Das Geheimnis Chaes (A-4) by JolinarJackson
Summary: 2 Monate nach den Geschehnissen aus 'Die Letzte der Ersten': Die Farmersfrau Wie´ti taucht im SGC auf. Völlig aufgelöst berichtet sie, dass Chaes Götter sich abgewendet hätten – ein Goa´uld hätte den Planeten angegriffen. SG-1 bricht auf, um die Lage zu checken. Sie trennen sich. Während Jack und Sam das Geheimnis Chaes entdecken, wird Teal´c gefangen genommen und Daniel entdeckt eine Höhle mit Schriftzeichen.
Fortsetzung von: 'Verschüttet (A-1)'; 'Die Letzte der Ersten (A-2)' und 'Sarahs Entscheidung (A-3)'
Categories: Stargate SG-1 Characters: Daniel Jackson (SG-1), Jack O’Neill (SG-1), Multi-Chara, Own Character, Samantha Carter (SG-1), Teal’c (SG-1)
Genre: Action, Friendship, General
Challenges: Keine
Series: Die Letzte der Ersten
Chapters: 5 Completed: Ja Word count: 14986 Read: 27221 Published: 28.01.13 Updated: 28.01.13
Story Notes:


Spoiler: meine Stories ‚Kollision’, ‚Die Letzte der Ersten 1’

Staffel: 3 nach ‚Harsiesis Rettung’

Anmerkung: Ist die Fortsetzung zu ‚Die Letzte der Ersten’ und der 2. Teil einer 4 Teile langen Saga. Es spielt nach ‚Sarahs Entscheidung’, hat aber nicht direkt etwas damit zu tun. Alle Ergebnisse aller Rätsel habe ich mir höchstpersönlich bereits letztes Jahr ausgedacht, ohne irgendeine Episode aus der 6. Staffel zu kennen. Sämtliche Dinge, die parallel oder in entgegengesetzter Richtung zu den jetzigen Erkenntnissen laufen, sind meiner Fantasie entsprungen und ich verdanke sie (im Falle einer richtigen Parallele) meinem Instinkt oder (im Falle, dass ich falsch liege) meiner Fehlinterpretation der Vorkommnisse...DANKE an Alina, meine Knuddelmaus, fürs Beta-Lesen. Feedbacks bitte!

1. Kapitel 1 by JolinarJackson

2. Kapitel 2 by JolinarJackson

3. Kapitel 3 by JolinarJackson

4. Kapitel 4 by JolinarJackson

5. Kapitel 5 by JolinarJackson

Kapitel 1 by JolinarJackson
Das Geheimnis Chaes


"Carter." Jack sang das Wort fast. Er war gut gelaunt, hatte General Hammond dem SG-1 Team doch Urlaub genehmigt.

"Sir?" antwortete sein Major und blickte von ihrem Computermonitor auf. "Erraten", antwortete Jack und blickte auf den Bildschirm. Die Zahlen drauf sagten ihm nicht das Geringste, dennoch blickte er weiter angestrengt auf den Monitor, als könne er verstehen was Sam dort berechnete. Diese wirkte eher irritiert und blickte Jack fragend an. "Was kann ich für Sie tun?" war ihre nächste Frage.

Jack wandte ihr seinen Blick zu und lächelte freundlich. "Lust auf einen kleinen Angelausflug?" fragte er. Sam blickte ihn betreten an. "Oh, nein, Carter!" stöhnte Jack.

"Sir, es ist wirklich wichtig, dass ich das hier zu Ende bringe."

"Ja, Carter, wie immer", meinte Jack und verließ das Labor. Sam blickte ihm nach. "Tut mir leid."

***

"Es ist nicht wahr, dass...nicht wahr, dass..." Daniel blickte auf die Notiz und notierte sich die Übersetzung, dann starrte er wieder auf die letzte Seite der Offenbarung. "...nicht wahr, dass...Verdammt, was ist das für ein Wort?"

"Kommst du nicht weiter?" fragte Jack von der Tür her. Daniel blickte erschrocken auf. Dann lächelte er. "So sehr ich Jolinar auch schätze, aber sie hatte eine furchtbare Handschrift", erklärte er. Jack nickte. "Es hat sich also bestätigt, dass die Notiz von ihr ist?" hakte er noch einmal nach. Daniel nickte hastig. "Ja, ja. Das vorrangige Problem scheint nur zu sein, dass die Sprache sehr alt ist. Insofern habe ich niemanden, der mir helfen könnte und Sam ist auch schon wieder von General Hammond ermahnt worden, an ihre Arbeit zurückzukehren. Er meint, dass, wenn sie ihren Urlaub schon in der Basis verbringt, sie diesen nutzen sollte, um an ihrem Projekt zu arbeiten", berichtete er dann. Jack nickte erneut. "Ähm, es ist Wochenende. Ich dachte mir, ich gehe mal wieder ein bisschen angeln. Lust?"

"Hat Sam abgesagt?" fragte Daniel wissend und konzentrierte sich schon wieder auf die Offenbarung. "Nun ja...ja, aber...verdammt, Daniel, wir unternehmen so wenig in letzter Zeit. Komm schon!" bettelte Jack. Daniel lächelte. "Meinetwegen."

"Okay, in einer halben Stunde bist du oben bei mir am Wagen!" befahl Jack. "Kamoen!" entfuhr es Daniel. Jack drehte sich irritiert um. "Wie?"

"Das Wort. Es heißt Kamoen. Es ist nicht wahr, dass Kamoen..."

"Komm schon, Daniel!"

"Ja , ja!" Der Alarm schepperte los. "Oh, ich warne dich", drohte Jack und blickte bezeichnend an die rote Lampe, die zeitgleich zu flackern begonnen hatte.

"SG-1 sofort in den Kontrollraum", befahl Siler und Jack fluchte. Daniel seufzte gequält. "Das mit dem freien Wochenende wird wohl nichts", murmelte er und rannte mit Jack zum Aufzug.

***

"Was ist los?" fragte Jack schlechtgelaunt und starrte auf das aktivierte Tor hinunter.

Die Iris hatte sich zurückgezogen und der blaue Ereignishorizont warf ein gespenstisches Licht auf die Soldaten am Ende der Rampe. Sollte sich das Wesen, dass durch den Horizont kam, als feindlich entpuppen, würden sie nicht zögern zu schießen. Sam, die ebenfalls an einem der Computer saß, blickte ihn an. "Wir erhalten eine Diagnose der Ursprungswelt." Sie blickte wieder auf den PC und erstarrte. Ihre Lippen murmelten die Bezeichnung des Planeten mehrmals, während sie anscheinend versuchte, sich den Namen ins Gedächtnis zu rufen. "Chae?!" entfuhr es Daniel im nächsten Moment. Jack blickte ihn, dann Sam verwirrt an. "Es ist Chae!" bestätigte der Major. "Die ‚Kommt-nicht-zu-mir-ich-komme-zu-euch’-Nummer läuft an", meinte Jack sarkastisch. "O´Neill", sagte Teal´c und deutete in den Torraum hinunter. Der Horizont wurde unruhig und dann galoppierte ein Pferd hindurch. Aufgeschreckt durch das plötzlich laute Geräusch seiner Hufe auf der Rampe bäumte es sich auf und warf seine Reiterin ab. Sie landete unsanft auf der Rampe und blieb reglos liegen. "Das ist Kamoens Pferd", entwich es Sam. Hammond starrte noch immer auf das panische Tier. Eine Soldatin war vorgetreten und versuchte, das Pferd zu beruhigen. "Kamoen", murmelte der Major und rannte runter in den Torraum. Der Horizont schloss sich. "Das...das ist ein Pferd", stotterte Hammond. "Sie haben es erfasst, Sir", antwortete Jack und beobachtete wie nun auch Daniel in den Torraum rannte und versuchte, das Tier an den Zügeln zu packen. Er erwischte sie, zog das Tier wieder auf seine Vorderbeine herunter und hielt einigen Abstand zu dem völlig aufgeregten Hengst. Die Soldatin trat mit erhobenen Armen auf ihn zu. "In meinem Torraum!" rief Hammond und er stürmte zur Treppe. "Ja, Sir", antwortete Jack und wollte ihm folgen, klopfte vorher Siler auf die Schulter und meinte im Vorbeigehen: "Mund zu!"

"Rufen Sie ein Sanitäts-Team!" rief Sam und Jack griff auf dem Weg nach draußen zum Telefon an der Wand, rief Janet herbei und folgte dann Teal´c, der zum Torraum weitergerannt war. "Ruhig, ganz ruhig!" murmelte die Soldatin und ließ das Pferd an ihren Händen schnuppern. "Gutes Tier! Brav, Schöner. Brav."

Daniel stand noch immer mit den Zügeln in seiner Hand da und blickte Jack entgegen, als der den Torraum betrat. "Es ist nicht Kamoen", verkündete er. Janet betrat mit ihrem Gefolge treuer Sanitäter den Torraum. "Wer dann?" hakte der Colonel nach.

"Wie´ti."

***

"Wie´ti", sagte Daniel sanft. "Daniel?" Sie blickte zur Seite. "Jack."

Der Colonel nickte. "Du bist in Sicherheit, es ist alles in Ordnung", sagte Daniel beruhigend, als die junge Frau sich verschreckt in dem Zimmer auf der Krankenstation umschaute, in das man sie zum Aufwachen gebracht hatte.

"Es geht ihr relativ gut. Sie hatte Glück und ist mit dem Schrecken und einer kleinen Platzwunde davongekommen", berichtete Janet an Sam, Teal´c und Hammond gewandt. Hammond nickte verstehend. "Wir haben das Pferd vorerst nach oben an die frische Luft gebracht und dort festgebunden, Sir. Es kann dort grasen und wir haben ihm Wasser gegeben. Aber es muss zurück nach Chae. Es gehört Kamoen", berichtete Sam. "Etwas muss passiert sein", sagte Teal´c. Sam nickte. "Ich mache mir Sorgen", gab sie zu. "Chae ist eine friedliche Welt. Wenn die Goa´uld dort sind..."

Sie blickte wieder zu Jack, Daniel und Wie´ti. Die beiden Männer waren noch immer dabei, die junge Frau zu beruhigen. "Sagte Kamoen Ihnen nicht, dass die Götter Chae behüten würden?" fragte Hammond. Sam nickte langsam. "Das tat sie. Ich weiß nicht warum sie nicht eingreifen...", Sam stockte kurz, "Wenn Chae tatsächlich einem Angriff durch Goa´uld unterworfen ist…", meinte sie dann. "Das sollten wir herausfinden", beschloss Hammond und trat wieder näher zu den drei anderen.

"Das ist unser Anführer, Wie´ti", stellte Daniel den General vor. "Sam kennst du ja schon. Neben ihr stehen Teal´c und Dr. Fraiser."

"Er ist Jaffa", sagte Wie´ti kurzatmig. "Er ist ein netter Kerl", beruhigte Jack sie. Teal´c neigte kurz den Kopf. "Was ist passiert?" fragte Sam. Ihre Neugierde hatte gesiegt.

"Bei den Göttern! Ihr müsst uns helfen", sagte Wie´ti hektisch. "Goa´uld! Sie sind gekommen! Unsere Götter haben sich von uns abgewandt. Sie taten nichts gegen die Goa´uld", schluchzte die junge Frau.

"Was ist mit Kamoen?" fragte Sam.

Wie´ti vergrub das Gesicht in den Händen. "Sie ist tot."

***

"Oh nein, Dr. Jackson. Auf gar keinen Fall!" meinte Hammond. "General -"

"Jack!" Der ältere Mann blickte seinen Stellvertreter bittend an. "Sir, es ist wirklich wichtig, dass wir dorthin gehen. Chae scheint kurz vor dem Kollaps zu stehen. Sie haben doch die Worte Wie´tis gehört. Die Goa´uld haben die Stadt angegriffen und viele Menschen getötet. Und die Götter haben sich offenbar abgewandt", erklärte Sam eifrig. Daniel nickte zustimmend. "Und Kamoen ist wahrscheinlich tot", fügte Sam hinzu.

"Es ist einfach unsere verdammte Pflicht, dorthin zu reisen, Sir. Die Chaener haben sonst niemanden, vor allem jetzt, da sich die Götter abgewandt haben", erläuterte Daniel. Hammond blickte vom einen Mitglied seines Teames zum nächsten. Dann seufzte er. "Sie brechen in einer Stunde auf."

***

"Hey, ruhig!" sagte Sam und hielt Yeruj am Zügel fest. Wie´ti blickte ihnen vom Fuße der Rampe aus nach, als SG-1 langsam hinaufstieg. "Jack!" rief sie plötzlich. Der Colonel drehte sich um. Wie´ti zupfte an der grünen Uniform, die man ihr gegeben hatte.

Sie würde für eine Weile hier bleiben. Zumindest solange, bis die Gefahr durch die Goa´uld gebannt war. "Bitte findet Qewud", sagte die Farmerin flehend. Jack nickte fest. "Auf jeden Fall", antwortete er. Wenn sie überhaupt einen der Stadtbewohner finden würden. Wie´ti wusste nicht, ob sie entkommen waren, geschweige denn wohin sie geflohen waren. Sie war völlig verzweifelt und vermisste vor allem ihren Mann Qewud furchtbar. Zeitgleich machte sie sich jedoch Sorgen um Kamoen. Auch Jack konnte nicht behaupten, dass er frei von Sorge war. Das Mädchen war ihm doch sehr ans Herz gewachsen und trotz des nur kurzen Zusammentreffens zwischen den beiden hatte Jack eine Faszination und Ruhe an ihr gefühlt, die ihn beeindruckten. Er würde alles daran setzen, Kamoen zu befreien, falls nötig. Jetzt mussten sie erst einmal sicher auf die andere Seite kommen. Dabei machte Jack sich weniger Sorgen um die Götter – die hatten ihr Volk offenbar in größter Not allein und im Stich gelassen.

Er machte sich mehr Sorgen um Jaffa, die auf der anderen Seite lauern könnten. Das UAV hatte keine Feinde in näherer Umgebung feststellen können.

Dennoch war Jack beunruhigt. Er wollte nicht, dass sich das Drama, das sich während ihres ersten Besuches auf Chae abgespielt hatte, wiederholte.

Darauf konnte er gut verzichten. Er blickte sein Team an. Sam redete beruhigend auf den weißen Hengst Kamoens ein, Daniel fingerte an seiner Pistole herum und warf Jack hin und wieder ungeduldige Blicke zu und Teal´c...war Teal´c. Jack zuckte die Schultern, lächelte kurz und winkte dann seiner Truppe. "Auf geht’s, Camperfreunde!" rief er und sprang in den Ereignishorizont.

***

Daniel genoss bereits die warmen Strahlen der Sonne, als Jack und Teal´c hinter ihm den Planeten erreichten. Der Colonel blickte sich um und nickte zufrieden. "Es ist warm", seufzte er erleichtert. "Wir dürften nach der UAV-Auswertung April haben", erklärte Sam. "Das ist gut. Endlich mal ein sonniger Planet", meinte Jack zufrieden. Dann blickte er den großen Wald an, der sich um das Stargate legte. "Man kann nicht alles haben", murmelte er.

Sam ließ Yeruj die Stufen hinunter auf die grüne Wiese laufen und dort grasen. Der Hengst war viel ruhiger geworden, nachdem er festgestellt hatte, dass er wieder zu Hause war.

"Was sollen wir jetzt tun? Wo sollen wir suchen?" fragte Daniel ratlos.

"Ich schlage vor, wir gehen in die Stadt. Die liegt am nächsten", meinte Sam und band Yeruj an einem dicken Ast an. "Wie weit?" fragte Jack.

"Etwa 10 Meilen, also...3 Stunden", antwortete Sam. "Das liegt näher als die Farm", sagte sie auf Jacks langen Blick hin.

"Durch den Wald?" hakte er zweifelnd nach. Daniel blickte ihn an. "Warum nicht?" wollte er wissen.

Jack setzte zu einer Antwort an, doch Teal´c kam ihm zuvor. "Im Unterholz könnten Jaffa leicht lauern", erklärte er. Daniel nickte verstehend. "Wir können den Wald nicht umgehen, er ist riesig und einfach die schnellste Art und Weise, die Stadt zu erreichen", sagte Sam. Jack seufzte. "Dann sind wir halt vorsichtig", meinte er dann und faltete das Blatt Pergament auseinander, das Wie´ti ihnen gegeben hatte und das eine Karte der näheren Umgebung zeigte. Laut Wie´ti hatte Kamoen ihr die Karte anvertraut, um sie an SG-1 weiterzureichen. Dann hatte sie die Farmerin zum Tor geschickt.

Jaffa wären gekommen und hätten auf Kamen geschossen, ein Schrei war zu hören gewesen, dann war alles still geworden und Wie´ti hätte das Tor passiert. Die Farmerin war sich sicher, dass Kamoen tot war. "Die Stadt heißt Caras Menel", sagte Daniel und deutete auf die verschlungenen Schriftzeichen. "Die Karte ist in derselben Sprache abgefasst wie die Offenbarung. Eine Mischung aus antikisch und chaenisch – wie Jacob sagte. Wie´ti brachte mir einige Fetzen chaenisch bei, sodass ich die Karte lesen konnte. Eine faszinierende Sprache. Sie hat ihren Ursprung wahrscheinlich im griechischen, wurde jedoch stark verfremdelt und mit einer völlig neuen Sprache gemischt. Durch Wie´tis Hilfe fällt es mir jetzt viel leichter, die Sprache zu lesen-"

"Daniel, schon klar", unterbrach Jack. "Hier ist eine zweite Ortschaft abgebildet, Sir", sagte Sam plötzlich und deutete auf einige Schriftzeichen, die sich um einen roten Punkt scharten. "Stimmt", murmelte Daniel erstaunt. "Das habe ich vorher gar nicht gesehen."

Er nahm Jack die Karte aus der Hand. "Das ist schwer zu lesen", sagte er mehr zu sich selbst als zu seinen Kameraden. "Warum sollte da plötzlich eine zweite Ortschaft sein? Wir hätten sie bei unserem ersten Besuch doch sicher gesehen", meinte Jack. Sam schüttelte den Kopf. "Das ist nicht zwingend nötig", antwortete sie. Sie deutete auf die Farm und fuhr mit ihrem Finger bis zu einem Fluss. "Dort überquerten wir eine Furt, erinnern Sie sich? Als wir zum Tor gingen mit Kamoen", sagte sie.

Jack nickte. Sams Finger verfolgte die Spur zum Tor und sie kommentierte: "Wir gingen meilenweit an der Ortschaft vorbei. Sie liegt etwa 15 Meilen von der Furt entfernt. Auf dieser Insel." Daniel musterte die Schriftzeichen an der Insel genauer, die vom Fluss umflossen wurde. "Tir Nan Og", sagte er plötzlich. "Was?" fragte Jack.

"Tir Nan Og ist eine sagenhafte Insel aus der irischen Mythologie. Es bedeutet ‚Land der ewigen Jugend’. Und die Stadt heißt Gem Menel – ‚Alte Stadt’. Möglicherweise die erste Stadt, die errichtet wurde. Vielleicht leben dort noch Menschen. Hier...hier ist noch eine Furt, über die man zu der Stadt gelangt. Wir müssen auch dort nach dem rechten sehen", ereiferte der Archäologe sich. "Dann sollten wir uns aufteilen. Daniel und Teal´c gehen nach Ca...Cras Menol...Crase Medil..."

"Caras Menel. Es bedeutet ‚Stadt des Himmels’", erklärte Daniel. "Genau. Und Carter geht mit mir zu der Insel", ordnete Jack an und machte seine Waffe bereit. Die Angesprochenen nickten. Sam schnappte sich Yeruj und ging mit ihm hinter Jack her. Daniel und Teal´c gingen in die entgegengesetzte Richtung.

***

Daniel blickte zu der Stadt hinüber, die scheinbar völlig verlassen am Waldrand lag. "Kein Schutzwall, kein Palisadenzaun...", murmelte er. Teal´c nickte. "Sie rechneten nicht mit einem Angriff, scheinen keine Feinde zu haben und nicht mal die Tiere können ihnen etwas anhaben, wenn ich das richtig sehe", meinte er. Daniel nickte. "Richtig."

"Was steht auf dem Schild?" fragte Teal´c.

Daniel blickte die verschnörkelten Symbole an. "Ähm...das ist Djeho. So nennen die Chaener das Gemisch aus chaenisch und antikisch, das hier gesprochen wird", erklärte Daniel. "Und chaenisch hat griechische Inhalte?" fragte Teal´c noch einmal nach. Daniel nickte. "Dort steht ‚Caras Menel’", antwortete er schließlich. Sie gingen einige Schritte in die Stadt hinein und blieben auf dem zentralen Platz stehen. Daniel blickte sich fröstelnd um. Die Sonne schien noch immer und es war wärmer geworden, dennoch strahlte die Verlassenheit der Stadt eine kalte Atmosphäre aus. "Warum sind hier nirgendwo Jaffa?" fragte er an Teal´c gewandt.

"Ich nehme an, dass sie die Stadt angriffen und alle Bewohner vertrieben oder mitgenommen haben. Der Goa´uld wird sie zurückgerufen haben", erklärte Teal´c. "Warum glaubst du, haben die Jaffa die Stadtbewohner mitgenommen?" fragte Daniel und schaute durch ein Fenster.

Er winkte Teal´c, ihm zu folgen und sie betraten das dämmrige Häuschen. "Möglicherweise als Sklaven oder Wirte", antwortete der Jaffa. "Oh mein Gott", murmelte Daniel. Der Raum vor ihnen war verwüstet. Ein umgestoßener Tisch lag am Boden, die Stühle – teilweise zerbrochen – lagen verstreut im Zimmer. Der Herd in der einen Ecke war aus, doch das Holz darin glühte noch. Eine Wand trennte den Vorraum nur dürftig vom Schlafzimmer ab. Das Ehebett stand zwar noch, doch die Decken und Kissen waren zerfetzt oder lagen am Boden. Die Matratze war verschwunden. Der Kleiderschrank war aufgerissen worden, Kleider, Hosen und Hemden lagen am Boden oder auf dem Bett. Der kleine Schrank neben dem Bett war zertrümmert, die Kanne mit Wasser lag verschüttet am Boden, die Porzellan-Schüssel zersprungen. "Daniel Jackson!" rief Teal´c. Er hatte die kleine Abstellkammer betreten, deren Tür angekokelt im Rahmen hing.

Daniel ging mit schnellen Schritten zu ihm hinüber. Ein junger Mann und eine junge Frau lagen am Boden, unschwer zu erkennen, dass sie tot waren. Das Entsetzen und die Angst stand ihnen noch ins Gesicht geschrieben, die großen, dunkelgrauen Augen der Frau blickten Teal´c entgegen. Er kniete nieder und drückte die Augenlider der beiden zu. "Sie wurden überfallen und erschossen", sagte Teal´c und deutete auf die Schusswunden in der Brust der zwei Toten. Daniel nickte nur und trat mit ihm ins nächste Haus. Sie fanden ein ähnliches Chaos vor. Nur diesmal gab es ein zweites Stockwerk, das man über eine Leiter erreichen konnte. "Das Kinderzimmer", flüsterte Daniel, als er die Leiche eines etwa 10 Jahre alten Mädchens neben dem Ehebett entdeckte. "Die Jaffa haben etwas gesucht", sagte Teal´c stoisch, während er dem kleinen Mädchen die Augen schloss. "Oder jemanden", ergänzte Daniel. "Du denkst an Kamoen?" deutete Teal´c und Daniel nickte. "Sie lebt bestimmt", antwortete er. "Die Kleine muss Ze´taj sein. Sam hat mir beschrieben wie sie aussieht", sagte er dann und schaute zu dem Mädchen mit den langen, braunen Haaren hinunter.

Bevor Teal´c der Kleinen die Augen zugedrückt hatte, hatte Daniel die tiefbraune Farbe erkennen können.

"Ihre Eltern fielen den Jaffa nicht zum Opfer", meinte Teal´c. "Es sei denn, sie haben sie mitgenommen", wandte Daniel ein. Er griff zum Funkgerät. "Jack, wir haben die Stadt erreicht. Das ist ein einziges Schlachtfeld. Teal´c und ich waren zwar nur in zwei Häusern, aber ich nehme an, dass überall Tote liegen. Doch es scheinen auch Leute entkommen zu sein...oder sie wurden mitgenommen", berichtete er.

"Verstanden. Wir können die Stadt schon sehen. Bisher kein Lebenszeichen. Nur Irrlichter", berichtete der Colonel. "Irrlichter?" fragte Daniel verwundert. "Ja. Ist neblig hier", antwortete Jack. "Wir melden uns heute Abend wieder", meinte der Archäologe. Jack antwortete: "Bis dann." Daniel wandte sich an Teal´c. "Was dagegen, wenn wir uns trennen?" fragte er. "Ich gehe die Straße rauf, du runter." Teal´c nickte. "Gut, Daniel Jackson." Er verbeugte sich ansatzweise und verließ die Hütte. Daniel wandte sich um und betrat das nächste Haus. Hier war keine Leiche zu entdecken. Daniel ging weiter ins Zimmer hinein. Eine Diele hinter ihm knarrte verräterisch. Er fuhr herum, doch bevor er etwas erkennen konnte, wurde er bereits hart getroffen und verlor das Bewusstsein.


weiter: Kapitel 2
Kapitel 2 by JolinarJackson
Kapitel 2

"Sir, ich fühle mich seltsam...beobachtet", flüsterte Sam und ging näher an Jack heran. Nun standen sie Schulter an Schulter und Sam wurde etwas ruhiger. Doch ihre Angespanntheit verflog nicht ganz. Yeruj schnaubte aufgeregt. Sam zuckte erschrocken zusammen. "Na na na, Carter", meinte Jack grinsend. "Ich bin doch bei Ihnen", neckte er weiter.

Sam rückte wieder von ihm ab. "Danke, Sir", war ihre einzige Antwort. Sie schwiegen eine Weile. Vor ein paar Minuten hatte der Funkkontakt zu Daniel geendet und nun befanden sie sich in einem Stück Wald, das die Stadt Gem Menel einrahmte. Der Wald, den sie zuvor durchquert hatten, hatte auf eine kahle Hügelkuppe geführt, von wo sie die Stadt aus sehen konnten.

Es war sehr neblig hier, schon von Anfang an gewesen. Die wärmenden Sonnenstrahlen schafften es nicht sich durch den Nebel zu drängen und Sam fürchtete sich etwas. Ob sie das jemals zugegeben hätte, war eine andere Frage. Auf keinen Fall in Jacks Gegenwart. "Es sind die Irrlichter, die mir Sorgen machen, Sir", sagte sie kaum hörbar und deutete auf die leuchtenden Lichtquellen, die in einigen Metern Entfernung durch die dichtstehenden Bäume geisterten. Sam atmete schwer, als eines der Lichter sich näherte. Jack hob seine Waffe und schob seinen Major schützend hinter sich. Sam kämpfte sich aus dem Zaumzeug Yerujs frei und hob ebenfalls ihre MP. Die Lichtquelle gab ein merkwürdiges Geräusch von sich und schwebte wieder zu den anderen. "Irrlichter", sagte Jack beruhigend und blickte Sam an. "Irrlichter...kichern nicht", antwortete Sam. "Wer kichert?"

"Das Licht eben."

"Es hat gekichert?"

"Ich hatte den Eindruck."

"Es hat uns ausgelacht, ja?"

"Sir...", seufzte Sam. Etwas kleines, leuchtend Helles flog an ihrem Gesicht vorbei, drehte ein paar Runden in der näheren Umgebung und kam dann wieder zurück. Direkt vor Sams Augen blieb es stehen. "Was ist das?" fragte Jack irritiert.

Eines der Irrlichter lenkte seine Aufmerksamkeit auf sich und er entfernte sich einige Schritte von Sam, um dem kichernden Geräusch auf den Grund zu gehen. "Hal...lo", stotterte Sam sehr langsam und blickte das leuchtende Licht an. Es gab einen hohen, winzigen Laut von sich und näherte sich ihr. Sam hob eine Hand und kam mit dieser vorsichtig dem Licht entgegen. Es wich nicht zurück, sondern sank auf Sams Handfläche herab. Wärme ging von ihm aus. Das Licht erstarb, als sein federleichtes Gewicht auf Sams Handfläche aufkam. "Oh, mein Gott, Sir", entfuhr es ihr.

Das kleine Wesen kam näher auf Sams Handgelenk zu und blickte sie aufmerksam an. Der schmale Körper wurde von den vier Flügeln umspielt und das kleine, knielange Kleidchen wirkte beinahe klischeehaft. Jack blickte das kleine Lebewesen ebenfalls neugierig an. "Das ist...eine Elfe", sagte Sam. Die Elfe kicherte mit einer hohen Stimme, wurde von einem hellen Licht umgeben und schwebte wieder, flog blitzschnell in die Bäume hinein. "Wow", entfuhr es Jack anerkennend. Eines der Irrlichter kam wieder näher und schwebte direkt vor ihm. "Hey!" grüßte der Colonel lächelnd.

Es kicherte. "Warum lachst du?" fragte Jack.

Es kicherte erneut. Sam ließ ihren Blick schweifen und ihr Augemerk fiel auf einen Schatten hinter ihrem Vorgesetzten. "Du brauchst gar nicht so zu lachen, du Möchtegern-Irrlicht", meckerte Jack. "SIR, IHR MESSER!" schrie Sam und riss den Colonel nach unten. Sein Messer zischte knapp an seinem Kopf vorbei in den nächsten Baum, wo es vibrierend stecken blieb. Das Irrlicht kicherte nun nicht mehr, es lachte. Es lachte aus vollem Hals und mit einer hohen, durchdringenden Stimme und es schien heller zu leuchten als zuvor. Nun näherten sich auch andere Irrlichter von allen Seiten und ringten den Colonel und Sam ein. Sie alle lachten, eines von ihnen trug irgendwie Sams Messer und richtete es auf die Brust der jungen Frau. Jack packte Sam an der Jacke und zog sie auf seinen Oberkörper. Das Messer verfehlte die junge Frau und bohrte sich in den Boden. Jack richtete sich stolpernd auf und wich zu einem großen Baum zurück, Sam schützend hinter sich gedrückt. Die Lichter bildeten einen Halbkreis um sie. Drei der Lichter nahmen das Messer wieder auf, ohne, dass einer der beiden Offiziere erkennen konnte wie sie es taten. Sam krallte sich in Jacks Jacke. "Bleiben Sie hinter mir!" sagte er beruhigend und zielte mit seiner MP auf die Lichter. "Lasst das sein!! Das ist gefährlich!" rief er.

Doch das Messer kam näher. Die Irrlichter lachten laut. "FEANOR!" Das Messer fiel zu Boden, das Lachen erstarb, die Irrlichter waren schneller verschwunden als der Schall. Jack und Sam drehten sich zu der Stimme um. Sie lächelte. Das weiße Leinenkleid umspielte Ihre schlanke Figur. Ein schwarzer, kordelähnlicher Gürtel hing an Ihrer Taille. Die schwarze Ledertasche hing an einem Riemen um Ihre Schulter, doch ihr strahlendes Lächeln konnte nicht über die Schmerzen, die eine Wunde an der Schulter verursachten, hinwegtäuschen. Aber Sie ging aufrecht. "Kamoen!" rief Sam und umarmte das Mädchen freudig, aber vorsichtig. "Wie geht es dir? Hast du Schmerzen?" waren ihre nächsten Fragen.

"Nein, Sam, danke. Es geht mir den Umständen entsprechend. Ich bin gut versorgt", beruhigte die Letzte der Ersten sie. "Was war das eben für eine Lightshow?" fragte Jack.

"Es freut mich auch, dich wohlauf zu sehen", versetzte Kamoen neckend. Jack verdrehte die Augen. "Es waren Feanor - Feuergeister. Sie sind gemein und hinterhältig und immer für einen Streich zu haben. Aber sie sind nicht wirklich gefährlich, wenn man weiß, wie man mit ihnen umgehen muss. Sie respektieren mich und ich bin mit ihnen befreundet", antwortete Kamoen auf Jacks Frage und lächelte wieder als Sie bemerkte wie Jacks Blick zweifelnd zu seinem Messer wanderte.

"Sie sind gute Wesen", schwor Sie. Dann wurde Ihr Gesicht ernst. "Was tut ihr in Doll ardh?"

"Doll ardh?" hakte Sam nach. "Ja, so nennen die Stadtbewohner diesen Landstrich", erklärte Kamoen. "Oh, ich glaube, wir sollten erst mal einen geschützten und warmen Platz suchen. Kalt hier", kommentierte Jack. "Natürlich. Ich wohne in Gem Menel. Kommt mit!" winkte Kamoen ihnen. Freudig begrüßte Sie auch Ihren Hengst und schwang sich auf ihn, dann ritt Sie den beiden Ta´uri voraus.

***

"Was ist hier passiert?" fragte Sam erstaunt, als sie in paar Minuten später Gem Menel erreichten.

Die Stadt war zerstört. Ruinen standen herum. Damals schienen die Häuser aus Stein gebaut worden zu sein. "Doll ardh wird nicht umsonst von den Menschen hier gefürchtet", orakelte Kamoen. "Wie meinst du das?" fragte Jack.

"Vor langer Zeit lebten hier die Chaener sehr glücklich. Die Goa´uld waren von den Göttern vertrieben worden. Tir Nan Og war eine Insel der Sonne und der Ruhe, des Friedens und der Jugend. Denn selbst die Ältesten fühlten sich hier jung wie nie zuvor. Der Côr Certh war geschlossen, der Dûrduin ein reiches Fischgebiet", erzählte Kamoen. "Der Dûrduin? Côr Certh?" fragte Sam. "Das Stargate - es wird hier in der Offenbarung Côr Certh genannt. Ihr würdet sagen ‚Ring der Runen’", übersetzte Kamoen. "Und der Dûrduin ist der Fluss, der die Insel einrahmt?" vermutete Jack. Kamoen nickte. "Doch eines Tages kamen die Feanor. Sie brannten nieder was aus Holz war und trieben wüste Streiche. Die Menschen verließen Tir Nan Og und zogen gen Westen nach Caras Menel. Die Götter wiesen die Feanor zurecht, doch die Menschen verfluchten die Insel von nun an. Zur Strafe wurden die Feanor und die Elfen verbannt. Sie kehrten erst vor kurzer Zeit zurück. Ich nahm sofort die Kontakte wieder auf, die ich damals geknüpft hatte und die Feanor zeigten sich reuig für ihre Taten. Dennoch werden die Menschen Doll ardh nie wieder betreten", erklärte Sie. "Okay. Tir Nan Og ist also diese Insel", wiederholte Sam. Kamoen nickte. "Dûrduin der Fluss, der sie umgibt. Doll ardh ist dieses ganze Gebiet inklusive des Grenzlandes, vor dem die Menschen zurückschrecken. Etwa fünf Meilen vom Flussufer entfernt zieht sich Fend Dor entlang – das Grenzland", erklärte Sie. Sie sprang von Yeruj und ließ ihn laufen. Der Hengst begab sich zu einer Lichtung, die in Sichtweite der ersten Häuser lag und graste. "Haben die Götter sich vielleicht abgewandt, weil die Feanor zurück sind?" hakte Sam nach. Kamoen drehte sich zu ihr um. "Abgewandt?" echote Sie. "Wie´ti erwähnte so etwas", erklärte Sam. Kamoen schüttelte den Kopf und verwies auf ein Haus, das noch vollkommen in Ordnung war und am Rande der Stadt stand. "Die Jaffa kamen und fielen über die Farm her. Sie überquerten Dûrduin bei der unteren Furt und schlossen sich mit anderen Kriegern zusammen, die das Tor passierten. Dann gingen sie nach Caras Menel. Ich begab mich zum Ro amon – dem Hügel der Götter – und wollte sie warnen...doch der Transporter aktivierte sich nicht. Entweder haben die Raumschiffe die Olymp zerstört, oder die Götter mussten fliehen."

"Die Olymp?" echote Jack und ließ sich mit Kamoen und Sam auf Stühlen nieder, die an einem Tisch standen. Kamoen schob ihnen einen Brotlaib zu und die beiden bedienten sich hungrig. "Das Schiff der Götter. Sie Leben nicht auf einem Planeten sondern auf der Olymp", erklärte Sie dann. "Doch sie würden ihr Volk niemals im Stich lassen", fuhr Sie fort und schüttelte den Kopf.

Ein Licht flog durch das Fenster hinein und landete auf dem Tisch neben dem Brot. "Ich bin froh, dass ihr Esacit über den Weg gelaufen seid. Sie sagte mir, dass die Feanor wieder Unsinn treiben", berichtete Kamoen mit einem Lächeln zu der kleinen Elfe hinunter. Das Lichtwesen ging zu dem Brotlaib hinüber und versuchte angestrengt, ein Stück herauszureißen. "Jedenfalls schickte ich Wie´ti zu euch und floh verletzt hierher."

"Gut, dass es dich nicht schlimmer getroffen hat. Wie´ti glaubte, du seiest gestorben", berichtete Sam. Kamoen lächelte. Dann wurde Sie ernst. "Viele mussten ihr Leben lassen", sagte Sie traurig. "Daniel und Teal´c sind in der Stadt. Dort sind lauter Tote", berichtete Jack nickend. "Unsere einzige Hoffnung sind die Götter", sagte Kamoen. "Wie können wir sie erreichen?" fragte Sam.

Sie blickte kurz zu Jack, doch der beobachtete sehr interessiert wie die Elfe Esacit an einem kleinen Stücken Brot herumhantierte, das sich einfach nicht lösen wollte. Er lächelte verstohlen, dann grinste er schadenfroh. "Sir", sagte Sam vorwurfsvoll und riss für die Elfe das Stück ab. Esacit bedankte sich mit hoher Stimme und erstaunlicherweise in Englisch, dann zischte sie aus dem Fenster davon. Kamoen lächelte. "Wir müssen nach Utopia gelangen", Sie verbesserte sich, " ...ich muss nach Utopia gelangen. Denn wenn ihr dort hinreist, werdet ihr bestraft", erklärte Sie dann. "Dann müssen wir uns zum Tor durchschlagen. Im Wald lauern möglicherweise Jaffa und die werden nicht so angetan von unserer Idee sein", sagte Jack. Sam nickte. "Ich sage Daniel und Teal´c bescheid", meinte Jack und verließ die Hütte.

***

Teal´c blickte sich gerade in einem Haus um, als er hinter sich das Geräusch sich aktivierender Stabaffen hörte. "Kree, Jaffa! Wer bist du?" fragte eine tiefe Stimme.

Teal´c drehte sich langsam um. "Wo kommst du her?" fragte der Primus vor ihm wieder.

Teal´c kannte das Zeichen auf seiner Stirn nicht. Es war ein einzelner Kreis. Vorsichtig hob die Teal´c die Arme ein wenig. Er musste zugeben, dass er die Fremden nicht hatte kommen hören.

Doch auf die Fragen antwortete er nicht. Der Primus verzog das Gesicht und meinte: "Bringt ihn zum Ha´tak." Teal´cs Waffe und seine Weste wurden ihm genommen und im Haus zurückgelassen. Dann wurde er vorwärts nach draußen gestoßen.

***

Daniel war schwindelig, er hatte Kopfschmerzen...

Und er war nicht allein. Jemand berührte vorsichtig seine Stirn und er verspürte ein Stechen, dann verschwand die Berührung. "Und?" Schritte näherten sich. Ein Mann hatte gesprochen und nun antwortete eine Frau: "Es hat aufgehört zu bluten. Ich habe einen Verband angelegt."

"Gut", antwortete der Mann und die Schritte entfernten sich wieder, blieben dann aber noch mal kurz stehen. "Kommst du?" fragte er.

"Ich bleibe, bis er aufwacht", antwortete die Frau. "Nein, Oa´di. Das tust du nicht. Reicht es dir nicht, dass er schon deine Tochter getötet hat?" fragte der Mann. "Er hat Ze´taj nicht auf dem Gewissen, das weißt du, He´tedo."

"Er und seine Freunde haben die Jaffa und die Goa´uld-Frau erst hierher gebracht. Sie haben die Götter verärgert", erwiderte der Mann. Daniel wurde schlecht. Er fiel in eine Art Dämmerzustand und hörte die Stimmen immer weiter entfernt und leiser. Und eine dritte gesellte sich hinzu, die er jedoch kannte und die die anderen beiden zum verstummen brachte. "Daniel, hörst du mich?" – Teal´c! – Warum antwortet ihr nicht?"

Er verlor das Bewusstsein.

***

"Sie antworten nicht." Die schlechte Nachricht ließ das Gespräch zwischen Sam und Kamoen verstummen. "Beide?" hakte die Letzte der Ersten nach. Jack nickte und ließ sich auf einen der Stühle fallen. "Könnte es nicht sein, dass das Signal geblockt wird?" fragte Sam. "Nein, der Kanal ist frei. Sie müssten mich empfangen", rätselte Jack. "Und wenn sie in Schwierigkeiten sind?" hakte Sam nach und ihr Gesichtsausdruck wurde besorgt. "Es sind noch Jaffa durch Caras Menel geschlichen, als ich ging um Wie´ti zu suchen. Qewud bat mich darum. Stattdessen ging ich zum Ro amon – zum Hügel der Götter – und wollte um Hilfe bitten", sagte Kamoen. "Doch sie antworteten nicht", beendete Jack den Satz. Kamoen nickte betrübt. "Ich hoffe es geht ihnen gut", sagte Sie leise. "In Ordnung. Irgendetwas müssen wir tun. Kennst du dich mit der Technologie der Götter aus?" fragte Sam. Kamoen blickte sie an. "Etwas", antwortete Sie. Sam nickte zufrieden. "Wenn du uns zum Ro amon bringst, könntest du mir helfen, zu checken, ob damit alles in Ordnung ist. Vielleicht haben die Jaffa sie nur manipuliert", meinte Sam und blickte beim letzten Satz in Jacks Richtung. Der Colonel zuckte die Schultern. Kamoen lächelte hoffnungsvoll. "Bis zum Ro amon sind es etwa 35 Meilen", erklärte Sie.

"12 Stunden", rechnete Jack um. "Genau", antwortete Sam. "Wir legen uns einige Stunden schlafen und ziehen im Morgengrauen los. Vielleicht hat sich der Nebel dann gelichtet", meinte der Colonel mit einem missmutigen Blick nach draußen. Kamoen lächelte. "Tir Nan Og liegt unter einem ewigen Nebel verborgen. Es ist eine sehr alte Insel. Die Götter wollten somit verhindern, dass jemand sie betritt", erklärte Sie. Jack nickte. "Toll!"

"Was wird aus Teal´c und Daniel?" fragte Sam.

"Wir geben ihnen Zeit, bis wir Ro amon erreicht haben. Wenn sie sich dann nicht melden und wir es nicht geschafft haben, die Götter zu kontaktieren, ziehen wir los, um sie zu befreien", antwortete Jack. Sam nickte nachdenklich. "Wenn sie in Gefangenschaft geraten sind, sind sie auf dem Ha´tak", meinte sie. Jack nickte.

***

Eins war Jack klar. Nachts war es hier wohl nie ruhig. Kein Wunder, dass die Menschen verschwunden waren. Er schloss die Augen wieder, als er plötzlich ein helles Licht durch die Lider bemerkte. Er schlug die Augen auf und blickte in die der kleinen Elfe Esacit. Ihre langen, schwarzen lockigen Haare fielen ihr auf die Schulter und die grünen Auen blickten forschend in Jacks Gesicht. "Hallo, Krümel", grüßte der Colonel leise. Esacit kicherte vergnügt. Jack lächelte sie an. "Wie geht’s?" fragte er.

Esacit kicherte erneut, doch dann – zu Jacks Überraschung – antwortete sie: "Sehr gut. Vielen Dank." Ihre Stimme war hell und klar und ein bisschen piepsig. Jack grinste. "Willst du ein Schokolade-Stückchen?" fragte er. "Was ist das?"

"Oh, das wird dir gefallen", versprach Jack und griff in die Tasche seiner Jacke, die neben dem Schlafsack lag. Er wickelte den Riegel aus und brach ein Stück für Esacit ab. Die Elfe wäre von dem Gewicht der Schokolade beinahe umgefallen, war sie doch halb so groß wie sie selbst. "Dankeschön!" Blitzschnell war sie zum Fenster hinaus verschwunden. Jack kuschelte sich in seinen Schlafsack und biss ein Stück des Riegels für sich ab. Wo waren nur Daniel und Teal´c?

Er beschloss, etwas an die frische Luft zu gehen und erneut Kontakt aufzunehmen. Jack trat aus dem Haus und amtete die Nachtluft ein. "Jack, hallo." Er drehte sich um. Kamoen stand hinter ihm. "Kannst du nicht schlafen?" fragte Sie.

"Nein, kann ich nicht", antwortete er. "Wo ist Sam?", fragte Kamoen.

"Sie ist auch ein bisschen rausgegangen. Sie wollte dich suchen", berichtete Jack. Kamoen nickte nachdenklich. "Ich habe sie nicht gesehen." Jack war besorgt. "Diese Feanor-"

"Sie werden ihr nichts antun. Ich habe sie zurechtgewiesen. Ich mache mir nur Sorgen, weil es hier nicht nur Elfen und Feanor gibt", erklärte die Letzte der Ersten. Jack schluckte. "Was denn noch?"

Kamoen antwortete nicht. "Wir sollten sie suchen gehen", meinte Jack. Kamoen nickte und sie teilten sich auf. Jack griff zum Funkgerät. "Major Carter, antworten Sie!"

Es rauschte, dann: "Sir?"

"Wer sonst? Wo stecken Sie denn?" fragte Jack erleichtert.

"Ich habe mich verirrt, ich finde nicht zurück."

"Wie wäre es denn mal damit, Kontakt aufzunehmen?"

"Ich frage nie nach dem Weg. Ich ziehe es vor, ihn selbst zu finden." Sam klang beinahe empört. Jack lächelte. Das war so typisch. "Okay, ich finde Sie", meinte er und stellte einen Hebel am Funkgerät um, das Sams Position innerhalb kürzester Zeit durch ein regelmäßiges Piepsen anzeigte.

***

Daniel war noch nicht ganz wieder zu sich gekommen, als er erneut, Jacks Stimme hörte. "Daniel, Teal´c! Jetzt kommt schon!" Er stöhnte und schlug vorsichtig die Augen auf. Der harte Untergrund gehörte zu einer Höhle, die sich einige Meter vor ihm erstreckte. Die halbrunde Form war aus den Felsen gehauen worden, Durchgänge zweigten ab und machten deutlich, dass es sich hier um einen ganzen Komplex handelte. Mehrere junge Männer hielten sich hier auf, Gewehre in den Händen, manche von ihnen trugen auch Knüppel oder Mistgabeln. "Teal´c!"

Daniel rief sich ins Gedächtnis, dass Jack auf seine Antwort wartete und griff zu seinem Funkgerät. Es war verschwunden. "Suchst du das hier?" Daniel blickte auf. Ein Mann stand vor ihm. Er war relativ jung, hatte blonde Haar und dunkelblaue Augen. In der einen Hand hielt er Daniels Funkgerät, in der anderen ein Gewehr. "Ja", antwortete der Archäologe verspätet und griff nach dem Gerät, doch der Mann entzog es seiner Reichweite und richtete stattdessen sein Gewehr auf ihn. "Ähm...was hast du? Ich werde euch bestimmt nichts tun", sagte Daniel und setzte sich vorsichtig auf. Seine Hand fuhr zu dem Verband um seine Stirn und die Wunde meldete sich mit einem heftigen Stechen, als er dagegen kam. Er verzog das Gesicht. "Wer garantiert mir, dass es so ist, govesia coed?"

Daniel blickte ihn verwirrt an. "Das...Ich bin garantiert kein Botschafter des Bösen", meinte er nach einer Weile. "He´tedo, lass ihn zufrieden!", sagte eine Frauenstimme. Eine Frau mit roten, langen Haaren und hellgrauen Augen trat hinzu. "Er ist unschuldig.", sagte sie dann fest und blickte He´tedo herausfordernd an. Der Mann wandte sich murrend ab und steckte das Funkgerät in seine Tasche. Daniel blickte ihm hinterher. "Wie geht es dir?" fragte die Frau besorgt und musterte Daniel.

"Besser", antwortete er nur und blickte He´tedo noch immer hinterher. "Mein Name ist Oa´di. Wie heißt du?"

"Daniel. Ich muss mit Teal´c sprechen", sagte er. Oa´di blickte fragend. "Der große Kerl, der mit mir in der Stadt war", erläuterte der Archäologe.

"Der Jaffa ist nicht hier", antwortete Oa´di. "Was?" fragte Daniel alarmiert.

"Die Goa´uld-Frau ließ ihn gefangen nehmen", berichtete Oa´di.


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Kapitel 3 by JolinarJackson
Kapitel 3

Daniel versuchte, eine bequemere Lage zu erreichen, doch es gelang ihm nicht ganz. Draußen erkannte der Mond durch die Wipfel der Bäume und er überlegte, wie er am besten hier rauskam. He’tedo schien ganz versessen darauf zu sein, ihn als einen ’Botschafter des Bösen’ vor Gericht zu bringen und Daniel wollte sich gar nicht ausmalen, was er dann erst mit Sam oder Jack anstellen würde. Immerhin waren es die beiden gewesen, die den Stadtbewohnern bereits einmal entwischt waren ... mit knapper Not, aber das änderte nichts an der Tatsache. Und es schien ganz so, als sei He’tedo Re’uzs offizieller Nachfolger geworden. Vielleicht war der ehemaliger Statthalter sogar umgekommen. Daniel bemerkte, dass er allmählich schläfrig wurde und zog die Beine an den Körper, damit ihm wärmer wurde. Er musste irgendwie an sein Funkgerät gelangen. Wenn er erst mal über die Möglichkeit verfügte, Jack und Sam zu kontakten, könnte er ihnen sagen wo er sich aufhielt. Leichte Schritte näherten sich und der spürte das Gewicht einer Decke auf seinen Schultern. Müde öffnete er die Augen. Oa’di lächelte ihn an. “Es wird sicher kalt heute Nacht“, sagte sie. Daniel lächelte dankbar zurück. “Wer ist dieser He’tedo eigentlich?“ fragte er.
Oa’di zuckte die Schultern und erklärte: “Die Götter ernannten ihn zum Statthalter. Re’uz wurde entrechtet. Er lebte wieder als gewöhnlicher Bürger in der Stadt. Doch He’tedo vertritt dieselben Ansichten wie er. Das macht deine Lage also nicht viel besser. Und Re’zu ... Re’uz ist tot.“
“Habe ich mir gedacht“, erwiderte Daniel. “Er war einer der ersten, der starb“, berichtete Oa’di und senkte den Blick. “Qewud und Wie’ti kamen nicht in die Stadt. Ich und mein Mann Gesivo waren in Sorge. Er ritt mit mir zu ihrer Farm. Zu diesem Zeitpunkt war Ze’taj bereits tot. Wie’ti war nirgendwo aufzufinden und Qewud lag tot im Stall. Dann wurden wir überfallen und Gesivo ermöglichte mir die Flucht hierher zu den Taen. Sie nahmen ihn gefangen“, fuhr sie fort.
“Qewud ist tot?“ hakte Daniel nach. Oa’di nickte.

***

Teal’c wurde von den Jaffa auf das Pel’tak gestoßen und in die Knie gezwungen. Bubastis drehte sich zu ihm herum. Die braunen, langen Haare fielen ihr in Locken auf die Schulter. Der dunklere Teint verlieh ihr zusammen mit den grauen, hellen Augen ein exotisches Aussehen. Sie war wunderschön und trug ein weißes Kleid aus Seide, das ihre Figur gut verbarg. Doch anhand ihrer fließenden Bewegungen musste sie sehr zierlich und schmal sein. Weißer Lidschatten lag auf ihren Augen und ihre Lippen waren weiß nachgezogen. “Du bist der Shol’va Teal’c“, stellte sie fest.
“Der Jaffa, der seinen Gott Apophis verriet und sich den Ta’uri in ihrem Kampf gegen unsere Art anschloss.“ Ihre mandelförmigen Augen fixierten ihn. “Ich respektiere deinen Mut“, sagte sie sanft. Sie sprach mit der Stimme ihrer Wirtin. Doch das Aufleuchten ihrer Augen bewies, dass der Symbiont eindeutig die Kontrolle hatte.
“Wo ist das Mädchen?“ fragte sie.
“Von wem sprichst du?“ antwortete Teal’c mit einer Gegenfrage. Bubastis lachte leise auf. “Von wem werde ich wohl sprechen? Kamoen, die Letzte der Ersten ... Agerias Nachfolgerin. Die Tok’ra sind äußerst motiviert in den letzten sechs Monaten gewesen. Mehrere Siege gelangen ihnen und viele ihrer Spione versprachen vor ihrem Tod durch Folter, dass ihre Herrscherin zurückkehren würde. Und da Ageria tot ist, kann es sich dabei nur um Kamoen handeln. Ich hielt sie ebenfalls für tot. Wie viele andere Goa’uld auch. 2000 Jahre lang hielt sie sich vor uns versteckt, wurde sie von den Schreibern beschützt ... doch jetzt ist die Zeit gekommen, ihr Geheimnis zu lüften“, erklärte Bubastis triumphierend. Teal’c schwieg. Ein Primus trat ein und verbeugte sich knapp. “Herrin, wir haben Tir Nan Og gefunden“, berichtete er. “Ist das Mädchen dort?“ fragte Bubastis erregt. “Nein, Herrin, wir haben alles durchsucht, doch Kamoen ist verschwunden. Ein Todesgleiter sah sie jedoch an der Grenze zu Doll ardh - östlich des Fend dor – mit zwei anderen Personen und einem Pferd in den Wald fliehen“, berichtete der Primus. Bubastis fuhr sich durch lockigen Haare. “Dann sucht sie nach einem sicheren Ort“, sinnierte sie. Sie ging einige Schritte hin und her. “Ich brauche dieses Kind. Sie ist der Schlüssel, um einen Hok’ta zu erschaffen. Sucht sie überall! Setzt Bodentruppen ein und nehmt die Todesgleiter vom Himmel! Sie würden die Letzte der Ersten nur vorwarnen. Sorgt dafür, dass sowohl die Stadt, als auch die beiden Furten des Dûrduin bewacht werden! Kümmere dich darum, dass kein Wesen des Lichts entkommen kann! Vielleicht brauche ich sie noch“, erteilte sie Befehle.
“Jawohl, Herrin“, antwortete ihr Primus und verließ den Raum weder. Bubastis stellte sich an das große Panorama-Energiefeld des Pel’taks und blickte nachdenklich auf Chae hinunter. Teal’c erinnerte sich an Geschichten über die Wesen des Lichts. Vor langer Zeit, als die Goa’uld auf der Erde herrschten, führten sie Experimente durch, um mächtigere Wirte zu erschaffen. Alle schlugen fehl. Die Wesen des Lichts entstanden. Feen, Elfen, Einhörner und Dachen besiedelten die Welt. Die Legende erzählte, dass die Menschen nach ihnen jagten, Sagen erfanden, um ihre Existenz zu begründen und untermalen. Die Goa’uld beendeten ihre Experimente erfolglos. “Sag mir, Jaffa! Weißt du, wie die Wesen des Lichts hierher kamen? Nach Chae“, fragte Bubastis langsam. Sie wendete ihm noch immer den Rücken zu. “Nein“, antwortete Teal’c. Bubastis drehte sich zu ihm herum.
“Die Goa’uld beendeten ihre Experimente. Von diesen Experimenten hast du doch sicher gehört. Jeder Jaffa kennt diese Geschichte.“
Dass Teal’c nicht antwortete, wertete Bubastis wohl als Zustimmung, denn sie fuhr fort: “Die kleineren Wesen des Lichts wurden einst von den Schreibern mit dem Stargate hierher gebracht. Das Ziel der Schreiber war es, die Wesen zu schützen.“ Bubastis schwieg einen Moment, dann fuhr sie fort: “Die Kombination von Kamoens Wissen mit den Mächten der Lichtwesen erschafft einen völlig neuen Wirt. Einen Wirt, der mehr ist als ein Hok’ta.“ Sie lächelte. “Ich weiß mehr über Kamoen als ihr“, schloss sie rätselhaft und wandte sich wieder dem Fenster zu.

***

“Carter!“ Erleichtert packte Jack sie an den Schultern und musterte sie. Erstaunt blickte sie ihren offensichtlich völlig verstörten Anführer an. “Sir, was ist passiert?“ fragte sie. “Tir Nan Og stirbt“, sagte eine Stimme hinter Jack. Sam blickte an ihm vorbei. Kamoen stand vor ihr. Das weiße Kleid ließ sie im Licht des Sichelmondes wie einen Geist aussehen. Die schwarze Ledertasche hing nicht mehr um ihre Schulter. Sie trug sie in ihren Händen. “Was sagst du da? Was soll das heißen?“ fragte Sam.
“Wir haben Jaffa gesehen. Sie suchen die Insel nach Lichtwesen ab. Jedes Tier, dass sich wehrt, wird getötet“, erklärte Jack. “Sie lieben die Freiheit. Beinahe alle werden sich wehren. Tir Nan Og wird sterben“, sagte Kamoen hohl und starrte geradeaus an Sam vorbei in die Dunkelheit. Ein kreischendes Geräusch riss alle drei aus ihren Gedanken. Jack blickte nach oben und sah den dunklen Schatten am Mond vorbeizischen.
“Todesgleiter.“

***

Bubastis lächelte. “Bringt ihn weg! Ich werde mich später mit ihm befassen“, meinte sie und die Jaffa verschwanden mit Teal’c aus dem Zimmer.
“Herrin?“ Eine junge Frau trat ein. Bubastis Lo’tar. “Luota, habe ich dich gerufen?“ fragte die Goa’uld lauernd. “Nein, Gebieterin. Verzeiht, ich dachte nur, Ihr wolltet es wissen, wenn ich mit der Übersetzung fertig bin“, erwiderte die junge Frau verängstigt. Bubastis drehte sich ruckartig um. “Du hast sie fertig?“ hakte sie nach. Luota nickte. Sie war offensichtlich erleichtert. “Ja, Herrin“, antwortete sie. Bubastis blieb vor ihr stehen. “Gut ... meine Vermutungen?“ hakte sie nach. Luota nickte. “Haben sich bestätigt. Kamoen hat hohes Potential, um ein Hok’ta zu werden – euer Wirt“, berichtete sie. “Natürlich hat sie das!“ fauchte Bubastis. Luota zuckte etwas zusammen, dann sagte sie: “Sie wird sich allerdings nicht so leicht ergeben.“ Bubastis lächelte. “Kamoen ist die Hohe Priesterin der ... Götter. Das Volk dieses Planeten liegt ihr am Herzen. Sie würde alles tun, um die Bevölkerung von Chae zu retten. Außerdem ist der Jaffa Teal’c hier. Dann können seine Freunde nicht weit sein“, erklärte sie. “Ihr meint, die Ta’uri befinden ich auf Chae?“ hakte Luota nach. Bubastis nickte.
“Auf Chae. Wo weiß ich nicht genau. Doch so was kann man herausfinden. Ich würde beinahe wetten ...“ Sie unterbrach sich und ging in ein Nebenzimmer. Luota blieb einen Moment unschlüssig stehen, dann folgte sie ihrer Herrin schnell und langte nur Sekunden später bei Bubastis an einem großen Tisch an, der mit Papierrollen, Büchern und Folianten nur so übersäht war. Bubastis hatte sich sehr genau mit dem Thema ’Kamoen’ auseinandergesetzt.
Nun zog die Goa’uld ein großes Stück Leder unter einigen Papierrollen hervor und legte es auf einen Stapel Bücher. Das Leder war mit bunten Markeierungen und mit Schriftzeichen übersäht und zeigte Chae. Es war eine Karte. Bubastis suchte ein bisschen, bis sie gefunden hatte, was sie suchte.
Ihr Zeigefinger deutete auf einen niedrigen Gebirgszug. “Die Taen – die Anhöhen. Dort befindet sich eine Zufluchtstätte der Menschen. Sie liegen gleich neben dem Ro Amon. Ich wette mit dir, Luota, die Chaener befinden sich dort“, sagte Bubastis und legte ihre ganze Hand auf die hellbraun gezeichneten Hügelketten.

***

Teal’c ließ sich gehorsam von den Wachen um die nächste Ecke führen und bemerkte, die Klappe zu einem Lüftungsschacht oben in der Decke am anderen Ende des Ganges. Er überlegte, während er allmählich sein Tempo verringerte. “Schneller!“ befahl eine der Wachen und wollte Teal’c gerade wieder vorwärts stoßen, als dieser in die Knie ging. Irritiert blieben die Wächter stehen. Teal’c keuchte scheinbar unter großen Schmerzen und hielt sich seinen Bauchsack, in dem der Symbiont lebte. “Was ist los?“ fragte der Jaffa rechts neben ihm irritiert.
“Mein Symbiont“, stöhnte Teal’c, bevor er sich endgültig nach vorne fallen ließ, mit einer blitzschnellen Bewegung nach der Stabwaffe des Kriegers links von ihm griff, die dieser auf den Boden gestellt hatte und den Mann mit einer Drehung der Lanze von den Füßen riss.
Der andere wurde von einem Fußtritt zurückgeschleudert, während Teal’c den Eigentümer der Waffe erschoss. Dann wandte er sich dessen Kollegen zu und tötete auch diesen, bevor er reagieren konnte. Schnell packte er die Stabwaffe fester und hörte schon die Schritte anderer Jaffa herüberschallen. Er rannte zu dem Lüftungsschacht und stieß ihn mit Stabwaffe auf. Dann warf er die Lanze hinein und sprang, um die Kante des Schachtes zu erreichen. Mit einiger Anstrengung zog er sich daran hoch und verschwand vom Korridor, als die Jaffa um die Ecke rannten und ihre toten Kameraden erblickten. Bevor sie den Gang genauer unter die Lupe nahmen, setzte Teal’c die Klappe des Lüftungsschachtes leise wieder an ihren Platz zurück.

***

Es war dunkel und warm hier drin. Teal’c war bereits drei Ebenen nach oben geklettert und stieß immer wieder auf Luken, die hinunter auf die Gänge führten und etwas Licht in dieses Gewirr aus Schächten warfen. Durch die Klappen kam auch die einzige Luft hier drin. Vor Anstrengung keuchte Teal’c, als er sich erneut eine Ebene höher zog und erblickte nun genau unter sich einen Raum mit mehreren Fluchtkapseln. Erleichtert wartete er ab, bis die beiden Wachen, die momentan in dem Raum alles absuchten, verschwanden und sich die Tür schon seit einiger Zeit nicht mehr regte. Dann öffnete er die Klappe, legte die Stabwaffe so, dass er sie von unten erreichen konnte und sprang in den Raum. Ein erneuter Sprung nach oben und er hatte seine Waffe wieder in der Hand.
Dann sprang er in eine der Fluchtkapseln und ließ sich vom Schiff wegtransportieren.

***

Ein kreischendes Geräusch riss Daniel aus seinen Träumen. Er schreckte hoch und richtete sich abrupt auf. Die Männer in der Höhle waren in heller Aufregung und rannten zum Eingang, um nach oben zu blicken. Schwer atmend beobachtete Daniel die Aktivitäten eine Weile, dann sprang er auf und rannte zu den Männern hinüber. Einer von ihnen richtete seine Aufmerksamkeit auf den Gefangenen und richtete sein Gewehr auf ihn. “Zurück!“ rief er herrisch. Daniel hob die Hände. “Co’ran, lass ihn!“ ertönte He’tedos Stimme hinter Daniel. Dieser wandte sich zu dem Statthalter um. Der packte den Kragen von Daniels Jacke und stieß ihn zum Höhlengang. “Erklär mir das!“ verlangte er wutentbrannt und deutete auf einen Todesgleiter über ihnen vorbeiflog.
Daniel hatte es geahnt.
“Verdammt!“ Resignierend schüttelte er den Kopf. “Du kennst dieses Gerät und jetzt erklär mir was das ist!“ verlangte He’tedo. “Ein Todesgleiter – ein Kampfschiff der Goa’uld“, erklärte Daniel und blickte He’tedo in die misstrauischen, dunkelblauen Augen. Der Anführer starrte ihn unentschlossen an. Daniel schüttelte den Kopf, als der Gleiter ein weiteres Mal über sie hinwegzischte. “He’tedo, ich habe keine Ahnung wie der hierher kommt. Glaub es mir!“ bat er.
Unentschlossen musterte der Anführer ihn noch einige Minuten, dann ließ er Daniels Jacke los. “Diese Maschinen haben wir schon vor den Angriffen gesehen. Wir haben nichts was wir ihnen entgegensetzen könnten“, erklärte er. Daniel nickte langsam beim Anblick der Gewehre und Mistgabeln. “Sieht ganz so aus“, murmelte er. He’tedo schien sich nicht entscheiden zu können, ob er diesen Satz als persönliche Beleidigung auffassen sollte oder nicht. “Hey, ich kenne diese Dinger. Nicht mal die Technologie der Erde hat ihnen wirklich etwas entgegenzusetzen. Der erste, den wir zum Absturz brachten, explodierte nur, weil wir zufällig eine Panzerfaust im Gepäck hatten. Gegen die Goa’uld zu kämpfen ist schwer. Nicht gegen sie anzukommen, ist keine Schande“, erklärte der Archäologe offen. He’tedo nickte langsam. “Sie werden nicht mit den Gleitern schießen. Sie ... sie werden Truppen ... schicken, weil sie mit den Todesgleitern nicht an uns herankommen. Die dienen nur, um uns an der Flucht zu hindern. Wir müssen ... wir müssen fliehen“, erklärte Daniel. He’tedo blickte ihn groß an. Daniel beschlich ein ungutes Gefühl. “Ist das hier nicht möglich? Habt ihr keinen geheimen Fluchttunnel oder so etwas?“ fragte er verzweifelt. He’tedo blickte ihn lange und durchdringend an. Daniel erwiderte den Blick. “Du musst mir schon vertrauen“, meinte er und hob auffordernd die Hände.
He’tedo blickte darauf nieder und griff schließlich entschlossen nach dem Messer in seinem Gürtel. Dann durchschnitt er Daniels Fesseln. “Wir haben Tunnel“, antwortete der Statthalter schließlich. Erleichtert seufzte Daniel. “Wunderbar“, meinte er. He’tedo lächelte leicht und sagte: “Ich werde den Frauen und Kindern bescheid sagen. In einer halben Stunde sind wir bereit.“ Daniel lächelte zurück. “Das müsste mit knapper Not reichen. Dennoch dürfte es brenzlig werden“, meinte er. He’tedo nickte ernst. “Danke für deinen Rat, Ta’uri“, sagte er dann. Daniel lachte kurz und meinte: “Für dein Vertrauen, He’tedo.“ Dann wandte er sich um und blickte wieder nach draußen. In diesem Moment deutete einer der jüngeren Männer nach oben. “Was ist das?“ fragte er angstvoll.
Daniel beobachtete das kleinere Objekt nun ebenfalls und er erkannte es wieder. Er lächelte leicht.
“Eine Fluchtkapsel.“
“Wer ist da drin?“ fragte He’tedo.
Daniel fuhr erschrocken zusammen. Er hatte nicht gemerkt, dass der Statthalter wieder hinter ihm aufgetaucht war.
Dann stieß er die Luft aus. “Einer meiner Freunde, nehme ich an. Es muss von dem Mutterschiff kommen“, erklärte er. He’tedo nickte verstehend.

***

Keuchend blickte Jack nun ins Innere der mittelgroßen, beinahe runden Höhle. “Wahnsinn!“ murmelte Sam ehrfurchtsvoll. Sie stand bereits an der Wand, die gegenüber zum Eingang lag und streckte die Hand nach einer mit blauen Farbe an die Wand gepinselte Insignie der Macht aus. Kamoen blickte sie an und lächelte kurz, fuhr allerdings zusammen, als ein Todesgleiter über dem Ro Amon vorbei flog und in Richtung der Taen verschwand. Inzwischen war es später Nachmittag. Die Sonne machte sich bereits auf den Weg, hinter dem fernen Gebirge zu verschwinden. “Das Zeichen eines mächtigen Volkes“, meinte sie. “Es ist in der Offenbarung abgebildet“, erinnerte Jack sich. Kamoen nickte. “Allerdings“, antwortete sie und lächelte erfreut, bevor sie auf das Wappen der Götter am Boden deutete und dann zur Decke blickte. “Dort liegt der Transporter“, erklärte sie.
Sam nickte verstehend und trat näher. “Sieht nicht nach Ring-Technologie aus“, meinte sie nach einer Weile. Kamoen schüttelte den Kopf. “Die Götter haben ihre eigene Art und Weise, Technologien zu verwenden“, meinte sie rätselhaft. “Damit gelangt man direkt auf die Olymp“, erklärte sie.
Sam nickte. “Dann fangt mal an ihr zwei!“ forderte Jack die beiden auf und verließ die Höhle. Yeruj war draußen angebunden worden. “Hey, du!“ grüßte Jack und streichelte dem Hengst über die Schnauze.

***

Teal’c ging rasch in Deckung. Eine große Gruppe Jaffa eilte mit schnellen Schritten an ihm vorbei auf die nahen, felsigen Anhöhen zu. Neugierig geworden folgte der Jaffa den Kriegern.

***

“Daniel.“
Er drehte sich um und begegnete Oa’dis Blicken. “Bei den Göttern! He’tedo sagt, dass die Jaffa hierher unterwegs sind. Ist das etwa wahr, Daniel?“ fragte sie angstvoll und schloss ihn in die Arme. Daniel nickte langsam und antwortete: “Ich fürchte, sie haben euer Versteck ausgemacht. Bubastis geht es offensichtlich um Kamoen oder die Götter. Und für beide seid ihr sehr wichtig. Wenn sie euch vollständig in ihren Händen hätte, könnte sie Kamoen oder eben die Götter erpressen“, erklärte er. Erschrocken schaute Oa’di auf. “Die Herrin?“ hakte sie nach. Daniel nickte. “Ich fürchte ja“, antwortete er. “Aber warum? Was hat sie Bubastis getan?“ fragte Oa’di.
“Ich weiß es nicht, Oa’di“, antwortete Daniel. “Sie kommen“, flüsterte ein junger Mann und alle, die am Höhleneingang flach auf dem Bauch lagen, blickten hinunter in den Wald wo jetzt tatsächlich eine große Gruppe Jaffa anrückte. Daniel legte sich neben Co’ran und nahm das Gewehr zur Hand, das neben diesem ruhte. Hinter sich hörte er die schnellen Schritte der Frauen und Kinder, die in einem Nebengang verschwanden. He’tedo hatte ihnen versichert, dass jeder von ihnen nachkommen würde und die Frauen hatten ihr wichtigstes Hab und Gut zusammengesucht und zur Flucht bereit gemacht.
Als die erste Stabwaffen-Salve knapp über Daniel in die Höhlendecke einschlug, brach der Kampf los.


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Kapitel 4 by JolinarJackson
Kapitel 4

“Sir?“
Jack drehte sich zu Sam um, die aus der Höhle trat. “Keine Chance. Ich kriege den Transporter nicht hin“, berichtete sie. “Woran liegt es?“ fragte Jack.
“Es liegt an der Reichweite, Sir.“
Fragend blickte Jack sie an. “Die Olymp ist offenbar außer Reichweite der Transporter“, erklärte Sam. “Wie konnten Sie das feststellen?“ wollte er wissen.
Sam zuckte die Schultern und antwortete: “Kamoen erklärt mir genauestens wie jeder Transport abläuft, außerdem half sie mir bei der Übersetzung einiger Schriftzeichen, die ich im Inneren einiger versteckter Kontrollpaneelen fand. Es sieht ganz so aus, als seien die Götter geflohen, denn der Transport lief normal ab, bis auf die Tatsache, dass nichts geschah. Was ich damit sagen will: Die Kontrolllämpchen leuchteten auf, doch es geschah nichts.“ Jack nickte langsam. “Dann gehen wir jetzt zum Tor und holen Verstärkung. Es wird bereits dunkel, da müsste es klappen, dass wir unentdeckt zum Tor kommen“, erklärte er. Sam nickte zustimmend. “Holen Sie das Mädchen!“ befahl Jack.

***

Jack hielt inne, als Sam ihren Arm ausstreckte und den neben ihr herwandernden Colonel mit der Hand zum Stehen zwang. Jack sah kurz zu der Hand seines Majors, die auf seiner Brust ruhte und dann zu Sam. Kamoen sprang geschickt von ihrem Pferd und landete barfuss auf dem mit Sonnenlicht befleckten Boden. “Hören Sie das, Sir?“ fragte Sam nervös. “Was?“ war die Antwort.
“Sh!“ Das scharf ausgestoßene Geräusch kam von Kamoen. Die Letzte der ersten schlich zu einigen Büschen in der Nähe und verschwand mit einem geschickten Sprung vollkommen dahinter. Jetzt hörte Jack es auch. Durch die klare Luft ertönten knallende Geräusche.
“Verdammt, das hört sich an wie-“
“Gewehre“, brachte Sam den Satz zu Ende und folgte Kamoen schnell. Jack lief hinter ihr her, setzte mit einem Sprung über die niedrigen Büsche hinweg und stand nun direkt auf einer freien Ebene, die aus schroffem Felsgestein bestand. Eine Schneise befand sich im Waldstück direkt neben den drei Wanderern und in der anderen Richtung ging es einen steilen Abgrund hinunter. In der Ferne konnte Jack mit dem Fernglas, das er inzwischen gezückt hatte, das Stargate erkennen.
“Sir!“
Jack rannte zu Sam hinüber, die am Rande des Abgrundes stand.
“Carter, das Ganze hier kommt mir höllisch...“ Er verstummte kurz. “...bekannt vor“, beendete er dann den Satz, als er unten das Wrack eines verkohlten Raumschiffes vorfand.
“Hier sind wir abgestürzt. Das dort unten ist das Tel’tak der Kresta“, erläuterte Sam.
“Jack, Sam, schnell!“
Die beiden Offiziere wirbelten zu Kamoen herum. Das Mädchen winkte aufgeregt und pfiff kurz laut. Yeruj kam zu ihr galoppiert und sie schwang sich elegant in den Sattel. Jack und Sam folgten dem Pferd in den Wald zurück, es ging ein Stück bergab, dann folgte eine weitere Baumgrenze und Kamoen ließ den Hengst plötzlich anhalten.
“Wir sind hier in den Taen, hier ist das Versteck der Stadtbewohner bei Gefahren. Die Schüsse kommen aus der Richtung des Lagers.“ Aufgeregt deutete Kamoen in die Bäume. Vor ihnen befand sich ein etwa 31 Meter tiefer Abgrund aus schroffem Gestein. Zu beiden Seiten hin verringerte sich der Höhenunterschied allerdings allmählich. Unten standen wieder Bäume, die Schüsse erklangen nun viel näher. Jack und Sam rissen ihre Ferngläser hoch. “Was seht ihr?“ fragte Kamoen.
“Sag mir, in welche Richtung ich gucken muss!“ verlangte Jack. Kamoen deutete direkt geradeaus und Jack schwenkte das Fernglas in die angegebene Richtung. “Oh, verdammt!“ stieß er hervor.
“Das sind eine Menge Jaffa“, erklärte Sam. “Das sehe ich, Major. Und sie konzentrieren sich ziemlich auf die Höhle da hinten“, meinte Jack. “In der Richtung liegt das Versteck“, bestätigte Kamoen besorgt. “Da ist Teal’c!“ rief Sam aus. “Wo?“ fragte Jack.
“Am Waldrand.“
Jack folgte der Anweisung und sah den Jaffa tatsächlich am Waldrand kauern. Er trug keine Weste und nur eine Stabwaffe bei sich. Also nahm Jack erst gar keinen Funkkontakt auf. Gerade stand Teal’c auf und rannte auf das Gefecht zu. Jack wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Kampf zu. “Die liegen im Höhleneingang und verteidigen sich ziemlich gut, aber lange können sie sich sicher nicht mehr halten“, murmelte er.
“Da! Ich sehe Daniel. Er ist bei den Flüchtlingen“, berichtete Sam.
“Gott sie Dank!“ Erleichtert stieß Jack die Luft aus. Sam nahm das Glas herunter. Kamoen nahm es ihr aufgeregt aus der Hand und blickte selbst hindurch. “Sir, wir müssen Verstärkung anfordern, das ist ein ganzes Heer von Kriegern. Und Teal’c und Daniel befinden sich nicht in unmittelbarer Gefahr, sodass wir Zeit haben, um zum Tor zu kommen“, sagte sie. “Das sehe ich anders, Major“, sagte Jack. “Sie hat Recht. Teal’c wirkt wie ein geschickter Krieger und Daniel ist bei den Stadtbewohnern gut aufgehoben. Selbst wenn sie ihm feindlich gegenüber ständen ... würden sie ihm dann eine Waffe geben? Sie fliehen in die Tunnel-Netzwerke, sobald die Frauen und Kinder darin verschwunden sind. Dort finden die Jaffa sie nicht, denn sie brauchen ja auch Zeit, um zur Höhle hinauf zu klettern. Macht euch keine Sorgen um eure Freunde!“ meinte Kamoen und reichte Sam das Fernglas zurück. “Diese Art des Versteckens wirkt seit Jahrhunderten, als die Götter noch nicht mächtig genug waren, um uns zu verteidigen“, fügte die Letzte der Ersten hinzu.
“Schon damals kamen Goa’uld hierher?“ hakte Sam nach. Kamoen nickte. “Wieso?“ fragte Jack.
“Wegen der Götter, vielleicht auch wegen mir. Das Geheimnis Chaes kennt aber kaum ein Goa’uld. Die Lichtwesen stehen unter dem Schutz der Götter und für viele Systemlords ist Chae sicher nur eine Legende“, erklärte Kamoen geduldig. “Wie deine Existenz“, meinte Sam.
Kamoen lächelte hilflos. “Sie war es“, sagte sie. “Wir sollten eure Verstärkung anfordern“, meinte die Letzte der Ersten dann. Jack nickte zerstreut. “Auf geht’s. Wie lange bis zum Tor?“
“Etwa drei Stunden, Sir“, antwortete Sam. Jack nickte.

***

Teal’c schlich durch die letzten Bäume und beobachtete die Abordnung an Jaffa vor sich. Die Krieger schafften es, immer näher an die Höhle heranzukämpfen und allmählich wurden die Schüsse von oben seltener. Teal’c blickte angestrengt hoch und sah tatsächlich Daniel zwischen den Verteidigern. Der junge Archäologe sprang gerade auf und zog sich mit den letzten Männern in die Höhle zurück. Sofort reagierten die Angreifer auf den Waffenstillstand und stürmten mit lautem Kriegsgeschrei auf die Öffnung im Fels zu. Teal’c rannte ihnen hinterher, immer darauf bedacht, notfalls in Deckung springen zu können. Doch die Jaffa waren zu sehr damit beschäftigt, in die Höhle vorzudringen und so blickten sie nicht hinter sich.

***

Daniel stolperte, fing sich und rannte neben einigen Männern her durch einen breiten Gang. “Woher wisst ihr wo ihr lang müsst?“ fragte er keuchend, als sie schon mehrere Abzweigungen unbeeindruckt hinter sich gelassen hatten.
“Man gibt den Weg von Generation zu Generation weiter“, erklärte He’tedo und packte Daniels Ärmel, um ihn schneller mit sich zu ziehen. Hinter ihnen hörten sie die Echos von Kampfgeschrei und lauten, stampfenden Schritten. “Sie kommen näher“, bemerkte Daniel und schaute zurück. Im Licht der Fackel, die He’tedo in der Hand hielt, erkannte er bereits erste Schatten. “Einige von ihnen müssen unbemerkt näher herangeschlichen sein, während wir kämpften. Sie hätten sonst länger gebraucht, um die Höhlen zu erreichen“, keuchte der Statthalter erschöpft. “Lauft weiter!“ rief Daniel und blieb stehen, um sich hinter einem Felsvorsprung zu verstecken. Er entsicherte das Gewehr und zielte auf die Decke des schmaler werdenden Gangs. Als er in dem letzten Licht, das He’tedos Fackel warf, die Schatten der Angreifer erkannte, schoss er mehrmals. Es dauerte einen Moment, doch schließlich löste sich der erste Brocken aus der zuvor schon porösen Decke. Daniel feuerte nun ohne Unterlass auf die Krieger, die nacheinander um die Ecke bogen und tatsächlich zogen diese sich zurück, um den Salven zu entgehen. Stabwaffenfeuer flog an ihm vorbei, war allerdings nicht in der Lage, ihn zu treffen. Das helle Licht einer Jaffa-Lampe erhellte die Szene. Inzwischen hatte ein wahrer Steinregen an der beschossenen Stelle begonnen und alles verschwand hinter einem dichten Staubvorhang.
Während die Jaffa schon alles taten, um die Decke mit ihren Waffen abzustützen, rannte Daniel weiter den Gang hinunter. Dann wurde es dunkel. Auch das Licht, das die Jaffa mitgebracht hatten, war nun hinter ihm verschwunden und er blickte sich orientierungslos um.
Mit den Händen ertastete er einen weiteren Nebengang und schlüpfte hinein, um sich dort zu verstecken. Hektisch fummelte er an seiner Jacke herum und zog schließlich die kleine Taschenlampe heraus, die er immer bei sich trug, seit er mal mit Jack und Sam drei Tage lang im Dunkeln verschüttet gewesen war. Ihre Ausrüstung hatten sie durch einen unglücklichen Zufall verloren.
Ihnen war nichts geschehen, doch Daniel bereitete sich seither auf so etwas vor. Er unterließ es, die Lampe zu benutzen und wartete zusammengekauert. Dann hörte er wieder die hektischen Stimmen und Schritte der Jaffa. Alle Krieger rannten an ihm vorbei und Daniel drückte sich noch dichter an die Wand, als eine der Wachen stehen blieb und zurückblickte. “Tal shak!“ rief sie. Daniel bewegte sich nicht, bis eine Gruppe von fünf Jaffa zu dem Wartenden hinzugestoßen war und alle gemeinsam mit einer Lampe in den Gängen verschwanden. Daniel stieß die Luft aus. Vorsichtig schaltete er die Taschenlampe ein. Er musterte das Gewehr. Die Waffen hier waren fortschrittlicher als die Flinten auf der Erde. Man konnte damit mehr als nur zwei Schüsse abgeben, doch auch diese waren nun weg. Daniel ließ die nutzlose Waffe sinken und wünschte sich seine Pistole her, bevor er mit der Lampe langsam den Gang hinunterwanderte. Es war still. Nicht einmal mehr Echos waren zu vernehmen. Daniels Atem ging noch immer schnell, beruhigte sich allerdings allmählich wieder. Erstaunt hielt der Archäologe an, als er vor sich an der Wand ein blau gemaltes Zeichen erkannte. Es war ein Alpha, eingerahmt von einem Oval. Daniel hatte es noch nicht identifizieren können.
Er wusste lediglich, dass es in der Offenbarung zwei Mal in zwei verschiedenen Reihen von fremden Symbolen aufgelistet war und dass das Symbol der Nox und der Ta’uri auch dazugehörte. Die fünf anderen und unbekannten kannte er nicht. Langsam ging er den Gang weiter hinunter und stieß auf eine Sackgasse, auf der erneut dieses Zeichen zu sehen war. Außerdem mehrere, verschnörkelte Symbole. Daniel musterte die Schriftzeichen. Sie ähnelten einer Schrift, die er schon einmal gesehen hatte, während des zweiten Jahres beim Stargate-Programm.
“Ernest Littlefield“, murmelte er und musterte die Sprache der Wesen, die auch im Konferenzraum der vier Arten eine Platte hinterlassen hatten.
“Antiker?“ Er suchte die Mauer in der Sackgasse ab und fand schließlich einen kleinen, hellblauen Knopf unterhalb der Schriftzeichen. Bevor er ihn betätigte, widmete er sich noch einmal den Zeichen. Er brauchte einige Zeit, doch schließlich gelang es ihm, die Zeichen zu lesen:
Es ist alles nur Schein
Daniel berührte vorsichtig den Kristall an der Wand. Er leuchtete kurz auf, mehr geschah nicht. Daniel runzelte die Stirn und streckte erneut die Hand danach aus. Auch diesmal leuchtete er, doch es passierte nichts. “Es ist alles nur Schein“, wiederholte er leise die eingravierten Worte und streifte den Kristall erneut. Ein Aufleuchten – dann nichts. Daniel legte seine Hand auf die Schriftzeichen, um sie noch einmal genauer ansehen zu können, doch sie glitt einfach hindurch. Daniel zog sie zurück. Er blickte zurück. Sollten die anderen noch einmal hier vorbeikommen, wäre es nicht schlecht, ein Zeichen zu hinterlassen. Er überlegte einen Augenblick und entleerte schließlich seine Taschen. Er ließ einen Kugelschreiber zu Boden fallen und schob ihn mit dem Fuß näher an die Wand heran. Dann atmete er ein und durchschritt den Fels. Auf der anderen Seite drehte er sich um. Dieselbe Wand, dieselben Zeichen, derselbe Kristall. Er berührte ihn und fasste erneut an das schroffe Gestein, doch diesmal durchdrang er es nicht. Er lächelte.
“Wow!“ Er drehte sich um und leuchtete mit seiner Taschenlampe einen langen Gang aus, der sich irgendwann in der Dunkelheit verlor, die die Lampe nicht mehr erhellen konnte. Und er war bespickt mit Bildern an den Wänden, mit Zeichen und Malereien und vor allem mit Verzierungen wie Feuerbecken oder ganzen Teppichen, die an den Felsen hingen. Daniel ging langsam weiter, begutachtete die Bilder. Sie zeigten Menschen, die durch ein Stargate getrieben wurden und auf einem fremden Planeten landeten. Eine Landkarte war auf einem der Teppiche dargestellt und Daniel wurde schnell klar, dass es sich bei diesen Menschen um die Chaener handelte. Die Bilder zeigten auch das Ta’uri-Symbol, das riesig zwischen zwei Bildern prangte und ebenfalls Menschen zeigte, die mit seltsam aussehende Tieren ein Tor passierten. Dann ging es wieder um Chae. Um die Entwicklung der Kultur, den Sieg der Götter – Daniel nahm an, dass das riesige, flache Raumschiff die Olymp darstellte – über den hier herrschenden Goa’uld. Daniel konnte den Namen nicht erkennen. Sprachlos ging er den Gang hinunter, bis schließlich nur noch eine einzelne, blau durchgezogene Line an der Wand zu sehen war. Daniel folgte ihr und fragte sich, wann der Gang wohl enden würde.

***

“Auf, Carter!“ trieb Jack seinen Major an und scheuchte auch Kamoen mit Yeruj voran. “Wie weit noch?“ fragte er dann.
Sam drehte sich kurz zu ihm um und schaute auf ihre Uhr. “Etwa eine Stunde“, lautete ihre Antwort. “Wunderbar“, antwortete Jack zufrieden.

***

“Oh, Mann!“ stöhnte Jack entmutigt und blickte die Jaffa an, die vor dem Tor lauerten. “Es wäre auch zu leicht gewesen“, murmelte der Colonel dann. “Es sind zu viele. Gegen die kommen wir nicht an“, bestätigte Sam. Jack seufzte. “Was jetzt?“ fragte Kamoen.
Jack griff zu seinem Funkgerät.
“Jetzt versuche ich es noch einmal bei Teal’c und Daniel.“

***

Teal’c warf einen vorsichtigen Blick in die Höhle vor ihm. In der Ferne war Waffengeräusch zu hören, doch hier regte sich nichts mehr. Sämtliche Jaffa waren im System verschwunden, das hier nur allzu deutlich durch drei Ausgänge in verschiedene Richtungen eröffnet wurde.
“Teal’c, kommen!“
Stille. Der Jaffa stutzte.
“O’Neill?“
“Danny, nun komm schon.“
Wieder Stille. Teal’c blicke sich um und entdeckte plötzlich das kleine schwarze Funkgerät am Boden, durch das Jacks Stimme übertragen wurde. Offenbar hatte Daniel es verloren.
“Leute!“
Teal’c hob das Gerät auf. “O’Neill?“ fragte er. “Teal’c, mein Junge! Wo steckst du, Großer?“ fragte Jack erfreut.
“Ich befinde mich in der Eingangshöhle in der Hügellandschaft. Vor kurzem waren die Stadtbewohner mit Daniel Jackson noch hier. Jetzt sind sie verschwunden“, teilte er mit.
“Wissen wir. Kamoen ist bei uns. Wir sind in der Nähe des Tors und wollten Verstärkung holen, doch leider wird das Ding bewacht“, berichtete Jack. “Ich werde zu euch kommen“, meinte Teal’c.
“Nein!“ Offenbar sprach Kamoen.
“Teal’c, die Taen – du nennst es eine Hügellandschaft – sind durchbohrt mit Tunneln. Mehrere davon führen auch hierher zum Stargate. Ich kenne einen von ihnen.“
Teal’c wartete einen Moment. Wie erwartet erklang wieder Jacks Stimme.
“Teal’c, sieht so aus, als könnten wir hier am Tor sowieso nichts ausrichten. Selbst mit dir zusammen sind das zu viele Gegner. Wir werden zu dir kommen und Daniel und die Stadtbewohner suchen. Mit der versammelten Mannschaft haben wir bessere Chancen und Kamoen könnte die Leute überreden, uns zu folgen.“
Eine Pause, dann sprach Kamoen wieder.
“Wir werden einen der Tunnel benutzen, die hier am Stargate enden, Teal’c. Ich weiß wo in dem Tunnelsystem er endet. Ich werde dich führen, damit du dort auf uns warten kannst. Dann müssen wir dich nicht erst noch suchen.“

***

Daniel stand erneut vor einer Wand. Diesmal durchschaute er den Trick sofort, berührte den Kristall und durchschritt das Tor. Auf der andern Seite schaltete er wieder ab. Dann blickte er sich um.
“Wow!“ Im Licht seiner kleinen Taschenlampe konnte er nicht viel erkennen, doch was er sah, war schon genug, um seinen Kommentar zu rechtfertigen. Direkt vor ihm begann ein Raum von etwa zehn Schritten Durchmesser. Obwohl er relativ klein war, wirkte er majestätisch und wertvoll – beinahe edel. An den Wänden waren schwarze Steinplatten befestigt. Sie warfen Daniels Licht als matten Schein zurück und waren übersäht mit Schriftzeichen, die Daniel kannte. Er trat einige Schritte vor. Dann wandte er sich nach rechts und trat an die erste Platte heran. Tatsächlich stammten die Schriftzeichen hier ebenso von den Antikern, wie die auf dem Gang.

***

Artemis blickte auf Chae hinunter, dann auf die Kontrollanzeigen vor ihr. Die große, wie Plastik wirkende, Platte gab ein warmes Licht ab und erhellte die Kommandobrücke der Olymp etwas. Jemand betrat den Raum hinter ihr. Artemis wandte sich um und blickte in die hellgrünen Augen Poseidons. Er wirkte besorgt. “Poseidon, was ist denn? Was hast du?“ fragte sie erschrocken und stürzte auf ihren Geliebten zu.
Er wehrte sie ab und machte eine beruhigende Geste. “Mir geht es gut“, meinte er. “Stimmt etwas mit den Waffensystemen nicht?“ hakte Artemis nach. Sie strich sich nervös die braunen Haare aus der Stirn. Poseidon lächelte. “Nein, Liebste. Auch die Systeme sind in Ordnung. Wir werden bald zurückschlagen können. Ich habe sie reparieren können. So schlimm war der Schaden auch nicht, den Bubastis zu verantworten hat. Aber jemand hat die Verlorenen Erinnerungen entdeckt“, berichtete er. Nun spiegelte sein Gesicht wieder Ernst. Artemis blickte ihn aufmerksam an.
“Wer? Wir haben Kamoen untersagt, dahin zu gehen. Warum sollte sie-“
“Ich glaube nicht, dass es Kamoen ist. Ich glaube, es ist ein Ta’uri. Sie sind wieder dort unten. Und sie sind neugierig. Das gefällt mir nicht“, unterbrach Poseidon. Artemis nickte. “Ich habe die Nachricht, dass das Tor aktiviert wurde, durchaus angezeigt bekommen. Tatsächlich wurde von Ta’uri angewählt. Die Systeme haben sich noch nie getäuscht“, sagte sie. “Was hast du nun vor?“ fragte Poseidon.
“Ich?“ echote Artemis. “Ja, du. Du hast Kamoen den Kontakt mit diesen Wesen erlaubt. Du musst etwas unternehmen“, meinte Poseidon. “Ich kann sie unmöglich hochhohlen. Die Systeme sind nur noch halb intakt. Als Bubastis uns angriff, wurden sie geschädigt und es wird lange dauern, sie wieder in Ordnung zu bringen. Es ist mir außerdem unmöglich, auch die anderen Ta’uri aufzuspüren, denn der bei den Verlorenen Erinnerungen ist garantiert nicht alleine hier. Ich muss erst die Systeme wieder in Ordnung bringen“, erklärte Artemis. “Das Schiff verwendet seine ganze Energie für die Tarntechnologie, die Waffen- und Lebenserhaltungssysteme. Wir können keinen Funken davon entbehren, um die Transporter zu reparieren“, meine Poseidon. “Dann kann ich nichts tun“, meinte Artemis. “Du musst! Wenn der Ta’uri dahinter kommt, was an diesen Wänden steht, dann wird er es Kamoen sagen. Artemis, willst du dieses Risiko eingehen?“ fragte Poseidon. Artemis nickte langsam. “Ich werde alleine hinunter reisen. Ich werde ihn davon abhalten, alles zu lesen“, meinte sie und schritt entschlossen aus dem Raum.


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Kapitel 5 by JolinarJackson
Kapitel 5

Jack sah sich in dem engen Tunnel um. Seit nunmehr einer Stunde wanderten sie durch die Gänge. Kamoen lief voraus und orderte Teal’c gerade, stehen zu bleiben wo er war. Die Ankunft der drei Wanderer schätzte sie auf zwei Stunden. “Kamoen, was ist das hier? Wer hat die Tunnel gegraben?“ fragte Sam neugierig.
Kamoen drehte sich zu ihr um und lächelte. “Das waren die Bewohner Chaes. Diese Tunnel entstanden nach Konstruktionsplänen der Götter. Einer der Tunnel führt sogar in einen Gang mit antikischen Schriftzeichen und dieser endet in einem Raum mit einer Bibliothek, die die Geschichte der Antiker und die Entstehung Chaes dokumentiert“, erklärte sie. “Tatsächlich?“ hakte Sam erstaunt nach. Kamoen nickte. “Eines der letzten Überbleibsel einer großen Zivilisation von Außerirdischen“, ergänzte sie. “Oh, da wäre Danny-Boy ganz scharf drauf“, lächelte Jack. Kamoen schüttelte den Kopf, während sie Jacks Taschenlampe kurz in die Richtung ihrer Begleiter schwenkte und anschließend wieder auf den Weg, der vor ihnen lag. “Ich darf dort nicht hin. Die Götter gaben mir aber Kopien, die sie von den Wänden herstellten und ich übersetzte alles. Ich interessiere mich sehr für die Allianz der vier Arten und die Entstehung der Goa’uld-Bedrohung. Ich forsche überall nach diesen Dingen, nach Dokumenten, die mir mehr darüber verraten. Es ist ungemein interessant“, erklärte sie. “Was sagen die Wände?“ fragte Sam neugierig.
“Sie erzählen die Geschichte der Sternetore. Auf jedem Planeten, der über ein Sternetor verfügt, wurden solche Bibliotheken hinterlassen. Es sind große oder weniger große Räume mit beschrifteten Wänden“, erklärte Kamoen. “Wir haben so was nie gefunden“, merkte Jack an. Kamoen lachte. “Noch nicht vielleicht. Viele liegen versteckt und tief unter der Erde. Sie sind nicht gemacht, um gleich gefunden zu werden. Und doch existieren sie überall. Doch die Götter verbieten mir den Zutritt“, berichtete das Mädchen. “Warum?“ fragte Sam.
“Sie sagen, dass die Bibliotheken alt sind, dass sie leicht einstürzen“, erklärte Kamoen. “Das ist etwas übervorsichtig, oder? Da steckt doch noch mehr dahinter ...“, murmelte Jack. “Und du hältst dich daran?“ hakte Sam nach. Kamoen nickte. “Sie vertrauen mir“, war die Antwort. “Okay, also was weißt du bisher?“ fragte Sam.
“Die Aufzeichnungen beginnen zum Zeitpunkt der ersten Sternentore. Die Antiker errichteten sie auf vielen Planeten und immer mehr wurden ins Netz integriert. Auch die Erde ... die Erde wird sogar besonders erwähnt. Schon früh schlossen sich die Antiker mit den Asgard, den Furlingern und den Nox zusammen und zum selben Zeitpunkt besetzten auch die ersten Goa’uld andere Welten. Nur gaben sie sich noch nicht als Götter aus. Sie nahmen damals die Körper von Kreaturen namens Unas. Jedenfalls begannen die Antiker, sich genauer mit der Erde zu befassen. Sie bauten drei Sternentore dort-“
“Moment mal! Drei?“ unterbrach Jack. Kamoen blieb stehen und drehte sich um. “Drei“, bestätigte sie. “Wo liegt das dritte?“ fragte Sam.
“Die Orte werden nicht genau erwähnt“, antwortete Kamoen. Jack und Sam schwiegen. Kamoen runzelte die Stirn. “Kennt ihr denn nicht alle drei Tore?“ hakte sie nach.
“Nein, nur zwei“, antwortete Sam. Kamoen zog die Augenbrauen hoch. “Das ist ungewöhnlich. Dabei ist euer Planet der einzige, der so viele Tore brauchte“, erklärte sie. “Warum?“ fragte Sam.
Kamoen wandte sich um und ging weiter. “Das erste wurde von Eismassen verschüttet, das zweite von Ta’uri in der Wüste vergraben. Was mit dem dritten geschah, konnte ich nicht herausfinden, aber es wurde gleich nach der Begrabung des zweiten zu euch gebracht“, berichtete sie. “Wir fanden es nie“, wiederholte Sam. “Jedenfalls“, fuhr Kamoen fort, “ein großes und fortschrittliches Volk der Erde bekam das Angebot, der Allianz der vier Arten beizutreten. Sie lehnten ab, wollten weiterhin unabhängig und friedlich auf der Erde leben, die nun von Ra befreit war. Doch andere Goa’uld kamen und gaben sich als Götter aus. Das Volk entschloss sich dazu, gegen die Goa’uld anzugehen. Sie gaben ihren Kindern die Namen der Götter. Als die Goa’uld das herausfanden, trugen sie den Ta’uri auf, die Kinder dieses Volkes auszulöschen ... sie taten es.“
“Liege ich richtig, wenn ich annehme, dass es sich bei diesem Volk um die hiesigen Götter handelt?“ fragte Jack. Kamoen nickte. “Deshalb sind sie so wütend auf uns“, schloss Sam. Jack zuckte die Schultern. “Wäre ich auch“, meinte er. “Und weiter?“ fragte er dann. Kamoen seufzte. “Die Götter flohen hierher – durch das dritte Sternentor, das seither wahrscheinlich nie wieder gesehen wurde. Goa’uld verließen die Erde, nachdem alle für sie interessanten Ressourcen erschöpft waren. Doch eine unter ihnen lehnte sich auf. Ageria – meine Mutter“, berichtete Kamoen weiter. “Das steht an den Wänden?“ hakte Sam nach. Kamoen nickte. “Wie gesagt, zurückgelassen von den Antikern auf jedem Planeten ... die Götter nahmen wieder Kontakt zu der Allianz auf und wollten nun doch beitreten, doch das Bündnis lehnte sie ab. Sie warteten nun auf die Ta’uri. Doch schon kurz darauf stellten die Furlinger, die Nox und die Antiker den Kontakt zu den Asgard ein. Die Furlinger verschwanden und die Nox zogen sich zurück, die Allianz zerfiel unheilbar. Dann geschah lange nichts. Schließlich fand Ageria den Kontakt zu den Göttern und sie bauten eine innige Beziehung auf. Die Tok’ra wurden gegründet, Ageria von den Goa’uld – allen voran Ra – gefunden und vernichtet. Ich floh zu den Göttern und sie lehrten mich das Vergessen. Auf Utopia wurde ich geweiht und dann begegnete ich Jolinar und Anise. Dann wurde ich Hohe Priesterin hier“, schloss Kamoen ihren Bericht. “Wenn du doch alles vergessen hast, wieso erzählen die Götter dir dann was mit deiner Mutter geschah?“ fragte Sam. “Ich wollte mich nicht an alle Einzelheiten dieser Nacht erinnern, Sam, doch ich habe ein Recht darauf, zu erfahren, wer meine Mutter war“, antwortete das Mädchen. Der Major nickte verstehend. “Kommt weiter! Wir sind bald da“, versprach Kamoen.

***

Artemis umschloss den Brief in ihrer Hand fest und umklammerte mit der anderen eine der Zats, die Kamoen von einem Besuch bei den Tok’ra vor wenigen Wochen mitgebracht hatte.
Die Tok´ra wollten somit ein Friedensangebot machen. Artemis und ihr Volk dachten darüber nach. Der Transporter aktivierte sich und brachte sie hinunter. In einem dunklen Raum materialisierte sie sich wieder. Wie auf Kommando leuchtete ein Licht auf und erfüllte den kleinen Raum mit einem sanften Schein.
Erleichtert seufzte sie auf. Die Energie des Transporters hatte gereicht, um sie hierher zu bringen.
Sicher würde der Transport einer einzelnen Person zurück nach oben auch kein Problem darstellen. Artemis ging auf eine der vier türlosen Wände zu und berührte einen roten Stein daran. Dann passierte sie ohne zu zögern den Felsen. Vor ihr lag die Bibliothek der Antiker und sie entdeckte auch gleich den Eindringling, obwohl er sie nicht zu bemerken schien.

***

“Teal’c“, stieß Jack glücklich hervor. Der Jaffa drehte sich zu ihnen um, als sie den engen Gang verließen. Nun standen sie auf einer Kreuzung. “Schön, dich zu sehen, O’Neill“, erwiderte der Krieger steif. Jack lächelte. “Wo ist Daniel?“ fragte er dann.
“Ich folgte einigen Jaffa, die hinter ihm und den Stadtbewohnern her waren, als ihr mich kontaktiert habt. Sie liefen in diese Richtung“, berichtete Teal’c und deutete nach rechts. Jack nickte und winkte den anderen, ihm zu folgen. “Was haben Sie vor?“ fragte Sam.
“Na, die anderen suchen, was sonst?“ antwortete Jack. “Wir wissen aber nicht wo sie sind“, erwiderte Sam. “Ich kann es euch zeigen“, erinnerte Kamoen. “Sie kann es uns zeigen“, echote Jack und lief den Tunnel weiter hinunter. Plötzlich blieb er stehen. “Oh, toll!“ beschwerte er sich und beleuchtete den Geröllhaufen vor sich. “Gibt es noch einen alternativen Weg?“ fragte er dann an Kamoen gewandt. Sie schüttelte den Kopf. “Na gut, dann müssen wir halt graben“, schloss Jack.

***

Daniel ließ das Licht der Lampe Zeile für Zeile herunter wandern und versuchte zweitgleich, soviel wie möglich zu übersetzen. Plötzlich hörte er Schritte. Er hielt inne und fuhr herum. Eine junge Frau stand hinter ihm und richtete eine Zat auf ihn. Daniel hob langsam die Hände.

***

Jack fluchte und krabbelte schließlich als letzter durch den schmalen Spalt, den sie frei gelegt hatten, auf die andere Seite des Geröllhaufens.
Keuchend landete er neben Kamoen auf seinen Füßen und klopfte seine Jacke ab. “O’Neill!“ rief Teal’c und hielt ein Gewehr hoch. “Das lag dort hinten am Anfang eines Seitentunnels, Sir“, berichtete Sam. “Dann gehen wir da mal rein“, meinte Jack. “Der Tunnel führt zu der Bibliothek“, erklärte Kamoen aufgeregt und rannte los in den angegebenen Gang hinein. Jack und die anderen eilten hinter ihr her und blieben vor einer Wand stehen. “Warum sind wir so sicher, dass Daniel und die Stadtbewohner dort sind?“ fragte Jack.
“Wenn jemand dort ist, dann nur euer Daniel, denn den Stadtbewohnern wurde strikt verboten, einen anderen Fluchtweg zu nehmen, als der, der vorgeschrieben ist, damit sie nicht mehr im Weg sind, sobald die Götter eingreifen und den Planeten befreien.“
“Sir?“ Sam hielt Jack einen Kugelschreiber entgegen. “Der lag auf dem Boden. Daniel wollte uns ein Zeichen geben“, berichtete sie. Jack nickte. “Okay, dann gehen wir mal da rein“, beschloss er. Kamoen berührte einen roten Stein und schritt einfach durch die Wand hindurch. “Okay, ihr nach!“ meinte Jack und trat auf die andere Seite der Wand. Ungeduldig winkte Kamoen ihnen, ihr zu folgen. Den Schriftzeichen an den Wänden keine Beachtung schenkend, liefen die anderen hinter ihr her. “Wo hetzen wir denn hin?“ fragte Jack.
“Wenn die Transporter nicht funktionierten, weil keine Energie da war, dann könnten die Götter diesen Fehler in den letzten Stunden behoben haben. Das bedeutet, dass sie sicherlich auch mitbekommen haben, dass jemand bei der Bibliothek ist. Und sie werden nachsehen wollen, wer genau es ist. Und wenn sie entdecken, dass er Ta’uri ist, dann werden sie ihn töten“, sagte Kamoen. “Töten?“ echote Sam. “Oder zumindest gefangen nehmen“, meinte Kamoen besänftigend. “Nein, wie beruhigend!“ erwiderte Jack. Kamoen rannte durch den schmalen Gang und blieb schließlich an einer weiteren Wand stehen. Schnell betätigte sie den Mechanismus und betrat die Bibliothek. Jack, Sam und Teal’c waren gleich hinter ihr. “Wow!“ brachte Jack hervor. Sam blickte sich staunend um, bevor sie innehielt.
“Daniel.“
Auch Jack hatte seinen Freund nun auf dem Boden entdeckt.
Sam kniete schon neben ihm und berührte ihn an der Schulter.
“Daniel?“
Er stöhnte und schlug die Augen auf.
“Wow, was...“ Er richtete sich vorsichtig auf. “Bist du verletzt?“ fragte Jack. Daniel schüttelte den Kopf. “Da war nur diese Frau mit einer Zat“, sagte er.
“Mit einer Zat?“
“Von den Tok’ra“, antwortete Kamoen auf Sams Frage. “Ich habe sie mitgebracht. Ich war vorletzte Woche bei ihnen, um Kontakte zu knüpfen. Glücklicherweise haben sie ihre andere Basen nicht aufgegeben, sonst hätte ich sie wohl nie gefunden, nachdem der erste Versuch scheiterte“, berichtete sie leicht lächelnd.
“Sie gaben dir Zats?“ hakte Teal’c nach. “Als Friedensangebot für die Götter“, erklärte Kamoen. Jack nickte verstehend.
“Kamoen?“ Sam war in die Hocke gegangen und hob ein zusammengefaltetes Papier auf. Sie entfaltete es und blickte darauf. “Das kann ich nicht lesen“, murmelte sie und reichte den Brief an Kamoen weiter.
“Das ist Dje’ep – die Sprache der Götter“, erklärte das Mädchen und vertiefte sich in die geschriebenen Zeilen. “Der ist von Artemis. Sie sagt, dass ich mit euch gehen soll, bis sie hier wieder alles in Ordnung gebracht haben und sicher ist, dass die Goa’uld weg sind und nicht wieder kommen.“ Kamoen blickte auf und zu Daniel. “Es tut ihr leid, dass sie auf dich schießen musste, aber sie konnte nicht zulassen, dass du die Bibliothek liest. Aber wieso nicht?“
Die letzten Worte murmelte sie vor sich hin. “Steht das nicht da?“ hakte Daniel nach. “Dort steht nur: Es ist zu früh. Und eine Botschaft an euch“, sagte Kamoen. “Oh – echt?“ hakte Jack nach. Kamoen nickte und las vor: “Letztlich war es nur euer Verantwortungsbewusstsein, dass euch zu dieser Zeit hierher trieb – nehme ich an. Somit werde ich euch eine letzte Chance geben. Ich danke euch für euere Hilfe und mag sie noch klein gewesen sein. Meine stille Hoffnung ist, dass wir eines Tages eine Basis finden, auf der wir einen Frieden aushandeln können. Schließlich sind wir Brüder.“ Kamoen blickte auf. Sie lächelte. “Sie mag euch“, sagte sie.
“Wie kommst du darauf?“ fragte Jack.
“Sie glaubt, dass ich bei euch vor den Goa’uld sicher bin, bis hier alles wieder in Ordnung ist. Sie bringt euch damit großes Vertrauen entgegen. Artemis ist eine der drei Anführer der Götter. Unsere Beziehung beruht auf Vertrauen. Ich glaube, ich konnte sie etwas bekehren was euch anbelangt, aber sie braucht Zeit, um auch die anderen umzustimmen“, erklärte sie. Jack lächelte. “Das hört sich großartig an“, meinte er dann und zog Daniel auf die Beine.
“Dann sollten wir jetzt von hier verschwinden.“
“Sir, am Tor sind immer noch die Jaffa“, wandte Sam ein. Kamoen schüttelte den Kopf. “Um diese wird Artemis sich als erstes kümmern. Niemand wird jemals bemerken, dass überhaupt Jaffa hier waren, sobald die Stadt wieder aufgebaut und das Gras neu gewachsen ist“, sagte sie. “Sir, wie bei den Asgard, erinnern Sie sich? Die Jaffa verschwanden einfach!“ begeisterte Sam sich. Kamoen nickte. “Dann mal los! Auf nach Hause!“ meinte Jack.

***

Daniel verließ mit hastigen Schritten den Fahrstuhl. In der rechten Hand hielt er die Offenbarung, in der ein zusammengefalteter Zettel lag. Hektisch passierte er einige Nebengänge, bevor er in einen einbog und an die erste Tür klopfte.
“Ja?“
Daniel trat ein. Kamoen wandte sich zu ihm um. “Daniel“, entfuhr es ihr erstaunt. Sie lag auf dem Bauch mitten auf dem kleinen Bett des Gästequartiers und las in einem Buch. Es war ein Kinderbuch, das Janet ihr mitgebracht hatte. Kamoen hatte in den letzten zwei Wochen gelernt, die englische Schrift zu lesen und zu verstehen und jetzt wollte sie das auch nutzen.
“Kamoen, hast du das jemals übersetzt?“ fragte Daniel atemlos und schlug die letzte Seite de Offenbarung auf. Auf dieser war die Notiz Jolinars deutlich zu erkennen. Daniel reichte das Buch an das Mädchen weiter. Kamoen kniete sich hin und zog die blaue Jacke zurecht, die sie bekommen hatte.
Dennoch war ihr die SGC-Kleidung etwas zu groß. Doch Hammond wollte sie noch nicht aus der Basis lassen. Sie nahm ihm das Buch ab und blickte auf die Hieroglyphen.
“Tut mir leid, das konnte ich nie lesen. Es ist ein sehr alter-“
“Dialekt, ich weiß. Ich habe ihn übersetzt“, unterbrach Daniel. Kamoen blickte ihn groß an.
“Was ... was steht denn da?“
Ihre grünen Augen schauten fragend zu Daniel auf. Er machte ein unentschlossenes Gesicht. “Daniel?“ hakte sie nach. Er konnte ihre Sorge sehen. “Du hast es nie gelesen“, wiederholte er leise. Dann nahm er den Zettel zur Hand, den er aus dem Buch genommen hatte, bevor er es an Kamoen weitergereicht hatte.
Er musterte ihn zögernd und faltete ihn auseinander.
“Hier ... steht alles drauf. Es ist größtenteils uninteressant. Eigentlich muss dich nur ein Satz interessieren. Vorerst! Ich habe ihn markiert.“ Er gab ihr langsam den Zettel. Kamoen musterte das Papier unentschlossen, dann nahm sie es zögernd an sich. Man sah ihr an wie nervös sie war. Langsam drehte sie die beschriebene Seite zu sich und ließ ihre Augen über das Blatt wandern. Sie blieben an der rot markierten Zeile hängen. Kamoen atmete tief ein und sie blickte Daniel an.
“Das ...“ Sie fand keine Worte. “Das können sie nicht getan haben“, presste sie schließlich hervor.
“Das würden die Götter niemals tun. Nie!“ Sie starrte die fünf Worte an, die ihr den Boden unter den Füßen wegzogen. Den Boden, der 2375 Jahre so sicher erschienen war. Den man ihr 2375 Jahre gezeigt hatte. Sie hatte den Abgrund daneben nicht bemerkt.
Tränen bildeten sich in ihren Augen. Sie ließ sich in den Schneidersitz sinken und starrte die Übersetzung an. Die Offenbarung fiel ihr aus der Hand und landete auf dem Teppich-Boden. “Das würden sie nie tun“, wiederholte sie fassungslos. Daniel schwieg. Kamoen blickte ihn groß an und wischte sich die Tränen weg.
“Daniel?“ Sie wollte, dass er sagte, es handele sich um ein Irrtum, dass er ein Wort zuviel in die Übersetzung gebastelt hatte – aus Versehen. Er schüttelte den Kopf, brach den Blickkontakt nicht ab, als er sagte: “Man hat dich belogen.“


Ende

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