Heliopolis by Aker
Summary: Zehn Jahre nach der Zerstörung von Ernests Planet stoßen Menschen erneut auf einen Treffpunkt der vier Großen Rassen. Sie brauchen die enthaltenen Informationen im Kampf gegen die Ori. Aber wird die Bibliothek ihr Wissen preisgeben?
Categories: Stargate SG-1, Stargate Atlantis Characters: Cameron Mitchell, Daniel Jackson (SG-1), John Sheppard, Rodney McKay, Samantha Carter (SG-1), Teal’c (SG-1), Vala Mal Doran / Qetesh
Genre: Action, Adventure
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 8 Completed: Ja Word count: 14429 Read: 55685 Published: 19.04.12 Updated: 23.04.12
Story Notes:
Spoiler: 1.01 – Die Qualen des Tantalus, 10.08 – Tödliche Erinnerungen (sowie minimale Spoiler für 9.06 – Das Schutzschild, 9.20 – Camelot, 10.02 – In Morpheus' Armen, 10.03 – Das Pegasus-Prinzip)

Pairing: Daniel/Vala (TV-Niveau), Jack/Sam (nur kurz angedeutet)

Anmerkung des Autors: Antwort auf die FF-Challenge von Rijan auf Stargate-Project: "Ich gebe euch 9 Worte (auch im Plural gültig) vor, die in der nächsten Story-Challenge vorkommen sollten. Eine weitere Herausforderung könnten die Charaktere sein – grundsätzlich alle erlaubt – ich bitte nur darum, dass sich Rodney und Kavanagh mal treffen – wie auch immer. Ich finde die beiden geben einfach schönen Konfliktstoff her. EDIT (wenns noch erlaubt ist): Und was hat ihr Treffen eigentlich mit einer Intergalaktischen Bibliothek zu tun? Ich hoffe, das ist mal nicht zu viel auf einmal *g*!
WORTE:
Baby
Bombe
Erdbeeren
Gravitation
Samtpfote
Schraube
Spiegel
Sucht
Zwilling"

weitere Anmerkung: eventuelle Fehler auf der Atlantis-Ebene könnten auf meine beschränkten Kenntnisse von SGA zurückzuführen sein (nur Staffel 1), andere… nunja…

Danksagung: Herzlichen Dank an sethos, die mich motiviert und die Geschichte vor einem fatalen Ende mit einem typischen Anfängerfehler bewahrt hat (ich sage nur 800 Meilen bis Minnesota). Sie hat mir Jacks Hütte ausgetrieben und dafür zahlreiche, ganze Geschichten füllende alternative Treffpunkte für Daniel und Vala geliefert, an denen ich leider nur nippen konnte :). Danke auch an Rijan, die mir mit Atlantis-Problemen weitergeholfen hat.
Erstveröffentlichung Juli 2008

1. Prolog by Aker

2. 1. Kapitel - Die Entdeckung by Aker

3. 2. Kapitel - Die bibliothek by Aker

4. 3. Kapitel - Der Speicher by Aker

5. 4. Kapitel - Der Generator by Aker

6. 5. Kapitel - Der Rückzug by Aker

7. 6. Kapitel - Nachbesprechung by Aker

8. Epilog by Aker

Prolog by Aker

Heliopolis

Prolog



"Was ist das?"

"Erdbeereis. Du hast es selbst bestellt."

"Das ist lecker."

"Wirklich? Ich finde, Erdbeeren muss man pur essen."

Sie saßen in demselben Restaurant wie bei ihrer ersten Verabredung. Vala trug sogar wieder ihre blaue Bluse und die Blume im Haar. Alles war perfekt und das Essen bis jetzt friedlich verlaufen. Kein Entführer war aufgetaucht, kein Notfall im SGC. Sie hatten es ungestört bis zum Dessert geschafft.

Daniel schaute Vala über den Rand seines Weinglases dabei zu, wie sie genüsslich ihre Eisschale leerte. Erstaunlich, was in ihren Magen passte, ohne dass sie dicker wurde. Als sie seinen Blick bemerkte, leckte sie noch einmal aufreizend über ihren Löffel, bevor sie ihn weglegte und ihn angrinste.

"Und nun lass uns Babys machen."

Daniel verschluckte sich fast an seinem Wein und prustete ihn unzeremoniell in das Glas zurück. "VALA!"

Die anderen Gäste verstummten und drehten sich zu ihrem Tisch um. Vala trug ihre gespielt unschuldige Mine zur Schau, während Daniel den dringenden Wunsch verspürte, sich in Luft aufzulösen – oder jemand Bestimmten mal ordentlich übers Knie zu legen. Eine Vorstellung, die Vala gefallen würde, wenn er es recht bedachte. Wenn auch vermutlich eher mit umgekehrten Vorzeichen. Er ließ seine Brille auf den Tisch fallen und knetete seine Nasenwurzel in dem verzweifelten Versuch, seine Sinne beisammen zu halten. Wie hatte er nur auf die blöde Idee kommen können, ihr so rüde unterbrochenes Abendessen zu wiederholen? Eigentlich sollte er Vala inzwischen besser kennen.

"Komm schon Daniel. Ich weiß wie das läuft. Du spendierst mir noch einen Drink… oder zwei, dann lädst du mich in deine Wohnung ein, um mir deine Briefmarkensammlung zu zeigen und dann…" Sie ließ ihre Stimme bedeutungsvoll ausklingen.

"Diese Diskussion hatten wir schon einmal! Das ist kein Date! Ich werde dir keine Briefmarkensammlung zeigen! ..."

"Dann zeigst du mir eben…"

"Ich zeige dir gar nichts! Und es gibt auch kein 'und dann'!!"

Vala zog einen Schmollmund. "Du bist so langweilig. Lass uns doch mal ein bisschen Spaß haben!"

"Ich hatte Spaß. Bis eben!"

"Das nennst du Spaß?"

"Ja, doch, eigentlich schon."

"Ach komm schon. Es muss doch hier noch andere Dinge geben, die zwei…" – Daniel zog die Augenbrauen zusammen – "…Menschen miteinander machen können", vollendete Vala möglichst harmlos.

"So? Zum Beispiel?" Er hob fragend die Augenbrauen und ignorierte das unangenehme Gefühl, das ihm riet, lieber nicht näher darauf einzugehen.

"Ich weiß auch nicht. Das ist deine Welt!" Vala erhob sich geschmeidig und strich um den Tisch. Ihre Stimme leise und einschmeichelnd fuhr sie fort: "Wenn wir da draußen wären, fiele mir bestimmt etwas ein." Sie umrundete Daniels Stuhl und ließ ihren Finger über seine Schultern streichen. "Aber", sie beugte sich vor, "wir könnten ja ein wenig… spielen."

Entnervt ließ Daniel den Kopf hängen, kniff die Augen fest zusammen, ballte die Fäuste und versuchte Ruhe zu bewahren. Vala trat zurück und grinste zufrieden.

"Okay, okay!" Daniel gestikulierte wild und erhob sich rasch. "Das war's. Wir fahren zurück ins SGC!" Er war nur froh, dass er schon gezahlt hatte. Unsanft ergriff er Valas Arm und zerrte sie ins Freie. "Mir scheint, du brauchst ein wenig Ruhe."

"Ich brauche keine Ruhe! Ich brauche ganz was anderes!"

"Ruhe. Du brauchst Ruhe. Und wenn du dich wieder gefangen und einen vernünftigen Vorschlag hast, kannst du noch einmal vorbeikommen."

"Alles klar!" Vala gab ihren Widerstand auf und schritt zügig zu Daniels Wagen. Das behagte diesem noch weniger. Das Gefühl in eine Falle getappt zu sein wurde überwältigend. Er schluckte.

1. Kapitel - Die Entdeckung by Aker

Heliopolis

1. Kapitel – Die Entdeckung



"Sam? Was kann man hier so zusammen unternehmen?"

Sam zuckte zusammen, als Valas Stimme plötzlich wie aus dem Nichts hinter ihr ertönte. Sie hatte gar nicht bemerkt, wie sie das Labor betreten hatte. Vala umrundete sie und platzierte sich auf Sams Schreibtisch. Direkt in ihrem Blickfeld. Sam seufzte.

"Hallo Vala. Ich habe zu arbeiten."

"Ja, ich fände es auch toll, wenn wir mal wieder shoppen gehen, aber ich meine Daniel. Er hat gesagt, ich soll etwas aussuchen, das wir miteinander unternehmen können."

Sam kniff skeptisch die Augen zusammen. Das klang aber gar nicht nach ihrem Freund. Er tat ihr jetzt schon leid. Dabei wäre es einfacher für ihn, wenn er sich seine Zuneigung für Vala eingestehen könnte. Ironie, dass dieser Gedanke ausgerechnet von ihr kam, wo sie doch selbst nie den Mut gefunden hatte, ihre Gefühle für… Nein, das gehörte nicht hierher… Leugnete sie es immer noch?

Sie wurde einer Antwort – in zweifacher Hinsicht – enthoben, als eine Lautsprecherdurchsage sie in den Kontrollraum befahl. Vala schloss sich ungefragt an.

_________

"Colonel Carter", empfing sie General Landry. Er stand hinter Walter Harriman und wandte sich von einem der Bildschirme ab. "Wir haben hier eine interessante Übertragung von Atlantis. Dr. Weir: Wenn Sie bitte wiederholen würden, was Sie mir vorhin erzählt haben."

"Natürlich, General." Elizabeth Weirs Stimme klang begeistert, als sie sich Sam zuwandte. "Eines unserer Teams hat auf einem Planeten eine interessante Entdeckung gemacht. Kommt Ihnen das bekannt vor?" Die Darstellung im Monitor wechselte, als die Videoaufnahme eines nur schwach beleuchteten Raumes übertragen wurde. Die Kamera schwenkte über vier Wandpanele mit glühenden Zeichen und stoppte bei einem Sockel, der einen roten Energiekristall gleich dem des DHD trug.

"Die Bibliothek der vier Rassen! Wo haben sie das gefunden?"

Die Ansicht wechselte wieder in den Kontrollraum von Atlantis und zu Elizabeth. "Ein unbewohnter Planet, dessen Adresse in den Datenbanken von Atlantis war. Möglicherweise gibt es eine solche intergalaktische Bibliothek in jeder Galaxie, die zum Einflussbereich mindestens eines der vier Völker gehört."

"Ist sie funktionstüchtig?"

"Es sieht so aus. Aber wir brauchen die Daten aus Area 51 über Heliopolis und die Erkenntnisse und Fortschritte, die bei der Entzifferung der Sprache gemacht wurden."

Im Hintergrund der Übertragung war eine protestierende Stimme zu hören, die Weir aber ignorierte.

"Wir werden Ihnen alles Notwendige schicken", stimmte der General zu. "SGC Ende."

"Danke." Der Monitor flackerte kurz, bevor die vertraute Ansicht der Stargate-Kontrollen zurückkehrte.

"Daniel wird ausflippen", bemerkte Vala hilfreich.

Landry sah sie amüsiert an. "Ja, vielleicht, denn SG-1 wird sich der Expedition anschließen."

"Wieso das?" Valas Begeisterung nahm merklich ab.

"Ganz einfach: Colonel Carter hat die Basisarbeit für den Simulator geleistet, der uns helfen sollte, die Sprache zu verstehen. Und niemand dürfte so vertraut mit Dr. Littlefields Notizen sein und zusätzlich mindestens zwei der anderen Sprachen sprechen wie Dr. Jackson."

"Und was ist der wirkliche Grund?" fragte Vala mit einem Seitenblick auf den General, während sie angelegentlich mit einem Stift auf Walters Arbeitsplatz zu spielen begann, bis er ihn ihr wegnahm.

Landry sah sie unter hochgezogenen Augenbrauen an, lenkte aber schließlich ein. "Es ist eine Datenbank der Antiker – unter anderem. Ich hoffe, dass wir wichtige Informationen für unseren Kampf gegen die Ori erlangen können. Und da will ich Experten vor Ort haben, die wissen, wonach sie suchen müssen. Besser?"

"Ja."

"Also mir hat der erste Grund besser gefallen", murmelte Sam.

"Informieren Sie Ihr Team. Wir treffen uns in einer Stunde im Besprechungsraum."

"Ja, Sir." Sam verließ den Kontrollraum zielstrebig. Vala folgte ihr schnell. Sie konnte sich Daniels Gesicht unmöglich entgehen lassen.

Landry wandte sich wieder um und starrte nachdenklich auf das Sternentor. Hoffentlich brachte diese Mission etwas. Sie brauchten dringend Erfolge im Kampf gegen die Ori. Und eine Bibliothek, die Wissen der Antiker enthielt war doch viel versprechend. Und dennoch nagten Zweifel an ihm. Was machte ihn glauben, dass sie in wenigen Tagen schaffen konnten, was Experten seit Jahren versuchten, nämlich die Sprache der Bibliothek zu entziffern? Und was, wenn die Bibliothek kein Mittel gegen die Ori bereithielt?

Er seufzte. Es war ja nicht so, dass sie eine große Wahl hatten. Sie mussten nach jedem Strohhalm greifen, der sich ihnen bot. Er hoffte nur, dass es den Aufwand wert war.

_________

"Elizabeth! Ich glaube wirklich nicht, dass wir dabei Hilfe brauchen. Das System beruht auf einfachen Grundlagen."

"Rodney: Die Experten von Area 51 versuchen seit beinahe zehn Jahren hinter das Geheimnis der Bibliothek zu kommen." Die Expeditionsleiterin von Atlantis betrat ihr Büro, den aufgeregten Astrophysiker im Schlepptau.

"Alles Stümper!"

Sie setzte sich und sah ihn ein wenig ungeduldig an. "Wissen Sie, es gibt durchaus auch ein paar andere Wissenschaftler, die ab und zu brauchbare Ideen haben."

"Ja… ja, ab und zu. Vielleicht." Rodney dachte an Sam und lächelte leicht.

"Seit wann sind Sie eigentlich zu einem Linguisten geworden?"

"Linguist? Das hat doch nichts mit Wortverdreherei zu tun." Elizabeth zog ihre Brauen missbilligend zusammen. Das nahm sie persönlich. "Diese Sprache beruht auf grundlegenden mathelogischen Zusammenhängen."

"Ich dachte, es handelt sich doch eher um chemische Zusammenhänge."

"Nein, nein. Die Symbole, sozusagen die Buchstaben, bestehen aus Grundbausteinen. Also Atomen. Aber jede Universalsprache muss sich denselben logischen Gesetzmäßigkeiten beugen. Mathematik und Physik könnte man als Vorstufen einer solchen Sprache sehen. Ihnen fehlt nur das allgemeingültige Alphabet. Ein in dieser Bibliothek elegant gelöstes Problem. Wenn wir also dorthin gehen könnten…"

Wenn sich Rodney schon einmal so überschwänglich gab, hatte sie wohl keine Wahl. Sie nickte. Der Astrophysiker wirkte erleichtert und begierig darauf, die Geheimnisse vier der fortgeschrittensten Arten zu erkunden, die sie kannten.

"Oh, ehe ich es vergesse: SG-1 wird in ein paar Tagen zu ihnen stoßen."

"Was?"

Weir winkte ihn freundlich lächelnd hinaus.

"Aber…"

Sie lächelte ihn immer noch an, aber er wusste, wann er gehen sollte. Manchmal…

_________

Die Odyssee verließ den Hyperraum über Atlantis. Daniel war kaum weniger aufgeregt als bei ihrem letzten Besuch. Es juckte ihn immer noch in den Fingern, die Geheimnisse dieser Stadt und ihrer Erbauer zu ergründen. Aber momentan gab es wichtigere Dinge.

"Sag mal, Daniel, was ist eigentlich so bemerkenswert an dieser verstaubten Bibliothek? Ihr könnt die kleinen nackten Kerle doch auch fragen, was da drinsteht." Vala lehnte sich gelangweilt an eine der Konsolen.

"Ja, wenn das so einfach wäre!"

Die Asgard bildeten zusammen mit den Antikern, den Nox und den Furlingern die Allianz der vier Großen Rassen. Bereits 1945 war es gelungen, einen Planeten anzuwählen, auf dem ein Treffpunkt der vier Völker war: Heliopolis. Doch Dr. Ernest Littlefield, der erste Stargate-Reisende seit tausenden von Jahren, konnte nicht zurückkehren, da das DHD beschädigt war. 50 Jahre saß er allein in einer Art Burg auf einer Klippe fest, bis SG-1 durch einen glücklichen Zufall auf den Planeten aufmerksam wurde. Sie konnten Littlefield und sein Notizen bergen, nicht jedoch die Bibliothek. Damit war das Wissen, dass sie enthielt weitgehend verloren. Und weder die Asgard noch die Nox hatten jemals diesbezügliche Fragen beantwortet. Die Antiker oder die Furlinger um Antworten zu bitten erübrigte sich aus nahe liegenden Gründen.

"Na schön, aber was kann da schon Spannendes drinstehen?"

"Oh, ich weiß auch nicht… Vielleicht Antworten auf die Fragen nach dem Sinn des Lebens?! Die letzten Geheimnisse unseres Universums?"

"Aber die kann ich dir auch geben! Da müssen wir doch nicht Millionen von Lichtjahren weit fliegen, um die zu erhalten. Das ist ganz einfach, denn letztendlich dreht sich das ganze Leben doch nur um eine Sache…"

"Vala! Nicht jeder hat so eine eingeschränkte Fantasie wie du!"

"Eingeschränkt?! Ich bin sehr fantasievoll. Du weigerst dich nur, es herauszufinden." Sie grinste anzüglich. Cameron und Sam grinsten auch. Daniel wandte sich ab und versuchte sie alle zu ignorieren. Leider war das keine permanente Lösung. Vala würde schon dafür sorgen…

Ein Zirpen meldete eine eintreffende Nachricht an.

"Willkommen zurück in Atlantis", begrüßte sie Elizabeth.

"Dr. Weir. Schön wieder hier zu sein. Die Umstände sind allerdings nicht besser geworden", bemerkte Mitchell schnippisch.

"Glauben Sie uns, das Leben hier ist auch kein Zuckerschlecken." Elizabeth lächelte.

"Ah, was würden Sie erst sagen, wenn das Schicksal einer ganzen Galaxie von Ihnen abhinge."

"Sie vergessen, wo Sie Sich befinden. Das Schicksal dieser Galaxis hängt von uns ab."

"Richtig. Touché." Elizabeth nickte leicht, immer noch lächelnd. "Also, wo ist denn nun diese großartige… jede Vorstellung sprengende… interdimensionale…"

"Intergalaktische."

"Meinetwegen… Bibliothek. Wir haben hier zwei hypernervöse Genies, die darauf brennen, endlich mit der Arbeit anzufangen."

"Wo sind Colonel Carter und Dr. Jackson?"

"Ach ja, wo sind die eigentlich!" Mitchell sah sich suchend um, ohne fündig zu werden.

"Sie wurden bereits hinunter gebeamt, Sir."

"Wie bitte? Also das ist doch…" Er grummelte frustriert. Manchmal hatte eine klare Kommandostruktur einiges für sich.

2. Kapitel - Die bibliothek by Aker

Heliopolis

2. Kapitel – Die Bibliothek



Das Stargate stand in einem fensterlosen Raum, der seine Beleuchtung durch eine große Öffnung erhielt, die in den nächsten, tiefer liegenden Raum führte. Ihre Ankunft auf Heliopolis' Zwillingsplaneten verlief beinahe unbemerkt. Nur die am Tor positionierten Wachen nahmen von ihnen Notiz.

Mitchell blieb bei Sheppard zurück, um sich mit ihm über die ganz besonderen Eigenarten nicht-militärischer Teammitglieder auszutauschen. Daniel und Sam folgten einer breiten Steintreppe in eine Art Vorhalle. Das Design war eindeutig moderner als auf Ernests Planet. Und weitaus weniger verfallen. Leuchtpanele verbreiteten schwaches Licht und tauchten den Raum in bläulichen Schimmer. Stimmen führten sie durch einen Durchgang eine weitere Treppe hinab in den nächsten Raum, Teal'c immer selbstverständlich wenige Schritte hinter ihnen. Ein schweigender Schatten, stets bereits ihnen den Rücken zu decken. Vala hingegen begann neugierig umherzustreifen, als sie den mit Wissenschaftlern und Equipment überfüllten Raum betraten. Ihnen gegenüber prangten vier große Wandtafeln mit den Schriften der Allianzvölker, in der Mitte davor der Sockel mit dem rotglühenden Bedienkristall in der Mitte. Darüber schwebten orangerote und blaue Sphären. Die ersteren formten verschieden große Cluster, die von den bedeutend kleineren blauen Kugeln umkreist wurden. Eine vertraute Ansicht. Allerdings erschien der Raum bedeutend größer als in ihrer Erinnerung. Und auch er wieder moderner, mehr dem Innenleben von Atlantis gleichend. Hier noch mehr als auf Ernests Planet wurde deutlich, dass die Antiker nicht nur die Erbauer der Stargates sondern auch dieses Versammlungsortes waren. Davon abgesehen waren erhebliche Teile der Wände und des Bodens von ihrer Verkleidung entblößt worden, um das technische Innenleben freizulegen.

Plötzlich erlosch die Projektion und aufgeregte Stimmen empfingen sie.

"Was machen Sie da!" Rodney klang beinahe hysterisch, als er Kavanagh anfuhr, der sich gerade zu einer Seitenklappe im Fuß des Sockels beugte und an den darin enthaltenen Kristallen herumfingerte.

"Der Planet hat ein instabiles Gravitationsfeld. Wir können uns nicht ewig hier aufhalten. Also tue ich das einzig Vernünftige; das, was Sie von Anfang an hätten anordnen sollen."

"Ach, und das wäre?"

"Zu versuchen, den Mechanismus oder zumindest den Bibliotheksspeicher zu bergen und nach Atlantis zurückzukehren!"

"Sie werden noch alles zerstören! Wir wissen nicht einmal, ob der Speicherkristall überhaupt im Sockel sitzt."

"Ach kommen Sie: Ihre Theorie von dem verborgenen Antiker-Interface ist doch lächerlich!"

"Werden wir sehen! Und nur zu Ihrer Information: Diese Einrichtung existiert bereits seit tausenden von Jahren auf diesem Planeten. Es ist statistisch gesehen höchst unwahrscheinlich, dass sie ausgerechnet in dem Moment zusammenbrechen wird, in dem wir uns hier aufhalten.

"Oh, ich weiß nicht", warf Daniel ein, der unbemerkt herangetreten war. "Dr. Littlefield hielt sich 50 Jahre unbehelligt in Heliopolis auf. Als wir eintrafen, verschwand zuerst das DHD durch den Boden, dann brach die gesamte Halle zusammen…"

"Ja, vielen Dank, jetzt geht es mir gleich besser!" McKay sah Daniel giftig an. Dieser zuckte nur unbeeindruckt die Schultern. "Was machen Sie überhaupt hier?"

"Dr. McKay", ging Sam dazwischen. "Soweit ich weiß ist unsere Ankunft gemeldet worden."

"Ja. Ja, schon…"

"Also, was haben Sie bisher herausgefunden?"

"Sie meinen abgesehen von ihren Versuchen Panik zu verbreiten und der Erkenntnis, dass meine Mitarbeiter alle meine Anstrengungen sabotieren?"

"McKay!"

"Ist ja schon gut. Kommen sie mit. Und Sie", er funkelte seinen pferdeschwänzigen Mitarbeiter an, "verschwinden Sie hier! 'Helfen' Sie Zelenka oder Simpson. Aber hier wird nichts auseinander genommen, bevor ich es sage. Ist das klar?"

"Das ist wohl kaum Ihre Entscheidung", erwiderte Kavanagh in einem schwachen Versuch, das letzte Wort zu behalten, ehe er beleidigt davon schritt.

Rodneys Stimmung besserte sich, als sie zu einem überladenen Feldtisch traten. Stolz präsentierte er ihnen seine Computersimulationen.

"Ausgehend von den Daten, die sie uns geschickt haben, ist es mir – mit ein wenig Hilfe – gelungen, die Sprache der Bibliothek zu entziffern…"

"Wirklich?" Sam war überrascht. Ein Blick zu Daniel zeigte ihr ein Spiegelbild ihrer eigenen Verblüffung. Selbst Teal'c musterte McKay mit einer hochgezogenen Augenbraue.

"Nun ja, noch nicht vollständig. Aber wir stehen dicht davor." Sie entspannten sich und rollten kollektiv – mehr oder weniger sichtbar – die Augen. Rodney schien es nicht zu bemerken. "Sehen sie, ein wichtiger Schritt war die Einsicht, dass sie die ganze Zeit unter völlig falschen Voraussetzungen gearbeitet haben."

"Wie bitte?"

"Nun ja, dieser Dr. Littlefield hatte ganz offensichtlich keine Ahnung von dem, was er da tat. Und Sie haben seine Vorgaben einfach ohne Nachfragen übernommen, was natürlich zu völlig falschen Schlussfolgerungen führen musste."

Daniel passte es gar nicht, dass Rodney so herablassend über einen Mann sprach, den er vorbehaltlos zu bewundern gelernt hatte. Ernest hatte mehr als die Hälfte seines Lebens mutterseelenallein auf einem trostlosen Flecken Erde verbracht, mit dem Versprechen unendlichen Wissens vor Augen, doch in der sicheren Gewissheit, es niemals erlangen zu können. Und er war nicht verrückt geworden. Ja mehr noch: Er war daran gewachsen. Leider waren ihm und Catherine nur wenige gemeinsame Jahre nach Ernests Rückkehr beschieden gewesen. Daniel vermisste die zwar seltenen aber lieb gewonnenen Abende in familiärer Atmosphäre mit ihren anregenden Gesprächen. Wann konnte er schon mit Fachleuten, die seine Leidenschaft teilten, ohne Einschränkungen über seinen Beruf reden…

Ehe er noch einen Einwurf machen konnte, kam Sam ihm zuvor: "Was meinen Sie damit?"

"Ah ja, Sehen Sie, Sie gingen davon aus, dass es sich bei den Atomen um Buchstaben handelt und ihre Position gemessen über einem in den Boden gravierten Kreismaß ihnen Wortbedeutung verleiht. Das ist falsch. Es sei denn, die Antiker – oder wer auch immer – haben für jeden Begriff ein eigenes Wort benutzt. Die Möglichkeiten der Darstellung bei 146 Buchstaben und dem kompletten Hohlmaß einer Halbkugel sind astronomisch. Einmal ganz abgesehen von der fehlenden Präzision eines solchen Systems…"

"Das verstehe ich nicht", warf Daniel ein. "Wir benutzen doch auch für jeden Begriff ein eigenständiges Wort."

"Nein, tun wir nicht", grimassierte Rodney herablassend und wandte sich an Sam. "Wenn ich sage: 'Ich liebe dich' und 'Ich liebe dich nicht', dann benutzen wir ein Wortset, dass in jedem anderen Zusammenhang einzeln oder anders kombiniert ebenso gebraucht werden kann. Hier wäre das so, als würden diese beiden Aussagen jeweils durch ein eigenes Wort wiedergegeben. Das ist unmöglich."

"Nichts ist unmöglich", flüsterte Vala Rodney ins Ohr, als sie hinter ihm vorbei strich. Der Wissenschaftler erstarrte erschreckt, aber als er sich umblickte war Vala längst wieder verschwunden.

"Und was schließen Sie daraus?" holte sich Sam seine Aufmerksamkeit zurück.

"Äh… Ganz einfach. Es handelt sich nicht um ein Buch, dass Seite für Seite durchgeblättert werden muss, wie ihr Dr. Littlefield gemeint hat, was sowieso unsinnig wäre, bedenkt man die Menge an Informatio…"

"Kommen Sie zum Punkt!" Sam wurde langsam ungeduldig.

"Na, schön: Ich denke es ist eher so eine Art Verzeichnisbaum oder Netzwerk. Es zeigt die Themen der Bibliothek und ihre Verknüpfungen zueinander." Eine Darstellung seiner Theorie erschien auf dem Monitor.

Daniel runzelte die Stirn. "Wo ist da der Unterschied?"

"Ganz einfach: In diesem Fall würde es Sinn machen, wenn es lauter unterschiedliche Wörter gäbe. Ja."

"Das ist nur eine Theorie! Sie haben nicht wirklich eine Ahnung, was es ist, oder?"

"Doch haben wir…" Rodney wand sich. "Okay, die Computerbestätigung liegt noch nicht vor…"

Sam und Daniel blickten sich an. "Es ist nur eine Theorie", intonierten sie gemeinsam.

"Haben Sie auch noch etwas Handfestes gefunden?"

"Haben Sie auch noch etwas Handfestes gefunden", äffte Rodney Daniel nach. "Ich finde wir sind in wenigen Tagen weiter gekommen, als sie in zehn Jahren! Sie haben doch nicht wirklich geglaubt, dass wir die Bibliothek an einem Tag entziffern können, oder?"

"Nein, wir nicht." Daniel suggerierte deutlich, wer solche Annahmen gemacht haben könnte.

"Oh… Ja, dann…"

"Was hat Kavanagh vorhin gemeint?" brachte Sam die Unterhaltung in produktivere Richtungen zurück.

"Ach, der hatte nur Angst. Er wollte den Speicherkristall – der überhaupt nicht im Sockel ist! – nach Atlantis zurückbringen und dort untersuchen. Wahrscheinlich mit demselben Ergebnis wie auf der Erde: nämlich keinem! Ohne Projektor und nur mit Filmaufzeichnungen und Notizen musste es ja unmöglich sein…"

"Er hat etwas von einem Antiker-Interface gesagt."

"Ach, natürlich. Ich bin sicher… naja, ziemlich sicher, dass sich im Gebäudeinneren weitere Räume befinden, die die eigentliche Bibliothek enthalten und über ein gewöhnliches Antiker-Interface verfügen. Der Projektorsockel ist gewissermaßen für Fremdvölker gedacht."

"Wie kommen Sie darauf?"

"Unsere Sensoren haben Hohlräume im Boden und hinter den Wänden mit den Schrifttafeln entdeckt. Wir haben allerdings bis jetzt keinen Zugang gefunden."

"Und auf den Tafeln steht kein Hinweis?" warf Daniel ein.

"Oh, dass wir nicht darauf gekommen sind, an dieser auffälligen Stelle zu suchen!" rief McKay. Daniel warf ihm einen irritierten Blick zu. "Nein! Laut Dr. Weir enthalten sie nur eine Begrüßung und eine Einladung, die Bibliothek zu nutzen."

"Okay." Daniel schüttelte innerlich den Kopf. "Dann werde ich mich mal ein bisschen umsehen."

"Ja, tun Sie das!" Rodney war sichtlich froh ihn loszuwerden. Umso mehr als er nun mit Sam allein war. Nun ja, fast allein. Teal'c rückte auf Daniels frei gewordenen Platz und verfolgte mit wachen Augen Rodneys Entdeckungen… und Rodneys Verhalten. Der Wissenschaftler schluckte, als der riesige Jaffa so unmittelbar neben ihm aufragte.

_________

Daniel studierte abwechselnd die Schrifttafeln und ihre Umgebung, als Vala ihn plötzlich von hinten umarmte und ihm einen kleinen Metallstift direkt vor die Augen hielt.

"Sieht du? Ich wusste doch, dass es hier mehr als nur deine Bibliothek gibt."

"Vala? Was ist das? Wo hast du das her?" Daniel wand sich aus ihrer Umarmung und drehte sich um.

"Ich hab's… gefunden."

"Gefunden? Du meinst gestohlen! Leg das sofort zurück!"

"Nein, im Ernst. Ich hab's gefunden!"

Daniel betrachtete sie misstrauisch. Er beschloss, ihr zu glauben.

"Okay, was ist das?"

"Oh, ich weiß nicht genau. Wie wär's, wenn wir es herausfinden?"

"Wie wär's, wenn du mir einfach sagst, wofür du es hältst?"

"Na schön." Vala gab nach. Sie wollte Daniel schließlich nicht überstrapazieren. Nicht, wenn sie Wert darauf legte, dass er sie begleitete. Und sie legte Wert darauf. "Ich denke, es ist ein Impulsschlüssel."

"Ein Schlüssel? Wofür?"

"Das", sie hob die Stimme, "ist das, was wir noch herausfinden müssen."

Daniel nahm das kleine Objekt und betrachtete es nachdenklich. Es sah einem gewöhnlichen Schlüssel gar nicht unähnlich, nur sehr viel breiter und dicker. Eindeutig mit technischem Innenleben. Eine schwach leuchtende Schnittstelle verriet, dass der Schlüssel noch über Energie verfügte. Antikerdesign war seine Einschätzung.

"Wo hast du ihn gefunden?" wiederholte der Archäologe seine frühere Frage.

"Das willst du nicht wissen."

"Oh doch, genau das will ich wissen."

"Also gut!" Sie ergriff seinen Ärmel und zerrte ihn fort. "Aber sage nicht, ich hätte dich nicht gewarnt!"

Daniel ließ sich widerwillig mitzerren. Vala steuerte zielstrebig auf den Sockel vor den Schrifttafeln zu. Selbstzufrieden ließ sie ihn los, öffnete die Seitenplatte des Sockels, hantierte in den Steuerkristallen herum und trat zurück. Der mit klammerartigen weiteren Kristallen versehene Ring um den zentralen Wählkristall teilte sich in separate Abschnitte, die nach außen zurückwichen. Sie enthüllten ein hochaktives Innenleben. Und vier Fächer, die einst Impulsschlüssel wie den enthalten hatten, den Daniel noch immer in den Fingern hielt.

"Wie hast du das gemacht?... Wann hast du das gemacht?" Daniel blickte sich irritiert nach den anderen Wissenschaftlern um.

"Können?" Sie zuckte lässig mit den Schultern. "Und wann? Als ihr diesen übereifrigen Giftzwerg abgelenkt habt, natürlich!"

"McKay? Wir sollten ihm Bescheid geben."

"Wieso?!"

"Das ist schließlich seine Mission."

Vala war wenig erfreut. Von wegen mit Daniel ein wenig in den düsteren Tiefen dieser Anlage umherstreifen, auf der Suche nach sagenhaften Schätzen. So viel dazu…

"Sam! Dr. McKay!" Daniel winkte die beiden Wissenschaftler herüber. Sam kam, neugierig wie immer, ohne zu zögern. Rodney folgte widerwillig, seiner Zuhörerschaft beraubt. Er sah nicht so aus, als wolle er ein Gespräch mit Teal'c beginnen.

_________

"Wie hat sie das gemacht?" Rodney war pikiert. Seit Tagen suchten sie nach genau so etwas.

"Glück."

"Hey!" Vala war empört.

"Sie hat ein Händchen für so etwas", warf Sam begütigend ein. Sie kam sich immer mehr wie ein Puffer zwischen den verschiedenen Parteien vor. Es wurde Zeit, wieder in die Milchstraße zurückzukehren und sich mit Prioren auseinanderzusetzen.

Rodney begann den Sockel mit neu erwachtem Interesse zu untersuchen.

"Das eigentlich Bedeutsame ist das hier", versuchte Daniel erneut seine Aufmerksamkeit zu gewinnen und hielt Rodney, der gerade hinter der Seitenluke des Sockels verschwinden wollte, den Impulsschlüssel hin. "Der lag in einem der Fächer."

"Ein Impulsschlüssel." Der Astrophysiker ergriff den Metallstift. "Der könnte den Zugang zu den inneren Hallen öffnen!"

"Genau!" Vala nickte enthusiastisch und versuchte nach ihrem Fundstück zu angeln. Vergeblich. Ohne sie weiter zu beachten wich Rodney ihr aus und studierte den Raum.

"Wo ist das Schlüsselloch?"

"Ah", Daniel räusperte sich. "Ich glaube, da hätte ich eine Idee."

Rodney musterte ihn misstrauisch. "Wirklich?"

"Ja." Daniel ging zurück zu den Schrifttafeln. Sam sah Vala fragend an, doch diese zuckte auch nur verblüfft mit den Schultern. Also folgten sie ihrem Kameraden.

"Othala", sagte Daniel und deutete auf eine Asgardrune, die, größer als die anderen, unter dem Begrüßungstext stand. "Sie steht für das Wissen vergangener Generationen. Aber – und das konnten wir damals noch nicht wissen – auch für den Namen der Heimatwelt der Asgard. Ich nehme an, gleiches gilt auch für die Zeichen unter den anderen Texten." Er machte eine umfassende Armbewegung.

"Sie nehmen an?"

"Ja, wie Sie sehen besteht der Ausdruck in der Regel aus nur einem Zeichen. Eine Abkürzung sozusagen, die sich nur für Eingeweihte als Name preisgibt. Oder wie im Fall der Rune durch ihre Aussprache."

"Und wie soll uns das weiterbringen?" wurde Rodney ungeduldig.

"Nun, in Heliopolis war die Rune besonders groß, weil wir uns in einer von den Asgard beschützten, oder zumindest ihnen zugeordneten Galaxie befanden. Hier ist es wahrscheinlich die Bezeichnung der Antiker-Heimatwelt in der Ori-Galaxie, dem Ursprungsort der Lanteaner. Sie ist übersät mit Kratzspuren, also habe ich mir erlaubt, das Ganze ein wenig näher zu untersuchen", Daniel hielt seinen Pinsel hoch, "und ich glaube, dass es sich hier um das gesuchte Schloss handeln könnte."

"Wo? Ich sehe kein Loch!"

"Das liegt daran, weil offensichtlich eine Schutzblende den Zugang verschließt."

Rodney drängte sich an Daniel vorbei, um die fragliche Stelle näher zu betrachten. Er versuchte die Blende zu drücken, zu schieben oder anderweitig zu öffnen. Schließlich presste er wahllos Zeichen der leuchtenden Schrift. Als er gewahr wurde, wie lächerlich er aussehen musste, stellte er seine Bemühungen ein. Um Haltung bemüht drehte er sich um und fragte: "Gut… äh… Wie geht es zu öffnen?"

Daniel zuckte mit den Schultern. "Ich habe keine Ahnung."

"Und da lassen Sie mich hier ewig suchen?!"

Erneutes Schulterzucken von Daniel. Und ein leichtes Grinsen.

"Vielleicht enthält der Sockel einen Öffnungsmechanismus?" Teal'cs ruhige Stimme kam unerwartet. Bis jetzt hatte er nur interessiert den Ausführungen gelauscht. Vala schlug ihm begeistert auf die Schulter und hüpfte zum Sockel zurück.

Daniel versuchte sie aufzuhalten: "Vala, nicht!" Doch es war zu spät. Sie begann eifrig die Kristalle und blinkenden Kontrollen des noch immer geöffneten Sockels zu drücken. Ein heftiges Rumoren ertönte. Der Boden erzitterte. Die Wissenschaftler verhielten in ihren Tätigkeiten und blickten sich fragend um. Dann schob sich schabend die Blende über dem Schlüsselloch zurück.

"Siehst du? Kein Problem", verkündete Vala stolz.

"Du wirst noch mal etwas in die Luft sprengen!"

Ein kalkweißer Kavanagh tauchte auf. "Da haben Sie's!" warf er Rodney in einer Mischung aus Wut und Panik an den Kopf, bevor er in Richtung Stargate davon hastete. "Ich werde diesen unverzeihlichen Leichtsinn melden! Und", er wandte sich noch einmal vom Treppenabsatz um, "ich werde dann noch am Leben sein!"

"Kavanagh! Bleiben Sie hier! Wir haben doch nur das Antiker-Interface gefunden!" Rodneys Appell verklang unerhört. Kavanagh war längst in der oberen Halle.

"Wir?!" empörte sich Vala.

Enttäuscht und seines Triumphes beraubt drehte sich Rodney um und steckte Valas Schlüssel in das freigelegte Loch. Er passte perfekt.

Nichts geschah.

"Was ist los?" Rodney wirkte irritiert.

"Nun ja, es handelt sich um Antikertechnologie…", hob Daniel an.

"Natürlich! Der Schlüssel muss erst noch initialisiert werden." Rodney ärgerte sich, nicht selbst daran gedacht zu haben.

"Ich werde Colonel Sheppard holen", bot sich Teal'c an.

"Nicht nötig!" Rodney reckte das Kinn vor und schloss die Augen, um sich zu konzentrieren. Es überstieg jedes Mal seinen Verstand, warum gerade er nicht über das Antikergen verfügte. Und dieser jämmerliche Ersatz… Es kostete ihn schon Kraft, einen Schlüssel zu aktivieren!

Endlich gehorchte das kleine Stück Metall, er fühlte es und trat zurück.

Gespannt warteten sie, dass etwas geschah. Doch zunächst nahm nur das Rumoren zu, wurde durch ein Summen bereichert. Dann glitten die Schrifttafeln in die Wand zurück und erloschen schließlich. Ein steinernes Klacken gab ihre endgültige Verankerung bekannt, bevor sich beide Wände knirschend in den Boden schoben.

Sheppard und Mitchell suchten sich diesen Moment aus, von der oberen Halle herabgestürzt zu kommen.

"Was ist denn hier los? Der Boden hat gebebt und dann kam Kavanagh vorbei und faselte irgendetwas vom Weltuntergang." Sheppard hielt inne, als sein Blick auf die herab gleitenden Wände fiel. "Was ist hier los?"

"Och, nichts", grinste Rodney selbstzufrieden. "Wir haben nur den Zugang zu den inneren Kammern gefunden, von denen mir niemand glauben wollte, dass sie existieren."

"Wir?" fragte Vala stumm in Daniels Richtung. Dieser zuckte nur mit den Schultern.

"Also ich habe Ihnen jedes Wort geglaubt", versicherte John wenig überzeugend.

"Ja, sicher…"

Unvermittelt verstummte das Schaben der Steine, als die Wände das Bodenniveau erreichten. Sie standen jetzt auf einer Art Podest. Wie der Kiel eines Bootes in die Brandung schob sich die Absatzspitze in eine halbrunde Treppe hinaus, deren Stufen sich in eine gewaltige Halle hinabsenkten. Lichter glühten auf und verbreiteten beinahe blendende Helligkeit nach dem Halbdunkel der anderen Kammern.

Die Mitte der Halle wurde von einem großen, segmentierten Tisch eingenommen. Sitzgelegenheiten gab es keine. Dafür aber in den zahlreichen Nischen entlang der Wände. Sie konnten sogar einige Antiker-Kontrollstühle entdecken. Am hinteren Ende der Halle führten ein paar türgroße Durchgänge in weitere Hallen.

"Wow", entfuhr es John.

"Sie nehmen mir die Worte aus dem Mund", stimmte Mitchell zu.

"Ja, nicht schlecht." Zufrieden begann Rodney die Treppe hinab zu steigen. "Genau wie ich es gesagt habe."

"Schauen Sie Sich nur die vielen Kontrollstühle an! Wie viele ZPMs haben die Antiker hier wohl angeschlossen?" Staunend schloss Radek sich Rodney an. Mit großen Augen versuchten sie möglichst alles auf einmal zu sehen.

Sam blickte grinsend zu Daniel. "Tja, wer hätte das auf den ersten Blick gedacht?!" Daniel konnte sich nur mühsam von dem Anblick losreißen, um zu nicken. Dann folgten sie den beiden.

Mitchell und Sheppard sahen sich an. Wissenschaftler! Schulterzuckend stiegen auch sie die Treppe hinunter.

Als wäre ein Damm gebrochen, fluteten die anderen Wissenschaftler die Treppe hinab und verteilten sich in der Halle, um ihren eigenen Forschungen nachzugehen. Der Sockelraum blieb verwaist zurück. Rodney hatte Mühe, so etwas wie koordinierte Aktivitäten in das Chaos zu bringen. John war damit beschäftigt, diverse Aggregate, Terminals und was auch immer gewünscht wurde zu aktivieren. Bis auf die Kontrollstühle, die ausschließlich von Menschen mit Antikergen betrieben werden konnten, genügte es, die Geräte einmal zu berühren. Das erleichterte die Arbeit ungemein, auch wenn Sheppard nicht der einzige Anwesende war, der über das Gen verfügte. Schon bald flammten zahlreiche Projektionen und Darstellungen überall in der Halle auf.

3. Kapitel - Der Speicher by Aker

Heliopolis

3. Kapitel – Der Speicher



"Okay, das ist schlecht", wandte sich Rodney an John. Beide standen an einer der zahlreichen Konsolen, deren Innenleben der Astrophysiker gerade untersuchte.

"Was jetzt?"

"Ich glaube nicht, dass der Bibliotheksspeicher hier irgendwo zu finden ist."

"Wo soll er denn sonst sein?"

"Weiter im Planeteninneren, in der Sonne, was weiß ich! Aber diese Stationen verfügen über keine größeren Speicher. Es sind reine Terminals, der Zentralspeicher ist woanders."

"Und? Das bedeutet?"

"Das bedeutet, dass wir das Wissen nicht mitnehmen können! Es sei denn, wir finden eine Möglichkeit, die Ausgabe irgendwie auf unsere eigenen Speichermedien zu übertragen. Vielleicht, wenn wir die Arbeitsspeicher anzapfen…"

"Was soll daran so schwer sein? In Atlantis sind doch auch überall unsere Rechner angeschlossen?"

"Das könnte vielleicht daran liegen, dass die Stationen in Atlantis auch alle direkt miteinander vernetzt sind!"

"Und hier nicht?"

"Nein, hier nicht. Es muss irgendeine Art drahtloser Übertragung geben. Das gilt übrigens auch für die Energie. Wir haben nicht ein ZPM gefunden."

"Tja, das ist wirklich schade… Aber was sagt uns das jetzt?"

"Nun, ich weiß nicht, was Ihnen das sagt, aber mir sagt es, dass wir herausfinden müssen, wie die Daten übertragen werden."

"Oder wir finden einfach einen Weg zum Speicher."

Rodney sah den Colonel einen Moment an. "Oder das", gab er zu. "Aber wie gesagt…"

"McKay!" Sam saß einige Terminals weiter und winkte dem Wissenschaftler, zu ihr zu kommen.

John zog die Augenbrauen hoch. "Vielleicht hat sie ja die Antwort?"

"Ja, sicher", winkte Rodney ab, erhob sich aber, um zu Sam hinüber zu gehen.

"Sehen Sie Sich das an", begrüßte Sam sie und deutete auf ihren Bildschirm. Er zeigte eine grafische Darstellung der Anlage, versehen mit zahlreichen antikischen Erklärungen. Daniel lehnte über ihrer Schulter, um die Texte zu übersetzen. "Offensichtlich sind die Terminals nur Schnittstellen zum eigentlichen…"

"Ja, ja, das wissen wir schon!"

p>Sam ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und grinste: "Aber wissen Sie das auch schon?" Sie rotierte die Darstellung und deutete auf eine Höhle tief unter ihrer Halle. "Laut den Beischriften handelt es sich um die 'Halle des Wissens'."

"Sie meinen den Bibliotheksspeicher?"

"Würde Sinn machen, oder?"

"Sehen Sie!" formulierte John stumm in Rodneys Richtung. Dieser übersah es geflissentlich.

"Aber wie kommen wir dahin? Es scheint keinen Zugang zu geben."

"Vielleicht wurde die Halle nach der Installation versiegelt?!"

"Hm. Das wäre aber ganz schön fahrlässig, so eine bedeutende Anlage ohne Wartungsmöglichkeiten zu lassen. Es muss einen Zugang geben. Wir müssen ihn nur finden. Gibt es denn keine Hinweise in der Datenbank?"

"Nein", erklärte Daniel. "Es scheint sich nur um einen offen zugänglichen Raumplan zu handeln. Der Zugang entspräche so etwas wie einem Wartungsschacht. Er ist nicht verzeichnet."

"Dann müssen wir suchen."

"Oh, toll!" Sheppard klang nicht wirklich begeistert. "Ich weiß auch schon, wer das machen darf."

"Nun", betonte Rodney, "ich habe wichtigere Sachen zu tun!"

"Ja, schon klar." Missmutig machte sich John auf den Weg, um etwas zu suchen, von dem er nicht einmal wusste was es war. Unterwegs gabelte er Cameron und Teal'c auf. So musste er wenigstens nicht allein leiden.

_________

Sam hatte sich in die technischen Details der Anlage vertieft. Fürs Erste genügten ihr die Grafiken, die das Terminal bereitstellte, so dass sich Daniel seinen eigenen Neigungen widmen konnte. Seit einer Stunde durchforstete er das Archiv auf der Suche nach geschichtlichen Informationen über die Antiker. Eher nebenbei achtete er auf Erwähnungen der Ori, aber so weit war er noch nicht vorgedrungen, als sein Funkgerät knisternd zum Leben erwachte.

"Jackson, wir brauchen Sie."

"Mitchell? Haben Sie etwas gefunden?"

"Könnte man so sagen. Abgesehen von hunderten Kammern gibt es hier noch einen Ringtransporter. Man, das ganze gleicht mehr einem Hotel."

"Alles klar. Beschreiben Sie mir den Weg."

"Kein Problem. Aber beeilen Sie Sich. Vala ist schon ganz nervös. Und…"

"Beeil dich lieber, Süßer. Obwohl ich mir sicher bin, dass wir genauso einfach raus- wie reinkommen. Und im Zweifelsfall habt ihr ja mich!"

"Da hören Sie's. Aber ich habe nicht vor, Meilen unter der Erde zu verschwinden, ohne jemanden dabei zu haben, der die Sprache auf der Bedienungsanleitung für die Rückkehrmaschine lesen kann."

"Vala? Was macht sie denn bei Ihnen?" Stirnrunzelnd betrachtete Daniel sein Funkgerät. Er hatte gar nicht bemerkt, dass er seit geraumer Zeit von seinem Quälgeist befreit war.

"Fragen Sie mich was Leichteres."

"Okay, gut." Daniel gab Sam Bescheid und machte sich auf den Weg, durch Camerons Anweisungen geleitet. "Haben Sie schon herausgefunden, wie der Ringtransporter zu bedienen ist?"

"Aber natürlich!" Vala. Und sie klang beleidigt. "Das war doch wirklich ein Kinderspiel."

Daniel seufzte, während er weiter joggte. Es war nicht weit und so stieß er bald auf die Gruppe.

"Okay, dann geht's los", empfing ihn Vala und ließ ihm kaum genug Zeit, in den Kreis der Transporterplattform zu treten.

Helles Licht und das vertraute Arbeitsgeräusch der Ringe umfingen sie. Einen Augenblick später fanden sie sich in einem neuen Raum wieder. Lichter flammten auf. Sie verließen den Transporter und machten sich auf den Weg in die benachbarte Halle.

"Sheppard!" McKays Stimme tönte verärgert aus Johns Funkgerät. "Warum haben Sie mir nicht Bescheid gesagt? Ich sollte jetzt da unten sein!"

"Nur die Ruhe, Rodney. Ist ja nicht so, als würde Ihnen der Speicher davonlaufen."

"Sehr witzig."

Plötzlich flackerte das Licht einmal kurz.

"Was war das? Rodney, hat bei Ihnen auch das Licht geflackert?"

"Das Licht? Nein. Flackert bei Ihnen das Licht? Ich sollte sofort nachkommen. Vielleicht ist die Stromversorgung des Speichers instabil. Nicht auszudenken, was das in den Datenbanken anrichten könnte…"

"In Ordnung", seufzte John ergeben. "Nehmen Sie Colonel Carter mit und kommen Sie runter."

Die anderen hatten inzwischen bereits angefangen, sich umzusehen. Die Halle war nicht allzu geräumig und wurde beinahe gänzlich von einem großen fein gemusterten Block eingenommen. Er schien aus mehreren Einzelblöcken zusammengesetzt und war zu einem großen Teil von dünnen weißen Gittern überzogen, die Datenkristalle hielten. Dazwischen glänzten niederenergetische Strom- oder Datenleitungen. Kontrolllampen tauchten das Gebilde in mystisches Glimmen. Der Speicher war nicht schön, aber geheimnisvoll wie das Kunstwerk eines unbekannten Künstlers.

Für Sam war er das auch. Rodney war da praktischer veranlagt. "Beeindruckend", stellte er fest, als sie aus der Ringtransporter-Kammer traten.

"In der Tat", stimmte Teal'c zu. Die anderen nickten, noch immer fasziniert auf den Koloss starrend.

"Ich meine die Größe. Ich habe keine Ahnung, wie wir den Inhalt auf unsere Festplatten kopieren sollen!"

"Ich dachte, genau deswegen sind wir hier?" Mitchell wirkte irritiert.

"Haben Sie mal einen Blick darauf geworfen?! Das Ding ist groß. Ich meine, wirklich groß! Wir haben keine Festplatten, die so viele Daten aufnehmen können. Nicht einmal wenn sie komprimiert sind."

"Na ja", fügte Daniel an. "Es ist das gesamte Wissen von vier der fortschrittlichsten Rassen, die wir kennen. Womit haben Sie denn gerechnet?"

Das Licht flackerte erneut.

"Mit etwas mehr Transportablem. Was war das?"

"Ich habe Ihnen doch gesagt, dass das Licht flackert", erinnerte ihn John.

"Ja, aber warum tut es das?"

"Finden wir es heraus!" Unternehmungslustig schritt Sam in den Raum, auf der Suche nach einem weiteren Terminal oder anderen Hinweisen.

4. Kapitel - Der Generator by Aker

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4. Kapitel – Der Generator



Sie hielten sich seit etwa einer Stunde in der unteren Kammer auf, als sich Radek meldete. Die Kontrollstühle schienen im Gegensatz zu den Terminals über vollen Datenzugriff zu verfügen und hatten ihnen tieferen Einblick in die Anlage gewährt. Offensichtlich befanden sie sich in einer großen natürlichen Höhle, die den Bedürfnissen des Versammlungsortes angepasst worden war. Neben der Bibliothek waren noch weitere Antikereinrichtungen auf dem Planeten verzeichnet, dazu eine Siedlung, die vielleicht einmal von Asgard bewohnt war, die das Wissen Bibliothek studieren wollten.

Die Wissenschaftler schienen eine Art Kontroll- oder Überwachungsprogramm gefunden zu haben, dass mit dem ganzen Planeten in Verbindung stand. Direkt nach der Initialisierung der Komponente waren die Einrichtungen rot aufgeleuchtet und eine Beischrift gab die nüchterne Information, dass sie zerstört waren. Die Bibliothek hatte wahrscheinlich nur ihre geschützte Lage in der Planetenkruste gerettet. Wesentlich wichtiger war aber die Warnung, die zeitgleich aufgeblinkt war. Sie pulsierte in einem monotonen Rhythmus die Mitteilung über eine Fehlfunktion des Energieerzeugers an den Betrachter.

"Ah, daher stammt wohl das Flackern", beantwortete Rodney Radeks Anruf.

Es hatte in der Zeit, die sie hier unten zugebracht hatten stetig zugenommen und beeinflusste nun auch den Speicher. Im Bibliotheksraum waren die Auswirkungen inzwischen ebenfalls zu spüren. Einige Terminals waren bereits ausgefallen. Unglücklicherweise erlaubte das Programm aber keinen Zugriff auf die Steuerung des Generators.

"Wo ist die Energiequelle? Vielleicht können wir sie reparieren."

"Äh, das könnte sich als schwierig erweisen.

"Wieso? Sagen Sie's mir! So schlimm kann es nicht sein."

"Naja…" Radek räusperte sich. "Sie befindet sich im Kern des Planeten. Es scheint sich um ein Gravitationskraftwerk zu handeln, wenn wir das richtig sehen."

"Wie bitte?"

"Ja. Und ich bin mir nicht sicher, wie gut es abgeschirmt ist. Wir erhalten hier Anzeigen für einen Energieschirm. Aber der hängt natürlich auch von der Energieversorgung ab..."

"Einfach großartig!"

"Äh, und was haben Sie so herausgefunden?"

Rodney schaltete ab. Die anderen, die Radeks Part des Gespräches nicht gehört hatten, sahen Rodney besorgt an. Er gab die neuen Informationen weiter, was ihre Befürchtungen aber nicht wirklich vertreiben konnte.

Die Suche war bisher nicht sehr erfolgreich gewesen. Es gab zwar verschiedene Andockstellen für tragbare Kontrolleinheiten – von denen sie natürlich keine hatten – aber keine Konsole. Der Speicher war einfach das, was er war: ein Speicher. Zugriff konnten sie nur über die Bibliotheksterminals erhalten. Oder indem sie ihn auseinander nahmen. Eine Möglichkeit, die sie bis als letzte aufsparen sollten, denn es gab keine Garantie, dass sie ihn je wieder zusammenfügen oder auf die Einzelteile Zugriff erhalten konnten. Es blieb ihnen nur, die gesamte Anlage zu erhalten. Und die Energiequelle war ein wesentlicher Bestandteil davon.

"Gravitationskraftwerk? Ich gehe wohl richtig in der Annahme, dass es sich dabei nicht um einen Antigrav-Generator handelt und sich Zelenka nur versprochen hat, oder?" fragte Cameron schließlich in die Stille.

"Nein. Es sind ja nicht alle..." Ein eisiger Blick aus zwei Paar Colonel-Augen brachte Rodney zum Schweigen. "Schon gut..."

"Wollen Sie jetzt eine wissenschaftliche Erklärung von mir hören?" grinste Sam Mitchell an.

"Äh, nein! Versuchen Sie es mit der abgespeckten Version. Das volle Programm können Sie dann ins Missionsprotokoll packen."

"General Landry wird sich freuen."

"Also dem traue ich inzwischen alles zu. Würde mich nicht wundern, wenn er was mit Ihrem Technobabbel... äh Ihren Fachausdrücken anfangen kann."

Sam funkelte Cameron gespielt beleidigt an, bevor sie erklärte: "Am ehesten könnte man ein Gravitationskraftwerk mit einem Gezeitenkraftwerk vergleichen. Es nutzt die Potentialunterschiede zwischen verschiedenen Schwerkraftfeldern. In einigen Theorien muss es dazu eine eigene Anomalie erzeugen."

"Reden wir von einem Schwarzen Loch?"

"Im Prinzip schon. Aber wie gesagt, dass ist nur Theorie. Vielleicht handelt es sich auch gar nicht um eine Gravitationsquelle die hier genutzt wird, sondern um die Fließbewegungen des Magmas. Schließlich befindet sich der Generator im Planetenkern."

"Wenn wir dann fertig sind, uns über die mögliche Natur der Energiequelle auszutauschen, könnten wir ja endlich einmal nachsehen gehen", verlangte Rodney ungeduldig. "Falls es noch niemandem aufgefallen ist: Die Stromschwankungen werden schlimmer. Und ich möchte da unten nicht ohne Schutzschild festsitzen. Oder ohne eine Möglichkeit zurückzukehren."

"Da ist was dran", stimmte Cameron zu.

Sie gingen zum Ringtransporter zurück. Radek hatte ihnen zusammen mit den anderen Informationen auch die Tastenkombination geschickt, die den Richtstrahl des Transporters auf die Ringe in der Generatorhöhle ausrichten würde.

"Wir sollten nicht alle hinunterbeamen." Rodney betrat den Kreis im Boden, der die Ringe barg.

"Wieso nicht?"

"Colonel Carter kann mir assistieren und Sheppard verfügt über das Antikergen. Der Rest von ihnen würde mir nur im Weg rumstehen."

Diesmal zog nicht nur Teal'c seine Augenbrauen hoch.

"Ist das der Dank dafür, dass ich uns hier runter gebracht habe?" fragte Vala.

"Ja, Dankeschön. Und fassen Sie hier nichts an!"

"Tja, da kann man nichts machen." John gesellte sich kein bisschen traurig zu Rodney, während Cameron mürrisch zurückblieb.

"Was ist mit Daniel?" fragte Sam. "Vielleicht brauchen wir..."

"Wir sind jetzt – Wie lange? Drei Jahre? – in Atlantis und bisher ganz gut ohne ihn ausgekommen, oder?"

"Ist schon gut, Sam. Wir werden hier warten, falls ihr Hilfe braucht."

"Na schön." Sie trat zu John und Rodney und die Ringe transportierten sie ins heiße Innere des Planeten.

Mitchell sah sich um. "So, und was machen wir jetzt?"

_________

Hitze empfing sie. Schweißtreibend und den Atem raubend. Sie sollten sich hier definitiv nicht länger als unbedingt notwendig aufhalten.

Die Ringe hatten sie in eine kleine abgeschlossene Kammer entlassen, deren einziges Inventar aus einem Kontrolltisch bestand, wie SG-1 ihn zuletzt in Camelot gefunden hatte. Sie betraten die davor befindliche Stufe und die Tasten wurden unvermittelt in sanftes Licht getaucht. Ein Hologramm flammte über dem Tisch auf und zeigte einen kugelförmigen Ausschnitt des Planeteninneren. Eine gewaltige, mehrere Meilen durchmessende, von einem Energieschirm umgebene Kugel rotierte langsam im Magmafluss. Einige kleinere übergelagerte Grafiken gaben einen Eindruck von der Funktionsweise und dem Status des Kraftwerks. Letzterer war bedenklich. Wie eine Pustel war eine bedeutend kleinere Sphäre an der Hülle der Kugel angeflanscht. Das war ihre Kontrollkammer. Und ihr Energieschild wies besorgniserregende Schwachstellen auf...

Sam wies auf die gekennzeichneten Stellen. "Wir sollten uns beeilen."

"Und, hat schon jemand eine Idee, an welcher Schraube wir drehen müssen?" John blickte ratlos auf den Steintisch und seine in antikisch beschrifteten großen Tasten.

"Also Daniel hätte zumindest lesen können, was..."

"Ja, ja", fiel Rodney ein. "Er ist jetzt aber nicht hier. Außerdem kann ich auch… äh…"

"Was ist?"

Rodney räusperte sich. "Es muss sich da um einen Dialekt handeln, der sich von dem in Atlantis verwendeten unterscheidet."

"Sehen Sie?"

John starrte die beiden vorwurfsvoll fragend an. Sie verstummten schuldbewusst. Er drehte sich kopfschüttelnd um. Ein plötzlicher Ruck fuhr durch die Anlage und er versteifte sich. "Okay, Leute, das wird langsam ernst!" Er schaute unsicher auf die Tasten. "Welche soll ich drücken?"

"Drücken sie einfach irgendeine Taste und wir sehen was passiert. Schlimmer kann es kaum werden."

John schaute Sam skeptisch an, versuchte es aber schließlich in Ermangelung einer Alternative.

"Halt! Was soll das?" Rodney konnte es nicht fassen und sprang vor, um John am Drücken der Taste zu hindern.

"Haben Sie einen besseren Vorschlag?"

"Warten Sie. Geben Sie… Geben Sie mir nur einen Moment, damit ich…"

"McKay! Wir haben keine Zeit mehr." Sam wurde ungeduldig.

"Ja, natürlich, drücken Sie irgendeine Taste. Wen kümmert es schon, ob wir in die Luft fliegen."

"Na schön", seufzte John. Er zögerte kurz, ehe er sich einen Ruck gab und wahllos eine der Tasten betätigte.

Vergeblich. Die Taste rührte sich keinen Millimeter.

"Was ist?"

"Da tut sich nichts."

"Was?" Langsam wurde Rodney panisch. "Da muss sich etwas tun!" Er schob John zur Seite und versuchte es selbst. Nacheinander probierte er mehrere Tasten aus, doch nicht eine ließ sich bewegen. "Aber..."

"Rodney..."

"Nein, nein, es muss eine Möglichkeit geben. Lassen Sie mir nur etwas Zeit."

Der Astrophysiker beugte sich hinunter und tastete die Seitenwand des Tisches ab, bis er die Schublade mit den Steuerkristallen gefunden hatte. Ungeduldig zog er sie heraus. Doch er brauchte den Inhalt gar nicht näher zu untersuchen, um festzustellen, dass da nichts mehr zu machen war. Die meisten Kristalle waren trübe oder verschmort, hätten längst ausgetauscht werden müssen.

"Rodney", versuchte es Sheppard erneut. "Wir können hier nichts mehr tun. Wir müssen die anderen benachrichtigen."

"Nein, wir brauchen Ersatzkristalle. Wenn die Odyssee…"

"Rodney!" Sam sah ihn eindringlich an. Sie wussten beide, dass es nichts mehr gab, was sie tun konnten.

"Ja...", flüsterte McKay und ließ sich mitziehen, den Blick abwesend auf das erlöschende Hologramm und den funktionsuntüchtigen Kontrolltisch gerichtet. Sam konnte ihn verstehen, denn wie Rodney begriff sie die volle Tragweite ihrer Unfähigkeit, das Kraftwerk zu stabilisieren.

_________

Der Rest von SG-1 musste nicht lange auf eine Rückkehr des Reparaturtrupps warten. Völlig verschwitzt traten die drei schon nach etwa einer Viertelstunde wieder aus dem Ringtransporter.

"Das war's schon?" begrüßte sie Mitchell.

"Nicht ganz, Cam." Sam klang erschöpft und Cameron fiel derselbe resignierte Gesichtsausdruck auch bei Rodney auf.

"Was ist passiert?"

Heftig erwiderte McKay: "Wir können das Kraftwerk nicht reparieren, das ist passiert! Zufrieden?" Wütend stapfte er zum Speicher und begann einige der Kristalle herauszuziehen. Sie beobachteten ihn verwirrt.

"Sam?"

"Dr. Zelenka hatte Recht, es handelt sich um ein Gravitationskraftwerk. Und es weist Unregelmäßigkeiten auf. Leider haben wir keine Möglichkeit gefunden, es zu reparieren."

"Und das bedeutet?"

"Das bedeutet, dass wir den Planeten verlassen müssen."

"Was?" brach es aus Daniel heraus. "Sag nicht, dass wir wieder alles zurücklassen müssen."

"Doch, Daniel. Genau das bedeutet es." Mitgefühl stand in Sams Gesicht. Vor über neun Jahren hatte sie keinen Blick auf die Bibliothek geworfen, doch dieses Mal schon. Sie konnte jetzt Daniels überschäumende Reaktion von damals verstehen. Und wenngleich er nun weniger überschwänglich und weitaus gereifter war, so wusste sie doch, dass in seinem Inneren noch immer unstillbarer Wissensdurst brannte. Selbst Vala schien es zu spüren, denn sie verzichtete auf einen schnippischen Kommentar und legte ihm sanft die Hand auf die Schulter.

"Aber..." Er konnte es nicht glauben. Nicht schon wieder. Mit offenem Mund starrte er Sam an, doch sie schüttelte nur den Kopf.

Rodney brach den Bann. "Kommt jetzt vielleicht mal jemand und hilft mir hier? Wir sollten so viel retten wie möglich!"

"Er hat recht", stimmte Sam zu, und sie verließen die Transporterkammer, um zum Speicher zurückzukehren.

Rodney hatte sein Shirt ausgezogen, um die Kristalle darin zu sammeln. Er verharrte, als ihn die anderen anstarrten. "Was?!"

"Ach, nichts..." Sheppard räusperte sich, bevor er seine Weste auszog und die zahlreichen Taschen entleerte, um Rodneys Beispiel zu folgen. Die anderen trugen noch ihre Jacken, die sie verwenden konnten.

"Nehmt nicht die Kontrollkristalle", drängte Rodney, als erneut das Licht ausfiel, begleitet von einem heftigen Ruck, der sie fast das Gleichgewicht verlieren ließ. "Wir sollten uns beeilen."

"Wieso?" fragte Mitchell.

"Ich will es mal so ausdrücken, Colonel: Gegen das, was den Planeten in Kürze zerfetzen wird, ist eine Atomexplosion nicht mehr als eine Wunderkerze."

"Wie meint er das?" fragte nun auch Sheppard.

Sam balancierte ihr Bündel aus Jacke und Kristallen in einer Hand, während sie versuchte an höhergelegene Stellen des Speichers zu gelangen. Neben ihr gewann Vala unvermittelt einen Meter an Höhe, als plötzlich zwei starke Hände ihre Hüfte umfassten und sie mühelos anhoben. Sie grinste hochzufrieden. "Danke, Partner!" Sie lächelte über ihre Schulter und der Jaffa beugte zufrieden und ebenfalls lächelnd sein Haupt.

Sam folgte der Szene kurz, doch ihr flüchtig aufgetauchtes Lächeln verschwand schnell wieder. "Was McKay sagen will ist, dass das Gravitationskraftwerk in Kürze zu einer Gravitationsbombe wird, die mit ihrem Schwerefeld den Planeten in Stücke reißen wird", beantwortete sie Johns Frage.

"Ja, und ausgehend von den stärker werdenden Auswirkungen der Ausfälle bleibt uns wirklich nicht mehr viel Zeit! Wenn sie sich also beeilen würden!"

"Von wie viel Zeit reden wir hier?"

"Die Unregelmäßigkeit der Ausfälle machen es schwierig…"

"Rodney!"

"Etwa eine halbe Stunde. Eine Stunde vielleicht."

Sheppard und Mitchell sahen sich alarmiert an.

"Ich sage denen da oben besser Bescheid", murmelte John schließlich und schwang sich sein eigenes Bündel über die Schulter, während er zu den Ringen zurückging.

"Gute Idee", stimmte Cameron zu. Er stopfte wahllos noch ein paar Kristalle in seine Jacke, um fertig zu werden. Für ihn sahen sie alle gleich aus. Woher sollte er da wissen, welche davon Kontrollkristalle waren? Ein paar gab er noch an Teal'c, dann scheuchte er sein Team ebenfalls zu den Ringen.

Rodney keuchte mit seiner Ausbeute hinterher. Das Shirt hatte sich unter der Last so weit gedehnt, dass es leicht die doppelte Menge wie die Jacken fasste. Kurzerhand tauschte Teal'c sein Bündel mit dem des Astrophysikers aus und trug dieses mühelos die letzten Meter.

"Äh... danke", brachte Rodney heraus, bevor er ihm nachhechtete.

Dann beamten sie sich wieder nach oben.

5. Kapitel - Der Rückzug by Aker

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5. Kapitel – Der Rückzug



Hektische Betriebsamkeit empfing sie. Die Wissenschaftler waren dabei, ihre Gerätschaften zusammenzupacken und zum Tor zu tragen. Die Wachsoldaten halfen ihnen dabei.

Ein erneuter Ruck durchfuhr die Anlage und einige der ausgefallenen Leuchtpanele sprangen nicht wieder an.

"Beeilung!" rief Rodney, während er mit seiner kostbaren Fracht zum Stargate eilte. Er verhinderte, dass auch nur einer von ihnen sein Bündel ablegte, um zu helfen. "Wenn die Kristalle durch sind, können sie meinetwegen zurück, aber nicht vorher."

"Rodney", seufzte Sheppard am Tor angekommen, "manchmal sind Sie schlimmer als ein Drillsergeant."

McKay sah ihn schief von der Seite an, konnte aber nicht entscheiden, ob das ein Kompliment oder eine Beleidigung war, also beschloss er, es zu ignorieren.

John und Cameron warfen ihre Bündel mit Schwung durch den Ereignishorizont des Stargates.

"Sind sie wahnsinnig!" Fassungslos starrte Rodney in keinen Deut schuldbewusste Gesichter.

"Wir haben Wichtigeres zu tun, als Babysitter für ihre Kristalle zu spielen", stellte Cameron klar, ehe sich beide umwandten und zurückhasteten, um dafür zu sorgen, dass alle Wissenschaftler rechtzeitig die Höhlen verließen.

Der Rest von SG-1 ging etwas vorsichtiger zu Werke, aber auch sie sahen ihre vordringliche Aufgabe offensichtlich woanders. Rodney seufzte frustriert und blieb da, um seine Leute anzutreiben und ihnen beim Abtransport des Equipments zu helfen.

_________

Es dauerte alles viel zu lange. Die Minuten rasten dahin und noch immer kamen weitere Menschen aus den unteren Hallen, schwer beladen und keuchend. Die halbe Stunde war fast um.

Ein erneuter heftiger Ruck ließ das Licht flackern. Steinstaub rieselte von der Decke und betonte die Dringlichkeit der Situation. Da kam Radek angehastet.

"Und, sind alle raus?" fragte ihn Rodney.

Der Tscheche schüttelte verzweifelt den Kopf. Er schnappte zweimal tief nach Luft, bevor er antworten konnte. "Die Wände schließen sich wieder. Und knapp ein Drittel unseres Teams ist noch in der hinteren Kammer. Einschließlich SG-1!"

"Was?! Wer hat das veranlasst?"

"Niemand. Offensichtlich eine automatische Reaktion. Sie versuchen sie offen zu halten, aber uns fehlt das Material. Wir brauchen etwas, um die Wände wegzusprengen. Colonel Carter meint, sie hätten nur ein Päckchen C4."

Rodney hielt einen der letzten Wissenschaftler auf, die durch das Tor drängten. "Sagen Sie Dr. Weir, wir brauchen Sprengstoff. Eine Menge Sprengstoff... Und sie soll sich beeilen!"

Der Mann nickte mit angstgeweiteten Augen, bevor er, einen schweren Koffer in der einen und den zusammengefalteten Feldtisch mit der anderen Hand hinter sich herziehend, durch das Tor verschwand. Es dauerte ein, zwei atemlose Minuten, ehe der Ereignishorizont erlosch. Radek und Rodney verließen die Stufen vor dem Tor, um nicht von der Antimateriewelle der erneuten Gateaktivierung erfasst zu werden. Und dann warteten sie.

_________

"Was dauert denn da so lange", keuchte Cameron. "Teal'c, hilf mir mal."

Cameron saß rittlings auf einer der hochfahrenden Wände. Viel Platz blieb ihm nicht mehr, aber er hatte vor, alles Menschenmögliche zu unternehmen, um den Spalt so lange wie möglich offen zu halten, denn neben ihm halfen John, Daniel und Sam den Wissenschaftlern durch ebenjenen Fluchtweg. Davon abgesehen hatte er nicht vor, sich selbst einschließen und in die Luft sprengen zu lassen.

Vala reichte von unten zu Cameron hinauf, um ihm beim Stabilisieren einer Konstruktion aus zwei Stühlen zu helfen, die bereits jetzt unter dem Andruck nachzugeben begann.

"Das ist zu schwach", stöhnte der Colonel. "Teal'c, wo bleibst du!"

Teal'c tat sein Möglichstes, um Dinge zu finden, die Cameron zwischen Decke und Wandoberkante klemmen konnte. Sie hatten den unaufhaltsamen Aufstieg der Wand bisher kaum verzögern können, doch gerade schleppte der Jaffa ein abgetrenntes Segment der großen Tafel an, die in der Mitte der Halle stand.

"Ich bin schon da, Colonel Mitchell." Cameron fragte sich, wie er die Platte nach oben hieven wollte, denn Teal'c keuchte bereits jetzt, etwas, das bei dem Krieger selten zu beobachten war.

"Sehr gut, Muskelprotz", verkündete Vala dagegen stolz. Teal'c brummte nur als Antwort. Vala trat zu ihm, um beim Anheben der Tischplatte zu helfen, gab aber sofort wieder auf.

"Woraus ist die? Aus Stein?"

"In der Tat!" Teal'cs ohnehin kräftige Muskeln spannten sich bis zum Zerreißen, als er die Platte empor zu wuchten versuchte. Unvermittelt stützten zwei weitere Händepaare den wankenden Stein. Weder Mitchell noch Teal'c hatten das Innehalten der Fluchtbewegungen bemerkt.

"Danke", presste Teal'c durch zusammengebissene Zähne. Daniel und Sam nickten nur, nun selbst vor Anstrengung keuchend. Doch mit vereinten Kräften gelang es ihnen, die Platte zu Cameron hinaufzuschieben. Dieser sah sich mit der Aufgabe konfrontiert, die schwere Platte sicher zu verankern. Sie war bereits jetzt zu breit, also versuchte er sie so gut wie möglich zu verkeilen. Sheppard, der hinter ihm saß, um den Wissenschaftlern über die Barriere zu helfen, unterstützte ihn.

Es knirschte und krachte, als die Wand von unten gegen schob. Aber es hielt. Zumindest vorläufig.

"Gott sei Dank", seufzte Cameron inbrünstig, begleitet von einem allgemeinen Aufatmen.

"Gut gemacht, Jungs!" Vala klatschte zufrieden in die Hände. "Und Mädels", fügte sie nach einem Blick auf Sam hinzu. Diese rutschte nur völlig erledigt an der Wand hinunter, um sich wenigstens für ein paar Sekunden auszuruhen. "Hey, keine Müdigkeit vorschützen!"

Daniel ergriff Vala am Arm und zog sie fort.

"Was ist?"

"Gönn Sam die kurze Ruhepause. Und…"

"Ja?"

Daniel biss sich auf die Unterlippe. "Nichts weiter."

Vala zögerte kurz, dann grinste sie breit. "Du machst dir Sorgen? Um mich? Das ist süß." Sie kniff seine Wange. "Aber keine Angst, ich bin schon aus ganz anderen Situationen entkommen." Damit drehte sie sich um, um zum Geschehen zurückzukehren. Er kam sich wie ein Trottel vor. Was er nicht bemerkte war der kurze, ungewohnt sanfte Blick, den ihm Vala über die Schulter zuwarf.

"Okay, Leute, weiter geht's!" rief Sheppard von oben. Die Tischplatte begann über die Wand zu kratzen und drohte wegzurutschen. Cameron hielt dagegen, aber das konnte nicht ewig gut gehen.

Daniel kehrte zu den anderen zurück, um Sam, die sich ebenfalls erhoben hatte, wieder dabei zu helfen, die Wissenschaftler zu Sheppard hinauf zu heben. Sie hatten es längst aufgegeben, die restlichen Laptops, Scanner und was immer sonst noch zurückgeblieben war, retten zu wollen. Das Einzige, was jetzt zählte, war das nackte Leben. Und das hing an einem seidenen Faden. Die Anlage erzitterte inzwischen beinahe ständig und die Lichter in der Halle waren längst ausgefallen. Die einzige Beleuchtung kam mittlerweile durch den immer kleiner werdenden Spalt über den sich schließenden Wänden.

_________

Als die Chevrons des Stargates aufzuleuchten begannen, zuckten Radek und Rodney zusammen, so angespannt waren sie. Erleichtert registrierten sie die Ankunft eines Soldaten mit einem kleinen verschlossenen Köfferchen in der Hand.

"Gott sei Dank! Was hat denn da so lange gedauert?" wurde er von Rodney begrüßt.

"Entschuldigung, Doktor, aber der Sprengstoff liegt bei uns auch nicht griffbereit neben dem Tor!"

Rodney verkniff sich eine beißende Antwort. Er war viel zu sehr von Angst um die Zurückgebliebenen erfüllt. "Schön. Kommen Sie mit. Radek, Sie wählen Atlantis an, so dass wir ohne Verzögerung zurückkehren können."

Zelenka nickte nervös. Er wünschte, sie wären bereits alle in Sicherheit.

Ein erneuter Übelkeit-erregender Ruck fuhr durch die Anlage und zwang sie zu Boden, ihr Gewicht verdoppelnd. Der Stein der Höhlenwände begann bedrohlich zu knacken. Von irgendwo erklang ein lautes Bersten.

"Die Abschirmung des Kraftwerks setzt aus", keuchte Rodney. Zum Glück ging es schnell vorüber. Aber ihnen blieb nicht mehr viel Zeit.

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Stöhnen. Und Wimmern. Der plötzliche Andruck hatte sie überrascht. Die hintere Hallendecke war in einem ohrenbetäubenden Getöse zu Boden gerauscht, alles was im Weg stand unter sich begrabend. Dicke Wolken aus Steinstaub vernebelten die Sicht.

Und er hatte die ohnehin instabile Steinplatte endgültig ins Wanken gebracht. Sie war auf die Treppe zurückgefallen und zerborsten. Teal'c hatte eine schwere Kopfverletzung davongetragen; Camerons Brustkorb und rechter Arm waren geprellt worden, bevor ihn die Platte mit hinab riss; Vala, Daniel, Sam und einer der letzten zwei Wissenschaftler erlitten Blutergüsse und Schnitt- oder Platzwunden an Armen und Beinen. Und sie hatten noch Glück gehabt. Niemand stand im Augenblick des Abrutschens direkt unter dem fallenden Stein.

"Alles in Ordnung?" John war auf der anderen Seite der Wand herab gesprungen. Seit die Stütze fehlte, hatte sie wieder begonnen, sich zu bewegen. Ihr Gegenstück war längst verankert und auch dieser Fluchtweg wurde nun immer kleiner.

"Gibt's Verletzte?" versuchte er es erneut. Blöde Frage. Er konnte das Stöhnen ja hören.

Die dünne Stimme eines Wissenschaftlers antwortete ihm. "Colonel Sheppard?"

"Ja?"

"Der Jaffa scheint verletzt zu sein. Er blutet am Kopf. Und Colonel Mitchell rührt sich nicht…"

"Wie geht es Ihnen?"

"Mir ist nichts passiert…"

"Schön… Rettung kommt gleich…" Seine letzten Worte verklangen ungehört, als sich der verbliebene Spalt vernehmlich schloss. 'Radek, wo bleiben Sie? Wo ist das C4?'

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Rodney hastete, den Soldaten im Schlepptau, zurück in die erste Halle der Bibliothek. Dort fanden sie John, an der Wand mit den Schrifttafeln lauschend. Er sah auf.

"Gott sei Dank, da sind Sie ja endlich. Lieutenant…?"

"Mayfield, Sir. Wir haben uns schon Sorgen gemacht."

"Ja", John lachte freudlos. "Sie sollten auch noch nicht damit aufhören. Ich kann SG-1 über Funk nicht erreichen."

"Dr. Weir hat auch versucht Sie zu erreichen und ist nicht durchgekommen."

"Rodney?"

"Irgendetwas muss die Signale abblocken. Vielleicht Streustrahlung vom Generator. Was spielt das jetzt für eine Rolle?"

"Auf diese Weise können wir SG-1 nicht warnen, von der Wand wegzugehen."

"Oh…"

"Ich hab's mit Klopfen versucht, aber die Wand ist wohl zu massiv."

"Tja, na schön, dann nehmen wir einfach die andere Wand. Und hoffen, dass sie klug genug waren, sich fernzuhalten. Colonel Mitchell und Colonel Carter kriegen das schon hin."

"Colonel Mitchell ist bewusstlos und Colonel Carters Zustand kennen wir nicht."

"Oh, na ja…"

"Also schön, Mayfield, verminen Sie die Wand. Hoffen wir, dass Sie Recht haben", meinte er an Rodney gewandt.

Der Boden erbebte heftig, wieder einmal. Erneut rieselte Steinstaub herab. Besorgt musterten sie die Risse, die sich im Gewölbe der Halle zu bilden begannen.

"Hoffentlich lässt die Explosion nicht alles zusammenbrechen."

Rodney schnaubte: "Hören Sie nicht auf, so positiv zu denken, Lieutenant!"

"Sir?" wandte sich der Soldat noch einmal versichernd an Sheppard.

"Legen Sie los!" nickte dieser. Ungeduldig beobachtete er, wie Mayfield schnell und effizient den Sprengstoff zu platzieren begann. Seine prüfenden Blicke glitten immer wieder über die Decke. Ihm gefiel gar nicht, was er da sah.

"Fertig, Sir!"

"Gut, dann…"

Ein heftiger Ruck riss sie zu Boden. Plötzlich tonnenschwer geworden, drückte sie erneut eine ungewohnt hohe Schwerkraft nieder.

"Sir?" presste Mayfield hervor. "Wegen der Funkstörungen… habe ich einen Zeitzünder… montiert… Er läuft bereits!"

"Was?" keuchte John zurück. "Schalten Sie ab!"

"Geht nicht!... Ich komme nicht ran!"

"Okay… dann kriechen!"

"Was?"

"Kriechen, Rodney!... Krabbeln Sie um ihr Leben!... Wie viel Zeit haben wir?"

"Noch schätzungsweise… eineinhalb Minuten…"

Der Andruck betrug dieses Mal deutlich mehr als zwei g. Und hielt bedeutend länger an. Keuchend wie bei einem Marathonlauf schoben sie sich Millimeter für Millimeter über den Boden, weg von der tödlichen Explosion. Bei dieser Schwerkraft musste der Einschlag weggesprengter Brocken höllisch sein.

Noch fünfzehn Sekunden.

Die erhöhte Schwerkraft ließ mit schmerzhafter Plötzlichkeit nach. John und Mayfield schnellten auf die Füße. Oder wollten es. Sie torkelten, schnappten den erschöpften Rodney und sprinteten wenigstens in den Schutz des Sockels.

Das C4 explodierte.

_________

Splitter flogen durch den Raum wie Schrapnellgeschosse. Gefolgt von größeren Brocken, die jedoch gefahrlos die Treppe hinab sprangen. Eine Wand aus Staub wölkte auf und ließ sie husten.

"Colonel Mitchell? Colonel Carter?" Sheppards Stimme klang durch den Dunst. Kurz darauf folgte eine wedelnde Hand, die John einen Weg durch den dichten Schleier bahnte.

"Oh man!" Er rutschte auf dem Geröll, das überall auf der Treppe verteilt lag. Ein Teil der Hallendecke war eingebrochen und schwere Steinbrocken hatten zahlreiche Terminals und die Sitzungstafel unter sch begraben.

"Alles in Ordnung?" wandte er sich an die an einer Wand auf halber Treppenhöhe hockende Menschentraube.

"Ja, Gott sei Dank. Helfen Sie uns!" Sam erhob sich aus ihrer schützenden Position und enthüllte die liegenden Körper der beiden Schwerverletzten. Sie sah schmutzig aus, genau wie der Rest von ihnen. Eine graue Schicht aus Steinstaub überzog Haut und Kleidung, überpuderte verdächtig aussehende dunklere Flecken. Die Auswirkungen der Schwerkraftschwankungen hatten sich in der inneren Kammer offensichtlich stärker niedergeschlagen.

"Sheppard? Alles in Ordnung?" Rodney. Es war ihm wohl zu lange ruhig geblieben.

"Ja, wir kommen jetzt raus."

Die beiden Wissenschaftler gingen vor, dann folgte der Rest von ihnen. Vorsichtig hoben sie die Bewusstlosen durch das Sprengloch. Sie mussten zweimal gehen; Teal'c war zu schwer.

Der Rest der Strecke erwies sich als einfacher. So erreichten sie schon kurz darauf einen erleichtert dreinblickenden Radek, der eine Hand im wabernden Glühen des Stargates, auf sie wartete. Und dann waren sie durch, in Sicherheit.

Das Gate schaltete sich ab.

_________

Ein letztes Flackern und der Schutzschirm erlosch endgültig. Einen Moment noch schien es, als hätte das keine Auswirkungen. Unbeeindruckt rotierte die gewaltige Kugel weiter im Magmakern des Planeten. Doch der Schein trog. Die gewaltige Anziehungskraft der künstlichen Anomalie zog an ihrem Metallkäfig, zersprengte ihn mit einem Ruck und nahm ihn schließlich gierig in sich auf. Nicht mehr stabil gehalten, würde sie bald zerfallen, nicht jedoch ohne den Planeten mit in den Untergang zu reißen.

Das schwankende Gravitationsfeld zerriss die Kammern der Bibliothek förmlich. Der Erdboden darüber explodierte unter der Spannung, spie Geröll aus, das doch sofort schwer zurückfiel. In Schollen zerbrach die Kruste des Planeten, enthüllte das glutflüssige Innere. Wild wogend. Genährt von zermalmtem, zusammengepresstem Gestein, verflüssigt unter dem gewaltigen Druck. Taugleich schlug sich die Atmosphäre darauf nieder, nur um sofort wieder zu verdunsten. Ein Kreislauf, der plötzlich endete, als die Anomalie in ihrer Gier sich selbst vernichtete.

Unvermittelt frei von Druck und unter entsetzlicher Spannung stehend eruptierte das, was von dem Planeten übrig war. Die Atmosphäre wurde fort geblasen, und tote Brocken, gefolgt von schnell erstarrenden Lavazungen waren alles, was blieb. Es würde Jahrtausende dauern, bis sie dem einstigen Schwerefeld des Planeten entkommen und einen Asteroidengürtel bilden oder auf benachbarten Himmelskörpern einschlagen würden.

6. Kapitel - Nachbesprechung by Aker

Heliopolis

6. Kapitel – Nachbesprechung



"Warum haben Sie nichts gesagt?"

"Es ging um unser Leben! Schon vergessen?" Radek schaute den mürrischen McKay an, während sie zum Besprechungsraum gingen.

"Schon, aber so etwas…" Rodney rang um Worte und deutete auf den Gipsverband an Radeks rechter Hand. "Warum mussten Sie die auch durch das Tor stecken, als der Gravitationsschub kam."

"Ich habe versucht, das Gate offen zu halten!"

"Ja, ja, das sagten Sie schon. Da hätte Ihnen doch aber auch etwas Besseres einfallen können!"

Zelenka seufzte. Rodney hatte eine merkwürdige Art, sein Mitgefühl auszudrücken.

Sie betraten den Besprechungsraum. Eine voll besetzte Tafel empfing sie. Sie waren die letzten, und die Türen schlossen sich nach ihrem Eintritt.

"Schön, dass sie kommen, dann können wir beginnen", begrüßte sie Elizabeth.

"Ja, danke der Nachfrage, uns geht es gut."

"Rodney." Dr. Weir sah ihn eindringlich an.

"Schon gut…" Sie gingen zu den letzten freien Plätzen. Dabei bemerkte Rodney, dass keiner der Anwesenden, der auf dem Planeten gewesen war, ohne Verletzungen davon gekommen war. Außer ihm. Dafür hatte Sheppard gesorgt. Rodney räusperte sich unbehaglich.

"Also dann. Zunächst einmal freue ich mich, dass es alle lebend zurück nach Atlantis geschafft haben. Dr. Beckett, wie geht es Colonel Mitchell und Teal'c?"

"Ah, Sie sind beide wieder bei Bewusstsein. Teal'c hat eine schwere Gehirnerschütterung davongetragen, aber er hat bereits vorhin darauf bestanden, wieder aufzustehen. Ich konnte ihm mit Mühe zwei Stunden Bettruhe abringen." Sam und Daniel grinsten sich an. "Colonel Mitchell ist nicht viel besser! Warum hört eigentlich nie jemand auf den Rat der Ärzte?"

"Carson?"

"Ach ja, Mitchell. Er hat eine leichte Gehirnerschütterung, zahlreiche Blutergüsse, wie wohl die meisten der in der Höhle Eingesperrten", er blickte zu SG-1 hinüber. Noch mehr ungehorsame Patienten. "Leichte Prellungen, aber keine Brüche. Er wird auch bald wieder auf den Beinen sein."

"Sehr gut. Und wie geht es ihrer Hand Radek?"

"Ganz gut, danke."

"Dank einer Menge Schmerzkiller!"

"Danke Rodney! Haben Sie irgendetwas von dem Planeten retten können?"

"Sie meinen abgesehen von unserem Leben?"

"Ja, genau das meine ich."

"Aha, gut. Nun, es ist uns gelungen, einen Teil der Arbeitsspeicher der Terminals mit alten und von uns neu abgefragten Daten auf unsere Festplatten zu überspielen. Wir wissen noch nicht, was sich darauf befindet, aber wenn wir Glück haben, wird etwas dabei sein, was wir nicht bereits in den Speichern von Atlantis haben."

"Wirklich?" warf Daniel hoffnungsvoll ein. "Welche Informationen haben Sie retten können?"

Genervt antwortete Rodney: "Das werden wir herausfinden, wenn wir die Daten gesichtet haben!"

"Was ist mit diesen Kristallen, die wir unbedingt einsammeln mussten?" ging John dazwischen.

"Ach ja, trotz ihrer Inkompetenz, haben wir tatsächlich einige Speicherkristalle ergattern können. Auch wenn die meisten – obwohl ich sie ausdrücklich gebeten hatte, sie nicht zu nehmen – Kontrollkristalle waren. Vielleicht können wir sie irgendwann einmal nutzbringend einsetzen, wer weiß. Aber abgesehen von mir… und Colonel Carter und…" er wedelte ein wenig unwirsch in Richtung von Vala.

"Vala", lächelte diese zuckersüß. "Vala Mal Doran."

"Äh, ja… also wir waren jedenfalls die einzigen, die wenigstens mindestens ein passendes Kristall dabei hatten." Die Tatsache, dass er sein eigenes Verdienst nicht deutlicher herausstrich, ließ vermuten, dass entweder Vala oder Sam mehr brauchbare Kristalle mitgebracht hatten als er selbst. John grinste.

"Das ist doch schön", freute sich Dr. Weir.

"Das ist noch nicht so sicher." Sam ergriff das Wort, um einer ausführlichen Rede McKays vorzubeugen, welcher verärgert innehielt. "Sehen Sie, die Kristalle aus der Bibliothek unterscheiden sich von den bisher in der Milchstraße oder hier gefundenen. Es kann Jahre dauern, bis wir eine Möglichkeit finden, Zugriff auf ihre Daten zu erhalten."

"Wie kommt das?"

"Nun ja, die Anlage war sehr alt." Diesmal unterbrach Rodney Sam. "Viel älter als andere, die wir bisher entdeckt haben. Vielleicht einmal abgesehen von der Bibliothek in der Milchstraße. Sie muss jedenfalls schon alt gewesen sein, als das Bündnis der vier Rassen zerbrach. Das erklärt auch die ungewöhnliche Konstruktion der Energiequelle."

"Wo wir schon dabei sind", warf John ein. "Warum ist das Ding ausgerechnet ausgefallen, als wir eintrafen?"

"Also genauso genommen ist es ausgefallen, als SG-1 eintraf."

"Wie bitte?" Elizabeth musterte Rodney skeptisch. Und er fand sich unvermittelt auch dem Starren aller anderen Anwesenden ausgesetzt.

"Äh, dafür gibt es eine einfache Erklärung. Sehen Sie, als SG-1 eintraf, aktivierten wir einen Mechanismus, der uns Zugang zur Interface-Halle der Antiker gewährte."

"Hey, dann ist das Ganze deine Schuld!" beharrte Vala. "Du hast uns ja erst auf die Idee gebracht!"

"Und Sie haben den Sockel…"

"Dr. McKay! Vala?" Elizabeth hatte ihr diplomatisches Geschick noch nie so oft einsetzen müssen wie in Atlantis. "Was spielt denn das jetzt noch für eine Rolle? Wenn Sie fortfahren würden."

Vala schwieg beleidigt. Rodney nickte zufrieden, als hätte die Rüge nicht ihm gegolten.

"Was ich meinte ist: Hätten wir uns auf den Sockel-Raum beschränkt, wäre wahrscheinlich nichts passiert. Aber das Kraftwerk war bereits instabil und die plötzlich erhöhte Energieabnahme hat es völlig aus dem Gleichgewicht gebracht."

Sam nickte zustimmend. "Die Anlage war bereits seit Jahrtausenden nicht mehr gewartet worden. Und augenscheinlich war diese Art Energiequelle deutlich anfälliger als ein ZPM. Wahrscheinlich ist sie deshalb später von den Zero Point Modulen ersetzt worden."

"Sie sind effizienter und sauberer", fasste Elizabeth zusammen.

"Genau, das ist wie der Unterschied zwischen einem Atomkraftwerk und einer Solaranlage. Wobei letztere…" John räusperte sich vernehmlich und Rodney verstummte. "Dann nicht."

"Wenn es dann weiter nichts mehr…"

"Doch, Moment!" Eifrig öffnete Rodney seinen Laptop und dreht ihn so, dass alle Anwesenden den Bildschirm sehen konnten. Dann verkündete er triumphierend: "Ich hatte Recht! Das ist zwar nichts Neues, aber ich dachte, sie sollten es wissen."

"Was wissen, Rodney?" John klang mehr als nur ein wenig ungeduldig.

"Die Atome! Ich hatte Recht damit, dass es sich um eine Übersicht handelt!... Handeln könnte."

"Tja, das werden wir ja dann wohl nicht mehr herausfinden können, oder?"

Rodney zögerte. "Äh, nein, es sei denn, wir reisen in eine andere Galaxie und finden die dortige Bibliothek…"

"Ja, schön, also dann." John erhob sich, als Elizabeth zustimmend nickte und ließ einen in seinem Überschwang deutlich gedämpften Rodney zurück.

Epilog by Aker

Heliopolis

Epilog



Zum Glück dauerte die Reise von der Pegasus-Galaxie zur Erde seit Errichtung der Gatebrücke nur noch einen Bruchteil der ursprünglich benötigten Zeit. Und zum Glück hatten sie General Landry schon vor ihrer Abreise den Fehlschlag des Auftrags gemeldet. Das Ganze ähnelte ihrer Mission nach Vagonbrei. Nur war der Aufwand dieses Mal wesentlich höher gewesen und das Ergebnis wesentlich geringer. Niemand von ihnen hätte es dem General von Angesicht zu Angesicht sagen mögen. Auch wenn es nicht ihre Schuld war… außer man glaubte der im SGC noch immer die Runde machenden These, dass SG-1 das Unglück förmlich anzog. Vielleicht war dies auch der Grund, warum ihnen Landry für ein paar Tage frei gegeben hatte. Das war mehr Urlaub in einem Monat als in dem ganzen Jahr davor zusammengenommen. Daniel war das nur Recht. Es gab ihm die Gelegenheit, liegen gebliebene Projekte aufzuarbeiten und die enttäuschende Mission zu verarbeiten.

Das Schicksal hatte andere Pläne.

In den Akten, die er aus Sams Büro mitgenommen hatte, lesend, rannte Daniel beinahe die Person um, die locker an die Wand vor der Tür zu seinem Büro gelehnt, auf ihn wartete. Hastig stabilisierte er den Inhalt seines Kaffeebechers, bevor er dem Besucher einen Blick schenkte.

"… Jack?"

"Hi Daniel. Wie geht's?"

"Gut… Was machst du hier?"

"Sollten wir das nicht drinnen besprechen. Du weißt schon: Alter Mann, kaputte Knie."

"Du bist nicht alt, Jack."

Daniel betrat sein Büro und legte die Akten auf einen der zahlreichen Stapel auf seinem Schreibtisch. Die Kaffeetasse fand auf einem Buch Platz. Jack sah sich nach einer Sitzgelegenheit um, konnte aber keine finden, einmal abgesehen von Daniels eigenem Stuhl. Der Archäologe sah auf und brauchte einen Moment, um das Dilemma seines Freundes zu erkennen. Eifrig nahm er den Stapel von einem anderen Stuhl und platzierte ihn auf die Erde.

"Du solltest dringend mal aufräumen, Daniel. Vielleicht findest du dann auch den Simpsons-Comic, den ich dir mal geliehen habe."

"Netter Versuch, Jack, aber den hast du selbst verlegt. Und nebenbei: Ob du es glaubst oder nicht, es gibt eine Ordnung in diesem 'Chaos'."

"Wo?"

Daniel seufzte. "Du bist doch nicht deswegen hergekommen, oder?"

"Nein." Jack begann ein wenig verlegen mit einem von Daniels zahlreichen Mitbringseln – Artefakte, wie er sie nannte – zu spielen. "Eigentlich bin ich gekommen, um sicherzustellen, dass du nicht von diesem Bibliotheksdings aufgesaugt wirst."

"Das war kein Antiker-Wissensspeicher."

"Ich weiß… Aber ich weiß auch, wer das letzte Mal dafür sorgen musste, dass du nicht, jedwedem gesunden Menschenverstand zum Trotz, zurückbleibst, obwohl uns die Decke wortwörtlich auf den Kopf fiel."

"Das ist nicht dein Ernst! Das war vor beinahe zehn Jahren!"

"Und?"

"Menschen ändern sich, Jack!"

"Ja, das stimmt." Er machte eine bedächtige Pause und angelte nach Daniels Kaffee. "Aber manche Dinge ändern sich nie." Jack blickte Daniel gerade in die Augen und es war klar, dass er nicht seine Vorliebe für Kaffee meinte.

"Na schön." Daniel akzeptierte es. "Und wie wolltest du uns von hier aus helfend beistehen?"

"Die Daedalus stand auf Abruf, solange die Odyssee in Pegasus war."

"Mein Gott! Es ist dir wirklich Ernst damit, oder?"

"Oh ja." Jacks Tonfall ließ keine Zweifel offen. Unbehaglich schwiegen sie eine Zeitlang.

Ein Räuspern an der Tür riss sie aus ihren stummen Betrachtungen.

"Hi." Vala. Ein wenig unsicher, was sie von der schweigsamen Versammlung halten sollte, beäugte sie beide, bevor sie langsam hereingeschlendert kam. Sie musste sich auf Samtpfoten angeschlichen haben, wenn nicht einmal Jack ihre Annäherung bemerkt hatte. "Wer ist das?" Sie blickte Daniel an und deutete auf den in voller Dienstuniform dasitzenden General.

Die beiden erhoben sich.

"Vala, das ist General Jack O'Neill, ein Freund. Jack, das ist Vala."

"Mal Doran. Eine Freundin", vervollständigte Vala, schüttelte Jacks Hand und musterte ihn.

Jack musterte sie ebenfalls. "Das ist die Diebin, die dich entführt hat? Und dann an sich gefesselt mit diesen Jaffa-Handschellen-Dingern?"

Schlagartig errötete Daniel. "Könnte man so sagen", murmelte er. Vala grinste breit.

"Ja, irgendwie hängen wir aneinander." Ihre Finger näherten sich schon wieder Daniels Wange. Er wich einen Schritt zur Seite. "Und du bist der strahlende Held, von dem alle hier erzählen!" fuhr Vala unbeirrt fort, ihren Finger nun über die zahlreichen Abzeichen an der Uniform führend. Jack hob erstaunt die Augenbrauen, während Vala fortfuhr. "Ein bisschen alt, aber nicht übel."

Jack wandte sich anklagend an Daniel. "Ich denke, ich bin nicht alt?!"

"Bist du nicht! Vala?" Der unausgesprochene Versuch, sie hinaus zu komplimentieren schlug fehl. Sie ignorierte ihn völlig. Nichts Neues. Aber diesmal weil sie völlig auf Jack konzentriert war. Verblüffend.

"Wie wär's, gehen wir was essen?" fragte sie Jack. Jack! Nicht ihn.

O'Neill hob noch einmal die Augenbrauen in Richtung Daniel, bevor er zustimmend nickte. Vala hakte sich bei ihm ein und zog ihn in Richtung Kantine. Daniel folgte ungläubig.

_________

Seit geschlagenen eineinhalb Stunden saßen sie in der Kantine. Und die ganze Zeit hatte Vala damit verbracht andächtig Jacks Erzählungen über ihre Missionen zu lauschen. Und zu essen natürlich. Daniel konnte es kaum glauben, aber in ihm machte sich tatsächlich so etwas wie Eifersucht breit. Dabei entging ihm leider, dass es Vala die ganze Zeit darum ging, mehr über ihn zu erfahren. In seine düsteren Betrachtungen versunken hätte er auch beinahe den Themenwechsel verpasst.

"Minnesota?" fragte Vala gerade.

"Ja, das wäre doch ideal: Ruhige Lage, eine Hütte ganz für euch allein, ein See daneben…"

"Hörst du das, Daniel?" Sie schlug ihm leicht auf die Schulter. Er starrte sie an.

"Was?"

"Nur wir zwei! In der freien Natur. Wir könnten im Gras liegen, picknicken… und wir könnten baden gehen…" Sie wackelte mit den Augenbrauen, als bereite ihr der letzte Punkt besonderes Vergnügen. Offensichtlich verstand sie unter Baden etwas anderes als Daniel. Oder zog sie es vor ohne… Nein, oder? Wie hatte er nur ihre beständigen Annäherungsversuche vermissen können? Auch nur für einen Augenblick? Er bekam schon wieder Kopfschmerzen. Jack grinste unverschämt.

Daniel riss sich zusammen. "Tut mir Leid, eure Träume zu zerstören, aber wir haben leider nur zwei freie Tage."

"Und?" warf Vala ein.

"Minnesota ist zu weit weg. 800 Meilen. Mindestens."

"Oh… Sicher?"

"Absolut." Daniel legte jedes Quäntchen Überzeugungskraft, das er besaß in dieses Wort.

"Also für zwei so verdiente Mitarbeiter des SGC wäre die Air Force sicher bereit, ein Flugzeug…", begann Jack.

"NEIN!" Die Panik in Daniels Gesicht war unübersehbar. "Das… äh… können wir wirklich nicht annehmen."

"Wieso nicht?" beharrte Vala.

"Darum." Daniel schob trotzig sein Kinn vor.

"Aha…" Vala maß ihn wenig überzeugt.

"Na schön. Ich lass euch zwei dann mal allein. Ihr habt eine Menge zu bereden wie es aussieht." O'Neill erhob sich.

"Jack!" brach es aus Daniel heraus. Er konnte ihn doch jetzt nicht im Stich lassen!

Doch Jack winkte nur noch kurz zum Abschied. Konnte es sein, dass sein Grinsen noch niederträchtiger geworden war?

"Sehr nett!" bekundete Vala, Jack noch immer nachstarrend. "Ein wenig jünger und…" Schulterzuckend wandte sie sich wieder Daniel zu. "Also, ich habe mich mal im Internet umgesehen, was man hier so unternehmen kann."

'O Gott, steh mit bei!' flehte Daniel stumm.

"Da gibt es eine Ranch. Eine Woche Wildwest-Romantik und Cowboyleben. Wäre das nichts? Oder so einen lustigen Ort: Nordpol, Werkstatt von Santa Claus. Scheint sehr unterhaltsam zu sein. Und es gibt Souvenirs. Und dann gibt es da natürlich noch romantische Häuschen im Grünen. Siehst du! Wir brauchen Minnesota gar nicht… Oder wir gehen in ein Spielcasino. Dieses Poker macht wirklich Spaß. Oder ein Nachtclub? Eine Bar? Da gibt es auch diesen Bergzoo. Langweilig, ich weiß! Aber wenn zufällig ein Löwe entkommt… Meinst du, die hätten etwas gegen eine kleine Jagd einzuwenden? Oder das: Garten der Götter. Also wenn das nicht beeindruckend klingt! Welche Götter meinen die? Egal, da steht etwas von Andenken. Und Schmuck. Du kaufst doch deiner Freundin bestimmt so ein kleines hübsches Armband, oder?"

Daniel hatte die Litanei stoisch über sich ergehen lassen. Er wusste, das meiste meinte sie ohnehin nicht ernst. Trotzdem fühlte er sich genötigt zu sagen: "Ein vernünftiger Vorschlag, Vala! Wir sprachen von einem vernünftigen Vorschlag."

"Ach, mach du doch auch mal einen!"

"Habe ich schon. Und nun iss auf. So lange kann ja kein Mensch an einer Mahlzeit sitzen."

"Na ja, da ist dieser Nerus…"

Daniel winkte ab. "Der ist ein Goa'uld."

"In einem menschlichen Körper…"

"Ja, schon gut. Außerdem sieht er auch entsprechend aus."

"Da lässt sich nichts gegen einwenden."

Sie nickten sich zu, überrascht mal zu einer Übereinstimmung gekommen zu sein. Eine Weile schwiegen sie, während Vala ihren restlichen Salat und ein Stück Pie verdrückte. Dann erhob sie sich, um tatsächlich noch einmal zur Essensausgabe zurückzugehen. Daniel ließ seufzend den Kopf hängen und sah ihrer Rückkehr wenig begeistert entgegen.

"Kein roter Wackelpudding heute?" begrüßte er sie, als sie sich wieder setzte.

"Nein", antwortete Vala mit vollem Mund. "Das ist Erdbeereis."

"Schon wieder? Das entwickelt sich ja zu einer Sucht!"

"Ich vernichte nur die Reste." Zum Beweis schob sie sich einen weiteren Löffel in den Mund. "Scheint nicht sehr beliebt zu sein. Der Küchenchef sagt, da bleibt immer etwas übrig."

"Na, da wird er ja froh sein, dass du ihn von dieser Sorge erlöst."

"Genau!" grinste sie und hielt ihm auch einen Löffel voll hin.

"Nein, danke." Er wich zurück.

"Dann eben nicht! Bleibt mehr für mich…" Sie leckte die Schüssel aus.

"Auf dass du dick und rund werden mögest", seufzte Daniel.

Das ließ sie innehalten und ihn mustern. "Du stehst auf dicke Frauen?"

"NEIN! Vala!"

"Ja, was?"

"… Werd' einfach fertig."

"Drängle doch nicht so. Oder hast du noch etwas vor?" Erwartungsvoll stellte sie die Schüssel beiseite.

"Nein… Ja…"

"Also was?"

"Na schön, ich dachte… also weil Teal'c… Ist zwar bestimmt auch nicht das, was du dir vorstellst, aber…"

"Daniel? Daniel!" versuchte sie ihn zu unterbrechen. "Kannst du dich mal deutlich ausdrücken?"

Er räusperte sich unbehaglich. "Also gut: Ich dachte, wir gehen zu mir, kochen uns was zu Essen und gucken einen Film. Teal'c schwört auf Star Wars und da dachte ich… "

Vala grinste breit, voller Vorfreude. Sie und Daniel, in seiner Wohnung… "Klingt toll."

"Äh, Team-… Teamabend!" fügte Daniel schnell hinzu. "Sam, Teal'c und Mitchell kommen auch!"

"Oh." Er konnte förmlich sehen, wie ihr jegliche Vorfreude plötzlich abhanden ging. Zu seinem Grausen konnte er aber auch sehen, wie kurz darauf ein Hoffnungsschimmer zurückkehrte.

"Daniel?" fragte Vala auch prompt, während sie mit der Schüssel spielte.

"Ja?" antwortete dieser vorsichtig.

"Wird das nicht etwas eng… Ich meine zum Schlafen. Nicht dass ich etwas dagegen hätte…"

Daniels Kinnlade fiel herunter. Eilig antwortete er: "Kein Grund zur Sorge Vala! Ihr kehrt alle nach der Vorstellung nach Hause zurück."

"Oh, gut. Und wo soll ich schlafen? Auf der Couch? Oder…"

"Ich sagte doch gerade…"

"Das geht nicht."

"… Wieso?" Daniel traute sich kaum nachzufragen.

"Wie soll ich dich da mit Einsatz gekonnter Körpersprache und unter Verwendung meiner Victoria's Secret-Unterwäsche verführen?"

Daniel sackte über dem Tisch zusammen. Am liebsten hätte er seinen Kopf auf die Platte geschlagen. Das war noch so eine selten dämliche Idee gewesen. Dabei hatte er gedacht, alle Vorkehrungen getroffen zu haben…



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Ende

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