Die drei Türen by Daniel-chan
Summary: Was ihr schon immer über Träume wissen wolltet, aber euch nicht trautet zu fragen....
Categories: Stargate SG-1 Characters: Daniel Jackson (SG-1), Jack O’Neill (SG-1), Multi-Chara, Own Character, Samantha Carter (SG-1)
Genre: Character Death, General, Hurt/Comfort, Romance, UST
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 9 Completed: Ja Word count: 13396 Read: 53587 Published: 13.04.12 Updated: 13.04.12
Story Notes:


Spoiler: Maternal Instinkt, Gamekeeper, Didive and Conquer

1. Kapitel 1: Sturm des Schicksals by Daniel-chan

2. Kapitel 2: Ruhm und Glück by Daniel-chan

3. Kapitel 3: Verbotene Liebe by Daniel-chan

4. Kapitel 4: Daniels Herz by Daniel-chan

5. Kapitel 5: Tod und Anfang by Daniel-chan

6. Kapitel 6: Das Portal by Daniel-chan

7. Kapitel 7: Der Raum dazwischen by Daniel-chan

8. Kapitel 8: Schwöre, dass du mich liebst! by Daniel-chan

9. Kapitel 9: Der letzte Tanz by Daniel-chan

Kapitel 1: Sturm des Schicksals by Daniel-chan
Die drei Türen


Sturm des Schicksals

Daniel stand da.
Einfach so.
Wiedermal.
Wiedermal war er hier.
Die Bahnhofshalle, deren gewölbte Form an Katakomben oder eine alte Kirche erinnerte.
Viele kleine weiße Kacheln bedeckten die Wände, die wie in einem Ameisenhaufen zusammenliefen und zu Säulen wurden.
Der Boden war mit weißem Marmor bedeckt.
Überall liefen seltsame Leute umher, gekleidet wie vom Zirkus.
Einige seiner alten Schulkameraden rannten zwischen ihnen herum, spielten fangen oder ähnliches.
Doch diesmal machte Daniel nicht mit.
Er stand einfach so da.
Schon früher waren ihm die vielen Geschäfte und Türen ringsherum aufgefallen.
Doch niemals hatte er sie betreten.
Weil er kein Geld hatte, sagte er sich.
Doch war dies wirklich der Grund?
Der kleine Roboterhund huschte wie immer zwischen seinen Beinen umher.
Daniel wusste, er beobachtete sie alle im Auftrag seines Herren.
Doch er hatte vergessen wieso eigentlich.
Plötzlich löste sich aus der farbenfrohen Menge ein dunkler Schatten.
Ein alter Mann in einer grauen Kutte kam auf ihn zu.
Daniel konnte seine Augen unter der Kaputze nicht sehen.
"Du bist doch so wissbegierig?" fragte er Daniel. "Ich hab dich heute gesehen, in Kheb. Du bist bereit zu glauben."
Der alte Mann streckte Daniel seine Hand entgegen.
"Wenn du es willst, zeige ich dir die Wahrheit über diesen Ort. Doch es wird keine leichte Reise sein. Und du riskierst sehr viel dabei."
Er kicherte und steckte eine CD in Daniels Tasche.
"Nimm dies. Und entscheide dich klug, mein Junge. Du hast nur diese eine Chance, und auch nur diese eine Wahl."

Daniel schreckte verwirrt aus dem Schlaf auf.
Wieder hatte er von dem Bahnhof geträumt.
Aber wer war dieser Mann?
Ihn hatte er dort noch nie gesehen.
Daniel träumte oft von Bahnhöfen und Straßen.
Vom Wandern und reisen.
Eine Reaktion seines Unterbewusstseins auf seine Arbeit, dachte er, auf seine Abenteuerlust und den Wunsch nach neuen interessanten Dingen.
Daniel sah auf die Uhr.
0640.
Zeit um aufzustehen.
Stöhnend quälte er sich aus dem Bett und ging ins Badezimmer.
Sein Spiegelbild sah ihn zerknittert und müde an.

Nach zwei Tassen Kaffee fühlte sich Daniel wieder wie ein menschliches Wesen.
Heute war Sonntag, also keine Hektik.
Daniel lief gedankenverloren durch seine Wohnung.
Er seufzte widerwillig, als er den Stapel Akten auf seinem Schreibtisch sah.
Er stellte seinen Kaffee neben das Keyboard und überflog die Arbeit, die ihm noch bevor stand.
Sein Blick blieb an einer unbeschrifteten CD-ROM hängen.
War das ein Rohling?
Oder beschrieben?
Daniel warf seinen Computer an und nahm die CD aus der Hülle.
Bootvorgang abgeschlossen, anmelden, CD rein, öffnen.
Dateien und Ordner anzeigen, ja.
Die CD war schon beschrieben.
Was waren das für Dateien?
Daniels Neugier war größer als seine Vorsicht vor Viren und Trojanern.
Seine Augen suchten.
Setup.
Anklicken, warten, ja, ja, ja, ja, ja, fertig.
Die CD rotierte schnell im Laufwerk.
Der Bildschirm wurde schwarz.
Langsam rollte Text von oben ein.



Hast du Fragen?

Möchtest du Antworten?

Ich kann sie dir geben.

Doch bist du bereit, alles dafür zu riskieren?

Bist du bereit für das Unbekannte?

Auch wenn es dich um den Verstand bringen könnte?

YES/NO



Daniel überlegte, las sich alles noch einmal genau durch.
Um den Verstand bringen?
Daniel dachte eine Weile darüber nach.
Fast wie von selbst bewegte sich der kleine Pfeil über den schwarzen Hintergrund, auf YES zu.
Klick.
Schwarz.



Leg alles ab, was dir bis hierhin als normal schien.

Mach dich frei und öffne deinen Geist für das unbekannte, andersartige, das dich jetzt erwartet.

Bereitete dich auf die andere Welt vor, die du nun betreten wirst.

Sie wird mit dem, was du als Realität kennst verschmelzen.

Und hier beginnt deine Frist...




Schwarz.
Daniel leckte sich hastig über die Lippen.
War dies ein Spiel?



Bitte gib deinen Vor- und Nachnamen ein:

Daniel Jackson



Wieder schwarz.
Und jetzt?
Daniel atmete tief durch.



Hallo Daniel.

Hiermit hast du die Herausforderung angenommen.
Ich wusste, du würdest es tun.
Doch wirst du es nicht vielleicht auch bereuen?
Wie ich sagte, ein Zurück gibt es nicht.
Entweder findest du den richtigen Weg und alle Antworten, oder du verlierst.

Ich wünsche dir alles Gute auf deiner Reise.



Der Monitor wurde schwarz und der Computer schaltete sich ab.
Verwirrt blickte Daniel auf die kleine LED.
Aus.
War es doch ein Virus gewesen?
Er schnaufte verächtlich und stand auf.

Im nächsten Moment, stand Daniel wieder in der Bahnhofshalle.
Doch diesmal war es anders.
Nicht wie in seinem Traum.
Diesmal war es laut, kalt und real.
Er sah die Lampen an der Decke, Sonnenlicht durch ein Glasdach, hörte die Durchsagen über Ankunften und Abfahrten.
Sogar Papier lag auf dem Boden.
Dies war kein Traum.
In seinem Traum wirkte alles so steril und gedämpft.
Keine Geräusche, nur die Stimmen der Leute, die ihn direkt ansprachen, konnte er hören.
Er sah auch keine Lichtquellen, oder Schatten.
Dies hier war realistischer.
Hier gab es keine Männer auf Stelzen und keine Clowns und Artisten.
Auch seine Schulfreunde waren nicht hier.
Stattdessen sah er viele fremde Menschen mit Koffern und Taschen, die an ihm vorbei liefen.
Plötzlich schubste ihn jemand.
"Schnell! Schnell!" sagte der Mann hinter ihm. "Wir müssen den Zug kriegen!"
Und ohne zu merken wie, stand Daniel auf dem Bahnsteg und wurde in den nächsten Zug geschubst.
"Halt!" rief er. "Ich hab doch garkeine Fahrkarte!"
Doch im nächsten Moment, hielt er ein kleines Gruppenfahrtticket in der Hand.
Jetzt erkannte Daniel, dass der Mann hinter ihm General Hammond war.
"Sir? Was soll das? Wo sind wir?"
Der Mann antwortete nicht.
Er schubste Daniel vor sich her in ein Abteil.
Daniel setzte sich und der General schloss die Tür hinter ihm.
Der Zug fuhr los.
Daniel saß einfach da.
Was sollte er tun?
Er lehnte sich zurück.
Durch die geschlossenen Vorhänge schimmerte etwas Licht hinein.
Irgendwann ging die Tür auf und der General trat ein.
Er setzte sich Wortlos Daniel gegenüber.
Er trug keine Uniform, sondern schmutzig braune zerschlissene Kleider.
"Sir, wo fahren wir hin?" fragte Daniel.
Doch er bekam keine Antwort.
General Hammond starrte einfach an ihm vorbei.
Wieder ging die Tür auf und ein Mann, verkleidet wie eine Katze trat ein.
Er setzte sich sehr breit neben Daniel.
Sie fuhren lange, ohne dass jemand ein Wort sagte.
Irgendwann hielt der Zug endlich an und der General schob Daniel aus dem Zug.
Sie standen auf einem schäbigen, alten Bahnsteg.
Daniel sah sich um.
Es gab keinen Fahrkartenschalter, nur ein verfallenes altes Haus ohne Fensterscheiben.
Das Schild über ihm war nichtmehr lesbar, und gab keine Auskunft über ihren Aufenthaltsort.
Die Menge, die aus dem Zug strömte riss ihn mit sich.
Über eine schmale geländerlose Treppe kamen sie auf eine rissige Straße.
Und wie sie gekommen waren, waren die Leute um ihn herum verschwunden.
Die Straße war leer und lag schweigend vor ihm.
Rechts und links standen große, aber verfallene Häuser.
Einige verkrüppelte Bäume liesen ihre müden Äste hängen.
Daniel lief die Straße entlang.
Seine Schritte hallten, als liefe er durch einen großen Saal.
Die Straße schien kein Ende zu nehmen.
Nirgendwo sah Daniel einen Menschen, oder auch nur einen Vogel.
Daniel blieb stehen.
Endlich hatte er das Ende der Straße erreicht.
Es war einfach plötzlich vor ihm aufgetaucht, als hätte es sich direkt hier materialisiert.
Daniel stand vor einem kleinen, weißen Haus.
Es sah bewohnt aus, hatte heile Fenster hinter denen Gardinen hingen und einen gepflegten Garten.
Daniel hüpfte über den niedrigen Zaun und ging darauf zu.
Die Tür öffnete sich, sobald er sich näherte.
Im inneren des Hauses war es erschreckend dunkel.
Die Fenster liesen kein Tageslicht hinein.
Auch schien das Haus nur aus einem Raum zu bestehen.
Es gab keine Möbel, oder andere Dinge hier.
Nur ein schwarzer Rucksack lehnte offen an der Rückwand.
Daneben sah Daniel einen jungen Mann knien.
Seine braunen Haare fielen ihm vorne bis auf die Schultern, im Nacken lang über seinen Rücken.
Er hatte ihm den Rücken zugekehrt und sah auf den Rucksack.
Daniel schwieg.
Plötzlich sprang eine getigerte Katze aus dem Rucksack und lief an ihnen vorbei nach draussen.
Ihr folgte eine Angorakatze und eine europäisch Kurzhaar.
Eine ganze Karavana von Katzen schlüpfte hervor und verlies das Haus.
Dann kletterte eine rabenschwarze Katze mit stechend gelben Augen aus der Tasche.
Der junge Mann griff nach ihr und nahm sie auf den Schoß.
Das Tier schnurrte, als er es sachte streichelte.
"Du hast also hergefunden?" fragte er.
Seine Stimme hallte nicht an den Wänden wieder.
Im nächsten Augenblick war sich Daniel nichtmal mehr sicher, ob er wirklich gesprochen hatte, oder ob er die Worte direkt in seinem Kopf gehört hatte.
"Mutig von dir. Oder vielleicht einfach nur dumm? Egal. Der Alte wird seine Gründe haben, wieso er dich gewählt hat."
Er stand auf.
Er drehte den Kopf.
Seine Haare verdeckten sein Gesicht, so dass Daniel es nicht sehen konnte.
Doch er war sich sicher, dass er ihn sehen konnte.
Der fremde Mann, sehr schlank und anmutig gebaut, wenn auch nicht allzu groß, strahlte Kälte und Abweisung aus.
"Geh wieder zurück", sagte er kalt. "Dies ist kein Ort für dich. Du hast dir den falschen Zeitpunkt ausgesucht. Komm später wieder."
Mit diesen Worten, verschwand er.
Doch nicht plötzlich.
Es war viel mehr, als starrten sie sich stundenlang an, und er würde langsam immer dunkler, ganz unmerklich.
Daniel hatte ein Gefühl, wie wenn man morgens aufsteht und glaubt, garnicht, oder nur sehr kurz geschlafen zu haben, obwohl es viele Stunden waren.
Irgendwann war er einfach fort.
Und Daniel stand da und sah immernoch auf diese Stelle, als hätte er sein Verschwinden gar nicht bemerkt.

Als er blinzelte, starrte er wieder auf den Monitor seines Computers.
Was war geschehen?
Hatte er mit offenen Augen geträumt?
Er schaltete den Computer an und öffnete das CD-ROM-Laufwerk.
Doch die CD war nichtmehr da.
Daniel schüttelte verwirrt den Kopf und griff wieder nach seiner Kaffeetasse.
Was sollte er jetzt tun?
Jack war heute mit Sam unterwegs.
Nicht das Daniel eifersüchtig wäre.
Er gönnte ihnen ihr Glück.
Doch irgendwie fühlte er sich ausgeschlossener den je.
Teal´C.. naja....
Und Sam und Jack hatten nurnoch Augen für einander.
Und Daniel?
Er seufzte.
Alles um ihn herum erschien ihm so groß und leer......
Nach einer Weile beschloss Daniel ein bischen spazieren zu gehen.
Vielleicht brachte ihn das ja auf andere Gedanken.





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(weiter: Kapitel 2)
Kapitel 2: Ruhm und Glück by Daniel-chan
Ruhm und Glück

Gedankenverloren schlenderte Daniel durch den Stadtpark.
Es war ein kühler Tag und nicht viele Leute waren heute unterwegs.
Daniel atmete die kühle Luft ein.
Es war, als würde die Luft alle trüben Gedanken aus seinem Kopf vertreiben.
Daniel kam an den kleinen See, auf dem noch einige Enten schwammen.
Eine Weile betrachtete er die Tiere, bis sein Blick von etwas anderem abgelenkt wurde.
Unter einem Baum, auf einer Parkbank, sah er Jack und Sam sitzen.
Sie berührten sich nicht, doch ihre Blicke sprachen all die Zärtlichkeit aus, die zwischen ihnen herrschte.
Daniel wandte seinen Blick rasch von ihnen ab.
Er hörte sie lachen, befreit und glücklich.
Plötzlich standen sie auf, schlüpften zwischen den Büschen hindurch und waren verschwunden.
Daniel folgte ihnen, als würden seine Beine von selbst laufen.
Zwischen dem dichten Blattwerk konnte er sie sitzen sehen.
Wie zwei kleine Kinder, die sich fortgestohlen hatten.
Verliebt sahen sie einander in die Augen.
Es versetzte Daniel einen Stich ins Herz, als er ihre innige Zweisamkeit beobachtete.
Wieso war ihm das nicht vergönnt?
Wieso bekam inner Sam das, wonach er sich sehnte?
Sam hatte großes Ansehen unter Wissenschaftlern.
Sam hatte eine Auszeichnung für ihre Arbeit erhalten.
Sam hatte es geschafft, ihrem Vater das Leben zu retten.
Sam hatte ihre Liebe gefunden.
Sam hatte das Herz des Mannes gewonnen, den er eigentlich liebte.
Und Daniel?
Daniel war unter Wissenschaftlern verlacht.
Daniel bekam höchstens mal ein beiläufiges Lob zugesteckt.
Daniel hatte keinerlei Familie mehr.
Daniel hatte seine Liebe für immer verloren.
Und Daniel musste mit ansehen, wie Sam den Mann küsste, für den sein Herz so heftig schlug.
Wütend drehte er sich um und stürmte nach hause zurück.

Daniel schlug laut die Tür hinter sich zu und warf sich dagegen.
Wieso musste ein Mensch solch ein Gefühl wie Eifersucht empfinden?
Sam konnte ja nichts dafür.
Und eigentlich sollte er sich freuen.
Sie waren ja glücklich zusammen.
Doch Daniel fühlte sich trauriger und einsamer denn je.
Noch nie war er so dermaßen von der Gruppe isoliert gewesen.
Teal´C und Jack waren ja schon immer eng miteinander verbunden gewesen.
Ja, auch er und Sam hatten ihre Verbindung.
Doch sie war weniger menschlich, eher wissenschaftlicher Natur.
Sam war anders als er, rationaler und auf Zahlen fixiert.
Daniel hatte immer geglaubt, dass zwischen ihm und Jack etwas besonderes ist.
Aber da hatte er sich wohl getäuscht.
Jack interessierte sich nicht für ihn.
Daniel zog die Beine an und schlang seine Arme um die Knie.
Er fühlte sich einsam und von aller Welt verraten.
Er konnte seine Tränen nichtmehr zurückhalten.
Er weinte, weinte hemmungslos, weinte bis er Kopfschmerzen bekam.
Daniel stand auf, die Augen immernoch tränenverschleiert und verkroch sich wieder in seinem Bett.
Das Weinen hatte ihn so erschöpft, dass er sofort einschlief.

Sam und Daniel standen sich gegenüber.
Doch Daniel sah sie, und sich selbst, als Kind vor sich stehen.
Eine sehr große, dunkle Lagerhalle erstreckte sich vor ihnen.
Überall standen die verschiedensten Dinge in den Regalen.
Von Süßigkeiten, über Staubsauger bis hin zu Winterkleidung war hier alles zu finden.
Das schwache Licht schien von der Luft selbst auszugehen.
"Hab dich!" rief Sam und schlug Daniel auf die Schulter.
Daniel drehte sich um und sah Sam in einem der vielen Gänge verschwinden.
"Warte auf mich!" rief er und lief hinter ihr her.
Bald hatte er sie eingeholt und patschte ihr auf den Rücken.
Sofort nahm er reiß aus.
So rannten sie eine ganze Weile durch das Lager.
Doch da der Boden sehr sehr glatt war, rutschten sie mehr als das sie liefen.
Sam war jetzt hinter Daniel her.
Er schlitterte gerade noch so um eine Kurve, stolperte fast über seine eigenen Füße.
Sam, völlig verdutzt von seinem plötzlichen Richtungswechsel schaffte die Kurve nicht mehr und fiel.
Daniel hörte sie kreischen und sah sie über den Boden rutschend in einem anderen Gang verschwinden.
Schnell weg! dachte er und lief weiter.
Jetzt kam er in einen heller erleuchteten Teil des Lagers.
Hier waren viele andere Leute, alle viel größer als Daniel.
Sie waren alle in lange dunkle Mäntel gekleidet und trugen Hüte, die ihre Gesichter verdeckten.
Alle drängten sich um einen Tisch, auf dem eine riesige Pyramide von kleinen Kuchen aufgebaut war.
Daniel konnte kaum über den Rand des Tisches sehen.
Er streckte sich und ergriff mit seinen kleinen Kinderhänden ein Küchlein.
Doch in seinen Händen war es schon ein Kuchen!
Daniel kroch unter den Tisch und erspeiste genüsslich seine Beute.
Überall um ihn herum hörte er Stimmengewirr, doch es wurde leiser.
Die Leute entfernten sich so rasch, wie sie aufgetaucht waren und mit ihnen verschwand das Licht.
"Hallo?" rief Daniel und krabbelte unter dem Tisch hervor. "Sam?"
Aber seine Rufe verhallten in der Dunkelheit.
Daniel stand auf und ging zögerlich durch die dunklen Gänge.
Plötzlich hörte er Schritte hinter sich.
Hoffnungsvoll drehte er sich um.
In einem bläulichen Lichtkegel sah er Jack stehen.
Er hatte ihm den Rücken zugekehrt.
"Jack!" rief Daniel.
O´Neill drehte sich um und sah ihn ausdruckslos an.
Auf seinem Arm hielt er die kleine Sam.
Er sah ihn eine Weile an, dann drehte er sich um und ging weg.
"Jack, warte auf mich!"
Daniel rannte so schnell seine Beine ihn trugen, doch Jack und Sam waren bereits um die nächste Ecke verschwunden.
Er blieb stehen.
Er wusste instinktiv, dass es keinen Sinn hatte weiter zu laufen.
Er würde sie nicht einholen können.
Daniel lies sich auf den Boden fallen.
"Wieso lasst ihr mich hier alleine?!" schrie er. "Wieso wollt ihr mich alle nicht bei euch haben?!!"
Daniel schrie und weinte laut, machte seiner Verzweiflung Luft.
Aber niemand kam um ihn zu trösten.
Er blieb ganz allein zurück in der Dunkelheit.
Wieso will mich niemand haben? Was hab ich denn getan?
Daniel schlug seine Fäuste auf den Boden bis seine Hände bluteten.
"Ist hier dennn niemand?" schrie er.
Er schrie so laut er konnte.
Seine Kehle schmerzte heftig.
"Wieso hört mich denn keiner? Wieso hört mich niemand?"
Daniel hustete.
Er bekam keine Luft mehr und seine Stimme war nurnoch ein heiseres Pfeifen.
Schluchzend rollte er sich wie ein Igel ein.
"Hilfe", wimmerte er. "Hol mich doch jemand hier raus!"
Wenn du es wirklich willst, kannst du entkommen...
Es war die Stimme des alten Mannes.
Daniel horchte auf.
Wenn du willst, kannst du hier raus.
"Dann zeig mir wie!" flehte Daniel.
Er fühlte sich, als bohrte sich die Dunkelheit in seine Seele und zerre an seinem Herzen.
"Hol mich hier raus! Mach, dass es aufhört!"
Das kannst nur du allein. Du hast dich dafür entschieden. Damit ist dir die Kraft gegeben. Suche nur die richtige Türe.
Daniel blinzelte seine Tränen fort.
"Ich will ja hier raus! Aber wie soll ich es anstellen?"
Als Daniel aufblickte saß er vor einer großen dunklen Türe.
"Soll ich da durchgehen?"
Es kam keine Antwort.
Als Daniel aufstand, hatte er seine ursprüngliche Größe wieder angenommen.
Er betrachtete die Türe.
Sie war tiefschwarz und ohne jede Zierde.
Vorsichtig legte er die Hand auf die Türklinke und drückte sie herunter.
Lautlos glitt die Türe auf und gab den Blick auf einen dunklen Gang frei.
Daniel spürte sein Herz heftig schlagen.
"Was auch immer mich erwarten mag...", flüsterte er. "Glück oder Tod..."
Die Tür schloss sich hinter ihm so leise wie sie sich geöffnet hatte.



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(weiter: Kapitel 3)
Kapitel 3: Verbotene Liebe by Daniel-chan
Verbotene Liebe

Am Ende des Ganges erblickte Daniel drei Türen.
Eine war aus tiefschwarzem Holz und völlig ohne Zierde mit einer schmiedeeisernen Klinke in der Form einer skelletierten Hand.
Die Zweite war aus Silber und mit den kreisförmig angeordneten Mondphasen verziert.
Die Dritte schließlich, war aus schimmernden farbigen Spiegelsteinen gemacht, die ein Mosaik bildeten.
In der Mitte war ein großer Rubin, den ein goldener Stern fasste.
Zwischen den Strahlen des Sterns waren acht Diamanten eingelassen.
Über der Türe war eine große in Stein gehauene Schweigerose zu sehen.
Daniel betrachtete alle drei Türen ausführlich.
Sein Herz klopfte wie wild, als er seine Hand auf die Türklinke der schwarzen Tür legte.
Plötzlich griff die Klinkenhand zu und hielt Daniel fest.
Er zog und zerrte, doch er kam nicht los.
Verzweifelt schlug er nach den kalten Fingern, die sich schmerzhaft in seine Haut bohrten.
"Lass los!" schrie er und stemmte sich gegen die Hand.
Daniel stürzte zu Boden, als sie plötzlich los lies.
Die Hand winkte spöttisch mahnend mit dem Zeigefinger und formte dann wieder die Türklinke.
"Du brauchst erst den Schlüssel!" flüsterte eine kalte Stimme.
Daniel wurde plötzlich kalt.
Er schlang seine Arme um sich, doch es wurde nicht besser.

Daniel hatte jedes Zeitgefühl verloren.
Er saß in seinem Büro, vor seinem Computer und starrte auf seine Hände, die schlaff in der Grundstellung auf der Tastatur lagen.
Er wollte doch den Bericht über ihre Mission nach Kheb schreiben.
Doch er hatte gerade mal einen Satz vollendet.
Er fühlte sich wie aus einem langen tiefen Schlaf erwacht.
Wie in Trance... dachte er.
Daniel atmete tief durch und fuhr endlich fort seinen Bericht zu schreiben.
Er tippte ihn einfach ab ohne darüber nachzudenken was er schrieb.
So machte er es immer.
Nur so wurde der Bericht sachlich und möglichst nicht kommentierend.
Irgendwann, fiel ihm ein fremdes Spiegelbild auf der Oberfläche seines Monitores auf.
Nicht plötzlich, sondern schleichend.
Es war wieder dieses Gefühl, wenn man morgens erwacht und glaubt gar nicht geschlafen zu haben, obwohl es volle acht Stunden waren.
Daniel erschrak nicht.
Langsam drehte er sich zu dem Mann um, der hinter ihm stand.
Es war der Fremde aus seinem Traum.
Er sah ihn kalt aus blauen Augen an.
"Was willst du hier?" fragte Daniel.
"Du suchst doch etwas", erwiderte der Fremde. "Ich könnte dir helfen es zu finden."
Daniel sah ihn lange nachdenklich an.
"Was ich suche kann mir keiner geben."
Er wollte sich wieder seiner Arbeit zuwenden, doch der Fremde hielt seine Schulter fest.
Seine Hand strahlte eisige Kälte ab.
"Du hast das Spiel begonnen, also führe es auch zu ende!" zischte er. "Das ist die Bedingung, Daniel!"
Die Art wie er seinen Namen aussprach gefiel Daniel gar nicht.
Es klang als hätte eine Schlange ihn ausgesprochen, kein Mensch.
Der Mann beugte sich zu ihm hinunter.
Die Kälte ging jetzt von seinem ganzen Körper aus.
Daniel konnte seinen Atem als Wolke entweichen sehen.
"Der erste Schlüssel befindet sich in dir selbst", flüsterte er und löste sich in kalten Nebel auf.

"Hey, alles in Ordnung?"
Daniel fuhr erschrocken zusammen.
Jack stand vor ihm, an der Stelle, an der der Fremde gerade noch gestanden hatte.
"Du zitterst ja...."
Daniel schüttelte den Kopf.
"Mir ist kalt. Das ist alles..."
"Kalt?"
Jack sah ihn ungläubig an und legte den Handrücken auf Daniels Wange.
"Du glühst ja richtig. Hast du Fieber, Daniel?"
Daniel schloss die Augen.
Diese sanfte Berührung...
Es tat so gut, so gut....
"Du solltest dich von Fraiser untersuchen lassen, Danny. Du siehst krank aus, so blass", sagte Jack und zog seine Hand wieder weg.
"Ja, vielleicht", antwortete er tonlos.
Ich bin nicht krank, dachte er. Nur einsam, Jack, nur so unendlich einsam....
Daniel stand auf und ging wortlos in sein Quartier, wo er sich auf sein Bett warf und die Stimme aus dem Kissen mit seinen Tränen nährte.

Als er seine Augen wieder öffnete, sah er einen kleinen Jungen neben sich sitzen.
Das Kind kam ihm bekannt vor, doch er konnte es nicht einordnen.
Daniel richtete sich auf und sah den Jungen schweigend an.
"Warum weinst du?" fragte das Kind.
Daniel wischte sich über die mit Salzresten verklebten Wangen.
"Weil ich alleine bin", erwiderte er.
Der Junge sah ihn kritisch an.
"Hast du keine Freunde?"
Daniel lächelte ihn an.
"Doch, schon... deswegen fühle ich mich nicht alleine."
"Warum dann?"
"Es gibt einen Menschen, den ich sehr mag, doch der mag mich nicht so wie ich es gern hätte..."
Der kleine Junge stand auf.
"Wer bist du eigentlich?" fragte Daniel.
"Das weißt du doch", erwiderte der Knabe ruhig.
Und da ging Daniel ein Licht auf.
Der Junge, der vor ihm stand, war er selbst.
Und da kamen ihm die Worte des Fremden wieder in den Sinn.
Der erste Schlüssel befindet sich in dir selbst....
"Kannst du mir vielleicht helfen? Ich suche einen...."
"Den Schlüssel?" unterbrach das Kind ihn. "Aber der ist doch hier!"
Er kletterte zu Daniel hoch und legte seine kleine Hand auf sein Brustbein.
Daniel zog scharf die Luft ein, als die kleinen Finger in seiner Brust verschwanden.
Ein Lichtblitz durchzuckte ihn und die Hand kam wieder hervor.
Der Junge hielt ihm einen goldenen Schlüssel hin.
"Jetzt kannst du die erste Tür öffnen", erwiderte der Junge freudestrahlend.
Daniel nahm den Schlüssel, kaum größer als sein kleiner Finger und betrachtete ihn.
"Aber erzähl keinem, dass du ihn hast", flüsterte der Junge verschwörerisch und schon war er verschwunden.
Wie aus einem Instinkt heraus sprang Daniel auf und lief zur Tür hinaus.
Er rannte durch die Gänge, sie waren menschenleer.
Und endlich tauchte die silberne Türe vor ihm auf.
Sie schimmerte matt im Licht der Neonröhren.
Daniels Herz schlug kräftig gegen sein Brustbein.
Seine Hand zitterte vor Aufregung, als er den Schlüssel in das Schlüsselloch steckte.
Doch er rührte sich keinen Millimeter!
Daniel rüttelte ihn energisch, versuchte ihn zu drehen, doch es half nichts.
Er wollte ihn wieder herausziehen, doch etwas stach ihn in die Finger.
Reflexartig zog er die Hand zurück und in diesem Augenblick drehte sich der kleine Schlüssel langsam und quietschend und das Schloss klickte laut.
Die Tür schwang auf und ein heftiger, erstickender Wind schlug ihm entgegen.
Als der Wind nachgelassen hatte, krochen silbrig weiße Nebelschwaden aus der Dunkelheit hinter der Türe auf ihn zu.
Wie seidene Schleier tanzten sie um ihn herum, krochen an ihm empor.
Es wurden immer mehr und mehr.
Sie schlangen sich um seine Beine, seine Arme und bald hüllten sie ihn völlig ein.
Daniel fühlte sie, als wäre er in einer Blase aus Wasser gefangen, doch er konnte atmen, wenn es auch schwer war.

Daniel stand in der Mitte eines hohen runden Raumes.
Er konnte nicht sagen wie er dort hingelangt war.
Die Erinnerung an den weißen Nebel war nur vage.
Er sah sich um.
Der Raum war aus weißem Stein gehauen, Säulen trugen die Kugeldecke, die Sternbilder zeigte.
Zwischen den Säulen gingen Korridore ab, doch sie lagen in völliger Dunkelheit.
Es gab keine Anzeichen von der Tür, durch die er gekommen sein musste.
Wo bin ich hier? dachte er.
"Soll ich etwa durch einen dieser Gänge laufen?"
"Das wäre eine Möglichkeit", sagte eine vertraute Stimme hinter ihm.
"Jack!" rief Daniel freudig überrascht.
Jack kam lächelnt auf ihn zu und nahm ihn in die Arme.
Daniel fühlte Jacks Lippen auf seinen und lies sich fallen.
Alles drehte sich um ihn, alles wurde unwichtig.
Er zog Jack fester an sich und erwiderte den Kuss.
Nach Luft schnappend liesen sie wieder von einander.
"Jack, was.... wieso?"
"Hast du dir das nicht gewünscht?"
"Doch", antwortete Daniel und nickte keuchend. "Aber.... was.... was wird mit Sam...?"
Jack streichelte Daniels Gesicht, sah ihm tief in die Augen.
"Die ist mir doch völlig egal."
Abermals küssten sie sich leidenschaftlich.
Jack nahm Daniel auf die Arme.
Er bemerkte, dass sich der Raum um sie verändert hatte.
Sie waren nicht mehr in der schwach erleucheteten Halle, sondern in Jacks Haus, genauer gesagt in seinem Schlafzimmer.
Jack legte ihn sachte auf dem Bett ab.
"Bist du sicher, dass das richtig ist?" fragte Daniel und wollte wieder aufstehen, doch Jack drückte ihn auf die Matraze zurück.
"Absolut", erwiderte Jack und legte sich neben ihn.

Er wusste nicht wieviel Zeit vergangen war, doch es schien ihm eine Ewigkeit.
Jack hatte seine Arme um ihn gelegt und hielt ihn sanft fest.
"Bist du glücklich hier?" fragte er.
Daniel nickte stumm, genoss den Augenblick.
"Wir könnten für immer hier bleiben...", fuhr Jack fort.
"Für immer? Geht das?"
"Natürlich, wenn du nur willst."
Daniel hob den Kopf von Jacks Brust und sah ihn skeptisch an.
"Wenn ich nur will?"
"Aber ja", erwiderte Jack und lächelte. "Niemand wird uns stören, Danny. Das hast du dir doch immer gewünscht, wir..."
Daniel löste sich von Jack und stand auf.
"Dies... ist ein Traum, richtig? Nur ein Traum...."
Jack legte seine Arme von hinten um ihn und schmiegte sich an ihn.
"Und wenn schon, Danny. Wir haben uns. Was brauchen wir die Realität? Realität ist relativ."
"Mag sein, Jack, aber...."
Daniel schob ihn von sich fort.
"Ich... ich will nicht immer nur in einem Traum leben, ich..."
"Daniel, ich liebe dich!" unterbrach ihn Jack. "Ich werde immer bei dir sein und dich beschützen! Niemand wird dir mehr weh tun!"
Daniel lächelte traurig.
"Das klingt alles sehr schön, Jack... Doch du bist nichts weiter als ein Produkt meines Unterbewusstseins. Du bist nicht real."
"Willst du in die Realität wie du es nennst zurück und weiterhin zusehen wie er sie liebt und dich nicht? Ich kann dir alles geben was du dir wünschst!"
"Ich weiß. Und ich weiß es wird nicht leicht, doch.... Das hier... es ist einfach nicht echt...."
Jack sah ihn traurig an, streckte verzweifelt die Hände nach ihm aus, doch sie verschwanden in der Bewegung.

"Daniel?"
Er blinzelte.
Sein Mund war schrecklich trocken und fühlte sich an als wäre er mit Sandpapier ausgekleidet.
Er lag auf der Krankenstation.
Jack hatte sich über ihn gebeugt und musterte ihn erwartungsvoll.
"Was ist passiert?" fragte Daniel mit rauher Stimme.
"Ich weiß nicht. Du hast fast drei Tage lang durchgeschlafen! Aber Fraiser sagt, du wärst nicht krank. Hattest du solch interessante Träume?"
Jack versuchte seine Sorge zu überspielen, doch es gelang ihm nicht wirklich.
Daniel biss sich auf die Zungenspitze um etwas Speichel in seinen Mund zu bekommen.
"Interessant ist nicht das richtige Wort..."
Janet kam und überzeugte sich von seiner Gesundheit.
Er hörte ihr kaum zu.
Mit seinen Gedanken war er wieder bei der runden Halle.
Er hatte die erste Tür aufgestoßen.
Was würde ihn als nächstes erwarten?






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(weiter: Kapitel 4)
Kapitel 4: Daniels Herz by Daniel-chan
Daniels Herz

Da Janet absolut keine Erklärungen für Daniels Dauerschlaf hatte, und er ansonsten auch völlig gesund war, wurde er wieder in den aktiven Dienst entlassen.
Jack lies es sich natürlich nicht nehmen einen schwachen Witz über Daniels permanenten Schlafmangel zu reißen.
Daniels Laune besserte sich dadurch kein bisschen.
Jeder, der ihn sah merkte sofort, wie kalt und abweisend er war.
Er sprach mit niemandem mehr als nötig und sah starr durch alle hindurch.
Also lies ihn auch jeder in Ruhe, der nicht zwingend mit ihm sprechen musste.
Dennoch kam Daniel nicht wirklich zum Arbeiten.
Seine Gedanken schweiften ständig ab, zu der Tür, die er aufgestoßen hatte.
Er war anscheinend in sein Unterbewusstsein abgetaucht.
Tiefer als er es je getan hatte.
Eine unglaublich tiefe Versenkung, tiefer als alles andere.
Es wirkte alles so echt, dachte er und fuhr sich durch die Haare.
Doch wieso zeigte ihm sein Unterbewusstsein, was er schon längst wusste?
Oder war das nur die Spitze des Eisberges?
Gab es da noch mehr?
War es möglich, noch tiefer zu tauchen?
Diese Fragen gingen ihm nicht aus dem Kopf und ließen ihn nicht ruhen.
Immer wieder lief er durch die Korridore der Basis, in der Hoffnung, vielleicht die Tür wieder zu finden.
Doch er fand sie nicht wieder.
So ging es drei Tage lang....

Daniel fühlte sich müde.
Furchtbar müde.
Er fühlte sich, als wäre er seit Monaten nur durch graue Flure gelaufen.
Wie eine Ratte, in einem Labyrinth, dachte er bei sich. Und es gibt keinen Ausgang....
Ohne es richtig wahrzunehmen zog er sich aus und legte sich in sein Bett.
Rasch driftete er in einen tiefen Schlaf ab.

Daniel ging durch einen langen Korridor.
Es gab keine Abzweigungen und auch keine Fenster.
Irgendwann tauchten zu beiden Seiten Türen auf.
Immer im regelmäßigen Abstand zu einander.
Sie sahen alle gleich aus, schwarz und glatt.
Daniel bemerkte, wie unangenehm es hier roch.
Eine Mischung aus aggressivem Putzmittel, Wandfarbe und altem Gemäuer.
Er ging auf eine der Türen zu und wollte sich öffnen.
Doch sie war verschlossen.
Er versuchte es bei der nächsten Tür, doch auch die bewegte sich nicht.
Daniel lief durch den Gang, doch keine Tür lies sich öffnen.
Er lief weiter, rannte den Flur entlang.
Die Türen kamen in immer größeren Abständen, gesäumt von Wandteppichen und Bildern.
Doch sie waren so dunkel, dass Daniel keine Motive erkennen konnte.
Der Korridor schien unendlich lang zu sein, wie ein Raum, der sich in sich selbst spiegelt.
Irgendwann erschien in der Dunkelheit eine Gestalt.
Sie stand ruhig da, dicht an die Wand gedrückt.
Daniel blieb neben ihr stehen.
Es war eine Statue.
Sie war fast zwei Meter groß und stand auf einem Podest.
Die Person trug einen weiten Mantel, fast wie ein Mönch.
Die Kaputze hatte er so tief in sein Gesicht gezogen, dass es nur als schwarzes Loch zu erkennen war.
In der rechten Hand hielt der Mann ein Schwert, dessen Spitze vor ihm auf dem Boden aufsetzte, die linke hielt er wie zum Gebet erhoben.
Zu seiner linken war eine große Eichentür.
Anstelle einer Türklinke befand sich über dem Schloss ein altmodischer Ring.
Daniel streckte die Hand danach aus und hob das schwere Stück Eisen hoch.
Er erschrak fürchterlich als die Statue plötzlich ihren Arm bewegte.
Geschmeidig fuhr die Hand nach oben und streifte die Kaputze ab.
Ein wunderschönes Gesicht kam zum Vorschein, die langen Haare glatt zurück gekämmt.
Ohne die Augen zu öffnen, oder auch nur irgendeine Regung von Gefühl zu zeigen, legte der Mann den Zeigefinger auf die Lippen.
Daniel blieb ruhig stehen, lies ihn nicht aus den Augen, den Eisenring immer noch in der Hand.
Doch die Statue bewegte sich nicht wieder.
Er trat einen Schritt nach vorne und legte die Hände auf die Tür um sie zu öffnen, wobei sein Blick immer wieder zu der Statue huschten.
Nur schwer lies sich die Tür öffnen.
Der Raum dahinter war hoch und genauso dunkel wie der Korridor.
Daniel erkannte im schwachen Licht von verstaubten Öllampen hohe Regale, gefüllt mit tausenden von Büchern.
Alle waren in schwarzes schweres Leder gebunden und die Blattgoldschriften auf den Rücken waren abgeblättert und zerschlissen.
Daniel ging langsam zwischen den Regalen umher, sah sich misstrauisch um.
Die Luft war schwer und voller Staub, machte das atmen schwer.
Anscheinend war er alleine in dieser Bibliothek, denn keine Geräusche waren zu hören, ausser seinen eigenen Schritten.
Daniel blieb stehen und nahm eines der Bücher aus dem Regal.
Es war schwer und die Seiten waren aus dickem Pergament.
Es sah sehr zerlesen aus, doch als er es aufschlug, waren alle Seiten leer.
Er nahm ein anderes Buch, doch auch dieses war unbeschrieben.
Daniel ging die ganze Reihe durch, doch es fand sich kein Buch mit Text oder Bildern.
Sie alle waren leer.
Er stellte das letzte Buch zurück und legte die Hände auf das Regalbrett.
Er seufzte.
Eine Bibliothek mit Büchern ohne Buchstaben...
Welchen Zweck erfüllte dieser Ort?
Wieso war er hier?
Es musste doch einen Grund haben, weshalb ihn sein Weg hierher geführt hatte.
Was nützte einem ein Buch ohne Buchstaben?
Daniel verstand es nicht.
Aber den Sinn seiner ersten Reise hatte er auch nicht verstanden.
Vielleicht war dies ja alles unheimlich logisch, nur jetzt noch nicht.
Vielleicht brauchte er einfach noch etwas Zeit, mehr Informationen um es zu begreifen.
Vielleicht....
Daniel schlug mit der Hand auf das Regalbrett.
Vielleicht!
Er mochte dieses Wort nicht.
Er wollte Klarheiten, Fakten und Beweise.
Vermutungen hatte er in der Realität genug.
Er lies den Blick durch den Raum schweifen, ohne wirklich hinzusehen.
Eher zufällig bemerkte er eine weitere Tür neben einem der riesigen Bücherregale.
Daniel löste sich von dem Regalbrett und ging langsam darauf zu.
Die Tür war wirklich sehr klein, kaum groß genug für einen erwachsenen Menschen.
Daniel bückte sich und bemerkte dabei einen Spiegel, rund wie der Mond, und schwarz wie Kohle, der in die Tür eingelassen war.
Es war ein Handspiegel wie die Schnitzereien darunter zeigten.
Eine zierliche Hand hielt ihn nach oben.
Die Tür hatte keine Klinke oder etwas ähnliches.
Daniel betrachtete sein Spiegelbild, welches ihn misstrauisch zu mustern schien.
Vorsichtig legte er die Fingerspitzen auf die Spiegeloberfläche.
Sie war kalt, doch nicht wie Glas eher wie Eis von dem kalter Nebel aufsteigt.
Seltsamerweise gab der Spiegel unter der leichten Berührung leicht nach und glitt nach hinten.
Die Tür vibrierte und Daniel zog rasch seine Hand weg.
Sie glitt langsam nach hinten, und dann zur Seite fort.
Eine Treppe wurde sichtbar.
Von unten schimmerte rotes Licht, wie von Feuer empor.
Daniel bückte sich durch die Tür und ging langsam die schmale Treppe hinunter.
Er stützte sich zu beiden Seiten mit den Händen an den Wänden ab.
Sie fühlten sich trocken und sandig an, rauh wie Schleifpapier.
Der Raum am Ende der Stufen kam näher und das Licht wurde immer heller.
TAP.
Die letzte Stufe lag hinter ihm.
Daniel stand in einem kreisrunden Zimmer mit Kuppeldecke.
Doch hier führten keine weiteren Gänge und Türen ab.
Der Raum war in sich gekapselt und nur durch die Treppe zu betreten oder zu verlassen.
Daniel ging über das unebene Pflaster auf die Mitte des Raumes zu.
Das rote Licht, das er gesehen hatte, kam offenbar von einem leuchtenden Stein, der wie eine Lampe von der Decke hing.
Da die Wände komplett verspiegelt waren, wirkte das Licht zehnmal so stark.
Als er nach unten sah, stellte Daniel fest, dass auch der Boden verspiegelt war.
Jedoch schlug die Spiegelfäche Wellen bei jedem Schritt, wie Wasser.
Die Wellen wurden größer und verschmolzen mit einander, sie glitten auf die Wände zu.
Daniel folgte ihnen mit den Augen.
Er sah sein Spiegelbild hundertfach.
Als die Wellen das ihm genau gegenüber stehende Spiegelbild berührten, hob dieses den Kopf.
Es grinste ihn frech an.
Daniel tat einen Schritt zurück.
Er bemerkte, dass ihn jetzt alle seine Spiegelbilder ansahen.
Doch nur das Eine trat schließlich aus dem Spiegel heraus ihm entgegen.
"Endlich bist du hier", sagte sein Zwilling. "Hat ja lange gedauert. Ich hätte dich früher erwartet, wirklich."
Er stemmte energisch die linke Hand in die Hüften und sah sich auf eine sehr arrogante Weise um.
"Das zeigt dann ja nur, dass du offenbar schwächer bist, als ich dachte...", fuhr er fort und kam auf Daniel zu.
Er blieb wenige Millimeter vor ihm stehen.
"Aber vielleicht kann man da noch was machen...", hauchte er und sah Daniel auf eine Art in die Augen, die es ihm eiskalt werden lies.
Er wollte zurückweichen, doch silberne Hände glitten aus dem Boden an seinen Beinen hoch und hielten ihn fest.
Daniel stolperte und die Hände packten seine Jacke.
Auf die Ellbogen gestützt sah er zu seinem Zwilling hoch.
Dieser ging in die Knie und betrachtete ihn wie eine gefangene Beute.
Er legte seine Hand auf Daniels Knie und fuhr fast zärtlich über seinen Oberschenkel, wobei er seine Beine auseinander drückte und sich vorbeugte.
Daniel konnte seinen Atem auf seinen Wangen spüren.
"Was hast du denn? Angst? Lass dich gehen...", flüsterte er und streichelte Daniels Wange mit dem Handrücken. "Was ist denn dabei? Glaubst du, mit deinem Geliebten Jack wäre das anders?"
Er beugte sich vor und küsste seinen Hals.
Daniel versuchte krampfhaft sich zu wehren, doch er konnte sich nicht bewegen, die Hände hielten ihn erbarmungslos fest.
"Du bist viel zu verkrampft, in allem was du tust."
Daniel hielt inne.
Der Andere richtete sich auf und sah ihn an.
"Du zwingst dich selbst zur Disziplin und machst dich so unglücklich. Du denkst immer nur an die Anderen! Was könnten andere von dir denken, was passiert mit den anderen, wenn du dieses oder jenes tust..."
Er schnaufte verächtlich.
"Sei doch einfach mal egoistisch! Lass mich frei, Daniel!"
Seine Hand, die bisher auf Daniels Bein geruht hatte, fuhr weiter nach oben und glitt in seine Hose.
Daniel wandt sich unter der Berührung.
Das Spiegelbild packte jetzt energischer zu.
Er ergriff Daniels Schulter und drückte ihn zu Boden.
"Wenn du mich nur einen Tag lang machen lassen würdest, Danny, könntest du Jack bekommen...", wisperte er, während er Daniels T-Shirt nach oben schob. "Ich könnte Sam schon dazu bringen ihn dir zu überlassen... und wenn sie nicht will, kann ich sie immer noch töten..."
"NEIN!" schrie Daniel und versuchte verzweifelt sich zu befreien. "Das lass ich nicht zu!"
Der Andere lachte.
"Ach ja? Oh, Danny!"
Er packte Daniels Gesicht mit beiden Händen und zwang ihn ihm in die Augen zu sehen.
"Sieh genau her, Daniel! Ich bin dein wahres Ich! Lass mich frei und du bekommst alles, was du willst..."
"Du lügst! Ich bin nicht du... du bist nicht ich!"
Das Spiegelbild lies ihn los und stieß ihn von sich.
"Du bist so schwach... so schwach, Daniel..."
Die Hände lockerten ihren Griff um Daniels Arme, wurden zu flüssigem Silber.
Daniel sah sein Spiegelbild über sich und im nächsten Augenblick fühlte er wieder seine besitzergreifenden Hände auf seiner Haut, diesmal grober, brutaler als zuvor.
"Lass mich los!" flehte Daniel und versuchte ihn von sich zu drücken. "Fass mich nicht an!"
"Schrei nur, Danny, schrei nur...", erwiderte sein Spiegelbild, während er ihn überall küsste. "Es hilft dir ja doch nichts. Ich, die Bestie, bin dein wahres Ich! Akzeptier es endlich Danny und gib dich hin..."
Daniel schlug seine Fingernägel in die Schultern seines Zwillings, drückte so stark, dass es blutete.
"Ich bin nicht du! ICH BIN NICHT DU!"
Die Hände aus dem Boden erhoben sich und umschlangen sie beide völlig.
Daniel entzog sich dem Mund, der ihn küsste und flüssiges Silber regnete auf ihn herunter.
Es drang in jede Falte, in jede Körperöffnung und bedeckte ihn ganz und gar.
Daniel fühlte die Kälte der Spiegelfläche und auch, wie er in den Boden sank.
Er konnte nicht mehr atmen, sich nicht mehr bewegen.
Panik stieg in ihm auf.
Ich ersticke! Ich ersticke! NEIN!!!

Hart landete Daniel auf dem Boden
Mühsam kämpfte er sich frei und schnappte hektisch nach Luft.
Er war schweißdurchnässt und völlig erschöpft.
Im Schlaf hatte er sich in seine Bettdecke gewickelt und war auf dem Boden gelandet in seinem Kampf.
Um Atem ringend lies er sich wieder auf den Boden sinken.
Unscharf erkannte er wie rot seine Fingerspitzen leuchteten.
Er hob die Hand um sie genauer anzusehen.
Blut?
Unter seinen Fingernägeln klebte Blut und Hautfetzen.
Sein Blick wanderte über seinen Arm und er entdeckte die tiefen Kratzer auf seinen Schultern und Oberarmen.
Er hatte wirklich gegen sich selbst gekämpft.
"Das bin ich nicht", flüsterte er und lies die Hand wieder sinken. "Das bin ich nicht!"


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(weiter: Kapitel 5)
Kapitel 5: Tod und Anfang by Daniel-chan
Author's Notes:


Inhalt: Was ist sterben? Wie ist es? Gibt es einen Weg zurück?

Tod und Anfang

Eine Woche war vergangen, ohne ein weiteres seltsames Ereignis.
Daniel hatte nicht weiter nach der Tür gesucht.
Er wollte keinesfalls noch einmal seinem Spiegelbild begegnen.
Die Kratzer auf seiner Haut brannten jedesmal, wenn er daran zurückdachte.
Doch im Augenblick hatte er andere Gedanken.
Heute stand eine Mission an.
Er hatte Sams Bericht über den Planeten nur flüchtig gelesen und stand geistesabwesend neben seinen Kameraden im Torraum.
Er sah kurz zu Sam und Jack hinüber.
Das flackernde blaue Licht des Ereignishorizonts huschte über ihre Gesichter.
Sie berührten sich nicht, sahen sich nicht einmal an, und doch konnte er deutlich die Verbundenheit zwischen ihnen erkennen.
Diese warme Aura von Zuneigung war deutlich zu spüren und Daniel fühlte sich, als würde sich der gerissene rote Faden an seinem Finger sich um sein Herz schlingen und schmerzhaft zusammenziehen.
Der General gab das Kommando und SG-1 machte sich auf den Weg.

Es war stark bewölkt auf P5G-981.
Wie eine graue Decke lag der Himmel über dem Land.
Das Gras war hochgewachsen und so dicht, dass man kaum vorwärts kam.
Zudem klebten die Halme an ihren Uniformen fest.
Daniel blieb an einer Schlinge von Halmen hängen und zerriss sich dabei die Hose und das Gras schnitt hauchfeine Wunden in sein Bein.
Jack half Sam, die noch mehr Probleme hatte als Daniel, da sie die Kleinste war.
Gelegentlich raschelte es im Gras um sie herum.
„Mäuse“, erklärte Jack in seiner schlichten Art und warf seiner „Maus“ einen zärtlichen Blick zu.
Sam lächelte und Daniel wandte seinen Blick ab.
„Hey, Danny. Schämst du dich etwa?“ rief Jack ihm zu.
Daniel biss sich auf die Lippe um keine trotzige Antwort zu geben.
Sein Magen fühlte sich an wie ein Luftballon.
„Sucht euch doch ein Zimmer!“ erwiderte er und bemühte sich seine Stimme normal klingen zu lassen.
„Schlecht gelaunt?“ fragte Sam.
Daniel erwiderte nichts.
Er sah sie nicht einmal an.
Sam blieb stehen und flüsterte Jack etwas zu.
Ihm war es egal.
Sollten sie doch über ihn reden!
Wieder raschelte es im Gras, diesmal lauter.
Ein schmaler Schatten zischte auf Daniel zu.
Er konnte nur einen schwarzen Streifen in seinem Blickfeld sehen, bevor sich die Schlinge um seinen Hals legte.
„DANIEL!“ hörte er Sam schreien.
Aus dem Gras vor ihnen erhob sich ein Mann.
Er trug eine einfache Holzmaske und Kleidung aus beiger Wolle.
Er hielt das andere Ende der Schlinge in Händen, die in dicken Lederhandschuhen steckten.
Hinter ihm erhoben sich noch weitere seiner Sorte.
Sie hielten ihre Schlingen bereit sie anzugreifen.
Daniel war in die Knie gesunken.
Die Schlinge war aus einem glänzenden Metall und schnitt sich rasch tief ins Fleisch.
Verzweifelt versuchte er die Finger unter die Schlinge zu bekommen, doch er schnitt sich nur daran.
Blut lief über seine bleiche Haut.
Sam war zu ihm gestürzt und wollte ihm helfen.
Schwarze Punkte tanzten vor seinen Augen.
Schüsse waren zu hören und der Schatten des Kriegers stürzte zu Boden.
Animalisches Gebrüll drang noch vage zu ihm durch, bevor die Dunkelheit ihn auffing.

Jack hörte Daniel kläglich röcheln.
Ohne zu zögern schoss er auf den vermumten Krieger.
Blut spitzte rot und warm.
Die schwere Gestalt des Mannes stürzte zu Boden, die Schlinge glitt aus seiner Hand.
Seine Kameraden hielten einen Moment inne und stoben dann wie die Spatzen davon.
Jack lies sich neben Daniel auf den Boden fallen.
"Daniel, Daniel!"
Sein Freund lag regungslos auf dem Boden, Blut lief ihm aus Mund und Nase.
Sam wollte ihn befreien, doch die Schlinge lies sich nicht lockern.
Jack versuchte es mit seinem Messer, doch es half nichts.
"Was ist das für ein Zeug?" fragte er aufgeregt und starrte auf die beschädigte Klinge.
"Irgendein Metall", erwiderte Sam und leckte sich die blutenden Finger.
Jacks Puls raste.
Was konnten sie nur tun?
Teal´C beobachtete sie ebenso ratlos.
Was würde jetzt passieren?
Daniel lag regungslos vor ihnen und sie waren machtlos?

Die Dunkelheit wich langsam einem unscharfen Bild.
Daniel sah sich selbst auf dem Boden liegen, in seinem eigenen Blut.
Doch er war alleine.
Jack, Sam und Teal´C waren nicht da.
Er sah sich um, lies den Blick über die endlose Graslandschaft schweifen.
Weit und breit waren weder Menschen noch Tiere zu sehen.
Wo waren sie nur?
Hatten sie ihn einfach zum sterben zurückgelassen?
Daniel schloss die Augen.
Es war warm.
Wundervoll warm.
Er wollte so gerne mit dieser Wärme verschmelzen.
Es war als würde er von hunderten von Armen aufgefangen und willkommen geheißen.
Es war so hell, so hell um ihn herum.
Die Schlinge um seine Kehle lockerte sich , verlor ihre Form und wurde zu einem kleinen schwarzen Schlüssel in Form eines Fingerknochens.
Daniel streckte die Hand danach aus und als seine Fingerspitzen ihn berührten wurde er von einem grässlichen roten Blitz geblendet.

Wie ein kleines Kind wurde er von einer unbekannten Macht auf dem Boden abgesetzt.
In diesem leeren Raum aus ölfarbenem Nichts stand er direkt vor der schwarzen Tür.
"Die zweite Tür?" fragte er laut und seine Stimme hallte furchtbar verzerrt in der Unendlichkeit wieder.
Der Schlüssel in seiner Hand vibrierte als würde das Schloss ihn anziehen.
Und tatsächlich rutschte er ihm fast aus den Fingern als er das Schlüsselloch berührte.
Der Schlüssel drehte sich quietschend von selbst und die Tür glitt langsam auf.
Noch bevor er erkennen konnte, was sich dahinter befand, glitt die Tür nach vorne und verschluckte Daniel.
Erschrocken riss er die Arme hoch und schloss die Augen.
"Daniel!"
Daniel riss die Augen auf.
Doch er traute sich nicht den Sprecher anzusehen.
Nein, nein, das konnte nicht sein!
Das konnte sie nicht sein!
Das war doch unmöglich!
Aber... andererseits... wenn er tatsächlich....
Daniel lies die Arme sinken und sah sein Gegenüber an.
"Oh, Daniel!" rief sie und sah ihn aus strahlenden blauen Augen an. "Mein kleiner Junge... oh, Daniel!"
Sie nahm ihn in die Arme.
Zögerlich erwiderte Daniel die Umarmung.
"Bist du das wirklich?" fragte er. "Bist du wirklich meine Mutter?"
"Aber ja, ja! Oh Daniel!"
Sie streichelte sein bleichen Wangen und musterte ihn genau.
„Das ist so lange her... Daniel, es tut mir so leid.“
Ihr Bild verschwamm vor seinen Augen, doch es lag nicht an der Umgebung, sondern an den Tränen in seinen Augen.
Er blinzelte doch es wurde nicht besser.
Hände legten sich von hinten auf seine Schultern.
Er musste sich nicht umdrehen um zu wissen, dass es sein Vater war.
„Was machst du nur hier?“ fragte er und drückte seine Schultern zärtlich.
„Ich... ich bin doch tot...“
Das Sprechen fiel ihm schwer, seine Kehle schmerzte und er hätte am liebsten laut geweint.
„Aber nein!“ widersprach seine Mutter. „Du bist nich tot, Daniel!“
Er wollte sie fragen, wie sie das meinte, doch nur ein Schluchzen brachte er hervor.
Sein Vater drehte ihn zu sich um.
„Hast du denn den Schlüssel gefunden?“ fragte er ungläubig.
Daniel nickte und schluckte seine Tränen herunter.
„Das glaub ich nicht!“ rief Claire erstaunt. „Du hast wirklich...? Hat er etwa...? Oh Gott!“
„Daniel! Du musst wieder zurück!“ sagte Melburn und sah seinem Sohn fest in die Augen.
„Aber...“
„Nein! Du wirst mir heute mal nicht widersprechen, Daniel! Du hast nicht unendlich Zeit.“
„Wenn sich die Tür schließt, kannst du nicht mehr zurück kehren“, fügte seine Mutter hinzu.
Daniel schüttelte den Kopf.
„Ich will nicht zurück! Ich.... lasst mich bei euch bleiben, bitte!“
Er klammerte sich an seinen Vater und legte den Kopf auf dessen Schulter.
„Ich will nicht zurück...“
„Aber, Daniel! Du musst!“
„NEIN!“
„Sie haben Recht, Daniel!“
Erschrocken hob er den Kopf.
„Sha´Re!“

Sam versuchte wieder ihre Finger unter die Schlinge zu schieben, doch sie saß zu fest.
Sie verlor alle Beherrschung als sich ihr Blut mit Daniels vermischte und sie weinte.
Sie schlug ihre Fäuste auf die Knie und schrie in Verzweiflung.
„Wir müssen doch irgendetwas tun können!“
Jack beugte sich über ihn.
Sam sah durch den Schleier aus Tränen nur da Messer glänzen.
Blut spritzte Jack ins Gesicht und sie schloss traurig die Augen.
Jemand hustete.
„DANIEL!“
Sam riss die Augen auf.
Daniel blinzelte verwirrt und frisches Blut lief aus seinem Mund.
„J’ck“, keuchte er und griff nach der Schlinge.
Jack half ihm sich endgültig zu befreien.
Er hatte es tatsächlich geschafft, auch wenn er die Wunde dafür hatte verschlimmern müssen.
„Daniel!“ wimmerte Sam und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, wobei sie sich mit seinem Blut beschmierte.
Jack half ihm sich aufzurichten.
Daniel wollte ihm etwas sagen, hielt jedoch inne.
Über Jacks Schulter hinweg sah er, wie sie jemand beobachtete.
Es war die düstere fremde Gestalt aus seinen Träumen.
Er sah sie ausdruckslos an.
Dann drehte er sich um und war verschwunden.
Jetzt wusste Daniel wer er war.
Ein Todesengel!


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(weiter: Kapitel 6)
Kapitel 6: Das Portal by Daniel-chan
Author's Notes:


Inhalt: Die Kehrseite der Kehrseite lesen.

Das Portal

Daniel fuhr mit den Fingerspitzen sachte über die rote Linie auf seiner Haut.
Die Wunde hatte sich endlich geschlossen, doch eine Narbe würde bleiben.
Er konnte sich nicht helfen, doch im Spiegel erschien ihm die Linie wie ein feuerrot leuchtendes Mal.
Daniel fühlte sich müde und leer.
Er wurde doch nicht etwa krank?
Er betrachtete seine Hände.
Die Haut war fahl und die Venen stachen bläulich hervor.
Es war als würde er die Hände einer anderen Person ansehen.
Sie fühlten sich nicht an wie ein Teil seines Körpers, aber das taten seine Arme auch nicht.
"Ich fühle mich, wie eine Porzellanpuppe", sagte er.
Er tat es nur, um irgendjemanden sprechen zu hören, egal wen.
Leer, dachte er, kalt und leer.
Dabei strich er über seine Unterarme, die genauso bleich waren wie seine Hände.
Seine Finger fühlten sich eiskalt an, wie tot.
"Daniel?"
Daniel fuhr erschrocken herum.
"Ferretti!"
"Tut mir leid, Daniel. Was bist du denn so schreckhaft heute?"
Daniel wandte sich wieder dem Spiegel zu.
"Findest du mich blass?" fragte er.
Ferrettis Blick wechselte zwischen Daniel und seinem Spiegelbild.
"Du bist nicht blass, Daniel, du bist durchsichtig! Doc Fraiser kann ja fast dein Passfoto als Röntgenbild verwenden! Was ist los? Bist du krank?"
"Ich weiß nicht...."
Er betrachtete sie beide im Spiegel.
Neben Ferretti sah er aus wie ein Leichentuch.
Da plötzlich huschte ein Schatten durch das Bild.
Nur für eine Sekunde, doch er konnte ihn deutlich sehen.
Für einen Augenblick hatte ihn der Fremde in schwarz, der Todesengel aus dem Glas angelächelt.
"Ist was?"
"Wie?"
"Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen."
Natürlich.
Ferretti konnte ihn nicht sehen.
Daniel wollte etwas erwidern, doch in diesem Moment fuhr ein stechender Schmerz durch seine Brust.
Ein Gefühl als würde sich seine Lunge zusammenziehen und sein Herz am schlagen hindern.
Alle Kraft wurde aus seinen Gliedern gesaugt und der Schmerz schnürrte ihm die Kehle zu.
"Daniel!" rief Ferretti erschrocken als er auf die Knie sank. "Daniel, was hast du?"
Helle Blitze und schwarze Punkte huschten über Daniels Blickfeld, Tränen nahmen ihm die Sicht.

Lou kniete sich neben ihm auf den Boden.
"Daniel!"
Sein Freund lag zitternd auf seinen Knien, die Hände krampfartig in seinem T-Shirt verkrallt.
Er sprang auf und rief ein Sanitätsteam über die Hausanlage, kam dann so schnell er konnte zu Daniel zurück.
Tröstend hielt er in bei den Schultern fest.
Die Augen seines Freundes waren erschrocken aufgerissen, Speichel lief aus seinem Mund und tropfte auf den Boden.
In den zähflüssigen Tropfen wirbelten dunkle Blutfäden umher.
"Die Sanitäter sind gleich da, Daniel. Bleib ganz ruhig!"
Lou war sich nicht sicher, wen genau er beruhigen wollte, Daniel oder mehr sich selbst.
Ein Schaudern ging durch Daniels Körper und er übergab sich.
Angewidert starrte Lou auf die kaffeesatzähnliche Masse.

Daniel schlug die Augen auf.
Was war geschehen?
Er stand in einer riesigen Menschenmenge.
Alle trugen sie schwarz und hatten den Kopf gesenkt.
Daniel wurde von der Menge nach vorn geschoben.
Niemand sah ihn an, keiner sprach ein Wort.
"Hey! Was soll das?"
Keiner antwortete.
Daniel konnte nur den grauen Himmel über ihnen sehen, aber nichts anderes.
Nur die Menschen um ihn herum.
Wo war er hier?
"Na, hast du etwa Angst?"
Daniel fuhr herum.
Neben ihm ging gebückt der alte Mann in der grauen Kutte, welcher ihm die CD gegeben hatte.
"Was wollen Sie von mir? Seit ich Sie getroffen habe passieren..."
"Na na na! Diese Dinge passierten auch schon vorher mein Junge."
"Wie?"
"Oh... ja! Du siehst sie jetzt nur besser und erinnerst dich auch an sie. Ich hab dir nur die Fähigkeit dazu gegeben, Daniel. Alles was passiert, bestimmst du selbst. Das Ziel deiner Reise musst du selbst wählen."
"Wovon sprechen Sie eigentlich?"
"Ohm.... Du lässt dich zu sehr ablenken, Daniel. Du siehst etwas, und interpretierst es dann so, wie du glaubst es müsse so sein. Aber das ist falsch!"
"Falsch?"
"Ja, du musst immer die Kehrseite der Kehrseite lesen. Hat man dir das nicht beigebracht?"
"Die Kehrseite der Kehrseite..."
Der Mann nickte.
"Du klammerst dich an das spärliche Wissen der menschlichen Welt. Wenn du bereit bist zu sehen und zu akzeptieren, dann wirst du auch die Lösung finden.... Du bist doch bereit dazu!"
"Du hast doch etwas über Kheb erzählt..."
"Ja, das war nur der erste Schritt! Aber das, was du finden kannst, wenn du es nur suchst, liegt in ganz anderen Dimensionen, Daniel. Eine Dimension, die dein menschlicher Körper niemals erreichen kann."
"Ich will aber nicht sterben!"
Der alte Mann sah ihn beleidigt an.
"Wer redet von sterben? Es ist eine Reise, Jungchen, eine Reise... Doch.... wenn du dich nicht beeilst, dann..."
"Was dann?"
Der Mann schwieg.
"Es gibt da jemanden der großes Interesse an dir hat, und ich kann ihn nicht mehr lange aufhalten..."
"Du meinst den Todesengel, ja?"
Er nickte.
"Der Knabe wartet schon lange darauf, dich endlich zu kriegen. Deine Seele.... Du hast einen starken Lebenswillen, aber wenn der Körper seine Grenzen erreicht... Du musst auf jeden Fall lernen anders zu denken, verstehst du? Nicht fallen sonder schweben, nicht rennen sondern fliegen, nicht denken sondern akzeptieren...."
"Und das soll mir helfen?"
"Sieh dich doch mal um!"
Daniel tat es.
"Und? Was siehst du?"
"Eine Menschenmenge."
"Falsch! Es ist ein Fluss! Ein Fluss, der dich wegzureissen droht. Du lässt dich hier die ganze Zeit schieben. Warum? Bleib doch einfach mal stehen."
Daniel tat noch einige Schritte, blieb dann stehen.
Die Menge schob ihn nicht weiter sondern glitt wie Wasser um ihn herum.
Er hörte den alten Mann kichern, doch er war schon verschwunden.
Daniels Blick wanderte zum Himmel.
Fliegen?
Und plötzlich hatte er das Gefühl, er würde eins werden mit dem unendlichen Himmel.

"Daniel?"
Er blinzelte.
Ein paar braune Augen fixierten ihn aufmerksam.
"Janet?"
Sie lächelte.
"Was...?"
"Tja, du hast dich heftig übergeben, hauptsächlich Blut und bist dann bewusstlos geworden."
"Das sah aber seltsam aus für Blut..."
"Weil es direkt aus deinem Magen kam und so mit Salzsäure in kontakt geriet. Ich warte noch auf die Laborergebnisse, also..."
"Kannst du noch nichts sagen..."
"Genau. Aber du bleibst noch liegen, klar?"

Daniel starrte die Decke an.
Die Kehrseite der Kehrseite....
Wie sollte er das anstellen?
Ein Geräusch riss ihn aus seinen Gedanken.
Jemand kam näher.
Erst konnte er nur einen Schatten erkennen, doch schließlich wurde die Kontur deutlicher.
Der Todesengel trat an sein Bett.
"Tja, Daniel... sieht schlecht aus, was?"
Er trat näher und streifte mit seinen Fingerspitzen Daniels Arm.
Sie waren kalt wie Eis.
"Aber... mach dir keine Sorgen. So schlimm ist es gar nicht, glaub mir."
Er setzte sich neben ihn auf das Bett und beugte sich über ihn.
"Ich warte Daniel. Ich warte schon so lange, aber ich krieg dich auf jeden Fall. Der letzte Tanz gehört mir!"
Sein Gesicht war jetzt so nah, dass Daniel seinen Atem hätte spüren können, doch da war nichts.
Daniel wandte den Blick von ihm ab.
"Schau ruhig weg. Aber... wohin dein Blick auch flieht, auf meiner Seite steht die Zeit. Es wird nicht mehr lange dauern, Daniel."
"Halt den Mund!"
Daniel schlug nach ihm, doch seine Hand glitt durch ihn hindurch.
Er stürzte aus dem Bett, sprang auf die Beine und landete auf dem leeren Bett neben seinem.
Der Shinigami hielt seinen Arm fest und sah zu ihm hinüber.
Was passierte hier?
Daniel sah sich selbst in dem Krankenbett liegen, leblos und ruhig atmend.
Shinigami grinste ihn hinterlistig an.
"Du glaubst also, mir so entkommen zu können, ja? Das funktioniert nur leider nur solange wie dein Körper noch lebt!"
Er wurde zu einem grauen Schatten und verschwand.
Daniel wollte aufstehen, doch seine Beine berührten den Boden nicht.
Er schwebte, so als hätte jemand die Schwerkraft aufgehoben.
Janet kam herein.
"Janet!"
Sie reagierte nicht.
Sie kontrollierte Puls und Atmung, machte sich eine kurze Notiz und verschwand wieder.
"Janet! Warte!"
Unbeholfen versuchte Daniel ihr zu folgen.
Seine Bewegungen glichen dem eines Hundes im Wasser.
Verzweifelt streckte er die Hand aus und streifte ihre Schulter.
Ein gleissendes Licht überflutete sein Bewusstsein und der Raum um ihn verschwand in einer leuchtenden Spirale.
In diesem weissen Universum sah er die letzte Türe auf sich zurasen.
Als er glaubte dagegenzuprallen sprang sie auf und verschluckte ihn.


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(weiter: Kapitel 7)
Kapitel 7: Der Raum dazwischen by Daniel-chan
Author's Notes:


Inhalt: Wenn Hoffnung wie Glas zerspringt

Der Raum dazwischen

Eine warme Dunkelheit umhüllte ihn.
Was war geschehen?
Die Tür...
Die Tür hatte ihn eingelassen.
Und dann?
Daniel fühlte seinen Körper wieder.
Sein Herz schlug kräftig und regelmäßig.
Aber da war noch etwas...
Da waren viele andere Herzen, die ebenfalls schlugen.
Er spürte viele warme Körper die sich an seinen drängten, von allen Seiten fühlte er diese angenehme Wärme.
Er fühlte, dass es Menschen waren, auch wenn ihre Körper keine Form zu haben schienen.
Daniel drehte sich um und meinte die Person zu kennen, die sich da an ihn schmiegte.
Diese Wärme war so vertraut....
Er legte seine Arme um diese Wärme und zog sie näher an sich, verschmolz mit ihr.
Warm...
So wunderbar warm....

Als er die Augen öffnete, sah er erst nichts.
Dann einen kleinen Punkt über sich, der sich selbst im Bruchteil einer Sekunde reproduzierte und ihn völlig umgab.
Wie in einem Kaleidoskop umwirbelten ihn bunte Lichter und sich drehende Kugeln.
Die Lichter verglühten und Daniel war plötzlich von einer zähflüssigen durchsichtigen Masse umgeben.
Er konnte plötzlich tausende Augen sehen, die ihn anstarrten.
"Verschwindet!" rief er, versuchte sich aus der Flüssigkeit zu befreien, an die Oberfläche zu gelangen.
Die Masse verdichtete sich, drang in ihn ein und füllte ihn völlig aus.
Etwas zerbrach und Daniel stürzte in die Dunkelheit.
Nicht fallen, schweben!
Ihm war, als würde sich sein Körper verändern und Flügel formen.
Sachte landete er auf einem schmalen Steg, umgeben von Nichts.
"Was willst du hier?"
Er blickte auf.
Janet stand vor ihm.
Sie trug ein langes blaues Kleid, die Haare in einer sehr komplizierten Flechtfrisur nach oben gesteckt.
Auf dem Arm hielt sie einen schlafenden Säugling, in der rechten Hand ein Schwert.
"Janet?"
Sie sah abfällig auf ihn herab.
"Was willst du hier?" wiederholte sie.
"Janet, ich... Wo bin ich hier?"
"Dies ist mein Reich. Wieso dringst du hier ein?"
Er wollte etwas erwidern, da entdeckte er ein weiteres Kind.
Es stand hinter Janet und sah ihn neugierig, aber zurückhaltend an.
Ein kleines Mädchen mit langen Zöpfen schaute ihn ebenfalls von dort an.
Die Kinder hatten sich unter ihrem Umhang versteckt.
"Die Kaiserin!" rief er. "Die Kaiserin aus dem Tarot! Aber...."
Daniel wühlte in seinem Gedächtnis.
Die Kaiserin stand für Weiblichkeit, Geborgenheit, Wachstum und Schutz....
"Oh Gott... bin ich etwa...?"
Nein, nein!
Das konnte nicht sein!
Daniel ging einige Schritte rückwärts.
Wenn er recht hatte, befand er sich hier in Janets Bewusstsein!
Er wollte weg, so schnell er konnte weg von hier.
Plötzlich fühlte er, wie er von hinten gepackt wurde, und wie durch Wasser davonglitt.

Es war ein Gefühl, als wäre er auf Watte gelandet.
Janet stand neben ihm, blätterte in einer Akte.
Daniel lag nicht auf dem Boden, er schwebte darüber.
Für ihn gab es in diesem Zustand keine Schwerkraft, und auch keine Barrieren mehr.
Fortbewegen konnte er sich nur durch seinen Willen.
"Janet?"
Es war Sam.
Sie betrat das Büro und ging auf Janet zu.
Daniel streifte ihren Arm und ein warmes Gefühl durchdrang seinen Körper.
Ein Gefühl, als wäre er an dem sichersten und wärmsten Ort der Welt, beschützt und geborgen.
Die Frauen unterhielten sich, aber er hörte ihnen nicht zu.
Dieses Gefühl war unglaublich schön gewesen.
Geistesabwesend streckte er die Hand aus um sie noch einmal zu berühren.
Er schloss die Augen und wieder durchfuhr ihn diese angenehme Welle, hüllte ihn völlig ein.
Er hörte die Stimmen von Janet und Sam nur noch sehr gedämpft, ein Pochen hallte in seinen Ohren.
Sein Körper nahm automatisch eine embryonale Haltung ein.
Es war so warm und dunkel war es auch, aber die Dunkelheit wirkte keineswegs bedrohlich.
Dieses Pochen, so regelmäßig, wie ein Herzschlag...
Daniel riss die Augen auf.
Dieses Gefühl....
Es waren die Gefühle eines Lebewesens, eines Embryos!
Rasch riss er seine Hand zurück.
Fassungslos starrte er sie an.
Sam war schwanger!
Und man musste kein Genie sein um zu erraten wer der Vater war.
Daniel fühlte einen Stich in seinem Herzen.
Natürlich hatte er gewusst, dass die beiden ein Paar waren.
Sicher, Paare haben auch Sex zusammen... aber... bisher hatte er diese Tatsache immer ausblenden können.
Es tat nur weh daran zu denken, dass der Mann den er so liebte mit seiner besten Freundin schlief.
Aber.... ein Kind?
Das veränderte die ganze Situation schlagartig.
Ein gemeinsames Kind.... jetzt war es endgültig, für wen von ihnen sich Jack entschieden hatte.
Niemals würde er sein Kind aufgeben, niemals.... erst recht nicht für IHN!
Daniel wandte sich ab.
So schnelle er konnte verlies er den Raum.

Auf dem Gang liefen überall Menschen umher.
Daniel schwebte einfach durch sie hindurch, doch die Gefühle aller, die er streifte überfluteten seinen Geist.
Es war, als würden ihn tausend Stimmen gleichzeitig anschreien.
"Lasst mich! Ich will das nicht!"
Aber niemand hörte ihn.
Daniel lies sich fallen und glitt durch den Boden in eine andere Etage.
Dieser Korridor war fast menschenleer, nur Teal´C war zu sehen.
Daniel sah ihn kurz an, lies sich dann auf den Boden sinken.
Er fühlte sich so traurig und allein.
Er wollte nicht in seinen Körper zurückkehren.
Er wollte hierbleiben und weinen, wo ihn niemand sehen oder hören konnte.
Traurig setzte er sich eine Ecke und lies seinem Kummer freien Lauf.
Jack war endgültig für ihn verloren.


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(weiter: Kapitel 8)
Kapitel 8: Schwöre, dass du mich liebst! by Daniel-chan
Author's Notes:


Inhalt: Warum lebe ich?

Schwöre, dass du mich liebst!

"Hey! Hey, Junge! DANIEL!"
Daniel blickte auf.
Vor ihm stand der alte Mann.
"Was machst du hier, Junge?"
Daniel wandte den Blick von ihm ab.
"Lass mich allein!"
"Wie höflich du heute wieder bist! Was hat dich geärgert? Und wieso steckst du nicht in deinem irdischen Körper?"
"Was mich ärgert geht dich überhaupt nichts an!"
"Hm.... mag sein. Aber du solltest hier wirklich nicht so herumsitzen, Daniel. Geh wieder in deinen Körper zurück."
"NEIN!"
"Was?"
"Nein, ich geh nicht mehr zurück! Ich bleibe hier!"
Der Mann setzte sich neben ihn.
"Tja, nur bleibt dir leider keine Wahl, Junge. Wenn du nicht in deinen Körper zurückkehrst... ein Körper ohne Seele kann nicht ewig leben, weisst du?"
"Und?"
"Und? Willst du etwa sterben?"
"Und wenn?"
"Tja... Ich hatte eigentlich gedacht, dass du nicht so schnell aufgibst...."
Daniel schluckte seine Tränen hinunter.
"Aufgeben? Wieso aufgeben? Ich hab nichts mehr, was ich aufgeben kann! Ich... will nicht mehr zurück..."
"Du meinst, du willst nicht mehr in dein irdisches Leben zurück. Weiterleben kannst du aber trotzdem."
"Was redest du für einen Unsinn?"
Der Mann lachte.
"Das ist kein Unsinn. Du musst den Weg nur zu Ende gehen, Daniel. Dann findest du die Antwort."
"Und wenn ich nicht will? Seit ich mich auf diese Geschichte eingelassen hab, läuft alles schief! Seit ich dich kenne, hab ich nur Probleme und leide mehr als vorher!"
"Du willst dein Leben wirklich aufgeben?"
"Mein Leben?! Wofür lebe ich denn noch? Ich habe nichts mehr! Nichts! Ich bin umgeben von Nichts und muss zusehen wie andere glücklich sind und sich ein Heim schaffen.... Ich will nicht noch einmal von vorne anfangen müssen, das hab ich schon zu oft getan."
Der alte Mann erhob sich.
"Ich rate dir, nimm mein Angebot an. Du kannst nicht nur als astrales Wesen leben. Dafür hast du nicht die Kraft."
Er verschwand wie ein Gespenst durch die Wand.

Daniel ignorierte die Warnung des alten Mannes.
Er blieb stumm auf seinem Platz sitzen.
Die Stunden vergingen ohne, dass er es merkte.
Er achtete nicht auf die Menschen, die an ihm vorbeigingen.
Aber... langsam wurde es kalt....
Daniel konnte seinen Atem als Wolke verdampfen sehen.
Er zog die Beine dichter an seinen Körper, doch es half nichts.
Langsam kroch eine dünne Eisschicht über seine Haut.
Die Kälte breitete sich in seinem Körper aus, legte sich wie ein weißer Schleier über ihn.
Die Eiskristalle wanderten die Wand hinter ihm hoch und bedeckten den Boden.
"Weiss man jetzt, was mit Daniel ist?"
Er blinzelte.
Sogar an seinen Wimpern hing glitzerndes Eis.
Jack stand vor ihm, sah ihn jedoch nicht an - wie auch?
Neben ihm stand Teal´C.
"Die Laborergebnisse sind mir unbekannt."
Jack nickte.
"Schläft er immer noch? Das sind jetzt schon fast acht Stunden! Ich hoffe, er wacht wieder auf..."
"Ich glaube schon."
Jack wollte weitergehen, hielt jedoch inne.
Sein Blick blieb an Daniel haften.
"Findest du nicht auch, dass es kalt hier ist?"
Daniel hob den Kopf.
Kalt?
Jack konnte die Kälte spüren?
Langsam stand Daniel auf.
Kleine Eissplitter brockelten von seiner Haut.
"Na? Hat ja lange gedauert!" hörte er plötzlich die Stimme des alten Mannes in seinem Kopf und eine Hand legte sich auf seine Schulter und zog ihn durch die Wand.

Daniel riss die Augen auf.
Er war in seinen Körper zurückgekehrt und lag wieder in seinem Bett.
Anscheinend gerade noch rechtzeitig, denn seine Haut fühlte sich eiskalt an.
Er sah sich um.
Niemand zu sehen.
Eilig sprang er aus dem Bett und verschwand.

Es klopfte.
Jack hob den Kopf.
"Ja?"
Die Tür ging auf und Daniel stand vor ihm, in zivil.
"Hey, wieder wach? Hat Fraiser dich wieder gehen lassen?"
Wortlos ging Daniel auf ihn zu.
"Jack, ich wollte...."
Sie standen sich jetzt genau gegenüber.
"Ich wollte nur... nur Auf Wiedersehen sagen..."
"Wie? Wo willst du denn hin?"
Daniel setzte sich auf das Bett, Jack lies sich neben ihm nieder.
"Erfüllst du mir einen Wunsch, Jack? Ich werd dich nie wieder um etwas bitten, wenn du es tust!"
"Scheint ja sehr wichtig für dich zu sein...."
"Das ist es auch."
Jack fand, dass Daniel unendlich traurig aussah.
Aber er hatte keine Gelegenheit ihn danach zu fragen, denn im nächsten Moment fühlte er Daniels Lippen auf seinen.
Daniel drückte Jack auf das Bett.
Seine Finger glitten durch seine Haut und wurden eins mit ihm.

Jack schnappte nach Luft.
"Daniel? Wa...?"
Die Worte blieben ihm im Halse stecken als er sich umsah.
Sie waren nicht mehr in seinem Quartier, sondern in seinem Haus!
Daniel stand vor ihm, während er auf dem Sofa saß.
"Daniel.... was ist passiert?"
"Wie ich sagte, Jack, ich will mich nur verabschieden."
Er senkte den Blick.
"Wir... werden uns wohl nicht wiedersehen, also... wollte ich noch einmal mit dir reden. Aber es soll niemand hören..."
"Daniel, was redest du da? Du... redest als müsstest du... sterben... Daniel, ist es das?! Bist du krank?!"
Er schüttelte den Kopf.
"Nein, Jack. Darum geht es nicht."
Daniel wandte sich ab und ging zu einem der Fenster.
"Ich... ich kann es einfach nicht ertragen zu sehen wie.... du mit Sam eine Familie gründest und ich... wie immer allein bleibe..."
"Eine Familie? Woher weißt du das denn?"
"Ich weiß es eben, spielt keine Rolle."
"Aber..."
Jack stand jetzt hinter ihm, Daniel drehte sich um.
"... wieso kannst du das nicht ertragen? Ich meine...."
"Ich.... ich ertrage es nicht, Jack, weil... ich dich über alles Liebe...."
Jack blieb der Mund offen stehen.
Was hatte er da gerade gesagt?
"Dan... Daniel... ich... oh Mann...."
Daniel senkte den Blick.
"Ja, ich weiß.... du liebst Sam, nicht mich.... aber Jack, ich..."
"Daniel!"
Jack hatte die Augen aufgerissen und starrte Daniel erschrocken an.
Daniel sah an sich herunter und erschrak.
Seine Hände waren ganz transperant.
"Was heut das Auge sieht, ist morgen schon Vergangenheit...", ertönte eine dritte Stimme hinter ihnen.
Die Umrisse des Zimmers lösten sich auf, verschmolzen zu einem tiefen Schwarz.
"Daniel?"
"Nein... nein, nicht jetzt...."
Wie eine Geschenkschachtel öffnete sich die Finsternis und eine dichte Kuppel aus Nebel wurde sichtbar.
"Du musst dich jetzt von ihm verabschieden", sprach eine fremde Stimme und aus dem Nebel trat der alte Mann in der Mönchskutte auf sie zu.
"Nein, nein noch nicht!"
"Leider hast du keine Wahl."
"Daniel, wovon redet der Kerl?"
Daniel schüttelte den Kopf.
"Gib mir noch ein paar Minuten!"
"Entscheide dich jetzt! Gehst du den Weg zuende oder...?"
Jack packte Daniels Schulter.
"Hast du das gemeint? Willst du mit ihm weggehen?"
Daniel konnte ihn nicht ansehen.
"Ich... ich weiß nicht, ob wir uns wiedersehen, Jack...."
"NEIN!"
Er sah Jack verwundert an.
"Ich... ich will nicht, dass du gehst! Du gehörst doch zu uns! Bleib bei uns, Daniel, bitte!"
"Ich glaube, Daniel hat diese Entscheidung bereits getroffen", mischte sich der alte Mann ein.
"Halt den Mund!" fuhr Jack ihn an. "Daniel, du kannst nicht einfach gehen! Wir brauchen dich! Daniel, bitte!"
Daniel sah ihn ganz ruhig an.
"Du willst, dass ich bleibe?"
"JA!"
"Dann....schwöre, dass du mich liebst!"
Jack starrte ihn fassungslos an.
"Was?"
"Ich werde nicht mit ihm gehen, Jack, wenn du schwörst, dass du mich liebst. Wenn du mir versprechen kannst, nur mich zu lieben und niemanden sonst, bis an dein Lebensende!"
Jack schluckte.



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(weiter: Kapitel 9)
Kapitel 9: Der letzte Tanz by Daniel-chan
Author's Notes:


Inhalt: Was wird Jack tun? Und wird es etwas ändern?

Der letzte Tanz

"Ein egoistischer Wunsch, ganz recht...", murmelte Daniel. "Aber.... ich habe nichts mehr, was mich an diese Welt bindet, Jack... gar nichts mehr..."
"Daniel, bitte.... ich.... Was redest du für einen Unsinn? Ich.... wir sind doch deine Familie!"
"Tja, Jack... so einfach ist das aber nicht.... ich hab euch wirklich gerne, aber.... Weiss du wie es ist, in einer Menschenmenge zu stehen und trotzdem alleine zu sein?"
"Danny..."
Jack blinzelte nervös.
Kämpfte er etwa mit seinen Tränen?
Daniel lächelte.
"Du weinst ja...."
"Daniel... bitte...."
Er schüttelte den Kopf.
"Du wirst es nicht sagen, Jack, ich weiss es. Du wirst es nicht schwören, weil du es nicht ehrlich so meinst...."
Jack wollte etwas sagen, doch ein heftiges Donnergrollen hielt ihn ab.
Aus dem Nebel um sie herum formte sich die Gestalt eines Menschen.
Daniel wurde bleich und wich zurück.
Er erkannte ihn, den Todesengel.
"Du hättest wirklich auf den Alten hören sollen", raunte er. "Dein Körper hat sich gerade erst von der ersten Reise erholt... jetzt hast du dein letztes Bischen Kraft verbraucht, Daniel...."
"Daniel, wer ist das?"
Daniel antwortete nicht, er ging einfach weiter zurück, den Blick starr auf Shinigami gerichtet.
"Ich will dir doch nichts böses! Jeder wird irgendwann den letzten Tanz mit mir tanzen, Daniel. Jeder Mensch.... Ich führ dich fort in eine bessere Wirklichkeit, Daniel! Flieh, und du wirst frei sei und alles kämpfen wird vorbei sein!"
"NEIN! Nein... ich... ich will nicht!"
Wie ein Schatten huschte der Todesengel an Jack vorbei und stand jetzt genau vor Daniel, packte sein Handgelenk.
"Lass mich los!"
Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen kletterte eine dünne Eisschicht über seine Haut, hüllte seine Finger und Unterarm komplett ein.
"Lass den Jungen in Ruhe!" schrie der alte Mann.
"Nichts da! Er gehört mir! Der letzte Tanz gehört mir allein!"
Daniel versuchte verzweifelt sich loszureissen, aber der Griff um seinen Arm war unbarmherzig.
"Daniel!"
Jack wollte ihm helfen, doch er war nicht schnell genug.
"Du... hast hier gar nichts mehr verloren....", sagte der Todesengel und beschrieb mit seiner Hand einen Bogen.
Ein harter Schlag traf Jack und warf ihn zu Boden, doch noch bevor er aufkam, war er verschwunden.
"JACK!"
Shinigami wandte den Blick wieder Daniel zu.
"Wieso hast du solche Angst? Wovor fürchtest du dich?"
Daniel hielt inne.
"Du weisst gar nicht, was der Alte dir anbietet, oder? Aber was ich dir biete, weisst du ganz genau.... Du würdest deine Sha´Re wiedersehen können, deine Familie...."
Daniels angespannte Hand wurde schlaff in seinem Griff.
"Ja, Daniel, wenn du mit mir kommst, ist es endlich vorbei... dann musst du dich nicht mehr quälen... Ich will doch nur..."
"Halt den Mund!"
Ihre Blicken waren jetzt auf den alten Mann gerichtet.
"Daniel, lass dich nicht von ihm einlullen! Willst du denn so sehr sterben?!"
Der Todesengel lies seine Hand los und hing sein Gesicht mit den seinen ein.
"Daniel.... es tut nicht weh... ich will dich nur bei mir haben. Oder glaubst du, ich sperr dich ein? Wo ich dich hinbringe gibt es keinen Schmerz.... nur die Ewigkeit..."
"Keine Schmerzen?"
"Nein, nie wieder."

Jack blinzelte.
Was war passiert?
Er war wieder in seinem Quartier, lag quer auf dem Bett.
Hatte er geträumt?
Neben ihm lag Daniel, friedlich schlafend auf dem Rücken.
"Daniel?"
Jack streckte die Hand aus und berührte seine Wange.
Sie war eisig.
"Daniel?"
Jack richtete sich auf.
Seine Hand legte sich auf Daniels Schulter, er schüttelte ihn.
Daniel reagierte nicht.
"Hey, Daniel! Aufwachen du Schlafmütze!"
Wieder keine Reaktion.
Jack packte ihn jetzt und setzte Daniel auf.
Ihm fiel auf, wie flach Daniel atmete.
"Hey, du machst doch jetzt keinen Unsinn, oder?"

"Wir waren doch schon immer eng verbunden, oder? Wie oft hast du meinen Atem gespürt, meine Hände, die nach dir griffen? Am Rand des Abgrunds... das ist doch nichts neues für dich...."
Daniel senkte den Blick und überlegte.
"Komm mit mir..."
Die Hände wanderten auf seine Schultern, über seinen Rücken.
"NEIN!"
Ein harter Stoß traf sie von der Seite und er entlies Daniel aus seinem Griff.
Der alte Mann hatte sich zwischen sie gedrängt.
"Daniel! Ich dachte, du willst mein Angebot annehmen!"
"Was hast du ihm schon versprochen? Du hast ihm gar nichts angeboten!"
"Du hast tausende von Seelen die du bekommen kannst! Wieso Daniel? Er ist einer von wenigen, die bereit sind mit mir zu kommen!"
"Er gehört mir! Er hat schon immer mir gehört! Ich warte seit über zwanzig Jahren auf ihn!"
"Du hattest mehr als eine Chance!"
"HEY!" schrie Daniel. "Ich... ihr redet über mich wie über eine Ware! Ich gehöre niemandem, nur mir!"
Der Todesengel kicherte.
"Hast du dich nicht nach dem Sinn deines Lebens gefragt?"
Der alte Mann erschrak.
"Nun.... den kannst du vergebens suchen, Daniel, denn es gibt ihn nicht.... Dein Leben hatte nur den einen Sinn dich zu mir zu führen."
"Du hast die Wahl, Daniel. Jetzt entscheide dich!"
Shinigami kam wieder näher.
Er nahm Daniels Hand und legte den Arm um ihn.
"Bist du bereit für den letzten Tanz?"
"Der letzte Tanz...."

Jack bekam Panik.
Was sollte er tun?
Daniel hing leblos gegen seine Brust gelehnt in seinen Armen.
Sein Herzschlag wurde immer langsamer und schwächer.
Hilfe!
Er musste Hilfe holen!
Vorsichtig legte er Daniel auf die Matraze und lief zum Telefon.

"Daniel! Hör doch auf mich!"
"Wieso sollte er?"
"Weil sonst alles umsonst war!"
"Ooooh.... Daniel? Soll ich dir verraten, was er dir anbieten will?"
"Nein, du wirst ihm nichts sagen!"
"Hm.... Er will, dass du ein Wächter wirst..."
"Ein Wächter? Wächter worüber?"
"Über die Welten. Es gibt noch viel mehr Welten, noch viel mehr Türen. Aber die Wächter dürfen sich nicht einmischen in das, was dort geschieht. Nur wenn sie den Befehl dazu erhalten, dürfen sie handeln. Du müsstest also tatenlos zusehen, wenn ganze Völker vernichtet werden oder deine Freunde sterben...."
"Daniel, hör nicht auf ihn! Ich kann dich auch auf einen anderen Weg geleiten!"
"Ja, einen anderen Weg.... dein Schüler soll er werden? Du könntest deine Freunde niemals wiedersehen..... oder deine Familie... Oder willst du ihn zu einem Todesengel machen? Soll er etwa diesen Dienst verrichten?"
"Daniel, hör nicht auf ihn! Er will dich nur für sich selbst haben! Wenn er deine Seele bekommt, wird er stärker, deswegen will er dich!"
"Redest du da nicht eher von dir selbst? Je mehr dir folgen, desto mehr Einfluss kriegst du doch!"
"Daniel, komm zu mir!"
Daniel war verwirrt.
Die Beiden schrien durcheinander, doch eine richtige Antwort bekam er nicht.
Was sollte er tun?
In diesem Moment brach der Nebel über ihnen auf und ein blutroter Himmel wurde sichtbar.
"Was passiert da?"
"Dein Körper haucht gerade sein Leben aus", erklärte der Todesengel ruhig, den Blick auf den Himmel gerichtet.
"Was?"
"Daniel, wenn du dich nicht jetzt entscheidest, ist es für immer zu spät!"
"Ich... das Angebot ist sicher toll, aber... ich weiss nicht... ob ich das kann... irgendwas davon..."
"HA!" rief der Shinigami und breitete seine schwarzen Flügel aus.
"Du wirst es lernen, dafür bin ich ja bei dir. Jetzt komm!"
"Ich...."
"Daniel?"
Daniel wollte gerade etwas sagen, als der erste Regentropfen fiel.
Es regnete Blut auf sie herab.

Jack legte auf.
Das Sanitätsteam war unterwegs.
Er ging neben Daniel in die Knie und überpfrüfte seinen Puls.
Ein schwaches Flackern unter der kalten Haut.
Sein Gesicht wirkte wie Porzellan.
"Daniel... bitte.. ich... ich will nicht... Ich will dich nicht verliern...."
Jack nahm seine Hand, fühlte kaum noch den schwachen Puls.
Die langen Finger waren schneeweiss und kalt.
Und dann war das Flackern erloschen.
Jack hielt den Atem an.
Rasch legte er zwei Finger auf die Halsschlagader, doch der Puls war weg.
"Nein... Daniel.... Bitte! Ich... Geh nicht! Bleib da... bitte!"

Es war als würde die Farbe des Himmels regnen und zurück blieb ein stummes Schwarz.
"Lass es hinter dir, Daniel! Lass diese Welt zurück, die dich sowieso nie gewollt und akzeptiert hat!"
"Aber hast du diese Welt nicht geliebt? Hast du sie nicht verteidigt?"
"Hat dir die Welt das jemals gedankt? Immer nur neue Schmerzen hat es dir beschert!"
Die schwarzen Flecken wurden immer größer und die rote Flüssigkeit lief in Strömen über seine Haut.
Seine Augen schnellen nervös umher.
"Ich... ich...."

Plötzlich riss Daniel die Augen auf.
Jack traute sich nicht zu atmen.
Daniels Mund öffnete sich zu einem stummen Schrei.

"Die Welt sucht vergebens den Sinn meines Lebens...", flüsterte Daniel, den Blick auf den Boden gerichtet. "Denn... ich gehör nur mir...."
Mit diesen Worten fiel er Shinigami um den Hals.
"Du gehörst nur mir...", erwiderte er und drückte ihn fest an sich.

Jack beugte sich über ihn, suchte seinen Blick, doch die blauen Augen nahmen ihn nicht wahr.
Und da sackte der kalte Körper unter ihm zusammen.
Die Augen rollten in ihren Höhlen nach oben, die Lider schlossen sich halb und ein letzter Rest Atemluft entwich seinen Lugen gleich dem Lebenshauch.
Ein einziger Blutstropfen trat über die leicht geöffneten Lippen und lief über die bleiche Haut.
Jack konnte es nicht glauben.
Daniel war tot.

Daniel schwebte.
Es war warm und so wunderbar ruhig hier.
Nichts hatte mehr eine Bedeutung.
Gar nichts.
Diese Wärme....
Es war... so schön.... so schön....
Er wollte für immer hier bleiben, in dieser vertrauten Wärme....
"Daniel?"
Er öffnete die Augen.
Sha´Re hatte sich über ihn gebeugt.
"Kommst du?"
"Ja."
Daniel hielt einen Moment inne.
"Hast du was?"
"Ich... weiss nicht... Ich glaube, ich.... es war als hätte ich etwas sehr trauriges erlebt, weisst du... aber ich erinnere mich nicht daran..."
"Etwas schreckliches?"
Daniel lächelte.
"Ich hab wohl nur schlecht geträumt."

Einige Monate später kam im SGC ein Kind zur Welt.
Ein gesunder, kleiner Junge.
Sein Name?
Daniel Carter.

GAME OVER

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