In the Line of Duty: (2) Holding the Line by Sally Reeve, Destiny
Summary: Während sich innerhalb von SG-1 Spannung aufbaut, schmieden alte Feinde neue Pläne…
Categories: Stargate SG-1 Characters: Daniel Jackson (SG-1), Jack O’Neill (SG-1), Multi-Chara, Samantha Carter (SG-1), Teal’c (SG-1)
Genre: Action, Angst, Friendship, Romance, UST
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 9 Completed: Ja Word count: 40773 Read: 59166 Published: 17.04.12 Updated: 17.04.12
Story Notes:


FanFiction by: Sally Reeve
Ãœbersetzt von: Destiny

Anmerkung der Autorin: Nun, eigentlich wollte ich kein Sequel zu “Crossingthe Line” schreiben, aber sag niemals nie! Wenn du „Crossingthe Line“ nicht gelesen haben solltest, dann brauchst du im Grunde nur zu wissen, dass die beiden diese Grenze nur einmal überschritten haben und diese Story behandelt die Konsequenzen, die sich daraus ergeben – neben eine ganze Anzahl von anderen Dingen. Falls du „Crossingthe Line“ doch noch lesen willst, dann kannst du sie auf meiner Seite finden.
(http://uk.geocities.com/mystories_uk.) Mein Dankeschön geht wie immer an meine geduldigen Beta!

1. Kapitel 1 by Sally Reeve

2. Kapitel 2 by Sally Reeve

3. Kapitel 3 by Sally Reeve

4. Kapitel 4 by Sally Reeve

5. Kapitel 5 by Sally Reeve

6. Kapitel 6 by Sally Reeve

7. Kapitel 7 by Sally Reeve

8. Kapitel 8 by Sally Reeve

9. Kapitel 9 by Sally Reeve

Kapitel 1 by Sally Reeve
In the Line of Duty:
2. Holding the Line


Teil 1

Sam stand auf einer schmalen Holzbank und konnte gerade eben so durch das winzige Fenster nahe der Decke in ihrem Unterschlupf sehen. Rufe und Schreie schwebten durch die kalte Mittagsluft, die den Winter bereits ankündigte, zu ihnen, als die Jaffa ihre Pflicht taten.

„Sie lassen alle Bewohner aufstellen, Sir“, flüsterte sie zu O’Neill. Er saß neben ihr auf der Bank und wickelte sich gerade einen selbst gebastelten Verband um die Hand. „Sie rufen etwas, aber ich kann es nicht verstehen.“

Mit einem Nicken gab Jack Teal’c zu verstehen, dass er zum Fenster gehen sollte. „Sieh mal nach, ob du herausfindest, was dort vor sich geht“, befahl er. Die Bank begann unter Teal’cs Gewicht zu knarren und Sam sprang herunter, doch musste unweigerlich ihre Zähne zusammenbeißen, als ein Schmerz ihr Knie durchfuhr; letzte Nacht, als sie sich verzweifelt durch den Wald gekämpft hatten, hatte sie es sich verdreht.

„Wir wissen, was dort vor sich geht, Jack“, sagte Daniel von der gegenüberliegenden Seite des dunklen Raumes aus, wo er an der Wand gelehnt saß. Er hatte seinen Kopf in seinen Händen vergraben, sodass seine Stimme nur gedämpft klang. „Sie werden diese Menschen töten.“

„Das wissen wir nicht“, antwortete O’Neill und zog mithilfe seiner Zähne am Ende des Verbandes.

„Daniel Jackson hat recht“, sagte Teal’c schließlich, als er langsam wieder von der Bank kletterte. „Die Jaffa wollen unseren Aufenthaltsort wissen und sagen, dass jede Stunde, die wir frei sind, vier Bewohner für uns sterben werden.“

Daniel hob seinen Kopf. „Vier?”, fragte er mit hohler Stimme. „Jede Stunde?“

Teal’c, nickte, sein Gesicht mit Abscheu gezeichnet. „Es ist eine allgemeine Jaffa-Taktik in Bezug auf Widerstand.“

„Jack“, flehte Daniel, „wir müssen etwas unternehmen.“

„Was denn?“, antwortete O’Neill. Seine Augen war in dem gedämpften Schein nur Schlitze der Dunkelheit, gefüllt mit Wut und etwas, was Sam nicht richtig ausmachen konnte. Es war ein Blick, den sie nicht auf sich gerichtet haben wollte, aber Daniel hielt dem Stand.

„Na ja, wir könnten uns ja ergeben“, schlug er vor.

„Nein.“ Jacks Ton duldete keine Widerworte, seine Stimme so angespannt und kontrolliert wie immer. „Das können wir nicht.“

„Warum nicht? Sie werden diese Menschen *töten*, Jack. Unschuldige Menschen!”

Jack antwortete ihm nicht, aber die Art und Weise, wie er mit der Hand über seinen Mund fuhr, verriet Sam, dass er die Bitterkeit seiner Entscheidung schmeckte. Das Schweigen zwischen ihnen war gereizt, aber schließlich fand er seine Worte. „Und was glaubst du, werden sie uns antun, Daniel, wenn wir uns ergeben?“

Daniel schüttelte nur mit seinem Kopf und richtete seine Aufmerksamkeit auf Sam. „Das ist falsch“, sagte er in einem Flüstern. „Kannst du das nicht sehen?“

„Dieser ganze Krieg ist falsch“, seufzte sie, als sie sich neben ihn auf den Boden setzte. „Aber ich sehe nicht, dass wir eine Wahl haben. Hier steht mehr auf dem Spiel als lediglich unser Leben.“

„Da hast du recht“, stimme er ihr zu und schaute mit einem bitterkalten Blick in Jacks Richtung, der so gar nicht in sein sonst so freundliches Gesicht passte. „Hier *steht* mehr auf dem Spiel als unsere Leben. Da gibt es nämlich diese moralische Ebene, die wir bisher immer vertreten haben, dass wir auf irgendeine Art und Weise besser sind als die Goa’uld! Wenn wir zulassen, dass diese Menschen für uns sterben, dann sind wir keinen Deut besser als…“

Bei Daniels grober Anschuldigung, sprang Jack auf. „Hey! Jetzt komm mir nicht mit diesem Scheiß!“, zischte er plötzlich. „Ich habe es bereits tausend Mal gehört und ändern tut es nichts. Krieg ist Krieg. Es ist beschissen und hässlich und Menschen sterben. Unschuldige Menschen sterben. Und offen gesagt“, fügte er grob hinzu, „besser sie als wir! Hast du auch nur eine Ahnung, was sie mit Carter machen werden, wenn sie sie haben?“

Daniel blinzelte, überrascht über diese Frage. Sam verübelte es ihm nicht. Ihr eigenes Herz machte einen Aussetzer bei seinen Worten und ihr Blick richtete sich auf sein Gesicht. Aber er starrte auf Daniel und zollte ihr keinerlei Aufmerksamkeit. Sie runzelte die Stirn. Schütze er sie etwa? War das der Grund, warum er Daniels Bitte die Bewohner zu retten, ablehnte? Sie schloss ihre Augen und schluckte schwer das ekelerregende Gefühl der Furcht hinunter, welches ihre Kehle zusammenschnürte. Sie wollte nicht für diese Leben dort draußen verantwortlich sein.

„Was meinst du damit?“, fragte Daniel schließlich und zwang Sam ihre Augen wieder zu öffnen.

„Du weißt ganz genau, wer dort draußen ist!“, fauchte Jack und deutete auf das kleine Fenster über ihnen. „Apophis, es ist Apophis! Und du weißt, was er will – die Erde und die Tok’ra zerstören!“ O’Neill zog eine Augenbraue hoch und fragte Daniel stumm, ob er jetzt verstanden hatte, um was es hier ging, aber Daniel schwieg stur. Jack zog seine Augenbrauen zusammen. „Er wird aus Carter das herausbekommen, was er will – über die Erde und die Tok’ra – bevor er sie tötet“, fügte er leise hinzu. „Zweifle nicht eine Sekunde daran.“

Nachdenklich kaute Sam auf ihrer Lippe, beunruhigt über Jacks Beschreibung von dem sie wusste, dass es wahr war. Daniel schielte zu ihr hinüber, durch Jacks Worte zum Schweigen gebracht, aber keineswegs überzeugt. „Du lässt diese Menschen sterben, um dich zu schützen?“, fragte er sie kalt. „Du glaubst, du bist *so* wichtig?“

Sie zuckte bei seinen Worten zusammen, aber wandte nicht ihren Blick ab. „Das sind wir alle, Daniel“, sagte sie leise. „Du weißt, wie unschätzbar Teal’cs Wissen über die Goa’uld gewesen ist und du – du hast uns geholfen eine Allianz mit den Tok’ra, den Asgards und noch vielen anderen Völkern aufzubauen… Und sogar der Colonel“, stockte sie für einen Moment und schielte flüchtig zu ihm. „Ich meine, seine enge Beziehung zu Thor.“

„Vielen Dank, Carter“ murmelte er, der Humor seiner Stimme der Galgenstimmung nahe.

Wäre die Situation nicht so verdammt ernst gewesen, hätte Sam aufgrund seines verletzten Stolzes gelächelt, aber Daniels wütender Blick versiegte jegliche Belustigung. „Die Bewohner sind Sklaven der Goa’uld“, erinnerte er sie. „Sie haben keine Macht sie zu bekämpfen, aber wir haben sie. Wir können etwas ändern.“

Er schüttelte nur den Kopf. „Ich will nicht ihr Blut an meinen Händen kleben haben“, flüsterte er.

„Das wird es auch nicht“, schnappte Jack, als er auf die Bank kletterte, um selbst nach draußen zu sehen. „Es wird an meinen Händen kleben. Ich bin hier derjenige, der die Befehle gibt und ich befehle euch *allen* hier zu bleiben.“

„Soll ich mich dadurch jetzt besser fühlen?“

„Es ist mir egal, wie du dich fühlst“, knurrte Jack. Die Schreie wurden lauter und Sam schaute hinauf zu Jack und fragte sich, was er dort sehen konnte. „Verfluchte Mistkerle“, murmelte er, seine Finger verkrampften sich zu einer Faust, wo er sie gegen die Wand presste.

„Was?“, fragte sie.

„Nichts.“ Er drehte sich um und sprang von der Bank, aber Sam konnte seinen gequälten Blick sehen und wusste, dass er log. Genauso wie Daniel, weil er innerhalb von wenigen Sekunden auf den Beinen war und zum Fenster eilte. Jack schnappte seinen Arm und zog ihn wieder zurück. „Nicht“, warnte er ihn.

Wütend riss sich Daniel aus seinem Griff und kletterte auf die Bank. Er schaute durch das Fenster. „Nein!“, flüsterte er. „Er ist doch noch ein Kind!“

Sam hatte noch nie O’Neills Gesicht so dunkel gesehen. „Komm runter“, zischte er in Daniels Richtung, zog grob an seinem Arm und beförderte ihn auf den Boden.

„Jack!“ In Daniels weit aufgerissenen Augen war pure Wut zu sehen. „Sie werden diesen Jungen wegen uns töten. Wir *müssen* uns ergeben!“

„Nein.“

„Aber…!“

„Ich sagte nein“, knurrte er gefährlich. „Das ist ein Befehl.“

Daniel schüttelte nur den Kopf, er weigerte sich das zu akzeptieren, als er sich mit einer Hand durch seine Haare fuhr und sich nach Unterstützung suchend zu Sam umdrehte. Aber sie konnte ihm keine bieten. Und dann glättete sich das Stirnrunzeln, welches von Unstimmigkeit gekennzeichnet war und in seinem Blick war nichts als Trotz zu sehen. „Scheiß auf deine Befehle, Jack!“, zischte er und rauschte an ihnen vorbei zur Tür, beabsichtig seine eigene Mission durchzuführen. Aber O’Neill war nicht in der Stimmung ihn auch nur einen Zentimeter aus ihrem Unterschlupf entkommen zu lassen. Boshaft packte er seinen Arm und zog ihn zurück.

„Wag es nicht“, sagte der Colonel ruhig, seine Stimme tanzte am Grenzscheit seiner Nerven. „Wag es nicht meine Befehle hier draußen zu missachten.“

„Oder was?“, antwortete Daniel und er zuckte unweigerlich zusammen, als sich Jacks Finger noch weiter in seinen Arm bohrten. „Wirst du mich vors Militärgericht stellen?“

Die Muskeln um Jacks Augen herum zuckten, aber ansonsten blieb sein Ausdruck kalt und teilnahmslos. „Ich werde dich töten, bevor du dieses Team verrätst.“

Daniel zuckte nicht einmal, aber im Vergleich zu O’Neills eisiger Teilnahmslosigkeit war Daniels Gesicht ein offenes Buch. Und Sam sah dort Trauer, Trotz und eine unglaubliche Wut groß über die ganze Seite geschrieben. „Wie kannst du nur zulassen, dass sie so etwas tun?“, beharrte Daniel, seine Stimme erstick mit wütenden Tränen. „Er ist doch noch ein Kind – er könnte auch Charlie sein!“

Sams Herz hörte augenblicklich auf zu schlagen und der Raum füllte sich mit tödlichem Schweigen. Jack sagte kein Wort, aber sein Kiefer zuckte vor Spannung, als er Daniels Blick nur mit derselben Schärfe traf. Keiner der Männer bewegte sich und Sam spürte, wie ihr Herz zwischen ihnen beiden entzweibrach; beide hatten recht und beide lagen so falsch. Schließlich brach Jack das Schweigen, seine Stimme ruhig und eben; welche Gefühle Daniel auch immer in ihm geweckt haben mochte, er hatte sie unter erdrückender Kontrolle. „Wir sind im Krieg“, sagte er grob. „Das Einzige, was zählt, ist zu gewinnen.“

„Ist es das?“, stellte Daniel ebenso kalt die Gegenfrage. „Ich dachte, dass wir *für* etwas kämpfen und nicht nur dagegen. Wenn wir unsere Menschlichkeit aufgeben, dann haben wir bereits verloren.“

Niemand bewegte sich in der Stille und Sam spürte, wie sich ihre Muskeln anspannten, abwartend. Sie wusste nicht auf was, bis es passierte: Ein Schuss aus einer Stabwaffe. Ein Schrei, ein Chor bestehend aus Wimmern. Ein weiterer Schuss, ein Dritter und dann der Vierte. Sie waren tot. Und noch immer rührte sich niemand im dunklen Keller.

„Es klebt an deinen Händen“, sagte Daniel schließlich mit einer Stimme, die nur so vor Wut, Ekel und Verrat triefte, als er seinen Arm aus Jacks Griff riss. Und dann fiel sein Gesicht in sich zusammen, er nahm seine Brille ab, bevor er sich schwer auf die Bank fallen ließ und seinen Kopf in seinen Händen vergrub.

Jack beobachtete ihn lange Zeit, sein eigener Blick dunkel und unergründlich, bevor er in Carters Richtung nickte. „Halten Sie Wache. Sobald es dunkel ist, verschwinden wir.“



*******************



General Hammond schaute auf die Uhr an der Wand. Eine subtile Geste; er wollte nicht, dass noch jemand dachte, dass er nervös war. Bei einer Führung kam es immer nur auf die äußere Erscheinungsform an – lass zu, dass deine Männer sehen, wie man selbst am Rande der Nerven wandelte und das Spiel war vorbei.

Siebzehnnullfünf. Es waren bereits drei Stunden vergangen seit SG-3 losgeschickt wurde, um SG-1 aus der Falle zu holen, in die sie geraten waren. Drei Stunden und noch kein Lebenszeichen. Bereits seit gut eineinhalb Stunden stand er einfach nur im Kontrollraum, starrte auf das ruhende Stargate und seine Muskeln schmerzten vor Spannung und Ungewissheit. Er fragte sich, wie oft er das bereits getan hatte. Hier zu stehen und darauf zu warten, dass eines seiner Teams trotz aller Wahrscheinlichkeit heile wieder zurückkehrte. Zu oft, um sie überhaupt noch zu zählen, erkannte er mit einem Seufzen. Das Geräusch zog den Blick des jungen Captains auf sich und er nickte ihr knapp zu und entschied, dass es an der Zeit war, diese Menschen ihren Job machen zu lassen. „Lassen Sie mich wissen…“, begann er, aber wurde augenblicklich unterbrochen.

„Aktivierung von außen, Sir!“

Sein Lächeln war dünn. „Wird aber auch langsam Zeit. Erhalten wir ein Signal?”

Das kurze Schweigen erstreckte sich für ihn bis zu einer Ewigkeit. „Ja, Sir. Es ist SG-3.“

„Öffnen Sie die Iris“, sagte er auf den halben Weg hinunter in den Torraum.

Der Ereignishorizont tauchte den Torraum bereits in einen schimmernden Blauton, als er dort ankam, umgeben von entsicherten Waffen und der vertrauten Ruhe vor dem Sturm. Seine Hände ballten sich zu Fäusten und er schleuderte ein Stoßgebet gen Himmel, betete, dass seine Teams in einem Stück durch das Tor kamen. Und dann brach der Sturm aus.

Zuerst taumelten drei Marines durch das Tor, einer wurde von zwei seiner Kameraden gestützt. „Wir brauchen einen Arzt!“, begann er augenblicklich zu schreien, als er den verletzten Körper die Rampe hinunter trug, um Platz für die anderen zu machen. Der Raum füllte sich schnell mit Soldaten und Ärzten, aber Hammonds Blick klebte starr auf dem Tor und zählte die Männer, die nach Hause kamen. Und dann sah er Teal’c und sein Herz wagte wieder zu schlagen; zumindest hatte SG-3 sie gefunden. Major Carter folgte ihm eine Sekunde später, humpelnd, aber sonst unverletzt. Doktor Jackson folgte ihr, sein Gesicht aufgebracht wie eine Sturmfront, eskortiert von zwei Marines. Und dann nach einem Moment kam O’Neill durchgetaumelt, er stolperte in Daniel, bevor er zum Stehen kam.

„Die Iris schließen!“, schrie er, aber es war zu spät. Ein voll bewaffneter Jaffa trat direkt hinter ihm durch das Tor, seine Stabwaffe angelegt, bereit zum Feuern. Aber O’Neill gab ihm nicht mal die Chance dazu. Er eröffnete das Feuer und schoss weiter, als sich bereits die Iris hinter ihnen schloss und der leblose Körper des Jaffas dagegen taumelte, grotesk tanzend, als O’Neill sein ganzes Magazin in den Körper leerte.

„Hör auf!“, schrie Jackson und griff nach O’Neills Waffe, um so den Strom der Kugeln zu unterbrechen. Die Blicke der beiden Männer waren ineinander verankert und Hammond war überrascht so etwas wie richtigen Hass dort zu sehen. „Hast du nicht bereits genug Tod an einen Tag gesehen?“, fragte Daniel mit leiser Stimme, aber noch so laut, dass sie durch den erstarrten Raum driftete. Und dann stieß er die Waffe des Colonels zur Seite und schubste sich seinen Weg durch die Menge zur Tür.

Hammond sah ihn erstaunt hinterher und wandte sich dann nach einer Erklärung suchend an O’Neill. „Colonel?“, fragte er. „Wollen Sie mir vielleicht mal erklären, was das gerade eben war?“

Aber Jack schüttelte nur den Kopf. „Wir hatten eine Meinungsverschiedenheit“, murmelte er. „Ich werde mich darum kümmern.“

„Verdammt richtig“, stimmte ihm Hammond zu.

O’Neill antwortete ihm nicht, aber er warf Carter noch einen schnellen Blick zu. Ihr Blick ruhte bereits auf ihm und sie traf seine Augen mit einem leichten Schulterzucken und einem Kopfschütteln. Hammond teilte ihre offensichtliche Sorge; etwas war mit seinem besten Team nicht in Ordnung und das gefiel ihm überhaupt nicht. Nicht ein bisschen.



*******************



Mit noch nassem Haar von der Dusche knallte Jack die Tür seines Spindes zu. Er konnte das Bild einfach nicht aus seinem Kopf verbannen; große, verängstigte Augen, dunkles, glattes Haar. Ein Kind. Tot, durch die Hände der Jaffa. Ein Kind, welches starb, um in einem Krieg aufrecht zu stehen, welches es wahrscheinlich noch nicht mal verstand. Jack schloss seine Augen und ließ seinen Kopf gegen das kalte Metal des Spindes ruhen. Welches Recht hatte er dieses Kind für *ihren* Krieg zu opfern? Kein Recht entschied er, nur eine Notwendigkeit. Aber war das genug?

„Sir?“, hörte er Carters Stimme hinter ihm und er fand, dass noch nicht mal ihre sanfte Stimme genug war, um die Last in seinem Herzen zu schmälern. „Colonel?“

Als er sich ein T-Shirt über den Kopf zog, drehte er sich zu ihr um. „Hey, Carter. Ich bin fast fertig.“

Sie schüttelte leicht mit dem Kopf und setzte sich gegenüber von ihm auf die Bank. „Ein ziemlich harter Tag heute“, sagte sie schließlich und schaute zu ihm auf, mit einem Blick, der eine Einladung zum Reden war.

Aber er lehnte sie ab. „Ja“, war alles, was er sagte und er griff nach seiner Jacke.

Sie akzeptierte seine Entscheidung und wechselte das Thema. „Reden Sie noch mit Daniel?“, fragte sie und er bemerkte so etwas wie Sorge in ihrer Stimme.

„Ich muss das aus der Welt schaffen, Carter“, sagte er ihr. „Er hat sich vollkommen daneben benommen.“

„Vielleicht sollten Sie etwas warten?“, schlug sie vor. „Lassen Sie ihn sich erst einmal beruhigen.“

„Nein.“ Jack schüttelte den Kopf. „Das ist eine Frage der Disziplin. Ich kann es nicht darauf beruhen lassen.“

Dann stand sie auf und ging einen Schritt auf ihn zu. „Er ist kein Soldat, Sir“, erinnerte sie ihn. „Es war für uns alle schlimm – zu sehen, wie diese Menschen starben – aber für Daniel muss es am schlimmsten gewesen sein.“

„Es war nicht seine Entscheidung“, knurrte Jack. Er war sich nur allzu bewusst darüber, dass seine eigene Wut und eigener Schmerz gefährlich nahe unter der Oberfläche brodelten. Er hoffte, dass Carter es nicht bemerkte, aber sie kannte ihn zu gut, als dass sie sich täuschen ließ.

Sie sah sich schnell im Raum um, um sicherzugehen, dass sie auch alleine waren, bevor sie ihre Hand ausstreckte und seinen Arm berührte. „Falls es Ihnen hilft, Sir“, sagte sie, „ich denke, Sie haben richtig entschieden.“

Ihr Blick war gefüllt mit Verständnis und Wärme, als sie ihn anschaute und er erkannte, dass das Gewicht in seinem Herzen aufgrund ihrer Worte etwas leichter geworden war. Er fand sogar ein Lächeln, als er ihre Hand mit seiner bedeckte. „Es bedeutet mir 'ne Menge das von Ihnen zu hören, Carter.“ Dann lächelte sie und die Welt schmolz dahin. So frustrierend sie auch zu seinen schienen, aber er mochte Momente wie diese. Da konnte er sich vorstellen, dass sie ganz allein im Universum waren; die Berührung ihrer Hand war ausdrucksstärker als tausend Streicheleinheiten und alles, was nicht gesagt werden sollte oder konnte, lag dort in ihren Augen und er musste bloß darin lesen. Aber wie gewöhnlich wurde ihr kostbares Fragment der Zweisamkeit zerstört, als die Tür aufgestoßen wurde. Automatisch gingen sie einen Schritt auseinander, der Moment verschwand ohne ein Wort.

„Vielleicht sollte ich ja mit Ihnen mitkommen, Sir?“, schlug Carter vor, als SG-3 hereinkam und ihre lauten Stimmen ihre fast übertönten.

Jack zog seine Jacke an. „Um Daniel zu sehen?“, fragte er. „Haben Sie Angst, dass wir uns an die Gurgel gehen?“

Carter lächelte. „Na ja“, sagte sie ihm auf dem Weg zur Tür, „dran gedacht habe ich schon.“



*******************



In dem Moment, in dem sie ihren Fuß in Daniels Labor gesetzt hatte, wusste Sam, dass die folgende Aussprache eine schlechte Idee war. Er saß an seinem Tisch, finster schielte er über seine Brille hinweg zu ihnen und sie war schon halb gewillt Jack wieder aus dem Raum zu zerren. Aber Daniel sprach, bevor sie auch nur in Erwägung ziehen konnte zu handeln.

„Was ist das jetzt?“, fragte er. „Eine Delegation?“

„Wir dachten nur, dass du vielleicht reden willst“, sagte Sam hastig, bevor Jack noch irgendwas Unangebrachtes von sich geben konnte. „Über das, was auf P6J-587 passiert ist.“

Er lehnte sich zurück, sein Blick hartherzig. „Was passiert ist?“, schnappte er. „Oh, das ist eine schöne Beschreibung. Du meinst wohl, als wir zuließen, dass acht unschuldige Menschen sterben mussten, um uns zu retten?“

Sam schloss für einen Moment ihre Augen. Irgendwas in ihr wurde von seiner Unverblümtheit ganz kalt. „Ja, genau das meine ich.“

„Nun, was gibt es da noch zu sagen?“, fragte er bitter, während er mit seinem Kugelschreiber gegen seinen Tisch tippte und ein rhythmisches Muster der Feindseligkeit den Raum füllte. „Hast du Jack hierher geschleift, damit er sich entschuldigt?“

Neben sich spürte sie, wie Jack sich sträubte und sie konnte bereits die Wut fühlen, bevor er auch nur ein Wort ausgesprochen hatte. „Okay“, sagte er mit gefährlicher Stimme. „Erstens, Carter hat mich nicht hierher geschleift und zweitens, ich bin nicht hier, um mich zu entschuldigen. Ich habe das getan, was getan werden musste. Das ist alles.“

„Scheißdreck!“

„Wie bitte?!“

„Daniel“, ging Sam dazwischen und trat einen Schritt vor, in die Mitte der beiden Männer. „Der Colonel hat eine militärische Entscheidung getroffen – wenn wir uns ergeben hätten, hätten wir dadurch nichts erreicht.“

Wütend und verletzt starrte er sie an. „Es hätte das Leben dieser Menschen gerettet“, sagte er. „Das ist doch etwas.“

„Für wie lange?“, knurrte Jack und warf Daniel einen ebenso wütenden Blick zu. „Einen Tag? Einen Monat? Bis die Jaffa die Bevölkerung aus einem anderen Grund wieder angegriffen hätten?“

Daniel antwortete ihm nicht, funkelte ihn einfach nur an, sein Schmerz und seine Abneigung mehr als offensichtlich. Und sie fühlte so etwas wie Mitleid. Daniel war kein Soldat, trotz allem, was sie auch gemeinsam durchgestanden hatten. Er war ein Mensch, der die Dinge sehr intensiv fühlte, welcher die Menschen in sein Herz schloss. Ein Mensch, der immer noch glaubte, dass die guten Jungs gewannen, weil sie recht hatten. Er war kein Soldat, kein Zyniker, kein Pragmatiker. Sie trat einen Schritt näher auf ihn zu. „Denk doch mal daran, was Apophis mit den Informationen gemacht hätte, die er von uns erhalten hätte“, sagte sie und versuchte der Sache auf den Grund zu gehen. „Das gesamte SGC wäre in Gefahr gewesen – der gesamte Planet!“

Aber Daniel beruhigte sich nicht. Sein Gesicht war dunkel vor Schrecken, den sie nur allzu gut kannte. Sie spürte es ebenfalls, es kroch in ihrem Magen herum, als sie sich an die Gesichter der Männer, Frauen und Kinder erinnerte, die die Jaffa hingerichtet hatten. Und von Jacks bitteren Gesichtsausdruck her, wusste sie, dass ihn dieser saure Geschmack ebenfalls verfolgte. „Das ist unser Job“, sagte Daniel nach einem langen Schweigen. „Wir kämpfen gegen die Goa’uld, das ist was wir *tun*. Diese Menschen waren unschuldige Betroffene.“

Jack schüttelte seinen Kopf und fuhr mit einer Hand durch sein nasses Haar. „Sie waren Sklaven der Goa’uld“, stellte er klar. „Kolateralschaden ist nun mal eine Tatsache, wenn man in einem Krieg kämpft.“

Sam zuckte bei seiner Wortwahl zusammen und sah, wie sich Daniels Augen weiteten, bevor er sie zu zwei Schlitzen zusammenzog. „Kollateralschaden?“, würgte er. „Jetzt sind sie also schon ein Kolateroschaden?!“

„Er hat es nicht so gemeint“, ging Sam dazwischen, um die Situation zu beruhigen, aber alles, was sie erreichte war, Daniels Wut auf sich zu ziehen.

„Hat er nicht?“, spukte Daniel. „Bist du dir da sicher? Und woher zum Teufel willst *du* eigentlich wissen, was er überhaupt meinte, Sam? Verdammt noch mal, keiner von euch kapiert es, oder?“ Er riss seine Brille von der Nase und sprang auf seine Füße, als er ihnen den Rücken zuwandte. „Wir haben diese Menschen heute *getötet*“, sagte er, als er sich über seinen Nasenrücken rieb. „Wir hätten sie retten können, aber wir haben es nicht getan.“

„Ich hatte keine Wahl“, bellte Jack, aber Sam konnte die Zweifel in seinen Augen sehen und ihr Herz spürte seinen Schmerz. Sie wusste, wie schwer diese Entscheidung gewesen war, warum konnte Daniel es denn nicht verstehen? Er machte es nur noch schlimmer, für sie alle.

„Wir hätten es versuchen können“, beharrte Daniel. „Wir hätten irgendwas tun können – irgendwas anderes als uns wie Feiglinge zu verstecken!“
Jack zuckte bei dieser Anschuldigung zusammen und langsam entfachte auch in Sam die Wut. „Hey“, rief sie, „hast du überhaupt eine Ahnung, wie schwierig es ist solch einen Befehl zu geben?“

„Das ist mir egal!“, schrie er und drehte sich um. „Und verdammt noch mal, Sam, warum musst du ihn immer verteidigen?“

„Das tue ich nicht!“, protestierte sie, zeitgleich als Jack aufschrie.

„Ich muss nicht verteidigt werden, Daniel! Ich bin hier nicht derjenige, der sich daneben benimmt.“

Daniel sagte einen Moment nichts, aber er war weit davon entfernt überzeugt zu sein. „Ich versteh einfach nur nicht, warum du nicht nur einmal eine andere Möglichkeit in Erwägung gezogen hast“, sagte er und versuchte erneut seine Stimme zu mäßigen. „Es *hätte* eine andere Möglichkeit geben müssen.“

„Die anderen Möglichkeiten haben mir aber nicht gefallen“, sagte Jack ihm, „weil wir in allen getötet hätten werden können!“

„Wenn wir ausführlicher darüber gesprochen…“, begann Daniel, aber O’Neill schnitt ihm das Wort ab.

„Verdammt, Daniel, das hier ist das Militär und nicht irgend so ein gottverdammter Debattierklub. Ich gebe die Befehle, du führst sie aus. So läuft es!“

„Aber deine Befehle waren *falsch*“, schoss Daniel zurück.

„Mein Problem.“

„Nein“, widersprach er. „Ich bin nicht im Militär und ich bestehe darauf mitzureden!“

„Daniel“, seufzte Sam. Sie ging einen Schritt auf ihn zu und hoffte ihn so zu beruhigen. „Ich einer militärischen Situation müssen wir Befehle befolgen, auch die, die wir nicht mögen. Sonst würde man die Sicherheit des gesamten Teams aufs Spiel setzen. Du weißt das.“

Daniels Blick wanderte in ihre Richtung. „Und was ist mit dir, Sam?“, fragte er. „Mochtest du diese Befehle?“

Sie schüttelte ihren Kopf. „Natürlich nicht. Aber das ist nicht das Thema. Der Colonel ist mein Vorgesetzter – ich befolge seine Befehle.“

„Aber du warst nicht mit ihnen einverstanden, oder?“, drängelte er. „Du hättest sie nicht sterben lassen.“

Sam runzelte die Stirn, wütend, das er versuchte aus ihr eine nicht loyale Beichte zu bekommen. „Nein, ich war nicht mit ihnen einverstanden“, gab sie zu, „aber das bedeutet nicht, dass sie falsch waren. Im Grunde denke ich sogar, dass Colonel O’Neill die richtige Entscheidung getroffen hat – auch wenn ich sie nicht mag.“

Daniel nickte nur und fuhr sich erneut mit den Fingern durch seine Haare. „Verteidigst du ihn schon wieder, Sam? Ich weiß noch nicht einmal, warum mich das nicht mehr überrascht!“

„Was soll das denn heißen?“, entgegnete sie aufgebracht.

„Nur ein weiteres Beispiel für die Sam-und–Jack-Allianz in Aktion“, knurrte er. „Militärische Entscheidungen überstimmen die moralischen – mal wieder!“

„Das ist nicht wahr, Daniel“, sagte sie ihm, ein wenig besorgt aufgrund seiner Anschuldigung. Die Sam–und–Jack-Allianz? Was sollte das denn heißen?

„Nun, das sieht aus meiner Sicht aber ganz danach aus“, beharrte Daniel. „Jedes Mal, wenn auf irgendeine Art und Weise das Militär mit einbezogen ist, dann hüpft ihr beide zusammen ins Bett und ignoriert vollkommen, was Teal’c und ich zu sagen…“

Sam verlor den Faden, weil seine versehentlich angemessene Metapher ihren Blick unweigerlich in Jacks Richtung zog, genau dann, als sie sah, wie sich sein Blick schuldig von ihr abwandte. Ihre halben Blicke schossen zwischen ihnen hin und her, aber nicht schnell genug, als dass Daniel sie nicht bemerkt hätte.

„Oh…“, schnappte er plötzlich nach Luft. Er hielt mitten in seiner Triade inne und schaute mit großen Augen zwischen den beiden hin und her. „Also, ich schätze, *das* erklärt dann wohl alles!“

Sam spürte nur, wie die Hitze in ihre Wangen schoss. „Was meinst du?“

Daniel lachte kalt und ohne jeglichen Sinn von Humor auf. „Ha“, sinnierte er mit einem Kopfschütteln. „Ich habe nur symbolisch gesprochen, aber ich schätze mal, dass ihr beide das wohl etwas zu wörtlich genommen habt.“

„Wovon zum Teufel sprichst du überhaupt, Daniel?“, schnappte Jack und starrte den Mann mit verborgener Nervosität an.

„Darüber, warum Sams Meinung die Einzige ist, auf die du noch zu hören scheinst“, rief er. „Und warum du ihr Leben nicht riskieren wolltest, um *acht* unschuldige Menschen zu retten!“ Sams Herz erfror und ihr Blick flog zu Jack. 'Das war nicht der Grund’, flehte sie ihn schweigend an, 'bitte, Jack, sag nicht, dass das auch nur ein Teil des Grundes war.’

Jacks Stimme war eisig und so hart wie Granit. „Meine Entscheidung war vollkommen militärisch“, knirschte er. „Und ich soll verdammt sein, wenn ich meine Entscheidungen vor dir oder sonst irgendjemanden rechtfertigen muss.“

„Wie wäre es mit den acht Menschen, die du zum Tode verurteilt hast? Rechtfertigst du dich vor ihnen? Vor ihren Familien?“

Jacks Augen zogen sich zusammen, gefüllt mit dunkler Wut. Sam konnte es sehen, wie er seine Schultern straffte, auf die Art, wie die kleinen Muskeln an der Seite seines Kinns zuckten, als er sich bemühte seine Gefühle unter Kontrolle zu halten und es ließ sie erschaudern. „Das ist Krieg, Daniel“, sagte er kalt. „Und ich bin ein Soldat. Wenn du mit dem, was wir hier tun nicht einverstanden bist, dann begrab deinen Kopf doch in irgendeinem Archiv und lass uns anderen mit unserer schmutzigen Arbeit weitermachen. Weil, Daniel, jemand muss sie tun und heute war ich es.“

„Hilft dir wenigstens dieser ganze Macho-Militärmist dabei besser zu schlafen?“, schoss Daniel zurück, als er hinter seinen Tisch hervorkam und nur wenige Zentimeter vor Jack zum Stehen kam, sein ganzer Körper zitterte in einer Art, wie sie es noch nie an ihm gesehen hatte.

Ein schnelles, freudloses Lächeln huschte über die Lippen des Colonels. „Oh, ich schlafe ausgezeichnet.“

„Ja?“, fragte Daniel. „Weißt du was? Es ist mir scheißegal! Scheiß auf das Militär und weißt du was, fick dich, Jack!”, kam der von ihm vollkommen untypischer Ausbruch. Sein wütender Blick verließ nie Jacks Gesicht, aber seine Lippen formten sich zu einem giftigen Lächeln, als er gelassen hinzufügte: „Aber ich denke mal, das ist wohl Sams Aufgabe, nicht wahr?“ Und damit stampfte er aus dem Raum, knallte die Tür so hart hinter sich zu, dass sie augenblicklich wieder aufflog.

Jack machte Anstalten ihm zu folgen, aber Sam griff nach seinem Arm, bevor er die Tür erreichte. „Nicht!“, zischte sie. „Lassen Sie ihn.“

Er drehte sich zu ihr um, auf seinem Gesicht war die blanke Wut zu sehen. „Es ist mir egal, ob er ein Freund ist. Das lasse ich ihn nicht so einfach…“

„Sie wollen diese Unterhaltung auf dem Flur fortsetzen?“, verlangte sie von ihm wissen.

Das stoppte ihn und er taumelte zurück in den Raum und schloss dir Tür hinter sich. Er wandte ihr den Rücken zu, als er beide Hände auf Daniels Tisch abstützte, und versuchte die Kontrolle zu bewahren. „Verdammt“, murmelte er zu sich selbst und sie wusste genau, was er meinte. Die Dinge liefen schief, verdammt schief. Und es war alles die Schuld von ihnen beiden.

Etwas hatte sich nach ihrer gemeinsamen Nacht zwischen ihnen verändert. Sie hatte es nicht gewollt, hatte nicht gedacht, dass es das tun würde, aber… Sam stoppte sich genau da. Wen führte sie hier eigentlich an der Nase herum? Sie hatte nicht mal darüber nachgedacht, nicht wirklich. Nicht, wie ihr Handeln eventuell das Team beeinflussen würde. Sie hatte es noch nicht mal in Erwägung gezogen. Trotz allem, es sollte nur eine Nacht sein, eine verbotene, fantastische Nacht, die nichts hätte ändern sollen. Darum ging es doch im Grunde, nicht wahr? Die Dinge so zu belassen, wie sie waren, die Grenze zu halten, den Kampf zu kämpfen. Sie hätte fast aufgelacht; nichts verändert? Wie konnte sie nur so naiv sein? Das war bereits ihr erster Fehler gewesen.

Und obwohl seit dem nichts mehr zwischen ihnen passiert war, war es vollkommen egal, weil es einfach zu spät war. Die Katze war aus dem Sack und so sehr sie es auch versuchte, sie konnte dieses verdammte Viech nicht wieder zurückstecken. Etwas hatte sich verändert. Etwas Unglaubliches. Es war so, als ob diese eine Nacht sie zusammengeschnürt hatte, Fesseln aus Stahl, gefesselt und gefangen an einem Ort, wo es ihnen verboten war, zusammen zu sein und jetzt war es ihnen unmöglich sich von dort zu befreien. Es war eine Folter von ungeheuerlicher Zärtlichkeit und Schmerz. Und es hatte die Dinge verändert, es veränderte noch immer die Dinge – zwischen ihnen und im Team. Sie war dem nicht blind gegenüber gewesen, aber sie hatte versucht es zu ignorieren. Der zweite Fehler.

Mit ihrem Blick auf Jacks angespannten Rücken gerichtet, setzte sie sich und Daniels Worte echoten in ihrem Kopf: 'Sams Meinung ist die Einzige, auf die du noch hörst… du würdest ihr Leben nicht riskieren, um *acht * unschuldige Menschen zu retten!’ Sie schloss ihre Augen und versuchte das Rumoren in ihren Bauch zu kontrollieren, welches Daniels hasserfüllte Stimme ausgelöst hatte, als er seine Anschuldigung vor ihnen ausspuckte. „Sir“, flüsterte sie und öffnete erneut ihre Augen und beobachtete ihn. „Ich muss Sie etwas fragen.“

Er nickte und sie vermutete, dass er bereits wusste, was sie ihn fragen würde. Sie fuhr sich mit ihrer Zunge über ihre Lippen. „Hatte er recht?“, fragte sie. J

ack hob seinen Kopf und drehte sich zu ihr um. Sie wünschte sich, er hätte es nicht getan, weil die Bestürzung und Verwirrung in seinem Gesicht ihr den Atem raubte. Eine ganze Weile sagte er nichts, seine dunklen Augen bohrten sich in ihre, suchten nach etwas, was sie ihm nicht geben konnte. Und dann nickte er schließlich. „Ich weiß es nicht. Vielleicht.”

Sie erlaubte sich selbst ein wenig Gedenkzeit, als sie ihre Augen schloss und den Klumpen in ihrem Hals herunterschluckte, bevor sie zurück auf die Zerstörung in seinem Gesicht blickte. „Militär“, sagte sie langsam. „Es war die richtige Entscheidung, Sir.“

„Daniel denkt das nicht.“

„Daniel ist kein Soldat.“

Er schwieg erneut und lehnte sich zurück gegen Daniels Schreibtisch. Seine Arme schlang er um seine Brust. Abweisend dachte sie und fragte sich, ob er Angst vor ihr hatte oder vor dem wachsenden Verbotenen zwischen ihnen. „Was glauben Sie, was er tun wird?“, fragte er schließlich. „Wird er es zu Hammond bringen? Ihm sagen, dass er nicht mehr mit der 'Sam-und-Jack-Allianz’ zusammenarbeiten kann?“

Sam lächelte leicht, aber sie schüttelte den Kopf. „Ich denke, er wird eine Nacht drüber schlafen und morgen wird er sich schrecklich fühlen. Sie kennen doch Daniel – er ist sehr leidenschaftlich, aber er ist auch vernünftig. Er ist nicht nachtragend.“

Jacks Lippen verzogen sich zu einer dünnen Linie. „Einen Unterschied macht es trotzdem nicht, oder?“, fragte er. „Ich meine, er hat vermutlich recht – über uns. Dinge haben sich verändert.“

„Ja“, stimmte sie ihm zu, „das haben sie, Sir.“

Müde rieb er sich mit einer Hand über seine Augen; müde und unsicher, plötzlich sah er seinem Alter entsprechend aus. „Verdammt“, seufzte er. „Wann ist das alles bloß nur so kompliziert geworden, Carter?“

Sie schüttelte nur ihren Kopf und schaute hinauf in seine geplagten Augen. „Sie wissen wann, Sir“, flüsterte sie. „Die Nacht, in der wir die Grenze überschritten und herausgefunden hatten, dass es von dort keinen Weg zurückgibt.“


weiter: Kapitel 2
Kapitel 2 by Sally Reeve
Teil 2

Die Uhr an seinem Bett tickte die kleinen Stunden der Nacht mit einer unbarmherzigen Gewissheit weg und Jack lag in der Dunkelheit hörte auf das Tick-Tick, während er in seinem Kopf die trübe Straße des Bedauerns und der Sehnsüchte entlang driftete, welche ihn schon so oft in einer schlaflosen Nacht verfolgt hatte. Bedauern. In Nächten wie diesen, schwirrten sie in seinem Kopf herum, jagten sich gegenseitig, kamen zusammen, vermischen und taumeln zu einer erschreckend Klarheit, die mit neuem Schmerz in seine Brust stach. Bedauern. Sie hatten alle Namen. Charlie, Sara, Kowalsky, Carter. Jeder so schmerzhaft wie der andere, auf ihre eigene Art und Weise. Alle außer Charlie. Das war ein einzigartiger Schmerz, unerreicht von allen anderen. Bedauern und Schuld. Aber heute Nacht war es nicht Charlie, der seine ruhelosen Gedanken jagte, heute Nacht war es Carter. Sam.

Und plötzlich war sie wieder da, so wirklich, wie seine Erinnerungen sie nur machen konnten; wie sie ihn anlächelte, ihre Augen im Mondlicht, ihre Haut heiß gegen seiner, ihr warmer Atem auf seinen Lippen. Und der Schmerz war elektrisierend. Vor nicht mal zwei Monaten war sie genau dort, in seinen Armen und alles war in Ordnung gewesen. Für ein paar kurze Stunden hatte alles einen Sinn ergeben und er hatte seinen Platz in der Welt erkannt. Er war an ihrer Seite. Aber dann brach der Morgen in sein Schlafzimmer und hatte sie gestohlen, ihn beraubt zurückgelassen.

Und er war noch immer beraubt, allein und einsam in einem Haus, in dem die Stunden des kurzlebigen Glücks widerhallten. Aber es war ein gekauftes Glück zu einem kostbaren Preis und heute hatte ihm Daniel gezeigt, wie hoch dieser Preis vermutlich war. Und er wusste nicht, ob er ihn bezahlen konnte.

'Sams Meinung ist die Einzige, auf die du noch hörst.’ Er zuckte bei der Wahrheit hinter diesen Worten zusammen; diese eine Nacht hatte sie beide in eine Umlaufbahn um den jeweils anderen gezogen, nicht in der Lage daraus auszubrechen, als sie ihre Kreise umeinander zogen, verzaubert von dem Tanz, wobei sie die anderen ausschlossen. Seine Augen, seine Aufmerksamkeit, seine Gedanken war nur auf Sam fixiert.
Aber er hatte gedacht, dass er dies verborgen hielt, er hatte gedacht, dass er professionell war – seine Pflicht getan hatte, diese gottverdammte Grenze gehalten hatte. Er hatte gedacht, niemand würde es bemerken. Aber er lag falsch. Daniel hatte es bemerkt. Natürlich hatte er es bemerkt. Wie konnte er auch nicht? Sie waren wie eine Familie, sie standen sich näher als eine Familie. Und diese Sache mit Sam hatte an dem Band zwischen ihnen gezerrt, zerrüttete die Dynamik, die seit drei Jahren aufgebaut hatten.

Daniel vertraute ihm nicht mehr, dass er noch das Richtige tat und in der Dunkelheit der Nacht, war Jack ehrlich genug, um zuzugeben, dass er sich selbst nicht mehr traute. Oh, die Entscheidung sich den Jaffa nicht zu ergeben, die war richtig gewesen, technisch gesehen schon, aber… Aber es war der Gedanke Sam in den Händen von Apophis zu sehen, welcher ihn zu Tode geängstigt hatte, das hatte die Zurückhaltung nur verstärkt, als die Schreie durch die kalte Mittagsluft echoten. Besser sie als Sam, hatte er gedacht. Und dieser Gedanke widerte ihn an.

Er bedeckte sein Gesicht mit den Händen und drückte sie auf seine Augen, trocken und sandig durch den Schlafentzug. „Wie zum Teufel kommst du da nur wieder raus, Jack?“, fragte er sich. Aber es kam keine Antwort, denn er hatte keine.



*******************



Daniel wachte abrupt auf, plötzlich hellwach und starrte in die Schatten seines Schlafzimmers. Für einen kurzen Moment fragte er sich, was ihn geweckt hatte, aber es dauerte nur einen Augenblick, bis die bitteren Erinnerungen auf ihn einschlugen – Schlaf hatte sie nicht weit genug verbannt.

Er erinnerte sich an das Gesicht des Kindes. Er erinnerte sich an Jacks sture Unnachgiebigkeit. Er erinnerte sich an die kalte Wut in den Augen eines Mannes, den er als Freund bezeichnete. Er erinnerte sich an seine eigenen Worte – „Er hätte Charlie sein können“ – und er erinnerte sich, wie Jacks Gesicht unter dieser Anschuldigung fast in sich zusammengefallen war. Ein Impuls von Reue schlug in seiner Brust aus. Dann erinnerte er sich an die anderen Worte. „Fick dich. Aber ich denke mal, dass ist wohl Sams Aufgabe, nicht wahr?“ Er erinnerte sich daran, wie ihr Gesicht erstarrt und wie Eis zersplittert war, der Blick vom erschreckenden Betrug. Und der Impuls wurde zu einem stetigen Fließen, welches die Wut in seinem Herzen ertrank.

Acht Menschen waren gestorben. Er erinnerte sich an diese Tatsache, aber es machte nichts aus. Alles, was er sehen konnte, war Sams Gesicht und den Schmerz dort, den seine Grausamkeit hervorgerufen hatte, hässliche Worte hatte er dieser Frau an den Kopf geworfen, die er wie eine Schwester liebte, die er nie hatte. „Oh Gott“, seufzte er und beobachtete das Aufleuchten von den vorbeifahrenden Lichtern. „Was habe ich getan?“



*******************



Sam hatte auf dem Stützpunkt geschlafen. Sie hatte sich selbst nicht getraut sich hinter ein Lenkrad zu setzen. Nicht, dass sie nicht in der Lage gewesen wäre zu fahren, sie hatte sich nur nicht vertraut auch nach Hause zu fahren. Weil es so ein Tag wie der gestrige war, wenn die Welt zur Hölle wurde, es ihr da am schwersten fiel ihm zu widerstehen. Es waren Tage wie gestern, an denen er nahe der Grenze tanzte und sie damit in Versuchung führte sie zu überschreiten. „Wollen Sie vielleicht noch ein Bier oder etwas anderes?“, hatte er gefragt, als sie noch immer geschockt in Daniels Büro gesessen hatten. Seine Augen waren unsicher, aber hoffnungsvoll und es hatte sie alle Willenskraft gekostet ihn da abzusagen.

„Vermutlich keine so gute Idee, Sir“, hatte sie gesagt, atemlos durch den Aufwand zu verleugnen, dass sie sich nach dieser Nähe sehnte. „Wenn man Daniels Bedenken… berücksichtigt.“

Er nickte nur, enttäuscht und zu müde es hinter einen seiner idiotischen Witze zu verstecken. Er stieß sich einfach nur auf seine Füße und ging zur Tür. „Nacht, Carter.“ Und dann war er verschwunden, ließ sie alleine zurück – was sie gewollt hatte und was sie auch wiederum nicht wollte.

Und sie war noch immer alleine, als sie in der Cafeteria frühstückte. Es schmeckte nur nach Staub, als sie darüber nachdachte, was der Tag sonst noch für sie bringen mochte. Der Niederschlag von Daniels Anschuldigungen würde chaotisch sein und sie hatte keine Ahnung, wie sie das lösen sollten. Wenn SG-1 überleben sollte, dann musste ernsthaft etwas passieren. Aber sie hatte keine Ahnung was. Und in ihrem Herzen, da fürchtete sie, dass es vielleicht keine Antwort gab. Indem sie die Grenze überschritten hatten, hatten sie und Jack das zerstört, was sie so sehr versucht hatten zu schützen.

„Major Carter?“ Sie schaute auf, überrascht General Hammond auf der anderen Seite des Tisches stehen zu sehen. „Haben Sie was dagegen, wenn ich mich setzte?“

Überrascht sagte sie: „Nein, Sir. Natürlich nicht.“ Ihr Herz begann unweigerlich schneller zu schlagen. Das war ungewöhnlich, gelinde gesagt. Sie biss noch einmal von ihrem Toast ab und schenkte dem General ein vorsichtiges Lächeln. Sie fragte sich, was er wollte.

Lange musste sie nicht warten. „Ich muss mit Ihnen etwas besprechen, Major“, sagte er dann, ein leichtes Stirnrunzeln zeichnete seine Stirn. „Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn wir es hier besprechen oder würden Sie es bevorzugen in mein Büro zu gehen?“
„Uhm“, stammelte sie, halb verängstigt, dass Daniel bereits beim General gewesen war. Aber nein, er würde nicht anbieten über dieses eine Thema hier in der Cafeteria zu sprechen. „Hier ist in Ordnung, Sir“, versicherte sie ihm. „Was ist es?“

Hammond nickte, ordnete seine Gedanken und schob ihr ein Blatt Papier über den Tisch. „Das Pentagon hat ein neues Projekt in Auftrag gegeben, Major. Und Colonel Richards möchte Sie in seinem Team haben.“

Sie blinzelte und nahm den Brief an sich. „Was für ein Projekt, Sir?“

„Sie wollen ein Stargate bauen.“

Sie riss ihre Augen auf. „Bauen? Von Grund auf?” Sie schüttelte den Kopf. „Das ist ehrgeizig.“

Hammond fuhr mit einer Hand über seinen Kopf, seine blauen Augen waren direkt auf sie gerichtet. „Wenn sie Erfolg haben sollten, dann ist das Ausmaß für die Zukunft der Menschheit…“

„Astronomisch“, stimmte sie ihm zu. „Wow.“

„Richards ist hartnäckig Sie in sein Team zu bekommen, Major“, sagte er ihr. „Schon fast so hartnäckig wie ich Sie hier zu behalten.“

Das ließ sie lächeln und nickte dann dankend. „Ich fühle mich geehrt, Sir. Dass man an mich gedacht hat.“

„Ich werde nicht abstreiten, dass dies eine große Chance für Sie ist, Carter“, sagte er. „Meiner Schätzung nach mit Ihrer direkten Erfahrung könnten sie es zum Laufen bringen. Die Beförderung wäre nicht weit.“
Sie nickte, aber ihre Gedanken hatten bereits eine ganz andere Richtung eingeschlagen, und sie hatten ihr Herz gleich mitgenommen. Das war es, erkannte sie.

Das war die Antwort – die Möglichkeit SG-1 zu retten. Es war ihr wie ein Geschenk der Götter in den Schoß gefallen. Jetzt brauchte sie nur noch den Mut danach zu greifen. Sie öffnete den Brief und überflog ihn – ihr Versetzungsbescheid, eine kurze Beschreibung ihrer neuen Verantwortung. Es war beeindruckend, aufregend. Sie biss sich auf die Lippe. Es war in D.C.

Das Kratzen von Stuhlbeinen über den Boden zog ihren Blick zurück zum General und wie er aufstand. „Dann lasse ich Sie mal in Ruhe frühstücken, Major“, sagte er, „und Sie über das Angebot nachdenken. So sehr ich auch hassen würde Sie zu verlieren, es wäre bestimmt gut für Ihre Karriere.“ Als er sprach, suchte Sam sein Gesicht nach einem Hauch von Zweifel ab – wusste er von ihr und Jack? Meinte er das damit? In dem Sinne, dass es ihre Karriere retten würde? Und Jacks? Aber sie fand nichts außer die ehrlichen Sorgen eines Senior Offiziers und das Atmen fiel ihr etwas leichter. „Ich brauche Ihre Antwort bis zum Ende der Woche“, sagte er ihr noch, bevor er mit einem Kaffee davonging.

Sam nickte nur, ihr Herz zitterte mit dem Wissen, dass die Entscheidung schon längst gefällt war. Sie würde gehen. Es war die einzige Lösung. Die einzige Antwort auf ein Problem, welches keine andere Lösung hatte. Sie wusste, dass es richtig war, auch wenn der Gedanke zu gehen, ihre Brust so sehr zusammendrückte, dass sie kaum noch atmen konnte.

Aber die zerbrochenen Überreste ihres Herzens wussten, dass die Entscheidung richtig war. Was sie nicht wusste, war, wie zum Teufel sie es nur Jack erzählen sollte.



*******************



Zögernd stand Daniel vor Sams Labortür. Er hob seine Hand, um anzuklopfen, aber senkte sie im letzten Moment wieder und wandte sich ab. Er ging zwei Schritte und hielt dann an. „Verdammt“, flüsterte er, „mach es einfach, Daniel. Das ist das Geringste, was du ihr schuldest.“
Auf seinem Absatz drehte er sich wieder um und ging zurück zur Tür. Er klopfte, bevor er diesmal wieder Zeit hatte davon zu laufen.

Ihre Antwort kam sofort. „Herein.“

Noch während er die Tür öffnete und das Labor betrat, schluckte er die Nerven herunter. „Hi“, sagte er zögernd und fragte mit einem schnellen Blick, ob er auch willkommen war.

Sie lächelte nicht so, wie sie es sonst immer tat und er konnte den Schatten in ihren Augen sehen, der ihre Heiterkeit verdunkelte. Aber sie sprach mit ihm. „Daniel. Hi”.

Er räusperte sich. „Sam, ich will mich entschuldigen, wegen gestern.“

„Ist schon okay“, antwortete sie etwas zu schnell.

„Nein“, seufzte er, „nein, das ist es nicht. Die Dinge, die ich gesagt habe – über dich und Jack – ich habe sie nicht so gemeint. Wirklich.“

Sie senkte ihren Blick zurück auf ihre Notizen. „Ist schon okay“, wiederholte sie. „Mach dir keine Sorgen.“

Daniel seufzte. Ihre Abwehr stand und er hatte das Gefühl ein Barbar am Tor zu sein. „Hör zu, Sam“, sagte er, als er einen Schritt auf sie zuging. „Ich finde es toll, dass ihr beide zusammen seid. Ich meine, es ist ja nicht so…“

Er hatte nicht die Chance diesen Satz zu beenden, weil plötzlich ihr Kopf nach oben schoss. „Sind wir nicht“, unterbrach sie ihn abrupt.

Er zog seine Augenbrauen hoch. „Seid ihr nicht?“ Oh komm schon, Sam – ich habe doch die verdammte Kette gesehen, erinnerst du dich?

„Nein.“ Das Wort war schwer von Bedauern und sie richtete ihren Blick zurück auf ihre Arbeit. „ Da ist nichts zwischen uns und wird es auch nie sein.“

Er runzelte die Stirn. „Aber ich dachte…“

Und wieder schnitt sie ihm das Wort ab. „Dann hast du falsch gedacht.“

„Nun, wenn du das sagst.“

Schweigen.

„Okaaay.“ Er trat unbehaglich von dem einen Bein auf andere, da er nicht wusste, was er sonst sagen sollte. „Nun; es tut mir noch immer leid. Dass ich so aus der Haut gefahren bin. Ich war nur so… angewidert und entsetzt…“ Er seufzte erneut, als die Erinnerungen zurückkehrten. „Ich denke, ich werde wohl nie ein Soldat sein.“

„Nein“, stimmte sie ihm zu, „das wirst du nicht.“ Ihre Stimme war angespannt, kontrolliert, verkrampft. So, als ob sie damit kämpfte, die Kontrolle zu bewahren.

„Sam, ist alles in Ordnung?“, fragte er und ging leicht in die Knie, um ihr Gesicht zu sehen. „Du scheinst etwas angespannt zu sein.“

Sie schaute nicht auf. „Mir geht es gut.“

„Dann… ist zwischen uns alles in Ordnung?“, fragte er misstrauisch.

„Alles in Ordnung, Daniel“, sagte sie und letztendlich hob sie doch noch ihren Blick. Aber er war noch immer bedeckt, irgendwie zerbrochen. „Du solltest mit Colonel O’Neill reden. Er war ziemlich sauer.”

Daniel verzog sein Gesicht. „Ich weiß… daran arbeite ich noch.“

Sie lächelte matt. „Wenn du vielleicht auf die Knie fällst, dann wird er dich eventuell nicht umbringen.“

„Ich denke noch immer, dass er unrecht hatte“, sagte er ihr. Er war nicht gewillt die ganze Schuld alleine zu tragen.

Aber die Worte gingen an ihr vorbei. „Das ist eine Sache zwischen euch beiden“, sagte sie augenblicklich und ihre Aufmerksamkeit war wieder auf ihre Arbeit gerichtet. „Es ist nicht länger meine Sorge.“

„Nicht länger?“, fragte er etwas verdutzt und beunruhigt.

Sie winkte nur ab. „Geh zum Colonel, Daniel. Bring es hinter dich.”

Noch immer mit einem Stirnrunzeln drehte er sich um. Aber gerade, als er die Tür erreicht hatte, hörte er ein schweres, inniges Seufzen und er fragte sich, was zum Teufel das nur zu bedeuten hatte.



*******************



Am Himmel über Cheyenne Mountain strahlte die Sonne in einem hellen Feuerball und warf lange Schatten über die Winterlandschaft. Aber tief unter dem Berg, sagte nichts als die tickende Uhr General Hammond, dass ein neuer Tag heranbrach. Das und das Jucken in seinen Augen, so wie seine schmerzenden Schultern. Als er sich in seinem Stuhl streckte, legte er seinen Kugelschreiber beiseite und erlaubte sich ein für einen General sehr untypisches Gähnen.

Klopf - Klopf.

Er seufzte mit einem Blick auf die Uhr. Schon halb sieben. „Herein“, rief er und rappelte sich wieder hinauf, so als ob er sich eine Jacke anziehen würde.

Auf seine Bitte hin öffnete sich die Tür und eine ziemlich blasse Major Carter trat ein. „Sir“, begann sie“, haben Sie vielleicht einen Moment Zeit?“

Er nickte lächelnd, erfreut sie zu sehen. „Was kann ich für Sie tun, Major?“

Ihre Hände hatte sie hinter ihrem Rücken gefaltet und sie stand stramm, als sie leicht ihre Stirn runzelte. „Sir“, sagte sie, „ich habe mich dafür entschieden das Angebot des Pentagons anzunehmen. Der Bau des Stargate.“

Hammond starrte sie nur an, nicht sicher, ob er auch wirklich seinen Ohren trauen konnte. Er hatte gewusst, dass es eine Möglichkeit gewesen war, aber nur eine geringe. Er hatte nie gedacht, dass sie es auch wirklich akzeptieren würde. Carter verlässt das SGC? Das war doch nicht möglich. Colonel O’Neill hatte auch so gedacht. ‚Na ja, *das* wird nie passieren’, waren seine exakten Worte gewesen, als Hammond ihn den Versetzungsbescheid gezeigt hatte.

„Sir?“, hakte Carter nach und er erkannte, dass sie es geschafft hatte, dass ihm die Worte fehlten.

„Ich verstehe“, sagte er schließlich mit einem Räuspern und setzte einen vollkommen neutralen Gesichtsausdruck auf. „Setzen Sie sich, Major.“

Sie tat, um was sie gebeten wurde und er kam nicht drum herum die angespannten Fältchen um ihre Augen zu bemerken. „Sir“, sagte sie, bevor er fortfahren konnte. „Ich möchte nur, dass Sie wissen, wie viel es mir bedeutet hat, hier zu arbeiten – mit jedem hier. Es war unglaublich.“

Er nickte. „Ich kann nicht verleugnen, dass Sie ein herber Verlust sein werden, Major – für das SGC und wenn ich hinzufügen darf, auch auf persönlicher Ebene.“ Dann runzelte er die Stirn. „Ich nehme an, Colonel O’Neill war nicht sehr erfreut darüber?“

Sie zuckte leicht zusammen und ihr Blick glitt zu ihren gefalteten Händen in ihren Schoß. „Ich habe es noch nicht mit dem Colonel besprochen“, antwortete sie leise. „Ich wollte es erst mit Ihnen absprechen.“

Er lächelte sie trocken an. „Das kann ich gut verstehen, Major.“ Jack würde *nicht* erfreut sein. Kein bisschen. Und der gute Colonel war nicht gerade jemand, dem man leicht widersprechen konnte. Carter nickte nur, ihre Gesichtszüge angespannt und unglücklich. Nicht wirklich überraschend dachte er. Es war eine schwere Entscheidung gewesen; das SGC zu verlassen, wäre ähnlich die eigne Familie hinter sich zu lassen. „Sind Sie sich auch sicher, Major? Sie haben sich nicht gerade viel Zeit gelassen über Ihre Entscheidung nachzudenken.“ Er wollte sie nicht in die Ecke drängen, aber er musste sichergehen, dass ihre Entscheidung auch korrekt war. So wie er Carter kannte, konnte er sich kaum vorstellen, dass es anders sein würde.

„Ja, Sir, ich denke, es ist das Beste. Langfristig gesehen.“ Sie gab nur wenige weg. „Die Herausforderung ein neues Tor zu bauen wird aufregend… einzigartig sein.“

„Ja, das wird es, Carter“, stimmte er ihr zu. Aufregend. Wie kam es dann nur, dass sie überhaupt nicht aufgeregt ausschaute? Wie kam es dann, als ob sie aussehen würde, als ob ihr Herz gebrochen war? Mit einem tiefen Atemzug beäugte er sie nachdenklich und versuchte zu verstehen, was hier eigentlich los war. Sie war ehrgeizig. Gott wusste, sie wäre nie dem SGC zugeteilt worden, wenn sie es nicht wäre. Und ehrgeizige Leute können einfach nicht zu lange an einem Ort verharren. Eine neue Herausforderung, ein hoch qualifizierter Job, Schulter an Schulter mit den Menschen, die die Entscheidungen trafen – das war der Weg zur Beförderung und Carter wusste es. Jacob hatte seine Tochter gut trainiert. Es war eine logische Entscheidung für eine noch so junge und hartnäckige Frau wie Sam Carter sich einen Namen zu machen. Und dennoch, erkannte er, war es immer noch eine schwierige Wahl. Die engen Banden der Freundschaft, die sie die letzten vier Jahre hier im SGC geschlossen hatte, würden schmerzhaft zerbrechen und Carter war nicht so zäh, wie sie immer alle glauben ließ. Und jetzt, in der Wahl zwischen ihrem Kopf und ihrem Herzen, hat sie den Kopf gewählt und er konnte sie deswegen nicht verurteilen. Auch wenn er sich wünschte, dass ihr Herz gewonnen hätte.

„Es tut mir leid Sie zu verlieren, Major“, sagte er schließlich und in seiner Stimme konnte sie die Wahrheit seiner Worte hören. „Aber ich verstehe Ihre Entscheidung. Vier Jahre an einem Ort sind für jemand Ihres Talentes und Ehrgeiz wahrscheinlich genug.“

Ihr Blick schoss nach oben und für einen Moment sah er etwas wie vertraute Verleugnung in den blauen Tiefen ihrer Augen. Aber es war nach einem Bruchteil von Sekunden verschwunden und sie nickte nur. „Ja, Sir.“

„Na dann“, seufzte er, „sollten Sie noch heute mit Colonel O’Neill sprechen und ich werde dann morgen mit ihm die Papiere durchgehen.“
Carter nickte schweigend und Hammond runzelte die Stirn. „Major“, sagte er, als er ihr unglückliches Gesicht betrachtete, „wenn Sie Ihre Meinung innerhalb der nächsten Tagen noch ändern…?“

Aber ihr Blick war entschlossen. „Das werde ich nicht, Sir“, versicherte sie ihm. „Ich weiß, dass es die richtige Entscheidung ist – ich bin nur traurig zu gehen.“ Und da war wieder die Spannung um ihre Augen herum, eine Traurigkeit, die so ungewöhnlich in ihren sonst so eifrigen Gesichtszügen war.

Mit einem Nicken entließ er sie. Sie drehte sich um und er ließ sie ohne ein weiteres Wort gehen. Die Entscheidung die neue Stellung anzunehmen war schwer genug, auch ohne ihn, wie er sein eigenes Bedauern auf ihren Schultern ablud. Aber als sich die Tür hinter ihr schloss, senkte er seinen Kopf, als sein Herz bei dem Gedanken an das SGC, an SG-1 ohne die standhafte Großartigkeit von Sam Carter bis auf den Boden sank.



*******************



Auf den Weg nach Hause war Daniel überrascht über eine leise fluchende Carter zu stolpern, genau vor der Tür von Jacks verschlossener Bürotür.

„Sam?“, fragte er noch immer etwas unsicher in ihrer Gegenwart. Er hatte sie seit seiner Entschuldigung heute Morgen nicht mehr gesehen und er hatte nicht unbedingt das Gefühl, dass die Dinge zwischen ihnen wieder in Ordnung waren. „Alles okay?“

Von ihrem mürrischen Gesicht her konnte er ihre Antwort schon erraten. „Hast du den Colonel gesehen?“, fragte sie mit einer Dringlichkeit, der ihn hellhörig werden ließ.

„Er ist nach Hause“, sagte er. „Warum? Was ist passiert?“

„Nach Hause?“, flüsterte sie, so als ob dieser Gedanke abgrundtief störend sei.

„Sam?“, drängelte Daniel. „Was ist los?“

Sie schüttelte den Kopf und der merkwürdige Blick verschwand aus ihrem Gesicht. „Nichts“, sagte sie ihm. „Ich muss nur… ich muss nur mit ihm noch was bereden. Schon in Ordnung.“

„Gibt es ein Problem?“, fragte er. „Etwas, wobei ich dir helfen kann?“

Sie lächelte, ihre Augen gefüllt mit durchdringender Traurigkeit. „Nein, Daniel. Diesmal nicht. Aber danke.” Und dann überraschte sie ihn, als sie ihn umarmte und ihn fest an sich drückte. Lange bewegte sie sich nicht.

Sanft schob er sie von sich weg und schaute ihr tief in die Augen. „Sag es mir, Sam“, bat er. „Bitte, ich bin doch dein Freund. Ist es Jack? Gibt es da etwas…?”

„Morgen“, flüsterte sie. „Ich werde es dir morgen sagen. Im Moment kann ich es nicht.“

Daniels Herz machte einen schmerzhaften Aussetzer. „Sam, du beunruhigst mich“, sagte er und umfasste sie an ihren Schultern. „Was kannst du mir nicht sagen? Geht’s dir gut? Du bist weiß wie die Wand!“

„Mir geht’s gut“, antwortete sie und löste sich aus seinem Griff. Sie ging einen Schritt zurück. „Alles ist in Ordnung“, sagte sie, ihre Worte verraten durch den trostlosen Ausdruck auf ihrem Gesicht. „Bitte, mach dir keine Sorgen. Alles wird gut.“

„Sam…?“

Aber sie hatte sich bereits abgewandt und eilte zu den Fahrstühlen.

„Sam!“, rief er erneut.

Sie hob zum Abschied nur ihre Hand, ohne anzuhalten, ohne sich umzudrehen. „Ich sehe dich morgen, Daniel“, rief sie, bevor sie um die Ecke verschwunden war. Sie ließ ihn einfach allein zurück mit einem bitteren Geschmack in seinem Mund und einem Herz gefüllt mit namenloser Furcht. Er konnte nicht anders, als das Gefühl zu haben, dass sich die Welt gerade dazu entschlossen hatte, sich auf den Kopf zu stellen und das machte ihm Angst. Es machte ihm verdammt viel Angst.



*******************



Sam bog in seine Einfahrt ein, schaltete den Motor und das Licht aus. Aber sie rührte sich nicht. Sie saß einfach nur in der Dunkelheit, beobachtete das warme gelbe Licht, welches durch Jacks Fenster strahlte, erhellte einen begrüßenden Kreis in der kalten Winternacht. Sie erschauderte, nicht vor Kälte, sondern von den Erinnerungen. Vor zwei Monaten, seit dieser Nacht war sie nicht mehr hier gewesen, als sie… Sie seufzte und schloss ihre Augen bei den vielen Gedanken daran. Verdammt, dachte sie, wie konnten sie immer noch so lebhaft sein?

Irgendwo in der Ferne begann ein Hund zu bellen und das riss sie wieder zurück in die Wirklichkeit. Sie war aus einem Grund hier, erinnerte sie sich. Sie musste es ihm sagen. Heute Abend. Aber ihr Herz zog sich bei dem Gedanken diese Worte in seinem Haus auszusprechen, zusammen. Sie hatte es auf einer professionellen Ebene halten und in seinem Büro als Kollegen mit ihm darüber reden wollen. Nicht hier, wo ihre letzte Erinnerung an ihn die als ihr Geliebter war. Verdammt, das würde ziemlich schwierig werden. Die feige Seite in ihr schlug vor, dass sie das Ganze vielleicht auf den nächsten Morgen verlegen sollte – sie würde einfach etwas früher kommen und hoffen, dass er es ebenso tat. Aber sie wollte nicht, dass General Hammond zuerst mit ihm sprach, ihm das erzählte, was er verdient hatte, von ihren Lippen zu hören. Nein, das konnte sie ihm nicht antun.

Sie riss sich zusammen, öffnete die Tür und erschauderte bei der kalten Luft, die ihr augenblicklich entgegen sprang, als sie ausstieg. Ihr Magen verdrehte sich vor Angst, als sie die Tür hinter sich schloss und die wenigen Stufen auf seine Veranda hochging und schließlich klingelte.
Nichts passierte. Verdammt. Sie klingelte erneut.

„Okay, okay, ist ja schon gut”, hörte sie seine gedämpfte Stimme durch die schwere Tür hindurch und ihr Magen schnürte sich nur noch weiter zusammen. „Was ist denn so…?“ Die Tür flog auf und dort stand er, überrascht blinzelnd. „Carter!“

„Es tut mir leid, wenn ich Sie störe, Sir“, begann sie und schlang schützend ihre Arme um ihren Bauch. „Ich muss mit Ihnen reden.“

Er nickte, noch immer etwas verblüfft und trat einen Schritt zur Seite, um sie rein zu lassen. „Jederzeit“, murmelte er, als sie an ihm vorbeiging.

Sein Haus war genauso, wie sie es in Erinnerung hatte. Vielleicht ein bisschen aufgeräumter als sonst. Aber warm und einladend. Verlockend. Ihr Herz raste, mit mehr als nur ängstlicher Erwartung; Erinnerungen rauschten an die Oberfläche und sie fragte sich, wie er nur in ihnen leben konnte. Aber vielleicht verfolgten sie ihn nicht so, wie sie sie verfolgten? Vielleicht waren sie ja bereits vertraute Schatten, Schatten, mit denen er leben konnte, ohne einen gewissen Schmerz zu verspüren? Aber als sie zu ihm aufschaute und dort die Mischung aus Hoffnung, kontrollierter Erwartung und Verwirrung in den Tiefen seiner Augen erblickte, da wusste sie, dass ihre Gedanken einen gemeinsamen Pfad entlang schritten. Erinnerungen jagten sie beide.

Für einen Moment waren ihre Blicke gefesselt, verflüchtigte alles, was zwischen ihnen lag. Es war ein Moment der nackten Klarheit, eine brutale Ehrlichkeit und sie sah, wie die Hoffnung aus seinem Blick verschwand, als er in ihren Augen versank. Sie wurde ersetzt durch eine hartnäckige Resignation und eine tiefe Enttäuschung. Es brach ihr fast das Herz.

Jack räusperte sich und beendete den Moment der Zweisamkeit. „Etwas zu trinken?“

Sie schüttelte den Kopf. „Ich bleibe nicht, Sir“, sagte sie hastig und bereute im selben Atemzug ihre ungeschickte Wortwahl.

„Nein“, flüsterte er, „das hatte ich auch nicht angenommen.“ Das Bedauern in seiner Stimme war schon fast greifbar, aber er schüttelte es ab und zwang sich zu einem Lächeln. „Also“, sagte er dann und führte sie in das Wohnzimmer, „was ist so dringend, dass es nicht bis morgen warten kann?“

Direkt und auf den Punkt gebracht. Das war Jack. Keine Zeit, um langsam an das Thema heranzugehen, es etwas angenehmer zu gestalten. Sie blieb mitten im Wohnzimmer stehen, als er sich in einen Stuhl fallen ließ, seine Beine vor sich ausstreckte und sie erwartungsvoll anschaute. „Ich muss Ihnen etwas sagen“, sagte sie.

Er zog eine Augenbraue hoch. „Werde ich es mögen?“

Sie schwieg, ihr Herz schlug so hart gegen ihre Brust, dass sie sich sicher war, dass Jack es hören musste. Nach einem Räuspern setzte sie zum Sprechen an, aber entschied dann, dass es besser war, sich zu setzen. Irgendwo im Hinterkopf erinnerte sie sich daran, dass sich durch das Setzen angespannte Situationen etwas entschärften und Anspannung beschrieb nicht einmal annähernd ihre Situation! Außerdem hatte sie noch ein paar Sekunden gewonnen, bevor sie die Worte äußern musste. Also, ging sie ein paar Schritte zurück und setzte sich lediglich nervös auf die Kante des Stuhles.

„Carter?“, hakte er nach, sein Blick war direkt auf sie gerichtet. „Was ist los?“

Als sie für einen Augenblick ihre Augen schloss, nickte sie kurz und holte einmal tief Luft. Als sie sie wieder öffnete, sah sie ihn direkt an. „Ich habe mich entschieden den Job vom Pentagon, mit dem Bau des Stargates, anzunehmen.“ Er starrte sie einfach nur an, so als ob sie gerade Japanisch gesprochen hätte. „Ich verlasse das SGC, Sir“, fügte sie noch hinzu, um auch sicherzugehen, dass er es verstand.

Ausdruckslos starrte er sie weiterhin an und dann brach es aus ihm heraus. „Den Teufel werden Sie tun!“

„Es tut mir leid, Sir…“, begann sie, aber innerhalb weniger Sekunden war er auf seinen Füßen.

„Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen, Carter, weil es nicht passieren wird.“ Er ging zum Fenster, wo er eine Faust gegen die Wand drückte und hinaus in die Nacht schaute. „Wird nicht passieren.“

„General Hammond hat der Versetzung bereits zugestimmt“, sagte sie ihm und zuckte leicht zusammen, als sie sah, wie sich sein gesamter Körper anspannte.

„Dann ändert er halt wieder seine Meinung“, schnappte er, „weil ich Ihr CO bin und ich sage Nein. Ende der Diskussion.“

Sam starrte mit einem finsteren Blick hinunter auf ihre Stiefel. „Das können Sie nicht tun, Sir.“

„Oh doch.“

„Aus welchen Gründen?“, fragte sie und langsam befürchtete Sam, dass er wohlmöglich wahrhaftig versuchen würde ihre Versetzung zu blockieren.

„Aus den Gründen“, antwortete er, als er sich zu ihr umdrehte, „dass SG-1 Sie braucht.“

„SG-1?“ Oh, ich bitte dich, Jack.

Er nickte. „Ganz genau. Das Team braucht Sie.” Er schüttelte wütend den Kopf. „Verdammt, Carter, was ist daraus geworden, die Grenzen zu bewahren? Den Krieg zu gewinnen?“

„Ich werde noch immer im Krieg kämpfen“, protestiert sie, als sie langsam aufstand, ihre Körperhaltung instinktiv auf Abwehr geschaltet. „Nur von einer anderen Front aus.“

„Hinter den Linien“, stellte er klar mit lauter Stimme. „Hinter einem Schreibtisch. Wir brauchen Sie *hier* - wir brauchen Sie an der gottverdammten Front!“

„Sie werden schon einen Ersatz finden.“

Jack starrte sie ungläubig an. „Ersatz?“, echote er. „Ich will keinen Ersatz, Sam. Ich will *Sie*!” Sobald die Worte seinen Mund verlassen hatten, senkte er seinen Blick und stampfte in die Küche. Sie hörte, wie eine Schranktür zugeschlagen wurde und das Klirren von einer Flasche gegen Glas. Als er wieder zurückkam, hielt er einen sehr großen Whiskey in der Hand. „Also“, sagte er dann mit schmerzender Heiterkeit, „hat Daniel Sie darauf angesetzt?“

Sie runzelte die Stirn. „Daniel? Das hat nichts mit Daniel zutun.”

„ Wirklich?“, fragte er. „Das hat nichts mit seinem kleinen, gestrigen Ausbruch zutun? Seine überaus charmanten Kommentar über uns?“

„Wenn Daniel etwas getan hat“, sagte sie ihm leise, „dann hat er nur meine Augen geöffnet, um zu sehen, was im Team los ist.“

„Es ist gar nichts los mit dem Team, mal abgesehen von Daniels Meckereien“, knurrte er.

„Sie wissen, dass das nicht wahr ist, Sir“, setzte sie dagegen. „Wir beide wissen, dass sich die Dinge geändert haben. Alles hat sich verändert, nachdem wir…“ Sie konnte sich nicht überwinden es zu sagen.

Aber Jack konnte es. „Nachdem wir es getrieben haben?”, schlug er mit so verbitterter Stimme zu, wie sie es noch nie von ihm gehört hatte. Sie zuckte leicht zusammen, genau wie er. „Entschuldigung“, sagte er sofort und ging einen Schritt auf sie zu, als die Wut von einer Welle der Scham überspült wurde. „Sam, es tut mir leid. Das habe ich nicht so gemeint.“

Augen schließend taumelte sie etwas zurück, als ihre Hand instinktiv nach der goldenen Kette, die sie immer trug, griff. „Ich versuche nur das Richtige zu machen“, sagte sie ihm. „Etwas, was einer von uns schon vor langer Zeit hätte tun sollen."

„Einer von uns?“, fragte er, als er seinen Kopf senkte und unter seinen Augenbrauen zu ihr aufschaute. „Damit meinen Sie mich?“

„Ich meine, einer von uns“, wiederholte sie. „Wir beide wussten, was passieren würde und wir beide haben es geschehen lassen. Wir haben beide Schuld. Und jetzt bezahlen wir den Preis dafür.“

Er schüttelte den Kopf und stellte seinen Drink auf dem Tisch ab. Dann ging er einen Schritt auf sie zu und nahm ihre Hand. Trotz ihres besseren Wissens ließ sie zu, dass er sie nahm, und erlaubte ihre Finger sich um seine zu schlingen. Was machte das denn jetzt noch aus? Bald würde sie gar nicht mehr hier sein. „Bitte, Sam“, flüsterte er, „geh nicht.“

„Ich muss“, antwortete sie mit tränenerstickter Stimme, aber dann hatte sie sich auch schon wieder in seinen Augen verloren – so tief, so dunkel, so voll mit Wärme. Sie atmete tief ein und versuchte sich wieder unter Kontrolle zu bringen. „Hilf mir das Richtige zutun, Jack.“

Aber er schüttelte den Kopf. „Das ist aber nicht das Richtige.“

„Was ist es dann?“, fragte sie hilflos, als er sie noch näher an sich heranzog und seine Hand nach ihrem Gesicht ausstreckte. Erschaudernd kehrten die Erinnerungen zurück.

„Das hier“, flüsterte er und beugte sich zu ihr hinunter, um sie zu küssen. „Das hier ist das Richtige, Sam.“

Und er hatte recht. Seine Arme wieder um sich zu spüren, sein sanfter Kuss lösten ganze Feuerwerke in ihren Kopf aus, sie wusste, dass er recht hatte. Es *war* richtig. Es war wundervoll. Aber es war auch falsch. So falsch. Mehr mit mentaler als mit körperlicher Kraft, drückte sie ihn von sich. „Nicht“, hauchte sie, verzweifelt versuchte sie die Enge in ihrer Brust zu vertreiben. „Bitte nicht…“

„Sam…“ Seine Stimme war genauso erstickt wie ihre. „Wir können uns doch etwas überlegen…“

Abrupt wandte sie sich von ihm ab, schlang ihre Arme um ihre Brust in den Versuch ihr Herz daran zu hindern zu zersplittern. „Es tut mir leid“, flüsterte sie. „Das können wir nicht. Ich muss jetzt gehen.”

„Nein, musst du nicht!“ Es lag so etwas wie Verzweiflung in seiner Stimme. „Komm schon, wir können damit umgehen…“

„Nein, *können* wir nicht!“, blaffte sie ihn an, als sie zu ihm herumwirbelte. „Das ist doch das ganze Problem, nicht wahr? Wir können nicht damit umgehen – wir konnten es noch *nie*. Von Anfang an.“

Er runzelte die Stirn. „Was meinst du damit?“

Seufzend schüttelte sie den Kopf und verengte ihren Griff um sich selbst. „Was war es, was Sie Anise gesagt haben? Dass Sie lieber sterben würden, als mich auf Apophis’ Schiff zurückzulassen?“

Jack verlagerte sein Gewicht, ihm war etwas unbehaglich bei den Gedanken daran. „Ja? Und?“

„Und“, sagte sie, „das war nicht damit umzugehen, oder? Wie sollen sich denn Daniel und Teal’c dabei fühlen?“

„Ich hätte und würde es auch für die beiden machen“, antwortete er, als eine Hand durch seine Haare fuhr.

„Würden Sie?“, fragte sie.

Er schwieg.

„Kommen Sie, Jack“, flüsterte Sam. „Ich war auch dort, schon vergessen?“ Sein Schweigen breitete sich weiter aus und so fuhr sie fort. „Und Sie wissen sehr wohl, wie die Dinge waren seit… seit wir miteinander geschlafen haben. Alles hat sich verändert und wir waren so dumm zu glauben, dass es das nicht tun würde. *Ich* war dumm. Ich hätte nie darauf bestehen sollen…“

„Ich bereue es nicht, Sam“, fiel er ihr augenblicklich ins Wort. „Du etwa?“

Sie seufzte kopfschüttelnd den Kopf. Sie konnte ihn nicht anlügen. „Nein“, flüsterte sie. „Ich bereue diese Nacht nicht und ich werde sie immer als… perfekt… in Erinnerung behalten, aber…“

„Aber?“ Seine Stimme war kaum ein Flüstern.

„Aber ich bereue die Konsequenzen, Sir. Für uns und das Team. In dem Moment, indem wir die Grenze überschritten hatten, war dies unvermeidlich – wir haben uns selbst belogen zu denken, dass es das nicht wäre.“

Jack legte seinen Kopf zur Seite und schaute hinunter auf dem Flur. „Das tut mir leid“, flüsterte er.

„Ich weiß“, sagte sie ihm. Sie widerstand dem Drang ihn zu beruhigen und Trost zu spenden. „Mir auch.“

Er antwortete ihr nicht, sondern wandte sich einfach nur von ihr ab und ging zurück zum Fenster. Als er an dem Tisch vorbeiging, nahm er sich seinen Whiskey und nahm einen großen Schluck von dem Glas. „Sie sollten langsam gehen“, sagte er schließlich, ohne sich umzudrehen. „Es gefriert – die Straßen werden aus Eis bestehen, wenn Sie noch lange warten.“

Und das war dann wohl ihr Rausschmiss. Sie verübelte es ihm nicht. Sie hörte das leichte Zittern in seiner Stimme, als er sprach und verstand, dass er die Trennung hinter sich bringen wollte; das war das Ende ihrer kurzen Romanze und das Ende war schmerzhafter als alles andere.

„Ich sehe Sie dann morgen“, flüstert sie und Jack nickte nur, als er einen weiteren Schluck nahm. Aber sie konnte seine Reflexion im Fenster sehen, und bevor er seine Augen schloss, konnte sie darin das Bedauern erblicken. Und dann sah sie, wie er flüchtig mit den Handrücken über seine Augen fuhr, um die Tränen daran zu hindern zu fallen. Das zu sehen, überwältigte sie mit ihrem eigenen Bedauern. Tief betrübt vom Schmerz, den sie in ihm verursacht hatte. Sam wandte sich ab, damit sie nicht noch mehr sehen musste. Aber als sie die Tür aufzog, hielt sie inne, nicht gewollt so zu gehen. Erneut drehte sie sich zu ihm um und sagte die Worte zu seinem Rücken, die sie zuvor noch nie ausgesprochen hatte. „Ich liebe dich, Jack“, flüsterte sie. Ihre Worte trafen ihn mit einer gewaltigen Wucht und sie sah, wie er unter dem Zusammenstoß erschauderte. Seine Schultern spannten sich an, seine Finger ballten sich zu Fäusten.

„Ja“, sagte er dunkel. „Sicher.“

Sam erfror, als sie sah, wie sein Schmerz sich vor ihren Augen in Wut verwandelte, das unvermeidbare Ergebnis ihrer vom Unglück verfolgten Leidenschaft. Mit schweren Herzen, zerrissen zwischen Trauer und Sehnsucht, wandte sie sich ab und flüchtete, bevor sie noch etwas Dummes sagte.


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Kapitel 3 by Sally Reeve
Teil 3

An Sams letzten Tag im SGC, wachte Daniel schon früh mit schweren Herzen auf. Heute würden sie Sam Auf Wiedersehen sagen, sie mit einer kleinen, fröhlichen Party verabschieden, mit viel Gelächter und Glückwünsche, wenn doch allen von ihnen sie einfach nur halten und ihr sagen möchten, dass sie nicht gehen sollte.

Um es vorsichtig zu sagen, die letzten Wochen waren schwierig gewesen, quälend bis hin zu schlimm. Sam sah so aus, als ob ihr jemand einen heftigen Tritt in den Bauch verpasst hätte. Sie schwieg und hatte sich zurückgezogen, als sie sich ganz ihrer Arbeit widmete, Berichte sotierte, Notizen weiterleitete und den Schredder mit einem Haufen von Papieren fütterte. Währenddessen streifte Jack wie ein Wolf, der nach einem Kampf suchte, durch die Korridore und wehe jemand kam ihm in den Weg; an diesen Tagen waren Jacks Bisse schlimmer als sein Gebell und *das* konnte man von dem einen Ende des Stützpunktes bis zum anderen hören.

Und um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, wurde Daniel einfach nicht das Gefühl los, dass all dies seine Schuld war. Trotz der Tatsache, dass beide, Sam und Jack, vehement verneinten, dass sie sich mal auf einer romantischen Ebene miteinander eingelassen hatten, kannte Daniel die Menschen gut genug, um die Wahrheit zu erkennen. Und der Gedanke, dass sein Ausraster nach dem Vorfall auf P6J-487 diese Katastrophe nur vorangetrieben hatte, jagte ihn Nacht für Nacht. Waren seine unüberlegten und verletzenden Worte, gesprochen in der Hitze der Wut, verantwortlich für die Sache, die er in der Welt so geschätzt, die er zerstört hatte? Der Gedanke ließ ihn vor Selbstschuld fast verzweifeln, egal wie oft Sam ihn versichert hatte, dass dies ihre alleinige Entscheidung gewesen war und von nichts anderem als einer neuen Herausforderung und einem Karriereschub beeinflusst wurde. Er glaubte ihr das einfach nicht.

Beep, beep.

Sein Wecker erwachte, ein trauervolles Geräusch läutete den neuen Tag ein, vor den er sich schon seit Wochen fürchtete. Wenn die Sonne erst einmal hoch am Himmel stand, dann hatte sich schon alles geändert und seine Welt würde für immer aus den Fugen geraten sein. Mit einem Seufzen stand er auf und betete noch stumm für ein Wunder.



*******************



Der Tag begann hell und kühl; der perfekte Herbstmorgen.

Sam lag in ihrem Bett und erleichtert darüber, dass sie nicht früh aufstehen musste. Sie ließ sich in den verträumten Raum driften, der irgendwo zwischen Schlaf und Bewusstsein lag, dort versteckte sie sich vor dem, was der Tag noch so bringen mochte. Und als sie gerade eindöste, drifteten ihre Gedanken unweigerlich zu Jack ab und die Nacht, die sie zusammen verbracht hatten.

Drei Monate und die Erinnerungen waren noch immer lebendig, ließen sie durch das Wissen, dass es etwas Einzigartiges und Einmaliges war, nur noch kostbarer erscheinen. Aber wo es einst angenehm war diesen Weg der Erinnerungen zu beschreiten, war er jetzt erstickt mit Bitterkeit und der Schärfe des Bedauerns. Und heute, ausgerechnet heute, konnte sie sich nicht an seine Berührungen, seine Wärme und die Liebe in seinen Augen erinnern.

Der Schmerz riss sie aus der Illusion und mit einem Seufzen rollte sie sich auf den Rücken. Schnell verbannte sie diese zuckersüßen Gedanken, die sie geweckt hatten. Aber sie beeilte sich nicht und es war fast acht Uhr, bevor sie sich mit der Zeitung an den Tisch setzte, um zu frühstücken. Als sie die Überschriften auf der Titelseite las, gähnte sie herzhaft und war gerade im Begriff in Blaubeermuffin zu beißen, als es klingelte. Sam runzelte die Stirn. Wer würde sie um diese Uhrzeit besuchen wollen? Noch während sie die letzten Krümel von ihren Fingern leckte, schlurfte sie zur Tür und öffnete sie, aber niemand war dort. Sie sah sich um, aber niemand war zu sehen. Mit einem Stirnrunzeln wollte sie gerade die Tür schließen, als etwas auf den Boden ihre Aufmerksamkeit erregte. Es war ein kleiner, weißer Umschlag, ihr Name stand deutlich auf der Vorderseite geschrieben:

Major Samantha Carter, USAF.

Neugierig nahm sie ihn an sich und drehte ihn um. Keine Briefmarke, kein Absender. Mit einem letzten Blick nach draußen schloss sie die Tür und ging langsam zurück in die Küche. Auf ihren Weg dorthin, untersuchte sie neugierig den Umschlag. Aber nichts verriet einen möglichen Absender. Als sie sich setzte, öffnete sie den Umschlag mit einem Finger und zog den Inhalt heraus.

„Oh mein Gott“, schnappte sie nach Luft, als sie sah, was ihre plötzlich zitternden Hände hielten. „Oh nein.“ Und noch während sie erstarrte, zog sich ihr Magen vor Übelkeit zusammen und ein kalter Schweiß brach über ihren ganzen Körper aus. Ihr Blick war wie versteinert auf die Fotos in ihrer Hand gerichtet. Sie wurden nachts aufgenommen und die Auflösung war verschwommen, aber man konnte sehr gut die beiden Personen ausmachen, die sich unter einem Sternenhimmel leidenschaftlich hielten. Es waren sie und Jack. Mit zitternden Fingern blätterte sie durch die Fotos; insgesamt waren es drei, jedes entblößte mehr als das letzte Foto. Eins von ihnen auf dem Dach, zwei in seinem Haus. In seinem Schlafzimmer.

Erstarrt ließ sie sie einfach fallen, ihr Herz begann wie eine Achterbahn vor Angst zu rasen. Und dann sah sie die Nachricht, noch immer im Umschlag. Eifrig griff sie danach und las sie fieberhaft durch.

„Ein wenig indiskret, Major?“, stand dort geschrieben. „Es wäre doch eine Schande gleich zwei Karrieren zu ruinieren. Kontaktieren Sie niemand und treffen Sie mich in einer Stunde an den folgenden Koordinaten oder alle Offiziere im SGC werden diese Fotos bis zum Mittag haben. Und nicht vergessen, wir beobachten Sie.“

Panik stieg so schnell in ihr auf, dass sie dachte, gleich los zu schreien. Verzweifelt rannte sie zu den Fenstern und zog sämtliche Vorhänge zu, ihr Körper war vor Kälte und Ekel am zittern. Erpressung. Sie wurde erpresst! Sie wusste nicht, was sie tun sollte, sie war gefangen, allein. „Verdammt!“, schrie sie, ihre Stimme ungewohnt laut im stillen Haus. „Okay“, sagte sie dann, „denk nach, Sam. Denk nach.“ Ihre Hand griff nach dem Telefon, instinktiv wollte sie Jacks Nummer wählen. Aber im letzten Moment hielt sie inne, ihre Finger verkrampften sich um das kalte Plastik. 'Kontaktieren Sie niemanden’, hatte in der Nachricht gestanden und plötzlich fragte sie sich, ob ihr Telefon abgehört wurde. 'Und vergessen Sie nicht, wir beobachten Sie’. Mist, Mist, Mist, Mist!

Schwer setzte sie sich auf den Stuhl und lockerte den Griff um das Telefon. Geschockt starrte sie auf die Fotos, die über dem Frühstückstisch verteilt lagen. Und dann ganz langsam vertrieb die Wut die Angst und Panik in ihr. Wut, dass jemand es wagte, sie zu erpressen und Wut, dass ihre kostbare Nacht mit Jack so herabgesetzt wurde. Sie schloss ihre Augen, als die volle Erkenntnis, dass jemand sie beobachtet hatte, über sie hereinbrach.

„Mistkerle“, zischte sie, als ihre Faust mit voller Kraft auf den Tisch knallte, so, dass das Geschirr kurzeitig einen Sprung in die Luft machte. Sie erkannte, dass sie zwei Möglichkeiten hatten: Entweder, sie ließ sich nicht erpressen, sie würde Jack anrufen und würde das ganze Chaos gleich zu Hammond schleppen, oder sie würde sich mit dem verantwortlichen Mistkerl treffen und ließ ihn den Tag bedauern, an dem er auch nur daran *gedacht* hatte, sie zu erpressen. Sie schloss ihre Augen und dachte über ihre Möglichkeiten nach. Sollte sie ihre Tage im SGC mit Pein und Erniedrigung beenden oder den verantwortlichen Mistkerl außer Gefecht setzen? Schwierige Entscheidung.

Sie schnappte sich die Nachricht, stürmte in das Wohnzimmer und zog ein Karte aus ihrem Bücherregal, wobei sie in ihrer Eile einen ganzen Stapel von Blättern verteilte. Die Unordnung ignorierend, fand sie die Koordinaten und runzelte nur die Stirn. Sie kannte den Ort, dort oben in den Bergen. Schnell zog sie sich ihre Schuhe an und schnappte sich ihre Jacke. Anschließend rannte sie in ihr Schlafzimmer, wo sie ihren Safe öffnete und ihre persönliche Pistole herausholte. Als sie ihre Waffe in ihre Tasche stopfte, rannte sie schon in Richtung Tür und war nur zehn Minuten nach Erhalten der Nachricht verschwunden.



*******************



Lange bevor die Besprechung beginnen würde, befand sich Jack bereits im Besprechungsraum. Es würde keinen Spaß machen und er wollte die ganze Sache einfach nur so schnell wie möglich hinter sich bringen. Die letzte Besprechung – SG-1 letztes Hurra.

Seine Füße hatte er auf den Tisch gelegt, während er mit leerem Blick hinunter in den menschenleeren Torraum schaute. Er hatte das Gefühl, dass der heutige Tag das Ende der Dinge war und er kämpfte mit sich dahinter zu schauen, sich vorzustellen, dass das Leben auch nach ihrem Weggang weiterging. Oh, er wusste, dass es das tat. Das hat es immer getan. Es ging weiter, nachdem Sara ihn verlassen hatte, sogar nach Charlies Tod. Er wusste, dass der Schmerz verstreichen und nachlassen und die Geister seine anderen Verluste beiwohnen würde. Aber dieses Wissen tat wenig die Qual der Trennung zu lindern, die dieser Tag mit sich bringen würde. Heute würde er ihr Gesicht zum letzten Mal sehen und er wusste, dass wenn sie fortging, sie einen großen Teil seines Herzens gleich mit sich nahm.

„Hey.“

Daniels müde Stimme zog seinen Blick von dem ruhenden Stargate zurück in den Raum. „Du bist früh dran“, sagte Jack.

Daniel nickte. „Du auch.“

Jack antwortete ihm nicht, seine Augen senkten sich ziellos auf die Hände in seinem Schoß.

„Es wird nicht dasselbe sein ohne sie, oder?“, fragte Daniel in einem Flüstern.

Jack schloss seine Augen, als ein plötzlicher, vollkommen vernunftswidriger Blitz der Wut in ihm aufloderte. Mit vorsichtig kontrollierter Stimme antwortete er ihm. „Nein. Das wird es nicht.” Es war nicht Daniels Schuld, erinnerte er sich grimmig. Es fühlte sich nur so an, als ob es das aber war.

„Ich denke, dass alles für die Party fertig ist“, sagte Daniel schließlich mit gezwungen heiterer Stimme. „Es wird bestimmt… lustig.“ Das letzte Wort war nur noch ein Seufzen. Jack sah zu seinem Freund hinüber und er erkannte, dass er nicht der Einzige war, der trauerte. Daniel und Sam standen sich auf ihre Art und Weise ziemlich nahe.

Ihre Blicke trafen sich und irgendwas blitze zwischen ihnen auf; eine Entschuldigung wurde angenommen und eine Bestätigung von gemeinsamen Bedauern und Trauer. „Es tut mir leid, dass ich mich in letzter Zeit wie ein Arsch aufgeführt habe“, sagte Jack schließlich leise in den ruhigen Raum hinein. „Ich bin nur…“

„Ich weiß“, sagte Daniel. „Ist schon okay. Wir alle stehen ziemlich neben uns wegen dieser Sache – aber für dich ist es wohl schlimmer.“

Er runzelte die Stirn. Ihr Moment des geteilten Verstehens wurde ersetzt durch die übliche Vorsicht. „Weil?“

Daniel lächelte fast. „Weil du eine gewisse Zuneigung ihr gegenüber hast, Jack – eine Zuneigung, die ich und Teal’c nicht haben.“

Jacks Stirnrunzeln verwandelte sich in einen finsteren Blick, als er seine Beine vom Tisch schwang und Daniel den Rücken zuwandte, wo er erneut auf das Stargate hinunterblickte. Er machte sich nicht Mühe es zu verleugnen. Was für einen Sinn hatte es schon? Aber bestätigen tat er es auch nicht; er ließ einfach nur Daniels Worte unbeantwortet im ausbreiteten Schweigen zwischen ihnen hängen und seine Gedanken schweiften erneut zu der schmerzhaften Trennung ab, die ihnen bevorstand.



*******************



Die Straßen waren frei, als Sam fuhr, was günstig war, denn sie war zu sehr mit ihren Gedanken woanders, als dass sie dem Verkehr irgendwelche Aufmerksamkeit zollte. Erpressung. Sie konnte es kaum glauben! Aber von wem und warum? Was zum Teufel dachten sie nur, was sie ihnen geben könnte? Geld? Bei ihrem Gehalt? Und die Nachricht – dort wurde das SGC und ihr Rank erwähnt. Es musste jemand von der Arbeit sein. Es gab keine andere Erklärung. Ihr Blick verfinsterte sich im hellen Sonnenlicht und sie wünschte sich, ihre Sonnenbrille dabei zu haben. Wer zum Teufel würde sie nur erpressen wollen?

In ihrem Kopf kämpfte sie noch immer mit der Frage, als sie auf dem besagten Parkplatz einbog. Niemand war hier. Zumindest niemand sichtbares. Bevor sie ihr Auto verließ, nahm sie sich noch die Zeit ihre Waffe zu entsichern, leise hoffend, dass sie keinen Grund bekommen würde, sie zu benutzen. Aber wenn sie bedroht werden würde, dann wäre sie verdammt, wenn sie zögerte. Niemand sollte Sam Carter an der Nase herumführen und damit ungeschoren davonkommen.

Nervös, ihr Herz raste vor Adrenalin, stieg sie aus dem Wagen. Ihre Hand hielt sie fest um ihre Waffe in ihrer Jacke gepresst, als sie sich langsam umdrehte und die Umgebung nach irgendwelchen Anzeichen von Bewegungen oder einer Bedrohung absuchte. Nichts. Niemand. Sie schaute auf ihre Uhr; eine Minute noch bis zur vorgeschriebenen Stunde. Vielleicht war sie ja zuerst angekommen? Sie entfernte sich etwas vom Auto, aber ließ die Tür offen für den Fall, dass sie flüchten musste. Und in der Ferne hörte sie das sanfte Surren eines sich nähernden Wagens und ihr Magen zog sich vor Besorgnis zusammen, als sich ihr Griff um die Waffe noch weiter festigte. Ein Fuß leicht zur Seite gestellt, um das Gleichgewicht zu halten, auf die bevorstehende Konfrontation vorbereitet. Das Auto kam immer näher, es war glänzend und schwarz und… fuhr direkt an ihr vorbei. Sie war schon fast enttäuscht, darauf erpicht die Sache endlich hinter sich zu bringen.

Sie war gerade im Begriff sich zu ihren eigenen Wagen umzudrehen, als sie ein schrecklich vertrautes Geräusch hörte; das metallische Kreischen einer Technologie, als um sie herum die Ringe so schnell nach unten schossen, dass sie nicht die Möglichkeit hatte zu entkommen. In den Bruchteil einer Sekunde, bevor sie verschwinden würde, tat Sam das Erste, was ihr durch den Kopf schoss. Sie griff nach ihrem Hals, riss Jacks Kette ab und schmiss sie außerhalb der Reichweite der Ringe, bevor sie wieder verschwanden und Sam mit sich nahmen.



*******************



Mit einem ungeduldigen Fingertrommeln saß General Hammond am großen Holztisch. Zum dritten Mal schaute er bereits auf seine Uhr: Dreizehn nach zehn. Carter war spät dran.

Er schaute sich am Tisch um und sah, wie Daniel ebenfalls seine Uhr überprüfte, sein Gesicht angespannt vor Sorge. Teal’c blieb wie gewöhnlich teilnahmslos, obwohl Hammond dachte, so etwas wie eine gewisse Anspannung um sein Kinn herum auszumachen. Jack dagegen war nicht in der Lage still zu sitzen. Seine Finger schlugen nervös einen Bleistift rhythmisch gegen den Tisch, während er mit seinem Fuß ungeduldig auf und ab wippte und sein Blick glitt ständig zwischen seiner Uhr und der Tür hin und her. Carter verspätete sich. Und Carter verspätete sich nie.

„Hat sie jemand heute Morgen gesehen?“, fragte Jack schließlich, da er das Schweigen einfach nicht mehr aushielt.

Daniel schüttelte den Kopf. „Ich bin direkt hierhergekommen“, sagte er. „Ich bin nicht an ihrem Labor vorbeigegangen.“

Jacks Blick huschte zu Teal’c. „Ihr Labor war noch abgeschlossen, als ich vor einer Stunde dort gewesen war, O’Neill.“

Das Gesicht des Colonels verzog sich zu einer besorgten Miene. „Carter kommt nie zu spät“, sagte er und sprach nur die Gedanken der anderen laut aus.

Hammond nickte und stand auf. Er ging zur Tür, wo ein Airman auf dem Gang stand. „Lieutenant Foley, rufen Sie die Sicherheit am Haupttor an“, sagte er. „Überprüfen Sie, ob Major Carter bereits eingetroffen ist.“



*******************



Als die Ringe um sie herum verschwanden, zog Sam ihre Pistole aus der Jacke und wirbelte in einer dreihundertsechziggrad Drehung herum. Sie befand sich in einem leeren Raum, aber sie konnte nicht leugnen, wo sie sich befand. Sie erkannte ein Goa’uld-Schiff, wenn sie eines sah. Das sanfte Summen, welches durch das Metall unter ihren Füßen vibrierte, sagte ihr, dass sich das Schiff bewegte. Mist. Was zum Teufel war hier nur los?

Hinter ihr öffnete sich eine Tür und sie wirbelte mit erhobener Waffe herum, ihr Finger lag auf dem Abzug. Zwei Jaffa kamen herein, starrten finster, als sie ihre Waffe sahen. Einer sprach zu ihr, aber sie konnte seine Worte nicht verstehen. „Zurückbleiben!“, schrie sie ihn an.
Er verstummte und trat einen Schritt zur Seite, sodass eine weitere Person eintreten konnte. Sams Kinnlade machte fast Bekanntschaft mit dem Boden, als sie Colonel Maybourne, gekleidet in seiner US Air Force Uniform, durch die Tür kommen sah.

„Maybourne!“, zischte sie. „Was zum Teufel ist hier los?“

Ein glattes Lächeln huschte über sein Gesicht. „Major Carter“, sagte er, „ich bin so froh, dass Sie es geschafft haben.“

„Sagen Sie mir, was hier los ist, Sie verdammter Mistkerl, oder ich vergesse mich und werde Sie an Ort und Stelle umbringen!“

„Das glaube ich nicht, Major“, antwortete er ruhig. Und dann bemerkte sie einen flüchtigen Seitenblick in seinen Augen, gerade genug, um ihn zu verraten. Sie wirbelte herum, aber nicht schnell genug, als der Jaffa hinter ihr hart seinen Arm auf ihr Handgelenk schlug, sodass die Pistole aus ihren Händen fiel.

Sie griff danach, aber der Jaffa packte sie grob und drehte sie mit ihren Arm schmerzhaft auf den Rücken gedreht, um. Sie schnappte nach Luft, aber weigerte sich aufzuschreien. „Vorsicht“, warnte Maybourne ihn. „Verletzt sie nicht.“

„Was zum Teufel wollen Sie hier, Maybourne?“, spuckte sie. „Haben Sie sich jetzt mit den Goa’uld verbündet?“

Als sie sicher entwaffnet war, ging er einen Schritt auf sie zu. „Ich mache das, wozu Sie und Ihre selbstgerechten Freunde zu feige sind, Major“, sagte er ihr. „Ich tue das, was nötig ist, um die Welt zu retten.“

„Scheißdreck.“

Er fuhr mit einem kalten Finger über ihre Wange. „Ich habe schon immer Ihr Feuer geliebt, Samantha“, sagte er mit einem Lächeln, welches zu einem Grinsen mutierte. „Ich erkenne, warum Jack Sie so unwiderstehlich findet. Schande nur, dass er seine Hände nicht bei sich behalten kann, nicht wahr?“ Sam starrte ihn nur an, nicht gewillt ihm zu antworten. „Sie müssen mich daran erinnern Ihnen noch die anderen Fotos zu zeigen. Sie sind ziemlich… unterhaltsam.“

Ihre Augen verengten sich. „Ich werde sie töten, Maybourne“, zischte sie.

„Oh, das glaube ich nicht, Samantha“, lächelte er, als er einen Schritt zurückging. „Trotz allem werden wir Verbündete sein, Sie und ich.“

„Da würde ich lieber sterben.“

Sein Lächeln wurde eiskalt. „Ja“, stimmte er ihr zu. „Da bin ich mir ganz sicher.“

Und dann öffnete sich erneut die Tür hinter ihm. Eine ganze Garde von Wachen und eine Frau kamen herein, die Sam augenblicklich als Goa’uld entlarvte. Sie war groß und markant, ihre dunklen Haare fielen lang über ihr Gesicht, nur dürftig von den verstrichenen Jahren gezeichnet. Bei ihrer Ankunft schritt Maybourne zurück, um ihr den Weg zu Sam freizumachen.

„Das ist sie?“, fragte der Goa’uld.

„Ja, Hakraa. Das ist diejenige. Wie ich es versprochen habe.”

Hakraa ignorierte die Worte des Mannes, ihr Blick nur auf Sam gerichtet, als sie langsam auf sie zuging. „Du besitzt das Wissen über die Tok’ra“, sagte sie. „Du warst eins Wirtin von Jolinar.“ Sam hob ihr Kinn an, nicht willens ihr zu antworten und ein grausames Lächeln zeichnete sich auf Hakraas Lippen ab. „Schon bald“, sagte sie, „werde ich alles wissen.“

„Nicht von mir“, erwiderte Sam mutiger, als sie sich fühlte.

Hakraa beachtete ihre Worte nicht, obwohl ihr Blick nie Sams Gesicht verließ. Sie griff mit ihrer Hand nach Sams Kinn und wandte ihren Kopf von der einen Seite zur anderen. „Sie ist hübsch. Ein Bonus.“ Ihre Hand fuhr über Sams Schulter an ihren Armen hinunter. „Und stark.“

Sams Herz pochte wie wild in ihrer Brust, während sie in ihren Kopf damit kämpfte einen Weg hier raus zu finden. Es musste einfach einen Weg geben! Sie kannte den Schmerz, den ein Goa’uld-Handgerät verursachte und sie kannte sich gut genug, um zu wissen, dass sie nicht sehr lange solch eine Tortur aushalten würde. Sie würde lieber sterben, als die Tok’ra zu verraten, aber sie bezweifelte, dass ihr überhaupt diese Möglichkeit zur Verfügung stand. Verzweifelt wandte sie sich an Maybourne. „Wie können Sie nur so etwas tun?“, fragte sie ihn. „Glauben Sie ernsthaft, die werden sich die Erde teilen, wenn sie erst einmal die Tok’ra vernichtet haben? Wir werden die nächsten sein!“

Maybournes Lächeln war so hochmütig wie eh und je. „Major“, seufzte er, „Sie hatten noch nie genug Vertrauen in mich.“

„Ich hatte Ihnen noch nie irgendwie vertraut“, spukte sie.

Er ignorierte sie. „Als Gegenleistung für Ihre Auslieferung an Hakraa, hat sie zugestimmt die Erde mit allen Waffen zu versorgen, die nötig sind, um uns gegen Apophis zu verteidigen. Dann sind wir nicht länger schwach und wehrlos und müssen uns nicht mehr auf unsere zweifelhafte Allianz mit den Tok’ra verlassen. Die Macht der Erde wird dann endlich in der Galaxie geltend gemacht.“

Sam konnte kaum glauben, was sie da gerade eben gehört hatte. „Sie Idiot! Sie glauben ernsthaft, dass sie das auch wirklich *tun* wird?“ Sie lacht beinahe auf. „Gott, Maybourne, Sie sind ein noch größerer Volltrottel, als ich gedacht hatte! Sie benutzt Sie – sehen Sie das denn nicht? Wenn sie sich von mir das genommen hat, was sie will, dann wird sie Sie töten!“

Er schaute aufgrund ihrer Worte etwas angeschlagen aus, aber er bewahrte seine ausdruckslose Miene. „Wir haben eine Vereinbarung“, sagte er ihr. „Unterzeichnet.“

Diesmal lachte sie wirklich auf. „Unterzeichnet? Auf Papier? Oh, ach, wenn das so istl… Herr Gott noch mal, Maybourne!“

„Genug!“ Hakraas Stimme hallte mit aller Kraft durch den Raum. „Es ist keine Zeit für dieses Gezanke. Bereitet sie für die Prozedur vor.“

Sams Blick schnellte zurück zum Goa’uld. „Welche Prozedur?“

Ihre Lippen verzogen sich wieder zu dem grausamen Lächeln. „Du hast doch nicht geglaubt, dass ich meine Zeit damit verschwende, dich zu quälen, um an die gewünschten Informationen zu kommen?“, fragte sie. Sam spürte, wie ihr Herz aufhörte zu schlagen, als ihr Verstand bereits den Schrecken verstand, der ihr bevorstand. Jegliche Farbe verließ Sams Gesicht und in ihrem Kopf begann sich alles zu drehen, als sie die Wahrheit in dem Gesicht der Frau vor ihr erkannte. „Mir ist dieser Körper überdrüssig“, murmelte Hakraa, als sie mit einem eleganten Finger über Sams Wange fuhr. „Und du bist so hübsch. Ich bin mir sicher, dass ich es genüsslich genießen werde.“

Für einen Moment vergaß Sam das Atmen. Und dann brach ihre ganze Luft in einen markerschütternden Schrei aus ihr heraus. „NEEEIN!“



*******************



Daniel beobachtete Jack dabei, wie er nervös den Bleistift zwischen seinen Fingern drehte, als sie auf Lieutenant Foley warteten. Wahrscheinlich steckte Sam nur im Verkehr fest oder irgendwas gleichwertig Triviales, aber er konnte einfach nicht die Beunruhigung aus seinen Herzen verbannen. Sam kam nie zu spät. Dann aber auch wieder war sie die letzten Wochen kaum sie selbst gewesen. Ruhig und in sich gekehrt hatte sie ihre Sachen zusammengepackt, so als ob sie eher zu einer Totenwache anstatt zu einem aufregenden, neuen Job aufbrechen würde.

Vielleicht war sie am Ende zu dem Entschluss gekommen, dass sie die letzte Trennung nicht ertragen konnte, all die Verabschiedungen und besten Wünsche? Vielleicht hat sie sich entschieden sich leise und unbesungen zurückzuziehen? Es hätte zu ihrer Bescheidenheit gepasst, aber nicht zu ihrer Sensitivität den anderen gegenüber. Er bezweifelte, dass sie ihre Freunde der Chance berauben würde ihr alles Gute zu wünsche, egal wie unlieb es ihr erscheinen mochte.

Aber ein Blick auf Jacks finstere Gesichtszüge ließen Daniel verstehen, warum sie vielleicht jegliches Aufheben vermeiden wollte. Welche Gefühle sie auch immer teilten, Jack war verdammt wütend, dass sie ging und in den letzten Wochen hatte er jede Möglichkeit genutzt, um genau das zu demonstrieren. Die Luft zwischen ihnen wurde so dick vor Spannung, dass es erstickend war. Bei mindestens einer Gegebenheit hatte General Hammond die Notwendigkeit gesehen dazwischen zu gehen und Jack zu sagen, dass er sich beruhigen sollte. Jack hatte die Rüge mit all seinen gewohnten Anmut hingenommen. Aber zwischen seinen finsteren Blicken und Knurren hatte Daniel den Schimmer von etwas Sanfteren in seinen Augen gesehen, wenn sie auf Sam ruhten; eine tiefe Trauer über den Verlust von etwas Kostbaren.

Und er erblickte es jetzt erneut, als Jack mit dem Bleistift spielte, seine Gedanken abschweiften und seine Augen unfixiert herumirrten. Es war einer seiner seltenen ungeschützten Momente, wo die Maske gefallen war. Dahinter verbarg sich aufrichtige Sorge und tiefe Zuneigung, die unter seiner brüchigen Fassade der Wut vergraben lagen. Genau in diesem Moment, durchbrach ein scharfes Klopfen die angespannte Stille und Jacks Kopf schoss nach oben, als ob ihn dort eine Kugel getroffen hätte.

„Herein“, sagte General Hammond augenblicklich und Lieutenant Foley öffnete die Tür. „Und?“, fragte er, als er sich in seinem Stuhl umdrehte.

Daniel sah, wie Foley den Kopf schüttelte. „Kein Zeichen von Major Carter am Haupttor, Sir“, antwortete er knapp.

Über seiner Schulter hinweg, hörte er, wie Jacks Bleistift entzweibrach. „Ich werde sie zu Hause anrufen“, sagte Jack und rutschte seinen Stuhl geräuschstark nach hinten.

„Es tut mir leid, Sir“, unterbrach ihn Foley, „aber ich habe mir bereits diese Freiheit genommen. Keine Antwort. Genau wie bei ihrem Handy.“

Daniel konnte das besorgte Stirnrunzeln auf Hammonds Gesicht sehen, als sein Blick zurück zu ihm schwankte und er den Airman mit einem knappen Nicken entließ. Als sie wieder alleine waren, begann er zu sprechen. „Hat jemand vielleicht eine Ahnung, was hier los sein könnte?“

'Das habe ich’, dachte Daniel und warf Jack einen bedeutenden Blick zu. Aber O’Neill entschied sich ihn zu ignorieren, der noch immer auf den Füßen war, bereit endlich was zu unternehmen, doch es war Teal’c, der letztendlich das Schweigen brach.

„Major Carter schien seit ihrer Entscheidung das SGC zu verlassen, nicht glücklich zu sein“, beobachtete er. „Vielleicht bereut sie ihre Entscheidung?“

„Carter würde nicht einfach so verschwinden“, sagte Jack mit absoluter Sicherheit und Daniel lächelte fast aufgrund seines uneingeschränktes Vertrauen in sie.

Aber O’Neill war nicht der Einzige. „Da stimme ich zu“, antwortete Hammond. „Major Carter ist eine vorbildliche Soldatin, Teal’c“, sagte er. „Ich glaube nicht, dass sie zuließ, dass ihre persönlichen Gefühle dermaßen ihre Professionalität beeinflussen würde.“

Daniels Blick war weiterhin auf Jack gerichtet, als der General sprach und er konnte sehen, wie Schuldgefühle über sein Gesicht huschten. Irgendwo an der Grenze *waren* ihre persönlichen Gefühle in ihr professionelles Leben eingedrungen und ihr Weggang war vermutlich die Konsequenz daraus. Er seufzte und war sich nicht sicher, ob er wütend, amüsiert oder einfach nur traurig sein sollte.

„Wir sollten jemand losschicken, der ihr Haus überprüft“, sagte Jack schließlich und störte somit seinen Gedankenfluss. „Um sicherzugehen, dass sie in Ordnung ist.“

Hammond nickte. „Aller Wahrscheinlichkeit nach steckt sie im Verkehr fest oder steht mit einem platten Reifen auf dem Seitenstreifen des Highways.“

Jack hatte bereits seinen Mund geöffnet, um etwas darauf zu erwidern, aber Hammond hielt ihn auf, indem er nur seine Hand hob. „Aber da die Party nicht ohne den Ehrengast anfangen kann…“

„Danke, Sir“, sagte Jack und war bereits aus der Tür, bevor der General ihn mit einem knappen Nicken entlassen konnte.

„Hey!“, rief ihm Daniel hinterher und sprang ebenfalls auf. „Warte!“



*******************



In dem Moment, in dem Hakaar ihre Augen in ihrem neuen Wirt öffnete, wusste sie, dass etwas anders war. Sie spürte es sofort, diese andere Gegenwart in ihrem Kopf, wütend zurückgezogen in einer dunklen Ecke, beobachtend, ihre Gelegenheit abwartend. Wartend. Und sie wusste augenblicklich, wer es war, dessen Körper sie vereinnahmte: Samantha Carter.

Als sie aufstand, stellte sie fest, dass sie trotz der beunruhigenden Gegenwart der anderen, volle Kontrolle über ihren neuen Körper hatte. Sie schritt zu dem großen, ovalen Spiegel am anderen Ende des Raumes um sich selbst zu bewundern. Groß, stark gebaut und wild – das war der Körper einer Kriegerin, erkannte sie und genoss die Kraft, die durch sie hindurchfloss, als sie sich bewegte. Gut durchtrainierte Muskeln, der kräftige Herzschlag in ihrer Brust. Ja, das wird ein wundervoller Wirt sein, sogar ohne den anderen Vorteil, der sich dort oben im Kopf verbarg.

Sie schloss ihre Augen und wühlte sich durch das Durcheinander von Gefühlen, Erinnerungen und Gedanken, die im Kopf des Wirts herumirrten. Beirrungslos suchte sie nach der einen Sache, die die anderen in den Schatten stellte – ihr Wissen über die Tok’ra.
Für einen so alten Goa’uld wie Hakraa war es ein Leichtes das zu finden, was sie wollte. Die Anwesenheit von Jolinar ruhte noch immer stark im Kopf und Hakraa griff gierig danach, begierig das Wissen zu erlangen. Als ihre Gedanken die Erinnerungen berührten, spürte sie einen heißen Schmerz, der in ihren Kopf explodierte und sie schrak davor zurück, als ob sie verbrannt worden wäre.

Eine kalte Wut packte sie, als sie die kleine Festung umkreiste, die Jolinar aufgebaut hatte, überprüfte jede Stelle nach einer möglichen Schwäche. Aber sie fand keine, und jedes Mal, wenn sie dem zu nahe kam, spürte sie diesen blendenden Schmerz. Jolinar, so sah es aus, hatte einen Weg in den Kopf ihres Wirtes gefunden. Und innerhalb dieses kleinen Eisenringes erkannte Hakraa das Wesen der Frau, dessen Körper sie besaß, versteckt aber wütend, beschützt in Jolinars Heiligtum und sie schützte es vor jedem, der dieses Wissen stehlen wollte. Und sie lächelte, da sie wusste, dass das Mitgefühl des Tok’ra für ihren Wirt der Untergang ihrer Rasse sein würde. Wo die Gedanken von Jolinar stark und unnachgiebig waren, waren die Gedanken des Wirts menschlich und schwach. Und Schwäche – Menschlichkeit – konnte immer ausgebeutet werden.


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Kapitel 4 by Sally Reeve
Teil 4

„Carter?“, rief Jack, als er die Tür zu ihrem Haus öffnete. „Sind Sie da?“

Sie erhielten keine Antwort und mit einem flüchtigen Blick Richtung Daniels besorgtem Gesicht, trat er ein. Die Vorhänge waren noch zugezogen und die helle Wintersonne schien um die Ecken herum, erhellte den Raum. Als er sich umsah, konnte er schon praktisch spüren, wie dieses Haus mit ihrer Gegenwart gefüllt war; ihre Schuhe standen durcheinander an der Tür, ihr Pullover lag über der Lehne ihres Sofas, ein Stapel von Magazinen lag genau sortiert auf dem Kaffeetisch. Sogar ihr Duft hing in der Luft. Und es ließ sein Herz schneller schlagen; das war die Frau, nach der er sich sehnte, kennenzulernen, das war der Ort, an den er sich immer gesehnt hatte. Sams Zuhause, nicht Major Carters. Langsam ging er durch ihr Heim, seine Augen wanderten, aber die Hände berührten nichts. Er war natürlich schon vorher hier gewesen. Ein oder zweimal, aber nicht oft. Und ganz sicher nicht in letzter Zeit.

„Carter?“, rief er erneut, als sein Blick zum Schlafzimmer fiel. Was wenn sie krank war…? Er nickte in Daniels Richtung. „Sieh dich mal im Wohnzimmer um“, schlug er vor.

Daniel verschwand, als Jack sich umdrehte und am Badezimmer vorbeiging, auf seinem Weg lugte er kurz hinein, nur um ganz sicher zu sein. Nichts. Leer. Zögernd öffnete er die Tür zu ihrem Schlafzimmer und trat ein. Sie war nicht hier. Aber ihr Bett war durchwühlt, so als ob darin geschlafen wurde. Er runzelte die Stirn, aber war sich nicht wirklich sicher, warum ihn das störte. Ihr Bademantel lag hingeschmissen auf dem Boden und er musste darüber hinweg steigen, um die geöffnete Schranktür zu erreichen. Als er das tat, wurden seine Augen auf ein Foto aufmerksam, welches in einem hölzernen Rahmen auf ihrer Kommode stand. Es zeigte sie vier, bedeckt mit Dreck, aber grinsend. Er lächelte, als die Erinnerungen an diese Mission zurückkehrten. Es war vor ein paar Jahren aufgenommen worden und er war betroffen zu sehen, wie hemmungslos er dort stand und seinen Arm um ihre Schultern gelegt hatte. Damals war alles noch so einfach gewesen – sie schienen in der Gegenwart des jeweils anderen einfach nur glücklich sein, Freunde und Kameraden. Jetzt wagten sie es nicht einmal sich so nahe zu kommen, weder in der Öffentlichkeit noch privat und er erkannte, dass er diese leichte Vertrautheit zwischen ihnen vermisste.

Kopfschüttelnd riss er seinen Blick von dem Bild los und sah sich weiter im Zimmer um. Als er sich dem kleinen Schrank näherte, ließ etwas, was er im Inneren erblickte, sein Herz schmerzhaft zusammenziehen. Es war ein Safe, offensichtlich dafür benutzt Waffen zu lagern. Er hatte einst selbst so einen gehabt. Aber es war nicht die Erinnerung an Charlie, die ihn erschaudern ließ. Es war die Tatsache, dass die Tür offen stand und der Inhalt verschwunden war. Es gab keine Anzeichen, dass er aufgebrochen wurde, was also nur eine Schlussfolgerung zuließ: Wo auch immer Sam hin verschwunden war, befand sie es für notwendig sich zu bewaffnen. Mist.

„Jack!“ Daniels dringender Ruf ließ ihn aufschrecken. „Ich denke, du solltest dir das hier mal ansehen.“

Als er zu Daniel ins Wohnzimmer kam, hielt dieser ein Stück Papier hoch. „Ich habe das hier neben der Karte gefunden“, sagte er nervös und besorgt.

Jack las die kurze Nachricht und sein Blut gefror. 'Ein bisschen indiskret, Major?’ Was zum Teufel sollte das nur bedeuten?

„Es sieht ganz danach aus, als ob jemand versucht sie zu erpressen“, sagte Daniel mit einem Kopfschütteln. „Aber was hat Sam getan, um…?“ Etwas muss sich auf Jacks Gesicht gezeigt haben, denn Daniels Worte verstummten abrupt.

Jack sagte nichts, ihm war speiübel. Warum hatte sie ihm nichts gesagt? Aber er kannte bereits die Antwort, bevor er die Frage überhaupt gestellt hatte. Sie hatte ihm nichts gesagt, weil er die letzten Wochen nichts anderes getan hatte, als sie wegzustoßen. Und anscheinend hat es funktioniert.

„Jack?“, fragte Daniel. „Was sollen wir jetzt machen?“

Gute Frage. „Such du die Koordinaten auf der Karte“, sagte er. „Ich werde mich noch mal umsehen, um auch sicher zu sein, dass wir nichts übersehen haben.“

Krank vor Sorge, ging er schnell in die Küche. Hier halb gegessenes Frühstück stand noch auf dem Tisch, das Telefon auf dem Boden. Er hob es auf und kehrte zum Tisch zurück, und als er es tat, sah er die Fotos. Er brauchte einen Moment, um zu verstehen, was er dort sah, aber als er es erkannte, spürte er, wie er zu Eis erstarrte. Mit einer leicht zitternden Hand nahm er die Bilder an sich – es gab keine Zweifel, was oder wen sie zeigten. Geschockt schloss er seine Augen. „Sam“, flüsterte er leise, „warum hast du mir nichts gesagt?“ Und plötzlich, war alles, was er wollte, nur bei ihr zu sein, egal wo sich das auch befinden mochte, einfach nur bei ihr zu sein, sie zu halten und wieder alles richtig zu machen, war alles, was er wollte.

„Ich hab’s“, rief Daniel, als er in die Küche geeilt kam. „Es ist oben in den Bergen.“

Hastig nahm er die Aufnahmen vom Tisch und stopfte sie in seine Tasche, als er sich umdrehte. „Gut“, sagte er mit so grimmiger Stimme, wie er sich fühlte. „Lass uns gehen.“

„Denkst du nicht, wir, äh, wir sollten General Hammond sagen, was hier los ist?“, fragte Daniel, als Jack an ihm vorbei und zur Tür ging.

„Keine Zeit“, antwortete er mit einer halben Lüge. „Wir werden es ihm sagen, wenn wir das hier in Ordnung gebracht haben.“ Vielleicht. Zum Teil. Sam hatte offensichtlich entschieden das alleine zu klären und er sollte verdammt sein, wenn er ihr Vertrauen verraten würde. Für nichts und niemanden.



*******************



Durch die Augen zu sehen, die nicht mehr länger die ihren waren, sah Sam ihr eigenes Gesicht im Spiegel zurückstarren. Sie trug nicht mehr ihre eigene Kleidung, ihr Körper war nur dürftig bekleidet, ziemlich extravagant, ein Gewand der Goa’uld. Ihr Haar, vorher noch widerspenstig, war jetzt glatt nach hinten gekämmt, verziert mit einem holden Reif, der im weichen Licht des Raumes glitzerte.'Ich sehe aus, wie eine Hure’, dachte sie, angeekelt von dem Bild vor ihr, aber sie war nicht in der Lage sich davon abzuwenden.

Hakraa rührte sich, ihr Geist ruhelos. Sam konnte ihre Anwesenheit wie ein schweres Gewicht, das grob auf ihr schwaches Bewusstsein drückte, fühlen. Aber aus irgendeinen Grund konnte der Goa’uld sie nicht berühren und sie war noch immer sie selbst; sie war noch immer Sam Carter, auch wenn sie keine Kontrolle über ihren Körper hatte. Sie wurde auf nichts weiter als ein stiller Beobachter ihres Lebens reduziert, aber wie Daniel so oft immer beharrt hatte: Etwas vom Wirt bleibt übrig. In ihrem Falle, alles.

Sie spürte Wut, Verärgerung nahe an der Grenze zur Angst. Aber das waren nicht ihre eigenen Gefühle und im Spiegel sah sie, wie sich Hakraas Blick verfinsterte. „Bringt mir den Menschen“, sagte sie mit der tiefen Stimme des Goa’ulds. Hinter sich hörte Sam das leise Klicken einer Waffe, als ein Jaffa verschwand.

Einen Moment später hörte sie, wie sich die Türen öffneten und Hakraa drehte sich herum. Sam war nicht überrascht Maybourne vor ihr stehend zu sehen. Er sah ziemlich nervös aus. Nun, das sollte er auch. Die Wut, die sie von Hakraa spürte, war kalt und bitter. „Dieser Wirt ist nicht alles, was du mir versprochen hast“, sagte sie. Ihre Worte ließen Maybourne erbleichen.

„A…a…aber…“, stotterte er.

Hakraa ignorierte er. „Die Erinnerungen an die Tok’ra sind geschützt. Ich komme nicht an sie heran.”

„Unsere Abmachung…“, begann Maybourne.

„Ist erst dann erfüllt, wenn ich die Informationen habe, die ich wünsche“, schnappte Hakraa, als sich ihre Lippen zu einem Lächeln verzogen. Es war ein merkwürdiges Gefühl, dachte Sam, ein anderes Lächeln auf ihren Lippen zu spüren, als ihr eigenes. „Der Wirt“, sagte Hakraa schließlich, „hat Zugriff auf die Erinnerungen von den Tok’ra, aber sie braucht wohl etwas *Ermutigung*, um das zu offenbaren, was sie weiß.“ Die Worte, begleitet von dem Gefühl der grausamen Vorahnung, erfüllten Sam plötzlich.

„Was willst du, was ich tue?“, fragte Maybourne mit vor Angst zitternder Stimme.

„Samantha Carter hat eine Schwäche“, sagte Hakraa langsam und genoss es die aufbauende Spannung im Raum zu spüren. „Ich hege die Absicht dies auszunutzen.“ Maybourne fuhr mit seiner Zunge über seine ausgetrockneten Lippen, während Sam verzweifelt versuchte den Plan des Feindes zu verstehen. Das Lächeln des Goa’uld war gefühllos. „Kennst du einen Colonel Jack O’Neill?“

'NEIN!’, schrie Sam vehement in ihren Kopf. 'Oh Gott, nein!’

Maybournes Gesicht teilte sich in ein kaltes Lächeln. „Ja, tue ich“, antwortete er, als sein Selbstbewusstsein langsam wieder zurückkehrte. „Ich kann…“ Aber Hakraa hielt eine Hand hoch, um ihn zum Schweigen zu bringen. Ihre Aufmerksamkeit wandte sich nach innen und Sam hatte gemerkt, dass der Goa’uld ihren stummen Schrei gehört hatte.

„Ja, Samantha“, sagte sie laut. „Ich habe dich gehört.“ Sam konnte ihre Genugtuung spüren, spürte es in ihren angehobenen Mundwinkeln. „Ich sehe, dass das meine Wahl richtig war.“

'Lass ihn in Ruhe’, warnte Sam sie. 'Das hat nichts mit ihm zutun. Er weiß nichts über die Tok’ra.’

Hakraa lächelte. „Mir ist egal, was er weiß. Du hast all das Wissen, welches ich brauche. Gib es mir jetzt und ich werde ihn verschonen.“

Sams Verstand fuhr Achterbahn, aber trotz allen hatte die Pflicht die Oberhand über ihre Gefühle. 'Ich werde vorher sterben, bevor ich dir erzählen werde, was du wissen willst’, sagte sie dem Goa’uld. 'Genau wie Colonel O’Neill.’

„Betrachtet man die Kürze eures Lebens, schmeißt ihr Menschen es so sorglos weg“, beobachtete Hakraa. „Jedoch ist nicht der Tod, was ich für deinen Colonel vorgesehen habe, Samantha. Zumindest nicht sofort. Aber wenn er dich anbettelt, mir zu sagen, was ich wissen will, dann denke ich, dass du es tun wirst, Samantha. Ich kenne dich, schon vergessen?“

Sam wusste, dass jegliches Machogehabe sinnlos war, diese Kreatur konnte direkt in ihr Herz sehen. Also entschied sie, dass Wahrheit die einzige Möglichkeit war, dieses Monster anzugreifen. 'Vielleicht’, lenkte sie ein, 'aber du kennst Jack nicht. Er bettelt nie. Er hat es mir gegenüber noch nie getan.’ Ihr absolutes Vertrauen traf mitten ins Schwarze und sie spürte, wie Hakraa strotze. 'Du wirst dieses Spiel verlieren, Hakraa’, fügte sie hinzu, als sie einen Schimmer von Hoffnung spürte. 'Warum gibst du nicht jetzt einfach auf? Ich werde dir nie Jolinars Erinnerungen geben. Niemals.’

Der Goa’uld war wütend und Sam spürte, wie diese Wut um die kleine Insel der Zuflucht brütete. Aber sie weigerte sich feige zu sein. ‚Gib auf’, drängelte sie. 'Lass mich gehen, solange du es noch kannst.’

Diese höhnische Bemerkung war eine zuviel gewesen. „Schweig!“, schrie Hakraa und erschreckte Maybourne, der dieser seltsamen und einseitigen Unterhaltung gelauscht hatte. Aber jetzt wandte sie sich wieder an ihn. „Sag mir, wie ich O’Neill finden kann“, zischte sie. „Es gibt noch andere Wege einen Mann mehr zu verletzten als mit körperlichen Schmerz.“

Sams Verstand überschlug sich von der Böswilligkeit, sie sie in Hakraas Worten spürte und wenn sie die Kontrolle gehabt hätte, hätte sie zu zittern begannen. 'Oh, Jack’, dachte sie. 'Es tut mir so leid. Es tut mir so leid.’



*******************



Auf dem Parkplatz war es kalt und außer Jacks Wagen, war niemand da. Daniel sah ihm hinterher, als er langsam über den Platz ging, seine Augen den Boden absuchten, die umgebenden Bäume begutachtete, nach irgendwas suchte, was ihnen sagen könnte, was passiert war. Nichts. Keine Anzeichen eines Kampfes, kein Zeichen von Sam oder ihrem Wagen. Es war kalt und einsam, genauso wie in seinem Herzen. Sam war verschwunden. Jemand war auf sie angesetzt worden, um sie zu verletzen, emotional oder körperlich und jetzt war sie verschwunden. Er wusste nicht, was er mehr war, wütend oder verängstigt, aber egal was es war, er wusste, dass hier auf dem leeren Parkplatz zu bleiben niemanden helfen würde.

Aber Jack war noch nicht in der Stimmung zu gehen. Noch nicht. Daniel wusste nicht, was er erwartet hatte, aber seine Enttäuschung den Parkplatz leer vorzufinden, als sie hier ankamen, war schon greifbar. Er hatte aus seinem Auto gestarrt, so als ob er erwartet hatte, sie aus dem Wald kommen zu sehen, aber als sie ihren Namen gerufen hatten, kam keine Antwort. Nichts als kaltes, leeres Schweigen.

Und sie suchten jetzt bereits seit über einer Stunde nach…nach was eigentlich? Beweisen? Einen Hinweis? Daniel seufzte und stopfte seine Hände in die Taschen und ging dann über den Parkplatz auf ihn zu. Er hoffte, dass sein gutes Zusprechen diesmal auf etwas anderes als dickköpfiges Schweigen traf. Sein eigener Blick war ebenfalls auf den Boden gerichtet, als er ging, doch dann erhaschte etwas seine Aufmerksamkeit, etwas goldig Glitzerndes im hellen Sonnenlicht. Er kniete sich hin, um es aufzuheben und sein Herz zog sich so sehr zusammen, dass er dachte, dass es einen Aussetzer machen würde. Sams Kette. Die, von der Sam ihr gesagt hatte, dass sie von Taran sein würde; die Kette, von der er wusste, dass sie von Jack war. Langsam stand er auf und musste erst einmal die Trockenheit aus seinem Mund vertreiben, bevor er sprechen konnte. „Jack“, rief er ruhig, „ich habe hier etwas gefunden.“

Sofort war Jack an seiner Seite, und als er die zerrissene Kette in die Hand seines Freundes legte, sah Daniel, wie sein Gesicht zusammenbrach. Er schnappte nach Luft, als sich seine Finger um die Kette schlossen und er seine Augen zusammenpresste, auch wenn diese Geste nicht die Verwüstung verbarg. Aber der Moment hielt nicht lange, und als Jack seine Augen öffnete, waren sie kalt und entschlossen. „Zumindest wissen wir, dass sie hier war“, flüsterte er, während ein Finger unbewusst über die Kette fuhr und sein Blick auf dem Boden gerichtet war. Daniel wollte gerade etwas antworten, als Jack die Stirn runzelte; er hatte noch etwas entdeckt. Daniel folgte seinem Blick, konnte aber zunächst nichts erkennen, bis Jack vortrat und in die Knie ging. Seine Fingerspitzen schwebten über etwas auf dem Boden. Ein Kreis, leicht angesengt. Daniel erkannte es, auch als sein Verstand sich noch weigerte zu glauben, was er dort sah.

„Das kann nicht sein“, platzte es aus ihm heraus. „Wir hätten ein Goa’uld-Schiff entdeckt…“

Jack stand kopfschüttelnd auf. „Offensichtlich nicht“, antwortete er mit so erschreckend kontrollierter Stimme, wie er es noch nie von ihm gehört hatte.

In seinem Kopf begann sich alles zu drehen, er war nicht mehr in der Lage gerade zu denken. „Und was zum Teufel sollen wir jetzt machen?“, fragte er schließlich.

„Ganz einfach“, antwortete Jack und ging zum Auto zurück. „Wir werden sie finden und den gottverdammten Mistkerl umbringen, der hierfür verantwortlich ist.“



*******************



Seit über zwei Stunden hatte General Hammond noch nichts von O’Neill oder Jackson gehört und sogar seine legendäre Geduld neigte sich langsam dem Ende zu. Was zum Teufel war nur geschehen? Und warum hatten sie sich noch nicht gemeldet? Er saß an seinem Tisch, schlürfte einen kalten Kaffee und gab vor einen Bericht von den vielen zu lesen. Aber er konnte seine Gedanken nicht darauf konzentrieren, denn immer wieder drifteten sie zurück zu Sam Carter und ihrem Team. Etwas war passiert. Er wusste das jetzt, mit einer Sicherheit, die seine Muskeln sich vor grausamer Spannung verkrampfen ließen. Etwas war passiert und alles, was übrig blieb, war herauszufinden, wie schlimm es war. Er betete, dass es nicht schlimm sein würde.

Glücklicherweise für seine angeschlagenen Nerven musste der General nicht mehr lange warten. Ohne überhaupt anzuklopfen, stürmte ein bleicher und wütender Jack O’Neill in sein Büro. Daniel war gleich hinter ihm, seine Miene ebenso düster. Noch während er zwischen den beiden hin und her blickte, stand er langsam auf. „Was ist los, Colonel?“, fragte er und wappnete sich für das Schlimmste.

„Sie ist verschwunden“, brach es aus Jack heraus. „Die Goa’uld haben sie.“

Schlimmer als schlimm. *Das* war ein Szenario, welches er nicht mal in seinen schlimmsten Albtraum vorbereitet hatte. „Wie?“, schaffte er es zu fragen, schon fast zu erstaunt, um die volle Bedeutung der Worte zu verstehen.

„Ein Schiff muss in der Umlaufbahn gewesen sein“, sagte Daniel leise. „Sieht so aus, als ob sie ihre Transportringe benutzt haben, um sie zu holen.“

Hammond schüttelte den Kopf, bevor Daniel den Satz beenden konnte. „Wir hätten ein Schiff in der Umlaufbahn entdeckt“, protestierte er.

„Bei allem nötigen Respekt, Sir“, ging Jack dazwischen, „aber das haben wir nicht. Aber es war eines und jetzt ist Carter verschwunden und wir müssen sie zurückholen. Sofort.“

Nickend stimmte Hammond dem Mann zu. „Natürlich, Colonel“, sagte er langsam. „Jemand eine Ahnung wie?“

Jacks Gesichtszüge spannten sich an und der General erkannte plötzlich, dass da noch mehr unter der Oberfläche eines wütenden und beschützenden COs lauerte. Er wusste, dass sich SG-1 nahe stand, aber er erblickte so etwas wie Verzweiflung in Jacks Augen, die er zuvor noch nie dort gesehen hatte. Die Verzweiflung eines Mannes, dessen gesamte Welt bedroht wurde. Mit einem Seufzen schob er diese kleine Information zur Seite, damit er sich später darum sorgen konnte. Jetzt war nicht die Zeit dazu. Er kam um seinen Tisch herum und ging geradewegs zum Kontrollraum. „Wir müssen erst sehen, ob wir dieses verdammte Schiff entdecken können“, entschied er.

Hinter ihm murmelte Daniel ein: „Wenn es überhaupt noch da ist.“

„Das muss es“, schnappte Jack und Hammond konnte die Anspannung des Mannes neben ihm förmlich spüren.

Bemüht das Thema etwas abzulenken, fragte der General schließlich: „Haben Sie eine Idee, wie die sie finden konnten?“

„Nein“, sagte Jack augenblicklich – etwas zu schnell für Hammonds Geschmack.

Er schielte zu O’Neill hinüber, er schien teilnahmslos zu wirken, aber von der Wut, die hinter seinen dunklen Augen tobte, da wusste er, dass er noch etwas verbarg. „Colonel“, sagte er langsam, „ich brauche Sie jawohl nicht daran zu erinnern, dass uns alle Informationen, die Sie haben und uns helfen, um Major Carter…“

„Ich weiß nicht, wie sie gefunden wurde, Sir“, wiederholte er seine Worte. Und hinter ihm, hörte Hammond Daniel leise seufzen. Verdammt.
Aber er hatte keine Zeit, um weiter, auf was war oder nicht war herumzureiten. „Aktivierung von außen. Das ist keine Übung. Aktivierung von außen.”

O’Neill rannte augenblicklich los und Hammond musste sich schon bald gegen den jüngeren Mann geschlagen geben und kam hinter ihm in den Kontrollraum. „Bericht“, rief er, sobald er die Treppe hinunter war.

„Keine Identifizierung, Sir“, berichtete Lieutenant Foley.

Hammond nickte. „Iris schließen.“

„Nein!“, schrie Jack.

Hammond bedachte ihn mit einem Blick, den selbst den härtesten Soldaten in die Ecke gedrängt hätte. Aber Jack blinzelte nur. „Es könnte Sam sein“, flüsterte er.

Dem General entging nicht die zufällige Benutzung ihres Vornamens. „Iris schließen“, wiederholte er und beruhigte seine Stimme, als er hinzufügte: „Es könnte der Goa’uld sein, der sie entführt hat.“

„Sir?“, unterbrach Lieutenant Foley sie, als sich die Iris schloss. „Wir erhalten eine Nachricht. Audiosignal.“

„Lassen Sie hören.“

Die Übertragung knisterte, aber unter dem ganzen Rauschen konnte man eine Stimme ausmachen. „Hier ist Major Carter. Kann man mich hören? Colonel? Sind Sie da?”

Jack sprang das Mikrofon schon fast an. „Ich bin hier, Carter“, sagte er. „Wo sind Sie?“

„Ich sende die Adresse“, antwortete sie. „Bitte… lasst mich hier nicht allein.“

„Sam, schaffen Sie es bis zum Tor?“, fragte er, sein ganzer Körper vor Angst angespannt.

„Nein“, antwortete sie mit erstickter Stimme, die Hammond zuvor noch nie bei ihr gehört hatte. „Sie tun mir weh. Jack. Bitte. Sie müssen mir helfen.”

„Das werde ich“, versprach er. „Halten Sie nur durch, Sam. Wir sind schon auf dem Weg.“

„Jack, ich…“ Ihre Stimme wurden von Schreien verstummt, der unmissverständliche Einschlag von Stabwaffen und ein zu Tode verängstigter Schrei. Und dann war die Übertragung zu Ende.

Niemand wagte sich im Kontrollraum zu rühren. Hinter ihm hörte Hammond, wie Daniel zitternd nach Luft schnappte und ein „Oh Sam“, murmelte.

Aber Jack blieb bewegungslos, seine Hand noch immer um das Mikrofon gekrallt und sein Gesicht wie eine Maske aus Granit. Als er dann sprach, war seine Stimme nicht mehr als ein Flüstern, gefährlich und scharf. „Sagen Sie mir, dass wir die Adresse haben.“

„Haben wir“, antwortete Foley mit offensichtlicher Erleichterung.

Jack nickte und richtete sich auf. Nur widerspenstig ließ er das Mikrofon los. Er nickte Daniel in Richtung Tür. „Geh und hol Teal’c“, sagte er. „Wir holen sie.“

Hammond hätte tausend Einwänden aufzählen können, aber alle schmolzen sie wie Schnee von einem heißen Dach, als er die wilde Entschlossenheit in Jacks Augen sah. Und wenn er ehrlich war, dann war er froh. Sam Carter war eine gute Soldatin, eine brillante Wissenschaftlerin und eine Freundin. Und sie steckte in verdammt großen Schwierigkeiten. Zum Teufel mit den Einwänden - wer konnte solch einem Flehen schon widerstehen? Schweigend bestätigte er Jacks Frage. „Machen Sie sich fertig, Colonel“, sagte er. „Sie haben grünes Licht.“



*******************



Hakraa schaute hinunter auf die widerliche Kleidung, die sie einst getragen hatte. Der Stoff war dick und wuchtig und tat nichts, um den Körper darunter preiszugeben; die Arbeitskleidung eines Sklaven, entschied sie. Kurz fragte sie sich, warum ihr Wirt es wünschte, sich unter solch einer Kleidung zu verstecken, aber der Gedanke war nur flüchtig und schon bald vergessen. Sie trug die Kleidung nur, weil sie es musste; und *dieser* Gedanke ließ sie lächeln. Es gab viele Wege Schmerz zu bereiten, aber keiner war so präzise, wie der Schmerz, den man aus einem schwachen und zerbrechlichen menschlichen Herzen herausquetschen konnte.

Hinter ihr ertönte das Geräusch von sich öffnenden Türen, und als sie sich umdrehte, kam ein Jaffa herein und verneigte sich wie gewohnt vor seiner Göttin. „Das Chappa’ai wurde geöffnet“, sagte er leise mit einem Blick auf ihre Füße gerichtet.

„Gut“, antwortete sie. Als sie ihre Gedanken in ihr Innerstes richtete, spürte sie die aufsteigende Panik im Kopf ihres Wirtes und sie lächelte nur langsam. „Bringt mich zu den Zellen“, befahl sie dem Jaffa. Schweigend nickte er und führte sie aus ihrem Gemach heraus in die kalten Korridore.



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Als er dabei zusah, wie das Tor anwählte, warf Jack dem Team, welches er anführte, einen Blick über die Schulter zu und verspürte kurzzeitige Zweifel. Wie viele von ihnen würden heute ihr Leben lassen? Einer war zu viel, aber er riskierte sie alle, um Sam zu retten. Hatte er dieses Recht? Er wusste es nicht. Er wusste es wirklich nicht. Seine Gefühle für sie waren so stark, so überwältigend, dass er wusste, dass sein professionelles Urteilsvermögen darunter begraben wurde. Sicher, es gab eine taktische Rechtfertigung für diese Rettungsaktion, aber er wusste, dass es ihm scheißegal war, was sie ihnen über die Tok’ra verraten würde. Oder über die Erde, wenn man es so wollte. Das Einzige, was bei ihm oberste Priorität hatte, war Sam und sie wieder nach Hause zu bringen; sogar der *Gedanke* sie zu verlieren, ließ seine Welt zu einem Häufchen Aschen verfallen. Wie sich die Wirklichkeit davon anspürt, wollte er sich erst gar nicht vorstellen. Und er weigerte sich, das herauszufinden. Aber das war kein Grund das Leben von zwanzig Männern und Frauen aufs Spiel zu setzen. Ganz und gar nicht.

Irgendwo in seinem Hinterkopf nagte eine kleine Stimme an ihm es jemanden zu erzählen. Einfach zu Hammond zu gehen und ihm zu erzählen, was er fühlte und… und was? Jemand anderen zu fragen diese Mission anzuführen? Sie lieber dort zu lassen, als das Leben von so vielen Menschen zu riskieren, um sie da rauszuholen? Nein. Niemals. Sie jetzt im Stich zu lassen, war genauso unmöglich wie nicht mehr zu atmen. Er liebte sie, egal, wie sehr er die letzten Wochen auch damit verbracht, hatte genau das zu verleugnen. Er liebte sie und er würde alles für sie tun – er würde lieber sterben, bevor er mit ansehen musste, wie man ihr Leid zufügte. Aber hatte er das Recht auch das von den Männern und Frauen hinter ihm zu verlangen? Daniel hatte ihn beschuldigt, dass er acht Menschen sterben ließ, weil er sich davor gefürchtet hatte, Sam zu verlieren und in seinem Herzen wusste er nicht, ob sein Freund damit so falsch lag. Tat er es wieder? Und konnte er sich helfen, wenn er es tat?

Schon fast so, als ob Daniel von seinen Gedanken angelockt wurde, stand er plötzlich neben ihm. Seit Sam sich entschieden hatte das SGC zu verlassen, war ihr Umgang miteinander nicht gerade der einfachste gewesen und selbst jetzt konnte er noch die Anspannung zwischen ihnen spüren. Er schielte zu ihm hinüber und in seiner Stimme konnte Jack sein eigenes Unbehagen heraushören. „Wirst du es sagen?“, fragte er flüsternd.

Daniel runzelte die Stirn. „Was sagen?“

„Dass ich ihr Leben riskiere, um Carter zu retten.“

„Nun, das tust du“, stimmte ihm Daniel zu. „Heißt aber nicht, dass ich denke, dass es falsch ist. Wenn es das ist, was du damit sagen willst. Du würdest dasselbe für die anderen hier auch tun. Oder mich oder Teal’c.“

Jack nickte langsam, als er darüber nachdachte. „Ja“, sagte er langsam. „Ich denke, das würde ich.“

„Genau wie Sam“, fügte Daniel hinzu. „Wir sind ein Team, Jack. Schon vergessen?“

In seinen letzten Worten schwang eine gewisse Schärfe mit und ließ Jacks Blick zu Daniel wandern. „Ich habe es nie vergessen“, flüsterte er. „Egal was du auch denken magst, das habe ich nie vergessen.“ Unsicherheit funkelte in Daniels Augen auf, bevor er wegschaute und Jack wusste, dass noch mehr gesagt werden musste, mehr Brücken mussten wieder neu erbaut werden, aber dafür war jetzt weder die Zeit, noch war es der richtige Ort.

Er schaute hinauf zum Kontrollraum und sah, wie Hammond im knapp zunickte. Tief einatmend ging er ein paar Schritte die Rampe hinauf und drehte sich zu den Männern und Frauen um. „Okay“, rief er scharf. „Irgendwo dort draußen ist Major Carter und wir werden sie finden. Es wird kein Vergnügen werden, also bleiben Sie bei Ihren jeweiligen Einheiten und seien Sie vorsichtig.“ Zwanzig Paar von aufgeregten, ängstlichen und entschlossen Augen schauten zu ihm auf und er härtete sich gegen das Wissen ab, dass einige von ihnen vielleicht nicht mehr zurückkehrten.

Und dann mit einem Nicken Richtung Teal’c, dass er zu ihm kommen sollte, drehte er sich zum Tor um und bellte: „Los geht’s!“



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Sam konnte die Geräusche des Kampfes in der Ferne hören, die Stabwaffen und das Rattern von Maschinengewehren, begleitet von den geschrienen Befehlen und schmerzende Schreie der Opfer. Und sie hatte das Gefühl wahnsinnig zu werden, gefangen in der blinden Dunkelheit. Sie war nicht in der Lage irgendetwas zu tun. Hakraa lag auf einer schmalen, hölzernen Pritsche, ihre Füße auf ihren eigenen Wunsch hin gefesselt – alles Teil der Täuschung. Ein blaues Veilchen bildete sich über ihrem rechten Auge und Sam konnte den dumpfen Schmerz als ihren eigenen fühlen. Aber sie hatte keine Kontrolle über ihren Körper, sie konnte nichts tun als in der Dunkelheit zu warten, dass Hakraa wieder ihre Augen öffnete.

'Noch haben wir Zeit’, flüsterte ihr derGo’uld zu. 'Sag mir, was ich wissen will und ich werde ihn schnell töten.’

'Auf keinen Fall’, schoss Sam zurück. 'Ich werde es dir nie sagen. Das alles ist sinnlos.’

'Sinnlos?’, fragte Hakraa. 'Hast du deswegen solche Angst, Samantha?’

'Fahr zur Hölle!’

Der Goa’uld lachte leise und Sam war erstaunt, dass ihre eigene Stimme so ein grausames Geräusch erzeugen konnte. Aber Hakraa sagte kein Wort mehr, als die Feuer immer näher kamen und Sam konnte das Geräusch von rennenden Stiefeln und gedämpfte Befehle hören. Sie kamen. Er kam. Und sie konnte nichts tun, als hier zu liegen, der hilflose Köder in der Falle.

„Teal’c!“ Jacks Stimme. Es drückte ihr Herz zusammen – es war ein wirklicher, körperlicher Schmerz. Aber sie hatte keine Zeit sich damit auseinanderzusetzen, denn in diesem Moment hörte sie ihn erneut. „Hierher! Ich habe sie gefunden!“

'Lauf!’, schrie sie stumm. 'Es ist eine Falle! Verschwinde von hier!’ Aber ihre Stimme blieb hartnäckig stumm, als sie bewegungslos in der Dunkelheit lag.

„Her damit“, hörte er O’Neill rufen und dann einen Schuss von einer Stabwaffe, die das Schloss sprengte. Und dann war er an ihrer Seite, seine warme Hand auf ihrem Hals, um nach einem Puls zu suchen. „Carter!“, flüsterte er heiser. „Oh Gott, was haben die Ihnen nur angetan?“ Sie fühlte, wie seine Finger leicht ihr Auge berührten. „Sam… aufwachen. Wir müssen von hier verschwinden!“

Und dann ganz langsam und quälend öffnete Hakraa ihre Augen und Sam konnte sein Gesicht sehen. Er kniete an ihrer Seite, betrachtete sie mit tausend verschiedenen Gefühlen, die in seinen Augen umherirrten. Aber trotz der Aufruhr lächelte er sie an. „Sam“, hauchte er. „Danke Gott.“

„Jack…?“ Es war ihre Stimme, aber die Worte wurden gesprochen von Hakraa. Sam war speiübel.

„Ja“, murmelte er leise.

Eine Hand berührte sanft ihr Gesicht. „Sie haben mich gerettet“, flüsterte Hakraa.

„Jederzeit“, murmelte er, als er einen Arm um sie legte, um sie hochzuziehen. „Können Sie laufen? Soll ich Ihnen helfen? Wir müssen jetzt von hier verschwinden.”

„Ich wusste, dass Sie kommen würden“, fuhr Hakraa mit sanfter und verführerischer Stimme fort; eine Stimme, die Sam nie benutzt hätte. Sie erlaubte Jack sie hochzuziehen und legte eine Hand auf seine Schulter. „Weil du mich liebst, nicht wahr?“

'Um Gottes Willen’, schrie Sam stumm. 'Das bin ich nicht! Kannst du das nicht sehen? Das bin ich nicht, Jack!’

„Uhm“, murmelte er und schaute über seine Schulter. „Sieh mal, Sam, das ist jetzt vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt…“

Hakraa nickte mit einem grausamen Lächeln auf ihren Lippen. „Oh doch, Jack, jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt.“

Er runzelte die Stirn und setzte sich etwas zurück. „Carter?“, fragte er. „Alles in Ordnung?“

Hakraas Finger fuhren an der Seite seines Gesichts herunter, glitten unter sein Kinn, sanft, verführerisch… bis sie sich um seinen Hals legten. Sam sah den Schock in seinen Augen, als seine Hand nach ihrem Handgelenk griff und hilflos daran zog. 'Nein!’, schrie sie den Goa’uld an. 'Hör auf! Hör auf!’

'Sag mir, was ich wissen will’, kam die erbarmungslose Antwort.

„Sam?“, würgte Jack, während sich ihre Finger weiter in seinen Hals drückten.

Und dann lächelte Hakraa erneut und Sam spürte einen Impuls ihrer Macht, die durch den Körper floss, den sie sich teilten. Und es musste in ihren Augen zu sehen gewesen sein, denn sie sah auf einmal den Schrecken in Jacks Gesicht und da wusste sie, dass er die Wahrheit erkannt hatte. „Nein!“, schrie er, als er sich aus ihrem Griff befreite und nach hinten auf den Boden fiel. Er krabbelte von ihr weg, doch sein entsetzter Blick verließ nie ihr Gesicht. „Nein! Das kannst du nicht!“, schrie er. „Du kannst sie nicht einfach so nehmen! Sam! Oh Gott!”

Sie schlug auf die Barrieren ein, die sie gefangen hielten, als Sam versuchte sich zu ihm zu kämpfen. Mit allem, was in ihr steckte, zog sie sich nach vorne – und Hakraa ging einen Schritt zurück. Ein wackliger, unkontrollierter Schritt, aber Sam konnte die beißende Angst im Kopf des Goa’ulds spüren und es gab ihr Hoffnung. Eine dünne, zerbrechliche Hoffnung, aber es war Hoffnung.

„Teal’c!“, schrie Jack jetzt und kletterte zurück auf seine Füße. „Daniel!“ Er hatte seine Waffe auf sie gerichtet, doch sie wackelte in seinem Griff, als er sie mit einem Blick voller Hass und Trauer anstarrte. „Verfluchtes…“, zischte er. „Du verfluchtes, gottverdammtes Mistviech! Ich lasse nicht zu, dass du ihr das antust!”

Hinter Jack sah Sam, wie Teal’c und Daniel erschienen. Für einen Augenblick sahen sie beide ziemlich verwirrt aus, bis Teal’c die Stirn runzelte. „Sie ist ein Goa’uld“, sagte er dann steif.

„Oh nein“, hauchte Daniel, in seinem Gesicht spiegelten sich all seine bitteren Erinnerungen wider. „Nicht Sam. Nicht Sam…“

„Wir müssen sie mit uns nehmen“, sagte Jack. „Wir können diese verdammte Schlange aus ihr heraus…“

„Schweig“, befahl Hakraa scharf.

„Fahr zur Hölle!“, knurrte Jack. „Teal’c, geh und…“

Er beendete nie seinen Befehl, denn in diesem Moment klatschte Hakraa in die Hände und hinter den Zellen tauchten plötzlich Jaffa auf. Feuer echote erneut, aber schon bald, war wieder alles still. „Das war dein letzter Befehl, Jack“, sagte Hakraa langsam. „Jetzt wirst du meine befolgen.“

Er starrte sie mit einem solch hasserfüllten Blick an, dass selbst Sam ganz mulmig wurde. „Da sterbe ich lieber“, erwiderte er.

Hakraa lächelte. „Alles mit seiner Zeit, Colonel“, sagte sie ruhig.


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Kapitel 5 by Sally Reeve
Teil 5

Drei Tage. Es waren jetzt bereits drei Tage vergangen und Daniel saß noch immer in der kalten, dunklen, stinkenden Zelle. Er hatte nichts gegessen und nur so viel Wasser, um seine Lippen zu befeuchten. Und er schätzte sich glücklich. Sehr glücklich. Er saß an der Wand gelehnt, sein Gesicht gegen seine Knie gepresst, seine Arme hatte er um seinen Kopf gelegt, um die Geräusche der Qual von seinen Ohren fernzuhalten. Oh ja, er schätzte sich sehr glücklich.

Irgendwo, nicht weit weg, schrie Jack. Es hatte eine Weile gedauert, aber schließlich wurde aus seinem hartnäckigen Schweigen ein furchtbares Gemisch aus Flüchen, welche dann in Schreie verstummten, die bis in ihr Gefängnis hallten. Und so ging es immer weiter und weiter. Schon seit fast zwei Tagen. Daniel begann zu zittern, er war sich nicht sicher, ob es wegen der Schreie oder der penetranten Kälte war, die ihn auf einen zitterten, verschreckten Ball der Angst reduzierten.
„Das ist alles nicht wahr“, murmelte er zu sich selbst und versuchte bereits zum hundertsten Male die Wahrheit zu verdrängen; Sam war kein Goa’uld und sie quälte auch nicht Jack. Das konnte einfach nicht wahr sein, es konnte einfach nicht wahr sein.

„Es ist wahr.“ Teal’c stand in der Nähe der Zellentür und wartete auf Jacks Rückkehr. „Und wir müssen von hier flüchten. Wo O’Neill noch am Leben ist.“

Noch immer zitternd hob Daniel seinen Kopf und versuchte etwas Kraft von Teal’cs Gleichmut zu tanken. Der Mann hatte recht. Sich wie ein Feigling in der Dunkelheit zu verstecken würde niemanden helfen. Ein weiterer Schrei drang bis zu ihm durch, ein Schrei, der in einem Keuchen verstummte. Er zitterte, aber er ignorierte das Geräusch und versuchte stattdessen von seiner Wut die Entschlossenheit zu füttern, die ihm half von dem Monster zu flüchten, welches ihnen Sam gestohlen hatte. Er zwang sich auf seine Füße und schlang seine Arme um seinen Körper, um ein weiteres Zittern zu verhindern. „Also, was ist der Plan?“, fragte er.

„Wir fliehen.“

Daniel nickte. „Ja, das habe ich schon verstanden. Es ist das ‚wie’, das mir noch Probleme bereitet. Es ist ja nicht so, als ob wir irgendwelche Waffen oder einen Weg hier raus hätten oder…“

„Shhh!“, unterbrach Teal’c ihn und hob eine Hand. „Sie kommen.“

Daniel konnte jetzt auch das Schellen der Rüstung in der Ferne hören, begleitet von einem leichteren Schritt, den er als Sams erkannte – welcher einmal Sams ihrer gewesen war. Aus der Dunkelheit tauchten die Jaffa auf, umgaben Hakraa und die Tür zu ihrer Zelle wurde aufgestoßen. „Tretet zurück“, befahl ihnen ein Jaffa mit gehobener Stabwaffe.

„Wo ist Jack?“, fragte Daniel, sein Blick war auf Sam gerichtet. Sie sah nicht so aus wie sie, erkannte er mit seltsamer Erleichterung. Da lag eine Grausamkeit in ihrem Lächeln, welches er nie auf Sams Gesicht gesehen hatte und eine Kälte in ihren Augen, die sie wie tot erschienen ließ. Nein, das war nicht Sam. Sam war tot, wie Sha’re. Ein weiteres Opfer der Goa’uld. Ein weiterer Grund weiterzukämpfen. Ein weiterer Grund zu gewinnen.

„Ihr Menschen seid schwach“, beantwortete Hakraa seine Frage. „Er hat schneller aufgegeben, als ich erwartet hatte.“ Mit einem Nicken in die Richtung der Jaffa, sah Daniel, wie sie ihre Stellung entzweiten und zwei weitere Männer Jack in die Zelle schleiften. Er war kaum bei Bewusstsein, aber schaffte es gerade noch auf seine Knien zu stehen, bis Teal’c ebenfalls auf seinen Knien war, um ihn vorsichtig auf den Boden zu legen.

„Schätze mal, du hast dann wohl nicht das bekommen, was du wolltest?“, fragte Daniel, stolz auf Jack, dass er nicht zusammengebrochen war und halb verängstigt, dass er der nächste sein würde. Und dass er nicht so stark sein würde.

Aber die Antwort des Goa’uld war nicht die, die er erwartet hatte. Ihr Gesicht verzog sich zu einem wütenden Stirnrunzeln. „Niemals ist eine lange Zeit. Er *wird* betteln.“ Er verstand den Zusammenhang ihrer Worte nicht und wollte gerade etwas darauf antworten, als Hakraa fortfuhr. „Vielleicht, aber es gibt nichts Schmerzhafteres als durch die Hand derer zu sterben, die du liebst. Würdest du ihn so sterben lassen?“ Und dann nach einem Moment. „Schweig!“ Ohne ein weiteres Wort wirbelte sie herum und verließ das Gefängnis. Die Jaffa knallten die Tür hinter ihnen zu und sie waren wieder allein in der Dunkelheit. Daniel war noch immer verwirrt von ihren seltsamen Worten, aber er hatte keine Zeit weiter darüber nachzudenken, denn Teal’c rief nach seiner Hilfe.

„O’Neill braucht Hilfe“, sagte er grimmig, „aber wir können ihm keine geben.“ Dann nickte er Daniel zu. „Gib mir deine Jacke. Wir können es ihm wenigstens bequemer machen.”

Daniel tat, um was er gebeten wurde und kniete sich an die Seite seines Freundes. Es gab keine offenkundigen Verletzungen, kein Blut; das Goa’uld-Handgerät hinterließ nie irgendwelche körperlichen Spuren seiner Qual. Aber Teal’c hatte recht, Jack brauchte Hilfe. Daniel war kein Arzt, aber von seinem bleichen Gesicht aus, wie seine Gliedmaßen zuckten und von dem Blau seiner Lippen, wusste er, dass Jack seine Grenze erreicht hatte. Er seufzte. „Er sieht fürchterlich aus“, flüsterte er, als Teal’c Jacks Kopf auf die Jacke legte. „Glaubst du, dass er es schaffen wird?“

Zu seiner Überraschung war es Jack, der antwortete. „Ich fühle mich beschissen“, murmelte er. „Aber ja, ich werde es schaffen.“ Dann öffnete er seine Augen, sie waren getrübt und haltlos, aber sie waren noch immer Jack. Ein Hauch eines verbitterten Lächelns huschte über sein Gesicht. „Sie hat mir nicht mal ne Frage gestellt.“



*******************



Sam befand sich in der Hölle. Es war schlimmer als die Hölle. Und sie wusste, wovon sie sprach. Gefangen in ihrem eigenen Körper, dazu verdammt dabei zu sehen, wie ihre eigene Hand den Mann, den sie liebte, zu einer zitterten Kugel aus Schmerzen reduzierte, war kaum zu ertragen. Sie konnte nichts weiter tun, als der Kreatur stumme Flüche an den Kopf zu werfen. Aber noch viel schlimmer als der körperliche Schmerz, war es den Schrecken in Jacks Augen zu sehen, wenn er zu ihr aufblickte; sie wusste, dass wenn er ihr Gesicht jetzt sehen würde, er nur den Feind in ihr sah, der Feind, der ihn gefoltert hatte. Und die Wut, die dadurch ausgelöst wurde, war fast genauso stark, wie der Schmerz, den Hakraa ihm durch die Hände, die ihn einst gehalten und geliebt hatten, zufügte. Das war die wahre Hölle.

Aber sie plante sich daraus zu befreien. Oh ja. Als Hakraa Jack das erste Mal angegriffen hatte, da war Sams Schock und Wut durch sie hindurchgeflossen, die sie überrascht hatte. Und sie war ein Schritt auf ihn zugegangen. Ihr Verstand hatte den Goa’uld geschlagen und sie hatte sich kurzweilig ihren Körper zurückerobert. Nur für einen Moment, aber das war genug für Sam und es hatte nicht lange gedauert, bis sie die Bedeutung dessen verstanden hatte. Sie hatte erkannt, was sie schon von Anfang an hätte wissen müssen – dass diese Verschmelzung nicht vollständig war, dass es nicht wie bei Jolinar war, ihre beiden Seelen waren nicht miteinander verschmolzen. Sie waren getrennt; zwei verschiedene Identitäten im Krieg im selben Körper. Hakraas Geist war älter und aggressiver, aber Sam wusste, dass sie stärker und hartnäckiger war. Außerdem hatte sie den Heimvorteil auf ihrer Seite. Das war *ihr* Körper und dieser machte es dem außerirdischen Eindringling nicht einfach. Sie konnte spüren, wie das Fieber an ihren Gliedmaßen zerrte, sie fühlte den scharfen Schmerz in dem Symbionten, als ihr Körper seine Verteidigung festigte und sich dem Angriff auf dem Eindringling anschloss.

Und so musste sie mit hilfloser Wut dabei zusehen, wie Jack vor Schmerzen zusammengerollt vor ihren Füßen lag, sie hatte ihre Wut benutzt, um das Feuer noch weiter zu schüren. Sie hatte an Hakraa gezerrt, sie verpönt und gestichelt. Geschubst und gestochen, mit all ihrer Kraft, die es ihr wert war zu leben. Es war die einzige Möglichkeit, um das aufzuhalten, was mit Jack passierte; es war der einzige Weg, um ihr Leben zu retten.

Aber es war schwer. Sich auf den Krieg mit Hakraa zu konzentrieren, wenn die Schreie aus seiner Kehle krochen - durch ihre Hand, das machte es fast unmöglich. Genau wie Hakraa gehofft hatte. 'Sag es mir’, hatte der Goa’uld gefordert, jedes Mal, wenn Jack aufschrie. 'Sag es mir und ich werde aufhören.’

'Niemals.’ Das war die einzige Antwort, die sie ihr gab. 'Niemals.’ Und sie meinte es. Jack würde lieber sterben, als die Erde und ihre Alliierten zu verraten und sie sollte verdammt sein, wenn ihre Liebe zu ihm alles zerstörte, was sie sich alle so hart erarbeitet hatten. Sie könnte sich das niemals verzeihen, selbst wenn er es konnte.

'Dann werde ich ihn dazu bringen, dass er dich anfleht’, hatte Hakraa ihr versprochen und der Schmerz seiner Qual wurde nur noch intensiver. Aber sie war zu weit gegangen und sein letzter Schrei endete in einem Würgen, bevor er aufhörte zu kämpfen und bewusstlos zu Boden ging. Die Erleichterung, die Sam spürte, als er zu Boden ging, war immens gewesen – jetzt würde es aufhören, zumindest für eine Weile.

Aber Hakraa war wütend auf sich selbst, ungeduldig wartend auf Sams Beichte und aufgebracht, dass sie die Grenze zwischen Schmerz und Vergessen überschritten hatte. Sam wusste, dass sie normalerweise in ihrer Beurteilung präziser war. Etwas brachte sie aus dem Gleichgewicht und Sam verspürte so etwas wie eine kleine Befriedigung, dass sie wusste, dass *sie* dieses Etwas war.

'Ich werde dir nie erzählen, was du wissen willst’, hatte Sam Hakraa gesagt, als sie durch die Augen des Goa’uld beobachtete, wie Jack auf die Knie in sein Gefängnis gestoßen wurde. 'Und er wird mich niemals darum bitten.’

„Niemals ist eine lange Zeit“, hatte Hakraa kalt geantwortet, ihre Ungeduld war offensichtlich. „Er *wird* betteln.*

'Er würde lieber sterben.’

„Vielleicht, aber es gibt nichts Schmerzhafteres als durch die Hand derer zu sterben, die du liebst. Würdest du ihn so sterben lassen?“

Sam antwortete ihr nicht, ihre Gedanken verfolgten plötzlich eine andere Richtung. 'Warum bist du so ungeduldig Jolinars Erinnerungen zu bekommen?’, fragte sie und verspürte so etwas wie Furcht von dem Goa’uld, das ihr sagte, dass sie nahe an der Wahrheit war. 'Jemand will diese Informationen haben, nicht wahr?’, erkannte sie. 'Jemand, der noch mächtiger ist als du. Jemand, vor dem du dich fürchtest.’

„Schweig!“, befahl Hakraa und Sam konnte pure Angst in ihren Kopf spüren, als der Goa’uld herumwirbelte und das Gefängnis verließ. Und sie lächelte in ihren Kopf, stolz, dass sie zusammen mit Jack immer noch an der Front kämpfte.

*******************



O’Neill hatte das Gefühl, dass sein gesamter Körper im Nachspiel des Schmerzes glimmern würde. Jeder Muskel, jede Faser seines Körpers brannte in ihm und selbst das Öffnen seiner Augen verursachte ihm nur noch mehr Schmerzen. Aber er weigerte sich dem zu beugen und zwang sich dazu, sich aufzusetzen und lehnte sich gegen den kalten Stein ihrer Zelle. Teal’c stand neben der hölzernen Gittertür und hielt nach etwas Ausschau. Jack hatte keine Ahnung, was es war und er hatte nicht mal die Kraft danach zu fragen. Daniel saß in einem Schneidersitz an seiner Seite, seine Stirn tief in Falten gelegt, als er mit einem Finger im Schmutz herumstocherte.

„Sie hat dir nicht eine Frage gestellt?“ fragte er schon zum zweiten Mal. „Bist du dir auch sicher?“

Jack seufzte. „Ich bin mir sicher“, antwortete er. „Ich denke, dass sie es schon deutlich demonstriert hätte, wenn sie etwas von mir wissen wollte.“ Er schloss einen Moment seine Augen und sah Sams Gesicht – nein, nicht Sams Gesicht, Hakraas Gesicht, kalt und grausam hinter dieser wunderschönen Maske.

„Hat sie überhaupt etwas gesagt?“, drängte Daniel weiter.

Jack schüttelte nur den Kopf, er hatte nicht wirklich die Lust das jetzt zu diskutieren. Sam zu sehen, wie sie von diesem Monster besessen war, war schon fast genug, um ihn zu brechen. Ihre ausdruckstarken Augen waren gefüllt mit Hass und Grausamkeit. Ihr Mund zu einer Farce eines Lächelns verzogen, welches ihn sonst immer hatte dahin schmelzen lassen, hatte ihn jetzt mit so viel Schrecken erfüllt, dass es betäubend war. Er weigerte sich diesen Weg hinunter in Trauer und Verzweiflung zu folgen, der sich unter ihm auftat. Diesen Luxus besaß er nicht; er musste sie alle hier raus holen und nach Hause bringen. Dort würde er mehr Zeit haben, sich in der Qual seines Verlustes zu baden.

„Warum hat sie es dann gemacht?“

Daniels Stimme durchbrach seine Gedanken und ließ Jack wieder in die Gegenwart zurückkehren. Er rutschte etwas und schnappte unter Schmerzen nach Luft. „Zum Spaß?“, schlug er vor und atmete langsam aus, als der Schmerz nachließ.

„Ergibt keinen Sinn“, antwortete Daniel, der noch immer auf den Boden starrte. „Du warst drei Tage dort. Sie muss *etwas* wollen.“

Drei Tage? Jack schüttelte den Kopf. Es hatte sich angefühlt wie ein Jahr. Er schloss seine Augen und er versuchte sich genauer zu erinnern. „Sie hat eine Sache gesagt“, sagte er nach einem Moment, als er sich an die seltsamen Worte erinnerte, die aus Sams Mund kamen. „Sie hat mir gesagt, dass ich sie anflehen soll aufzuhören.“

Daniels Stirnrunzeln vertiefte sich. „Hast du?“

„Natürlich nicht.“ Die Worte waren gesprochen mit Zuversicht und Jack hoffte, vor ihnen verbergen zu können, wie nahe er dran war zu betteln – es war etwas, auf das er nicht stolz war.

Teal’c drehte sich dann zu ihnen um. Genau wie bei Daniel, war auch seine Stirn in Falten gelegt. „Es ist möglich“, sagte er von seinem Platz an der Tür aus, „dass es lediglich Hakraas Wohlgefallen dient. Apophis macht solche Dinge ebenfalls.“

Jack warf ihm einen müden Blick zu. „Danke“, murmelte er. „Qual zum Spaß – da fühle ich mich doch gleich viel besser.“

Teal’cs Antwort wurde von Daniel unterbrochen. „Was ist, wenn es nicht du bist, die sie foltert?“, fragte er plötzlich, sein Gesicht erhellt von einer neuen Idee.

„Hat sich aber ganz nach mir angefühlt“, hielt Jack ihm vor Augen.

Daniel nickte ungeduldig. „Na ja, ja, körperlich“, gab er zu, „aber psychisch…?“

Jacks Blick verfinsterte sich. „Daniel, ich habe jetzt wirklich keine Kraft dafür. Wovon zum Teufel sprichst du?“

„Sam“, antwortete Daniel mit aufgerissenen Augen.

Das erlangte Jacks Aufmerksamkeit. „Sam?“, wiederholte er, als er den Schimmer von Hoffnung in seinem Herzen spürte. „Was meinst du?“

Daniel beugte sich eifrig nach vorne, die Worte in seinem Kopf stolperten schon übereinander, um ausgesprochen zu werden. „Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass irgendwas, äh, merkwürdig an Hakraa war“, sagte er. „Als sie dich zurückgebracht haben. Sie hat überhaupt keinen Sinn ergeben. Ihre Worte waren vollkommen zusammenhangslos.“

„Das ist mir auch aufgefallen“, stimmte Teal’c zu und ging näher zu seinen Freunden. „Es sah so aus, als ob sie abgelenkt wäre.“

Daniel nickte enthusiastisch. „Sie hat mit sich selbst geredet“, sagte er. „Jedenfalls hat es so ausgesehen. Aber…“

„Aber“, sagte Jack und beendete seinen Satz, „du glaubst, dass sie mit Sam geredet hat.“

„Ja“, sagte Daniel nickend. „Ich denke, sie quält *dich*, um Sam zum Sprechen zu bringen.“

Jack drückte eine Hand auf seine trockenen, schmerzenden Augen. „Aber ich dachte, wenn ein Goa’uld sich einen Wirt nimmt, dass dieser dann das Wissen des Wirtes hat? Sam hatte gesagt, dass als Jolinar…“

„Das ist es!“, rief Daniel aufgeregt. „Sam war Wirt von Jolinar und das muss Hakraa daran gehindert haben vollkommen mit Sam zu verschmelzen.“

Hoffnung brannte jetzt etwas stärker in Jacks Brust, als er langsam sagte: „Wirklich? Du meinst, Carter ist noch immer irgendwo da drin? Kämpfend?“

„Ist nur ein Gedanke“, sagte Daniel etwas leiser, „aber es macht Sinn. Warum sollte Hakraa sonst drei Tage damit verbringen dich ohne ein Wort zu sagen, quälen? Sam muss etwas vor ihr verbergen, was sie verzweifelt haben will.“

Jack nickte. „Die Tok’ra. Sie beschützt Jolinars Erinnerungen.”

„Natürlich“, stimmte ihm Daniel zu. „Das ist auch vermutlich der Grund für ihre Entführung. Und da sie weiß, was Sam für dich empfindet…“ Er hielt inne und schielte vorsichtig zu Jack hinüber.

Er nickte langsam und wusste, dass es keinen Grund gab, es noch länger zu leugnen. „Hakraa benutzt mich, um sie zu knacken“, sagte er und der Gedanke ließ ihn trotz seines brennenden Schmerzes erstarren. „Deswegen will sie, dass ich bettle“, erkannte er. Ihm wurde schlecht bei dem Gedanken daran. „Sie will, dass ich Sam anflehe aufzuhören. Sie will, dass ich hier dabei helfe, zu Sam durchzuringen.“ Er schloss seine Augen und plötzlich wurde ihm klar, dass Sam ihn die letzten drei Tage über beobachtet hatte. Jeden Schrei, jeden Fluch des Schmerzes. Wäre die Situation anders herum, bezweifelte er, dass er so lange ausgehalten hätte, aber er hatte schon oft vermutet, dass die Nerven aus Stahl, die durch Sam Carter hindurch flossen größer, tiefer und stärker waren als seine eigenen. Sie hatte es durchgehalten und trotz aller Wahrscheinlichkeit stand sie noch immer an der Front und kämpfte den Kampf.

Als er seine Augen öffnete, lächelte er einen verwirrten Daniel an. „Sie ist noch immer am Kämpfen“, erklärte er einfach. „Carter hat nicht nachgegeben und ich soll verdammt sein, wenn ich es tue.“

„Ich denke“, sagte eine Stimme von der anderen Seite ihrer Zelle, „dass Sie das bereits getan haben, Colonel.“

„Maybourne!“ Jack konnte kaum seinen Augen glauben, als er den Mann sah. „Was zum Teufel wollen Sie denn hier?“

„Na ja, ich vermute mal“, sagte er mit einem flüchtigen Blick auf Teal’c und einem sicheren Abstand zur Tür, „dass ich hier bin, um mich zu freuen.“

Jack zwang sich auf seine Füße und schüttelte Daniels stützende Hand von sich, als er zu den Stäben humpelte. „Irgendwie“, sagte er dunkel, „haben Sie Ihre schmutzigen Finger auch überall drinstecken, nicht wahr?“

Maybourne schüttelte nur den Kopf. „Ich tue nur das, was getan werden muss, Jack“, sagte er. Und dann lächelte er. „Obwohl ich zugeben muss, Sie endlich geschlagen zu sehen, schon ein kleiner Bonus für mich ist.“

Jack spürte, wie alle Räder in seinem Kopf auf Hochtouren arbeiteten, um alles logisch miteinander verknüpften. „Sie haben Carter die Nachricht geschickt, nicht wahr?“, fragte er mit so kalter Stimme, dass Maybourne einen Schritt zurückging. „Sie haben sie hierher gebracht.“

Aber sein Lächeln blieb unberührt. „Eine ziemlich unterhaltsame Reihe“, sinnierte er. „Ich bin überrascht, dass sie nicht gemerkt haben, dass Ihr Haus beobachtet wird, Jack. Werden Sie auf Ihre alten Tage hin etwa nachlässig? Die Fotos sind doch ziemlich gut geworden, finden Sie nicht auch?“

„Sie elender Mistkerl!“, zischte Jack und rüttelte an den Gitterstäben. „Ich werde Sie umbringen!“

„Jack! Ruhig.“ Er hörte Daniels Stimme durch den Dunst von roter Wut, als er ihn von der Zellentür zurückzog.

Aber Jacks Aufmerksamkeit war vollkommen auf Maybourne gerichtet. Er hatte Sam an die Goa’uld verraten. Er war für all das verantwortlich, dass sie litten und immer weiter litten. Wenn die Stäbe nicht zwischen ihnen gewesen wären, hätte seine Wut sich körperlich geäußert, aber in seinem Fall war sie nur auf Worte beschränkt. „Ich *werde* Sie umbringen. Glauben Sie nicht, dass ich es nicht tun werde. Glauben Sie ja nicht, dass ich es je vergessen werde. Eines Tages, Maybourne, wenn Sie es am wenigstens erwarten, dann erwarten Sie’s.“

Nur der Anblick von kurzlebiger Angst auf dem Gesicht des Mannes war alles an Genugtuung, was Jack erhalten würde und es war kaum genug, um die Wut, die durch seinen Körper rauschte, zu befriedigen. Aber Mayborune hatte sich schnell wieder unter Kontrolle. „Wenn ich glauben würde, dass Sie diesen Planeten hier lebend verlassen, Jack“, sagte er eiskalt, „dann beginne ich mir Sorgen zu machen.“

„Dann fangen Sie jetzt schon mal damit an“, sagte ihm Jack. „Denn wir werden von hier verschwinden. Wir alle. Und wenn wir das tun, dann werden Sie dafür bezahlen. Vertrauen Sie mir. Dafür werden Sie bezahlen.“



*******************



General Hammonds Blick war betrübt, als er auf das Blatt Papier vor sich starrte. Er schrieb es per Hand, denn er dachte nicht, dass diese Art von Brief schön säuberlich und unpersönlich aus einem Drucker kommen sollte. Bisher war er nur so weit gekommen zu schreiben: „General Jacob Carter, mit Bedauern muss ich Ihnen mitteilen, dass Ihre Tochter, Major Samantha Carter, im Dienst als vermisst gemeldet wurde…“ Und dann hatte er aufgehört.

Vermisst? Laut der Handvoll von Überlebenden, die es zurück zum Tor geschafft hatten, war Sam jetzt Wirt eines Goa’uld. Wie erklärte man einen Mann, dass seine Tochter jetzt der Feind war? Hammond seufzte und rieb sich müde über die ausgetrockneten Augen.

Selbst jetzt noch, nach drei Tagen, konnte er es immer noch nicht glauben. Sam Carter war zu dem geworden, was sie zutiefst verabscheut hatte und so hatte sie die Leben der Tok’ra – das ihres eigenen Vaters – und das ihrer Freunde in unmittelbare Gefahr gebracht. Die Ironie des Ganzen war zu bitter, um sie herunterzuschlucken und es hinterließ einen fahlen Geschmack in seinem Mund.

Ein leises Klopfen zog seinen Blick von seinem Tisch auf die Tür. „Herein“, sagte er müde.

„Wir haben eine Nachricht von den Tok’ra erhalten, Sir“, berichtete Lieutenant Greene. „Zwei von ihnen sind unterwegs.“

Hammond nickte. „Danke.“ Und als der Lieutenant hinter sich die Tür schloss, zerknüllte er das Blatt Papier in seiner Faust. Er weigerte sich das zu schreiben, verdammt noch mal! Er weigerte sich. Drei Tage. Es waren doch erst drei Tage. SG-1 hatte sich zuvor schon aus schwierigen Situationen gerettet und sie konnten es auch wieder tun. Ein grimmiges Lächeln berührte seine Lippen – denn eines war sicher, es gab niemanden, der härter darum kämpfen würde Carter wieder nach Hause zu bringen als Jack O’Neill. So viel hatte er in dem Gesicht des Mannes gesehen, bevor er aufgebrochen war und seltsamerweise spendete ihn dieser Gedanke Trost. SG-1 waren zusammen und sie hatten immer wieder bewiesen, dass wenn sie ein Team waren, sie Wunder vollbringen konnten. Hammond stand auf, um die Repräsentanten der Tok’ra zu begrüßen und da entschied er, dass er jetzt nur noch für ein Wunder beten konnte.



*******************



Hakraa lag inmitten von weichen, seidigen Kissen auf ihrem Bett und kämpfte mit dem Schmerz in ihrem Kopf. Es hatte einen Tag zuvor als ein schleichender Schmerz begonnen, welcher sich bis in ihren Rücken zog, aber wie die Stunden verstrichen, hatte es sich immer weiter in ihren Körper verteilt, sogar, obwohl es sich in ihren Kopf verfestigt hatte. Der Schmerz schien seinen Sitz in ihren Kopf zu haben und von dort flutete er wellenartig durch alle Fasern und sie kam einfach nicht zur Ruhe.

'Du weißt, was passiert, nicht wahr?’, wollte die verärgerte Stimme ihres Wirtes wissen. 'Du wirst abgestoßen.’

Sie antwortete nicht.

'Wir sind nicht verschmolzen’, beharrte sie. 'Mein Körper stößt dich ab, so, wie es jeden Eindringling abstoßen würde.’

„Ich werde dich erobern“, blieb Hakraa hartnäckig, als sie ihre schmerzenden Gliedmaßen in eine bequemere Position legte. „Ich werde dein Wissen über die Tok’ra bekommen.“

'Niemals.’

Schon wieder dieses Wort. Dieses erbärmliche Wort. Kannte die Frau denn kein anderes? „Ich werde dich schon kleinkriegen“, beharrte sie. „Ich werde deinen Colonel O’Neill kleinkriegen und ich werde ihn vor deinen Augen zum Weinen bringen.“

'Niemals.’

Wut loderte in ihrem Kopf auf, ließ den Puls des Körpers rasen, das Blut mit Adrenalin rauschen. „Du bist ein Narr“, spukte sie, ihre Stimme laut in der Dunkelheit. „Du verstehst nicht, was ich tun kann – was ich tun muss.“

'Ich verstehe, dass du Angst hast’, kam die Antwort. 'Und dass du verzweifelt bist.’

Hakraa schwieg. Die Frau hatte recht, natürlich. Sie hatte Angst. Alles ruhte auf ihr und dem, was sie versprochen hatte auszuliefern und die Zeit wurde knapp. Schon bald würde er hier sein, schon bald würde er seinen Preis fordern – und als Gegenleistung wurde sie zu seiner Frau. Es war ein Bündnis, das vielversprechend war – Gesundheit, Macht, Herrschaft. Aber es hatte seinen Preis und der Preis waren die verschlossenen Gedanken in ihrem Wirt.

'Wer ist es?’ Die Stimme war neugierig und beharrend. Schlief diese Frau eigentlich nie? Ruhte sie nie?

Hakraa dachte über ihre Antwort nach, als sie an die verzierte Decke über ihren Kopf schaute. Schon bald würde ihr Wirt die Wahrheit erfahren und Hakraa erkannte, dass es sinnlos war, diese Tatsachen zu verheimlichen, im Gegenteil sogar, vielleicht würde dieses Wissen sie mit Angst überschütten. Das Gefühl genießend, lächelte sie. „Apophis“, flüsterte sie.

Hakraa spürte den Schrecken in ihr als eine körperliche Reaktion und das nervte sie etwas. Die Frau stand noch immer mit ihrem Körper in Verbindung und das war falsch. Ganz falsch. Sie wusste, dass sie bald einen neuen Wirt finden musste, aber sie weigerte sich diesen hier aufzugeben, bis sie all die Geheimnisse erkundet hatte. Aber die Zeit drängte, erkannte sie und es gab keine diese ruhend zu verbringen – selbst wenn der Schmerz in ihrem Kopf um Ruhe flehte. Aufsetzend befahl sie ihren Dienstmädchen zu erscheinen und sie fertigzumachen, damit sie mit der Arbeit fortfahren konnte. Die Informationen zu erlangen, die sie so verzweifelt brauchte.

„Heute Nacht wird es enden“, versprach sie, als sie aufstand. „Du wirst mir sagen, was ich wissen will oder du wirst mit ansehen, wie der Mann, den du liebst, mit deinen Namen fluchend auf den Lippen stirbt.“


weiter: Kapitel 6
Kapitel 6 by Sally Reeve
Teil 6

Daniel schlief und Teal’cs Gesicht lag so sehr im Schatten, dass Jacks nichts über seinen Mund hinaus ausmachen konnte. Er schlief vielleicht oder meditierte oder keines von beiden. Aber er schwieg, genau wie Jack.

Es war Nacht und die Zelle war noch dunkler als zuvor, die Kälte und Nässe ließ ihn in seiner Jacke erschaudern. In dem Versuch sich weiter zu wärmen, stopfte er seine Hände in die Taschen und sein Herz machte einen Aussetzer, als seine Finger über etwas stolperten, was er bereits vollkommen vergessen hatte.

Jack nahm seine Hand aus der Tasche und zog Sams kaputte Kette heraus. Es schimmerte matt im fahlen Licht, aber er konnte sehen, wo sie zerbrochen war. Jemand hatte sie von ihrem Hals gerissen. Wahrscheinlich Sam. Er konnte sich vorstellen, dass sie es getan hatte, in dem Versuch einen Hinweis zu hinterlassen, als sie verstand, was mit ihr geschah. Er schloss seine Augen, als er daran dachte, wie sie ganz alleine von diesen Goa’uld Transportringen gefangen wurde. Er hätte dort sein müssen. Wenn sie ihn doch nur angerufen hätte, ihn genug vertraut hätte, um ihn zu sagen, was los war. Wenn er sie nur nicht so von sich gestoßen hätte, vielleicht hätte sie sich dann an ihn gewandt.

Aber seit der Nacht, in der sie zu ihm gekommen war, um ihm zu sagen, dass sie das SGC verlassen würde, hatten sie beide kaum zwei zivilisierte Worte miteinander gesprochen. Er hatte sie gemieden, um sie aus seinen Leben zu streichen, entschlossen den Schmerz zu lindern, indem er sich von ihr distanzierte, bevor sie ihn verließ. Doch jetzt, wo er hier in der Dunkelheit saß, erkannte er den Wahnsinn seines Plans. Seine Gefühle für sie waren keineswegs weniger geworden, sie waren sogar noch stärker, wenn das überhaupt noch möglich war. Sam erlitt die größte Qual, die er sich nur vorstellen konnte; sein eigener Schmerz war nichts dagegen. Was sie ertragen musste, gefangen zusammen mit diesem Monster in ihrem eigenen Körper, nicht in der Lage zu sprechen, sich zu bewegen oder zu lächeln. Es war wie der lebende Tod. Dieser Gedanke ließ seinen Magen umdrehen.

Er zwang seine Gedanken in eine andere Richtung und richtete seinen Blick zurück auf die Kette in seinen Händen und die Erinnerungen, die er immer damit verbinden würde. Diese Nacht. Diese wundervolle, dumme, perfekte Nacht. Er wusste jetzt, dass sie ein Fehler war – wem hatte er eigentlich was vorgemacht? Er hatte schon *damals* gewusst, dass es ein Fehler war, aber das hatte ihn nicht aufgehalten. Und er war froh. Was auch immer jetzt passieren mochte, er war froh, dass er ihr die wahre Tiefe seiner Gefühle zeigen konnte.

In diesem Moment murmelte Daniel etwas, etwas Unverständliches, geprägt vom Schlaf. Und das Geräusch zog Jacks Gedanken zurück zu seiner letzten wirklichen Unterhaltung mit Sam in dieser Nacht. Diese eine schreckliche Nacht, die so weit entfernt lag von dem letzten Mal, als sie sein Haus besucht hatte. Sie war angespannt gewesen und ihre Finger hatten nervös mit der Kette gespielt, als sie ihm versucht hatte zu erklären, warum sie gehen musste. Er hatte sich aufgeführt wie ein Idiot, sich geweigert zuzuhören, sich geweigert die Wahrheit zu akzeptieren, die von ihren Lippen gefallen waren. „Wir konnten noch nie damit umgehen“, hatte sie ihm gesagt und sie hatte recht gehabt, so wie sie es fast immer hatte. Sie hatten sich nie mit den Gefühlen auseinandergesetzt, die zwischen ihnen ungefragt gewachsen waren; sie hatten sie ignoriert, unterdrückt, verdrängt oder glattweg geleugnet. Und am Ende hatten ihre Gefühle ihren Verstand überholt und die Sache selbst in die Hand genommen – und sie hatten es zugelassen. Sie waren einfach nur zurückgetreten, zu müde, um noch länger dagegen anzukämpfen und hatten es sich erlaubt von der Intensität ihres Verlangens zusammen zu sein davon zu driften. Seit diesem Moment, in dem er dazu gezwungen gewesen war, ihr zu beichten, wie wichtig Sam Carter für ihn geworden war, war da diese erschreckende und hilflose Unvermeidlichkeit zwischen ihnen gewesen. Plötzlich knurrte er in die Dunkelheit: „Gottverdammte Armbänder. Gottverdammte Tok’ra.“

Er seufzte und fuhr mit einer Hand zu seinem Gesicht. Bei der Bewegung musste er leicht nach Luft schnappen. Er hatte keine Ahnung, welchen Schaden so ein Goa’uld-Handgerät anrichtete, aber es tat verdammt weh. Überall. 'Und das alles nur, um die Tok’ra zu schützen’, dachte er verbittert. 'Ich hoffe nur, dass sie es auch wert sind.’

„O’Neill.“ Es war Teal’c und seine Stimme erschrak ihn, als sie wie aus dem Nirgendwo kam.

Er versuchte sich wieder zu beruhigen. „Was?“

„Sie kommen.“

Mist. Er spürte einen Knoten in seinem Bauch, als seine Ohren den Geräuschen der Fußschritte lauschten, die sich ihrer Zelle näherten. Trotz des Schmerzes, der durch ihn fuhr, zwang sich Jack auf seine Füße. Er hatte immer noch etwas Stolz übrig.

Alarmiert blinzelnd setzte sich Daniel auf. „Sie kommen zurück?“, fragte er flüsternd und schaute mit solch einer Panik zu Jack auf, dass dieser dem Blick nicht standhalten konnte. Er hatte schon genug Probleme damit mit seiner eigenen aufsteigenden Panik zu kämpfen, da brauchte er nicht noch Daniels Mitleid.

Die Tür wurde aufgestoßen und ein Jaffa erschien, er sah sich schnell in der Zelle um. Als sein Blick auf Jack ruhte, hob er seine Hand und deutet auf ihn. „Du“, sagte er mit einem schweren Akzent. „Komm.“

„Oder was?“, fragte Jack und zwang eine Spur von Tapferkeit in seine Stimme, in der Hoffnung, dass es die Angst, die seine Beine erstarren ließ, vertrieb.

Der Jaffa richtete seine Stabwaffe mit einem geschwungenen Handgriff auf Daniel. „Oder er stirbt“, sagte er.

Jack zog eine Augenbraue hoch und zwang seine Beine dazu sich zu bewegen. „Okay“, sagte er und stopfte Sams Kette zurück in seine Tasche; er wollte sie nicht verlieren, weil er noch immer vorhatte, sie ihr zurückzugeben. Eines Tages. Als er in Reichweite des Jaffas kam, schubste ihn der Soldat nach vorne und durch den Flur. Mit einem gezwungenen Lächeln schaute er über seine Schulter zurück zu Daniel und Teal’c; es war nicht viel. Aber dann sprang Daniel auf seine Füße. „Vergiss nicht, Sam ist noch dort drinnen, Jack! Sie ist auch am Kämpfen!“

Er klammerte sich an diese Worte, als er durch die dunklen Korridore stolperte, auf den Weg zu seiner Folter und hielt sie wie ein Schild schützend vor seinen Körper. Sam war noch dort drinnen, sie kämpfte mit ihm an seiner Seite, wie sie es schon so oft getan hatte; er würde sie nicht in Stich lassen, er würde nicht nachgeben, solange sie noch kämpfte. Und dann berührte ein echtes Lächeln seine Lippen, als ihr Gesicht vor seinen Augen auftauchte. Nicht die grausamen und verärgerten Züge von Hakraa, sondern Sam mit ihrem Bereit–für–alles-Lächeln. Sie war noch immer am Kämpfen! Sie waren noch immer zusammen, sie hielten noch immer die Front und kämpften den Kampf. So, wie sie es immer getan hatten. Sein Lächeln wurde noch breiter, als er sich diesen Gedanken in sein Herzen einschloss, wo er hell gegen die Dunkelheit brannte, die ihn umgab.



*******************



In dem Moment, in dem Jack stolpernd in den Raum gestoßen wurde, bemerkte sie, dass sich etwas an ihm verändert hatte. Er sah noch immer angeschlagen und geplagt von Schmerzen aus, tiefe Augenringe zeichneten sich auf seinem Gesicht ab und sein Haar war noch immer durcheinander, aber seine Lippen waren zu einem leichten Lächeln verzogen. Und als der Jaffa den Raum verließ, schaute er sie direkt an. Zum ersten Mal seit drei Tagen hatte er seine dunklen Augen zu ihren aufgerichtet. „Carter, sag ihr nichts. Das ist ein Befehl.“

Sie war wie betäubt. Und dann erleichtert und überglücklich, alles auf einmal. Er wusste es! Er wusste, dass sie noch hier drinnen war, er verstand, was hier vor sich ging. Sie grinste. Sie grinste wahrhaftig, und wie Jack seine Augen aufriss, musste dieser Ausdruck auf ihrem Gesicht zu sehen gewesen sein. Wörter stolperten in ihrem Kopf übereinander, aber bevor sie auch nur eine Silbe über die Lippen bringen konnte, schlug Hakraa sie hart zurück.

'Du weißt, wo dein Platz ist!’, zischte sie stumm.

'Mein *Platz*’, schoss sie zurück, 'ist genau hier.’ Als sie sprach, konnte Sam eine neue Welle des Schmerzes spüren. Sie fühlte es wie eine Erinnerung an einen Schmerz und sie wusste, dass dies das Leiden des Symbionten war. Ihr Körper stieß es ab, benutzte jedes Werkzeug, welches es finden konnte, um den Eindringling zu bekämpfen. 'Du verlierst’, stichelte sie schweigend.

Hakraa ignorierte sie und ging auf Jack zu, der sie mit einer Vorsicht beobachtete, die schon fast an echter Angst grenzte. Sie hob ihre Hand und er zuckte zusammen, auf den Angriff wartend. Sam wurde von diesem Anblick zurückgestoßen und wünschte sich nur, dass sie ihren Blick abwenden konnte. Aber das Handgerät wurde nicht aktiviert. Stattdessen fühlte Sam, wie Finger, die einst ihr gehört hatten, über Jacks Kinn strichen. „Jack“, hauchte Hakraa sanft und leise. „Warum bist du nur so unkooperativ?“

„Schlangen bringen meinen dickköpfigen Charakter zum Vorschein.“

„Vielleicht sollte ich dann eine alternative Methode der Überzeugung versuchen?“, schlug Hakraa vor, ihre Finger spielten jetzt mit seinen Haaren. Sam erschauderte bei dem Gefühl, halb froh, dass sie ihm so nahe war, halb angeekelt, dass es nicht sie, sondern Hakraa war, die sein Gesicht streichelte. „Würdest du das mögen?“

Jack antwortete nicht, seine Miene so hart wie Stein.

„Sag mir, Samantha“, sagte Hakraa schließlich, als sie noch näher auf ihn zuging. „Genießt du es auch?“ Jack wich zurück, aber die Wand hinter ihm blockierte seine Flucht.

'Fahr zur Hölle!’, spuckte Sam stumm und versuchte sich nicht davon ablenken zu lassen, dass sie Jack schweren Atem gegen ihr Gesicht spüren konnte – was einst mal ihr Gesicht gewesen war. Sein gesamter Körper war erstarrt vor Spannung, als Hakraa damit fort fuhr seine Schläfen zu berühren. Und dann hob sie ihre andere Hand, schlang ihre Arme um seinen Nacken und brachte ihr Lippen an seine. Oh Gott, es war pure Folter. Das letzte Mal, als sie sich so nahe waren… Ihr Herz zerbrach fast unter dem Schmerz an die Erinnerungen. Sie hatte immer gehofft, dass eines Tages, wenn sich die Dinge wieder geändert hatten, sie dann diese Nacht wieder einfangen könnten. Aber nicht so, nicht durch diese Parodie der Zuneigung. Es machte sie ganz krank. Ein Geräusch kam von Jacks Lippen, würgend und verzweifelt, als er sie mit aufgerissenen Augen anstarrte. Und dann mit einem unverständlichen Schrei stieß er sie gewaltsam von sich weg, sodass sie nach hinten stolperte.

„Lass mich in Ruhe!“, zischte er und starrte sie an, als er nach Luft schnappte.

Sam spürte die Wut, die durchs Hakraas Geist schoss, als sie ihr Gleichgewicht wiedererlangte und ihr Mut sank bei den mörderischen Gedanken, die der Goa’uld durch ihren Körper sendete. Rücksichtslos schritt Hakraa auf Jack zu, angespannt bis zum äußersten. Ohne zum Stehen zu kommen, holte sie mit ihrer Faust aus und verpasste Jack einen Kinnhaken. Die Wucht hinter dem Schlag ließ Jacks Kopf zurück gegen die Steinwand prallen. Seine Knie wackelten und er ging zu Boden, eine zitternde Hand fuhr zu seiner blutenden Lippe.

„Fass mich nie wieder an“, sagte Hakraa und sprach zur Abwechslung mal mit ihrer eigenen Stimme. Aber ihre Wut war nur von kurzer Dauer und schon bald von einem grausamen Verständnis ersetzt. Seit drei Tagen hatte Hakraa ihn nun schon gefoltert, ihn auf ein vor Schmerzen zitterndes Bündel reduziert, aber sie hatte eine größere Reaktion durch eine simple Berührung von ihm erhalten. Sam spürte, wie ihr Herz sank, als sie erkannte, dass Hakraa jetzt seine Schwäche gesehen hatte und diese Schwäche war sie selbst.

Als Jack sich langsam wieder auf die Füße drückte, blinzelte er ein paar Mal, um wieder Ordnung in seinen Kopf zu bekommen. Hakraa kam wieder näher auf ihm zu. Diesmal gab sie ihm nicht Möglichkeit sie wegzustoßen und griff nach seinen Handgelenken und presste sie mit aller Kraft über seinen Kopf an die Wand. „Willst du mich nicht, Jack?“, fragte sie ihn mit einem langsamen, kalten Lächeln.

Jack ignorierte ihre Worte und schloss seine Augen. „Carter“, flüsterte er. „Kämpf weiter. Wir werden das besiegen.”

'Ja, Sir!’, antwortete sie, obwohl sie wusste, dass sie ihn nicht hören konnte, aber es war ihr egal.

Hakraa stand jetzt so nahe an ihm, dass sich ihr ganzer Körper gegen seinen presste und Sam konnte seinen Ekel in seinen angespannten Muskeln spüren. Aber nicht einmal zuckte er zurück, er tat nicht mehr als zu blinzeln, als Hakraa ihre Lippen zu seinen hob; Sam konnte sein Blut auf ihren Lippen schmecken, als Hakraa seinen ausgetrockneten Mund küsste.

„War es schön für dich?“, fragte er bitter, als sie sich zurückzog.
Hakraa ignorierte ihn und wandte sich von ihm ab, um ein paar Schritte zurückzugehen, damit Sam seine Reaktion auf den Goa’uld sehen konnte. „Du liebst diese Frau – Samantha Carter?“

Nach einem langen Schweigen kam seine knappe Antwort. „Das geht dich gar nichts an.“

Sam lächelte in sich hinein. Gute Antwort, Jack.

„Ich kann ihr wehtun, weißt du.“

'Den Teufel kannst du!’, stritt sie ab.

„Carter kann sehr gut auf sich selbst aufpassen“, war Jacks Antwort. „Sieht ganz so aus, als ob sie da drinnen einen ziemlichen Kampf angestiftet hat – oder warum sollten wir wohl sonst diese Spielchen spielen?“Jack ignorierte ihre Worte und schloss seine Augen. „Carter“, flüsterte er. „Kämpf weiter. Wir werden das besiegen.”

'Ja, Sir!’, antwortete sie, obwohl sie wusste, dass sie ihn nicht hören konnte, aber es war ihr egal.

Hakraa stand jetzt so nahe an ihm, dass sich ihr ganzer Körper gegen seinen presste und Sam konnte seinen Ekel in seinen angespannten Muskeln spüren. Aber nicht einmal zuckte er zurück, er tat nicht mehr als zu blinzeln, als Hakraa ihre Lippen zu seinen hob; Sam konnte sein Blut auf ihren Lippen schmecken, als Hakraa seinen ausgetrockneten Mund küsste.

„War es schön für dich?“, fragte er bitter, als sie sich zurückzog.
Hakraa ignorierte ihn und wandte sich von ihm ab, um ein paar Schritte zurückzugehen, damit Sam seine Reaktion auf den Goa’uld sehen konnte. „Du liebst diese Frau – Samantha Carter?“

Nach einem langen Schweigen kam seine knappe Antwort. „Das geht dich gar nichts an.“

Sam lächelte in sich hinein. Gute Antwort, Jack.

„Ich kann ihr wehtun, weißt du.“

'Den Teufel kannst du!’, stritt sie ab.

„Carter kann sehr gut auf sich selbst aufpassen“, war Jacks Antwort. „Sieht ganz so aus, als ob sie da drinnen einen ziemlichen Kampf angestiftet hat – oder warum sollten wir wohl sonst diese Spielchen spielen?“

Hakraa starrte ihn an. Jack lehnte fast schon lässig gegen der Wand, aber Sam kannte ihn zu gut und sie bemerkte die Hand, die auf der Wand lag, um ihn aufrecht zu halten. „Du denkst, du kennst sie“, sagte Hakraa schließlich. „Nicht wahr? Du denkst, du kennst die Frau, die du liebst.“ Jack antwortete ihr nicht, aber Sam sah, wie sich seine Kiefermuskeln anspannten. „Dann lass mich dir mal ein paar Dinge über sie erzählen, die du noch nicht von ihr weißt.“

Ein krankes Gefühl von Unbehagen kroch in Sams Gedanken. ‚Was hast du vor?’, zischte sie.

'Es gibt schlimmere Wege als einen Mann mit Gewalt zu verletzten’, erinnerte Hakraa sie. 'Sag mir, was ich wissen muss und ich werde das hier beenden. Er wird nie deine Geheimnisse kennenlernen. Ich werde dich verlassen und gehen.’

Das überraschte sie; sie bot an zu verschwinden? Dann musste sie wirklich leiden, erkannte Sam. Etwas Optimismus leuchtete in ihr auf, aber ihre Antwort änderte sich nicht. 'Niemals.’

Hakraas Missfallen fuhr wie eine eisige Welle durch sie und Sam spürte, wie sich ihre Lippen zu einem grausamen Lächeln verzogen. „Hat sie dir jemals gesagt, dass sie froh ist, dass Charlie nicht mehr lebt?“, fragte Hakraa schließlich schon fast im Plauderton.

‚Was?!’ Sam Herz zog sich zusammen, als sie sah, wie ein kurzer Blitz von Schmerz über Jacks Gesicht huschte.

„Sie ist froh, dass er gestorben ist“, machte Hakraa weiter. „Weil du deshalb Sara verlassen hast – und deswegen kann sie dich jetzt haben. Wusstest du das?“

Jacks Kieferknochen arbeiteten und Sam konnte sehen, wie er mit sich kämpfte nicht zu antworten, aber am Ende konnte er es nicht mehr zurückhalten. „Scheißdreck“, sagte er schließlich.

„Wirklich?“, antwortete Hakraa. „Hat sie jemals mit dir darüber gesprochen?“

'Nein!’, protestierte Sam. 'Das ist was Persönliches.’

Jack antwortete nicht, sonder beobachtete sie nur mit Augen, die schon fast schwarz waren.

Hakraa änderte die Taktik. „Wusstest du, dass sie Angst hat, dass du sie mehr liebst, als sie dich? Dass sie Mitleid mit dir hat, wie du alleine immer älter wirst, und versucht vorzugeben, dass dein Leben nicht aus deinen Händen gleitet…“

Jack unterbrach sie mitten im Satz. „Das ist mir scheiß egal“, sagte er scharf. „Carter ist mein stellvertretender Offizier, was sie für mich empfindet, ist vollkommen irrelevant. Alles, was zählt, ist zu kämpfen. Und sie macht das verdammt gut.“ Er zog eine Augenbraue hoch. „Nicht wahr?“

Trotz der schrecklichen Lügen spürte Sam, wie sie grinsen musste, als sie den Frust des Goa’uld spürte. Jack gab nicht nach, er kaufte ihr nicht ein Stück davon ab. Genauso wenig wie sie. Jack musste es ebenfalls gespürt haben, denn plötzlich verzog sich seine blutende Lippe zu einem kleinen Lächeln. „Was willst du von mir? Willst du, dass ich ihr befehle dir von den Tok’ra zu erzählen?“ Sams inneres Lächeln wurde noch größer. „Nun, das werde ich nicht tun“, beendete er seinen Satz. „Das werde ich *niemals* tun. Niemals. Also, kannst du mich auch gleich töten, oder was zum Teufel du auch immer geplant hast, denn ich werde dir nicht dabei helfen Carter zum Reden zu bringen.“

Hakraa ging näher auf ihn zu, mit einem Lächeln auf ihren Lippen und mörderischen Absichten in ihrem Herzen. Sam wurde übel, als eine Welle von Panik durch ihren Kopf schoss. 'Tu es nicht!’, schrie sie plötzlich, verängstigt, dass es das jetzt gewesen war. Dass sie ihn jetzt an Ort und Stelle töten würde, vor ihren hilflosen Augen.

„Sag es mir“, sagte Hakraa mit hebender Hand. Sam spürte, wie Macht durch ihren Körper schoss, als das Handgerät zum Leben erwachte und Jack sich mit geschlossenen Augen gegen die Wand drückte.
„Erzähl ihr nichts“, sagte er mit einer Stimme, die davor zitterte seine Angst nicht zu zeigen. „Ein direkter Befehl, Major.“

Sie hatte ihn noch nie so verängstigt oder aufsässig gesehen. Seine Hände hatte er zu harten Fäusten an seiner Seite geballt, seine Atmung war stockend, kurz, als er auf den Schmerz wartete und dieser Anblick ließ Sams Herz fast überkochen vor Wut. 'Nicht’, warnte sie Hakraa, beeindruckt von der Macht ihrer Gedanken. 'Wenn du ihm noch einmal wehtun wirst, dann töte ich dich. Das ist ein Versprechen.’

„Ein edles Versprechen“, sagte Hakraa laut. „Der einzige Weg das hier zu beenden, ist mir zu sagen, was ich wissen will.“

'Niemals.’

Hakraa nickte. „Also gut“, sagte sie ruhig und der Energiestrahl schoss aus ihrer Hand. Jack rutschte augenblicklich auf seine Knie, als er gegen einen Schrei ankämpfte. Aber es dauerte nicht lange, bevor ein erstickender Schrei aus seinem Hals kam, seine Hände umklammerten hilflos seinen Kopf.

'NEIN!’, schrie Sam, als sie mit ansehen musste, wie er zusammenbrach und seine Laute hörte. 'Hör auf! Hör auf… bitte…’

„Sag es mir!“, drängte Hakraa und presste Jack weiter auf den Boden, als sie den Strahl, getrieben von ihrer Wut, nur noch verstärkte.

„Carter, nicht…“ Die Worte waren kaum ausgesprochen, fast nur ein Keuchen, aber Sam hörte sie so deutlich, als wären sie eine Kriegsglocke.

'Niemals’, sagte sie Hakraa unnachgiebig. Aber diesmal weigerte sie es dort enden zu lassen, stattdessen trat sie bewusst aus der sicheren Festung, die Jolinar gebaut hatte, heraus und schlug mit ihren Gedanken gegen die Goa’uld wild um sich. Vor ihr sah sie, wie ihre Hand zu zittern begann, als sie mit Hakraa um die Kontrolle kämpfte, aber der Goa’uld war zu stark, ihr Geist aber durch die Macht, die durch ihren Körper schoss nur noch verstärkt. Schnell folgte Sam diesen Strom zu ihrer Quelle. Und mit nichts weiter als purer Willenskraft, schaltete sie sie aus und das Handgerät verdunkelte sich augenblicklich. Jack schnappte zitternd nach Luft, als der Schmerz nachließ, er drückte sich auf seine Knie und Hände, aber weiter kam er nicht.

Hakraa hatte durch Sams plötzlichen Angriff das Gleichgewicht verloren, aber Sam jubelte. Jetzt verstand sie die Wahrheit. Dadurch, dass ihr Körper den Symbionten abstieß und Hakraa somit geschwächt wurde, war es jetzt ein Kampf mit denselben Kräften. Sie brauchte sich nicht länger hinter Jolinars Schutz zu verstecken, sie hatte die Macht ihren Körper und ihre Leben zurückzugewinnen.

'Ich habe dich gewarnt’, sagte sie kühl und spürte die Angst in Hakraa. 'Ich habe dir gesagt, du sollst verschwinden.’

'Noch hast du nicht gewonnen“, antwortete Hakraa ihr stumm. ‚Ich kann noch immer…’

„Kannst du?“, fragte Sam, die Freude endlich wieder ihre eigenen Worte auf ihren Lippen zu hören, machte sie fast schwindelig. Noch immer mit Hakraa um die Kontrolle kämpfend, hob sie die Hand vor ihr Gesicht und mit zitternden Fingern riss sie das Gerät von ihrer Hand.

Vor ihren Füßen auf dem Boden schaute Jack zu ihr aus. Seine Augen waren gefüllt mit Schmerz und sie wusste, dass er kaum bei Bewusstsein war, nur die feste Entschlossenheit nicht aufzugeben, hielt ihn von der Dunkelheit fern. Er blinzelte einmal, als er sah, wie das Handgerät auf den Boden fiel. „Carter?“ Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, aber es lag so viel Hoffnung darin, dass sich Sams Kehle zuschnürte.

Noch immer um ihren Körper kämpfend, fiel Sam auf ihre Knie. „Ja, Sir“, sagte sie mit einem Lächeln. „Ich bin’s.“

Er nickte nur, als ihn die letzte Farbe in seinem Gesicht verließ und nach vorne auf den Boden fiel. Sam fing ihn gerade noch auf, bevor sein Gesicht aufprallte, aber als sie ihn in ihren Armen herumdrehte, sodass sein Kopf in ihrem Schoß lag, hörte sie ein leises Murmeln. „Ich wusste, dass du gewinnen würdest, Sam. Ich wusste…“ Und dann übermannte ihn die Dunkelheit, schnitt ihm das Wort ab.


weiter: Kapitel 7
Kapitel 7 by Sally Reeve
Teil 7

Hunger und Durst führten langsam dazu, dass sich Daniel zwischen Übelkeit und Bewusstlosigkeit hin und her bewegte, als er in der kalten Zelle saß. Selbst Teal’c schien geschlagen zu sein, sein Kopf hing tief auf seiner Brust. Er saß nahe der Tür. Was für eine Hoffnung zu entkommen gab es schon? Sam war weg und Jack… Er erschauderte bei dem Gedanken an die markerschütternde Schreie, die durch das gesamte Gefängnis hallten. Doch noch schlimmer war die Stille, die danach folgte; genauso grausam und noch viel erschreckender in ihrer Bedeutung.

Er ließ seinen Kopf auf seine Knie sinken und seine Gedanken wanderten zu Sha’re und das eine Jahr, welches sie zusammen verbracht hatten. Als er seine Augen schloss, konnte er sich schon fast vorstellen aus dieser grausamen Gegenwart auszubrechen und zurück in die Sicherheit dieser goldenen Tage zu flüchten. Aber seine Flucht war nur von kurzer Dauer. Das Hallen von Metall und die schweren Fußschritte ließen ihn aufblicken, als er zu Teal’c hinüber schaute und sich ihre Blicke trafen.

„Sie kommen zurück“, sagte der Jaffa langsam.

Daniel schluckte. „Das ging schnell.“

Er zwang sich aufzustehen, doch er musste für einen Moment die Augen schließen, als ihm ein Schwindelgefühl überkam. Und als er sie wieder öffnete, sah er, wie die Tür aufgestoßen wurde. Ein Jaffa stand vor ihnen und über seinen Schultern hing Jacks schlaffer Körper. Daniels Herz wurde zu Eis – er war tot.

„Leg ihn hin“, befahl eine Stimme hinter dem Jaffa. Sams Stimme, belegt mit der Hochmütigkeit der Goa’uld.

Ergeben ließ der Jaffa Jack auf den Boden fallen und ließ Teal’c nur wenig Zeit ihm aufzufangen, damit sein Kopf nicht gegen den Stein schlug. Seine großen Finger betasteten Jacks Hals und Daniel hielt so lange seinen Atem an, bis Teal’c einmal nickte. „Er lebt“, murmelte er. „Gerade noch.“

Hakraa hob leicht ihren Rock an, um ihn nicht in den Dreck zu tauchen, als sie die Zelle betrat. Erhaben sah sie sich in den kleinen, stinkenden Raum um, bevor sie sich an den Jaffa wandte. „Deine Waffe – gib sie mir.“ Der Jaffa blinzelte, die Überraschung war selbst auf seinem teilnahmslosen Gesicht Beweis genug. Hakraa zog leicht ihre Augenbrauen hoch, als sie ihre Hand ausstreckte. Ergeben, aber mit einem misstrauischen Blick Richtung der Gefangenen, gab er ihr die Waffe. Daniel hielt erneut seinen Atem an. Würde sie sie selbst umbringen? Hatte sie von Sam das bekommen, was sie wollte? „Lasst uns allein“, befahl Hakraa.

„Meine Gebieterin…?“, begann der Jaffa, aber bevor er auch noch ein Wort sagen konnte, wirbelte Hakraa herum, das Gerät in ihrer Hand erwachte zum Leben.

„Ich werde dir erlauben zu leben“, sagte sie kalt. „Dieses eine Mal. Geh, bevor ich es mir anders überlege.“

Mit einer tiefen Verneigung, eilte der Jaffa davon, und als sie seine Fußschritte durch die Flure hallten, drehte sich Hakraa zu ihnen um. Sie sagte nichts, sondern beobachtete, ihr Blick starr auf Jacks blasses Gesicht gerichtet, bis die Fußschritte verstummt waren. Und dann schloss sie ihre Augen und fiel zurück gegen die Wand, als sich ihr Gesicht vor Schmerzen verzog.

Daniel runzelte die Stirn und warf Teal’c einen fragenden Blick zu. Aber der Jaffa schien genauso verwirrt zu sein. Nach einem Moment öffnete Hakraa ihre Augen. „Daniel, Teal’c, ich bin’s…Ich bin’s, Sam.“
Hoffnung keimte in Daniels Herzen auf, bis er Teal’cs leichtes Kopfschütteln sah. „Sie lügt“, sagte er kalt. „Der Goa’uld ist noch immer in ihr drin.“

„Ich lüge nicht!“, beharrte sie. „Ich.. agh!“ Plötzlich fiel sie vor Schmerzen nach vorne, die Stabwaffe glitt aus ihrer Hand, als sie nach ihrem Bauch griff.

Ohne zu zögern, schnappte sich Teal’c die Waffe und richtete sie auf Sam. Sie war auf ihre Knie gefallen und schaute zu ihm auf, als sie nach Luft schnappte. „Teal’c,“, zischte sie, „die Verschmelzung hat nicht funktioniert… Jolinar…“ Sie keuchte vor Schmerzen, ihre Augen weit aufgerissen. „Bitte, ich habe nicht viel Zeit… ich kann euch hier raus bringen…“

Jolinar. Daniel nickte. „Sie könnte die Wahrheit sagen“, flüsterte er. „Wenn wir recht damit hatten, dass Hakraa Jack gefoltert hat, um Sam dazu zu bringen, Jolinars Wissen zu offenbaren, dann kann es nur gewesen sein, weil die Verschmelzung nicht erfolgreich war… Sams Körper könnte den Goa’uld abstoßen – das könnte der Grund sein, warum sie solche Schmerzen hat.“

„Ist es“, sagte sie und kämpfte sich wieder auf ihre Füße, als der Schmerz etwas nachließ. „Sie ist noch immer hier drin, aber ich bin jetzt stärker.“ Sie lächelte schwach. „Mehr oder weniger. Aber wir haben nicht mehr viel Zeit. Ich kann euch zum Stargate bringen, aber wir müssen uns beeilen. Schon bald werde ich nicht mehr in der Lage sein…“ Sie keuchte erneut. „Verdammt“, flüsterte sie.

Und dann lächelte Daniel, Erleichterung und Freude überspielten seine Angst. „Sam“, hauchte er und ging auf sie zu. „Wir dachten, wir hätten dich verloren.“

Sie nickte leicht. „Noch nicht“, murmelte sie und berührte leicht seinen Arm. „Kommt, lasst uns gehen.“

Zwischen ihnen zogen Daniel und Teal’c O’Neill auf die Füße. Zuerst rollte sein Kopf warnend zur Seite, aber die Bewegung schien ihn geweckt zu haben, denn er öffnete leicht seine Augen. Aber als er Sam sah, zuckte er zurück, ein ängstliches Stöhnen entwich seinen Lippen. „Schon okay“, versicherte ihm Daniel schnell. „Es ist Sam. Sie ist zurück.”

Sams Gesichtszüge verhärteten sich, als sie Jacks Reaktion sah. Aber schließlich nahm sie nur die Stabwaffe von Teal’c. „Wahrscheinlich ist es das Beste, wenn er sich nicht erinnert. Wir müssen eine Menge Leute täuschen, bevor wir zum Tor kommen.“ Sie lächelte Daniel dunkel an. „Versuch verängstigt auszusehen“, schlug sie vor.

Sein eigenes Lächeln war genauso dunkel. „Ich denke, das bekomme ich hin.“

Sie nickte einmal, wandte sich ab und führte sie aus der Zelle Richtung Heimat.



*******************



Jack befand sich in einer dunklen und nebligen Welt, irgendwo zwischen Bewusstsein und Vergessen, aber langsam nahm er Bewegungen war. Seine Arme schmerzten und er spürte Druck auf seinen Schultern. Er hing irgendwie halb in der Luft. Seine Augen flogen auf und durch die Bewegung des Bodens unter seinen Füßen, wusste er, dass ihn jemand zog. Aber er konnte das nicht wirklich einordnen; es war noch irgendwie alles zerstückelt, in keiner Reihenfolge und nichts ergab einen Sinn. Erinnerungen kamen und gingen, Gesichter, Gefühle, aber er konnte sie nicht verstehen. Er war durcheinander und orientierungslos.
Er hörte Worte vor sich und spürte, wie er langsamer wurde. Unter Schmerzen hob er langsam seinen Kopf. Er war vor einer Tür und Carter war da. Er lächelte fast. Carter. Sam Carter. Ja, er kannte sie. Mit müden Augen blinzelte er, drehte seinen Kopf und sah Daniel neben sich stehen, der auf Carters Rücken starrte. Mit seiner Zunge fuhr er über seine trockenen Lippen und schaffte es gerade ein heiseres Geräusch zustande zu bringen. „Was’s los…?“

Daniel senkte erschrocken seinen Kopf. „Shh, nicht jetzt.“

Er zwang sich zurück zu Carter zu sehen und Jack erkannte, dass sie mit jemandem stritt. Nein, nicht stritt, sondern befahl. „Stellst du mich infrage?“, wollte sie von einem großen Mann wissen, der vor ihr stand.

„Nein“, antwortete er hastig und beugte seinen Kopf. „Aber Lord Apophis besteht darauf, dich jetzt zu sehen.“

Apophis. Jack spürte, wie Daniel sich anspannte und dieser Name jagte auch ihm einen kleinen Angstschauer den Rücken hinunter. Ja, da kamen Erinnerungen hoch. Und keine davon war gut.

„Lord Apophis kann warten“, entgegnete Carter. „Führ ihn in mein Gemach.“

Der Mann erbleichte. „Warten…?“, hauchte er.

„Tritt zur Seite“, sagte Sam und hob ihre Hand. Eine Schockwelle der Angst durchfuhr Jack, als er diese simple Geste sah, begleitet von einem Übelkeitsgefühl in seinem Bauch. Und die Erinnerungen schlugen auf ihn ein; nicht Carter, sondern Hakraa. Er presste seine Augenlider zusammen. Carter war verschwunden, sie war… Und dann tauchte eine andere Erinnerung auf, vage und verschwommen. Sie hielt seinen Kopf in ihrem Schoß, streichelte über sein Gesicht. „Ich bin’s.“ Ja, jetzt erinnerte er sich. Sie hatte gewonnen, sie hatte es besiegt. Sie hatte an der Front gekämpft, auch als diese so dünn war, dass ein Atemzug sie hätte zerstören können.

Das Zischen einer sich öffnenden Tür holte ihn zurück und er öffnete erneut seine Augen. Sam führte sie in einen großen, leeren Raum und in dessen Mitte stand das, wonach sich sein Herz gesehnt hatte. Ein Stargate. Sie brachte sie nach Hause. Hinter ihnen schlossen sich die Türen und dann drehte sie sich zu ihnen um. Sie war blass, ihre Augen weit aufgerissen und verrieten die Angst, die unter der Oberfläche schlummerte. „Daniel“, murmelte sie. „Wähl das Tor an. Schnell. Du hast nicht viel Zeit.”

Erst als Daniel ihn losließ, merkte Jack, dass er derjenige gewesen war, der in aufrecht gehalten hatte. Teal’c wollte Daniels Platz einnehmen, um ihn zu stützen, aber Jack schüttelte ihn ab. „Mir geht’s gut“, murmelte er, sogar als er zu taumeln begann.

Carters Augen schossen in seine Richtung, als er sprach und er konnte dort bodenlose Erleichterung erkennen. „Sir“, hauchte sie, als sie einen Schritt auf ihm zuging. „Danke Gott. Ich dachte…“ Sie biss sich auf die Lippe, nicht in der Lage den Gedanken zu Ende auszusprechen.

Er lächelte und streckte seine Hand nach ihrem Gesicht aus. „Sie haben gewonnen“, murmelte er.

Aber sie schüttelte nur den Kopf und ging einen Schritt zurück, aus seiner Reichweite. „Nicht ganz“, antwortete sie. Hinter ihr etablierte sich der Ereignishorizont und sie waren alle in bläuliches Licht getaucht. Sie schaute über ihre Schulter. „Geht. Sofort.”

Ihre Worte missverstehen, nahm Jack ihren Arm. „Komm“, sagte er und zog sie mit sich, aber sie befreite sich aus seinem Griff.

„Ich kann nicht.“

Er blinzelte. Auf den Stufen zum Stargate, rief Daniel nach ihnen. „Kommt schon! Worauf wartet ihr noch?“

Aber Jacks Blick verließ nie Sams Gesicht. Er konnte Trauer und Schmerz und eine unglaubliche Entschlossenheit sehen. „Hakraa ist noch immer in mir. So kann ich nicht zurückkehren. Ich würde euch alle in Gefahr bringen. Ich habe nicht die volle…“ Und dann taumelte sie nach vorne, vor Schmerzen gekrümmt. „Bitte“, keuchte sie. „Geht.“

„Ja, genau“, murmelte Jack und half ihr sich auf den Boden zu legen. Wenn er stärker gewesen wäre, dann hätte er sie in seine Arme genommen, aber im Moment musste er damit kämpfen sich selbst aufrecht zu halten. „Teal’c!“, rief er. „Komm her und…“ Aber sein Befehl wurde durch das Geräusch von Fußschritten auf der anderen Seite der Tür unterbrochen.

„Apophis!“, vermutete Daniel augenblicklich.

Mist. „Teal’c!“, schrie Jack. „Lass niemanden rein!“

Teal’c war schon an der Tür, bevor Jack überhaupt ausgesprochen hatte. Er griff sich die Stabwaffe, die Sam fallen gelassen hatte und schoss damit auf den Tormechanismus, damit es geschlossen blieb. Das verschaffte ihnen ein paar Minuten, nicht mehr.

Sam hustete, ihre Hände umpackten plötzlich ihren Hals, als sie zu würgen begann. Ein dünner Blutrinnsal floss über ihre Lippen, als sie keuchte, es tropfte ihr Kinn hinunter auf den Boden. Jacks Beine brachen praktisch unter ihnen zusammen, als er neben ihr auf die Knie ging. „Sam“, zischte er dringend. Er hielt ihre Schultern, aber war sich nicht sicher, was er tun sollte. Sie sah so aus, als ob sie sterben würde. „Daniel!“, schrie er und wusste nur, dass er sie durchs Stargate bringen musste.

Keine Sekunde später war Daniel an seiner Seite, aber Sam stieß seine Arme weg, als sie sich aufrichtete. Sie konnte nicht mehr sprechen, sie konnte kaum noch atmen, als sie würgte und keuchte. Und alles, was Jack tun konnte, war sie aufrecht zu halten, in der Hoffnung, dass sie so wenigstens etwas Luft bekam. „Komm schon, Sam“, murmelte er, als sie sich erneut würgend krümmte.

Und dann stieß sie ihn kraftvoll zur Seite und ihre Augen leuchteten auf. „Du wirst nicht…“ schnappte die Stimme des Goa’uld. Jack kroch von ihr weg und hinter sich hörte er, wie Teal’c seine Stabwaffe aktivierte. Und dann schrie sie, ein gurgelndes, beängstigendes Geräusch und fiel Luft schnappend auf ihre Knie. Noch während sich Jack zitternd aufrichtete, beobachtete er mit faszinierten Schrecken, wie etwas langsam aus ihrem Mund gekrochen kam.

Blutverschmiert fiel der Goa’uld auf den Boden und ließ Sam keuchend und mit weit aufgerissen Augen zurück, als sie sah, wie die Kreatur begann davon zu kriechen. Niemand rührte sich, bis Sam selbst auf ihre Füße sprang, Teal’c die Waffe aus der Hand riss und auf die Kreatur schoss. Es schrie, zuckte und lag dann leblos da.

Sams Augen waren verdunkelt mit Gewitterwolken als sie zwei Schritte auf die qualmenden Überreste von Hakraa zuging. „Ich habe dich gewarnt“, flüsterte sie mit kalter, wütender Stimme, bevor sie bewusst ihren Absatz in den Kopf der Kreatur stieß. Jack musste schwer schlucken, als er den Hass auf Sams Gesicht sah; das sah ihr gar nicht ähnlich.

Mit ihrem Handrücken wischte sie sich über ihre Lippen, um das Blut wegzuwischen und drehte sich zu ihnen um. „Lasst uns nach Hause gehen“, sagte sie dann mit einer heiseren Stimme. Jack nickte ihr nur zu, und als sie noch hinter sich die Schreie und Stabwaffeneinschläge hörten, ging SG-1 langsam aber bewusst zurück durch das Stargate.


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Kapitel 8 by Sally Reeve
Teil 8

Die zwei Akten, die Doktor Fraiser langsam die Flure entlang trug, waren beide schwer, gefüllt mit Notizen und einer wundersamen Flucht. Selbst die kleinsten Dinge, die hier aus dem Berg kommen würden, hätten die medizinischen Augen der Welt erstarren lassen. Bei dem Gedanken an die Artikel, die sie *niemals* veröffentlichen wird können, schüttelte sie nur den Kopf, als sie ihr Zielort erreichte. Sie klopfte knapp an die Tür.

„Herein“, ertönte die Stimme des Generals und sie öffnete die Tür.
Wie immer saß er hinter seinem Schreibtisch, und trotz der kleinen Sorgenfalte zwischen seinen Augen, hatte er immer ein freundliches Lächeln auf den Lippen. „Dr. Fraiser“, nickte er und stand leicht auf. „Danke, dass Sie die Zeit aufbringen konnten. Ich weiß, wie beschäftigt Sie sind.“

„Ja, Sir“, sagte sie und nahm auf dem Stuhl Platz und legte die schweren Akten auf die Kante des Schreibtisches.

Mit gefalteten Händen lehnte sich Hammond in seinen Stuhl zurück. „Also, wie geht’s ihnen?“

Es gab keine Frage, wen er mit *ihnen* gemeint hatte. Janet atmete tief ein, bevor sie ihm antwortete. „Physisch, Sir, wird’s ihnen gut gehen. Denke ich.“ Aufgrund ihrer Zurückhaltung zog der General eine Augenbraue hoch. „Major Carters Hals wurde verletzt, als der Goa’uld sie verlassen hatte, aber sonst gibt es keine andere Anzeichen von Verletzungen. Sie wird für ein paar Wochen Halsschmerzen haben, aber sonst wird es ihr gut gehen.“ Sie machte eine kurze Pause und überlegte sich, wie sie fortfahren sollte. „Bei Colonel O’Neill bin ich mir nicht so sicher. Er ist bei vollem Bewusstsein, aber er erlitt einen ziemlich großen neurologischen Schaden. Es sollte eigentlich verheilen, aber ich weiß nicht, ob es hundertprozentig sein und wie lange es dauern wird. Ich tippe auf ein paar Wochen, aber es könnte ein paar Monate vergehen, bevor er wieder einsatzbereit ist.“

Hammond nickte, seine scharfen Augen spießten sie fast auf. „So viel also zu ihren physischen Verletzungen“, sagte er. „Was ist mit dem Rest?“

„Ja“, seufzte Janet. „Na ja, da werden wir vielleicht ein paar Probleme haben, Sir. Gefühlsmäßig sind sie beide ziemlich… angeschlagen.“

Hammond runzelte die Stirn, sein Verstand als Soldat war nicht in der Lage die Feinheiten des menschlichen Herzen zu verstehen. Also erklärte Janet es ihm. „Der Colonel und Major stehen sich nahe, Sir“, sagte sie und weigerte sich mehr zu sagen als nötig. Sie wusste nicht genau wie nahe sich die beiden standen und sie wollte es auch nicht. Dieser speziellen Wurmdose wollte sie auf keinen Fall zu nahe kommen. „Die Tatsache, dass Major Carter diejenige war, die Colonel O’Neill gefoltert hat, macht es alles viel… komplizierter.“

Ein Blitz von Misstrauen huschte über das Gesicht des Generals, als er sich besorgt über seinen kahlen Kopf rieb. Aber er behielt es für sich und sagte schließlich: „Es war der Goa’uld, nicht Carter, die ihn gefoltert hat. Jack weiß das.“

„Ja“, stimmte ihm Janet leise zu. „Aber…“ Sie fuhr mit ihrer Zunge über ihre trockenen Lippen und hob ihren Blick. „Letzte Nacht gab es einen *Zwischenfall*, Sir. Ich gebe mir selbst die Schuld dafür.“

Sie konnte förmlich sehen, wie der General ein Seufzen unterdrückte. „Fahren Sie fort.“

„Es passierte kurz nach Mitternacht. Colonel O’Neill hatte einen Albtraum – vermutlich eine Art Rückblick. Was auch immer es war, es war sehr real.“ Sie fuhr sich mit einer Hand über ihren Rock, als sie sich mit Unbehagen an die Ereignisse erinnerte. „Er war ziemlich verzweifelt, schlug um sich und schrie im Schlaf auf. Ich bin so schnell ich konnte zu ihm, aber Major Carter, die in einem Bett neben ihm lag, war vor mir da. Unglücklicherweise.“

„Unglücklicherweise?“

Janet seufzte. „Ich glaube, dass der Colonel noch immer im Albtraum gefangen war und als er Sam sah…“ Sie schüttelte den Kopf und wünschte sich, dass sie nur eine Sekunde früher da gewesen wäre. „Sie hat versucht ihn zu beruhigen oder ihn zu wecken, aber sobald er sie sah, wurde er handgreiflich.“

Hammond blinzelte überrascht. „Er hat sie *geschlagen*?“

„Ja, Sir“, nickte sie. „Natürlich, sobald er wieder er selbst war, da hatte er sich schrecklich gefühlt. Aber Sam…“ Sie verstummte, aber sie brauchte auch nicht mehr zu sagen.

Der General fuhr sich mit einer müden Hand über sein Gesicht. „Wurde sie verletzt?“

„Ihr blaues Auge wird ziemlich beeindruckend sein“, seufzte sie. „Aber ich bezweifle, dass es das ist, was ihr am meisten wehtut. Sie trägt so viel Schuld auf ihren Schultern, dass sie kaum laufen kann.“

Ein Runzeln zeichnete sich auf der Stirn des Generals ab, als er sich vorlehnte. „Haben Sie irgendwelche Empfehlungen, Doktor?“

Sie hatte diese Frage bereits erwartet, aber trotzdem wusste sie noch immer nicht, was sie darauf antworten sollte. Nicht wirklich. „Ich habe Termine mit Psychiatern für sie beide vereinbart, aber ich weiß nicht, wie sehr das helfen wird. Das ist nicht gerade ein Buchproblem und Sie wissen ja, wie der Colonel zu irgendwelchen Sitzungen steht.“ Sie verstummte für einen Moment, als Hammond zustimmend nickte. „Sie müssen das zwischen sich ausmachen, Sir. Etwas anderes fällt mir nicht ein.“

Hammond nickte und senkte seinen Blick auf seine Hände, die gefaltet auf dem Tisch lagen. „Wie Sie bereits sagten, der Colonel und Major stehen sich nahe.“ Er schaute zu ihr auf. „Wird ihnen das helfen?“

Janet zuckte mit den Schultern, ihre Gedanken gingen zu dem Anblick zurück, wie Sam im Schneidersitz auf ihrem Bett saß, sich einen Eisbeutel auf ihre Auge drückte und O’Neill beobachtet hatte, so als ob sie ihn vor weiteren Albträumen beschützen könnte. „Wenn es jemand anderes wäre, Sir“, begann sie, „würde ich Nein sagen. Aber die beiden sind die unverwüstlichsten Menschen, die ich kenne…“

„Und die Loyalsten“, fügte Hammond leise hinzu.

Sie nickte. „Ja, Sir.“

„Brauchen sie irgendwas?“, fragte er, sein Bedürfnis zu helfen war mehr als deutlich.

„Zeit“, sagte sie. „Verdammt viel Zeit.“ Sie seufzte mit einem traurigen Kopfschütteln. „Zeit, die sie nicht haben werden, wenn Major Carter ins Pentagon versetzt wird.“

Der General fuhr mit einer Hand frustriert über seinen Kopf. „Verdammt, ich wünschte, wir würden sie nicht verlieren.“

Janet nickte nur. „Ja, Sir. Das tue ich auch.”



*******************



Als Daniel aus dem Fahrstuhl in Richtung Krankenstation ging, war der Stützpunkt schon ziemlich verlassen. Seine Schritte hallten laut in den ruhigen Korridoren. Es war ein Tag nach Weihnachten und das meiste Personal hatte Urlaub, alle Tätigkeiten waren über die Ferien auf ein Minimum beschränkt. Es verlieh diesem Ort irgendwie ein schauriges Gefühl der Trostlosigkeit und Daniel zuckte bei den Geräuschen einer zu laut zuknallenden Tür zusammen. Er legte einen Zahn zu, als er das Paket unter seinem Arm verlagerte und schließlich die Krankenstation betrat.

Die war ebenfalls zu verlassen, aber Janet war da, ihre Nase in einen ganzen Stapel von Akten vergraben und am anderen Ende des Raumes lag Jack noch immer in seinem Bett. „Hey“, sagte er leise, als er die Tür hinter sich schloss. „Frohe Weihnachten.“

Janet schaute mit einem Lächeln auf. „Ich habe nicht erwartetet, Sie heute zu sehen.“

Er zuckte mit den Schultern. „Zu Hause war es zu langweilig. Das Fernsehprogramm ist einfach schrecklich.“ Nach einer kurzen Pause nickte er in Jacks Richtung. „Wie geht’s ihm?“

„Ziemlich gut“, antwortete Janet. „Seine Reflexe sind noch immer etwas träge und er schläft noch viel, aber…“ Sie seufzte.

„Was?“ Daniels Herz sank; nicht noch mehr schlechte Nachrichten.

Janet lächelte nur. „Ihm ist ziemlich langweilig.“

Daniel nickte ernst, trotz des Lächelns, welches seine Lippen zierte. „Ouch“, sagte er mit aufrichtigem Mitleid. „Das tut mir leid.“

„Sagen Sie mir, dass Sie etwas mitgebracht haben, was ihn für fünf Minuten unterhält“, sagte sie mit einem Blick auf sein Paket.

Daniel fühlte sich jetzt schon schuldig, aber trotzdem nickte er. „Uhm, ja, das war der Gedanke.“ Er schaute rüber zu Jack. „Also, wie lange wird er noch hier sein?“

„Ich werde ihn wahrscheinlich in ein paar Tagen entlassen“, sagte sie und dann verdrehte sie mit einem reuevollen Lächeln die Augen. „Es sei denn, ihm wird es *zu* langweilig. In diesem Fall befreie ich mich schon morgen von ihm – zum Wohle für meiner geistige Gesundheit.“

Daniel grinste sie an. „Na dann sehe ich mal, ob ich ihn nicht eine Weile unterhalten kann.“

„Ich bin Ihnen auf ewig dankbar“, antwortete Janet, als sie sich wieder ihrer Arbeit widmete.

Jack sah so aus, als ob er schlafen würde, als Daniel an seinem Bett ankam, aber er war noch mindestens fünf Schritte von ihm entfernt, als sich ein Auge öffnete. „Fertig mit Janet über mich zu reden?“, fragte er.

„Sie hat mir gesagt, dass du eine Nervensäge bist“, antwortete Daniel, schnappte sich einen Stuhl und zog ihn an das Bett.

„Fraiser hat das gesagt?“

„Nicht mit so vielen Worten“, gab er zu und setzte sich. „Also, wie geht’s dir?“

Jack seufzte und setzte sich etwas auf. „Langweilig“, gab er zu. „Du?“

„Gut.“ Jack sagte nichts mehr und sie fielen in ein Schweigen, bis Daniel sich wieder an sein Paket erinnerte, welcher er noch in seinen Händen hielt. „Oh“, sagte er und hielt es ihm entgegen. „Frohe Weihnachten.“

Jack sah ehrlich überrascht aus. „Echt?“

„Ich dachte mir, dass du vielleicht 'ne Kleinigkeit gebrauchen kannst“, antwortete er. Und dann schaute er über seine Schulter zu Janet und flüsterte: „Sag ihr nur nicht, dass es von mir ist.“

Mit einem halb neugierigen Grinsen öffnete Jack das Paket und zog den Inhalt heraus. „Einhundert Papierflugzeuge“, las er und grinsend überflog er den Inhalt. „Cool.“

„Versuch nur nichts *Teures* zu treffen“, warnte Daniel ihn.

Jack lächelte nur. „Also, hattest du ein schönes Weihnachten?“

„Ja“, nickte er. „Bin zu ein paar Freunden gefahren. Etwas Ruhe, du weißt schon.“

Jacks Blick wanderte zu seinem Schoß, wo seine Finger mit dem Geschenkpapier spielten. „Hast du Carter gesehen?“, fragte er, als ob es vollkommen belanglos wäre. Aber die Art und Weise, wie er das Papier zu kleinen Spiralen drehte, verriet ihn.

Vorsichtig antwortete Daniel. „Ich war vor ein paar Tagen bei ihr. Ihr schien es ganz gut zu gehen… ihr, ah, ihr Hals tut noch weh, aber sonst schien sie ganz okay zu sein.“

Jack nickte und verdrehte noch immer das Papier. „Ist sie zu Mark gefahren?“, fragte er mit gesenktem Blick. „Über die Ferien?“

„Nein“, sagte Daniel langsam. „Ich glaube nicht.“

Jack sah mit einem Stirnrunzeln auf. „Sie war Weihnachten über allein?“

Daniel fühlte sich etwas in die Defensive gedrängt. „Ich habe sie eingeladen, aber sie sagte, dass sie etwas Zeit für sich haben wollte.“

„Oh“, nickte Jack und sein Stirnrunzeln vertiefte sich. „Nachdem sie dieses *Ding* in ihrem Kopf hatte, kann ich das schon irgendwo verstehen.“

„Ja“, antwortete Daniel und beobachtete Jacks Gesicht, um dort vielleicht etwas zu sehen, das ihm verriet, wie die Dinge zwischen ihnen standen. Aber sein Gesichtsausdruck war unlesbar. „War sie hier, um dich zu besuchen?“, fragte er nach einem Moment.

Jack schüttelte leicht den Kopf. „Nein“, murmelte er. „Nicht seit ich ihr…“ Er seufzte. „Du weißt schon.“

„Ihrem Auge geht es schon wieder viel besser“, versicherte Daniel ihm.

Mit einem Seufzen fuhr Jack eine Hand durch sein Haar. „Es ist nicht das Auge, um was ich mir Sorgen mache.“

„Nein, schätze mal nicht.“ Schweigen breitete sich erneut zwischen ihnen aus, als Daniel das traurige Spiel auf Jacks Gesicht sah. „Sie gibt dir nicht die Schuld oder so“, fügte er nach einer Weile hinzu. „Eigentlich schien sie sogar besorgt zu sein. Sie hat nach dir gefragt.“

Jack nickte nur, so als ob er nicht überrascht wäre. Daniel hatte dieselbe Resignation und Trauer in Sams Augen gesehen und er fragte sich zum hundertsten Male, was zwischen den beiden los war. Er wusste, dass es ihn nichts anging und er verspürte nicht das Verlangen herumzuschnüffeln, aber er wusste mit einer instinktiven Sicherheit, das es hinter Sams Entscheidung das SGC zu verlassen, stand. Und das, so erkannte er, *war* seine Sorge. Nach einer Weile beugte er sich weiter vor und senkte seine Stimme. „Jack, kann ich dich was fragen?“

Den Blick, den er bekam, war von Grund auf misstrauisch. „Über was?“

„Über Sam“, sagte er mit einem Blick auf seine Knie. „Darüber, warum sie geht.“

„Du weißt, warum sie geht“, sagte Jack schnell. „Neue Herausforderung, Beförderung. Mit den großen Jungs zu spielen.“

Daniel schüttelte nur den Kopf. „Das glaubst du doch gar nicht“, sagte er leise. „Wieso soll ich es dann?“ Jack antwortete ihm nicht, und als Daniel aufschaute, sah er, wie Jack das Buch durchblätterte, als wäre es das interessanteste Objekt auf der Welt. Aber Daniel wusste, dass er auf den Seiten nichts sah. Er überlegte kurz und entschied sich dann für eine andere Taktik. „Ich habe Angst, dass es etwas mit mir zutun hat“, sagte er, sein Blick auf Jack gerichtet, um so eine Antwort von ihm zu erhalten.

Leichte Neugier war alles, was er erreichte, aber immerhin löste sich sein Blick von dem Buch. „Wie das?“

„Wegen dem, was ich gesagt habe?“, erinnerte er ihn beschämt. Er erschauderte immer noch, wenn er sich an die Anschuldigung, die er ihnen an den Kopf geworfen hatte, dachte. „Diese Dinge, die ich über dich und Sam gesagt habe, dass ihr euch gegen mich und Teal’c verbünden würdet?“

„Oh“, sagte Jack. „Das.“

„Glaubst du, dass es das ist?“, fragte Daniel. „Hat sie sich deswegen entschieden zu gehen?“ Es schien zwar nicht wahrscheinlich zu sein und Sam hatte ihm mehrmals versichert, dass dies nicht der Grund war und doch hoffte er *etwas* von Jack zu erfahren.

Und er tat es. Starke Gefühle spielten auf Jacks Gesicht, als er mit einer Antwort kämpfte und Daniel erkannte Aufruhr hinter den sonst so dunklen und gut bewachten Augen. Letztendlich antwortete Jack ihm. „Ja, das ist es.“

Seine Offenheit war unerwartet und überraschend. Daniel biss sich auf die Lippe, er war sich nicht sicher, wie er mit dieser Offenheit seines Freundes umgehen sollte. Es war nicht die Antwort, die er erwartet hatte. Er runzelte leicht die Stirn. „Wirklich?“

Jack zuckte mit den Schultern. „Sie hatte Angst, dass du recht hattest.“

„Hatte sie?“ Okay, das war definitiv unerwartet. Jack sagte nichts weiter und beobachtete Daniel dabei, wie dieser ins Schwimmen geriet. „Aber…?“, begann er und überlegte es sich dann anders. „Es ist nur, dass Sam mir gesagt hat, dass da nichts zwischen euch beiden läuft, also habe ich…“

„Da ist auch nichts“, sagte Jack ihm ernst. „Ich schwöre es bei Gott, Daniel. Da ist nichts.“

„Warum denkt sie dann, dass ich vielleicht recht habe?“, bohrte er weiter.

Jack schien sich plötzlich ziemlich unwohl zu fühlen, seine Augenbrauen lagen über seinen Augen und sein Kinn angespannt. Daniel erwartete, dass es jeden Moment aus ihm heraus brach. Aber das tat es nicht. Stattdessen zu Daniels wachsender Überraschung schienen seine Gefühle ziemlich nahe an der Oberfläche zu schwimmen und er antwortete ihm mit einer Stimme, die kaum noch ein Flüstern war. „Ich denke, du weißt, was ich für sie empfinde.“

Oh. Daniel schluckte aufgrund der leisen Beichte. „Und deswegen geht sie?“, fragte er ruhig.

„Weil sie denkt, dass wir nicht damit umgehen können“, murmelte Jack. Und dann seufzte er. „Ich denke, dass sie unrecht hat, aber da gibt es nicht besonders viel, was ich dagegen tun kann.“

Daniel schloss für einen Moment seine Augen, plötzlich verstand er die Situation, in der sich seine Freunde befanden; zueinander hingezogen und nicht befugt ihren Gefühlen zu folgen, gefangen in ihren eigenen emotionalen Fegefeuer. Er konnte sich nur vorstellen, wie schwierig, wie einsam und wie schmerzhaft solch ein Ort sein musste. „Das tut mir leid“, seufzte er und fühlte sich wie ein Mistkerl, da er die ganze Sache nur noch verschlimmert hatte.

„Nicht deine Schuld“, sagte Jack mit freudiger Stimme, die Mauern fuhren wieder hoch.

Aber solange er noch die Chance hatte, bohrte Daniel weiter. „Ich habe aber auch nicht wirklich geholfen, oder?“, fragte er. „Die ganze 'Sam-und-Jack-Allianz’…?“ Er seufzte kopfschüttelnd. Was für ein Idiot er doch war!

Wie konnte er nur so blind gewesen sein, um nicht zu verstehen, was los war? Sie waren seine Freunde! Praktisch schon seine Familie. Und anstatt ihnen zu helfen, hatte er ihre größte Belastung wie ein trotziges Kind in ihr Gesicht geworfen.

Jacks Lippen verzogen sich zu einem grimmigen Lächeln. „Na ja, es half, um ein paar Dinge in das richtige Licht zu rücken.“

Frustriert nahm Daniel seine Brille ab. „Nein. Nein, das hat es nicht. Darum geht’s doch im Grunde!”

„Tut es das?“

Er beugte sich etwas weiter nach vorne. Die Welt hinter Jack begann, ohne seine Brille zu verschwinden, aber der Blick auf seinen Freund, war rasiermesserscharf. „Ich hatte es nicht so gemeint, Jack“, erklärte er. „Ich hatte es nie so gemeint. Ich war einfach nur *wütend*. Sehr wütend. Auf dich und auf Sam, dass sie auf deiner Seite war. Aber ich wollte nie damit sagen, dass ich nicht mit euch arbeiten kann. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, Sam nicht im Team zu haben!“

„Nein“, antwortete Jack flüsternd, „das kann ich auch nicht.“

Daniels Kopf fiel in seine Hände. „Das ist alles meine Schuld“, seufzte er. „Ich bin so ein Idiot!“

„Es ist von niemandem die Schuld“, sagte Jack ihm geschlagen und traurig. „Es ist einfach passiert. Hätte es nicht, ist es aber. Und das war’s.“

„Wir können es aber doch nicht dabei belassen“, sagte Daniel mit gedämpfter Stimme hinter seinen Händen.

Jack lachte leise und schnaubend auf. „Wir?“

Mit einem Stirnrunzeln sah Daniel auf. „Rede mit ihr“, sagte er. „Versuch ihre Meinung zu ändern. Sag ihr, dass ich ein Idiot war und dass…“

„Glaubst du, das habe ich nicht?“, fragte Jack. Und dann lächelte er leicht. „Und ich habe ihr gesagt, dass du noch etwas vollkommen Schlimmeres bist als bloß ein Idiot.“

Daniel starrte auf Jacks aufgebendes Gesicht, bevor er leise hinzufügte: „Dann gibt es nichts, was wir tun können?“

„Es ist ihr Leben, Daniel“, sagte Jack ruhig. „Ihre Entscheidung.“

Nach einem langen Schweigen sagte Daniel: „Du weißt schon, dass sie nicht gehen will.“

„Ja“, seufzte Jack. „Ich weiß.“ Daniels Kopf sank erneut in seine Hände und ein weiteres langes, unbehagliches Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus. Schließlich unterbrach Jack es, indem er auf Daniels Kopf tippte. „Hey“, sagte er mit gezwungenem Humor, „ich dachte du wärst hier, um mich aufzumuntern.“

Daniel lächelte leicht. „Entschuldige“, seufzte er und setzte sich mit einem langen Seufzen wieder auf. Er dachte für einen Moment nach. „Was machst du Silvester?“

Jacks Augen rollten Richtung Himmel. „Wahrscheinlich hier liegen. Warum?“

„Janet sagte, dass sie dich in ein paar Tagen entlassen will“, sagte er ihm. Und dann schielte er auf das Papierflugzeugbuch. „Vielleicht sogar schon früher.“

„Wirklich?“ Jacks Freude darüber war nicht zu übersehen.

Daniel nickte. „Ich veranstalte so ein Neujahrs-Ding“, sagte er. „Du könntest ja vorbeischauen.“

„Eine Party?“

„Ein Zusammensein“, verbesserte Daniel ihn. „Ein paar Leute, Trinken, Essen… nichts Wildes. Ich bin mir sicher, dass du es schaffen kannst.“

Jacks Augen verengten sich leicht. „Danke“, murmelte er. Und dann fragte er misstrauisch: „Wer kommt alles?“

Daniel legte einen vollkommen unschuldigen Blick auf. „Von den Leuten, die du kennst? Lass mich mal sehen… Teal’c, Janet, Simmons, Ferretti…“

„Carter?“

„Vielleicht“, stimmte er zu. „Ich habe sie noch nicht gefragt.“

„Hmm“, machte Jack und wandte sich mit einem grüblerischen Blick von ihm ab.

„Also, kommst du?“

„Ich denke drüber nach.“

„Großartig“, sagte Daniel, als er aufstand. „Fängt so gegen acht an. Bring eine Flasche mit.“


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Kapitel 9 by Sally Reeve
Teil 9

Die Korridore des SGC waren ruhig und leer; Sams Schritte echoten laut durch den Flur, als sie langsam und gedankenverloren einen Schritt vor den anderen setzte. Es war Silvester und der größte Teil ihrer Kollegen waren bei ihren Familien und Freunden.

Sam war allein. Nicht, dass ihr das besonders viel ausmachte; nach Hakraa genoss sie regelrecht die Stille in ihrem Kopf. Die stille Leere schien auf ergreifende Weise vollkommen angemessen zu sein, als sie ihre einsame Abschiedstour durch den Stützpunkt machte. Ihre Finger fuhren an der Wand entlang, jeder Raum, an dem sie vorbeikam, schien Erinnerungen zu bergen. Die Cafeteria, nachts geschlossen, und sie dachte an die Hunderte Male, in denen sich Daniel über den Kaffee beschwerte oder wie sie O’Neill dabei beobachtet hatte, wie er in nur fünf Minuten eine ganze Schüssel Fruit Loops verschlang. Als sie an Daniels Büro vorbeikam, rüttelte sie die Türklinke, aber es war verschlossen. Also konnte sie nur durch das kleine Fenster auf sein planloses, aber genausten archiviertes Durcheinander von Artefakten schielen. Mit jedem einzelnen Stück konnte sie noch ihre jeweilige Mission in Verbindung bringen.

Und dann kam ihr Labor. Sie ging dran vorbei, aber nicht hinein. Es war so oder so schon ausgeräumt, all ihre persönlichen Wertgegenstände lagen schon in einer Box, bereit nach D.C gebracht zu werden. Und als sie an ihr Labor dachte, jetzt leer, aber gefüllt mit all den Geistern der Vergangenheit, zog sich ihr Herz schmerzvoll zusammen und sie fragte sich zum tausendsten Male, warum sie ging.

Aber dann erinnerte sie sich an Jack, wie er durch ihre eigene Hand gefoltert wurde und ihre Entschlossenheit kehrte zurück. Ihre Gefühle zueinander hatten sie verletzbar gemacht, hatten das ganze Team verletzbar gemacht und das war etwas, was sie nicht akzeptieren konnte. Die Pflicht stand an erster Stelle; sie stand immer an erster Stelle.

Sie war schon eine ganze Weile umhergestreift, als ihre Füße sie unweigerlich zum Herzen der Einrichtung brachten; das Stargate. Als sie ihre Karte durch den Schlitz fuhr und die Tür sich öffnete, wurde ihr Herzschlag von dem Anblick vor ihr vollkommen aus dem Konzept geworfen. Es war so Ehrfurcht erregend wie eh und je, jetzt in Dunkelheit und Stille getaucht. Das einzige Licht kam vom Kontrollraum, wo eine einzige Wache saß und ein ständiges Auge auf ihren Weg zu den Sternen richtete.

Tief einatmend betrat Sam den Raum und ließ die Tür hinter sich ins Schloss zischen. Ihre Schritte hallten laut, als sie langsam die Rampe hinaufging, ihr Blick auf das gerichtet, bis sie nahe genug war, um das Naquadah zu berühren. Es war kalt und glatt, als ihre Finger über eines der Chevrons fuhr. Sam seufzte und erkannte, dass das hier für mehr als drei Jahre der Mittelpunkt ihres Lebens war und sie fragte sich, wie sie nur ohne das hier leben sollte.

„Immer noch ziemlich atemberaubend, hm?“

Sie erstarrte bei den leisen Worten, aber lächelte, als sie die Stimme erkannte. „Ja, das ist es“, seufzte sie. „Ich werde es vermissen.“

Hinter ihr erklangen langsame Schritte auf der Rampe, als sich Jack neben sie stellte. „Es wird *Sie* vermissen“, sagte er und brachte sie zum Lächeln. „Das werden wir alle.“

Sie drehte sich zu ihm um und dieses eine Mal machte er nicht mal den Versuch seine Gefühle zu verstecken; in seinen Augen spiegelte sich Trauer wieder. „Ich weiß“, flüsterte sie. „Es tut mir leid.“

Jack zuckte nur mit den Schultern, seine Hände tief in den Taschen vergraben. „Ich glaube nicht, dass ich jemals in der Lage sein werde, da durchzugehen und nicht an Sie zu denken, Sam“, flüsterte er mit einem melancholischen Lächeln. „Erinnern Sie sich noch an unser erstes Mal?“

„Durch das Tor?“

Ihre Blicke trafen sich und sie teilten sich ein schiefes Lächeln. „Ja“, verdeutlichte er, „durch das Tor. Erinnern Sie sich?“

Sam nickte. „Ich erinnere mich, dass Sie mich geschubst haben“, sagte sie ihm.

„Ich kann mich an Ihr Gesicht erinnern“, antwortete er. „Sie waren so… aufgeregt. So mit dem Herzen dabei.“

„Hatte wohl nicht viel zu meiner Glaubwürdigkeit beigetragen, hm?“

Er schüttelte den Kopf. „Ich war eifersüchtig“, gab er zu und überraschte sie mit dieser Antwort. „Ich habe mich neben Ihnen viel zu alt und zynisch gefühlt.“

Sam lachte leise. „Wirklich?“, fragte sie. „Wissen Sie, wie ich mich gefühlt habe?“ Jack antwortete nicht, sondern forderte sie mit einer hochgezogenen Augenbraue auf weiter zu sprechen. „Verdammt eingeschüchtert!“, beichtete sie. „Ich war so entschlossen Sie nicht zu enttäuschen, Ihnen keinen Grund zu geben, mich aus diesem Programm zu werfen…“ Ihr Lachen wurde lauter. „Ich musste verdammt nervig gewesen sein.“

„Ich dachte, Sie waren einfach nur hinreißend“, sagte er. Die Ehrlichkeit in seiner Stimme zog ihren Blick zurück zu ihm und er lächelte. „Tue ich immer noch.“ Jacks Gesicht lag halb im Schatten vom Licht des Kontrollraumes, aber sie konnte noch immer die Wärme in seinen dunklen Augen sehen. Sein Blick war sanft, keine Spur von Verbitterung zu sehen, die sie die letzten Wochen permanent auf seinem Gesicht gesehen hatte. Als er sie jetzt anlächelte, sah sie nichts weiter als Zuneigung, auch wenn sie bedeckt war mit Traurigkeit. Aber keine Schuldzuweisung. Als sich sein Blick langsam in ihren verlor, seufzte er lang und langsam, seine Lippen verzogen sich zu einem resignierten Lächeln. „Ich habe etwas, was Ihnen gehört.“

Sam runzelte leicht die Stirn. „Haben Sie?“

Er griff nach ihrer Hand und selbst diese simple Berührung sprühte eine Hitzewelle durch sie, die so vorsichtig in ihrem Herzen verschlossen hielt. Während sie versuchte dieses Gefühl zu ignorieren, beobachtete sie ihn dabei, wie er ihre Handfläche nach oben drehte und etwas darauf fallen ließ. „Nehmen Sie es mit“, flüsterte er, als er ihre Finger darum schloss und seine eigene Hand über ihre legte, so als ob er sich weigern würde sie gehen zu lassen.

Aber seine Berührung war nur kurzfristig, bevor er sie losließ. Als Sam hinunter auf ihre Hand schaute, begann ihr Herz zu flattern. Dort lag die Kette, die er ihr einst geschenkt hatte. Ein breites Lächeln teilte ihr Gesicht. „Sie haben sie gefunden!“, hauchte sie, als sie es zwischen ihren Fingern hochhielt und das Licht auf der Kette glitzerte.

„Na ja, im Grunde hat sie Daniel gefunden“, gab Jack zu. „Aber ich habe sie wieder repariert.“

Sie lächelte, ein Finger fuhr über den Verschluss, als sie sich ihre Bedeutung erinnerte. „Liebe und Loyalität“, murmelte sie und wandte ihren Blick von der Kette zu seinem Gesicht. „Ich hatte Angst, dass ich es zerbrochen hatte – dass es nicht mehr zu reparieren war.“

Jack schüttelte den Kopf. „Es ist vollkommen unzerstörbar“, versicherte er ihr ernst. „Das verspreche ich. Lebensgarantie.“

Sam spürte die plötzlichen, unwillkommenen Tränen in ihren Augen und wandte sich von ihm ab zurück zum Stargate. Aber dieser Anblick half ihr auch nicht; das Tor repräsentierte alles, was sie zusammengebracht hatte und was sie auseinanderhielt. Aber nicht nur sie beide, erkannte sie, als sie aufschaute. Daniel, Teal’c und all ihre Freunde waren mit dem Stargate verbunden. Wie konnte sie das nur verlassen? Wie konnte sie so etwas Mächtigen, etwas so Wichtigen einfach ihren Rücken zukehren? Angst, die sie die letzten Wochen unterdrückt hatte, ließ ihr den Magen umdrehen, als sie die Wirklichkeit ihres Tuns erkannte und es traf sie mit einer unerwarteten Wucht. Sie lief davon! Sie wandte dem Stargate, dem Krieg mit den Goa’uld und den unglaublichen Abenteuern mit ihrem Team einfach den Rücken zu. Und warum? Weil sie die Grenze überschritten hatte und zu blind war die Konsequenzen zu erkennen.

Ihr Herzschlag wurde schneller, als Adrenalin durch ihren Körper schoss und sie wusste mit schmerzender Klarheit, dass sie nicht gehen konnte. Keine Herausforderung ein neues Stargate zu bauen, würde die alte Herausforderung überragen; keine Beförderung vom Pentagon konnte ihr dieselbe Befriedigung geben, als die mit ihren Freunden zusammenzuarbeiten. Die Erkenntnis durchfuhr sie wie Eiswasser und sie erschauderte, schloss ihre Finger um die Kette, als sie fest ihre Arme um sich schlang. Ihr Herz war hier, so sehr mit dem Tor verbunden, wie es bei Jack war. Sie konnte keinen von beiden verlassen. Und doch, wie konnte sie bleiben?

„Ich will nicht gehen“, flüsterte sie plötzlich und überraschte sich selbst damit.

Jacks Antwort kam fast augenblicklich. „Dann gehen Sie nicht“, sagte er. „Bleiben Sie hier, wo Sie hingehören.“

„Wie kann ich denn?“, seufzte sie. „Nichts hat sich zwischen uns geändert, Jack. Wir sind noch immer das schwache Glied im Team. Die ganze Hakraa-Sache hat es doch bewiesen.“

Er nahm sich einen Moment Zeit, um ihr zu antworten und während des Schweigens schaute sie zu ihm hinüber. Er sah mit einem Stirnrunzeln hinunter auf seine Stiefel, stieß mit seinen Zehen gedankenverloren leicht gegen das Tor. „Hat es das, Carter?“, fragte er schließlich. „Ich bin mir da nicht so sicher.“ Sam war überrascht von seiner Sicherheit in seine Stimme, aber sie antwortete ihm nicht. „Hakraa hat uns durch die Hölle geschickt. Mehr oder weniger.“

„Mehr als weniger“, stimmte sie ihm grimmig zu.

Er sah dann mit voller Mitgefühl zu ihr auf und sie wusste, dass er verstand, wie schwer es für sie gewesen sein musste; sie lächelte. Aber Jacks Blick wandte sich erneut von ihr ab und er zog seine Augenbrauen zusammen, so als ob er überlegte, wie er sich erklären sollte. „Als Hakraa mit ihrem Handgerät beschäftigt war“, sagte er langsam, „wissen Sie, was mich da aufrecht gehalten hat?“ Sam schüttelte nur schweigend den Kopf. „Sie“, flüsterte er sie immer noch nicht ansehend. „Ich konnte Sie einfach nicht hängen lassen – ich wusste, dass Sie dort drinnen gekämpft haben und ich wusste, dass ich die Front halten musste.“

Sie zitterte, ihre Augen plötzlich gefüllt mit Tränen, als sie sich an die qualvollen Tage erinnerte, die sie geteilt hatten. „Ich auch“, flüsterte sie, fast keuchend. „Selbst als ich schon geglaubt habe, dass Sie sterben würden, konnte ich nicht nachgeben.“ Sie schnappte mit zitterndem Atem nach Luft und ließ die Luft langsam wieder raus. „Ich wollte nicht, dass meine Gefühle für Sie all das verrieten, für das wir gekämpft hatten.“

Nickend fuhr Jack mit einer Hand durch seine Haare. „Was ich hier versuche zu sagen, ist“, murmelte er, „wenn nicht Sie es gewesen wären – wenn es irgendjemand anders gewesen wäre – dann glaube ich nicht, dass ich es ausgehalten hätte.“

„Hätten Sie nicht?“ Seine Worte hatten sie überrumpelt; ihr Vertrauen in ihm hatte sie nicht aufgeben lassen!

Er schüttelte den Kopf. „Wenn ich nicht…“ Er verstummte, so, als ob er sich nicht sicher war, ob er das Richtige sagte.

„Wenn Sie was nicht?“, wollte sie wissen.

Er trat unter ihrem Blick von einem Bein aufs andere und senkte seinen Kopf. Seine Stirn verzog sich in Falten, als die Worte auf einmal aus ihm heraussprudelten. „Ich habe nur so lange ausgehalten, wie ich es getan habe, Sam, weil ich dich geliebt habe… dich immer noch liebe. Ich konnte nicht zulassen, dass sie das gegen dich verwendet.“

Sie starrte ihn einen Moment an, bevor sie ihre Augen schloss. Er hatte immer nur um diese Worte herumgetänzelt und diese plötzliche Offenheit ängstigte sie. Aber selbst, als er geredet hatte, erkannte sie, dass er das gesehen hatte, was sie nicht konnte. Die Nähe ihrer Beziehung hatte ihnen nichts als Stärke gegen Hakraa gebracht, auch als sie gesucht war, das gegen sie beide zu verwenden. Was Hakraa als menschliche Schwäche betrachtet hatte, war im Grunde stärker als alle Macht und Schrecken der Goa’uld zusammen. Dieser Gedanke beförderte Sams Herz Richtung Himmel und ihre Augen flogen auf, nur um zu sehen, wie Jack sie ernst beobachtete.

„Also, siehst du“, fuhr er leise fort, “, wir sind nicht das schwache Glied, Sam. Wir sind stärker. Was wir haben, macht uns stärker.“

„Ja“, stimmte sie ihm zu, nicht in der Lage das euphorische Lächeln aus ihrem Gesicht zu verbannen. „Ich denke, das ist wahr.“

Sein Grinsen spiegelte ihres wieder und impulsiv griff er nach ihrer Hand. „Dann bleibst du?“ Er stellte diese Frage so, als ob das Schicksal der Erde von ihrer Antwort abhängen würde.

Sam lachte fast auf, als sie an ihr jetzt leeres Haus dachte, ihr leeres Labor und ihren abgelaufenen Mietvertrag. „Ich weiß nicht, ob ich kann!“, erkannte sie plötzlich und schüttelte erstaunt ihren Kopf, als sie daran dachte, was sie im Begriff war zutun. „General Hammond würde…“

„Seinen rechten Arm hergeben, wenn er wüsste, dass Sie dadurch bleiben würden“, sagte Jack ihr ernst. „Und wenn wir schon dabei sind, ich würde es auch tun.“

„Das ist verrückt“, seufzte sie lächelnd.

„Nah“, sagte er. „Zu gehen, das war verrückt. Das hier ist… besser.”

In ihrem Herzen wusste sie, dass er recht hatte, aber Sams logischer Verstand konnte die andere, weniger genießbare Wahrheit nicht ignorieren. Sie zwang sich dazu, sich dem jetzt gegenüberzustellen. „Also, wo stehen wir? Wieder ganz am Anfang?“

„Da war es auch nicht so schlecht, oder?“

„Nicht schlecht“, gab sie zu, „aber sehr schwierig.“ Ihr Blick wanderte zu der einsamen Wache im Kontrollraum über ihnen, ein Symbol für alles, was zwischen ihnen stand. „Und sehr verführerisch.“

Jacks Blick folgte den ihren und seine Ausgelassenheit bekam einen Dämpfer, als die alte Realität zurückkehrte. „Ich schätze mal, dass wir wieder die Grenze halten, Carter.“

„Die zwischen der Erde und den Goa’uld?“

Er zuckte mit den Schultern. „Die gibt es natürlich auch“, stimmte er ihr zu, „aber ich habe eigentlich an die Grenze gedacht, die zwischen uns steht.“

„Oh“, flüsterte sie noch immer lächelnd. „Die.“ Sie atmete tief ein. „Das ist wohl die Gefährlichste von allen, nicht wahr, Sir?“

Er nickte. „Wir sollten eine Auszeichnung dafür bekommen.“

„Rosa Herzen?“

Jack lachte leicht. „Hört sich passend an.“

Tief einatmend und mit einer Hand, die durch ihre Haare fuhr, schüttelte Sam den Kopf. „Denken Sie, dass wir das können?“, fragte sie und seufzte. „Die Grenze bewahren, das Team zusammenhalten und den Planeten retten?“

Mit einem flüchtigen Blick Richtung Kontrollraum, nahm Jack ihre beiden Hände in seine. „Carter, wenn ich eines über Sie weiß, dann, dass es nichts gibt, was Sie *nicht* schaffen.“

Ihr Lächeln erstrahlte, aber sie schaute etwas unsicher weg. „Ich kann mich einfach nicht dazu bringen das SGC zu verlassen.“ Oder dich fügte sie stumm hinzu und sie fragte sich, ob er die Bedeutung verstanden hatte. Er hatte es. Und ihr einfaches Zugeständnis ließen ihn jegliche Worte vergessen. Aber schon bald erholte er sich davon und drückte leicht ihre Hand.

„Das werde ich Ihnen vergeben“, antwortete er mit einer Stimme, die vor Gefühlen nur so lebte. Sam lächelte auf in sein Gesicht und ihr Herz machte einen Sprung, als sie dort die euphorische Hitze in seinen Augen sah. Ein sanftes Ziehen an ihren Händen brachte sie näher zu ihm und mit einem Male konnte sie sich wieder auf der Grenze tanzen sehen. Die unschuldige Berührung einer Hand, schürte das Feuer, welches sie die Grenze so einfach überschreiten und erneut in seine Arme gleiten lassen könnte. Und sie wusste, dass sie das nicht zulassen durfte. Nicht schon wieder, nicht jetzt. Also zog sie mit aller Willenskraft ihre Hände aus seinen und stopfte sie sicher in ihre Taschen. Jacks ließ sie ohne Einwände los, auch wenn in seinen Augen die Enttäuschung nicht zu übersehen war und ein trauriges Lächeln seine Lippen zeichnete. „Das Leben wird hinter der Grenze ganz schön schwierig werden“, seufzte er leise.

Sie nickte nur. „Sie sind sich immer noch sicher, dass ich bleiben soll, Sir?“

„Mehr als alles andere, Carter“, versicherte er ihr mit einem Lächeln, das bis zu seinen Augen reichte und sie erleuchten ließen. „Mehr als alles andere.“

Als sie wieder spürte, wie sie unter seinen Blick fast dahin schmolz, räusperte sich Sam kurz. „Wir sollten vermutlich von hier verschwinden, Sir. Wir haben Lieutenant Madlanie für eine Nacht genug Futter für die Gerüchteküche gegeben.“

Jack wandte seinen Blick nur widerwillig von ihr ab und schielte hinauf zum Kontrollraum. „Wissen Sie, Carter“, sagte er langsam und schaute hinunter auf seine Uhr. „Es ist gerade mal zehn Uhr.“

Sam zuckte mit den Schultern. „Und?“

„Und Daniel *hat* uns zu seinem Silvester… Zusammensein eingeladen.“

Sie lächelte. „Denke, das hat er.“

„Sie werden sein Jahr über glücklich machen, wenn Sie ihm sagen, dass Sie bleiben“, sagte er, als sie gemeinsam die Rampe hinunter gingen.

„Welches?“, fragte sie. „Dieses oder das Nächste?“

Er lachte leicht. „Beide.“

„Sie wissen schon, dass es da nur so von Archäologen wimmelt, wird, nicht wahr, Sir?“, warnte sie ihn.

Jack zuckte nur mit den Schultern. „Sie werden der wichtigen Sache aber nicht im Weg stehen“, versicherte er ihr.

„Und die wäre?“

Er öffnete die Tür, und als sie an ihm vorbeiging, lehnte er sich zu ihrem Ohr hinunter. „Ich hatte irgendwie auf einen Kuss um Mitternacht gehofft. Für's Glück.“

Sein Atem kitzelte ihr Ohr und die Belustigung in seiner Stimme ließ sie lächeln. „Ist das denn angebracht, Sir?“

„Ist doch nichts dabei“, versicherte er ihr mit einem schnellen Grinsen. „Es ist eine Tradition.“

Sam nickte und fühlte sich seit langer Zeit wieder glücklich. „Dann denke ich, ist es okay – und wir können wahrscheinlich das Glück gebrauchen!“

Aber Jack schüttelte den Kopf, als sie beide zum Fahrstuhl schlenderten und er sie zärtlich anlächelte. „Ich habe Sie zurück in meinem Team, Carter“, sagte er sanft. „Das ist alles Glück, was ich brauche.“

THE END!


(Fortsetzung: „The End of the Line“)



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