Hattuscha by Tanagra
Summary: Ein neuer Planet, und wieder ist einiges anders, als es zunächst scheint.
Categories: Stargate SG-1 Characters: Daniel Jackson (SG-1), Jack O’Neill (SG-1), Samantha Carter (SG-1), Teal’c (SG-1)
Genre: Action, Adventure, Friendship, General, Torture / Gewalt
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 8672 Read: 2746 Published: 10.05.12 Updated: 10.05.12

1. Kapitel 1 by Tanagra

Kapitel 1 by Tanagra
Hattuscha


Der Planet, der vom SGC als P4X187 bezeichnet wurde, zeigte sich von seiner freundlichsten Seite, als SG 1 durch das Tor trat.

Die Sonne schien warm, ein leichter Wind wehte, der Himmel war blau mit vereinzelten Schäfchenwölkchen.

"Das gefällt mir nicht," meinte Colonel Jack O’Neill und sah skeptisch in die Landschaft.

"Jack, Ihnen kann man es auch gar nicht recht machen, oder? Entweder ist es zu heiß oder zu kalt, zu viele Bäume oder zu wenige, und wenn dann mal alles perfekt ist, ist es auch wieder nicht gut." Daniel Jackson schüttelte lächelnd den Kopf.

"Eben weil es so perfekt scheint, ist es verdächtig," erklärte Jack und sah in zwei grinsende Gesichter seiner Teamkollegen. Allein Teal’c verzog keine Miene.

"Sir, vielleicht ist es einfach mal ein friedlicher, schöner Planet mit einer freundlichen Bevölkerung..." setzte Major Sam Carter an, aber sie unterbrach sich selbst, als sie eine Gruppe von Menschen sah, die sich ihnen näherte.

"Sir?"

"Sag ich doch," seufzte Jack und sah den Ankömmlingen skeptisch entgegen.

Es waren drei Männer und zwei Frauen, bäuerlich gekleidet, die vor ihnen stehen blieben.

"Seid ihr fremd hier?" fragte einer der Männer und sah sie der Reihe nach forschend an.

"Kann man so sagen," antwortete Jack.

"Wir kommen von ziemlich weit her und möchten gern etwas über euer Leben und eure Kultur erfahren," schaltete Daniel sich ein. "Wir sind Forscher."

"Wenn ihr eine lange Reise hinter euch habt, seid ihr sicher hungrig," stellte eine der Frauen fest und trat mit einer freundlich einladenden Geste einen Schritt zurück.

"Folgt uns in unser Dorf, es ist uns eine Freude, euch mit Speisen und Trank zu begrüßen."

"Ich würde sagen, das fällt in die Kategorie ‚friedliebend und freundlich’", raunte Daniel und folgte der Einladung mit einem Lächeln.

"Einfach zu perfekt," seufzte Jack, und sie alle schlossen sich Daniel an.

Es war nicht weit bis zu dem Dorf, von dem die Einheimischen gesprochen hatten. Die Häuser waren einfach, aus gebranntem Lehm gebaut, aber alles sah sehr sauber und gepflegt aus. Kinder spielten zwischen den Häusern und beäugten sie neugierig, als sie näher kamen.

Sie wurden zu einem zentralen Platz geleitet, wo Bänke und Tische aus Holz aufgebaut waren, und sie nahmen Platz. Nun kamen aus den Häusern Menschen und brachten Krüge mit frischem, kühlem Wasser, Platten mit Brot und weißem Käse, Schalen mit allerlei Obst und eingelegten Oliven. Es dauerte nicht lange, und es machte sich Volksfeststimmung breit, und die Bewohner des Dorfes beteiligten sich an dem Essen und bombardierten die Besucher mit neugierigen Fragen.

Sie versuchten, alles so einfach wie möglich zu erklären, ohne zu viel zu sagen. Dann kam Daniel endlich dazu, seine eigenen brennenden Fragen loszuwerden.

"Gibt es hier noch mehr Dörfer außer eurem? Ich meine, vielleicht sogar ein größeres oder eine Stadt?"

"Oh ja," lachte Assili, eine der Frauen, die sie hierher geleitet hatten.

"Der Großkönig lebt natürlich nicht in diesem Dorf, er lebt in seinem Palast in der Stadt."

"Der Großkönig, aha. Klingt irgendwie nicht mehr so friedlich und freundlich," murmelte Jack.

"Dies hier ist nur ein kleines Dorf, wir bauen Obst und Gemüse an, auch etwas Getreide, halten ein paar Ziegen und Schafe und treiben Handel mit der Stadt. In Hattuscha sind die Handwerker, die Geschirr herstellen und Kleidung, Gold- und Silberschmiede und so was. Andere Dörfer haben sich auf die Tierzucht verlegt und bieten Ziegen, Schafe und Esel auf Märkten an."

Daniel hatte bei der Erwähnung der Stadt aufgemerkt.

"Sagtest du Hattuscha?"

"Ja, so heißt die Stadt."

"Und... euer Großkönig?"

"Suppiluiliuma II. Ihr kommt wirklich von sehr weit her, richtig?" lachte Ahmetap, der Mann von Assili.

"Sagt Ihnen das was, Daniel?" fragte Sam interessiert, als sie den verdutzten Gesichtsausdruck des Archäologen sah.

"Allerdings," antwortete Daniel und schüttelte ungläubig den Kopf. "Es gab in der Bronzezeit in Anatolien..." Er sah zu Jack und fügte hinzu: "Das liegt in der heutigen Türkei."

"Klar, weiß doch jeder!" erwiderte Jack, und man sah seinem Gesicht deutlich an, dass er es nicht gewusst hatte.

"Jedenfalls gab es in der Bronzezeit dort eine sozial hochentwickelte Kultur, die Hethiter. Ihre Hauptstadt hieß Hattuscha. Ca. 1300 vor Christus schlugen die Hethiter unter Muwattalli II. in der Schlacht von Kadesch ziemlich überraschend Ramses II. Später schloß man Frieden mit Ägypten, was in einem Vertrag schriftlich niedergelegt wurde. Die Tontafeln, auf denen der Vertrag geschrieben steht, wurden gefunden und noch Unmengen von weiteren Tafeln. Sie wurden teilweise entziffert, und man muß davon ausgehen, dass die Hethiter die erste formelle Verfassung der Welt hatten, wo Regeln der Thronfolge und der Regierungsform niedergelegt waren. Das war 1450 vor Christus, eine unglaublich fortschrittliche Einstellung in der damaligen Zeit!" Daniel war seine Begeisterung deutlich anzumerken, was Jack nur noch skeptischer machte. Bis jetzt immer, wenn Daniel von irgendetwas derartig hingerissen war, waren sie in ernsthafte Schwierigkeiten geraten. Ob da ein ursächlicher Zusammenhang bestand, ließ sich freilich nicht sicher sagen.

"Fein. Klingt ja alles sehr sympathisch. Und wie sind die Leute hierher gekommen?"

"Suppiluiliuma hat uns hergebracht!" erklärte einer der Dorfbewohner und schüttelte lächelnd den Kopf, dass ihnen diese Tatsache offensichtlich nicht bekannt war.

"Klar, hatt’ ich vergessen," lächelte Jack und nickte.

"Ca. 1200 vor Christus wurde die Stadt Hattuscha in Anatolien verlassen. Bis heute weiß man nicht, was die Menschen dazu veranlasst hat, dort alles aufzugeben. Es gibt Theorien über einen Angriff oder ein verheerendes Feuer, aber für nichts von alledem gibt es bisher Beweise. Vielleicht haben wir gerade herausgefunden, was wirklich aus den Leuten geworden ist."

Jack warf den Kopf in den Nacken und sandte einen Blick gen Himmel.

"Daniel, nun mal langsam. Das wäre schlappe 3000 Jahre her!"

Doch Daniel ließ sich nicht beirren.

"Interessanterweise hieß der Großkönig, unter dem Hattuscha verlassen wurde, Suppiluiliuma II. Wir könnten es hier mit einem direkten Nachkommen dieses Königs zu tun haben!"

Ahmetap hatte etwas verwirrt aber aufmerksam zugehört und schüttelte nun energisch den Kopf.

"Nein, nicht Nachkomme! Es ist Suppiluiliuma II. Er, der unser Volk hierher geführt hat in eine Welt des Friedens. Er, der ewig weiterlebt und seine Kinder beschützt vor Unheil und Krieg." Er sah in die Runde, und alle Dorfbewohner blickten ihn zustimmend an. "Er hat unsere Vorfahren durch das Chaapa’ai in diese Welt geführt, weil die ägyptischen Verbündeten uns nicht länger schützen konnten. Ein Aufstand drohte, und Ra riet ihm, Hattuscha zu verlassen und an einem ganz anderen Ort neu aufzubauen. So ist es überliefert, und so ist es geschehen," schloß er feierlich.

Die Sonne war untergegangen, und man bot den Fremden ein Haus zum Schlafen an. Die Familie, die normalerweise in dem Haus wohnte, verbrachte die Nacht bei den Nachbarn, damit die Besucher ungestört waren.

"Das ist ja eine unglaubliche Geschichte," sagte Sam kopfschüttelnd, als sie unter sich waren.

"Mich macht vor allem die Erwähnung eines Typen nervös, der angeblich 3000 Jahre alt und außerdem ein Kumpel von Ra sein soll. Das riecht ganz gewaltig nach Goa’uld," meinte Jack nachdrücklich. Daniel und Sam nickten. Teal’c legte den Kopf schief.

"Ich habe keine Kenntnis von einem Goa’uld namens Suppiluiliuma."

"Aber du hast selbst gesagt, dass dir unmöglich alle Goa’uld bekannt sein können," gab Sam zu bedenken.

"Vielleicht ist es sogar so, dass dieser Goa’uld seit tausenden von Jahren keinerlei Kontakt zu den Systemlords mehr hat. Wenn er damals auf Ras Rat hin die Erde verlassen hat und seitdem in Frieden hier lebt, ist er vielleicht so eine Art... guter Goa’uld," überlegte Daniel.

Jack lachte verächtlich auf.

"Daniel, nur ein toter Goa’uld ist ein guter Goa’uld!"

"Aber denken Sie an die Tok’Ra," wandte Sam ein. "Sie sind im biologischen Sinne auch Goa’uld, aber sie sind trotzdem unsere Verbündeten und bekämpfen die Systemlords."

Jack sah sie an, sagte dann aber nichts. Sie wusste ja, wie er über die Tok’Ra dachte, und er wollte jetzt nicht darauf herumreiten, weil auch ihr Vater zu den Tok’Ra gehörte.

"Immerhin bezeichnet sich dieser Goa’uld, wenn es denn einer ist, nicht als Gott sondern als König," gab Daniel weiter zu bedenken. "Und die Dorfbewohner scheinen ihn zu verehren, ohne ihn wirklich zu fürchten. Ich meine, es scheint kein Terrorregime zu sein. Auf mich macht es jedenfalls einen völlig anderen Eindruck als zum Beispiel Chulak oder Abydos."

"Das ist korrekt," stimmte Teal’c zu. "Selbst Apophis’ fanatischste Anhänger waren doch auch voller Furcht vor ihm. Ein derartiges Empfinden konnte ich bei den Menschen dieser Welt nicht feststellen."

"Danke, Teal’c." Jack sah sein Team resigniert an. "Also, besuchen wir morgen den Kerl. –Wenn er uns eine Audienz gewährt!"

Er legte sich auf sein Bett und schloß die Augen. Seine Waffe ruhte neben ihm, und seiner Haltung konnten die anderen entnehmen, dass er alles andere als entspannt war.

Am nächsten Morgen fragten sie Assili und Ahmetap, ob sie sie nach Hattuscha zum Palast führen könnten.

"Wir würden gern die Stadt sehen und vielleicht sogar mit dem Großkönig sprechen, wenn das möglich ist," erklärte Daniel.

"Natürlich," erwiderte Ahmetap erfreut. "Er empfängt jeden Tag Menschen aus dem Volk, die einen Rat brauchen oder medizinische Hilfe. Seine Heilkräfte vollbringen wahre Wunder!" Er winkte ihnen, ihm zu folgen, und marschierte los.

Die anderen warfen sich einen vielsagenden Blick zu, und Jack sagte: "Einfach zu perfekt." Dann folgten sie dem Mann.

Der Marsch führte sie durch ein kleines Waldstück, an Feldern und einem anderen Dorf vorbei, bis in einiger Entfernung die Stadtmauern auftauchten: Hattuscha. Ahmetap erzählte unentwegt von den medizinischen Wundern, die Suppiluiliuma vollbracht hatte, wie er unzählige Menschen vor dem sicheren Tod bewahrt und geheilt hatte.

Daniel warf dabei Jack einen Blick zu, doch der zog nur die Augenbrauen hoch und ging davon aus, dass Daniel verstand, was er damit sagen wollte: Einfach zu perfekt!

Das Tor in der Stadtmauer, zu dem sie kamen, wurde von zwei Löwenskulpturen flankiert und versetzte den Archäologen wieder in Aufregung.

"Das Löwentor!" hauchte er ehrfürchtig und schüttelte fasziniert den Kopf.

"In Anatolien ist davon zwar noch einiges erhalten, aber das hier ist einfach – phantastisch!"

Ahmetap sprach inzwischen mit der Torwache und erklärte, dass es sich bei seinen vier Begleitern um Reisende aus einem fernen Land handele, die den Großkönig zu sprechen wünschten. Sie wurden ohne Probleme in die Stadt gelassen.

"Hast Du das gesehen, O’Neill?" fragte Teal’c. "Sie trugen einfache Lanzen, keine Stabwaffen oder andere Goa’uld-Technik."

Jack nickte nur.

Daniel drehte sich im Gehen ständig um seine eigene Achse, und mehrmals stolperte er dabei, so dass Carter oder Teal’c ihm stützend unter den Arm griffen, damit er nicht fiel.

Jacks Unbehagen wuchs. Er konnte nicht erklären, warum das so war, aber je zuversichtlicher seine Kameraden wurden, desto misstrauischer wurde er. Hier war alles einfach zu freundlich, zu friedlich, zu harmonisch, um wirklich zu sein. Es musste einfach so sein, dass hier etwas nicht stimmte.

Der Palast war im gleichen Stil gebaut wie die restliche Stadt, und obwohl die Wände Verzierungen und Fresken aufwiesen, wirkte er nicht so prunkvoll überladen wie die ihnen bisher bekannten Goa’uld-Residenzen oder -Raumschiffe.

Auch die Wachen im Palast trugen keine Stabwaffen, Zats oder sonstige sichtbare Goa’uld-Technologien, und niemand hielt sie auf ihrem Weg auf, bis sie einen großen Saal betraten, der hell erleuchtet war durch eine nicht erkennbare Lichtquelle. An der Stirnseite stand ein Thron, auf dem ein ganz in blau gekleideter Mann saß und mit einer Frau sprach, die vor ihm stand.

"Das ist Suppiluiliuma II. ," flüsterte Ahmetap. "Würdet ihr bitte eure Hüte abnehmen? Es ist unhöflich, dem König mit einer Kopfbedeckung gegenüber zu treten."

"Sicher, wir wollen doch einen guten Eindruck machen," sagte Jack mit einem freudlosen Lächeln, zog sich das Cap vom Kopf und wuselte sich durch die kurzen grauen Haare. Auch Sam nahm ihr Cap ab. Daniel hatte seinen Hut schon beim Betreten des Palastes in seiner Tasche verstaut.

Die Frau, die mit dem König gesprochen hatte, ging nun an ihnen vorbei und musterte die Fremden interessiert. Sie traten vor zum Thron.

"Hi!" begann Jack, aber Daniel sprang ihm ins Wort.

"Guten Tag, Großkönig. Wir sind Reisende und...

Der Blick des Mannes auf dem Thron war von einem zum anderen gewandert und bei Teal’c und dem goldenen Zeichen an seiner Stirn hängen geblieben.

"Du bist ein Jaffa von Apophis?"

Jack warf einen alarmierten Blick zu den anderen, auch hinter Daniels Stirn arbeitete es, aber Teal’c antwortete, bevor er die Blicke wahrnahm.

"Ich war Primus von Apophis, aber ich diene ihm nicht mehr. Ich stehe jetzt im Dienste der Ta’uri."

Daniel und Jack waren sich ausnahmsweise einig, dass dies keine kluge Antwort gewesen war, aber nun war es zu spät. Daniel hatte die Stirn gerunzelt und den Blick gesenkt und dachte fieberhaft nach.

Jack beobachtete ganz genau die Reaktion des Königs, bereit, jeden Moment die Waffe einzusetzen.

Der König nickte nur und hielt den Blickkontakt zu Teal’c.

"Ta’uri. Diesen Ausdruck habe ich lange nicht mehr gehört," sinnierte er. "Du hast also Apophis verraten und bist geflohen."

Jack festigte den Griff um seine Waffe. Die Situation konnte jeden Augenblick außer Kontrolle geraten. Aus den Augenwinkeln konnte er sehen, dass auch die anderen auf eine Eskalation gefasst waren.

Plötzlich durchfuhr sie alle ein fürchterlicher Schmerz wie ein heftiger Stromschlag, und sie stürzten zu Boden. Blaue Blitze umtanzten ihre Körper, und sie wanden sich in Schmerzen, bevor sie reglos liegen blieben. Hinter ihnen steckten die Wachen ihre Zats wieder ein und entwaffneten die am Boden liegenden, die langsam wieder zu sich kamen aber immer noch Schmerzen litten.

"Es tut mir leid, dass das sein musste, aber ich hatte den Eindruck, dass ihr eure Waffen gegen mich richten wolltet," erklärte Suppiluiliuma und lächelte. Seine Augen glühten kurz auf.

"Oh, du musst dich nicht entschuldigen," keuchte Jack sarkastisch und kam schwankend wieder auf die Beine. Auch die anderen rappelten sich langsam hoch. Daniel hob beschwichtigend die Hände.

"Das ist alles ein Missverständnis," erklärte er. "Wir sind friedliche Forscher, wir wollten dich nicht angreifen. Um genau zu sein, hatten wir sogar gehofft, dass unsere Welten Freundschaft schließen könnten. Ich würde gern eure Kultur studieren, und vielleicht ist es auch für euch interessant, wie sich unsere Kultur entwickelt hat, seit ihr die Erde verlassen habt."

"Auch wir sind ein friedliches Volk," nickte der König und lächelte. "Aber wir haben auch Gesetze. Und die besagen, dass ein entflohener Sklave," er sah zu Teal’c, "... oder Jaffa dem ursprünglichen Besitzer zurückzugeben ist gegen einen angemessenen Finderlohn. Ich muß dich also festnehmen, bis wir dich an Apophis zurückgeben können. Es wird dir an nichts mangeln, unsere Gesetze verbieten, dich in irgendeiner Form zu bestrafen oder schlecht zu behandeln."

Plötzlich standen drei Wachen hinter Teal’c, die ihn packten und aus dem Raum führten. Sie waren ebenso kräftig wie er, und seine Versuche sich zu wehren blieben erfolglos. Auch hinter seinen Freunden hatten sich Wachen postiert, so dass sie ihm nicht helfen konnten.

"Verdammt!" fluchte Jack und sah Daniel wütend an. "Ich hab’s doch gesagt! Warum hör ich bloß immer wieder auf euch?!"

Daniel hatte den Blick gesenkt, und auch Sam vermied den direkten Blickkontakt mit ihrem Colonel.

"Nun zu euch," fuhr Suppiluiliuma freundlich fort, als sei nichts geschehen. "Ihr seid freie Bürger und könnt jederzeit gehen. Allerdings möchte ich zwei von euch bitten, noch zu bleiben."

Daniel sah unsicher zu Jack. Er hatte das untrügliche Gefühl, dass Jack nahezu rasend vor Wut war und wollte ihn nicht noch weiter gegen sich aufbringen, indem er jetzt das Falsche sagte.

"Du möchtest uns bitten?" fragte Jack nun mit hochgezogenen Augenbrauen. "Bitten?! Warum lässt du uns nicht auch einfach abführen wie Teal’c? Was soll die Nummer mit dem Bitte, Bitte?!"

"Wie gesagt, ihr seid freie Bürger. Euer Freund ist leider ein entlaufener Jaffa meiner Verbündeten, und ich muß ihn ausliefern, so will es das Gesetz. Aber gegen euch liegt nichts vor."

"Vielleicht ändert es deine Meinung, wenn wir dir sagen, dass Apophis tot ist," setzte Daniel vorsichtig an. "Er wird also keinen Anspruch auf Teal’c erheben..."

"Und wo wir gerade dabei sind," fügte Jack hinzu, "Dein geliebter Ra ist ebenfalls hinüber. Mausetot." Er lächelte. "War `ne tolle Show."

Daniel seufzte resigniert in Erwartung einer heftigen Reaktion seines Gegenübers.

"Nun, wenn Apophis tatsächlich tot ist, hat ein anderer Systemlord seinen Platz eingenommen und damit Anspruch auf die Auslieferung," antwortete der Großkönig jedoch ruhig. Er registrierte das Erstaunen in den Blicken seiner Besucher.

"Ihr wundert euch, dass ich nicht schockiert bin?" Suppiluiliuma lachte. "Die Systemlords haben sich schon immer gegenseitig bekämpft und Kriege geführt. Sie verfügen zwar fast alle über einen Sarkophag, aber manchmal wird doch einer vernichtet. Das war schon immer so und wird sich wohl auch nie ändern. Ich habe mich da immer rausgehalten. Ich habe nicht den Ehrgeiz, immer noch mehr Planeten zu erobern und Welten zu unterwerfen. Ich war nie ein Systemlord und werde von denen auch nicht ernst genommen." Er legte den Kopf ein wenig schief und sah versonnen zur Decke. "Ich vermute, die haben schon vergessen, dass es Hattuscha überhaupt gibt."

Sams Kopf ruckte hoch.

"Aber dann wird es dir auch keiner übel nehmen, wenn du Teal’c nicht auslieferst! Keiner wird etwas davon mitbekommen, wenn du nicht selbst Kontakt zu denen aufnimmst," sagte sie hoffnungsvoll.

"Es könnte sogar zu Deinem Nachteil sein, sie plötzlich wieder an die Existenz von Hattuscha zu erinnern," griff Daniel den Gedanken auf.

Die Augen des Goa’uld glühten kurz auf.

"Ich werde darüber nachdenken," teilte er mit, und Sam und Daniel sahen sich mit vorsichtigem Optimismus an. Aber als sie in das Gesicht des Colonels blickten, sahen sie nur weiter Skepsis.

"Laß mich raten: Und jetzt kommt die schlechte Nachricht, die Sache mit der ‚Bitte’," sagte er und legte den Kopf schief.

Suppiluiliuma lächelte wieder. Er schien Gefallen an dem Gespräch zu finden.

"Nun, sagen wir, eure Entscheidung könnte die meinige durchaus beeinflussen." Er faltete die Hände und sah Jack in die Augen.

"Unser Volk schenkt uns in bestimmten Abständen junge Männer, damit wir uns erneuern können."

"Du meinst, du nimmst sie dir als Wirt!" warf Jack angewidert ein.

Wieder blitzten die Augen des Goa’uld kurz auf.

"Die Gabe erfolgt freiwillig. Das Volk erhält dafür meinen Schutz und meine Heilkräfte, ich spreche Recht und sorge für Frieden. Allerdings sind die Menschen des Volkes nicht mehr so stark wie früher, so dass ich gern dich und dich," er deutete auf Jack und Daniel, "auserwählen möchte als Gabe für mich und meinen Bruder. Als Gegenleistung kann euer Freund gehen, und unsere Welten können friedliche Beziehungen pflegen. Allein durch eure Gabe werden wir schon viel über die Welt der Ta’uri erfahren, und eure Forscher –und auch Siedler - sind hier jederzeit willkommen."

Daniel schluckte und brachte kein Wort heraus.

Carter blickte den Goa’uld entgeistert an.

"Und was ist mit mir?"

Suppiluiliuma neigte den Kopf.

"Du bist frei hinzugehen, wo immer du willst. Ein weiblicher Körper, auch wenn es ein sehr schöner ist, ist in unserer Kultur als Großkönig nicht vorgesehen. Frauen bekleiden bei uns keine Regierungsämter, also bist du auch für meinen Bruder nicht geeignet. Wenn du jedoch bleiben möchtest, bist du herzlich willkommen. Dein Wissen, das du durch deinen früheren Symbionten erlangt hast, wäre für mich ebenfalls von großem Interesse."

Ihre Augen weiteten sich, und der Großkönig lachte.

"Dachtest du, ich spüre es nicht? Ich bin zwar kein Systemlord, aber ich bin trotzdem von ihrer Art. Ich habe es gleich gespürt, als ihr reingekommen seid. Allerdings kann ich mir nicht erklären, warum du lebst und dein Symbiont nicht."

Sam schwieg. Sie war nicht gewillt, irgendwelche Informationen preiszugeben.

"Laß mich das mal kurz zusammenfassen, ob ich dich richtig verstanden habe," sagte Jack und wedelte mit der Hand in der Luft vor dem Goa’uld herum, um Suppiluiliumas Aufmerksamkeit zu erlangen.

"Du willst, dass Daniel und ich Wirte für euch Schlangen werden. Carter und Teal’c lässt du dann gehen. Und du erwartest, dass unsere Welten dann noch freundschaftliche Beziehungen pflegen."

"Das ist richtig," nickte der Angesprochene.

Jack lachte freudlos auf.

"Das ist doch wirklich mal was Neues!"

"Seid ihr einverstanden?" wollte der Goa’uld wissen.

"Niemals!" entgegnete Jack heftig.

Suppiluiliuma schien überrascht.

"Nun, ich werde euch Zeit geben, darüber nachzudenken." Er sah zu den Wachen und gab ihnen ein Zeichen.

"Bringt diese beiden hier in die Arrestzellen. Ich denke, sie werden ihre Meinung noch ändern. – Und du," er sah Carter an. "Du kannst gehen."

Sam sah verwirrt von dem Goa’uld zu den Männern ihres Teams.

"Colonel..."

"Sie haben es gehört, Carter," sagte O’Neill. "Sie können gehen und tun, was immer Sie für richtig halten."

Er sah sie eindringlich an, und sie nickte. Die Wachen führten ihn und Daniel ab, und Carter ging zu Ahmetap, der die ganze Zeit im Hintergrund gestanden und mit großen Augen zugehört hatte.

"Laß uns gehen," sagte Sam heiser. Sie wollte so schnell wie möglich den Palast verlassen, bevor es sich der König nochmal anders überlegte.

Ahmetap war sichtlich erschüttert.

"Es ist eine große Ehre, was der Großkönig deinen Freunden angeboten hat. Wie können sie ablehnen? Sowas ist noch nie vorgekommen," sagte er verwirrt.

Carter drängte an ihm vorbei zum Ausgang.

"Komm jetzt!"

Er folgte ihr immer noch kopfschüttelnd nach draußen.

"Kannst du mir den schnellsten Weg zum Stargate... Chaapa’ai zeigen?" fragte Carter, als sie die Stadtmauern hinter sich gelassen hatten.

"Sicher," antwortete Ahmetap. Ihm war anzumerken, dass er verstimmt war. Das Verhalten der Fremden war für ihn unverständlich, und er fühlte sich etwas beleidigt. Es war ihm ganz recht, dass die Frau so schnell wie möglich wieder verschwinden wollte.

Die Arrestzellen, in die Daniel und Jack gebracht wurden, lagen nebeneinander und waren spartanisch eingerichtet. Immerhin hatte jeder eine Pritsche, auf die er sich legen konnte. Jack hatte schon Schlimmeres erlebt.

"Es ist wirklich faszinierend!" sagte Daniel, als die Wachen sie eingeschlossen und sich wieder entfernt hatten. "Er hätte uns doch einfach mit Gewalt zu Wirten machen können. Dass er es nicht tut, spricht für eine wirklich hoch entwickelte soziale Struktur."

"Warten Sie’s ab," antwortete O’Neill und legte sich auf seine Pritsche, die Arme unter dem Kopf verschränkt.

Daniel sah ihn fragend an.

"Daniel, das ist ein Goa’uld. Und sozial entwickelt oder nicht, dass wir hier in den Zellen sitzen, legt doch die Vermutung nahe, dass das nicht alles ist. - Im Mittelalter sind auch nur geständige Hexen verbrannt worden..."

Er warf seinem jungen Teamkollegen noch einen vielsagenden Blick zu und schloß dann die Augen.

"Wollen Sie damit sagen, er wird uns foltern, um unser Einverständnis zu erhalten?" Daniel setzte sich auf seine Pritsche und schluckte.

"Ich denke, davon können wir ausgehen," antwortete Jack, ohne die Augen zu öffnen.

In dem Moment öffnete sich die Tür zum Zellengang wieder, und vier Wachen kamen herein. Einer betätigte einen Schalter neben der Tür, und von der Decke in den Zellen surrten Ketten herunter, an deren Ende Ledermanschetten baumelten.

"Ich hasse es, immer Recht zu haben!" seufzte O’Neill und richtete sich auf. Er sah Daniels resignierten Blick.

"Kopf hoch, Carter wird mit Verstärkung kommen."

"Klar," antwortete Daniel heiser.

Die Wachen kamen erst in Jacks Zelle und zerrten ihn auf die Füße und unter die Ketten. Seine Handgelenke wurden in die Manschetten geschlossen, dann riß man ihm das Uniformhemd vom Leib. Anschließend passierte in Daniels Zelle das gleiche. Dann gingen die Wachen wieder.

"Sie wollen, dass die Angst wächst," erklärte Jack. "Versuchen Sie, sich zu entspannen. Was die Phantasie sich ausmalt, ist meistens schlimmer als das, was dann wirklich kommt."

Daniel sah zweifelnd zu seinem Freund. ‚Gott, was hat dieser Mann bloß schon alles durchgemacht, dass er so ruhig bleiben kann?’ fragte er sich.

Sie mussten nicht lange warten.

Wieder waren es vier Wachen, und wieder gingen sie zuerst in Jacks Zelle.

Zwei von ihnen hatten Schlagstöcke dabei, die anderen beiden waren mit Zats bewaffnet. Sie sagten kein Wort.

Der erste Schlag traf Jack in die Seite, und er sah bunte Lichter vor seinen Augen explodieren.

"Super, jetzt pinkel ich wieder tagelang Blut..." keuchte er, aber da kam auch schon der nächste Schlag, diesmal auf die Rippen, und er brachte nur noch ein unartikuliertes Stöhnen hervor. Der dritte Hieb traf exakt die Stelle des zweiten, und Jack fühlte, wie eine oder mehrere Rippen brachen. Zwischen den einzelnen Schlägen ließen sie sich jetzt so viel Zeit, dass der Schmerz der einzelnen Schläge sich nicht gegenseitig überdeckte.

Daniel musste hilflos und entsetzt mitansehen, was mit Jack geschah. Zu Anfang hob der Colonel noch nach jedem Schlag wieder den Kopf, um seinen Gegnern in die Augen zu sehen, aber nach einer Weile war er dazu nicht mehr in der Lage. Als er schließlich das Bewusstsein verloren hatte, lösten sie ihn von den Manschetten und schleppten ihn auf die Pritsche.

Einerseits war Daniel erleichtert, dass sie Jack endlich in Ruhe ließen, aber das bedeutete andererseits auch, dass sie sich jetzt ihm zuwandten. Er hatte furchtbare Angst, und als der erste Hieb platziert wurde, wusste er, dass diese absolut berechtigt gewesen war. Er hatte seinen Peinigern auch aufrecht in die Augen sehen wollen, aber der Schmerz, der plötzlich in seinem Körper explodierte, raubte ihm fast den Verstand. Nach dem dritten Schlag glaubte er, es nicht mehr aushalten zu können. Wie hatte Jack so lange durchgehalten? Er wollte nur noch, dass der Schmerz aufhörte. Er wollte lieber sterben als das noch länger zu ertragen.

‚Sha’re,’ dachte er. Er versuchte, sich ihr liebevolles Gesicht in Erinnerung zu rufen. Jedes Detail ihres Lächelns stellte er sich vor, ihre dunklen Augen, den sanften Schwung ihrer Lippen... Der letzte Schlag traf ihn am Kopf und brachte die Haut an seiner Augenbraue zum Platzen. Endlich wurde es dunkel um ihn.

"General, wir sollten so schnell wie möglich aufbrechen," sagte Sam eindringlich. "Ich bin mir sicher, dass Suppiluiliuma sie nicht einfach nur einsperrt in der Hoffnung, dass sie irgendwann ihre Meinung ändern. Er wird sie foltern, bis sie tot sind oder der Übernahme durch den Symbionten zustimmen!"

General Hammond sah sie nachdenklich an.

"Major, wir haben keinerlei Angaben darüber, wie groß die Streitkräfte des Feindes sind oder wie gut er ausgerüstet ist. Sie sprachen von einfachen Lanzen, und dann sind Sie plötzlich mit Zats beschossen worden. Wer weiß, was für Überraschungen dieser Goa’uld noch für uns parat hat. Und die Bevölkerung scheint ebenfalls auf seiner Seite zu sein."

Carter sah den General fassungslos an.

"Sir, soll das heißen, wir werden nichts unternehmen?!"

"Nein, natürlich nicht, Major."

Hammond stand auf und ließ sämtliche in der Basis befindlichen SG-Einheiten in den Stargate-Raum rufen.

"Ich bin mir sicher, dass wir ein freiwilliges Rettungsteam zusammenbekommen," sagte er.

Jack kam wieder zu sich, und sein ganzer Körper schrie vor Schmerz. Er wusste im ersten Moment nicht, wo er sich befand. Dann fiel es ihm wieder ein, und er versuchte sich aufzurichten.

"Oh Gott, verdammt!" stöhnte er, als der Schmerz ihn bei dieser Aktion überwältigte. Also begnügte er sich vorerst damit, den Kopf soweit zu drehen, dass er zu Daniels Zelle hinübersehen konnte.

Der junge Mann lag ebenfalls auf seiner Pritsche, schien aber noch bewusstlos zu sein.

"Hey, Daniel!" rief Jack heiser und musste sofort husten. Er spuckte Blut auf den Steinfußboden der Zelle.

"Verdammt," wiederholte er.

Von Daniel kam keine Reaktion.

"Mach mir nicht schlapp, Spacemonkey," flüsterte der Colonel und versuchte abermals sich aufzurichten. Diesmal hatte er mehr Erfolg. Im Sitzen fiel ihm das Atmen leichter. Nochmals spuckte er Blut aus.

Er lehnte sich an die kühle Wand in seinem Rücken und schloß die Augen.

Die Jungs verstanden ihr Handwerk. Mochte diese Kultur noch so "sozial entwickelt" erscheinen, wie man jemanden folterte, hatten die Kerle jedenfalls ziemlich gut drauf. So, wie sie es angestellt hatten, würde es noch drei oder vier gleichartige Durchgänge dauern, bis sein Körper soweit in Mitleidenschaft gezogen war, dass er sterben würde. Noch drei- oder viermal durch die Hölle gehen...

Er war sich ziemlich sicher, dass Daniel das nicht durchstehen würde. Der junge Mann hatte keine militärische Ausbildung, er war eigentlich Zivilist, beschäftigte sich mit alten Steinen und Inschriften. Bis zu einem gewissen Grad konnte man psychische Techniken erlernen, Schmerzen, Erniedrigungen, Terror zu ertragen, und Colonel O’Neill hatte diese Techniken leider schon mehrmals in seinem Leben anwenden müssen. Daniel hatte keinerlei derartige Kenntnisse, auf die er zurückgreifen konnte.

"Daniel!" rief Jack nochmal, und diesmal zuckte der Körper in der anderen Zelle zusammen.

"Jack...?" fragte Daniel, und seine Stimme klang wie die eines verirrten Kindes.

"Ruhen Sie sich aus," sagte Jack sanft, erleichtert, dass der andere ansprechbar war.

"So schnell werden die nicht wiederkommen. Es macht wenig Sinn, die Folter fortzusetzen, wenn das Opfer gleich nach den ersten Schlägen wieder bewusstlos wird. Sie werden uns eine Weile verschnaufen lassen."

"Das klingt toll," stöhnte Daniel, und Jack musste lächeln.

"Bei Ihnen irgendwas gebrochen?"

"Ich weiß nicht, vielleicht Rippen. Das Atmen tut weh."

Jack nickte.

"Versuchen Sie, sich aufzurichten, dann ist’s etwas leichter," riet er und beobachtete, wie Daniel sich hochquälte.

"Besser," bestätigte er, als er saß.

"Sam wird kommen, oder?" fragte er dann mit geschlossenen Augen.

"Sicher," antwortete Jack und versuchte zuversichtlich zu klingen. "Es kann nicht mehr lange dauern, dann rauscht die Kavallerie an."

Im Stargateraum waren SG 3, 7, 9 und 12 angetreten, alle anderen waren auf Mission oder hatten frei. Auch das Sanitätsteam unter Dr. Fraiser war anwesend.

"Sie haben gehört, worum es geht. Ich werde keinem von Ihnen befehlen, da rauszugehen, um SG 1 zu retten, der Einsatz erfolgt auf absolut freiwilliger Basis," setzte General Hammond an. "Wer nicht teilnehmen möchte, kann den Stargateraum jetzt verlassen."

Keiner rührte sich, alle sahen ihn weiterhin aufmerksam an.

"Major Carter," gab er das Wort weiter.

"Danke, Sir." Carter trat einen Schritt vor.

"Die Goa’uld, mit denen wir es hier zu tun haben, sind anders als die Systemlords. Sie leben schon lange isoliert und scheinen nicht so aggressiv zu sein wie ihre Verwandten, was dazu geführt hat, dass sie bei ihren Untergebenen sehr beliebt sind und von dort eventuell Unterstützung erhalten werden. Über ihre technischen Möglichkeiten haben wir kaum Informationen. Sie scheinen jedenfalls keinen Sarkophag zu besitzen, da sie relativ häufig den Wirt wechseln. Zat-Waffen sind vorhanden, Stabwaffen haben wir zumindest keine gesehen. Auch kein Handmodul, was aber nichts heißen muß. Es scheint ihnen nichts an der Demonstration ihrer Macht zu liegen, da sie nicht durch Terror herrschen. Dementsprechend ist der Palast nicht sonderlich scharf bewacht."

Sie warf einen Blick in die Runde. Alle lauschten aufmerksam.

"Auch, wenn das alles nicht so besorgniserregend klingt, müssen wir auf alles gefasst sein. Ich gehe davon aus, dass Colonel O’Neill und Dr. Jackson gefoltert werden, um ihre Zustimmung zur Übernahme durch einen Symbionten zu erzwingen. Auch Teal’c wird noch gefangengehalten. Das sind also keine Waisenknaben, und wer weiß, was sie sonst noch für Überraschungen parat haben."

Sie atmete tief durch und fuhr dann fort.

"Wir werden den kürzesten Weg vom Stargate zum Palast nehmen. Er führt durch wenig offenes Gelände und viel Wald, und er umgeht die Dörfer. Wir wollen so wenig wie möglich mit der Bevölkerung in Kontakt kommen. Von ihr ist keine Hilfe zu erwarten, und wir wollen uns nicht auf Gefechte mit Zivilisten einlassen. – Oberste Priorität ist die Befreiung der drei Gefangenen. Das Töten der Goa’uld ist weder Primär- noch Sekundärziel. Sobald wir den Planeten verlassen haben, droht von ihnen keine Gefahr. Mir schien es so, als seien sie noch nichtmal mit dem Gebrauch des Stargates vertraut oder auch nur daran interessiert. Es besteht also kein Grund, in die dort vorherrschende Gesellschaft weiter einzugreifen, als es die Befreiung unserer Leute erforderlich macht. – Fragen?"

Alle schwiegen.

"Dann los!"

Der zweite Durchgang war ähnlich abgelaufen wie der erste. Sie hatten die Schläge hauptsächlich auf die Körpermitte konzentriert und trafen immer wieder dieselben Stellen. Der Abschluß war diesmal ein kräftiger Tritt in die Genitalien gewesen, den aber weder Jack noch Daniel mehr wirklich wahrgenommen hatten, da sie bereits wieder in der Bewußtlosikeit versunken waren.

Aber als Jack nun wieder zu sich kam, spürte er die Nachwirkungen dieses letzten Trittes deutlich.

"Gott," röchelte er und übergab sich auf den Zellenboden. Hauptsächlich war es wieder Blut, was er da ausspuckte. Die Krämpfe, die sein rebellierendes Inneres verursachte, fachten die Schmerzen nur noch mehr an.

Er brauchte eine ganze Weile, bis er die Schmerzen soweit unter Kontrolle hatte, dass er an Daniel denken konnte.

Vorsichtig spähte er in die andere Zelle, darauf bedacht, sich nicht zu sehr zu bewegen. An ein Aufrichten war nicht zu denken.

Er sah den jungen Mann auf seiner Pritsche liegen. Sein Oberkörper sah schlimm aus, voller roter Striemen und schwarz unterlaufener Flecken, die Haut an besonders hart getroffenen Stellen aufgeplatzt. Wahrscheinlich sah er selbst auch nicht anders aus – eher noch schlimmer, denn er konnte sich vorstellen, dass Daniel vielleicht zu einem früheren Zeitpunkt der Folter in eine gnädige Bewusstlosigkeit geglitten war.

"Danny?" flüsterte er. Einen klaren Ton bekam er nicht heraus.

Aber die Antwort kam prompt.

"Hier."

"Alles ok?"

Es folgte nur ein Schnaufen, gefolgt von einem Husten und dem Jack wohlbekannten Würgen.

"Nichts ist ok, gar nichts," krächzte Daniel dann.

Jack schloß kurz die Augen, um die Schmerzen unter Kontrolle zu halten, die wieder kräftiger aufflammten.

"Werden Sie’s durchstehen?" fragte er.

Wieder schnaufte Daniel, aber diesmal blieb das Husten und Würgen aus.

"Hab ich denn eine Wahl?" entgegnete er matt.

"Wohl nicht," stimmte Jack leise zu. Er horchte in seinen Körper hinein, und was er meinte zu fühlen, gefiel ihm nicht.

Sie waren zu weit gegangen beim letzten Mal. Er hatte das Gefühl, dass irgendetwas in ihm kaputtgegangen war, was schlimmer war als ein paar Knochenbrüche. Vielleicht hatte es eine Niere zerrissen oder die Milz oder die Leber. In letzterem Fall würde es sehr bald mit ihm vorbei sein. Und auch die anderen Alternativen waren nicht sehr viel günstiger.

"Sam, beeil dich," flüsterte er und verlor wieder das Bewusstsein.

Nachdem Sam mit SG 3 zuerst durch das Tor gegangen und festgestellt hatte, dass sie dort niemand erwartete, gab sie grünes Licht für die anderen. Sie hatten wenig Ausrüstung dabei, um möglichst schnell voran zu kommen. Der Großteil des mitgeführten Gepäcks gehörte zur medizinischen Ausrüstung. Sie wollten für alle Fälle gewappnet sein.

Sam übernahm die Führung, da sie den Weg kannte. Ein ungutes Gefühl zwang sie dazu, sich schnell, fast im Laufschritt zu bewegen, bis Janet zu ihr an die Spitze der Gruppe kam-

"Sam," keuchte sie atemlos. "Dieses Tempo können wir unmöglich durchhalten. Den dreien ist nicht damit geholfen, wenn wir völlig erledigt am Palast ankommen und uns kaum noch auf den Beinen halten können."

Carter blieb stehen und sah Janet groß an. Ihr Atem ging schnell, und sie musste einsehen, dass die Ärztin recht hatte.

"Tut mir leid," flüsterte sie. "Ich hab nur so ein dummes Gefühl, dass wir nicht mehr viel Zeit haben."

Als die Wachen das dritte Mal in den Zellenbereich kamen, war Jack noch immer bewusstlos. Daniel hatte sich auf seiner Pritsche wieder aufgerichtet, um sich die Atmung zu erleichtern und sah besorgt zu seinem Freund. Es war kein gutes Zeichen, dass O’Neill so lange bewusstlos war.

Die Wachen überprüften seinen Zustand kurz, wohl nur um sicherzugehen, dass er die Ohnmacht nicht bloß vortäuschte. Dann zuckten sie die Achseln und wandten sich Daniel zu.

Panik stieg in seiner Kehle hoch. Er wusste nicht, was mit Jack war, vielleicht lag er sogar schon im Sterben, und ihn würden sie jetzt wieder schlagen und wieder und wieder, bis auch er im Sterben liegen würde. Er war so allein mit seinen Schmerzen und seiner Angst, er hatte sämtliche Hoffnung verloren, als er sah, dass Jack über Stunden besinnungslos auf der Pritsche lag. Und jetzt sollte er wieder diese unglaublichen Schmerzen ertragen. Wofür? Nur damit sie ihn immer wieder und wieder schlagen konnten? Und wenn er jetzt noch nicht aufgab, dann kamen sie wieder und quälten ihn. Und wenn er sich auch dann noch weigerte, ging es immer weiter und weiter...

Er wusste, dass er das nicht durchstehen konnte. Er war am Ende. Sam war nicht gekommen, Jack vielleicht schon tot. Teal’c wahrscheinlich auch. Vielleicht war auch das Gehen lassen von Sam nur ein Trick gewesen, vielleicht war auch sie in einer Zelle und wurde gefoltert oder war tot. Es würde keine Rettung geben. Immer nur noch mehr Schmerzen, bis auch er den Tod fand. Irgendwann.

"Macht mit mir, was ihr wollt, aber hört auf mit den Schlägen," flüsterte Daniel müde, als die Wachen vor ihm standen.

"Das heißt, du bist einverstanden, dem Großkönig deinen Körper zu geben?" fragte einer der Männer.

Daniel nickte langsam.

"Wenn das hier dann ein Ende hat... dann tut es."

Als sie die Stadt erreichten, war es schon fast dunkel. Die Bewachung war nicht intensiver als zu dem Zeitpunkt, als Sam sie zum ersten Mal betreten hatte. Die Wachen am Palast waren schnell ausgeschaltet, sie waren völlig überrumpelt worden. Es war wohl der erste Angriff in der Geschichte ihrer Zivilisation auf diesem Planeten.

Nun machten sie sich auf die Suche nach den Gefangenen. Da keine großen Jaffa-Armeen auf sie einstürmten, hielten sie es für das Klügste, sich zu trennen und in zwei kleinen Gruppen zu suchen. Über Funk blieben sie in Verbindung.

"Der Palast kam mir gar nicht so groß vor," zischte Sam frustriert, als hinter einer weiteren Tür wieder nicht das Gesuchte auftauchte sondern nur ein weiterer Gang mit noch mehr Türen.

Das Funkgerät knackte, und Major Sinclair meldete sich.

"Major Carter, wir haben Teal’c gefunden. Es geht ihm gut. Die anderen Gefangenen sind nicht hier."

"Verstanden," Sam atmete tief durch. "Suchen Sie weiter."

Immerhin ging es Teal’c gut. Das hieß, dass Suppiluiliuma sich an das Gesetz gehalten hatte, dass er ihm nichts antun durfte. Was für die anderen beiden aber wohl nicht galt.

Jack dämmerte in einem Zustand des Halbwachseins vor sich hin und driftete immer wieder in die Tiefen der Bewusstlosigkeit ab, bis es ihm endlich gelang, sich am Bewusstsein festzuklammern und die Augen zu öffnen.

Er sah nur verschwommen, und erneut stieg Übelkeit in ihm hoch. Der Raum um ihn herum drehte sich.

Er schloß die Augen und versuchte sich zu konzentrieren. Dann machte er einen weiteren Versuch. Schon besser.

Sein Blick war zwar immer noch nicht ganz klar, aber das Drehen hatte nachgelassen, und die Übelkeit war beherrschbar. Er fokussierte auf die Nachbarzelle und konnte erst im vierten oder fünften Anlauf feststellen, was ihn so irritierte: Daniel war nicht da!

‚Nein!’ durchfuhr es ihn. Das konnte doch nicht wahr sein!

Sein Versuch, sich aufzurichten, scheiterte kläglich. Kaum einer seiner Muskeln schien ihm zu gehorchen. Von den Seiten her verengte sich sein Blickfeld wieder, als sähe er durch einen Tunnel, und er drohte wieder in die Bewusstlosigkeit abzudriften, als die Tür zum Zellentrakt aufflog.

‚Gott, nicht schon wieder, ich bin noch nicht so weit!’ dachte er, aber dann hörte er eine bekannte Stimme.

"Colonel, oh mein Gott!"

Er zwang sich, wach zu bleiben, konnte aber nichts mehr sehen.

"Carter...?" flüsterte er und war nicht sicher, ob er es nur dachte oder tatsächlich hörbar aussprach.

Die Geräusche bedeuteten wohl, dass sie die Zelle aufbrachen, und dann spürte er, wie jemand ihn berührte, seinen Puls fühlte, vorsichtig seinen Kopf bewegte und irgendetwas Kaltes auf seine Brust legte.

"Gott, er ist mehr tot als lebendig," stellte Dr. Fraiser bitter fest. "Sie haben ihn fast umgebracht! Wir hätten wirklich nicht später kommen dürfen." Sie griff nach ihrer Ausrüstung. "Ich kann noch nicht mal sagen, ob wir nicht schon zu spät sind. Auf keinen Fall ist er transportfähig."

"Sir?" Sam trat an die Pritsche heran und konnte den Anblick des geschundenen Körpers ihres Colonels kaum ertragen. Er öffnete die Augen wieder und blickte in ihre Richtung, aber sie hatte nicht das Gefühl, dass er sie wirklich sah.

"Sir, was ist mit Daniel?"

Er schloß die Augen wieder.

"Ich... er war... weg."

"Er sollte nicht sprechen," sagte Janet und warf Sam einen Blick zu, der ihr deutlich zeigte, dass die Ärztin um Jacks Leben kämpfte – und sich nicht sicher war, ob sie diesen Kampf gewinnen würde.

"Das Sanitätsteam bleibt hier, wir suchen weiter nach Dr. Jackson!"

Über Funk koordiniert, stürmten sie zeitgleich in den Thronsaal, wo sie das Ritual zur Übernahme von Daniel durch den Symbionten vermuteten, und sie lagen richtig. Vor dem Thron war eine Art Altar aufgebaut, auf dem Daniel lag. Sein Körper sah genauso geschunden aus wie der von Colonel O’Neill, und er murmelte irgendetwas vor sich hin, ohne seine Umgebung wirklich wahrzunehmen.

Es gab ein kurzes, lautstarkes Gefecht, und dann waren alle im Raum befindlichen Wachen überwältigt. Trotzdem blieben die SG-Teams in erhöhtem Maße wachsam und behielten alle Eingänge im Auge. Jederzeit konnte auf den Lärm hin Verstärkung der Wachen hereinstürmen.

Vor dem Altar standen Suppiluiliuma und ein in Weiß gekleideter weiterer Mann, die beide irritiert auf die Eindringlinge starrten.

"Was soll das?! Warum dringt ihr hier ein und stört die Zeremonie?" rief der Großkönig wütend, und seine Augen leuchteten bernsteinfarben auf.

"Die Zeremonie wird nicht stattfinden!" entgegnete Carter nicht weniger wütend und zielte mit ihrem Gewehr auf die beiden Goa’uld. "Du hast sein Einverständnis durch Folter erzwungen, nie im Leben würde er sonst einwilligen! Nach unseren Gesetzen hast du kein Recht, seinen Körper zu nehmen, und wir werden es nicht zulassen!"

Daniel stöhnte.

"Sam? Sie sind nicht tot?" Er versuchte, seinen Blick auf sie zu fixieren, doch es war ihm unmöglich, die Augen offen zu halten.

"Alle tot," wisperte er.

"Nein, Daniel Jackson," sprach ihn nun Teal’c an. "Wir sind alle am Leben."

Suppiluiliuma legte eine Hand auf Daniels Schulter.

"Dieser Mann ist einverstanden damit, seinem Großkönig und dessen Bruder die größte Ehre zu erweisen, und wir werden sein Geschenk annehmen!"

"Versuch es, und du bist tot!" zischte Carter.

Der Goa’uld zögerte. Teal’c trat zu Daniel und zog ihn von dem Altar herunter. Er stützte ihn, aber als er feststellte, dass der junge Mann nicht in der Lage war, sich auf den Beinen zu halten, hob er ihn über seine Schulter.

"Ich bringe ihn zu Dr. Fraiser," teilte er mit und verließ den Thronsaal, ohne dass er aufgehalten wurde.

In diesem Moment knackte das Funkgerät.

"Major Carter," meldete sich die Stimme eines der Sanitäter.

"Hier Carter," antwortete Sam.

"Major, es sieht nicht gut aus. Wir verlieren Colonel O’Neill. Gibt es hier wirklich keinen Sarkophag oder so was? Wir können ihm nicht mehr helfen."

Sam schluckte. Dann sah sie Suppiluiliuma an.

"Hilf ihm!" befahl sie.

"Wir besitzen keinen Sarkophag," teilte er mit, und ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel.

"Aber du hast ein Heilungsmodul oder so was. Die Dorfbewohner haben von Wunderheilungen berichtet, die du vollbracht hast. Also hilf ihm!"

Der Großkönig schüttelte den Kopf und nahm auf seinem Thron Platz.

"Warum sollte ich? Kein Entgegenkommen von eurer Seite, ihr tötet meine Wachen, verhindert die Zeremonie..." Er legte die Fingerspitzen aneinander. "Natürlich könnte ich ihm helfen – wenn ich seinen Körper übernehme, wird er wieder gesund."

"Er wird lieber sterben, als das zuzulassen," sagte Teal’c, der gerade den Raum wieder betrat, Jacks reglosen Körper auf den Armen. Die anderen machten ihm Platz, und er legte seinen Freund behutsam auf dem Altar ab.

"Dann soll es wohl so sein. Er ist ja schon fast tot." Der Goa’uld warf einen kalten Blick auf den Menschen, der vor ihm lag.

"Und du wirst unmittelbar nach ihm sterben!" zischte Sam. "Und dann dein Bruder. Wir werden hier keinen Stein auf dem anderen lassen. Armeen werden folgen und alles verwüsten. Die Systemlords werden dein Volk versklaven und in ihren Kriegen gegeneinander als Kanonenfutter verwenden. In kürzester Zeit wird niemand mehr wissen, dass es dich überhaupt gegeben hat. Ist es das wert?"

Sie sah ihm fest in die Augen.

Einen Moment schien er irritiert zu sein, dann lächelte er wieder und sah von ihr zu Jack.

"Ist er das wert?" fragte er.

Sie sah ihn weiter nur an, die Waffe gegen ihn erhoben. Langsam schwand sein Lächeln.

"Es ist dir ernst."

"Allerdings!"

Einen Moment verharrte er noch regungslos, dann fuhr er mit der rechten Hand in sein Gewand. Als sie wieder zum Vorschein kam, schimmerte daran ein Handmodul. Sofort richteten alle SG-Teams die Waffen auf ihn.

"Soll ich ihn heilen oder nicht?!" fragte er.

"Major, das könnte ein Trick sein, das ist eine Waffe!" raunte Captain Edison von SG 7.

Teal’c trat von den anderen weg auf die gegenüberliegende Seite des Altars und stellte sich hinter Suppiluiliumas Bruder.

"Sein Genick bricht in dem Moment, wo euch etwas geschieht," teilte er ruhig mit.

Sam senkte die Waffe.

"Also," forderte sie den Goa’uld auf. Dieser trat einen Schritt vor und aktivierte das Handmodul, um es über Jacks Körper hin und her zu bewegen. Gespannte Stille war eingetreten, die nur gestört wurde, als Dr. Fraiser mit dem Sanitätsteam und Daniel auf einer Trage den Raum betrat.

"Die Verletzungen sind zu schwer. Ich kann ihn nicht mehr retten," stellte der Goa’uld wenig später fest und schaltete das Modul ab.

"Stabilisier ihn nur so weit, dass wir ihn auf die Erde bringen können. Wenn ich ihn erst mal dort habe, kann unsere Medizin ihn vielleicht retten!" schaltete die Ärztin sich ein.

"Das bezweifle ich," entgegnete der Großkönig, aktivierte das Modul jedoch wieder und fuhr mit der Prozedur fort. Einige Minuten kehrte wieder Stille ein, dann erlosch das Heilungsgerät wieder.

"Ich habe alles für ihn getan, was in meiner Macht lag," stellte Suppiluiliuma fest. "In diesem Zustand sollte er ein paar Stunden überleben. Mehr kann ich nicht tun." Er suchte Sams Blick.

"Ich verlange, dass ihr jetzt meinen Planeten verlasst und nicht wiederkommt!"

Dr. Fraiser prüfte kurz die Vitalfunktionen des Colonels und drängte zum sofortigen Aufbruch. Sam blieb noch einen Augenblick vor den beiden Goa’uld stehen.

"Sollte er nicht überleben, komme ich wieder und töte euch." Dann wandte auch sie sich zum Ausgang und folgte den anderen.

Seit Stunden kämpfte ein Ärzteteam im OP um das Leben von Colonel O’Neill. Ein anderes Team versorgte Dr. Jackson, der nicht in Lebensgefahr schwebte, aber trotzdem erhebliche Verletzungen aufwies. Eine gebrochene Rippe hatte sich in seine Lunge gebohrt und dazu geführt, dass sie kollabiert war, so dass der Lungenflügel jetzt mittels einer Unterdruckpumpe über eine Drainage wieder hochgesaugt wurde. Seine linke Schulter, die aus dem Gelenk gesprungen war, war reponiert und mit einem Verband stabilisiert worden. Über eine Infusion wurde sein Kreislauf gestützt, außerdem bekam er starke Schmerzmittel. Die inneren Organe hatten – abgesehen von der Lunge – keine schwerwiegenden Schäden erlitten. Alles würde mit der Zeit von allein heilen.

Um Colonel O’Neill stand es erheblich schlechter.

Auch er hatte Rippenbrüche, die zum Kollabieren eines Lungenflügels geführt hatten. Der verbliebene Lungenflügel hatte sich mit Blut gefüllt, so dass nur noch ein minimaler Anteil der Lunge die Atmung übernehmen konnte. Wegen eines Milzrisses mußte das Organ entfernt werden, wodurch man endlich die inneren Blutungen zum Stillstand bringen konnte. Allerdings war der Organismus durch den hohen Blutverlust derartig geschwächt, dass sein Zustand weiterhin kritisch blieb.

Im ganzen SGC herrschte eine sehr gedrückte Stimmung.

Sam und Teal’c saßen auf der Krankenstation und blickten durch eine Glasscheibe in den Intensivbereich, wo Daniel und Jack lagen, an Schläuche und Apparate angeschlossen, Daniel im tiefen Schlaf der Medikamente, Jack noch immer bewusstlos und um sein Leben kämpfend.

"Wie konnte das nur passieren?" fragte Sam leise, ohne den Blick von der Scheibe zu wenden. "Teal’c, wie konnte uns das passieren? Wir sind da einfach so reinmarschiert, als wären wir unverwundbar. Wir waren so leichtsinnig..."

Sie schluckte und wischte sich schnell über die Augen.

"Ich weiß es nicht, Major Carter," antwortete der Jaffa ebenso leise. "Das alles schien nicht so bedrohlich."

"Wir hätten es besser wissen sollen. Wir haben uns benommen wie blutige Anfänger."

"O’Neill hatte von Anfang an ein schlechtes Gefühl. Aber wir haben nicht auf ihn gehört. Nicht einmal ich."

"Oh Gott!" Sam vergrub ihr Gesicht in den Händen. Sie machte sich so furchtbare Vorwürfe. Tatsächlich hatte Jack von Anfang an gewarnt, und sie hatten ihn alle belächelt. Sie hatten sich blenden lassen von der schönen Fassade, angesteckt von Daniels Forschereifer über diese hochentwickelte Kultur, und nun mussten zwei von ihnen einen so hohen Preis dafür bezahlen. Daniel würde leben und keine körperlichen Schäden nachbehalten, aber die Folter hatte sicher schlimme Narben auf seiner Seele hinterlassen, die man noch nicht einschätzen konnte.

Und Jack...

Sie hob den Blick und sah wieder zu ihrem Vorgesetzten. So oft schon war er verwundet worden, aber nie hatte sie wirklich geglaubt, dass er sterben würde. Sie waren irgendwie immer aus jeder ausweglosen Situation herausgekommen, auch wenn es manchmal wirklich knapp gewesen war. Diesmal schien sie ihr Glück verlassen zu haben.

"Sam, Teal’c?" Dr. Fraiser war zu ihnen getreten und sah sie beide besorgt an.

"Sie sollten sich etwas Schlaf gönnen, hier können Sie im Augenblick sowieso nichts tun."

"Ich kann jetzt nicht schlafen," lehnte Sam sofort ab. "Ich will hier sein, wenn... wenn sich etwas ändert."

"Sie können sich hier auf der Krankenstation hinlegen, und ich verspreche, dass ich Ihnen sofort bescheid gebe, sobald sich irgendetwas tut. Aber in Ihrem jetzigen Zustand sind Sie den beiden keine große Hilfe, wenn sie aufwachen," insistierte Janet.

Sam seufzte, denn eigentlich wusste sie, dass die Ärztin recht hatte.

"Ich werde mich zur Meditation zurückziehen," sagte Teal’c und neigte den Kopf. Janet nickte und sah zu Sam.

"Okay, ich lege mich auch etwas hin," gab die nun nach.

"Kommen Sie," sagte Dr. Fraiser erleichtert und berührte Sam am Arm, damit sie ihr in ein Krankenzimmer folgte.

"Ich gebe Ihnen ein leichtes Sedativum, nur damit Sie schneller zur Ruhe kommen."

Sam protestierte nicht mehr und legte sich auf das Bett. Sie war fürchterlich erschöpft, nicht nur körperlich. Sie fühlte sich so schuldig, dass sie die anderen allein gelassen hatte und keinen Weg gefunden hatte zu verhindern, was geschehen war. Aber er hatte es ihr befohlen, es war ein klarer, eindeutiger Befehl gewesen...

"Sam?" Jemand berührte sie an der Schulter. "Sam, er ist wach."

Langsam öffnete sie die Augen.

"Daniel?" fragte sie noch etwas benommen.

"Daniel auch," lächelte Janet. "Er ist schon etwas länger wach, aber das war ja zu erwarten. Es geht ihm ganz gut."

"Jack!" Sam richtete sich ruckartig auf und sprang vom Bett.

"Er ist aufgewacht und scheint über den Berg zu sein. Auch wenn er noch nicht ganz so frech ist wie sonst." Man sah Janet die Erleichterung deutlich an, und Sam wurde klar, dass auch Janet nicht wirklich mit dem Überleben des Colonels gerechnet hatte. "Er ist wirklich...ein zäher Kerl."

"Darf ich zu ihm?"

"Sicher! Deswegen habe ich Sie ja geweckt."

Sam stürmte los.

An seinem Bett stand schon Teal’c, als sie den Raum betrat.

Jack lächelte, als er sie sah.

"Hey," sagte er leise.

"Colonel..." Sam schluckte, als sie merkte, wie ihr die Tränen in die Augen schossen.

"Ich weiß," sagte er deswegen und warf Teal’c einen kurzen Blick zu. "Es war nicht Ihre Schuld, Sam. Ohne Sie wären Daniel und ich jetzt tot. Und wer weiß, was dieser Irre mit Teal’c angestellt hätte."

Das Sprechen strengte ihn an, und er schloß wieder die Augen.

"Danke, Sir," flüsterte Sam und nahm seine Hand. Sie drückte sie kurz, und er erwiderte den Druck.

Dann ließen sie Jack schlafen und gingen hinüber zu Daniel, der im Nebenzimmer lag.

"Sam, Teal’c," begrüßte er sie matt, aber freudig. "Schön, dass es euch gut geht! Es gab einen Moment, da dachte ich, ihr wärt alle tot."

"Nein, Daniel," lächelte Sam und setzte sich auf sein Bett. "Wir sind alle am Leben."

"Jack...?"

"Er wird es schaffen," antwortete Teal’c.

Daniel seufzte erleichtert.

"Dann würde ich jetzt gern noch ein bisschen schlafen," sagte er und schloß die Augen.

Sam nickte Teal’c zu, und sie verließen die Krankenstation.

"Auch ich werde jetzt etwas schlafen," teilte Teal’c mit und verabschiedete sich in Richtung Quartier.

Sam stellte fest, dass sie ebenfalls noch sehr müde war, obwohl sie schon ein paar Stunden geschlafen hatte. Aber jetzt, wo sie wusste, dass es ihren Freunden besser ging, würde sie ruhiger sein und der Schlaf erholsamer.

Sie guckte noch einmal kurz in der Krankenstation vorbei, um noch einen Blick auf Jack zu werfen. Er schlief, und Janet war gerade bei ihm. Die Ärztin lächelte ihr beruhigend zu.

Ja, sie würde jetzt schlafen können, und auf dem Weg zu ihrem Quartier fielen ihr schon die Augen zu.

Ende

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