In the Line of Duty: (1) Crossing the Line by Sally Reeve, Destiny
Summary: Eine Rettungsmission bringt Sam und Jack Probleme die dünne Grenze nicht zu überschreiten und ihre Freundschaft aufrecht zu erhalten.
Categories: Stargate SG-1 Characters: Jack O’Neill (SG-1), Multi-Chara, Samantha Carter (SG-1)
Genre: Action, Angst, General, Romance, UST
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 2 Completed: Ja Word count: 30163 Read: 7597 Published: 17.04.12 Updated: 17.04.12
Story Notes:


FanFiction by: Sally Reeve
Ãœbersetzt von: Destiny

Anmerkung der Autorin: Wieder einmal ein großes Danke an Marcy für den Beta und an Becci, die mich immer auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt hat! Hier gibt es nicht viel Action, aber trotzdem solltet ihr euch schon mal reichlich Popcorn und Schokolade zurechtlegen.

Anmerkung der Übersetzerin: Auch hier habe ich mich wieder dafür entschieden, dass sich Jack/Daniel und Daniel/Sam und Sam/Janet duzen. Es passt einfach besser in den Verlauf der Geschichte. Und jetzt wünsche ich euch viel Spaß


Spoilers: Anspielungen auf die Folgen “Gipfeltreffen” ("DivideandConquer") und „Kein Ende in Sicht“ ("WindowofOpportunity")

1. Kapitel 1 by Sally Reeve

2. Kapitel 2 by Sally Reeve

Kapitel 1 by Sally Reeve
In the Line of Duty:
1. Crossing the Line


Sam hatte ihre Augen geöffnet. Sie war hellwach und starrte mit schweren Herzen an die graue Decke ihres Quartiers. Heute würde ein schlechter Tag werden und sie wollte erst gar nicht damit anfangen. Nicht im Geringsten.

Bleep-bleep.

Ohne auch nur in die Richtung des Geräusches zu schauen, streckte sie ihre Hand aus und beförderte den Wecker zurück in den Schlummerzustand.

Sie hatte Zeit. Zehn weitere Minuten würden sie auch nicht umbringen. Ihr Blick glitt von der Decke zu dem hübschen Stapel von Umschlägen auf dem kleinen Tisch neben ihrem Bett. Es mussten insgesamt ungefähr fünf sein, jeder in einer anderen hellen Farbe und Größe. Als sie sich aufsetzte, seufzte sie schwer und legte ihr Kissen etwas höher, damit sie sich gegen das unbequeme Metallkopfende ihres Bettes lehnen konnte. Nur widerwillig nahm sie den ersten Umschlag und riss ihn auf

. Herzlichen Glückwunsch! Auf dem Deckblatt waren ein paar niedliche Hasen und über ihnen ein extragroßer Kuchen abgebildet. Als sie die Karte aufklappte, ließ sie das blumige Gedicht erschaudern. Aber dennoch lächelte sie, als sie die leicht verwackelte geschriebene Nachricht von ihrer Großtante Kathy las. Sie war schon fast neunzig. Schön, dass sie sich dran erinnert hatte, möge Gott mit ihr sein. Sie nahm sich den nächsten Umschlag. Darin befand sich eine selbstgemachte Karte von ihrem Bruder und seiner Familie. Ihr Lächeln auf den Lippen vergrößerte sich. Sie konnte einfach nicht glauben, wie schnell die Kinder wuchsen und sie hatte dieses schreckliche Gefühl, dass sie eines Tages mal bei ihnen vorbeischauen und dann zu einer Hochzeit von ihnen eingeladen sein würde. Natürlich noch vor ihrer eigenen, gar keine Zweifel. Sie widmete sich der nächsten Karte – sie war von Janet und dann zu ihrer Überraschung auch von General Hammond. Muss wohl die Idee seiner Sekretärin gewesen sein, überlegte sie.

Und dann nahm sie die letzte Karte. Die, vor die sie sich schon das ganze Jahr über gefürchtet hatte. Sie erkannte sie sofort anhand der Briefmarke aus Texas. Louise. Sie war von ihrem Zwilling. Nun ja, nicht direkt von ihrem Zwilling, aber sie waren auf der High School befreundet gewesen und hatten am selben Tag Geburtstag. Und auch noch all die Jahre danach schrieben sie sich eine Karte und einen Brief, um den jeweils anderen einen kurzen Bericht aus ihrem letzten Jahr zu erstatten. Schön, wirklich. Wenigstens war es das Mal. Sam hatte es genossen damals als eifrige Rekrutin diese Briefe zu schreiben. Sie hatte jede Herausforderung geschildert, all die Orte genannt, wo sie gewesen war. „Als ich in Saudi-Arabien war…“ oder „Ich habe den Ausflug nach Okinawa wirklich genossen.“

Aber mit den Jahren füllten sich Lou’s Berichte mit den Neuigkeiten ihrer Verlobung, ihrer Hochzeit und ihrer Hochzeitsreise, dann ihre Schwangerschaft und die Geburt ihres ersten Kindes und Sam fiel es immer schwerer die Briefe zu lesen und noch schwerer ihre eigenen Briefe zu schreiben.

Dieses Jahr schaffte sie es grade mal die Worte „Noch immer in der Air Force“ zu schreiben und hatte dann aufgegeben.

Mit einem Schuldgefühl berührte sie die Geburtstagskarte, da sie wusste, dass Lou keinen Brief haben würde, den sie lesen könnte. Aber was konnte sie auch schon schreiben? Über ihre Arbeit durfte sie nichts schreiben. Und als sie dort saß mit dem Kugelschreiber in der Hand und angestrengt überlegte, was sie ihr erzählen könnte, erkannte sie, dass es nichts anderes mehr in ihrem Leben gab. Nicht mal eine Sache.

Nichts.

Das war ein ganz schön deprimierender Gedanke und er schwebte wie ein Schatten über ihr.

Es war ja nicht so, dass sie unglücklich war. Sie hatte einen Job, von dem sie als Kind noch nicht einmal geträumt hatte. Sie erforschte die Galaxien, strapazierte ihre mentalen und physikalischen Erkenntnisse bis zum äußersten. Und sie hatte Freunde, wahre, zuverlässige Freunde, denen sie ihr Leben anvertraute. Und sie liebte sie. Sie liebte sie alle.

Aber sie wurde das Gefühl einfach nicht los, dass sie etwas vermisste. Sie wachte viel zu oft in ihrem engen Quartier auf als zu Hause. Und jedes Mal war sie allein. Schon seit über drei Jahren war sie jetzt Single. Langsam hatte sie das Gefühl, dass aus dieser anfänglichen Phase eine feste Gewohnheit wurde. Sam Carter. Single, Karrierefrau. Fast jeden, den sie 'außerhalb’ kannte – und zugegebener Maßen waren das nicht viele – waren sesshaft und wohnten in einem schönen Haus, mit einem Pool und Kindern und waren verheiratet. Nichts Besonderes, nur das Gewöhnliche. Und es war ja nicht so, als ob sie es nicht genießen würde, die Welt zu retten und andere Planeten zu erkunden, es war einfach nur so, dass sie sich manchmal wünschte, dass sie jemand hätte, der danach zu Hause auf sie warten würde.

Mit einem Seufzen konzentrierte sie sich wieder auf Lous Karte auf dem Tisch, die noch immer ungeöffnet war. Sie schwang ihre Beine aus dem Bett und zuckte kurz zusammen, als ihre nackten Füße den kalten Boden berührten. Auf ihrem Weg ins kleine Badezimmer schaltete sie den Wecker aus.

„Du willst einfach zu viel, Sam“, sagte sie sich selbst und seufzte, als das heiße Wasser den letzten Schlaf von ihr wusch. „Du hast ein tolles Leben! Jeder würde dich darum beneiden. Aber du kannst nicht alles haben.”

Sie war großartig darin sich selbst wieder zur Vernunft zu bringen. Eine Schande nur, dass sie so schlecht darin war, auch darauf zu hören. Ich kann nicht alles haben? Warum nicht? Warum konnte sie das nicht? Es war ja nicht so, als ob sie je zu viel verlangt hätte. Alles, was sie wollte, war eine Person – aus den sechs Milliarden auf diesem Planeten - eine Person, die zu ihr gehörte. War das wirklich zu viel verlangt? Nur eine Person. Im Grunde eine bestimmte Person. Einen bestimmten Colonel, der sie mit mehr als nur einem flüchtigen Blick zum Lächeln bringen konnte und der bereits viel zu viele Gedanken für sich vereinnahmt hatte.

Sie drehte das Wasser ab, trat aus der Dusche und begann sich abzutrocknen. Ihre Gedanken befanden sich jetzt wieder auf den unbarmherzigen Jack-Weg, von dem sie aus Erfahrung wusste, dass es sinnlos war, dort zu verweilen. Es war immer dasselbe – Ich liebe ihn, er liebt mich, wir werden diesbezüglich nichts unternehmen, also mach weiter. In ihrem Hinterkopf fragte sie sich, wie oft sie dieser Gedanke noch heimsuchen würde, bevor sie anfing daran zu glauben. Mach weiter, Sam. Es wird nicht passieren. Es kann nicht passieren. Aber dieses Wissen lag wie schweres Blei in ihrem Herzen und ein Teil von ihr weigerte sich dickköpfig daran zu glauben. 'Du weißt nie‘, flüsterte es ihr in der Dunkelheit der Nacht zu. 'Du weißt nie, was sich hinter der nächsten Ecke befinden wird.’

Aber sie wusste es. Im kalten Licht des Tages, da wusste sie genau, was sich hinter der nächsten Ecke befand – Vorschriften, der Krieg mit den Goa’uld, ihre Karriere und die Professionalität der beiden. Und seit dem Tag, an dem die unausgesprochene Wahrheit geäußert wurde, wurde es nur noch schlimmer.

Oh sicher, zuerst war es irgendwo lustig. Nach all der Zeit des Hoffens und des Vermutens hatte die plötzliche Sicherheit seiner Gefühle ein Lächeln auf ihre Lippen gezaubert und jeden Morgen eine gewisse Aufregung durch ihren Körper gejagt. Und jeder versteckte Blick, jede fast unbeabsichtigte Berührung ließ ihren Bauch mit einem Kribbeln erfüllen. Aber diese romantischen Gegebenheiten waren aufgrund des Wissens, dass es hoffnungslose Wünsche waren, schnell wieder abgeklungen, sogar gänzlich gestorben. Die Romantik, verstand sie, war genauso anfällig wie eine Treibhauspflanze. Sie brauchte ständige Verpflegung, um zu überleben. Aber unter der täglichen Schinderei des Verlangens nach dem Unmöglichen, der körperlichen Frustration und der erdrückenden Einsamkeit, starb die Romantik und hinterließ nur ein ermüdendes Verlangen nach etwas, was nie erfüllt werden würde. Es war kein Märchen. Sie war keine Prinzessin und es würde auch kein Happy End geben.

Sie schaute auf ihr Spiegelbild – kurze, nasse Haare standen durcheinander von ihren Kopf ab, leicht hohlwangig und kleine Fältchen unter ihren Augen. Lachfältchen oder Krähenfüße? In letzter Zeit hatte sie nicht grade viel gelacht… Vierunddreißig. Noch nicht über den Berg, aber schon ganz weit oben. Vierunddreißig und allein, verliebt in einen Mann, den sie nie haben wird können. Sie schüttelte ihren Kopf und verließ das Badezimmer. Wie bist du nur in dieses Schlamassel geraten, Carter? Und wie zum Teufel willst du da nur wieder herausfinden?



*******************



Jack saß auf seiner Bettkante und schaute tief in Gedanken versunken hinunter auf die kleine Schatulle in seiner Hand. Heute war Sams Geburtstag. Irgendwie hatte sich dieses Datum wie von selbst in sein Unterbewusstsein eingebrannt. Er hatte keine Ahnung, wann oder wo es passiert war, nur, dass er all die Jahre wusste, dass heute ihr Geburtstag war und sie heute vierunddreißig Jahre alt wurde. Ein leises Lachen entfloh seinen Lippen. Vierunddreißig. Das hörte sich noch so jung an. Sie hatte kaum die zwanzig hinter sich gelassen, so voller Leben, noch eine ganze Zukunft lag vor ihr. Gott, er liebte sie. Verboten sprang dieser Gedanke in seinen Kopf und er schob ihn zur Seite. 'Wird nicht passieren, Jack, lass es endlich los.’

Sie ist eine Freundin, eine Kollegin. Mehr darf sie nicht sein. Nie.

Was seine Aufmerksamkeit wieder zurück auf die Schatulle in seiner Hand richtete. Sollte er es ihr geben? Würde er damit die dünne, unbestimmte Grenze, die sie zwischen sich gezogen hatten, überschreiten? Er wusste es nicht. Er hatte wirklich keine Ahnung.

Verdammt! Die Dinge wurden seit dem Tag, an dem sie alles offen darlegen mussten, nur noch komplizierter! Die Sache war die, er hatte es sich immer vorgestellt. Wenn er ihr je von seinen Gefühlen erzählen würde, dann hätte er genau das auf ihrem Gesicht erblickt, was er gesehen hatte – Schock, Überraschung und Verlegenheit. Er hatte sich dieses gedemütigte Gesicht seit Kurzen immer vor Augen gerufen und es dazu benutzt die Hitze in ihm zu kühlen, die sich all die Jahre hinweg aufgebaut hatte. Er benutzte es, um sich selbst davon zu überzeugen, dass es keine Chance gab, dass sie nichts weiter als ihren CO in ihm sah. Ein Freund, wenn überhaupt. Und es war verdammt wirkungsvoll. Wenn auch immer er versucht war ein paar Dinge etwas voranzutreiben, um das Wasser zu testen, dann stellte er sich diesen Blick vor und sprang wieder zurück hinter die Grenze.

Das Problem war nur, dass sie ihn nicht so angesehen hatte. Oh nein.

Ihr Blick hatte nur all seine geheimen Sehnsüchte, seine Bedürfnisse, sein Verlangen widergespiegelt. Widergespiegelt mit einer Hitze, die eine Flamme entzündet hatte, die er bis dahin immer unter Kontrolle gehabt hatte. Wo sie vorher nur klein loderte, war das Feuer jetzt zwanzig Fuß hoch. Die Situation, erkannte er, hatte sich um einiges verschlechtert.

Wenn er sie jetzt sah, da konnte er sich nicht mehr länger vormachen sie nur als Kollegin, als ein Mitglied seines Teams zu sehen. Jetzt wusste er, dass sie mehr war, dass er sich danach sehnte, bei ihr zu sein, sowohl emotional als auch körperlich. Aber was es fast unerträglich machte, war das Wissen, dass die einzige Sache, die zwischen ihnen stand ihr eigenes Pflichtbewusstsein war, oder das, was richtig war, was sie ihren Kollegen im SGC schuldeten. Man könnte es vielleicht Professionalität nennen. Und das war beschissen.

Er bewahrte jeden Blick, den sie teilten, jede noch so kleine Berührung, die ihr beider Pulse zum Rasen brachte. Sie schürten das Feuer, welches noch nicht einmal brennen sollte. Er bewahrte sie alle auf, auch wenn er wusste, dass es eines Tages aufhören würde. Sie war jung, klug, lustig und schön und eines Tages wird sie jemanden finden, der mit ihr dieses Leben teilte, weil sie es sich verdient hatte. Und er musste dem ohne ein Wort zu sagen zusehen. Er hatte nicht das Recht etwas zu sagen.

Und das war beschissen. Verdammt beschissen.



*******************



Die Cafeteria war zu dieser frühen Stunde weitgehend leer, worüber Sam sehr dankbar war. Ihre heutige Mission würde um Nullsiebenhundert beginnen, also hatte sie noch eine gute halbe Stunde zum Frühstücken, bevor die Besprechung um sechs Uhr beginnen würde. Nicht, dass sie hungrig war, aber sie zwang sich trotzdem eine Schüssel Haferbrei zu nehmen, da sie wusste, dass sie es später bereuen würde. Vor ihr auf dem Tisch lag fröhlich glänzend Lous ungeöffnete Geburtstagskarte. Während sie einen Löffel nach dem anderen zu ihrem Mund führte, starrte sie auf den Umschlag und riss ihn letztendlich auf. Ein paar Bilder fielen heraus und verfehlten nur knapp ihr Frühstück. Mit einem traurigen Lächeln betrachtete sie sie. Ein weiteres Baby. Das waren dann schon zwei.

Dieses Jahr war der Brief kürzer, aber in ihm standen Worte gefüllt mit Glück und Stolz. Sam überflog ihn nur und suchte sich die Höhepunkte heraus. Tom wurde befördert, der kleine Oliver war jetzt im Kindergarten. Das neue Baby ist ein kleines Mädchen – es wog sieben Pfund – und heißt Joanne. Nett, dachte sie, als sie sich wieder ihrem Essen zuwandte. Aber hey, ich gehe heute auf einem weiteren Planeten, nicht wahr? Stell dir das Mal vor! Wer braucht schon Männer oder Kinder oder irgendwelche Pools? Richtig?

Ja, genau.


„Hi, Sam.“ Sie schaute lächelnd auf, nur um zu sehen, wie sich Daniel gegenüber von ihr auf den Stuhl setzte. Während er an seinen Kaffee nippte, war er noch zum Teil im Halbschlaf versunken.

„Wer ist das?“, fragte er und deutete mit seinem Kopf in Richtung Fotos.

„Die Kinder einer Freundin“, sagte sie ihm, als sie sie ihm über den Tisch schob.

„Süß.“

„Ja.“

Sein Blick wanderte über Tisch und blieb auf der Geburtstagskarte hängen, als er plötzlich seine Augen aufriss. „Heute ist dein Geburtstag!“, rief er und zuckte zusammen.

Sam lächelte. Daniel vergaß ihn immer und jedes Mal fühlte er sich deswegen schrecklich. „Schon okay“, versicherte sie ihm.

„Ich kann einfach nicht glauben, dass ich es schon wieder getan habe!“, murmelte er. „Letzte Woche habe ich noch dran gedacht und…“

Über den Tisch hinweg berührte sie seine Hand. „Wirklich, mach dir keine Sorgen. Ich versuche es selbst zu vergessen.“

„Warum?“

Sie zuckte mit den Schultern. „Die falsche Seite der dreißig.“

„So schlimm ist es auch nicht“, versicherte er ihr.

„Was ist nicht so schlimm?“ Die Stimme gehörte zu Jack, als er sich neben Sam auf den Stuhl fallen ließ.
„Sich auf der falschen Seite, der dreißig zu befinden“, sagte ihm Daniel.
Sam konnte ein Lächeln nicht verkneifen, als sie den leicht verärgerten Blick des Colonels sah. „Dann versucht mal die falsche Seite der vierzig.“
„Ich brauch noch mehr Kaffee“, wechselte Daniel schließlich das Thema und stand auf. „Sam, soll ich dir noch welchen bringen?“
„Nein, ich habe noch, danke.“
Sobald Daniel verschwunden war, breitete sich Schweigen am Tisch aus, wie es schon so oft in den letzten Tagen passiert war. Es war nicht so, als ob sie sich nichts zu sagen hätten, nur war das Thema, welches so grell zwischen ihnen brannte, verboten. Und wie so oft verfielen die beiden ins Schweigen. Sam hasste es, sie hasste es zu wissen, dass so viel ihrer Beziehung hinter hohen Mauern der Vorschriften eingeschlossen war, versteckt sogar vor ihren eigenen Augen. Sie hasste die Stille, wenn an ihrer Stelle eigentlich Kameradschaft und Gelächter stehen sollten.

Doch schließlich durchbrach Jack das Schweigen, schielte aus seinem Augenwinkel heraus mit einem Lächeln zu ihr und unterließ seinen sonst so typischen Sarkasmus. „Herzlichen Glückwunsch, Sam“, flüsterte er.

„Danke“, antwortete sie und war erfreut darüber, dass er ihren Vornamen benutzt hatte. Er tat es kaum noch. Sie erwiderte das Lächeln und schaute zu ihm auf. Die Wärme in seinen Augen war wie eine süße Qual. So viel lag dort, nur außerhalb ihrer Reichweite.

Ihre Blicke trafen sich für einen Moment, bevor Jack wegschaute und hinunter auf den Tisch blickte. Es war offensichtlich, dass er nach etwas suchte, womit er das Schweigen füllen konnte. „Wessen Kinder?“

„Von einer Freundin von der High School“, sagte sie ihm und wandte sich wieder ihrem Frühstück zu. Aber ihr Magen rebellierte gegen noch einen weiteren Löffel und so schob sie die Schüssel weg. „Sie hat grade ihr Zweites bekommen – das kleine Mädchen.“ Sie schob die Fotos in seine Richtung, und gerade als er seine Hand danach ausstreckte, trafen sich ihre Finger. Instinktiv wollte sie ihre Eigenen wieder zurückziehen, aber er fing ihre Fingerspitzen ein und hielt sie auf dem Tisch. Sein Blick wanderte zurück zu ihrem Gesicht.

Sams Herz begann schmerzhaft zu pochen. Wo einst noch seine Finger das Feuer in ihr entfacht hätten, verfestigten sie jetzt den Schmerz in ihrer Brust. „Nicht“, bettelte sie ihn mit einem Flüstern an.

Augenblicklich zog er seine Hand zurück und sah sie mit großer Traurigkeit an. „Entschuldigung“, murmelte er mit dem Blick immer noch auf ihr Gesicht gerichtet. Und dann griff er in seine Tasche. „Ich sollte es wahrscheinlich nicht…“

„Könnt ihr das glauben? Die haben keinen Kaffee mehr!“, rief Daniel und ließ sich zurück auf seinen Stuhl fallen. „Und das um diese unmenschliche Zeit!“

Sam wurde aus der geteilten Zweisamkeit gerissen und lächelte Daniel ein wenig erleichtert an. „Keinen Kaffee?“, fragte sie mit mehr Hingabe, als es eigentlich notwendig gewesen wäre.

Daniel sah sie ziemlich überrascht an. „Nur keine Sorge. Ich werd’s überleben. Sie haben mir Tee gegeben.“

„Wenn du Koffein willst“, sagte Jack und stand abrupt auf, „dann hole ich dir ne Cola.“

Daniel verzog angeekelt sein Gesicht. „Jack“, sagte er mit einem Kopfschütteln, „es ist noch nicht einmal sechs Uhr!“

Er runzelte die Stirn. „Ja, und?“

„Vergiss es“, murmelte Daniel. „Der Tee ist gut.“

„Wie du willst.“ Jack zuckte mit den Schultern und machte sich auf die Suche nach seinem eigenen Frühstück und war offensichtlich ebenfalls erleichtert ihrem kleinen Tête-à-Tête entkommen zu sein. Ihr Herz war noch immer wie zugeschnürt, als sie ihn beobachtete, wie er sich von ihnen entfernte.

„Warum das lange Gesicht?“, fragte Daniel und nippte vorsichtig an seinem Tee. Er verzog leicht sein Gesicht, aber trank dennoch weiter. Sie schüttelte nur den Kopf, aber Daniel blieb hartnäckig. „Komm schon Sam, was ist los?“

Sie seufzte. „Oh, nur das Leben“, murmelte sie mit einem reuvollen Lächeln. „Weißt du.“

„Erzähl’s mir“, schlug er ihr vor.

Sie stupste leicht die Fotos auf dem Tisch an. „Lou – ihre Mutter – ist in meinem Alter. Sie hat zwei Kinder, ein großartiges Haus, Urlaub, einen Ehemann…“

„Kommst du ins Grübeln?“, fragte Daniel mit einem Lächeln.

Aber sie schüttelte ihren Kopf. „Nein, nicht wirklich. Ich wünschte einfach nur… ich wünschte einfach nur, dass ich auch ein Leben hätte. Das hört sich blöd an, aber…“

„Nein“, unterbrach Daniel sie. „Ich weiß genau, was du meinst. Die Arbeit ist fantastisch, faszinierend und ein unglaubliches Privileg und all das, aber manchmal da frage ich mich: 'Ist es das? Ist es das für den Rest meines Lebens?’“

„Genau!“, antwortete Sam erleichtert darüber, dass sie jemand verstand. „Genau das meine ich. Ich frage mich, ob ich je wieder ein richtiges Leben außerhalb dieses Berges haben werde.“

Daniel nickte ernst. Nach einem Moment des Schweigens begann er wieder zu sprechen. „Was ich mit Sha’re hatte war etwas so Besonderes, etwas so Unglaubliches… Manchmal denke ich, dass es das vielleicht war. Das war meine einzige Chance auf ein wenig persönliches Glück. Ich kann mir einfach nicht vorstellen noch einmal jemanden zu finden, der so ist, wie sie es war.“

Sam nahm seine Hand und konnte nicht anders als sich ein wenig schuldig zu fühlen aufgrund ihrer eigenen Enttäuschung. Nach allem, was Daniel mit Sha’re durchgestanden hatte, wie konnte sie sich da über etwas unerwiderte Liebe beklagen? „Du wirst jemanden finden, Daniel“, sagte sie ihm leise. „Ich weiß, dass du es wirst. Und sie wird wahrscheinlich nie so sein, wie es Sha’re war, aber trotzdem wirst du sie lieben.“

Er lächelte und drückte dankend ihre Hand. „Na ja, wenn ich das kann, dann kannst du das auch, Sam. Es nur eine Frage der Zeit.“

„Oh, ich weiß nicht“, antwortete sie und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. „Ich glaube, ich bin ein hoffnungsloser Fall.“

Als Daniel einen weiteren Schluck von seinem Tee nahm, grinste er plötzlich. „Vielleicht sollten wir einen dieser Pakte machen?“, schlug er vor. „Du weißt schon, der, wenn wir beide mit vierzig nicht verheiratet sind, dass wir beide dann heiraten.“

Sam konnte nicht anders als zu lachen. „Ich fange schon mal mit der Gästeliste an“, bot sie ihm an.

„Pessimist“, beschuldigte er sie.

„Realist“, antwortete sie schlicht. „Da kannst du mir ruhig vertrauen.“



*******************



Als er sein volles Tablett an sich nahm, hörte Jack Sams Lachen durch die Kantine rauschen und musste lächeln. Aber es war ein trauriges Lächeln, als er erkannte, wie selten er ihr in den letzten Tagen ein Lachen oder wenigstens ein Lächeln entlocken konnte. Einmal tief durchatmend machte er sich wieder auf den Weg zurück zum Tisch. Sam war noch immer am Lachen und sie und Daniel schienen in einer äußerst unterhaltsamen Diskussion vertieft zu sein.

„Was habe ich verpasst?“, fragte er und setzte sich zurück auf seinen Stuhl neben Sam.

Trotz der Spannung zwischen ihnen, wollte er ihr so oft es ging nahe sein. Er konnte einfach nicht anders. Auf Daniels Gesicht zeichnete sich ein großes Grinsen ab. „Sam und ich haben grade beschlossen, dass wir heiraten werden“, verkündete er und Jack erstarrte. Auf groteske Art und Weise wurden seine schlimmsten Befürchtungen für einen Bruchteil einer Sekunde Wirklichkeit und er spürte, wie sein Herz in seiner Brust aufhörte zu schlagen, als sein Blick in Sams Gesicht nach der Wahrheit suchte.

„Wir haben einen Pakt geschlossen“, erklärte sie hastig. „Wenn wir beide mit vierzig noch nicht verheiratet sind, dann…“

Langsam setzte sich Jacks Herz wieder in Bewegung und er zwang sich zu einem Lächeln. „Braucht jemand einen Trauzeugen?“, fragte er, obwohl in seinem Kopf noch totales Chaos herrschte, auch wenn es sich dabei nur um einen blöden Pakt handelte. Sams Hochzeit? Er würde lieber sterben, als das mitzuerleben.

„Sicher“, antwortete Daniel, „aber ich denke, dass wir beide enttäuscht werden. Ich meine, wie wahrscheinlich ist es schon, dass Sam in sieben Jahren noch immer Single ist?“

„Uhm…“, murmelte er. Ihm war die Frage mehr als unangenehm und er kannte darauf keine Antwort.

„Komm schon, Jack“, seufzte Daniel und war sich Jacks offensichtlicher Verlegenheit nicht bewusst. „Sie ist wunderschön, klug, mutig… Sam, die Männer müssen doch reihenweise vor deiner Haustür Schlange stehen."

„Kaum“, murmelte Sam in einem Flüstern, „es sei denn, sie stehen vor einer anderen Haustür.“ Während sie sprach, hatte sie Jack nicht angesehen, aber er hatte sie beobachtet, als ihn Daniels Worte wie ein Schlag trafen. Sie *war* wunderschön und klug und sie war eine der mutigsten Menschen, die er kannte. Aber sie war allein. Und in seinem Herzen wusste er warum. Sie war wegen ihm allein, wegen dem, was zwischen ihnen gewachsen war, dieses Ding, welches sie immer unterdrückt hatten, bevor es sich je wirklich entfalten konnte. Und jetzt konnte es nicht wachsen und würde sterben. Es saß einfach nur zwischen ihnen, wuchs mit jedem Tag weiter und vergiftete ihre Freundschaft. Sie hatte mehr verdient, erkannte er, so viel mehr.

„Aktivierung von außen“, ging plötzlich der Alarm los. „Das ist keine Übung. Aktivierung von außen.“

Instinktiv schaute Jack zu Sam. Ihr Blick traf seinen mit einer Frage: Gehen wir, Sir? Sein leichtes Nicken war ihr Antwort genug, als sie beide auf ihre Füße sprangen und zur Tür eilten. Mit Colonel und Major konnten sie umgehen, alles andere brachte ihnen nur Ärger.



*******************



In der Zeit, in der sie den Kontrollraum erreichten, war der Alarm bereits wieder ausgeschaltet worden, obwohl Sam doch erleichtert war, dass die Iris noch geschlossen war.

„Was ist los?“, fragte Jack, als er die paar Stufen hochkam, dicht gefolgt von Sam und Daniel, der noch immer an seinem Tee nippte.

„Jemand versucht uns anzuwählen“, sagte ihm Hammond mit einem Blick hinunter auf die Konsole.

„Jemand Freundliches?“

„Das wissen wir nicht, Colonel“, antwortete der General. „Wir haben keine Ahnung, woher das Signal kommt.“ Dann drehte er sich zu Sam um. „Major Carter, könnten Sie mal einen Blick auf die Auswertungen werfen?“

„Jawohl, Sir“, sagte sie und ging zu dem Computer. Dankbar für die Abwechslung, verdrängte sie den Tumult in ihrem Inneren und so setzte sich Sam auf ihren Stuhl und gab ein paar Befehle ein, bevor sie kurz mit der Stirn runzelte. Nach einigen Minuten wandte sie sich an den General. „Nun, um die Telefontheorie weiter auszuführen, General, es sieht ganz so aus, als ob sie nicht durchkommen würden.“

„Warum nicht?“, fragte Hammond, der seine Augenbrauen selbst zusammengezogen hatte.

„Ich bin mir nicht ganz sicher“, antwortete sie, als sie weitere Befehle eingab. „Aber ich denke, dass sie versuchen manuell zu wählen, ohne ein DHD. Sie haben wahrscheinlich nicht genug Energie.“

„Eines unserer Teams?“, fragte Jack augenblicklich. „Ist eines auf einer Mission?“

„SG-11“, antwortete Hammond. „Aber wir hatten eine visuelle Bestätigung, dass ein DHD vorhanden war, wie immer.“

„Vielleicht ist ‚war’ das entscheidende Wort hier, Sir?“

„Sie sind es nicht“, unterbrach Carter ihn und schaute zu ihm auf. „SG-11 sind auf P4X-530. Wer auch immer uns versucht anzuwählen kommt aus einer ganz anderen Ecke. Es ist noch nicht einmal ein Tor, welches wir bisher entdeckt haben, Sir.“

„Und woher wissen Sie das?“, fragte Jack mit einer skeptisch hochgezogenen Augenbraue.

Sie konnte ein kleines Lächeln einfach nicht unterdrücken. „Durch Schätzung ihres eingehenden Signals, Sir“, antwortete sie und unternahm noch nicht einmal den Versuch das weiter zu erklären.

Er zuckte mit den Schultern. „Das reicht mir.“

Erneut erwachte der Alarm zum Leben. „Aktivierung von außen!“

„Sieht wohl so aus, als ob sie ein Nein als Antwort nicht akzeptieren würden“, sagte er schließlich mit einem Blick auf das Tor.

„Es ist noch immer zu schwach“, sagte Sam. „Sie können von ihrer Seite aus kein Wurmloch etablieren.“

„General?“, fragte Jack. „Denken Sie vielleicht auch, dass wir mal versuchen sollten herauszufinden, wer diese Typen sind? Und warum sie so hartnäckig sind, mit uns in Kontakt zu treten?“

Hammond nickte zustimmend. „Major Carter, können Sie sie anwählen?“

„Ja, Sir“.

„Gut“, sagte er mit einem weiteren knappen Nicken. „Schicken sie ein MALP durch und dann werden wir sehen, mit was wir es zutun haben.“



*******************



„Empfang von MALP-Telemetrie in fünf, vier, drei“, sagte Sam mit einem starren Blick auf den Bildschirm gerichtet, „zwei… eins… fertig.“

Das Bild war durch einige Störungen gekennzeichnet, aber man konnte einen Waldrand und eine Lichtung ausmachen. Sie bewegte die Kamera, um die Umgebung abzutasten. „Luftgehalt entspricht der Norm“, sagte sie und begutachtete sich schnell die anderen Daten. „Temperatur liegt bei 10°C.“

„Hallöchen!“ Jacks überraschter Ausruf ließ ihren Blick wieder zurück zum Bildschirm wandern.

„Heiliger…!“, begann sie, als sie in ein neugieriges Gesicht durch die Kamera blickte. „Nun, ich denke, wir haben unseren Anrufer gefunden.“

Plötzlich zog sich das Gesicht zurück und der Mann ging ein paar Schritte nach hinten.

„Haben wir ein Audiosignal?“, fragte Daniel, der noch immer von seinem Tee trank.

Sam nickte, als sie erneut irgendwelche Befehle eingab. Das statische Rauschen ließ sie kurz zusammenzucken, aber darunter konnte sie Stimmen hören. „Mal sehen, ob ich das nicht deutlicher hinbekommen kann“, murmelte sie mit ein paar Fingergriffen.

„…Beweis einer Technologie!“, sagte eine Stimme dann, als der Mann sich zur Kamera zurück umdrehte, ein anderer Mann sah über seine Schulter. „Schau.“

Beide Männer knieten sich vorsichtig, aber nicht ängstlich vor das MALP auf den Boden. „So etwas würde unser Volk nie benutzen“, sagte der zweite Mann und verzog seine Stirn unter seinem dunklen Haar zu einem Runzeln. „Du bist dir auch ganz sicher, dass es die richtigen Koordinaten waren?“

„Natürlich, Taran.“

„Dann glaube ich wurde das TSD zerstört.“

„Sie könnten vielleicht immer noch in der Lage sein uns zu helfen“, sagte der erste Mann, als er sich am Kinn kratzte. „Ihre Technologie sieht einigermaßen fortschrittlich aus.“

„Das ist doch nur so 'ne Art Sonde“, verdeutlichte der Mann mit dem Namen Taran. „Es gibt keine Garantie, dass jemand hindurch kommt.“

„Ahm, Carter?“, sagte Jack hinter ihr, „wollen Sie nicht vielleicht 'Hi’ zu ihnen sagen?“

Sie schaute mit einem Nicken zu ihm auf. „Ja, Sir.“ Sie setzte sich das Headset auf und öffnete den Audiokanal. „Hallo“, sagte sie zögernd und sah, wie die beiden Männer erschrocken nach hinten sprangen. „Habt keine Angst. Mein Name ist Major Samantha Carter von der US Air Force.“

Die beiden Männer sahen sich an, so als ob sie sich eine ungewollte Wahrheit bestätigten. Aber der Mann namens Taran erholte sich schnell von seinem Schock und ging zurück zum MALP. Ein kleines Lächeln erhellte seine dunklen Augen. „Entschuldigung, Major Samantha Carter“, sagte er, „wir wussten nicht, dass eure Sonde Kommunikationstechnologie beinhaltet.“

„Mir tut es Leid, dass ich euch erschreckt habe“, antwortete sie.

„Du brauchst dich nicht zu entschuldigen“, sagte der Mann, als er sich vor dem MALP auf den Boden setzte. „Mein Name ist Taran Santer und das ist mein Partner JemusT’Laren.“

Jack beugte sich nahe zu ihr hinunter und flüsterte ihr etwas ins Ohr: „Fragen Sie sie, warum sie versucht haben uns anzuwählen.“

Sie warf ihm einen leicht verärgerten Blick zu. Was dachte er denn, was sie grade vorhatte? Als er ihre Verärgerung sah, richtete er sich mit einem abwehrenden Schulterzucken wieder auf und schaute zurück auf den Bildschirm. Sam schüttelte nur den Kopf. „Habt ihr versucht das Stargate auf unseren Planeten zu öffnen?“, fragte sie.

Taran nickte. „Unglücklicherweise haben wir nicht ausreichend Energie um es zu aktivieren.“

Sam runzelte die Stirn. „Ist das euer erster Versuch das Stargate zu benutzen?“, fragte sie.

Taran schüttelte den Kopf und schaute nach unten, sodass seine dunklen Haare seine Augen bedeckten. „Nicht wirklich, Major Carter.“

„Und das bedeutet?“, hörte sie Jack hinter sich murmeln.

„Was meinst du damit?“, fragte sie Taran, warf Jack aber einen weiteren Blick zu, der ihm sagte, dass er seinen Mund halten sollte.

In der Zwischenzeit hatte sich auch Jemus zu Taran gesellt und die beiden sahen sich kurz an. Es sah so aus, als ob sie eine stumme Vereinbarung abgeschlossen hatten. Taran fuhr sicht mit seiner Hand durch seine Haare und lächelte, als er etwas verlegen aufschaute. „Na ja, wir stecken hier irgendwie fest.“

„Ihr steckt fest?“

„Gestrandet“, verdeutlichte er. „Wir sind Forscher - um genau zu sein Anthropologen. Wir benutzen das Torsystem zu Forschungszwecken. Aber während unserer letzten Mission muss irgendwas schief gelaufen sein. Unsere Ausrüstung hatte eine Fehlfunktion und wir sind hier gelandet und jetzt kommen wir nicht mehr nach Hause.“

„Kommt mir bekannt vor“, murmelte Jack hinter ihr. Doch dieses Mal konnte sie ein Lächeln nicht unterdrücken.

„Es gibt kein DHD“, sagte Sam.

„DHD?“, fragte Taran.

„Oh.“ Sie schüttelte mit einem Lächeln den Kopf. „Ich meine das Gerät, mit welchen man das Tor anwählen kann.“

„Ah, das GCT“, grinste er. „Na ja, hier gibt eines, aber es wurde von den Einwohnern bis auf die Knochen auseinandergenommen.“

„Einwohner?“

„Freundlich“, versicherte Taran ihr. „Einigermaßen zivilisiert.“

„Also, habt ihr versucht das Tor manuell anzuwählen?“, fragte Sam, während sie schon fieberhaft nach einer Lösung suchte. „Aber das Tor hat nicht genug Energie, oder?“

„Nein. Du hast absolut recht.“

Sam lächelte. „Ich denke, wir könnten euch helfen“, sagte sie. „Wir könnten einen Naquadah-Generator durchs Tor bringen und dann…“

„Carter?“ Jacks Stimme hatte einen scharfen Unterton. „Sollten wir das nicht vielleicht vorher durchsprechen?“

„Oh“, antwortete sie, als sie plötzlich merkte, dass ihre Begeisterung die Oberhand gewonnen hatte. „Ja, Entschuldigung, Sir.“ Sie drehte sich zurück zum Bildschirm. „Taran, ich muss das erst noch mit meinen Vorgesetzten diskutieren, also werden wir jetzt das Tor schließen. Wir werden uns bald bei euch melden. Haltet euch bereit.“

„In Ordnung, Major Carter“, antwortete Taran mit einem leichten Nicken. „Wir werden hier warten. Und danke.“



*******************



„Ich denke, dass wir gehen sollten Sir“, sagte Sam, sobald die Tür des Besprechungsraumes hinter ihnen geschlossen war.

„Ja“, seufzte Jack und ließ sich in einem der Stühle fallen, „das habe ich auch schon mitbekommen, Carter.“

„Wir können ihnen helfen nach Hause zu kommen!“, protestierte sie und verstand seinen Widerstand nicht. „Wir alle wissen doch, wie es ist, wenn man dort draußen festsitzt.“

Daniel setzte sich gegenüber von Jack auf einen Stuhl, nahm seine Brille ab und rieb sich über seinen Nasenrücken. „Ich stimme Sam zu“, sagte er. „Wir können ihnen helfen… und wer weiß, was wir von ihnen lernen könnten.“

„Hey!“, unterbrach Jack sie, als er eine Hand hob. „Ich sagte ja nicht, dass wir nicht gehen sollten. Ich denke nur, dass wir vorsichtig sein sollten. Ich mag nicht, wie der Typ ausschaut.“

„Komm schon, Jack“, sagte Daniel mit einem schrägen Blick über den Tisch, als er begann seine Brille zu säubern. „Es sind nur zwei Anthropologen!“

„Na ja, du kannst manchmal auch ganz schön…“, begann Jack.

„Ich bin Archäologe“, stellte Daniel klar, aber entweder hörte es Jack nicht, oder er ignorierte es einfach.

„Wir haben nur ihr Wort, dass sie auch wirklich Anthropologen sind“, sagte er.

„Warum sollten sie lügen?“, fragte Sam.
Jack zog eine Augenbraue hoch. „Na ja, dann lasst uns mal sehen“, begann er überschwänglich zu spekulieren. „Vielleicht sind sie ja Goa’uld?“

„Nein“, sagte sie etwas zu schnell. Jacks Augen verengten sich und zwangen sie ihren Einwand zu erläutern. „Er, ähm, er sieht nicht aus wie ein Goa’uld, Sir.“

„Tut *er* nicht?“, fragte Jack und betonte das Wort extrascharf. „*Er*, der sich TaranSanitary nennt oder wie auch immer?“

Sie weigerte sich auf dieses Spielchen einzulassen und deswegen antwortete sie ihm ganz einfach. „Keiner von beiden sah aus wie ein Goa’uld. Daniel“, fragte sie dann, „was denkst du?“

Daniel seufzte, da er offensichtlich nicht in das hineingezogen werden wollte, was die Vorhut eines Streites war. „Ich glaube“, antwortete er langsam, „dass wir das nicht mit Sicherheit sagen können, bis wir es uns nicht selbst angesehen haben.“

„Diplomat“, beschimpfte Jack ihn.

Gerade in diesen Moment betrat General Hammond den Besprechungsraum. Jack machte einen halbherzigen Versuch aufzustehen, aber Hammond winkte nur ab. „Bleiben Sie sitzen“, sagte er und setzte sich auf seinen Stuhl. „Setzten Sie sich, Carter.“

Schweigend tat sie, was er ihr sagte, aber sie war noch immer wütend auf Jack.

„Okay, Colonel“, sagte Hammond und kam direkt zum Punkt, „was schlagen Sie vor?“

Sam beobachtete Jack, wie er sich mit einer Hand durch seine Haare fuhr und kurz zu ihr hinüber schielte, bevor er sich nach vorne lehnte und seine Hände auf den Tisch faltete. „Ich schlage vor, dass SG-1 einen Naquadah-Generator durch das Tor bringt, um die Hintern dieser Anthropologen zu retten, Sir“, sagte er.

Ein Hauch eines Lächelns zeichnete sich auf den Lippen des Generals ab, aber sein Blick blieb ernst. „Irgendwelche Bedrohungen, Colonel?“

O’Neill nickte. „Oh ja. Sie sollten sobald wir durch sind die Iris schließen, Sir, und ich empfehle, alle vier Stunden in Kontakt zu treten, nur für alle Fälle.“

„Sir…?“, begann Sam zu protestieren, aber ein scharfer Blick von O’Neill brachte sie zum Schweigen.

Obwohl er ihr das Wort abgeschnitten hatte, hielt er ihren Blick. „Bis ich weiß, warum sie versucht haben uns anzuwählen, Major“, sagte er leise. „Ich werde unseren neuen Freunden nicht so einfach vertrauen, wie Sie es anscheinend tun.“

Sie senkte ihren Blick und trat sich innerlich selbst in den Hintern, dass sie das Offensichtliche übersehen hatte. „Ja, Sir“, antworte sie ganz pflichtbewusst. Warum hatten sie nur versucht die Erde anzuwählen, anstatt ihres eigenen Heimatplaneten? Und wie in Gottes Namen konnte sie das nur übersehen?



*******************



Jack entsicherte seine Waffe, wog das vertraute Gewicht in seinen Händen und starrte auf das offene Tor. Er riskierte einen kurzen Blick zu Carter, die wie immer neben ihm stand. Ihr Blick, diese wundervollen blauen Augen, war ebenfalls auf das schimmernde Blau des Ereignishorizontes gerichtet. Das Stargate mag vielleicht eine atemberaubende Technologie sein, dachte er, aber im Vergleich zu diesen Augen sah es wie ein billiger Abklatsch aus. Wenn er die Chance hätte, dann würde er sich für immer in ihnen verlieren. Wenn er nur die Chance hätte.

Er seufzte und sie musste es gehört haben, denn sie drehte ihren Kopf in seine Richtung und sah ihn mit einer Frage in ihren Augen an. Freunde?, fragte sie stumm. Er lächelte, erfreut, dass er denselben Ausdruck in ihre Augen erkennen konnte, genau wie ein gewisses Funkeln, dass sein Herz immer einen Aussetzer machen ließ. Gott, wie er sie liebte. Er kam einfach nicht dagegen an, er konnte es einfach nicht aufhalten, er konnte es noch nicht einmal mehr verleugnen.

„Auf was warten wir denn noch?“, durchbrach Daniels neugierige Stimme seine Gedanken und erst da bemerkte er, dass er nur vor dem offenen Tor stand und wahrscheinlich, wie ein Idiot Carter angestarrt haben musste. Abrupt flog sein Blick wieder auf das Tor. „Ich sammle nur meine Gedanken, Doktor“, antwortete er und versuchte sein inneres Gleichgewicht wieder zu finden. Mensch, Jack, das war verdammt bescheuert! Und genau deswegen gab es diese Vorschriften, damit solche Dinge…

Sam musste dasselbe gefühlt haben, denn als er kurz zu ihr hinüberschielte, sah er wie ihre Wangen leicht gerötet waren, als sie noch einmal ihre Waffe kontrollierte und bewusst nicht in seine Richtung schaute. Genau. Das war Arbeit. Das war gefährliche Arbeit. Ablenkung jeglicher Art konnte fatal sein, für das gesamte Team.

Mit einem Räuspern straffte er seine Schultern und hielt seine Waffe schussbereit in seinen Händen. „Okay, Kinder“, sagte er mit seinem typischen O’Neill-Sarkasmus, mit welchem er schon so vertraut war, „wir werden uns als Erstes vergewissern, dass diese Typen keine Schlangen in ihren Köpfen haben. Verstanden?“

„Ja, Sir“, sagte Carter neben ihm.

„Was auch immer“, war Daniels ungeduldige Antwort. Teal’c natürlich schwieg, aber beugte zustimmend leicht den Kopf zur Seite. So wie er es immer tat.

„Okay“, sagte er einmal tief durchatmend. „Dann mal los.“ Und damit verschwand er durch das Tor und ließ sich von der kosmischen Macht ergreifen.

Die magenverdrehende, körperzermalmende Reise war vorbei, bevor sie überhaupt richtig begonnen hatte und Jack trat hinaus auf den fremden Planeten. Bereits mit dem ersten Schritt aus dem Tor schüttelte er die Kälte ab, Waffe im Anschlag, als er die Umgebung mit seinem Auge abtastete.

Er spürte mehr als das er Carter neben sich sah, aber er wusste, dass sie da war. Das war sie immer. „Sir?“, fragte ihre Stimme in die stille Lichtung. „Hier drüben.“

Mit angeschlagener Waffe drehte er sich um, um Carter zu folgen. Ihre Augen und ihre Waffen waren auf zwei Männer gerichtet, die nervös mit erhobenen Händen am Rande der Lichtung standen.

„Keine Bewegung“, warnte Jack sie, als er langsam die Steintreppe hinunter ging und sie nicht einmal aus den Augen ließ. „Wir werden euch nichts tun, aber wir müssen vorher noch etwas überprüfen.“

„Major Carter?“, rief einer der Männer und Jack erkannte ihn als Taran.

„Das bin ich“, sagte Sam von irgendwo hinter ihm. „Hab keine Angst, Taran. Wir müssen uns nur vergewissern, dass ihr auch die seid, die ihr vorgebt zu sein.“

„Teal’c“, rief Jack und blieb einige Meter vor den beiden Männern stehen. „Überprüfe sie.“

Schweigend ging Teal’c auf sie zu und Jack sah, wie die beiden bei Teal’cs großer Statur weit die Augen aufrissen.

„Er wird euch nicht verletzen“, sagte Sam ihnen und blieb neben Jack stehen. „Bitte, macht euch keine Sorgen. Er will nur einen Blick auf euren Nacken werfen.“

„Unsere Nacken?“, fragte Taran verwirrt, aber nicht wirklich ängstlich.

„Sei so freundlich“, sagte Jack.

Taran zuckte nur mit den Schultern und erlaubte die Untersuchung.

Nach einem Moment wandte sich Teal’c mit einem kurzen Nicken von den beiden Männern ab. „Sie sind keine Goa’uld“, sagte er.

Jack musste nicht zu Sam schauen, um zu wissen, dass sie dieses 'Ich habe es Ihnen ja gesagt’ – Lächeln auf den Lippen hatte. Bewusst ignorierend senkte er seine Waffe, aber hielt noch immer einen wachsamen Blick auf die beiden Fremdlinge. Die Goa’uld waren nicht die einzige Bedrohung. Taran lächelte leicht. „Ihr dachtet, dass wir von den Goa’uld besessen seien?“, fragte er.

„Ist schon vorgekommen“, antwortete Jack und entschied sich, dass er dieses Lächeln dieses Mannes nicht mochte. Zu schleimig.

„Ja“, nickte Taran. „Es ist eine weise Vorsorge.“ Er hielt für einen Moment inne und dann so, als ob er sich wieder erinnern würde, streckte er seine Hand aus. „Mein Name ist Taran Santer“, sagte er.

„Colonel Jack O’Neill“, antwortete er und schüttelte kurz die ausgestreckte Hand, bevor er seine eigene wieder zurück auf die vertraute Waffe legte. „Das ist Dr. Daniel Jackson“, fügte er hinzu und deutete auf Daniel, der noch immer auf den Stufen der Steintreppe vorm Stargate stand. „Er ist genau wie ihr ein Anthropologe…“

„Archäologe!“, rief Daniel scharf.

„Wie auch immer“, murmelte Jack. „Teal’c habt ihr ja bereits kennengelernt und das hier ist Major Carter.“

Er kam nicht drum herum zu bemerken, wie die Augen des Mannes aufleuchteten, als er sich an Carter wandte und das hinterließ nicht grade einen guten Eindruck bei ihm. „Es ist mir eine Ehre dich zu treffen, Major Carter“, sagte Taran und meinte auch noch offensichtlich jedes Wort so.

Sam lächelte und streckte ihre Hand aus. „Samantha“, sagte sie. „Major Samantha Carter.“

Aus Tarans Lächeln wurde ein Grinsen, ein eindeutiges Grinsen, als er ihre Hand nahm und für Jacks Geschmack länger als nötig hielt. Sam hingegen schien es entweder nicht zu bemerken oder es störte sie nicht. „Wir haben den Reaktor mitgebracht“, sagte sie dann und nickte in Richtung der großen Kiste neben dem Tor.

„Langsam, Major“, warnte Jack sie. Mensch, sie hatte es vielleicht eilig damit diesem Mann zu vertrauen! „Nur noch ein paar Fragen, Taran.“

„Natürlich“, antwortete er und sein ehrliches Lächeln verärgerte Jack nur noch mehr.

„Warum habt ihr versucht uns zu besuchen?“

Taran sah kurz zu Jemus hinüber, welcher nur mit den Schultern zuckte. Sie hatten wohl einen kleinen stummen Austausch, was sie ihnen antworten sollten.

„Wenn’s recht ist“, fiel ihnen Jack dazwischen, „dann hätten wir gerne die Wahrheit.“

„Die Wahrheit, Colonel O’Neill“, sagte Taran langsam, „ist, dass unser Stargate nicht mehr innerhalb des Torsystems liegt, wisst ihr. Wir brauchen eine zusätzliche Technologie, um nach Hause zu gelangen. Wir haben versucht unsere Heimatwelt anzuwählen, aber wegen der Beschädigung unserer Ausrüstung, haben wir stattdessen euch erreicht.“

„Warum wir?“, bohrte Jack weiter.

„Ein glücklicher Zufall“, antwortete Taran mit einem Schulterzucken.

„Gut geraten“, fügte Carter hinzu, die noch immer neben Jack stand.

„Von den Millionen Stargates dort draußen, da habt ihr ausgerechnet uns ausgesucht?“, fragte Jack. „Das ist ein wenig mehr als nur Glück, als dass es glaubhaft wäre, Taran.“

„Glück?“, fragte der Mann jetzt etwas verwirrt. „Was meinst du damit?“

Jack zuckte mit den Schultern. „Du brauchst jemand, der euer *Gerät* repariert und ihr habt uns gefunden. Verdammtes Glück, würde ich sagen.“

Als Taran hinunter auf seine Hände schaute, umspielte ein kleines Lächeln seine Lippen. „Bei allem nötigen Respekt deinem Volk gegenüber, Colonel O’Neill, aber wenn wir nach einer technologisch fortschrittlichen Zivilisation gesucht hätten, dann hätten wir gehofft jemanden zu finden, der weiterentwickelter ist als ihr es seid.“

Für einen Augenblick war Jack sprachlos und Carter ergriff diese Gelegenheit um sich mit einzubringen. „Dann ist eure Technologie unserer überlegen?“

„Um einiges“, nickte Taran.

„Ich nehme nicht an, dass ihr teilen wollt?“, fragte Jack und wusste, dass es nicht grade der diplomatischste Annäherungsversuch war, aber er war sich ziemlich sicher die Antwort bereits zu kennen.

„Das wäre etwas… problematisch“, antwortete Taran.

„Verstehe“, nickte Jack. „Dann vielleicht eine Allianz?”

Taran lächelte ihn entschuldigend an. „Das ist auch nicht möglich. Es tut mir leid, Colonel. Die Goa’uld sind ein schrecklicher Feind.“

„Wir werden’s überleben“, antwortete Jack und zu seiner Überraschung grinste Taran.

„Ja, ich bin mir sicher, dass ihr das werdet.“

„Colonel?“, fragte Carter dann. „Wollen Sie, dass ich den Reaktor aufbaue?“

Jack nickte. „Wie lange brauchen Sie?“

„Ungefähr eine Stunde, Sir.“

„Gut“, sagte er und schaute hinauf in den grauen Himmel und zu den dunklen mit Moos besetzten Bäumen. „Je eher wie wir hier wegkommen, desto besser.“

„Oh“, unterbrach Taran ihn und schaute hinüber zu Jemus. „Ich befürchte, dass wir nicht sofort von hier verschwinden können.“

„Können wir nicht?“, antwortete Jack. Langsam begann sein Geduldsfaden zu reißen. „Warum nicht?“

„Wir haben unsere Untersuchungen noch nicht zu Ende geführt“, erklärte Jemus. „Hier findet heute Nacht ein sehr wichtiges Fest statt, welches wir verfolgen müssen.“

„Fest?“ Hatte er das eben richtig verstanden? Sie sind all den Weg hierher gekommen, um diese Typen zu retten und sie waren mehr an einem verdammten Fest interessiert?

„Na ja, wir können ja auch bis morgen bleiben“, sagte Sam. „Nicht wahr, Sir?“

„Ich weiß nicht…“

„Hast du grade wichtiges Fest gesagt?“ Die Stimme gehörte Daniel und sie ertönte direkt von seiner rechten.

„Es ist das zu Ehren von Mia – der Göttin der Erde“, erklärte Taran. „Es findet nur einmal im Jahr statt zur Frühlings-Tagundnachtgleiche.“

„Jack…?“ Er konnte das Betteln in Daniels Stimme hören.

„Unsere Mission…“, begann er und schaute zwischen Daniels hoffnungsvollen und Cartes erwartungsvollen Blick hin und her. „Ach was soll’s“, murmelte er. „Okay! Carter, bauen Sie den Generator auf und sagen Sie Hammond, was wir vorhaben.“

„Ja“, Sir“, antwortete sie ihm mit einem kleinen Lächeln, welches Danke sagte. Er nickte ihr knapp zu, aber er brachte es einfach nicht fertig selbst zu lächeln. Etwas an Taran störte ihn, etwas wie er Carter beobachtete, als sie damit begann den Generator aufzubauen. Okay, Kumpel, dachte er zu sich selbst, halte dich einfach zurück oder du bekommst Schwierigkeiten.



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Daniel konnte seine Begeisterung kaum in Zaum halten, als Jemus sie in das Dorf führte, welches sich nahe dem Tor niedergelassen hatte. Im Gegensatz zu anderen Zivilisationen, die sie bisher entdeckt hatten, schien dieses Volk nordeuropäische Wurzeln zu haben, was auf jeden Fall selten war.

„Bronzezeit“, murmelte er leise, als er sich die runden Behausungen, die tiefen Dächer, die fast bis auf den Boden hingen, betrachtete.

„Wie bitte?“, fragte Jack offensichtlich ziemlich unbeeindruckt von ihrer Umgebung.

„Ich habe nur grade festgestellt, dass diese Behausungen mit denen aus der Bronzezeit Ähnlichkeit haben“, sagte er, auch wenn er wusste, dass es Jack nicht interessierte.

„Für mich sieht das eher aus wie das Zeitalter des Drecks“, antwortete er, als er mit seiner Schuhspitze gegen eine Hauswand stieß.

„Jack!“, protestierte Daniel. „Um Gottes Willen, versuche wenigstens höflich zu sein.“

Er knurrte etwas, was Daniel nicht verstehen konnte und schaute über seine Schulter zurück zum Stargate, wo Carter noch am Generator arbeitete. „Ich hätte sie nicht alleine lassen sollen“, sagte er schließlich, als er anhielt und sich umdrehte.

„Sie ist nicht allein“, hielt ihm Daniel vor Augen. „Taran ist bei ihr.“

„Ja“, antwortete Jack und schaute hinunter, als er mit seinem Stiefel durch den Dreck schabte. „Genau.“

„Du vertraust ihm noch immer nicht?“, fragte Daniel.

Jack zuckte leicht mit den Schultern. „Nicht wirklich.“

„Sam kann schon auf sich selbst aufpassen.“

„Ja“, nickte er, „ich denke, das kann sie.“

Dann wurde Daniels Aufmerksamkeit von einer kleinen Gruppe von Männern abgelenkt, die alle in schweren wolligen Roben gekleidet waren, vermutlich dafür geschneidert, um die penetrante Kälte fernzuhalten. Jemus begrüßte sie, er sprach zu schnell für Daniel, als dass er alles richtig verstehen konnte.

Aber es hörte sich keltisch an, so viel stand fest. Faszinierend! „Ahm, Jack?“, fragte er. „Zeit freundlich zu sein.“

O’Neill drehte sich wieder um und man sollte ihm hoch anrechnen, dass er die Höflichkeit und Freundlichkeit in Person war. Die Tatsache, dass die Einwohner nicht ein Wort von dem verstanden, was er sagte, trug sicherlich dazu bei.

„Der Häuptling begrüßt euch“, erklärte Jemus. „Und lädt euch ein heute Abend sein Feuer beim Fest zu teilen.“

Daniels Augen wurden ganz groß. „Oh! Danke“, sagte er mit einem Nicken in Richtung Häuptling. „Sag ihm, dass wir uns außerordentlich geehrt fühlen.“ Er schielte hinüber zu Jack, der wieder irgendwo anders mit seinen Gedanken war, und stieß ihm einmal kurz in die Seite. „Versuch geehrt auszusehen“, sagte er durch ein Lächeln hindurch.

„Richtig“, nickte Jack und grinste wenig überzeugend. „Bin geehrt. Ehrlich.“

Was auch immer Jemus ihnen sagte, der Häuptling und sein Gefolge schienen zufrieden zu sein und sie lächelten. „Er lädt euch ein mit ihm sein Mittagessen zu teilen“, strahlte Jemus, als der Häuptling eine herbeiwinkende Geste machte und sie anwies ihm ins große Haus zu folgen.

„Danke“, antworte Daniel mit einem energischen Nicken.

„Eigentlich bin ich nicht wirklich hungrig“, begann Jack und schaute wieder zurück zum Tor. „Ich denke, ich werde mal eben…“

Daniel ging ihm dazwischen, bevor er auch nur noch ein Wort sagen konnte. „Wir wollen unsere Gastgeber doch nicht verärgern“, warnte er ihn. Und dann sah er ihn misstrauisch von der Seite an. „Ich bin mir sicher, dass bei Sam alles in Ordnung ist. Warum machst du dir auf einmal so große Sorgen um sie?“

Die Antwort kam abrupt. Jacks Kopf flog zurück und er zog scharf seine Augenbrauen zusammen. „Ich mache mir keine Sorgen um sie“, schnappte er. „Ich sorge mich nur um den Reaktor, das ist alles. Das ist unser einzige Fahrkarte nach Hause.“

„Oh“, antwortete Daniel nicht einmal annähernd überzeugt.

Jack starrte ihn mit einem Blick an, der ihn davor hütete noch mehr zu sagen. „Also, gehen wir dann jetzt rein, oder was?“, fragte er. „Wir wollen den Häuptling doch nicht warten lassen, oder?“

Daniel antwortete ihm nicht, sondern drehte sich um und trat durch den niedrigen Eingang. Aber selbst, als er die Faszination seiner Umgebung in sich aufnahm, konnte er nicht anders, als sich zu fragen, was nur mit Jack los war. Seine Sorge um Sam war offensichtlich und im Grunde nichts Außergewöhnliches. Verdammt, Jack behandelte sein ganzes Team wie eine Familie und hatte schon immer eine Schwäche für Sam gehabt. Aber was für Daniel wirklich faszinierte war, war die Tatsache, dass er darüber gelogen hatte.

Jack hatte über seine Sorge zu Sam gelogen und das sagte ihm einiges mehr, als es seine einfache Besorgnis je tun könnte. Viel mehr. 'So, Jack’, lächelte er in sich hinein, 'hat sie es also geschafft durch diese militärische Mauer zu schlüpfen, nicht wahr? Nun, dann steckst du jetzt in gewaltigen Schwierigkeiten. Junge, und was für welche.’



*******************



„Einfach und doch effektiv“, bemerkte Taran von seinem Platz aus, von wo er auf den Steinstufen vor dem Stargate saß und Sam bei ihrer Arbeit am Reaktor beobachtete.

„Einfach?“, fragte sie und schaute mit einem Lächeln zu ihm auf.

Er zuckte leicht mit den Schultern. „Nun, das Konzept zumindest“, antwortete er. „Ich bin kein Wissenschaftler – ich kann mir nicht einmal annähernd vorstellen, wie das funktioniert.“

Sam stand auf und massierte sich leicht die Knoten in ihrem Rücken. „Nun denn, dann lass uns mal sehen, ob es auch wirklich funktioniert“, schlug sie vor. „Willst du mir vielleicht beim Anwählen helfen?“

„Anwählen?“, sprach er das unbekannte Wort neugierig aus.

„Oh natürlich“, grinste sie. „Es ist schon überraschend, wie idiomatisch die Sprache sein kann, nicht wahr? Ahm, das Anwählen bezieht sich auf ein Kommunikationsgerät auf unseren Planeten – wir nennen es Telefon – das für gewöhnlich eine…“ Sie verstummte. „Entschuldige, was red ich denn da? Dich interessiert es vermutlich nicht im Geringsten – manchmal schweife ich eben etwas ab!“

„Nein“, versicherte ihr Taran, als er aufstand und die Stufen hinunter zu ihr ging. „Es ist faszinierend. Ich bin Anthropologe, schon vergessen? Ich bin sehr an der Etymologie interessiert.“

„Wirklich?“, fragte sie. Das war nun wirklich eine Überraschung. Jemand den es auch interessierte, was sie zu sagen hatte.

„Du kannst es mir erzählen, während ich dir dabei helfe 'anzuwählen’“, antwortete er und nickte zum Tor. „Ich nehme an, du spielst auf die manuelle Aktivierung des Tores an?“

Als sie zusammen daran arbeiteten die gewaltigen Ringe zum Drehen zu bringen, kam Sam nicht drum herum von der Stärke und des schnellen Verstehens dieses Mannes beeindruckt zu sein.

Obwohl er behauptete nichts von der Wissenschaft zu verstehen, hatte er ein gewisses Grundwissen über die Tortechnologie und war ganz erpicht darauf noch mehr zu lernen. Er sagte wenig, sondern stellte mehr Fragen und beobachtete sie mit Augen, die schon fast schwarz waren, die immer wieder durch sein wirres Haar hindurchfunkelten. Ein Besuch bei einem Friseur würde ihm nicht schaden, stellte Sam fest. Nicht, dass die Art und Weise, wie er mit seinen Fingern durch sein Haar fuhr, um es nach hinten zu kämmen, nicht süß war... Sie errötete leicht bei ihren Gedanken und für den Bruchteil einer Sekunde fühlte sie sich Jack gegenüber schuldig – was natürlich vollkommen lächerlich war. Wie konnte sie Jack gegenüber untreu sein, wenn es da nichts gab, was man hätte verraten können? Wenn es da nie etwas geben würde? Sie seufzte – je eher du das akzeptierst, Sam, desto eher kannst du auch endlich wieder ein normales Leben führen. Sie schaute zu Taran und er beglückte sie mit einem hellen Lächeln, welches sein Gesicht mit ansteckender Begeisterung erleuchtete.

„Ich hoffe, du wirst heute Abend beim Fest dabei sein“, sagte er schließlich.

„Sind wir denn eingeladen?“

„Da bin ich mir ganz sicher, obwohl…“ Er verstummte kurz und ein Stirnrunzeln dämmte sein Lächeln, „deinem Colonel O’Neill scheint es etwas zu widerstreben hier zu bleiben.“

„Oh, mach dir wegen ihm keine Sorgen“, antwortete sie, als sie sich wieder ihrer Arbeit zuwandte. „Er bellt schlimmer als das er beißt.“

Taran schwieg eine ganze Weile. „Er beißt?“

Sam konnte ein Lachen nicht unterdrücken, als sie es sich bildlich vorstellte. „Nein“, sagte sie immer noch lachend, „jedenfalls nicht, dass ich wüsste!“ Sie grinste und schüttelte ihren Kopf, bis sie ihre Stimme wieder unter Kontrolle hatte. „Das ist nur eine Redewendung. Es bedeutet, dass er nicht so ernst ist, wie er aussieht.“

„Ah“, antwortete Taran mit einem erneuten Lächeln. „Da bin ich ja beruhigt. Er erscheint mir nämlich ziemlich… unfreundlich.“

„Ja“, antwortete sie und ihr Lachen spülte noch andere Gefühle fort, „ich schätze so kommt er manchmal rüber. Aber das ist er wirklich nicht. Eigentlich ist er sogar ziemlich…“

Sie schluckte das Wort hinunter, in einem vergeblichen Versuch die verliebten Gedanken nicht an die Oberfläche zu lassen, die ihr nur wieder den vertrauten Schmerz bringen würden. Aber es war bereits zu spät. Zärtlich – das war das Wort, welches sich auf ihren Lippen geformt hatte – und warm. Warme, zärtliche Augen, die sie mit einer Liebe beobachteten, die nichts als ein gelegentliches Lächeln als Gegenleistung verlangten. Sie schluckte erneut in dem Versuch dieses Bild zu verdrängen.

„Major Carter?“ Taran stand jetzt neben ihr und erst da erkannte sie, dass sie ihm nicht weiter geantwortet hatte. „Geht’s dir gut?“

„Ja“, nickte sie mit einem gezwungenen Lächeln. „Ich war nur etwas abgelenkt. Okay.“ Sie stand auf. „Wir haben’s gleich geschafft. Das letzte Chevron. Fertig?”

Taran lächelte erneut. „Ich stehe dir zur Verfügung, Major Carter!“



*******************



Jack schlenderte durch den dunklen Frühabend. Die Sonne war schon längst hinter dem grauen Horizont untergegangen und ließ die Luft nur noch kühler werden. 'Kein Wunder, dass es hier so verdammt kalt und feucht ist’, dachte er, als ihn ein leichter Schauer erfasste.

Es hatte eigentlich nicht in seiner Absicht gelegen hier draußen in der Dunkelheit herumzulaufen. Oh nein. Er sollte eigentlich drinnen, in der verrauchten Hütte des Häuptlings sitzen und sich Daniels Gerede und Jemus äußerst zähen Übersetzungen lauschen. Aber er konnte einfach nicht still sitzen. Er begann sich zu wundern und die Gedanken, die durch seinen Kopf spukten, hatten ihn nervös gemacht.

Er musste wohl ziemlich offensichtlich hin und her gerutscht sein, denn nach dem zehnten Male, wo er auf seine Uhr geschaut hatte, hatte sich Daniel mit einem Flüstern zu ihm gebeugt. „Warum sucht du sie dann nicht einfach?“ Wenn der Häuptling ihn nicht so neugierig beobachtet hätte, dann hätte er dem widersprochen, dass er an Carter gedacht hatte. Was natürlich eine Lüge gewesen wäre. Carter war alles, an das er die letzten Tage denken konnte, eigentlich so ziemlich der erste Gedanke, wenn er aufwachte und der Letzte, wenn er wieder einschlief. Und heute war es kein bisschen anders.

Aber diesmal schwelgten seine Gedanken nicht in seinen gewöhnlichen Fantasien. Diesmal waren sie darauf fokussiert, dass sie bereits seit zwei Stunden fort war. Zwei Stunden, wo sie ihm doch gesagt hatte, dass es nur eine dauern würde, bis sie den Generator angeschlossen hätte. Also, okay, vielleicht hatte sie ja ein paar Schwierigkeiten, sodass es etwas länger dauerte, als sie eigentlich erwartet hatte, aber zwei Stunden? Zwei Stunden zusammen mit Taran, mit all seinen schleimigen Grinsen und schmeichelnden Worten. Zwei Stunden waren zu lang.

Und so schlenderte er herum. Er versuchte herauszufinden, ob er einen legitimen Grund hatte sie zu suchen, als er Fußschritte hinter sich im Matsch hörte. Als er sich schnell umdrehte, sah er nur noch wie Tarans Umriss in Richtung Dorf ging. Er sah sich um, aber konnte Sam nirgends ausmachen.

„Hey!“, rief er und seine Stimme hörte sich in der Dunkelheit scharf an.

Taran drehte sich zu ihm um und starrte durch die Nacht. „Wer ist da?“, fragte er.

„O’Neill. Wo ist Carter?“

Taran kam auf ihn zu und Jack konnte das weiße Aufblitzen seiner Zähne sehen, als er lächelte. „Sie ist noch beim Stargate“, sagte er.

„Allein?“ Du Arschloch!

„Hier gibt es nichts, was sie bedrohen könnte, Colonel O’Neill“, versicherte Taran ihm. „Sie ist dort in Sicherheit.“

„Du hast sie im Dunkeln auf einem fremden Planeten alleine gelassen?“, fragte er und war wütender als er eigentlich sein sollte.

„Sie hat mir versichert, dass sie den Weg alleine finden wird“, antwortete Taran offensichtlich etwas verwirrt. „Sie scheint sehr gut auf sich selbst aufpassen zu können.“

Jack machte sich nicht die Mühe ihm zu antworten, sondern drehte sich abrupt um hundertachtzig Grad um und verschwand im Wald zum Tor. Was zum Teufel machte sie nur? Schickte ihn einfach weg und blieb schutzlos zurück? Das war nicht ihre Art. Das war ganz und gar nicht ihre Art.

Er brauchte nicht lange, um das Tor zu finden. Selbst in der Dunkelheit dominierte seine massive Anwesenheit den Waldrand. Und er war drauf und dran zu ihr zu stürmen und sie auszufragen, was zum Teufel sie sich nur dabei gedacht hatte, als er sie ganz allein im Mondlicht auf der Lichtung sitzen sah. Und all seine Wut verschwand und machte einer Zärtlichkeit in ihm Platz.

Sie saß regungslos auf den Stufen, die zum Tor führten, ihre Arme hatte sie um ihre Knie geschlungen, die sie wegen der Kälte der Nacht gegen ihre Brust gezogen hatte und ihre Ausrüstung lag ordentlich gestapelt an ihren Füßen, als sie hinaus in die Nacht starrte. Sie sah so einsam aus und selbst von seiner Entfernung aus konnte er sehen, dass sie traurig war. Er spürte es, er wusste es in seinem Herzen und alles, was er wollte, war sie in seine Arme zu schließen. Alle anderen Gedanken verabschiedeten sich, als er hinaus auf die Lichtung trat. Sams Aufmerksamkeit war so weit entfernt, dass sie nicht hörte, wie er sich ihr näherte, bis er vor den Stufen stehen blieb und ein leises „Hey, Carter“, flüsterte.

Sie sah mit einem verwirrten und leicht verlegenen Lächeln zu ihm auf. „Sie haben mich erschreckt, Sir!“

„Entschuldigung“, antwortete er und sah, wie ihr brüchiges Lächeln verschwand und die Traurigkeit sich wieder in ihren Augen ausbreitete. Plötzlich wurde er sich bewusst, dass er dort mit seiner MP- 5 vor ihr stand und so löste er die Halterung und legte die Waffe auf den Boden. „Was dagegen, wenn ich mich setzte?“, fragte er.

Sie seufzte. „Nein.“

Er setzte sich neben sie, bedacht darauf ihr nicht zu nahe zu kommen und beobachtete sie für einen Augenblick. Sie sagte kein weiteres Wort, sah nicht zu ihm, sondern starrte einfach hinaus in die Nacht. Da ihm nichts einfiel, was er ihr sonst sagen könnte, murmelte er schließlich: „Sieht wohl ganz so aus, als ob Sie heute Abend doch noch eine Geburtstagsparty bekommen würden.“

Sie lächelte etwas. „Nett von ihnen mir zu Ehren ein Fest zu geben.“

„Ja“, antwortete er. „Na ja, ich habe mal ein paar Wörtchen mit dem Häuptling gewechselt…“

Sie lächelte erneut und ihr Kopf senkte sich so weit, dass ihr Kinn auf ihren Knien liegen blieb. Aber sie antwortete ihm nicht, bewegte sich kaum.

„Carter?“, fragte er dann und ließ den Versuch Small Talk zu führen fallen. „Was ist los? Sie sehen nicht besonders glücklich aus.“

Sie schüttelte ihren Kopf, und als sie sprach, war ihre Stimme etwas erstickt. „Nein, ich denke, das bin ich nicht.“

Sein Herz sank. „Wollen Sie mir vielleicht sagen warum?“, fragte er, ängstlich, dass er die Antwort auf diese Frage bereits kannte.

Sie musste seine Gedanken gelesen haben, denn sie flüsterte: „Ich denke, dass wissen Sie, Jack.“

Jack. Das machte das Ganze persönlich und das sagte ihm genug. „Ja“, gab er zu, „ich denke, das tue ich.“

Ein weiteres angespanntes und unangenehmes Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus. Es gab so viel zu sagen, aber nichts, was laut ausgesprochen werden durfte. Jack starrte in die Dunkelheit hinaus, während er damit kämpfte die richtigen Worte zu finden, aber an alles, was er denken konnte, war sie in seine Arme zu schließen und sie einfach nur festzuhalten. Er war noch nie gut mit Worten gewesen, er fand nie die richtigen zur richtigen Zeit. Witzeleien und Scherze waren eine Sache, aber wirkliche, bedeutungsvolle Worte…?

Am Ende war es Sam, die zu sprechen begann. „Das ist so schwer, Jack“, flüsterte sie. „Was wir hier tun. Ich hätte nie gedacht, dass es so schwer ist.“

Er nickte in die Dunkelheit. „Ich weiß“, stimmte er ihr zu, die richtigen Worte blieben ihm noch immer fern.

Mit einem Seufzen streckte Sam schließlich ihre Beine aus. Ihre Hände stützte sie nach hinten auf dem kalten Stein neben sich ab; ihre Finger sahen im Mondlicht dünn und blass aus und Jack konnte dem einfach nicht widerstehen. Er wusste, dass er es nicht tun sollte, er wusste, dass er sich gefährlich nahe an diese Grenze begab, die sie sich versprochen hatte nicht zu überschreiten, und doch streckte er seine Hand aus und umschloss ihre mit seiner, während sein Daumen zärtlich über ihren Handrücken fuhr. Er sah sie nicht an, schenkte dem, was er tat keine Beachtung, sondern hielt in der Dunkelheit einfach nur ihre Hand, genoss die ihre Wärme und das Gefühl von ihren Fingern, die sich um seine gewunden hatten. 'Oh, Sam, ich wünschte, ich könnte dir mehr zeigen’, dachte er. 'Ich wünschte, ich könnte dir zeigen, was du mir wirklich bedeutest.’

Eine ganze Weile saßen sie einfach nur Hand in Hand da und nahmen die Stille der unausgesprochenen Worte in sich auf. Aber dann rührte sie sich, oder er, er war sich nicht sicher, und der Bann war gebrochen. Ihre Hände fuhren auseinander, ihre Berührung blieb unbeachtet.

„Wir sollten wahrscheinlich zurückkehren“, sagte Jack schließlich.

„Ja“, antwortete sie, als sie auf ihre Füße kletterte und sich zu ihrer Ausrüstung am Fuße der Stufen zuwandte.

„Brauchen Sie mit irgendwas Hilfe?“, fragte er und ging zu ihr, um ihr zu helfen.

„Nein, ich hab’s schon“, antwortete sie, als sie sich hinunterbeugte, um die schwere Box hochzuheben. Er ging einen Schritt näher auf sie zu, mit dem Gedanken ihr trotzdem zu helfen, als sie es sich anscheinend doch anders überlegt hatte, sich wieder aufrichtete und sich zurück zu ihm umdrehte. „Könnten Sie…?“, begann sie, aber verstummte, als sie ihm plötzlich direkt gegenüberstand.

Jack hielt ebenfalls in seiner Bewegung inne, nur wenige Zentimeter von ihr entfernt. Sie waren sich nahe, ihre Füße standen schon fast auf denselben Stück Boden, ihre Körper durch nichts weiter als Willenskraft voneinander getrennt. So nahe. Seit dem gestohlenen Kuss, an den sie sich nicht erinnern konnte, war er ihr nicht mehr so nahe gewesen und die Stärke seines plötzlichen Verlangens ließ ihn erstarren.

Beweg dich!, schrie ein Teil seines Verstandes, damit er einen Schritt zurücktrat und sich aus ihrem persönlichen Raum entfernen würde, aber diese Stimme war weit weg, verloren hinter dem plötzlichen Rauschen seines Blutes in seine Ohren, verschlossen hinter seinem pochenden Herzen.

Er war ihr so nahe, so nahe…

Sam unternahm ebenfalls keine Anstalten sich zu rühren, sondern schaute nur ohne einmal zu blinzeln zu ihm auf. Er hörte auf zu atmen, ihre Schönheit verschlug ihm den Atem. Das helle Mondlicht entzog ihrem Gesicht jegliche Farbe und färbten ihre Haare Platin, aber ihre Augen… ihre Augen waren so tief und dunkel, wie der Nachthimmel und Sterne funkelten in ihren Tiefen, als sie direkt zu ihm aufschaute, direkt in sein Herz. Er konnte sich nicht bewegen, er war nur in der Lage gebannt zu beobachten, wie sich sein eigener Atem im Mondlicht mit ihrem vermischte. Langsam umschlang er ihren, als sie beide unaufhaltsam zueinander hingezogen wurden. 'Oh Gott‘, dachte er, 'es passiert. Es wird jetzt passieren.’ Immer näher und näher und noch immer berührten sie sich nicht, aber sie waren sich so nah, dass die Luft zwischen ihnen vor Spannung zu knistern begann. Er legte langsam leicht seinen Kopf zur Seite, als seine Kappe drohte gegen ihre Stirn zu stoßen.

Er würde sie küssen! Es würde passieren! Adrenalin schoss durch seine Adern, verknotete seinen Magen auf so wunderbare Weise, während sein Blick weiter auf sie gerichtet blieb, seine Atmung war jetzt genauso abgerissen, wie ihre. Und dann fuhr ihre Hand zu seiner Schulter, ihre Finger berührten seinen Nacken. Ihre Berührung war so leicht, dass er sie kaum gespürt hätte, wenn er nicht so auf sie eingestellt gewesen wäre. Aber ihre einfache, zärtliche Geste durchfuhr ihn wie ein gewaltiges Feuer. 'Oh, Sam, endlich passiert es!’ Sein Herz raste wie wild, sein gesamter Körper begann zu zittern, als sich langsam seine Augen schlossen. Seine Hand griff nach ihrem Gesicht und dann endlich…

„Jack?“

NEIN!

„Sam? Leute, seid ihr hier?“

Scheiße! Er erstarrte, genau wie sie.

„Jack? Sam?“

Er rührte sich nicht. Vielleicht, wenn er sich nicht bewegte…? Aber es war bereits zu spät, der Moment war zerstört und Sam ging hastig ein paar Schritte zurück. Ihr Blick war gesenkt, als sie ihre Hand von seiner Schulter nahm.

„Jack?“ Die Stimme war jetzt näher. „Jack, bist du das?“

Widerspenstig und schweren Herzens wandte er sich von ihr ab, blinzelte in die Dunkelheit. „Was ist los, Daniel?“

Daniel trat nur ein oder zwei Meter von ihnen entfernt auf die Lichtung. „Ich habe schon überall nach dir gesucht“, rief er. „Das Fest fängt jetzt an.“

„Dann danke Gott, dass du mich noch rechtzeitig gefunden hast“, murmelte Jack, auch wenn er wusste, dass Daniel seine Wut nicht verdient hatte, aber er war zu frustriert, als ob er sich darum kümmern würde. Sie waren so verdammt nahe gewesen…!

„Kommst du dann?“

„Noch 'ne Minute“, antwortete er, als er mit seiner inneren Fassung rang.

„Der Häuptling wartet…“

„Ich sagte, in einer Minute!“, schrie er und fuhr sich mit einer Hand durch seine kurzen Haare. Er war überrascht zu sehen, dass sie noch immer zitterte.

Daniel seufzte und drehte sich um, um wieder zu gehen. Aber bevor er das tat, runzelte er die Stirn. „Ich nehme nicht an, dass du Sam irgendwo gesehen hast, oder?“

Sam? Er drehte sich um, aber sie war bereits fort. Verdammt! Jetzt hatte er es getan. Er hatte die Grenze überschritten und sie war davongerannt – er konnte es ihr nicht verübeln. „Ich, ähm“, stammelte er. „Nein, ich habe sie nicht gesehen.“

„Vielleicht ist sie ja bei Taran?“, schlug Daniel vor und Jack nickte nur, aber er hörte kaum seine Worte. Sie war davongelaufen, davongelaufen vor dem, was fast zwischen ihnen passiert wäre. Sie war vor ihm davongelaufen. Verdammt, warum musste er sie immer wieder drängen, wenn er doch wusste, was sie wollte? Oder besser gesagt, wenn er wusste, was sie nicht wollte?

„Jack?“

„Hä?“

„Alles okay?“

„Ja“, antwortete er und zwang seine Gefühle wieder hinter der Mauer zu verschwinden zu lassen, die er so behutsam all die Jahre über aufgebaut hatte. „Ich komme schon.“

Daniel bedachte ihn mit einem letzten, neugierigen Blick, bevor er erneut mit den Schultern zuckte und im Wald verschwand. Die Lichtung kehrte zu ihrer ungestörten Ruhe zurück und Jack wartete einen Moment bewegungslos, hoffte gegen jegliche Hoffnung, dass Sam aus dem Wald auftauchen würde und dass alles wieder in Ordnung war. Aber sie tat es nicht, genau, wie er wusste, dass sie es nicht tun würde. Also nahm er mit einem schweren Seufzen den Rest der Ausrüstung an sich und machte sich auf den Weg zurück zum Dorf.



*******************



Das Fest war ein Gemisch aus Farben, Musik, dem Schein des Feuers und des Lachens der Menschen, als die Einwohner durch die Nacht tanzten und sangen. Essen gab es reichlich, genau wie das einheimische Gebräu – eine süße, widerliche Flüssigkeit mit einem herben Zusatz an einer Alkoholähnlichen Subtanz, die einem die Tränen in die Augen steigen ließ.

Nach ein paar Mal Nippen entschied sich Sam klugerweise dieses Zeug zu meiden. Auch wenn sie nicht im Dienst war, so war das Letzte, was sie wollte, betrunken zu sein. Sie war heute schon einmal gefährlich nahe dran gewesen die Kontrolle zu verlieren und so stand auf dem Alkohol ein dickes ‚NEIN’.

Sie saß am Feuer des Häuptlings und lauschte Daniels Erläuterung über die Symbolik des Tanzes, die verschiedenen Mahlzeiten, die ihnen angeboten wurden und über das Fest im Allgemeinen. Es war interessant, wirklich. Und sie versuchte sich ernsthaft darauf zu konzentrieren, aber in ihrem Kopf stand noch alles kopfüber von ihrer Begegnung mit Jack. Ihr Körper reagierte noch immer auf seine Beinaheberührung, ihr Herz pochte wie wild in ihrer Brust und ihr Blut brannte mit einem Feuer, welches sie noch immer nicht unter Kontrolle hatte. Und als sie in das knisternde Feuer schaute, war alles, was sie sehen konnte, seine Augen; die Wärme und Belustigung war verschwunden und wurde durch eine feurige Hitze ersetzt, die nur ihr eigenes, tiefes Verlangen widerspiegelte. Sie waren so nahe dran gewesen etwas vollkommen Verhängnisvolles zu tun – verhängnisvoll aber wunderbar – und wenn Daniel nicht über sie gestolpert wäre, wer weiß, was dann noch passiert wäre. Aber er hatte sie unterbrochen und seine Stimme hatte den rationalen Teil von dem gefühlgeladenen Gefängnis in ihrem Kopf wieder befreit und dann war sie einfach nur gelaufen.

Sie war vor Jack davongerannt, weil sie nicht vor sich selbst davonlaufen konnte und sie war vor der Heftigkeit ihrer Gefühle geflüchtet, die beinahe alles ruiniert hätten. Sie hatten sich entschieden nicht diese Grenze zu überschreiten und doch hatten sie heute Nacht so waghalsig darauf getanzt, dass nur ein Lüftchen sie über die Klippe gestoßen hätte.

Und genau das wäre fast passiert.

Sie schaute jetzt auf zu Jack, der gegenüber von ihr saß und mit einem Stock im Feuer herumstocherte und abwesend zu dem nickte, was Jemus ihm erzählte. Sie wusste, dass er ihm nicht zuhörte, sie wusste, dass seine Gedanken denselben Weg folgten, wie es ihre eigenen taten. Sie kannte ihn. Und dann schaute er auf, ein Funken der Überraschung lag in seinen dunklen Augen, als er bemerkte, dass sie ihn beobachtete. Aber es war nur ein flüchtiger Ausdruck, welcher fast augenblicklich durch ein zärtliches Lächeln und durch ein leichtes Stirnrunzeln ersetzt wurde, das sie fragte, ob auch alles in Ordnung mit ihr sei. Sie nickte leicht und seine Sorge fütterte nur das lodernde Feuer in ihrem Herzen und erinnerte sie nur noch einmal mehr daran, warum sie ihn liebte.

„Sam?“

Daniels Stimme brachte sie wieder zurück in die wirkliche Welt. „Ja?“, antwortete sie und war sich mehr als bewusst, dass sie ihm nicht ein Wort zugehört hatte.

„Was ist los?“

„Nichts“, sagte sie mit einer gezwungenen Fröhlichkeit in ihrer Stimme, bestimmt darauf ihr kleines Geheimnis nicht zu offenbaren. „Ich bin nur etwas müde.“

„Müde? Genau.“

Daniel wandte sich wieder schweigend den tanzenden Einwohnern zu und biss sich auf die Lippe, um nicht die Worte auszusprechen, die bereits auf seinen Lippen lagen. Sie lächelte leicht aufgrund seiner Selbstkontrolle und berührte leicht seinen Arm. „Ich habe dir wirklich zugehört“, versicherte sie ihm. „Ich bin nur für einen Moment etwas abgeschweift. Erzähl mir etwas über den Tanz. Es interessiert mich.“

Der Blick, den er ihr zuwarf, war misstrauisch. „Du musst mir nichts beweisen.“

„Tue ich nicht!“, protestierte sie. „Wann habe ich das jemals getan?“

„Hmm“, antwortete er und dann erfasste ihn wieder sein natürlicher Enthusiasmus. „Nun, wenn du dir sicher bist…?” Sie lächelte ihn an und er fuhr fort. „Okay, dieser Tanz ist für verheiratete Paare – obwohl es sich hierbei um eine vorchristliche Gemeinschaft handelt, finden wir hier nicht die Eheschließung, wie wir sie kennen – aber im Grunde geht es in diesem Tanz darum den Paaren Fruchtbarkeit zu verleihen.“

„Da erwartet man ja ziemlich viel von einem Tanz.“

Er runzelte die Stirn. „Es ist hauptsächlich nur symbolisch. Auch wenn auf der Erde geglaubt wird, dass die Kelten oft Tieropfer benutzt haben, um den Segen der Götter zu erhalten – man spricht sogar auch von Menschenopfern…“

„Daniel…?“, schrie sie, als sie zeitgleich nach ihrer Waffe griff. „Warum hast du nicht…?“

„Nein!“, versicherte er ihr. „Nein, ich hab’s überprüft, Sam. So was wird hier nicht gemacht. Wenigstens nicht mehr. Jetzt ist es nur noch symbolisch – siehst du diese Weidenbildnisse dort drüben?“

Sie schaute durch die feuererhellte Nacht auf die großen Bauten. „Das sind Bildnisse?“, fragte sie. Sie sahen eher aus, wie umständlich gewobene Käfige.

„Um Mitternacht zünden sie sie an, um den Segen der Götter für ihre Ernte zu erlangen. In der Vergangenheit hätten diese Weidenkäfige lebende Tiere und manchmal sogar Jungfrauen gefangen gehalten.“

„Nett“, murmelte Sam und konnte immer noch nicht das unangenehme Gefühl abschütteln. „Und du bist dir auch ganz sicher, dass es nur symbolisch ist?“

„Oh ja“, antwortete Daniel. „Jemus und Taran sind hier bereits seit acht Monaten – sie haben viel über die Menschen hier erfahren – und sie haben mir versichert, dass das Ritual der Opfergabe schon lange Vergangenheit ist.“ Und dann seufzte er. „Ich wünschte nur, ich hätte mehr Zeit, um sie genauer zu untersuchen…“

„Ja“, nickte sie. „Ich weiß. Aber unsere ursprüngliche Mission ist nicht…“

„Oh bitte“, murmelte er, „jetzt hörst du dich schon so an wie Jack.“

Sam lächelte bei den Gedanken daran, aber bevor sie etwas antworten konnte, gesellte sich Taran zu ihnen.

„Ich hoffe, du genießt das Fest“, fragte er augenblicklich und warf ihr ein charmantes Lächeln zu.

„Ja“, antwortete sie höflich, „danke. Daniel hat mir grade etwas von der Symbolik erklärt.“

„Ah“, machte er.

„Natürlich“, fügte Daniel hastig hinzu, „ist Taran hier der Experte.“

Taran tat dieses Kompliment mit einem Schulterzucken ab. „Es wäre mir eine Ehre, dir alles zu erzählen, was du wissen möchtest, Major Carter, wenn ich mich zu euch setzen darf?“

„Natürlich“, antwortete sie und rutschte etwas zur Seite, sodass er sich zwischen ihr und Daniel setzen konnte. „Und du brauchst mich nicht so zu nennen.“

Lächelnd setzte er sich neben sie. „Dann also Samantha“, sagte er.

„Die meisten nennen mich Sam.“

„Sam?“ Er sagte dieses Wort schon fast so, als ob er es schmecken würde. „Ich denke, ich bevorzuge Samantha“, entschied er. „Sam scheint ein zu einfaches Wort für eine so faszinierende Frau zu sein.“

Seine Worte überraschten sie und sie wusste nicht, wie sie darauf antworten sollte. Auf der anderen Seite des Feuers konnte sie sehen, wie Jack ärgerlich hin und her rutschte und Taran mit einem flüchtigen Blick bedachte, da sie wusste, dass er ihre Unterhaltung hören konnte.

„Entschuldige“, sagte Taran dann. „Ich wollte dich nicht beleidigen, Samantha – es sollte eigentlich ein Kompliment sein.“

„Nein“, versicherte sie ihm mit einem Lächeln. „Ich bin nicht beleidigt, nur etwas überrascht, das ist alles.“

„Überrascht?“, fragte er, als er sich mit einer Hand durch seine Haare fuhr. „Mir fällt es schwer zu glauben, dass eine Frau, die so schön ist, wie du es bist, von einem Kompliment überrascht werden kann.“

Sie konnte dieses dunkle Lachen nicht verhindern. „Nun, glaube es ruhig, Taran, aber ich bekomme nicht viele.“

„Aber sicher doch“, sagte er langsam und senkte seine Stimme etwas, „wenigstens von deinem Mann. Er muss dir doch jeden Tag erzählen, wie schön du bist.“

„Oh, das darf doch wohl nicht wahr sein!“ Die gemurmelten Worte kamen von der anderen Seite des Feuers und sagten ihr, dass Jack ihnen noch immer zuhörte.

„Ehemann?“, fragte sie mit einem Stirnrunzeln und versuchte seine Motive auszumachen. Sein schüchternes und verlegendes Lächeln verriet ihn und aus Sams Stirnrunzeln wurde ein Lächeln. „Ich bin nicht verheiratet.“

„Und jetzt bin ich es, der überrascht ist“, antwortete Taran mit einem breiten Grinsen. Und dann fast vorsichtig fügte er noch hinzu: „Aber es gibt doch einen Mann in deinem Leben, nicht wahr, Samantha?“

„Ahm“, begann sie und war sich plötzlich Jacks Gegenwart mehr als bewusst, der jetzt angespannt auf der anderen Seite des Feuers saß und auf ihre Antwort wartete. Okay, das war jetzt äußerst unangenehm! Was konnte sie darauf nur antworten? „Ahm“, murmelte sie erneut und schaute auf zu Tarans dunkle Augen. Wie sollte sie ihm darauf antworten? Mit der Wahrheit entschied sie letztendlich, egal wie schmerzhaft sie auch sein mochte.

Sie atmete einmal tief durch und begann schon fast durch knirschende Zähne zu reden. „Nein, es gibt niemanden in meinem Leben. Nicht wirklich.“ Oh, Jack, es tut mir so leid! Gott, das war herb.

Jack rührte sich nicht, er machte keine Anstalten, die zeigten, dass er sie gehört hatte. Aber sie kannte ihn und er hatte es und sie wusste, dass ihre Worte ihn verletzt hatten, wie irrational und unbeabsichtigt es auch gewesen sein mochte.

„Dann bin ich froh“, sagte Taran mit einer fröhlichen Stimme, die ihre dunklen Gedanken durchbrachen.

„Bist du das?“, fragte sie mit einem hilflosen Blick in Richtung Jack, in der Hoffnung, dass er sie ansehen würde. Aber sein Blick war starr auf das Feuer gerichtet, seine Kappe so tief ins Gesicht gezogen, dass sie den Großteil seines Gesichtes bedeckte.

„Ich bin froh“, fuhr Taran fort, „weil ich dich dann fragen kann, ob du den nächsten Tanz mit mir tanzen möchtest, Samantha. Möchtest du?“

„Ahm, tanzen?“, antwortete sie, als sie ihn wieder ansah. „Na ja, ich weiß nicht, ob…“

„Machen Sie nur, Carter.“ Jacks leise Stimme überraschte sie, als er abrupt aufstand und weiterhin ihren Blick mied. „Ich werde mich noch mal etwas umsehen. Haben Sie etwas Spaß. Es ist immer noch Ihr Geburtstag.”

„Colonel, ich…“, begann sie, aber er war bereits fort, verschwunden in die Dunkelheit hinter dem Feuer. Sie brannte darauf ihm zu folgen, aber sie wusste auch, dass es ein Fehler sein würde. Nach allem, was konnte sie schon sagen? Sie beide wussten, wie die Dinge zwischen ihnen stehen mussten und ihm jetzt zu folgen, würde nur ihre beiderseitige Qual vergrößern. Also ließ sie sich stattdessen von Taran an die Hand nehmen und sich von Jack fortführen zum Tanz.



weiter: Kapitel 2
Kapitel 2 by Sally Reeve
Kapitel 2

Das Protokoll und diese gottverdammten Vorschriften ignorierend, hatte sich Jack so weit es ging von dem armseligen Dorf und dem verdammten Fest entfernt. Von ihm aus, konnten sie alle in der Hölle verschmoren. Heute Nacht war er nicht in der Stimmung das Richtige zu machen. Scheiß auf die Mission, scheiß auf die Vorschriften. Es kümmerte ihn einen Dreck.

Und so begann er durch den Wald zu laufen, schon fast zu rennen, ließ seine Füße ihn den Berg hinauftragen, bis die Bäume um ihn herum verschwanden und er hinunter auf das kleine Feuer schauen konnte und über ihm hell die Sterne zu funkeln begannen.

Und jetzt saß er dort schweigend, durchfroren von der Nachtluft, aber er hegte nicht die Absicht so bald wieder zurückzukehren. Die gewaltigen Stimmen der Männer und das schrille Gelächter der Frauen waren selbst noch aus dieser Entfernung zu hören und er fantasierte, dass er schon Sams Lachen durch die Brise hören konnte. Aber es war nur eine Einbildung, das wusste er, das Produkt seiner Bedürfnisse diese unausgesprochene und doch intime Verbindung zwischen ihnen aufrechtzuerhalten. Aber die Verbindung wurde schwächer, schon vor Monaten war sie es, unter dem Druck von allem, was sie vor sich und gegenseitig verleugneten. Sam versuchte weiter zu machen und er musste sie gehen lassen.

Jack ließ sich auf seinen Rücken fallen und schaute hinauf in den Nachthimmel, in der Hoffnung etwas Trost in den Sternen zu finden. Aber er war noch nie wirklich ein Philosoph gewesen und jetzt war alles, was er wirklich gebrauchen konnte, ein kühles Bier. Nein, streich das, einen Whiskey.

Wahrscheinlich sogar mehr als einen.

Er seufzte. Das war dann also der Schicksalsschlag gewesen. Er hatte nicht erwartet, dass er so hart sein würde, oder dass es so schnell geschehen würde. Es war kaum vorstellbar, dass sie noch vor knapp einer Stunde Hand in Hand in der Dunkelheit gesessen hatten und einen bittersüßen Moment geteilt hatten, der so unzureichend war, um all das auszudrücken, was er fühlte und so viel mehr, von dem er dachte es nie wieder finden zu würden. Und dann war der Kuss. Na ja, der Beinahekuss. Bei der Erinnerung daran schloss er seine Augen, aber es half nichts. Er konnte noch immer ihre Haare riechen, ihre abgehakten Atemzüge hören und die warme Berührung ihrer Finger gegen seinen Nacken spüren. Sein Magen zog sich so schmerzhaft zusammen, dass er fast nach Luft schnappte und seine Augen aufflogen. Sie waren so nahe gewesen. So verdammt nahe. Und jetzt war es vorbei.

Ihre Worte, die durch das Feuer zu ihm getragen wurden, hatten ihn zerfetzt. ‚Da gibt es niemanden in meinem Leben. Nicht wirklich.’ Er wusste, dass es wahr war. Er redete sich dieselben Worte mindestens tausendmal am Tag selbst ein, aber es von ihren Lippen zu hören, wie sie es Taran erzählte, war fast zu viel für ihn.

Er bedeckte sein Gesicht mit seinen beiden Händen und drückte seine Handflächen in seine Augen, um das Gefühlschaos in ihm wieder unter Kontrolle zu bringen. Trauer, Verzweiflung, Liebe, Verlust und Wut – alle versammelt an einem Platz in seinem Herzen. Sie strafften seinen gesamten Körper dermaßen, dass er das Gefühl hatte, jeden Augenblick auseinanderzufallen. Und das war etwas, was Jack O’Neill nie tat. Niemals. Er hatte seine Gefühle immer in sich gekehrt getragen, verschlossen hinter einer lebenslangen Disziplin. Auf diese Art und Weise war es besser.

Sicherer für alle Beteiligten.

Und so zwang er sich, sich zu entspannen und Jack zog mit einem langsamen Seufzen seine Hände von seinem Gesicht. Das war das Beste, egal wie stark sich das Messer in seinen Eingeweiden drehte. Sie hatte ein Recht auf ihre Zukunft und er würde ihr dabei nicht im Weg stehen. Wie konnte er sich beschweren, wenn ein anderer Mann Interesse an ihr zeigte. Was hatte er ihr schon zu bieten? Nichts.

Nichts außer gestohlener Blicke und ein schweigendes Verlangen. Nichts außer Schmerz. Er musste sie gehen lassen. Er konnte nur hoffen, dass sie sich nicht zu weit von ihm entfernte. Zumindest nicht sofort. Er hoffte, dass er noch etwas Zeit haben würde, um mit ihren Verlust klar zu kommen, wenigstens etwas Zeit.

Aber das Schicksal schien es nicht gut mit ihm zu meinen. Sogar, als das Fest langsam auf sein Ende zuging und Jack mit dem Gedanken spielte wieder zu ihrem Camp zurückzukehren, hörte er unter sich in der Dunkelheit Stimmen.

„Spektakulär, siehst du?“, sagte die Stimme. „Die Sterne sind hier so hell und es gibt hier so viele von ihnen…“

Ein kalter Schub von Eifersucht durchfuhr seine Brust. Die Stimme gehörte Taran.

„Wunderschön“, flüsterte eine andere Stimme.

Jack schloss seine Augen. Sam.

„Ja“, stimmte ihr Taran zu. „Aber die Sterne sehen noch schöner aus, wenn sie sich in deinen Augen widerspiegeln."

Oh bitte! Das musste er sich nun wirklich nicht mit anhören. Jack setzte sich langsam auf, entschlossen zu flüchten, aber zu all seiner Bestürzung sah er, dass der Fleck, wo Taran und Sam nahe beieinanderstanden, nur wenigen Meter unter ihm lag. Wenn er sich bewegte, dann würden sie ihn mit Sicherheit sehen. Verdammt, er war gefangen!

„Du hast mit Sicherheit eine poetische Ader in dir Taran“, flüsterte Sam und Jack konnte die Belustigung in ihrer Stimme hören. Gut, dachte er sich, sie kaufte ihm diesen ganzen Mist nicht ab.

„Wenn ich sie habe“, antwortete Taran, „dann, weil du sie hervorgerufen hast, Samantha.“

Sie schüttelte den Kopf. „Bitte, ich…“

„Warum widerstrebt es dir so das zu hören?“, drängte er und drehte sie zu sich um, wo seine Hand auf ihrem Arm verweilte. „Ich sage nur die Wahrheit.“

Jack schloss seine Augen, er wollte sich das nicht mit ansehen. Aber nach einem Moment zog eine kranke Faszination seinen Blick zurück auf die Szene vor ihm.

„Ich denke, ich bin es einfach nicht gewohnt, dass die Leute so… direkt sind“, erklärte Sam flüsternd. Und dann fügte sie mit einem trockenen Lachen hinzu: „Im Grunde ist es sogar ziemlich erfrischend jemanden zu haben, der mir sagt, was er fühlt.“

Jack verstand die Bedeutung ihrer Worte und es bohrte das Messer nur noch weiter in sein Herz. 'Ich würde es dir sagen, Sam. Wenn ich es könnte, ich würde es dir sagen. Weißt du das denn nicht?’

Sie lächelte jetzt und ihr Lächeln war heller als die Sterne. Jack erwischte sich dabei, wie er sogar selbst fast lächelte, bis Taran mit einem Finger vorsichtig ihre Lippen berührte. „Dein Lächeln ist wie ein Sonnenschein“, sagte er ihr, „aber deine Augen…?“ Er legte seinen Kopf leicht zur Seite. „Deine Augen sind traurig, Samantha.“

„Traurig?“

Taran nickte. „Sag mir, was dich traurig macht.“

Sie schüttelte ihren Kopf und Jack wusste, dass sie sich unwohl bei dieser Frage fühlte. Genau wie er, öffnete sie sich nur selten. Es war etwas, was sie zusammenhielt. Aber zu seiner Überraschung begann sie zu sprechen. „Ich denke, dass ich etwas einsam bin.“

Einsam? Jacks Herz machte einen schmerzhaften Aussetzer. Oh, Sam, es tut mir so leid.

„Einsam?“, echote Taran. „Warum?“

Sie zuckte mit den Schultern. „Ich habe kaum noch Familie – meine Mutter ist gestorben, mein Dad ist… viel unterwegs. Und ich sehe meinen Bruder kaum noch.“

„Aber du hast doch Freunde?“

„Ja“, nickte sie und selbst Jack konnte die Traurigkeit aus ihrer Stimme heraushören. „Aber ich… manchmal… manchmal fühle ich mich sehr einsam.“

„Samantha“, flüsterte Taran und fuhr sanft über ihr Gesicht, bis seine Finger sich in ihren Haaren verflochtenen, als er sie in seine Arme zog. „Jetzt bist du nicht allein. Nicht heute Nacht.“

„Nein“, antwortete sie und schaute im Mondlicht mit einem hellen und ernsten Gesicht zu ihm auf. „Ich denke, das bin ich nicht.“

Und dann küsste er sie, sanft, verweilte jede mögliche Sekunde dort, als langsam, sehr langsam Sam ihre Arme um seinen Nacken schlang und ihn näher zu sich heranzog.

Jack konnte sich das nicht mehr ansehen. Es war ihm egal, ob sie ihn sehen würde, er würde noch nicht einmal über seine Schulter schauen, um zu sehen, ob sie ihn entdeckt hatten, und so sprang er auf und marschierte davon.



*******************



Sam wachte früh, ziemlich durchfroren und unruhig in ihrem Schlafsack auf. Dieser Planet, wie auch immer er heißen mochte, schien eine kühle Feuchtigkeit zu besitzen, die sich überall festsetzte. Zitternd setzte sie sich auf, immer noch wie ein einen Kokon in ihren Schlafsack eingeschlossen und sah sich in ihrem Lager am Rande des Dorfes um. Sie war erst spät vom Fest zurückgekehrt und begann es bereits zu bereuen, als ihr Kopf vollkommen benebelt aufgrund ihres Schlafmangels war.

Die Nacht hatte merkwürdig für sie geendet, sie stand zusammen mit Taran in der Dunkelheit und hatte hinauf zu den Sternen geschaut. Sterne hatte sie immer an Jack erinnerte und der Schmerz muss offensichtlich auf ihrem Gesicht gesehen gewesen zu sein, denn Tara hatte es bemerkt und sie danach gefragt, warum sie so traurig sei. Und er war so nett, so sanft – und einfach nur da – dass, als er sie geküsst hatte, sie sich nicht dagegen gewehrt hatte. Sie schloss ihre Augen und hatte sich den körperlichen Trost erlaubt, nach dem ihr Herz so schrie und auch wenn er nicht der Mann war, den sie liebte, so waren seine Arme dennoch warm und sein Kuss sanft gewesen. Und sie musste sich endlich von Jack lösen. Sie musste es einfach. Taran, dachte sie, war vielleicht ein Schritt in die richtige Richtung.

Wenn er mehr als einen Kuss erwartet hatte, dann hatte er sich nichts anmerken lassen, als sie sich in ihrem Lager trennten und nur kaum ihre Hand drückte als Zeichen seiner Zuneigung. Sie lächelte. Es war schon so lange her seit sie das letzte Mal starke, warme Arme um sich herum gespürt hatte und erst jetzt erkannte sie, wie sehr sie dieses Gefühl vermisst hatte.

Sie gähnte. So spät sie vielleicht auch ins Bett gekommen war, sie war noch vor Jack hier gewesen. Nachdem er die Feuerstelle verlassen hatte, hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Und so war sie froh ihn jetzt zu sehen, wo er nicht weit entfernt von ihr noch immer schlafend in seinem Schlafsack, vergraben unter ein paar Extradecken, lag. Nur sein Haarsatz war sichtbar im grauen Morgenlicht.

Sie lächelte erneut, froh, dass er zurückgekommen war, obwohl sie wusste, dass sie ihn verletzt hatte. Nicht, dass er sie das je wissen ließ. Er war ein sehr zurückgezogener Mann und sie respektierte das. Er war nicht wie Taran, der frei mit blumigen Worten durch die Weltgeschichte lief, er hielt seine Gefühle für sich, tief im Inneren verschlossen. Aber was er fühlte, das spürte er tief, so tief, dass es nicht einfach in Worte gefasst werden konnte. Und genau das liebte sie an ihm.

Kopfschüttelnd befreite sie sich aus ihrer Träumerei und gähnte, als sie nach ihren Stiefeln griff, und hoffte nur, dass sie einigermaßen trocken geblieben waren. Noch während sie sich aus ihrem Schlafsack wandte, zog sie sich an und zuckte leicht zusammen, als sie den Stoff auf ihren Füßen spürte. Sie ging zu dem kleinen Fluss, um sich ihr Gesicht zu waschen und ihre Zähne zu putzen. Jack fand es immer äußerst amüsant, dass egal wo sie sich befanden, sie immer ein Fleckchen fand, wo sie sich ihre Zähne putzen konnte. Ohne eine Dusche konnte sie mal überleben, aber Zahnpasta war lebenswichtig! Ihre Zahnbürste bekam ein paar neugierige Blicke von den Einwohnern, als sie sich vor den Fluss kniete, aber sie lächelte ihnen nur zu und sie schüttelten nur als Antwort den Kopf und ließen sie allein.

Als sie wieder zurück in ihr Lager kam, war Jack ebenfalls aufgestanden und Daniel suchte noch leicht benebelt nach seiner Brille. „Ich glaube ich habe zu viel von diesem… süßen Zeug getrunken“, murmelte er. „Der Geschmack in meinen Mund ist einfach ekelhaft.“

„Wenn du bitte sagst, dann leiht dir Carter vielleicht ihre Zahnbürste“, schlug Jack vor, als er seine Ausrüstung zusammenpackte.

Sam lächelte. „Ich denke, dass erst Geld den Besitzer wechseln müsste, Sir“, antwortete sie. „Ich habe gesehen, wie viel er gestern Abend getrunken hat.“

„Arg“, stöhnte Daniel, als er sich zurücksetzte. „Ich kann meine Brille nirgends finden.“ Jack stand auf, sein Rucksack fertig gepackt und blies sich einmal in seine Hände. „Ich schlage vor, dass wir so schnell wie möglich von hier verschwinden“, sagte er. „Hier ist es so verdammt feucht, dass ich schon das Gefühl habe zu verschimmeln.“

Sam lachte leicht und bekam somit seine Aufmerksamkeit. Er schielte kurz zu ihr hinüber, aber diesmal konnte sie kein Lächeln auf seinem Gesicht sehen. „Wissen Sie wo sich Taran um diese Uhrzeit aufhält?“, fragte er mit einer Stimme, die zu gezügelt war, als dass es normal war.

Sie zog eine Augenbraue hoch, als ihr Herz leicht sank. Was genau meinte er denn damit? „Warum sollte ich das, Sir?“, fragte sie vorsichtig.

Er zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Ich dachte nur, dass Sie es tun würden, das ist alles. Wir müssen ihn finden und dann verschwinden wir von hier.“

Leicht beunruhigt wandte sie ihren Blick von ihm. Wusste er von dem Kuss, den sie mit dem anderen Mann geteilt hatte? Sie konnte sich vage daran erinnern, dass sie etwas gehört hatte, das Rascheln von Tieren in der Nacht, hatte sie gedacht, aber hatte er sie gesehen?

War er dort oben gewesen?

„Carter?“ Seine Stimme war angespannt.

„Sir?“

„Wollen Sie Taran nicht suchen gehen?“

„Warum ich?“, fragte sie noch immer misstrauisch.

Falsche Antwort. Sie sah einen Funken von Überraschung, dicht gefolgt von Wut in seinen Augen und plötzlich war er wieder ganz der Soldat.

„Muss ich erst einen Befehl daraus machen, Major?“

„Nein, Sir“, antwortete sie hastig, krabbelte auf ihre Füße und verschwand.

Whooops, das hatte sie dann wohl falsch verstanden.



*******************



Es kam einer Ewigkeit gleich, aber letztendlich schaffte es Jack alle vor dem Stargate zu versammeln, selbst Daniel, welcher alles durchsucht hatte und sich darüber beschwerte, dass er seine Brille nicht finden konnte, genau wie die Anthropologen, die sich von jeden einzelnen Bewohnern mindestens zweimal verabschieden zu schienen.

„Okay“, rief er wahrscheinlich schon zum zehnten Male. „Wir gehen. Und zwar sofort!”

Das Geschwätz der Einwohner wurde nicht weniger und der Häuptling schien schon zu seiner nächsten Rede anzusetzen, also ignorierte er sie alle und wandte sich an Sam. „Starten Sie den Generator, Carter.“ Und dann schrie er über die Menge hinweg: „Teal’c, bring uns nach Hause!“

Es dauerte eine Weile, aber Teal’c war stark und schließlich erweckte das sich langsam drehende Tor die Aufmerksamkeit der aufgeregten Einwohner und die Lautstärke senkte sich um ein paar Dezibel. Danke Gott. Jack fühlte sich mies und der beständige Lärm tat seinem Kopfschmerzen direkt zwischen den Augen nicht besonders gut. Aber im Gegensatz zu Daniel war es nicht der übermäßige Genuss von letzter Nacht, der diesen Schmerz verursachte oder sein Schlafmangel.

Nachdem er letzte Nacht Sams kleine Verabredung in der Dunkelheit beobachtet hatte, hatte er fast die halbe Nacht damit verbracht herumzulaufen und versucht sich Sam und Taran nicht zusammen vorzustellen. Es war nicht grade sehr erfolgreich gewesen, seine Vorstellungskraft war zu lebendig und seine Eifersucht zu überwältigend, sodass er sich die schrecklichsten Szenarien ausgemalt hatte. Also, als er dann doch noch eine Stunde vor Sonnenaufgang zum Lager zurückkehrt war, war er überrascht gewesen sie dort liegen zu sehen. Er war vollkommen felsenfest davon überzeugt gewesen, dass sie nicht da sein würde – oder noch schlimmer – in den Armen eines anderen Mannes, anstatt ihr Wirr aus blonden Haaren unter ihrem Schlafsack zu sehen und es war eine Erleichterung.

„Colonel O’Neill?“, unterbrach Taran seine Gedanken und das lächelnde Gesicht, welches aus der Menge auftauchte, war so ziemlich das Letzte, welches er jetzt sehen wollte.

„Taran“, antwortete er mit dem Versuch seine Stimme ruhig zu halten.

„Ich wollte euch noch einmal danken“, sagte Taran, „dass ihr uns erlaubt mit euch zurückzukehren. Samantha ist sich sicher, dass sie unser Gerät reparieren kann, wenn sie erst einmal zurück in ihrem Labor ist. Also hoffe ich, dass wir eure Gastfreundschaft nicht allzu lange in Anspruch nehmen müssen.“

Jack zuckte mit den Schultern. „Wenn Carter das Dingsda nicht reparieren kann, dann kann es niemand“, sagte er ihm. „Und es ist nicht meine Gastfreundschaft, die ihr in Anspruch nehmt. Es ist die der US Steuerzahler.“

Ein leichtes Stirnrunzeln verdunkelte das Lächeln des Mannes, als er versuchte die Bedeutung der Worte zu verstehen. Aber alles, was er sagte, war: „Trotzdem unseren Dank, Colonel. Ich befürchte, dass dies hier eine Belastung für deine Geduld gewesen sein muss.“

Jack konnte nicht anders, aber ein dunkles Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab. „Oh, du hast ja keine Ahnung!“

Wenn Taran etwas darauf antworten wollte, so wurde er von einem lauten, erstaunten Raunen der Menge unterbrochen, als sich das Wurmloch etablierte.

„Hallelujah!“, murmelte Jack. „Gute Arbeit, Carter. Teal’c”, rief er dann und sah, wie die beiden ihn zunickten. Dann wandte er sich an Taran. „Okay, dann schnappt euch eure Sachen, weil wir jetzt von hier verschwinden werden.“



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Eine Dusche und trockene Kleidung trug sehr viel dazu bei, dass sich Sams Stimmung etwas gebessert hatte und jetzt saß sie warm und zufrieden in der Besprechung. Sie wünschte sich nur, dass es auch denselben Effekt auf Jack hätte.

Ungewöhnlicherweise saß er gegenüber von ihr anstatt wie sonst direkt neben ihr und er versuchte die Müdigkeit wegzublinzeln, die ihn offensichtlich erfasst hatte. Er sah schlecht aus, stellte sie fest und vermutlich fühlte er sich auch so. Eine Stimme in ihren Kopf flüsterte, dass es irgendwie ihre Schuld war und winzige Flügel der Schuld begannen in ihrem Bauch herumzuflattern. Hatte er sie mit Taran gesehen? Verzweifelt hoffte sie, dass er es nicht getan hatte.

„Major Carter?“ Hammonds Stimme zog sie aus ihren Sog von Gedanken und sie schaute auf.

„Sir?“

Er runzelte die Stirn. „Ich fragte Sie, wie lange Sie wohl brauchen, um das Gerät zu reparieren, Major.“

„Ich weiß es nicht, Sir“, antwortete sie ehrlich. „Ich hatte bisher noch keine Chance einen richtigen Blick drauf zu werfen. Es könnte ein paar Wochen dauern.“

„Wochen?“ Jack war offensichtlich mehr als unzufrieden, als er sie von der anderen Seite des Tisches aus ansah und unbewusst die Stelle zwischen seinen Augen rieb.

Kopfschmerzen, vermutete Sam, als sie sein verzogenes Gesicht sah.

„Es ist eine komplizierte Technologie, Sir“, erklärte sie. „Und auch wenn nur das Energiemodul fehlerhaft ist, so muss ich dennoch verstehen, wie es funktioniert, bevor ich es reparieren kann.“

Er knurrte etwas und fuhr sich mit seiner Hand durch sein kurzes Haar, als er ein Gähnen unterdrückte. „Was macht es überhaupt?“

„Ahm“, begann sie und senkte ihren Blick auf ihre Hände, die sie auf dem Tisch gefaltet liegen, hatte. „Ich bin mir noch nicht ganz sicher, Colonel.“

Eine ganze Weile sagte er nichts. „Wie bitte?“

Sie schaute auf und zwang sich seinen Blick zu treffen. Flüchtig trafen sie sich und er hatte seine Augen verengt, als er auf eine Antwort antwortete. „Taran hat es mir noch nicht gesagt.“

„Colonel O’Neill“, ging Hammond dazwischen, „sagen Sie mir grade, dass SG-1 keine Ahnung hat, was diese beiden Männer durch das Tor mitgebracht haben?“

„Hört sich ganz danach an“, antwortete Jack, als er sich aufrichtete und seine Schultern straffte. „Es tut mir leid, General“, sagte er. „Ich habe den Fehler gemacht und bin davon ausgegangen, dass Major Carter vorher das Gerät untersucht und von ihren Besitzern Informationen erhalten hatte, bevor wir es mitgebracht haben.“

Hammond runzelte die Stirn. „Haben Sie sie gefragt?“

„Wie bereits sagte, Sir, mein Fehler“, antwortete er. „Das nächste Mal weiß ich besser Bescheid, als ihr einfach nur zu vertrauen.“

Seine Worte waren wir ein Amboss, der in ihren Magen gerammt wurde. Es schmerzte. „Stellen Sie mein professionelles Urteilsvermögen infrage, Sir?“, fragte sie leise.

„Nein“, antwortete er mit einem so kalten Zynismus in seiner Stimme, dass sie erschauderte. „Ich frage mich nur, ob Ihr Urteilsvermögen hier diesmal von persönlichen Gefühlen beeinflusst wurde, Major.“

„Komm schon, Jack“, protestierte Daniel, „so schlimm ist es nun auch wieder nicht.“

„Ist es nicht?“, fragte er. „Es hätte eine Bombe sein können. Oder etwas noch Schlimmeres.“

„Es ist keine Waffe, Sir.“

„Hat Taran Ihnen das erzählt?“, erwiderte er gereizt.

„Ja“, antwortete sie und merkte, wie sie selbst langsam wütend wurde. „Und ich vertraue ihm, Sir.“

„Natürlich“, murmelte Jack. „Ich habe genau gesehen, wie sehr Sie ihm *vertrauen*, Major.“ Er betonte das Wort 'vertrauen’ besonders eigenartig und sie konnte so etwas wie ehrliche Wut in seinem Gesicht sehen, bevor er seinen Blick senkte.

Oh nein, er hatte sie zusammen gesehen. Sam sah es jetzt in seinen Augen, ein grober Schmerz, den sie fühlte, als wäre es ihr eigener. Plötzlich verstand sie seine verwirrende Wut und spürte nichts weiter als Mitleid mit ihm, aber trotz ihrer Trauer und der Tatsache, wie sich ihr Herz in ihrer Brust verdrehte, war alles, was sie sagte: „Ich habe das Gerät eigenhändig untersucht, Sir. Es ist keine Waffe. Taran hat nicht gelogen.“

„Colonel“, sagte Hammond schließlich, der sichtlich überrascht von dem plötzlichen Ausbruch war, „wollen Sie mir vielleicht sagen, was hier das Problem ist?“

Mit einem Kopfschütteln sah Jack zum General. „Kein Problem, Sir.“

„Sind Sie sich sicher?“, beharrte Hammond, der jetzt zu Sam schaute. „Denn von meinem Platz aus sieht es verdammt noch mal danach aus.“

„Es gibt kein Problem, Sir“, versicherte ihm Sam. „Der Colonel hat recht. Ich hätte ihm mehr Auskunft gegeben sollen, Sir. Es tut mir leid.“ Sie wandte sich an Jack. „Es tut mir Leid, Sir“, sagte sie dann in einer etwas ruhigeren Stimme und hoffte, dass er sie verstand.

Er tat es, weil er seinen Blick hob und sie konnte sehen, wie die Wut in seinen Augen verschwand, ersetzt durch eine müde Traurigkeit. „Schon okay, Carter“, antwortete er leise. „Solche Dinge passieren. Es ist unumgänglich.”

Sie wandte sich von seinem Blick ab und schaute hinunter auf ihre zusammengefalteten Hände auf dem Tisch. Wie konnte man nur ahnen, dass es so schwer und schmerzhaft wäre, jemanden zu lieben. Es war nicht fair, einfach nicht fair.

„Major Carter?“, durchbrach Hammond dann die Stille. „Ich will regelmäßige Berichte über Ihr Vorankommen. Je eher wir diese Männer nach Hause bringen, desto besser. Dieses Gerät zu reparieren ist jetzt Ihre oberste Priorität.“

„Ja, Sir“, antwortete sie und war wieder ganz der Major.

„Der Rest von Ihnen“, fuhr Hammond fort, „ist, solange bis Major Carter ihre Arbeit am Gerät beendet hat, von jeglichen Missionen entbunden.“

„Kaum zu glauben“, murmelte Jack.

Hammond runzelte die Stirn. „Ich schlage vor, dass Sie Ihre Zeit sinnvoll nutzen, Colonel“, sagte er, während er aufstand. „Ich glaube, ich warte noch immer auf ein paar Berichte, nicht wahr?“

Jack zuckte nur leicht die Schultern, als er sich noch weiter aufsetzte, offensichtlich darauf erpicht sofort zu verschwinden.

Hammond nickte. „Wegtreten“, sagte er und Jack war schon fast vor dem General aus der Tür verschwunden.



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Mist. Das fasste es so ziemlich zusammen. Er fühlte sich mies und sah auch noch so aus, als er in den Spiegel schaute, der an der Tür seines Büros hing. Graue Haare, ausgezehrtes Gesicht, rot unterlaufende Augen von zu wenig Schlaf. Mist. Nicht gerade eine großartige Konkurrenz für Taran mit seinem jungen Aussehen, dunkles Haar, welches so aalglatt war, wie der Mann selbst, unberührt von irgendwelchen grauen Strähnen. Er war nicht wirklich eine Konkurrenz. Nicht, dass er konkurrierte. Nicht, dass er es könnte. Taran hatte freie Bahn und alles, was Jack tun konnte, war am Seitenstreifen zu stehen und zuzusehen.

Mit einem Seufzen ließ er sich in seinen Stuhl fallen und starrte abgelenkt auf den Stapel von Notizen auf seinem Schreibtisch und auf das leere Dokument auf seinem Computerbildschirm. Entschlossen tippte „Missionsbericht: P4R -“ und hielt dann inne, als er seine Notizen durchwühlte. War das richtig? Wie hieß noch gleich dieser verdammte Planet?

Ah, scheiß drauf, er war dafür nicht in der Stimmung. Er hatte kaum geschlafen und der Kaffee, den er in sich hineingeschüttet hatte, half seinen Kopfschmerzen auch nicht und so sehr er sich auch versuchte auf seinen Bericht zu konzentrieren, seine Gedanken schweiften immer wieder zu ein und demselben Thema, über welches er wirklich nicht nachdenken wollte. Sam.

Seine Augen schließend, lehnte er sich in seinen Stuhl zurück und gab es auf dagegen anzukämpfen. Er hatte sich heute Morgen so gut geschlagen, dachte er, schön seinen Schmerz versteckt und hatte sich nichts anmerken lassen. Und dann war etwas durchgeflutscht und er hatte in der Besprechung die Kontrolle verloren. Er hatte sie beschuldigt sich unprofessionell verhalten zu haben, als er genau wusste, dass er derjenige war, der hier aus dem Rahmen gefallen war. Und sie hatte es fast ohne einen Kommentar ertragen, mit nicht als Verständnis in ihren leuchteten, wunderschönen Augen.

Mit einem Seufzen setzte er sich auf und versuchte dieses Bild aus seinem Kopf zu bekommen, als er in seinem Schreibtisch nach einer Packung Tylenol suchte, von der er wusste, dass sie hier irgendwo herumfliegen musste. Seine Finger hatten grade die Packung umschlossen, als er eine weitere Schatulle erblickte. Eine kleine, hölzerne Schatulle. Für einen Moment starrte er sie einfach nur an, bevor er sie herausholte, es in seiner Hand wog und zu einem Entschluss kam.

Er kam zu dem Entschluss, dass er Sam eine Entschuldigung schuldete. Na ja, im Grunde mehr als eine. Einmal für seinen Ausbruch bei der Besprechung natürlich, aber auch dafür, was letzte Nacht fast zwischen ihnen geschehen war. Er hatte sie trotz der Tatsache, dass sie nicht dorthin wollte, fast über diese Grenze gezogen, die sie so entschlossen nicht überschreiten wollten. Sie war eine brillante Wissenschaftlerin, eine verdammt gute Soldatin und sie hatte es verdient bis ganz nach oben zu kommen. Sie hatte so hart dafür gearbeitet dort zu sein, wo sie jetzt war, sie hatte gegen die Diskriminierung im Militär angekämpft, hatte gegen die Stereotypen ihres eigenen Geschlechts und ihrer wissenschaftlichen Berufung angekämpft. Ohne jegliche Zweifel, sie war eine der besten Offiziere, die die Air Force je hatte und er hatte nicht vor ihr im Wege zu stehen. Aber letzte Nacht – er konnte noch immer das überwältigende Verlangen spüren sie zu halten, auf die Weise, wie sein Körper auf ihre Berührung reagiert hatte – letzte Nacht, hatte er sie fast dazu gebracht all das zu zerstören, für das sie so hart gearbeitet hatte. Und dafür schuldete er ihr sowohl eine Entschuldigung als auch sein Versprechen, dass es nie wieder passieren würde.

Er steckte die kleine Schatulle in seine Tasche, als er ein paar Tylenol mit dem Restkaffee herunterschluckte und verließ sein Büro. Er wusste genau, wo sie sich befinden würde, natürlich, und je näher er ihrem Labor kam, desto langsamer wurde er. Das würde das letzte Mal sein, wo er seine Gefühle für sie offen zwischen ihnen zeigen würde. Keine weiteren bedeutungsvollen Blicke, keine weiteren geheimnisvollen Lächeln. Das war es. Es war vorbei.

Es musste vorbei sein.

Tief durchatmend lauschte er einen Moment an der Tür, halb ängstlich, dass er Tarans schleimige Stimme hören könnte. Aber alles war ruhig und so klopfte er leicht.

Sams Antwort kam sofort, wenn auch etwas abgelenkt. „Herein.“

Das Gerät, welches sie versuchte zu reparieren lag in Einzelstücke vor ihr auf dem Tisch und sie studierte es mit ihrer gewöhnlichen Hingabe, eine leichte Falte zeichnete sich dabei auf ihrer Stirn ab. Jack lächelte bei dem Anblick und er wusste mit einer schmerzhaften Sicherheit, dass egal wie auch seine Vorsätze aussahen, ihr nicht länger im Weg zu stehen, eines konnte er nicht verdrängen, er würde sie immer lieben, wenn auch nur aus der Ferne.

„Carter?“, sagte er schließlich, als es offensichtlich war, dass sie nicht aufschauen würde.

Erschrocken hob sie ihren Kopf, so, als ob sie das Klopfen an ihrer Tür vollkommen vergessen hätte. „Sir!“

Er nickte in Richtung des Geräts. „Beschäftigt?“

„Ja“, antwortete sie und lächelte ihn dann leicht an. „Aber ich könnte eine Pause gebrauchen. Was kann ich für Sie tun, Colonel?“

„Och, nichts“, antwortete er und nahm eines der Stücke von dem Gerät in seine Hand. Er betrachtete es, bis sie es ihm wieder vorsichtig abnahm und es zurück auf den Tisch legte.

„Es ist ziemlich empfindlich“, erklärte sie.

„Ja“, nickte er. „Sieht wohl so aus.“

Sie antwortete ihm nicht, sondern beobachtete ihn neugierig.

„Ich, ähm“, begann er und stopfte seine Hände in seine Taschen. „Ich schulde Ihnen wohl ein, zwei Entschuldigungen, Carter.“

Sie schüttelte ihren Kopf. „Nein, tun Sie nicht.“

„Was ich in der Besprechung gesagt habe“, fuhr er fort und ignorierte ihren leisen Protest, „war ziemlich daneben.“ Er schaute hinunter auf ihren Tisch und sprach weiter. „Sie wissen, dass ich Ihrem Urteilsvermögen traue, Carter. Sie haben mir nie einen Grund gegeben daran zu zweifeln. Niemals.“

„Danke“, antwortete sie, „das bedeutet mir eine Menge, Sir.“ Er nickte schweigend und wollte grade weitermachen, als sie zu ihm aufschaute. „Und was ist mit meinem persönlichen Urteilsvermögen, Sir? Vertrauen sie dem auch?“

Er hielt ihren Blick, aber war sich nicht sicher, ob er die stumme Bitte in ihren blauen Augen richtig verstand. „Ihr persönliches Leben, Major“, flüsterte er, „geht mich nichts an.“

„Tut es das nicht?“

„Sie wissen, dass es mich nichts angeht“, antwortete er. Sein Herz begann zu rasen, als sie sich beide dem Thema näherte, welches sie zusammenhielt und voneinander trennte. „Das darf es nicht.“

Ihr Blick wandte sich von ihm ab und sie stimmte ihm traurig zu.
Okay, jetzt oder nie. Er atmete noch einmal tief durch. „Was wir gestern fast getan hätten“, sagte er, „war ziemlich hart an der Grenze.“

„Ja“, nickte sie.

„Es tut mir leid“, fuhr er fort. „Es tut mir leid, dass ich es so gedrängt habe, Carter. Das war nicht in Ordnung. Und als Ihr CO, da hätte ich…“

„Sir?“, unterbrach sie ihn. „Ich kann auf mich selbst aufpassen. Wir sind beide für das verantwortlich, was letzte Nacht passiert ist.“ Er runzelte leicht die Stirn, aber sie fuhr fort. „Wenn ich Sie darum gebeten hätte zu gehen, dann hätten Sie das auch getan.“

Er zuckte zustimmend mit den Schultern.

„Und ich hätte Sie darum bitten sollen“, sagte sie dann, „aber ich habe es nicht getan.“

„Nein, hätten Sie nicht“, entgegnete er. „Und es wird nicht wieder passieren, Carter. Das verspreche in Ihnen.“

Er sah so etwas wie in Enttäuschung in ihren Augen, bevor sie ein „Oh“, murmelte und ihren Blick senkte. Sie nahm ein kleines Stück von dem Gerät und betrachtete es eingehend.

„Das war alles, was ich Ihnen sagen wollte, Sam“, sprach er weiter. „Egal welche persönliche Entscheidung Sie auch treffen mögen, ich werde Ihnen das Leben nicht schwer machen. Das schwöre ich.“

Sie schwieg eine ganze Weile, nur ihre Finger spielten mit dem kleinen Metallstück. Aber schließlich legte sie es wieder zurück und sah ernst zu ihm auf. „Waren Sie letzte Nacht auf dem Hügel?“

Diese Frage überraschte ihn und er musste einmal langsam ausatmen. Nach einem Augenblick nickte er. „Ich war bereits ein paar Stunden dort, bevor Sie und Taran aufgetaucht waren.“

„Es tut mir leid“, flüsterte sie, als sie erneut wegschaute, „dass ich Sie verletzt habe.“

„Nein“, log er. „Ich meine, ich freue mich für Sie, Sam. Sie haben es verdient glücklich zu sein und wenn Sie sich in Taran verliebt haben, dann sollte ich mich nicht beschweren.“

Mit einem Kopfschütteln lachte sie auf. „Ich habe mich nicht in ihn verliebt.“

„Sah aber ganz so aus“, antwortete er und zuckte selbst dann noch zusammen, als er die Worte aussprach. „Nicht, dass ich hingesehen hätte“, fügte er lahm hinzu.

Sie seufzte. „Was Sie gesehen haben, hatte nichts zu bedeuten. Es war…“ Sie verstummte und suchte offensichtlich nach dem richtigen Wort. „Manchmal“, sagte sie schließlich mit einem Blick in seine Richtung, „manchmal ist es einfach nur schön gehalten zu werden.“

„Ja“, seufzte er, sein Blick mit ihrem verankert. „Ich denke, das ist es. Ich hätte nur gewünscht…“ Er unterbrach sich selbst, bevor er noch etwas sagen konnte, aber es war bereits zu spät und er sah in ihren Augen, dass sie ihn verstand. ‚Ich hätte einfach nur gewünscht, dass ich derjenige sein könnte, der dich hält, Sam.’

„Ich auch“, flüsterte sie, so als ob seine Gedanken direkt in ihr Herz fließen würden. „Ich auch.“

Verdammt, er hatte es wieder getan! Er war mit der Absicht herkommen ihr aus den Weg zu gehen, um sie wissen zu lassen, dass er mit ihrer neuen Beziehung umgehen konnte und bevor er sich versah, schmachteten sich die beiden mit genauso viel hoffnungslosen Verlangen an, wie schon zuvor. Rücksichtslos wandte er sich von ihr ab und brach den Kontakt zwischen ihnen. Aber die Stille war zu erdrückend. Und so stand er dort, starrte ins Nichts, während seine Finger die Schatulle in seiner Tasche umschlossen und er sie herauszog.
„Ich, ähm“, sagte er, seine Worte nahmen der Spannung etwas Wind aus den Segeln, als er sich wieder zu ihr umdrehte. „Entschuldigen Sie die Verspätung, aber“, sagte er und hielt ihr die Schatulle hin, „Herzlichen Glückwunsch.“

Mit aufgerissenen Augen nahm sie es an sich. „Sir, das hätten Sie doch nicht…“

„Ich weiß“, unterbrach er sie, „aber ich wollte es.“ Dann zuckte er mit den Schultern. „’Tschuldigung, dass es nicht eingepackt ist.“

Kopfschüttelnd schaute sie mit einem Lächeln zu ihm auf. „Sie hätten das wirklich nicht…“

„Es ist nur ein Geschenk für eine Freundin“, sagte er ihr abrupt. „Das ist nicht falsch.“

„Nein“, stimmte sie ihm zu, als sie den Deckel öffnete und den Inhalt herausholte. „Colonel“, haucht sie. Die goldene Kette glitt durch ihre Finger. „Sie ist wunderschön.“

Er lächelte und schaute leicht verlegen hinunter auf seine Stiefel. „Freut mich, dass es Ihnen gefällt.“

„Es ist…“, begann sie. „Ich habe so etwas noch nie zuvor gesehen. Woher haben Sie sie?“

„Oh.“ Er schüttelte den Kopf und schenkte ihr ein einseitiges Lächeln. „P3X- irgendwas.“

Die Überraschung stand ihr förmlich ins Gesicht geschrieben. „Sie haben es von einem anderen Planeten, Sir?“

„Ich dachte, es wäre ganz passend.“

Sie grinste und ihr Lächeln konnte der Sonne Konkurrenz machen. „Es ist wahrscheinlich vollkommen unangebracht“, sagte sie, „aber es ist perfekt. Danke.“ Und als sie sprach, stand sie auf und kam um den Tisch herum und blieb erst ein paar Meter vor ihm stehen. „Ich bin froh, dass wir noch immer Freunde sind“, flüsterte sie.

Er nickte. „Das werden wir immer sein, Carter. Ich schwör’s bei Gott.”

„Ja“, stimmte sie ihm mit einem direkten Blick zu. Und dann, mit einem süßen Lächeln, schloss sie die Lücke zwischen ihnen und zog ihn in eine warme Umarmung, wo sie ihn festhielt, aber kein Wort sagte. Er zog sie näher an sich heran, das bittersüße Gefühl sie zu halten überwältigte ihn fast und für eine ganze Weile standen sie einfach nur leicht schwankend da. Aber schließlich zog sie sich zurück und widerspenstig ließ er sie los.

„Ich sollte wieder zurück an meine Arbeit“, sagte er ihr und seine Stimme hörte sich selbst für seine Ohren ziemlich beschlagen an.

Sie nickte nur und drehte sich um. Aber als seine Hand die Türklinke berührte, sagte sie: „Sir, kann ich Sie was fragen?“

„Alles“, antwortete er ihr mit dem Rücken zugewandt.

„Wenn Sie die Kette von einem anderen Planeten haben, wie haben Sie sie dann bezahlt?“

Mit einem unschuldigen Lächeln drehte er sich zu ihr um. „Mastercard.“
Sam zog eine Augenbraue hoch. „American Express?“, versuchte er es weiter.

„Sir“, sagte sie dann, als sie auf seine Hand schaute, die noch immer auf der Türklinke lag. „Ist das eine neue Uhr?“

Er grinste. „Später, Carter.“

„Sir…?“

Aber er war verschwunden, bevor sie noch etwas sagen konnte und er noch die Kraft hatte aus ihrem Büro zu gehen.



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Daniel trat mit einem tiefen Atemzug hinaus in die Herbstsonne und war einfach nur froh den engen Gängen des SGCs einmal zu entkommen. Er hatte das Gefühl, wenn er zu viel Zeit unten im Berg verbringen würde, dass er dann seinen Sinn für die Jahreszeiten verlor, ganz zu schweigen von den Tagen, die über ihnen verstrichen. Also, von zu Zeit war er mal froh aus seinem Büro herauszukommen, dann schnappte er sich ein Sandwich und verbrachte eine Stunde an der frischen Luft und in der Sonne. Er entfernte sich ein paar Meter von dem steinigen und bewachten Eingang und setzte sich unter einen Baum. Er hatte grade seinen ersten Bissen genommen, als er Stimmen hinter sich hörte.

„Glaubst du immer noch, dass sie es reparieren kann?“ Daniel runzelte die Stirn, als er Jemus’ Stimme hörte. „Es sind bereits zehn Tage vergangen“, fuhr der Mann fort. „Es scheint wohlmöglich außerhalb ihrer Fähigkeiten zu liegen.“

„Nein“, antwortete eine andere Stimme, die er als Tarans erkannte. „Sie schafft es. Sie ist eine der klügsten Menschen, denen ich je begegnet bin.“

„Huh“, knurrte Jemus. „Ich glaube nicht, dass es ihr Kopf ist, der dich interessiert.“

Daniel erstarrte, sein Sandwich hing irgendwie zwischen seinem Schoß und seinen Lippen in der Luft. Sie sprachen über Sam. „Ich habe zuvor noch nie jemanden getroffen, der so ist, wie sie“, gab Taran zu und klang schon fast ehrfürchtig. „Brillant, wunderschön, lustig…“

„*Hier* ja“, hielt ihm Jemus vor Augen, als ob es von großer Bedeutung wäre.

„Ich weiß“, antwortete Taran. „Aber…“ Er seufzte, „sie ist es wert ein paar Regeln zu brechen.“

„Ein paar?“

„Ich habe noch *nie* jemanden wie sie getroffen“, wiederholte Taran. „Niemals – und das meine ich wortwörtlich.“

Jemus schwieg einen langen Moment. „Na ja, es wäre schon ein strittiger Punkt, wenn sie das TSD nicht reparieren kann. Dann würden wir hier festsitzen.“

„Sie wird es reparieren“, flüsterte Taran. „Obwohl ich mir manchmal schon fast wünschte, dass sie es nicht könnte.“

„Du willst bleiben?“, fragte Jemus ungläubig. „Hier?“

„So schlimm ist es auch nicht – zumindest können wir noch immer die Sonne auf unserem Gesicht spüren.“

„Hast du überhaupt eine Ahnung, wie verschmutzt die Luft ist? Und das Wasser? Nur Gott weiß, wie die Menschen das hier überleben. Wenn wir zurück sind, müssen wir bestimmt eine Woche in der Entgiftungszelle verbringen.“

„Ich mag ihr Fernsehen“, hielt Taran entgegen. „Und da gibt es eine gewisse Sandigkeit über ihr Leben, das dem Ganzen einen Vorteil verschafft.“

„Huh“, pustete Jemus, „für eine Forschungsreise ist es ganz in Ordnung, aber um hier zu leben? Nicht für mich. Je eher sie dieses verdammte TSD wieder zum Laufen bringt, desto besser. Ich habe genug davon.“

„Ich denke, ich könnte mich dran gewöhnen.“

„Wirklich?“, fragte Jemus. „Oder ist es Samantha Carter, an die du dich gewöhnen könntest?“

Eine weitere Pause und dann begann Taran leise zu flüstern. „Ich glaube, das habe ich bereits, Jemus. Viel zu sehr.“

„Taran…?“ Es schwang ein warnender Unterton in der Stimme des Mannes mit. „Und was hast du jetzt vor?“

Eine weitere Pause, diesmal noch länger. Ein Tropfen Mayonnaise tropfte von Daniels Sandwich auf sein Knie, aber er wagte nicht sich zu bewegen. Was in Gottes Namen hatte dieser Kerl vor?

Schließlich begann Taran wieder zu reden. „Ich werde sie fragen, ob sie mit mir zurückkommt.“

„Was?! Heilige Muttergottes, Taran, nein. Das kannst du nicht!”

'Heilige Muttergottes?’, dachte Daniel plötzlich. ‚Hatte dieser Mann grade Heilige Muttergottes gesagt?’

„Warum nicht?“ Tarans Antwort war aggressiv. „Ich wäre nicht der Erste.“

„Du willst deine Karriere schon mit fünfunddreißig beenden?“

„Ich denke, ich habe mich in sie verliebt.“

Jemus stöhnte auf. „Du kennst sie grade mal ein paar Wochen!“

„Das ist egal.“

„Das ist verrückt, selbst für dich“, murmelte Jemus.

„Ich weiß“, stimmte Taran ihm zu und Daniel konnte das Lächeln aus der Stimme des Mannes heraushören. „Ich kann einfach nicht anders.“

„Warum denkst du, dass sie mit dir kommen würde?“

Ja, dachte Daniel, eine verdammt gute Frage.

„Weil sie niemanden hat, der sie hier hält“, antwortete Taran selbstsicher, „so viel hat sie mir erzählt.“

Daniels Herz machte einen Aussetzer. Was? Niemanden? Was zum Teufel meinte er damit? Sie hatte ihn, Teal’c, Janet – Jack. Ganz besonders Jack, wenn er sich endlich mal sammeln und ihr gestehen würde, was er für sie empfand. Niemanden? Hatte Sam das wirklich gesagt? Hatte sie das wirklich so gemeint?

„Ich wäre mir da nicht so sicher“, warnte Jemus ihn.

„Na ja, ich kann doch fragen. Ich muss es.“

Daniel hörte Jemus seufzen. „Es ist dein Leben“, murmelte er.

„Ja“, stimmte ihm sein Freund zu, „das ist es.“

Ihre Stimmen waren jetzt nur noch schwer zu verstehen und Daniel erkannte, dass sie sich entfernten. Er riskierte es um den Baumstamm herumzuschielen und sah, wie die beiden ein paar Wachen zunickten, bevor sie wieder im Berg verschwanden. Mit einem Seufzen lehnte er sich wieder zurück gegen den Baum, sein Essen war jetzt vollkommen vergessen. Sam würde sie verlassen? Taran würde sie fragen, ob sie mit ihm zurück zu wo immer das auch sein mochte, ging? Nein, entschied er, als er auf seine Füße kletterte. Er sollte verdammt sein, wenn er dies zuließ. Niemand hält sie noch hier? „Scheißdreck“, knurrte er, als er durch den Wald ging und seine Mission sich plötzlich ziemlich klar in seinen Kopf verankert hatte.



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Jack aß alleine zu Mittag, hauptsächlich, weil es schon ziemlich spät war und die Cafeteria so gut wie ausgestorben war, aber auch, weil er versuchte seinen Abschlussbericht noch einmal durchzugehen, bevor er ihn Hammond geben würde.

Abschlussbericht. Das hörte sich verdammt gut an! Und da Carter noch immer an Tarans Gerät bastelt, hatte er die Möglichkeit wahrgenommen sich diese Tage frei zunehmen, die er eigentlich schon die letzten dreieinhalb Jahre für sich beanspruchen wollte.

Also, wenn er erst einmal fertig mit dem Essen war und Hammond seinen Bericht gegeben hatte, dann würde er nach Hause fahren. Und dann? Na ja, wo es dann hinging, darum würde er sich später kümmern. Es war ihm so ziemlich egal, wohin er fuhr, solange er nicht in Carter und in ihren neuen besten Freund hineinlaufen würde. Er seufzte, da sich seine Gedanken unerbittlich nur um Sam drehten und von Sam zu Taran wanderten. Dieser Mann hing seit ihrer Rückkehr wie ein treues Hündchen an ihr und seit seiner großen Entschuldigung vor ein paar Wochen, hatte er kaum zwei Minuten mit ihr alleine verbracht. Was, wie er zugeben musste, vermutlich gar nicht mal so schlecht war. Seit sie aus dem Flirten eine Angewohnheit gemacht hatten, bei welchen sie immer die Grenze zu überschreiten schienen, wenn sie grade mal fünf Minuten alleine waren, schien ein wenig Trennung für sie beide wohl das Beste zu sein.

Er seufzte schwer, als er bemerkte, dass er bereits am Ende seines Berichtes angekommen war, ohne auch nur ein Wort von dem, was er gelesen hatte, zu verstehen. Und, bemerkte er wütend, klebte jetzt ein Senfklecks auf der Vorderseite. Verdammt.

„Jack!“ Daniels dringende Stimme erschrak ihn, als sein Freund in die Cafeteria gehechtet kam.

„Was?“, rief er und erwartete schon halb, dass ein ganzer Haufen von Jaffa an seinem Hintern kleben würde.

„Probleme“, sagte Daniel und ließ sich auf dem Stuhl gegenüber von ihm fallen. „Wir haben Probleme.“

„Warum?“

„Sam.“

Eine merkwürdige Kälte breitete sich in seiner Brust aus. „Was ist passiert?“

Daniel schüttelte den Kopf. „Noch nichts, aber ich denke, dass wir sie verlieren werden.“

„Verlieren?“, fragte er knapp. „Wie?“

Daniel schaute sich schnell um, bevor er sich leicht über den Tisch beugte und zu flüstern begann. „Ich habe ein Gespräch zwischen Jemus und Taran überhört. Er wird Sam fragen mit ihm zu gehen.“

„Oh“, antwortete Jack und spürte, wie die Anspannung in ihm etwas nachließ, als er seine Aufmerksamkeit wieder auf sein Essen richtete. „Und?“

„Und?“

„Du glaubst doch nicht, dass sie geht, oder?“, fragte Jack, als er eine weitere Gabel in seinen Mund schob.

„Sie hat Taran erzählt, dass sie niemanden hätte, der sie hier noch halten würde“, sagte Daniel spitz.

„Sie hat das SGC“, sagte Jack und ignorierte bewusst Daniels Andeutung. „Sie hat ihre Karriere.“

Daniel seufzte, als er sich in seinen Stuhl zurücklehnte. „Was, wenn sie mehr als das will?“

„Wollen wir das nicht alle?“, entgegnete er. „Das bedeutet aber noch lange nicht, dass sie jetzt einen auf Familie macht mit diesem Taran-Typen.“

„Warum nicht? Wenn sie das Gefühl hat, dass es hier niemanden gibt, der sich um sie kümmert…?“

„Weil sie Carter ist“, antwortete Jack. „Weil sie ihrem Team gegenüber loyal ist. Sie hat sich verpflichtet gegen die Goa’uld zu kämpfen, weil ihre Karriere ihr alles bedeutet.“

Daniel schüttelte den Kopf. „Ich denke, du unterschätzt, wie einsam sie sich fühlt, Jack“, flüsterte er. „Ich habe an ihrem Geburtstag mit ihr darüber gesprochen und sie ist ziemlich unglücklich. Vielleicht ist es schwer für dich das zu verstehen – für mich vielleicht auch – weil wir wissen wie es ist verheiratet zu sein und eine eigene Familie zu haben. Aber Sam hat ihr ganzes Leben damit verbracht dafür zu arbeiten, wo sie jetzt steht – ihr ganzes Leben, Jack – und ich denke, dass sie jetzt beginnt zu verstehen, dass es mehr in einem Leben gibt, als auf die nächste Beförderung zu warten.“

Jack schwieg und schaute hinunter auf die Krümel auf seinem Teller. Konnte Daniel recht haben? Konnte sie es wirklich in Erwägung ziehen sie zu verlassen? Ihn zu verlassen? Schließlich zwang er sich dazu zu antworten und konnte nur hoffen, dass Daniel nicht mitbekam, wie sehr er damit kämpfte seine Gefühle im Zaum zu behalten. „Wenn Sam denkt, dass Taran der Mann ist, der ihr das geben kann, was sie sich wünscht – Hochzeit, Familie – wer sind dann wir, um sie aufzuhalten?“

„Wir können sie nicht aufhalten“, stimmte ihm Daniel flüsternd zu, „aber wenn sie wüsste, was wir für sie empfinden…“

Jack lächelte und konnte schon erahnen auf, was Daniel hinauswollte. „Du denkt, dass dies einen Unterschied machen würde?“, fragte er.

„Du solltest mit ihr reden.“

„Ich?“

„Ich denke“, sagte Daniel langsam, als er ihn über seinen Brillenrand hinweg beobachtete, „dass ihr deine Meinung über sie sehr viel bedeutet.“

Jack schüttelte den Kopf. „Sie weiß, wie ich über sie denke, Daniel.“

„Nein“, antwortete Daniel und beugte sich erneut nach vorne, seine Augenbrauen hatte er tief runtergezogen, als er versuchte seine Vermutung in Worte zu fassen. „Ich denke, dass sie *Gefühle* für dich hat.“

Wenn er sich nicht so mies fühlen würde, dann hätte Jack diese ganze Situation wahnsinnig komisch gefunden. Aber er seufzte nur. „Du weiß nicht, wovon du da redest.“

„Ich weiß, dass sie dir etwas bedeutet, Jack“, beharrte er. „Wenn du ihr vielleicht sagst, wie du fühlst, dann…?“

„Hör auf“, antwortete er und stand auf.

„Jack…“

„Ich sagte, hör auf“, schnappte er. „Es ist nicht so, wie du denkst, Daniel! Okay? Halt dich einfach daraus.“ Und damit schnappte er sich seinen senfverschmierten Bericht und marschierte aus der Cafeteria. Sam würde sie verlassen? Mit Taran? Damit wollte er sich im Augenblick nicht auseinandersetzen. Er seufzte und schmiss seinen Bericht, den Senf und alles andere in den nächsten Mülleimer, bevor er zu den Fahrstühlen ging. Je eher er von ihr verschwand, desto besser.



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Sam rieb sich ihre Augen, die schon seit den letzten Tagen, in denen sie an dieser Mikrotechnologie arbeitete, alles verschwommen sahen und machte sich auf den Weg zur Cafeteria auf der Suche nach Kaffee und einer Eingebung. Tarans Gerät trieb sie noch in den Wahnsinn.

Nicht, dass sie das Ding nicht wieder funktionsfähig gemacht hätte. Das hatte sie bereits gegen Ende der ersten Woche geschafft; sie hatte es bisher nur niemanden erzählt. Na ja, allen außer General Hammmond. Er stimmte ihr zu, dass sie noch versuchen sollte herauszufinden, was genau dieses Gerät war, bevor sie es Taran wieder aushändigte. Also hatte sie die letzten Wochen hauptsächlich damit verbracht herumzuexperimentieren, Vermutungen aufzustellen und alles Vergebens. Sie wusste, dass es irgendwie das Wurmloch von seinem eigentlichen Pfad abbrachte, aber wohin und warum, das wusste sie nicht.

Die Frustration machte sie wütend und sie seufzte, als sie um die Ecke zur Kantine bog. Gerade als sie das getan hatte, flogen die Türen auf und Jack kam heraus, sein Gesicht düster und verwirrt, als er in die andere Richtung verschwand. Sie beobachtete ihn schweigend. Seit dem Tag, an dem er ihr die Kette geschenkt hatte, hatten sie kaum ein Wort miteinander gewechselt und sie vermisste ihn. Aber sie wusste, dass er sich von ihr fernhielt, und bewunderte ihn dafür, auch wenn sie ihn dafür verfluchte, dass er so verdammt pflichtbewusst war.

Immer wenn sie an ihn dachte, griff sie instinktiv an ihren Hals, um seine Kette zu berühren, wo sie warm und wohlbehütet auf ihrer Haut lag. Sie hatte sie seit ihrem ersten Anlegen nicht einmal abgelegt, trotz der Vorschriften. Sie dachte, dass sie es sich verdient hatte, ein klein wenig gegen die Kleiderordnung zu verstoßen! Es war ja nicht so, als ob sie jemand sehen würde. Aber sie wusste, dass sie da war und das gab ihr das Gefühl näher bei ihm zu sein. Sie hätte sich kein besseres Geschenk vorstellen können, etwas so Exquisites und Wunderschönes, das ihre gemeinsamen durchlebten Abenteuer symbolisierte. Sie reist mit diesem Mann durch die Galaxis und er hatte ihr ein winziges Stückchen davon mitgebracht. Es war perfekt. Einfach nur perfekt.

Ihre Träumerei endete, als sie die Tür zur Kantine öffnete, auch wenn sie noch halb in Gedanken schwelgte, als sie sich eine Tasse Kaffee holte. Sie wollte grade wieder zurück in ihr Labor verschwinden, als sie Daniel alleine am Tisch sitzen sah, er hatte seinen Kopf in seinen Händen vergraben. Sie erinnerte sich an Jacks wütenden Abgang und fragte sich, was passiert war, als sie zu ihm hinüberschlenderte.
„Hey, Daniel“, sagte sie, als sie sich setzte. „Alles in Ordnung?“

„Sam!“, rief er erschrocken und irgendwo schuldig, so als ob sie ihn grade bei irgendwas vollkommen Verbotenes erwischt hätte.

Sie runzelte die Stirn. „Was ist los?“

„Hast du Jack gesehen?“, fragte er hoffnungsvoll.

„Ich habe nicht ihm geredet“, antwortete sie besorgt. „Warum? Was ist passiert?“

Daniel schüttelte seufzend den Kopf. „Nichts, denke ich.“

„Hattet ihr einen Streit?“

„Nichts Außergewöhnliches“, antwortete er. Und dann lächelte er, als er über den Tisch hinweg ihre Hand nahm. „Wie geht es *dir*, Sam?“, fragte er ernst.

„Gut“, antwortete sie vorsichtig. „Warum?“

„Ich will nur, dass du weißt, dass du uns etwas bedeutest… uns allen, Sam“, antwortete er und sah sie mit einem durchdringenden Blick an. „Du bist hier nicht allein.“

„Okay“, nickte sie und fühlte sich mehr als ein wenig unbehaglich. Sie war noch nie ziemlich gut darin gewesen mit offener Zuneigung umzugehen.

Und weil sie so nervös war, tasteten ihre Finger automatisch nach der Kette um ihren Hals.

Sie fielen ins Schweigen und sie zog grade in Erwägung in ihr Labor zurückzukehren, als sie bemerkte, wie Daniel auf ihren Hals starrte. Sie brauchte einen Moment, um zu verstehen, dass es ihre Kette war, die seine Aufmerksamkeit erregt hatte.

„Wo hast du das her?“, fragte er, bevor sie es wieder unter ihrem Shirt verstecken konnte.

„Ahm“, begann sie etwas unbeholfen, „es war ein Geschenk.“

„Darf ich es mal sehen?“, fragte er.

Sie zuckte mit den Schultern, löste die Kette von ihrem Hals und gab sie ihm. Er studierte sie eine Weile, seine Gedanken huschten sichtbar über sein Gesicht und dann lächelte er. „Ich nehme an von Taran?“

„Wie kommst du darauf?“, stellte sie die Gegenfrage.

„Na ja, zunächst einmal, es ist offensichtlich, dass sie von einem anderen Planeten stammte.“

„Stammte?“

„Ja“, antwortete er. „Die Hieroglyphen stammen eindeutig aus der sechsten Dynastie Ägyptens, aber sie gleichen keinen, die hier auf der Erde entdeckt wurden.“

„Hieroglyphen?“, fragte sie und beugte sich über den Tisch, wo ihre Kette vor Daniel ausgebreitet lag.

Daniel schaute auf, etwas überrascht, dass sie sie nicht gesehen hatte. „Die Verbindungen“, erklärte er, „sind grundlegend stilisierte Hieroglyphen… hier schau.“

Sam nickte und verstand wohl zum ersten Mal das sich wiederholende Musterschema auf ihrer Kette. „Ich dachte, es wären einfach irgendwelche Muster.“

Daniel lächelte. „Taran ist romantisch“, sagte er mit einem kaum vernehmbaren Seufzen.

„Was meinst du?“, fragte sie und ließ ihn an diese Vorstellung glauben.

„Nun ja, das hier“, sagte er und deutete auf die schlanken Linien, „bedeutet so etwas wie sehr geliebt oder ehrenvoll und es ist verbunden, siehst du, mit dem Zweiten hier und das bedeutet Loyalität und Beständigkeit. Und diese Verbindungen wiederholen sich immerzu – ein immerwährender Kreis der Liebe und Loyalität.“

„Oh.“ Das war alles, was Sam zustande brachte, als sie auf die Kette starte und es nicht wagte aufzuschauen, weil sie befürchtete, dass Daniel die Wahrheit in ihren Augen sehen würde.

„Und der Verschluss“, fuhr er fort, als er die Kette hochhob, um sie sich näher zu betrachten, „ist im Grunde ein Schriftzeichen, welches man nur dann lesen kann, wenn die beiden Enden geschlossen sind. Siehste?“

Sie nickte nur.

„Es bedeutet Ewigkeit.“ „Ewigkeit?“, flüsterte sie. Oh, Jack.

„Es ist wirklich ziemlich romantisch“, seufzte Daniel. „Ein Versprechen der ewigen Liebe und Loyalität.“

Schwer schluckte sie den Klumpen in ihren Hals herunter, als Sam die Kette wieder an sich nahm und es mit zitternden Fingern wieder um ihren Nacken legte. Hatte er gewusst, was es bedeutete? Vielleicht fand er ja einfach nur hübsch? Aber nein, sie kannte ihn besser als das. Es machte ihn vielleicht Spaß vorzugeben, dass er an nichts, was nicht mit den militärischen Notwendigkeiten ihrer Missionen zutun hatte, Interesse hatte, aber es gab nicht viel, was an ihm vorüberging. Er wusste es. Natürlich wusste er es. Und dann erinnerte sie sich an seine Worte, als er es ihr gegeben hatte: 'Ich dachte, es wäre ganz passend.’ Oh, Jack, das ist es. Das ist es.

„Schätze mal, dass ich diesen Typen unterschätzt habe“, murmelte Daniel.

„Was?“, fragte sie plötzlich sichtlich nervös.

„Taran“, half Daniel ihr auf die Sprünge. „Über ihn sprechen wir doch, oder etwa nicht?“

„Ja“, antwortete sie, als sie schnell aufstand. „Ich, ahm, ich muss los, Daniel“, sprudelte es aus ihr heraus, als sie praktisch aus dem Raum rannte.

Sie war so schnell verschwunden, dass sie nicht mehr das grüblerische Lächeln auf seinen Lippen sehen und ein gemurmeltes „Hatte Jack nie als einen Romantiker gesehen“, hören konnte.



*******************



Sie musste ihn finden. Das war einfach zu viel. Er konnte ihr das nicht schenken, ihr das erzählen und dann einfach so verschwinden. Das würde sie nicht zulassen. Das konnte sie nicht. Sie überprüfte sein Quartier und sein Büro, aber sie waren beide leer. Wo zum Teufel steckte er nur?

„Samantha?“

Verdammt, nicht jetzt! Mit einem gezwungenen Lächeln drehte sie sich zu Taran um. „Hi“, sagte sie knapp und versuchte ihm höflich mitzuteilen, dass sie im Moment ganz und gar nicht in der Stimmung war zu reden.

„Was ist los?“, fragte er. „Du siehst abgelenkt aus.“

„Hast du Colonel O’Neill gesehen?“

Taran nickte. „Vor ein paar Minuten. Ich glaube, er hat den Komplex verlassen. Er war nicht grade gut gelaunt und nicht grade redselig.“

Zuhause. Er ist nach Hause gefahren. Okay, sie wusste, wo das war. Jetzt musste sie nur noch…

„Samantha, ich muss mit dir reden.“

„Jetzt?“, fragte sie, sich dem durchaus bewusst, dass sie ihm gegenüber unfair war, aber sie konnte nicht anders. An alles, was sie denken konnte, war Jack und seine stumme Liebeserklärung – ein Versprechen der ewigen Liebe und Loyalität – so hatte Daniel es genannt.

„Jetzt“, antwortete er. „Bitte. Es ist sehr wichtig.”

„Ich hab’s wirklich eilig“, sagte sie ihm. „Dauert es lange?“

Er runzelte etwas mit der Stirn, offensichtlich genervt von ihrem Verhalten. „Ich hoffe nicht“, sagte er dann, als e sie mit einem Grübeln ansah. „Aber das hängt ganz von dir ab.“

Da war eine ungewöhnliche Tiefe in seinem Blick und Sams Bauch rutschte ihr bis in die Kniekehlen, als sie erkannte, auf was er hinauswollte. Oh Mist. Es war dumm von ihr gewesen es jemals soweit kommen zu lassen. Nur weil seine Gesellschaft angenehm war, weil es besser war, mit ihm zusammen als allein zu sein. Weil seine charmanten Komplimente sie zum Lachen brachten und sie sie sonst von niemand anderen zu hören bekam. Jetzt würde sie den Preis dafür zahlen, dass sie nicht ganz ehrlich zu ihm war und sie vermutete, dass auch er dafür zahlte. Seufzend entschied sie, dass sie lieber früher als später dieses Verhältnis beenden sollte, weil sie mit einem ziemlich freien Kopf zu Jack wollte. Mit einem gezwungenen Lächeln antwortete sie. „Lass uns in mein Labor gehen.“

Sobald sie den Raum betraten, stellte sich Sam hinter ihren Tisch, um sicherzugehen, dass eine feste Barriere zwischen ihnen stand. Sie lächelte. „Also, was ist so wichtig, dass es nicht warten kann?“

Taran antwortete nicht sofort, sondern ging zu dem Tisch und nahm das Gerät an sich. Er betrachtete es für einen Moment und dann schaute er zu ihr. „Hast du schon seine wirkliche Funktion entdeckt, Samantha?“

„Ich, ahm…“ Sie blinzelte ein paar Mal und lächelte dann etwas verlegen, als sie erkannte, dass sie ertappt wurde. „Nein, nicht wirklich.“

Taran nickte nur und schien nicht besonders besorgt zu sein, dass sie es hinter seinem Rücken versucht hatte. „Wir nennen es Zeitverschiebungsgerät“, sagte er ihr.

Sie blinzelte erneut. „Zeitverschiebungs…?“ Hatte sie das eben richtig verstanden. „Du meinst, es verschiebt die Zeit?“

„Nicht genau“, erklärte er, „es erlaubt uns mit dem vom Stargate erschaffenen Wurmloch sowohl durch Zeit als auch durch den Raum zu reisen, es erlaubt uns…“

„Durch die Zeit reisen“, hauchte Sam. In ihrem Kopf drehte sich alles vor den Möglichkeiten, die sich ihr auftaten, als sich sämtliche Gedanken nur noch um die neue, unglaubliche Entdeckung kreisten. Sie grinste aufgeregt. „Es ist eine Zeitmaschine!“

Taran lächelte. „So was in der Art.“

„Okay, warte“, sagte sie schließlich mit einem Kopfschütteln, um sich auf das Offensichtliche zu konzentrieren, „dann bist du nicht aus dieser Zeit? Deswegen musst du nach Hause?“

„Ja“, antwortete Taran. „Wir kommen zweihundert Jahren aus der Zukunft. Deiner Zukunft.“

Seine Worte ließen sie erstarren. „Unsere Zukunft?“

„Die Zukunft der Erde.“

„Oh mein Gott!“ Das war verblüffend, das stellte alles, was sie bisher kannte auf den Kopf. Zeitreise! Vor Aufregung konnte sie kaum atmen. „Kannst du überhall hinreisen?“, fragte sie und wusste, dass sie zu plappern begann. „In jede Zeit auf jeden Planeten… durch das Stargate?“

Er nickte, sein eigenes breites Lächeln erhellte seine dunklen Augen. „Wir können sehen, wie ganze Zivilisationen entstehen und fallen, Samantha“, sagte er ihr. „Wir können vor unseren Augen sehen, wie sich Rassen entwickeln. Wir können sehen, wie die Sterne sterben und wiedergeboren werden – alles was du dir vorstellen kannst gehört uns.“
Ihr Kopf fuhr Achterbahn. Das war unmöglich, aber sie sah die Wahrheit in seinen Augen und wusste, dass es wahr war. Sie tastete nach ihrem Stuhl und setzte sich hin. Sie konnte einfach nicht ihren Blick von dem Gerät abwenden, es war so klein und doch so unglaublich mächtig.

Sam atmete einmal tief durch und zwang sich selbst einen Gang runterzuschalten.

Sie war Wissenschaftlerin aus Berufung, aber sie war Soldatin von Beruf und langsam durchbrach ihr Sinn für Vorsichtig ihre intellektuelle Begeisterung. Okay, das war wirklich erstaunlich, sogar phänomenal, aber es gab immer noch Fragen, die gestellt werden mussten. Sie runzelte leicht ihre Stirn und schaute in seine schwarzen Augen.

„Warum habt ihr es uns nicht erzählt?“, fragte sie.

Taran zuckte mit den Schultern. „Vorschriften“, sagte er ihr. „Uns ist es verboten den Menschen, denen wir auf unseren Missionen begegnen, zu sagen, wer wir sind oder woher wir kommen. Es ist aus dem einfachen Grund, um die Unversehrtheit der Zeitachse zu bewahren.“

Sie nickte verstehen, aber seine Antwort machte sie nur noch misstrauischer. „Und warum erzählst du es dann mir?“

Er antwortete ihr nicht sofort, sondern beobachtete sie nur für einen Augenblick, so als ob er ihre Reaktion abwägen wollte. Schließlich öffnete er seinen Mund. „Aus zwei Gründen. Erstens wusste ich, dass du am Ende selbst die Wahrheit herausgefunden hättest und zweitens“, sagte er und verstummte, als er offensichtlich nervös mit seiner Zunge über seine Lippen fuhr. „Ich möchte dir meine Welt zeigen, Samantha. Ich möchte dir all das zeigen, was du dir nur vorstellen kannst.“

Ihr verschlug es dem Atem. Er wollte sie mit in die Zukunft nehmen? ‚Ich könnte die Zukunft besuchen! Ich könnte in die Vergangenheit reisen. Ich könnte überall hingehen!’

Taran lächelte. „Möglich, ja“, stimmte er ihr zu, aber sie konnte eine gewisse Zurückhaltung in seiner Stimme hören.

„Aber?“, fragte sie. Ihre anfängliche Begeisterung wurde durch eine böse Vorahnung gedämpft.

Er schien sich etwas unwohl zu fühlen. „Es ist nicht vollkommen erlaubt.“

„Vorschriften?“, fragte sie mit einem schiefen Lächeln und er nickte.

„Aber Samantha“, sagte er dann, als er um den Tisch ging und vor ihr stehen blieb, „du bist es mir wert diese Vorschriften zu brechen.“

„Was würde das bedeuten?“ Sie wich leicht von ihm zurück. „Die Regeln zu brechen?“

Er zuckte mit den Schultern. „Ein paar Anhörungen vielleicht.“ Dann nahm er ihre Hand. „Aber Samantha, ich würde alles aufgeben, nur damit du an meiner Seite bist.“

Ah. In der Aufregung über ihre neue Entdeckung hatte sie ja vollkommen ihr kleines Problem vergessen. „Taran“, sagte sie, als sie ihre Hand aus seiner zog und ihr war das mehr als unangenehm, aber sie würde sich nicht davor drücken. „Du solltest wissen, dass ich nicht dieselben Gefühle für dich habe.“ Er senkte augenblicklich seinen Blick und sie zuckte leicht zusammen, als sie die Enttäuschung in seinen Augen sah. „Es tut mir leid“, fügte sie noch hinzu.

„Vielleicht“, sagte er dann schließlich mit dem Hauch eines Lächelns, „mit der Zeit…?“

„Mit der Zeit?“, wiederholte sie und lächelte aufgrund seiner Wortwahl.

„Wir hätten jede Menge davon, Samantha.“

„Ich denke die hätten wir.“

„Lass mich dich dort hinbringen“, bettelte er, als er seine Augen zurück auf ihr Gesicht richtete. „Auch wenn du nichts weiter als eine Wissenschaftlerin dort bist. Lass mich dir alles zeigen, was ich dir bieten kann. Dieser Ort hier, Samantha, ist zu klein für eine Frau wie dich. Zu begrenzt. Ich kann dir so viel mehr geben.“

Sie seufzte, in ihrem Kopf kreisten noch immer die ganzen Möglichkeiten. Es gab so viel, was sie entdecken könnte, wenn sie mit ihm ginge, so viel, was ihr mit dem Krieg helfen könnte, um die Menschheit in der ganzen Galaxis zu befreien.

Sie konnte trotz Tarans Gefühlen ihr gegenüber dieser Möglichkeit nicht einfach den Rücken zukehren. „Könnte der Rest meines Teams auch mitkommen?“, fragte sie schließlich. „Daniel würde es mir nie verzeihen, wenn ich ohne ihn ginge!“

Tarans Blick verdunkelte sich. „Nein, das tut mir leid, Samantha. Der Ausschuss wird noch nicht einmal deine Anwesenheit für gut heißen. Noch mehr und sie würden mich verbannen.“

Ihr Misstrauen kehrte zurück. „Und ich?“, fragte sie scharf. „Was würden sie mit mir tun?“

„Da gibt es nicht viel, was sie tun könnten“, versicherte er ihr. „Du wärst bereits dort.“

Sie nickte schweigend, während sich eine angespannte Falte auf ihrer Stirn abzeichnete. „Aber würden sie mich auch wieder zurückkehren lassen?“, fragte sie in einem Flüstern, als sie ihn eingehend beobachtete.

„Wenn du es einmal gesehen hast, Samantha“, sagte er, „dann wirst du nicht zurück wollen. Unsere Welt ist so wunderschön und du kannst kaum anfangen zu verstehen, was wir dort gemeinsam entdecken könnten.“ Erneut nahm er ihre Hand. „Ich glaube nicht, dass du wieder zurück willst, Samantha.“

Und wieder zog sie ihre Hand aus seiner und trat einen Schritt zurück. „Würden sie mich wieder zurücklassen?“, wiederholte sie ernst.

Er hielt ihren entschlossenen Blick für einen Moment und sie konnte den Konflikt in seinen dunklen Augen funkeln sehen. „Nein“, murmelte er. „Nein, das würden sie nicht, Samantha. Du hättest schon zu viel gesehen und das Risiko die Zeitachse zu beeinflussen wäre nicht akzeptabel.“

Sie seufzte, all die Möglichkeiten, die seine Technologie ihr offenbart hatte, fielen wie ein Kartenhaus um sie herum zusammen. „Taran“, sagte sie sanft. „Ich kann hier nicht weg. Es steht zu viel auf dem Spiel.“ Sie lächelte leicht. „Die Zukunft steht auf dem Spiel. Ich gehöre hierher. Ich habe hier Verpflichtungen… ich muss hier einen Krieg gewinnen.“

„Ganz allein?“, fragte er mit einem unglücklichen Lächeln auf seinen Lippen.

„Mit etwas Hilfe von meinem Freunden.“

„Deinen Freunden?“, fragte er mit einem Stirnrunzeln. „Du hast mir erzählt, dass du einsam wärst, Samantha“, drängte er sie und trat einen Schritt näher auf sie zu. „Du musst nicht allein sein.“

Aber sie schüttelte den Kopf. „Das bin ich nicht“, versicherte sie ihm. „Ich war nie allein. Ich habe meine Freunde hier, Taran. Freunde, die mir etwas bedeuten. Freunde, die mir mehr als alles andere bedeuten. Freunde, denen ich etwas bedeute.“

Er schaute sie lange an, aber irgendwas muss er dort gesehen haben, was all seine Hoffnungen zerstörte, weil er sich abrupt von ihr abwandte und zur Tür ging. Er verlangsamte seinen Schritt, als er dort ankam, und drehte sich dann zurück zu ihr um, diesmal kämpften Wut und Enttäuschung auf seinem Gesicht einen unerbittlichen Krieg. „Ich habe dir wohl die falsche Frage gestellt, Samantha“, sagte er nach einem Moment. „Damals auf dem Planeten.“

„Hast du?“

„Ich habe dich gefragt, ob es einen anderen Mann in deinem Leben geben würde“, sagte er in einem Flüstern, „aber ich hätte dich lieber fragen sollen, ob es bereits einen anderen Mann in deinem Herzen gibt.“ Sie öffneten ihren Mund, um ihn zu antworten, aber es kam nichts heraus. „Colonel O’Neill kann sich glücklich schätzen“, seufzte er. „Und er ist dumm, dass er dich nicht nimmt.“

„Nein“, sagte sie ihm leise. „Er ist nicht glücklich. Keiner von uns ist es. Und er ist nicht dumm, er ist nur ehrenhaft.”

Taran sah sie an, so als ob er jetzt etwas sehen würde, dem er vorher blind gegenüber gewesen war. „Manchmal können auch die ehrenhaften Menschen so dumm sein, wie der Rest von uns“, sagte er mit einem traurigen Lächeln, als er sich abwandte. „Und manchmal, Samantha, sollten sie es sein.“



*******************



Der frühe Herbstabend war schon fast so kalt wie das Bier, welches Jack in seiner Hand hielt, als er auf seinem Dach saß und hinauf in den Himmel schaute. Er war so klar, dass er kein Teleskop brauchte, also hatte er sich stattdessen einfach auf den Rücken gelegt und beobachtete, wie das Universum über ihn langsam an ihm vorbeizog. Das dünne Scheibchen eines neuen Mondes war der einzige Konkurrent zu der Schönheit des Himmels. Eine Brise raschelte in den Bäumen und trockene Blätter flüsterten von dem Ende, seufzten die letzten Atemzüge des Sommers. Er seufzte ebenfalls und fragte sich, wie er weiter machen sollte, wenn Carter ihn verlassen würde. Er hatte die Wahrheit gesagt, als er Anise erzählt hatte, dass er lieber sterben würde, als sie zu verlieren. Aber in diesem Fall lag die Wahl bei ihr und nicht bei ihm.

Schemenhaft hörte er durch das Rauschen der Blätter das Knirschen des Kieses, als ein Auto in seine Einfahrt fuhr. Als er hinunterschaute, sah er nur noch, wie die Lichter ausgeschaltet wurden und dann hörte er, wie eine Tür geöffnet und leise geschlossen wurde. Es war zu dunkel, um etwas auszumachen, aber selbst blind hätte er diese Fußschritte überall erkannt. Sein Herz schlug einen kleinen Salto, als er hörte, wie sie sich der Leiter näherten. Was machte sie hier?

„Sir?“, rief Carter leise. „Sind sie dort oben?“

Er zuckte leicht zusammen, da er wusste, dass er es nicht verleugnen konnte. „Ja“, sagte er vorsichtig. Warum war sie hier? Er schaute im Mondlicht auf seine Uhr. Halb elf. Was zum Teufel wollte sie hier? Sie kam nie nur mal so vorbei. Und dann erinnerte er sich an seine Unterhaltung mit Daniel und sein Herz gefror. War sie hergekommen, um ihm zu sagen, dass sie ihn verlassen würde? Gott, nein.

„Kann ich raufkommen, Sir?“, fragte sie vorsichtig.

Er wollte Nein sagen – er wollte nicht hören, was sie zu sagen hatte, er wollte es niemals hören – aber da war etwas in ihrer Stimme, was sein Herz ergriff. Etwas, was ihn als einen Freund ansprach, nicht als ein CO, nicht als ein Möglich-Geliebter und er konnte dem nicht widerstehen. Er hatte ihr versprochen als Freund immer für sie da zu sein und genau das würde er auch, was auch immer es ihn kostete. Also antwortete er mit großer Mühe. „Sind Sie allein?“

Nun, okay, das war vielleicht nicht die höflichste Antwort, aber er war jetzt wirklich nicht in der Stimmung für Tarans schleimige Worte.

„Ja, Sir“, kam ihre Antwort.

Erleichterung ließ ihn lächeln. „Kommen Sie rauf, Major.“

Es dauerte nicht lange und ihr blonder Kopf tauchte oberhalb der Leiter auf, ihr Lächeln war etwas zurückhaltend, aber noch immer wunderschön.

„Hey“, sagte er und schaute zu ihr über seine Schulter, als er den Deckel einer weiteren Flasche entfernte und sie ihr hinhielt. „Bier?“

„Danke“, antwortete sie und nahm die Flasche aus seiner Hand. Die leichte Berührung ihrer Finger gegen seine war warm in der kalten Nachtluft.

Er beobachtete sie einen Augenblick, wartete, aber sie sagte kein Wort, sie saß einfach nur gegen die Wand gelehnt und sah sich um. „Es ist wirklich schön“, hauchte sie. „Es überrascht mich nicht, dass Sie es hier oben lieben.“

„Ja“, sagte er, ohne den Blick von ihr abzuwenden. „Die Aussicht ist schon was Besonderes.“

Sie schaute zu ihm, als er sprach, ihr Gesicht war ernst, ihre Augenbrauen so zusammengezogen, als ob sie einige schwierige Worte in ihren Kopf formulierte. Er entschied sich vor ihr zu sprechen, um es einfacher für sie beide zu machen. „Also, wo ist Taran?“, fragte er mit dem Versuch seine Stimme fröhlich klingen zu lassen. „Wartet er ihm Auto?“

Sie blinzelte offensichtlich überrascht. „Ahm, nein, Sir, er ist fort.“

„Fort?“ Okay, das hatte er nicht erwartet. „Wohin?“

„Nach Hause“, antwortete sie.

„Nach Hause wie in…?“ Wenn sie jetzt ihr Haus meinte, dann würde er von diesem verdammten Dach springen!

„Er und Jemus sind vor ein paar Stunden gegangen“, erklärte sie. „Ich habe das Gerät repariert und sie sind gegangen.“

„Oh.“ Sein Herz schlug vor Erleichterung wie wild in seiner Brust und es kostete ihn alle Kraft nicht zu grinsen. Aber als er zu ihr sah, erstarb sein Lächeln. Da war etwas in der Art und Weise, wie sie hinunter auf ihre Schuhe schaute und damit leicht auf dem Dach schabte, das ihm sagte, dass es da noch mehr gab.

Er stellte jetzt mal eine nicht ganz so abwegige Vermutung auf. „Hat er Sie gefragt, ob Sie ihn begleiten wollen?“

Sie schaute mit einem Nicken zu ihm auf. „Ja, hat er“, antwortete sie und startete noch nicht einmal den Versuch es zu verleugnen.

„Warum sind Sie nicht mitgegangen?“, fragte er.

„Weil mein Leben hier ist“, antwortete sie flüstern. „Meine Pflicht liegt hier. Alle, die ich liebe, sind hier.“

Alle, die ich liebe? Ihre Worte ließen sein Herz stolpern. „Ich, ähm“, sagte er und kämpfte damit seine Stimme einigermaßen ruhig zu halten. „Ich bin froh, dass Sie geblieben sind. Es wäre nicht dasselbe ohne Sie gewesen, Carter.“

Sie lächelte wieder. „Danke.“

Schweigen fiel über sie, angespannt und peinlich. Sam spielte mit ihrer Bierflasche und schlug sie abwesend gegen ihr Bein, während Jack sie einfach nur verwundert beobachtete. Nach einer Weile durchbrach er die Stille. „Nicht, dass es mir nicht eine Freude ist, Sie zu sehen, Carter, aber was machen Sie hier?“

„Im Grunde weiß ich es nicht genau“, gab sie leise zu. „Ich wollte wohl einfach reden, denke ich.“

„Okay“, zuckte er mit den Schultern. „Das kann ich.“

Mit einem Seufzen stand sie auf, wandte ihm ihren Rücken zu und schaute über die Bäume. „Können wir das wirklich schaffen, Sir?“, fragte sie schließlich.

„Was schaffen?“

„Das hier“, antwortete sie. „Zusammenzuarbeiten – zusammenzusein – ohne die Grenze zu überschreiten?“

„Oh, das.“ Er zuckte leicht mit den Schultern. „Haben wir denn eine Wahl?“

„Ich denke, einer von uns könnte gehen, sich versetzen lassen, zurücktreten… Irgendwas.“

„Ja“, stimmte er ihr leise zu. „Aber das würde auch bedeuten den Kampf aufzugeben, nicht wahr? Dann würde jemand anderes den Goa’uld an der Front gegenüberstehen.“

Sie seufzte und ließ ihren Kopf hängen, sodass er im hellen Mondlicht um ihren Nacken herum die Kette aufblitzen sehen konnte, der er ihr geschenkt hatte. „Warum wir?“, flüsterte sie. „Warum müssen wir an der Front stehen?“

„Weil wir hier sind, Carter“, sagte er und stellte sich neben sie, „und weil es sonst niemanden gibt.“

„Das ist grausam“, flüsterte sie.

„Ja“, stimmte er ihr zu und wünschte sich mehr denn je sie mit mehr als nur Worten trösten zu können, aber er wagte es nicht sie zu berühren. Die Situation war zu heikel. Er seufzte, als er sie in der Dunkelheit beobachtete. „Das Leben ist ziemlich grausam, Sam.“

„Nehme ich an.“ Sie schaute hinaus in die Nacht, als sie ihm antwortete und ihre Hand fuhr zu ihrem Nacken, wo sie die Kette von unter ihrer dicken Jacke herausholte und sie durch ihre Finger fahren ließ. Er beobachtete sie mit einer stummen Faszination, bis sie weiter sprach. „Meinen Sie es, Jack?“

„Meine ich was?“

Sie schaute hinunter, so als ob es ihr peinlich wäre. „Ewige Liebe und Loyalität?“

„Oh.“ Er lächelte verlegen, etwas überrascht, dass sie die versteckte Bedeutung seines Geschenks herausgefunden hatte. Er hatte nie beabsichtigt, dass sie es tun würde, er wollte nicht, dass sie sich verpflichtet fühlte, aber irgendwie musste er ihr sagen, wie stark seine Gefühle für sie waren, selbst wenn sie sein Versprechen nicht gehört hatte.

„Jack?“, hakte sie nach und ihre Stimme begann mit einer plötzlichen Unsicherheit zu zittern.

„Jedes Wort“, versicherte er ihr hastig. Dann konnte er sich nicht mehr zurückhalten, als er seine Hand ausstreckte und ihr Kinn anhob. „Ich wünschte, ich könnte es Ihnen zeigen, wie sehr ich es meine, Sam. Wörter sind dafür einfach nicht genug.“

„Ich weiß“, flüsterte sie, als sie sie ihre Arme um ihre Brust schlang, so als ob sie sich zwang still stehen zu bleiben. „Ich auch.“

Sein Herz machte einen Aussetzer. „Sie auch…?“

„Ich wünschte, Sie könnten es mir zeigen“, seufzte sie kaum hörbar. „Ich wünschte, ich könnte es Ihnen zeigen.“

Die Berührung ihrer Haut ruhte noch immer auf seinen Fingerspitzen, als er zitternd seine Hand senkte. „Wenn der Krieg vorbei ist“, sagte er mit erstickter Stimme, „dann können wir zusammen sein. Ich werde zurücktreten…“

„Ich werde mich versetzen lassen“, nickte sie mit einem kleinen Lächeln.

„Vielleicht wird er Krieg schon sehr bald vorbei sein?“, schlug er vor.

„Genau“, antwortete sie, aber es lag keine Hoffnung in ihren Augen und ihr Gesicht wurde wieder ernst. „Und vielleicht wird keiner von uns mehr leben, um das Ende zu sehen.“

„Hey!“, rief er. „Kommen Sie, hören Sie auf so zu denken.“

„Wie denn?“, fragte sie. „Realistisch?“

„Das wird nicht passieren.“

„Oh, ich bitte Sie“, seufzte sie plötzlich tot ernst. „Wir kennen beide unsere Gewinnchancen, Jack. Jedes Mal wenn wir durch das Tor gehen, wissen wir, dass einer von uns vielleicht nicht mehr mit zurückkommt. Ich kann schon gar nicht mehr die vielen Male zählen, in denen es fast passiert wäre!“

„Na ja“, begann er und versuchte sie verzweifelt zu beruhigen. „Das zeigt doch nur, welches Glück wir haben, nicht wahr?“

„Glück vergeht“, sagte sie dunkel.

„Nicht unseres.“

Tief einatmend wandte sie sich erneut von ihm ab. „Ich dachte, dass ich darauf vorbereitet wäre zu sterben, Jack“, flüsterte sie. „Das bringt der Job mit sich und ich habe immer gewusst, dass es jeden Moment passieren könnte. Aber jetzt würde ich bereuen…“ Sie schüttelte ihren Kopf leicht, als sie gedankenverloren in die Nacht hinausschaute. Er wollte grade etwas sagen, als sie sich abrupt wieder zu ihm umdrehte und ihn mit großen, entschlossenen Augen ansah. „Was, wenn Sie es könnten?“, fragte sie.

„Wen ich was könnte?“

„Es mir zeigen.“

Er blinzelte und vergaß fast zu atmen. „Ihnen zeigen…?“

Ihre Stimme wurde zu einem Flüstern. „Was ist, wenn Sie mir zeigen könnten, wie Sie fühlen, Jack? Nur einmal, wo wir noch die Möglichkeit haben.“

„Aber wir können nicht“, protestierte er, die Worte kamen schon automatisch aus seinem Munde. „Die Vorschriften…“

„Nur einmal“, hauchte sie, als sie mit großen, vertrauensvollen Augen zu ihm aufschaute.

Er konnte kaum atmen. „Es wäre falsch.“

„Es wäre wundervoll“, seufzte sie, als sie einen Schritt näher auf ihn zuging und eine Hand auf seine Wange legte, wo sie mit ihren Fingern leicht durch seinen Haaransatz fuhr und in ihm ein Feuer entfachte.

Oh, wie er sie wollte. Sein Verlangen schoss wie weiße Hitze durch ihn hindurch und er zitterte unter dem Versuch sie nicht in seine Arme zu ziehen und das zutun, um was sie ihn gebeten hatte. 'Nur einmal? Oh Gott, Sam, wir können nicht. Wir *können* nicht, oder?’ Sein Herz pochte wie wild und sein Atem war kurz und hohl, als er sich auf sie konzentrierte, nur auf sie. „Das meinen Sie nicht so“, murmelte er, aber hoffte, dass sie es tat. „Sie können nicht klar denken.“ 'Oh bitte Gott, lass sie es so meinen!’

„Ich meine es“, murmelte sie und beantwortete sein stummes Gebet. „Warum können wir nicht nur eine Nacht haben, Jack? Wir geben alles für unseren Kampf, jeden Tag. Können wir da nicht eine Nacht nur für uns haben?“

Sie spielte noch immer mit den Haaren an seinen Schläfen und mit jeder weiteren Berührung trieb sie jegliche rationale Gedanken davon. Er stand so kurz davor nachzugeben. So kurz. Seine Finger verflochten sich mit ihren und zogen sie von seinem Gesicht. „Es würde die ganze Situation nur noch schwieriger machen“, warnte er sie und sich selbst.

„Wie kann es noch schwieriger werden?“, seufzte sie. Er antwortete ihr nicht. Sie hatte einen Punkt. Wie zum Teufel konnte es noch schwieriger werden, als es bereits schon war? „Und wenn das Schlimmste passiert“, murmelte sie, ihre Augen glitzerten mit Sternlicht und von ungeweinten Tränen, „dann haben wir wenigstens etwas, an das wir uns erinnern können. Etwas, was so viel mehr ist, als nur irgendwelches Bedauern und verschwendete Möglichkeiten.“

Und das war’s. Der Gedanke an das Sterben –oder noch schlimmer, sie zu verlieren – und dann den Gedanken an die Nacht, an der er sie abgewiesen hatte. Das war zu viel, als er ertragen könnte. Er konnte es einfach nicht. Wenn er sie verlor, ohne die Chance gehabt zu haben ihr zu zeigen, wie sehr er sie liebte, da wusste er, dass er wahnsinnig werden würde. Also schloss er seine Augen und trat willentlich aus sich heraus. Nicht mehr länger Colonel O’Neill, er wandte den Vorschriften und Regeln und den hundert guten Gründen, warum sie das nicht tun sollten, was sie im Begriff waren zu tun, den Rücken zu und als er wieder seine Augen öffnete, da sah er nicht Major Carter, er sah Sam. Die Frau, die er mit einer Tiefe und Stärke liebte, die er kaum wagte zu verstehen. Sie musste den unterschwelligen Wechsel in seinen Augen gesehen haben, weil ihre plötzlich aufleuchteten, sich mit einer Mischung aus Freude, Liebe, Glück und Erleichterung füllten.

Sie sagten kein Wort. Sie standen einfach nur da, versanken in den Augen des jeweils anderen und genossen das Gefühl am Rande etwas Verbotenes zu stehen. Jack nahm ihr Gesicht in seine beiden Hände, er war fest entschlossen jeden noch so kleinen Moment bis aufs Letzte auszukosten. Ihre Haut war warm und weich unter seinen Fingerspitzen, als er zärtlich mit seinen Daumen über ihre Wange strich. Er sah sie langsam lächeln, als er sich näher zu ihr beugte, ihre beiden Körper sehnten sich nach dem Kontakt. Der Duft ihrer Haare füllte seinen Kopf und ließ seine Gedanken zurück zu den anderen gestohlenen Kuss kreisen, ein Kuss, der nie für Sam passiert war, aber der schon lange in seinen Träumen geschlummert hatte. Doch diesmal war es anders. Diesmal griff sie auch nach ihm. Ihre Finger verwickelten sich in das Haar auf seinem Nacken, als sie ihn ungeduldig ihn endlich zu berühren, näher an sich heranzog.

Ihre Lippen fanden seinen Mund sein Herz explodierte vor Erlösung.

„Sam“, hauchte er und legte alles in ihren Namen, was er für sie fühlte, als er ihr Gesicht mit kleinen Küssen bedeckte. Er wanderte ihren Hals hinunter und entlockte ihr ein nach Luftschnappen. „Oh danke“, flüsterte er plötzlich und zog sie vollkommen in seine Arme, seine Finger verwickelten sich in ihr weiches Haar, als die Wirklichkeit der Situation ihn erfasste. „Danke.“

Sie begann in seinen Armen zu zittern, ob es von der Kälte oder ihren Gefühlen war, konnte er nicht sagen, aber es erinnerte ihn, wo sie sich befanden. In der kalten Nachtluft standen sie noch immer draußen auf seinem Dach. „Sam“, flüsterte er in ihr Ohr, „wir sollten reingehen.“

„Ja“, flüsterte sie mit wackliger aber nicht unglücklicher Stimme, auch wenn sie keine Anstalten machte, ihn aus ihrer festen Umarmung zu lassen.

Sanft, so sanft zog er sich von ihr weg, sodass er sie anlächeln konnte. „Die Knie sind noch nicht zu schwach, um die Leiter zu bezwingen?“, fragte er mit einem Grinsen.

„Ich kann alles bezwingen, was du auch kannst“, erinnerte sie ihn mit einem langsamen Lächeln. „Weißt du das nicht bereits?“

„Natürlich tue ich das“, antwortete er, als er einen Schritt zurückging, damit sie an ihm vorbeigehen konnte. Sie brauchte nicht lange, bis sie unten angekommen waren, aber es war genug Zeit, damit sie sich beide für einen Augenblick von der Stärke des Momentes befreien konnte. Als er die letzte Sprosse hinunter sprang, drehte sich Jack zu ihr um und sah sie eindringlich an. „Du bist dir auch ganz sicher?“

Sie antwortete ihm nicht, aber das Versprechen in ihren Augen war ihm Antwort genug, als sie eine Hand nach ihm ausstreckte.

Er nahm sie schweigend und zusammen gingen sie in sein Haus und dann letztendlich traten sie in die Arme des jeweils anderen.



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Sam lag hellwach da und beobachtete durch Jacks Fenster, wie sich die Morgenröte über den Himmel zog. Sie lauschte den Vögeln, die ihre ersten Töne zwitscherten. Die Nacht war fast vorbei. Ihre Nacht.

Ihr Kopf lag auf seiner Brut, während seine Finger leichte kreise über ihre Schulter zogen. Die Welle ihrer Leidenschaft war verebbt, ließ sie beide noch im traumähnlichen Nachspiel verbleiben. Gefangen in einer Nähe, die sie nie gespürt hatten. Worte waren schon lange nicht mehr nötig, alles, was gesagt werden konnte, wurde bereits gesagt und alles andere hatten sie mit einem so intensiven Gefühl gespürt, welches jenseits jeglicher Sprache lag. Sie war müde, sie waren es beide, aber keiner von ihnen wollte schlafen. Ihre Zeit war zu kostbar, um sie mit Vergessen zu verschwenden. Und so lagen sie einfach nur da, schweigend, diesen bittersüßen Moment genießend, bis der Morgen sie wieder entzweien würde.

Sie seufzte und seine Arme zogen sich enger um sie herum, sein Kopf drehte sich so, dass er sie sanft auf die Stirn küssen konnte. So sanft. Er war so sanft. Das war eine Überraschung gewesen. Nach allem, was er bereits gesehen, nach allem, was er in seinem Leben schon getan hatte, hatte sie sich nie gewagt vorzustellen, dass er so sanft sein würde. Nicht dass sie es gleich zu Anfang bemerkt hatte. Als die Erinnerung so deutlich in ihren Kopf wieder auftauchte, musste sie unweigerlich lächeln – das erste Mal war wild, eine verzweifelte Erlösung ihrer Leidenschaft, die sich all die Jahre der Verleugnung über zwischen ihnen angestaut hatte. Beide hatten sie nach Luft geschnappt, am ganzen Körper gezittert, sich an den jeweils anderen gekrallt, als sie wie Treibgut auf verklingenden Wellen des Verlangens trieben.

Und dann wurde es ernst. Dann hatte er ihr wirklich gezeigt, wie er fühlte und die Kraft seiner Gefühle waren so überwältigend für sie gewesen. In jeder zarten Berührung, jeder Kuss, spürte sie die Tiefe seiner Liebe und sie hatte es in seinen dunklen Augen gesehen, als er ihren Namen geflüstert hatte. Und er hatte sie mit solch zartem Vertrauen berührt, mit einer so geübten Leichtigkeit, dass sie das Gefühl hatte, dass er ihren Körper besser kannte als sie selbst. Sie seufzte. Da erkannte sie, dass ein Mann nicht über zehn Jahre verheiratet sein konnte, ohne auch etwas dabei zu lernen! Und Junge, er hatte seine Lektion verdammt gut gelernt! Ihr Körper erholte sich noch immer von seinen Berührungen, ihr Verstand noch halb verloren in der Zärtlichkeit seiner Liebe.

Aber trotz allem schwankte eine Bitterkeit mit, ein stechender Schmerz, der sich in den Zauber ihrer ersten Nacht gemischt hatte. Es war sowohl auch ihre letzte Nacht und genau dieses Wissen hatte jeden verstreichenden Moment einen beißenden Beigeschmack verliehen.
Und nun brach der Morgen an, verschlang die Magie der Nacht mit ihrem kalten, harten Licht. Sam verkrampfte sich erneut in Jacks Armen. Sie wusste, dass sie gehen musste, dass jeder Moment, den sie noch länger blieb, es ihnen nur noch schwieriger machen würde. „Es ist schon fast Morgen“, flüsterte sie schließlich. „Es wird bereits hell.“

„Shh“, murmelte er, als er sie fester an sich zog. „Schließ einfach nur die Augen.“

Sie tat es für einen kurzen Augenblick, sank zurück in die Dunkelheit und war gewillt zu glauben, dass die Nacht noch immer ihnen gehörte. Aber es war eine Lüge, und als sie ihre Augen wieder öffnete, sah sie, wie die Sterne am Himmel verblassten.

„Ich sollte gehe“, sagte sie, ihre Stimme genauso matt, wie das Morgenlicht.

„Ich weiß“, flüsterte er zurück, doch seine Arme zogen sich noch fester um sie. „Aber nicht jetzt. Noch ein bisschen.“

„Wenn ich noch länger bleibe, dann werde ich nie gehen“, sagte sie ihm sanft und zwang sich, sich aufzusetzen und sich aus seinen Armen zu befreien. Es war eines der schwierigsten Dinge, die sie je getan hatte.

„Und warum genau wäre das jetzt schlecht?“, fragte er, als er seine Augen öffnete und zu ihr aufschaute. „Ich kann mich nicht erinnern.“

Ein trauriges Lachen huschte über ihre Lippen. „Hat etwas mit Pflicht und einem Krieg und die Grenze zu bewahren, zutun.“

„Oh ja“, antwortete er. „Kann mich nicht erinnern, warum ich auch nur denken konnte, dass dieses Zeugs wichtig sein könnte.“

Sie streckte ihre Hand aus, um sein Gesicht zu berühren. „Weil es das ist“, sagte sie ihm, als er ihre Hand festhielt und ihre Finger gegen seine Lippen drückte. „Weil du ein ehrenhafter Mann bist, Jack, und weil es keinen anderen gibt, der das tun kann.“

Dann setzte er sich auf, seine Finger fuhren über die feine Linie ihrer goldenen Kette um ihren Hals. „Ich werde es immer so meinen“, sagte er mit einem tiefen Blick in ihre Augen.

„Ich weiß“, antwortete sie. Seine Berührung ließ ihr eine Gänsehaut über die Haut fahren. „Und ich werde es immer tragen.“ Dann zog sie ihn ganz nahe an sich heran, küsste ihn sanft, als er sie hielt und sie beide wussten, dass es das letzte Mal sein würde. Schließlich zogen sie sich zurück, als ob ein unausgesprochenes Signal ertönt wäre, nur ihre Finger waren noch der einzig körperliche Kontakt zwischen ihnen.

„Ich werde dann, uhm…“, sagte Jack nach einem Räuspern, „ich werde dich dann mal anziehen lassen und werde etwas Kaffee kochen.“

Sie nickte schweigend, nicht in der Lage ihn mit Worten zu antworten. Wenn der Kaffee fertig war, da würde sie bereits verschwunden sein und er wusste es.

Eine Verabschiedung war unmöglich, keiner von ihnen konnte es ertragen diese Worte auszusprechen und so spielten sie weiter in dieser Illusion. Ohne sie noch einmal anzusehen, ging er aus dem Schlafzimmer und sie hörte, wie er in der Küche herumrumorte, als sie sich wieder anzog. Und ohne überhaupt nachzudenken, rannte sie zur Haustür. Als sie sie hinter sich zuzog, konnte sie bereits den frischen Kaffee riechen und das Radio hören, wie es irgendwelche fröhlichen Lieder spielte, nur um ihren stummen Trennungsschmerz zu maskieren.



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03. Oktober 2000

Liebe Lou,

Es tut mir unglaublich leid, dass ich dir diesen Brief nicht rechtzeitig zu deinem – unseren – Geburtstag schicken konnte. Wenn ich ehrlich bin, dann hatte ich Schwierigkeiten überhaupt irgendwas zu finden, über das ich dieses Jahr schreiben könnte. Nicht, weil nichts passiert ist, aber ich denke einfach mal, weil ich mir nicht wirklich sicher war, was geschehen ist. Um ehrlich zu sein, ich bin es jetzt noch nicht.

Ja, du hast es erraten, es geht um einen Kerl. Geht es das nicht immer? Und dieser eine ist so tief in mein Herz eingedrungen, dass ich nicht glaube, dass er jemals von dort verschwinden wird und ganz unter uns, ich will es auch nicht. Was im Grunde das Problem ist. Verstehst du, wir sind Freunde, die besten und treu ergebensten Freunde, die du dir jemals vorstellen kannst. Wir sind jetzt schon sehr lange befreundet und so hätte es auch bleiben sollen.

Aber vor ein paar Monaten passierte etwas, was unsere Freundschaft verändert hatte, es in eine neue Richtung gelenkt hatte oder vielleicht einfach nur uns beide die Augen geöffnet hatte. Und letzte Nacht…

Na ja, letzte Nacht ist noch etwas passiert. Und, Lou, es war unglaublich schön. Ich habe mich in meinem ganzen Leben noch nie so erfüllt gefühlt, emotional als auch körperlich. Es gibt einfach keine Worte, die die Stunden beschreiben können, die wir zusammen verbracht haben. Perfekt kommt dem schon nahe, vollkommen vielleicht…? Nein, Worte sind hier nicht ausreichend.

Aber gleichzeitig war es auch unglaublich schmerzhaft. Weißt du, wir können im Grunde nie zusammen sein. Letzte Nacht war unsere erste, aber auch einzige Nacht, die wir gemeinsam verbracht haben. Da gibt es gewisse Dinge, die zwischen uns stehen, die einfach unüberwindbar sind. Ich kann dir nicht genau sagen, was es ist, aber vertrau mir, wenn ich sage, dass wenn es eine Möglichkeit gegeben hätte, wir sie gefunden hätten. Und es gibt keine.

Nicht jetzt.

Aber darauf will ich nicht weiter eingehen. Stattdessen will ich dir alles über ihn erzählen – über den Mann, den ich liebe. So, wo soll ich nur anfangen? Nun, ich denke mal am Anfang, wo auch sonst?

Das erste Mal habe ich ihn vor drei Jahren getroffen, und wenn ich ehrlich bin, dann glaube ich, dass ich mich bereits etwas in ihn verliebt habe, bevor wir uns überhaupt getroffen hatten. Ich hatte bereits viel von ihm gehört – er war hier so etwas wie ein Held – und ich habe alles über ihn gelesen, was er bisher getan hat. Ich musste es, es war Teil meiner Arbeit, aber etwas von seiner Persönlichkeit kam sogar in den Berichten zur Geltung und er hatte mich zum Lächeln gebracht (das tut er noch immer). Also, als ich ihn dann getroffen habe, nun, sagen wir mal, dass die Funken gesprüht haben…! Und ich glaube, von dem ersten Augenblick an, an dem er mich angelächelt hat – und ich rede hier von einem richtigen Lächeln, das Lächeln, welches seine Augen vor Wärme strahlen lassen – da wusste ich, dass dies der Mann ist, den ich für den Rest meines Lebens lieben werde. Und ich tue es, Lou, ich tue es wirklich. Trotz allem, was uns voneinander trennt.

Jedenfalls denke ich, dass ich dir ein paar Jahre der genauen Einzelheiten schulde, also, los geht’s. Ich hoffe, du hast es dir bequem gemacht, Lou, denn das kann eine Weile dauern…

ENDE!

(Fortsetzung: „Holding the Line“)



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