1. Kapitel 1 by JolinarJackson
2. Kapitel 2 by JolinarJackson
3. Kapitel 3 by JolinarJackson
4. Kapitel 4 by JolinarJackson
5. Kapitel 5 by JolinarJackson
"Hey, Daniel, wie geht es dir?", fragte Jack fröhlich und warf seinen neusten Missionsbericht nachlässig auf das Bett neben dem Archäologen. Daniel blickte ihn leer an, heftete seine hellen Augen auf Jacks Gesicht. "Fraiser meinte, du könntest heute wieder aufstehen.", erzählte Jack und setzte sich auf seinen Stammplatz direkt neben Daniels Bett.
Der Stuhl. Jacks Rücken protestierte. Wurde Zeit, dass er mal wieder zu Hause in seinem Bett schlief und nicht immer nur auf dem Stuhl in der Krankenstation. Froh war er gewesen, als Hammond ihn dazu aufgefordert hatte, der Abwechslung wegen einfach mal mit Sam und Teal´c die wöchentlichen Berichte von SG-6 abzuholen. Das Team forschte auf einem primitiven Planeten, der eine offenbar sehr fruchtbare Agrarwirtschaft zustande gebracht hatte. Jack hatte es als ätzend empfunden, darüber einen Bericht tippen zu müssen und Hammond würde auch nicht sehr erfreut über die Knappheit desselben sein. Eine viertel Seite...Sam hatte drei davon zusammenbekommen. Wie auch immer sie das geschafft hatte...
"Hey, Daniel." Er sprach nun leiser, eindringlicher. "Geht es dir gut heute?", wiederholte er dann seine Frage.
"Janet meinte, das Fieber sei weg und das Auge ist geheilt. Meine Rippen tun noch weh, aber sie heilen allmählich, die Kopfschmerzen sind in Ordnung.", berichtete Daniel. Jack schüttelte den Kopf. "Das wollte ich nicht hören. Du weißt was ich gefragt habe. Geht es dir gut?", wiederholte er zum dritten Mal. "Ja.", kam es wie aus der Pistole geschossen. "Seltsam. McKenzie sagt nein, aber dem kaufe ich ja eh nie was ab, also habe ich Fraiser gefragt und die sagte mir, dass du an traumatischen Alpträumen leidest. Soll heißen, du fängst an zu schreien und zu kämpfen und diese Woche musste Fraiser dir zwei Mal ein Beruhigungsmittel geben, damit du überhaupt wieder zur Vernunft kommst.", berichtete Jack und blickte Daniel aufmerksam an. Der schweig eine ganze Weile, bevor er meinte: "Nein. Ich fühle mich furchtbar. Ich fühle mich..." Er brach ab. Dann setzte er neu an: "Ich schaffe das nicht. SG-8 ist...ich meine...die Familien."
Jack setzte sich auf. "Hat dir irgendwer etwas angetan, Daniel?", wollte er wissen. "Nein, Jack. Aber ich habe ständig das Gefühl, grausame Fehler begangen zu haben. Weil...SG-8 Familie hatte. Und ich habe sie nicht.", sagte der Archäologe. "So ein Unsinn!", sagte der Colonel neben ihm schon beinahe scharf. "Es ist passiert, wir können nichts daran ändern. Du kannst nichts daran ändern. Letzte Woche hatten wir alle Angst, dass du es nicht schaffen würdest. Du hattest verdammt hohes Fieber. Und der unerträglichste Gedanke, der mir immer durch den Kopf ging, war, dass Roger dann letzten Ende doch gesiegt hätte.", berichtete Jack.
Daniel blickte ihn an. "Ich fahre diese Woche nach Minnesota. Hammond hat uns eine Woche beurlaubt, bevor es wieder los geht und ich wollte dich fragen, ob du mitkommst.", meinte Jack. Daniel schüttelte den Kopf. "Nein. Ich bleibe hier...denke ich. Oder besser noch. Ich fahre zu mir nach Hause. Ja...das mache ich. Zu mir." Er führte wohl eine Art Selbstgespräch, vollkommen abwesend. "Okay.", antwortete Jack, sprach nicht aus was er jetzt dachte. Nämlich, dass er Daniel für absolut unfähig hielt, momentan alleine zu sein. "Wir sehen uns dann, ja? Ich gebe gerade noch den Bericht bei Hammond ab, dann ziehe ich mich um und werde-""Warum sagst du mir das, Jack?", fragte Daniel.
Der Colonel blickte ihn fragend an. "Du hoffst, dass ich mich noch um entscheide, oder?", hakte Daniel nach. Jack nickte, gab sich geschlagen. "Nicht nötig. Ich...okay, wenn du willst, dann bleibe ich hier im Stützpunkt. Aber momentan steht mir einfach nicht der Sinn nach Angeln.", erklärte Daniel.
"Geht in Ordnung. Fahr nach Hause und ruh dich aus!", empfahl Jack, lächelte und stand auf. "Dann werde ich mir jetzt mal eine Standpauke von Hammond abholen.", seufzte er.
Daniel lächelte ebenfalls leicht, es verschwand, bevor Jack es richtig erkennen konnte. Der Colonel tippte sich gegen seine nicht vorhandene Kappe und verschwand aus der Krankenstation.
***
"In Ordnung, das sieht gut aus, Daniel. Wunderbar. Moment...atmen Sie ein!" Daniel tat wie ihm geheißen, wich unwillkürlich vor der Berührung Janets zurück, als diese eine Minute später das Stethoskop herunter nahm und nach seinem Auge sehen wollte. Sie bemerkte es, blickte ihn irritiert an. "Daniel?"
Ihre Stimme war sanft, leise. Sie blickte fragend und Daniel ignorierte die Schwindelgefühle, die der Schweißausbruch seltsamerweise mit sich brachte. "Daniel." Janets Stimme klang leise und stumpf zu ihm hindurch. "Atmen Sie langsam! Ganz langsam. Ist in Ordnung.", sagte die Ärztin jetzt.
Daniel bemerkte, dass sein Atem sich beschleunigt hatte, verwendete die nächsten Sekunden darauf, ihn zu normalisieren.
"Alles okay?" Janet blickte besorgt. "Ich werde nur nach Ihrem Auge sehen. Darf ich?"
Daniel nickte beherrscht. Janet lächelte und fasste an sein rechtes Auge. "Ist auch gut verheilt, aber das sagte ich ja schon. Irgendwelche Probleme?"
"Nein.", antwortete Daniel und blickte sie geradeheraus an. Sie lächelte ihm zu. "Gut. Sam ist gerade mit SG-2 von P9X-293 zurückgekehrt. Teal´c ist in seinem Quartier und Colonel O´Neill in Urlaub."
"Ich weiß. Jack war hier.", berichtete Daniel. "Gut. Was haben Sie jetzt vor?", wollte Janet wissen.
"Ich habe noch zu arbeiten. Ich hole mir was ich brauche und fahre dann damit nach Hause.", sagte Daniel. Janet nickte. "Mein persönlicher Tipp: Schlafen Sie viel und lang, wenn möglich. Möglichst keine Medikamente zur Hilfe nehmen. Aber wenn es nicht anders geht...nur leichte Sachen. Ich gebe Ihnen am besten etwas mit. Kein Kaffee.", ordnete sie an. "Es geht mir gut, kein Grund zur Sorge.", behauptete Daniel. Man sah Janet an wie sehr sie daran glaubte...nämlich gar nicht. "Auch, wenn Sie sich nicht so fühlen, sind Sie noch extrem schwach. Vermeiden Sie Anstrengengen wie Auto fahren völlig.", befahl sie. "Wie soll ich nach Hause kommen?", fragte Daniel.
"Ich denke doch, da lässt sich jemand finden. Sam würde das sicher gern übernehmen.", meinte Janet. Daniel seufzte still. "Okay.", antwortete er. "Gut. Bis nächste Woche, Daniel.", sagte Janet und verschwand mit schnellen Schritten Richtung Büro. Daniel kramte in seiner Jackentasche und zog die Autoschlüssel heraus. Das würde er ja wohl alleine schaffen!
***
"Major, dürfte ich vielleicht erfahren was genau wir hier noch suchen?", fragte Captain Stores, der Kommandant von SG-2. Aufmerksam blickte er Sam an. Sie lächelte und blickte sich auf dem leergefegten Vorplatz des Stargates um. "Der Boden zeigt hohe Naquada-Werte, Captain. Ich will nur ein paar Proben nehmen."
"Soweit ich weiß, lebt hier Ishtar.", wandte Captain Stores ein. "Das ist richtig. Trotzdem wurde ich beauftragt, Proben zu sammeln. Wir kehren bald zurück.", meinte Sam und entfernte sich einige Schritte von den anderen. <Du wirst auffliegen.>, sagte Sam Carter. E´esiqa lächelte über diese Äußerung. <Major, es gibt viele Dinge, die ihr Ta´uri nicht versteht.>, meinte sie dann und lenkte Sams Schritte noch weiter von SG-2 weg, ging schließlich in die Knie, zog eine Goa´uld-Kommunikationskugel hervor. <Colonel O´Neill wird dich in der Luft zerfetzen, wenn Daniel etwas zustoßen sollte.>, drohte Sam. <Das soll er mal versuchen. Ich glaube kaum, dass er dir etwas antun würde, denn seine Liebe zu dir ist größer als die Freundschaft zu Daniel Jackson.>, erklärte E´esiqa, hatte nebenbei schon einige leise Worte in Goa´uld in die Kugel gesprochen und erhielt gerade Antwort.
Sie lächelte spöttisch. <In genau einer Woche, Major, werden wir mit deinen Freunden eine Mission nach P3S-223 unternehmen.>, erklärte sie dann.
Sie kramte ein Röhrchen hervor und nahm die versprochene Probe, bevor sie aufstand und ich umwandte. "Captain, wir können zurück kehren.", sagte sie und der Anführer des SG-2 Teames begann, die Erde anzuwählen.
***
Jack seufzte und schaltete den Fernseher ab. Es wurde Zeit, dass er ins Bett kam. Er hörte den Regen auf das Dach prasseln und war froh, dass er noch vor dem Unwetter hier angekommen war. Er schaltete das Licht im Wohnzimmer aus und ging ins Schlafzimmer, verkroch sich in seinem Bett. In dem Moment klopfte es laut gegen die Tür. "Verflucht, das darf doch nicht wahr sein!", kommentierte Jack leise und rief lauter: "Ich komme sofort!"
Er stand auf und zog sich ein T-Shirt über, damit er nicht nur in Boxershorts die Tür öffnen musste. "Der kann was erleben. 1 Uhr morgens.", wetterte er leise vor sich hin. Er griff zum Türknopf und riss die Tür auf. Irgendwie kam nicht das heraus was er eigentlich sagen wollte, sondern nur ein vereinzeltes Wort: "Daniel?"
Der Archäologe drehte ich zu ihm um, die Arme verschränkt, klatschnass. Es regnete noch immer im Strömen. "Jack, ich...gilt dein Angebot noch?", fragte er. Jack reagierte automatisch auf diese Worte, packte Daniel am Arm, bevor dieser zurückweichen konnte und zog ihn ins Haus.
***
***
"Du kannst ihn jetzt nicht befragen, Roger. Er schläft." Die gedämpften Stimmen drangen durch die Tür, eine wütende Antwort wurde gegeben und die Tür abrupt aufgestoßen. Grell erscheinendes Licht flutete in den Raum und Daniel schloss geblendet die Augen. Roger ging mit schnellen Schritten zu ihm hinüber, warf einen Schatten, in dessen Schutz Daniel die Augen wieder öffnen konnte. Er starrte an Roger vorbei ins Leere. Der Mann ging vor ihm in die Hocke, blickte ihm aufmerksam in die Augen. "Doc, hören Sie mich?", fragte er. Daniel gab keine Antwort, nahm die Frage gar nicht richtig wahr. Er versuchte, die Übelkeit zu besiegen, die zeitgleich mit dem grellen Licht aufgetaucht war. Roger tat ihm nichts. Die Wut in seinem Blick schien nicht mal Daniel zu gelten. Er stand auf. Sein Schatten verschwand. Das Licht blendete, Daniel schloss die Augen. "Okay, ich will eine Erklärung, Hardy.", meinte Roger.
"Wofür?", fragte sein Komplize unschuldig.
"Wofür? Er ist vollkommen weggetreten? Glaubst du wirklich, ich würde irgendjemanden in diesem Zustand befragen? Er hört mich wahrscheinlich nicht mal. Was hast du mit ihm angestellt, Hard?", brauste Roger auf.
"Nichts. Ich gab ihm die Beruhigungsmittel wie du es gesagt hattest. Außerdem gab ich ihm das andere Zeug.", sagte Hardy. Er hatte den letzten Satz leiser gesprochen.
"Hol ihn wieder hierher! Sobald du fertig bist, gib ihm Sokars Blut und dann ruf mich!", befahl Roger. "Was hast du denn vor?", fragte Hardy misstrauisch.
"Was ich vorhabe? Genau das worüber wir gesprochen haben. Quentin besorgt gerade das Blut von Ishtar. Wir dürfen ihm nicht zu viel geben. Es ist etwas anders zusammen gemixt, als das ursprüngliche Blut.", erklärte Roger. Hardy nickte und ging auf Daniel zu. "Und beeil dich!", sagte Roger noch, bevor er die Zelle verließ.
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"Was denkst du dir, bei dem Wetter und in deinem Zustand Auto zu fahren? Und warum bist du so nass?", entrüstete Jack sich besorgt und zog Daniel seine Jacke aus, warf sie achtlos auf den Boden neben der Haustür.
Er verschwand im Schlafzimmer und kehrte mit einem Handtuch zurück, reichte es an Daniel weiter. Dieser begann damit, sich die Haare zu trocknen. "Ich war nicht sicher, ob ich anklopfen sollte und habe eine Weile draußen gewartet. Als das Licht ausging, habe ich gedacht, dass ich mich jetzt lieber melden sollte.", antwortete er. Jack stellte sich vor ihm hin und blickte ihn prüfend an. "Du bist doch nicht den ganzen Weg hierher gefahren, um im Regen zu stehen und schließlich doch anzuklopfen.", meinte er. Ein Lächeln huschte über Daniels Gesicht. Unfassbar schnell. Dann war es wieder weg. "Nein. Ich...eigentlich suche ich einen Platz wo ich schlafen kann.", erklärte er schließlich und ließ sich auf die Couch fallen. "Ich hole dir trockene Kleidung.", meinte Jack. Nach einigen Minuten kehrte er mit einer Jogginghose und einem T-Shirt zurück. "Und warum suchst du einen Platz zu schlafen? Ist dir deine Wohnung nicht groß genug?", fragte er dann.
Daniel drehte die trockene Kleidung unschlüssig in den Händen. "Im Gegenteil. Momentan ist sie mir irgendwie...zu groß. Ich glaube, ich werde paranoid." Er lächelte humorlos – verzweifelt beinahe. Dann fixierte er Jack mit einem festen Blick. "Kann ich bleiben?", wollte er wissen.
Jack lachte kurz auf und meinte: "Vor die Tür setzen kann ich dich jetzt ja wohl nicht mehr." Es wurde kurz still, Jack stützte den Kopf in die Hände, dachte daran, dass er gleich noch Janet anrufen musste, um ihr Bescheid zu sagen und meinte: "Das Bad steht zu deiner Verfügung. Hunger?"
Daniel schüttelte den Kopf. "Keinen Appetit.", antwortete er. "Aha...aber Hunger."
"Wo besteht der Unterschied?", fragte Daniel.
"Wenn du Hunger hast, hast du Hunger und wenn du Appetit hast, hast du Lust etwas zu essen, egal ob dein Magen knurrt oder nicht.", erklärte Jack lächelnd. "Nein, ich denke, ich bin nicht hungrig. Ich denke, ich bin nur..." Er brach ab und schüttelte den Kopf. Er wirkte müde. "Hm?", ermunterte Jack ihn. "...nicht so gut in der Lage, allein zu sein.", vollendete Daniel seinen Satz. "Okay.", antwortete Jack, zog die Hand zurück, die er ausgestreckt hatte, um Daniel am Arm zu berühren.
Daniel war zurückgezuckt, blickte Jack auf eine seltsam verwirrte Art an, dann atmete er aus. Jack lächelte ihm zu. "Ist okay.", meinte er.
"Ich bereite das Gästebett vor.", sagte er dann und stand auf.
***
Als Jack etwa eine viertel Stunde später ins Wohnzimmer zurückkehrte, hatte Daniel sich nicht nur umgezogen, sondern war auch eingeschlafen.
Die Couch war vollkommen von ihm eingenommen. Jack sammelte die nasse Kleidung auf und warf sie zu der Jacke, dann setzte er sich neben Daniel und zog eine dicke Wolldecke von der Couch-Lehne. Vorsichtig deckte er den Archäologen zu, dann legte er ihm eine Hand auf die Stirn. Er hatte kein Fieber, es ging ihm gut.
Physisch. Jack seufzte still und stand auf, dann zog er die Vorhänge im Wohnzimmer zu, nachdem er einen letzten Blick in die verregnete Nacht geworfen hatte.
Donner war in der Ferne zu hören. Jack ging ins Schlafzimmer und griff zum Telefon. Schnell war die Nummer für den Stützpunkt gewählt. "Ja?"
"Colonel O´Neill für Dr. Fraiser.", lautete seine knappe Begrüßung, er stellte sich vor wie die junge Frau am anderen Ende, seinen Namen nachkontrollierte und schließlich sagte: "Einen Moment bitte, Sir, ich verbinde Sie mit ihr." Dann knackte es und einen Augenblick später hob Janet ab: "Fraiser?"
"Sie klingen müde, Doc.", neckte Jack. "Bitte, Colonel, ich habe wirklich keinen Nerv für diese Spielereien. Das ist meine letzte Nachtschicht, dann habe ich eine Woche Urlaub. Was gibt es denn um 1.30 Uhr morgens?"
"Ich wollte Ihnen nur Bescheid geben, dass Daniel bei mir ist. Nicht, dass Sie bei ihm anrufen und einen Schock kriegen, weil er nicht drangeht."
"Er ist bei Ihnen? Was macht er da? Wollte er nicht nach Hause?"
"Doch, das wollte er, aber irgendwie ist nichts draus geworden. Vor einer halben Stunde stand er bevor meiner Tür und wollte rein und jetzt liegt er auf meiner Couch und schläft." Jack hörte wie Janet am anderen Ende seufzte. "Das wird MacKenzie gar nicht freuen.", meinte sie. "Er muss nicht kommen. Ich denke, wir wissen alle, dass Daniels Besuche bei ihm nichts bringen."
"Sir, Daniel braucht irgendjemanden, mit dem er redet."
"Er tut es aber nicht mit MacKenzie. Da redet er doch eher mit Apophis."
"Colonel!"
"Ich denke, er braucht einfach nur ein bisschen Zeit. Er ist stark."
"Das ist nicht das Problem."
"Was ist dann das Problem?"
"Das Problem ist, dass Daniel – soweit ich MacKenzie verstanden habe – einfach nicht von seinen Schuldgefühlen loskommt."
"Darauf bin ich auch ohne MacKenzie gekommen, stellen Sie sich vor."
"Des weiteren sagt er, dass Daniel wahrscheinlich besser mit allem zurecht käme, wenn er der einzig Entführte gewesen wäre."
"Das ist klar, Fraiser. Erzählen Sie mir was Neues!" Jack hatte schon an so etwas gedacht.
Er kannte Daniel schon sehr lange und er wusste, dass der Archäologe sehr empfindlich auf das Leben anderer reagierte. Selbst wenn er die Leute noch nicht lange kannte, baute er eine so intensive Beziehung zu deren Leben auf, dass er Jack schon mehrmals zur Weißglut getrieben hatte.
Er wollte niemanden im Stich lassen. Das war ihm wichtig. Und Jack kannte nur wenige Menschen, die dieses Prinzip mit so einer Leidenschaft durchführten. Dass SG-8 praktisch durch Daniels Hand gestorben war, war für den Archäologen nur sehr schwer zu verkraften. Hinzu kam die Tatsache, dass er es mit ansehen musste und die Drogen hatten ihn sowieso schon erheblich geschwächt.
Er musste beinahe Wachs in Rogers Händen gewesen sein. Dennoch hatte er nichts über die Basis geäußert.
Wäre Daniel der einzige Entführte gewesen, hätte er nicht unter dem Druck gestanden, über das Leben anderer entscheiden zu müssen....Dann wäre er jetzt vielleicht sogar tot. "Na gut, danke für Ihren Anruf, Colonel. Wenn es Probleme gibt..."
"Ich habe Ihre Nummer, Doc."
"Okay, Sir! Bis nächste Woche und gute Nacht."
"Gute Nacht, Fraiser." Jack legte auf und deponierte das Telefon auf dem Nachttisch. Seine Nachttischlampe erlosch auf Knopfdruck und der Colonel kuschelte sich in sein Bett.
Jack schreckte hoch. Sein Instinkt riet ihm, vorsichtig zu sein. Hektisch blickte er sich um. Keine Gefahr! Zu Hause. Jack seufzte und ließ sich ins Kissen zurückfallen, zog die Bettdecke bis zu den Schultern hoch und schloss die Augen. Donner rollte mit einem gewaltigen Grollen über das kleine Haus am See, nicht weit entfernt von der Stadt. Er hatte zwei Häuser. Eines hier, in Basisnähe. Und eines in Minnesota. Beide lagen an einem See. Jack schätzte die Möglichkeit, jederzeit fischen zu gehen. Von hier aus musste er nur zwei Stunden zum Cheyenne-Mountain fahren. Er lächelte. NUR zwei Stunden...Früher hätte er über so einen Zeitaufwand geflucht, doch jetzt war es ihm die Sache wert. Es blitzte, das Schlafzimmer wurde kurz erhellt, Jack öffnete die Augen wieder, lauschte dem Regen, der auf das Dach prasselte. "Kate! Sam!" Jack fuhr hoch. "Daniel?", fragte er leise und sprang aus dem Bett, stolperte geschickt über sein T-Shirt am Boden, als seine Füße sich darin verfingen. "Verdammt!", fluchte er unterdrückt, stand auf und lief ins Wohnzimmer, zur Couch.
Daniel schlief unruhig. Er warf sich herum und für Jack war es ein Wunder, dass er noch nicht gestürzt und gegen den Couchtisch gefallen war. "Daniel?" Vorsichtig berührte er den Mann an der Schulter. Daniel schlug seine Hand weg. "Nicht...lassen Sie..."
"Daniel!", rief Jack lauter und packte ihn an beiden Schultern, schüttelte ihn durch. Einen Moment später lag er am Boden, Daniel über ihm. Er stemmte sich mit seinem Körpergewicht auf Jack, nagelte seine Handgelenke an den Boden und blickte ihn schwer atmend an. "Ich bin es, Daniel. Beruhige dich doch bitte! Ruhig.", sagte Jack eindringlich.
Er bemerkte, dass Daniel entspannte, sein Griff wurde lockerer, schließlich ließ er sich neben Jack auf den Boden fallen und blickte keuchend zur Decke. Jack rieb sich die Handgelenke und kniete sich neben ihn. "Ich bin es nur.", meinte er beruhigend und berührte Daniel an der Hand.
"Ruhig." Zu seinem Erstaunen ließ er Archäologe die Berührung zu. "Jack..."
"Schon okay.", sagte der Colonel, als Daniel abbrach und ihn hilflos anblickte. Der Archäologe amtete wieder hart aus und schloss dann die Augen. Sein Atem flachte ab, er entspannte sich sichtlich. "Okay.", sagte Jack und zog Daniel auf die Füße, dirigierte ihn zur Couch.
Daniel ließ sich darauf nieder und stützte die Ellenbogen auf die Knie, barg den Kopf in den Händen. "Das ist kein Problem.", meinte Jack tröstend und hockte sich vor ihn hin. "Was ist los? Was hast du geträumt? Wer ist Kate?", fragte er dann.
Daniel blickte auf. "Kate Marinaro. Sie war die Anführern von SG-8.", berichtete Daniel. "Und was hat das mit Sam zu tun?", fragte Jack. Die Antwort kam Ewigkeiten später, als müsse Daniel darüber nachdenken, ob er sie Jack anvertrauen konnte. "Roger hat...er hat gedroht, euch alle umzubringen, wenn ich nicht kooperiere. Bei Ishtar.", erzählte er schließlich stockend. "Aber wir waren doch gar nicht dort.", erwiderte Jack und blickte Daniel forschend an. "Für mich schon.", lautete die gepresste Antwort. Schweigen, etwa eine Minute. "Okay, komm! Das war vielleicht ein bisschen viel Stress heute. Ich bringe dich ins Gästezimmer, da kannst du schlafen. Wir haben eine Woche Urlaub, vergiss das nicht!", meinte Jack lächelnd, versuchte, vom Thema abzulenken. Zu offensichtlich? Daniel blickte den Boden an, dann nickte er bedächtig. "Okay.", antwortete er.
***
Jack wachte am nächsten Morgen erfrischt auf. Noch immer prasselte Regen auf das Dach, das Gewitter war verschwunden. Er stand auf und zog sich das T-Shirt über, dass noch immer am Bett auf dem Boden lag. Er schlich etwas schlaftrunken in die Küche und schaltete die Kaffee-Maschine ein, die er bereits am Abend vorher vorbereitet hatte.
Gähnend angelte er Toastbrot hinter dem Toaster hervor und steckte zwei Scheiben hinein, bevor er sich gegen die Arbeitsplatte lehnte und den Blick senkte. Er fuhr sich durch die Haare und blickte wieder auf. Erschrocken fuhr er zusammen, als jemand in seiner Küchentür stand. Schwer atmend blickte er den noch recht verschlafen aussehenden Daniel an. "Gott, tu das nie wieder!", keuchte Jack. "Was?", fragte Daniel harmlos und ließ sich auf einen Suhl sinken.
"Dich so anzuschleichen.", erklärte Jack und stellte zwei Tassen auf den Tisch. Daniel bedachte ihn mit einem müden Blick und schloss die Augen. "Gut geschlafen?", erkundigte Jack sich und legte die Toastbrote auf einen Teller, verteilte Marmelade, Butter und Erdnussbutter auf dem Tisch, bevor er sich setzte und Daniel wartend anblickte. "Nein. Ich...ich hatte Alpträume."
"Wie oft?", hakte Jack nach.
"Vielleicht fünf oder sechs Mal, vielleicht weniger. Ich weiß es nicht, Jack.", antwortete Daniel. Jack nickte nachdenklich. "Was sagt MacKenzie dazu?", wollte er dann wissen.
"Er...weiß es nicht.", antwortete Daniel. "Du hast es ihm nicht gesagt, Daniel? Fraiser hat es ihm nicht gesagt?", hakte Jack nach. "Offenbar dachte sie, ich würde mit ihm darüber reden. Sie war bei den Sitzungen nie dabei.", berichtete Daniel. Jack seufzte. "Was mache ich nur mit dir? In einer Woche gehen wir auf Mission, da musst du fit sein. Es gibt keinen Aufschub, du bist längst wieder dienstbereit. Wenn Carter nicht diese komische Mission nach P9 hätte, wären wir bereits jetzt off world. Aber der General hat zugestimmt, Bodenproben entnehmen zu lassen und die will Carter analysieren. Unser nächstes Ziel stammt übrigens auch von ihr.", erzählte Jack. Daniel nickte gedankenverloren. "Du hast mir nicht zugehört, stimmts, Daniel?", vermutete Jack.
Daniel blickte auf, wirkte ertappt, nickte dann. "Entschuldige.", meinte er. Jack seufzte.
***
***
"Doc, Sie haben Besuch." Daniel blickte auf. Er erkannte die beiden Schatten, die sich gegen das grelle Licht des Ganges draußen abhoben, eindeutig wieder. "Jack? Teal´c?", hakte er nach. Die beiden blickten ihn stumm an. "Korrekt.", antwortete Roger. "Wie steht es nun mit der Zahl der Soldaten im Stützpunkt? Oder der Iris? Oder der außerirdischen Technologie? Ich würde Jonathan nur ungern wehtun. Aber wenn Sie nicht kooperieren...", meinte Roger. Daniel blickte Jack in die Augen. Der Colonel schüttelte den Kopf. "Nicht, Daniel.", sagte er langsam. "Doc?", hakte Roger nach. "Ich weiß es nicht.", antwortete Daniel. Roger seufzte und schüttelte den Kopf. "Was soll das, Doc? Was wollen Sie damit erreichen?", fragte er.
Er hockte sich vor Daniel und wedelte mit der Pistole in seiner rechten Hand vor dessen Gesicht herum. "Das ist Ihre. Wollen Sie vielleicht, dass ich die beiden und Major Carter damit erschieße? Euch vier am Tor zurücklasse, bis ein Suchtrupp durchmarschiert und dafür sorge, dass man Sie für den Mörder hält?", hakte er nach. "Unsere Leute wissen gar nicht wo wir sind.", flüsterte Daniel. Roger deutete mit der Waffe auf Daniels Brust und meinte: "Sind Sie da sicher?" Daniel blickte ihn an und antwortete nicht. Roger lehnte sich vor, die Waffe berührte Daniel, er zuckte zusammen. "Ich könnte euren Leuten eine Nachricht schicken.", meinte er leise und Daniel atmete schwer ein.
Roger stand auf und trat neben Teal´c. "Also...Wie viele Soldaten sind auf eurer kleinen Basis stationiert?", fragte er.
"Ich habe keine Ahnung.", sagte Daniel. Jack lächelte ihn zufrieden an. "Sie können mir viel erzählen.", meinte Roger kopfschüttelnd und ging einige Schritte zurück, richtete seine Waffe auf Teal´c. "Wie viele?", hakte er nach.
Daniel blickte ihn an. "Zweifeln Sie etwa daran, dass diese beiden Ihre Teammitglieder sind, Doc? Brauchen Sie Beweise? Oder kapieren Sie es auch so? Wir griffen sie im Wald auf – in der Nähe unseres Lagers. Offenbar waren sie auf der Suche nach Ihnen.", erklärte Roger. Daniel blickte Jack und Teal´c an. "Daniel, kein Wort.", sagte der Colonel. "Ich will nicht, dass-"
"Halt die Klappe!", sagte Jack hart. "Wie viele?", hakte Roger erneut nach.
Daniel blickte Jack erst in die Augen, dann zu Teal´c. Der Jaffa schüttelte langsam den Kopf. "Ich weiß es nicht.", sagte er. Roger schüttelte tadelnd den Kopf. "Zu schade, Doc.", meinte er und drückte ab. "Nein!"
***
***
E´esiqa fuhr mit ihren Fingern über den Naquada-Reaktor in Sams Labor. <Gib es doch zu! Würde auch nur einer deiner Freunde ahnen was hier vorfällt, würden sie etwas tun.>, neckte sie spöttisch. <Es wird ihnen schon noch auffallen.>, versprach Sam. <Ach, glaubst du das? Närrin! Du wirst bald Ishtar dienen wie ich es tue. Und dein Freund wird Ishtar ebenso dienen. Es ist eine Ehre. Also beschwert euch nicht!>, verlangte E´esiqa. <Wie kannst du nur von einer Ehre sprechen? Die Goa´uld sind nichts als parasitäre Lebensformen. Sie verstehen sich nur aufs töten. Sie verstehen rein gar nichts von Liebe.>, urteilte Sam. <Woher willst du das wissen? Hast du jemals einen Goa´uld mit seiner Frau gesehen, Samantha? Hast du jemals die starken Bande zwischen ihnen sehen können? Du wirst schon sehen. Ich werde es dir beweisen.>, meinte E´esiqa wütend, beinahe verletzt. <Nicht mit Daniel.>, sagte Sam. <Doch. Genau mit ihm.>, sagte E´esiqa und wer in Sams Labor schaute, konnte in bösartiges Lächeln über ihre Züge huschen sehen.
***
"Major Carter." Teal´c betrat etwa eine halbe Stunde später das Labor. <Teal´c!>, rief Sam. Doch ihr Ruf blieb ungehört. "Teal´c, was kann ich für dich tun?", fragte E´esiqa freundlich.
"Ich habe eine wichtige Frage an dich.", antwortete der Jaffa. E´esiqa nickte aufmunternd. "Ich habe in letzter Zeit ständig das Gefühl, eine Präsenz zu spüren. Du nicht auch?", hakte der Jaffa nach.
<Er weiß es, du Miststück! Er weiß es.>, triumphierte Sam. <Halt den Mund!>, verlangte E´esiqa und eine Welle des Schmerzes erfasste Sams zurückgedrängtes Bewusstsein, ließ sie aufschreien und schweigen.
"Ja, Teal´c. Ich habe es auch bemerkt. Es ist überall. Sogar in diesem Raum.", meinte E´esiqa und Teal´c nickte. "Ich dachte zunächst, die Präsenz würde von Daniel Jackson oder O´Neill ausgehen, doch diese beiden sind jetzt nicht mehr hier und die Gegenwart dieses Goa´uld ist noch immer zu spüren.", meine Teal´c. "Wer könnte es sein?", fragte E´esiqa.
"Ich dachte eine Weile, du seiest es, denn die Präsenz Jolinars erschien mit in den letzten Tagen stärker. Doch dann erinnerte ich mich dran, dass dies schon öfters so war. Außerdem untersuchte Dr. Fraiser dich. Nun glaube ich an einen der Soldaten, die mit uns auf P6S-327 nach dem Lager von Roger Krüger suchten.", berichtete Teal´c. <Er wird es herausfinden.>, sagte Sam schwach. "Ich spreche mit Janet. Sie könnte eine Untersuchung aller am Einsatz beteiligten Soldaten anordnen. Dabei müssten doch eigentlich alle untersucht worden sein...", murmelte E´esiqa nachdenklich.
<Du weißt genau, dass es nicht so war. Du weißt genau, dass ich nicht näher untersucht wurde. In dem Tumult ging es unter.>, erinnerte Sam sie. <Sagen wir so...deine Krankenakte fand auf mysteriöse Weise den Weg auf den Stapel der bereits kontrollierten Papiere. Und eure sogenannte Ärztin bemerkte es nicht einmal.>, erwiderte E´esiqa.
"Gut, dass wir einer Meinung sind, Major Carter. Ich dachte schon, ich würde mich irren.", meinte Teal´c, verbeugte sich und verließ den Raum. <Teal´c! Komm zurück! Lass mich nicht mit ihr alleine!>, rief Sam. E´esiqa lachte in Gedanken auf. <Ich wusste, dass du im Grunde genommen schwach bist, Samantha.>, spottete sie.
***
Jack gähnte. Der Film war todlangweilig. Daniel schien das ähnlich zu sehen, denn er war neben Jack eingeschlafen. Der Colonel blickte auf die Uhr. 23 Uhr. So allmählich könnte er ins Bett gehen. Er schaltete den Fernseher aus und rüttelte Daniel an der Schulter. "Hm?"
"Ich gehe ins Bett. Und du solltest auch langsam schlafen gehen.", erklärte Jack. "Ich schlafe doch.", war Daniels Antwort und damit schien das Thema für ihn erledigt zu sein. Jack nickte langsam und stand auf, drückte Daniel runter, bis er vollständig lag und deckte ihn zu. "Bis Morgen dann.", sagte er leise. "Nacht.", murmelte Daniel.
***
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"Teal´c?", flüsterte Daniel. Der Jaffa regte sich nicht. Auch Jack blickte ungläubig auf seinen Freund hinunter. Daniel streckte die Hand aus, um den Jaffa zu berühren, doch Roger riss ihn zurück. "Daniel..." Jack blickte ihn entsetzt an. Daniel schaute zu ihm auf. "Ich wollte das nicht.", flüsterte er. Jack nickte langsam. "Das weiß ich, Daniel.", antwortete er. Die Tür wurde geöffnet und eine weitere Person betrat den Raum. "Sam.", entfuhr es Daniel. Roger zog ihn auf die Beine und stellte ihn Jack und Sam gegenüber. Die beiden blickten sich verunsichert in die Augen. "Also, Doc. Entweder die Infos...oder Major Carter geht drauf.", sagte Roger und richtete seine Waffe auf Sam. Daniel zögerte. "Daniel?" Jack blickte ihn an, doch der Archäologe wich seinem Starren aus. Er wollte ihm nicht in die Augen sehen. Ein Schuss löste sich. Daniels Kopf ruckte hoch. Sam ging zu Boden. "Nein! Sie haben mir überhaupt keine Zeit zum Nachdenken gegeben! Sie-" Daniels Protest wurde durch einen Schlag unterbrochen, der ihn zu Boden warf. Zitternd blieb er liegen. Roger ging vor ihm in die Hocke und riss ihn auf die Knie, hielt ihm die Waffe an den Kopf. "Diesmal ist sie sicher geladen. Seien Sie gewiss, dass ich diesmal keine Scherze mache! Nennen Sie mir auf der Stelle die Zahl an Verteidigungssoldaten in Ihrem kleinen Stützpunkt oder ich bringe Sie um. Sie hängen doch an Ihrem Leben, oder?", fragte er sehr leise und sehr eindringlich. Daniel keuchte, bemerkte, dass er zu hyperventilieren begann. "Doc?"
Roger spannte den Hahn. Daniel konnte nicht sprechen, er bekam nur schlecht Luft. Roger ließ ihn los und Daniel fiel zu Boden. "Dann warte ich eben. Ich rate Ihnen, dieses Problem in fünf Minuten wieder unter Krontolle zu haben.", meinte Roger und machte eine vielsagende Wedelbewegung mit der Waffe in Jacks Richtung.
***
***
Jack verzog das Gesicht vor Schmerzen. "Ah!" Er versuchte, sich zu orientieren, wieder alles in eine richtige Reihenfolge zu bekommen und tastete nach seinem Auge. Er zuckte zusammen, als er es berührte. Es tat weh. Okay, er war aufgewacht, er hatte Daniels schreien hören und war ins Wohnzimmer gelaufen. Dann hatte er Daniel an der Schulter berührt, um ihn zu wecken und der Archäologe hatte...
"Verdammt, Daniel!" Jack richtete sich auf und blickte sich im Wohnzimmer um. "Wo bist du?", fragte er.
Sein Blick wanderte zur Haustür, die nur nachlässig angelehnt war. Er lief zum Fenster daneben und blickte in die verregnete Nacht. "Oh nein!"
***
E´esiqa hätte es niemals vor ihrer Wirtin zugegeben, doch sie hatte sich zu müde gefühlt, um noch länger im Labor zu bleiben. Etwas Meditation würde ihr nicht schaden und so hatte sie sich in Sams Quartier begeben und die Tür verschlossen.
Doch ihre Wirtin ließ ihr einfach keine Ruhe. <Lass uns in Ruhe! Verschwinde endlich aus mir!>, rief sie E´esiqa zu. <Schweig endlich!>, donnerte die Goa´uld.
<Hast du es noch immer nicht kapiert? Ich werde nicht schweigen. Ich werde unser ganzes Leben nicht schweigen. Ich werde dafür sorgen, dass dein Leben zur Hölle wird. Nirgendwo bist du alleine. Ich bin immer bei dir und werde->
<Jetzt sei endlich still!>, schrie E´esiqa. <Nein.>
"Sei ruhig!"
<Nein.> E´esiqa konzentrierte sich und Sam schrie vor Schmerz auf, als eine Schmerzwelle sie erfasste und beinahe in die Bewusstlosigkeit zerrte. Sie keuchte. E´esiqa blickte gefasst gegen die Zimmertür. Sie spürte nichts von Sams Schmerzen, weitete sie sogar noch aus und ließ erst nach fünf Minuten von Sam ab. <Schweig.>, sagte sie dann.
***
***
Daniel lag inzwischen wieder normal atmend am Boden. Er hatte sich unter Kontrolle bekommen, hatte seinen Atem regulieren können und starrte die Decke an.
"Dann können wir ja weitermachen.", meinte Roger. Daniel verzog das Gesicht. "Ich gebe Ihnen nur eine Chance. Wie viele Soldaten bewachen den Stützpunkt?", fragte Roger.
Seine Waffe auf Jack gerichtete, blickte er Daniel erwartungsvoll an. Daniel konnte nicht das Leben noch eines Freundes riskieren, er konnte nicht. Er musste... "Sie werden es nicht von mir erfahren.", sagte er langsam und sehr bestimmt, blickte Roger nicht in die Augen, richtete seinen Blick zu Boden und wartete auf den Knall. Als dieser schließlich erklang, rührte er sich nicht. Er hörte wie Jack auf dem Boden aufschlug, doch er hob den Blick nicht, bis Roger einige Jaffa in die Zellen gerufen hatte.
Er sah starr nach unten, als er hörte wie Jack, Sam und Teal´c raus gebracht wurden. Als die Tür hinter Roger ins Schloss fiel, blickte er auf. Er war allein. Und plötzlich brach er zusammen. Er konnte nicht mehr. Er war am Ende. Hatte er vorher schon geglaubt, alle seine Energie verbraucht zu haben, so hatte er sich getäuscht.
So lag er da, bis Roger zum nächsten Verhör kam. Er sprach nicht und blickte ihm nicht in die Augen. Etwas war zerbrochen...in ihm. Und er blieb in diesem apathischen Zustand, bis N´eir zu ihm gesperrt wurde...
"Daniel, bist du verrückt geworden?!", fragte Jack, versuchte, den Sturm zu übertönen. Er glaubte nicht, dass er es schaffte. Er hielt die zweite Regenjacke in seinen Händen fest umklammert und trat auf den matschigen Platz vor seinem Haus. Seine Hausschuhe waren binnen Sekunden total nutzlos und er glaubte jetzt schon eine Erkältung zu spüren. Während er lief, zog er die Kapuze um seinen Kopf fester, bemühte sich, nicht daran zu denken, dass er nur Boxershorts und ein T-Shirt trug und er schaffte es auch, zu verdrängen wie viele Spritzen ihm Janet geben würde, falls er wegen einer Grippe auf der Krankenstation liegen würde. Daniel reagierte nicht. Er saß in Jogginghose und T-Shirt gegen Jacks Auto gelehnt und hatte die Beine an den Körper gezogen, die Arme darum geschlungen.
Jack fluchte und ging neben ihm in die Hocke. "Daniel?" Er nahm die Jacke und hielt sie so, dass die beiden nicht mehr allzu viel von dem ständig strömenden Regen abbekamen. "Danny-Boy!"
Daniel keuchte. "Hey, langsam, ja?", meinte Jack und blickte ihn besorgt an. Daniel holte tief Luft, stieß sie gleich wieder hart aus und holte erneut Luft. Wenn er so weitermachen würde, würde er hyperventilieren. "Atme langsamer, Daniel! Komm schon!", meinte Jack, ließ die Jacke sinken und manövrierte sie um Daniels Schulter, setzte ihm die Kapuze auf.
Dann kniete er sich vor ihn und zwang ihn mit einer Berührung, ihm ins Gesicht zu sehen. "Ganz langsam.", sagte er beruhigend. Er spürte wie er zu zittern begann. Es wurde allmählich kalt. "Langsamer. Ganz ruhig.", sagte er langsam.
Er drückte Daniel an sich und redete auf ihn ein. "Okay, langsam...ruhig...alles klar..." Ein Auto näherte sich von der Straße, bog in den nächstgelegenen Schotterweg – etwa 10 große Schritte von Jacks Einfahrt entfernt – ein. Er hörte Autotüren schlagen und Gelächter. "Schon gut...langsamer, Daniel..."
"JACK?!" Laut gebrüllt. Der Colonel zuckte zusammen. Daniel blieb apathisch ruhig, machte noch immer keine Anstalten, eine Bewegung auszuführen, doch seine Atmung regulierte sich. Jack ließ ihn nicht los, drehte den Kopf, sah seine Nachbarn durch den strömenden Regen und das kurze Stück Laubwald auf ihn zutraben. Mr. und Mrs. Norton – Ben und Jenna – hatten zwei Regenschirme bei sich, hielten mit amüsiertem Grinsen auf Jack und Daniel zu.
"Meine Güte, Jack, was treiben Sie denn um diese Zeit noch..." Ben unterbrach sich, als er Daniel bemerkte. "Ist alles in Ordnung bei Ihnen?", fragte er nach einer Weile.
Jenna hatte ihren Schirm schützend über Jack, Daniel und sich ausgebreitet, hockte neben dem Colonel am Boden.
Ihre Hand ruhte auf Jacks Schulter. "Was ist mit ihm?", fragte sie.
"Nichts...er braucht nur Ruhe und Schlaf...er ist momentan etwas...durcheinander.", stotterte Jack eine Entschuldigung für das Bild, dass sich den Nortons bot. Es musste lächerlich aussehen. Doch keiner lachte. Die Reaktion der Nortons war eher besorgt und fürsorglich. "Können wir Ihnen bei irgendetwas helfen?", erkundigte Ben sich. Jack versicherte sich, dass Daniels Atmung ruhig war, machte Ben mit Blicken klar, noch einen Moment auf eine Antwort zu warten. "Daniel?", flüsterte er. "Geht es wieder?"
Er bekam ein zögerliches Nicken zur Antwort. "Ich habe nur...ich habe mich erschreckt...entschuldige, dass ich dir wehgetan habe.", kam dann die Antwort. Jenna hörte sie, blickte Jack überaus fragend an. "Gleich.", sagte er zu ihr, dann nickte er Ben zu. "Wenn Sie mir die Haustür aufmachen würden, würde mir das schon reichen, Ben. Vielen Dank."
Sein Nachbar nickte. Jack zog Daniel auf die Beine, bemerkte erst jetzt, dass seine eigenen Knie schmerzten und hielt mit ihm auf das Haus zu. Jenna hielt ihnen weiterhin ihren Regenschirm hin. "Komm, ich gebe dir trockene Kleidung. Dann gehst du schlafen, ja?", meinte Jack, als sie das Haus betraten. Daniel nickte. "Fühlt euch wie zu Hause!", sagte er noch zu den Nortons und deutete auf den Boden neben der Garderobe, auf dem am Vorabend noch Daniels nasse Kleidung gelegen hatte.
"Schirme dorthin." Dann verschwand er mit Daniel im Gästezimmer.
***
"Kann ich euch etwas anbieten? Tee, Kaffee, Wasser?", fragte Jack, als er eine viertel Stunde später in trockener Kleidung wieder zu den Nortons stieß. "Nein, danke, wir waren eben auf einem Empfang meiner Firma.", antwortete Ben. Jenna schüttelte den Kopf. "Ich nehme auch nichts. Setzt euch!", meinte Jack und deutete auf die Couch, räumte noch schnell die Decke runter. "Wir wollen auch gar nicht lange stören."
"Ihr stört nicht.", antwortete Jack. Jenna nickte langsam. "Hat es etwas mit Ihrem Beruf zu tun?", hakte Ben nach. Jack blickte auf, lächelte müde. "Ja. Woher-"
"Alles merkwürdige was in und um Ihr Haus herum geschieht, hat mit Ihrem Beruf zu tun, Jack.", lächelte Jenna. Jack nickte langsam und lächelte ebenfalls etwas mehr. "Es hat tatsächlich etwas damit zu tun. Daniel ist...ein Kollege, mein Teammitglied. Ich kümmere mich gerade ein bisschen um ihn. Die letzten Wochen waren nicht...leicht für ihn.", erklärte er ausweichend. "Das sah aber nach mehr aus als ‚nicht leicht’.", erwiderte Jenna. Jack blickte sie an. "Ich kann euch nur sagen, dass ich euch nichts über das Projekt erzählen darf. Es ist geheim.", erklärte er. Ben nickte. Irgendwie fühlte Jack sich genötigt, ihnen etwas zu sagen, ihnen eine Erklärung zu geben. Irgendwie hatte er das Gefühl, endlich auch mal mit jemandem außerhalb seines Arbeitsumfeldes zu reden.
Er blickte auf. Jenna und Ben hoben ihre Blicke ebenfalls wieder. "Daniel hat Probleme mit jemandem bekommen, der Informationen über das haben wollte, an dem er mit mir arbeitet. Man hatte ihn und vier andere entführt und ausgefragt. Er kehrte allein zurück." Das musste reichen. Mehr sollten die Nortons nicht wissen, niemand sollte erfahren, dass Jack so viel gesagt hatte.
"Muss ja wirklich enorm wichtig sein, wenn jemand sich so viel Mühe macht.", meinte Ben. Jenna nickte zustimmend. "Es ist extrem wichtig. Es ist das wichtigste Projekt dieses ganzen Planeten.", antwortete Jack. "Geht es um Waffen?", hakte Jenna mit hochgezogenen Augenbrauen nach. "Das darf ich euch nicht sagen.", antwortete Jack. Er zog seine Grenze, hier und jetzt. "Daniel ist seitdem nicht mehr ganz der Alte. Und deshalb kümmere ich mich um ihn."
Ende. Ben nickte. "Wenn Sie irgendwas brauchen, wir sind nebenan.", meinte er dann und fasste seine Frau an der Schulter, bedeutete ihr, Jack jetzt lieber allein zu lassen. Jenna nickte verständnisvoll. Sie nahmen ihre Schirme und öffneten die Tür. "Wir sehen uns, Jack.", meinte Ben.
Jack nickte. Jenna lächelte ihm zu. "Es steht übrigens noch ein Essen aus. Erinnern Sie sich? Passt Ihnen Samstag?", erkundigte sie sich. "Samstag wollten ein paar Freunde kommen.", antwortete Jack. "Wie viele sind ein paar?", fragte Ben.
"Zwei...nein, drei um genau zu sein – Sam, Murry und Janet - und Daniel wohnt bis Montag bei mir.", antwortete Jack. "Bringen Sie alle mit!", meinte Jenna. "Bis Samstag, Jack!", meinten sie und liefen durch den Regen davon, zurück in den kleinen Wald von etwa zehn Schritten Breite und auf ihr Grundstück. Jack ließ die Tür ins Schloss fallen.
***
Er beobachtete Daniel nun schon seit einer halben Stunde mit wachsender Müdigkeit. Der Archäologe schlief ruhig, regungslos. Sein Atem ging regelmäßig, ab und zu ballte er eine seiner Hände kurz zu einer Faust, dann entspannte er sich wieder. Es hatte keinen Zweck, länger zu warten, ganz offensichtlich hatte Daniel für diese Nacht seine Ruhe.
Jack stand auf, trat zum Fenster und blickte in die verregnete Nacht, dann ließ er leise die Rollos herunter und sammelte im Schein des Wohnzimmerlichtes, das durch den Türspalt fiel, die nasse Kleidung auf. "Ich habe wirklich geglaubt, ihr wärt es.", flüsterte Daniel verschlafen. Jack drehte sich um, fühlte sich ertappt. Er warf die Kleidung kurz entschlossen ins Wohnzimmer, drehte sich um. "Habe ich dich geweckt?" Daniel nickte. "Ups.", machte Jack.
"Was meinst du?", fragte er dann.
"Diese Sache mit euch. Ich sagte doch, Roger drohte, euch zu töten. Dich, Sam und Teal´c.", erinnerte Daniel. Jack nickte. "Und?", fragte er dann. "Er hat es getan.", berichtete Daniel gepresst. "Aber-"
"Er hatte so etwas ähnliches wie Sokars Blut. Ich glaubte, euch zu sehen und ich dachte, für euren Tod verantwortlich zu sein, als Roger abdrückte...er hat...er hat mich wirklich überzeugt. Ich dachte tatsächlich, ihr ständet vor mir. Ich...ich wusste...nicht was ich...tun sollte...er gab mir nicht...nicht mal genug Zeit, um nachzudenken, bevor er Sam tötete und dir habe ich nicht mal...in die Augen gesehen..., bevor Roger dich...bevor er...abdrückte. Ich hatte Angst, es zu tun. Ich...ich hatte ständig Angst. Erst wegen mir, dann wegen SG-8, dann wegen euch und ich habe nicht eine verdammte Minute - nicht eine Minute, in der ich bei Bewusstsein war - damit verbracht, keine Angst zu haben. Und ich glaube ich habe es ihm zu offen gezeigt. Er war sicher, mich brechen zu können. Glaub mir, er hätte es geschafft, wenn N´eir nicht gekommen wäre. Es...es wäre nur noch eine Frage der Zeit gewesen. Er hätte mich gebrochen. Und ich habe nicht mal im Torraum nach meiner Rückkehr realisiert, dass ihr nur Visionen wart bei Roger. Ich...ich wusste nicht...was ich sah..., wusste nicht, dass ich zu Hause war. Ich...ich dachte immer noch an N´eir und die Tok´ra, die Schüsse und Kämpfe...in den Gängen der Pyramide. Ich...ich nahm erst später bewusst wahr, dass alles nicht real war...zumindest das was euren Tod betraf. Ich habe gemerkt, dass ich wieder zu Hause war und bekam wieder Angst. Und ich glaube deshalb war ich in den letzten Wochen etwas...scheu." Daniel unterbrach den Wortschwall, der aus ihm herausgebrochen war. Jack wartete. Doch der Archäologe sagte nichts mehr, blickte Jack nur erwartungsvoll an. Der Colonel wusste nicht was er sagen sollte. Daniel erfasste wohl seine Not und fragte müde lächelnd: "Bin ich so leicht zu brechen?"
"Nein." Die Antwort kam schnell, abgehackt. Jack hasste Roger. Er hasste diesen toten Idioten und würde ihn am liebsten zum Mond schießen und in tausend Teile zerreißen. "Nein.", wiederholter sanfter.
Er lächelte. "Ich will nicht über das reden was passiert ist in dieser Woche, ja, Jack? Ich will nicht. Ich weiß, dass ich ansatzweise gesprochen habe, aber mehr schaffe ich nicht. Ich...ich werde...es aufschreiben. In einen Bericht verfassen und ihn bei Hammond abgeben. Ich schulde ihm sowieso noch einen.", murmelte Daniel. "Ich glaube kaum, dass Hammond so einen Bericht von dir verlangt.", meinte Jack. "Tut er nicht. Aber ich brauche es. Ich kann es so besser. Ich muss es so machen, weil ich es nicht verbal äußern kann. Ich kann es nicht beschreiben.", meinte Daniel. Jack nickte. "Versprichst du mir eines?", fragte er dann. Daniel blickte ihn fragend an. "Lass Roger unter keinen Umständen gewinnen! Lass diesen Mistkerl nicht siegen, Daniel!", verlangte Jack.
Der Archäologe lächelte. "Ich glaube es ist vorbei, Jack. Ich glaube, darüber musst du dir keine Sorgen machen. Aber falls nicht-"
"Was soll das heißen?", fragte Jack.
"Möglich, dass wir noch einmal auf Ishtar treffen. Und Roger meinte doch noch irgendwas von wegen dem Zeug in meinem Blut. Janet sagt, es sei noch immer da. Aber es beeinträchtigt mich nicht.", erklärte Daniel beruhigend. "Falls es nicht vorbei sein sollte, verspreche ich dir, Roger nicht siegen zu lassen.", führte er dann seinen Satz zu Ende.
"Gut. Schlaf jetzt!", antwortete Jack. Er verließ das Zimmer.
***
Ein paar Tage später:
Jack blickte auf. Der Mond schien auf das Nachtlager von SG-1 herunter und Sam saß ihm am Lagerfeuer gegenüber. Teal´c drehte irgendwo seine Runden. Daniel schlief. Eigentlich war alles perfekt, so wie immer. Doch irgendetwas stimmte nicht, Jack spürte es. "Ihre Schicht ist erst in vier Stunden. Gehen Sie schlafen, Major!", sagte er und blickte Sam an. Sie lächelte ihn liebenswürdig unbekümmert an und antwortete: "Nicht nötig. Ich fühle mich ausgeruht." Eine Weile war es still. "Das Essen am Samstag hat mir gut gefallen.", sagte Sam dann.
Jack lächelte. "Ja, Carter. Mir auch.", antwortete er. "Ich bin müde. Übernehmen Sie meine Schicht, Carter?", fragte er dann.
Sam nickte. "Jawohl."
"Schicken Sie Teal´c ins Bett, sobald er hier auftaucht! Er soll mich nach seiner Schicht wecken. Ich übernehme Ihre und wecke dann Daniel. Seien Sie wachsam!", befahl er noch, bevor er aufstand, den Kaffee ausschüttete und im Zelt verschwand. Sam lächelte. "Jawohl, Sir.", sagte sie merkwürdig langsam. Das liebenswürdige Lächeln gefror. <...wirst nicht gewinnen.>, stöhnte E´esiqas Wirtin.
Sie war schwach geworden. <Heute ist die Nacht des Sieges.>, antwortete E´esiqa nur.
***
Jack berührte Daniel an der Schulter, hielt ihn fest. Er beendete den Alptraum somit, bevor dieser richtig anfangen konnte. Entspannt seufzte Daniel und drehte sich um. Jack kroch in seinen eigenen Schlafsack und bemerkte Teal´cs massigen Schatten, der an seinem Zelt vorbeiglitt. Worte wurden gewechselt. Sams Stimme erklang zuerst, dann Teal´cs und dann wieder Sams. Dann ging Teal´c in sein Zelt und Sam blieb reglos am Lagerfeuer sitzen. Jack konnte ihren Schatten sehen, der auf der Zeltplane nachgezeichnet wurde. Der Schatten wirkte massiger als das Original, ließ Sam irgendwie wie ein Neutrum erscheinen. Jack blickte sie noch einige Zeit einfach an wie sie ihren Kaffee trank und ins Feuer starrte, als wäre sie ins Selbstgespräch vertieft. Dann schloss er die Augen und schlief ein.
***
"Da seid ihr ja endlich. Ihr seid spät. Wollt ihr, dass die Ta´uri und der Shol´va aufwachen, bevor wir sie überwältigen können?", fragte E´esiqa zornentbrannt. Die Jaffa verbeugten sich flüchtig vor ihr. Sie war Ishtars Stellvertreterin, die zweithöchste Persönlichkeit im Hofstaat der Goa´uld. Als sie Sams Körper auf dem Schlachtfeld übernommen hatte, war sie stolz auf sich gewesen. Sie selbst hatte die Patrouille geleitet, die Roger Krügers Lager bewachte und auf die Ankunft eventueller Feinde wartete. Als die Menschen gekommen waren, hatte Roger sich eine ihrer Uniformen angezogen und war wortlos verschwunden. E´esiqa hatte sich in den Kampf gestürzt.
Die am Boden liegende Sam war ein ideales Ziel gewesen. Der Streifschuss in der Seite war leichter zu heilen, als die Verletzung ihres Wirtes. So hatte sie Sam übernommen und einen Weg gefunden, die Ta´uri zu infiltrieren. Ishtar war sehr zufrieden mit ihr gewesen, als sie ihr kurz nach ihrer Erdenankunft die Botschaft übermittelt hatte. Dann hatte sie den Befehl bekommen, den Menschen Daniel so schell wie möglich zu Ishtar zu bringen.
Diesen Befehl gedachte sie nun auszuführen. "Schon gut. Folgt mir! Ihr zwei bewacht das Tor!", befahl sie und deutete auf die unerfahrensten Jaffa in der kleinen Gruppe von insgesamt fünf Kriegern. Die drei anderen folgten ihr die paar hundert Meter zum Lager. Glücklicherweise schien der Jaffa noch keinen Verdacht geschöpft zu haben und auch die beiden Menschen schliefen friedlich. E´esiqa lächelte und winkte zwei der Jaffa zu sich. "Auf mein Zeichen überwältigt ihr den Shol´va! Tötet ihn nicht! Setzt ihn außer Gefecht!"
Die beiden nickten und stellten sich vor Teal´cs Zelt auf. E´esiqa und der letzte Jaffa nahmen vor dem Zelt der beiden Menschen Aufstellung. "Schieß auf den Krieger, wenn ich es dir befehle! Ich übernehme Daniel Jackson."
"Was geschieht mit dem Jaffa und dem anderen Menschen?", fragte der Jaffa neugierig.
E´esiqa lächelte. "Wir nehmen sie mit.", sagte sie dann. Der Jaffa nickte. E´esiqa blickte zu den beiden Kollegen an Teal´cs Zelt und nickte. Die zwei stürmten geschickt hinein und E´esiqa hörte die Zat-Waffe einmal erklingen. Gemeinsam mit dem anderen Jaffa stürzte sie in das andere Zelt. Jack war wach geworden, wurde allerdings sofort von dem Jaffa niedergeschossen. "Was...? Jack?" Daniel blickte um sich und entdeckte E´esiqa mit der Waffe in der Hand. "Sam, was ist los?"
Dann sah er den Jaffa. Verständnislos blickte er Sam an. E´esiqa ließ ihre Augen aufglühen. "Sam...Oh nein.", entfuhr es Daniel und E´esiqa drückte ab.
***
Die hämmernden Schmerzen der Zat-Waffe verschwanden allmählich. Jack erinnerte sich daran was geschehen war. "Carter?" Die Frage hallte leicht wider, kaum wahrnehmbar und Jack wurde klar, dass er sich nicht mehr im Zelt neben dem schlafenden Daniel befand, sondern...Er schlug die Augen auf. Zelle! Mit Gold verkleidet. Typisch Goa´uld! Ein Zittern jagte durch seinen Körper. "Daniel?"
"Er ist nicht hier.", antwortete Teal´c stoisch. Jack schreckte hoch, nun endgültig wach. "Was ist passiert? Wo sind wir?"
"In Ishtars Palast.", antwortete Teal´c beherrscht. "Ishtars Palast? Verdammt, Daniel." Jack fuhr sich nervös durch die Haare, wünschte sich, bei seinem Archäologen sein zu können. Dann befiel ihn eine ebenso große Sorge. "Und Carter?"
"Sie hat uns verraten. Sie holte Daniel Jackson mit zwei Wachen ab. Ich konnte nichts tun.", berichtete Teal´c. Jack blickte ihn an. Der Jaffa saß ruhig gegen die Wand gelehnt, beinahe entspannt. Doch wer ihn kannte, wusste, dass er wütend war. "Warum sollte sie das tun?", fragte er, glaubte nicht an das was Teal´c gesagt hatte.
"Sie ist eine Goa´uld. Ich ahnte es, doch ich wollte es nicht wahrhaben. Ich trage die Schuld an dem was hier geschieht.", behauptete Teal´c. Jack schüttelte die Kopf. "An so etwas trägt niemand die Schuld. Verdammt! Arme Carter. Ich bin sicher, sie hat gekämpft. Warum haben wir es nicht bemerkt?", fragte er mehr sich selbst als den anwesenden Jaffa.
"Wir waren blind und haben uns zu sehr auf Daniel Jackson konzentriert.", antwortete Teal´c. Jack nickte. "Das wird es wohl gewesen sein.", meinte er. Er verkrampfte seine Hände, blickte sich das erste Mal richtig in seiner Gefängniszelle um. Zwei Wände bestanden aus hartem Gold und Stein. Eine Wand hatte eine Gittertür, war sonst ebenfalls aus Steinen.
Und die dritte Wand bestand aus einem Gitter, das in ein anderes Gefängnis wies. Jack seufzte. Sie steckten in der Klemme! Schwere Schritte erklangen auf den Gängen. Jack und Teal´c sprangen auf. Jacks Atem beschleunigte sich. Eine kleine Gruppe von Menschen lief an ihrer Zellentür vorbei, der Gang war zu dunkel, um sie näher zu identifizieren, einzig Sams blonde Haare leuchteten seltsam in dem Dämmerlicht. Die Tür zu der Nebenzelle wurde geöffnet. Zwei Jaffa traten ein, schleiften eine dritte Person mit sich. "Daniel!" Jack trat an das Gitter, umklammerte es mit seinen Händen und begegnete dem kalten Blick Sams. "Carter, das ist doch nicht möglich."
"Meine Wirtin war zu schwach, um sich gegen mich zu wehren. Nenn mich nicht länger ‚Carter’, Mensch! Die Frau, die du liebst, ist nun in meinem Besitz." Jack schüttelte ungläubig den Kopf. Sam trat ganz nahe zu ihm, legte ihre Hände auf die seinen und ließ ihre Augen aufleuchten. Sie blickte ihn lange und aufmerksam an. "Wenn du wüsstest wie sehr sie nach dir geschrieen hat, als ich sie übernahm. Es war eine Wonne. Ich fühlte mich plötzlich so lebendig."
Amüsiert und befriedigt beobachtete sie das hasserfüllte Glitzern in Jacks Augen. "Sie hat gerufen, doch du hast sie nicht gehört. Die ganze Zeit über nicht." Eine ihrer Hände strich über sein Gesicht. "Und du liebst diese Frau. Ich weiß es. Du liebst ihre Intelligenz, ihre überaus geschickten Hände, ihre-"
"Sei still!", schrie Jack auf. E´esiqa lächelte ihn kalt an. "Lass Daniel in Ruhe und verlass auf der Stelle Carter! Hast du mich gehört, du Mistvieh?"
Er ließ seiner Wut freien Lauf. Er packte ihre Hände und zerrte sie dicht an das Gitter heran. "Verlass sie!" Es war kaum mehr als ein Flüstern. Er war verzweifelt, dennoch klang es bedrohlich. E´esiqa lachte kurz und leise, wand sich mühelos aus seinem Griff. "Nein.", sagte sie leise, dann wandte sie sich um und verließ die Zelle. Die beiden Jaffa folgten ihr. Jack ließ seinen Blick durch die andere Zelle wandern. Daniel lag am Boden und rührte sich nicht. "Daniel?" Er ging in die Knie und versuchte, ihn zu berühren, doch er erreichte ihn nicht. Er bemerkte die Blessuren im Gesicht und begann, die Goa´uld erneut zu hassen. "Lass Roger nicht siegen!", sagte er laut und bestimmt.
Doch Daniel reagierte nicht.