sich vor und sagte mit sanfter Stimme: “Ich glaube Ihnen, General.“ Eponem warf dem älteren Richter einen ärgerlichen Blick zu. Gyn hob daraufhin abwehrend eine Hand in Eponems Richtung und heftete seine blauen Augen auf Jack. “Ich bedauere den Akt der Gewalt, der zwischen unseren beiden Völkern statt gefunden hat.“ Obwohl er sehr leise und sanft sprach, hörten alle Anwesenden zu. Munore beobachtete die Besprechung mit ihren grauen Augen aufmerksam, doch immer, wenn Jack ihr den Blick zuwandte, schaute sie weg, auf ihre gefalteten Hände.

Gyn fuhr fort: “Für uns alle“, und er blickte Eponem im Besonderen an, “ist schwer nachzuvollziehen, welche Partei in diesem Fall Recht bekommen soll. Wir können uns nur an Tatsachen halten.“ Der Richter seufzte schwer, bevor er fragte: “Munore?“ Sie blickte auf und strich sich die Haare hinter die Ohren. “Wie schlimm sind die Verletzungen von Dr. Jackson und Teal’c?“ Die Heilerin zögerte einen Moment und ließ ihren Blick nervös von Jack zu Eponem und zurück wandern, bevor sie leise sagte: “Soweit ich feststellen konnte, Herr, sind sie ernst. Zumindest in Dr. Jacksons Fall könnte die Einschätzung der hiesigen Heilerin richtig sein. Es scheint, als wäre er durch eines unserer Messer verletzt worden -“

“Wahrscheinlich haben sich meine Männer nur gewehrt!“, entfuhr es Eponem.

“Deine Männer haben Daniel in den Rücken geschossen, du Mistkerl! Er hatte Glück, dass es nur die Schulter war.“

“Ihr mit eurer fortschrittlichen Technologie fühlt euch überlegen. Ihr habt es so aussehen lassen, als läge der Fehler allein bei uns – und weil unsere Heilerin eine Frau ist, fiel es euch besonders leicht! Ich will die Gefangenen selbst sehen!“

“Ich schwöre dir, wenn du Daniel oder Teal’c auch nur ansiehst -“

“Das reicht jetzt!“, riefen Hammond und Gyn gleichzeitig. Es wurde totenstill. Gyn wandte den Blick zu seiner Heilerin, die mit gesenktem Blick neben ihm saß. “Munore, fahr fort!“

“Er wurde in den Rücken geschossen, daran besteht kein Zweifel. Der Jaffa ist in weit besserem Zustand. Wie mir die Heilerin erklärt hat, verfügt er über eine Art ... Selbstheilung, deswegen zeigt das Gift bei ihm auch keine Wirkung.“ Munore nickte Gyn zu und dieser bedankte sich leise bei ihr.

Hammond seufzte: “Meine Regierung will mit euch Handel treiben. Es geht noch immer um das Mineral, das wir auf eurem Planeten finden konnten.“

Gyn nickte: “Mir ist klar, dass dieser Konflikt erst aus dem Weg geräumt werden muss. Ich bin verantwortlich für unser und drei andere Dörfer und ich kann dir versprechen, General Hammond, dass niemand glücklich wäre, würde alles mit einer simplen Entschuldigung weggefegt. Das Volk will jemanden für die drei Toten hängen sehen.“

Hammond hob die Augenbrauen: “Wir wissen natürlich, dass man das Leben von Menschen nicht mit einer Entschuldigung begleichen kann, aber wir hoffen, dass wir den Konflikt ohne weitere Opfer auf beiden Seiten beilegen können.“

Gyn nickte: “Ich war noch nie ein Freund der Todesstrafe, aber unsere Gesetze sagen eindeutig, dass der Jaffa eine Tat begangen hat, die die Todesstrafe erfordert.“

Hammond seufzte: “Wir werden über andere Möglichkeiten diskutieren.“ Gyn nickte und blickte warnend zu Eponem, während er antwortete: “Wir sind offen.“

“Bitte erlaubt uns während der Verhandlungen die Suche nach Captain Carter.“

Gyn nickte nachdenklich: “Sie ist unschuldig. Ihr dürft sie suchen.“

“Dann schlage ich vor, wir unterbrechen die Gespräche bis morgen. Soldaten werden euch in eure Zimmer führen. Wenn ihr irgendwelche Wünsche habt, dann wendet euch an sie.“

***

“Doc, wie geht’s Daniel?“, fragte Jack ohne Umschweife und trat gleichzeitig in voller Ausrüstung in das Büro der Ärztin.

“Sie dürfen Captain Carter suchen?“, vermutete diese erleichtert. Jack nickte und Janet lächelte. Dann kam sie auf Jacks Frage zurück und seufzte schwer: “Er ist noch immer nicht erwacht. Es geht ihm schlecht.“ Jack fuhr sich gestresst durch die Haare, bevor er sich setzte und einen Ellbogen auf sein Knie stützte.

Er legte sein Kinn in die offene Handfläche und fragte: “Wann wird er aufwachen?“

“Das kann ich nicht sagen, Colonel.“

“Wird er wieder aufwachen?“

Janet biss sich auf die Unterlippe.

“Verdammt!“, flüsterte Jack, “Ich muss Carter suchen. Teal’c ist für ihn hier. Wenn ich zurück bin -“

“Werde ich Ihnen im Falle von Neuigkeiten alles sagen, Sir.“

Jack nickte bekräftigend und stand auf: “Gut.“ Er verließ Janets Büro und sie beobachtete, wie er in Teal’cs und Daniels Zimmer ging, um sich zu verabschieden. Sie seufzte und massierte ihre Schläfen. Sie hasste es, Angehörigen schwere Nachrichten zu überbringen. Und Jack O’Neill war ein Angehöriger von Daniel – sein Anführer. Sie hoffte nur, dass es dem jungen Mann bald besser ging. Und sie hoffte, dass Captain Carter gesund wieder aufgefunden wurde. Sie konnte nicht ermessen, was der Colonel tun würde, wäre sie in einem ähnlichen Zustand wie Daniel – oder schlimmer.

***

Jack fuhr sich frustriert durch die Haare, als sie zum Stargate zurückkehrten. Die junge Frau blieb verschwunden. Es gab keine Fußspuren auf dem harten Waldboden, nichts, was auf ihren Verbleib hinwies. Sie wählten die Erde an und kehrten ebenso zurück, wie sie gekommen waren – nur müder und entmutigter. Als Jack Janet am Fuße der Rampe sah, die ihm auffordernd zunickte, stockte ihm der Atem. Er umging General Hammond und trat zu der kleinen Ärztin. “Was ist los?“, fragte er angespannt.

Janet starrte ihn ernst an: “Dr. Jackson hat das Bewusstsein wieder erlangt.“

Jack lächelte. “Tatsächlich? Das ... das ist doch gut, oder?“

Janet senkte den Blick.

“Nicht?“, hakte Jack nach. Als die Ärztin weiterhin schwieg, fragte er ungeduldig: “Was hat er?“

“Er ... Sir, seine Atmung macht mir von Stunde zu Stunde mehr Sorgen. Noch dazu ist er völlig verstört. Teal’c nimmt an, dass er gesehen hat, was mit Captain Carter passiert ist.“

Jack machte sich rasch auf den Weg zur Krankenstation.

***

Jack trat an Daniels Bett und blickte auf den jungen Mann hinunter. Daniel atmete schwer und Jack setzte sich, bevor er seinem Kameraden eine Hand auf die Schulter legte. “Hey!“

Daniel schlug langsam die Augen auf. “Jack?“, fragte er leise.

“Hier!“, antwortete der Colonel. Daniel drehte den Kopf und blickte auf Jacks Hand, die inzwischen seinen Oberarm beruhigend tätschelte. Er biss sich auf die Unterlippe und Jack beobachtete, wie Daniels Augen sich wieder schlossen.

Dann seufzte der Archäologe leise und fragte: “Wo ist Sam? Wo ist sie?“

“Wir suchen sie bereits. Daniel, wissen Sie, was ihr passiert ist? Haben Sie eine Idee, wo sie sein könnte?“

Daniel schluckte schwer. “Fragen Sie nicht!“, bat er leise, “Ich weiß nicht, wo sie ist.“

“Aber was passiert ist, wissen Sie?“

Daniel begann zu zittern. “Ich wollte das nicht, Jack! Es tut mir leid! Ich wusste nicht, dass sie ... sie ...“ Er verstummte.

“Was?“, fragte Jack. Doch Daniel schwieg.

***

General Hammond seufzte und warf einen kurzen Blick in den Konferenzraum, wo sich die drei Gäste der Basis eingefunden hatten. Captain Carter war nun seit über 24 Stunden spurlos verschwunden, Dr. Jackson litt unter dem Gift und Teal’c wusste nicht, was mit ihr geschehen war. Es klopfte an die Tür. “Herein!“

Dr. Fraiser trat ein, in ihrer Begleitung der Basis-Psychologe McKenzie. Beide setzten sich auf einen Wink Hammonds hin und Fraiser begann. “Dr. Jackson ist kaum bei Bewusstsein und schläft viel. Das Gift beeinflusst Daniels Atmung und er hat große Schwierigkeiten, Luft zu bekommen.“

Hammond schaute erneut kurz in den Konferenzraum, bevor er fragte: “Kann das geheilt werden?“

“Das hoffen wir. Das Labor arbeitet fieberhaft an dem Fall, aber einer der Bestandteile in dem Gift ist nicht zu analysieren“, erklärte Janet, “Das Labor kennt diese Pflanze nicht und sie ist definitiv toxisch. Sie müssen jetzt erst bestimmte Zellen isolieren und diese dann genau untersuchen und auseinander nehmen ...“

Hammond winkte ab und Janet fuhr fort: “Daniel ist sehr schwach und er bekommt auf der Krankenstation keine richtige Ruhe. Wenn sich das nicht ändert, werde ich ihn unter medizinsicher Aufsicht in ein VIP-Quartier verlegen lassen.“

Hammond schaute zu McKenzie und dieser ergänzte: “Jede Form der Aufregung ist im Moment Gift für Dr. Jackson – gerade wegen den Atem-Problemen. Ihn zu Captain Carters Verbleib zu befragen ist deshalb sehr schwer. Aber es ist eindeutig, dass er sich die Schuld gibt an dem, was passiert ist.“

“Wie richtig könnte er damit liegen?“, wollte Hammond wissen.

McKenzie seufzte: “Ich weiß, dass Dr. Jackson sehr leicht dazu neigt, Verantwortung zu übernehmen, die nicht bei ihm liegt. Aber in diesem Falle kann ich mir absolut nicht sicher sein.“

“Daniel leidet unter Alpträumen. Ich halte es momentan für keine gute Idee, ihn zusätzlich zu belasten“, erklärte Janet.

Hammond nickte zustimmend.

***

“In Ordnung, Teal’c! Damit ist es offiziell. Sie sind morgen entlassen“, meinte Janet lächelnd. Teal’c nickte ihr dankbar zu: “Danke, Dr. Fraiser!“

“Gut!“, lächelte Jack, “Das ist doch schon mal was! Es geht wieder aufwärts.“ Er drehte sich um und beobachtete Daniel, während sein jüngstes Teammitglied unruhig schlief. “Es scheint ihm besser zu gehen“, meinte er zu niemand bestimmten, doch Janet antwortete: “Nein, aber die Medikamente sorgen dafür, dass sein Atem leichter geht. Sein Fieber ist noch sehr hoch. Das Gift ist sehr potentiell ... ohne medizinische Unterstützung wäre Daniel schon gestorben.“ Daniel hustete leise und Janet seufzte.

“Ich gehe wieder auf Mission, während sich die Abgesandten noch in ihren Quartieren ausruhen“, erklärte Jack.

“Eine Rettungsmission?“

“Natürlich“, antwortete Jack der Ärztin, “Das UAV hat Höhlen in der Nähe der Mine ausgemacht. Vielleicht hat Carter sich dort versteckt.“ Eine junge Schwester trat auf die Gruppe zu und reichte Janet den Umschlag mit den neuesten Blutuntersuchungen.

“Danke, Mary“, seufzte die Ärztin und sah sich die Ergebnisse an. “Es ist noch immer da, aber ...“, die Ärztin nahm weitere Blätter hervor, “Es vermehrt sich selbstständig und ernährt sich von dem Sauerstoff in Daniels Lungen und lähmt dabei immer mehr Teile seiner Atemwege ... das ist unmöglich!“ Sie überflog die geschriebenen Zeilen. “Die neu gebildeten Giftzellen ziehen Richtung Gehirn.“

“Das ist schlecht“, meinte Jack angespannt. Er spürte plötzlich, wie Teal’c hinter ihn trat und auf die Laborergebnisse blickte.

“Es ist ein Goa’uld-Gift“, stellte er fest. Janet fuhr zu ihm herum.

“Wie bitte?!“, stieß sie gereizt hervor.

Auch Jack zog verärgert die Augenbrauen zusammen. “Und das fiel dir nicht früher ein?“

“Nein, O’Neill“, antwortete Teal’c, “Wäre es so gewesen, hätte ich etwas gesagt.“ Er wandte sich wieder an die Ärztin. “Ich sah, wie es bei einem Lo’tar angewendet wurde. Seine Symptome glichen denen von Daniel Jackson.“

“Lo’tar?“, fragte Jack.

“Diener der Goa’uld.“

“Ach so.“

“Es verlief tödlich?“, hakte Janet angespannt nach.

“Ja, aber nur, weil Bastet kein Interesse daran zu haben schien, ihn am Leben zu lassen. Ich kenne die Pflanze, aus der das Gift gewonnen wird.“

“Kannst du sie aufzeichnen?“, wollte Jack wissen.

“Ich kann euch auf der Mission begleiten“, schlug Teal’c vor.

“Leider nicht. General Hammonds Versprechen an Eponem“, seufzte der Colonel.

“Zeichnen Sie sie auf, dann kann Colonel O’Neill sie zurückbringen“, meinte Janet schnell.

***

Jack starrte auf die Jacke in seinen Händen. Major Coburn hatte sie ihm eben gegeben. Er hatte sie ein paar Meter entfernt im Wald gefunden. Louis Ferretti seufzte frustriert. “Das hat nichts zu bedeuten, Jack. Wir finden sie – lebend. An der Jacke ist nicht ein Tropfen Blut.“

Jack nickte langsam und faltete Sams Jacke zusammen, bevor er sie an Ferretti weiterreichte und über seine Schulter hinweg auf seinen Rucksack deutete. Ferretti nickte verstehend und stopfte die Jacke in Jacks Rucksack, bevor er seinem Team das Zeichen zum Weitergehen gab. “Welche Richtung, Colonel?“, wollte Coburn wissen.

“Weiter zu den Höhlen“, befahl Jack. Er steckte eine Hand in die Jackentasche. Das harte Glas eines Röhrchens begrüßte ihn. Es enthielt die Pflanze, die Teal’c aufgezeichnet hatte. Eine grüne Pflanze mit roter Blüte, aus deren zerkochten, kleinen, dornigen Blättern man ein starkes Gift entwickeln konnte. Auch auf der Erde gab es ähnliche Pflanzen, das wusste Jack aus leidlicher Erfahrung. Indianer setzten diese ein. Teal’c meinte, dass die Goa’uld das Gift entdeckten, als sie noch am Anfang ihrer Macht standen – zu diesem Zeitpunkt hatte man gefangene Rebellen gerne damit umgebracht.

Sie hatten die Pflanze auf jeden Planeten gebracht, der unter ihrer Herrschaft stand, aber diese hatten sich wegen klimatischen Unterschieden nicht auf jedem halten können. Hier hatte Eponems Volk das Potential der Pflanze entdeckt.

***

“Colonel?“, hakte Hammond nach, als Jack mit SG-2 vier Stunden später wieder aus den Wurmloch trat.

“Nur ihre Jacke, Sir“, erwiderte Jack leise, als er vor seinem Kommandanten stehen blieb.

Er hielt den Blick gesenkt und Hammond bedeutete SG-2 zu gehen. “Würden Sie mich in mein Büro begleiten?“, fragte er sanft und Jack blickte rasch auf.

“Ist es wegen Daniel?“, fragte er besorgt. Hammond legte ihm in einer väterlichen Geste eine Hand auf die Schulter, bevor er ihn Richtung Tür schob: “Dr. Jacksons Zustand hat sich nicht verändert, Colonel. Ich nehme an, Sie haben die Pflanze gefunden?“ Jack zog das Glasröhrchen aus seiner Jackentasche und Hammond nickte zufrieden. “Sie können es gleich zur Krankenstation mitnehmen, wenn Sie sich untersuchen lassen.“

Er schwieg, während sie weitergingen. In Hammonds Büro angekommen bedeutete er Jack, sich zu setzen und ließ sich ebenfalls in seinen Stuhl sinken, bevor er sich vorlehnte und die Unterarme auf dem Tisch abstützte. “Ich will mit Ihnen über Sie selbst sprechen, Colonel.“

Jack schaute verwirrt auf. “Mich, Sir?“

“Jack, Sie stehen unter enormen Stress. Zwei Ihrer Teamkameraden wurden schwer verletzt und Ihr drittes Mitglied ist spurlos verschwunden. Und ... Sie machen sich Vorwürfe.“

Jack schnaubte. “Allerdings, das tue ich. Hätte ich meine Leute nicht allein gelassen -“

“Dann lägen Sie jetzt vermutlich auch auf der Krankenstation. Soweit ich das verstanden habe, sind Dr. Jackson und Captain Carter allein mit den Dorfbewohnern losgezogen – etwas, was sie auch in Ihrer Gegenwart getan hätten. Sie hätten nicht verhindern können, dass das passiert, Jack. Niemand von uns hat böse Absichten erkannt. Teal’c hat mehrfach bestätigt – unterstützt von Dr. Jackson -, dass diese Leute keinem Goa’uld dienen und uns gegenüber erschienen sie friedlich. Wir hätten es nicht wissen können, also müssen wir versuchen, die Konsequenzen so gut wie möglich zu tragen.“

Jack starrte auf Hammonds Namenschild auf der Schreibtischplatte. “Ja, Sir“, murmelte er.

“Ich weiß, das hält Sie nicht davon ab, sich Vorwürfe zu machen. Ich bin auch Soldat, Colonel, ich kenne das Gefühl. Aber niemand gibt Ihnen die Schuld und vielleicht schaffen Sie es, das auch zu sehen, wenn Sie noch einmal näher darüber nachdenken.“

Jack nickte.

“Gut“, Hammond lehnte sich zurück, “Gyn hat um eine ... Audienz mit uns beiden gebeten. In einer halben Stunde und allein.“

“Ich werde da sein“, antwortete Jack und stand auf.

***

“Ich habe die Anklage gegen Dr. Jackson geprüft und fallen gelassen“, verkündete Gyn.

Interessiert lehnte Jack sich vor und stützte seine Unterarme auf dem Konferenztisch ab. “Wieso?“

“Selbst wenn er den Vertrag gebrochen hat und falsch handelte, so haben unsere Leute das ebenfalls getan. Nichts entschuldigt das Ausmaß der Verletzungen, die Dr. Jackson davon getragen hat – ganz davon abgesehen, dass der Einsatz dieses Giftes bei uns seit einem Krieg zwischen mehreren Dörfern verboten ist. Gegeneinander abgewogen bin ich zu der Entscheidung gekommen, dass es keinen Sinn macht, die Anklage weiterzuführen.“

Jack seufzte und nickte.

“Danke“, meinte General Hammond und Gyn lächelte ihm zu.

“Bleibt noch Teal’c“, seufzte der Richter dann, “Ihr müsst verstehen, dass sein Fall schwerer liegt. Er hat drei unserer Männer getötet.“ Hammond lehnte sich zurück und verschränkte die Arme.

Jack zwang sich ruhig zu bleiben und antwortete: “Aber alles deutet darauf hin, dass er nur versucht hat, Daniel zu beschützen.“

“Seine Kampferfahrungen erlauben es ihm durchaus, Gegner aus dem Gefecht zu setzen, ohne zu töten“, erklärte Gyn seinen Standpunkt. Zerknirscht starrte Jack auf die Tischplatte.

“Wir verstehen natürlich eure Lage. Und ich wiederhole, dass wir wissen, dass Menschenleben nicht mit Materialien aufzuwiegen sind. Aber Teal’c verdient nicht die Todesstrafe für etwas, was er ... im Prinzip nicht tun wollte“, erklärte Hammond.

Gyn kniff die Augen zusammen. “Mord geschieht vorsätzlich“, meinte er verwirrt.

“Aber das“, ging Jack vermittelnd dazwischen, “war kein Mord. Mord ist geplant und geschieht aus niederen Motiven. Aber Teal’cs einziges Motiv war der Schutz von Daniel – einem Teammitglied, das er in meiner Abwesenheit mit seinem Leben schützen muss und will.“ Gyn zog die Augenbrauen zusammen. Jack erklärte: “Er ist Zivilist – kein Soldat. Unsere Regeln besagen, dass Zivilisten unter allen Umständen von militärischem Personal geschützt werden müssen und Teal’c gehört zum militärischen Personal – egal, ob er hier geboren wurde oder nicht. Er ist trainierter Krieger.“

“Ich verstehe. Eure Gesellschaft ist aufgebaut auf einem Prinzip, das Menschen, die keine Krieger sind, schützen soll.“

“Richtig“, nickte Jack.

Hammond übernahm wieder: “Teal’c hat keinen Mord begangen. Es war reine Notwehr.“

Gyn straffte sich und fragte wiederholt: “Aber trifft es nicht zu, dass er durchaus weiß, wie man einen Menschen außer Gefecht setzt ohne zu töten?“

Jack senkte den Blick und biss sich auf die Unterlippe. “Das stimmt“, gab er zu.

Gyn seufzte. “Wie ich schon gesagt habe bin ich gegen das Prinzip der Todesstrafe. Letztlich muss eine weitere Familie leiden. Aber ich kann so nicht unter die Augen meiner Schützlinge treten. Gesetz ist Gesetz. Mord – egal aus welchen Motiven begangen – verlangt nach Mord.“

“Ändere die Gesetzte! Du bist der Richter, verdammt noch mal!“, forderte Jack ihn auf.

“Aber es liegt nicht allein an mir. Der Rat müsste das bestätigen – einstimmig.“

“Und Eponem ist in diesem Rat, nicht wahr? Er wird dagegen sein. Er will Teal’c hängen sehen“, schloss Jack und schlug frustriert mit der Faust auf den Tisch, “Verdammt noch mal, dieser ganze Mist passiert doch nur, weil dieser Kerl einen Vertrag als abgeschlossen betrachtet, der noch gar nicht abgeschlossen ist.“

Gyn schüttelte den Kopf. “Unsere Gesetze sehen das anders.“

“Eure Gesetze interessieren mich einen Dreck! Wegen euren Gesetzen ist -“

“Colonel O’Neill!“, ging Hammond dazwischen.

“Schon gut, General! Ich gehe!“ Jack sprang auf und verließ den Raum.

***

“Er schläft“, stellte Jack fest, als er das Krankenzimmer betrat. Teal’c nickte. Seufzend ließ Jack sich neben Teal’c auf das Bett neben Daniel fallen. “Was machst du hier? Ich dachte, du wärest entlassen worden“, meinte der Colonel müde und fuhr sich mit den Händen über das Gesicht.

“Das ist korrekt, O’Neill, allerdings wollte ich nicht, dass Daniel Jackson alleine aufwacht“, erklärte der Jaffa. Jack legte ihm eine Hand auf die Schulter: “Danke! Wirklich, das ist ... ich bin kein guter Teamanführer in letzter Zeit.“ Jack stützte seine Ellenbogen auf die Knie auf und vergrub das Gesicht in den Händen.

“Das ist nicht wahr, O’Neill“, antwortete Teal’c.

“Carter ist verschwunden seit ... seit inzwischen 36 Stunden, Teal’c, und um Daniel kümmere ich mich kaum. Nicht wirklich!“

“Das hast du, O’Neill. Du erkundigst dich mehrmals am Tag nach ihm. Ich war dabei.“

“Ja, aber ich bin nie mehr als ein paar Minuten bei ihm. Ich ... mache mir solche Sorgen um Carter, dass ich Daniel außen vor lasse. Und ... wenn ich nicht an Carter denke, überlege ich, wie ich deinen Kopf aus der Schlinge ziehen kann. Aber ich bin völlig unfähig, darüber einen klaren Gedanken zu fassen.“ Er schaute auf und in Teal’cs Augen. “Geben wir es doch zu, Teal’c. Im Moment bin ich nicht ... ich.“

Teal’c stand auf und verschränkte die Arme hinter dem Rücken. Er sah auf Jack hinab und antwortete sanft: “Das ist nicht wahr, O’Neill. Wärest du völlig unbeeindruckt von den Dingen, die geschehen sind, dann wärest du nicht du selbst. Du konzentrierst dich hauptsächlich auf Captain Carter, weil sie verschwunden ist und sowohl Daniel Jackson als auch ich wollen ebenso wie du, dass sie gefunden wird. Dein Einsatz für mich gegen Eponem zeigt mir, dass du dich sehr wohl um mein Wohlergehen sorgst und du hast dir während der Suche nach Captain Carter die Zeit genommen, das Gift zu suchen, um Daniel Jackson zu helfen.

Sei versichert, O’Neill, dass wir beide vollkommen hinter dir stehen. Die Priorität ist im Moment Captain Carter. Wäre ich oder Daniel Jackson verschwunden, würdest du auch alles daran setzen, um uns zu finden.“ Teal’c legte Jack eine Hand auf die Schulter und zeigte sein vielleicht drittes Lächeln, seit er auf der Erde lebte. Dann verließ er den Raum. Jack starrte zu Boden, doch er fühlte sich besser. Teal’c hatte schon immer gewusst, wann es Zeit war, sein Schweigen zu brechen. Der ruhige Krieger verbarg seine Emotionen meist hinter einer grimmigen Maske, aber SG-1 und andere im Cheyenne-Mountain kannten inzwischen die sorgsame und freundliche Natur des Jaffa.

Jack könnte sich keinen besseren Beschützer für seine beiden Wissenschaftler aussuchen, wenn er selbst mal nicht in der Nähe war, denn Sam konnte sich so sehr in ihre Arbeit vertiefen, dass sie kaum noch etwas um sich herum mitbekam – ganz davon abgesehen, dass die Sinne des Jaffas besser trainiert waren, als Jacks und Sams zusammen. Er bemerkte die Gefahr meistens schon früher als sie.

Daniel stöhnte leise und Jack wandte ihm den Blick zu, sah, dass der junge Mann versuchte, die Augen zu öffnen.

Er stand auf und ging zu Daniel hinüber, legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter, spürte erschrocken das hohe Fieber: “Hey!“ Daniel öffnete die Augen einen Spalt und starrte Jack verwirrt an. Geblendet von dem Licht im Raum schloss er die Augen wieder. Jack drückte den Rufknopf und setzte sich auf die Kante des Bettes, beugte sich über Daniel, um das grelle Licht über ihnen etwas von ihm abzuhalten. “Wir arbeiten an einem Gegenmittel. Alles in Ordnung“, sagte Jack leise. Daniel öffnete die Augen wieder etwas und nickte langsam.

“Colonel O’Neill?“, fragte Lt. Jefferson, als er eintrat.

“Er scheint Probleme mit dem Licht zu haben“, berichtete Jack und der Pfleger nickte schnell.

“Ich dämpfe das Licht und rufe den Doktor.“

Daniel schloss die Augen und Jack seufzte. Er stand auf, um das Zimmer zu verlassen und Daniel Ruhe zu gönnen, doch plötzlich hörte er Daniel aufstöhnen. Er drehte sich wieder um. “Daniel?“

Der junge Mann drehte sich auf die Seite und begann zu würgen.

“Gott!“ Jack eilte zurück zum Bett und rief nach Janet, bevor er ausgriff und Daniel etwas aufrichtete. Sein Atem ging schwer, als er den Kampf gegen die Übelkeit verlor und Jack schaffte es gerade noch, die Schüssel unter dem Bett hervorzuholen und bereit zu halten. Jefferson betrat wieder das Zimmer. Daniels Magen hatte nichts hervorzuwürgen und der jüngere Mann hustete krampfhaft. Dann wurde er ruhiger.

Jack stellte die leere Schüssel zur Seite und drückte Daniel auf das Bett zurück. Der junge Mann starrte schwer atmend an die Decke. “Daniel?“, fragte Jack. Er packte den Mann an der Schulter, um ihn auf sich aufmerksam zu machen, doch Daniel schlug seine Hände weg und drehte sich auf die Seite, zog die Beine an den Körper. Seine Arme schützten Kopf und Oberkörper und Jack stand erschrocken auf, als Daniel begann, nach ihm zu treten.

“Colonel?“, fragte Janet hektisch, als sie angerannt kam.

“Ich weiß es nicht“, antwortete Jack verwirrt, während er Daniel wie betäubt anstarrte. Janet lief zu Daniel und legte ihm eine Hand auf die Stirn. Er schrie auf und wich von ihr zurück, erwischte sie mit dem Fuß im Magen. Janet stürzte überrascht hustend nach hinten und wäre gestürzt, hätte Jack sie nicht etwas ungeschickt aufgefangen. Etwas schepperte und ein weiterer Pfleger tauchte bei dem Lärm in der Tür auf. Als Jack sich versichert hatte, dass Janet soweit in Ordnung war, hob er den Blick und fand das Bett leer vor.

Jefferson eilte um das Bett herum und Jack hörte Daniel schreien. Der zweite Pfleger eilte seinem Kollegen zur Hilfe.

Jack wollte auch um das Bett laufen, doch Janet schubste ihn zur Seite. “Weg! Raus hier! Los!“

“Aber ich -“

“Colonel, verdammt noch mal, verschwinden Sie!“ Janet wandte sich an die Pfleger: “Vorsicht!“ Jack wich zurück. Er hörte Janet Befehle geben, während sie sich mit einer Injektion zu Daniel vorarbeitete. Jefferson wurde von einem erstaunlich starken Fußtritt zurückgeschleudert, doch der andere Pfleger bekam Daniel zu fassen und drückte ihn zu Boden. Janet setzte die Beruhigungsspritze und Jack hörte Daniels Stimme, die verzweifelt nach Sam rief.

Dann wurde es still.

***

Verstört streifte Jack den Korridor vor Daniels Zimmer auf und ab. “Colonel, beruhigen Sie sich!“, sagte die Ärztin sanft und legte ihm eine Hand an die Wange. Besorgt musterte sie ihn. “Sie sollten sich setzen.“

Sie führte ihn in ihr Büro und zog einen Stuhl neben den seinen, um seinen Puls zu nehmen. “Sie sind vollkommen erschöpft, Colonel.“

“Was ist da eben gerade passiert?“, wollte Jack wissen, ignorierte ihre Bemerkung. Er war noch immer wie betäubt vor Schreck. Daniels Ruf nach Sam hallte immer wieder in seinem Kopf wider.

“Ich rate: Ein Flashback“, antwortete die Ärztin. Sie seufzte und rieb sich den Bauch, wo Daniel sie getroffen hatte. “Ein ziemlich heftiges, wahrscheinlich ausgelöst durch die Gehirnerschütterung“, fügte sie hinzu.

“Sehen Sie, und das macht mir Angst. Wenn es ein Flashback war, dann will ich nicht wissen, was Carter zugestoßen ist.“

“Auch, wenn Eponem behauptet, ihr wäre nichts passiert?“, wollte Janet wissen und schloss ihre Untersuchung ab.

Jack schnaubte. “Dem Kerl traue ich nicht. Es gibt da etwas, was er uns verschweigt.“

“Doktor, was ist passiert?“, fragte Hammond, als er hinter Janet auftauchte.

“Dr. Jackson hat soeben ein schweres Flashback erlebt, General. Wir mussten ihn ruhig stellen. Gott sei Dank hat die ganze Sache ihm keinen weiteren Schaden zugefügt.“ Janet seufzte und schüttelte den Kopf. “Wir wissen nicht mal, durch welche Erinnerungsreizung das Flashback ausgelöst wurde.“

“Haben Sie mit Dr. McKenzie darüber gesprochen?“, wollte Hammond wissen.

“Das wollte ich gleich tun. Aber – General, bei allem Respekt – ich bezweifle, dass Dr. McKenzie Dr. Jackson helfen kann. Im Moment zumindest nicht.“

“Halten Sie mich auf dem Laufenden!“, bat Hammond, dann wandte er sich an Jack, “Ich werde eine weitere Suchmission losschicken. Sergeant Davis und Sergeant Siler sind gerade dabei, ein UAV mit Wärmebildkameras loszuschicken. Vielleicht finden wir dieses Mal etwas.“ Jack nickte. “Außerdem wollen sich die Abgesandten von P3D-235 gleich noch mal mit uns treffen. Eponem will mit den Verhandlungen um Teal’c fortfahren.“

“Ich bin gleich da.“

Janet schüttelte den Kopf. “Sir ... Sie sind erschöpft. Ich halte es für keine gute Idee, dass Sie sich gleich wieder in die Arbeit stürzen.“

Jack starrte Janet flehend an. “Ich muss. Nur noch die nächste Suchaktion.“

Janet begann, zu argumentieren, doch Jack legte ihr eine Hand auf den Arm. “Bitte!“

“Doktor?“, hakte Hammond nach und Janet seufzte.

“Okay.“

***

“Wir verlangen nur den Mörder von drei unserer Männer.“

“Nur?“, wiederholte Jack und Eponem wandte ihm den Blick zu.

“Ja. Ein kleiner Preis, bedenkt man, dass der Tod dieser drei einen großen Ausfall unserer Ernte bedeutet. Ganz davon abgesehen, dass drei Familien nun ohne Vater leben müssen.“

General Hammond stützte die Unterarme auf dem Tisch ab und meinte: “Ich kann euch anbieten, die ausgefallene Ernte zu ersetzen. Wir haben ebenfalls Weizen auf diesem Planeten. Es dürfte kein Problem sein, euren Ausfall zu begleichen.“

Gyn nickte. “Ich denke, darüber lässt sich verhandeln.“

“Gyn, ich bin nicht bereit, mich so erniedrigen zu lassen“, zischte Eponem. Der Richter warf ihm einen scharfen Blick zu: “Du weißt, was wir diskutiert haben.“

“Ich will keinen Handel mit diesen Mördern treiben.“

“Hey, jetzt mal langsam, mein Freund!“, rief Jack, “Ich würde vorsichtig mit dem Begriff ’Mörder’ sein, denn genau dazu wären deine Leute geworden, wenn Teal’c nicht dazwischen gegangen wäre. Daniel hat zwei – ich wiederhole zwei – Schusswunden und er wurde schwer vergiftet. Wenn wir ihn nicht rechtzeitig von eurem verdammten Planeten runtergeholt hätten, wäre er drauf gegangen! Er hat furchtbare Alpträume wegen dieser ganzen Sache!“

“Er hat unseren Vertrag gebrochen. Er war der erste, der ihn missachtete.“

“Der Vertrag hat noch gar nicht gestanden!“, erklärte Jack aufgebracht.

“Es reicht jetzt!“, ging Hammond dazwischen.

“Ich bin derselben Meinung“, meinte Gyn ruhig. Der General wandte sich an den Richter.

“Wir sind auf keinen Fall bereit, eines unserer Mitglieder wegen Mordes bei euch hinrichten zu lassen.“

“Das kann ich gut verstehen“, antwortete Gyn, “das ist eine verfahrene Situation. Es gab bereits genügend Blut zwischen unseren Völkern.“

“Möglicherweise gibt es Dinge, die wir euch anbieten können und die euch helfen könnten, euren Ertrag noch zu steigern. Wir haben auch Medikamente gegen zahlreiche Kinderkrankheiten, die laut euren Berichten oftmals bei euch ausbrechen – mit tödlichen Folgen.“

“Ihr wollt euch frei kaufen“, zischte Eponem. Hammond blickte ihn fest an: “Nein. So würde ich das nicht nennen. Aber ich glaube, wir könnten beide von einem Handel profitieren. Wir brauchen das Naquadah und ihr braucht Medikamente.“

“Wir werden darüber nachdenken“, sagte Gyn.

***

48 Stunden waren seit der Rettung von Daniel und Teal’c vergangen. 48 Stunden, in denen alles, was sie von Sam fanden, eine Jacke war. Jack saß im Umkleideraum und starrte auf den grünen Stoff in seinen Händen. Gerade hatte das Labor die Jacke wieder frei gegeben. Wie erwartet, war nichts gefunden worden, was auf Carters Verbleib hindeutete.

Fraiser hatte Jack widerwillig die Suchaktion gestattet. Teal’c durfte nicht mit. Noch immer war er ein Gefangener unter seinen Freunden. Munore, die Heilerin, war nach Hause zurückgekehrt und Gyn debattierte lauthals mit Eponem im Konferenzraum. Daniel schlief, noch immer von den Beruhigungsmitteln ausgeschaltet, die ihm nach seinem Flashback verabreicht worden waren. Wenn in den nächsten paar Stunden keine Komplikationen mehr auftraten, wollte Janet ihn in eins der VIP-Quartiere verlegen.

Jack drückte die Jacke an sich und schloss die Augen. 48 Stunden waren eine lange Zeit. Und er vermisste Carter schmerzlich. Möglicherweise etwas mehr, als er sollte.

***

“Wenn ich gewusst hätte, dass du so käuflich bist, Gyn, hätte ich dich niemals zum Richter gemacht“, meinte Eponem und Gyn funkelte ihn aus blauen Augen wütend an.

“Ich bin nicht käuflich. Ich denke nur an unsere Zukunft. Der Winter steht bevor, die Kinder werden wieder krank werden ... diese Leute können uns helfen. Sie sind sogar bereit, unsere Ernte zu ersetzen, die wir verloren haben.“

Eponem stand auf. “Du kannst das Angebot unmöglich annehmen. Ich werde dem nicht zustimmen.“

“Ich brauche deine Zustimmung nicht, wenn die Mehrheit der Dörfer hinter mir steht, Eponem. Und die Mehrheit unserer Dörfer verlor im letzten Winter mindestens ein Kind an das Fieber. Du weißt sehr wohl, dass du selbst Gesetze gebrochen hast, als du gestattet hast, dass deine Männer das Gift einsetzen. Und aus welchem Grund? Wenn Dr. Jackson stirbt -“

“Er hat uns um unser Recht gebracht! Er hat mich um mein Recht gebracht. Unsere Gesetze besagen eindeutig, dass ein Vertrag nur mit einem Lehen abgeschlossen werden kann.“

“Diese Menschen hier leben anders. Dr. Jackson hat mir bei seiner Ankunft selbst erklärt, dass das Lehnswesen auf diesem Planeten längst nicht mehr existiert.“

“Und deshalb dürfen sie unsere Gesetze missachten?“

“Nein, aber wir müssen uns darauf einstellen, dass sie nicht auf dieselbe Art handeln wie wir. Warum hast du nicht abgebrochen, als du gemerkt hast, dass Dr. Jackson und Captain Carter die Bedingungen missverstanden haben?“

“Widerwille ist nicht unüblich. Der Vertrag stand.“

Gyn schüttelte fassungslos den Kopf. “Warum das Gift? Warum die Jagd auf Dr. Jackson?“

Eponem starrte Gyn hart in die Augen, doch er antwortete nicht. “Wegen Colonel O’Neill, nicht wahr?“, antwortete der Richter selbst, “Er sollte es nicht herausfinden. Wir brauchen diese Leute! Ist dir bewusst, dass unser Volk aussterben wird, wenn es so weiter geht?“

Eponem schüttelte den Kopf. “Ich werde das nicht zulassen. Teal’c muss büßen für das, was er getan hat.“

Gyn starrte ihn an: “Du bist wahnsinnig. Wir haben doch keine Chance gegen die Waffen, die diese Leute haben. Wenn sie den Jaffa nicht hergeben wollen, dann werden sie das auch nicht tun. Wir sollten den gesamten Rat befragen.“

“Und wenn ich ihnen hier zur Last fallen muss, bis sie Gerechtigkeit walten lassen, ich bleibe hier. Und der Rat hat nichts in dieser Angelegenheit zu sagen.“

Gyn kniff die Augen zusammen. Dann drehte er sich auf dem Absatz um und verließ den Raum.

***

Major Neil Coburn rieb sich erschöpft über die Augen. Der Regen prasselte auf das Laub der umliegenden Bäume, sofern noch welches an den Ästen vorhanden war. Das meiste lag in rot-gelb-orangenen Haufen am Boden unter den Bäumen. O’Neill trieb sie immer weiter an. Die fünf Männer waren bereits seit drei Stunden wieder unterwegs, auf der Suche nach Captain Carter in der Nähe der Höhlen, nur wenige Kilometer vom Dorf entfernt. Coburns Anführer Louis Ferretti war ebenso unerbittlich wie Colonel O’Neill, gönnte ihnen allen nur kurze Pausen, erinnerte Jack auf der anderen Seite jedoch auch daran, dass diese nötig waren.

Coburn verstand die Sorge des SG-1-Anführers. Er selbst mochte Carter ebenfalls sehr. Plötzlich stutzte er, denn der Nebel ließ ihn Trugbilder sehen. Vielleicht war es auch seine Erschöpfung. Seit zwei Tagen waren sie alle paar Stunden auf Suchmissionen aufgebrochen. O’Neill duldete kein anderes Team für die Aktion an seiner Seite. Ferretti war der springende Punkt für ihn ... ein Freund, der ebenso sehr wie er selbst an den Wissenschaftlern des SG-1-Teams hing. Wieder sah Coburn es.

Diesmal war ihm aber klar, dass seine Einbildung nicht mitspielte. Ein dunkler Fleck im Nebel, kaum 300 Meter entfernt, der von Baum zu Baum hastete, groß genug für ... einen Menschen! “Sir? Colonel O’Neill!“

Der ältere Mann drehte sich zu ihm und Coburn deutete in die Ferne, auf den dunklen Fleck, der nun zögerlich zwischen zwei Bäumen stehen blieb.

Oder hatte man sie bemerkt? Jack zerrte sein Fernglas hervor und versuchte, durch den Nebel etwas zu erkennen. Er fand die Gestalt, die zu ihm blickte. “Carter!“, rief er. Er rannte auf sie zu, SG-2 auf seinen Fersen. Sie blieb still stehen und starrte ihnen entgegen. Jack langte bei ihr an, bemerkte das zerrissene T-Shirt, die fehlende Weste, die Hose, die ebenfalls Risse davon getragen hatte. Ihr Haar hing in dreckigen Strähnen, als hätte sie im Schlamm damit gelegen und ihr Gesicht war dreckverschmiert, sah man von sauberen Spuren darin ab, die wohl von Tränen stammten und von dem Blut aus einer Platzwunde in der Stirn.

Er griff aus und drückte sie an sich. Für ihn war sie in diesem Moment das schönste Wesen des Universums. “Carter“, flüsterte er.

Sie schwankte, ein Schluchzen entkam ihr und sie flüsterte: “Ich habe den Weg nicht gefunden. Ich habe den Weg nicht gefunden.“ Sie zitterte so entsetzlich. Ob vor Kälte oder Angst, wusste Jack nicht. Captain Griff hatte bereits reagiert. Während die anderen drei Männer sich abwandten, um Sam nicht noch mehr in Verlegenheit zu bringen, legte er eine Decke um Sams Schultern. Jack nickte ihm dankbar zu und wickelte Sams Oberkörper darin ein, bedeckte, was das zerrissene T-Shirt den fünf Männern preis gab. Erst dann drückte er sie von sich und musterte sie. “Ich habe den Weg nicht gefunden“, flüsterte Sam.

“Sie scheint einen Schock zu haben“, meinte Griff und leuchtete ihr mit einer Lampe in die Augen. Eine kurze Untersuchung folgte, dann nickte er Jack zu. “Aber sonst scheint sie okay zu sein.“

Jack fiel ein Stein vom Herzen. “Wir bringen Sie nach Hause, Carter.“

***

“Sir! Wir haben sie, Sir!“, triumphierte Jack, während er Sam die Rampe hinunter stützte. Janet eilte ihnen bereits entgegen: “Captain Carter?“

“Ich habe den Weg nicht gefunden“, erwiderte Sam mit zitternder Stimme.

Fragend blickte Fraiser zu Jack. “Sie scheint einen Schock zu haben.“

Die Ärztin nickte. “Kommen Sie, Captain!“ Sie winkte eine Schwester heran, die Sam in den mitgebrachten Rollstuhl drückte, dann verschwanden sie.

“Gut gemacht, Colonel O’Neill!“, lächelte Hammond. Er fasste alle fünf nassen, erschöpften Männer ins Auge und wiederholte: “Ausgezeichnete Arbeit!“

“Ich bin nur froh, dass dieser Alptraum vorbei ist, Sir“, erklärte Jack und klopfte Coburn dankbar auf die Schulter, als dieser an ihm vorbeiging. Der junge Major lächelte ihm zu.

“Begeben Sie sich auf die Krankenstation!“, bat Hammond lächelnd.

“Jawohl, Sir!“, antwortete Jack grinsend. Er fühlte sich, als wäre eine riesige Last von seiner Schulter genommen worden. Alles kam in Ordnung.

***

Jack wusste nicht, ob man es Daniel und Teal’c schon gesagt hatte. Er ließ sich untersuchen, für gesund erklären und eilte dann in das Mehrbettzimmer, in dem Daniel momentan alleine untergebracht war. Teal’c, der ständig zwischen seinem eigenen Quartier und der Krankenstation pendelte, um bei Daniel zu sein, saß neben dem Bett des schlafenden, jungen Archäologen und meditierte. Als Jack eintrat, öffnete er jedoch die Augen und nickte seinem Anführer zu. Jack grinste ihn an. “Wir haben Carter gefunden“, verkündete er leise.

Teal’c ließ ein erfreutes Zucken der Mundwinkel sehen.

Er neigte den Kopf. “Das sind in der Tat gute Nachrichten, O’Neill. Daniel Jackson wird erfreut sein, dass zu hören.“

“Ich denke, dass Carter euch auch sehen will, sobald sie sich etwas erholt hat. Sie ist ziemlich durcheinander.“ Jack schien es, als könne er gar nicht mehr aufhören zu lächeln. Er trat näher an das Bett und fragte: “Wie geht es ihm?“

“Den Umständen entsprechend. Er hat noch immer Fieber und Dr. Fraiser gibt ihm Beruhigungsmittel, um Aufregung zu vermeiden. Er hatte ein zweites Flashback, während du weg warst, aber ihm ist nichts geschehen und Dr. Fraiser konnte ihn leicht wecken.“

Daniel drehte beim Klang ihrer Stimmen den Kopf und öffnete leicht die Augen. “Hey!“, grüßte Jack lächelnd und legte ihm eine Hand auf die Schulter. “Geht’s besser?“

Daniel stöhnte leise und blinzelte stark.

“Wie viele von mir sehen Sie jetzt gerade?“, wollte Jack amüsiert wissen, da er die Wirkung von Janets Beruhigungs- und Schmerzmitteln schon am eigenen Leib erlebt hatte. Daniel lächelte leicht. Er schloss wieder die Augen, doch Jack sagte schnell: “Hören Sie mir einen Moment zu, okay?“ Daniels Augen öffneten sich wieder und starrten Jack fragend an. Der Colonel lächelte. “Wir haben Carter gefunden. Sie ist gerade beim Doc und lässt sich durchchecken. Es geht ihr soweit gut.“

Daniel schüttelte den Kopf. Jack runzelte die Stirn. “Haben Sie verstanden?“, wollte er wissen.

Daniel schluckte stark. “Es tut mir leid! Sagen Sie ihr, es tut mir leid!“, flüsterte er.

Verwirrt zog Jack die Augenbrauen hoch. “Daniel?“

Der junge Mann kam nicht mehr gegen den Schlaf an und schloss die Augen.

***

“Ich will ihn nicht sehen“, murmelte Sam leise und blickte auf. Jack starrte die liegende Frau ungläubig an, während Janet sie weiter durchcheckte.

“Bitte was?“, fragte der Colonel verwirrt.

“Ich will Daniel nicht sehen!“, wiederholte Sam lauter.

“Captain, er hat sich Sorgen um Sie gemacht! Warum zum Teufel wollen Sie ihn nicht sehen?“, fragte Jack ungläubig.

“Das geht Sie nichts an, Colonel! Das ist eine Sache zwischen mir und Daniel.“

“Colonel“, meinte Janet mit warnendem Unterton und blickte Jack bittend an. Dieser rieb sich über die Stirn. Kopfschmerzen begannen, sich aufzubauen und er war unendlich müde. Die letzten Tage hatten ihn als Wrack zurückgelassen und jetzt, wo Sam gefunden und in Sicherheit war, konnte er es auch zugeben.

“Sie sollten sich schlafen legen, Sir. Sie haben es mir versprochen“, erinnerte die Ärztin ihn. Jack nickte geschlagen.

“Ich werde dafür Sorge tragen, dass O’Neill sich hinlegt, Dr. Fraiser“, erklärte Teal’c und die Ärztin nickte ihm dankbar zu.

***

Im Fahrstuhl traf Jack auf Eponem und seine Eskorte. Widerwillig nickte er ihm zu und die Fahrstuhltüren schlossen sich. “Wie ich hörte, wurde Captain Carter gefunden, Colonel?“, fragte Eponem höflich und Jack hätte ihm am liebsten den Hals umgedreht.

“Ja“, antwortete er knapp. Dann wollte er wissen: “Wo ist dein Freund, der Richter?“

Eponem lächelte leise. “Er ist ins Dorf zurückgekehrt. Dort versucht er wohl, den Rat gegen mich aufzubringen.“

“Ich wusste, warum ich den Kerl nett finde“, antwortete Jack humorlos grinsend. Eponem schnaubte und der Fahrstuhl hielt auf Ebene 22. Jack stieg mit Teal’c aus und die beiden betraten einen der Schlafräume, von denen es auf dieser Ebene reichlich gab. Die drei Hochbetten engten den kleinen Raum noch mehr ein. Niemand hatte sich hier im Moment für eine Pause oder ein Nickerchen hingelegt, also konnten Jack und Teal’c sich ungestört unterhalten. Jack ließ sich auf eines der unteren Betten fallen und Teal’c schloss die Tür, ließ den Soldaten, der ihn ständig begleitete, um Eponem zu beruhigen, mit einem respektvollen Nicken draußen Wache stehen.

“Was hältst du von der Sache, Teal’c?“, wollte Jack wissen und streckte sich aus.

Der Jaffa verschränkte die Arme hinter dem Rücken und antwortete: “Captain Carter hat viel durchgemacht. Vielleicht ist die nur durcheinander.“

“Ja“, murmelte Jack, “Vielleicht.“ Er fasste Teal’c ruhig ins Auge und fuhr fort: “Oder vielleicht steckt doch mehr hinter der ganzen Sache, als wir sehen.“

***

“Ich weiß nicht, wie Sie glauben konnten, dass ich das übersehe, Captain“, meinte Janet sanft und Sam drückte ihren Rücken fester gegen die Rückenlehne des Stuhls in Janets Büro. Die Ärztin faltete langsam die Hände und lehnte sich vor, stützte die Unterarme auf der Schreibtischplatte ab. “Wollen Sie mir erzählen, was passiert ist, oder soll ich einen Termin mit Dr. McKenzie für Sie vereinbaren?“

“Ich brauche keinen Seelenklempner“, antwortete Sam und starrte Janets Hände an, um ihr nicht in die Augen sehen zu müssen.

“Doch, das denke ich schon.“

Die junge Offizierin ihr gegenüber stand auf und Janet sprach schnell weiter, bevor Sam die Tür erreichte. “Captain Carter ... Sam.“

Die Angesprochene hielt inne, ihre Hand auf der Türklinke. Sie starrte auf die Station hinaus, ihre Augen nahmen aber nichts vor dem Fenster wahr.

“Captain“, wiederholte Janet sanfter, “Sie müssen mit irgendjemandem darüber reden und ... ich muss es ... Colonel O’Neill und General Hammond mitteilen.“

“Nein!“ Sam fuhr herum. “Nein, Dr. Fraiser! Bitte!“

“Die beiden müssen erfahren, was Sie belastet. Sam, auf einem militärischen Stützpunkt ist diese Art von Trauma unbehandelt wirklich nicht gut aufgehoben.“

“Sagen Sie es Colonel O’Neill und General Hammond nicht. Es ist okay!“

“Sie wissen, das muss ich“, meinte Janet.

Sam senkte den Blick und trat wieder näher zum Schreibtisch. “Wie soll ich mit einem Kerl wie Dr. McKenzie -“

“Sie meinen ’mit einem Mann’?“

Sam fuhr sich erschöpft durch die Haare. “Ich bin ... darüber hinweg. Ich habe es verkraftet, Doktor.“ Sie schaute auf und lächelte Janet an. “Versprochen!“

Die Ärztin schüttelte den Kopf. “Captain, ich hatte einen ähnlichen Fall schon einmal und ich sage Ihnen gleich, dass mir der junge Leutnant dasselbe Versprechen gemacht hat. Und drei Tage später war sie tot. Was Sie durchgemacht haben, sollte niemand erleben. Sam ... Sie wurden vergewaltigt. Darüber kommt man nicht hinweg. Man muss es verarbeiten. Mit professioneller Hilfe.“

Sam seufzte. “Aber nicht McKenzie“, flüsterte sie.

“Okay“, nickte Janet, “Das ist ein Kompromiss. Ich suche jemanden, der die höchste Sicherheitseinstufung hat und bitte General Hammond um Erlaubnis.“

Sam nickte. “Gut. Aber Sie sollten wissen, dass der ... Kerl ... keine Chance hatte, es ... zu Ende zu bringen.“ Ihr Blick war kalt und berechnend und Janet nickte langsam.

Sie wollte wieder gehen, doch Janet fragte plötzlich: “Hat diese ganze Sache etwas damit zu tun, dass Sie Daniel nicht sehen wollen?“ Sam zuckte zusammen und fuhr zu ihr herum.

“Daniel? Was soll das mit Daniel zu tun haben?“

“Das frage ich Sie.“

Sam seufzte. “Er ... hat nichts damit zu tun.“

“Dann können Sie ihn ja besuchen. Es geht ihm nicht so gut und er würde sich sicher freuen, Sie zu sehen“, meinte Janet. Sie stand auf und sortierte Sams Akte in den Schrank hinter sich ein. “Er hat es gesehen“, hörte sie eine leise Stimme hinter sich.

Sie drehte sich um und lehnte sich mit verschränkten Armen gegen den Schrank. “Alles?“

Sam nickte. “Er war es auch, der mich gerettet hat.“

Janet seufzte. “Kommen Sie mit!“, bat sie und Sam folgte ihr zu dem Zimmer, in dem Daniel untergebracht war.

“Ich kann ihm nicht in die Augen sehen. Ich will nicht -“

“Er schläft“, unterbrach Janet. “Wir haben ihn wegen Flashbacks ruhig gestellt. Die Flashbacks werden hoffentlich mit der Zeit nachlassen und sind wahrscheinlich auch ein Resultat der Schmerzmittel, die ich ihm gebe ... natürlich wird er unter den gegebenen Umständen ebenfalls mit einem Psychologen reden müssen“, meinte sie dann. Sie zog Sam mit sich und blieb mit verschränkten Armen am Fußende von Daniels Bett stehen.

Der junge Mann schlief tatsächlich fest und Sam trat unwillkürlich einen weiteren Schritt nach vorne, als sie ihn sah. “Er sieht furchtbar aus“, murmelte sie.

“Es war schon schlimmer“, antwortete Janet, “Er wurde vergiftet.“

Sam nickte. “Sie haben ihn unterschätzt. Ich habe geahnt, dass sie ihm etwas antun wollen, als sie ihn weggezerrt haben. Ich ... ich ... habe ihn im Stich gelassen.“

“Sie standen unter Schock, Sam.“

“Trotzdem! Er hätte fliehen können, als sie mich angriffen, aber er ist geblieben und hat sich gegen sie gewehrt. Ich habe ihn noch nie so gesehen, Janet. Man denkt, er wäre gar nicht fähig jemanden zu töten, aber er ...“

“Hat er getötet?“

“Nein. Sie haben ihn davon abgehalten.“

“Er meint, er wäre Schuld an den Vorfällen“, berichtete Janet.

Sam schüttelte rasch den Kopf. “Unsinn! Dafür kann er nichts. Es ist nur ...“ Sie schüttelte den Kopf. Janet legte ihrer Kollegin eine Hand auf die Schulter und drehte sich dann um, um zu gehen. Sam stand noch länger am Fußende von Daniels Bett und starrte ihn an. Als er begann, sich zu regen, riss sie sich los und eilte aus dem Raum. Sie ging in eines der Mannschaftsquartiere auf der Basis und schloss die Tür hinter sich ab. In der Dunkelheit ließ sie sich mit dem Rücken zur Tür zu Boden sinken. Möglicherweise redete Janet bereits mit Hammond und Colonel O’Neill. Gott, der Colonel würde ausrasten.

Was würde er denken?

Sie hatte sich so bemüht, ihren Platz als Frau im Team neben Daniel als reinem Zivilisten zu erkämpfen und den Respekt des Colonels zu erlangen. Er hatte es ihr leicht gemacht, das musste sie zugeben. Er vertraute ihr sein Leben an.

Aber wie würde er reagieren, wenn er erfuhr, dass sie es nicht geschafft hatte, sich und Daniel zu verteidigen? Noch schlimmer: Dass sie so leicht zusammenbrach.

Konnte er mit ihr so zusammen arbeiten? Sie schluchzte leise.

***

“Was meinen Sie, Daniel? Was können wir den Leuten anbieten?“, fragte Sam und der Archäologe zuckte mit den Schultern.

“Medikamente, Nahrung ... da wird sich schon was finden.“

“Wir sind da!“, verkündete Eponem und Sam blieb neben Daniel vor dem Eingang zu einer Mine stehen. Neben ihnen fielen Felsen in einen ruhigen See ab. “Die Mine war Jahrhunderte lang Sinnbild unser Versklavung durch den falschen Gott.“

Daniel nickte. “Das verstehen wir. Trotzdem danke. Wir werden Dank der Hilfe unseres Geologie-Teams einschätzen können, wie rein das Naquadah ist und euch einen entsprechenden Preis dafür anbieten.“

Eponem lächelte. “Also können wir mit den Verhandlungen anfangen?“, wollte er wissen.

Daniel nickte. “Das können wir gerne machen, allerdings kann ich euch erst genauere Preise mitteilen, wenn wir wissen, wie rein das Naquadah letztendlich ist. Auf jeden Fall kann ich euch das, was wir anbieten können, aufzählen.“

“Ich dachte eher, wir beginnen mit dem Lehen“, erwiderte Eponem.

“Dem Lehen?“, wiederholte Sam verwirrt und schaute zu Daniel.

Dieser nickte. “Auf der Erde wurde von höher gestellten Persönlichkeiten Land und Güter an Bauern abgegeben. Dafür erhielten die Grafen und Herzoge einen Teil der Ernte.“

Sam nickte verstehend. “Geschichtsunterricht“, lächelte sie anschließend und Daniel grinste zurück.

Dann wandte er sich wieder an Eponem. “Das Lehen kann alles mögliche sein. Wir haben Medikamente, um den kranken Kindern zu helfen oder ...“ Er unterbrach sich, als Eponem den Kopf schüttelte.

Er starrte Sam mit einem unheimlichen Glitzern in den Augen an und sie legte ihre Hände fester um die P-90, die ihr um die Schulter hing. “Daniel?“

“Möglicherweise hat sich die Bedeutung des Wortes geändert. Immerhin lebten diese Leute isoliert von der Erde ...“ Er dachte angestrengt nach.

“Captain Carter“, sagte Eponem langsam. Sam starrte ihn ungläubig an.

“Wie bitte?“

“Nein! Nein, nein, nein ... Moment mal!“, sagte Daniel. Er trat auf Eponem zu. “Das ist nicht richtig. Das war niemals Bestandteil der Verhandlungen.“ Doch es war zu spät.

Sam fühlte sich von Eponems Begleitern hinter ihr gepackt und ihre Waffe wurde ihr entrissen. “Daniel!“

Er fuhr herum. “Wartet! Nicht!“ Er hob die Hände, während Sam sich losriss und zu ihrer Pistole griff. Bevor sie etwas tun konnte, bekam sie einen Schlag an den Kopf und stürzte zu Boden. “Hört auf!“

Sie öffnete langsam die Augen und bemerkte Daniel direkt neben ihr, mit erhobenen Händen auf die Gewehre starrend, die auf ihn gerichtet waren. “Eponem ...“

Sam war schwindlig. Daniel versuchte es erneut: “Eponem, nicht! Das ... ist nicht richtig! Wir regeln das nicht mehr so! Das war früher mal ... und nur manchmal! Bitte!“ Eponem nickte seinen Leuten zu und zwei von ihnen senkten die Gewehre und packten Daniels Arme, zogen ihn ein paar Schritte zur Seite. Sam tastete nach der Pistole, die neben ihr im feuchten Laub gelandet war und hörte nur halbwegs auf Daniels stotternde Erklärungen. Doch ihre Waffe wurde von Eponem zur Seite getreten und im nächsten Moment stürzten bereits zwei weitere Männer auf sie zu.

“Stop!“, schrie Daniel. Sam trat aus und erwischte einen der Angreifer direkt im Magen. Der Mann stürzte keuchend zurück, wurde aber gleich durch einen anderen ersetzt. Die Männer waren schwer, stark und in der Überzahl und Sam spürte, wie sie festgehalten wurde. “Hört auf! Lasst sie los!“

Sam schrie auf, als ihre Weste geöffnet wurde und riss sich los, bekam einen weiteren Schlag gegen die Schläfe und sank benommen in sich zusammen. Sie starrte zur Seite und erkannte Daniel, der sich gegen ihre Angreifer wehrte, unablässig darum schrie, Sam loszulassen. Sie bäumte sich ein weiteres Mal auf, konnte das nicht geschehen lassen. ’Nein, nein, nein!’ Sie bekam Panik, als sie ihre Jacke an die Angreifer verlor.

“Sam! Lasst los!“

Sie riss sich verzweifelt los und stolperte auf die Füße, kam nicht weit, denn eine Hand erwischte ihr Fußgelenk, ließ sie stürzen und auf dem Boden aufschlagen. Für einige Zeit wurde ihr schwarz vor Augen, während Schmerz auf ihrer Stirn explodierte. Daniels Schreie verblassten in den Hintergrund, jemand zerrte an ihr, an ihren Kleidern, sie wurde festgehalten, schlimmere Schmerzen, Berührungen, die sie nicht wollte, Schmerzen, dann plötzlich nichts mehr, keine Berührungen, keine Hände, die sie festhielten, nur Rufe, Kampfgeräusche.

Sie konnte die Augen öffnen, erwachte aus ihrer Benommenheit, spürte Blut an ihrer Stirn herablaufen. Sie musste auf einen Stein gestürzt sein. Daniel, kämpfend, auf einen Mann einschlagend, der sich kaum noch regte, die anderen zogen Daniel weg, zerrten ihn in den Wald, Eponems Befehle hinter ihnen, der Blick des Dorfanführers auf Sam, dann auf dem verletzten Mann am Boden, Panik in seinen Augen, Panik in Daniels Rufen, sie stand auf und rannte, rannte, bis sie nicht mehr konnte und dann wusste sie nichts mehr ...


Sam schreckte hoch. Das Mannschaftsquartier lag still da und sie wusste, sie war zu Hause.

***

Der nächste Morgen im Cheyenne-Mountain begann still. Janet verlegte Daniel im Laufe des Vormittags in eines der VIP-Quartiere und stellte eine der Krankenschwestern ab, auf ihn zu achten und ihn zu pflegen. Anschließend zog sie los, um mit General Hammond über Sams Zustand zu sprechen und eine Psychologin aus Washington zu empfehlen, die bereits im Auftrag des Pentagons gearbeitet hatte. Jack und Teal’c schlugen sich mit Eponem herum, der darauf bestand, entweder mit Daniel oder Sam sprechen zu dürfen.

Der Eskorte des Dorfanführers erneut einschärfend, dass sein Schützling weder Captain Carter noch Dr. Jackson sehen dürfe, ging der Colonel, um den Captain zu suchen. Letzten Abend hatte er bereits versucht, sie zu finden, aber sie war nirgendwo aufgetaucht. Schließlich hatte er sich selbst schlafen gelegt, hatte jedoch keine Minute ein Auge zumachen können, was seiner Erschöpfung nicht gerade zuträglich war. Zu wenig Stunden Schlaf die letzten Tage. Er machte sich Sorgen um Carters Verhalten Daniel gegenüber und die Gründe dafür.

Doch sie war nirgends zu finden und so beschloss er, zunächst einmal zu frühstücken und dann mit Hammond über die weitere Vorgehensweise in Eponems Fall zu sprechen.

***

“Sie wissen, dass ich Captain Carter zumindest für eine Weile aus dem aktiven Dienst nehmen muss, nicht wahr, Doktor?“, wollte Hammond wissen und Janet nickte langsam.

“Ja, Sir. Die Psychologin ist auf solche Fälle spezialisiert und hat gute Resultate erzielt, also können wir Captain Carter wenigstens in Aussicht stellen, ihren Posten bereits in wenigen Wochen wieder einzunehmen. Außerdem kann Daniel noch lange nicht wieder auf Mission gehen. Mit dem gebrochenen Fuß und den Schusswunden ist das schlicht und einfach unmöglich. Glücklicherweise hat das Labor endlich ein Gegengift herstellen können. Heute nacht hat er es bekommen und er reagiert bisher gut darauf.“

“Wie lange, bis das gesamte Team wieder fit ist?“, wollte Hammond wissen.

Janet seufzte und antwortete: “Ich setze auf sechs Wochen ... eine vorsichtige Schätzung, Sir. Und dann keine Erstkontakt- und Aufklärungsmissionen. Ungefährlichere Dinge.“

Der General nickte verstehend. “In Ordnung.“

***

“Was?“, fragte Jack fassungslos. Janet schluckte und wiederholte: “Captain Carter wurde vergewaltigt, Colonel. Offenbar gelang es Daniel, das Schlimmste zu verhindern, aber nichts desto trotz ...“ Sie brach ab. Jack war ungewöhnlich blass geworden und Janet stand auf, kam um ihren Schreibtisch herum und ging neben dem Colonel in die Hocke. Sie schaute ihm in die Augen und nahm seinen Puls. “Sir? Vielleicht sollten Sie sich einen Moment hinlegen.“

“Daniel wusste es?“, hakte Jack dumpf nach.

“Ja“, antwortete Janet. Er starrte zu ihr.

“Warum hat er nichts gesagt?“ Seine Stimme zitterte.

“Er wurde schwer vergiftet, Sir. Er war verwirrt und er hatte Angst. Ich glaube auch nicht, dass Sie die Schuld bei ihm suchen sollten.“

“Das tue ich nicht“, antwortete Jack langsam. Dann stand er plötzlich auf. “Wo ist Carter?“

Janet zuckte mit den Schultern. Jack wandte sich um und verließ ohne ein weiteres Wort das Büro. Janet starrte ihm nach.

***

General Hammond begrüßte Gyn mit einem Kopfnicken, während dieser Rampe herunter kam. Gyn nickte ihm ebenfalls zu, bevor er sagte: “Teal’c wird frei gesprochen. Dagegen kann Eponem nichts sagen. Der Rat hat ihn seiner Pflichten enthoben, als er hörte, dass Eponem das Gift einsetzte, das seit Jahren bei uns verboten ist. Zudem bietet ihr uns die Möglichkeit, diesen Winter ohne Verluste zu überstehen.“

Hammond lächelte. “Das sind gute Nachrichten.“

“Ich würde mich gerne im Namen des Rates bei Dr. Jackson, Captain Carter und Teal’c entschuldigen.“

Hammond nickte zufrieden lächelnd.

***

Daniel schlug die müden Augen auf, als Jack eintrat. “Hallo!“, grüßte der Colonel.

Daniel setzte sich etwas in dem Bett auf, stützte sich auf Kissen hinter ihm, schluckte hart gegen die drohende Übelkeit. “Hey!“, antwortete er leise.

“Wie fühlen Sie sich?“, Jack setzte sich neben das Bett auf einen Stuhl und winkte der Krankenschwester zu, sie allein zu lassen.

“Ich hole mir einen Kaffee“, verkündete diese daraufhin. Sie stand auf, lächelte Daniel zu und schloss die Tür hinter sich.

“Etwas besser. Nicht mehr ganz so ... durcheinander. Nicht auf der Krankenstation zu liegen, tut gut.“

Jack nickte verstehend.

“Der Fuß tut zwar weh und die Schusswunden, aber ansonsten geht es ganz gut. Fraiser meint, ich darf morgen mal aufstehen und eine Runde im Zimmer laufen“, lächelte Daniel. Jack starrte den Gips an Daniels rechtem Fußgelenk einige Sekunden gedankenverloren an. Daniels Lächeln verschwand und er schaute Jack nachdenklich und mit schief gelegtem Kopf an. “Sie haben Lt. Evans nicht weggeschickt, weil Sie sich nach meiner Gesundheit erkundigen wollen“, stellte er fest.

Jack nickte langsam. “Es geht um das, was auf dem Planeten passiert ist.“

Daniel schluckte und rutschte wieder in eine liegende Position. “Das ist nicht leicht“, murmelte er.

“Ich weiß. Fraiser hat mir alles erzählt, also müssen Sie mir ... nichts erzählen.“

“Wo ist Sam?“, wollte Daniel besorgt wissen.

Jack zuckte zögernd mit den Schultern. “Hab sie eine ganze Weile lang nicht mehr gesehen. Ich suche gleich nach ihr.“

“Es war meine Schuld“, flüsterte Daniel und schloss die Augen, “Ich hätte früher die Verbindung herstellen müssen. Das Lehnswesen ... war aufgebaut auf einer im Prinzip festen Struktur. Es gab einen Herren, der dem Bauern das Land oder Geräte gab und dafür einen Teil der Ernte verlangte. Die reichsten dieser Herren hatten oft mehrere Gehöfte unter sich. Das System verlief eigentlich reibungslos. Aber einige Adlige sahen es auch als ihr Recht an, die Tochter eines Bauern für ... eine oder mehrere Nächte zu verlangen. Oder – wenn sie kinderlos waren – den Sohn gleich nach der Geburt.“

Er lachte humorlos. “Natürlich konnten die Bauern sich verweigern, aber dann hätten sie ihre Gönner verloren – ihren Hof, ihr Vieh ... alles.“

Jack fuhr sich durch die Haare: “Sie konnten das nicht wissen.“ Er nickte dem jungen Mann zu, als dieser ihn zögernd anblickte. Jack zwang sich zu einem Lächeln. “Hey! Sie haben das Schlimmste verhindert. Ich wette, der Kerl wusste nicht mehr, wo oben und unten ist.“

Daniel lächelte schüchtern. Dann wurde er wieder ernst. “Suchen Sie Sam bitte gleich? Ich mache mir Sorgen. Sie war noch nicht ein Mal bei mir ... ich ...“ Er brach ab, schien nicht zu begreifen, warum Sam sich ihm entzog.

Jack nickte und dachte still schweigend, dass er es auch nicht verstand, denn ihm gegenüber reagierte sie relativ normal – wenn er sie mal antraf. “Sie wird noch heute herkommen. Ich verspreche es. Sie bleiben einfach hier liegen und kurieren sich aus. Lassen sich von Lt. Evans bedienen“, grinste Jack.

“Okay“, nickte Daniel.

“Gut!“ Jack stand auf und Evans trat nach einem kurzen Klopfen wieder ein. “Perfektes Timing, Lieutnant!“ Mit diesen Worten verließ der Colonel das Zimmer.

***

“Carter“, sagte Jack leise und sie drehte sich erschrocken zu ihm um.

“Wie ... Sir, wie haben Sie mich gefunden?“

Er atmete die frische Abendluft ein und warf einen kurzen Blick auf die umstehenden Bäume des Cheyenne-Mountain-Plateaus. “Ich kenne Sie“, antwortete er schließlich, zuckte dann mit den Schultern und lächelte etwas, “Außerdem habe ich mir die Überwachungsbänder angesehen und einige Wachtposten gefragt.“ Sam grinste kurz, dann wurde sie wieder ernst. Sie vergrub die Hände in den Taschen ihrer Uniformjacke und wandte sich von Jack ab, starrte auf die Stadt weit unter ihnen.

Jack trat näher an sie heran, steckte die Hände ebenfalls in die Jackentasche und sagte leise: “Fraiser hat mir mir geredet.“ Er sah Sam etwas zusammenzucken, ihre Schultern verspannten sich. Sie senkte den Kopf und er konnte hören, wie sie zittrig die Luft einsog.

“Es ist nichts weiter passiert. Daniel hat -“

“Völlig egal!“, unterbrach Jack, “Egal, wie lange der Angriff gedauert hat, Carter. Es ist passiert. Daniel hat nur Schlimmeres verhindert.“

“Ich konnte mich nicht selbst schützen. Daniel musste eingreifen. Ich ... sie hätten ihn deshalb beinahe umgebracht.“

Jack schluckte. “Das war ihm vielleicht klar. Er hat es trotzdem getan ... wie Teal’c oder ich es hätten, aber es geht hier nicht um Daniel, Carter. Es geht ganz allein um Sie.“

Sie drehte sich zu ihm um, hatte einen tapferen Gesichtsausudruck aufgesetzt und lächelte. Doch es erreichte nicht ihre Augen. “Mir geht es gut, Sir. Dr. Fraiser besorgt mir eine Expertin und ich werde ... es geht mir gut.“

Jack wusste, dass es nicht so war. “Carter ...“ Er kämpfte um Worte, traf ihren abwartenden und traurigen Blick. “Ich bin nicht gut ... mit Worten, das wissen Sie.“

“Sir?“

“Aber ... ich kann Ihnen gar nicht beschreiben, wie unendlich mir das Ganze leid tut“, meinte Jack. Ihr Gesichtsausdruck verhärtete sich und sie wandte sich ab. “Ich weiß“, warf er hastig fort, “Das ist leicht gesagt, wenn man nicht dabei war und nicht betroffen ist.“ Ihre Hände ballten sich zu hilflosen Fäusten. “Sie sollten wissen, dass ich nicht weniger von Ihnen halte als vorher.“

“Ich habe mich nicht verteidigen können!“, entfuhr es ihr wütend und sie wirbelte zu ihm herum, “All das Training, die Beförderungen ... und wenn es sich rumspricht?! Dass Captain Carter nicht fähig war, sich zu verteidigen und von einem Zivilisten gerettet werden musste!“ Ihr stiegen Tränen in die Augen. “Von einem Zivilisten, der nie zuvor ein militärisches Training hatte?!“

“Carter ...“

“Ich weiß!“, rief sie, “Gott, ich weiß! Das war unfair ... und Sie können allen Ernstes vor mir stehen, mich ansehen und mir sagen, dass Sie nicht weniger von mir denken als vorher? Gott, Sie haben doch keine Ahnung, wie das ist! Sie stehen da und sagen, wie schrecklich das für mich gewesen sein muss. Das war es! Sie haben ja keine Ahnung! Sie haben keine Ahnung!“ Sie schluchzte und schlug die Hände vors Gesicht, wischte sich wütend über die Augen.

“Carter –“

“Nein! Mir geht es gut! Mischen Sie sich nicht in Dinge ein, die Sie nichts angehen, Sir!“

Er schüttelte frustriert den Kopf, trat auf sie zu und schloss sie in die Arme. “Lassen Sie mich los!“ Sie drückte gegen ihn, doch er ließ nicht los, drückte ihren Kopf an seine Schulter, streichelte ihr durchs Haar. Sie schluchzte erneut, kämpfte nicht mehr, sondern lehnte sich an ihn. “Oh Gott!“, weinte sie.

“Sh!“

Sie zitterte, während er seine Wange auf ihren Kopf legte. Ihre Arme fanden den Weg um seine Hüften. Sie beruhigte sich, ihr Atem ging langsamer und das Schluchzen verklang. Auf dem Berg war es totenstill. Jack wusste nicht, wie lange sie so da standen. Er wusste auch nicht, wieso Sam ihm vertraute, ihn sie so fest halten ließ. “Colonel“, flüsterte sie.

“Ja“, antwortete er langsam und begann, sich widerwillig von ihr zu lösen.

“Nicht“, murmelte sie und zog ihn wieder näher, “Noch nicht.“

“Carter ...“ Er brach ab, wagte es nicht, sie in diesem Moment zu fragen, womit er das verdient hatte.

Sie schüttelte rasch den Kopf. “Ich weiß es nicht, Sir“, antwortete sie auf seine unausgesprochene Frage. Jack nickte und entspannte sich etwas, ließ seine Hände über ihren Rücken gleiten. “Ich sehe diese Psychologin ... es wird alles wieder gut“, sagte Sam mit zitternder, unsicherer Stimme, versuchte, sich selbst zu überzeugen. Jack nickte, wusste, dass sie eine Antwort erwartete, um die sie nicht bitten wollte. Weil sie noch immer die starke, unabhängige Frau war, die sie immer gewesen war – doch sie war auch verletzlich.

Und nicht nur ihr Stolz als Frau hatte sie ins Gesicht geschleudert bekommen, sondern auch den Stolz als Soldatin.

Doch er wusste aus eigener Erfahrung, dass Überraschungsnagriffe aus allernächster Nähe von vermeintlichen Freunden selbst der erfahrendste Soldat oft nicht abwehren konnte. “Ja, das wird es ... das wird es.“

Epilog

“Daniel!“, stöhnte Jack entnervt und spähte übe die Durchreiche seines Wohnzimmers hinweg durch das Esszimmer in die Küche. Dort konnte er geradeso durch die Tür den Archäologen ausmachen, wie er sich zum Kaffee im obersten Regal streckte. “Brauchen Sie Hilfe?“, wollte Jack zum wiederholten Male wissen. Daniel ließ sich wieder zurück auf seinen einzigen, voll einsatzfähigen Fuß sinken und blickte atemlos zu Jack hinüber.

Er änderte den Griff um eine seiner Krücken und schüttelte den Kopf. “Das geht schon!“

“Na schön“, murmelte Jack und wandte sich wieder dem Schachbrett zu.

“Sollten wir ihm nicht helfen, Sir?“, wollte Sam wissen und machte ihren Zug. Jack nahm das blasse Gesicht der Frau in sich auf, den Pullover und die vorgebeugte Körperhaltung, mit den Ellbogen auf ihre Knie gestützt. Sie sah bereits besser aus als noch vor wenigen Wochen. Die regelmäßigen Sitzungen mit der Psychologin halfen ihr scheinbar sehr. Ein Mal die Woche kam Daniel zu diesen Sitzungen dazu und musste gemeinsam mit Sam seine Seele darlegen. Jack seufzte leise. Es würde noch dauern, aber bald wäre sein Team wieder einsatzfähig.

Natürlich würden Narben von dieser Mission bleiben. Aber Jack hoffte, dass sie sie gemeinsam als Team soweit wie möglich verblassen lassen könnten. Sam war eine starke Frau und sie würde das hinkriegen. Daran glaubte er fest.

Aus der Richtung der Küche krachte es und Jack schlug frustriert die Hände vors Gesicht. “Daniel?!“

Teal’c hob eine Augenbraue und ließ das Magazin sinken, in dem er interessiert geblättert hatte.

“Vielleicht brauche ich doch etwas Hilfe!“, hörte er Daniel antworten.

“Ich werde gehen!“, schlug Teal’c vor und erhob sich bedächtig.

“Der Junge ist zu stur“, murmelte Jack und Sam grinste belustigt. Jack überlegte und setzte dann seinen Läufer. Als Sam reagierte, humpelte Daniel auf Krücken ins Wohnzimmer zurück und fiel neben Jack auf die Couch.

Teal’c folgte ihm. “Der Kaffee ist aufgesetzt“, verkündete der Jaffa.

“Gut! Endlich!“, meinte Jack und warf Daniel einen Seitenblick zu.

“Hey! Ich habe mein Bestes gegeben! Ihr wisst doch nicht, wie man richtigen Kaffee macht.“

“Was denn, das Gebräu in Ihrem Büro nennt man Kaffee?“, fragte Jack belustigt, “Wirkt wie ein Trank, mit dem man Tote erwecken kann.“

“Das ist physisch unmöglich ohne Sarkophag zu bewerkstelligen“, fügte Teal’c ein. Jack, Sam und Daniel blickten sich an, dann lachten sie.

Ende

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