[SGA] Tears and rain by Ailya
Summary: Alles war okay, hätte nicht besser sein können… bis auf eine klitzekleine Kleinigkeit, die ihn auch zu so später Stunde nicht loslassen wollte und an ihm nagte. Immer wieder meldete sich sein Gewissen und mindestens genauso oft ignorierte er es.
Categories: Stargate Atlantis Characters: John Sheppard
Genre: Friendship
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 2039 Read: 2762 Published: 20.12.10 Updated: 20.12.10
Story Notes:
Mir hat „Be All My Sins Remember’d” überhaupt nicht gefallen… und das nur aus einem Grund. Wie kann man es als Serien-Autor nur wagen, wichtige Szenen wegzulassen?

1. Kapitel 1 by Ailya

Kapitel 1 by Ailya
Die Replikatoren waren vernichtet, die Wraith waren wieder die bösen Jungs, denen sie von nun an wieder in den blassen Hintern treten konnten… und Atlantis hatte eine neue Allianz gewonnen- wenn auch unoffiziell und mit Larrins Volk, aber allein der Wille zählte. Eigentlich waren das mehr als zufrieden stellende Gründe und John Sheppard hätte mit sich zufrieden sein sollen. Mission erfolgreich, Job erledigt. Was für ein gutes Gefühl!

Alles war okay, hätte nicht besser sein können… bis auf eine klitzekleine Kleinigkeit, die ihn auch zu so später Stunde nicht loslassen wollte und an ihm nagte. Immer wieder meldete sich sein Gewissen und mindestens genauso oft ignorierte er es.
Teyla war schwanger, im dritten Monat, wusste es seit zwei Monaten- doch sie hat es ihm nicht gesagt! Was zur Hölle hatte sie sich nur dabei gedacht?


John drehte sich auf den Rücken, starrte die dunkle Decke, die über seinem Kopf hing an, und verlor sich wieder in seinen Gedanken. Warum hatte sie es ihm nicht gesagt? Sie wusste, dass ihr Job gefährlich war. Dass sie Gefahr liefen getötet zu werden- jedes Mal, wenn sie durch das Gate traten. Warum hatte sie es ihm nicht gesagt? Sie hatte nicht nur sich gefährdet- sie hatte auch das kleine, unschuldige Wesen gefährdet, dass in ihr heranwuchs. Es war ihm egal, ob athosianische Frauen währen ihrer Schwangerschaft arbeiteten. Es war ihm egal, wie fit Teyla war. Sie war schwanger! Nur einen kurzen Moment unachtsam…und alles wäre vorbei gewesen.

Er hatte es nicht gewusst. Er hatte gedacht, dass sie sich nur ein bisschen unwohl fühlte. Die Grippe hatte in Atlantis Einzug gehalten. Dr. Thompson, mit der Teyla die letzten Tage zusammengearbeitet hatte, lag mit einer Magen und Darm-Grippe im Bett. Er hatte gedacht, dass sie sich möglicherweise angesteckt hatte. Sie hatte doch immer so grün im Gesicht ausgesehen. Er hatte gedacht, sie war ein bisschen angeschlagen…
… und hatte sie raus ins grausame Universum geschickt. In eine Galaxie, in der es vor gefahren nur so wimmelte. In eine Galaxie, in der jede Sekunde die letzte gewesen sein könnte. Wenn etwas passiert wäre- Gott bewahre-, dann wäre er dafür verantwortlich gewesen. Er hatte sie daraus geschickt. Er hatte sie mit auf Einsätze genommen. Es hätte seine Schuld sein können, wenn ihr oder… dem Kind etwas passiert wäre.
Vielleicht dachte er etwas verdreht oder gar zu weit; er konnte aber nicht aufhören, daran zu denken- der Gedanke verfolgte ihn geradezu. Er war verantwortlich für sein Team und er hatte die Entscheidungen zu treffen… aber nur, wenn er immer auf dem neusten Stand war. Und in diesem Fall war sie es, die ihm vorenthalten hatte, dass sie schwanger war. Sie wusste, dass er verantwortlich war. Warum hatte sie es ihm nicht gesagt? Hatte sie vielleicht Angst gehabt? Aber warum?

John runzelte nachdenklich die Stirn. Er versuchte vergeblich, sie zu verstehen. Hatte sie sich vielleicht vor seiner und der Reaktion der anderen gefürchtet? War es ihr vielleicht sogar peinlich? Was, wenn sie gar nicht schwanger werden wollte? Was, wenn der Vater des Kindes (wer auch immer es war) sie…
Die Hände des Soldaten ballten sich bei diesem schrecklichen Gedanken zu Fäusten und er schüttelte eisern den Kopf. Nein, das konnte nicht sein. Aber, was wenn doch? Wenn dieser Bastard ihr wehgetan hatte…

Er war ratlos. Er wusste nicht, warum Teyla es ihm nicht erzählt hatte. Sie waren doch Freunde! Warum hatte sie es ihm dann nicht erzählt? War er… war er vielleicht selbst Schuld daran? Er war schließlich dermaßen wütend auf sie gewesen, hatte sie… angeschrieen und war dann davongerauscht, hatte sie überrumpelt zurückgelassen. Es war seine Schuld! Ganz allein seine Schuld!

„Möglicherweise hat Teyla es dir nicht gesagt, weil sie genau wusste, wie du reagieren würdest“, meinte eine verquäkte Stimme in seinem Kopf. „ Sie hat sich bestimmt gedacht, dass du so aufbrausen und sie aus dem Team werfen würdest.“
„ Mit gutem Grund. Sie ist schwanger!“, antwortete John laut. „ Und ich bin überhaupt nicht aufbrausend!“ Mit einem Ächzen drückte er seinen Kopf ins Kissen und brummelte: „ Toll, John, jetzt fängst du an mit dir selbst zu reden.“


Es war aussichtslos. Seine Gedanken wirbelten durch seinen Kopf und er bekam Kopfschmerzen davon. Er konnte es aber nicht sein lassen. Er fragte sich immer noch, was Teyla sich nur dabei gedacht hatte… und wie sie sich jetzt fühlen musste.
Sie war nicht in der Mensa beim gemeinschaftlichen Abendessen gewesen. Seit ihrer Rückkehr hatte er sie nicht mehr gesehen. War sie wütend? Verletzt? Beleidigt? Oder gar alles zusammen?
John fühlte sich schlecht; womöglich hatte er doch überreagiert. Sie war seine Freundin und das schon so lange. Er sollte sich für sie freuen. Stattdessen hatte er ihr noch nicht einmal gratuliert. Sie war bestimmt verletzt, fragte sich, warum er so reagiert hatte. Wenn er darüber nachdachte, verstand er sich selber nicht…
… doch dann fiel ihm wieder ein, dass sie es vor ihm geheim gehalten hatte. Doch nicht nur vor ihm- niemand hatte es gewusst. Ronon nicht. Rodney nicht. Carter nicht. Warum hätte sie es dann ihm erzählen sollen? Was machte ihn so besonders?

John schlug die Decke zurück und schwang die Beine über die Bettkante, starrte seine nackten Füße an. Weil sie beide Freunde waren! Nein, nicht nur Freude- sie waren eine Familie! Sie hätten solche Neuigkeiten nicht voreinander geheim halten sollen. Wenn es andersrum gewesen wäre, hätte er nicht zwei Monate gewartet.
„ Hättest du nicht?“, erklang da wieder die nervige Stimme in seinem Kopf. „ Du, der immer sein Leben riskiert, um das Team zu retten? Ach ich bitte dich. Werd realistisch, John! Bei dir könnte eine unheilbare Krankheit festgestellt werden und du würdest nichts sagen. Du würdest so tun, als sei nichts geschehen!“
„ Halt die Klappe“, erboste John sich. „ Auf wessen Seite stehst du eigentlich?“
„ Auf Teylas“, erwiderte die Stimme selbstgefällig und John glaubte ein leises Lachen zu hören. „ Sie ist heiß- du bist es nicht.“
„ Wenn Rodney dich hören würde“, zischelte John, malte sich genau aus, was der Kanadier sagen würde: ‚ Sogar Ihre gruslige Stimme ist Kirk.’ Der Soldat gähnte und rieb sich den Schlaf aus den Augen…
… schüttelte dann ungläubig mit dem Kopf und murmelte in seine Hände: „ O verdammt, Teyla.“ Warum mussten Frauen nur so kompliziert sein?

Und da, plötzlich, wusste er was er zu tun hatte. Er musste mit ihr reden. Er musste die Situation klarstellen, wissen was los war… und wenn nötig sich auch bei ihr entschuldigen. Sie war seine beste Freundin- er schuldete ihr das!
Entschlossen richtete er sich auf und sammelte auf dem Weg zur Tür seine Klamotten ein- Jacke, Socken, Schuhe. Während er mit der einen Hand die Jacke überzog, betätigte er mit der anderen den Türöffnungsmechanismus.
Zischend öffnete sich die Tür daraufhin, die beiden Türhälften glitten auseinander… und offenbarten ihm einen unerwarteten Besucher.

Teyla wirkte, als stand sie schon seit längerer Zeit vor seiner Tür. Sie zuckte zusammen, als sich die Tür öffnete und sah ihn erschrocken und mit aufgerissenen Augen an.
„ O hey!“ John konnte nicht verbergen, dass er genauso überrascht war wie sie. Versucht die angespannte Lage etwas zu lockern, meinte er mit einem schwachen Grinsen: „ Wir sollten wirklich aufhören, das zu machen.“
Sie erwiderte sein Lächeln und er ertappte sich dabei, dass er auf ihren Bauch starrte. Warum hatte er es nicht bemerkt? Man konnte es ja schon sehen!
„ Teyla…“
„ John, ich…“

Sie begannen gleichzeitig, wie sie es schon sooft getan hatten. Überrascht sahen sie einander an und schwiegen. In Johns Magen grummelte es verdächtig und auch Teyla schien sich nicht wohl zu fühlen in ihrer Haut. Sekunden vergingen. Eine ganze Minute verstrich, bis es auch beiden herausplatzte: „ Ich wollte mich bei Ihnen entschuldigen.“
Wieder ein überraschtes Schweigen, doch dann setzte Teyla an. Sie zog ihre Augenbraue hoch und sah ihn ernst an. „ John, Sie müssen sich für nichts entschuldigen“, sagte sie leise. „ Es… es war falsch von mir, meine Schwangerschaft vor Ihnen geheimzuhalten. Es… es ist nur… ich…“ Sie verstummte abrupt und John wusste, dass sie keine Ahnung hatte, was sie ihm sagen sollte. Warum waren Frauen nur so kompliziert?

Er zog scharf die Luft ein. „ Sie wollten nicht vom Team ausgeschlossen werden, stimmt’s?“, fragte er sie mit gesenkter Stimme. „ Aber Sie wussten, dass ich das nicht zulassen würde, oder?“
Die Athosianerin nickte stumm und meinte dann heiser: „ Aber das ist nicht alles. Es ist Tradition in meinem Volk, dass der Vater des Kindes die Neuigkeit zuerst erfährt.“ Sie schluckte schwer und ihre Augen füllten sich mit Tränen. „ John, der Vater meines Kindes… er weiß es nicht. Er ist verschwunden, bevor ich wusste, dass ich schwanger bin. All meine Freunde verschwanden, bevor ich es wusste.“ Sie blinzelte sich die Tränen aus den Augen. „ Es mag jetzt vielleicht verrückt klingen, aber… es Ihnen und den anderen zu erzählen, bevor ich es dem Vater gesagt habe. Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll. Es ist, als hätte ich die Tradition aufgegeben. Als hätte ich mein Volk aufgeben, als…“

John stand sprachlos da. Er verstand sie, konnte aber nichts sagen. Sekunden vergingen, ehe er es schaffte ein überrumpeltes ‚Oh’ hervorzupressen. Oh, er war so ein Idiot. Er hätte wissen müssen, dass das Verschwinden ihres Volkes schwer für sie sein musste. Und jetzt war alles noch viel schwerer. Sie war schwanger und konnte diese Freude nicht mit ihren athosianischen Freunden teilen. Würde sie ihre Freude je teilen können? Was, wenn die Athosianer… Er biss sich auf die Zunge. So durfte er nicht denken!

„ Es tut mir leid, Teyla. Daran habe ich nicht gedacht.“ Einem plötzlich durch seinen Körper zuckenden Impuls nachgeben, trat er dicht an sie heran und schloss sie in einem Umarmung. „ Es tut mir leid, dass ich vorhin so… aufbrausend war. Ich war nur so sauer, dass Sie mir es nicht eher gesagt haben. Ich habe mir Sorgen gemacht. Wenn Ihnen… oder dem Baby irgendetwas passiert wäre… Ich hätte mir das nie verziehen.“
„ Sie müssen sich keine Sorgen machen, John“, hörte er Teyla murmeln.
„ Ich mache mir aber welche“, erwiderte er ernst. „ Erstens: Sie sind ein Mitglied meines Team und ich habe mich verpflichtet, auf Sie aufzupassen. Zweites habe ich Ihnen schon einmal gesagt, dass Sie und die anderen für mich wie eine Familie sind und auf diese Familie will ich aufpassen. Ich will einfach nicht, dass Ihnen was passiert, Teyla.“

Die Athosianerin löste sich aus der Umarmung und mit einmal erschien John die Welt so kalt und leer. „ Es tut mir leid, dass ich es Ihnen nicht gesagt habe, John. Ich weiß, dass es falsch war und ich verspreche, dass ich auf ich mich aufpassen werde.“
„ Das beruhigt mich jetzt ungemein“, grinste John. Dann seufzte er und legte eine Hand auf Teylas Schulter, sah ihr tief in die Augen. „ Wir finden Ihre Leute- das verspreche ich Ihnen.“
Ein trauriges Lächeln huschte über Teylas Lippen. „ Wie können Sie so etwas versprechen?“
„ Ich kann es einfach“, antwortete der Soldat ihr. „ Ich werde alles tun, um sie wiederzufinden, haben Sie verstanden? Alles.“
Dieses Mal erwiderte sie ihm nichts, sondern lächelte nur, schlang ihre Arme dann um seinen Körper und lehnte sich gegen ihn. John wusste für einen Moment nicht, wie er darauf zu reagieren hatte, doch dann drückte er sie an sich.
„ Danke“, wisperte die Athosianerin gegen seine Brust. „ Danke, John.“
„ Dafür ist die Familie doch da“, meinte er und vergrub sein Gesicht in ihren Haaren. Ja, zusammen würden sie es schaffen. Sie würden die Athosianer und somit auch den Vater des Kindes wieder finden- egal was es kosten würde!
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