Charlie - Ein Leben gegen ein anderes? by Lenari
Summary: Jack erhält die Chance, seinen Sohn zu retten. Doch ist das wirklich das, was er will? Er muss sich entscheiden: Wählt er ein Leben mit Charlie oder eines mit Sam?
Categories: Stargate SG-1 Characters: Jack O’Neill (SG-1), Multi-Chara, Own Character
Genre: General, Hurt/Comfort, Oneshot
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 2278 Read: 2274 Published: 09.08.12 Updated: 09.08.12

1. Kapitel 1 by Lenari

Kapitel 1 by Lenari
Charlie - Ein Leben gegen ein anderes?


Colonel Jack O'Neill wurde schwarz vor Augen und er brach bewusstlos in sich zusammen. Major Samantha Carter beugte sich besorgt über ihn und versuchte vergebens ihn wach zu rütteln. Letztendlich blieb ihnen nichts anderes übrig, als ihn durch das Stargate zurück auf die Erde zu schleppen. Captain Doktor Janet Fraiser konnte nur feststellen, dass er in Koma gefallen zu sein schien und sie nicht genau wüsste, wann er wieder erwachen würde...

Ich fand mich in meinem alten Schlafzimmer wieder. Was zum Teufel machte ich hier? Suchend sah ich mich um, doch ich war alleine. War das etwa ein schlechter Alptraum? Die Tür ging auf und stimmen erklangen. Ich wandte mich um und dann sah ich ihn: mein jüngeres ICH. Dieser legte die Waffe achtlos auf den Nachttisch während er sich angeregt und laut schreiend mit Sarah unterhielt. Eigentlich war es schon mehr ein handfester Streit gewesen und um ehrlich zu sein, war das bei uns des öfteren vorgekommen. Ich erinnerte mich noch gut an diesen Tag, schließlich war ich mit meiner Dienstwaffe nur ein Mal so achtlos umgegangen. Es war der Tag, an dem mein Sohn starb. Also musste es ein Traum sein. Oder war ich in die Vergangenheit gereist? Dann hätte er mich doch aber gesehen. Mein jüngeres ICH zog sich schnell um und verschwand aus dem Raum.

"Was zum Teufel geht hier vor?", dachte ich laut.

"Du bekommst die Chance, deine Vergangenheit zu korrigieren.", antwortete eine kindliche Stimme. Ich fuhr herum, da ich eine Antwort nicht erwartet hatte und starrte in das Gesicht eines guten Freundes. Ich hatte nicht erwartet, es je wieder zu sehen,

"Joshua?", fragte ich perplex. Jetzt wusste ich, dass es ein Traum sein musste, denn ich hatte ihn sterben sehen, schon vor Jahren. Wir waren damals noch Kinder und ziemlich gute Freunde gewesen, bis er von einem betrunkenen Autofahrer überfahren wurde. Damals war er circa im selben Alter wie Charlie gewesen. Charlie...er würde heute sterben.

"Folge mir!", meinte er nur und streckte mir die Hand entgegen. Zögernd ergriff ich sie, denn ich wollte endlich wissen, was hier los war. Kaum hatte ich ihn berührt, standen wir auch schon in der Küche und lauschten einer Unterhaltung zwischen Sarah und mir...

"Hast du deine Waffe ordentlich weggeschlossen?", fragte sie, während sie bügelte.

Jack wehrte ab: "Mach ich das nicht immer." Er hatte längst schon wieder vergessen, dass er seine Waffe diesmal hatte achtlos oben liegen lassen.

"Bist du dir sicher!", hakte Sarah ungläubig nach.

"Fang nicht schon wieder an!", brummte Jack launisch. "Du hast mich damit doch schon genervt, als ich zur Tür rein kam. Kannst du das vielleicht mal lassen. Ich will mich nicht auch noch im Urlaub mit so etwas herum plagen müssen."

"Falls du überhaupt zu deinem Urlaub kommst.", wandte Sarah wütend ein. "Deine Arbeit ist dir doch viel wichtiger als deine Familie. Wann waren wir das letzte Mal gemeinsam im Urlaub oder einfach nur schick essen? Ich komme mir langsam so vor, als wäre ich mit mir selbst verheiratet." Demonstrativ knallte sie das Bügeleisen auf das Brett. Liebevoll nahm Jack O'Neill seine Frau in die Arme, da er sich heute nicht mit ihr streiten wollte. Er wusste ja selbst, dass er sie sehr vernachlässigte, aber diesmal würde ihm nichts dazwischen kommen, dafür hatte er gesorgt. Auf jeden Fall hoffte er das.

Zärtlich flüsterte er ihr ins Ohr: "Ich verspreche dir, dass ich diese Woche nur für euch da sein werde und dir überall hin folgen werde, sogar auf die Tanzfläche eines feinen Lokals."

"Wirklich?" Sarah sah ihn mißtrauisch an.

"Wirklich!" Danach folgte ein langer Kuss zwischen ihnen, bis eine Jungenstimme von draußen nach Jack rief. Kurz darauf war er aus dem Haus verschwunden, um noch etwas mit seinem Sohn Charlie Ball spielen zu können, bevor es etwas zu essen gab...

Ich erinnerte mich an das Gespräch. Ich hatte Sarah damals unbewusst angelogen, denn ich war schlampig gewesen. Seit dem Tag kontrollierte ich alles dreimal, sogar die Sachen der anderen. So ein Fehler sollte mir nicht noch einmal passieren. Der Augenblick der Wahrheit rückte näher und ich wusste immer noch nicht, wieso ich das eigentlich alles noch einmal erlebte.

"Was zum Teufel soll ich hier, Joshua?", fragte ich deshalb.

"Du bist hier, um es zu verhindern, wenn du es willst. Doch bevor du dich entscheidest, solltest du auch bedenken, was du alles verlieren känntest.", antwortete dieser. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, Charlie retten und dafür all das aufgeben, dass ich mir in den letzten Jahren aufgebaut hatte oder ihn sterben lassen und mein Leben so weiterführen wie bisher. Ich hatte ja nicht einmal eine Ahnung, wie ich ihn abhalten sollte, wenn er mich doch nicht sah. Wieder änderte sich die Szenerie und ich war nun draußen und sah, wie mein jüngeres ICH mit meinem Sohn Baseball spielte. Ich hatte das immer so gerne getan, auch wenn ich kaum Zeit dazu gefunden hatte. Meine Arbeit hatte mich damals vielleicht sogar noch mehr eingenommen, als jetzt im Stargatecenter. Ich sah so glücklich aus, doch da ich wusste, was passieren würde, war mir auch klar, dass sie das gleich ändern würde. Dann würde Sarah mit dem Handy in der Hand heraus kommen und ich würde zurück zum Stützpunkt beordert werden und natürlich würde ich so mein Versprechen brechen, nicht nur ihr gegenüber...

"Und du bleibst wirklich die ganze Woche zu Hause?", fragte Charlie begeistert.

"Na klar! Ich würde doch um nichts in der Welt dein großes Spiel morgen vergessen.", gab Jack ernst zurück.

"Das hast du schon üfter gesagt, aber dann kam immer etwas dazwischen.", wandte sein Sohn ein. Jack fiel über ihn her und begann ihn abzukitzeln.

"Willst du etwa sagen, du glaubst deinem alten Herrn nicht. Na warte, das wirst du noch bereuen."

Sie wälzten sich lachend auf dem Boden herum, während Jack Charlie immer noch mit seinen Händen malträtierte. Dieser schrie unter Lachen laut auf. Sie verschreckten die ganze Nachbarschaft mit ihrem Geschrei. Bis dann Sarah nach Draußen kam und Jack das Telefon in die Hand drückte...

"Leg auf!", schrie ich mein jüngeres ICH instinktiv an, auch wenn es nichts brachte, schließlich konnte er mich nicht hören, geschweige denn sehen. Einerseits wollte mein Herz es aufhalten, verhindern, dass Charlie so starb, aber etwas in mir sträubte sich dagegen. Der Teil, der bereits mit der Vergangenheit abgeschlossen hatte, der ein neues Leben begonnen hatte und glücklich war. Der Jack in mir, der seine Sam hatte, der wusste, dass es für sie irgendwann mal eine gemeinsame Zukunft geben würde. Ein innerer Kampf entbrannte in mir und ich wusste weder ein noch aus. Schließlich fragte ich wütend: "Wieso tust du mir das an?"

"Es war doch dein Wunsch. Du hast die Chance zu bekommen, was dein Herz begehrt.", entgegnete Joshua ruhig.

"Wenn ich nur wüsste, was das ist." Ich klang verzweifelt, kein Wunder, denn ich war mit den Nerven am Ende. All das, was ich vergessen wollte, spielte sich nun vor meinen Augen ab und ein Leben ohne Schuldgefühle war zum Greifen nahe. Doch ich hatte auch so viel zu verlieren: Sam, Daniel, Teal'c, das Stargate und all die anderen, die wir über die Jahre kennen gelernt hatten. Ich würde niemanden von ihnen je kennen lernen. Trotzdem war er mein Sohn, mein eigen Fleisch und Blut, welches gerade ins Haus lief, um sich mit meiner Waffe zu erschießen. Wahrscheinlich hatte er vorgehabt, sie zu verstecken, damit ich nicht fuhr, aber das war wohl der größte Fehler, den er begehen konnte. Wieder wechselte die Szenerie und ich befand wie zum Anfang wieder im Schlafzimmer, in welchem jetzt auch Charlie stand und die Pistole begutachtete. Dann schien die Zeit stillzustehen.

Joshua meinte: "Es ist Zeit sich zu entscheiden."

"Was werde ich verlieren? Was könnte die Zukunft mir noch bringen? Zeig es mir, bevor ich mich entscheide.", bat ich, auch wenn das nur einen Aufschub bedeutete, eine Galgenfrist für meine geläuterte Seele. Eine verwirrteSam erschien neben mir und sah mich verwundert an. Sie trug einen Jungen auf dem Arm, welcher ihr sehr ähnlich sah...

Major Samantha Carter saß an Colonel Jack O'Neills Bett und hielt seine Hand. Fast drei Tage lag er nun schon im Koma, musste bereits künstlich ernährt werden und schien von Minute zu Minute schwächer zu werden. Janet hatte immer noch nicht herausgefunden, welches die Ursache für seinen plötzlichen Zustand war. Sie konnten nur abwarten. Als Sam merkte, dass jemand an der Tür lehnte, drehte sie sich zu ihm um, es war Doktor Daniel Jackson. Sie wollte sich erheben und ihm Platz machen, denn er war da, um sie abzulösen, als auch ihr schwarz vor Augen wurde und sie bewusstlos zusammenbrach. Er konnte sie gerade noch so auffangen, während der Stuhl mit einem lauten Knall auf den Betonboden fiel...

Perplex fragte sie: "Was ist hier los, Jack?" Sie schien nichts zu verstehen. Mir ging es nicht anders.

"Das Gleiche wollte ich dich fragen? Wer ist denn dieser kleine Knirps?", entgegnete ich und zeigte auf den Jungen in ihrem Arm.

"Dein Sohn. Sag bloß, du erinnerst dich nicht an ihn?", antwortete sie leicht wütend.

"Nein, denn in meiner Zeit gibt es ihn noch nicht. Wie heißt er?" Ich streichelte leicht die Wange des Kleinen und er begann zu Lachen. Er hatte ihr Lächeln, ihre Augen und zu meiner eigenen Verwunderung pechschwarzes Haar, wie das meiner Mutter.

"Joshua! Joshua Daniel O'Neill." Sie knuffte dem kleinen sanft in den Bauch und sah ihn dabei verliebt an. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen.

"Daniel?", hakte ich verwirrt nach.

"Er starb... ein halbes Jahr vor Joshs Geburt." Ich war geschockt. Daniel würde sterben, der Mann, von dem ich dachte, dass er das niemals könnte, würde nicht mehr länger existieren. Also würde ich ihn dennoch verlieren, er würde dennoch aus meinem Leben treten. Aber ich würde auch ein Kind haben, eines das die Namen meiner beiden besten Freunde trug.

"Das ist aber nur eine der Möglichkeiten. Es könnte auch alles ganz anders kommen.", wandte Joshua ein. Ich sah zu Sam und ihrem... meinem... unserem Kind. Sie lächelte weiterhin.

Aufmunternd meinte sie: "Wie du dich auch entscheidest, ich werde dich ewig lieben, auch wenn ich dir wahrscheinlich nie begegnen werde." Sie verschwand wieder und ließ mich mit meiner Entscheidung allein zurück. Ich blickte zu Charlie, welcher noch immer eingefroren dastand. Jetzt wurde es Zeit, mich zu entscheiden. Ich ging noch einmal zum Fenster, um mein jüngeres ICH zu sehen, wie er sich gerade mit Sarah stritt, als auch für ihn die Zeit angehalten wurde. Ich konnte mich nicht in ihm erkennen. Ich war nicht mehr er. Dieser Jack war Vergangenheit, er existierte nicht mehr. Ich wusste, was zu tun war...

Die Zeit lief weiter, Charlie ergriff die Waffe und ein Schuss löste sich. Jack O'Neill wandte verletzt den Blick ab, doch er hatte es nicht verhindert. Kurz darauf stürmte sein jüngeres ICH in den Raum und kniete sich weinend neben seinen toten Sohn. Sarah stand in der Tür, die Tränen verklärten ihr die Sicht und der Schock saß noch immer tief in ihren Gliedern. Jack wagte nicht, einen der Drei anzusehen.

Selbst den Trünen nahe murmelte er: "Ich hoffe, du verzeihst mir irgendwann!"

"Ich bin sicher, dass Charlie dir verziehen hat.", gab Joshua zurück.

"Ich meine nicht Charlie, ich meine mein altes ICH. Ich habe es nie wahr haben wollen, doch ich bin schon lange nicht mehr der Ehemann und Vater, nicht für diese Familie, aber vielleicht irgendwann für eine andere." Jack war davon überzeugt, dass es einen Weg für Sam und ihn geben musste und er würde ihn finden. "Schick mich in meine Zeit zurück." Ein aufmunterndes Lächeln umspielte Joshuas Gesicht und Jack wurde erneut unmächtig...

Als Jack wieder zu sich kam, sah er in die erleichterten Gesichter von seinen Freunden. Von allen, außer von Sam. Sofort machte sich Angst in ihm breit, dass ihr etwas passiert hatte sein können.

"Wo ist Sam?", fragte er fast hysterisch und war bereits im Begriff aufzustehen, doch Teal'c und Daniel hielten ihn zurück.

"Es geht ihr gut.", beruhigte Doktor Fraiser ihn. "Sie schläft. Sie ist zusammengebrochen."

"Wie lange hab ich geschlafen?", fragte er und ließ sich zurück in die Kissen sinken.

"Sechs Tage!", antwortete Daniel. "Wir hatten schon Angst, dass du gar nicht mehr aufwachen würdest."

"Mich werdet ihr nicht los.", entgegnete Jack und lachte, überglücklich wieder zu Hause zu sein und diesen Alptraum hinter sich zu haben.

"Das hoffe ich doch!", meldete sie jetzt eine schwache Frauenstimme zu Wort. Es war Sam, die neben ihm im Bett lag. Ihre Freunde traten bei Seite und machten ihren Blicken platz. Beide lächelten sie sich an. Jack wusste, dass auch sie miterlebt hatte, was während seines Komas passiert war, sie war schließlich dort gewesen, mit einer ihrer Hoffnungen. Er war Sam dankbar dafür, dass sie ihn hatte daran Teil haben lassen. Er streckte ihr die Hand entgegen und sie ergriff sie. Nichts würde sie mehr trennen, keine Macht der Welt und seine Vergangenheit schon gar nicht...


ENDE
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