(1) Das Gefangenendilemma oder 17:42 Uhr by Redlum
Summary: Geschrieben für die FF-Challenge von Sam&Jack. Die Vorgabe: 'Gefangenendilemma'.
Categories: Stargate SG-1 Characters: Jack O’Neill (SG-1), Multi-Chara
Genre: Angst, General, Humor
Challenges: Keine
Series: 42er-Reihe
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 2086 Read: 2371 Published: 13.06.12 Updated: 13.06.12
Story Notes:
Anmerkung 1:
Geschrieben für die FF-Challenge von Sam&Jack. Die Vorgabe sah wie folgt aus:

[Zitat von Sam&Jack]
Und zwar fände ich es mal ganz spannend, wenn irgendwie das „Gefangenendilemma“ thematisiert wird. Völlig egal, ob jemand vom SG-Team die Gefangen sind oder jemand anderes aus dem SG-Team Informationen herausfinden will.
Ich hab mal kurz eine Definition von wikipedia.de

[Zwei Gefangene werden verdächtigt, gemeinsam eine Straftat begangen zu haben. Beide Gefangene werden in getrennten Räumen verhört und haben keine Möglichkeit, sich zu beraten bzw. ihr Verhalten abzustimmen. Die Höchststrafe für das Verbrechen beträgt sechs Jahre. Wenn die Gefangenen sich entscheiden zu schweigen (Kooperation), werden beide wegen kleinerer Delikte zu je zwei Jahren Haft verurteilt. Gestehen jedoch beide die Tat (Defektion), erwartet beide eine Gefängnisstrafe, wegen der Zusammenarbeit mit den Ermittlungsbehörden jedoch nicht die Höchststrafe, sondern lediglich von vier Jahren. Gesteht nur einer (Defektion) und der andere schweigt (Kooperation), bekommt der erste als Kronzeuge eine symbolische einjährige Bewährungsstrafe und der andere bekommt die Höchststrafe von sechs Jahren. Das was man von dem Gefangenen herausfinden soll ist völlig euch selbst überlassen und auch die Strafen, die man jemandem androht, können komplett variieren. Ebenso, wie es überhaupt zu der Situation kam etc.]

[Zitat von Sam&Jack]
Also das Stichwort wäre also: Gefangenendilemma und sonst gibt es keine Vorgaben und jeder kann dazu schreiben, was er will.




Anmerkung 2:
Wer mit dem Namen Shen Xiaoyi nichts anfangen kann (ich musste mir ihren Namen auch erst aus dem Internet heraussuchen ): Bei ihr handelt es sich um das chinesische IOA-Mitglied, dass in den Folgen Die Plage (SG-1 9.17), Der Kreuzzung (SG-1 9.19), Niemandsland (SGA 3.01) und Ãœberreste (SGA 5.15) mitspielte.

1. Kapitel 1 by Redlum

Kapitel 1 by Redlum
Das Gefangenendilemma oder 17:42 Uhr


Pentagon, 19:31 Uhr:

O'Neill seufzte innerlich, als es an die Tür seines Büros klopfte. Er musste nicht in seinen Terminplan schauen um zu wissen wer etwas von ihm wollte. Als sich die Tür öffnete und Shen Xiaoyi vom IOA sein Büro betrat, sah er, dass er richtig vermutet hatte.

Das IOA war vor kurzem auf die glorreiche Idee gekommen alle SG-Team-Mitgliedern einem groß angelegten psychologischen Test zu unterziehen. Und ihm, General Jack O'Neill, fiel die undankbare Aufgabe zu, die Ergebnisse welche dabei erzielt wurden, mit dem IOA Punkt für Punkt durchzukauen.
Letzte Woche hatte er endlose Gespräche mit Camille Wray geführt, die die Tests auf der Destiny geführt, überwacht und ausgewertet hatte. Die Testergebnisse waren dabei wenig überraschend ausgefallen: Sämtliche Besatzungsmitglieder der Destinycrew waren mit Pauken und Trompeten durchgefallen. Und um zu dieser erstaunlichen Einsicht zu kommen, hatte man endlose Stunden benötigt. Und was für O'Neill wesentlich schlimmer war: Mindestens ebensoviele endlose Stunden um ihn davon in Kenntnis zu setzen. Und ein genauso langweiliger Besprechungsmarathon stand ihm diese Woche mit Xiaoyi bevor, die für die Tests beim SGC-Personal verantwortlich war. Und in der Woche darauf noch mal das Ganze, wenn ihm Woolsey die Testergebnisse der Atlantiscrew präsentierte.

Dabei würde die heutige Besprechung noch relativ kurz ausfallen, standen am ersten Tag doch nur die Anreise in ein Hotel, das extra für diesen Zweck vom IOA in Beschlag genommen worden war, einige der von allen Beteiligten so gehassten Kennenlernspiele und als Einstieg in die psychologischen Tests das Gefangenendilemma auf dem Programm.
Letzteres sollte Einblick darüber geben, wie gut sich die einzelnen Teammitglieder in die Gedankengänge ihrer Kollegen hineinversetzen konnten und so eine Aussage über das funktionieren der einzelnen SG-Teams geben.

Das Gefangenendilemmaszenario sah dabei so aus, dass jeweils zwei Teammitglieder unabhängig voneinander ein fiktives schweres Verbrechen zur Last gelegt und sie zu diesem befragt wurden. Nun hatte jeder der Beiden die Möglichkeit entweder zu kooperieren und zu gestehen oder nicht zu kooperieren und zu schweigen. Würden beide gestehen, so würden beide zu drei Tagen Küchendienst eingeteilt werden, sollten beide schweigen so würden beide auf Grund kleinerer Delikte die man ihnen nachweisen konnte zu vier Tagen Küchendienst eingeteilt. Sollte nur einer von beiden kooperieren so würde derjenige nur eine symbolische Strafe von zwei Tagen Küchendienst bekommen während der Schweigsame die vollen fünf Tage abarbeiten musste. Um nun für beide das beste Ergebnis zu erzielen, musste man sich also in den anderen Gefangenen hineinversetzen um sagen zu können, ob sich dieser für kooperieren oder nicht kooperieren entscheiden würde.
Es musste nicht extra erwähnt werden, dass das IOA auf diese Weise geschickt die Kosten für eine Küchencrew gespart hatte.

Die Destiycrew hatte bei dem Dilemma miserabel abgeschnitten, hatte doch niemand versucht sich in den jeweils anderen hineinzuversetzen sondern sich noch in derselben Sekunde, in der Wray mit dem erklären der Regeln fertig gewesen war, sich für "Verrat des jeweils anderen" entschieden.
Umso gespannter war O'Neill jetzt, wie das SGC-Personal wohl abgeschnitten hatte.

Er sah zu Xiaoyi, die mit einigen Akten bewaffnet gegenüber von O'Neill in einem der Besuchersessel Platz nahm, und zog fragend eine Augenbraue nach oben.

Xiaoyi seufzte. "Um ihre Frage die Sie vermutlich haben gleich zu beantworten: Das SGC-Personal hat beim Gefangenendilemma wesentlich besser abgeschnitten als die Destinycrew. Aber ..." Sie druckste etwas herum anstatt weiter zu sprechen.

"Aber?"

"Nun ... es kam zu einem unerwarteten Zwischenfall."

"Ein unerwarteter Zwischenfall?"

"Um genau zu sein, lief alles wunderbar. Bis auf ein Team." Xiaoyi legte vier Akten auf den Tisch. "SG-1."

O'Neill konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen und schnappte sich die dünnste der Akten. Er warf einen Blick darauf und sah, dass sie mit Teal'c beschriftet war.

"Das ist das Befragungsprotokoll", erklärte Xiaoyi. "Der Fragensteller wird darin als F, der Gefangene als G bezeichnet."

O'Neill nickte und schlug die Akte auf. Die erste Seite in welcher F G über die Spielregeln aufklärte, übersprang er beim lesen.



F (14:30): Sie haben alles verstanden?

G (14:30): Ich kann Schweigen?

F (14:31): Ja. Aber ich würde vorschlagen, Sie versuchen sich in das Teammitglied hineinzuversetzen, von dem ihre Bestrafung neben Ihrer eigenen Aussage ebenfalls abhängt.

G (14:32): (schweigt)

F (14:35): Wollen Sie gar nicht wissen, wer dieses andere Teammitglied ist?

G (14:35): (schweigt)

F (15:17): Wollen Sie eigentlich noch etwas anderes machen als mich anzustarren?

G (15:17): (schweigt)

F (16:55): OK, wir machen jetzt folgendes: Ich gehe nach draußen, und wenn Sie doch noch etwas sagen wollen, dann schreien Sie einfach laut. Es wird dann jemand zu Ihnen kommen.

G (16:56): (zieht eine Augenbraue nach oben)


Bemerkung: Das Verhör wurde um 17:42 Uhr aufgrund des "Vorfalls" abgebrochen.




O'Neill musste breit grinsen. Ja, das war Teal'c wie er ihn aus den guten alten SG-1-Zeiten kannte. Interessiert griff er nach der Akte des zweiten Mitglieds, dass schon dabei gewesen war, als er selber Anführer des Vorzeigeteams gewesen war. Die Daniel Jackson-Akte war gleichzeitig die dickste der vier.



F (14:30): Sie haben alles verstanden?

G (14:30): Durchaus. Wissen Sie dass ich das hier ziemlich spannend finde? Bereits im siebzehnten Jahrhundert schlugen mit Christian Huygens und Gottfried Wilhelm Leibniz nämlich zwei berühmte Gelehrte ...




O'Neill blätterte zur letzen Seite - Seite 115 vor.



F (17:23): Tut mit Leid, wenn ich Sie jetzt doch unterbreche, auch wenn wir das eigentlich nicht machen sollten ... aber wollen Sie gar nicht wissen wer Ihr Mitgefangener ist?

G (17:24): Doch, durchaus. Aber zuerst möchte ich diesen überaus wichtigen Punkt noch schnell zu Ende erörtern ...




Er las den Rest der Seite nicht weiter, sondern sprang gleich zum Ende des Protokolls.



Bemerkung: Das Verhör wurde um 17:42 Uhr aufgrund des "Vorfalls" abgebrochen.



O'Neill runzelte die Stirn. Was hatte es mit diesem Vorfall wohl auf sich? Neugierig geworden nahm er sich die nächste Akte vor: Vala Mal Doran.



Hotel, 14:30 Uhr

"Sie haben alles verstanden?"

"Jep." Vala warf dem IOA-Mann ein strahlendes Lächeln zu. Doch innerlich rasten ihre Gedanken. Und ob sie alles verstanden hatte. Entweder wurde sie wegen eines fiktiven schweren Verbrechens zu Küchendienst verurteilt, für das es keine Beweise gab, oder für ein geringfügigeres Delikt. Das Problem war nur, dass sie seit sie auf der Erde war bereits so viele "kleinere" Delikte begangen hatte, dass es vermutlich ausreichte um sie zu fünfzehn Jahren Küchendienst zu verurteilen. Mindestens! Und sie hatte nun wirklich keine Lust auf Küchendienst! Die Frage war jetzt als erstes über wie viele dieser kleineren Delikte ...

"Miss Mal Doran?"

"Hä?", fragte Vala, als sie so plötzlich aus ihren Gedanken gerissen wurde.

"Ich fragte Sie für welche der beiden Optionen Sie sich entscheiden? Haben Sie überhaupt mitbekommen, wer ihr Mitgefangener ist?"

"Ja klar", log Vala. In Wahrheit war sie viel zu sehr mit dem Versuch beschäftigt gewesen sich eine dritte Option zu überlegen, als ihrem Gegenüber zuzuhören. Es musste doch noch einen anderen Weg aus diesem Dilemma geben, als nur Option A oder B.

"Also? Kooperieren Sie mit uns oder schweigen Sie lieber?"

"Das ist eine gute Frage", seufzte Vala. "Ich befürchte darüber werde ich mir erstmal in Ruhe Gedanken machen müssen."

Der Befrager nickte und wandte sich zum gehen. "Kein Problem. Klopfen Sie einfach an die Tür, wenn Sie sich entschieden haben."




O'Neill zog eine Augenbraue nach oben. "Sie haben Vala alleine gelassen?"

"Sicher. Zu diesem Dilemma gehört es sich Gedanken über die Gedankengänge des Mitgefangenen zu machen. Da ist eine längere Zeitspanne, in der man den jeweiligen Teilnehmer in Ruhe vor sich hinbrüten lässt ganz legitim, wenn er oder sie nach einer solchen ersucht."

"OK ..." O'Neill versuchte sich ein Stirnrunzeln zu verkneifen und angelte sich die letzte Akte: Cameron Mitchell. Nachdem die Akte ungefähr denselben Umfang hatte wie Daniels, schlug er sie gleich auf der letzten Seite auf.



F (17:36): Wissen Sie, es gefällt mir wirklich mich mit Ihnen über die aktuelle Footballsaison, Baseballstatistiken und die Dallas Mavericks zu unterhalten, aber wollen Sie nicht endlich wissen, wer Ihr Mitgefangener ist?"

G (17:38): Nein, wieso? Wenn es Jackson wäre, würde er vermutlich die ganze Zeit reden, ohne dabei etwas zu sagen. Genau dasselbe würde Teal'c machen, wenn er auch dabei im wortwörtlichen Sinne nichts sagt. Vala ... nun Vala wird etwas tun, womit vermutlich niemand rechnet. Und zwar genau ... (G schaut auf die Uhr) ... Jetzt!

F (17:40): OK ...?

G (17:40): Das war jetzt schlechtes Timing. Aber Sie müssen zugeben, dass es ziemlich cool gewesen wäre, wenn es wirklich jetzt passiert wäre!

F (17:41): Wenn was passiert wäre?


Bemerkung: Das Verhör wurde um 17:42 Uhr aufgrund des "Vorfalls" abgebrochen.




"OK ... was hat es mit diesem Vorfall auf sich?"

Xiaoyi verzog ihre Mine bevor sie antwortete. "Irgendwann kurz nach 14:45 Uhr verließ Vala Mal Doran unbemerkt durch einen Lüftungsschacht das Hotel. Um circa 17:33 Uhr stahl sie den Russen die Korolev II buchstäblich unter ihrem Hintern weg und beamte um exakt 17:42 Uhr den Rest von SG-1 aus ihren Verhörzimmern. Seitdem fehlt jede Spur von ihnen. Alles was sie uns daließen, war das hier." Dabei zog sie ein Foto hervor und präsentierte es dem General. Auf ihm war eine Spülmaschine zu sehen. "Die fanden wir in Valas Verhörzimmer, als die anderen drei weggebeamt wurden."

"Wahrscheinlich wollte sie damit doch noch was zum Küchendienst beitragen."

"Haha!" Xiaoyi stand auf und funkelte O'Neill an. "General! Ich verlange dass sie SG-1 sofort finden und zurückholen! Mir egal wie Sie das anstellen, aber so geht das einfach nicht! Über die Testresultate der anderen Teams unterhalten wir uns dann morgen."

O'Neill seufzte, als Xiaoyi sein Büro verließ. Im Grunde hatte SG-1 genau das gemacht, was das IOA von ihnen erwartet hatte. Sie hatten sich in die Gedankengänge der jeweils anderen hineinversetzt und dabei das für sie beste Resultat erzielt. Indem Mitchell, Daniel und Teal'c auf Zeit gespielt hatten, hatten sie Vala die Möglichkeit gegeben eine unerwartete dritte Option aus dem Hut zu zaubern, um sie aus diesem Dilemma herauszuholen. Eigentlich müsste das IOA hochzufrieden sein. Im Gegensatz zu ihm, denn es würde vermutlich nicht lange dauern bis er die Russen am Hals hatte, die ihr Schiff wieder haben wollten.

Er ließ seinen Blick über die vier Akten schweifen und blieb schließlich an dem Foto hängen. Die Spülmaschine kam ihm irgendwie bekannt vor. Und tatsächlich! Bei genauerem hinsehen war deutlich die mit schwarzem Filzstift geschriebene Inschrift John Shepp. war hier zu erkennen. Das war nicht irgendeine Spülmaschine, sondern die die Martin Lloyd in den Folgen SG 2007 und Ursprung von Wormhole GalaXy, der zweiten Ablegerserie von Wormhole X-Treme, als Requisit verwendet hatte. O'Neill hatte Martin sowohl bei X-Treme, wie auch bei X-Lantis und GalaXy mit immer wieder neuen Ideen versorgt, worüber dieser so erfreut gewesen war, dass er dem General nach dem Ende von GalaXy die Spülmaschine geschenkt hatte. Da O'Neill nicht wirklich viel damit anfangen hatte können, war sie seitdem mehr oder weniger nutzlos neben seinem See in einem alten Schuppen verstaubt. Nur er selber und SG-1 hatten gewusst, wo sie sich bis vor wenigen Stunden befunden hatte. Und das bedeutete wiederum, dass die Spülmaschine nicht nur ein Zeichen an das IOA war, dass sie ihren Küchendienst gefälligst selbst machen sollten, sondern gleichzeitig ein Wink wo sich SG-1 befand und wie er, O'Neill, diesem Russendilemma entkommen konnte.

Wie aufs Stichwort klopfte es an der Tür und Major Davis steckte seinen Kopf herein. "Sir, die Russen ..."

"Ich weiß Major", unterbrach O'Neill ihn. "Ich habe etwas Dringendes zu erledigen. Stellen Sie Kontakt zur Hammond her und holen Sie Colonel Carter auf einen Monitor."

"Ja Sir."

O'Neill grinste innerlich während Davis sein Büro wieder verließ. Er würde jetzt Carter fragen ob sie nicht auch meinte, dass es an der Zeit wäre, sich ein, zwei Wochen Urlaub zu nehmen, den Alltagsstress Alltagsstress sein zu lassen und sich an einem wohlbekannten See mal so richtig auszuspannen. Sollte sich doch sein Stellvertreter mit dem IOA, diesen dämlichen psychologischen Tests und den Russen herumschlagen ...



ENDE

© Redlum49, März 2012
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