Das Vermächtnis der Furlinger by Pheobe
Summary: Einst wurd eine Prophezeiung geschrieben, von mächt’gen Wesen, Furlinger genannt. Erretten wird sie diejenigen, die ihre Macht zu entfesseln vermögen. Doch was hat das alles mit SG1 zu tun?
Categories: Stargate SG-1 Characters: Jack O’Neill (SG-1), Multi-Chara, Samantha Carter (SG-1)
Genre: Action, General, Romance
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 12986 Read: 2811 Published: 11.04.12 Updated: 11.04.12
Story Notes:
Jacks Gedanken werden mit * und Sams mit ~ dargestellt.

Spoiler: Die Macht der Weisen, Kein Ende in Sicht, Alles auf eine Karte (1+2), Grace
Staffel: 7. Mitte (nach Grace, vor Chimera)


Danksagung der Autorin:
Ich habe über einen sehr langen Zeitraum an dieser Geschichte geschrieben, in der sich einiges in meinem Leben verändert hat. Hiermit möchte ich mich bei all jenen Menschen bedanken, die mir bei dieser FF geholfen, mich ermutigt, mir Tipps gegeben oder mir einfach zugehört haben wenn es mir schlecht ging Mein herzlichster Dank gilt Sam23 (SamCole), die mich mit ihrer einmaligen FF "Die Legende von Kel’ra" zu dieser Geschichte inspiriert und mich zum Weiterschreiben ermutigt hat.
Ebenfalls ein liebes Danke an meine Beta Sajaon, die nicht nur die FF superschnell überarbeitet, sondern mir auch bei Daniels Gedankengängen und seiner Interpretation der Prophezeiung sehr geholfen hat!
Schließlich möchte ich mich auch bei JoJo bedanken, deren FFs mich ebenfalls inspiriert haben und ohne deren Tipp "sich von Punkt zu Punkt zu angeln" ich diese Geschichte wohl nie fertig gebracht hätte.
Und zu guter Letzt ein Riesendankeschön an all diejenigen, die mich motiviert, abgelenkt, mir in einer schweren Zeit beigestanden, mir zugehört oder sich auch einfach nur die Nächte im Chat mit mir um die Ohren geschlagen haben: Piper, Paige, Steeldust_01, TheSeer, Sam89, Sammy, Harry, Icestorm_DS, Teufel, DasBoese, MasterTealc, Nox, uvm.
[hoffe, ich hab niemanden vergessen :-) ]
Last but not least, ein riesenherziges *knuddeeeeel* an meine beiden Sis’ Piper und Paige! Ich hab euch sehr lieb und möchte mich für alles bei euch bedanken! *umknull*

1. Kapitel 1 by Pheobe

Kapitel 1 by Pheobe
Das Vermächtnis der Furlinger


Kapitel 1: Der Altar der Weisen

"Da wären wir, Campingfreunde: P4X331 – ein Planet voller … Bäume!", rief Jack gutgelaunt, nachdem er und SG1 durch das Stargate aus dem Ereignishorizont getreten waren.
"Da sind noch zwei Monde, Jack.", bemerkte Daniel grinsend und deutete gen Himmel.
"Ja, richtig, Monde! Was würden wir nur ohne sie tun?", fragte der Colonel gespielt böse.
"Na ja, Sir, die diversen Mondphasen regeln zum Beispiel Ebbe und Flut auf der Erde, von daher würde es…"
"So genau wollte ich das nicht wissen, Carter.", reagierte O’Neill schnell, bevor sie mit ihren Ausführungen ins Detail gehen konnte und sah sie mit seinem typischen, jungenhaften Lächeln an.
"Ja, Sir.", erwiderte Sam schmunzelnd.
Nachdem Daniel seine Kamera ausgepackt und Carter die ersten Proben genommen hatte, durchwanderten sie den dichten Wald, der das Stargate umgab. So gesehen, war es ein völlig normaler Wald, wie es ihn auch auf der Erde gab, dennoch war ihre Umgebung seltsam erleuchtet. Ein kurzer Blick gen Himmel und auch dieses Geheimnis klärte sich auf. Es gab keine Sonne auf dem Planeten. Nur die beiden Monde, der größere silbergrau, der kleinere violett, erhellten den Planeten und tauchten ihn in ein geheimnisvolles Licht. Fasziniert betrachteten die Mitglieder von SG1 das Licht- und Schattenspiel. Es ließ sie aus unerfindlichen Gründen ehrfürchtig werden. Sie wussten zwar nicht, was diesen Planeten so besonders machte oder was sie hier finden würden, aber das es sich um einen heiligen Ort handelte, war ihnen soeben bewusst geworden. Es war nicht einfach ein Gefühl oder Glaube, dass es so war. Das Wissen um die Heiligkeit dieses Bodens über den sie gingen war stets gegenwärtig.
Ohne ein Wort zu sprechen liefen sie weiter und erreichten einen Fluss, den sie durchwateten. Vielleicht hätte Colonel O’Neill dies in anderen Fällen unterbunden, doch der Steinaltar, den er auf der anderen Seite des Gewässers erkennen konnte, faszinierte ihn ebenso, wie den Rest seines Teams.
Nun standen sie um eben diesen, der Altar, der sie alle auf so magische Weise angezogen hatte, prangte vor einer kleinen Höhle. Erst jetzt erwachten sie allmählich aus ihrem tranceartigen Zustand und sahen sich etwas irritiert um.
Daniel war ganz hin und weg von den eingravierten Schriftzeichen auf dem Altar, der die Farbe des silbernen Mondes und auch dessen Leuchtkraft besaß. Mehr aus Gewohnheit denn aus Argwohn zückte Sam ihr Messgerät und las den sich auf dem kleinen Monitor bildenden Zahlenwert.
"Sir? Hier gibt es eine geringe Strahlung."
O’Neill, der mit Teal’c zum Eingang der Höhle gegangen war, drehte sich zu ihr um.
"Aber nicht gefährlich, oder!?"
Sam wiegte den Kopf hin und her und bedachte ihr Messgerät mir einem misstrauischen Blick.
"Das weiß ich nicht, Sir. Die Menge ist nur gering, aber diese Art Strahlung ist mir gänzlich unbekannt."
"Aber nicht gefährlich!?", betonte Jack jedes Wort langsam.
Unwillkürlich lächelte Sam. "Ich denke nicht, Sir. Aber wir sollten uns nicht allzu lange hier aufhalten. Sicher ist sicher."
O’Neill nickte und drehte sich wieder zu seinem Jaffafreund um.
"Teal’c, du gehst mit Daniel in diese Höhle und ihr seht euch dort einwenig um. In einer halben Stunde marschieren wir ab."
Sofort kam der junge Archäologe angespurtet.
"Was? Aber…die Zeit reicht unmöglich aus um das alles hier zu übersetzen!"
Amüsiert zog Jack die Augenbrauen hoch. "Dann musst du dich eben beeilen, Dannyboy."
"Aber das ist nicht gerecht!"
Mit blitzenden Augen sah O’Neill auf seine Armbanduhr. "Du hast noch 29 Minuten."
Sprachlos starrte Daniel den grinsenden Colonel an. Ihm schien das alles Spaß zu machen. Er wollte einfach nicht verstehen, wie wichtig diese Übersetzungen vielleicht sein konnten.
Sam grinste ebenfalls, als sie sah wie der sprachlose Anthropologe sich auf dem Absatz umdrehte und zu Teal’c in die Höhle lief. Sie schüttelte lächelnd den Kopf, als O’Neill auf sie zukam.
"Das war unfair von Ihnen, Sir.", erklärte sie streng.
"Ich weiß nicht, was Sie meinen, Carter.", erwiderte Jack genüsslich und legte seine P-90 neben ihr Messgerät auf den Altar. Dabei berührte er zufällig den leuchtenden Stein und erschauderte. Er war eiskalt. Soviel Wärme die Strahlen des Altars auch ausstrahlten, so kalt war der Stein selbst.
Sam sah ihn fragend an, während er mehrmals langsam über die glatte Oberfläche fuhr. Schließlich seufzte sie als sie keine Antwort erhielt und fuhr ebenfalls vorsichtig über den Altar.
"Woah!", riefen sie gleichzeitig aus und zogen schnell ihre Hand zurück. Ungläubig starrten sie auf die beiden kleinen Blutrinnsale, die das Gestein tränkten. Es schien, als liefen sie aufeinander zu, vermischten sich und tropften auf die eingravierte Sprache an der Vorderseite des Altares, wo sie versickerten und schließlich ganz verschwanden.
"Was – !?", setzte O’Neill erschrocken an und bedachte seinen Major mit einem ungläubigen Blick. Diese musterte verwirrt ihre Hand, die quer über der Handfläche einen sauberen Schnitt erkennen ließ. Sie schaute auf und ihre Blicke trafen sich in einer stummen Frage. Was zum Teufel ging hier vor? Auch Jacks Hand wies die gleiche, saubere Schnittwunde auf. Doch der Altar sah wieder aus wie vorher und nichts deutete auf das Blut hin, dass soeben auf ihm vergossen worden war. Sam schob ihre Zweifel beiseite und fuhr noch einmal vorsichtig über die glatte Oberfläche.
"Halten Sie das für klug!?", unterbrach Jack sie mittlerweile gereizt.
Ohne auf seinen Einwand einzugehen, murmelte sie "Das ist merkwürdig."
"Was denn?", fragte ihr Colonel, während er verbissen nach einem Verband in seinen Taschen suchte.
Ein letztes Mal fuhr Carter ehrfürchtig über den leuchtenden Stein, dann hob sie den Kopf und sah ihm fest in die Augen.
"Es müsste doch irgendetwas geben, woran wir uns geschnitten haben, Colonel. Irgendeine Spitze, etwas scharfes…aber da ist nichts." Sie warf einen flüchtigen Blick auf die glatte Oberfläche, dann wandte sie sich ebenfalls der Bandagierung ihrer Hand zu.
"Die Oberfläche ist glatt, es gibt also nichts woran wir uns verletzt haben könnten."
"Was ist mit dieser Strahlung, die sie gemessen haben. Vielleicht irgendeine Art von Energiewaffe…"
"Das habe ich mir auch schon überlegt, aber dafür sind die Messwerte zu gering."
Er wollte etwas darauf erwidern, wurde jedoch von Daniels Rufen davon abgehalten.
"Also gut, Jack. Wir können gehen." Munter spazierte er mit dem Jaffa an seiner Seite und der Kamera in der Hand aus der Höhle. "Ich habe alles aufgezeichnet und werde das dann…nanu!" Verwundert blieb er vor Sam und Jack stehen. "Was ist denn mit euch passiert?"


Kapitel 2: Begebenheiten

Wie er es hasste. Er konnte es einfach nicht ausstehen, wenn Fraiser wie ein napoleonischer Machtzwerg mit ihrer kleinen Lampe vor ihm herumfuchtelte.
"Was denken Sie was Sie in meinen Augen finden werden!?", fragte O’Neill gereizt und wedelte mit seiner verbundenen Hand vor ihr herum.
Er saß auf einem der Betten im Krankenzimmer und ließ die letzten Untersuchungen zusammen mit Carter, die ihm gegenüber saß, über sich ergehen. Die Missionsbesprechung war ganz und gar zu seiner Unzufriedenheit verlaufen, sie hatten dem General einfach nicht erklären können, wie Sam und er sich plötzlich verletzt hatten. Dieselbe Hand, derselbe Schnitt, an derselben Stelle. Jack war sich sicher, wenn man die Länge der Wunde messen würde, wäre sie bestimmt ebenso lang wie die von Carter. Was zum Henker ging hier eigentlich vor!?
"Fertig, Colonel.", erklärte Janet plötzlich und Jack konnte es sich nicht nehmen, dass er erleichtert aufseufzte.
"Wir bekommen Urlaub, Sir.", sagte Carter, als er aufstand und sich streckte.
"Ich weiß. Und wir werden bestimmt in dieser verd….faszinierenden Basis bleiben müssen.", beendete er den Satz schnell und warf Fraiser einen erschrockenen Blick zu. Dass sie auch immer mit diesen spitzigen Nadeln herumspielen musste!
General Hammond kam herein und Jack atmete innerlich auf. Das bewahrte ihn vor weiteren Spritzen und dafür war er seinem Boss unglaublich dankbar.
"Ich habe sie alle untersucht, Sir, konnte aber nichts besonderes feststellen.", erklärte Janet gerade und warf O’Neill einen wissenden Blick zu. Sie kannte den Colonel und er würde es auch diesmal nicht schaffen, sich vor einer simplen Spritze zu retten.
"Allerdings würde ich sie gerne zur Beobachtung in der Basis haben."
Jack stöhnte auf. Er hatte es doch gewusst. Es war immer dasselbe. Kaum bekamen sie endlich einmal Urlaub, musste wieder etwas dazwischen kommen. Er fuhr sich genervt mit der unverletzten Hand über sein Gesicht und nickte Hammond, der Janets Vorschlag zustimmte, resigniert zu.

Wenige Stunden später spazierte ein mehr als gelangweilter Colonel O’Neill mit seinem Jojo spielend durch die Gänge des SGC. Gerade als er um die Ecke kam, stieß er mit jemandem zusammen.
"Colonel!", erklang eine gereizte Frauenstimme.
"Ups, tut mir leid, Doc.", erwiderte er grinsend und half der kleinen Frau wieder auf die Beine.
Diese bedachte ihn mit einem erbosten Blick, während sie ihre Unterlagen sortierte.
"Das war doch Absicht, Colonel. Sie wollten mich außer Gefecht setzen, damit ich ihnen ihre ausstehende Spritze nicht geben kann!"
"Nicht doch, Doc! So was würde ich niemals machen!", deklarierte er und hob abwehrend die Hände.
"Soso.", murmelte Janet. "Da fällt mir ein, haben sie Sam gesehen?"
"Carter? Nein, warum? Ist sie nicht in ihrem Labor?"
Seufzend schüttelte die Ärztin den Kopf. "Ist sie nicht. Und ich suche sie, weil ihr auch noch eine Spritze fehlt." Sie fixierte Jack misstrauisch. Dieser grinste in sich hinein. Hatte Carter sich also auch davongemacht, um diesen grässlichen Nadeln zu entgehen!
"Mir scheint, dass Sie beide zuviel Zeit miteinander verbringen. Fehlt nur noch, dass Sie anfangen über Astrophysik zu reden!", kicherte Janet und schob sich an ihm vorbei.

Am folgenden Tag machte sich ein immer noch gelangweilter Jack O’Neill auf den Weg in Carters Labor. Nachdem er Teal’c schon bei seinem Kelnoreem gestört und Daniel fast in den Wahnsinn getrieben hatte, fand er es an der Zeit einmal bei Carter vorbeizuschauen. Vor sich hin pfeifend verließ er den Fahrstuhl und lief den Gang entlang der ihn auf direktem Weg zu seinem Major führte.
Als er den Raum betrat, klopfte er leise an. Carter hatte ihn noch nicht bemerkt, doch jetzt drehte sie sich zu ihm um.
"Hallo! Ich störe Sie doch nicht etwa bei irgendetwas Wichtigem, oder, Carter?"
"Natürlich nicht, Sir.", erwiderte Sam lächelnd.
Jack kam näher und blickte über ihre Schulter.
"An was arbeiten Sie gerade?", fragte er vorsichtig, sich innerlich schon auf ihre für ihn unverständlichen Erklärungen vorbereitend.
"Na ja, Sir, das ist wirklich interessant. Ich –", begann sie, wurde jedoch abrupt von ihrem Colonel unterbrochen.
"Halt! Sagen Sie nichts! Sie untersuchen die molekulare Zerfallsgeschwindigkeit der elektromagnetischen Teilchen in der Strahlung, die Sie auf P4X331 gemessen haben.", sprudelte es überraschend präzise aus ihm heraus.
Sam war völlig baff, hob erstaunt die Augenbrauen und warf ihrem kommandierenden Offizier einen verwirrten Blick zu.
"Woher wissen Sie das?", fragte sie misstrauisch. Jedem anderen hätte sie geglaubt, dass er wisse wovon er da rede, aber wann hatte bitte Colonel Jack O’Neill das letzte Mal Wörter wie ‚molekular’ und ‚elektromagnetische Teilchen’ in den Mund genommen?
Dieser zuckte unschuldig mit den Schultern und spielte an einem ihrer Geräte, die sich haufenweise in ihrem Labor stapelten, herum.
"Sir? Ist alles in Ordnung?"
"Sicher, alles bestens, Carter.", beharrte er und lächelte sie an. "Wissen Sie was? Ich hab plötzlich einen Riesenhunger auf – "
"Kuchen! Ja, ich auch.", unterbrach Sam ihn verwundert.
Wie konnte das sein? Warum beendeten sie auf einmal ohne eigenes Zutun die Sätze des anderen? Hatte das was auf P4X331 geschehen war vielleicht doch irgendeine Auswirkung auf sie?
Jack fuhr sich langsam über die trockenen Lippen. "Ist es…ich meine, könnte es theoretisch möglich sein, dass…", begann er zögerlich.
"…wir plötzlich Gedanken lesen können?", führte Carter seinen Satz weiter. "Nein, das ist völlig ausgeschlossen, Sir."
"Und wenn doch?"
Auf diese Frage reagierte sie jedoch nur mit einem Schulterzucken.
"Probieren wir es aus.", schlug O’Neill vor. "Denken Sie an irgendetwas, Carter."
Er ließ sich einige Sekunden Zeit, dann begann er zu raten.
"Hm, Sie denken…an den Naquadahreaktor!", versuchte er es.
"Nein."
"An das Stargate?"
"Nein."
"Daran, dass Sie vergessen haben daheim Ihre Blumen zu gießen?"
"Nein, Sir."
Sie mussten jetzt beide grinsen. Dieses Spielchen war einfach zu komisch und bei jedem fehlgeschlagenen Versuch wurde Jacks Miene verzweifelter und verzweifelter….
"An mich?"
"Nein, Sir."
"Dann an Daniel?"
"Ich glaube, wir haben uns mit unserer kleinen Theorie geirrt, Colonel", grinste Sam. "Vielleicht sind wir nur etwas überarbeitet."
"An Teal’c?"
"Vergessen Sie’s."
Sam konnte sich kaum noch beherrschen und beide fingen an zu lachen.
"Hammond?"
"Sie werden es nicht erraten, Colonel."
"Freya?"
"Freya? Wieso sollte ich ausgerechnet an sie denken?", fragte Sam verblüfft, aber nicht minder amüsiert.
"Weiß ich nicht, sind ja Ihre Gedanken.", grinste Jack. Seine Augen funkelten belustigt.
"Unsere nächste Mission?", versuchte er es weiter.
Sein Major schüttelte nur lachend den Kopf und machte sich auf den Weg nach draußen.
"Ach kommen Sie schon, Carter.", rief er und setzte zur Verfolgung an.
"Nein, Sir. Vergessen Sie’s."
Sie betraten den Aufzug und Jack erkannte Sams Ziel. Die Kantine. Kuchen. Natürlich, er hatte ja auch so einen Heißhunger darauf. Merkwürdig. Eigentlich bevorzugte Carter eher den Pudding. Und so gut wie immer den blauen. Er war eher der Kuchenfan.
"Sir?", riss sie ihn aus seinen Gedanken.
Er hob abwartend die Augenbrauen und sah sie an.
"Sprechen Sie lieber nicht weiter über die molekulare Zerfallsgeschwindigkeit elektromagnetischer Teilchen, sonst denkt sofort jeder, dass etwas nicht mit Ihnen stimmt.", erklärte sie schelmisch grinsend.
"Sehr witzig, Carter!", antwortete er gespielt böse, ließ sich aber dennoch von ihrem Grinsen anstecken.
Auf dem Weg in die Kantine, lief ihnen zufällig Daniel über den Weg. Dieser hatte sie jedoch noch nicht bemerkt, da er in seine Papiere vertieft, scheinbar blind durch die Korridore ging.

* Oh nein! Nicht Daniel! Schnell weg hier, bevor er uns mit seinem Archäologiekram zutextet! *

Jack machte sich gerade daran, seinen Major unauffällig in eine andere Richtung zu dirigieren, als er ihr Grinsen bemerkte.
"Was?", fragte er etwas gereizt. Er hatte doch wohl nicht etwa laut gedacht!? Er wollte nur schnellstens in die Kantine und sich nicht von Dannyboy aufhalten lassen, so gern er den jungen Mann auch hatte, so oft gingen sie sich gegenseitig auf die Nerven.
Doch jetzt war es bereits zu spät.
"Sam! Jack! Gut, dass ich euch finde. Das müsst ihr euch ansehen!", rief ein aufgeregt auf sie zu eilender Dr. Jackson. Er war wie ein Kind, dass vor Weihnachten heimlich einpaar seiner Geschenke geöffnet hatte. "Ich konnte einen Teil der Schrift von dem Altar auf P4X331 übersetzen, es scheint sich um eine Art Prophezeiung zu handeln. Interessanterweise ähnelt diese Sprache keiner der wir bisher begegnet sind, also habe ich…"
"Ich bin im Urlaub, Daniel!", unterbrach ihn Jack mit einem gequälten Gesichtsausdruck. Ohne die leichte Enttäuschung auf dem Gesicht des Anthropologen zu achten, fuhr er fort.
"Verschone uns mit deinem archäologischen Kram!"
"Aber – "
"Nein! Ich will nichts hören! Ich werde jetzt in die Kantine gehen und ein schönes Stück Kuchen essen, denn so genießt man seinen Urlaub, wenn man schon in der Basis bleiben muss! Carter!?", rief Jack, der schon ein Stück voraus gegangen war. Ohne auf Daniels fragenden Blick zu achten, zuckte Sam entschuldigend die Schultern und ging zu ihrem Colonel. Die beiden verschwanden in Richtung Kantine, das Erstaunen und die heruntergeklappte Kinnlade des jungen Archäologen nicht mehr bemerkend.
Die Cafeteria war rege besucht, als Carter und O’Neill endlich dort eintrafen. Fast alle Tische waren mit hungrigen Soldaten und weiterem Personal besetzt. Dennoch fanden sie einen kleinen Tisch in einer Ecke und steuerten darauf zu.
"Ich hätte jetzt Lust auf …", begann Sam.
"…Käsekuchen.", beendete Jack ihren Satz unbewusst. Nach einem kurzen Nicken ihrerseits fuhr er fort. "Was ist mit…?"
"…Kaffee!? Ja, gerne.", antwortete sie lächelnd und sah ihm nach als er aufstand und ihnen den Kuchen und Kaffee holte. Mit einem Seufzen ließ sie sich zurücksinken. Ja, eine Pause von der komplizierten Arbeit war jetzt genau das Richtige. Sie hatte nur geringe Strahlungswerte gemessen, eigentlich ungefährlich und unwichtig. Und dennoch…seit sie diesen Planeten wieder verlassen hatte, hatte sie ein merkwürdiges Gefühl. Und dann war da ja auch noch diese merkwürdige Begebenheit in ihrem Labor vorhin. Ob der Colonel wirklich nicht krank war? Seltsam, dass alles was…
"Voilà, ihre Bestellung, Carter." O’Neill stand plötzlich grinsend mit einem Tablett vor ihr.
"Danke, Sir."
Er lächelte sie an und probierte, ohne den Blick von ihr abzuwenden, von dem Kuchen.
"Mmmh, der ist ja wirklich…", begann er erstaunt.
"…köstlich!"
"Mhm, ja!"
"Haben wir…"
"…einen neuen Koch? Weiß nicht."
"Die haben bestimmt einpaar…"
"…Rezepte von unserer Janet geklaut."
"Hey, das wollte ich gerade sagen!"
"Ach ja!?"
"Allerdings, Sir!"
Sie hielten in ihren Bewegungen inne und sahen sich verwundert, zum Teil sogar misstrauisch an. Was ging hier nur vor? Konnte es vielleicht, eventuell doch sein, dass sie ….
"Nein.", murmelten beide gleichzeitig und machten sich wieder über den Kuchen her.
Plötzlich ging der Alarm los.
"Unplanmäßige Stargateaktivierung von außerhalb!"
Sam und Jack hielten in ihren Bewegungen inne. Sie warfen sich einen kurzen, resignierten Blick zu, standen dann seufzend auf und machten sich im Laufschritt auf den Weg in den Kontrollraum.
Dort angekommen, trafen sie auf Hammond, Daniel und Teal’c.
"Kriegen wir mal wieder Besuch?", fragte Jack sarkastisch, doch der strafende Blick des Generals ließ ihn wieder verstummen. Offenbar war dieser heute nicht besonders gut gelaunt.
"Sir, wir empfangen einen Identifikationscode. Es … sind die Nox.", erklärte ein verwunderter Seargent.
"Äh, ja. Ich habe Lya ein GDO gegeben…bei unserem letzten Zusammentreffen.", mischte sich Daniel zögernd ein.
"Öffnen Sie die Iris.", befahl Hammond und fuhr, an Daniel gewandt, fort "Das gehörte nicht zu ihrem Auftrag, Dr. Jackson."
Dieser wand sich unter Hammond's scharfem Blick. "Nun ja…aber die Nox sind doch eine friedliche Rasse und…ah da kommt Lya ja!" Mit diesen Worten verschwand er schnell in den Torraum. Hammond sah verblüfft in Jacks und Sams grinsende Gesichter. Sogar Teal’c deutete ein Lächeln an.
"Ihr Team wird Ihnen immer ähnlicher, Jack!", bemerkte der General kopfschüttelnd und folgte dem Archäologen in den Torraum.
"Ja, Sir.", grinste O’Neill vergnügt.
Im Gateroom begrüßten SG1 und Hammond schließlich die Abgesandte der Nox. Diese war so freundlich und höflich wie immer, jedoch verzerrten tiefe Sorgenfalten ihr hübsches Gesicht. "Das ist leider kein Freundschaftsbesuch.", erklärte sie bekümmert. "Wir erbitten eure Hilfe."


Kapitel 3: Hilfeleistung

"Vor wenigen Tagen sind drei Menschenwesen, wie ihr es seid, durch unser Sternentor gekommen. Sie waren schwer verletzt und erbaten unsere Hilfe.", erklärte Lya und setzte sich auf den ihr angewiesenen Stuhl im Besprechungsraum. "Wir haben sie so gut es ging geheilt, jedoch bei ihrem eigentlichen Problem konnten wir ihnen nicht helfen."
"Und das wäre?", ließ Jack sich vernehmen.
"Das Volk von dem sie stammen nennt sich ‚die Taranis’, sie behaupten, ihr Planet würde von den Goa’uld angegriffen werden."
"Warum habt ihr sie nicht gleich zu uns geschickt?", fragte Daniel abwesend, während er sich sein Hirn nach einem Volk namens Taranis zermarterte.
"Wir wollten erst sichergehen, dass es wieder gut um ihre Gesundheit steht. Außerdem wussten wir, dass ihnen euer Tor verschlossen gewesen wäre."
"Natürlich.", antwortete O’Neill sarkastisch.
Hammond warf ihm einen strafenden Blick zu und fragte dann: "Warum wir? Warum könnt ihr ihnen nicht helfen?"
"Oder ein anderer eurer Verbündeten.", warf Jack ein.
Den unüberhörbaren Unterton in Jacks Stimme nicht beachtend, erklärte Lya: "Wie ihr wisst, sind die Nox kein kriegerisches Volk und wir haben auch keinen Konflikt mit den Goa’uld ."
"Sie haben damals auch Apophis zur Flucht verholfen", schaltete sich Teal’c in das Gespräch ein.
"Ja, das war ’ne ganz tolle Aktion von euch!"
"Colonel! Major!", rief Hammond entsetzt. Die am Tisch sitzenden sahen O’Neill und Carter verwirrt an. Beiden war es nicht aufgefallen, dass sie gleichzeitig gesprochen hatten.
"Entschuldigung. Habe ich laut gedacht?", wunderte sich Jack und bedachte Sam mit einem fragenden Blick. Doch diese zuckte nur mit den Schultern. Ihr war das Ganze ebenso ein Rätsel wie ihm.
Um die peinliche Stille zu überbrücken, setzte Lya zu einer Rechtfertigung an. "Die Nox sind kein kriegerisches Volk und wie ihr wisst, haben wir keinen Konflikt mit – "
"Schon gut.", unterbrach Jack sie. Er konnte dieses ’Wir-sind-Freunde-der-Goa’uld’-Gequatsche nicht mehr hören.
Schließlich traf Hammond eine Entscheidung und erlaubte ihnen, den Planeten der Taranis aufzusuchen und sie, falls möglich, von den Goa’uld zu befreien.
"Das war’s wohl mit dem Urlaub.", murmelte Daniel als er den Raum verließ.
Jack sah ihm und den anderen in Gedanken versunken nach.

* Und es geht schon wieder los… *

Schweigend verließ er ebenfalls den Raum, ohne zu bemerken, wie Sam ihm verwirrt hinterher schaute.

Zwei Stunden später standen Sam, Jack und Teal’c wartend an der Rampe im Torraum, während die ersten Symbole des Stargates einrasteten.
Plötzlich kam Daniel, eine Entschuldigung auf den Lippen, hereingestürmt.
"Schon gut, schon gut. Ich weiß, ich bin zu spät, aber ich konnte mich einfach nicht von dieser Inschrift losreißen!", erklärte er schnaufend, während er sich sein Kopftuch umband.
"Welche Inschrift?", fragte Jack automatisch und wünschte sich schon im nächsten Augenblick, es nicht getan zu haben.
Die Augen des jungen Archäologen funkelten erfreut und er setzte zu eine langen Erklärung an, in der er ihnen noch einmal von dem Altar und den Inschriften in der Höhle auf P4X331 berichtete. "Ich konnte leider noch nicht alles übersetzen, aber so wie ich das sehe, handelt es sich um eine Art Prophezeiung, die zu irgendeiner Waffe führen soll…oder so ähnlich. Die Sprache ist nur so ungewohnt. Sie ähnelt zwar der, der Antiker, aber – "
"Ah! Das reicht!", rief O’Neill als ihm schon der Kopf von Daniels Ausführungen schwirrte. "So genau wollte ich das nicht wissen."

* Eigentlich war das nur eine rein freundschaftliche Frage. Daniel weiß verdammt genau, dass mich sein archäologisches Zeug nicht interessiert – ebenso wenig wie Carters Astrophysik! Allerdings…ihr höre ich noch wesentlich lieber zu als Dannyboy, da... *

"Colonel!", rief Sam entrüstet und gleichzeitig erstaunt.
Aus seinem Tagtraum gerissen wandte Jack sich zu ihr um. "Ja, Major?"

* Hab ich laut gedacht? Das hat sie doch nicht etwa mitbekommen!? *

~ Allerdings! ~

Sekundenlang sahen sie sich stumm an, beider Augen und Gedanken voller Fragen. Wie konnte das möglich sein? Konnten sie auf einmal doch ihre Gedanken lesen? Was war auf P4X331 mit ihnen passiert?
Als sich das Wurmloch etablierte, war es Jack, der sich zuerst abwandte.
"Auf geht’s, Campers!", sagte er und rückte seine Kappe zurecht, bevor er, gefolgt von seinem Team, durch das Stargate trat.

Auf der anderen Seite in einer anderen Galaxie, gingen sie gewohnheitsmäßig erst einmal in Deckung, da hier, wie von den Taranis berichtet, überall bewaffnete Jaffa lauern sollten. Misstrauisch beobachteten sie die Umgebung. Das Sternentor stand in einer Art Vertiefung und wenige Meter davor war ein Altar zu sehen. Viele Büsche und Bäume umgaben das Team, das jetzt langsam aufstand und sich zu einer Gruppe sammelte.
"Sollte es hier nicht von Jaffa wimmeln?", fragte Daniel und blickte sich nach allen Seiten um.
Der Colonel nickte langsam. Irgendetwas stimmte hier nicht. Sein Sinn für Gefahren hatte sich in seinen Jahren als Soldat gut genug ausgeprägt, dass er ihm bedenkenlos vertrauen konnte. Und genau jetzt schrillten einige Alarmglocken in seinem Inneren auf. Hier stimmte etwas ganz und gar nicht.
"O’Neill!", rief Teal’c, der ein Stückchen vorgelaufen war und winkte sie zu sich. "Hier sind Fußspuren."
"Es müssen vier, nein, sechs Jaffa gewesen sein.", erklärte, als seine Freunde näher kamen. "Sie sind nach Norden gegangen."
O’Neill überblickte noch einmal prüfend die Umgebung, ehe er antwortete. "Na dann lasst uns ihnen mal einen Besuch abstatten."
Auf dem Weg stießen sie auf einen schlammigen Trampelpfad, wodurch die Spuren, die sie verfolgten, noch verstärkt wurden. Keiner sprach ein Wort und so liefen sie in einstimmigen Schweigen durch lichten Wald. Immer auf eine Gefahr oder einen Angriff gefasst. Ihre Sinne aufs Äußerste geschärft.

~ Das war viel zu einfach. Wieso bewacht niemand das Tor, wenn hier doch angeblich ein Goa’uld-Angriff stattfindet? Ich habe ein ganz schlechtes Gefühl. ~

Jack war so in Gedanken versunken und gleichzeitig auf die Umgebung konzentriert, dass er sich nicht nach seinem Major umdrehte, als er bedenkenlos antwortete: "Ich auch, Carter. Ich auch."
Plötzlich blieb Teal’c vor ihm stehen und er wäre fast gegen dessen Rückseite geprallt. Auch Sam und Daniel hielten verwundert inne und sahen den Colonel an. Der Jaffa hob fragend eine Augenbraue.
"Was?", fragte O’Neill gereizt.
"Major Carter hat kein Wort gesagt.", erklärte Teal’c ruhig.
Verwirrt drehte Jack sich zu Carter um. Doch diese schüttelte nur stumm den Kopf.

~ Was war denn das? Wie kann das sein, ich habe doch nur… ~

* …nachgedacht, genau, Carter. *

Sam und Jack sahen sich stumm an, während Daniel Teal’c einen fragenden Blick zuwarf.
Sam zögerte sichtlich.

~ Sir? ~

Erstaunt riss Jack die Augen auf und räusperte sich. Wie war das nur möglich? Wieso konnte er sie hören, ohne dass sie etwas sagte?

~ Was machen Sie in meinen Gedanken? ~

* Dasselbe könnte ich Sie auch fragen, Carter. *

~ Ich schätze, dass wir uns geirrt haben, Sir. ~

* Womit? *

~ Dass wir nur überarbeitet sind. ~

~ Sie meinen…? ~

Sam nickte langsam und ein Seufzen entfuhr O’Neill.
Daniel tauschte einen weiteren kurzen Blick mit Teal’c, bevor er ansetzte. "Ähm, Leute, ich will eure stumme Konversation ja nicht unterbrechen, aber es sieht so aus, als würden wir Besuch kriegen.", erklärte er und deutete um sich.
Nur langsam konnten Sam und Jack sich aus ihrer Starre lösen.

~ Wenn er wüsste, wie Recht er mit seinem Kommentar hat… ~

Erschrocken und auch etwas verlegen, griffen die beiden schnell zu ihren Waffen, die sie wohl unbewusst, während ihrer ’stummen Konversation’ losgelassen hatten, doch es war bereits zu spät.
"Verdammt! Das war eine Falle!", fluchte Jack, während er die immer mehr werdenden Jaffa und Drohnen sah, die sie umzingelt hatten.

***

"Unplanmäßige Stargateaktivierung von außerhalb!", schallte es durch den Stützpunkt.
Soldaten rannten in den Torraum, um sich wagemutig dem Feind entgegenzustellen. Sie waren alle darauf trainiert worden. Ihr Befehl lautete, den Stützpunkt zu verteidigen. Koste es was es wolle. Sie waren bereit ihr Leben dafür zu geben.
General Hammond eilte in den Kontrollraum und sah den diensthabenden Seargent fragend an.
"Es...ist SG1, Sir!", erklärte dieser verblüfft.
"SG1 ist doch erst vor knapp zwei Stunden aufgebrochen!", wunderte er sich. "Iris öffnen!", befahl Hammond schließlich und lief in den Torraum.
Er stand wartend vor dem offenen Tor an der Rampe und fieberte der Ankunft seines besten Teams entgegen. Es war ungewöhnlich, dass O’Neills Team nach so kurzer Zeit schon wieder von einer Mission zurückkehrte. Und wenn dem doch einmal so war, bedeutete es nur eines: Ärger.
Es dauerte mehrere Minuten, die sich für den General zu einer Ewigkeit auszudehnen schienen, bis SG1 komplett, im wahrsten Sinne des Wortes, durch das Tor geflogen kam und ziemlich unsanft landete.
Schnell winkte er einem Seargent, der Sanitäter in den Torraum bestellte. Aus dem Stargate kamen Dutzende von Stabwaffen- und Energiesalven, trafen die Wände und auch einige der Soldaten. Sofort gab Hammond den Befehl, die Iris zu schließen und wendete sich erst jetzt den vier Menschen, die stöhnend auf der Rampe lagen und von Sanitätern und Dr. Fraiser umringt waren, zu.
"Was ist passiert?"
O’Neill erhob sich seufzend und hielt sich den Kopf. Offenbar war er durch eine der Energiewaffen oder eine Zat getroffen worden. Auch die anderen Mitglieder von SG1 standen jetzt auf. Carter war am Oberarm durch eine Stabwaffe gestreift worden und auch Daniel und Teal’c wiesen etliche Kratzer und kleinere Wunden auf.
"Das war eine Falle, Sir.", erklärte Jack und bedachte seinen Major mit einem besorgten Seitenblick. Sie nickte ihm beruhigend zu, dann wandte er sich wieder an seinen Vorgesetzten. "Anubis hat die Nox getäuscht, damit sie uns um Hilfe bitten und wir auf diesen gottverdammten Planeten kommen. Dort haben einpaar Jaffa und Superkrieger eine kleine Party für uns veranstaltet."
"Gut, dass Sie heil wieder da sind.", sagte der General und atmete erleichtert aus. SG1 hatte es mal wieder geschafft. Sie waren einem Todeskommando von Anubis entkommen und hatten dabei seinen Dienern kräftig in den Hintern getreten.
"Mehr oder weniger heil, Sir.", erwiderte Jack sarkastisch und grinste vergnügt.


Kapitel 4: Annäherung

Drei Tage später saßen SG1 komplett zusammen mit General Hammond und Jacob Carter im Briefing-Room und besprachen eine gemeinsame Mission mit den Tok’ra, die vor 4 Stunden ein nicht geplantes Ende genommen hatte.
"Nun ja, Sir. Wir kamen, sahen, nur der Sieg war nicht unser.", erklärte Jack gedehnt.
Es handelte sich dabei um eine Mission, deren Auftrag war, eins von Anubis neuen Schiffen mit Antikertechnologie zu sprengen. Leider ging diese Mission gründlich schief, denn aus einem Hinterhalt waren Dutzende Drohnen aufgetaucht, die ihren Plan erfolgreich vereitelt hatten. Sie hatten sich unter starkem Beschuss zurückziehen müssen. Schon die zweite Mission in Folge, die so ein Ende genommen hatte. Anubis war wirklich nicht leicht zu knacken und langsam wurde auch den Tau’ri die Bedrohung durch diesen Goa’uld immer bewusster.
"Und sonst war nichts mehr?", fragte Hammond nach. Es war selten der Fall, dass SG1 eine Mission abbrechen musste.
"Nichts, Sir. Nada. Rien. Nothing."
Jack schien sich offensichtlich einen Spaß aus der Missionsbesprechung zu machen, doch der General achtete nicht weiter darauf und wandte sich Jacob zu.

* Man, ist das wieder langweilig! *

~ Sir? ~

Plötzlich schrak der entspannt nach hinten gelehnte O’Neill auf und starrte seinen Major verblüfft an. Den Seitenblick den Teal’c ihm dabei zuwarf, beachtete er nicht.

* Ich hab nichts gesagt, oder!? *

Carter sah nun ebenfalls verwirrt aus, als sie den ihr gegenüber sitzenden O’Neill fixierte.

~ Haben Sie nicht? ~

"Nein, Major!", sagte Jack laut, ohne sich dessen bewusst zu sein.
Die anderen sahen ihn mehr als erstaunt an.
"Colonel? Alles in Ordnung?", fragte Hammond langsam und sah seinen 2IC dabei misstrauisch an.

* Mist! *

"Ja, Sir. Alles bestens!", murmelte Jack und warf seinem Sam einen gespielt bösen Blick zu. Doch diese grinste nur vergnügt.

* Das ist nicht witzig, Carter! *

~ Doch, Jack, das ist es! ~

Er hob erstaunt die Augenbrauen und sah seinen verlegenen 2IC verblüfft an. Hatte er sich gerade verhört oder hatte sie ihn tatsächlich ‚Jack’ genannt?

* Wie bitte? *

Er versuchte Augenkontakt mit ihr herzustellen, doch sie wich ihm aus und plötzlich...plötzlich sah er ein Bild in seinen Gedanken auftauchen. Er erkannte sich selbst in Zivilkleidung auf der Prometheus. Carter saß ihm gegenüber in ihrer Uniform. Sie sah müde und abgespannt aus. Sie unterhielten sich und er bat sie, ihn bei seinem Vornamen zu nennen. Außerdem sprachen sie über ihrer beider Gefühle zueinander.
O’Neill sah Sam mehr als verwirrt an. Wann war denn das passiert? Er konnte sich nicht daran erinnern ein so vertrautes Gespräch mit ihr geführt zu haben.
Er sah zu, wie die Szene in seinem Kopf weiterging, sie beendeten ihr Gespräch, doch auf einmal küsste sie ihn. Sam Carter küsste ihn! Noch dazu verdammt leidenschaftlich. Er konnte ihre Lippen förmlich auf seinen spüren und hatte das Gefühl, jeden Moment den Verstand verlieren zu müssen.
"Jesus!", keuchte Jack und sprang erschüttert auf. Was war da nur gerade passiert? Und wann verdammt, wann war das passiert?
"Colonel O’Neill, was ist denn in Sie gefahren!?", rief Hammond verärgert. Er würde wirklich gern wissen, was mit seinem 2IC los war. Er benahm sich doch sonst nicht so seltsam und störte eine Besprechung, nur weil sie ihn langweilte.
Doch der Angesprochene starrte Major Carter nur sprachlos und mit weit aufgerissenen Augen an. Sein Mund öffnete und schloss sich wie bei einem Fisch, doch kein Ton kam hervor.
"Setzen Sie sich wieder, Colonel. Die Besprechung ist noch nicht zu Ende.", befahl Hammond und bedachte O’Neill mit einem wütenden Blick.
"Natürlich, Sir.", murmelte dieser und räusperte sich. Er setzte sich hin, schloss die Augen, stützte die Ellbogen auf den Tisch, faltete die Hände und drückte seine Stirn in einer verzweifelten Geste dagegen.
Der General hielt es für das Beste, SG1 nach dieser Besprechung noch einmal von Dr. Fraiser untersuchen zu lassen. Vielleicht hatten sie sich ja irgendeinen außerirdischen Virus oder etwas anderes merkwürdiges eingefangen, was zumindest das unübliche Verhalten von O’Neill erklären würde. Doch zuerst musste er alle Details der letzten Mission erfahren und wandte sich wieder Jacob zu.

~ Was habe ich mir nur dabei gedacht, ausgerechnet daran zu denken!? ~

Sam starrte verlegen auf ihre im Schoß gefalteten Hände hinab. Um nichts in der Welt wollte sie jetzt dem Blick ihres Colonels begegnen.

* Wann ist das passiert? *

Die leise Stimme in ihrem Kopf ließ sie aufblicken. Er hatte wie so oft sein typisches Pokerface aufgesetzt, doch sie spürte die wilden Gedanken und Fragen, die ihm jetzt durch den Kopf jagten, als er den Kopf hob und sie ansah.
Es war ihnen in den letzten Tagen nur noch sehr selten passiert, dass sie plötzlich die Gedanken des anderen hören konnten, daher hatten sie es auch nicht gemeldet. Doch jetzt, bei dieser Besprechung schienen sie ständig ungewollt in ihren Köpfen herumzukramen – und fanden dabei jede Menge private Details heraus, wie Sam sich eingestehen musste.

~ Was meinen Sie? ~

* Kommen Sie schon, Carter, Sie wissen verdammt genau was ich meine! *

~ Ach,...das. ~

Sam versuchte so gut es ging, Zeit zu schinden. Sie wollte und konnte ihrem Colonel einfach nicht erzählen, was auf der Prometheus passiert war. Niemals.
Doch bevor sie sich herausreden bzw. herausdenken konnte, entstand ein Bild in ihrem Kopf. Sie sah sich selbst im Kontrollraum arbeiten. Plötzlich ging der Alarm los und Colonel O’Neill kam in Zivil gekleidet herein. Er trug eine Mütze und ein gelbes Sweatshirt. Er wandte sich an Hammond und überreichte diesem seine Kündigungspapiere, bevor er sich zu ihr herumdrehte.
‚Damit ich das hier tun kann!’, antwortete er auf ihre Frage, warum er kündige. Dann packte er sie und presste seine Lippen auf ihre. Er umschlang sie und küsste sie leidenschaftlich, doch nur einen Moment später war alles wieder vorbei und er saß ihr gegenüber im Besprechungsraum und grinste sie verträumt an.
"Colonel!", rief Carter erschrocken und sprang unbewusst auf. Wann war das geschehen? Wann hatte er sie so geküsst? Und warum, verflucht nochmal, konnte sie sich nicht daran erinnern?
Die anderen sahen sie sprachlos an. Was war nur mit Colonel O’Neill und Major Carter los?
Doch Sam bemerkte ihre ungläubigen Gesichter überhaupt nicht, sie starrte Jack mit einer Mischung aus Wut, Erschütterung, Verwirrung und Faszination an. Warum wusste sie nichts mehr davon? An sein verträumtes Grinsen konnte sie sich noch gut erinnern, jedoch an den Kuss überhaupt nicht.
Während der General sich laut räusperte, tat O’Neill völlig unschuldig, als hätte er rein gar nichts mit dieser Sache zu tun.
Hammond war mittlerweile jedoch verärgert. Was ging nur in SG1 vor? Nein, nicht in SG1, verbesserte er sich, in Sam Carter und Jack O’Neill. Schließlich machte er seinem Ärger Luft.
"Colonel O’Neill! Major Carter! Mich würde wirklich interessieren, was mit Ihnen beiden los ist!"

***

* Tun wir nicht! *

~ Tun wir doch! ~

* Tun wir nicht! *

~ Doch, Sir, wir müssen. ~

* Warum? Warum müssen wir Hammond davon erzählen? Stellen Sie sich doch nur mal die Möglichkeiten vor, die wir dadurch erhalten! *

~ Und die wären? Dass wir auf diese Weise private Dinge erfahren, wie...wie... ~

* ...dass Sie mich küssen wollen, Major? *

~ Das ist nicht witzig! ~

* Habe ich das etwa behauptet? *

~ Außerdem ist es ein großer Unterschied, ob man es sich nur vorstellt, es möglicherweise, unter Umständen in Erwägung zieht, als wenn man es wirklich macht! ~

* Warum haben Sie es nicht einfach getan, Sam? *

~ Wie bitte? ~

* Wenn doch alles nur in Ihrer Vorstellung passierte, wie sie gesagt haben. *

~ WAS? ~

* Warum haben Sie’s nicht einfach getan? *

~ Also...ich... ~

Sam und Jack standen nun vor Hammond’s Büro. Er hob die Hand um anzuklopfen, wartete jedoch einpaar Sekunden, wobei er Sam’s Blick festhielt und sie abwartend musterte. Als sie nicht antwortete, klopfte er an.
"Herein!", befahl der General und wies auf die beiden Stühle vor seinem Schreibtisch hin, während er noch in einpaar Akten blätterte.
Sie setzten sich langsam hin und sahen ihren kommandierenden Offizier schuldbewusst an. Ihnen war beiden unwohl und sie waren sich nicht einig, ob sie Hammond von dieser Gedankenlesen-Sache erzählen sollten oder nicht.
Dieser legte nun die Akten beiseite und musterte die beiden argwöhnisch.
"Also, haben Sie eine Erklärung für Ihr merkwürdiges Verhalten während der Besprechung?"
Sam und Jack warfen sich einen kurzen Blick zu, dann begann O’Neill langsam. "Naja, Sir, die Sache ist die: Da war dieser komische Planet, P4X331, Sie erinnern sich noch? Und plötzlich wusste ich was Carter in ihrem Labor bastelt und..."
"Halt, Colonel. Ich verstehe kein Wort von dem was Sie da reden!", rief Hammond aus und wandte sich hilfesuchend an Carter. Diese sah ebenso resigniert wie O’Neill aus, versuchte sich jedoch in einer Antwort.
"Also, wir wissen selbst nicht genau, wie das passieren konnte...Sir", begann sie vorsichtig.
"Was passieren konnte?", fragte Hammond alarmiert. Das konnte doch nicht...? Sie hatten doch wohl nicht...?
"Naja, dass wir – ", ergriff Jack wieder das Wort, wurde jedoch abrupt durch einen grell leuchtenden Lichtstrahl, der ihn traf, unterbrochen.

* Nicht schon wieder! *

Ungläubig starrten Major Carter und Hammond auf den leeren Stuhl auf dem vor einer Sekunde noch Colonel O’Neill gesessen hatte.

***

"Sind Sie sicher?", fragte der General misstrauisch und goss sich eine Tasse Kaffee ein, bevor er sich zu den anderen Mitgliedern von SG1 an den Tisch setzte. Jacob Carter hatte sich kurz bevor Jack verschwunden war, von ihnen verabschiedet, da er den Auftrag zu einer wichtigen Mission bekommen hatte. Der General bedauerte dies, hätte er doch gerne mehr Zeit mit seinem alten Kameraden verbracht. Auch hätte der Tok’ra ihnen vielleicht in dieser Situation helfen können. Nun aber waren sie auf sich allein gestellt. Oder auch nicht, wenn Major Carter mit ihrer Vermutung Recht behalten sollte.
"Ganz sicher, Sir.", beharrte sie. "Das war ein Asgard-Transportstrahl, der Colonel O’Neill auf ihr Schiff gebeamt hat, ich habe das schon mehrmals mitangesehen."
Plötzlich tauchte erneut ein grelles, weißes Licht auf und brachte ihnen O’Neill in Sekundenschnelle wieder. Dieser hatte Sams letzten Satz mitbekommen.
"Carter hat Recht.", war daher das Erste, das er sagte, bevor er sich auf seinem Stammplatz an den Tisch im Briefingroom setzte. "Es war Thor, der mich zu sich hochgebeamt hat."
"Und?", fragte Daniel ungeduldig. "Was hat er gesagt?"
Jack seufzte schwer. Wie oft hatten sie das schon mitmachen müssen? Und jedes Mal hatten sie es trotz allem geschafft, sich heil aus der Affäre zu ziehen. Doch in diesem Fall schien das unmöglich.
"Thor wollte uns warnen, dass Anubis einen Angriff auf die Erde plant. Er hat mehrere Mutterschiffe bauen lassen und ebenso viele Drohnen wie Jaffa an Bord."
"Natürlich!", rief Carter plötzlich und erwiderte auf die verständnislosen Gesichter der anderen, "Anubis hat alle Informationen über die Erde durch die Gehirnsonde bekommen, die er Jonas damals eingepflanzt hat. Darum auch diese Falle mit den Taranis.", erklärte sie. "Er wollte uns auslöschen, damit niemand seinen Angriff vereiteln kann. Und dank seiner Antikertechnologie weiß er praktisch alles über uns. Wo das Stargate ist, wie weit wir entwickelt sind, wie viele F302s wir gebaut haben, sogar von der Prometheus und ihrer Schlagkraft weiß er! Eben all das, was Jonas gewusst hat."
Der General schüttelte erschüttert den Kopf. "Wenn das so ist, Major, warum hat er uns dann nicht schon vor einigen Monaten angegriffen?"
"Naja, Sir, Anubis hat durch Ba’al einige Verluste einstecken müssen. Er hat wohl einfach Zeit gebraucht, sich auf den Angriff vorzubereiten."
O’Neill nickte betrübt. "Sie haben wahrscheinlich Recht, Carter. Thor sagt, dass die Asgard uns nicht helfen können, weil Anubis zu mächtig geworden ist. Sie wollen keinen Krieg mit den Goa’uld riskieren.", erklärte er.
Schweigen trat ein. Die ganze Situation hatte sich unmerklich für sie zugespitzt. Und nun schien alles hoffnungslos verloren zu sein.
Daniel war der erste, der die Sprache wiederfand. "Wann werden sie hier sein?", erkundigte er sich.
"In 48 Stunden."


Kapitel 5: 48 Stunden

Sofort nachdem Jack die Nachricht vom kommenden Armageddon durch Anubis überbracht hatte, wurde der Alarm ausgelöst. General Hammond verbrachte fast die gesamte Zeit am Telefon. Er verhandelte mit dem Präsidenten, den Abgeordneten, dem Pentagon, Area51 und Vertretern Chinas, Frankreichs, Russlands und Englands. Er versuchte eine Einigung zu erwirken, jedoch sinnlos wie es schien, denn die Zeit zerrann ihnen wie feinkörniger Sand zwischen den Fingern.
SG10 bis 15 wurden durch das Tor ausgeschickt, um mit den Allierten der Tau’ri Kontakt aufzunehmen und sie um Hilfe zu bitten. Die Tok’ra, die Nox, die Jaffa-Rebellen, sogar zu den Asgard wurde ein Team geschickt. Vergeblich. Anubis hatte sich für seinen Angriff viel Zeit gelassen, doch er hatte diese sinnvoll genutzt, wie die Tau’ri jetzt feststellen mussten. Die Asgard waren mit dem Replikatorenproblem vollauf beschäftigt und ob Anubis auch da seine Finger im Spiel gehabt hatte, war nicht abzusehen. Die Wahrscheinlichkeit dafür war jedoch hoch. Er wollte sich für die Zerstörung seines Schiffs, die er zwar Ba’al zu verdanken hatte, rächen, jedoch wusste er, dass die Tau’ri dabei die Fäden gezogen hatten.
Die Nox bedauerten es sehr, SG1 in eine Falle manövriert zu haben, weigerten sich jedoch strikt in den Krieg gegen den Systemlord zu ziehen.
Die Tok’ra hatten im Moment genug mit hohen Verlusten zu kämpfen, weil Anubis viele ihrer Spione entdeckt und hingerichtet hatte. Die übrigen auf dem Alpha-Standort bereiteten zusammen mit den Jaffa-Rebellen das Eintreffen der evakuierten Menschen der Erde vor. Doch bei einem Angriff konnten auch sie nicht wirklich helfen. Sie hatten einige hervorragende Krieger geschickt, doch letztlich erwies sich auch das nur als ein Tropfen auf heißem Stein.
Im SGC wurden wichtige Persönlichkeiten der Nationen versammelt. Wissenschaftler, Ärzte, Politiker, ranghohe Offiziere. Sie wurden alle auf die Evakuierung zum Alpha-Standort vorbereitet. Doch alle waren sich darüber im Klaren, dass Anubis durch Jonas auch von ihrem höchst geheimen Stützpunkt auf einem anderen Planeten erfahren und diesen früher oder später ebenfalls angreifen und auslöschen würde. Jede Hoffnung schien vergebens.

Etwa 30 Stunden später, saß Daniel erschöpft mit einem Kaffee und Übersetzungstexten in der Kantine. Seine Stirn in Falten gelegt, brütete er über dem merkwürdigen Text auf seinen Papieren.
"Hallo!", sagte jemand und der junge Archäologe schreckte auf. Sam stand, ebenfalls mit einer Tasse Kaffee, vor seinem Tisch und lächelte ihn an. "Kann ich mich dazusetzen?", fragte sie.
"Natürlich.", erwiderte Daniel und räumte schnell seine Unterlagen beiseite, um Platz für seine Kollegin zu schaffen.
Diese setzte sich und blickte müde und resigniert in ihre Tasse. Sie schwiegen eine Weile, nach und nach gesellten sich auch Jack und Teal’c zu ihnen. Sie waren alle übermüdet und hatten jede Hoffnung auf Rettung aufgegeben.
"Was machst du da?", fragte Jack, nur um das unangenehme Schweigen zu brechen und deutete auf Daniels Papiere.
"Ach, das", meinte der Angesprochene gelangweilt. "Das sind nur die Inschriften von dem Altar auf P4X331, von denen ich schon mehrfach erzählt habe. Es scheint sich um eine Art Prophezeiung zu handeln, die zu irgendeiner Waffe führt, ich kann jedoch einige Stellen einfach nicht übersetzen.", erklärte Daniel.
Wie auch die anderen klammerte er sich an jeden Strohalm, der ihnen aus ihrer misslichen Lage helfen könnte.
"Eine Antikerwaffe?", fragte Sam jetzt interessiert.
"Ich bin mir nicht sicher.", begann Daniel. "Diese Rasse scheint ebenso weit entwickelt zu sein, wie die Antiker, sogar die Sprache hat eine ungewöhnliche Ähnlichkeit mit deren Sprache, aber ich bin mir mittlerweile sicher, dass diese Waffe, falls es sie wirklich geben sollte, nicht von den Antikern stammte."
"Von wem dann?", fragte Jack und nahm einen tiefen Schluck Kaffee.
"In den Inschriften in der Höhle, die Teal’c und ich angesehen haben, ist die Rede von einer sehr fortgeschrittenen Rasse, die einmal eine Allianz mit den Asgard, den Antikern und den Nox einging und –"
"Das waren die Furlinger, Daniel Jackson.", schaltete sich Teal’c plötzlich ein und nickte dem sprachlosem Daniel zu.
Die anderen sahen den Jaffa erstaunt an. Sie waren alle bei dieser Mission anwesend gewesen, aber dass Teal’c sich noch an solche Details erinnern konnte, überraschte sie.
"Wie dem auch sei", nahm Daniel wieder das Wort auf. "Ich komme jedenfalls nicht wirklich weiter."
"Na dann viel Glück bei deiner Übersetzung! Du hast noch...", rief O’Neill gespielt munter und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. "17 Stunden und 24 Minuten Zeit."
Der Archäologe seufzte und wandte sich wieder seinem Kaffee zu.
Teal’c erzählte, dass er in wenigen Stunden zum Alpha-Standort reisen würde, um den Jaffa-Rebellen, den Tok’ra und den schon eingetroffenen Tau’ri bei weiteren Vorbereitungen und bei der Suche nach einem geeigneten Planet auf den die Überlebenden flüchten können, zu helfen.
O’Neill ließ seine Teammitglieder wissen, dass das Pentagon und der Präsident einen Angriff auf Anubis’ Streitmacht durch die Prometheus und den inzwischen entwickelten F302s genehmigt hatte und dass diese ebenfalls in wenigen Stunden starten sollten.
Eine Weile herrschte Schweigen. Sie waren sich alle der Tatsache bewusst, dass sie nichts mehr vor Anubis’ Rache retten könnte. Höchstens die Asgard, doch die hatten ihre eigenen Probleme. Seitdem Thor O’Neill auf sein Schiff gebeamt hatte, hatten sie nichts mehr von ihren kleinen, grauen Verbündeten gehört und sie nahmen auch nicht an, dass sich das in nächster Zeit ändern würde.
"Wusstet ihr eigentlich", begann Daniel seufzend. "dass genau zu dem Zeitpunkt, an dem der Angriff laut den Asgard erfolgen wird, eine totale Sonnenfinsternis stattfinden soll?"
Die anderen sahen sich an.
"Das passt ja dann zur Apokalypse.", meinte Jack sarkastisch.

Sieben Stunden später brach Teal’c gemeinsam mit einem Evakuierungstrupp und SG3 zum Alpha-Standort auf, wo er gemeinsam mit Bra’tac und Jacob Carter, dessen wichtige Mission abgebrochen worden war, die Führung und Organisation übernehmen sollte.
Major Carter und Colonel O’Neill saßen gemeinsam mit einem ebenso übermüdeten und angespannten General Hammond in dessen Büro und besprachen die letzten Maßnahmen, mit denen versucht werden sollte, die Erde doch noch zu retten. Die drei wussten allerdings sehr genau, dass ihnen eigentlich nur noch ein Wunder helfen konnte. Aber aufgeben wollten sie nicht, jedenfalls nicht ohne es Anubis so schwer wie möglich zu machen.
Sie besprachen gerade den Kampfeinsatz der F302s, als Jack sich freiwillig als Pilot meldete. Hammond und Carter sahen ihn angesichts dieser offensichtlichen Kamikazeaktion verblüfft an, doch seine Entscheidung stand fest. Sam wollte eben etwas sagen, als wie aus heiterem Himmel Daniel hereingestürmt kam.
"General!", keuchte er und man merkte ihm an, dass er den Weg von seinem Labor in Hammonds Büro gerannt war. "Ich glaube, ich hab die Lösung gefunden!"


Kapitel 6: Abschied

Die Weltraumbehörde meldete das Auftauchen mehrerer Raumschiffe im Umkreis der Erde. Es konnte sich nur noch um wenige Stunden handeln, bis sie für die gesamte Erdbevölkerung sichtbar werden würden. Auch den Russen, Chinesen, Franzosen und Briten war Anubis’ Erscheinen nicht entgangen, wurden deren Regierungen doch vorher vom Pentagon und dem Präsidenten gewarnt. Der Zivilbevölkerung war das drohende Armageddon noch nicht gebeichtet worden. Nun setzte man alle Hoffnungen auf den vorbereiteten Gegenangriff der Tau’ri.
Sam und Jack standen mit einigen Piloten und Co-Piloten vor den F302s die sie fliegen sollten. Auch Carter hatte sich freiwillig als Pilotin gemeldet und Hammond hatte weder sie, noch O’Neill von dieser Kamikazeaktion abbringen können. Denn dass es eine Selbstmordmission war, dessen waren sich alle Piloten bewusst. Das war auch der Grund, warum nur diejenigen flogen, die sich auch wirklich ausdrücklich dazu bereit erklärt und gemeldet hatten.
Einige hochrangige Offiziere der Airforce standen neben ihnen, hielten eine kurze Rede und wünschten ihnen viel Glück. Ebenso alle die an den F302s und der Prometheus, die ebenfalls in den Startlöchern war, mitgearbeitet hatten.
Jack stand seinem 2IC gegenüber und versuchte, sich von ihr, wie zuvor auch von den anderen Piloten, mit denen er zum Teil gut befreundet war, zu verabschieden. Er hätte gerne versucht, sie davon abzuhalten ebenfalls eine der F302s zu fliegen, aber er wusste, dass sie nicht auf ihn gehört hätte. Zudem wurde jeder gute Pilot gebraucht und Sam war verdammt gut.
"Carter." Er räusperte sich und betete, dass sie nicht ausgerechnet in diesem Moment wieder seine Gedanken lesen konnte. Dass sie nicht mitbekam, wie sehr ihn dieser Abschied und die Tatsache, es ihr nie gesagt zu haben, mitnahm.
"Sir", begann Sam, doch auf einmal weiteten sich ihre Augen. Jack befürchtete schon, sie hätte erneut seine Gedanken gehört und bereitete sich auf das Schlimmste vor. Doch dem war nicht so.
Sam wurde von einer Flut von verschiedenen Emotionen und Erinnerungen überflutet. Da war ihre erstes Kennenlernen im Briefingroom vor über 7 Jahren, die Mission auf der sie an einen Stammesführer verkauft wurde, die wenigen Minuten, in denen sie ihn, von einer Seuche befallen, hatte verführen wollen, der Kuss in der Zeitschleife, den sie jetzt schon kannte, die Angst, die er empfunden hatte, nachdem sie von Ni’irrti manipuliert worden war und vieles mehr. Es waren die unterschiedlichsten Gefühle, aber eins war den ganzen Erinnerungen doch gemeinsam. Etwas, dass sie ihm gegenüber nie aussprechen würde. Ein Gefühl, dass sie beide verband, weil sie ebenso fühlte wie er.
Auch Jack empfing eine Welle der Erinnerungen und Empfindungen von Sam. Ihre erste Mission nach Abydos, die Angst und Panik, als er durch ein außerirdisches Lebewesen an die Wand genagelt worden war, die Fürsorge, als sein Kopf mit dem Antikerwissen vollgestopft und er nicht mehr mit ihnen kommunizieren konnte, die Gefühle, als er sie auf Apophis’ Schiff nicht zurücklassen wollte, der Schmerz als er ihr und sie ihm ihre Gefühle beim Za’tarc-Test beichten mussten, einfach alles. Alles was sie je durchgemacht, durchlitten und erlebt hatten. Alles was sie beide verband und zu den Menschen machte, die sie jetzt in diesem Augenblick waren.
Diese Offenheit und Verzweiflung, die jedes ihrer Gefühle ständig begleitete, überraschte sie beide. Sie waren unsicher, ob dies der richtige Zeitpunkt zum Handeln war, doch waren sie sich auch ihrer Mission, von der es keine Rückkehr geben würde, ebenso bewusst. Was sollten sie tun?

* Es tut mir leid. *

Jack sah sie aus traurigen Augen an.

~ Was meinst du? ~

* Dass ich es dir nicht früher gesagt habe...sagen konnte....ich- *

Sams Augen weiteten sich, doch sie unterbrach ihn lächelnd.

~ Nicht. ~

Jack warf ihr einen verwirrten Blick zu. Wenn nicht jetzt, wann dann? Hatte er sich vielleicht doch getäuscht? Hatte er etwas von ihren Gefühlen falsch interpretiert?
Sam spürte, wie er sich wieder von ihr zurückzog, sich verschloss. Normalerweise hätte sie das zugelassen, doch diese Situation war alles andere als normal. Weder für sie, noch für den gesamten Planeten. Ihnen stand das Ende der Welt bevor. Es würde wohl nie wieder einen geeigneten Zeitpunkt für sie beide geben, weil es von dieser Mission unmöglich ein Zurück geben konnte, ein Überleben ausgeschlossen war. Oder?

~ Sag es mir, wenn wir wieder zurück sind und Anubis besiegt haben. ~

Sie lächelte bei diesem Gedanken und Jack verstand. Er lächelte ebenfalls und nickte ihr zu.

* Also gut. *

"Viel Glück, Major.", sagte O’Neill laut. Er lächelte zwar, doch sein Blick war dunkel und traurig.
"Viel Glück, Sir."
Er hatte verstanden. Das bedeutete Sam enorm viel. Sie hatten nicht gegen die Regeln gehandelt. Sie hatten nichts gesagt, was nicht zwischen ihnen gesagt werden konnte. Jetzt nicht und womöglich niemals. Da ihnen Anubis’ Angriff unmittelbar bevorstand, rechnete sie eher mit letzterem.
Der Colonel drehte sich zu den anderen Piloten um und rief "Auf geht’s, Leute! Lasst uns diesem Schlangenkopf kräftig in den Hintern treten!"


Kapitel 7: Das Ende?

Fast zur gleichen Zeit kämpfte sich Daniel Jackson zusammen mit SG8 auf dem Planeten P4X331 durch den Wald und den Fluss bis zu dem Altar an dem alles begonnen hatte. Er ließ das Team Wache beziehen und machte einen kurzen Rundgang durch die Höhle, fand jedoch nichts von weiterem Interesse. Die Geschichte rund um die Prophezeiung und die angebliche Waffe die dahintersteckte, hatte er aus den Aufzeichnungen in der Höhle übersetzen können. Das Wichtigste in seiner Theorie war der Altar. Der "Altar der Weisen", wie er in der Prophezeiung genannt wurde. Er sandte eine merkwürdig faszinierende Strahlung aus, ähnlich wie die der beiden Monde, die jedoch heute nicht in ihrer vollen Pracht wie bei ihrem letzten Besuch zu sehen waren. Ehrfürchtig fuhr Daniel über die Oberfläche des glatten Steins und erschauderte. Eiskalt. Er betrachtete die Innenfläche seiner Hand, doch diese wies keinen solchen Schnitt auf, wie den, den Carter und O’Neill an diesem Altar erlitten hatten.
"Das ist alles sehr seltsam.", murmelte er in Gedanken versunken.
Nur mühsam riss er sich von der Pracht des Altars los, in dessen Bann er gezogen worden war und sah auf seine Uhr. Noch drei Stunden. Langsam wurde die Zeit knapp. Er hatte General Hammond versprochen, dass er diese Inschrift entschlüsseln und eine Waffe mitbringen würde, die sie gegen Anubis einsetzen konnten. Allein deswegen hatte er die Erlaubnis zu dieser Mission bekommen. Und SG8 als Begleitung. Dafür war er dem General von Herzen dankbar, wusste er doch, dass jeder fähige Mann zur Verteidigung der Erde im SGC gebraucht wurde. Dennoch hatte Hammond ihm eine Chance gegeben und diese gedachte er auch zu nutzen.
Mehrmals umrundete Daniel den Altar und besah ihn sich von allen Seiten. In Gedanken ging er noch einmal die Bruchstücke der Prophezeiung durch, die er hatte entschlüsseln können. Was allerdings nicht wirklich viel war.

... Dunkelheit regiert ...Welt
... Licht der Sonne ... ....
.... geweiht
Kein....Hoffnung..... verweilt
... tiefste Dunkelheit ... Nacht
... wah... Gef... zut.... gebracht
Ha....zw.. Seelen.... gefu....
.... Schick... .... gebunden
... Licht ... beiden Monde
... entscheidenden Augenblick über ..... thronte
.... Blut ... Altar ..... ...tränkt
..... .....same Kraft ..... .Waffe lenkt


Okay, der Reihe nach, ermahnte er sich. Dunkelheit regiert die Welt. Also wohl Nachts. Wurde es auf diesem Planeten überhaupt Nacht? Und dann stand da wieder etwas vom Licht der Sonne. Aber auf diesem Planeten gab es keine Sonne, verdammt! Er wurde nur durch die beiden Monde erhellt, die auch die nötige Wärme spendeten und...Moment mal! Das Licht zweier Monde! Da stand es doch! Das Licht zweier Monde, im entscheidenden Augenblick. Aber welcher entscheidende Moment war gemeint? Und was hatte das alles mit Blut und der Dunkelheit der Nacht zu tun?
Missmutig und gereizt fuhr Daniel sich durch die Haare und setzte sich vor den Altar, auf dessen Vorderseite die Inschrift, die ihm soviel Kopfzerbrechen bereitete, prangte.
Er seufzte und übersetzte noch einmal Zeile für Zeile mithilfe der Bücher, die er mitgenommen hatte. Dunkelheit regiert ... Welt. Dunkelheit regiert die Welt. Das musste wohl bedeuten, dass es sich nicht um eine normale Nacht handelte. Das nahm er einfach mal an. Wenn es nicht stimmen sollte, konnte er seine Theorie immer noch überdenken. Jetzt aber brauchte er einen Anfang. Ein erstes Stück des Puzzles, mit dessen Hilfe er die anderen Teile finden konnte.
Es hatte also nichts mit der Nacht zu tun, überlegte er. Es musste etwas passieren, dass die Waffe aktivierte, dass Dunkelheit hervorbrachte, wie in einer Nacht eben. Eine Mondfinsternis vielleicht? Oder...ja! Eine Sonnenfinsternis! Das konnte es sein. Die Sonnenfinsternis auf der Erde, die genau dann ihren Höhepunkt erreichen würde, wenn Anubis seinen Angriff beginnen würde. Dunkelheit würde die Welt regieren und das Licht der Sonne...wäre fort. Zumindest musste das dem unbekannten Wort in der Zeile entsprechen. Denn wenn es dunkel war, konnte das Licht der Sonne ja nur fort sein. Oder nicht?
Soweit passte es also, wenn seine Überlegungen stimmten.
Seelen. Gebunden. Gebundene Seelen? Was für ein Schwachsinn!, ermahnte er sich. Es hatte etwas mit Seelen zu tun. Seelen, die irgendwie gebunden waren. An den Altar? An die Rasse, die dies erbaut hatte? Die Furlinger, wie Teal’c behauptet hatte. Das er da nicht selber draufgekommen war!
Daniel seufzte schwer. Er hatte das Gefühl, als läge die Lösung direkt vor ihm und er müsse nur danach greifen, dennoch fehlte ein Stück in dem Puzzle, damit sich ein vollständiges Bild ergeben konnte.
Also, gut. Kurze Zusammenfassung. Eine Sonnenfinsternis die alles in Dunkelheit taucht. Wie in einer Nacht eben. Irgendetwas geweihtes. Keine Hoffnung mehr. Ein bitteres Lachen entschlüpfte ihm. Hoffnung? Die hatten die Menschen auf seinem Planeten und er sicher nicht mehr. Seelen die irgendwie an irgendwas gebunden waren. Das Licht der beiden Monde, welches im entscheidenden Moment über ihnen leuchtete. Thronte. Mondlicht...Blut...Altar - - da musste es doch einen Zusammenhang geben!
Langsam ging Daniel in Gedanken ihre letzte Erkundung dieses Planeten durch. Er und SG1 waren auch zu dem Altar gekommen. Sam und Jack hatten auf ihn, der gemeinsam mit Teal’c die Höhle anschaute, gewartet. Er hatte alles aufgenommen. Die Inschriften, den Altar, die Zeichnungen in der kleinen Höhle, den Wald, die beiden Vollmonde, den Fluss, das... Moment. Vollmonde? Überrascht sah Daniel gen Himmel. Tatsächlich. Bei ihrem letzten Besuch waren die beiden Monde vollkommen rund gewesen und hatten eine faszinierende, ja, fast magische Strahlung erzeugt. Jetzt war nur noch etwa die Hälfte der beiden Gestirne zu sehen. Auch leuchteten sie nicht mehr in derselben Pracht wie letztes Mal. Konnte das die Lösung sein? Schnell ging der Archäologe noch einmal die Fakten durch. Ja, es schien alles zusammen zu passen. Die Prophezeiung konnte nur auf diese Weise gedeutet werden. Das hoffte er zumindest. Er ging noch einmal in die Höhle, denn nun ergaben auch die merkwürdigen Zeichnungen einen Sinn. Es war, als wäre Daniel ganz plötzlich und wie aus heiterem Himmel der Groschen gefallen. Jetzt wunderte es ihn sogar, dass er nicht früher darauf gekommen war. Die Malereien in der Höhle waren eine Art Plan, eine Karte, die aufzeigte, wie man in den Besitz dieser mächtigen Waffe kam – auch wenn es zu dessen Anwendung etwas ganz anderes bedurfte. Leise lächelte Daniel in sich hinein. Es war brillant von den Furlingern, anscheinend ebenfalls eine Menschenrasse, gewesen, dieses gefährliche Aliengerät auf einen Planeten zu bringen, an dem nie eine Sonnenfinsternis stattfinden konnte, weil es gar keine Sonne gab! Demnach konnte die Waffe hier auch nie aktiviert werden. Auf der Erde schon. Auf der Erde gab es alles, was zur Aktivierung der Waffe nötig war. Natürlich nur, wenn seine Schlussfolgerungen aus den Bruchstücken des Prophezeiungstextes richtig waren.
Er sah auf die Uhr. Verdammt, nur noch knapp zwei Stunden. Er hatte ewig mit der Interpretation der Inschrift gebraucht.
Daniel wanderte zur Rückseite des Altars, sah die filigranen Gravuren in dem leuchtenden Stein, fuhr bestimmte Muster nach, drückte einige Stellen und trat schnell einen Schritt zurück. Er wartete. Ungefähr zehn Minuten stand er unbeweglich da und starrte den Altar an. Nichts passierte. Hatte er sich geirrt? War seine ganze Übersetzung falsch? Hatte er die Zeichnungen in der Höhle, die als eine Art Plan dienten, falsch verstanden? Verzweifelt raufte er sich die Haare. Das durfte doch alles nicht wahr sein! Sein Planet stand kurz vor er Vernichtung und er brachte nicht einmal in wenigen Stunden eine brauchbare Übersetzung eines Textes zustande, der ihrer aller Leben retten konnte. Das war wirklich zum Verrücktwerden!
Daniel wollte sich gerade erneut den Inschriften auf der Vorderseite des Altares zuwenden, von denen er mittlerweile fest überzeugt war, sie falsch gedeutet zu haben, als er plötzlich ein merkwürdiges Geräusch hörte. Bevor er jedoch weiter darüber nachdenken konnte brach ein Erdbeben los und der junge Archäologe konnte noch gerade rechtzeitig von dem sich plötzlich spaltenden Altar zurückspringen, bevor er von umherfliegenden Gesteinsbrocken getroffen werden konnte.
Erschrocken aber nicht minder fasziniert beobachtete er, wie das Gestein aus dem der Altar bestand, auseinander brach. Nein, nicht brach, er teilte sich genau in der Mitte, so, als wäre es schon vor Tausenden von Jahren genauso festgelegt worden. Und das war es eigentlich auch. Immer weiter und weiter teilte sich das Gestein, die knapp an ihm vorbeizischenden Brocken registrierte Daniel kaum, er starrte nur sprachlos das in der Mitte auftauchende kleine Kästchen an, das wohl die gefürchtete Waffe sein musste. Er hätte dem faszinierenden Schauspiel gerne länger zugesehen, doch schon nach wenigen Augenblicken war es wieder vorbei und das metallene Kästchen lag auf den Trümmern dessen, was vor einpaar Minuten noch ein ungewöhnlicher Altar gewesen war.
Er hörte SG8 über Funk nach ihm fragen, doch er antwortete nicht. Wie in Trance ging er langsam auf das kleine Etwas zu, beugte sich darüber und nahm es in seine beiden Hände. Unwillkürlich erschauderte er. Ganz im Gegensatz zu dem eiskalten Altar, war das Kästchen warm. Fast wie ein lebendes Wesen. Schnell verwarf er diesen erschreckenden Gedanken und fand wieder ins Hier und Jetzt zurück. Er teilte dem Team mit, dass er gefunden hatte, wonach er gesucht hatte und sie nun zur Erde zurückkehren würden.
Hoffentlich war es noch nicht zu spät.


Kapitel 8: Das Vermächtnis der Furlinger

"Sauerstoffversorgung?", fragte O’Neills Co-Pilot mit ernst monotoner Stimme.
"Gecheckt.", verkündete der Colonel und warf einen kurzen Blick aus dem Fenster. Die angekündigte Sonnenfinsternis hatte schon begonnen und würde genau zum Zeitpunkt von Anubis’ Angriff seinen Höhepunkt erreichen – das heißt, wenn die Asgard mit ihrer Berechnung richtig lagen, doch daran zweifelte er nicht einen Moment.
Jack seufzte. Irgendwie vermisste er Carter als seine Co-Pilotin. Mit ihr hatte er immer Witze machen können, selbst während einer lebensgefährlichen Mission. Er seufzte innerlich. Sie würden wohl nie wieder miteinander Witze reißen können. Er würde nie wieder ihr Lächeln sehen, wenn sie sich über ihn amüsierte.
Und dennoch. Sie wusste was er fühlte. Auf eine verquere, seltsame Art, doch sie wusste es. Und auch er war sich ihrer Gefühle bewusst. Ein kleines Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Nach sieben langen Jahren der Zusammenarbeit waren sie sich endlich im Klaren darüber, was der jeweils andere für sie fühlte. Sie hätten glücklich sein müssen. Oder verzweifelt. Vielleicht auch beides. Doch Jack fühlte nichts von alldem. Er war ganz ruhig. So wie wohl noch nie in seinem gesamten Leben. Er war ruhig und empfand eine seltsame Zufriedenheit. Eigentlich lächerlich. Doch er kümmerte sich nicht darum, wie das erscheinen mochte. Erst jetzt war ihm klar geworden, wie schwer die Last der Ungewissheit über sich und Sam auf seinen Schultern gewesen war. Und plötzlich war eben diese Last, die er freiwillig ganze sieben Jahre mit sich herumgetragen hatte, verschwunden. Und es war ganz einfach gewesen. Vielleicht allerdings auch nur deswegen, weil er nichts hatte sagen oder tun müssen. Es war einfach passiert. Er hatte seine Gedanken und damit verbunden, seine Erinnerungen und Gefühle, nicht vor ihr verbergen können. Und sie ebenso wenig vor ihm. Zwar war noch nicht alles zwischen ihnen gesagt worden – das würde es vermutlich niemals – doch Jack empfand eine unglaubliche Erleichterung. Er wusste, wie sie fühlte und jetzt konnte er sich umso mehr darauf konzentrieren, Anubis in den Arsch zu treten.
"Hyperantrieb?", fragte er
"Gecheckt."
"Gut, dann kann’s ja losgehen!", verkündete O’Neill mit gespielter Fröhlichkeit. Obwohl...vielleicht war diese zur Schau getragene gute Laune gar nicht so sehr gespielt. Auch wenn es komplett unsinnig und unlogisch war, er spürte wie ein Glücksgefühl ihn durchflutete und mit neuer Energie versorgte. Ein Grinsen umspielte seinen Mund. Er blickte aus dem Fenster und konnte Carter in einer anderen F302 neben sich auf der Startbahn rollen sehen. Sie hob ihre Hand zum Gruß und lächelte ihn an. Ja, sie empfand genauso wie er. Auch sie war verwirrt und gleichzeitig erleichtert. Voller Energie und Adrenalin.
Plötzlich kam eine Durchsage.
"Achtung! Major Carter und Colonel O’Neill werden hiermit zurückgerufen. Befehl von General Hammond. Sofortiger Rückzug!"

* Was...soll denn das? *

~ Vielleicht irgendwelche technischen Probleme... ~

Verblüfft blickte Jack auf. Sie war ja immer noch in seinen Gedanken! Und das auf die Distanz von mehr als hundert Metern und zwei modifizierten Gleiterkampfflugzeugen! Das war...unglaublich.
Verärgert und gleichzeitig beunruhigt beendeten Sam, Jack und ihre beiden Co-Piloten das Anfahren und hielten an. Was war nur passiert, dass der General sie zurückrufen ließ?
Schnell wandten sie sich an den diensthabenden Offizier, der sie unverzüglich in einen Jeep setzte und zurück ins SGC schickte, was eigentlich sinnlos war, denn der Angriff sollte in weniger als 1 ½ Stunden stattfinden und bis zum SGC brauchten sie mit dem Auto ungefähr vier Stunden.
Verwirrt setzte Jack sich ans Steuer und fuhr, sobald Sam neben ihm auf dem Beifahrersitz Platz genommen hatte, mit halsbrecherischer Geschwindigkeit los. Erschrocken hielt Sam sich am Türgriff fest.

~ Wenn du immer so fährst, kann ich mich glücklich schätzen nicht mit dir nach Minnesota gefahren zu sein. ~

Auf Jacks verblüfften Blick hin breitete sich ein verschmitztes Lächeln auf ihrem Gesicht aus. Sie konnte die wild aufeinander folgenden Bilder von Minnesota, seiner Hütte dort, seiner Angeltour mit Teal’c und einer imaginären rasanten Fahrt mit ihr auf dem Highway sehen und fing an zu kichern.
Auch Jack lächelte.

* Die Apokalypse steht uns kurz bevor und du kannst nichts anderes tun, als zu lachen? *

Doch sie hatte irgendwie Recht. Diese ganze Situation war einfach zu komisch. Sie rasten zurück ins SGC, hatten dabei Anubis im Nacken sitzen und hatten sich auf irgendeine Weise ungewollt ihre Gefühle gestanden. Und nun saßen sie in diesem Jeep und kicherten. Was konnten sie sonst tun? Zum Verzweifeln war es zu spät. Also lachten sie und genossen die letzten Stunden, die sie noch miteinender teilen konnten, auch wenn keiner von ihnen sich recht traute, ihr Gespräch von vorhin wieder aufzunehmen.
Plötzlich ertönte eine ihnen bekannte Stimme durch das Funkgerät.
"Colonel O’Neill, Major Carter, können Sie mich hören?"
Mit einer automatischen, da in all den Jahren immer wiederholten, Bewegung griff Jack nach dem Funkgerät an seiner Brusttasche, die der Offizier ihm vor ihrer Abfahrt in die Hand gedrückt hatte.
"Klar und deutlich, General.", sprach der Colonel.
"Halten Sie Kurs auf das SGC, Dr. Jackson wird hoffentlich noch rechtzeitig zu ihnen stoßen."
O’Neill und Carter sahen sich verwundert an. Daniel? Was machte er denn hier? Sollte er nicht auf P4X331 sein, um dort nach einer brauchbaren Waffe, die sie gegen Anubis einsetzen konnten, zu suchen?

* Das kann nur bedeuten... *

~ Ich weiß. ~

Jack hielt den Blick seines Majors fest. "Aye, Sir. O’Neill Ende.", sagte er dann.
Selbst ohne ihre neue Fähigkeit die Gedanken des Anderen lesen zu können, hätten die beiden sich ohne Worte verständigen können. Auf ihre Weise. Es war paradox, dass ihnen das erst jetzt auffiel. Im Laufe der Jahre hatten sie eine Art stille Kommunikation entwickelt, auch wenn sie sich darüber nie im Klaren gewesen waren. Sie brauchten die Gedanken des Anderen gar nicht lesen zu können, sie verstanden sich auch ohne Worte.
Nur mühsam konnte Sam sich losreißen. Dieser intensive Moment hatte nur wenige Sekunden gedauert, vielleicht sogar weniger, doch er war ihr wie eine Ewigkeit vorgekommen.
Sie warf einen schnellen Blick auf ihre Uhr.
"Weniger als eine Stunde, Sir."
Jack bedachte sie mit einem seltsamen Seitenblick und fuhr dann schneller. Plötzlich dämmerte es ihr, dass sie wieder in das alte Colonel-Major-Rollenmuster gefallen war und sofort machte sich ein Schuldgefühl in ihr breit. Sie wollte gerade etwas sagen, als Jack auf einmal scharf nach rechts auswich. Sie wusste gar nicht, wie ihr geschah und schlug mit ihrem Unterarm heftig gegen die Autotür. Wäre sie nicht angeschnallt gewesen, hätte sie sich bei diesem riskanten Ausweichmanöver vermutlich den Hals gebrochen.
"Verdammt!", rief O’Neill erschrocken aus. "Alles in Ordnung, Carter?"
Sie spürte einen schwachen Stich. Er hatte ihr Rollenspiel also auch wiederaufgenommen. Sie seufzte innerlich. Es wunderte sie nicht einmal. Es war schon immer so zwischen ihnen gewesen und würde auch immer so sein. Das heißt, falls es ein immer noch geben würde. Eigentlich hatte sie sich damit abgefunden. Sie hatte ihn loslassen und einen neuen Abschnitt in ihrem Leben beginnen wollen, doch dann war ihnen diese Gedankenlesen-Sache dazwischen gekommen.
"Geht schon, Sir.", murmelte sie und hielt sich den schmerzenden Unterarm. Erst jetzt sah sie, was er da ausgewichen war und erschrak. Etwa einhundert Meter vor ihnen lagen mehrere Autos auf der Straße. Auf den ersten Blick mochte es wie ein normaler Unfall aussehen, doch bei genauerem Hinsehen, erkannte Sam, dass die Autos weder die Kontrolle verloren, noch ausgewichen, sondern angeschossen worden waren. Eindeutig eine starke Energiewaffe. Sam und Jack sahen sich mit Entsetzen in den Augen an. Der Angriff hatte bereits begonnen. Wie lange dauerte er wohl schon an? Auf ihrem Weg ins SGC waren sie kaum auf vielbefahrenen Straßen gefahren und sie wussten aus Erfahrung, dass die Goa’uld immer die größten Städte der Erde zuerst angriffen. Oder einfach die Orte, an denen sich viele Menschen tummelten. Wie hier zum Beispiel die Einfahrt zum Highway.
Hinter ihnen hupte es. O’Neill startete den Motor neu, drehte um und fuhr in die entgegengesetzte Richtung.
"Colonel?", fragte Sam verwirrt. Was hatte er nur vor?
"Wenn Daniel auf denselben Gedanken kommt wie wir, Carter, meinen Sie nicht, dass er dann auch den weniger befahrenen Weg wählen wird um nicht als Grillhühnchen bei uns anzukommen!?", erklärte ihr CO schnell und bog in eine Seitenstraße ab, indem er dem Motor das Höchste abverlangte.
Als Carter einen Blick gen Himmel warf, erschrak sie. Nicht nur, dass die Sonnenfinsternis bald ihren Höhepunkt erreichen würde, auch konnte man deutlich Anubis’ mächtige Mutterschiffe den Himmel verdecken sehen. Es war mittlerweile fast so dunkel wie in einer Nacht.
"Sam, Jack, wo seid ihr?", rauschte es durch das Funkgerät in der Brusttasche des Colonels.
"Auf dem Weg ins SGC, etwa dreißig Meilen von Colorado Springs entfernt. Auf einer Nebenstraße. Was ist mit dir, Daniel?", rief Jack und versuchte sich gleichzeitig auf den Verkehr zu konzentrieren.
"Ich bin gleich bei euch! Ich habe die Waffe der Furlinger dabei!"
"Und warum setzt du sie dann nicht ein!?", schrie Jack außer sich.
"Weil ich das nicht kann! Beeilt euch, ich erklär euch dann alles! Ende."
Sam warf ihm einen entsetzten Blick zu. "Das schaffen wir nicht mehr!"
Missmutig knirschte O’Neill mit den Zähnen. Der Angriff hatte bereits begonnen. Es würde nicht allzu lang dauern und Anubis hätte alle nennenswerten Städte der Erde mit seinen Superwaffen ausgelöscht. Danach würde er die unbesiegbaren Drohnen und Jaffa losschicken. Sie würden das Stargate-Center einnehmen und alle Menschen töten oder versklaven und zu ihren Wirten machen. Das war nicht der erste Goa’uld-Angriff den sie bereits vereitelt hatten, doch ihr Gegner war noch nie so mächtig gewesen. Sie mussten es einfach schaffen. Wenn Daniel Recht hatte und diese Waffe funktionierte, dann mussten sie sie so schnell wie nur irgend möglich aktivieren, um weitere Tote zu vermeiden. Entschlossen drückte Jack das Gaspedal durch.
"Das schaffen wir!", behauptete er und klammerte sich an die letzte Hoffnung die die Menschheit noch hatte, die Hoffnung, die Daniel bei sich trug. Sie mussten es einfach noch rechtzeitig schaffen.

Etwa eine halbe Stunde später kam ihnen ein Auto vom SGC entgegen.
"Das ist Daniel!", rief Sam erleichtert und hielt sich unbewusst den noch immer schmerzenden Arm. Vermutlich war er verstaucht, doch das war ihr im Moment egal. Sie konnte sich nicht erinnern jemals dermaßen glücklich über das Erscheinen des jungen Archäologen gewesen zu sein wie in diesem Augenblick.
Schnell stiegen sie alle drei aus und Daniel kam ihnen mit einem merkwürdigen Kästchen entgegengerannt.
"Das...ist die...Waffe!", keuchte er und hielt sie O’Neill hin. Dieser musterte ihn nur verständnislos.
"Das ist sie? Die mächtige Waffe der Furlinger? Warum konntest du sie nicht aktivieren?", fragte er.
Daniel holte tief Luft und begann mit seiner Erklärung. Er erzählte in Kurzfassung, wie er die Waffe gefunden hatte und dass sie im Altar versteckt gewesen war. Als er über die Genialität der Furlinger berichtete, diese mächtige Alientechnologie auf einem Planeten zu verstecken, wo keine Sonne schien, drängten seine zwei Gegenüber ihn, zu den wirklich wichtigen Fakten zurückzukehren. Unwillkürlich musste er lächeln. Sie waren sich in den sieben Jahren so ähnlich geworden. Vermutlich war ihnen das nicht einmal bewusst. Er nahm seine Ausführungen wieder auf und endete mit dem Satz "...und nur ihr beide könnt die Waffe bedienen."
"Was!?", riefen Sam und Jack wie aus einem Mund, ohne sich ihrer Worte bewusst zu sein.
"So lautet die Prophezeiung!", erläuterte Daniel und hüpfte ungeduldig von einem Bein auf das andere. "Das Vermächtnis der Furlinger."
Verwirrt hob O’Neill die Hände. "Okay. Das Ganze bitte noch einmal langsam. Wir...", er zeigte zwischen Sam und sich hin und her. "Wir sind in einer uralten Prophezeiung genannt?"
Daniel seufzte. Das durfte doch nicht wahr sein! Verstanden sie es wirklich nicht, oder wollten sie nur nicht!?
"Also gut. Hört zu, die Prophezeiung lautet:

Wenn Dunkelheit regiert die Welt,
Das Licht der Sonne nichts mehr erhellt.
Wenn alles dem Untergang geweiht,
Kein Funken Hoffnung in den Herzen verweilt,
Wie tiefste Dunkelheit der Nacht.
Ihre wahren Gefühle zutage gebracht.
Haben zwei Seelen sich gefunden,
Durch das Schicksal aneinander gebunden.
Das Licht der beiden Monde
Im entscheidenden Augenblick über ihnen thronte.
Ihr Blut den Altar der Weisen getränkt,
Nur ihre gemeinsame Kraft die mächtige Waffe lenkt. "

Er sah die beiden abwartend an. "Habt ihr es jetzt verstanden!? Nur ihr beide könnt die Waffe benutzen, weil euer Blut auf dem Altar vergossen wurde. Ihr seid durch das Schicksal aneinander gebunden."
"Woah, woah, woah, halt, Spacemonkey, schön langsam!", rief Jack und sah regelrecht entsetzt aus. "Durch das Schicksal aneinander gebunden? Wahre Gefühle zutage gebracht? Gemeinsam Kraft? Für mich klingt das eher nach einem schlechten Gedicht als nach einer Prophezeiung. Bist du sicher, dass du die richtige erwischt hast?"
Entnervt wollte Daniel etwas erwidern, doch langsam riss ihm sein Geduldsfaden. Das Schicksal der Erde stand hier auf dem Spiel, verdammt! Konnten die beiden nicht wenigstens kurz vor dem Untergang zu ihren Gefühlen stehen!? Entschlossen drückte er Jack einfach das metallene Kästchen in die Hand und wandte sich ab.
"Klärt das unter euch! Aber schnell, wenn ich bitten darf!", rief er und ging zu seinem Wagen. Er konnte nur hoffen, dass sie schnell zur Vernunft kommen würden, dachte er, und fuhr los. Wenn die Welt schon untergehen sollte, wollte er seine letzten Minuten wenigstens an einem schönen Ort verbringen als mitten auf der Straße.
Unterdessen starrten Sam und Jack zuerst sprachlos Daniel hinterher und dann auf das Kästchen. Von ihm ging ein warmes, angenehmes Leuchten aus.
"Hören Sie, Carter, das was Daniel da eben...", begann Jack zögerlich, brach dann jedoch ab und sah sie verlegen an. Erst jetzt fiel ihm auf, dass sie seit Daniels wilden Erklärungen kein Wort mehr gesagt hatte. Genauso wie er bemerkte, dass sie auf einmal nicht mehr gegenseitig ihre Gedanken lesen konnten. Was war hier eigentlich los?
"Er hat Recht.", flüsterte Sam leise. Sie sah ihren Colonel nicht an, sondern fuhr vorsichtig über die Oberfläche des Kästchens, dessen Leuchten plötzlich stärker wurde. Als er nichts erwiderte hob sie den Kopf und sah ihn an.
"Daniel hat Recht. Es passt alles zusammen. Die Dunkelheit, die Sonnenfinsternis, dass alles dem Untergang geweiht ist, sogar die Sache mit dem Blut und den beiden Monden." Sie lachte freudlos.
Langsam fuhr er sich mit der Zunge über die trockenen Lippen ohne ihren Blick dabei loszulassen.
"Und die andere Sache? Mit den...Gefühlen und...dem Schicksal?", fragte er vorsichtig, fast zögernd.
Langsam trat sie einen Schritt auf ihn zu, so dass sie sich jetzt gegenüberstanden und legte ihre Hände auf das Wärme ausstrahlende metallene Kästchen.
"Das...ist ebenfalls wahr...Jack" Ihre Stimme war so leise, dass er sie kaum verstehen konnte.
Mit einem Mal sogen beide erschrocken Luft ein, als sie einen scharfen Schmerz in ihren Handflächen spürten. Erstaunt und verwirrt sahen sie sich an. Ihre Hände wiesen dieselbe saubere Schnittwunde auf, wie noch vor wenigen Wochen auf P4X331, mit dem Unterschied, dass ihr Blut nicht über den Altar lief, sondern über das Kästchen, das O’Neill hielt. Als hätte irgendeine Reaktion stattgefunden, erstrahlte die Schatulle plötzlich in gleißend hellem Licht. Es blendete und umfasste sie. Es löschte alles aus ihrer Umgebung mit einem Schlag aus, so dass es ihnen vorkam, als hätte man sie in einen weiten Raum aus purem Licht transportiert. Dem war natürlich nicht so, sie spürten noch immer den Boden unter ihren Füßen, konnten die vertrauten Geräusche ausmachen, doch es erschien ihnen unwirklich. Sie konnten nichts sehen, außer sich selbst und das in voller Pracht erstrahlte Kästchen, das spürbare Energiewellen von sich gab, so dass ihre Nackenhärchen sich sträubten. Verwundert sahen sie sich an. Offenbar hatte Daniel mit seinen Übersetzungen und Interpretationen Recht gehabt. Doch auch wenn die Waffe Energiewellen aussandte, so hatte sie noch nicht ihre volle Kraft entwickelt. Etwas fehlte in der Prophezeiung. Ein elementares Teilchen, dass sie erst zu ihrer Erfüllung bringen würde. Carter und O’Neill ahnten um was es sich handeln musste, dennoch traute sich keiner von ihnen, den Anfang zu machen.
"Sam.", sagte Jack nur und sah sie an. Er sah sie an, wie er sie schon unzählige Male in den ganzen Jahren ihrer Zusammenarbeit angesehen hatte und sie erwiderte den Blick wie sie es schon unzählige Male getan hatte. Mit einem Unterschied. Diesmal fühlte sie keine Reue. Keine Schuldgefühle. Kein schlechtes Gewissen, das sie an die Regeln und ihre Ränge erinnerte. All das gab es hier nicht. Hier war nur pures, warmes, helles Licht.
Sie waren sich nie der Gefühle des anderen sicher gewesen, hatten sich nie sicher sein können, doch jetzt war alles da. Sie konnten in diesem Augenblick nichts voreinander verbergen. Weder ihre Gefühle, noch ihre Gedanken, Wünsche, Sehnsüchte und Hoffnungen, auch ohne die Gabe, Gedanken lesen zu können. Und plötzlich, ja, auf einmal war alles ganz einfach. Es war schon immer einfach gewesen, nur hatten sie es nie verstanden – verstehen wollen.
Mit einem Mal war die außerirdische Schatulle verschwunden.
Jack trat zu Sam. Er strich ihr sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht, streichelte ihre Wangen, ihren Hals. Vorsichtig grub sich seine Hand in ihr Haar und zog sie näher zu sich heran. Sie konnten den Lärm außerhalb, der Anubis’ Angriff begleitete, mehr erahnen denn hören, doch sie kümmerten sich nicht darum. Sams Hände lagen locker auf seiner Hüfte. Ohne den Blickkontakt zu unterbrechen und ihnen damit diesen wunderbaren, intimen Moment zu nehmen, beugte er den Kopf. Er küsste sie sanft auf den Mund. Zog sich zurück. Nur damit sie ihn zu sich heranziehen und seine Lippen mit den ihren versiegeln konnte.
Sie taten das, was sie schon immer tun wollten, seit sie sich das erste mal begegnet waren. Sie genossen die kurzen, magischen Augenblicke, die ihnen blieben. Sie waren das, was sie nie hatten zeigen wollen. Dürfen. Sie waren einfach nur zwei Menschen, die sich liebten. Nicht mehr und nicht weniger. Und sie waren sich nie zuvor so nahe gewesen, wie in diesem Moment. Hier und jetzt zählten weder ihre Ränge, noch die Regeln. Hier gab es nur sie selbst und sie vergaßen alles um sich herum. Die Erde, Anubis’ Angriff, dass sie unter dem Einfluss einer außerirdischen Technologie standen. Einfach alles.
Ohne dass sie es bemerkt hatten, war das metallene Kästchen verschwunden. Alles war von gleißendem Licht umgeben. Die Prophezeiung hatte sich erfüllt. Zwei Seelen hatten zueinander gefunden und waren auf ewig verbunden. Durch Blut, das Schicksal, Liebe. Das war das Vermächtnis der Furlinger.
Doch ist das wirklich das Ende?

© 2004 Phoebe

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